Dass so wenig CO2 und so wenig Energie so gut aussehen kann
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Dass so wenig CO2 und so wenig Energie so gut aussehen kann
3lux:letters Das Architektur-Magazin Licht im Außenraum 1 | 2011 neues licht | architektur | technik Licht im Außenraum Geschickt im Freien beleuchten Licht im Wandel Entwicklung der Außenbeleuchtung Licht in Arnsberg Die neu gestalteten Kundenbereiche Dass so wenig CO2 und so wenig Energie so gut aussehen kann. Die TRILUX Convia LED. www.trilux.de/convia 1 | 2011 02 | 03 EDITORIAL 05 3lux:letters 1 | 2011 06 Titelseite: Eine etwas ausgefallenere Art der Außenbeleuchtung bietet der LED-Lichtboden von TRILUX. Vor dem neuen Business- und Freizeitzentrum am Nürburgring wurde er zum markanten Hingucker, der den Eingangsbereich wie eine Rennkurve markiert. Foto: Christoph Meinschäfer, Arnsberg Liebe Leserinnen und Leser, Im Jahr 2010 ging es mit der Wirtschaft wieder bergauf und auch wir gehen gestärkt aus diesem Jahr hervor. Nicht nur, dass die LED-Technologie weiterhin auf der Überholspur ist und wir unsere Leuchten in diese Richtung weiterentwickelt und unsere Produktpalette um innovative Leuchten ergänzt haben. Auch im Bereich der OLEDs – deren Entwicklung noch am Anfang steht – haben wir mit dem Prototypen der „OLED Enspiro“ im letzten Jahr sehr gute Fortschritte erzielt. Und gleich zu Beginn des neuen Jahres gibt es weitere interessante Neuigkeiten: Mit der Übernahme des Leuchtenherstellers RSL (Rodust & Sohn Lichttechnik GmbH) haben wir einen Spezialisten für hochwertige Sonderleuchten in die TRILUX-Familie aufgenommen. Die dadurch entstandene Erweiterung unseres Portfolios ist einer von vielen wichtigen Schritten in der Neustrukturierung unserer Servicekultur (Seite 40). Neu sind auch die Umgestalteten Kundenbereiche des Arnsberger Hauptwerkes, in denen unsere Leuchtensysteme in der Praxis erlebt werden können (Seite 38). In der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters beschäftigen wir uns dieses Mal mit dem Thema „Licht im Außenraum“. Einen Einstieg verschafft uns der Schweizer Lichtdesigner Mario Rechsteiner, der eine Übersicht über die Geschichte der Außenbeleuchtung und deren Entwicklung sowie einen Einblick darüber gibt, wie in Schwellenländern mit Beleuchtung umgegangen wird. (Seite 10). Aktuelle Projekte wie das Freizeit- und Businesszentrum am Nürburgring (Seite 28), der Unicampus der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität in Frankfurt (Seite 22) oder das Parlamentsufer in Düsseldorf (Seite 32) zeigen, wie die geschickte Anwendung der Beleuchtung ein Projekt aufwerten kann und das Erscheinungsbild maßgeblich mitbestimmt. Bei unserem Interview erläutern uns drei (Leuchten-)Designer, was das Entscheidende beim Entwerfen einer Leuchte ist (Seite 18) und die Planerfrage gibt mit einem Augenzwinkern Antwort darauf warum sich LEDs besonders gut zur Beleuchtung von Eisskulpturen eignen (Seite 37). Freuen Sie sich außerdem auf viele weitere Themen rund ums Licht! Ich wünsche Ihnen beim Schmökern in der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters viel Vergnügen! Ihr Dietmar Zembrot, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb 44 08 28 42 45 LICHT IM AUSSENRAUM 04 BLICKE Lichtinstallation Kelvin; Wandinstallation Time Square; Lange Nacht der Kunst und Kultur - Blaue Nacht 2011 in Nürnberg; Outrace; Landesgartenschau Norderstedt; Ausstellung Licht 21; Ausstellung Plus de Lumière; Leuchtenserie Malva; Pendelleuchte Lior N°2 04 GESCHICHTE Die Pilzleuchte – Ein Klassiker 07 STATEMENT Subtil beleuchten. Von Ingo Dietzel und Kai-Uwe Schwenck. 09 LESEN Drei Buchempfehlungen der Redaktion. 10 PUNKT Entwicklung der Außenbeleuchtung. Von Mario Rechsteiner. 14 IMPRESSION Naturlichter oder Lichterstadt? 18 REFLEXION Antworten von Rino Bossy (Bossy Design, Wülfrath), Knud Holscher (Knud Holscher Design, Kopenhagen) und Toan Nguyen (Toan Nguyen Studio, Mailand). 22 ARCHITEKTUR Uni Campus der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Ferdinand Heide und Bürogemeinschaft Topos, Frankfurt am Main; Freizeitund Businesszentrum am Nürburgring, Tilke GmbH & Co.KG, Aachen; Parlamentsufer in Düsseldorf, Stadtwerke Düsseldorf 36 SERVICE Materialkunde: Seewettertauglichkeit; Planer fragen, Hersteller antworten: Strahlungswärme von LEDs im Vergleich zu Glühlampen. 38 TRILUX Showroom in Arnsberg; Interview mit dem TRILUX-Geschäftsführer Johannes Huxol über die Servicekultur von TRILUX 42 KUNST Licht um jeden Preis, Mike Thompson; Kunst der Gegenwart, rAndom International; LED‘s dance, phase7; In leuchtenden Lettern, Evan Roth 46 KURIOSUM Die Entdeckung des (Tee)Lichts 47 QUELLE Siegeszug der Leuchtreklame 47 Impressum 3lux:letters 1 | 2011 Simulation: Till Nowak BLICKE Seit dem 2. November 2010 wird der historische Wasserturm am Rande der Neumünsteraner Innenstadt von der Lichtprojektion „Kelvin“ des Hamburger Künstlers Till Nowak bespielt. Vier Gobo-Projektoren und zwei LED-Farbwechselstrahler setzen den 45 Meter hohen Wasserturm in Szene und reagieren dabei auf das aktuelle Wetter: Bei kalten Temperaturen leuchtet der Turm in sattem Rot, wird es draußen wärmer, ändert sich die Farbe in ein kühles Blau. Diese gegenläufige Farbwahl beeinflusst das menschliche Empfinden und entspricht der Linderung von Hitze mit kaltem sowie der von Kälte mit warmem Wasser. Zugleich zeichnet die Lichtprojektion die Zierleisten und Verstrebungen des Gebäudes nach, die sonst lediglich bei Tageslicht zu sehen sind, und stellt visuelle Assoziationen zu Rohrleitungen und strömenden Wasserkreisläufen her. Abhängig von der jeweiligen Außentemperatur zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, verändert die Lichtinstallation „Kelvin“ das Erscheinungsbild des historischen Wasserturms. Lichtinstallation „Kelvin” Till Nowak, frameboX Dauerhafte Inszenierung des Wasserturms in Neumünster www.framebox.de GESCHICHTE Die Pilzleuchte – ein Klassiker Das Wirtschaftswunder in den 1950er-Jahren war auch in der Leuchtenbranche deutlich spürbar. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg machte die Städte freundlicher, und auch die Bewohner sollten sich nach Jahren der Angst wieder sicher fühlen können. Ein wichtiger Faktor dabei war es, Licht in die dunklen Städte zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt brachte TRILUX die sogenannte Pilzleuchte auf den Markt: Die schlichte Leuchte besaß einen Glasmantel, der wie ein umgekehrter Kegelstumpf auf dem Mast saß und am oberen Ende durch ein rundes Dach begrenzt wurde. Im Katalog von 1954 sind die Materialität und die Eigenschaften der Pilzleuchte folgendermaßen beschrieben: „Dach aus korrosionsfestem Leichtmetall, Fuß aus Leichtmetallguß, äußere Metallteile mit wetterfestem, grünem TRILUXIT-Spezialhammerschlaglack einbrennlackiert. Dichtung mit alterungsbeständigem, ozonfestem Moosgummi, wasser- und insektendicht abgeschlossen. Je 2 gegenüberliegende Leuchtstofflampen in Tandemschaltung,daherSerienschaltung von 2 und 4 Lampen möglich.“ Als Lampen wurden zunächst die während des Zweiten Weltkriegs entwickelten Leuchtstofflampen benutzt. Später gab es auch Varianten mit Quecksilberdampf-Hochdrucklampen. In den 1960er-Jahren wurde die Leuchte verfeinert und das Produktportfolio entsprechend ergänzt. Heute prägt die Pilzleuchte in ihrer markanten Gestaltung noch immer das Bild vieler Städte. Ihr zeitloses Design – kombiniert mit neuester Technik und abgestimmt auf heutige Anforderungen – findet sich in leicht abgewandelter Form allerdings auch in einigen aktuellen TRILUXAußenleuchten wieder. Die sogenannte Pilzleuchte sollte in den 1950er-Jahren Licht ins Dunkel der Städte bringen und sie so für die Bewohner sicherer machen. Foto: TRILUX 04 | 05 Fotos: Tenshi7 Wandinstallation „Time Square“ TENSHI7 – Furniture and Lighting Brainworks, Athen www.tenshi7.com Die Designer des griechischen Kreativbüros Tenshi7 haben die Themen Licht und Zeit in einem Kunstobjekt neu kombiniert. Sie entwickelten mit modernsten Technologien die Installation „Time Square“, die sich als Hybrid zwischen Wanduhr, Skulptur und Leuchte entpuppt: 12 mit LEDs bestückte Aluminiumzylinder zeigen „digital“ die vollen Stunden an, während in der unteren linken Röhre die Minuten in Form von aufleuchtenden Punkt-LEDs regelmäßig den Fortschritt der Zeit signalisieren. Ob Partylocation, Bahnhofshalle oder Wohnzimmer – die 1,40 x 1,40 Meter große „TS“ ist als Leuchtobjekt universell einsetzbar und deckt das Lichtspektrum von dezent diffus bis strahlend hell dank integriertem Dimmer jederzeit ab. Die Modi „On“, „Off“ und „Time“ lassen sich dabei bequem per Fernbedienung ansteuern. Die mit 12-Watt-LEDs ausgestatteten Röhren können bei ganzer Leistung 150 Quadratmeter Raum ausleuchten. Etwa 110000 Besucher konnte die „Blaue Nacht“ im Jahr 2010 verbuchen. Damals inszenierte der Künstler Axel Voss die Burg mit der Lichtprojektion „Unterwegs - eine Städtereise in Bildern”. Bereits zum zwölften Mal wird am 28. Mai dieses Jahres in Nürnberg das Lichtund Kunstfestival „Blaue Nacht” stattfinden. Einen Abend und eine Nacht lang wird das Zentrum der fränkischen Großstadt mit einem abwechslungsreichen Programm aus Projektionen, Lichtinstallationen und Kunstprojekten bespielt – alles unter dem übergeordneten Motto „Fremde Welten“. Wie in jedem Jahr wird die Lichtprojektion an der Nürnberger Burg – neben zahlreichen weiteren Kunstprojekten und Illuminationen – auch 2011 wieder eine der Hauptattraktionen des Festes sein und die Stadt verzaubern. Der vorausgehende Blaue-Nacht-Kunstwettbewerb sorgt für ein breit gefächertes Angebot an Projekten, die die Besucher selbst bewerten dürfen, denn zum ersten Mal wird 2011 ein mit 5000 Euro dotierter Publikumspreis vergeben. Das Projekt „Art-Flu“ der Künstlergruppe pep berlin beschäftigt sich mit dem Thema Ansteckung und Übertragung: 7500 Knicklichter verteilten sich im Laufe der Nacht über ganz Nürnberg. Fotos: Herbert Reinl Blaue Nacht 2011 Lange Nacht der Kunst und Kultur in Nürnberg 28. Mai 2011, ab 19 Uhr www.blauenacht.nuernberg.de BLICKE 06 | 07 3lux:letters 1 | 2011 Outrace Clemens Weisshaar & Reed Kram London Design Festival 2010 www.kramweisshaar.com www.outrace.org Foto: David Levene Die LED-Lampen an den mechanischen Roboterarmen kommen aus dem Hause Audi. Sie stammen aus dem R15-TDI-Wagen, der das „24 Stunden Rennen von Le Mans“ letztes Jahr gewonnen hat. Die 96 Zentimeter hohen Lichtsäulen überzeugen durch die Kombination von separat dimmbarer, warmweißer Wegebeleuchtung im unteren Teil und der farbigen Effektbeleuchtung darüber. Zweckentfremdet: