Kickenberg 25
Transcription
Kickenberg 25
Nummer 25 Dezember 2012 Neue Folge DER KICKENBERG Osterfelder Heimatblatt Die Zeitschrift "Der Kickenberg" Die Künstlerin Katja Fliß Der Hochbunker an der Bottroper Straße Die Robinie Die Heidekirche St. Josef Das Fundstück Bewegte Bilder in Osterfeld Liedtext "Oberhausen" Die ersten gepflasterten Straßen Die alte Postkarte Die WEGO Dat Vertellstöcksken Villa Hügel auf dem Donnerberg? Kurzmeldungen Die Wanderkarte Die Zeche Jacobi Veranstaltungskalender Auflage 3500 Exemplare – kostenlos für Osterfelder Bürger DER KICKENBERG Osterfelder Heimatblatt Zum Geleit Rot-Weiß Die Kabarettistin und Regisseurin Gerburg Jahnke studierte Kunst und Germanistik mit dem Ziel, Kunstlehrerin zu werden. Nach dem ersten Staatsexamen erkannte sie, dass ihre Stärken mehr auf kabarettistischem als auf pädagogischem Gebiet lagen. Zwischen 1985 und 2005 begeisterte sie zusammen mit Stephanie Überall als Frauenkabarettduo "Missfits" sowohl auf ihren Deutschlandtourneen live auf der Bühne als auch bei Fernsehauftritten ihr Publikum. 2004 zeichnete der Verein Pro Ruhrgebiet beide Künstlerinnen mit dem Ehrentitel "Bürgerin des Ruhrgebiets" aus. Auch nach 2005 bleibt Gerburg Jahnke dem Kabarett treu. Unter anderem moderiert sie die Fernsehsendung "Ladies Night" im WDR und inszeniert Theaterstücke im Ebertbad. Sie schreibt: Hier sind weder Rot-Weiß Oberhausen noch Pommes mit Ketschup und Majonäse gemeint, sondern die Farben Osterfelds. Der Gruß Da ich in Osterfeld zur Welt gekommen bin, meine Oma, meine Eltern und andere Familienmitglieder in Osterfeld lebten und noch leben, meine Schwester auf der Burg Vondern ihre Hochzeitsparty gefeiert hat, mein erster Vollrausch am Osterfelder Markt in einer Kneipe stattfand, mein erster Kuss in einem Park in Osterfeld, meine erste und größte Kastaniensammlung unter einer Osterfelder Allee angelegt wurde, meine Kindheit unter dem abendlichen Abstich-Licht der Osterfelder Zeche stattfand, und weil ich immer noch gerne durch die Straßen fahre und mich freue, wenn wieder etwas Neues entsteht, wenn ich Engagement und positive Veränderungen sehe, und weil das alles so ist und der liebe Gott sich sowieso mit den Mädels aus dem Kohlenpott besondere Mühe gegeben hat, ist jetzt endlich mal ein Gruß fällig: An Osterfeld, und speziell an sein Heimatblatt, den KICKENBERG! Glück auf Gerburg Jahnke Erinnern Sie sich? Am 11. März 1989 wurde im umgebauten Ebertbad in Oberhausen ein Theater eröffnet, das sich mit der Zeit zu einem bekannten Veranstaltungsort für Kleinkunst entwickelte. Impressum Der Kickenberg ISSN 1864-7294 Nächste Ausgabe: März 2013 Herausgeber: Osterfelder Bürgerring e.V. Postfach 120 347 46103 Oberhausen Tel.: 0208 / 81 08 59 40 E-Mail: buergerring@oberhausen-osterfeld.de Die Farbe Rot erinnert an die Jahrhunderte alte Zugehörigkeit Osterfelds zu Westfalen, während die Farbe Weiß oder Silber in der Heraldik eine Metallfarbe bedeutet. Damit ist das Osterfelder Wappen angesprochen. Das preußische Staatsministerium genehmigte es am 1. März 1923 der Stadt Osterfeld. Die damalige Bürgerschaft war stolz auf Fahne und Wappen. Wie sieht es bei den heutigen Osterfeldern aus? Können sie mitvollziehen, was die Bläck Fööss über ihre Stadt Köln singen und was ich auf Osterfeld beziehen möchte? "Rot und Weiß, wie lieb ich dich. Rot und Weiß, ich gäb das letzte Hemd für dich. Rot und Weiß ist unsere Fahne. Rot und Weiß, du bist Gesetz. Rot und Weiß schlägt das Osterfelder Herz." Heinrich J. Bahne -3- Internet: www.oberhausen-osterfeld.de Redaktionelle Beiträge stehen in der alleinigen Verantwortung des Verfassers und geben nicht zwingend die Meinung des Herausgebers wieder. Redaktion: Arbeitskreis Heimatkunde Heinrich J. Bahne Axel Brinkmann Dirk Hellmann Reinhard Gebauer Andreas Kamp Wilfried Kastner Josef Kortz Günter Lohmar Marianne Michael Katharina Ombeck Fritz Pamp Walter Paßgang Renee Radermacher Hans Real Wilhelm Schulte-Hubbert Michael Tomec Klaus Weinberg Kontakte: Osterfelder Bürgerring e.V. Redaktion Der Kickenberg Postfach 120 347 46103 Oberhausen Telefon: 02041 / 25810 E-Mail: kickenberg@oberhausen-osterfeld.de info@kickenberg.de Satz und Layout: Josef Kortz Druck: Walter Perspektiven GmbH Pfälzer Straße 78 46145 Oberhausen Internet: www.wa-p.net Auf chlorfreiem Papier gedruckt Ausgabe - Dezember / 2012 Kickenberg Ein Berg aus Papier – der Kickenberg In den dichtbesiedelten Stadtteilen des Ruhrgebietes gibt es nicht viele Aussichtspunkte, von denen man einen weiten Blick ins Umland hat. Dazu muss man sich normalerweise schon die Mühe machen, eine Halde hinauf zu steigen. In Osterfeld existiert eine Ausnahme von dieser Regel, der Kickenberg mit seiner Kickenbergstraße. Wenn man vom Revierpark die Bottroper Straße hinunter fährt, kann man plötzlich weit am Gasometer vorbei in Richtung Duisburg sehen. Ist man zu Fuß, dann hat man unterhalb des Friedhofes einen relativ freien Blick über Teile von Osterfeld. In Richtung Südosten kann man die steile Beckstraße hinunter über Kanal und Emscher hinweg bis nach Essen-Frintrop schauen. Diese seltenen Möglichkeiten der Fernsicht bietet der Kickenberg, einer der höchsten Punkte unseres Stadtteils. Weitsichtigkeit gibt es aber auch im übertragenen Sinne, z.B. bei der Lebensplanung, im Beruf, sogar im alltäglichen Kleinkram. Vielleicht hatte der Vorstand des ersten Osterfelder Heimatvereines Mitte der fünfziger Jahre genau solche Gedanken, nämlich die Verbindung dieser konkreten Anhöhe mit der symbolischen Bedeutung ihres Namens. Jedenfalls tauften sie damals ihr Mitteilungsblatt "Der Kickenberg". Wenn man ihn sorgfältig las, dann erweiterte sich der Horizont tatsächlich. Es gab Artikel über Reisen in ferne Kontinente. Es wurde aus längst vergangenen Osterfelder Tagen erzählt und ganz wichtig waren auch die kommunalpolitischen Standpunkte. Sie waren den Herausgebern ein derart starkes Anliegen, dass man sie einmal in einer Auflage von 30.000 Exemplaren verbreitete. Offensichtlich war die Eingemeindung von Osterfeld so traumatisch, dass sie auch fast dreißig Jahre später noch große Unzufriedenheit hervorrief. Kurz, dieser Kickenberg aus Zeitungspapier half dem Osterfelder Leser zu einer Erweiterung des Blickfeldes, so wie es der eigentliche Kickenberg dem Spaziergänger auch ermöglichte. Heute mag er altmodisch wirken, damals war er auf der Höhe seiner Zeit. Ausgabe – Dezember / 2012 Dementsprechend beliebt war diese Stadtteilzeitung. Sie war zwar nur vier Seiten stark, aber die Forderung nach Stärkung der Selbstverwaltung von Osterfeld wurde darin mit Vehemenz und deutlichen Worten vorgetragen. In der Paarung mit "Dönekes" aus dem alten Osterfeld, mit der Vorstellung von gut bekannten, schrulligen Bewohnern und aktuellen Berichten war die Doppelseite im Format einer Zeitung informativ und höchst unterhaltsam. Trotz dieser wohltuenden Wirkung war dem gedruckten Kickenberg nur ein kurzes Leben beschieden. Es gab, beginnend mit dem Januar 1956, dreizehn Ausgaben des Heimatblattes und die kamen meist in monatlichen Abständen heraus. Dieser Aufwand ließ sich auf Dauer bei der geringen Zahl von Mitarbeitern nicht leisten. Es waren der Rechtsanwalt Weckmüller, Professor Glässer, Kaplan Küper, Heinz Heitmann und Dr. Willi Schmitz. Selbst wenn hier noch der eine oder andere Name fehlen sollte, ein derartiges Projekt war nicht mit so wenigen Personen durchzuhalten. Dessen waren sich die Macher auch durchaus bewusst. Sie warben schon in der ersten Ausgabe um weitere Helfer. Erschwerend kamen beruflich bedingte Umzüge aktiver Mitarbeiter hinzu und leider auch ein Todesfall. Schon nach knapp eineinhalb Jahren wurde das Blatt eingestellt und es gab nur noch den geografischen Kickenberg. Auch um den rührigen Heimatverein wurde es bald stiller. Die Ruhephase dauerte Jahre. Andererseits blieb die Entwicklung nicht stehen, der allgemeine Wohlstand wuchs. Bald gingen die Deutschen zum Fernsehen nicht mehr in die nächste Kneipe, sondern ins Wohnzimmer. Die röhrenden Hirsche verschwanden von den Zimmerwänden und mussten Platz für die blauen Pferde von Franz Marc machen (oder für luftig gekleidete Zigeunerinnen). Vor immer mehr Häusern stand ein Auto. Der Anteil der Freizeit stieg, ebenso die Löhne. In den siebziger Jahren betrug die Rentenanpassung mehrmals 11%. Lassen sie das nur nicht ihre riesternden Enkel wissen. Doch das das Ende der scheinbar unendlichen Aufwärtsentwicklung hatte schon begonnen und zum Schluss erlitt Osterfeld den sehr schmerzhaften Verlust von über fünftausend Arbeitsplätzen Im Laufe der Jahre hatte sich auch die Bevölkerungsstruktur nachhaltig verändert. Die Bewohner waren nun häufig Senioren oder Frührentner und der Anteil der nicht in Deutschland geboren Mitbürger näherte sich gefühlt der 30%-Marke. -4- Der zuletzt etwas angestaubt wirkende Heimatverein war inzwischen durch den Osterfelder Bürgerring mit einem moderneren Image ersetzt worden. Im September 1979 hatte sich die WEGO als Interessengemeinschaft der Osterfelder Kaufleute gegründet. Das Stadtfest wuchs und gedieh, die Burg Vondern wurde dank des Engagements hauptsächlich Osterfelder Bürger gerettet und neben dem traditionellen Kinderkarnevalszug traten diverse Veranstaltungen, die nun Events genannt wurden. Heute ist mit dem Oldtimertreffen, der Halloweenkostümierung, dem Einschalten der Weihnachtsbeleuchtung, dem Burgfest, den riesigen Musiktreffen im Olgapark und, und, und, immer etwas los in Osterfeld. Allein die Veranstaltungen im Revierpark können schon den Terminkalender füllen. Nur ein neues Stadtmagazin, ein Sprachrohr der Bürger und Institutionen, das fehlte all die Jahre. Es ist einfach nett, wenn man die aktuellen Ereignisse noch einmal in Wort und Bild in Ruhe nachlesen kann, wenn man unterhaltsam an die früheren Zeiten erinnert wird oder Vereine samt ihrer Vergangenheit plastisch vor Augen treten. Viele ältere Einwohner dachten mit Wehmut an den Kickenberg zurück. Vermutlich steckte sogar ein bisschen Psychologie hinter diesem Gefühl. Die alte Zeitschrift des Stadtteils Osterfeld war das Symbol für eine Zeit des Wohlstandes und der Ordnung. Als die Schornsteine rauchten, da gab es noch Kinos in Osterfeld und Cafés. Fachgeschäfte florierten und nur, wenn die Markthändler ihre Stände leer räumten, sah man "Leerstände". Doch die Wiedergeburt des KICKENBERG als Zeitschrift lag bereits in der Luft, es fehlte nur noch der zündende Funke. Unabhängig von den Aktionen der Bürgerringes und der WEGO traf sich ab 2004 im Haus Ripshorst an der Ripshorster Straße ein unauffälliges Trio von Heimatfreunden. Diese Männer der ersten Stunde waren Heinrich Bahne, Hans Real und Michael Tomec. Zwei Jahre später ist aus der winzigen Keimzelle bereits eine Gruppe geworden. Kickenberg Einige Stationen auf dem Weg zu einer neuen Ausgabe -5- Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Sie tauschten sich über naturkundliche und historische Themen aus. Durch persönliche Bekanntschaften wuchs die Keimzelle von drei Personen langsam aber stetig. In diesem Stadium sind sie noch für die Öffentlichkeit unsichtbar. Es wird ihnen jedoch mit der Zeit klar, dass man am besten mit einer Zeitschrift die Anliegen der Heimatkunde und des Naturschutzes in die Bevölkerung tragen kann. Als einer der Neulinge Mitglied des Bürgerringes war, da ist der entscheidende Moment gekommen. Durch diese doppelte Mitgliedschaft entsteht eine Verbindung von Heimatkundegruppe und Bürgerring. Nun ist die Idee, eine Zeitschrift speziell für Osterfelder herauszugeben nicht nur naheliegend, sondern auch realistisch. Die stillen Heimatkundler können ihre Arbeiten einem größeren Publikum anbieten und der Bürgerring hat endlich wieder ein schriftliches Organ. Also fungiert der Bürgerring als Herausgeber und die Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde ist für die Inhalte zuständig. Den Reiz aber macht nicht das sogenannte Outfit aus, sondern der Inhalt. Darin sind sich alter und neuer Kickenberg ähnlicher als in ihrem Aussehen. Die alles entscheidende Frage ist aber noch zu lösen: die Finanzierung. Dies geschieht durch die Aufnahme von Werbung. Die persönlichen Kontakte des damaligen Vorsitzenden sind dabei eine wertvolle Starthilfe. (Heute gibt es genug Firmen und Geschäftsleute, die gerne die Popularität des neuen KICKENBERG für ihre Anzeige nutzen.) Die Namengebung war verglichen mit der Finanzierung ein leichtes Spiel. Der Name bot sich bei dem guten Ruf der alten Zeitung geradezu an: "DER KICKENBERG, Osterfelder Heimatblatt". Oft werden die Aktiven der Redaktion von ihren "Kunden" gefragt: "Wann kommt denn endlich der neue Kicker heraus?" Wenn es dann soweit ist, geht die Jagd los. An vielen Ausgabestellen sind die Exemplare schon nach kurzer Zeit vergriffen. Deshalb bot einmal ein ganz findiger Zeitgenosse einzelne Stücke schon bei e-bay zum Kauf an, während sie noch in den Geschäften der WEGO kostenlos auslagen. Zwei Jahre nach den ersten Treffen hatte sich die Urgruppe der Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde schon mehr als verdoppelt und alle Beteiligten können nur gewinnen bei dieser Wiedererweckung der Heimatzeitung; soweit die Theorie. Es gab allerdings die bittere Erinnerung an das Strohfeuer des ersten Versuchs vor ziemlich genau fünfzig Jahren. Würde es diesmal länger halten? Der Bürgerring Osterfeld wollte sich nicht vor aller Welt blamieren. So nahm er der Arbeitsgemeinschaft Heimatkunde das Versprechen ab, mindestens drei Ausgaben zu produzieren. Es wurde gegeben - und auch gehalten. Inzwischen sind sechs Jahre ins Land gegangen und 25 Ausgaben des neuen KICKENBERG wurden hergestellt, viermal im Jahr lautet der neue Rhythmus. Das ist vielen Lesern, die begierig jeder neuen Ausgabe entgegenfiebern, oft zu wenig. Die Neuausgabe ist rein äußerlich kaum noch mit ihrem Vorgänger zu vergleichen. Sie wird auf Hochglanzpapier in einem modernen Erscheinungsbild aufgelegt. Ausgabe – Dezember/ 2012 Erneut wird eine vielseitige, bunte Mischung an Themen angeboten; für jedes Interesse ist etwas Passendes dabei. Ob alte Zeiten, Künstler, Termine, ob Kirchen, Sänger, Sportler, ob Bäume, Bäche, Mühlen; bei der Themenwahl gibt es keine Berührungsängste. Sogar ein kurzer Text in Plattdeutsch ist in jeder Ausgabe zu finden. Auch aktuelle Ereignisse sind behandelt. Im Laufe der Jahre musste die Auflage wegen der steigenden Nachfrage mehrmals erhöht werden von ursprünglich 2 000 auf 3 500 Exemplare. Auch der Umfang hat sich nahezu verdreifacht. Ein technisches Detail hat zu einer grassierenden Sammelwut vieler Leser geführt: die beiden kleinen Metallösen am Rand. Dadurch ist jede Ausgabe leicht in einem Ordner einzuheften, ohne dass man sie lochen müsste. Daher gibt es immer wieder verzweifelte Nachfragen nach fehlenden Nummern. Eine vollständige Sammlung mit allen Ausgaben hat bei Osterfelder Heimatfreunden inzwischen Seltenheitswert und Kultstatus. Am erstaunlichsten ist allerdings die Verbreitung des KICKENBERG rund um den Erdball. Da jede Ausgabe im Internet zu lesen ist, scheint das auf den ersten Blick nichts Besonders zu sein. Die Mitarbeiter erhalten jedoch immer