Dass so wenig CO2 und so wenig Energie so gut aussehen kann

Transcription

Dass so wenig CO2 und so wenig Energie so gut aussehen kann
3lux:letters Das Architektur-Magazin
Licht im Außenraum 1 | 2011
neues licht | architektur | technik
Licht im Außenraum
Geschickt im Freien beleuchten
Licht im Wandel
Entwicklung der Außenbeleuchtung
Licht in Arnsberg
Die neu gestalteten Kundenbereiche
Dass so wenig CO2 und so wenig Energie
so gut aussehen kann.
Die TRILUX Convia LED.
www.trilux.de/convia
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EDITORIAL
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3lux:letters 1 | 2011
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Titelseite: Eine etwas ausgefallenere
Art der Außenbeleuchtung bietet der
LED-Lichtboden von TRILUX. Vor dem
neuen Business- und Freizeitzentrum
am Nürburgring wurde er zum markanten Hingucker, der den Eingangsbereich wie eine Rennkurve markiert.
Foto: Christoph Meinschäfer,
Arnsberg
Liebe Leserinnen und Leser,
Im Jahr 2010 ging es mit der Wirtschaft wieder bergauf und auch wir gehen gestärkt aus diesem
Jahr hervor. Nicht nur, dass die LED-Technologie weiterhin auf der Überholspur ist und wir unsere
Leuchten in diese Richtung weiterentwickelt und unsere Produktpalette um innovative Leuchten
ergänzt haben. Auch im Bereich der OLEDs – deren Entwicklung noch am Anfang steht – haben wir
mit dem Prototypen der „OLED Enspiro“ im letzten Jahr sehr gute Fortschritte erzielt.
Und gleich zu Beginn des neuen Jahres gibt es weitere interessante Neuigkeiten: Mit der Übernahme
des Leuchtenherstellers RSL (Rodust & Sohn Lichttechnik GmbH) haben wir einen Spezialisten
für hochwertige Sonderleuchten in die TRILUX-Familie aufgenommen. Die dadurch entstandene
Erweiterung unseres Portfolios ist einer von vielen wichtigen Schritten in der Neustrukturierung
unserer Servicekultur (Seite 40). Neu sind auch die Umgestalteten Kundenbereiche des Arnsberger
Hauptwerkes, in denen unsere Leuchtensysteme in der Praxis erlebt werden können (Seite 38).
In der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters beschäftigen wir uns dieses Mal mit dem Thema „Licht
im Außenraum“. Einen Einstieg verschafft uns der Schweizer Lichtdesigner Mario Rechsteiner,
der eine Übersicht über die Geschichte der Außenbeleuchtung und deren Entwicklung sowie einen
Einblick darüber gibt, wie in Schwellenländern mit Beleuchtung umgegangen wird. (Seite 10).
Aktuelle Projekte wie das Freizeit- und Businesszentrum am Nürburgring (Seite 28), der Unicampus
der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität in Frankfurt (Seite 22) oder das Parlamentsufer in
Düsseldorf (Seite 32) zeigen, wie die geschickte Anwendung der Beleuchtung ein Projekt aufwerten
kann und das Erscheinungsbild maßgeblich mitbestimmt. Bei unserem Interview erläutern uns
drei (Leuchten-)Designer, was das Entscheidende beim Entwerfen einer Leuchte ist (Seite 18) und
die Planerfrage gibt mit einem Augenzwinkern Antwort darauf warum sich LEDs besonders gut
zur Beleuchtung von Eisskulpturen eignen (Seite 37). Freuen Sie sich außerdem auf viele weitere
Themen rund ums Licht!
Ich wünsche Ihnen beim Schmökern in der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters viel Vergnügen!
Ihr Dietmar Zembrot, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb
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LICHT IM AUSSENRAUM
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BLICKE
Lichtinstallation Kelvin; Wandinstallation Time Square; Lange Nacht
der Kunst und Kultur - Blaue Nacht 2011 in Nürnberg; Outrace;
Landesgartenschau Norderstedt; Ausstellung Licht 21; Ausstellung
Plus de Lumière; Leuchtenserie Malva; Pendelleuchte Lior N°2
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GESCHICHTE
Die Pilzleuchte – Ein Klassiker
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STATEMENT
Subtil beleuchten. Von Ingo Dietzel und Kai-Uwe Schwenck.
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LESEN
Drei Buchempfehlungen der Redaktion.
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PUNKT
Entwicklung der Außenbeleuchtung. Von Mario Rechsteiner.
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IMPRESSION
Naturlichter oder Lichterstadt?
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REFLEXION
Antworten von Rino Bossy (Bossy Design, Wülfrath), Knud Holscher
(Knud Holscher Design, Kopenhagen) und Toan Nguyen (Toan Nguyen
Studio, Mailand).
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ARCHITEKTUR
Uni Campus der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Ferdinand
Heide und Bürogemeinschaft Topos, Frankfurt am Main; Freizeitund Businesszentrum am Nürburgring, Tilke GmbH & Co.KG,
Aachen; Parlamentsufer in Düsseldorf, Stadtwerke Düsseldorf
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SERVICE
Materialkunde: Seewettertauglichkeit; Planer fragen, Hersteller antworten: Strahlungswärme von LEDs im Vergleich zu Glühlampen.
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TRILUX
Showroom in Arnsberg; Interview mit dem TRILUX-Geschäftsführer
Johannes Huxol über die Servicekultur von TRILUX
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KUNST
Licht um jeden Preis, Mike Thompson; Kunst der Gegenwart, rAndom
International; LED‘s dance, phase7; In leuchtenden Lettern, Evan Roth
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KURIOSUM
Die Entdeckung des (Tee)Lichts
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QUELLE
Siegeszug der Leuchtreklame
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Impressum
3lux:letters 1 | 2011
Simulation: Till Nowak
BLICKE
Seit dem 2. November 2010 wird der historische Wasserturm am Rande der
Neumünsteraner Innenstadt von der Lichtprojektion „Kelvin“ des Hamburger
Künstlers Till Nowak bespielt. Vier Gobo-Projektoren und zwei LED-Farbwechselstrahler setzen den 45 Meter hohen Wasserturm in Szene und reagieren
dabei auf das aktuelle Wetter: Bei kalten Temperaturen leuchtet der Turm in sattem Rot, wird es draußen wärmer, ändert sich die Farbe in ein kühles Blau. Diese
gegenläufige Farbwahl beeinflusst das menschliche Empfinden und entspricht
der Linderung von Hitze mit kaltem sowie der von Kälte mit warmem Wasser.
Zugleich zeichnet die Lichtprojektion die Zierleisten und Verstrebungen des
Gebäudes nach, die sonst lediglich bei Tageslicht zu sehen sind, und stellt visuelle Assoziationen zu Rohrleitungen und strömenden Wasserkreisläufen her.
Abhängig von der jeweiligen Außentemperatur zu den verschiedenen
Tages- und Jahreszeiten, verändert
die Lichtinstallation „Kelvin“ das
Erscheinungsbild des historischen
Wasserturms.
Lichtinstallation „Kelvin”
Till Nowak, frameboX
Dauerhafte Inszenierung des
Wasserturms in Neumünster
www.framebox.de
GESCHICHTE
Die Pilzleuchte – ein Klassiker
Das Wirtschaftswunder in den
1950er-Jahren war auch in der
Leuchtenbranche deutlich spürbar.
Der Wiederaufbau nach dem Zweiten
Weltkrieg machte die Städte freundlicher, und auch die Bewohner sollten
sich nach Jahren der Angst wieder
sicher fühlen können. Ein wichtiger
Faktor dabei war es, Licht in die
dunklen Städte zu bringen. Zu diesem
Zeitpunkt brachte TRILUX die sogenannte Pilzleuchte auf den Markt: Die
schlichte Leuchte besaß einen Glasmantel, der wie ein umgekehrter
Kegelstumpf auf dem Mast saß und
am oberen Ende durch ein rundes
Dach begrenzt wurde. Im Katalog von
1954 sind die Materialität und die
Eigenschaften der Pilzleuchte folgendermaßen beschrieben: „Dach aus
korrosionsfestem Leichtmetall, Fuß
aus Leichtmetallguß, äußere Metallteile mit wetterfestem, grünem
TRILUXIT-Spezialhammerschlaglack
einbrennlackiert. Dichtung mit alterungsbeständigem,
ozonfestem
Moosgummi, wasser- und insektendicht abgeschlossen. Je 2 gegenüberliegende Leuchtstofflampen in
Tandemschaltung,daherSerienschaltung von 2 und 4 Lampen möglich.“
Als Lampen wurden zunächst die
während des Zweiten Weltkriegs entwickelten Leuchtstofflampen benutzt.
Später gab es auch Varianten mit
Quecksilberdampf-Hochdrucklampen. In den 1960er-Jahren wurde die
Leuchte verfeinert und das Produktportfolio entsprechend ergänzt.
Heute prägt die Pilzleuchte in ihrer
markanten Gestaltung noch immer
das Bild vieler Städte. Ihr zeitloses
Design – kombiniert mit neuester
Technik und abgestimmt auf heutige
Anforderungen – findet sich in leicht
abgewandelter Form allerdings auch
in einigen aktuellen TRILUXAußenleuchten wieder.
Die sogenannte Pilzleuchte sollte in
den 1950er-Jahren Licht ins Dunkel
der Städte bringen und sie so für die
Bewohner sicherer machen.
Foto: TRILUX
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Fotos: Tenshi7
Wandinstallation „Time Square“
TENSHI7 – Furniture and Lighting
Brainworks, Athen
www.tenshi7.com
Die Designer des griechischen Kreativbüros Tenshi7 haben die Themen
Licht und Zeit in einem Kunstobjekt neu kombiniert. Sie entwickelten mit
modernsten Technologien die Installation „Time Square“, die sich als Hybrid
zwischen Wanduhr, Skulptur und Leuchte entpuppt: 12 mit LEDs bestückte
Aluminiumzylinder zeigen „digital“ die vollen Stunden an, während in der unteren linken Röhre die Minuten in Form von aufleuchtenden Punkt-LEDs regelmäßig den Fortschritt der Zeit signalisieren. Ob Partylocation, Bahnhofshalle
oder Wohnzimmer – die 1,40 x 1,40 Meter große „TS“ ist als Leuchtobjekt universell einsetzbar und deckt das Lichtspektrum von dezent diffus bis strahlend
hell dank integriertem Dimmer jederzeit ab. Die Modi „On“, „Off“ und „Time“
lassen sich dabei bequem per Fernbedienung ansteuern.
Die mit 12-Watt-LEDs ausgestatteten Röhren können bei ganzer
Leistung 150 Quadratmeter
Raum ausleuchten.
Etwa 110000 Besucher konnte die
„Blaue Nacht“ im Jahr 2010 verbuchen. Damals inszenierte der
Künstler Axel Voss die Burg mit der
Lichtprojektion „Unterwegs - eine
Städtereise in Bildern”.
Bereits zum zwölften Mal wird am 28. Mai dieses Jahres in Nürnberg das Lichtund Kunstfestival „Blaue Nacht” stattfinden. Einen Abend und eine Nacht lang
wird das Zentrum der fränkischen Großstadt mit einem abwechslungsreichen
Programm aus Projektionen, Lichtinstallationen und Kunstprojekten bespielt
– alles unter dem übergeordneten Motto „Fremde Welten“. Wie in jedem
Jahr wird die Lichtprojektion an der Nürnberger Burg – neben zahlreichen
weiteren Kunstprojekten und Illuminationen – auch 2011 wieder eine der
Hauptattraktionen des Festes sein und die Stadt verzaubern. Der vorausgehende Blaue-Nacht-Kunstwettbewerb sorgt für ein breit gefächertes Angebot
an Projekten, die die Besucher selbst bewerten dürfen, denn zum ersten Mal
wird 2011 ein mit 5000 Euro dotierter Publikumspreis vergeben.
Das Projekt „Art-Flu“ der
Künstlergruppe pep berlin beschäftigt sich mit dem Thema Ansteckung
und Übertragung: 7500 Knicklichter
verteilten sich im Laufe der Nacht
über ganz Nürnberg.
Fotos: Herbert Reinl
Blaue Nacht 2011
Lange Nacht der Kunst
und Kultur in Nürnberg
28. Mai 2011, ab 19 Uhr
www.blauenacht.nuernberg.de
BLICKE
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3lux:letters 1 | 2011
Outrace
Clemens Weisshaar & Reed Kram
London Design Festival 2010
www.kramweisshaar.com
www.outrace.org
Foto: David Levene
Die LED-Lampen an den mechanischen Roboterarmen kommen
aus dem Hause Audi. Sie stammen
aus dem R15-TDI-Wagen, der das
„24 Stunden Rennen von Le Mans“
letztes Jahr gewonnen hat.