Bei ihrer Lichtinstallation Outrace setzten Clemens Weisshaar und Reed Kram Roboterarme ein, die sonst in der Autoproduktion Verwendung finden. Im Rahmen des London Design Festivals 2010 allerdings dienten acht Industrieroboter rein künstlerischen Zwecken: Bestückt mit LED-Lampen (ebenfalls aus der Autoindustrie), schrieben die Maschinen Lichtbotschaften in den nächtlichen Himmel. Die Verfasser der Texte waren über den ganzen Erdball verteilt und schickten ihre Nachrichten über eine eigens dafür eingerichtete Internetseite nach London. Hochauflösende Kameras mit Langzeitbelichtung zeichneten die Lichtbotschaften auf, die anschließend als Internetvideos auf der ganzen Welt zu sehen waren. Landesgartenschau Norderstedt 21. April bis 09. Oktober 2011 Einlass täglich von 9 bis 19 Uhr Erwachsene 15 €/ermäßigt 13 € Kinder (ab 1,10 m, bis 15 Jahre) 3€ www.landesgartenschaunorderstedt.de Fotos: Trilux In diesem Jahr findet in Norderstedt zum zweiten Mal eine Landesgartenschau in Schleswig-Holstein statt. Drei blühende Garten- und Erlebnislandschaften laden zum Flanieren und Staunen ein: Neben „Wald-“ und „Feldpark“ beeindruckt der „Seepark“ mit einem wundervollen Blick über den Norderstedter See sowie einem mit 106 Lichtsäulen von TRILUX beleuchteten Rundweg. Das Lichtkonzept stammt von dem Designer Ralf-Ingo Koch, der mit der besonderen Lichtwirkung die Wahrnehmung des Besuchers in Bezug auf die Natur erweitern möchte. Gleichzeitig sollen die Farbklänge der integrierten Effektbeleuchtung den Betrachter emotional berühren. Die von Prof. Dr. Cecil Bruce-Boye entwickelte Steuerung sorgt für eine ökonomische Umsetzung: Die farbigen Lichteffekte leuchten dem Spaziergänger segmentweise voraus und erlöschen, sobald er den Weg verlässt. Licht 21 Licht-Kunst-Visionen für das 21. Jahrhundert 4. Dezember 2010 bis 27. März 2011 Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna www.lichtkunst-unna.de Im Rahmen der gemeinsamen Ausstellungsreihe „Mapping the region” der RuhrKunstMuseen anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 findet im Zentrum für internationale Lichtkunst Unna die Ausstellung „Licht 21” statt. Vom 4. Dezember 2010 bis zum 27. März 2011 sind in den unterirdischen Gewölberäumen des Museums Arbeiten der Künstler HC Berg, Brigitte Kowanz und Christina Benz zu sehen. Anhand fluktuierender Licht-RaumModelle werden Zukunftsvisionen des Mediums Licht veranschaulicht. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Werk des Finnen HC Berg, eines der bekanntesten Lichtkünstler Nordeuropas. Durch das Verschwimmen der Wahrnehmungsgrenzen zwischen Licht und Raum schafft es HC Berg, den Betrachter mental und physisch unmittelbar in das Kunstwerk zu integrieren. Foto: HC Berg Die Lichtkunstwerke des Finnen HC Berg, wie etwa „Eye of Light” aus dem Jahr 2000, haben die Aufhebung der Grenzen zwischen Licht und Raum zum Thema. Ausgehend von zahlreichen LEDLeuchten werden beim „Tall Glass Piece“ von James Turell auf einer Glasfläche wechselnde Farbmodulationen des Lichts erzeugt, wobei sich Raum- und Farbgrenzen aufzulösen scheinen. Plus de Lumière Ausstellung im Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg 24. Oktober 2010 bis 20. März 2011 www.kunstraum.alexander-buerkle.de Der Freiburger Kunstraum Alexander Bürkle zeigt noch bis 20. März 2011 im Rahmen der Ausstellung „Plus de Lumière“ Lichtkunst der vergangenen 50 Jahre und lädt dazu international renommierte Lichtkünstler nach Freiburg ein. Gezeigt werden sowohl klassische als auch moderne Lichtkunstwerke: Der Bogen wird von den Anfängen dieser Kunstrichtung Mitte des 20. Jahrhunderts bis zu den aktuellsten Projekten gespannt. Den Besuchern wird ein guter Eindruck der Szene vermittelt, die sich im gleichen Tempo wie die neuen Technologien entwickelt. Die breit gefächerte Palette der Werke reicht von Lichtmalerei über Lichtskulpturen bis hin zu raumgreifenden Lichtinstallationen. Ergänzende Vorträge und Diskussionsrunden zu dem Thema Licht finden parallel zur Ausstellung statt. Fotos: Kunstraum Alexander Bürkle Die Installation von Claude Lévêque, bei der in unregelmäßiger Schreibschrift die Worte „plus de lumière“ mit Neonröhren geschrieben werden, leiht der Ausstellung ihren Namen. STATEMENT Ingo Dietzel (links) und Kai-Uwe Schwenck , Panirama, Scharnebeck unten links: 2010 setzten Panirama das Lüneburger Rathaus zur Adventszeit mit Hochleistungsprojektoren geschickt in Szene. Foto: Panirama Subtil beleuchten „Mehr Licht!“ Wenn es wirklich Goethes letzte Worte waren, hätte er sie wohl nicht in Bezug auf den heutigen öffentlichen Raum gesagt. Dass – zumindest im übertragenen Sinn – dort, wo viel Licht ist, starker Schatten herrscht, bleibt hingegen unumstritten. Oft überstrahlt das kommunale Licht die Grenzen des Geforderten und erst recht des Notwendigen weit, nur um vermeintlich Sicherheit zu gewährleisten. Schnell wird hierdurch die Aufenthaltsqualität einer Kühlhalle oder eines Operationssaals erschaffen. Angenehm ist es selten. Im Rahmen privater oder kommerzieller Beleuchtung führen die Möglichkeiten moderner Leuchten und Steuerungen sowie deren Verfügbarkeit häufig zu Ergebnissen, die dem Auge nicht schmeicheln. Ohne nach noch mehr Regulierung und Verordnungen zu rufen, kann der Appell nur lauten, hier mit mehr Augenmaß und Rücksicht auf die Gegebenheiten einzugehen. Zu oft wird der nicht unerhebliche Aufwand durch die Verwendung falscher Leuchtmittel oder zu viel Farbe ruiniert. Rücksicht auf das Gebäude, die Umgebung und bereits bestehende Installationen oder der Entwurf eines gemeinsamen Konzepts mit den Nachbarn kann schon auf einfachste Weise zu einem stimmigen Gesamteindruck führen. Dies muss die Kosten nicht dramatisch in die Höhe treiben. Im Gegenteil: Weniger kann so viel mehr sein. Licht, das betont, was es verdient, betont zu werden, und das im Schatten lässt, was in den Schatten gehört, schafft einen Ort, an dem man gerne verweilt. Wenn man erst beim zweiten Hinsehen merkt, dass dies am Licht liegt, ist die Wirkung umso intensiver. 3lux:letters 1 | 2011 Leuchtenserie Malva ettlabenn Material: Schwammtücher www.ettlabenn.com Für die Schirme ihrer Leuchtenserie „Malva” wählten die Designer Oliver Bischoff und Danilo Dürler von ettlabenn ein eher ungewöhnliches Material: herkömmliches Schwammtuch aus Zellulose und Viskose. Doch auch die Herstellung der schwarz-weißen Leuchten ist bemerkenswert: Die zugeschnittenen und vernähten Textilien werden in nassem Zustand über eine Grundform gezogen und verwandeln sich – wenn das Wasser vollständig verdunstet ist – zu formstabilen und federleichten Lampenschirmen. Ein weiterer positiver Aspekt der „Malva“-Serie, die sowohl Hänge- als auch Standleuchten umfasst, ist ihre Umweltfreundlichkeit: Jedes der Objekte ist – sollte es der Verbraucher denn wollen – vollständig kompostierbar. Neben der originellen Materialwahl überzeugt „Malva“ auch durch Nachhaltigkeit: Die energiearme Produktion und die Kompostierfähigkeit der Zellulose-ViskoseTextilie macht die Leuchte zu einem sehr umweltfreundlichen Produkt. Fotos: diephotodesigner.de BLICKE Pendelleuchte Lior Nº2 Jaim Telias Material: Polystyrol www.jaimtelias.com Fotos: Manuela Giusto 08 | 09 Der chilenischstämmige Designer Jaim Telias führt vor, wie aus der serienmäßig hergestellten Polystyrolleuchte Lior Nº2 ein Einzelstück wird. Transformation erwünscht: Nur zu Beginn erscheint die Pendelleuchte Lior Nº2 des Designers Jaim Telias in ihrer ursprünglichen trapezoiden Form. Doch sobald der Nutzer Hand anlegt und Teile aus dem Polystyrollampenschirm herauskratzt, verändert sich die minimalistische Form – die Leuchte wird zum Unikat. Dermaßen behandelt, verändert sich auch das Leuchtverhalten von Lior: Das diffuse Licht dringt nun an den bearbeiteten Stellen der Polystyrolleuchte verstärkt hindurch. Dieses Spiel mit dem Material und seiner Struktur sowie der entstehende Dialog zwischen Nutzer und Leuchte ist kennzeichnend für Telias Arbeit. Die scheinbar einfachen Polystyrolgebilde sind nur der Ausgangspunkt für weitere komplexe Formen, die es vom Nutzer zum Vorschein zu bringen gilt. LESEN Faszination Lichtmalerei Die Kunst der Light Art Performance Photography JanLeonardo Wöllert, Jörg Miedza Erschienen Sept. 2010 bei dpunkt.verlag, Heidelberg 224 Seiten, komplett in Farbe 30,5 x 20,5 cm, Hardcover, gebunden € 39,90 | CHF 56,90 ISBN 978-3-89864-669-7 www.dpunkt.de Beleuchtung im Freiraum Lichtgestaltung für Gärten und urbane Räume Fabian Maier Erschienen Okt. 2010 bei der DVA München 136 Seiten, 200 Farbabbildungen 50 Zeichnungen 25 x 28 cm, gebunden mit Schutzumschlag Deutsch € 69,99 | CHF 115,00 ISBN 978-3-421-03802-9 www.dva.de 1. Biennale für internationale Lichtkunst open light in private spaces Matthias Wagner K (Hrsg.) Bettina Reichmuth (Redaktion) Erschienen 2010 bei Revolver Publishing, Berlin 285 Seiten, ca. 200 Abbildungen 21,5 x 27,5 cm, broschiert Deutsch | Englisch € 29,00 ISBN 978-3-86895-102-8 www.revolver-books.de Die Lichtkunstfotografen JanLeonardo Wöllert und Jörg Miezda begründeten Mitte 2007 eine eigene Form der Lichtmalerei – sie bezeichneten sie als LAPP (Light Art Performance Photography). In tiefster Nacht, in strukturierten und perfekt choreografierten Bewegungsabläufen malen die beiden mit ihren Lichtwerkzeugen Bilder vor dem geöffneten Verschluss der Kamera. Ihr im September 2010 erschienenes Buch „Faszination Lichtmalerei“ gibt nun Einblick in die Welt dieser Kunst. Auf 224 Seiten werden sowohl die Geschichte von LAPP als auch die künstlerischen und technischen Aspekte dieser Arbeitsform erläutert. Zahlreiche Fotos inspirieren und regen zusätzlich zum Ausprobieren an. Ein auf Theaterbühnen seit Jahrhunderten bekanntes Phänomen – die Reduzierung auf Betrachter und Objekt – erobert immer mehr den privaten, aber auch den öffentlichen Freiraum. Die Spannung zwischen Objekt und Betrachter wird dabei zu einem großen Teil von dem eingesetzten Licht bestimmt. Durch die passende Beleuchtung werden die Freiräume bei Nacht zu einer reizvollen Erweiterung der Innenräume nach außen. Der Lichtplaner Fabian Maier präsentiert in seinem Buch anhand aktueller Beispiele die Grundlagen der Gestaltung mit Licht, erläutert die wichtigsten Planungswerkzeuge und gibt Hinweise auf mögliche Fehlerquellen. Auf 136 Seiten mit 200 Farbabbildungen und 50 Zeichnungen bietet er einen gut strukturierten Einblick in das Trendthema Lichtplanung. Der Katalog zur 1. Biennale für internationale Lichtkunst Ruhr.2010 – open light in private spaces – fasst in sechs Kapiteln diese außergewöhnliche Ausstellung zusammen. Der Region sowie