wieder Rückmeldungen, dass die Exemplare mit der Post an Verwandte in Deutschland, aber auch nach Australien, England, Kanada und Südamerika geschickt werden. Dort warten anscheinend verstreute Ex-Osterfelder darauf, ein Stückchen Heimat in den Händen zu halten. -6- Nun ist es altbekannt, dass bei Misserfolgen einer der Sündenbock sein muss. Der Erfolg aber, der hat gern viele Väter; da möchte jeder dabei sein. Im Falle der Erfolgsgeschichte KICKENBERG ist es aber tatsächlich so. Die Redaktionsgruppe ist permanent gewachsen und besteht inzwischen aus 17 Personen. Die haben unterschiedliche Themenschwerpunkte oder Aufgaben; denn Artikel zu schreiben, das allein macht noch keine Zeitschrift. Was die Leser da am Ende der Wartezeit vor sich haben, ist das Ergebnis aufwändiger Recherche und technischer Bearbeitung. Mal sitzen die Verfasser der Artikel stundenlang allein im stillen Kämmerlein vor alten Akten oder reden mit alten Leuten, mal besprechen sie in der Gruppe die Details, ebenfalls stundenlang. Wenn die Texte endlich verfasst und getippt sind, müssen sie noch in die Spalten übertragen werden, Fotos werden eingefügt, die Werbung sinnvoll verteilt. Das alles geschieht natürlich mit Hilfe des PC. Der ist allerdings nur schnell und praktisch, schlau ist er leider nicht. Also muss noch jedes Wort auf Fehler geprüft werden. Wenn nach Monaten der Vorbereitung die neueste Ausgabe abgespeichert ist, werden alle Seiten auf eine CD gebrannt und diese in der Druckerei auf die Theke gelegt. Nun haben die Beschäftigten dort alle Hände voll zu tun. Nach knapp vierzehn Tagen liegen die neuen Exemplare zum Verteilen auf der Holzpalette und werden in Windeseile ausgetragen. Während die Leser in dem neuen KICKENBERG blättern, sammeln die aktiven Redakteure bereits das Material für die nächste oder übernächste Ausgabe. Man darf dem Kickenberg ruhig ansehen, dass er seriös hergestellt wird und viel Arbeit darin steckt. Deshalb muss man die Mitarbeiter jedoch keineswegs bedauern. Die Resonanz der Leser ist so überwältigend und anhaltend positiv, dass niemand seinen Einstieg in das Team und den andauernden Aufwand bereut. Hinzu kommt ein angenehmes "Betriebsklima". Da alle Beteiligten durch ihr gemeinsames Interesse an der Heimatkunde verbunden sind, gibt es keine Konkurrenz und keine Hierarchie. Innerhalb der Gruppe hilft man sich gegenseitig mit Hinweisen und Material. Alte Fotos und Bücher werden ausgetauscht oder Duplikate verschenkt. Es macht sehr viel Spaß, diesen speziellen Berg aus Papier, den KICKENBERG, das Osterfelder Heimatblatt, für die interessierten Einwohner herzustellen. Klaus Weinberg 3LODUV 3ODXGHUVWEFKHQ 7ULQNKDOOH±%LVWUR±+HLPDQJHO ,QKDEHULQ 3LODU.RUW] %HUJVWUDH 2EHUKDXVHQ 7HO ZZZRVWHUIHOGZHVWIDOHQGH 0HLVWHUEHWULHE )ULHGULFK)XQNH*PE+ *DV:DVVHU XQG6DQLWlU$QODJHQ +HL]XQJXQG .OHPSQHUHL )DFKPlQQLVFKH 3ODQXQJXQG %HUDWXQJ 6LHHUUHLFKHQXQV (OSHQEDFKVWUDH 2EHUKDXVHQ 7HO ,QWHUQHW ZZZIXQNHJPEKGH IXQNHJPEK#DUFRUGH Kickenberg St. Josef Osterfeld Kirche zwischen Osterfeld und Sterkrade Die nunmehr hundertjährige Kirche St. Josef auf der Osterfelder Heide, meistens kurz Heidekirche genannt, verdankt ihre Entstehung dem enormen Bevölkerungswachstum in Osterfeld in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Industrie blühte auf und zog immer mehr Menschen ins Revier. Religion bedeutete den Menschen damals viel, sie gab Antworten auf die Fragen des Lebens und stellte die Verbindung zwischen den Menschen her. Treffpunkte waren die Gottesdienste in den Kirchen, die schnell zu klein wurden, sowie Vereine, die dem Zerfall der Großfamilien mit neuem Zusammenhalt begegnen wollten. In Osterfeld wurde 1893 die alte Pankratiuskirche abgerissen und an ihre Stelle die heutige große Kirche gesetzt. Ebenso ging es in Sterkrade zu, wo die alte Clemenskirche nicht mehr genug Platz für die Gläubigen bot und 1872 auf dem Platz der abgerissenen Kirche ein größerer Neubau geschaffen wurde. Zudem wurden neue Kirchen gebaut in den Gebieten, in denen sich immer mehr Arbeiter mit ihren Familien niederließen, so im Jahre 1900 die Auferstehungskirche für die zunehmende evangelische Bevölkerung an der damaligen Sterkrader Straße, heute Vestische Straße, die St. Antoniuskirche auf der Klosterhardt (Kickenberg Nr. 21) und die Kirche St. Josef auf der Osterfelder Heide. Die GHH hatte zwischen Osterfeld und Sterkrade seit 1846 die Arbeitersiedlung Eisenheim errichten lassen. Sie ist die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets und eine der ältesten erhaltenen Arbeitersiedlungen in Deutschland. Etwa 1200 Menschen lebten in diesen Häusern. Die Einwohnerzahl Osterfelds schnellte von 775 im Jahre 1845 auf 6 943 Personen im Jahre 1897 hoch. Bis 1903 baute die GHH für die wachsende Belegschaft der Zeche Osterfeld die Siedlung Eisenheim II mit weiteren 30 Häusern. In ihr fanden zum großen Teil angeworbene Arbeiter aus den preußischen Ostgebieten Wohnraum. Sie lebten hier zum Teil mit ihren Familien, zum Teil waren sie als "Kostgänger" in Familien untergebracht. Im Jahre 1900 betrug die Einwohnerzahl Osterfelds schon 12 177, und noch war ein Ende der Zuwanderung nicht in Sicht. Bis 1910 baute die GHH in der Kolonie Stemmersberg 98 Häuser mit 392 Wohnungen. In Osterfeld war der Anteil der polnischsprachigen Bürger vergleichsweise hoch. Ausgabe – Dezember / 2012 Bürger polnischer Abstammung gründeten kirchliche Vereine, so im Jahre 1900 den Verein "St. Joseph" und den Gesangverein "Stern der Einigkeit". Die Zuwanderer bildeten kulturell ein buntes Gemisch, damit waren Verständigungsprobleme unvermeidlich. Eine sinnvolle Seelsorge konnte von der Mutterpfarrei St. Pankratius allein nicht mehr geleistet werde. In diese Gemengelage hinein erfolgte die Gründung der Rektoratsgemeinde St. Josef. Die Wahl des Namens war nicht ohne Bedeutung. Der Heilige Josef galt als Schutzpatron der Arbeiter. Keinem anderen Heiligen sind im Raum Oberhausen mehr Kirchen geweiht worden als ihm: St. Josef in Buschhausen (entstanden 1903–1904), St. Josef in Schmachtendorf, St. Josef in Styrum (Gründungsdatum 23.10.1862). Dazu kommen noch zwei Krankenhäuser, das St. Josefs Hospital in Oberhausen (heute Teil der Katholischen Kliniken) sowie das St. Josefs Hospital in Sterkrade (heute St. Clemens Hospitale). Am 2. Juni 1900 konstituierte sich der Pfarrbauverein. Der Landwirt Franz Freitag schenkte der Gemeinde den Grund und Boden und spendete dazu noch den Hochaltar. Am 3. Oktober 1909 konnte Pfarrer Strumann von St. Pankratius den Grundstein legen. Der Termin war wohl nicht zufällig gewählt, sondern im Hinblick darauf, dass genau 30 Jahre zuvor die erste Kohle auf der Zeche Osterfeld gefördert worden ist. Für eine Kirche im Bereich der Arbeitersiedlung ein symbolträchtiges Datum! Aufnahme von 1912 In nur 12 Monaten entstand das neue Kirchengebäude. Als Architekt war Franz Lohmann aus Recklinghausen tätig, der hier schon zuvor erprobte Kirchbauelemente vereinigte. Er baute eine kreuzförmige Basilika im neuromanischen Stil. Die Ziegel für diese Kirche wurden in der Dampfziegelei J. Theilemeier an der Ziegelstraße hergestellt. Die Bauausführung lag bei Franz Kleinebrockhoff. Die Inneneinrichtung entsprach den Vorstellungen der damaligen Zeit. Die Kirche wurde ausgemalt, Seitenaltäre wurden beschafft, ebenso 3 Glocken, Bonifatius, Ludgerus und Ida, im Jahre 1924. Kircheninneres 1936 In seiner Ansprache betont Pfarrer Strumann: "Zunächst wird diese Kirche erbaut für die Bewohner der Heide, für alle die, die im Schulbezirk Osterfelder Heide wohnen. Freilich weiß man noch nicht, was dieser Gegend und diesem weiten Feld die Zukunft bringen mag. Nach menschlichem Ermessen wird die Kirche hier wohl nicht allzu lange in Einsamkeit stehen." Osterfelder Heide, Rektoratskirche mit Rektorat -8- Alter Josefsaltar Kickenberg Als Pfarrrektor betreute der Geistliche Alfred Borchelt die Gemeinde. Er wurde auch ihr erster Pfarrer, als sie 1922 ihre Selbstständigkeit erhielt. Kaplan war in dieser Zeit Alfred Pothmann, der spätere Essener Domkustos und Verfasser vieler Bücher über das Bistum Essen und seine Kunstschätze. Die Gemeinde entfaltete in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg ein reges Leben auf der Heide. Kriege und Kriegsfolgen hatten schlimme Auswirkungen. Viele Männer der Gemeinde wurden während der beiden Weltkriege eingezogen, nicht wenige kamen nicht mehr oder verwundet zurück. In der Nazizeit mussten kirchliche Vereine ihre Zusammenkünfte aufgeben, der Jugendseelsorger Fritz Klümpen wurde aus Oberhausen ausgewiesen und ihm wurde das Betreten des Rheinlandes verboten. Die Kriegsschäden waren erheblich. Bei einem Bombenangriff kamen in Eisenheim viele Personen um. Am 28.12.1945 stürzte der Helm des Kirchturms plötzlich um und durchschlug das Dach des südlichen Seitenschiffes. Damit kamen weitere unvorhergesehene Kosten auf die Gemeinde zu. Der Helm des Kirchturms konnte nicht mehr in seiner ursprünglichen Form aufgebaut werden. Diese Umgestaltung ging vielen in der Gemeinde zu weit, heute noch heißt es: "diese Bilderstürmer". So ist es nicht verwunderlich, dass man – wie auch bei der Renovierung der Antoniuskirche – als nicht mehr brauchbar deklarierte Teile bei Interessenten wiederfindet. Ein Detail aus einem alten Beichtstuhl schmückt nun eine Wohnung. Die Chorfenster, entworfen von Grete Gömmer aus Ochtrup, stellen "Christus in seiner Herrlichkeit" dar. Chorfenster Die Rosenkranzmadonna aus Bronze stammt aus der Kölner Werkstatt von Egino Weinert. Detail aus einem Beichtstuhl 1960 wurde der neue Altar in Tischform, der wie der Ambo aus Kalkmuschelstein gefertigt war, aufgestellt. Das Altarkreuz von 1984 mit den Maßen 1,80 Meter mal 1,60 Meter wurde aus Kupfer und Emailleteilen hergestellt. Es wurde wie der Tabernakel und die sechs Bronzeleuchter von Hermann Kunkler aus Raesfeld gearbeitet. Gerne ließ man sich vor der Kirche fotografieren. Rosenkranzmadonna Das Werk von Egino Weinert in der St. Josefs Kirche wurde 1992 um den Kreuzweg aus Bronze erweitert. Die Hälfte der Kosten trug Pfarrer Lieberz, der sich zu seinem Priesterjubiläum Geldspenden für diesen Kreuzweg gewünscht hat. Um auch ohne den Josefsaltar in der Kirche die Erinnerung an den Pfarrpatron wachzuhalten, schnitzte Jan Tefert 1985 aus Lindenholz die Josefstatue. Heutige Ansicht Nach dem Krieg starb der ersten Pfarrer der Gemeinde. Ihm folgte Pfarrer Johannes Rolfsen, der die Gemeinde von 1947 bis 1969 betreute. In diese Zeit fielen die Beseitigung der Kriegsschäden und die Umgestaltung des Kircheninnenraums, in Übereinstimmung mit den Ergebnissen des Zweiten Vatikanischen Konzils. Altarkreuz St. Josef mit dem Modell der Heidekirche -9- Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Der gute ökumenische Kontakt der Gemeinde zur den Nachbarn zeigte sich daran, dass bei einer weiteren Kirchenrenovierung 1977 die Gottesdienste in der evangelischen Auferstehungskirche gefeiert werden konnten. Veränderungen standen an: Am 1. Oktober 2002 wurden die drei Pfarren St. Antonius, St. Josef, St. Jakobus zu St. Franziskus fusioniert. Die Kirchen St. Jakobus und St. Josef waren in ihrer Existenz bedroht. Aufgrund von Protesten blieb die Kirche St. Josef, die seit 1985 auf der Denkmalliste der Stadt Oberhausen steht, bestehen. Die Kirche St. Jakobus wurde umgebaut und entwickelte sich zur "Schul- und Sozialkirche" (Kickenberg Nr. 24). Doch die Entwicklung ging noch weiter. Am 2. Dezember 2007 wurde aus den drei Pfarren St. Pankratius, St. Franziskus und St. Marien die Pfarre St. Pankratius neu gegründet. Damit sind die Töchter wieder in den Mutterschoß zurückgekehrt. Dennoch behielt auch St. Josef in der Gemeinde St. Franziskus ein gewisses Eigenleben. Am 03.10.2009 wurde zur Erinnerung an die Grundsteinlegung vor hundert Jahren ein Wegekreuz im Rosenbeet eingeweiht. Das Kreuz ist 3,50 m hoch, 1,60 m breit und rund 700 Kg schwer. Von der Höhe von 3,50 m steckt 1 m im Boden. Die Bestandteile des Kreuzes sind Rheinsand und Wülfrather Zement. Der Beton ist in einem hellen Bronzeton gefärbt, durch eine spezielle Verschalung erhält er seine holzartige Maserung. Das Wegekreuz enthält ein Erzstück, Markasit auf Kalkspat, aus der in 767 m Tiefe liegenden Erzader der Zeche Osterfeld. Das Erzstück in der Vierung des Kreuzes steckt in Panzerglas. Dass der Markasit im Dunkeln leuchtet, liegt an batteriebetriebenen Dioden, die in einem Mini-Gasometer stecken. Dieser ist in den Schaft des Kreuzes eingelassen. Eingeweiht wurde das Kreuz von Weihbischof Ludger Schepers aus der Gemeinde St. Josef. Am 2. März 1979 konnte er seine Primiz in dieser Kirche feiern. Am 19. September 2008 wurde er von Bischof Felix Genn zum Bischof geweiht (Kickenberg Nr.9). Oft ist Ludger Schepers noch bei seinem Bruder und dessen Familie sowie bei Gemeindefeiern zu Gast. Nun sind Überlegungen im Gange, wieder einen Josefsaltar einzurichten. Die alten Reliquien sind wiedergefunden worden, ein Altartisch, der in seiner Form dem Hauptaltar ähnelt, ist auch schon gefunden. Damit soll, wie auch schon in St. Antonius geschehen, für die Werktagsgottesdienste ein kleinerer Raum bereitgestellt werden, denn die wenigen Besucher der Gottesdienste verlieren sich sonst in dem großen Raum. Was dauerhaft mit den beiden Kirchengebäuden, St. Antonius und St. Josef geschieht, ist noch nicht abzusehen. Beide Kirchen sind gebaut worden für eine große Menge an Zuwanderern, weil die aufstrebende Industrie Arbeitskräfte brauchte. St. Josefs Kirche mit Kreuz Im April 2012 starb bei einem Zusammenprall mit einem Auto der jugendliche Motorradfahrer Maurice Gil auf der Erikastraße. Seine Freunde richteten spontan an der Kirche eine Gedenkstelle für ihn ein. Damit ist die Umgebung der Heidekirche auch zu einem Treffpunkt für Jugendliche geworden, die sich nun mit Tod und Trauer auseinandersetzen. Gedenkstätte In der Adventszeit des letzten Jahres leuchteten zum ersten Mal Sterne aus zwei Fenstern des Turmes. Das soll sich in diesem Jahr wiederholen. Die Präsenz der Kirche auf der Heide wird mit diesen Zeichen sichtbar. Seitdem haben sich sie Verhältnisse gründlich gewandelt. Die Industrie ist aus Oberhausen abgewandert, die Hütten und Zechen, die das Bild der Stadt geprägt haben und noch oft in den Köpfen von Bewohnern anderer deutscher Landstriche vorhanden sind, finden sich in musealer Form wieder. Die Bevölkerungszahl Oberhausens ist stark zurückgegangen. Waren es zu Blütezeiten 250 000 Einwohner, so zählte Oberhausen am 31.12.2011 nur noch 211.585 Einwohner. Die ausländische Bevölkerung betrug insgesamt 24 571 Personen. Wir haben davon auszugehen, dass ein großer Teil dieser Personen Muslime sind, die hier ihre eigenen Gotteshäuser haben. Daneben ist festzustellen, dass die Bevölkerung Oberhausens stark altert, ohne dass in Oberhausen viele junge Menschen nachwachsen. So sind die ehemals sechs selbstständigen Pfarreien in Osterfeld wieder zu einer Pfarrei zusammengefasst worden. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, wann die noch existierenden Kirchengebäude aus finanziellen Gründen anderen Zwecken zugeführt werden. Noch ist in den Gemeinden das ehrenamtliche Engagement stark, ohne das schon lange nichts mehr liefe. Doch wie lange sich dieses durchhalten lässt, ist nicht nur eine Frage des guten Willens, sondern auch der Altersstrukturen der Gemeinden. Zu hoffen ist, dass sich immer wieder neue Kräfte zur Mitarbeit finden lassen. Marianne Michael Kreuz mit Markasit Ausgabe – Dezember / 2012 Adventsstern - 10 - Heinrich Becker GmbH Umweltschutz - Industrieservice Industrie - Dienstleistungen Abbruch und Demontage Abfallentsorgung Reststoffverwertung Bau und Bausanierung Telefon (02041) 170 - 0 Telefax (02041) 170 - 160 E-Mail info@hb-bot.de Home www.hb-bot.de Brakerstraße 74 46238 Bottrop Fachbetrieb nach § 19 l Wasserhaushaltsgesetz Kickenberg Als die Bilder in Osterfeld laufen lernten (Teil 2) Roli, Jakobi-Theater und Kurbel Nachdem wir in der letzten Ausgabe über das Atrium mit seiner Geschichte berichteten, richten wir nun unser Augenmerk auf die anderen nicht minder interessanten Lichtspielhäuser in Osterfeld. 1956 folgten die Eigentümer dem Zug der Zeit und investierten wie die Konkurrenz in die moderne CinemaScope (Breitwand)-Technik. Bei der Auswahl des erforderlichen neuen Projektors entschieden sie sich für das Topmodell Philips FP5. wurde eingerahmt von einer Gaststätte und einem Ladenlokal. Roli - Rothebuscher Lichtspiele Chronologisch gesehen beginnen wir mit den Rothebuscher Lichtspielen, liebevoll von den Rothebuschern auch Roli genannt. Am 7.12.1951 berichteten der Generalanzeiger und die NRZ über die Neueröffnung des Roli mit der Überschrift: Heute erster Gongschlag im "Roli" Ab diesem Zeitpunkt hatte Rothebusch ein eigenes Kino mit 350 Sitzplätzen. Es befand sich an der Ecke Rothebusch- und Ripsdörnestraße. Der Saal der Gaststätte Großeschmidt hatte sich durch einen Umbau zu einem schmucken, auf die Entwicklung des ganzen Viertels zugeschnittenen Kino entwickelt. Das Lichtspieltheater gehörte der alten Kinofamilie Köllner, die Gewähr für die Vorführung bester Streifen bot. Ein repräsentativer Eingang führte zu einem geräumigen Vorraum mit Kasse. Von hier aus gelangte der Besucher in den zweckmäßig und trotzdem geschmackvoll eingerichteten Theaterraum. Dem Architekten Langenhan war es darüber hinaus gelungen, eine außerordentlich gute Akustik zu schaffen. Das iTüpfelchen bildete jedoch der Vorführraum, den Langenhan in einem muschelförmigen Erker unterbrachte. Die Umbauarbeiten führten vorwiegend Osterfelder Handwerksmeister aus: Fa. Karl Ingendoh, Zimmerer- und Schreinerarbeiten, Fa. Hoffärber, elektrotechnische Anlagen, Fa. A. Germar, Steinmetz- und Stuckarbeiten, Fa. Jos. Lindenbeck, Anstreicherarbeiten Bauleitung: F. Famula. Ausgabe – Dezember / 2012 Das Roli kannte keinen Ruhetag. Die 17 Vorstellungen pro Woche waren so gut besucht, dass man das Angebot schon nach kurzer Zeit um 2 Spät- und eine Jugendvorstellung erweiterte. Dieser Boom endete plötzlich und unerwartet 1957. Die Zuschauerzahlen gingen immer weiter zurück. Zeitzeugen berichteten, dass der Filmvorführer im Roli immer häufiger seinen Projektor erst ab einer bestimmten Zuschauerzahl startete. Der Zuschauerschwund hatte dann irgendwann zur Folge, dass auch dieses Lichtspielhaus nicht mehr rentabel war. Wann der Kinobetrieb eingestellt wurde, konnte nicht ermittelt werden. Die letzte Werbung fanden wir in der Ruhrwacht vom 28.10.1960. Im Blickpunkt des dezent beleuchteten, in hellen Farben gehaltenen Zuschauerraumes stand die 14 m breite und 6,50 m hohe Bühne mit moderner Gigant-Leinwand. Ein prachtvoller Paradevorhang schloss sie zum Parkett hin ab. Die um jeweils 9 cm ansteigenden Sitzreihen gewährleisteten den maximal 800 Zuschauern eine ungehinderte Sicht. Logenplätze waren nicht vorgesehen. Die technische Einrichtung, darunter zwei Bauer B-12Projektoren, automatisch gesteuerte Gleichrichter und eine Klangfilm-StereophonTonanlage mit sechs Effektlautsprechern gehörten ebenfalls zur Einrichtung. Für einen späteren Zeitpunkt waren der Ausbau des Bühnenhauses sowie die Errichtung eines Erfrischungsraumes und theatereigener Parkplätze vorgesehen. Der Zuschauerraum Jakobi-Theater Als drittes Kino in Osterfeld öffnete am 1. Januar 1955 das Jakobi-Theater an der Teutoburger Straße 240 mit dem CinemaScope-Film Die siebente Nacht seine Pforten. Der Inhaber Gustav Senne errichtete sein neues Haus zwar am Stadtrand aber in unmittelbarer Nähe von 3 großen Siedlungen. Namensgeber war die Zeche Jacobi. An der falschen Schreibweise nahm damals niemand Anstoß. Nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Hanns Rüttgers, der in Deutschland mehr als 500 Kinos geplant und verwirklicht hat, entstand in nur 6 Monaten Bauzeit ein repräsentatives Gebäude mit einer Frontlänge von 60 Metern. Der Eingangsbereich des Kinos - 12 - Die Konstruktion der Bühne und die installierte Technik erlaubten, in Verbindung mit einer guten Akustik, auch Varieté- und Theatervorstellungen. Das Jakobi-Theater bildete also für die Klosterhardter Vereine eine willkommene Ergänzung zu dem doch stark ausgelasteten Saal im Restaurant Zur AntonyHütte. Auch dieses Lichtspielhaus kannte keinen Ruhetag. Mit 17 Vorstellungen, 2 Spät- und einer Matineevorstellung war man auch für erhebliche Besucherströme gerüstet. Die versiegten aber wie überall in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre immer mehr. Schließlich war bei mancher Nachmittagsvorstellung das Personal zahlenmäßig stärker vertreten als die Zuschauer. Und wenn dann noch die Filmververleihfirma von ihren Kunden zwingend verlangte, auch teure Spitzenfilme abzunehmen, konnte besonders ein großes Vorstadtkino mit seinen hohen Fixkosten nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Kickenberg Da sich vermutlich auch zukünftig kein Silberstreif am Horizont zeigen würde, tat der Besitzer das einzig Richtige: er schloss Mitte 1963 das Jakobi Theater. Die Bestuhlung wurde von einem Sterkrader Kino erworben, die Maschinen kaufte ein Kino in Oberhausen. Der Kinosaal wurde anderen Zwecken dienstbar gemacht. Der Umbau selbst bedeutete allerdings ein schwieriges Stück Arbeit. Der für ein Kino ansteigende Fußboden musste geebnet und Fenster gebrochen werden. Das Gebäude fiel endgültig im Oktober 2000 wegen eines Supermarkt-Neubaus der Spitzhacke zum Opfer. Geblieben ist lediglich das linke Ladenlokal, in dem heute eine Pizzeria betrieben wird. Das Lichtspieltheater Kurbel Das vierte und letzte Kino in unserer Reihe ist die Kurbel. Sie öffnete 1956 an der Teutoburger Straße 134 im umgebauten Saal der Gaststätte Spickermann ihre Pforten. Lediglich der Eingangsbereich auf der rechten Seite des Gebäudes mußte neu errichtet werden. Die Kurbel stand auf Sterkrader Gebiet. Sie war aber trotzdem besonders bei den jungen Osterfeldern mit geringem Taschengeld wegen ihrer moderaten Eintrittspreise sehr beliebt. Die gezeigten Filme hatten ihre Erstaufführung zwar schon etwas länger hinter sich, dafür konnte man sonntags für 50 Pfennig pro Person auf dem "Rasierplatz" mit der Freundin oder dem Freund einen schönen Nachmittag verbringen. Wann hier der Spielbetrieb eingestellt wurde, konnten wir leider nicht ermitteln. Die letzte Anzeige fanden wir in der Ruhrwacht vom 19.07.1968. Die ehemalige Gaststätte Spickermann. Den Saal nutzt heute ein Getränkemarkt. Vom Jakobi-Theater ist nur die Pizzeria auf der linken Seite geblieben. Das Kino hatte 342 Sitzplätze und kannte genau wie die Konkurrenz keinen Ruhetag. Es bot in der Woche 18 Vorstellungen an. Die Bild- und Tontechnik war nicht schlechter als in den anderen Lichtspielhäusern. Auch hier war CinemaScope der Standard. - 13 - Da über die Kinos in Osterfeld verhältnismäßig wenig bekannt ist, sind wir dankbar für jeden ergänzenden Hinweis von Ihnen. Nach Möglichkeit werden wir das Thema in einer der nächsten Ausgaben noch einmal aufgreifen. Josef Kortz Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Die ersten gepflasterten Straßen in Osterfeld Osterfelder Gemeinsinn von königlicher Regierung gelobt Früher gab es immer wieder Bürgermeister, die mit einer großen Portion Weitblick ausgestattet waren. So auch der im Jahre 1821 neu bestellte Leiter der Bürgermeisterei Bottrop Wilhelm Tourneau (mehr zur Biografie im Kickenberg Nr.22), zu der neben Kirchhellen damals auch Osterfeld politisch gehörte. Er galt unter anderem als ein Förderer der wirtschaftlichen Entwicklung der Landwirtschaft und des Handels, hatte aber auch großes Interesse an der Verbesserung der hiesigen Straßenverhältnisse. Das war ganz im Sinne der Gemeinde, deren wirtschaftliches Leben der gewerbliche Verkehr ist. Das aber wiederum verlangte von der Bevölkerung seiner Gemeinde einen großen finanziellen, aber auch körperlichen Kraftakt. Stein des Anstoßes war der durch die Mitte des Dorfes Osterfeld fließende Koppenburgs Mühlenbach. Sein über die Ufer tretendes Wasser war ein immer wieder aufkommendes Ärgernis für alle. Bei starken Regenfällen waren die umliegenden Wege und insbesondere die Hauptstraße (heute Bottroper Straße) nur schwer passierbar. Es galt nun, durch Reinigen des Bachlaufes sowie dessen Verbreiterung verbunden mit der Befestigung der Seitenwände Abhilfe zu schaffen. Die Instandsetzung der Hauptstraße wäre dann der nächste Schritt, um den Missständen beizukommen. Auch Wilhelm Tourneau war dieses Problem bekannt. Er appellierte an die Bereitschaft der Osterfelder Bürger zur Selbsthilfe und verfasste den folgenden Aufruf: "Die Hauptstraße durch Osterfeld ist so schlecht, daß nicht nur allseitig darüber geklagt wird, sondern das selbst Osterfelder Eingesessene dadurch bedeutenden Nachteil haben. Die Erfahrung hat gelehrt, daß Reparaturen an dieser Straße, welche vermittels Beiführung von Sand geschehen, das Übel nur ärger machen, indem das Wasser nirgends Abfluß findet und die Straße zu eng ist, als daß durch Anlegung von Seitengräben geholfen werden könnte. Es bleibt also nichts anderes übrig, als das von Bergermann bis am Heiligenhäuschen bei Beckmann ein halbrundes Pflaster angelegt wird. Dieses würde ein immer brauchbaren Weg liefern und den Wasserabfluß ohne Graben bewirken. Diese Anlage ist aber mit Kosten verbunden, und wenngleich die Beiführung der Materialien nichts kosten würde, so muß doch zum Ankauf der Steine und Bestreitung des Pflasterlohnes ein Fonds vorhanden sein. Bei vielseitig verschiedenem Interesse würde eine allgemeine Auflage zu Ausschnitt einer Gemeindekarte von 1825 in der Überarbeitung von 1867 ___ Koppenburgs Mühlenbach, gepflasterte ___ Hauptstraße und - - - "Totenstraße" diesem Zweck gehässig erscheinen und auch dieses nützliche Werk nur unnötig verzögern. Angemessener erscheint es mir dagegen, zu diesem Behelf den Weg der freiwilligen Subskription von Beiträgen zu wählen, überzeugt, daß jeder in und um Osterfeld sich bestreben wird, für diese gemeinnützige und sehr zur Bequemlichkeit für Mensch und Vieh sowie zur Verschönerung dienenden Anlage nach Kräften beizutragen. Zu diesem Zwecke wird Gegenwärtiges in und um Osterfeld zirkulieren und jeder, der etwas beitragen will, wird ersucht, Gegenwärtiges zu unterschreiben und die Summe zu vermerken, welche er zu geben gedenkt. Bottrop, den 12. Dezember 1827 Der Bürgermeister Wilhelm Tourneau". Der Gemeinsinn war geweckt und der Aufruf von Erfolg gekrönt. Viele Osterfelder Bürger gingen mit gutem Beispiel voran und spendeten bereitwillig. Zur Herbeischaffung der Pflastersteine von den Ruhrsandsteinbrüchen am Kassenberg in Mülheim an der Ruhr erhoffte sich Tourneau nun ein weiteres Entgegenkommen für die anfallenden Wegeund Brückengelder. Durch überzeugende Argumente bewies er ein erfolgreiches Verhandlungsgeschick mit dem Hauptzollamt in Duisburg, dessen letzter Instanz, dem Generaldirektor für Steuern in Berlin und dem Grafen von Westerholt. Für den Transport ab der Aaker Fähre bei Meiderich einschließlich der Benutzung der Emscherbrücke bei Schloss Oberhausen sollten letztendlich für die Steinfuhren keine weiteren Kosten entstehen. Für die Verlegung von ca. 25 Quadratruthen (ca. 355 m²) Steinen wurde ein Vertrag mit dem niederländischen Pflastermeister Lambert Volkers aus Oldenzaal geschlossen, der sein handwerkliches Können zuvor schon in Kleve und Duisburg unter Beweis gestellt hatte. Aus diesem Vertrag geht unter - 14 - anderem hervor "… dem Unternehmer Volkers für jede Quadratruthe im ganzen 2 Reichsthaler und 5 Silbergroschen zu zahlen, und ihm zur Anfuhr der Steine die nötigen Fuhren unentgeltlich zu stellen, den erforderlichen Sand in gleicher Art beifahren …" Die Anfuhr erfolgte von spannpflichtigen Osterfelder Bauern, die ihre Arbeitskraft, Zugvieh und Fuhrwerke zur Verfügung stellen mussten. Das war ein Leichtes für die Anlieferung des Sandes, der aus den hiesigen Sandgruben entnommen wurde, aber umso beschwerlicher war der Transport der Steine. Auch dies musste Tourneau in allen Einzelheiten gerecht unter den beteiligten Bauern aufteilen. Am 12. Juni 1828 war es dann soweit. Die ersten Fuhrwerke, mit jeweils 1 800 Pfund Steinen beladenen, fuhren Richtung Osterfeld. Mit Stolz konnte dann am 25. September 1828 Bürgermeister Tourneau den Glanz der gepflasterten Hauptstraße durch das Dorf Osterfeld der Kreisbehörde melden. Die Kosten beliefen sich auf 227 Reichsthaler, 1 Silbergroschen und 4 Pfennige. Das blieb auch der königlichen Regierung zu Münster nicht verborgen, die dazu im Amtsblatt Nr.40 vom November 1828 vermerkte: "Unter den Dörfern, welche mit ihren Straßen vorangeschritten sind, hat sich besonders die kleine Gemeinde Osterfeld rühmlich ausgezeichnet und durch bedeutende freiwillige Opfer den Zweck gefördert". Im Jahre 1830 erfolgte mit der sogenannten Totenstraße (heute Vikariestraße) eine weitere Pflasterung, die zur Verschönerung des Dorfkernes beitrug. Auch sie fand lobende Anerkennung bei der königlichen Regierung. Diese mit insgesamt ca. 150 Meter Länge gepflasterten Straßenabschnitte sollten dann auch für Jahrzehnte ein Schlusspunkt sein und erst mit dem Einzug von Bergbau, Industrie und steigender Einwohnerzahl fortgeschrieben werden. Renee Radermacher Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Die Werbegemeinschaft Osterfeld e.V. (WEGO) Gemeinsam stark – gemeinsam vorne Nach dem 2. Weltkrieg setzten sich im Jahre 1949 die Geschäftsleute und Leiter von Handwerksbetrieben zusammen, um Osterfeld wieder weit nach vorne zu bringen. Sie gründeten einen Werbeausschuss. Dieser führte dann im großen Saal des Bischof-Ketteler-Hauses am 22. Oktober 1950 erstmalig eine "Große Leistungsschau der Betriebe" durch. Zwei weitere sollten noch folgen. Jetzt war es auch an der Zeit, die erste "Osterfelder Werbegemeinschaft" zu gründen. Osterfeld-Mitte lebte auf, mit Werbeaktionen wie Preisausschreiben, Festplakaten, einer einheitlichen Weihnachtsbeleuchtung und vielem mehr. Als Motto der Werbemaßnahmen wurde "Spart Zeit und Geld – kauft in Osterfeld" gewählt. Leider wurde die Werbegemeinschaft als Team später aufgelöst. Die Geschichte der neuen Werbegemeinschaft Osterfeld (WEGO) beginnt 1979. Anlass war die Idee der Oberhausener, mit Sterkrade und Osterfeld für eine einheitliche Weihnachtbeleuchtung Sorge zu tragen. Da die Osterfelder