Die 96 Zentimeter hohen Lichtsäulen überzeugen durch die Kombination von separat dimmbarer,
warmweißer Wegebeleuchtung im
unteren Teil und der farbigen
Effektbeleuchtung darüber.
Zweckentfremdet: Bei ihrer Lichtinstallation Outrace setzten Clemens
Weisshaar und Reed Kram Roboterarme ein, die sonst in der Autoproduktion Verwendung finden. Im
Rahmen des London Design Festivals
2010 allerdings dienten acht Industrieroboter rein künstlerischen Zwecken: Bestückt mit LED-Lampen
(ebenfalls aus der Autoindustrie),
schrieben die Maschinen Lichtbotschaften in den nächtlichen Himmel.
Die Verfasser der Texte waren über
den ganzen Erdball verteilt und
schickten ihre Nachrichten über eine
eigens dafür eingerichtete Internetseite nach London. Hochauflösende
Kameras mit Langzeitbelichtung
zeichneten die Lichtbotschaften auf,
die anschließend als Internetvideos
auf der ganzen Welt zu sehen waren.
Landesgartenschau Norderstedt
21. April bis 09. Oktober 2011
Einlass täglich von 9 bis 19 Uhr
Erwachsene 15 €/ermäßigt 13 €
Kinder (ab 1,10 m, bis 15 Jahre) 3€
www.landesgartenschaunorderstedt.de
Fotos: Trilux
In diesem Jahr findet in Norderstedt zum zweiten Mal eine Landesgartenschau in
Schleswig-Holstein statt. Drei blühende Garten- und Erlebnislandschaften laden
zum Flanieren und Staunen ein: Neben „Wald-“ und „Feldpark“ beeindruckt der
„Seepark“ mit einem wundervollen Blick über den Norderstedter See sowie einem
mit 106 Lichtsäulen von TRILUX beleuchteten Rundweg. Das Lichtkonzept stammt
von dem Designer Ralf-Ingo Koch, der mit der besonderen Lichtwirkung die
Wahrnehmung des Besuchers in Bezug auf die Natur erweitern möchte. Gleichzeitig sollen die Farbklänge der integrierten Effektbeleuchtung den Betrachter
emotional berühren. Die von Prof. Dr. Cecil Bruce-Boye entwickelte Steuerung
sorgt für eine ökonomische Umsetzung: Die farbigen Lichteffekte leuchten dem
Spaziergänger segmentweise voraus und erlöschen, sobald er den Weg verlässt.
Licht 21
Licht-Kunst-Visionen für das
21. Jahrhundert
4. Dezember 2010 bis 27. März 2011
Zentrum für internationale
Lichtkunst in Unna
www.lichtkunst-unna.de
Im Rahmen der gemeinsamen Ausstellungsreihe „Mapping the region” der
RuhrKunstMuseen anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 findet im
Zentrum für internationale Lichtkunst Unna die Ausstellung „Licht 21” statt.
Vom 4. Dezember 2010 bis zum 27. März 2011 sind in den unterirdischen
Gewölberäumen des Museums Arbeiten der Künstler HC Berg, Brigitte
Kowanz und Christina Benz zu sehen. Anhand fluktuierender Licht-RaumModelle werden Zukunftsvisionen des Mediums Licht veranschaulicht. Im
Mittelpunkt der Ausstellung steht das Werk des Finnen HC Berg, eines der
bekanntesten Lichtkünstler Nordeuropas. Durch das Verschwimmen der
Wahrnehmungsgrenzen zwischen Licht und Raum schafft es HC Berg, den
Betrachter mental und physisch unmittelbar in das Kunstwerk zu integrieren.
Foto: HC Berg
Die Lichtkunstwerke des Finnen
HC Berg, wie etwa „Eye of Light”
aus dem Jahr 2000, haben die
Aufhebung der Grenzen zwischen
Licht und Raum zum Thema.
Ausgehend von zahlreichen LEDLeuchten werden beim „Tall
Glass Piece“ von James Turell
auf einer Glasfläche wechselnde
Farbmodulationen des Lichts
erzeugt, wobei sich Raum- und
Farbgrenzen aufzulösen scheinen.
Plus de Lumière
Ausstellung im Kunstraum
Alexander Bürkle, Freiburg
24. Oktober 2010 bis 20. März 2011
www.kunstraum.alexander-buerkle.de
Der Freiburger Kunstraum Alexander Bürkle zeigt noch bis 20. März
2011 im Rahmen der Ausstellung
„Plus de Lumière“ Lichtkunst der
vergangenen 50 Jahre und lädt dazu
international renommierte Lichtkünstler nach Freiburg ein. Gezeigt
werden sowohl klassische als auch
moderne Lichtkunstwerke: Der Bogen wird von den Anfängen dieser
Kunstrichtung Mitte des 20. Jahrhunderts bis zu den aktuellsten Projekten gespannt. Den Besuchern wird
ein guter Eindruck der Szene vermittelt, die sich im gleichen Tempo wie
die neuen Technologien entwickelt.
Die breit gefächerte Palette der
Werke reicht von Lichtmalerei über
Lichtskulpturen bis hin zu raumgreifenden Lichtinstallationen. Ergänzende Vorträge und Diskussionsrunden zu dem Thema Licht finden
parallel zur Ausstellung statt.
Fotos: Kunstraum Alexander Bürkle
Die Installation von Claude Lévêque,
bei der in unregelmäßiger Schreibschrift die Worte „plus de lumière“
mit Neonröhren geschrieben werden,
leiht der Ausstellung ihren Namen.
STATEMENT
Ingo Dietzel (links) und Kai-Uwe
Schwenck , Panirama, Scharnebeck
unten links:
2010 setzten Panirama das Lüneburger Rathaus zur Adventszeit
mit Hochleistungsprojektoren
geschickt in Szene.
Foto: Panirama
Subtil beleuchten
„Mehr Licht!“ Wenn es wirklich Goethes letzte Worte waren, hätte er sie
wohl nicht in Bezug auf den heutigen öffentlichen Raum gesagt.
Dass – zumindest im übertragenen
Sinn – dort, wo viel Licht ist, starker
Schatten herrscht, bleibt hingegen
unumstritten.
Oft überstrahlt das kommunale Licht
die Grenzen des Geforderten und
erst recht des Notwendigen weit, nur
um vermeintlich Sicherheit zu gewährleisten. Schnell wird hierdurch
die Aufenthaltsqualität einer Kühlhalle oder eines Operationssaals
erschaffen. Angenehm ist es selten.
Im Rahmen privater oder kommerzieller Beleuchtung führen die Möglichkeiten moderner Leuchten und
Steuerungen sowie deren Verfügbarkeit häufig zu Ergebnissen, die
dem Auge nicht schmeicheln. Ohne
nach noch mehr Regulierung und
Verordnungen zu rufen, kann der
Appell nur lauten, hier mit mehr
Augenmaß und Rücksicht auf die
Gegebenheiten einzugehen. Zu oft
wird der nicht unerhebliche Aufwand
durch die Verwendung falscher
Leuchtmittel oder zu viel Farbe ruiniert. Rücksicht auf das Gebäude, die
Umgebung und bereits bestehende Installationen oder der Entwurf
eines gemeinsamen Konzepts mit
den Nachbarn kann schon auf einfachste Weise zu einem stimmigen
Gesamteindruck führen. Dies muss
die Kosten nicht dramatisch in die
Höhe treiben. Im Gegenteil: Weniger
kann so viel mehr sein.
Licht, das betont, was es verdient,
betont zu werden, und das im
Schatten lässt, was in den Schatten
gehört, schafft einen Ort, an dem
man gerne verweilt. Wenn man erst
beim zweiten Hinsehen merkt, dass
dies am Licht liegt, ist die Wirkung
umso intensiver.
3lux:letters 1 | 2011
Leuchtenserie Malva
ettlabenn
Material: Schwammtücher
www.ettlabenn.com
Für die Schirme ihrer Leuchtenserie
„Malva” wählten die Designer Oliver
Bischoff und Danilo Dürler von ettlabenn ein eher ungewöhnliches Material: herkömmliches Schwammtuch
aus Zellulose und Viskose. Doch auch
die Herstellung der schwarz-weißen
Leuchten ist bemerkenswert: Die
zugeschnittenen und vernähten Textilien werden in nassem Zustand über
eine Grundform gezogen und verwandeln sich – wenn das Wasser
vollständig verdunstet ist – zu formstabilen und federleichten Lampenschirmen. Ein weiterer positiver
Aspekt der „Malva“-Serie, die sowohl
Hänge- als auch Standleuchten
umfasst, ist ihre Umweltfreundlichkeit: Jedes der Objekte ist – sollte
es der Verbraucher denn wollen –
vollständig kompostierbar.
Neben der originellen Materialwahl
überzeugt „Malva“ auch durch
Nachhaltigkeit: Die energiearme
Produktion und die Kompostierfähigkeit der Zellulose-ViskoseTextilie macht die Leuchte zu einem
sehr umweltfreundlichen Produkt.
Fotos: diephotodesigner.de
BLICKE
Pendelleuchte Lior Nº2
Jaim Telias
Material: Polystyrol
www.jaimtelias.com
Fotos: Manuela Giusto
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Der chilenischstämmige Designer
Jaim Telias führt vor, wie aus
der serienmäßig hergestellten
Polystyrolleuchte Lior Nº2 ein
Einzelstück wird.
Transformation erwünscht: Nur zu Beginn erscheint die Pendelleuchte Lior Nº2
des Designers Jaim Telias in ihrer ursprünglichen trapezoiden Form. Doch
sobald der Nutzer Hand anlegt und Teile aus dem Polystyrollampenschirm
herauskratzt, verändert sich die minimalistische Form – die Leuchte wird zum
Unikat. Dermaßen behandelt, verändert sich auch das Leuchtverhalten von Lior:
Das diffuse Licht dringt nun an den bearbeiteten Stellen der Polystyrolleuchte
verstärkt hindurch. Dieses Spiel mit dem Material und seiner Struktur sowie der
entstehende Dialog zwischen Nutzer und Leuchte ist kennzeichnend für Telias
Arbeit. Die scheinbar einfachen Polystyrolgebilde sind nur der Ausgangspunkt für
weitere komplexe Formen, die es vom Nutzer zum Vorschein zu bringen gilt.
LESEN
Faszination Lichtmalerei
Die Kunst der Light Art
Performance Photography
JanLeonardo Wöllert, Jörg Miedza
Erschienen Sept. 2010 bei
dpunkt.verlag, Heidelberg
224 Seiten, komplett in Farbe
30,5 x 20,5 cm, Hardcover, gebunden
€ 39,90 | CHF 56,90
ISBN 978-3-89864-669-7
www.dpunkt.de
Beleuchtung im Freiraum
Lichtgestaltung für Gärten und
urbane Räume
Fabian Maier
Erschienen Okt. 2010 bei
der DVA München
136 Seiten, 200 Farbabbildungen
50 Zeichnungen
25 x 28 cm, gebunden mit
Schutzumschlag
Deutsch
€ 69,99 | CHF 115,00
ISBN 978-3-421-03802-9
www.dva.de
1. Biennale für
internationale Lichtkunst
open light in private spaces
Matthias Wagner K (Hrsg.)
Bettina Reichmuth (Redaktion)
Erschienen 2010 bei
Revolver Publishing, Berlin
285 Seiten, ca. 200 Abbildungen
21,5 x 27,5 cm, broschiert
Deutsch | Englisch
€ 29,00
ISBN 978-3-86895-102-8
www.revolver-books.de
Die Lichtkunstfotografen JanLeonardo Wöllert und Jörg Miezda
begründeten Mitte 2007 eine eigene
Form der Lichtmalerei – sie bezeichneten sie als LAPP (Light Art Performance Photography). In tiefster
Nacht, in strukturierten und perfekt
choreografierten Bewegungsabläufen
malen die beiden mit ihren Lichtwerkzeugen Bilder vor dem geöffneten Verschluss der Kamera. Ihr
im September 2010 erschienenes
Buch „Faszination Lichtmalerei“ gibt
nun Einblick in die Welt dieser Kunst.
Auf 224 Seiten werden sowohl die Geschichte von LAPP als auch die künstlerischen und technischen Aspekte
dieser Arbeitsform erläutert. Zahlreiche Fotos inspirieren und regen
zusätzlich zum Ausprobieren an.