den präsentierten Kunstwerken und den entsprechenden GastgeberInnen wurde in drei Kapiteln jeweils eine Bildstrecke mit Fotos renommierter FotokünstlerInnen gewidmet. Texte in Deutsch und Englisch führen durch die Ausstellung und deren Geschichte und präsentieren die Künstler, die hinter den Arbeiten stehen. Mit zehn der GastgeberInnen, die ihre privaten Räume für ein paar Wochen geöffnet haben, führten die Autoren zusätzlich interessante Gespräche. Den mit viel Sorgfalt und Liebe für das Detail gestalteten Katalog kann man bereits nach der ersten Seite nur noch schwer aus der Hand legen! PUNKT 3lux:letters 1 | 2011 Unterschiedliche Lichtszenarien bespielen den Luzerner Kornmarkt: In der Dämmerung beispielsweise werden die Gebäudefassaden von LED-Strahlern betont (oben), in der Nacht hingegen wird der Fokus der Beleuchtung eher auf den Platz selbst gelenkt (unten). ENTWICKLUNG DER AUSSENBELEUCHTUNG In der heutigen Zeit übertreiben es die Städte häufig, wenn es um das Thema Beleuchtung geht, sodass oftmals eher von Lichtverschmutzung als von einer schönen Lichtatmosphäre gesprochen werden kann. Selbst in den sogenannten Schwellenländern nimmt die Beleuchtung stetig zu, obwohl die Preise für moderne Leuchtmittel dort meist noch extrem hoch sind. Bleibt zu hoffen, dass Licht in Zukunft wieder dezenter eingesetzt wird, wie beispielsweise beim „Plan Lumière“ der Stadt Luzern. Von Mario Rechsteiner Für Jahrtausende hat der Schein der Flamme nachts ein schwaches Licht geliefert, das für die persönlichen und sozialen Funktionen reichte. Dies nicht nur im Innenraum, sondern auch im Freien. So soll um 260 v. Chr. der Leuchtturm von Alexandria mit seinem Lichtsignal die Einfahrt zum Hafen sicherer gemacht haben. Aus dem Jahr 378 n. Chr. gibt es Hinweise auf eine Gassenbeleuchtung im antiken Antiochia am Orontes, die nach Ammianus Marcellinus (röm. Historiker um 330-395 n. Chr.) „mit der strahlenden Helle des Tages wetteiferte“. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches allerdings wurde die künstliche Beleuchtung über Jahrhunderte vorwiegend im Innenraum eingesetzt. Die Geschichtsschreibung spricht deshalb nicht zuletzt vom „dunklen“ Mittelalter. Vor allem in der italienischen Frührenaissance wurden dann an den Außenfronten der Palazzi zunehmend Spieß-Laternen angebracht. Bei besonderen Anlässen konnte so der Außenraum mit brennenden Pechkränzen beleuchtet werden. Im Barock spielte eine andere Facette der Beleuchtung im Außenraum eine bedeutende Rolle. Die „Fuochi Artificiali“ beispielsweise bezauberten mit pyrotechnischen Effekten und prachtvollen, farbigen Feuern die Zuschauer. Im 17. und 18. Jahrhundert begann man in den großen Städten wichtige Straßen und Plätze zu beleuchten. Dies erfolgte erst mit Öllampen, die später von Gaslaternen abgelöst wurden. Nicht zuletzt daran sieht man, dass sich der Wandel der Gesellschaft in den vergangenen zwei Jahrhunderten auch stark in der Geschichte der Beleuchtung im öffentlichen Raum widerspiegelt. Dank der künstlichen Beleuchtung wird die Nacht zum Tag und der Bürger fühlt sich im öffentlichen Raum auch nach Sonnenuntergang sicher. Das Stadtleben ist damit nicht mehr abhängig vom Wechsel zwischen Tag und Nacht. Der Mensch beginnt, in neuen Rhythmen zu leben. Auf dem Land und in den Kleinstädten geschah diese Entwicklung jedoch viel langsamer und war stark vom Wohlstand der Kommunen abhängig. So wurde in vielen Ortschaften erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit einer kontinuierlichen Beleuchtung des öffentlichen Raumes begonnen, was sich immer noch weiter entwickelt. Im Moment stehen Metropolen rund um den Globus im Wettstreit um eine wiedererkennbare nächtliche Identität. Maßnahmen gegen die Lichtverschmutzung Heute ist der öffentliche Raum vielerorts so stark beleuchtet, dass bereits vielerorts von einer Lichtflut gesprochen werden kann. Dabei handelt es sich in der Regel um die Summe der verschiedenen Beleuchtungsarten. Ergänzend zu einer meist ein Fotos: Gabriel Ammon, Luzern 10 | 11 wenig über der Norm gehaltenen Straßenbeleuchtung werden Fassaden und Gebäudekomplexe durch private Eigentümer oder durch die öffentliche Hand angestrahlt. Schaufensterbeleuchtungen und Lichtreklamen ergänzen häufig die vorherrschende Fülle. Aus diesem Grund beklagten schon Anfang der 1990erJahre Astronomen die zunehmende „Verschmutzung“ des nächtlichen Himmels. Nicht nur Großstädte, sondern auch Ortschaften in ländlichen Regionen sind heute nachts längst aus sehr großer Distanz an der Färbung des Nachthimmels zu erkennen. Sterne sind am nächtlichen Firmament hingegen nur noch vereinzelt sichtbar und die Pracht der Milchstraße kann vielerorts gar nicht mehr betrachtet werden. An Hand von Satellitenbildern konnten Forscher nachweisen, dass sich der Lichtpegel allein auf dem europäischen Kontinent in den letzten 15 Jahren um ein Vielfaches vergrößert hat. Was erst belächelt wurde, gewinnt heute langsam an Bedeutung. Durch den kommunalen Wettkampf ist das Thema „Citybeautification“ schon sehr gebräuchlich. Eine der Maßnahmen ist der Umgang mit Licht im öffentlichen Raum. Mit sogenannten Masterplänen versucht man vielerorts Regelwerke zu schaffen, die den Umgang mit Licht definieren und mittels gesetzlicher Regelungen eine kontinuierliche Entwicklung für die Zukunft sicherstellen sollen. Allzu oft sind dies jedoch sehr theoretische Arbeiten. Mit Beginn der Umsetzung fließen Veränderungen ein. Dabei verlieren sich häufig die Grundgedanken der Konzepte. Ein Ausnahmefall stellt zurzeit sicherlich der „Plan Lumière“ der Stadt Luzern (CH) dar. Er rückt die Stärken der historisch wertvollen Stadt mit ihrem attraktiven Umfeld ins rechte Licht und fördert die Aufenthaltsqualität für Einheimische und Gäste. Aufgesetzte Lichteffekte werden zugunsten eines harmonischen Gesamtbildes vermieden und zurückgebaut. Lichtverschmutzungen und ihre negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna werden reduziert. Das vereinheitlichte Leuchtenmobiliar ordnet sich dem gewünschten Lichteindruck unter. Durch ein kontrolliertes Absenken des gesamten Lichtniveaus wird nicht nur Energie gespart, sondern auch eine urbane Qualität für die Bewohner der Altstadt geschaffen. Als weitere Maßnahme wird auch die Schaufenster- und Reklamebeleuchtung einer Bewilligungspflicht unterworfen. Dadurch können nachts die übermäßigen Emissionen der Schaufenster beseitigt und das Lichtniveau in den Auslagen reduziert werden. Bei der Umsetzung dieses Masterplans kommen Leuchten und Lichtquellen modernster Bauart zum Einsatz. Für Anstrahlungen wählen die Planer, wo immer möglich, nur noch Projektionsverfahren. Das Streulicht kann präzise abgeschottet und die vertikale Beleuchtungsstärke individuell der jeweiligen Umgebung angepasst werden. Die PUNKT 3lux:letters 1 | 2011 Auszeichnung mit dem city.people.light Award 2010 zeigt, dass der Ansatz des „Plan Lumière“ für Luzern – „less is more“ – auch international Anerkennung findet. Bedeutung der Außenraumbeleuchtung in Schwellenländern Die Bedeutung der öffentlichen Beleuchtung gewinnt allerdings auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern stetig an Bedeutung. Außer in den Metropolen und Ballungszentren liegen die Bedürfnisse jedoch auf einem viel tieferen Niveau. Eine der Hauptfunktionen der öffentlichen Beleuchtung ist es, die Straßen nachts sicherer zu machen, um dadurch die Kriminalitätsrate zu senken. So wurden zum Beispiel in Südafrika während der Apartheid die Homelands mit Strahlern an Hochmasten beleuchtet, wodurch Gassen und Wege zwischen den Hütten in ein schummriges, diffuses, von Natriumdampf-Hochdrucklampen erzeugtes Licht gesetzt wurden. Noch heute ist diese Art von Beleuchtung an den meisten Orten anzutreffen. Unter der neuen Regierung beginnen nun die meisten Städte in den umliegenden Homelands die öffentliche Beleuchtung dem Standard der Städte anzupassen. Die Investitionen für diese Umstellungen sind sehr hoch und somit können sie nur sehr langsam geschehen. Selbst im südafrikanischen Kapstadt wird die Innenstadt in der Nacht in ein Lichtermeer getaucht, die Randbezirke hingegen sind eher spärlich beleuchtet. Durch die relativ hohen Strompreise ist die Verwendung von energiesparenden Lichtquellen vielerorts ein sehr aktuelles Thema. Dabei wird jedoch nicht allzu stark auf die Qualität des Lichtes geachtet. Hinzu kommt eine nicht immer einfache Beschaffung von Lichtquellen, wodurch die Auswahl willkürlich wird. Sie orientiert sich am zur Verfügung stehenden Angebot nach dem Motto: „Besser irgendein Licht als gar kein Licht.“ Auch die LED-Technologie hält langsam Einzug. Häufig sind jedoch die Investitionen noch zu hoch. Dies hat zur Folge, dass die Leuchten nur einer finanzstarken Minderheit vorbehalten sind. Wie sieht die Zukunft der Außenbeleuchtung aus? Die Innovationen der Leuchtmittel bzw. Elektronikindustrie, die zurzeit im Innenraum einen wahren Hype ausgelöst haben, machen auch vor dem Außenraum nicht halt. Leuchten bestückt mit LEDs sind das Maß der Dinge. Um eine hohe Energieeffizienz nachweisen zu können, werden meist neutral- oder kaltweiße LEDs eingesetzt. Leider kann jedoch bei einer Farbtemperatur zwischen 4500 K und 6000 K nicht mehr von einem behaglichen Ambiente gesprochen werden. Auch kämpfen die Leuchtenhersteller mit der rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit der LED. Fast quartalsweise erschei- Foto: Mario Rechsteiner, St. Gallen Der Nölliturm in Luzern wird mit Gobo-Projektoren angestrahlt, was ihm eine angenehm träumerische Atmosphäre verleiht. Foto: Gabriel Ammon, Luzern 12 | 13 nen Neuigkeiten auf dem Markt. Man unterscheidet heute Leuchten mit fest integrierten LEDs und Leuchten mit austauschbaren LEDBlöcken. Langfristig wird sich wohl die zweite Variante durchsetzen. Dies nicht zuletzt, um eine einfache Handhabung zu garantieren. Im Moment werden zwei verschiedene Lichttechniken eingesetzt. Die Leuchten arbeiten mit überlagernden oder zusammengesetzten Lichtverteilungskurven. Durch die heute noch relativ geringe Lichtausbeute im Vergleich zur Natriumdampf-Hochdrucklampe ist der Einsatz für Hauptverkehrsachsen mit Lichtpunkthöhen von über 9 Metern noch sehr eingeschränkt. In Wohnquartieren und auf Plätzen bei einer Lichtpunkthöhe zwischen 4 und 6 Metern kann der Einsatz allerdings in Erwägung gezogen werden. Im Bereich der Architekturbeleuchtung werden wir in den kommenden Monaten und Jahren eine starke Zunahme verspüren, denn Licht als architektonisches Mittel wird immer mehr zum Bestandteil von Gesamtkonzepten. Auch hier hält die LED Einzug, da sie dank der Baugröße und der versprochenen Lebensdauer eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten bietet. Medienfassaden und dynamische, meist farbige Lichtinstallationen versuchen zunehmend die Blicke der Gäste, Touristen und Konsumenten auf sich zu ziehen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass in Zukunft Maß und Feingefühl den Umgang mit Licht im öffentlichen Raum prägen. Mario Rechsteiner Geboren 1961 in Herisau. Von 1994 bis 1996, während seiner Zeit als Licht- und Elektrotechniker, studierte er Lichttechnik an der Technischen Universität Ilmenau. 