Geschäftswelt keinen Ansprechpartner mehr hatte, wurden die Geschäftsleute vom Einzelhandelsverband in die Gaststätte "Haus Reimann" eingeladen, um Probleme zu lösen. Bei der gut besuchten Veranstaltung ging es auch darum, für die Werbegemeinschaft ein Leitungsteam zu benennen. Die rein zufällig in einer Reihe sitzenden Geschäftsleute Theo Jahn (Haus Lindfeld), Heiner Erwig (Schuhhaus Erwig), Eike Schmitz (RadioFernseher-Schmitz) und Hermann Teves (Raumausstattung Teves) wurden einstimmig gewählt. Dieser Arbeitskreis leitete wenig später die erste Versammlung mit einer allgemeinen Zusage für eine Weihnachtsbeleuchtung sowie der Gründung der WEGO, in der er für vier Jahre als Vorstand bestätigt wurde. und Bürger konnten ab 1980 jeweils vor Weihnachten die großen Preisausschreiben durchgeführt werden. Diese wiederum wurden dann später vom vorweihnachtlichen Gewinnspiel "WEGO-Thaler" abgelöst. Immer mehr Geschäftsleute wurden Mitglied der WEGO und auch Sonderaktionen wie Nikolaus-Präsentation und die Aufstellung der Weihnachtsmärkte waren keine Seltenheit mehr. Selbst beim Osterfelder Kinderkarneval samstags beteiligte sich die WEGO werbewirksam mit Osterfelder Themen auf ihrem Motivwagen. Sie war natürlich auch am Rosenmontag in Vondern dabei. Bürgerring & WEGO gemeinsam: v.l. Rudolf Krenz, Walter Passgang, Georg Gosda und Theo Giepen Das unterschreiben wir auch Die Beteiligung an den Oberhausener "Englischen Wochen" markiert im Jahre 1985 gleichzeitig den Beginn der Osterfelder Stadtfeste. Unter dem Titel "Stadtund Bierkrugfest" organisierte der Vorstand um Hermann Teves, Friedhelm Giepen und Ludger Breuckmann ein hervorragendes Fest für die Osterfelder Bürgerschaft. In den folgenden Jahren konnte das Osterfelder Stadtfest im Verbund mit dem Bürgerring Osterfeld mit noch mehr Attraktionen präsentiert werden. Weitere gemeinsame Aktionen wie z. B. die Bierbörse mit 1 000 Biersorten, der Autofrühling, Hamburger Fischmarkt in Osterfeld sowie die Brunnenfeste auf dem Wappenplatz folgten. Von zahlreichen weiteren Aktionen seien einmal die großen Gewinnspiele zu verschiedenen Anlässen, die Verteilung von Rosen zum Muttertag und die Überraschungen zu Ostern genannt. Die WEGO-Epoche 29 Jahre lang aktiv begleitet: Hermann Teves Daraus kann man gut trinken Der Vorstand ging rege ans Werk und wenig später war schon die von der Stadtverwaltung geforderte Weihnachtsbeleuchtung angebracht. Nach kleineren Aktionen für die Osterfelder Bürgerinnen Medien auf ihre Fahne geschrieben. Ziel ist unter anderem eine weitere Belebung der Osterfelder Innenstadt als Ort der Begegnung sowie die Kreativitätssteigerung in der Stadtteilentwicklung für seine ca. 44 000 Einwohner. Für die Wirtschaft bedeutet das auch die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Osterfeld. Erkennbar ist das gemeinsame Bemühen mit dem Bürgerring, mit Aktivitäten und Veranstaltungen den Bewohnern etwas Besonderes zu bieten sowie eine Kundengewinnung zu erreichen. Die WEGO unterstützt die bürgerschaftliche Selbstentfaltung und hat sich die aktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, dem Bürgerring Osterfeld, den Fraktionen, den Vereinen und - 16 - Durch Bündelung der Kräfte wurde der Ortskern inkl. des Wochenmarktes unter dem Motto "Spart Zeit und Geld – kauft in Osterfeld" zum Einkaufs- und Dienstleistungszentrum weiterentwickelt. Die Freiflächen wurden durch die Wohnumfeldverbesserungen zu Ruhezonen und bilden heute ein Symbol für ein neues Osterfelder Selbstwertgefühl. Die politisch Verantwortlichen sowie die Bauträger und Genossenschaften konnten in einem großen Kraftakt einiges für den Stadtteil Osterfeld bewegen. Waren es früher die Entwicklung der Westerholtsiedlung, des Im Bramhof- oder Jakob-Plum-Viertels, so sind es heute (im Jahre 2012) Baumaßnahmen, die über die reine Beschaffung von Wohnraum hinausgehen. Die WEGO in Osterfeld, das sind die Betriebe des örtlichen Handels, des Handwerks und des Gewerbes. Auch Gastwirte und Freiberufliche gehören zu den Mitgliedern. Sie vertritt in erster Linie die Interessen der Kaufleute in Osterfeld. Vereinsziel ist es, in kooperativem Zusammenwirken mit dem Osterfelder Bürgerring die bürgerschaftliche Selbstentfaltung zu fördern. Gefördert werden auch bekannte und etablierte Veranstaltungen wie das sportliche Vereinsleben, die Stadtfeste in der gesamten Innenstadt, die Schützenfeste, die Chormusik, die Oldtimershow der IGOOO auf dem Marktplatz, die Halloween-Show für Kinder, die Einschaltung der Weihnachtsbeleuchtung und andere FestAusgabe – Dezember / 2012 Kickenberg lichkeiten. Ebenso soll mit PRMaßnahmen ein positives Image für den Stadtteil erreicht und dessen Attraktivität gesteigert werden. Der Verein vertritt die Interessen seiner Mitglieder in der Öffentlichkeit sowie gegenüber kommunalen Einrichtungen. Etwaige finanzielle Überschüsse dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Der Verein handelt nach dem Grundsatz der Freiwilligkeit und unter Ausschluss von parteipolitischen, konfessionellen und beruflichen Gesichtspunkten. Eine Gewinnerzielung ist nicht beabsichtigt. Das Stadtfest 2007 beginnt Seit Juli 2007 unterstützt die Wirtschafts-Förderung-Oberhausen im Rahmen des "Geschäftsstraßenmanagements in Osterfeld" die WEGO, den Bürgerring und die Bezirksvertretung, um die Leerstände im Bereich der Einzelhandelsgeschäfte zu verringern. In Sachen Raum-Leerstände, Neu- und Weitervermietung, werden im Internet-Portal www.ida.oberhausen.de alle der WFO vorliegenden Informationen gesammelt. Es sind der Vermietungsstand, die Größe, die Gewerbefläche usw. – um sie dann weltweit zur Verfügung zu stellen. So können Miet- und/oder Kaufinteressenten schnell und quasi aus einer Hand in Erfahrung bringen, welche Möglichkeiten verschiedene Objekte bieten. Auch hier ist der ständige Kontakt mit den "Osterfeldern", den Verantwortlichen, wie Eigentümern und Hausverwaltungen wichtig. Zeitnah können alle Informationen und Veränderungen rund um die Immobilien in einer Datenbank aufgenommen werden. Beim "Osterfelder Frühstück" treffen sich seit 2008 am ersten Donnerstag im Monat mit Unterstützung der WFO die Osterfelder Kaufleute mit Vertretungen aus Politik und Verwaltung. Sinn und Zweck ist nicht allein, das nachbarschaftliche Miteinander zu pflegen, sondern auf kurzem Dienstwege Erfahrungen und Ideen auszutauschen, diese auf ihre Umsetzung zu prüfen und direkt "die Kollegen untereinander" in die Verantwortung zu nehmen. So können unter dem Motto "Wir in Osterfeld" die für unsere Stadt engagierten Unternehmer, Eigentümer, Einzelhändler und Politiker sich vernetzen, damit die Attraktivität des Standortes Osterfeld weiter erhöht wird. Alle zwei Jahre wird der WEGOVorstand neu gewählt. Zuletzt im Jahre 2010 und bei der letzten Versammlung im Juni 2012 wurde er bestätigt. Zurzeit besteht er aus dem 1. Vorsitzenden Hans-Georg Gosda (Cardoc-Autoklinik), dem 2. Vorsitzenden Theo Giepen (Optik Giepen) sowie Renate Giepen (Fa. Großebrockhoff), Daniel Lübbe (Cardoc-Autoklinik), Sascha Lippe (Stadtsparkasse) und Linda Fischer (Holz Osmann). Dem Vorstand unterstützend zur Seite steht der Junior-Vorstand mit Markus Bosch (Kottmann-Betriebe), Andreas Ostendorf (Reisebüro Ostendorf), Simone Siedlaczek (Fa. Großebrockhoff), Julian Surmann (Fleischerei Surmann) und Andrea Welling (Blumen Welling), die auch langfristig die Arbeit für den Stadtteil sichern möchten. Alle Inhaber von Vereinsämtern sind ehrenamtlich tätig. Die Allianz aus WEGO und Bürgerring besteht seit 25 Jahren (1987) und hat sich bei allen Veranstaltungen bestens bewährt. Sie wurde auch nie in Frage gestellt – auch wenn dieses für manche nicht immer erkennbar war. Erfreulich besonders, dass jetzt schon das 27. Stadtfest auf die Beine gestellt werden konnte, obwohl manche es den Verantwortlichen nicht immer zugetraut hatten. Aber die gute Zusammenarbeit zum Beispiel mit den holländischen Kapellen hat bewirkt, dass die Beteiligten bei allem immer quietschlebendig geblieben sind. Und noch eines. Die Osterfelder haben immer wenig Geld zur Verfügung gehabt, aber Schulden wurden keine gemacht. Auch wenn die Organisationen auf vielen Schultern verteilt ist, kann nicht alles aus eigener Kraft geschafft werden. Ohne unsere Sponsoren hätten viele Aktionen nie laufen können. Deshalb an dieser Stelle auch von der WEGO ein dickes Lob an alle Sponsoren und vielen, vielen Dank. Weiterhin hoffen alle auf eine gute Resonanz bei den Veranstaltungen. Für die Besucher stehen 900 kostenlose Parkplätze bereit. Aus der großen Schar der WEGOMitglieder muss auch der jahrzehntelang als Bürgerring-Vorsitzender amtierende Walter Passgang genannt werden. Auf seine Ideen konnte auch die WEGO nicht verzichten. Aber auch die ehrenamtlichen Verpflichtungen zahlreicher Bürger und Bürgerinnen sind in Osterfeld keine Seltenheit. Ihr Engagement in Vereinen, Kirchen, Gruppen und Organisationen tragen zur Bereicherung des kulturellen Lebens in Osterfeld erheblich bei. Der WEGO-Vorstand v.l. Sascha Lippe, Georg Gosda, Renate Giepen, Daniel Lübbe, Linda Fischer und Theo Giepen Der WEGO-Juniorvorstand nach der erfolgreichen Halloween-Show v.l. Daniel Lübbe, Julian Surmann, Sascha Lippe, Simone Siedlaczek und Andrea Welling - 17 - Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Bunter Auftakt beim Stadtfest 2011 mit (v.l.) Michael Helmrich, Rudolf Krenz, Georg Gosda, Linda Fischer, Immanuel Schuler, Claudia Kempgen, Heinrich Harpering, Franz Roth, Renate Giepen, Theo Giepen und Daniel Lübbe Dieses Engagement zeugt von einer großartigen Kreativität und einem bürgerschaftlichen Leistungswillen. Osterfeld ist allerdings nicht nur "Innenstadt". Natürlich gehören auch Vondern, Heide, Eisenheim, Rothebusch, Klosterhardt und Tackenberg dazu und werden nicht vergessen. Allen ist auch klar, dass dieses alles nur möglich ist, wenn die Arbeitsund Ausbildungsplätze in Industrie, Handel und Handwerk langfristig gesichert sind. Die WEGO informiert jährlich über den aktuellen Stand in Osterfeld auf dem Wappenplatz. Es hat sich einiges im letzten Jahr getan, das positiv stimmt und unseren Stadtteil auf einen guten Weg bringen wird. Dazu gehören auch die zahlreichen Baustellen, die beweisen, dass Osterfeld für die Zukunft fit gemacht wird. Die umfangreichen Baumaßnahmen der EVO, zahlreiche Häuser an das kostengünstige und energieverträgliche Fernwärmenetz anzuschließen, sind abgeschlossen und machen Platz für weitere Verschönerungsaktionen. Die WEGO freut sich generell über jeden Investor, der in Osterfeld investiert. Gut gelungen sind auch die Malerarbeiten an der Brücke auf der Bergstraße. Die Gemeinnütziger Wohnungsbau e.G. (GEWO), der Bürgermeister Karl-Heinz Pflugbeil und einige Firmen aus der Nachbarschaft beteiligten sich mit Sachspenden und Leistungen gemeinsam mit der WEGO. Die Farb-Wahl fiel auf ein rot-graues Wabenmuster, weil die Waben an der Wand von der Brückenkonstruktion vorgegeben sind und die Farben nicht so pflegeintensiv sind. Weihnachten steht vor der Tür, die Straßen sind gemütlich geschmückt, die Häuser und Gärten nehmen einen festlichen Glanz an und die Innenstadt erstrahlt in neuem Licht: Durch eine Spende der Sparkassen-Bürgerstiftung und der WEGO konnte die 1998 mit 11 000 Glühlampen mit 25 000 Watt ausgestattete Weihnachtsbeleuchtung im vergangenen Jahr durch eine neue Beleuchtung in der Stadtmitte ersetzt werden. Energiesparende LED-Leuchten strahlen künftig ihr weißes, festliches Licht in die winterliche Nacht. Diese Beleuchtung benötigt nur noch zehn Prozent der Energie und reduziert die Betriebskosten entsprechend. Somit kann das vorweihnachtliche Einkaufserlebnis in Osterfeld nicht nur wieder festlich und stimmungsvoll gestaltet werden, sondern ist auch ökologisch auf dem neuesten Stand. Denn durch die Energieeinsparung wird auch der CO2-Ausstoß reduziert und die Umwelt geschont. Gemeinsam mit dem Bürgerring möchte sich die Werbegemeinschaft Osterfeld für die Bürgerinnen und Bürger unseres Ortsteils einsetzen und ihnen ein Stück mehr Lebensfreude und Lebensmut eröffnen in einem für alle attraktiven Osterfeld. Die Werbegemeinschaft Osterfeld ist zu erreichen unter: Tel. 0208 – 62 00 20, Fax: 0208 – 899 9222, E-Mail: webmaster@wego-osterfeld.de und der Homepage www.wego-osterfeld.de Große Freude bei allen Beteiligten über den gelungenen Brückenanstrich v.l. Georg Gosda, Klaus Lerch, Karl-Heinz Pflugbeil, Jürgen Schwarz. Klaus Thiel, Wolfgang Schumacher, Wolfgang Hoffmann, Olaf Hinkemeyer, Thomas Schlicker, Marco Büttner Ausgabe – Dezember / 2012 - 18 - Sehen wir uns nicht auf der Welt – so sehen wir uns in Osterfeld. Günter Lohmar Berücksichtigen Sie bei Ihren Einkäufen in Osterfeld die WEGO-Fachgeschäfte, erkennbar an diesem Logo Werbegemeinschaft Osterfeld e.V. Die WEGO zeichnet sich verantwortlich für viele Aktionen im Osterfelder Stadtgebiet. In Kooperation mit dem Osterfelder Bürgerring sind wir ständig bemüht, Interesse an Osterfeld zu wecken. Kickenberg Villa Hügel auf dem Donnerberg? Alfred Krupp soll die Absicht gehabt haben, auf dem Donnerberg in Vonderort und Lehmkuhle seine Villa zu errichten. Es ist davon auszugehen, dass er nicht nur den heutigen Standort der Villa in Bredeney im Auge hatte, denn das Emschertal brauchte damals einen Vergleich mit dem Ruhrtal nicht zu scheuen. Da sich Alfred Krupp jedoch 1863 für Bredeney entschieden hat, kann er den Standort Donnerberg nur in den Jahren um 1860 in Betracht gezogen haben. Diese Möglichkeit lässt sich bisher nicht durch Akten belegen. Zwei Großgrundbesitzer dominierten zu dieser Zeit den Donnerberg: Der Graf von Merveldt auf Schloß Lembeck (Haus Hove) und der zweite Bottroper Posthalter Johann Demond, bzw. später seine Witwe Antonia, geborene Disch, mit dem Armeler Hof. Die Absicht Krupps, sich am Donnerberg niederzulassen, wurde in der Familie Steinhaus von Generation zu Generation mündlich überliefert. Die Familie war ab 1874 Pächter des Grafen, der den Hof 1888 an sie verkaufte. Ausgabe – Dezember/ 2012 Somit kann Steinhaus die Information nur über den Grafen, oder aber über den vorherigen Pächter erfahren haben. Für die Struktur von Vonderort und Lehmkuhle hätte der Bau der Villa negative Auswirkungen gehabt. Die Formsandindustrie hätte es in diesem Umfange nicht geben können, da weite Bereiche lediglich als Park genutzt worden wären, obgleich die Firmen Krupp und Gutehoffnungshütte den Sand in ihren Gießereien dringend benötigten. Dagegen hätte die Villa auf dem Donnerberg für Osterfeld und Bottrop Vorteile gebracht. Neben den Steuereinnahmen hätten die beiden Dörfer von den prominenten Besuchern profitiert. Es sei nur an die vielen gekrönten Häupter erinnert, die die Villa Hügel in Bredeney besucht haben, allen voran die deutschen Kaiser Wilhelm I, Friedrich III und Wilhelm II. Alfred Krupp (1812-1887) Spätestens 1892 begann die Zusammenarbeit mit den Vorfahren des Autors (Sandgräberfamilie Dickmann). An diese gab Steinhaus die Geschichte weiter. - 20 - Letztendlich kann der Leser selbst über die Auswirkungen der Errichtung der Villa auf dem Donnerberg genüsslich spekulieren. Dirk Hellmann Kickenberg Der