Ein auf Theaterbühnen seit Jahrhunderten bekanntes Phänomen – die
Reduzierung auf Betrachter und
Objekt – erobert immer mehr den
privaten, aber auch den öffentlichen
Freiraum. Die Spannung zwischen
Objekt und Betrachter wird dabei zu
einem großen Teil von dem eingesetzten Licht bestimmt. Durch die
passende Beleuchtung werden die
Freiräume bei Nacht zu einer reizvollen Erweiterung der Innenräume nach
außen. Der Lichtplaner Fabian Maier
präsentiert in seinem Buch anhand
aktueller Beispiele die Grundlagen
der Gestaltung mit Licht, erläutert
die wichtigsten Planungswerkzeuge
und gibt Hinweise auf mögliche
Fehlerquellen. Auf 136 Seiten mit
200 Farbabbildungen und 50 Zeichnungen bietet er einen gut strukturierten Einblick in das Trendthema
Lichtplanung.
Der Katalog zur 1. Biennale für internationale Lichtkunst Ruhr.2010 – open
light in private spaces – fasst in sechs
Kapiteln diese außergewöhnliche
Ausstellung zusammen. Der Region
sowie den präsentierten Kunstwerken
und den entsprechenden GastgeberInnen wurde in drei Kapiteln jeweils eine
Bildstrecke mit Fotos renommierter
FotokünstlerInnen gewidmet. Texte in
Deutsch und Englisch führen durch
die Ausstellung und deren Geschichte
und präsentieren die Künstler, die
hinter den Arbeiten stehen. Mit zehn
der GastgeberInnen, die ihre privaten
Räume für ein paar Wochen geöffnet
haben, führten die Autoren zusätzlich
interessante Gespräche. Den mit viel
Sorgfalt und Liebe für das Detail
gestalteten Katalog kann man bereits
nach der ersten Seite nur noch schwer
aus der Hand legen!
PUNKT
3lux:letters 1 | 2011
Unterschiedliche Lichtszenarien bespielen
den Luzerner Kornmarkt: In der
Dämmerung beispielsweise werden die
Gebäudefassaden von LED-Strahlern
betont (oben), in der Nacht hingegen wird
der Fokus der Beleuchtung eher auf den
Platz selbst gelenkt (unten).
ENTWICKLUNG
DER AUSSENBELEUCHTUNG
In der heutigen Zeit übertreiben es die Städte häufig, wenn es um das Thema
Beleuchtung geht, sodass oftmals eher von Lichtverschmutzung als von einer schönen
Lichtatmosphäre gesprochen werden kann. Selbst in den sogenannten Schwellenländern nimmt die Beleuchtung stetig zu, obwohl die Preise für moderne Leuchtmittel
dort meist noch extrem hoch sind. Bleibt zu hoffen, dass Licht in Zukunft wieder dezenter eingesetzt wird, wie beispielsweise beim „Plan Lumière“ der Stadt Luzern.
Von Mario Rechsteiner
Für Jahrtausende hat der Schein der Flamme nachts ein
schwaches Licht geliefert, das für die persönlichen und sozialen
Funktionen reichte. Dies nicht nur im Innenraum, sondern auch
im Freien. So soll um 260 v. Chr. der Leuchtturm von Alexandria
mit seinem Lichtsignal die Einfahrt zum Hafen sicherer gemacht
haben. Aus dem Jahr 378 n. Chr. gibt es Hinweise auf eine
Gassenbeleuchtung im antiken Antiochia am Orontes, die nach
Ammianus Marcellinus (röm. Historiker um 330-395 n. Chr.) „mit
der strahlenden Helle des Tages wetteiferte“. Nach dem Zerfall
des Römischen Reiches allerdings wurde die künstliche
Beleuchtung über Jahrhunderte vorwiegend im Innenraum eingesetzt. Die Geschichtsschreibung spricht deshalb nicht zuletzt
vom „dunklen“ Mittelalter.
Vor allem in der italienischen Frührenaissance wurden dann an
den Außenfronten der Palazzi zunehmend Spieß-Laternen angebracht. Bei besonderen Anlässen konnte so der Außenraum mit
brennenden Pechkränzen beleuchtet werden. Im Barock spielte
eine andere Facette der Beleuchtung im Außenraum eine
bedeutende Rolle. Die „Fuochi Artificiali“ beispielsweise bezauberten mit pyrotechnischen Effekten und prachtvollen, farbigen
Feuern die Zuschauer. Im 17. und 18. Jahrhundert begann man
in den großen Städten wichtige Straßen und Plätze zu beleuchten.
Dies erfolgte erst mit Öllampen, die später von Gaslaternen
abgelöst wurden. Nicht zuletzt daran sieht man, dass sich der
Wandel der Gesellschaft in den vergangenen zwei Jahrhunderten
auch stark in der Geschichte der Beleuchtung im öffentlichen
Raum widerspiegelt.
Dank der künstlichen Beleuchtung wird die Nacht zum Tag und
der Bürger fühlt sich im öffentlichen Raum auch nach
Sonnenuntergang sicher. Das Stadtleben ist damit nicht mehr
abhängig vom Wechsel zwischen Tag und Nacht. Der Mensch
beginnt, in neuen Rhythmen zu leben. Auf dem Land und in den
Kleinstädten geschah diese Entwicklung jedoch viel langsamer
und war stark vom Wohlstand der Kommunen abhängig. So
wurde in vielen Ortschaften erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit
einer kontinuierlichen Beleuchtung des öffentlichen Raumes
begonnen, was sich immer noch weiter entwickelt. Im Moment
stehen Metropolen rund um den Globus im Wettstreit um eine
wiedererkennbare nächtliche Identität.
Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung
Heute ist der öffentliche Raum vielerorts so stark beleuchtet,
dass bereits vielerorts von einer Lichtflut gesprochen werden
kann. Dabei handelt es sich in der Regel um die Summe der
verschiedenen Beleuchtungsarten. Ergänzend zu einer meist ein
Fotos: Gabriel Ammon, Luzern
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wenig über der Norm gehaltenen Straßenbeleuchtung werden
Fassaden und Gebäudekomplexe durch private Eigentümer oder
durch die öffentliche Hand angestrahlt. Schaufensterbeleuchtungen und Lichtreklamen ergänzen häufig die vorherrschende
Fülle. Aus diesem Grund beklagten schon Anfang der 1990erJahre Astronomen die zunehmende „Verschmutzung“ des
nächtlichen Himmels. Nicht nur Großstädte, sondern auch
Ortschaften in ländlichen Regionen sind heute nachts längst aus
sehr großer Distanz an der Färbung des Nachthimmels zu
erkennen. Sterne sind am nächtlichen Firmament hingegen nur
noch vereinzelt sichtbar und die Pracht der Milchstraße kann
vielerorts gar nicht mehr betrachtet werden. An Hand von
Satellitenbildern konnten Forscher nachweisen, dass sich der
Lichtpegel allein auf dem europäischen Kontinent in den letzten
15 Jahren um ein Vielfaches vergrößert hat. Was erst belächelt
wurde, gewinnt heute langsam an Bedeutung.
Durch den kommunalen Wettkampf ist das Thema „Citybeautification“ schon sehr gebräuchlich. Eine der Maßnahmen ist der
Umgang mit Licht im öffentlichen Raum. Mit sogenannten Masterplänen versucht man vielerorts Regelwerke zu schaffen, die
den Umgang mit Licht definieren und mittels gesetzlicher
Regelungen eine kontinuierliche Entwicklung für die Zukunft
sicherstellen sollen. Allzu oft sind dies jedoch sehr theoretische
Arbeiten. Mit Beginn der Umsetzung fließen Veränderungen ein.
Dabei verlieren sich häufig die Grundgedanken der Konzepte.
Ein Ausnahmefall stellt zurzeit sicherlich der „Plan Lumière“ der
Stadt Luzern (CH) dar. Er rückt die Stärken der historisch wertvollen Stadt mit ihrem attraktiven Umfeld ins rechte Licht und
fördert die Aufenthaltsqualität für Einheimische und Gäste.
Aufgesetzte Lichteffekte werden zugunsten eines harmonischen
Gesamtbildes vermieden und zurückgebaut. Lichtverschmutzungen und ihre negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna
werden reduziert. Das vereinheitlichte Leuchtenmobiliar ordnet
sich dem gewünschten Lichteindruck unter. Durch ein kontrolliertes Absenken des gesamten Lichtniveaus wird nicht nur
Energie gespart, sondern auch eine urbane Qualität für die
Bewohner der Altstadt geschaffen. Als weitere Maßnahme wird
auch die Schaufenster- und Reklamebeleuchtung einer Bewilligungspflicht unterworfen. Dadurch können nachts die übermäßigen Emissionen der Schaufenster beseitigt und das Lichtniveau
in den Auslagen reduziert werden. Bei der Umsetzung dieses
Masterplans kommen Leuchten und Lichtquellen modernster
Bauart zum Einsatz. Für Anstrahlungen wählen die Planer, wo
immer möglich, nur noch Projektionsverfahren. Das Streulicht
kann präzise abgeschottet und die vertikale Beleuchtungsstärke
individuell der jeweiligen Umgebung angepasst werden. Die
PUNKT
3lux:letters 1 | 2011
Auszeichnung mit dem city.people.light Award 2010 zeigt, dass
der Ansatz des „Plan Lumière“ für Luzern – „less is more“ – auch
international Anerkennung findet.
Bedeutung der Außenraumbeleuchtung in Schwellenländern
Die Bedeutung der öffentlichen Beleuchtung gewinnt allerdings
auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern stetig an
Bedeutung. Außer in den Metropolen und Ballungszentren liegen
die Bedürfnisse jedoch auf einem viel tieferen Niveau. Eine der
Hauptfunktionen der öffentlichen Beleuchtung ist es, die Straßen
nachts sicherer zu machen, um dadurch die Kriminalitätsrate zu
senken. So wurden zum Beispiel in Südafrika während der
Apartheid die Homelands mit Strahlern an Hochmasten beleuchtet, wodurch Gassen und Wege zwischen den Hütten in ein
schummriges, diffuses, von Natriumdampf-Hochdrucklampen
erzeugtes Licht gesetzt wurden. Noch heute ist diese Art von
Beleuchtung an den meisten Orten anzutreffen. Unter der neuen
Regierung beginnen nun die meisten Städte in den umliegenden
Homelands die öffentliche Beleuchtung dem Standard der Städte
anzupassen. Die Investitionen für diese Umstellungen sind sehr
hoch und somit können sie nur sehr langsam geschehen.
Selbst im südafrikanischen Kapstadt
wird die Innenstadt in der Nacht in
ein Lichtermeer getaucht, die
Randbezirke hingegen sind eher
spärlich beleuchtet.
Durch die relativ hohen Strompreise ist die Verwendung von
energiesparenden Lichtquellen vielerorts ein sehr aktuelles
Thema. Dabei wird jedoch nicht allzu stark auf die Qualität des
Lichtes geachtet. Hinzu kommt eine nicht immer einfache
Beschaffung von Lichtquellen, wodurch die Auswahl willkürlich
wird. Sie orientiert sich am zur Verfügung stehenden Angebot
nach dem Motto: „Besser irgendein Licht als gar kein Licht.“
Auch die LED-Technologie hält langsam Einzug. Häufig sind
jedoch die Investitionen noch zu hoch. Dies hat zur Folge, dass die
Leuchten nur einer finanzstarken Minderheit vorbehalten sind.
Wie sieht die Zukunft der Außenbeleuchtung aus?
Die Innovationen der Leuchtmittel bzw. Elektronikindustrie, die
zurzeit im Innenraum einen wahren Hype ausgelöst haben, machen
auch vor dem Außenraum nicht halt. Leuchten bestückt mit LEDs
sind das Maß der Dinge. Um eine hohe Energieeffizienz nachweisen
zu können, werden meist neutral- oder kaltweiße LEDs eingesetzt.
Leider kann jedoch bei einer Farbtemperatur zwischen 4500 K und
6000 K nicht mehr von einem behaglichen Ambiente gesprochen
werden. Auch kämpfen die Leuchtenhersteller mit der rasanten
Entwicklungsgeschwindigkeit der LED. Fast quartalsweise erschei-
Foto: Mario Rechsteiner, St. Gallen
Der Nölliturm in Luzern wird mit
Gobo-Projektoren angestrahlt, was
ihm eine angenehm träumerische
Atmosphäre verleiht.
Foto: Gabriel Ammon, Luzern
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nen Neuigkeiten auf dem Markt. Man unterscheidet heute Leuchten
mit fest integrierten LEDs und Leuchten mit austauschbaren LEDBlöcken. Langfristig wird sich wohl die zweite Variante durchsetzen.
Dies nicht zuletzt, um eine einfache Handhabung zu garantieren.
Im Moment werden zwei verschiedene Lichttechniken eingesetzt.
