thomis 22.3..indd - Förderkreis Thomanerchor Leipzig eV
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2009 ww w. th oman ercho r. de S c h u t z g e bü h r 2 E u ro T homa ner Jou r na l 02 DIE THOMANER IN SINGAPUR UND AUSTRALIEN INTERVIEW MIT JÜRGEN ERNST JOHANN SEBASTIAN BACH · KANTATE BWV 37 FELIX MENDELSSOHN BAR THOLDY Daily Telegraph 11.3.2009 Sydney Morning Herold 30.3.2009 Le ipzig er Vo lks ze itu ng 5. 3. 20 Lei pzi ge r Vo lkszeitu 09 ng 3.3.20 09 I N H A LT / VO R W O R T Liebe Freunde und Förderer des Thomanerchores, während ich das Grußwort für die zweite Ausgabe des Thomaner-Journals schreibe, sitze ich im 20. Stockwerk des Shangri-La-Hotels in Sydney. Von meinem Fenster aus habe ich einen herrlich weiten Blick auf den Hafen mit der wunderbaren Architektur des Opernhauses. Darin werden wir Werke der beiden großen Leipziger Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy aufführen. Wieder einmal wird mir bewusst, dass wir in Leipzig in einer großen Welt leben. Zwar erscheint das Streben nach den äußerlichen Attributen einer Weltstadt angesichts hiesiger Dimensionen vergeblich, doch dem geistigen Anspruch der großen Leipziger Vergangenheit gerecht zu werden, ist Aufgabe genug. Der Thomanerchor Leipzig gestaltet sein Erbe immer wieder neu: Mit der Neugier der Jugend wird Altes neu erlebt und soll anregen, Neues zu schaffen. Ich freue mich, dass die Öffentlichkeit mit dem neuen Thomaner-Journal noch mehr über die Arbeit und das Leben des Chores erfährt und danke sowohl dem Förderkreis Thomanerchor e.V. als auch dem Verein Forum Thomanum sowie der Stiftung Thomanerchor herzlich für diese schöne Zusammenarbeit. 4 KU RZ BERI C HTET TH O MANER-LEBEN Die Eroberung des fünften Kontinents Bach-Voices in Singapur und Australien umjubelt Die Zauberflöte: Drei Thomaner in der Oper 5 8 11 VERANSTALTUNGSPLA N 12 INTERVIEW Jürgen Ernst, Geschäftsführer der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung 14 MOTETTE/K ANTATE Martin Petzoldt über Kantate BWV 37 16 NE U E THOMANER 19 MU SI K ER I N LEI PZI G Felix Mendelssohn Bartholdy 20 FOR UM THOMANUM 22 FÖRD ERK REI S 23 ZU GUTER L ETZT 24 Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Thomaskantor Georg Christoph Biller 5 14 16 20 3 4 KURZ BERICHTET T S C H LA FES B R U DER Der renommierte Schriftsteller Robert Schneider gab am 13. November 2008 in der Thomaskirche zu Leipzig eine musikalische Lesung. Schneider las aus seinen Büchern »Schlafes Bruder« und »Die Offenbarung«. Der Thomanerchor Leipzig sang dazu Choräle von Johann Sebastian Bach, und Universitätsdirektor David Timm improvisierte auf der Orgel der Thomaskirche. Der Abend war eine Benefizveranstaltung für den Verein Forum Thomanum. AG D E R O FFE N EN T Ü R BE IM THO MANERC H O R LEI P Z I G Regen Zulauf im Alumnat und in der Villa Thomana fand der Tag der offenen Tür am 22. November 2008. Eltern und interessierte Jungen konnten sich über Aufnahmemöglichkeiten in den Thomanerchor und die musikalischen Voraussetzungen informieren. Erstmals bestand die Möglichkeit, eine Probe mit Thomanerchor und Gewandhausorchester in der Thomaskirche zu besuchen. Der nächste Tag der offenen Tür ist am 3. Oktober 2009 geplant. KINDER FÜR KINDER Kinder aus den Thomaner-Klassen 3 und 4 übergaben im Januar 2009 eine Spende an das Kinderhospiz Bärenherz Leipzig. Der Thomanerchor Leipzig hat eine Patenschaft für das Leipziger Kinderhospiz übernommen und versucht, den betroffenen Familien Mut zu machen. Das Geld wurde von den Kindern bei den Aufführungen des Krippenspiels in der Lutherkirche gesammelt und an die Leiterin des Hospizes Heike Steinich übergeben. TREFFEN EUROPÄISCHER KNABENCHÖRE IN POZNAN Der Thomanerchor Leipzig reiste im Oktober 2008 zu einem Treffen europäischer Knabenchöre ins polnische Poznan. Zahlreiche Konzerte in den Kirchen der Stadt bildeten den Rahmen für ein Fußballturnier der Sänger-Mannschaften aus Tschechien, Lettland, Litauen, Polen und Deutschland. Poznan ist ein Austragungsort für die nächste Fußball-Europameisterschaft 2012. Das Sänger-Treffen fand im kulturellen Rahmenprogramm dieser EM statt. Höhepunkt war ein gemeinsames Konzert aller Chöre. Das Fußballturnier wurde auf dem Messegelände ausgetragen. In der Abschlusstabelle belegten die Thomaner einen Platz im Mittelfeld. B E NE FIZKO NZE R T Der Thomanerchor Leipzig beteiligte sich an einem Benefi zkonzert für den Frieden im Nahen Osten und die Opfer des Krieges. Es fand am 13. Januar 2009 in der Thomaskirche statt und erbrachte einen Reinerlös in Höhe von 3.377,43 Euro. Diese Summe kam unmittelbar der Krankenversorgung in Gaza zu Gute. Das Benefi zkonzert wurde außerdem vom Leipziger Streichquartett, Mitgliedern des Gewandhausorchesters, dem Calmus Ensemble, UMD David Timm und dem Saxophonisten Reiko Brockelt gestaltet. MDR Figaro strahlte die Aufzeichnung des Konzertes aus. D EU T SC H LAND TO U R M I T D EM W EI H NAC H T S- O RATO R I UM »... ein schlanker, beweglicher, zugleich aber auch inniger, empfindender Chorklang jenseits romantischer Färbung ... Die jungen Stimmen tragen Lebendigkeit, Frische und – bei aller Flexibilität – unerschütterliche Sicherheit ...