1997 gründete er die Art light GmbH in St. Gallen. Von 2001 bis 2005 war er Lehrbeauftragter für Lichtgestaltung an der Fachhochschule St. Gallen. Seit 2004 lehrt er in Konstanz an der HTWG im Fachbereich Architektur/ Innenraumgestaltung und ist Dozent für Lichtgestaltung an der schweizerischen Textilfachschule STF. www.artlight.ch 14 | 15 IMPRESSION 3lux:letters 1 | 2011 NATURLICHTER Ein Sonnenaufgang ist weit mehr als ein faszinierendes Naturschauspiel, das die Menschen seit jeher inspiriert. Er ist mehr als ein physikalisches Wunderwerk, dessen lichte Farbenspiele tagtäglich den Horizont des Himmels neu inszenieren. Sonnenauf– und untergang bilden zwei wesentliche Zeitpunkte in unserem täglichen Leben: Beginn und Ende von Tag und Nacht, von aktiver und passiver Lebensphase. Besonders beeindruckend wirkt dabei das warmrote Farbenmeer, das sich auf dem langen Weg durch die Atmosphäre bildet und so für einige Zeit das kurzwellige, blaue Licht fast völlig verdrängt. Foto: ©iStockphoto.com/AVTG „Wir müssen nicht glauben, dass alle Wunder der Natur nur in anderen Ländern und Weltteilen seien. Sie sind überall. Aber diejenigen, die uns umgeben, achten wir nicht, weil wir sie von Kindheit an täglich sehen.“ Johann Peter Hebel, Deutscher Dichter und Pädagoge, 1760-1826 16 | 17 IMPRESSION 3lux:letters 1 | 2011 LICHTERSTADT In der Natur ist ein farbiges Lichtermeer in der Regel von kurzer Dauer, so wie unser Leben allgemein dem ständigen Wandel unterliegt und sich von Sekunde zu Sekunde verändert. Der Mensch aber, dessen Natur mehr vom Festhalten als vom Loslassen geprägt ist, versucht diese lichte Erscheinung in eine fixe Form zu bringen. Die Skyline von Shanghai beispielsweise strahlt die ganze Nacht wie ein feuriger Sonnenuntergang über den Hafen. Und das nicht minder beeindruckend wie das natürliche Schauspiel. Nur dass sich in diesem Fall jede Nacht die gleiche Szenerie zeigt, in der der Mensch die unstete Komponente ist. Foto: ©iStockphoto.com/Nikada „Die Natur reicht uns die Hand der Freundschaft, sie lädt uns ein, damit wir uns an ihrer Schönheit erfreuen; doch wir fürchten ihre Stille und fliehen in die Städte, wo wir uns zusammendrängen wie eine Herde Lämmer beim Anblick des Wolfes.“ Khalil Gibran, Libanesisch-amerikanischer Maler, Philosoph und Dichter, 1883–1931 REFLEXION 3lux:letters 1 | 2011 NACHGEFRAGT 3lux:letters hat drei renommierten Lichtexperten drei Fragen zum Thema „Licht im Außenraum“ gestellt. Rino Bossy Industriedesigner Bossy Design Jede Leuchte muss bei ihrer Planung individuellen Anforderungen genügen. Entsprechend unterschiedlich werden auch Ihre jeweiligen Herangehensweisen sein. Wie erleben Sie die Planungs- und Entwurfsphase und was ist für Sie das Besondere bei der Gestaltung einer Leuchte? Rino Bossy: Das lässt sich am Besten an einem Beispiel erklären: Die Leuchte „Convia“, die ich für TRILUX entworfen habe, hatte Pioniercharakter, denn mit ihr sollte die LED-Technologie im Außenleuchtenbereich selbstverständlich werden. Also habe ich die Designentwicklung auf breite Akzeptanz und hohen Nutzen ausgerichtet. Das Design knüpft an bestehende Sehgewohnheiten an und folgt mit innovativer Linienführung und rationaler Sachlichkeit neuen Funktionen. Dazu gehören der sinnfällige Übergang von Leuchtenkörper und Mastansatz, die Öffnung des Lichtaustritts analog dem Abstrahlwinkel zur Verkehrsfläche und die ruhige, plane Unteransicht mit hinterdruckter Lichtaustrittsfläche. So setzt Convia in ihrer Nah- und Fernwirkung Zeichen, die ihr Umfeld aufwerten. Foto: TRILUX 18 | 19 „Convia“ Toan Nguyen Industriedesigner Toan Nguyen Studio Knud Holscher: Zum einen sollen die Leuchten heute eine Toan Nguyen: Innovationen sind ein wesentlicher Aspekt im bestimmte Aufgabe in der Beleuchtung erfüllen, zum anderen Beleuchtungsdesign, weshalb ein intensiver Austausch mit dem bedeuten die fortlaufend neu entwickelten Technologien eine technischen Team absolut notwendig ist, um einen erfolgreichen Herausforderung für uns Designer, denn Beleuchtungstechnik und Vorschlag präsentieren zu können, sowohl was das Produkt betrifft Lichtquelle haben einen großen Einfluss auf den Gestaltungsansatz. als auch die Lichtquelle. Der erste und vermutlich wichtigste Darüber hinaus müssen verschiedene Parameter geklärt sein: Schritt ist immer, das Produkt selbst zu definieren in Bezug auf die Handelt es sich um technische und funktionelle Beleuchtung oder Ansprüche des Kunden und sein Knowhow. Der Markt ist bereits soll die Leuchte ein dekoratives, künstlerisches Objekt werden? voll ist mit allen Arten von Beleuchtungsprodukten, daher bin ich Welche Anforderungen, welche Umgebung und welcher Nutzen nur dann zuversichtlich, einen neuen Vorschlag zu machen, wenn muss beachtet werden? Eine Leuchte zu entwickeln ist etwas ich ernsthaft daran glaube, dass er aus guten Gründen wirklich Besonderes und sehr aufregend, weil sie ein architektonisches gerechtfertigt ist. Wenn die Richtung einmal feststeht, setze ich Element sein kann, das sich völlig integrieren muss. Sie unterstüzt all meine Energie dafür ein, Lösungen zu entwickeln, die eine lediglich die Umgebung, die sie auf raffinierte Weise beleuchtet. klare Idee haben, funktionell effizient sind und offensichtlich gutes In anderen Fällen wiederum, kann es sich um ein „plastisches“, Design zeigen. Um dies zu beurteilen, versuche ich mich in den dekoratives Objekt handeln, mit einer auffälligen Note, die das Endkunden hinein zu versetzen, um zu verstehen, ob ich die Umfeld aufwertet. Für uns spielt in jedem Fall die Funktionalität Leuchte selbst gerne in meinem eigenen Heim, in meinem Büro die größte Rolle im Gestaltungsvorgang. oder an Orten, die ich häufig besuche, verwenden würde. Foto: Anders Hviid Foto: Tommaso Sartori; entworfen von Antonio Citterio mit Toan Nguyen Knud Holscher Architekt Knud Holscher Design „Moai“ Kollektion „Belvedere“ REFLEXION 3lux:letters 1 | 2011 Mittlerweile sind Leuchten im Außenraum weit mehr als bloße Lichtspender, denn mit der Entwicklung der Leuchtmittel stieg auch der gestalterische Anspruch sowohl an die Lichtstimmung als auch an die Leuchte selbst. In welche Richtung führt Ihrer Meinung nach die Entwicklung der elektrischen Außenbeleuchtung und was wäre für Sie der nächste wichtige Schritt? Rino Bossy: Die LED-Technologie ist ein großer Sprung in der Entwicklung der Außenbeleuchtung. Sie offenbart uns Designern weitläufige gestalterische Freiheitsgrade. Genau hier sehe ich die zukünftige Entwicklung an einem relevanten Punkt angekommen: Es gilt der Verführung zum kreativen Selbstzweck zu widerstehen. Unser Ziel muss es sein, verantwortungsvoll mit den neuen Perspektiven zu agieren und langfristig ökologisch wertvolle Lösungen zu entwickeln. Das Innovationspotenzial sollten wir nutzen für Aspekte der Nutzerfreundlichkeit, Energieeffizienz, Verkehrssicherheit und gestalterischen Qualität. Ich denke, Convia zeigt, dass ästhetische Aspekte durchaus mit den vorhandenen Anforderungen verknüpf werden können. Foto: Boris Golz 20 | 21 „Lumena“ auf der Zoobrücke in Köln Der Designer hat zwar Einfluss auf das Aussehen der Leuchte, doch wie sie später eingesetzt wird, liegt meist nicht mehr in seiner Hand. Dabei spielt bei einer gelungenen Beleuchtung nicht nur die gestalterisch ansprechende Leuchte eine Rolle, ebenso bestimmend sind Lichtwirkung oder auch Anordnung und Ausrichtung der Leuchten. Bei welchem Außenraum-Projekt finden Sie das Lichtkonzept besonders gelungen und was genau hat Sie an diesem Projekt am meisten begeistert? Rino Bossy: Einen direkten Einfluss darauf, wie unsere Leuchten eingesetzt werden, haben wir natürlich nicht. Dennoch: Wir berücksichtigen alle produktrelevanten Faktoren bis zum Recycling. Und: Wir beziehen im Entwicklungsprozess alle Menschen ein, die mit unserem Produkt zu tun haben werden. Vom Planer bis zu denen, die letztlich mit unseren Leuchten leben – als Anwender, Fußgänger, Kraftfahrer, Anwohner. Wenn die Sinnfälligkeit des Produkts gut aufgenommen wird, freut mich das. So wie im Fall der Kölner Zoobrücke. Das Lichtkonzept bereitet einen gelungenen Empfang. Gut akzentuiertes Licht lässt die Brücke über dem Rhein leben. Ein visuelles Erlebnis, das begeistert. Rino Bossy, geboren 1960 in Wuppertal. Nach seinem Industriedesign-Studium an der Bergischen Universität Wuppertal gründete er 1985 das eigene Designbüro in Wülfrath. Dort entstehen Design-Produkte unter anderem aus den Bereichen Innen- und Außenleuchten, Maschinen und Anlagen, Medizintechnik, Automotive sowie temporäre Architektur. Darüberhinaus betreut und berät er Technologieführer bei der Produktentwicklung, der CI sowie dem CD. www.bossy-design.de Knud Holscher: Wir befinden uns heute in einer Übergangsphase, Toan Nguyen: Die Außenbeleuchtung sollte die Architektur res- in der zunehmend mehr Leuchten mit LEDs ausgerüstet werden. In pektieren oder sie zumindest nicht schlechter machen. Heute Zukunft werden Leuchten als physische Objekte nicht mehr diesel- ermöglichen die neuen Beleuchtungstechnologien und die LEDs, be Rolle spielen. Im öffentlichen Raum können LEDs beispielswei- Designern und Architekten eine unglaubliche Freiheit bei der se in Straßenpflaster, Leitplanken, Sitzbänke etc. integriert werden. Gestaltung von Außenleuchten. Paradoxerweise entwickelt sich Ich denke, dass die Leuchte an sich weitgehend verschwinden wird die Technologie sehr schnell, während die Leuchten entsprechend und wir es mit dem Licht selbst als Parameter für das Design zu langlebig sein sollen und es häufig sehr langwierig sein kann, tun bekommen. Die zahlreichen Möglichkeiten, welche LEDs uns neue Außenleuchten zu installieren. Ich glaube nicht wirklich bieten, was dynamische Beleuchtung angeht, die Veränderung an allgemeine Trends, da jede Situation anders ist: In manchen der Intensität und der Farbe, die Steuerung des Lichts durch Fällen ist es besser eine schlichte, klassische Leuchte zu haben, Bewegung, Temperatur, die Jahreszeiten etc. sind eine phantas- in anderen Fällen wiederum muss die