Hochbunker an der Bottroper Straße Ein das Stadtbild prägender Koloss wird abgerissen Wie allseits bekannt, ist bereits damit begonnen worden, innerhalb der nächsten Jahre das Osterfelder Stadtbild positiv zu verändern. Eine Maßnahme ist sicherlich der Abriss des 1942/43 erbauten Hochbunkers gegenüber dem Bahnhof Osterfeld-Süd an der Bottroper Straße, an dessen Stelle ein Neubaukomplex entsteht. Von vielen Bürgern in der Stadtmitte wurde der Bunker immer wieder als Schandfleck bezeichnet. Da half es auch wenig, dass die Stadt Oberhausen im Jahre 1966 mit der Bundesanstalt für Immobilienfragen einen Gestattungsvertrag geschlossen hatte, um die Fassade des Bunkers einigermaßen herzurichten. Im Auftrag der Stadt Oberhausen hat der Künstler Hans-Peter Auler, der durch seine langjährige Lehrtätigkeit an der Gesamtschule Osterfeld eng mit dem Stadtteil verbunden ist, knapp drei Monate lang in aufwändiger Arbeit ein "Sonnenrad" aus kupfernen Spiralformen entworfen, das abends hell leuchtet. Das Kunstwerk ist 12 Meter hoch, besteht aus 97 einzelnen Kupferstücken, wiegt über eine Tonne und ist mit Spezialschrauben am Gebäude befestigt worden. Spiralformen sind ein uraltes Symbol, sie sind Ausdruck des Wachsenden und Unendlichen und verweisen auf vorwärts und rückwärts wendbare Zeitabläufe. Weil der Bunker nun abgerissen wird, soll das Sonnenrad nach Wünschen des Künstlers an anderer Stelle eine neue Heimat finden. Hell erleuchtete Kunstwerke zwischen Bunker und Bahnhof Einzige Mieter im Bunker sind zwei kleine Läden und auf dem Dach ein Mobilfunkanbieter. Nach jahrelangen Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung, dem Bund als Eigentümer des Bunkers sowie den Investoren waren sich in der zweiten Hälfte des Jahres alle einig, dass es dem störenden Gebäude jetzt an den Kragen geht. Die Bauanträge wurden gestellt und von mehreren Bewerbern im Oktober 2013 der Lebensmittelkette KAUFPARK die Zusage erteilt. Investor dieses Vorhabens in Ausgabe – Dezember / 2012 Auf diesen Anblick der Bottroper Straße im Herbst 2012 werden die Osterfelder bald verzichten müssen. Höhe von vier Millionen Euro ist die T & I Immobilien GmbH mit dem Geschäftsführer Theodor Hasebrink an der Spitze. Die Gladbecker Firma will nicht nur den Bunker aufkaufen und abreißen, gleiches soll mit den drei schon länger teils leer stehenden Mehrfamilienhäusern (u.a. mit den ehemaligen Traditionsgeschäften Teves und Peters) links daneben bis zur Hans-Sachs-Straße geschehen. "Der Bunkerabriss ist eine besondere Herausforderung", sagt Projektentwickler Bernd Kuhlmann, "und mit mehreren hunderttausend Euro ein größerer Kostenfaktor. Die Mauern sind 2,50 Meter dick, außerdem befinden wir uns auf einer Hauptstraße mitten in der Innenstadt. Die Ausgangssituation ist schon problematisch." Deshalb wird auf eine Sprengung oder eine Abrissbirne verzichtet. Ein Spezialunternehmen wird den Bunker von oben vorsichtig abtragen. Autofahrer müssen ab Frühjahr 2013 mit Sperrungen an der Bottroper Straße rechnen. Das neue Konzept sah immer vor, dass hier bis Anfang 2014 ein moderner Lebensmittelmarkt mit einer Verkaufsfläche von rund 1 300 Quadratmetern entsteht. Osterfeld kann sich somit über 40 bis 50 neue Arbeitsplätze freuen, die nach Angaben der Rewe-Gruppe, zu der der KAUFPARK gehört, eine neue Filiale mit sich bringt. Die Nahversorgung in Osterfeld wird deutlich verbessert, sind sich der Oberhausener Baudezernent Peter Klunk und der Osterfelder Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Pflugbeil sicher. - 22 - Dass der neue Vollsortimenter mit den drei Lebensmittelgeschäften in direkter Nähe – Aldi, Netto und Rewe – konkurriert, glaubt Karl-Heinz Pflugbeil dagegen nicht. Die oberen Etagen des neuen, zweibzw. dreigeschossigen Gebäudes sollen gewerblich genutzt oder als Wohnflächen vermietet werden. Der Parkplatz hinter dem Bunker (auf der Straße "Im Wiedemhof") wird erneuert und die Zahl der Stellplätze auf 70 erhöht. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass weitere 60 Stellplätze auf der Kettelerstraße hinzukommen werden. Das umfangreiche städtebauliche Projekt, das Ende 2013 beendet sein soll, wird die Nahversorgung in Osterfeld positiv beeinflussen. Auf der Bunkerrückseite im Wiedemhof ist eine Neugestaltung mit größerem Parkplatzangebot zu erwarten. Die Osterfelder Kiebitze werden schon bald einiges zu sehen bekommen. Günter Lohmar Kickenberg 27. Osterfelder Stadtfest Ein Rückblick auf eine gelungene Veranstaltung Ein Fest von Bürgern für Bürger - 23 - Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Der Steinkohlenbergbau der Gutehoffnungshütte in Oberhausen (Teil 13) Die Zeche Jacobi Ihre Entwicklung bis zur Mechanisierung der Kohlengewinnung 1957 Für die Arbeitnehmer anderer Betriebe steht die Lebensmittelbeschaffung 1945 ebenfalls im Vordergrund. Als Folge davon kommt die Wirtschaft nur sehr schleppend in Gang. Der Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen ruft am 7. Mai 1945 alle deutschen Arbeiter und Lehrlinge auf, sich an ihren früheren Arbeitsstätten einzufinden. Arbeitnehmer ohne festen Arbeitsplatz sollen sich beim Arbeitsamt melden. Wer sich vor der Arbeit drückt oder keine Bescheinigung des Arbeitsamtes vorweisen kann, erhält keine Lebensmittelkarten. Selbst diese Maßnahme bringt nicht den gewünschten Erfolg, denn die Lebensmittelkarten sind in den ersten Wochen nach Kriegsende wenig wert, weil sie nur selten oder gar nicht beliefert werden. Die Militärregierung will eine schnelle Steigerung der Produktion der Bergwerke erzwingen, deshalb besetzen britische Soldaten im Dezember auch die Zeche Jacobi. Sie greifen aber nicht direkt in den Betriebsablauf ein. Der folgende Aktenvermerk der Bergbauverwaltung der GHH vom 11. Juni 1945 verdeutlicht die Situation auf den Zechen Osterfeld und Jacobi sehr eindrucksvoll: 1. Allgemeine Lage Nebelung (Anm.: Bergassessor Wilhelm Nebelung leitet die Bergbaubetriebe der GHH) gab einen Überblick über die Lage im Ruhrbergbau. Tägliche Förderung zur Zeit 25 000 t gegen 425 000 t im Jahre 1939. Im Bergbau der GHH Absinken der täglichen Förderung von 15 000 t auf 800 t (Anm.: Das ist die Förderung der Zeche Jacobi; die Zeche Osterfeld wird erst Ende Juni 1945 wieder in Betrieb gehen). Stündliche Gasabgabe 1 000 m³ bei einer täglichen Kokserzeugung von etwa 200 t Koks. Neben den starken Beschädigungen der Betriebsanlagen ist der größte Engpaß die geringe Arbeitslust der Belegschaft, die großenteils die Arbeit noch gar nicht aufgenommen hat. Zur Hebung der Arbeitslust soll der unter dem 30. Mai ds. Jrs. vom Oberbürgermeister veröffentlichte Aufruf "Werktätige" auf den Zechen ausgehängt werden. Außerdem sollen die Mitglieder der Betriebsvertretung und die Oberbeamten je ein Stück des Aufrufes bekommen, damit sie die Belegschaft im Sinne des Aufrufes aufklären können. Wirtschaftliche Lage des Bergbaues ist gekennzeichnet durch Kriegsschäden in Höhe von rd. 20 000 000 RM durch einen monatlichen Betriebsverlust von 1,7 Mill. Reichsmark. Infolgedessen Beamtenabbau unvermeidlich nach folgenden Grundsätzen: Entlassung der weiblichen Arbeitskräfte Pensionierung der über 65 jährigen Angestellten Zurückversetzung von Oberbeamten zu Tarifbeamten, Abteilungssteigern zu Grubensteigern und Fahrhauern ins Arbeitsverhältnis. Neben dem Beamtenabbau sind Gehaltskürzungen durch den Übergang auf eine 36-Stunden-Woche notwendig geworden. Diese bereits bei der Bergbauverwaltung eingeführte Maßnahme wird am 11. 6. auch auf die kaufm. und techn. Büros der Zechen ausgedehnt. Mit der Möglichkeit weiterer Gehaltskürzungen – auch ohne Arbeitszeitverkürzung – muß gerechnet werden. 2. Arbeitseinsatz Der Arbeitseinsatz leidet insbesondere unter der hohen Zahl der Fehlschichten. Auf Zeche Jacobi werden z.B. von 1 460 angemeldeten Belegschaftsmitgliedern arbeitstäglich nur 1 030 Schichten verfahren. Von den etwa 430 Fehlschichten entfallen etwa 90 auf Krankheit, 40 auf Tarifurlaub, 20 auf willkürliches Feiern und der Rest auf Beurlaubungen aus persönlichen Gründen, wobei es sich meist um Lebensmittelbeschaffung handelt. Bemerkenswert ist ferner, daß von 380 der Zeche Jacobi überwiesenen Bergleute der Zeche Osterfeld erst 180 tatsächlich die Arbeit auf der Zeche Jacobi aufgenommen haben. Da der Mangel an Kohlenhauern besonders groß ist, sind grubentaugliche Belegschaftsmitglieder des Übertagebetriebes in die Grube geschickt und umgekehrt nicht einsatzfähige Untertagearbeiter nach Übertage verlegt worden. 3. Strom- und Wasserversorgung Durch die Inbetriebnahme eines 6 000 kW-Generators des Kraftwerkes Zeche Sterkrade hat sich die Stromversorgung fühlbar verbessert. Die laufende Leistungsabgabe des Kraftwerkes Sterkrade schwankt zwischen 4 000 kW und 5 000 kW. Zur Zeit sind auf der Zeche Sterkrade 3 Kessel betriebsfertig. Sobald die Staubfeuerungskessel, bei denen hauptsächlich die Armaturen fehlen, betriebsfertig sind, kann auch die Preßlufterzeugung auf der Zeche Sterkrade wieder aufgenommen werden … - 25 - 4. Ernährungsfragen Infolge der schlechten Ernährungslage weigern sich die Arbeiter des Tagesbetriebes, die vorgesehene 10-stündige Schichtzeit zu verfahren und gehen nach 8 Stunden nach Hause. Nach den Bestimmungen können in diesem Falle allerdings keine Schwerarbeiterzulagen gewährt werden. Ferner sollen diese Leute von der Kartoffelbelieferung ausgeschlossen werden. Nach eingehender Besprechung wurde festgelegt, daß an der Kartoffelversorgung alle Bergbauangehörigen beteiligt werden sollen, zumal auch die Betriebsvertretungen diesen Standpunkt vertreten. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Kohlenhauer neben ausreichenden Mengen von Kartoffeln und Brot vor allen Dingen mehr Fett haben müssen. Augenblicklich sind die Arbeitsleistungen so gering, daß der tägliche Verdienst der Kohlenhauer nach der bisherigen Grundlage nur etwa RM 3,00 beträgt. Nach den Tarifbestimmungen haben sie aber Anspruch auf den Hauermindestlohn von RM 6,52. Infolge dieser Verhältnisse ist auf der Zeche Jacobi von allen Kohlenhauern die Annahme des Gedinges verweigert worden. Die von der Zeche Osterfeld zur Zeche Jacobi verlegten Kohlenhauer sind von den Jacobi-Leuten beeinflußt worden, mit der Leistung zurückzuhalten. Erfreulicherweise sind diese Beeinflussungsversuche jedoch insofern ohne Erfolg geblieben, als die Kohlenhauer der Zeche Osterfeld eine wesentlich höhere Leistung aufzuweisen haben als der Durchschnitt der Stammbelegschaft. Als sehr schwierig erweist sich die Zuteilung der Schwerarbeiterkarten an die Übertagebelegschaft, weil viele Leute Anspruch auf Schwerarbeiterzulage erheben, ohne daß diese ihnen nach den bestehenden Bestimmungen gewährt werden kann. Obwohl auf unseren Zechen bereits viel großzügiger verfahren wird als bei den Hüttenbetrieben der GHH, ist es doch schon zu Bedrohungen von Angestellten über diese Frage gekommen. Gewerkschaftsvertreter Jochem hat erklärt, daß er versuchen werde, für alle ÜbertageBeschäftigten Schwerarbeiterkarten zu erwirken. 5. Ausgabe von Warmverpflegung Auf Anordnung des R.C.D. (Ruhrcoal Controlcommission District 2) soll auf den Zechen Warmverpflegung an die Über- und Untertage-Belegschaft ausgegeben werden. Dafür soll die SchwerAusgabe – Dezember / 2012 Kickenberg arbeiterkarte eingezogen werden. Es soll versucht werden, dem R.C.D. klarzumachen, daß nach unseren Erfahrungen Warmverpflegung nur für die Übertagearbeiter angebracht ist, daß dagegen für die Untertagearbeiter die Ausgabe von kalter Verpflegung (Brot, Butter und Wurstwaren) zweckmäßiger ist. 6. Leihweise Überlassung von Fahrrädern durch den R.C.D. Der R.C.D. hat sich bereit erklärt, an Bergleute, die einen Anmarschweg von mehr als 3 km haben und kein Fahrrad besitzen, leihweise Fahrräder abzugeben. Die Zechen sollen möglichst schnell dem R.C.D. die Anzahl der in Betracht kommenden Belegschaftsmitglieder aufgeben. 7. Besondere Vorkommnisse Besondere Vorkommnisse, die einen nachteiligen Einfluß auf die Stimmung der Belegschaft haben, wie z.B. Raubüberfälle, Plünderungen, Wohnungsbeschlagnahmungen usw., sollen künftig von den Zechen in Form eines in englischer Sprache abgefaßten schriftlichen Berichtes den örtlichen R.C.D.-Beauftragten eingereicht werden. Zum letzten Punkt in diesem Aktenvermerk sind einige erklärende Worte angebracht. In den ersten Wochen nach Kriegsende kommt es häufig zu Übergriffen von Banden, die meist aus befreiten sowjetischen Kriegsgefangenen und Ostarbeitern bestehen. Diese plündern sogar tagsüber Geschäfte und Lager, brechen in Wohnungen ein oder rauben wahllos Passanten auf der Straße aus. Es gibt aber auch gezielte Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre ehemaligen Bewacher. Nicht selten "beschlagnahmen" die ausländischen Arbeiter Wohnungen für den Eigenbedarf, weil sie nicht länger in Lagern leben wollen. Obgleich die britische Militärpolizei streng durchgreift und versucht, die Banden zu entwaffnen, hören die Ausschreitungen erst auf, als die letzten Fremdarbeiter im September 1945 in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Im Laufe des Jahres erreicht die Belegschaft langsam aber stetig eine Stärke von 3 150 Mann. Im Oktober heben die Briten die Göring-Verordnung auf und führen die Achtstundenschicht wieder ein. Die Förderung liegt mit 605 200 t in der Größenordnung von 1924. Auch 1946 leidet die Anlage neben dem chronischen Belegschafts- und Materialmangel unter den vielen Fehlschichten. Diese werden wegen der anhaltend schwierigen Ernährungslage zur Nahrungsmittelbeschaffung benutzt. Infolge des schlechten Gesundheitszustands der Belegschaft steigen die Krankenzahlen auf 10% und damit der gesamte Fehlschichtenanteil auf 27%. Ausgabe – Dezember / 2012 Trotzdem kann man einen Aufwärtstrend erkennen: Die Tagesförderung steigt von 2 141 t im Januar auf 3 047 t im Dezember, und bis zum Jahresende kommen auf der Zeche insgesamt 693 000 Tonnen Kohle zutage. Die erste Lohnerhöhung nach mehr als 10 Jahren erhalten die Bergleute im November 1946. Der tarifliche Hauermindestlohn wird um 20% auf 7,82 RM je Schicht erhöht, dadurch klettert der Hauerdurchschnittslohn auf 10,80 RM. sie es für ihre "Erfindung" halten. Es ist aber fast alles schon einmal dagewesen. Das trifft auch für den folgenden Fall zu: Als in Flöz 3 Schwierigkeiten auftreten, weil in einem Betrieb, in dem eine Schrämmaschine mit doppeltem Ausleger eingesetzt ist, die "angebrannte" Oberkohle nicht hereinbricht, erinnert man sich an den "Eisernen Heinrich" und ersetzt den oberen Schrämarm durch eine am Hangenden arbeitende Schrämstange. 