Die Leuchten arbeiten mit überlagernden oder zusammengesetzten Lichtverteilungskurven. Durch die heute noch relativ geringe
Lichtausbeute im Vergleich zur Natriumdampf-Hochdrucklampe
ist der Einsatz für Hauptverkehrsachsen mit Lichtpunkthöhen von
über 9 Metern noch sehr eingeschränkt. In Wohnquartieren und
auf Plätzen bei einer Lichtpunkthöhe zwischen 4 und 6 Metern
kann der Einsatz allerdings in Erwägung gezogen werden.
Im Bereich der Architekturbeleuchtung werden wir in den kommenden Monaten und Jahren eine starke Zunahme verspüren,
denn Licht als architektonisches Mittel wird immer mehr zum
Bestandteil von Gesamtkonzepten. Auch hier hält die LED Einzug,
da sie dank der Baugröße und der versprochenen Lebensdauer
eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten bietet. Medienfassaden
und dynamische, meist farbige Lichtinstallationen versuchen zunehmend die Blicke der Gäste, Touristen und Konsumenten auf
sich zu ziehen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass in Zukunft Maß und
Feingefühl den Umgang mit Licht im öffentlichen Raum prägen.
Mario Rechsteiner
Geboren 1961 in Herisau. Von 1994 bis 1996, während seiner Zeit als
Licht- und Elektrotechniker, studierte er Lichttechnik an der
Technischen Universität Ilmenau. 1997 gründete er die Art light
GmbH in St. Gallen. Von 2001 bis 2005 war er Lehrbeauftragter für
Lichtgestaltung an der Fachhochschule St. Gallen. Seit 2004 lehrt er
in Konstanz an der HTWG im Fachbereich Architektur/
Innenraumgestaltung und ist Dozent für Lichtgestaltung an der
schweizerischen Textilfachschule STF.
www.artlight.ch
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IMPRESSION
3lux:letters 1 | 2011
NATURLICHTER
Ein Sonnenaufgang ist weit mehr als ein faszinierendes Naturschauspiel, das die
Menschen seit jeher inspiriert. Er ist mehr als ein physikalisches Wunderwerk,
dessen lichte Farbenspiele tagtäglich den Horizont des Himmels neu inszenieren. Sonnenauf– und untergang bilden zwei wesentliche Zeitpunkte in unserem
täglichen Leben: Beginn und Ende von Tag und Nacht, von aktiver und passiver
Lebensphase. Besonders beeindruckend wirkt dabei das warmrote Farbenmeer,
das sich auf dem langen Weg durch die Atmosphäre bildet und so für einige Zeit
das kurzwellige, blaue Licht fast völlig verdrängt.
Foto: ©iStockphoto.com/AVTG
„Wir müssen nicht glauben, dass alle Wunder der Natur nur in
anderen Ländern und Weltteilen seien. Sie sind überall. Aber
diejenigen, die uns umgeben, achten wir nicht, weil wir sie von
Kindheit an täglich sehen.“
Johann Peter Hebel, Deutscher Dichter und Pädagoge, 1760-1826
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IMPRESSION
3lux:letters 1 | 2011
LICHTERSTADT
In der Natur ist ein farbiges Lichtermeer in der Regel von kurzer Dauer, so wie
unser Leben allgemein dem ständigen Wandel unterliegt und sich von Sekunde zu
Sekunde verändert. Der Mensch aber, dessen Natur mehr vom Festhalten als vom
Loslassen geprägt ist, versucht diese lichte Erscheinung in eine fixe Form zu bringen.
Die Skyline von Shanghai beispielsweise strahlt die ganze Nacht wie ein feuriger
Sonnenuntergang über den Hafen. Und das nicht minder beeindruckend wie das
natürliche Schauspiel. Nur dass sich in diesem Fall jede Nacht die gleiche Szenerie
zeigt, in der der Mensch die unstete Komponente ist.
Foto: ©iStockphoto.com/Nikada
„Die Natur reicht uns die Hand der Freundschaft, sie lädt uns ein,
damit wir uns an ihrer Schönheit erfreuen; doch wir fürchten ihre
Stille und fliehen in die Städte, wo wir uns zusammendrängen wie
eine Herde Lämmer beim Anblick des Wolfes.“
Khalil Gibran, Libanesisch-amerikanischer Maler, Philosoph und Dichter, 1883–1931
REFLEXION
3lux:letters 1 | 2011
NACHGEFRAGT
3lux:letters hat drei renommierten
Lichtexperten drei Fragen zum Thema
„Licht im Außenraum“ gestellt.
Rino Bossy
Industriedesigner
Bossy Design
Jede Leuchte muss bei ihrer Planung individuellen
Anforderungen genügen. Entsprechend unterschiedlich werden auch Ihre jeweiligen Herangehensweisen
sein. Wie erleben Sie die Planungs- und Entwurfsphase
und was ist für Sie das Besondere bei der Gestaltung
einer Leuchte?
Rino Bossy: Das lässt sich am Besten an einem Beispiel erklären: Die Leuchte „Convia“, die ich für TRILUX entworfen habe,
hatte Pioniercharakter, denn mit ihr sollte die LED-Technologie
im Außenleuchtenbereich selbstverständlich werden. Also
habe ich die Designentwicklung auf breite Akzeptanz und
hohen Nutzen ausgerichtet. Das Design knüpft an bestehende
Sehgewohnheiten an und folgt mit innovativer Linienführung
und rationaler Sachlichkeit neuen Funktionen. Dazu gehören
der sinnfällige Übergang von Leuchtenkörper und Mastansatz,
die Öffnung des Lichtaustritts analog dem Abstrahlwinkel zur
Verkehrsfläche und die ruhige, plane Unteransicht mit hinterdruckter Lichtaustrittsfläche. So setzt Convia in ihrer Nah- und
Fernwirkung Zeichen, die ihr Umfeld aufwerten.
Foto: TRILUX
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„Convia“
Toan Nguyen
Industriedesigner
Toan Nguyen Studio
Knud Holscher: Zum einen sollen die Leuchten heute eine
Toan Nguyen: Innovationen sind ein wesentlicher Aspekt im
bestimmte Aufgabe in der Beleuchtung erfüllen, zum anderen
Beleuchtungsdesign, weshalb ein intensiver Austausch mit dem
bedeuten die fortlaufend neu entwickelten Technologien eine
technischen Team absolut notwendig ist, um einen erfolgreichen
Herausforderung für uns Designer, denn Beleuchtungstechnik und
Vorschlag präsentieren zu können, sowohl was das Produkt betrifft
Lichtquelle haben einen großen Einfluss auf den Gestaltungsansatz.
als auch die Lichtquelle. Der erste und vermutlich wichtigste
Darüber hinaus müssen verschiedene Parameter geklärt sein:
Schritt ist immer, das Produkt selbst zu definieren in Bezug auf die
Handelt es sich um technische und funktionelle Beleuchtung oder
Ansprüche des Kunden und sein Knowhow. Der Markt ist bereits
soll die Leuchte ein dekoratives, künstlerisches Objekt werden?
voll ist mit allen Arten von Beleuchtungsprodukten, daher bin ich
Welche Anforderungen, welche Umgebung und welcher Nutzen
nur dann zuversichtlich, einen neuen Vorschlag zu machen, wenn
muss beachtet werden? Eine Leuchte zu entwickeln ist etwas
ich ernsthaft daran glaube, dass er aus guten Gründen wirklich
Besonderes und sehr aufregend, weil sie ein architektonisches
gerechtfertigt ist. Wenn die Richtung einmal feststeht, setze ich
Element sein kann, das sich völlig integrieren muss. Sie unterstüzt
all meine Energie dafür ein, Lösungen zu entwickeln, die eine
lediglich die Umgebung, die sie auf raffinierte Weise beleuchtet.
klare Idee haben, funktionell effizient sind und offensichtlich gutes
In anderen Fällen wiederum, kann es sich um ein „plastisches“,
Design zeigen. Um dies zu beurteilen, versuche ich mich in den
dekoratives Objekt handeln, mit einer auffälligen Note, die das
Endkunden hinein zu versetzen, um zu verstehen, ob ich die
Umfeld aufwertet. Für uns spielt in jedem Fall die Funktionalität
Leuchte selbst gerne in meinem eigenen Heim, in meinem Büro
die größte Rolle im Gestaltungsvorgang.
oder an Orten, die ich häufig besuche, verwenden würde.
Foto: Anders Hviid
Foto: Tommaso Sartori; entworfen von Antonio Citterio mit Toan Nguyen
Knud Holscher
Architekt
Knud Holscher Design
„Moai“
Kollektion „Belvedere“
REFLEXION
3lux:letters 1 | 2011
Mittlerweile sind Leuchten im Außenraum weit mehr
als bloße Lichtspender, denn mit der Entwicklung der
Leuchtmittel stieg auch der gestalterische Anspruch
sowohl an die Lichtstimmung als auch an die Leuchte
selbst. In welche Richtung führt Ihrer Meinung nach die
Entwicklung der elektrischen Außenbeleuchtung und
was wäre für Sie der nächste wichtige Schritt?
Rino Bossy: Die LED-Technologie ist ein großer Sprung in
der Entwicklung der Außenbeleuchtung. Sie offenbart uns
Designern weitläufige gestalterische Freiheitsgrade. Genau
hier sehe ich die zukünftige Entwicklung an einem relevanten Punkt angekommen: Es gilt der Verführung zum kreativen Selbstzweck zu widerstehen. Unser Ziel muss es sein,
verantwortungsvoll mit den neuen Perspektiven zu agieren
und langfristig ökologisch wertvolle Lösungen zu entwickeln.
Das Innovationspotenzial sollten wir nutzen für Aspekte der
Nutzerfreundlichkeit, Energieeffizienz, Verkehrssicherheit und
gestalterischen Qualität. Ich denke, Convia zeigt, dass ästhetische Aspekte durchaus mit den vorhandenen Anforderungen
verknüpf werden können.
Foto: Boris Golz
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„Lumena“ auf der Zoobrücke in Köln
Der Designer hat zwar Einfluss auf das Aussehen der
Leuchte, doch wie sie später eingesetzt wird, liegt meist
nicht mehr in seiner Hand. Dabei spielt bei einer gelungenen Beleuchtung nicht nur die gestalterisch ansprechende Leuchte eine Rolle, ebenso bestimmend sind
Lichtwirkung oder auch Anordnung und Ausrichtung der
Leuchten. Bei welchem Außenraum-Projekt finden Sie
das Lichtkonzept besonders gelungen und was genau
hat Sie an diesem Projekt am meisten begeistert?
Rino Bossy: Einen direkten Einfluss darauf, wie unsere Leuchten
eingesetzt werden, haben wir natürlich nicht. Dennoch: Wir berücksichtigen alle produktrelevanten Faktoren bis zum Recycling.
Und: Wir beziehen im Entwicklungsprozess alle Menschen ein,
die mit unserem Produkt zu tun haben werden. Vom Planer bis zu
denen, die letztlich mit unseren Leuchten leben – als Anwender,
Fußgänger, Kraftfahrer, Anwohner. Wenn die Sinnfälligkeit des
Produkts gut aufgenommen wird, freut mich das. So wie im Fall
der Kölner Zoobrücke. Das Lichtkonzept bereitet einen gelungenen Empfang. Gut akzentuiertes Licht lässt die Brücke über dem
Rhein leben. Ein visuelles Erlebnis, das begeistert.
Rino Bossy,
geboren 1960 in Wuppertal. Nach seinem Industriedesign-Studium an
der Bergischen Universität Wuppertal gründete er 1985 das eigene
Designbüro in Wülfrath. Dort entstehen Design-Produkte unter anderem aus den Bereichen Innen- und Außenleuchten, Maschinen und
Anlagen, Medizintechnik, Automotive sowie temporäre Architektur.
Darüberhinaus betreut und berät er Technologieführer bei der
Produktentwicklung, der CI sowie dem CD.
www.bossy-design.de
Knud Holscher: Wir befinden uns heute in einer Übergangsphase,
Toan Nguyen: Die Außenbeleuchtung sollte die Architektur res-
in der zunehmend mehr Leuchten mit LEDs ausgerüstet werden. In
pektieren oder sie zumindest nicht schlechter machen. Heute
Zukunft werden Leuchten als physische Objekte nicht mehr diesel-
ermöglichen die neuen Beleuchtungstechnologien und die LEDs,
be Rolle spielen. Im öffentlichen Raum können LEDs beispielswei-
Designern und Architekten eine unglaubliche Freiheit bei der
se in Straßenpflaster, Leitplanken, Sitzbänke etc. integriert werden.