Leuchte völlig neu erfunden tische Welt, die es zu entdecken gilt. Es besteht kein Zweifel, dass werden und kann dabei sogar einen Teil ihrer physischen Präsenz LEDs und andere neue Beleuchtungstechnologien in naher Zukunft verlieren. Die Herausforderung für einen Designer besteht darin, die Herrschaft übernehmen werden und das wird zu einer völlig eine industrielle Außenleuchte zu entwerfen - flexibel genug, um neuen Weise führen, über Beleuchtung nachzudenken. an vielen verschiedenen Orten installiert werden zu können, ohne Foto: KAT-Studio/Johnny Neigaard Foto: Aubrilam; entworfen von Antonio Citterio mit Toan Nguyen dass sie dabei ihren Charakter und ihre Attraktivität einbüßt. „Primula” vor dem Gymnasium in Egå Kollektion „Alba“ Knud Holscher: Als verantwortungsvoller Architekt fehlt mir oft Toan Nguyen: Es ist ein Glück, dass die Designer keinen Einfluss eine einheitliche Produktionsreihe von Leuchten, die das ganze darauf haben, wie die Leuchten benutzt werden, die sie entworfen Spektrum von Szenarien in einem Gebäudekomplex abdecken haben. Ich denke, ein Produkt kann als gutes Design bezeichnet könnten. Häufig führt das dazu, dass der Architekt die Be- werden, wenn es nicht länger ein industrielles Produkt ist, sondern leuchtungskörper selbst entwirft. So auch beim neuen Königlichen zu einem persönlichen Gegenstand für den Endkunden wird. Sie Theater in Kopenhagen, das in einer prächtigen Lage am Ufer werden mich für chauvinistisch halten, aber die Beleuchtung des steht. Ich bin der Meinung, dass es den Architekten ( Lundgaard & Eiffelturms ist immer faszinierend. Ich glaube, sie ist eine der besten Tranberg Arkitekter) gelungen ist, eine dramatische, theatralische Inspirationsquellen, um jedes Jahr ein neues Beleuchtungskonzept Lichtstimmung mit Funktionalität zu vereinen, die raffiniert und zu realisieren. Man kann die Illumination auch weit weg von Paris einzigartig ist. Sowohl die Theaterbesucher wie auch die allgemei- sehen, wenn man sich an einem erhöhten Ort befindet. Um genau ne Öffentlichkeit kommen so in den Genuss einer abwechslungs- 1 Uhr nachts kann man dann in die Hände klatschen und wie durch reichen und integrierten Beleuchtung ihres neuen Theaters. Zauberei wird der Eiffelturm für die Nacht ausgeschaltet. Knud Holscher, Toan Nguyen, geboren 1930 in Dänemark, studierte er an der Architekturschule der geboren 1969 in Paris, studierte Industrie-Design an der ENSCI-Les Kunstakademie Kopenhagen. Dort schloss er 1955 mit dem Diplom Ateliers in Paris. Nach der Tätigkeit in verschiedenen europäischen ab. Von 1960-64 war er Partner bei Professor Arne Jacobsen. 1966 Designbüros, begann er 1998 seine Zusammenarbeit mit Antonio wurde er Partner und später Teilhaber bei Krohn & Hartvig Rasmussen. Citterio, bei dem er im Jahr 2000 Designdirektor und vier Jahre später 1968 wurde er als Professor an die Architekturschule Kopenhagen Partner wurde. 2000 war er Dozent an der Domus Academy-Milan und berufen. 1995 gründete er schließlich das eigene Designbüro Knud der Schweizer Mendrisio Architecture Academy. 2008 gründete er Holscher Design. sein eigenes Designstudio in Mailand. www.knudholscher.dk www.toannguyenstudio.com 26 | 27 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2010 WESTEND STORY Als Teil des Grüneburg-Geländes blickt der Campus Westend in Frankfurt am Main auf eine bewegte Geschichte zurück: Einst im Besitz der Familie Rothschild, wurde er in den 1920er-Jahren zum Firmengelände des IG-Farben-Konzerns. Nach dem Krieg gehörte er zum Sperrgebiet der US-Streitkräfte. Auch die Zukunft verspricht spannend zu werden, denn der Campus wird zum neuen Zentrum der vier Hauptcampus der GoetheUniversität – der demnächst „modernsten Universität Europas“. Von Christina Dragoi Bauherr: Land Hessen, Hessisches Baumanagement Architekt: Architekturbüro Ferdinand Heide, Frankfurt am Main Bürogemeinschaft Topos, Frankfurt am Main Freiraumplanung: Topos Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung, Berlin Lichtplanung: Topos Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung, Berlin in Zusammenarbeit mit TRILUX Standort: Frankfurt am Main Leuchten: VR 330 (als Sonderlösung) RL 500 Lichtlinie Fotos: Boris Golz, Arnsberg 28 | 29 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2010 Inspiriert vom Grüneburgpark und der Gartenanlage des IG-FarbenAreals gestaltet sich der Campus offen. Weite Wiesenflächen sind durch Rad- und Fußwege gegliedert. Der subtile Umgang mit Licht definiert die Kanten des Campusplatzes und rhythmisiert seine Fläche. Durch die im Erdgeschoss offene Fassade des Casino bindet er dieses in das Geschehen ein. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten, säumen die gleichen Leuchten die Wege, die schon in der bestehenden Anlage südlich des IG-Farben-Baus verwendet wurden. TECHNIK VR 330 Die dekorative Mastleuchte VR 330 bietet eine rotationssymmetrische, breit-tiefe Lichtverteilung mit dekorativem oberem Lichtaustritt. Lichtstärkeverteilung Die VR 330 Outdoor Mastleuchte besticht durch ihr schlichtes, edles Design sowie durch die Hochwertigkeit der Materialien. Ein Aluminium-Strangpressprofil mit durchgehendem bituminiertem Erdstück bildet den Mast. Bündig dazu schützt ein Abschlusszylinder aus widerstandsfähigem Borosilikatglas den Leuchtenkopf, der von einem korrosionsbeständigen Aluminiumdach abgedeckt wird. Dieses sorgt als Sekundärreflektor für eine rotationssymmetrische Lichtverteilung. Das Dach wird durch innen liegende Edelstahlrundstäbe gehalten, sodass keine äußeren Befestigungsvorrichtungen das elegante Erscheinungsbild stören. Sämtliche elektrische Komponenten werden von einem Lochblechzylinder kaschiert. Die Farbe – ein dunkles Grau, ähnlich RAL 9006 – hat einen Metalleffekt und ist wetterfest pulverbeschichtet. 30 | 31 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2010 Renderings Platzgestaltung (ohne Maßstab) Längsschnitt durch den Campusplatz Die 1914 als Stiftungsuniversität gegründete GoetheUniversität in Frankfurt am Main zählt mit über 37000 Studenten zu einer der größten Lehreinrichtungen Deutschlands. Bis zu ihrem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 soll sie auch zu einer der modernsten europäischen Universitäten ausgebaut werden. Diesem ambitionierten Projekt der hessischen Landesregierung ging ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb zur Gestaltung des WestendCampus voraus, den das Frankfurter Architekturbüro Ferdinand Heide 2003 für sich entschieden hat. Das 12,5 Hektar große Areal entfaltet sich zwischen dem denkmalgeschützten IG-Farben-Haus des Berliner Architekten Hans Poelzig im Süden und der Miquelallee im Norden. Im Westen wird es vom Grüneburgpark begrenzt, der bereits im 19. Jahrhundert als beliebter Erholungsort der gehobenen Gesellschaft galt – Johann Wolfgang von Goethe und Bettina von Arnim zählten zu den Stammbesuchern. Der im Stil eines englischen Gartens angelegte Park mit seinem zum Teil 100 Jahre alten Baumbestand mit zahlreichen exotischen Bäumen trägt in hohem Maße zu der besonderen Aufenthaltsqualität des benachbarten Campus bei. Trotz seiner Größe sollte der Westend-Campus einen einheitlichen Charakter und eine klar ablesbare Identität erhalten. Die Gestaltung der Gebäude – einzelne Fakultäten und Hörsäle, eine Mensa sowie verschiedene Wohneinrichtungen – orientiert sich daher an der des IG-Farben-Hauses, das mit seiner Fassade aus Cannstatter Travertin gleichzeitig Wärme und Monumentalität ausstrahlt. Das Konzept für die Gestaltung der Freiflächen entwickelte das Berliner Büro Topos Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung. Die Struktur des neuen Campus folgt dem Vorbild der Freiflächen südlich des IG-Farben-Hauses. Dieses Areal wurde von dem Landschaftsarchitekten Hermann Mattern während des Baus der Konzernzentrale 1929 angelegt und folgt seinen charakteristischen Gestaltungsprinzipien: Räume werden durch Modellierung des Geländes geschaffen, Rasen- und Wasserflächen sind von Stauden oder Büschen begrenzt. Analog dazu wird nun auch die neue Anlage von Schnitte Beleuchtungskonzept (ohne Maßstab) großen Wiesen mit akzentuierten Baumgruppen sowie verschiedenen Stauden in den Randbereichen dominiert. Breite Terrassen mit Natursteinmauern sowie Grünstreifen gliedern die Topografie. Querende Fuß- und Radwege rhythmisieren die Streifen und dienen als Verbindung zwischen den verschiedenen Campusbereichen. Um den offenen Charakter zu erhalten und die Orientierung durch Blickbezüge zu erleichtern, wurde der schützenswerte Baumbestand im Parkgelände des Campus behutsam ergänzt. Gleichzeitig wurde auf flächige Neupflanzungen verzichtet. Auch bei der Beleuchtung wurde auf Gestaltungselemente der Gartenanlage südlich des IG-Farben-Hauses zurückgegriffen. Der dort vorhandene Mastleuchtentyp wurde als lineares Element entlang der neu angelegten Hauptwege verwendet, um so das einheitliche Erscheinungsbild zu verstärken. Im Zentrum der Anlage, zwischen der Casino-Erweiterung und dem neuen Hörsaalgebäude, befindet sich der so genannte Campusplatz, der zentrale Treffpunkt und Aufenthaltsbereich des Geländes. Zwei neu entstehende Plätze – an der Bremer Straße sowie an der Hansaallee – sollen zukünftig den Eingang zum Unigelände markieren und binden gleichzeitig den Campusplatz in das öffentliche Freiraum- und Wegesystem ein; ein großzügiger Terrassengarten verbindet ihn mit dem Grüneburgpark. Ein 60 Meter langes, schmales Wasserbecken definiert die westliche Kante des Platzes. Der Beckenrand tritt entsprechend der leichten Neigung des Geländes zunehmend aus der Oberfläche heraus und bietet großzügige Sitzgelegenheiten. Verschiedene Lichtlinien betonen Nachts zusätzlich die Wasserkaskaden des Beckens. Die gegenüberliegende Platzkante hingegen wird durch hohe Lichtstelen gefasst. Zusammen mit linearen Lichtbändern, die sich zwischen den Längsseiten des Platzes erstrecken, sorgen sie für eine optimale Ausleuchtung des Campusplatzes. Abgerundet wird die raffinierte Platzbeleuchtung durch einzelne Akzente: Beispielsweise werden die Kronen der großen Bäume werden durch Bodenstrahler in Szene gesetzt und die Sitzelemente durch eine integrierte Beleuchtung betont. 