1946 nimmt die Zeche die 3. Sohle als Hauptfördersohle in Betrieb. Die sieben Abbaubetriebe haben Streblängen zwischen 200 m und 250 m. An jedem Betriebspunkt gewinnen 30 bis 40 Kohlenhauer die Kohle mit dem Abbauhammer. Bei günstigen geologischen Bedingungen unterstützt eine Kettenschrämmaschine diese Arbeiten. In den Strecken und Streben sind zwar Beleuchtungsanlagen installiert, aber es gibt nicht genügend Glühlampen, weil diese als Tauschartikel für Lebensmittel hoch im Kurs stehen. Deshalb bleiben die Strecken meistens dunkel. Im Streb muß der Elektriker vor der Kohlenschicht die Glühlampen ein- und zum Schichtende wieder herausschrauben. Die in Watte verpackten Kostbarkeiten bringt er in einer Holzkiste bis zum nächsten Tag zur sicheren Verwahrung in die Werkstatt. Eine neue Lampe bekommt er nur im Austausch gegen eine defekte. Schwierigkeiten treten nur auf, wenn diese voll Fliegendreck ist … Der Hauer schmiert seinen Abbauhammer. Mehr als die Hälfte der Förderung kommt aus Bruchbaubetrieben, der Rest verteilt sich auf Betriebe mit Blas- und Schleuderversatz. In den Abbaustrecken verdrängen Stahlgliederbänder aus dem Lieferprogramm der GHH die Gummigurtförderer vollkommen. An die Stelle des Holzausbaus im Streb treten immer mehr Reibungsstempel und Kappen aus Stahl, ebenfalls Erzeugnisse der Gutehoffnungshütte. Schlagwettergeschützte Strebbeleuchtung Mit der Währungsreform kommt 1948 die große Wende. Die Lebensmittelbeschaffung klappt plötzlich reibungslos, und auch bei sonstigen Waren gibt es kaum noch Engpässe. Für Geld kann sowohl die Belegschaft als auch die Schachtanlage alles bekommen. Die im Streb eingesetzten Reibungsstempel und Stahlkappen ermöglichen eine "stempelfreie Abbaufront", weil bei geeignetem Hangenden die Stempelreihe am Kohlenstoß wegfallen kann. Gleichzeitig entwickelt sich der Bruchbau zur bevorzugten Versatzart. Nur in Flöz Gustav laufen die Abbaubetriebe aus geologischen Gründen noch mit Blasversatz und Kohlenstoßstempeln. Ein an Ketten aufgehängtes Stahlgliederband in der Bandstrecke eines Abbaubetriebes Im Ortsvortrieb der Bandstrecken laufen anstelle der sonst üblichen Kettenförderer leichte Schüttelrutschen, um das Verlängern zu erleichtern. Damals wird schon der Rutschenantrieb fest mit der Kehre des Stahlgliederbandes verbunden. Auf dieses Prinzip der Fesselung von zwei Förderern werden die Schlosser in den 1980er Jahre sehr stolz sein, weil - 26 - Der Hauer treibt mit der Setzklaue den Oberstempel heraus und verspannt ihn mit dem Keilschloß. Kickenberg Die Vorteile des stempelfreien Kohlenstoßes zeigen sich besonders deutlich, als 1949 der erste "Panzerförderer" im Streb eingesetzt wird. Er kann wegen seiner mechanischen Festigkeit in einem Stück in das neue Feld geschoben werden und bildet die Voraussetzung für eine spätere Vollmechanisierung der Kohlengewinnung. Bergleute schieben den Panzerförderer mit Handwinden in das neue Feld. Und die läßt nicht lange auf sich warten. Denn schon 1951 kommt mit dem "Löbbe-Hobel" eine Maschine zum Einsatz, die die Kohle nicht nur lösen, sondern auch in den Förderer laden kann. Diese neue Art der Kohlengewinnung reduziert auf der einen Seite die Strebbelegschaft, erfordert aber andererseits eine höhere Qualifizierung der Bedienungsmannschaft. Und noch etwas ist ganz wichtig: der Hobel braucht als Führung einen starren Förderer, den "Panzerförderer". Eine Schüttelrutsche eignet sich für diesen Zweck nicht. Außerdem verlangt die Hobelanlage bei einem 200 Meter langen Streb die für damalige Verhältnisse gigantische Antriebsleistung von 160 kW! Diese kann das Druckluftnetz selbst nach kostspieligen Erweiterungen nur unvollkommen bereitstellen. Der Einsatz von Elektromotoren läßt sich nicht länger vermeiden. Die bereits 1935 unter Tage eingeführte elektrische Energie schafft den Sprung vom Querschlag über die Abbaustrecken in den Streb. 4 2 3 Für den technisch interessierten Leser möchte der Chronist nun auf einige besondere Merkmale der damals hochmodernen Abbaubetriebe mit Löbbe-Hobeln, die Strebleistungen um 10 t je Mann und Schicht erreichen, etwas näher eingehen. Konstrukteur dieser erfolgreichen Hobelvariante ist Wilhelm Löbbe, der bei der Eisenhütte Westfalia Lünen das Konstruktionsbüro für Bergwerksmaschinen leitet. Er vermeidet die bekannten Schwachstellen des "Einheitshobels" und stellt den Betreibern ein Gerät zur Verfügung, das nach Überwindung der üblichen Kinderkrankheiten fast keine Wünsche offen läßt. An die Stelle des gefährlichen Zugseiles und der Winde in der Strecke tritt eine endlose Kette, die über je einen Motor am Hauptantrieb und am Hilfsantrieb des Strebpanzers in Bewegung gesetzt wird. Der Panzerförderer dient gleichzeitig als Zwangsführung für den Hobelkörper. Druckluftzylinder, die sich gegen den Ausbau abstützen, sorgen in Abständen von 6 m für den erforderlichen Andruck des Förderers an den Kohlenstoß. Die beschriebene Anlage erfordert bei 200 m Streblänge 4 Elektromotoren mit je 40 kW, von denen je zwei am Hauptantrieb in der Bandstrecke und am Hilfsantrieb in der Kopfstrecke arbeiten. Aus Kostengründen, aber auch um Steuerungsprobleme zu vermeiden, versorgt man üblicherweise nur die Bandstrecke mit elektrischer Energie und führt die Motorleitungen sowie die Leitung für das Steuerventil am Förderer entlang durch den Streb. Die Schaltkupplungen für den Antrieb des Gewinnungsgerätes werden über elektrische Steuerventile mit Druckluft beaufschlagt, so daß der Hobelfahrer bei laufendem Strebförderer die Bewegungsrichtung des Hobels vom Hauptantrieb aus bestimmen kann, indem er das entsprechende Ventil mit einem Schalter an Spannung legt. Der Hobelbegleiter gibt die Befehlssignale über die elektrische Strebbeleuchtung. Diese ist fest am Panzer angebaut und ermöglicht dadurch zusätzlich eine Richtungskontrolle. Zehn Jahre später kann er auch von jeder Leuchte aus mit dem Hobelfahrer telefonieren. 1 Versuchsaufbau des Hauptantriebs einer Löbbe-Hobel-Anlage in der Werkstatt Die Elektromotoren 1 und 2 treiben über Getriebe das Stegkettenband des Panzerförderers an. Der Motor 1 liefert gleichzeitig über eine Zapfwelle und eine elektrisch gesteuerte Schaltkupplung die Antriebsenergie für den Hobelkörper 3. Eine ähnlich aufgebaute Einheit ist am Hilfsantrieb installiert. Die druckluftbetriebenen Rückzylinder 4 schieben den Förderer an den Kohlenstoß. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, daß die Zeche Jacobi ein Hochspannungsnetz mit einer Nennspannung von 3 000 Volt betreibt. Die Versorgungsspannung für die Motoren und die Steuerspannung betragen 380 Volt, während die Beleuchtung wie überall mit 220 Volt arbeitet. Ab 1958 machen die gestiegenen Einzelleistungen der eingesetzten Motoren eine Erhöhung der Betriebsspannung auf 500 Volt erforderlich. Gleichzeitig wird die Steuerspannung auf die nach der 1957 in Kraft getretenen Bergverordnung für elektrische Anlagen zulässigen 42 Volt umgestellt. Im Zuge der Zerschlagung der deutschen Montangesellschaften nach dem Gesetz Nr. 27 der Alliierten Hohen Kommission für Deutschland werden die Bergwerke Jacobi, Osterfeld und Franz Haniel aus dem GHH-Konzern ausgegliedert und am 28. Mai 1952 in die neugegründete Bergbau AG Neue Hoffnung übergeführt. Die Auflösung der Konzerne nennen die Briten "Operation severance", die Deutschen bezeichnen sie als "Entflechtung". Dieser Zustand dauert nur 5 Jahre, denn 1957 kommt die Kohle wieder zum Stahl zurück, weil die Hüttenwerk Oberhausen AG (HOAG), 1951 ebenfalls aus der GHH "entflochten", das Aktienpaket der Neuen Hoffnung erwerben darf. Aber erst am 1. Dezember 1959 übernimmt Hüttenwerk die Tochtergesellschaft Oberhausen AG Bergbau die Betriebsführung der Bergwerke. Das Jahr 1954 setzt einen weiteren Meilenstein an den Weg der technischen Entwicklung auf Jacobi: Es gibt keine Schüttelrutschen mehr! Auch in den Streckenvortrieben kann der Panzerförderer verlorenen Boden zurückerobern. Am Jahresende laufen in 13 Abbaubetrieben 3 Löbbe-Hobel, 5 Schrämmaschinen in Verbindung mit einem Strebpanzer und 5 Abbauhammerbetriebe mit Strebpanzer. Der Löbbe-Hobel erlaubt den wirtschaftlichen Abbau geringmächtiger Flöze. Die Streblänge vergrößert sich im Durchschnitt auf 261 m. Abgebaut werden die Flöze der ZollvereinGruppe sowie die Flöze Laura und Gustav mit einer mittleren Mächtigkeit von 1,19 m. In der Mischung liefern sie eine gute Kokskohle. Bruchbau und Blasversatz halten sich die Waage. Die Belegschaftsstärke pendelt sich bei rund 4 500 Mann ein. Das Nachkriegsmaximum von 1950, in dem Jahr arbeiteten hier 5 051 Menschen, bleibt auch später unerreicht. Fritz Pamp Blick in einen Hobelstreb Die Strebleuchten sind unter Schutzkörben fest am Förderer montiert. - 27 - Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Kunst und Künstler in Osterfeld Katja Fliß Seit nunmehr zwei Jahren wohnt die Künstlerin Katja Fliß in Osterfeld auf der Haltener Straße 24. Zuvor hatte sie in Sterkrade, Oskarstraße 39 gewohnt, wo sie in einer ehemaligen Waschküche ein Atelier besaß. Zeche Osterfeld Gespannte Ruhe, Acryl auf Karton von 1999 Katja (Katharina) Fliß wurde in Breslau geboren. Der Vater war Schauspieler, die Mutter Malerin. Dieses Milieu gab ihr schon früh Anregungen für ihr eigenes künstlerisches Schaffen. Nach der Schulzeit machte sie 1951 bis 1954 eine Berufsausbildung zur Modeund Textildesignerin an der damaligen Staatlichen Stickerei- und Modefachschule im oberfränkischen Naila. Von 1954 bis 1961 war sie in der Bekleidungsindustrie als Musterdirektrice bei namhaften Unternehmen in Göppingen, Gelsenkirchen und Bochum tätig. Seit 1962 lebt und arbeitet sie in Oberhausen. Als 1961 ihr erster von zwei Söhnen zur Welt kam, gab sie ihre Berufstätigkeit auf. Um ihrem Drang nach künstlerischer Gestaltung zu folgen und sich zeichnerisch und malerisch weiterzubilden, nahm sie in Marl, Gelsenkirchen und Oberhausen an verschiedenen Abendkursen der jeweiligen VHS teil. In Oberhausen wurde sie von 1973 bis 1976 durch "KURO", Walter Kurowski, in die Geheimnisse der Techniken: Aquarell, Sprühtechnik mit wasserlöslichen Holzbeizen und Monotypie eingeweiht. Bei letzterer walzt man eine ölhaltige Farbe auf eine Glasplatte und zeichnet oder malt das Motiv darauf. Dann druckt man durch Handaufreibung – solange die Farbe noch feucht ist – das Bild aufs Papier. Wie der Name dieser Technik schon sagt, entsteht nur ein einziges Bild. Dazu drei Beispiele aus ihrer Reihe Industrie: Ausgabe – Dezember / 2012 Zeche Sterkrade Kokerei Osterfeld 1976 Von 1976 bis 1978 absolvierte sie ein Abendstudium an der Folkwangschule Essen bei Prof. Hermann Stehle im Fach Radierung. 1976 hatte sie ihre erste Einzelausstellung im Freizeithaus des Revierparks Vonderort. Dort sah sie der Verantwortliche für die Ausstellungen heimischer Künstler bei der GHH Sterkrade KUNST IM GÄSTEHAUS und lud sie zu ihrer zweiten Einzelausstellung ein, die im Jahre 1978 stattfand. Von 1979 bis 1981 studierte sie bei Prof. Sabine Tschierschky an der GHS Essen Analytisches Zeichnen und Freies Gestalten mit dem Akt. - 28 - Von 1976 an hatte Katja Fliß kontinuierlich Einzelausstellungen und war beteiligt an Ausstellungen in Oberhausen, Essen, Bottrop, Gladbeck, Gelsenkirchen Münster, München, Middlesbrough, Breda und Paris. Im Jahre 1979 stellte sie im "Studio" der Städtischen Galerie Schloss Oberhausen aus. Aus diesem Anlass wurde sie in den Arbeitskreis Oberhausener Künstler aufgenommen. Dafür sorgte Prof. Thomas Grochowiak, der 1969 auf Vorschlag von Hilmar Hoffmann die Leitung der Galerie im Schloss Oberhausen übernommen hatte. Von 1980 bis 1987 leitete sie eine Malklasse der städtischen Malschule für Kinder in Oberhausen. Von 1980 bis 1999 war sie auch in der Erwachsenenbildung tätig: An der VHS Oberhausen gab sie Kurse im Bereich Malerei, Zeichnung, Radierung und Aktzeichnen. Ab 1980 stellte sie regelmäßig mit dem Arbeitskreis Oberhausener Künstler in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen aus, z. B. unter dem Thema "Gestaltung eines Raumes" (Tänzerisches nach Musik). Siehe Bild! Kickenberg 1993 bis 1995 studierte sie dann an der Gesamthochschule Essen Malerei bei Prof. Helmut Sundhaussen. Im Jahre 1996 hatte sie eine Einzelausstellung in der Kulturvilla Oberhausen. 1999 folgte eine weitere Ausstellung "Künstler der Region" in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen. Im Jahre 2000 hatte sie Ausstellungen im Fotostudio Teriet OberhausenSterkrade und im Medikonhaus Oberhausen mit Gemälden, Radierungen und Monotypien. 2008 stellte sie in der Galerie KIR zum Thema "Feuer und Wasser" aus: An der Ruhr Feuer Zur Vernissage sagte die Kunsthistorikerin Dr. Olivia Schott u. a.: "Anfänglich experimentierte Katja Fliß sehr spielerisch mit abstrakten Formen, die stets zurück auf ihre eigene Wirklichkeit verweisen. Zu diesen abstrakten Formen treten jedoch sehr bald Landschaften der näheren Umgebung, sowie Landschaften von verschiedenen Reisen. In Gemälden, Aquatintaradierungen und Monotypien lässt uns Katja Fliß teilhaben an ihrem Blick auf die Welt – Eine höchst erfreuliche Sicht!!!! Ich schaue in diesen Bildern, in diesen Landschaften Freude. Freude, die jeweils ganz eigene Harmonie oder Dramatik einer Landschaft, eines Körpers, einer Bewegung, darauf ist das Schauen und Malen gerichtet. Man kann ihre Hingabe an die Landschaft im Malen sehen. Allerdings, wie der Fuchs zum kleinen Prinzen sagte: 'Man muss mit dem Herzen sehen'. Neben den Landschaften hat sich die Künstlerin mit der menschlichen Figur in lebendiger und vielfältiger Weise in ihren Bildern beschäftigt. Weibliche Aktfiguren in kräftigen Farben zeigen ähnliche und doch andere Qualitäten als die Landschaften. Denn die Haltungen der weiblichen Akte sind grundsätzlich natürlich und entspannt, manchmal auch hingegeben an das Sein in dieser Haltung. Das Hingegebensein an Landschaft und weiblichen Körper, ist nicht nur eine Qualität der Malerin und sicher mehr als Zufall." Dynamik und Spannungsmomente erhalten die Akte durch die Farbgebung! Im Jahre 2007 beteiligte sich Katja Fliß an zwei Ausstellungen in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen mit den Themen "Aus dem Schatten treten" und "Augenblick mal", sowie an einer Ausstellung in der Galerie KIR (KunstInitiative-Ruhr e.V., gegründet 1989) mit dem Thema "Bewegung". Wasser - Nordseewellen Ab 2012 gehört sie der neu gegründeten Künstlergruppe OBtisch an, die in der Polnischen Kult-Kneipe "Gdanska" am Oberhausener Altmarkt ausstellt. Vom 04.11.2012 bis zum 02.12.2012 kann man dort auch Bilder von Katja Fliß zum Thema "Herbst-Zeit-Los(e)" sehen. Burg Vondern 1976 Tanz - 29 - Text und Photos von Heinrich J. Bahne Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Natur in Osterfeld (Teil 5: Straßenbäume) Die Robinie Die Robinie (Robinia pseudoacacia) ist, wie ihr botanischer Name schon sagt, oft unter dem Namen "Falsche Akazie" oder "Scheinakazie" bekannt. Die Dornen bilden Fraßschutz und Kondensationspunkte zugleich; sie sind 1 – 3 cm lang. Man findet sie besonders an ganz jungen Pflanzen, während die blühenden Zweige meist dornenlos sind. Alte Robinien Der Name Robinia entstand zu Ehren des französischen Hofgärtners J. Robin (1550 – 1629), der den Baum 1625 aus Nordamerika nach Paris brachte. Die Robinie ist also ein Neubürger, Neophyt. Seither wurde die Robinie oft angepflanzt, besonders auf Bergehalden, Böschungen und an Bahndämmen, da sie sich als Rohbodenpionier erwies. Sie verwildert sehr stark, was man in Osterfeld an vielen Stellen sieht. Jungrobinien an der St. Pankratius-Kirche Die Robinie ist schnellwüchsig und wird bis zu 25 m hoch. Ihre Pfahlwurzel dringt bis zu 15 m in die Erde ein. Die Blätter