Gestaltung von Außenleuchten. Paradoxerweise entwickelt sich
Ich denke, dass die Leuchte an sich weitgehend verschwinden wird
die Technologie sehr schnell, während die Leuchten entsprechend
und wir es mit dem Licht selbst als Parameter für das Design zu
langlebig sein sollen und es häufig sehr langwierig sein kann,
tun bekommen. Die zahlreichen Möglichkeiten, welche LEDs uns
neue Außenleuchten zu installieren. Ich glaube nicht wirklich
bieten, was dynamische Beleuchtung angeht, die Veränderung
an allgemeine Trends, da jede Situation anders ist: In manchen
der Intensität und der Farbe, die Steuerung des Lichts durch
Fällen ist es besser eine schlichte, klassische Leuchte zu haben,
Bewegung, Temperatur, die Jahreszeiten etc. sind eine phantas-
in anderen Fällen wiederum muss die Leuchte völlig neu erfunden
tische Welt, die es zu entdecken gilt. Es besteht kein Zweifel, dass
werden und kann dabei sogar einen Teil ihrer physischen Präsenz
LEDs und andere neue Beleuchtungstechnologien in naher Zukunft
verlieren. Die Herausforderung für einen Designer besteht darin,
die Herrschaft übernehmen werden und das wird zu einer völlig
eine industrielle Außenleuchte zu entwerfen - flexibel genug, um
neuen Weise führen, über Beleuchtung nachzudenken.
an vielen verschiedenen Orten installiert werden zu können, ohne
Foto: KAT-Studio/Johnny Neigaard
Foto: Aubrilam; entworfen von Antonio Citterio mit Toan Nguyen
dass sie dabei ihren Charakter und ihre Attraktivität einbüßt.
„Primula” vor dem Gymnasium in Egå
Kollektion „Alba“
Knud Holscher: Als verantwortungsvoller Architekt fehlt mir oft
Toan Nguyen: Es ist ein Glück, dass die Designer keinen Einfluss
eine einheitliche Produktionsreihe von Leuchten, die das ganze
darauf haben, wie die Leuchten benutzt werden, die sie entworfen
Spektrum von Szenarien in einem Gebäudekomplex abdecken
haben. Ich denke, ein Produkt kann als gutes Design bezeichnet
könnten. Häufig führt das dazu, dass der Architekt die Be-
werden, wenn es nicht länger ein industrielles Produkt ist, sondern
leuchtungskörper selbst entwirft. So auch beim neuen Königlichen
zu einem persönlichen Gegenstand für den Endkunden wird. Sie
Theater in Kopenhagen, das in einer prächtigen Lage am Ufer
werden mich für chauvinistisch halten, aber die Beleuchtung des
steht. Ich bin der Meinung, dass es den Architekten ( Lundgaard &
Eiffelturms ist immer faszinierend. Ich glaube, sie ist eine der besten
Tranberg Arkitekter) gelungen ist, eine dramatische, theatralische
Inspirationsquellen, um jedes Jahr ein neues Beleuchtungskonzept
Lichtstimmung mit Funktionalität zu vereinen, die raffiniert und
zu realisieren. Man kann die Illumination auch weit weg von Paris
einzigartig ist. Sowohl die Theaterbesucher wie auch die allgemei-
sehen, wenn man sich an einem erhöhten Ort befindet. Um genau
ne Öffentlichkeit kommen so in den Genuss einer abwechslungs-
1 Uhr nachts kann man dann in die Hände klatschen und wie durch
reichen und integrierten Beleuchtung ihres neuen Theaters.
Zauberei wird der Eiffelturm für die Nacht ausgeschaltet.
Knud Holscher,
Toan Nguyen,
geboren 1930 in Dänemark, studierte er an der Architekturschule der
geboren 1969 in Paris, studierte Industrie-Design an der ENSCI-Les
Kunstakademie Kopenhagen. Dort schloss er 1955 mit dem Diplom
Ateliers in Paris. Nach der Tätigkeit in verschiedenen europäischen
ab. Von 1960-64 war er Partner bei Professor Arne Jacobsen. 1966
Designbüros, begann er 1998 seine Zusammenarbeit mit Antonio
wurde er Partner und später Teilhaber bei Krohn & Hartvig Rasmussen.
Citterio, bei dem er im Jahr 2000 Designdirektor und vier Jahre später
1968 wurde er als Professor an die Architekturschule Kopenhagen
Partner wurde. 2000 war er Dozent an der Domus Academy-Milan und
berufen. 1995 gründete er schließlich das eigene Designbüro Knud
der Schweizer Mendrisio Architecture Academy. 2008 gründete er
Holscher Design.
sein eigenes Designstudio in Mailand.
www.knudholscher.dk
www.toannguyenstudio.com
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 2 | 2010
WESTEND STORY
Als Teil des Grüneburg-Geländes blickt der Campus Westend in Frankfurt am Main auf
eine bewegte Geschichte zurück: Einst im Besitz der Familie Rothschild, wurde er in den
1920er-Jahren zum Firmengelände des IG-Farben-Konzerns. Nach dem Krieg gehörte
er zum Sperrgebiet der US-Streitkräfte. Auch die Zukunft verspricht spannend zu werden, denn der Campus wird zum neuen Zentrum der vier Hauptcampus der GoetheUniversität – der demnächst „modernsten Universität Europas“.
Von Christina Dragoi
Bauherr:
Land Hessen, Hessisches Baumanagement
Architekt:
Architekturbüro Ferdinand Heide, Frankfurt am Main
Bürogemeinschaft Topos, Frankfurt am Main
Freiraumplanung:
Topos Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung, Berlin
Lichtplanung:
Topos Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung, Berlin
in Zusammenarbeit mit TRILUX
Standort:
Frankfurt am Main
Leuchten:
VR 330 (als Sonderlösung)
RL 500
Lichtlinie
Fotos:
Boris Golz, Arnsberg
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 2 | 2010
Inspiriert vom Grüneburgpark und
der Gartenanlage des IG-FarbenAreals gestaltet sich der Campus
offen. Weite Wiesenflächen sind
durch Rad- und Fußwege gegliedert.
Der subtile Umgang mit Licht definiert die Kanten des Campusplatzes
und rhythmisiert seine Fläche.
Durch die im Erdgeschoss offene
Fassade des Casino bindet er dieses
in das Geschehen ein.
Um ein einheitliches Erscheinungsbild
zu gewährleisten, säumen die gleichen
Leuchten die Wege, die schon in der
bestehenden Anlage südlich des
IG-Farben-Baus verwendet wurden.
TECHNIK
VR 330
Die dekorative Mastleuchte VR 330
bietet eine rotationssymmetrische,
breit-tiefe Lichtverteilung mit dekorativem oberem Lichtaustritt.
Lichtstärkeverteilung
Die VR 330 Outdoor Mastleuchte besticht durch ihr schlichtes, edles Design
sowie durch die Hochwertigkeit der Materialien. Ein Aluminium-Strangpressprofil mit durchgehendem bituminiertem Erdstück bildet den Mast.
Bündig dazu schützt ein Abschlusszylinder aus widerstandsfähigem
Borosilikatglas den Leuchtenkopf, der von einem korrosionsbeständigen
Aluminiumdach abgedeckt wird. Dieses sorgt als Sekundärreflektor für eine
rotationssymmetrische Lichtverteilung. Das Dach wird durch innen liegende
Edelstahlrundstäbe gehalten, sodass keine äußeren Befestigungsvorrichtungen
das elegante Erscheinungsbild stören. Sämtliche elektrische Komponenten
werden von einem Lochblechzylinder kaschiert. Die Farbe – ein dunkles Grau,
ähnlich RAL 9006 – hat einen Metalleffekt und ist wetterfest pulverbeschichtet.
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 2 | 2010
Renderings
Platzgestaltung (ohne Maßstab)
Längsschnitt durch den Campusplatz
Die 1914 als Stiftungsuniversität gegründete GoetheUniversität in Frankfurt am Main zählt mit über 37000
Studenten zu einer der größten Lehreinrichtungen Deutschlands. Bis zu ihrem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2014
soll sie auch zu einer der modernsten europäischen Universitäten ausgebaut werden. Diesem ambitionierten Projekt
der hessischen Landesregierung ging ein städtebaulicher
Realisierungswettbewerb zur Gestaltung des WestendCampus voraus, den das Frankfurter Architekturbüro
Ferdinand Heide 2003 für sich entschieden hat.
Das 12,5 Hektar große Areal entfaltet sich zwischen dem denkmalgeschützten IG-Farben-Haus des Berliner Architekten
Hans Poelzig im Süden und der Miquelallee im Norden. Im
Westen wird es vom Grüneburgpark begrenzt, der bereits
im 19. Jahrhundert als beliebter Erholungsort der gehobenen Gesellschaft galt – Johann Wolfgang von Goethe und
Bettina von Arnim zählten zu den Stammbesuchern. Der im
Stil eines englischen Gartens angelegte Park mit seinem
zum Teil 100 Jahre alten Baumbestand mit zahlreichen
exotischen Bäumen trägt in hohem Maße zu der besonderen
Aufenthaltsqualität des benachbarten Campus bei. Trotz
seiner Größe sollte der Westend-Campus einen einheitlichen
Charakter und eine klar ablesbare Identität erhalten. Die
Gestaltung der Gebäude – einzelne Fakultäten und Hörsäle,
eine Mensa sowie verschiedene Wohneinrichtungen – orientiert sich daher an der des IG-Farben-Hauses, das mit seiner
Fassade aus Cannstatter Travertin gleichzeitig Wärme und
Monumentalität ausstrahlt.
Das Konzept für die Gestaltung der Freiflächen entwickelte
das Berliner Büro Topos Stadtplanung Landschaftsplanung
Stadtforschung. Die Struktur des neuen Campus folgt dem
Vorbild der Freiflächen südlich des IG-Farben-Hauses. Dieses
Areal wurde von dem Landschaftsarchitekten Hermann
Mattern während des Baus der Konzernzentrale 1929 angelegt
und folgt seinen charakteristischen Gestaltungsprinzipien:
Räume werden durch Modellierung des Geländes geschaffen,
Rasen- und Wasserflächen sind von Stauden oder Büschen
begrenzt. Analog dazu wird nun auch die neue Anlage von
Schnitte
Beleuchtungskonzept (ohne Maßstab)
großen Wiesen mit akzentuierten Baumgruppen sowie verschiedenen Stauden in den Randbereichen dominiert. Breite
Terrassen mit Natursteinmauern sowie Grünstreifen gliedern
die Topografie. Querende Fuß- und Radwege rhythmisieren die
Streifen und dienen als Verbindung zwischen den verschiedenen Campusbereichen. Um den offenen Charakter zu erhalten und die Orientierung durch Blickbezüge zu erleichtern,
wurde der schützenswerte Baumbestand im Parkgelände
des Campus behutsam ergänzt. Gleichzeitig wurde auf flächige Neupflanzungen verzichtet. Auch bei der Beleuchtung
wurde auf Gestaltungselemente der Gartenanlage südlich
des IG-Farben-Hauses zurückgegriffen. Der dort vorhandene
Mastleuchtentyp wurde als lineares Element entlang der neu
angelegten Hauptwege verwendet, um so das einheitliche
Erscheinungsbild zu verstärken.
Im Zentrum der Anlage, zwischen der Casino-Erweiterung
und dem neuen Hörsaalgebäude, befindet sich der so genannte Campusplatz, der zentrale Treffpunkt und Aufenthaltsbereich
des Geländes. Zwei neu entstehende Plätze – an der Bremer
Straße sowie an der Hansaallee – sollen zukünftig den
Eingang zum Unigelände markieren und binden gleichzeitig
den Campusplatz in das öffentliche Freiraum- und
Wegesystem ein; ein großzügiger Terrassengarten verbindet
ihn mit dem Grüneburgpark.
Ein 60 Meter langes, schmales Wasserbecken definiert die
westliche Kante des Platzes. Der Beckenrand tritt entsprechend der leichten Neigung des Geländes zunehmend aus
der Oberfläche heraus und bietet großzügige Sitzgelegenheiten. Verschiedene Lichtlinien betonen Nachts zusätzlich die Wasserkaskaden des Beckens. Die gegenüberliegende Platzkante hingegen wird durch hohe Lichtstelen gefasst.
Zusammen mit linearen Lichtbändern, die sich zwischen den
Längsseiten des Platzes erstrecken, sorgen sie für eine optimale Ausleuchtung des Campusplatzes. Abgerundet wird die
raffinierte Platzbeleuchtung durch einzelne Akzente: Beispielsweise werden die Kronen der großen Bäume werden
durch Bodenstrahler in Szene gesetzt und die Sitzelemente
durch eine integrierte Beleuchtung betont.