22 | 23 ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2011 Im Rausch der Geschwindigkeit Trotz seiner abgelegenen Lage in der Eifel kann sich der Nürburgring eines großen Besuchersandrang erfreuen: Rund zwei Millionen Gäste reisen jedes Jahr an, um die legendäre Rennstrecke samt ihren Attraktionen zu besuchen. Mit dem Ausbau der Motorsportanlage zu einem ganzjährigen Freizeitpark steht seit Mitte 2009 ein nun noch breiteres Unterhaltungsangebot zu Verfügung. Von Annika Dammann Der „ring°racer”, eine der schnellsten Achterbahnen der Welt, durchläuft parallel zum „ring°boulevard” das Gebäude. Bauherr: Nürburgring Automotive GmbH www.nuerburgring.de Architekt: Tilke GmbH & Co. KG, Aachen Standort: Nürburgring Boulevard 1 53520 Nürburg Leuchte Außenbereich: LED-Lichtboden, Lichtstele, Sekundärreflektorleuchte, Lumena, Varisto Fotos: TRILUX, Christoph Meinschäfer, Nürburgring Automotive GmbH 24 | 25 ARCHITEKTUR 3lux:letters 1 | 2011 In der „ring°arena“ finden die vielfältigsten Veranstaltungen statt – von der Stuntshow bis hin zum Pop-Konzert. Der 350 Meter lange „ring°boulevard“ dient als Erschließungsachse und Flaniermeilde der neuen Freizeitanlage. Quietschende Reifen, heulende Motoren – auf dem Nürburgring in der Eifel dreht sich alles um den Rausch der Geschwindigkeit. Die Leidenschaft für den Autorennsport setzte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein: 1927 wurde in der Nähe der rheinland-pfälzischen Gemeinde Adenau nach zwei Jahren Bauzeit die 28,3 Kilometer lange Rennstrecke des Nürburgrings eröffnet. Die Begeisterung der Zuschauer für die liebevoll „grüne Hölle“ genannte Strecke blieb bis heute ungebrochen - Grund genug für die Betreiber des Nürburgrings die Motorsportanlage zu einem ganzjährigen Freizeit- und Businesszentrum auszubauen. Seit Juli 2009 steht den Besuchern eine umfangreiche Anlage mit vielen Attraktionen rund um den Motorsport zur Verfügung: das welcome°center als zentraler Anlauf- und Verteilerpunkt, der 15 000 Quadratmeter große Freizeitpark „ring°werk, die überdachte und wetterunabhängige Flaniermeile „ring°boulevard“ sowie die klimatisierte Eventhalle „ring°arena“ mit Plätzen für bis zu 5 000 Zuschauer. Ergänzt wird das Angebot durch Rennstrecken-Atmosphäre: Die rot-weiß leuchtenden LEDBodenlampen führen die ankommenden Besucher direkt zum Welcome-Center. eine neue Tribüne an der Start- und Zielgeraden sowie einem neuen Kongresszentrum. Übernachtungsmöglichkeiten bieten das Hotel Lindner in unmittelbarer Nähe des Nürburgrings oder das eigens errichtete Eifeldorf „Grüne Hölle“ östlich der Bundesstraße 258. Geplant und gebaut wurde der Komplex von dem Aachener Architekturbüro Tilke GmbH, das sich als Spezialist in Sachen Rennstrecken-Ausbau bereits einen internationalen Namen gemacht hat: Entlang der Nordschleife erstrecken sich die einzelnen Gebäude, in denen die verschiedenen Bereiche des Business- und Freizeitzentrums untergebracht wurden. Ein besonderer Clou ist die Achterbahn „ring°racer”, die parallel zur Start- und Zielgeraden einmal das Hauptgebäude durchläuft. Das Lichtkonzept von TRILUX, das sowohl den gesamten Außenals auch Innenbereich umfasst, zielt darauf ab, den Motorsport und dessen Atmosphäre auch abseits der Rennstrecke für die Besucher erfahrbar zu machen. Schlanke Lichtstelen führen die ankommenden Gäste entlang der Bundesstraße zum welcome°center. Hier fallen sofort die rot-weißen LEDLichtböden vor dem Eingang ins Auge: Die an die „Curves“ der Rennstrecke erinnernden Bodeneinbauleuchten zeichnen den Zufahrtsbereich nach und vermitteln schon beim Betreten des Nürburgrings ein Gefühl von Dynamik und Geschwindigkeit. Auch der zweite Eingangsbereich des Motorsportparks wird durch TRILUX-Leuchten in Szene gesetzt. Ein weiterer wichtiger Außenbereich befindet sich am südwestlichen Ende des Boulevards, der sich wie eine Erschließungsachse durch den Gebäudekomplex zieht. Hier, wo sich die hauseigene Achterbahn „ring°racer” spektakulär in die Höhe schraubt, illuminieren große Sekundärreflektorleuchten sowohl den Eingangsbereich als auch die Brücke, die den Freizeitpark mit dem Kongressund Motorsporthotel Lindner verbindet. Nicht zuletzt wurde auch der Zugang zum nördlich gelegenen Rock-am-Ring-Gelände – einer weiteren populären Veranstaltung des Nürburgrings – neu gestaltet: Außenleuchten der Serie Lumena weisen den Besuchern des Festivals an dieser Stelle den Weg. 32 | 33 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2010 PROMENADE IN NEUEM LICHT Noch vor zwanzig Jahren war der Düsseldorfer Medienhafen alles andere als ein innovativer und moderner Stadtteil mit Zukunft. Damals dominierten die Brachflächen des Industrie- und Warenverkehrs mit Kränen, Silos und Lagerhallen das Bild des Binnenhafens. Nach einer umfassenden Konversion wird das Areal nun von zeitgenössischer Architektur und modernen Dienstleistern der Kreativbranche geprägt. Von Hanna Dietrich Im Hintergrund zeichnen sich die Gebäude des Neuen Zollhofs von Frank O. Gehry ab, die die Kulisse für den mediterranen Yachthafen bilden. Bauherr: Stadt Düsseldorf, Planer: Stadtwerke Düsseldorf Standort: Parlamentsufer, Düsseldorf Leuchte: Lumega 600 Fotos: Boris Golz 34 | 35 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2010 Planunterlagen zur Umgestaltung des Parlamentsufers mit eingezeichneten Leuchtobjekten TECHNIK Schlichtes Design: Die transparente Abschlusswanne, der Leuchtenkörper aus Aluminium-Druckguss und das verstellbare Gelenk bilden eine kompakte Einheit. Lumega 600/LED Die schlanke Außenleuchte eignet sich durch ihre kleine, wartungs- und montagefreundliche Form besonders gut zur energieeffizienten Sanierung. Die Abschlusswanne aus hochschlagzähem PMMA, der ElektroBlock sowie der Anschlussraum sind werkzeuglos zu öffnen und einfach auszutauschen. Auch der Lampenwechsel sowie die Änderung des Neigungswinkels des gesamten Leuchtenkopfes gestaltet sich unkompliziert. Durch die Ausstattung mit dem langlebigen LED-Modul und die robuste Ausführung des Leuchtkörpers wird ein Wartungsintervall von vier Jahren möglich, und es ergibt sich ein Einsparpotential von etwa 77 Prozent gegenüber konventioneller Straßenbeleuchtung mit Natrium-Hochdrucklampen. Die neutralweiße Lichtfarbe von 4000 Kelvin sorgt für eine natürliche Farbwiedergabe. Lichtstärkeverteilung Der Yachthafen in der Abenddämmerung: Die Promenade ist genauso ins rechte Licht gesetzt wie die Architektur, die sie umgibt. In elegantem Ambiente flaniert der kulturinteressierte Besucher heute über das Düsseldorfer Parlamentsufer, das sich zwischen Landtag und Medienhafen den Rhein entlangspannt und täglich Hunderte von Neugierigen auf seine Promenade lockt. Kein Wunder, ist doch die Landzunge von Sehenswürdigkeiten umringt: Auf der einen Seite präsentiert sich der Yachthafen mit Frank O. Gehrys charakteristischen Bauten, während sich gegenüber ein großartiger Panoramablick auf das andere Rheinufer eröffnet. Besonders in der Nacht, wenn nach und nach die Gebäude rund um den Medienhafen in Kunstlicht getaucht sind, leuchtet nun auch das Parlamentsufer in stilvoller Kulisse. Doch das war nicht immer so. Bevor im Sommer 2010 die neuen Leuchten auf dem Areal installiert wurden, blieb der Ort zumeist in schattigem Dunkel und die spärlich gesäten Kugelleuchten warfen alle Meter grelle Lichtflächen auf die ansonsten finsteren Wege. Doch mit der hocheffizienten LED-Außenbeleuchtung werden Park und Wege inzwischen gezielt ausgeleuchtet – ohne zu blenden und mit einer weitestgehend natürlichen Farbwiedergabe. Die Stadt Düsseldorf setzt dabei bewusst auf mo- derne Technik: Aufgrund eines städtischen Beschlusses von 1997 hat sie sich verpflichtet, umweltgerechte und innovative Technologien zu fördern und damit ein Zeichen auf dem Gebiet nachhaltiger und zukunftsverträglicher Entwicklungen zu setzen. Die neuen Leuchten am Parlamentsufer sparen dabei nicht nur 50 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs ein, sie sind auch in Design und Konzeption fortschrittlich gestaltet. Mit ihren schlanken Formen, den kleinen Leuchtkörpern und der dezenten Farbgebung reihen sie sich zurückhaltend in die Baumalleen ein, während Begrünung und Wegenetz reizvoll in Szene gesetzt werden. Den Stadtplanern ist es dabei nicht nur gelungen, die leistungsfähige LED-Technik vorbildlich im Verkehrsbereich zu integrieren – die Stadt Düsseldorf verfügt damit sogar über eine der ersten funktionierenden LED-Straßenbeleuchtungen in ganz Deutschland. Das stärkt das gesamte Konzept des ehemaligen Industriehafens, der erst durch die gezielte Neubebauung von so bekannten Architekten wie Steven Holl, David Chipperfield oder William Alsop Anfang der 1990er-Jahre zu neuem Leben erweckt wurde. SERVICE 3lux:letters 1 | 2011 MATERIALKUNDE: SEEWETTERTAUGLICHKEIT Gerade in Meeresnähe wirbelt der oftmals böige Wind viel Sand auf, den er mit hohen Geschwindigkeiten durch die Luft peitscht. Hinzu kommt das Salzwasser, das die Beschichtung der Leuchten besonders stark beansprucht. Damit die Promenadenbeleuchtung nicht schon nach wenigen Wochen der Korrosion zum Opfer fällt, muss im Vorfeld einiges geleistet werden. In Testgeräten wie diesem werden die Leuchten der sogenannten Salzsprühnebelprüfung unterzogen. Die besten Ergebnisse in der Salzsprühnebelprüfung werden bei Beschichtungen von Aluminiumteilen erreicht. Bei Aluminiumgussteilen hingegen kommt es besonders auf den Kupfergehalt an, der 1 Prozent nicht überschreiten sollte. Fotos: TRILUX 44 | 45 An die Beschichtung einer Leuchte, die in Meeresnähe steht, werden besonders hohe Ansprüche gestellt. Um eine längstmögliche Lebensdauer zu garantieren, lässt TRILUX seinen Außenleuchten eine ganz spezielle Behandlung zuteilwerden: Die Rohmaterialien werden zuerst sauer entfettet und mehrfach gespült. Anschließend werden sie mit einem chromfreien Konversionsmittel besprüht und mit vollentsalztem Wasser nochmals abgespült. So reagiert schon die Vorbehandlung auf die besonderen Gegebenheiten. Ein weiterer wichtiger Punkt, um die Korrosion zu verhindern, ist der Aufbau der Beschichtung: Einem Epoxi-Grundierungspulver folgt entweder ein Polyester-Pulverlack oder ein 2K-Polyurethan-Lack als Schlussbeschichtung. Alle drei Beschichtungen zeichnen sich durch eine sehr gute Witterungsbeständigkeit aus. Um zu testen, wie gut sich die Beschichtung in der Praxis bewähren wird, unterzieht TRILUX die Leuchte einer sogenannten Salzsprühnebelprüfung. Hier wird das Verhalten verschiedener Beschichtungen unter Einwirkung von Salzwasser getestet. Mit dieser Vorbereitung halten die TRILUX-Leuchten auch dem stürmischen Seewetter stand. PLANER FRAGEN, HERSTELLER ANTWORTEN Im Arbeitsalltag eines Planers stellt sich so manche Frage, die oftmals in keinem Handbuch zu finden ist. Antwort geben an dieser Stelle die Experten von TRILUX, die gerne auch noch den einen oder anderen Trick verraten. Glühlampen werden extrem heiß, wenn sie leuchten, bei LEDs hingegen spürt man kaum eine Temperaturveränderung. Woran liegt das? Thomas Kretzer Geschäftsführer TRILUX Vertrieb GmbH In Glühlampen wird ein Metalldraht – meist ein mehrfach gedrehter, ein Meter langer Wolframdraht – mit Hilfe elektrischen Stroms erhitzt, bis er glüht. Auf diese Weise entsteht sichtbares Licht, gleichzeitig jedoch wird eine enorme Menge an Wärme abgegeben, denn nur etwa fünf Prozent der aufgenommenen Energie werden in Licht umgewandelt. Glühbirnen bezeichnet man deshalb auch als Wärmestrahler. Die LEDs hingegen gehören zu den sogenannten Elektrolumineszenzstrahlern. Sie werden durch das Anlegen einer elektrischen Spannung dazu angeregt, elektromagnetische Strahlung – beispielsweise in Form von Licht – zu emittieren. Bei dieser Art der Lichterzeugung entsteht so gut wie keine Strahlungswärme, weshalb LEDs wesentlich effizienter sind als herkömmliche Glühlampen. Allerdings ist die Lichtausbeute bei der LED stark von der Lichtfarbe abhängig – bei kaltweißem Licht liegt sie momentan noch deutlich über der von warmweißem. Doch die Glühlampe übertrumpft sie bei Weitem, und so ist es keine Frage, dass solch wärmeempfindliche Objekte wie beispielsweise Eisskulpturen zukünftig wohl nur noch von LEDs beleuchtet werden. Fotos: istockphoto.com / christophe_cerisier Auf dem jährlich stattfindenden Eis- und Schnee-Festival im chinesischen Harbin können die Besucher riesige beleuchtete Eisskulpturen bestaunen. 