sind unpaarig, 7 – 9 zählig gefiedert. Die Borke ist bei jungen Bäumen braun und glatt, bei älteren matt grau mit einem Netzwerk von dicken braunen Leisten. Die Robinie blüht von Mitte Mai bis Ende Juni. Sie gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler (Leguminosen). Die weißen Blüten sind in dichten Trauben von 10 – 15 cm angeordnet, sie duften stark. Die Robinie gehört zu den Hülsenfrüchtlern. Ihre Samen befinden sich in 5 – 10 cm langen Hülsen, die büschelig bis zum Winter hängen bleiben. Das sehr harte, feste und zugleich biegsame Holz dient dem Bau von Schiffen, Möbeln und Bögen. Es war früher ein beliebtes Grubenholz, weil es frühzeitig durch Knacken ankündigte, dass der Stollen einzustürzen drohte. Die Bienen sammeln den Nektar, um den bekannten "Akazienhonig" herzustellen. Im Übrigen sind alle Teile der Pflanze stark giftig! Robinie an der Drosselstraße Ältere Kugelrobinien an der Bottroper Straße Robinienblatt Text und Bilder von Heinrich J. Bahne - 31 - Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Oberhausen Die Wurst auf'm Grill am Rhein-Herne-Kanal oder Pommes rot-weiß auffe Hand, ganz egal, kannze Samstach abend 'n Bierchen trinken, zwischendurch auch mal 'nem Schiffchen winken, wer is schon so blöde, spazier'n zu geh'n, wenn bei Ebbe anne Emscher die Winde weh'n? Lieber auf'm Gasometer im Sturmesbrausen und allet, watte siehs, is: Oberhausen. Zehntausend Plätze, um Bier zu konsumier'n, und jede Menge Büsche, sein Herz zu verlier'n, am Sonntag im Kaisergaaten sich küssen, bei de Hängebauchschweine Tiger vermissen. Andere Städte haben auch einen Zoo, aber so wie bei uns is dat nirgendwo ! Lieber auf'm Gasometer im Sturmesbrausen und allet, watte siehs, is: Oberhausen. Die Neue Mitte der Stadt is'n Kaufparadies, doch wat willze dir hol'n mit so wenich Kies? Früher fuhrße nach Fenlo, um Kaffe zu kriegen, heute siehße im Zentro die Holländer fliegen. Wat soll dat, dat macht nix, dat stecken wir weg, genau wie die Zechen, die Kohle, den Dreck. Lieber auf'm Gasometer im Sturmesbrausen und allet, watte siehs, is: Oberhausen. Wenn die Sonne versinkt über die A3, is der Rest der Welt dir total einerlei. Alle spielense Fußball, aber keiner kommt weiter als bis kurz vorde Liga als ewiger Zweiter. Und dann stehße anne Ecke anne Bude mit ner Fluppe, München und Hamburch sind dir völlig schnuppe. Lieber auf'm Gasometer im Sturmesbrausen und allet, watte siehs, is: Oberhausen. Und wennze mich frachs, watt soll ich noch hier, dann komm doch ma kucken, dann zeich ich et dir! Kommße auf'n Gasometer im Sturmesbrausen und allet, watte willz, is : Oberhausen. Musik: Manfred Miketta Text: Gerburg Jahnke Stephanie Überall Unser Fundstück Liebe Leserin, lieber Leser, was fällt Ihnen zu diesem Foto ein? Wir interessieren uns dafür. Kontakte: Osterfelder Bürgerring e.V. Redaktion Der Kickenberg Postfach 120 347 46103 Oberhausen oder kickenberg@oberhausen-osterfeld.de info@kickenberg.de 02041 / 25 810 - 33 - Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Alte Ansichten – neue Ansichten Die Westfälische Straße zwischen Gesamtschule und Bergstraße Die Ansichtskarte aus dem Jahr 1922 zeigt die Situation an der Einmündung der Schulenstraße (Heinestraße) in die Straße "An der westf. Bahn" (Westfälische Straße) mit Blick auf den Bahnhof Osterfeld-Nord im Hintergrund. Das erste Gebäude auf der linken Seite ist das Innungshaus an der Ecke Westfälische Straße / Bergstraße. Das 1907 von den Mitgliedern der Innung der Osterfelder Handwerker gebaute Haus diente der Organisation als Versammlungslokal; es sollte aber auch die Bevölkerung auf die Leistungsfähigkeit der Handwerksbetriebe am Ort aufmerksam machen. 1920 ging das repräsentative Gebäude in den Besitz der Gemeinde Osterfeld über, die es 1927 großzügig umbauen ließ: neben gemütlich eingerichteten Gasträumen entstanden Fremdenzimmer und ein großer Saal. Seit 1969 ist das Innungshaus Privateigentum. Das Innungshaus und das rechts angebaute Wohn- und Geschäftshaus Westfälische Straße 1 haben die Zeiten nahezu unverändert überdauert. Das nächste Haus – die Villa Westfälische Straße 3 – ließ sich der Unternehmer Wilhelm Kleinefenn 1910 errichten. Seine Firma betrieb seit 1872 zusammen mit der Firma Dickmann aus Bottrop erfolgreich Formsandgruben in Osterfeld. Gießereien in aller Welt verwendeten diesen Formsand in großen Mengen. Der Abbau in den Osterfelder Gruben endete 1965. Die Firma Kleinefenn wurde 1977 aufgelöst. Augenblicklich steht das Anwesen, das den Krieg unbeschadet überstand, zum Verkauf. Der Rheinische Bahnhof Osterfeld-Nord im Hintergrund der Ansichtskarte lag an der Strecke der Rheinischen Bahn von Duisburg nach Quakenbrück; er wurde 1879 seiner Bestimmung übergeben. Nach der Stillegung des Personenzugverkehrs 1953 diente das unter Denkmalschutz stehende Stationsgebäude zunächst als Wohnhaus, auch die Gaststätte blieb in Betrieb. Heute ist hier ein Waldorfkindergarten untergebracht. Die Weide in der Bildmitte gehörte zu Storps Hof, dessen Umzäunung auf der rechten Seite zu sehen ist. Der Weg dazwischen ist die heutige Heinestraße. Die Stadt Osterfeld kaufte den Hof 1922. Anschließend verpachtete sie ihn bis auf weiteres an Theodor Storp. Dieser gab die Landwirtschaft auf und betrieb auf dem Hof eine Mehl- und Getreidehandlung. Das Wohnhaus und die Wirtschaftsgebäude ließ die Stadt in den 1950iger Jahren abreißen. 1966 entstand auf dem Gelände ein Erweiterungsbau für die heutige Gesamtschule, der rechts auf dem Bild von 2012 zu sehen ist. Auf der Weide ließ die Stadt 1923 das Sparkassengebäude erstellen. Dieses Haus bot nicht nur genügend Platz für die Geschäftsräume und Büros der Sparkasse und der Stadtkasse, sondern in den oberen Etagen auch für Wohnungen. Die Fassade ist, von kleinen Modernisierungen im Eingangsbereich abgesehen, bis heute unverändert erhalten. Axel Brinkmann Katsch het wat tou vertellen Et wor Sunndag, de Dag van usen Herrgot. Do mekt man sik fien, do mot to kieken." Opa dä den Kop dreien un he supp kasse ouk vergetten." "Jo", set Opa keck no den Owent. "goh du men inne Kerke un beer en man ouk inne Kerke gohn. Use Oma wor "Vader ik heb de doch gesaht, du soss Vaterunser för dinnen Husshern, de nix dobei sik utzustaffieren. Man wor ja no det Füer kieken, nech no den Owent. tou seggen het", nohm sine Piep, het en Poolbuerger un dat hitt wat oppen Ro- Dou tüchtig wat op den Herd, dat dat par Kringel geblosen un still vör sik hen henbusch. Wat te fuern get et ers no de Fuer nich utgeht." "Oppen Herd oder gegnöselt: "Früher wor et schön, Vanda- Kerke. Domols draf se nur nüchtern no oppet Füer?" frog dä Opa. "Vader" set de ge is et better. Aber et wör better, wenn de Kommejonbank gon. Oma, "ik glöw, du hesse nich me alle et wier schön wör." benehm. Wen dat Dat sallt vandage sinn. Anne Huesdür set use Oma tou usen Opa: "Vader verget nich no den Owent Fuer ut is, get et Vandage nix tou etten un de Hauner- - 35 - Inke Katsch. Ausgabe – Dezember / 2012 Kickenberg Kurzmeldungen aus Osterfeld WAZ-Lesercafe im Bistro Jederman Im beschaulichen Osterfeld hat sich einiges verändert und weitere Planungen warten auf ihre Umsetzung. Da wollten auch die beiden Oberhausener Lokalzeitungen nicht hinten anstehen und konnten ab Anfang März 2012 die Wünsche ihrer Leserschaft nach mehr Nähe, mehr Ordnung und mehr Nutzwert umsetzen. Nun berichten sie noch ausführlicher und intensiver als je zuvor vom quirligen Leben in der Stadt, in der sich so viele Menschen in Vereinen, Kirchengemeinden, Verbänden, Clubs, Arbeitsgemeinschaften und Initiativen engagieren. Ganz besonders freue ich mich seit einem halben Jahr über den WAZ-Service. Zum Markttag, am Freitag, wurde von 10.00 – 12.00 Uhr im Bistro Jederman die "Lesercafe-Sprechstunde" eingerichtet. Stets freudig erwartet, stellt sich die 27-jährige WAZ-Journalistin Stephanie Weltmann dort zur Verfügung, um mit ihren Gästen über Stärken und Schwächen Osterfelds, die ihnen am Herzen liegen, zu reden. Und was noch besser ist, jeder, der ein geeignetes Thema zur Veröffentlichung mitbringt, hat hier eine ideale Ansprechperson. Die WAZ-Journalistin Stephanie Weltmann im Kreise ihrer Leser Die gesamte Bürgerschaft ist eingeladen, Lob und Tadel für unseren Stadtteil bekannt zu machen. Vielleicht auch aufzuzeigen, wieviel bürgerschaftliches Engagement hier existiert und wie dieses den Alltag in Osterfeld lebenswert macht. Häufig kommen noch die kleinen Dinge hinzu, die in der Nachbarschaft geschehen und noch mehr interessieren. Für mich sind Informationen über das Geschehen in unserer Stadt sehr wichtig. Sie sind das Argument, warum ich mir eine Tageszeitung halte. Ich freue mich, schon morgen wieder neue interessante Informationen lesen zu können, direkt nach dem Frühstück. 15 Jahre CM-O "Christl. Motorradfreunde Osterfeld" "Fahre nie schneller als Dein Schutzengel fliegen kann." Das ist das Motto von christlich orientierten Frauen und Männern, die die gemeinsame Liebe am Motorradfahren zusammengeführt hat. Nach dem Besuch eines Motorrad-Gottesdienstes (MOGO) in Hünxe beschlossen Uwe Hüttermann, Heike Paßgang und Beate Killat im Herbst 1997, den "Bikern" in ihrer Heimatstadt die Möglichkeit zu bieten, in einem Verein Gleichgesinnte zu treffen. Sie nannten ihn "Christliche Motorradfreunde Osterfeld", kurz CM-O. Der Erfolg gibt den Gründern recht, denn heute zählt der Verein rund 50 Mitglieder beider Konfessionen, die sich regelmäßig im evangelischen Gemeindezentrum an der Kapellenstraße treffen. Neben den unvermeidlichen Fachgesprächen reifen in diesem Kreis auch die Pläne für die Veranstaltungen in der Saison, die am 1. Sonntag im April durch das "Anlassen", verbunden mit einem Gottesdienst auf dem Parkplatz vor dem BERO-Center und einem von der Polizei begleiteten Korso durch Oberhausen, eingeleitet werden. Es folgen an jedem 2. Sonntag im Monat Tagesfahrten ins Münsterland, zum Sauerland, in die Eifel oder in die Niederlande. Mehrtägige Touren z.B. durch Belgien oder Frankreich plant der Verein oft zusammen mit befreundeten Clubs. Zwei Termine wiederholen sich in jedem Jahr: Zunächst steht am 3. Wochenende im Juli die Wallfahrt nach Kevelaer auf dem Programm. Dort treffen sich Motorradfahrer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern. Den Abschluß dieser Veranstaltung bildet eine beeindruckende Lichterfahrt, die durch die benachbarten Orte bis in die Niederlande führt. Am ersten Wochenende im September richtet der Verein auf dem Osterfelder Stadtfest einen ökumenischen BikerGottesdienst aus. An diese Redewendung aus dem Englischen muss man denken, wenn man sieht, wie die Osterfelder zurzeit an den Baustellen der Innenstadt vorbei gehen. Die meisten Passanten schauen interessiert, aber ernst. Ein strahlendes Lächeln zaubert der Buddelboom nicht auf ihre Gesichter. Gut, angesichts von Lärm und Staub, von Bauzäunen, die zu Umwegen zwingen und verschärften Parkplatznöten ist ein finsterer Blick verständlich. Senkrecht oder waagerecht, momentan sieht man überall nur rot-weiße Sperren Andererseits könnte man sich doch auf lange Sicht über die Maßnahmen freuen. Im Vorfeld des Stadtfestes haben das die Offiziellen in ihren Grußworten auch deutlich geschrieben. Sowohl Herr Krenz als Vorsitzender des Bürgerringes als auch Herr Gosda als erster Mann der WEGO und nicht zuletzt Herr Pflugbeil als Bezirksbürgermeister haben wie aus einem Munde die Baumaßnahmen als positives Zeichen für den Stadtteil hervorgehoben. Ein Ruck geht durch Osterfeld. Endlich geht es wieder aufwärts. Wenn dann noch das Bunkerprojekt realisiert wird oder gar eine Krankenhauserweiterung auf dem Gelände des Hallenbades und wenn die Bauvorhaben der GEWO im Halterner Viertel abgeschlossen sind, dann ist Osterfeld als Wohngebiet richtig attraktiv, zumindest für Senioren. Junge, qualifizierte Arbeitskräfte und Familien werden dadurch nicht angelockt und unschöne Leerstände werden durch einen Anschluss ans Fernwärmenetz auch nicht hübscher. Ja was denn nun? Geht es aufwärts oder nicht? Was hält der normale Osterfelder von alledem? Wie oben gesagt: einen Penny für deine Gedanken. Gäste sind bei den Treffen willkommen. Nähere Informationen finden Sie im Internet unter www.cm-o.de Günter Lohmar Ausgabe – Dezember / 2012 Einen Penny für deine Gedanken Petra Grimberg - 36 - Klaus Weinberg Kickenberg Veranstaltungskalender Dezember 2012 – Februar 2013 Revierpark Vonderort Freizeithaus Bottroper Straße 322 Lego- und Playmobilbörse 20. Januar von 11 – 17 Uhr Briefmarken Großtauschtag 15. Dezember von 9 – 14 Uhr 19. Januar von 9 – 14 Uhr 23. Februar von 9 – 14 Uhr CD- und Schallplattenbörse 24. Februar von 11 – 17 Uhr Ü-Eier Tauschbörse 9. Dezember von 11 – 16 Uhr Modelleisenbahnund Spielzeugmarkt 31. Dezember von 11 – 15 Uhr 10. Februar von 11 – 16 Uhr Kindertheater "Morgen Findus wird’s was geben" 23. Dezember ab 15 Uhr und "Das kleine Gespenst" 27. Januar ab 15 Uhr Ausstellungen: Kunstkreis "Atelier" Phantastische Welten 16. September – 11. Oktober ab 11 Uhr Schiffsmodellausstellung gezeigt werden über 200 Modelle vom 12. – 13. Januar von 10 – 18 Uhr Weihnachtskonzerte 2012: Kölsche Chressdäch Stille Naach zosamme Rot-Blau Rothebusch Eine etwas andere Weihnachtsfeier mit Kölner Karnevalsgrößen 2. Dezember – 15 Uhr SG Liedertafel Klosterhardt 1919 14. Dezember – 17.00 Uhr mit Chor & Solisten St. Antonius Kirche, Memelstraße MGV Eintracht 1875 16. Dezember – 15.30 Uhr Weihnachtskonzert in der Propsteikirche St. Pankratius verstärkt durch Sänger des "Sängerbund GHH". Gastchor: Die Sterkrader Klosterspatzen Hobbysingers "Frauenchor Osterfeld 1998" mit Gitarrist Markus Kaiser 16. Dezember – 16.00 Uhr Kirche St. Marien Rothebusch Leutweinstraße Karneval Kostümfest Vondern 19. Januar ab 19 Uhr Haus Matecki Einbleckstraße 59 Gala Festsitzung der GOK 26. Januar ab 18 Uhr Revierpark Vonderort Eulenorden Prinzenempfang 27. Januar ab 11 Uhr Luise-Albertz-Halle KG Blau-Gelb-Vondern Seniorensitzung 30. Januar ab 15 Uhr Haus Matecki Einbleckstraße 59 Kinderkarnevalszug Osterfeld 9. Februar ab 15 Uhr in den Straßen von Osterfeld Karnevalszug Vondern 11. Februar ab 15 Uhr in den Straßen von Vondern Bacchus Beerdigung GOK 12. Februar ab 11 Uhr Haus Wittekind Fischessen GOK Verabschiedung des Kinderprinzenpaares 13. Februar ab 11 Uhr Haus Wittekind Burg Vondern Informationen und Terminabsprache für Burgbesichtigungen Donnerstags von 18 – 19 Uhr Sonntags-Matinee 9. Dezember Trio Balletto Terzo "Das Jahr klingt aus" Mezzosopran – Cembalo – Barockgitarre nähere Informationen unter www.burg-vondern.de ---------------------------------- Marinekameradschaft Osterfeld 02 Mitgliederversammlung Heideblümchen Vestische Straße 171 Jeden 1. Freitag im Monat um 19 Uhr ---------------------------------- GOK Mitgliederversammlung Haus Wittekind Wittekindstraße 47 Jeden 2. Donnerstag im Monat um 19:30 Uhr ---------------------------------- Tischtennis-Stadtmeisterschaften 2012 Spielklasse: Vereinslose 29. Dezember 2012 – 13.30 Uhr GSO-Sporthalle Lilienthalstraße Info: Tel. 67 11 04 Der Kickenberg ist online auf www.kickenberg.de außerdem finden Sie ihn sowie weitere Informationen