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 1 | 2011
Im Rausch der Geschwindigkeit
Trotz seiner abgelegenen Lage in der Eifel kann sich der Nürburgring eines großen Besuchersandrang erfreuen: Rund zwei Millionen Gäste reisen jedes Jahr
an, um die legendäre Rennstrecke samt ihren Attraktionen zu besuchen. Mit dem
Ausbau der Motorsportanlage zu einem ganzjährigen Freizeitpark steht seit Mitte
2009 ein nun noch breiteres Unterhaltungsangebot zu Verfügung.
Von Annika Dammann
Der „ring°racer”, eine der
schnellsten Achterbahnen der
Welt, durchläuft parallel zum
„ring°boulevard” das Gebäude.
Bauherr:
Nürburgring Automotive GmbH
www.nuerburgring.de
Architekt:
Tilke GmbH & Co. KG, Aachen
Standort:
Nürburgring Boulevard 1
53520 Nürburg
Leuchte Außenbereich:
LED-Lichtboden, Lichtstele,
Sekundärreflektorleuchte, Lumena, Varisto
Fotos:
TRILUX, Christoph Meinschäfer,
Nürburgring Automotive GmbH
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 1 | 2011
In der „ring°arena“ finden die
vielfältigsten Veranstaltungen
statt – von der Stuntshow bis hin
zum Pop-Konzert.
Der 350 Meter lange
„ring°boulevard“ dient als
Erschließungsachse und
Flaniermeilde der neuen
Freizeitanlage.
Quietschende Reifen, heulende Motoren – auf dem
Nürburgring in der Eifel dreht sich alles um den Rausch der
Geschwindigkeit. Die Leidenschaft für den Autorennsport setzte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein: 1927 wurde in
der Nähe der rheinland-pfälzischen Gemeinde Adenau nach
zwei Jahren Bauzeit die 28,3 Kilometer lange Rennstrecke
des Nürburgrings eröffnet. Die Begeisterung der Zuschauer
für die liebevoll „grüne Hölle“ genannte Strecke blieb bis
heute ungebrochen - Grund genug für die Betreiber des
Nürburgrings die Motorsportanlage zu einem ganzjährigen
Freizeit- und Businesszentrum auszubauen. Seit Juli 2009
steht den Besuchern eine umfangreiche Anlage mit vielen
Attraktionen rund um den Motorsport zur Verfügung: das
welcome°center als zentraler Anlauf- und Verteilerpunkt, der
15 000 Quadratmeter große Freizeitpark „ring°werk, die überdachte und wetterunabhängige Flaniermeile „ring°boulevard“
sowie die klimatisierte Eventhalle „ring°arena“ mit Plätzen
für bis zu 5 000 Zuschauer. Ergänzt wird das Angebot durch
Rennstrecken-Atmosphäre:
Die rot-weiß leuchtenden LEDBodenlampen führen die ankommenden Besucher direkt zum
Welcome-Center.
eine neue Tribüne an der Start- und Zielgeraden sowie einem
neuen Kongresszentrum. Übernachtungsmöglichkeiten bieten
das Hotel Lindner in unmittelbarer Nähe des Nürburgrings
oder das eigens errichtete Eifeldorf „Grüne Hölle“ östlich der
Bundesstraße 258. Geplant und gebaut wurde der Komplex
von dem Aachener Architekturbüro Tilke GmbH, das sich
als Spezialist in Sachen Rennstrecken-Ausbau bereits einen
internationalen Namen gemacht hat: Entlang der Nordschleife
erstrecken sich die einzelnen Gebäude, in denen die verschiedenen Bereiche des Business- und Freizeitzentrums untergebracht wurden. Ein besonderer Clou ist die Achterbahn
„ring°racer”, die parallel zur Start- und Zielgeraden einmal
das Hauptgebäude durchläuft.
Das Lichtkonzept von TRILUX, das sowohl den gesamten Außenals auch Innenbereich umfasst, zielt darauf ab, den Motorsport
und dessen Atmosphäre auch abseits der Rennstrecke für
die Besucher erfahrbar zu machen. Schlanke Lichtstelen
führen die ankommenden Gäste entlang der Bundesstraße
zum welcome°center. Hier fallen sofort die rot-weißen LEDLichtböden vor dem Eingang ins Auge: Die an die „Curves“ der
Rennstrecke erinnernden Bodeneinbauleuchten zeichnen den
Zufahrtsbereich nach und vermitteln schon beim Betreten des
Nürburgrings ein Gefühl von Dynamik und Geschwindigkeit.
Auch der zweite Eingangsbereich des Motorsportparks wird
durch TRILUX-Leuchten in Szene gesetzt. Ein weiterer wichtiger Außenbereich befindet sich am südwestlichen Ende des
Boulevards, der sich wie eine Erschließungsachse durch den
Gebäudekomplex zieht. Hier, wo sich die hauseigene Achterbahn
„ring°racer” spektakulär in die Höhe schraubt, illuminieren
große Sekundärreflektorleuchten sowohl den Eingangsbereich
als auch die Brücke, die den Freizeitpark mit dem Kongressund Motorsporthotel Lindner verbindet. Nicht zuletzt wurde auch
der Zugang zum nördlich gelegenen Rock-am-Ring-Gelände
– einer weiteren populären Veranstaltung des Nürburgrings
– neu gestaltet: Außenleuchten der Serie Lumena weisen den
Besuchern des Festivals an dieser Stelle den Weg.
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 2 | 2010
PROMENADE IN NEUEM LICHT
Noch vor zwanzig Jahren war der Düsseldorfer Medienhafen alles andere als ein
innovativer und moderner Stadtteil mit Zukunft. Damals dominierten die Brachflächen
des Industrie- und Warenverkehrs mit Kränen, Silos und Lagerhallen das Bild des
Binnenhafens. Nach einer umfassenden Konversion wird das Areal nun von zeitgenössischer Architektur und modernen Dienstleistern der Kreativbranche geprägt.
Von Hanna Dietrich
Im Hintergrund zeichnen sich die
Gebäude des Neuen Zollhofs von
Frank O. Gehry ab, die die Kulisse für
den mediterranen Yachthafen bilden.
Bauherr:
Stadt Düsseldorf,
Planer:
Stadtwerke Düsseldorf
Standort:
Parlamentsufer, Düsseldorf
Leuchte:
Lumega 600
Fotos:
Boris Golz
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ARCHITEKTUR
3lux:letters 2 | 2010
Planunterlagen zur
Umgestaltung des
Parlamentsufers mit
eingezeichneten Leuchtobjekten
TECHNIK
Schlichtes Design: Die transparente
Abschlusswanne, der Leuchtenkörper aus
Aluminium-Druckguss und das verstellbare
Gelenk bilden eine kompakte Einheit.
Lumega 600/LED
Die schlanke Außenleuchte eignet
sich durch ihre kleine, wartungs- und
montagefreundliche Form besonders
gut zur energieeffizienten Sanierung.
Die Abschlusswanne aus hochschlagzähem PMMA, der ElektroBlock sowie der Anschlussraum sind
werkzeuglos zu öffnen und einfach
auszutauschen. Auch der Lampenwechsel sowie die Änderung des
Neigungswinkels des gesamten
Leuchtenkopfes gestaltet sich unkompliziert. Durch die Ausstattung
mit dem langlebigen LED-Modul und
die robuste Ausführung des Leuchtkörpers wird ein Wartungsintervall
von vier Jahren möglich, und es
ergibt sich ein Einsparpotential von
etwa 77 Prozent gegenüber konventioneller Straßenbeleuchtung mit
Natrium-Hochdrucklampen. Die
neutralweiße Lichtfarbe von 4000
Kelvin sorgt für eine natürliche
Farbwiedergabe.
Lichtstärkeverteilung
Der Yachthafen in der
Abenddämmerung: Die
Promenade ist genauso ins
rechte Licht gesetzt wie die
Architektur, die sie umgibt.
In elegantem Ambiente flaniert der kulturinteressierte Besucher
heute über das Düsseldorfer Parlamentsufer, das sich zwischen
Landtag und Medienhafen den Rhein entlangspannt und täglich
Hunderte von Neugierigen auf seine Promenade lockt. Kein Wunder,
ist doch die Landzunge von Sehenswürdigkeiten umringt: Auf der
einen Seite präsentiert sich der Yachthafen mit Frank O. Gehrys charakteristischen Bauten, während sich gegenüber ein großartiger
Panoramablick auf das andere Rheinufer eröffnet. Besonders in der
Nacht, wenn nach und nach die Gebäude rund um den Medienhafen
in Kunstlicht getaucht sind, leuchtet nun auch das Parlamentsufer in
stilvoller Kulisse. Doch das war nicht immer so. Bevor im Sommer
2010 die neuen Leuchten auf dem Areal installiert wurden, blieb der
Ort zumeist in schattigem Dunkel und die spärlich gesäten
Kugelleuchten warfen alle Meter grelle Lichtflächen auf die ansonsten finsteren Wege. Doch mit der hocheffizienten LED-Außenbeleuchtung werden Park und Wege inzwischen gezielt ausgeleuchtet
– ohne zu blenden und mit einer weitestgehend natürlichen
Farbwiedergabe. Die Stadt Düsseldorf setzt dabei bewusst auf mo-
derne Technik: Aufgrund eines städtischen Beschlusses von 1997
hat sie sich verpflichtet, umweltgerechte und innovative Technologien zu fördern und damit ein Zeichen auf dem Gebiet nachhaltiger und zukunftsverträglicher Entwicklungen zu setzen. Die
neuen Leuchten am Parlamentsufer sparen dabei nicht nur
50 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs ein, sie sind auch in
Design und Konzeption fortschrittlich gestaltet. Mit ihren schlanken Formen, den kleinen Leuchtkörpern und der dezenten Farbgebung reihen sie sich zurückhaltend in die Baumalleen ein, während Begrünung und Wegenetz reizvoll in Szene gesetzt werden.
Den Stadtplanern ist es dabei nicht nur gelungen, die leistungsfähige LED-Technik vorbildlich im Verkehrsbereich zu integrieren
– die Stadt Düsseldorf verfügt damit sogar über eine der ersten
funktionierenden LED-Straßenbeleuchtungen in ganz Deutschland. Das stärkt das gesamte Konzept des ehemaligen Industriehafens, der erst durch die gezielte Neubebauung von so bekannten Architekten wie Steven Holl, David Chipperfield oder William
Alsop Anfang der 1990er-Jahre zu neuem Leben erweckt wurde.
SERVICE
3lux:letters 1 | 2011
MATERIALKUNDE:
SEEWETTERTAUGLICHKEIT
Gerade in Meeresnähe wirbelt der oftmals böige Wind viel Sand auf, den er mit hohen
Geschwindigkeiten durch die Luft peitscht. Hinzu kommt das Salzwasser, das die Beschichtung der Leuchten besonders stark beansprucht. Damit die Promenadenbeleuchtung nicht schon nach wenigen Wochen der Korrosion zum Opfer fällt, muss im
Vorfeld einiges geleistet werden.
In Testgeräten wie diesem werden
die Leuchten der sogenannten
Salzsprühnebelprüfung unterzogen.
Die besten Ergebnisse in der Salzsprühnebelprüfung werden bei Beschichtungen von Aluminiumteilen
erreicht. Bei Aluminiumgussteilen
hingegen kommt es besonders auf
den Kupfergehalt an, der 1 Prozent
nicht überschreiten sollte.
Fotos: TRILUX
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An die Beschichtung einer Leuchte, die in Meeresnähe steht, werden besonders hohe Ansprüche gestellt. Um eine längstmögliche
Lebensdauer zu garantieren, lässt TRILUX seinen Außenleuchten
eine ganz spezielle Behandlung zuteilwerden: Die Rohmaterialien
werden zuerst sauer entfettet und mehrfach gespült. Anschließend
werden sie mit einem chromfreien Konversionsmittel besprüht und
mit vollentsalztem Wasser nochmals abgespült. So reagiert schon
die Vorbehandlung auf die besonderen Gegebenheiten. Ein weiterer wichtiger Punkt, um die Korrosion zu verhindern, ist der Aufbau
der Beschichtung: Einem Epoxi-Grundierungspulver folgt entweder ein Polyester-Pulverlack oder ein 2K-Polyurethan-Lack als
Schlussbeschichtung. Alle drei Beschichtungen zeichnen sich durch
eine sehr gute Witterungsbeständigkeit aus. Um zu testen, wie gut
sich die Beschichtung in der Praxis bewähren wird, unterzieht
TRILUX die Leuchte einer sogenannten Salzsprühnebelprüfung.
Hier wird das Verhalten verschiedener Beschichtungen unter
Einwirkung von Salzwasser getestet. Mit dieser Vorbereitung halten die TRILUX-Leuchten auch dem stürmischen Seewetter stand.