40 | 41 TRILUX 3lux:letters 1 | 2011 Showroom Arnsberg Erfolgreiche Kundenkommunikation ist eine der Kernaufgaben jedes Unternehmens – dazu gehört auch eine ansprechende Präsentation der eigenen Produkte. Doch vorbei sind die Zeiten der klassischen Produktschau, bei der nur die Leuchten selbst gezeigt wurden: In den neu gestalteten Kundenbereichen im TRILUX-Hauptwerk in Arnsberg können die Besucher die Leuchten direkt im praktischen Einsatz erleben. Den vielfältigen Einsatz der Leuchtensysteme von TRILUX und ein inspirierendes Interieur erwarten den Besucher in dem kürzlich renovierten Kundenzentrum im Arnsberger Hauptsitz, das mit größter Sorgfalt und Liebe zum Detail neu inszeniert wurden. Vier Jahre nach den ersten aufwändigen Umbauarbeiten haben Sabine Brunner und Architekt Norbert Jansen mit dem Team des TRILUX Facility Managements die 500 Quadratmeter großen Kommunikations- und Ausstellungsräume erneut umgestaltet. Die sogenannte Lichtlounge bildet den Auftakt des Kundenbereichs: Auf der einen Seite lädt ein Bistro zum Gespräch zwischen Kunde und Mitarbeiter ein, gegenüber wird das neue LED Office-Konzept anhand verschiedener Arbeitsplatzsituationen veranschaulicht. Sowohl die Downlights zur Allgemeinbeleuchtung als auch die Leuchten Neximo und Enspiro zeigen den Besuchern, dass LEDs im Officebereich längst nicht mehr wegzudenken sind. Eine aus hochlehnigen Sofas zusammengestellte Sitzlandschaft bildet den idealen Kommunikationsort in einer offenen Bürostruktur. Sie wird von der Leuchtenserie Valuco Active illuminiert, die diffuses und gerichtetes Licht so miteinander kombiniert, dass eine tages- lichtähnliche Beleuchtung entsteht. Weiter geht es ins Casino, das unter Verwendung mehrerer Spiegelflächen zu einem großzügigen und offenen Raum erweitert wurde. Der Einbau einer Wasserbar, an der hochwertiges Mineralwasser aus aller Welt ausgeschenkt wird, sowie spezieller asiatischer Gestaltungselemente bilden eine Ruheoase, in der dem Besucher gleichzeitig Funktion und Design einzelner Leuchtsysteme gezeigt werden. Der ehemalige Showroom wird von den Themen Industrie, Effizienz und Nachhaltigkeit dominiert. Beim Betreten fällt der Blick unweigerlich auf einen übergroßen gerosteter Stahl-Würfel, der sich dem Besucher in den Weg stellt. Im Innern des rauen und gold-bräunlichen Kubus verbergen sich Lichtlösungen für die Industriebeleuchtung. Ein weiteres Highlight ist das „gläserne Büro“, in dem moderne Beleuchtungs- und Audiotechnik in der Praxis gezeigt werden. Diese können bequem von einem iPad oder einem Touchpanel vor dem Büro gesteuert werden. Gerade die vielen unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten und der gelungene Praxisbezug machen die neuen TRILUX-Kundenbereiche zu einem idealen Ort der Kommunikation und der Produktpräsentation. Fotos: TRILUX Downlights zur Allgemeinbeleuchtung sowie die Arbeitsplatzleuchten Neximo und Enspiro zeigen den Besuchern, dass die LED im Officebereich längst Einzug gehalten hat. Die Lichtlounge bildet das Herzstück der neuen Kundenbereiche von TRILUX: Hier können die Besucher die verschiedenen Leuchten im praktischen Einsatz erleben und anschließend mit den Miarbeitern im neuen Bistro über die zahlreichen Möglichkeiten sprechen. Verschiedene Officelösungen zeigen dem Besucher wie flexibel TRILUXLeuchten auf unterschiedliche Anforderungen reagieren können (oben). Jeder Bereich ist mit kleinen Details gestaltet, so dass die den Leuchten und deren Lichtwirkung den passenden Rahmen geben (unten). 42 | 43 TRILUX 3lux:letters 1 | 2011 Mehr Service: TRILUX Neues Licht. TRILUX hat seine Servicequalität sorgfältig hinterfragt und neu durchdacht. Von „TRILUX Neues Licht.“ kann der Kunde eine ganzheitliche Lichtlösung erwarten, die neben dem Produkt eine Vielfalt von Serviceangeboten beinhaltet. TRILUXGeschäftsführer Johannes Huxol sprach mit 3lux:letters über die neue Servicekultur des Arnsberger Unternehmens. Johannes Huxol Geschäftsführer TRILUX GmbH 3lux:letters: Sie fördern Ihre Mitarbeiter und rekrutieren Führungskräfte und Experten aus dem eigenen Haus. Doch was hat das mit der Servicekultur bei TRILUX zu tun? Johannes Huxol: Im Jahr 2008 haben wir ein umfangreiches Programm zur Förderung von Nachwuchskräften ins Leben gerufen. Talentierte, junge Menschen aus unterschiedlichen Bereichen von TRILUX sollten daran teilnehmen, um gezielt gefördert zu werden. Einige im Hinblick auf eine Führungslaufbahn, andere als spezifische Experten für ein bestimmtes Fachgebiet – beides wichtige Faktoren eines gut funktionierenden Unternehmens. Neben verschiedenen Trainings, in denen es unter anderem um Teamarbeit, Zielorientierung und Feedback-Kultur ging, wurden der Gruppe auch zwei große Projekte übertragen. Das erste war eher businessorientiert, das zweite wiederum drehte sich um die Servicekultur von TRILUX. Gerade aufgrund der fachabteilungsübergreifenden Zusammensetzung der Gruppe bot es sich an, eine derartige, ganzheitliche Themenstellung zu wählen, die darüber hinaus aktuell für die weitere Unternehmensentwicklung von hoher Bedeutung ist. Erklären Sie uns das etwas ausführlicher: Was genau wurde bei diesem Projekt erarbeitet? Wir hatten ja bereits in den vergangenen Jahren einige Servicebausteine im Hause TRILUX erfolgreich etabliert, wie etwa den Customer Service oder auch den After-Sales-Bereich, Das waren wichtige Schritte, die uns jedoch noch nicht gereicht haben. Wir wollten das Thema Service noch ganzheitlicher betrachten und haben daher die Projektgruppe gebeten, alle für den Service wesentlichen Aspekte eines Unternehmens unter die Lupe zu nehmen und zu strukturieren. So sind die jungen Leute des Teams alle Prozesse durchgegangen, die für den Service wichtig und notwendig sind. Anschließend haben sie eine Zusammenstellung bezüglich ihrer Relevanz zur Kundenzufriedenheit in einzelnen Bereichen kategorisiert. Dieser sorgfältigen Analyse folgten ToDo-Listen mit Verbesserungsvorschlägen zur Prozessoptimierung, die an die einzelnen Abteilungen weitergegeben wurden. Der Projektgruppe ist aber auch klar geworden, dass die Qualität des Service nicht nur an den Prozessen gemessen werden kann, sondern vor allem mit dem Menschen steht und fällt, der den Service zum Kunden bringt. Auf einer einstündigen Veranstaltung wurden den Mitarbeitern die Projektergebnisse dargelegt und die neue Strategie erläutert. Das ist eine wichtige Erkenntnis. Wie gingen sie weiter vor? Zuerst wurde eine interne Befragung zur Reklamations- und Servicekultur bei TRILUX durchgeführt. Wie können wir Aufmerksamkeit für das Thema Servicekultur erlangen? Wie kann man erreichen, dass das, was „TRILUX Neues Licht.“ zum Kunden bringen will, auch ankommt? Diese Überlegungen machten uns letztlich bewusst, dass der Servicegedanke erst einmal intern verinnerlicht werden muss, um ihn nach außen tragen und danach handeln zu können. Es folgten kleinere Aktionen, sogenannte Nadelstiche, in denen wir unsere Mitarbeiter wachrüttelten. Beispielsweise wurden T-Shirts mit der Aufschrift „Service hat viele Gesichter. Eins ist meins.“ verteilt und an allen Spiegeln kleine (Motivations-)Smileys angebracht. Welche konkreten Maßnahmen folgten diesen internen Aktionen, um den TRILUX-Kunden einen Rundum-Service zu bieten? Die Produkte in der Leuchtenbranche werden sich immer ähnlicher, da muss man mit Marketingaktionen überzeugen, die sich abheben. Die Kundenorientierung soll bei TRILUX in jedem Element sichtbar werden, was eine völlig neue Kultur darstellt, die es gilt schrittweise umzusetzen. Ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Aspekt ist dabei die Telefonkultur: Eine einheitliche, freundliche Begrüßungsformel vermittelt dem Kunden gleich bei der ersten Kontaktaufnahme das Gefühl, dass er sich bei uns aufgehoben fühlen kann. Auch ist TRILUX nicht nur Leuchtenhersteller, sondern bietet als „Lichtlöser“ ganzheitliche Lösungen: Die Kunden sollen mit ihren Problemen zu uns kommen, denn wir von TRILUX befassen uns mit den individuellen Ansprüchen der Kunden, generieren eine passende Lichtplanung und geben darüber hinaus Hinweise für die Raumgestaltung. Wir installieren und justieren die Produkte. Außerdem messen wir im Anschluss die Lichtsteuerung nach und überprüfen beispielsweise, ob die versprochene Energieeinsparung auch erreicht wird. Kurz gesagt: Der Kunde wird bei TRILUX nicht allein gelassen, sondern von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Abschluss des Projekts und sogar darüber hinaus betreut. Mit der Rodust & Sohn Lichttechnik GmbH, die seit Ende 2010 zur TRILUX-Gruppe gehört, bieten wir unseren Kunden zusätzlich maßgeschneiderte Lichtkonzepte. So können die Kunden sicher sein, dass ihre Ideen und Wünsche bei TRILUX in den richtigen Händen liegen. KUNST 3lux:letters 1 | 2011 Mike Thompsons „Blood Lamp“ veranschaulicht auf sehr plastische Weise, dass Energie nicht unbegrenzt zur Verfügung steht und deshalb überlegt und nicht gedankenlos genutzt werden sollte. Fotos: Mike Thompson 42 | 43 LICHT UM JEDEN PREIS Licht scheint wie selbstverständlich aus der Lampe zu kommen und obendrein noch kostenlos zu sein. Ein Irrglaube, wie uns der Brite Mike Thompson mit seiner „Blood Lamp“ eindrucksvoll vor Augen führt. Von Christina Dragoi In der westlichen