über Osterfeld auf der Webseite des Osterfelder Bürgerring e.V. www.oberhausen-osterfeld.de und auch auf www.osterfeld-westfalen.de Ausgabe – Dezember / 2012 - 38 - Helfen ist unsere Arbeit. Heilen unser Ziel. Medizinische Spitzenkompetenz im westlichen Ruhrgebiet: Die Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO) Modernste OP-Technik im Ruhrgebiet Erfahrene Expertenteams in jedem Fachbereich 5 Einrichtungen: 2 Krankenhäuser St. Josef-Hospital Fon: 0208 / 837-0 St. Marien-Hospital Fon: 0208 / 8991-0 2 Pflegezentren Bischof-Ketteler-Haus Fon: 0208 / 8996-0 Pflegezentrum am St. Josef-Hospital Fon: 0208 / 8489-0 1 Hospiz Hospiz St. Vinzenz Pallotti Fon: 0208 / 30266-0 www.kk-ob.de Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Essen - Duisburg IVT Weiner+Reimann GmbH Industrie- und Versorgungstechnik IVT – Industrietechnik aus einer Hand ■ Rohrleitungsbau ■ Industrietechnik ■ Anlagentechnik ■ Kälte- und Klimatechnik ■ Heizungs-, Lüftungs- ■ und Sanitärtechnik ■ Elektrotechnik, Blitzschutz-, ■ Mess- und Regeltechnik ■ Arbeitnehmerüberlassung Industrie- und Versorgungstechnik, Weiner+Reimann GmbH Fahnhorststraße 36 · 46117 Oberhausen Tel. (02 08) 99 98 80 · Fax (02 08) 89 20 36 www.ivt-gmbh.de DER KICKENBERG Was für Italiener der Stiefel ist für uns Osterfelder der Schuh 12 Ptufsgfmefs!Ifjnbucmbuu! Nummer 25, Dezember 2012 Wandern auf den Spuren der Geschichte Albert-Schweitzer-Schule 1958 14 13 11 11 13 12 Theodor-Heuss-Realschule 15 Volksgolfanlage 2001 77 m über NN höchster Punkt Hof Baumeister 10 14 2 1 Kolonie Jacobi 1912 Wohnungen für Bergleute 3 15 10 St. Antony-Hütte 1758 Älteste Eisenhütte an der Ruhr Revierpark Vonderort 1974 Marktplatz Wochenmarkt seit 1870 Gesamtschule 9 4 5 9 Kolonie Stemmersberg 1900 mit Kindergarten 1910 Rathaus 1894 1 8 2 Kolonie Eisenheim 1846 8 7 St. Pankratius mit 1000-jähriger Geschichte 7 3 4 6 5 6 OLGA-Park 1999 Burg Vondern 1266 Ältestes profanes Bauwerk nördlich des Mains Die Meilensteine am Wege Auf dem "Laufsteg" Osterfeld Ideen umsetzen! Was haben Italien und Osterfeld gemeinsam? Beide haben etwas an den Füßen! Italien hat nicht die Form eines Stiefels, sondern der Stiefel hat die Form Italiens! Ebenso verhält es sich mit Osterfeld. Der Schuh hat die Form Osterfelds! Mit diesem Schuh kann man nicht auf der Stelle treten. Er weckt Lebensgeister und die Lust auf etwas Neues. Mit der 25. Ausgabe des Osterfelder Heimatblattes wollen wir Sie einladen, Osterfeld zu erleben, denn Osterfeld bietet Raum zum Entdecken, Zeit zum Entspannen, Ortsteile zum Genießen! Der "Laufsteg" Osterfeld steht jedem offen! Wandern Sie mit und gehen den Rundweg der Geschichte, der Montanzeit, des Strukturwandels. Erleben Sie die Bürger, die von Osterfeld behaupten: "Am schönsten auf der Welt ist es bei uns in Osterfeld!" Fröhliche Osterfelder beim Stadtfest Komplett wird die Wanderung, wenn Sie für die Tour den Stadtplan und die Zeittafel Osterfelds einpacken und die Schnürsenkel fest an Osterfeld binden. Sollten Sie unterwegs feststellen, dass Sie mit der Geschichte älter geworden sind, nichts drum geben, sondern vielmehr den Grundsatz beherzigen: "Wer den Kopf hängen lässt, kann das Funkeln der Sterne nur in der Pfütze sehen!" Und noch etwas: Sollte jemand nicht gut zu Fuß sein und von seiner "Beinfreiheit" keinen Gebrauch machen, so kann er die Osterfelder Geschichte und alle Sehenswürdigkeiten auch von der obersten Plattform des Gasometers aus betrachten. Leider liegt der Gasometer durch eine neue Grenzziehung nicht mehr auf Osterfelder Stadtgebiet. Der Gasometer ist heute ein 117 m hoher Aussichtsturm. 1 Ein Blick vom Gasometer auf Osterfeld Also: Sportler machen's, Politiker sowieso und sogar ganz Bodenmais mit 3 400 Einwohnern kann's nicht lassen – Ausspannen in Wanderschuhen! Der neue Wanderschuh, vom Osterfelder Künstler Ludger Mels umzeichnet, hat also nichts mit dem "Schuh des Manitu", der sich an "Winnetou und Old Shatterhand" orientiert, zu tun. Osterfelder Schuh und Stadtplan sind vielmehr die zwei Pole, zwischen denen sich das Spannungsfeld Osterfeld ausbreitet. Und noch etwas: Osterfeld ist keine "flache Flunder". Die höchste natürliche Erhebung Oberhausens liegt mit 77 m am Eingang des Volksgolfplatzes Jacobi. Der Stemmersberg liegt auf der Heide und der Kickenberg im Osten. Das sind Strecken, die in die Beine gehen. Sie können aber auch Appetit anregend wirken. Die Preise in den Speisekarten der Osterfelder Restaurants, wie Koopmann, St. Antony-Hütte, Reimann oder auch im Bistro "Jederman", vertragen sich mit jedem Portemonnaie. Sollte dazu die Strecke nicht in einer Etappe zu schaffen sein, so bietet sich auch eine Übernachtung im Best Western Parkhotel "Zur Bockmühle" an. Übrigens, unser Redaktionsmitglied Heinrich J. Bahne ist einen Weg – der von 1 bis 15 beschrieben ist – abseits von großen Straßen gelaufen. Er hat für die 12 km lange Strecke 4 Std. gebraucht. Das muss aber nicht Ihr Maßstab sein! Nun geht es los. Wir kämpfen gegen das "verstaubte" Image. Der KICKENBERG will seinen Beitrag leisten und Osterfeld aus dem Dornröschenschlaf wecken. Experimentierfreudig und aufgeschlossen wollen wir die Wanderschaft angehen. Wir wünschen uns, dass sich viele an der Idee beteiligen. Demnächst ist es für Sie nur ein "Klick" und sie können diese magischen Momente und Infos auch im Netz unter www.oberhausen-osterfeld.de www.osterfeld-westfalen.de oder www.kickenberg.de einfangen und nachlesen. Bilder halten die Erinnerung dann bunt und lebendig fest. Jetzt wünsche ich Ihnen noch viel Spaß beim Vermehren Ihrer neu hinzugewonnen Ansichten. Neben dem Wanderschuh gibt es auch noch den Hasen und den Zwerg. Darüber mehr in einer der nächsten Ausgaben. Der Revierpark Vonderort wurde 1974 eröffnet. Die Bottroper Straße gliedert das rund 32 ha große Parkgelände in einen Nord- und einen Südteil. Im Nordteil finden die Besucher neben einem großen Spielplatz und verschiedenen Spielfeldern für die gängigen Mannschaftssportarten ein Freizeitbad mit Solebad, Saunabereich und Freibad. Die Eislaufhalle ist leider wegen technischer Mängel geschlossen. Der Südteil bietet einen Paddelteich, eine Wasserfläche für Modellboote, einen Mehrzweck-Pavillon und das "Freizeithaus", in dem die Verwaltung untergebracht ist und dessen Saal für verschiedene kulturelle und gesellige Veranstaltungen zur Verfügung steht. Das angegliederte Restaurant "Waldhof" verwöhnt seine Gäste mit feiner italienischer Küche, Pizza und hausgemachtem Kuchen. 2 Die Gesamtschule Osterfeld nahm 1969 als erste Schule dieser Art im Rheinland den Lehrbetrieb auf. Heute ist sie mit mehr als 2 000 Schülern die größte in NRW. 3 Seit 1877 bieten Händler und Bauern auf dem Marktplatz in der Innenstadt ihre Waren an. Heute ist dienstags und freitags Markt. Der Marktplatz dient auch als Festplatz. Neben zahlreichen Einzelhandelsgeschäften zum Einkauf für den kurzlebigen Bedarf, bietet die Innenstadt mit dem Wappenplatz einen weiteren Treffpunkt. Den Wappenplatz ziert das Osterfelder Wappen sowie ein Brunnen der Ursulinenschwester Tisa von der Schulenburg. Die Brunnensäule zeigt neben Motiven des Osterfelder Bergbaus auch Motive der Eisenbahnepoche, der Landwirtschaft und der Oberhausener Hüttenzeit. Der am Rande des Platzes aufgestellte "Goldhelm" soll - neben der "Bergkapelle" an der Bottroper Straße – Skulpturen der Künstlerin Christel Lechner – ebenfalls an die lange Osterfelder Bergbautradition erinnern. 4 Die katholische Kirche St. Pankratius ist die älteste Pfarrkirche in Osterfeld. Ihre Entstehung reicht wahrscheinlich in das Jahr 985 zurück, aber erst im 12. Jahrhundert wird eine Kapelle an diesem Standort urkundlich erwähnt. Diese bildete den Siedlungskern von Osterfeld. Im Jahr 1896 ersetzte ein repräsentativer, dreischiffiger Neubau im gotischen Stil die kleine Dorfkirche. 5 Das erste Rathaus der Gemeinde Osterfeld stammt aus dem Jahre 1894. Der Architekt verwendete dem Zeitgeschmack entsprechend Stilelemente der Renaissance. Im Laufe der Jahre erhielt das Bauwerk zwei Seitenflügel, um Platz für die größer gewordene Verwaltung zu schaffen. 6 Erste urkundliche Hinweise auf die Wasserburg Vondern, dem ältesten Bauwerk in Osterfeld stammen aus dem 13. Jahrhundert. Dieser Adelssitz ist der einzige erhaltene gotische Profanbau der Region und gilt als bedeutendes Kulturdenkmal des Ruhrgebietes. Er besteht aus der um 1520 errichteten gotischen Torburg und dem zu Anfang des 17. Jahrhunderts erbauten barocken Herrenhaus. Seit 1946 ist die Burg im Besitz der Stadt Oberhausen, die sie 1982 dem Förderkreis Burg Vondern als Bürgerzentrum übergab. Heute stehen die renovierten Räumlichkeiten für Veranstaltungen aller Art zur Verfügung. 7 1993 begannen die konkreten Rahmenplanungen für die Oberhausener Landesgartenschau (OLGA). Es galt, im Kernbereich 26 Hektar und im gesamten Ausmaß von der Kampstraße im Norden bis zum Kanal im Süden 108 Hektar über Ideenwettbewerbe für die Eröffnung am 1. Mai 1999 zu überplanen, nachdem am 31. August 1992 die Zeche Osterfeld ihren Betrieb eingestellt hatte. Mittelpunkt war die Kohlenmischanlage (Gartendom). Der heutige OLGA-Park mit seinen interessanten Brückenbauwerken, Baumharfen, dem schwarzen Tor und den Industrie-BlumenFeldern steht den Besuchern nur tagsüber zur Verfügung. Kinder und Jugendliche finden hier zwei große Spielplätze und Flächen für den Trendsport. Der OLGAPark bietet auch Platz für Großveranstaltungen wie Drachenfest, Olgas-Rock oder Ruhr in Love. 8 Die Arbeitersiedlung Eisenheim der Gutehoffnungshütte wird mit Bürgerinitiative, Rettung von Wohnungen, Nachbarschaft und Wohnwert in Verbindung gebracht. Es gibt 5 Bauphasen bei der Realisierung der Arbeitersiedlung: 1846 "Kaserne" Fuldastraße, 2 Doppelhäuser Wesselkampstraße und 7 "Meisterhäuser" an der Sterkrader Straße. 1865 sieben Häuser mit je vier Wohnungen an der Berliner Straße. 1872 Wesselkampstraße 35, das erste Haus im neuartigen "Kreuzgrundriß". 1897 und 1901 Beginn der beiden Bauphasen von Eisenheim II an der Eisenheimer Straße, Wesselkamp-, Werra- und Fuldastraße. 1961 sollte die Siedlung dann abgerissen werden; 1972 begann die Zeit um und mit Prof. Roland Günter. Er erreichte nicht nur die Erhaltung der ersten Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet, sondern auch den Denkmalschutz. 9 13 Die Siedlung Stemmersberg wurde in den Jahren 1900 bis 1906 von der GHH erbaut. Die Straßennamen spiegeln den Namen der Gesellschaft wider: Gute-, Hoffnung-, Hütte-, Aktien-, und Vereinstraße. 1996 ging sie in den Besitz der Landesentwicklungsgesellschaft NRW (LEG) über. Heute versuchen die Mitglieder des Stemmersberg e.V. "ihre" Siedlung in ein Genossenschaftsmodell zu überführen. Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen wurden in großem Umfang durchgeführt. Ein Vereinsheim ist entstanden. In der ehemaligen "Kleinkinderschule" sind heute ein städt. Kindergarten und etliche Freizeitgruppen untergebracht. Die denkmalgeschützte Siedlung ist ein Bestandteil der Route der Industriekultur. Der Baumeister Hof – ehemals "Hartmann-Kotten" – ist um 1790 erbaut worden. Er kann deshalb als das älteste erhaltene Gebäude auf der Klosterhardt gelten, da das im Jahr 1758 erbaute Kontor- und Wohnhaus der St. Antony-Hütte im Jahr 1835 abbrannte und neu errichtet wurde. Bis ins Jahr 1955 hat der Besitzer eine Landwirtschaft betrieben und Kies und Sand in eigenen Gruben abgebaut. Auf dem Gelände einer dieser Sandkuhlen stehen heute die Theodor-Heuss-Realschule und die Albert-Schweitzer-Schule 10 Mit der St. Antony-Hütte verbindet sich das wohl bedeutendste Stadthistorische Datum – 18. Oktober 1758. An diesem Tag floss erstmals aus dem Hüttenwerk des Münsteraner Domherren Franz Ferdinand von Wenge Roheisen. Begonnen hat alles schon im Jahr 1740. Seitdem ranken sich viele Geschichten, Verkäufe und Auseinandersetzungen wie ein Wirtschaftskrimi mit hochkarätigen Persönlichkeiten oder auch Schlitzohren um die Entwicklung in der hiesigen Eisen- und Stahlindustrie. Ende der 1970er Jahre wird das Wohngebäude des Hüttendirektors zum Archiv der GHH, dann übernimmt die Sparkassen-Bürgerstiftung die Verantwortung. Diese veräußert die Immobilie 1995 an den LVR, der die St. Antony-Hütte als Industriemuseum betreibt und durch Ausgrabungen zum Industriearchäologischen Park weiterentwickelt. 11 Die Theodor-Heuss-Realschule (THR) wurde im Jahre 1939 als zweite Oberhausener Mittelschule mit 162 Schülerinnen und Schülern in den Räumen der Heideschule, Erikastraße, gegründet. Die Schule hat mehrfach den Standort gewechselt. Das Schlimmste war wohl die Auslagerung 1943 in die Tschechoslowakei und nach Österreich bis zum Ende des 2. Weltkrieges. 1951 zog man zur Westfälischen Straße. Den Namen erhielt die Schule 1960. 1966 gab es einen Erweiterungsbau an der Heinestraße und 1972 Umzug und 1973 endgültiger Einzug in den Neubau an der Tackenbergstraße. 12 Die 1958 gegründete "ElpenbachHauptschule" wurde ein Jahr später in Städt. Gemeinschaftshauptschule AlbertSchweitzer-Schule umbenannt. Sie liegt ebenfalls im Schulbezirk Tackenberg in angrenzender Nähe zur THR. Derzeit gibt es über die Weiterführung der Hauptschulen in Oberhausen ein starke politische Diskussion. 14 Der Volksgolfplatz Jacobi "Red Golf Oberhausen" ist Teil eines neuen Landschaftsparks im Ruhrgebiet. Er wurde auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlage Jacobi realisiert. Die 2001 von der damaligen NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn eröffnete 9-Loch-Anlage erfreut sich einer großen Beliebtheit, weil hier jeder spielen kann, der die "Platzreife" besitzt. Herzstück des Volksgolfplatzes ist das gut sechs Hektar große Übungsgelände, die Driving Range und ein 1 000 Quadratmeter großes Puttinggelände. Die Schachtanlage Jacobi, die nach Kommerzienrat Hugo Jacobi (1834-1917) benannt wurde, förderte von 1913 bis 1974. Die Kokerei produzierte im "Inselbetrieb" bis 1984 weiter. Auf dem Golfplatz erinnert nur ein Stück Gichtgasrohr an das "Versailles des Ruhrgebietes". 15 Die Jacobi-Kolonie entstand zwischen 1913 und 1920 nach den Plänen des Architekten Carl Weigle in unmittelbarer Nähe der Schachtanlage Jacobi. Sie beeindruckte durch die Typenvielfalt der eineinhalb- und zweigeschossigen Häuser, welche der Architekt mit verhältnismäßig kleinen Änderungen der Fassaden und der Dachformen erreichte. Zwischen 1912 und 1927 bauten mehrere Architekten an der Jacobistraße und an der Straße Im Fuhlenbrock die Wohnungen für die "Betriebsbeamten". Die zweistöckigen, villenartigen Häuser unterschieden sich nicht nur durch die Erker und den Außenputz von den Häusern in der Kolonie. Sie waren auch deutlich größer und der Zuschnitt der Räume genügte den höheren Ansprüchen der zukünftigen Bewohner. Anfang der 1960er Jahre ließ die Hüttenwerk Oberhausen AG (HOAG) in einigen Baulücken Mehrfamilienhäuser bauen, und seit 1989 entstanden auf den verbliebenen Freiflächen moderne Eigenheime. Die Kolonie gehörte zu den schönsten im Ruhrgebiet, bis ein großer Teil der Wohnungen Anfang der 1990er Jahre an die Mieter verkauft und von diesen sehr individuell gestaltet wurde. Walter Paßgang