PLANER FRAGEN,
HERSTELLER ANTWORTEN
Im Arbeitsalltag eines Planers stellt sich so manche Frage, die oftmals in keinem
Handbuch zu finden ist. Antwort geben an dieser Stelle die Experten von TRILUX, die
gerne auch noch den einen oder anderen Trick verraten.
Glühlampen werden extrem heiß, wenn sie
leuchten, bei LEDs hingegen spürt man kaum
eine Temperaturveränderung. Woran liegt das?
Thomas Kretzer
Geschäftsführer
TRILUX Vertrieb GmbH
In Glühlampen wird ein Metalldraht – meist ein mehrfach gedrehter, ein Meter langer Wolframdraht – mit Hilfe elektrischen Stroms
erhitzt, bis er glüht. Auf diese Weise entsteht sichtbares Licht,
gleichzeitig jedoch wird eine enorme Menge an Wärme abgegeben,
denn nur etwa fünf Prozent der aufgenommenen Energie werden
in Licht umgewandelt. Glühbirnen bezeichnet man deshalb auch
als Wärmestrahler. Die LEDs hingegen gehören zu den sogenannten Elektrolumineszenzstrahlern. Sie werden durch das Anlegen
einer elektrischen Spannung dazu angeregt, elektromagnetische
Strahlung – beispielsweise in Form von Licht – zu emittieren. Bei
dieser Art der Lichterzeugung entsteht so gut wie keine Strahlungswärme, weshalb LEDs wesentlich effizienter sind als herkömmliche Glühlampen. Allerdings ist die Lichtausbeute bei der
LED stark von der Lichtfarbe abhängig – bei kaltweißem Licht liegt
sie momentan noch deutlich über der von warmweißem. Doch die
Glühlampe übertrumpft sie bei Weitem, und so ist es keine Frage,
dass solch wärmeempfindliche Objekte wie beispielsweise Eisskulpturen zukünftig wohl nur noch von LEDs beleuchtet werden.
Fotos: istockphoto.com / christophe_cerisier
Auf dem jährlich stattfindenden
Eis- und Schnee-Festival im
chinesischen Harbin können die
Besucher riesige beleuchtete
Eisskulpturen bestaunen.
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TRILUX
3lux:letters 1 | 2011
Showroom Arnsberg
Erfolgreiche Kundenkommunikation ist eine der Kernaufgaben jedes Unternehmens –
dazu gehört auch eine ansprechende Präsentation der eigenen Produkte. Doch vorbei
sind die Zeiten der klassischen Produktschau, bei der nur die Leuchten selbst gezeigt
wurden: In den neu gestalteten Kundenbereichen im TRILUX-Hauptwerk in Arnsberg
können die Besucher die Leuchten direkt im praktischen Einsatz erleben.
Den vielfältigen Einsatz der Leuchtensysteme von TRILUX und ein
inspirierendes Interieur erwarten den Besucher in dem kürzlich
renovierten Kundenzentrum im Arnsberger Hauptsitz, das mit
größter Sorgfalt und Liebe zum Detail neu inszeniert wurden. Vier
Jahre nach den ersten aufwändigen Umbauarbeiten haben Sabine
Brunner und Architekt Norbert Jansen mit dem Team des TRILUX
Facility Managements die 500 Quadratmeter großen Kommunikations- und Ausstellungsräume erneut umgestaltet. Die sogenannte Lichtlounge bildet den Auftakt des Kundenbereichs: Auf
der einen Seite lädt ein Bistro zum Gespräch zwischen Kunde und
Mitarbeiter ein, gegenüber wird das neue LED Office-Konzept
anhand verschiedener Arbeitsplatzsituationen veranschaulicht.
Sowohl die Downlights zur Allgemeinbeleuchtung als auch die
Leuchten Neximo und Enspiro zeigen den Besuchern, dass LEDs
im Officebereich längst nicht mehr wegzudenken sind. Eine aus
hochlehnigen Sofas zusammengestellte Sitzlandschaft bildet den
idealen Kommunikationsort in einer offenen Bürostruktur. Sie
wird von der Leuchtenserie Valuco Active illuminiert, die diffuses
und gerichtetes Licht so miteinander kombiniert, dass eine tages-
lichtähnliche Beleuchtung entsteht. Weiter geht es ins Casino, das
unter Verwendung mehrerer Spiegelflächen zu einem großzügigen und offenen Raum erweitert wurde. Der Einbau einer Wasserbar, an der hochwertiges Mineralwasser aus aller Welt ausgeschenkt wird, sowie spezieller asiatischer Gestaltungselemente
bilden eine Ruheoase, in der dem Besucher gleichzeitig Funktion
und Design einzelner Leuchtsysteme gezeigt werden. Der ehemalige Showroom wird von den Themen Industrie, Effizienz und
Nachhaltigkeit dominiert. Beim Betreten fällt der Blick unweigerlich auf einen übergroßen gerosteter Stahl-Würfel, der sich dem
Besucher in den Weg stellt. Im Innern des rauen und gold-bräunlichen Kubus verbergen sich Lichtlösungen für die Industriebeleuchtung. Ein weiteres Highlight ist das „gläserne Büro“, in
dem moderne Beleuchtungs- und Audiotechnik in der Praxis
gezeigt werden. Diese können bequem von einem iPad oder einem
Touchpanel vor dem Büro gesteuert werden. Gerade die vielen
unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten und der gelungene
Praxisbezug machen die neuen TRILUX-Kundenbereiche zu einem
idealen Ort der Kommunikation und der Produktpräsentation.
Fotos: TRILUX
Downlights zur Allgemeinbeleuchtung sowie die Arbeitsplatzleuchten
Neximo und Enspiro zeigen den
Besuchern, dass die LED im Officebereich längst Einzug gehalten hat.
Die Lichtlounge bildet das Herzstück der neuen Kundenbereiche
von TRILUX: Hier können die Besucher die verschiedenen Leuchten
im praktischen Einsatz erleben und
anschließend mit den Miarbeitern
im neuen Bistro über die zahlreichen Möglichkeiten sprechen.
Verschiedene Officelösungen zeigen
dem Besucher wie flexibel TRILUXLeuchten auf unterschiedliche Anforderungen reagieren können (oben).
Jeder Bereich ist mit kleinen Details
gestaltet, so dass die den Leuchten
und deren Lichtwirkung den passenden Rahmen geben (unten).
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TRILUX
3lux:letters 1 | 2011
Mehr Service: TRILUX Neues Licht.
TRILUX hat seine Servicequalität sorgfältig hinterfragt und neu durchdacht. Von
„TRILUX Neues Licht.“ kann der Kunde eine ganzheitliche Lichtlösung erwarten,
die neben dem Produkt eine Vielfalt von Serviceangeboten beinhaltet. TRILUXGeschäftsführer Johannes Huxol sprach mit 3lux:letters über die neue Servicekultur
des Arnsberger Unternehmens.
Johannes Huxol
Geschäftsführer
TRILUX GmbH
3lux:letters: Sie fördern Ihre Mitarbeiter und rekrutieren
Führungskräfte und Experten aus dem eigenen Haus. Doch
was hat das mit der Servicekultur bei TRILUX zu tun?
Johannes Huxol: Im Jahr 2008 haben wir ein umfangreiches
Programm zur Förderung von Nachwuchskräften ins Leben
gerufen. Talentierte, junge Menschen aus unterschiedlichen
Bereichen von TRILUX sollten daran teilnehmen, um gezielt
gefördert zu werden. Einige im Hinblick auf eine Führungslaufbahn, andere als spezifische Experten für ein bestimmtes Fachgebiet – beides wichtige Faktoren eines gut
funktionierenden Unternehmens. Neben verschiedenen Trainings, in denen es unter anderem um Teamarbeit, Zielorientierung und Feedback-Kultur ging, wurden der Gruppe auch
zwei große Projekte übertragen. Das erste war eher businessorientiert, das zweite wiederum drehte sich um die Servicekultur
von TRILUX. Gerade aufgrund der fachabteilungsübergreifenden Zusammensetzung der Gruppe bot es sich an, eine derartige, ganzheitliche Themenstellung zu wählen, die darüber
hinaus aktuell für die weitere Unternehmensentwicklung von
hoher Bedeutung ist.
Erklären Sie uns das etwas ausführlicher: Was genau wurde
bei diesem Projekt erarbeitet?
Wir hatten ja bereits in den vergangenen Jahren einige
Servicebausteine im Hause TRILUX erfolgreich etabliert, wie
etwa den Customer Service oder auch den After-Sales-Bereich,
Das waren wichtige Schritte, die uns jedoch noch nicht gereicht
haben. Wir wollten das Thema Service noch ganzheitlicher
betrachten und haben daher die Projektgruppe gebeten, alle für
den Service wesentlichen Aspekte eines Unternehmens unter
die Lupe zu nehmen und zu strukturieren. So sind die jungen
Leute des Teams alle Prozesse durchgegangen, die für den
Service wichtig und notwendig sind. Anschließend haben sie eine
Zusammenstellung bezüglich ihrer Relevanz zur Kundenzufriedenheit in einzelnen Bereichen kategorisiert. Dieser sorgfältigen Analyse folgten ToDo-Listen mit Verbesserungsvorschlägen
zur Prozessoptimierung, die an die einzelnen Abteilungen weitergegeben wurden. Der Projektgruppe ist aber auch klar geworden, dass die Qualität des Service nicht nur an den Prozessen
gemessen werden kann, sondern vor allem mit dem Menschen
steht und fällt, der den Service zum Kunden bringt.
Auf einer einstündigen Veranstaltung wurden den Mitarbeitern die
Projektergebnisse dargelegt und die
neue Strategie erläutert.
Das ist eine wichtige Erkenntnis. Wie gingen sie weiter vor?
Zuerst wurde eine interne Befragung zur Reklamations- und
Servicekultur bei TRILUX durchgeführt. Wie können wir
Aufmerksamkeit für das Thema Servicekultur erlangen? Wie
kann man erreichen, dass das, was „TRILUX Neues Licht.“ zum
Kunden bringen will, auch ankommt? Diese Überlegungen machten uns letztlich bewusst, dass der Servicegedanke erst einmal
intern verinnerlicht werden muss, um ihn nach außen tragen und
danach handeln zu können. Es folgten kleinere Aktionen, sogenannte Nadelstiche, in denen wir unsere Mitarbeiter wachrüttelten. Beispielsweise wurden T-Shirts mit der Aufschrift „Service
hat viele Gesichter. Eins ist meins.“ verteilt und an allen Spiegeln
kleine (Motivations-)Smileys angebracht.
Welche konkreten Maßnahmen folgten diesen internen Aktionen, um den TRILUX-Kunden einen Rundum-Service zu bieten?
Die Produkte in der Leuchtenbranche werden sich immer ähnlicher, da muss man mit Marketingaktionen überzeugen, die sich
abheben. Die Kundenorientierung soll bei TRILUX in jedem Element sichtbar werden, was eine völlig neue Kultur darstellt, die
es gilt schrittweise umzusetzen. Ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Aspekt ist dabei die Telefonkultur: Eine einheitliche,
freundliche Begrüßungsformel vermittelt dem Kunden gleich bei
der ersten Kontaktaufnahme das Gefühl, dass er sich bei uns
aufgehoben fühlen kann. Auch ist TRILUX nicht nur Leuchtenhersteller, sondern bietet als „Lichtlöser“ ganzheitliche Lösungen: Die Kunden sollen mit ihren Problemen zu uns kommen,
denn wir von TRILUX befassen uns mit den individuellen
Ansprüchen der Kunden, generieren eine passende Lichtplanung
und geben darüber hinaus Hinweise für die Raumgestaltung. Wir
installieren und justieren die Produkte. Außerdem messen wir im
Anschluss die Lichtsteuerung nach und überprüfen beispielsweise, ob die versprochene Energieeinsparung auch erreicht wird.
Kurz gesagt: Der Kunde wird bei TRILUX nicht allein gelassen,
sondern von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Abschluss des
Projekts und sogar darüber hinaus betreut. Mit der Rodust &
Sohn Lichttechnik GmbH, die seit Ende 2010 zur TRILUX-Gruppe
gehört, bieten wir unseren Kunden zusätzlich maßgeschneiderte
Lichtkonzepte. So können die Kunden sicher sein, dass ihre Ideen
und Wünsche bei TRILUX in den richtigen Händen liegen.
KUNST
3lux:letters 1 | 2011
Mike Thompsons „Blood Lamp“ veranschaulicht auf sehr plastische
Weise, dass Energie nicht unbegrenzt
zur Verfügung steht und deshalb
überlegt und nicht gedankenlos
genutzt werden sollte.