Welt wird mit Energie verschwenderisch umgegangen. Ein Alltag ohne Elektrizität ist gar nicht mehr vorstellbar, Licht zu jeder Tages- und Nachtzeit schon lange eine Selbstverständlichkeit. Doch was wäre, wenn wir für Licht im wahrsten Sinne des Wortes bluten müssten? Diese Frage stellte sich der britische Designer Mike Thompson und entwickelte daraus die sogenannte „Blood Lamp“ – eine Leuchte, die bloß ein einziges Mal und selbst dann nur unter Zugabe von Blut funktioniert. Das Prinzip ist einfach: Wird das mit einer Flüssigkeit gefüllte, birnenförmige Glas geöffnet, fällt ein Pulver aus dem Deckel in die Flüssigkeit und löst eine chemische Reaktion aus. Zerschlägt der Nutzer nun den gläsernen Hals des Gefäßes, schneidet sich daran in den Finger und lässt Blut in die Lampe tropfen, leuchtet die Flüssigkeit für eine Weile blau auf. Da diese Reaktion nur einmal stattfinden kann, muss gut überlegt sein, wann und ob Licht wirklich nötig ist. Die „Blood Lamp“ ist jedoch kein Konsumprodukt für den Alltag. Der Künstler wollte damit vielmehr das Bewusstsein für die Kostbarkeit von Energie wecken und darauf hinweisen, wie unglaublich gedankenlos wir damit umgehen. www.miket.co.uk Fotos: rAndom International Die Installation „Self Portrait“ spielt mit dem Betrachter und macht ihn selbst zum Darsteller. Langsam baut sich das Porträt der Personen, die der anfangs leeren Bildfläche gegenüberstehen, auf. Doch noch bevor es die gesamte Bildbreite füllt, beginnt das Porträt schon wieder zu verblassen. KUNST DER GEGENWART Mit ihrer Installation „Self Portrait“ konfrontieren rAndom International den Betrachter mit der Vergänglichkeit des Augenblicks: Kaum hat sich das Bild aufgebaut, verblasst es auch schon wieder und hinterlässt nur die Erinnerung. Von Julia Zürn Vergänglichkeit ist ein Thema, das die Kunst seit jeher beschäftigt. Bereits in der ägyptischen Antike versuchten Künstler, das Leben sowie die Menschen und deren Gefühle in zahlreichen Bildern und (Selbst-)Porträts festzuhalten. Doch wie rasch sich Momente verflüchtigen können, führt das Londoner Trio rAndom International dem Betrachter mit seiner Installation „Self Portrait“ vor Augen. Mittels einer Kamera, einer lichtempfindlichen Beschichtung und eines LED-Druckkopfs zeigt „Self Portrait“ ein Abbild der Person, die vor der Installation steht, wodurch der Betrachter selbst zum Akteur wird. Er hinterlässt Spuren auf einem gerahmten Bild an der Wand, die jedoch im nächsten Augenblick schon wieder verblassen und sich unwiderruflich im Nichts aufzulösen scheinen. „Self Portrait“ hinterfragt sowohl den Inhalt als auch das traditionelle Konzept des Porträts: Wie gehen wir heute mit Vergänglichkeit um? Kann Kunst Erinnerung durch Bilder konservieren? Am Schluss jedoch bekommen wir keine Antworten, sondern stehen nachdenklich der leeren, weißen Leinwand gegenüber. www.random-international.com KUNST 3lux:letters 1 | 2011 Fotos: Oliver Basch 44 | 45 Die aufwendige LED-Installation verändert jede Sekunde Farbe und Struktur ihrer begehbaren Oberfläche und fordert so ihre Besucher zu immer neuen Choreografien auf. LED‘S DANCE Die spontanen Bewegungen der Akteure sind es, die den „Ønskebrønn“ im Berliner Hauptbahnhof zum Leben erwecken. Eine fantastische Licht- und Klangformation im Spiel mit Zeit und Raum. Von Hanna Dietrich Mit sphärischen Klängen und pulsierendem Leuchten wurden die Bahnreisenden in Berlin zwei ganze Wochen lang im Oktober letzten Jahres empfangen. Die ungewöhnliche Installation des kreativen Künstlernetzwerks phase7 – ursprünglich für die norwegische Kulturhauptstadt Stavanger entworfen – gastierte dort in der großen Halle des Hauptbahnhofes. Die ausgeklügelte Licht- und Klanginstallation gab den Reisenden die Möglichkeit, in interaktiven Dialog mit einem Lichtfeld zu treten, das ausschließlich durch Bewegung in Aktion versetzt werden konnte. Via Kamera in sieben Metern Höhe wurde jede Körperbewegung der Passanten mittels einer Software in Lichtformationen auf der Experimentierfläche umgewandelt. So entstanden unter den Füßen der verblüfften Akteure flüchtige Fontänen und stromlinienförmige Strukturen, die Schritt für Schritt neue Figuren bildeten. Selbst lichte Buchstaben ließen sich materialisieren und trieben während der spontanen Performances wie Eisschollen über das Feld. Begleitet wurden die „Tanzkünste“ von einer ebenso flüchtigen wie überraschenden Klangkomposition. So schön war das Warten auf den Zug schon lange nicht mehr. www.phase-7.de GRL, das Graphic Design Lab aus New York, entwickelte das Graffiti aus Licht. In kürzester Zeit hat es weltweit begeisterte Anhänger gefunden. Fotos: Evan Roth Ähnlich frisch aufgetragener Farbe kann der Schriftzug verlaufen und in alle Richtungen spritzen. Als neuestes Feature kann er sogar als 3-D-Modell nachgebaut werden. IN LEUCHTENDEN LETTERN Graffiti als Territoriumsmarkierung der Gangs, als Form des politischen Protestes oder – in seiner antiken Form – als Wegweiser zu Prostituierten, das hat es alles schon gegeben. Als Lichtschriftzug ist es aber neu – und legal! Von Christina Dragoi Die verschärfte Gesetzeslage und immer bessere Überwachungsmethoden erschweren Graffiti-Sprayern das Ausleben ihrer Kunst im öffentlichen Raum erheblich. Das von Evan Roth geführte Graffiti Research Lab (GRL) in New York entwickelte eine Form des Graffitis, die mit keinem Gesetz in Konflikt kommt, da die Kunstwerke per Mausklick zu löschen sind: Laser Tag. Mit einem Laserstrahl wird auf Gebäude geschrieben oder gezeichnet, die ausführende Person kann dabei Hunderte Meter weit weg stehen. Über eine ursprünglich vom GRL entwickelte Open-SourceSoftware wird der Laserstrahl erfasst und über einen Beamer, um nur Sekundenbruchteile versetzt, als Licht-Linie auf die ausgesuchte Fläche projiziert. Bilder von Aktionen in Wien, Bordeaux oder der „Pirates of the Canals“ in Amsterdam wirbeln durch das Internet und bezeugen die verblüffend schnelle Verbreitung und den Anklang, den das Laser Tagging bei allen Altersklassen findet. Mit einer neuen Software hat es Evan Roth inzwischen geschafft, die Tags, die Linienführungen der Graffitis, als 3-D-Modelle zu rekonstruieren und als Skulpturen doch noch für die Ewigkeit haltbar zu machen. www.graffitiresearchlab.com KURIOSUM 3lux:letters 1 | 2011 Fotos: Estelle Sauvage 46 | 47 DIE ENTDECKUNG DES (TEE)LICHTS Von Hanna Dietrich Die letzten Tage der noch in freier Wildbahn lebenden Glühlampen sind angebrochen, denn mittlerweile kann man die formschönen Glaskörper mit ihren leuchtenden Wolframfäden fast nur noch unter der Ladentheke oder auf dem Flohmarkt erwerben. Doch es gibt Menschen, die solch bedrohten Designobjekten Mehr-Wert zukommen lassen. So wie Estelle Sauvage. Die französische Designerin hat sich den Nebeneffekt des Wärmeverlustes zunutze gemacht und die Bedeutung des Leuchtmittels umgekehrt: In ihrem neu interpretierten Wasserbereiter Ipso Facto wird die infrarote Energie der 100 Watt starken Leuchte zur Wassererwärmung genutzt und das Licht zur Anzeige der Inbetriebnahme umfunktioniert. So wird die Erfindung jedem gerecht: der Umwelt, nostalgischen Designliebhabern und dem erfahrenen Teetrinker, denn die Wassertemperatur beträgt exakt 85° C – optimal für den perfekten Teegenuss. www.viadeo.com/fr/profile/estelle.sauvage2 QUELLE Foto: EFRA Lichtwerbung GmbH SIEGESZUG DER LEUCHTREKLAME wegtes Kunstlicht wurde bald gleichgesetzt mit modernem Nachtleben, Fortschritt und Luxus, Lichtreklame war das angesagteste neue Werbemedium. Je mehr Möglichkeiten das neue Medium der Lichtwerbung allerdings bot, desto überschwänglicher und planloser wurde es eingesetzt. Es entstand eine regelrechte Flut, eine Lichttrunkenheit, das Auge wurde „nur noch geblendet durch eine Überzahl von Lichtelementen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung aufheben“ wie es der Architekt Ernst May treffend beschrieb. Lichtreklame sollte nicht weiterhin nach dem Motto „Je mehr Lampen, desto besser“ funktionieren, sondern ein Mittel zur Gestaltung werden. So kam es, dass in den 20er-Jahren berühmte Architekten wie Mies van der Rohe, Erich Mendelsohn oder auch Wassili und Hans Luckhardt die Wirkungen der Lichtwerbung bei ihren Entwürfen präzise einkalkulierten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das Betreiben konventioneller Leuchtreklame aufgrund der Verdunklungspflicht jedoch zum Strafbestand, sodass sie ab 1942 aus dem deutschen Straßenbild verschwand. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Neonleuchten die es bereits seit 1923 in Deutschland gab - zum Inbegriff des Aufschwungs der 50er-Jahre. Mit den dynamisch gebogenen Röhren konnten zahlreiche Motive in unterschiedlichen Farben zum Leuchten gebracht werden. In den 60er- und 70er-Jahren wurden immer öfter hinterleuchtete Acrylkäs- ten mit Folienbeschichtung verwendet, da sich diese leichter produzieren ließen als die handwerklich gefertigten Schriftzüge aus filigranen Röhren. Mit der Entwicklung der LED-Technik sind der Lichtwerbung in der heutigen Zeit kaum mehr Grenzen gesetzt. Ob großflächige Displays, Laufschriftanzeigen oder bespielte Häuserfassaden – der Siegeszug der Leuchtreklame ist nicht mehr aufzuhalten. Am Kölner Rudolfplatz lassen sich seit über 40 Jahren „er“ und „sie“ abwechselnd „voll laufen“. (oben) Über dem Berliner Alexanderplatz drehte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts Nacht für Nacht das leuchtende Manoli-Rad (unten links). Noch immer ist Las Vegas die Stadt mit der beeindruckendsten Leuchtreklame (unten rechts). Foto: GFDL image by Larry D. Moore (© 1986) Foto: Stiftung Deutsches Historisches Museum, Berlin Bereits im 16. Jahrhundert warben beleuchtete, kunstvoll geschmiedete Schilder vor Wirtshäusern um Gäste. Der Durchbruch der Lichtwerbung gelang allerdings erst mit Erfindung der Glühbirne Ende des 19. Jahrhunderts. Anfangs blinkten nur Worte auf, deren Buchstaben aus vielen einzelnen Glühlampen geformt wurden. Das „Manoli-Rad“ am Berliner Alexanderplatz hingegen schuf 1898 durch kurz hintereinander geschaltete Glühbirnen bereits den Eindruck einer Kreisbewegung - eine kleine Sensation. Ein besonderes Spektakel bot auch die leuchtende, sich langsam neigende Sektflasche der Firma Kupferberg, die scheinbar Sekt in einen Kelch goss, aus dem anschließend tausende Lichtbläschen stiegen. Be- IMPRESSUM Herausgeber: Die Zeitschrift und alle in ihr Kontakte für Architekte n: enthaltenen Beiträge und AbTRILUX GmbH + Co. KG bildungen sind urheberrecht- Martin Westermann Richard Holt Pierre Thinès Heidestraße lich geschützt. 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