Fotos: Mike Thompson
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LICHT UM
JEDEN PREIS
Licht scheint wie selbstverständlich aus der
Lampe zu kommen und obendrein noch
kostenlos zu sein. Ein Irrglaube, wie uns
der Brite Mike Thompson mit seiner „Blood
Lamp“ eindrucksvoll vor Augen führt.
Von Christina Dragoi
In der westlichen Welt wird mit Energie verschwenderisch
umgegangen. Ein Alltag ohne Elektrizität ist gar nicht mehr vorstellbar, Licht zu jeder Tages- und Nachtzeit schon lange eine
Selbstverständlichkeit. Doch was wäre, wenn wir für Licht im
wahrsten Sinne des Wortes bluten müssten? Diese Frage stellte
sich der britische Designer Mike Thompson und entwickelte daraus die sogenannte „Blood Lamp“ – eine Leuchte, die bloß ein einziges Mal und selbst dann nur unter Zugabe von Blut funktioniert.
Das Prinzip ist einfach: Wird das mit einer Flüssigkeit gefüllte,
birnenförmige Glas geöffnet, fällt ein Pulver aus dem Deckel in die
Flüssigkeit und löst eine chemische Reaktion aus. Zerschlägt der
Nutzer nun den gläsernen Hals des Gefäßes, schneidet sich daran
in den Finger und lässt Blut in die Lampe tropfen, leuchtet die
Flüssigkeit für eine Weile blau auf. Da diese Reaktion nur einmal
stattfinden kann, muss gut überlegt sein, wann und ob Licht wirklich nötig ist. Die „Blood Lamp“ ist jedoch kein Konsumprodukt für
den Alltag. Der Künstler wollte damit vielmehr das Bewusstsein
für die Kostbarkeit von Energie wecken und darauf hinweisen, wie
unglaublich gedankenlos wir damit umgehen. www.miket.co.uk
Fotos: rAndom International
Die Installation „Self Portrait“ spielt
mit dem Betrachter und macht ihn
selbst zum Darsteller.
Langsam baut sich das Porträt der
Personen, die der anfangs leeren
Bildfläche gegenüberstehen, auf.
Doch noch bevor es die gesamte
Bildbreite füllt, beginnt das Porträt
schon wieder zu verblassen.
KUNST DER
GEGENWART
Mit ihrer Installation „Self Portrait“
konfrontieren rAndom International den
Betrachter mit der Vergänglichkeit des
Augenblicks: Kaum hat sich das Bild
aufgebaut, verblasst es auch schon wieder und hinterlässt nur die Erinnerung.
Von Julia Zürn
Vergänglichkeit ist ein Thema, das die Kunst seit jeher beschäftigt. Bereits in der ägyptischen Antike versuchten
Künstler, das Leben sowie die Menschen und deren Gefühle
in zahlreichen Bildern und (Selbst-)Porträts festzuhalten.
Doch wie rasch sich Momente verflüchtigen können, führt
das Londoner Trio rAndom International dem Betrachter mit
seiner Installation „Self Portrait“ vor Augen. Mittels einer
Kamera, einer lichtempfindlichen Beschichtung und eines
LED-Druckkopfs zeigt „Self Portrait“ ein Abbild der Person,
die vor der Installation steht, wodurch der Betrachter selbst
zum Akteur wird. Er hinterlässt Spuren auf einem gerahmten
Bild an der Wand, die jedoch im nächsten Augenblick schon
wieder verblassen und sich unwiderruflich im Nichts aufzulösen scheinen. „Self Portrait“ hinterfragt sowohl den Inhalt
als auch das traditionelle Konzept des Porträts: Wie gehen wir
heute mit Vergänglichkeit um? Kann Kunst Erinnerung durch
Bilder konservieren? Am Schluss jedoch bekommen wir keine
Antworten, sondern stehen nachdenklich der leeren, weißen
Leinwand gegenüber.
www.random-international.com
KUNST
3lux:letters 1 | 2011
Fotos: Oliver Basch
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Die aufwendige LED-Installation
verändert jede Sekunde Farbe und
Struktur ihrer begehbaren Oberfläche und fordert so ihre Besucher
zu immer neuen Choreografien auf.
LED‘S DANCE
Die spontanen Bewegungen der Akteure
sind es, die den „Ønskebrønn“ im Berliner Hauptbahnhof zum Leben erwecken.
Eine fantastische Licht- und Klangformation im Spiel mit Zeit und Raum.
Von Hanna Dietrich
Mit sphärischen Klängen und pulsierendem Leuchten wurden
die Bahnreisenden in Berlin zwei ganze Wochen lang im Oktober
letzten Jahres empfangen. Die ungewöhnliche Installation des kreativen Künstlernetzwerks phase7 – ursprünglich für die norwegische Kulturhauptstadt Stavanger entworfen – gastierte dort in der
großen Halle des Hauptbahnhofes. Die ausgeklügelte Licht- und
Klanginstallation gab den Reisenden die Möglichkeit, in interaktiven Dialog mit einem Lichtfeld zu treten, das ausschließlich durch
Bewegung in Aktion versetzt werden konnte. Via Kamera in sieben
Metern Höhe wurde jede Körperbewegung der Passanten mittels
einer Software in Lichtformationen auf der Experimentierfläche
umgewandelt. So entstanden unter den Füßen der verblüfften
Akteure flüchtige Fontänen und stromlinienförmige Strukturen, die
Schritt für Schritt neue Figuren bildeten. Selbst lichte Buchstaben
ließen sich materialisieren und trieben während der spontanen
Performances wie Eisschollen über das Feld. Begleitet wurden
die „Tanzkünste“ von einer ebenso flüchtigen wie überraschenden
Klangkomposition. So schön war das Warten auf den Zug schon
lange nicht mehr.
www.phase-7.de
GRL, das Graphic Design Lab aus
New York, entwickelte das Graffiti aus
Licht. In kürzester Zeit hat es weltweit begeisterte Anhänger gefunden.
Fotos: Evan Roth
Ähnlich frisch aufgetragener Farbe
kann der Schriftzug verlaufen und in
alle Richtungen spritzen. Als neuestes
Feature kann er sogar als 3-D-Modell
nachgebaut werden.
IN LEUCHTENDEN
LETTERN
Graffiti als Territoriumsmarkierung der
Gangs, als Form des politischen Protestes
oder – in seiner antiken Form – als Wegweiser zu Prostituierten, das hat es alles
schon gegeben. Als Lichtschriftzug ist es
aber neu – und legal!
Von Christina Dragoi
Die verschärfte Gesetzeslage und immer bessere Überwachungsmethoden erschweren Graffiti-Sprayern das Ausleben ihrer Kunst
im öffentlichen Raum erheblich. Das von Evan Roth geführte
Graffiti Research Lab (GRL) in New York entwickelte eine Form
des Graffitis, die mit keinem Gesetz in Konflikt kommt, da die
Kunstwerke per Mausklick zu löschen sind: Laser Tag. Mit einem
Laserstrahl wird auf Gebäude geschrieben oder gezeichnet, die
ausführende Person kann dabei Hunderte Meter weit weg stehen. Über eine ursprünglich vom GRL entwickelte Open-SourceSoftware wird der Laserstrahl erfasst und über einen Beamer,
um nur Sekundenbruchteile versetzt, als Licht-Linie auf die ausgesuchte Fläche projiziert. Bilder von Aktionen in Wien, Bordeaux
oder der „Pirates of the Canals“ in Amsterdam wirbeln durch das
Internet und bezeugen die verblüffend schnelle Verbreitung und
den Anklang, den das Laser Tagging bei allen Altersklassen findet.
Mit einer neuen Software hat es Evan Roth inzwischen geschafft,
die Tags, die Linienführungen der Graffitis, als 3-D-Modelle zu
rekonstruieren und als Skulpturen doch noch für die Ewigkeit
haltbar zu machen.
www.graffitiresearchlab.com
KURIOSUM
3lux:letters 1 | 2011
Fotos: Estelle Sauvage
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DIE ENTDECKUNG
DES (TEE)LICHTS
Von Hanna Dietrich
Die letzten Tage der noch in freier Wildbahn lebenden Glühlampen
sind angebrochen, denn mittlerweile kann man die formschönen
Glaskörper mit ihren leuchtenden Wolframfäden fast nur noch
unter der Ladentheke oder auf dem Flohmarkt erwerben. Doch es
gibt Menschen, die solch bedrohten Designobjekten Mehr-Wert
zukommen lassen. So wie Estelle Sauvage. Die französische Designerin hat sich den Nebeneffekt des Wärmeverlustes zunutze
gemacht und die Bedeutung des Leuchtmittels umgekehrt: In ihrem neu interpretierten Wasserbereiter Ipso Facto wird die infrarote Energie der 100 Watt starken Leuchte zur Wassererwärmung
genutzt und das Licht zur Anzeige der Inbetriebnahme umfunktioniert. So wird die Erfindung jedem gerecht: der Umwelt, nostalgischen Designliebhabern und dem erfahrenen Teetrinker, denn die
Wassertemperatur beträgt exakt 85° C – optimal für den perfekten
Teegenuss.
www.viadeo.com/fr/profile/estelle.sauvage2
QUELLE
Foto: EFRA Lichtwerbung GmbH
SIEGESZUG DER LEUCHTREKLAME
wegtes Kunstlicht wurde bald gleichgesetzt mit modernem Nachtleben,
Fortschritt und Luxus, Lichtreklame
war das angesagteste neue Werbemedium. Je mehr Möglichkeiten das
neue Medium der Lichtwerbung allerdings bot, desto überschwänglicher
und planloser wurde es eingesetzt. Es
entstand eine regelrechte Flut, eine
Lichttrunkenheit, das Auge wurde
„nur noch geblendet durch eine Überzahl von Lichtelementen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung aufheben“
wie es der Architekt Ernst May treffend beschrieb. Lichtreklame sollte
nicht weiterhin nach dem Motto „Je
mehr Lampen, desto besser“ funktionieren, sondern ein Mittel zur Gestaltung werden. So kam es, dass in den
20er-Jahren berühmte Architekten
wie Mies van der Rohe, Erich Mendelsohn oder auch Wassili und Hans
Luckhardt die Wirkungen der Lichtwerbung bei ihren Entwürfen präzise
einkalkulierten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Betreiben
konventioneller Leuchtreklame aufgrund der Verdunklungspflicht jedoch
zum Strafbestand, sodass sie ab 1942
aus dem deutschen Straßenbild verschwand. Nach Ende des Zweiten
Weltkriegs wurden Neonleuchten die es bereits seit 1923 in Deutschland
gab - zum Inbegriff des Aufschwungs
der 50er-Jahre. Mit den dynamisch
gebogenen Röhren konnten zahlreiche Motive in unterschiedlichen Farben zum Leuchten gebracht werden.
In den 60er- und 70er-Jahren wurden
immer öfter hinterleuchtete Acrylkäs-
ten mit Folienbeschichtung verwendet, da sich diese leichter produzieren
ließen als die handwerklich gefertigten Schriftzüge aus filigranen Röhren.
Mit der Entwicklung der LED-Technik
sind der Lichtwerbung in der heutigen
Zeit kaum mehr Grenzen gesetzt. Ob
großflächige Displays, Laufschriftanzeigen oder bespielte Häuserfassaden
– der Siegeszug der Leuchtreklame
ist nicht mehr aufzuhalten.
Am Kölner Rudolfplatz lassen sich
seit über 40 Jahren „er“ und „sie“
abwechselnd „voll laufen“. (oben)
Über dem Berliner Alexanderplatz
drehte sich zu Beginn des 20.
Jahrhunderts Nacht für Nacht das
leuchtende Manoli-Rad (unten links).
Noch immer ist Las Vegas die
Stadt mit der beeindruckendsten
Leuchtreklame (unten rechts).
Foto: GFDL image by Larry D. Moore (© 1986)
Foto: Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin
Bereits im 16. Jahrhundert warben
beleuchtete, kunstvoll geschmiedete
Schilder vor Wirtshäusern um Gäste.
Der Durchbruch der Lichtwerbung
gelang allerdings erst mit Erfindung
der Glühbirne Ende des 19. Jahrhunderts. Anfangs blinkten nur Worte auf,
deren Buchstaben aus vielen einzelnen Glühlampen geformt wurden.
Das „Manoli-Rad“ am Berliner Alexanderplatz hingegen schuf 1898 durch
kurz hintereinander geschaltete Glühbirnen bereits den Eindruck einer
Kreisbewegung - eine kleine Sensation. Ein besonderes Spektakel bot
auch die leuchtende, sich langsam
neigende Sektflasche der Firma Kupferberg, die scheinbar Sekt in einen
Kelch goss, aus dem anschließend
tausende Lichtbläschen stiegen. Be-
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