« (Frankfurter Neue Presse, 10. 12. 2008) Solisten, der Thomanerchor Leipzig und das Gewandhausorchester gastierten in vier großen deutschen Konzerthäusern mit dem Weihnachts-Oratorium BWV 248, Kantaten 1 bis 3 und Kantate 6, von Johann Sebastian Bach. Die Reise führte Anfang Dezember 2008 nach Hannover, Dortmund, Frankfurt und Köln. In der Presse fanden die gut besuchten Aufführungen sehr positive Resonanz. So schrieb die Hannoversche Allgemeine Zeitung am 6. Dezember: »Die Knaben des Thomanerchores singen vor allem in den hohen Stimmen so präzise, geschlossen und klangschön, wie es selten zu hören ist ... In der erhabenen Schlichtheit der Bachschen Choräle tritt das Leipziger Klangideal besonders eindrucksvoll hervor ...«. Auch die Ruhr-Nachrichten äußerten sich am 7. Dezember begeisternd: »Biller zeigte gerade in den weich und sehr wenig in Tempo und Dynamik ausgesungenen Chorälen mit seinem jungen Vorzeigechor, wie viel deklamatorische Feinheiten in Bachs Partitur stecken ... Edel im Ton ... ließen die Thomaner mit glockenhellen Stimmen in der sechsten Kantate die ›Feinde schnauben‹ ...«. Am 9. Dezember schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung zusammenfassend: »Mit dem Thomanerchor konnte man ein beeindruckendes Kollektiv prächtiger Stimmen bewundern – stets präzise in Artikulation und Stimmkultur ...«. TRADITIONELLES KRIPPENSPIEL Die Jungen und Mädchen der ThomanerAnwärterklassen 3 und 4 führten Anfang Dezember 2008 in der Lutherkirche zu Leipzig ihr traditionelles Krippenspiel auf. Zunächst boten die Kinder kleine musikalische Beiträge dar, bevor die szenische Aufführung mit Orchester begann. Eine Wiederholung fand die Darbietung im Rahmen der Blüthner-Konzerte in der Alten Börse. THOMANER-LEBEN In Melbourne verbrachten die Thomaner insgesamt acht Tage, in denen sie neben drei Konzerten und einem Gottesdienst auch Zeit zur Erholung fanden. Einige nutzten die freien Stunden, um am Ufer des Yarra-Flusses die Sonne zu genießen und Möwen zu füttern. D ie Eroberung des fünften Kontinents Von der Leipziger Tieflandsbucht in die Dampfsauna Aus der lausigen Kälte der Leipziger Tieflandsbucht führte die große Auslandsreise des Thomanerchores erstmals nach Singapur und Australien. Vom 2. bis 24. März 2009 reisten 55 Sänger mit einem reinen LeipzigProgramm um den Globus: Bach, Mendelssohn, Telemann. Zunächst ging es in den südost-asiatischen Stadtstaat Singapur. Üppige Vegetation und das Klima einer Dampfsauna empfi ngen den Chor, der schon im Vorfeld von den Medien groß angekündigt worden war. Nach einem freien Tag zur Eingewöhnung fanden erste Proben in der Deutschen Schule Singapur direkt am Rande eines Dschungels statt. Die Thomaner waren in Gastfamilien untergebracht, bekamen von den zumeist deutschen Familien viel gezeigt und fühlten sich pudelwohl. Das erste Konzert fand im eleganten Konzertzentrum Esplanade, direkt am Hafen gelegen, statt. Das A-cappella-Programm bot Bach-Motetten, Werke von Mendelssohn und Telemann dem staunenden Publikum dar, darunter auch eine Leipziger Wirtschaftsdelegation unter der Leitung von Oberbürgermeister Burkhard Jung. Nach Besuchen des Vogelparks, einer Nacht-Safari, Fahrten mit dem gewaltigen Riesenrad an der Marina-Bay, Erkundungen des indischen, chinesischen und malaiischen 5 6 THOMANER-LEBEN Viertels und vieler anderer Attraktionen verabschiedeten sich die Thomasser von den Gastfamilien, um eine weitere Tagesreise im Flugzeug nach Australien anzutreten. Sydney empfi ng die Thomasser mit zunächst kühlem Schauerwetter. In der Millionenstadt kooperierte der Chor mit der St Andrew’s Cathedral School – einer Schule mit ausgeprägtem musischem Profi l, und die gastgebenden Familien erwarteten die jungen Sänger schon. Wir staunten über einen Baum, der über und über mit schreienden Kakadus bevölkert war, und die Thomasser wurden nun in englischer Sprache von den Gastgebern ausgefragt. Thomaner treffen auf Koala, Känguru & Co Im berühmten Sydney Opera House erwartete uns schon das Sydney Symphony Orchestra zu den Proben für ein Programm mit den Motetten »Singet dem Herrn ein neues Lied« und »Der Geist hilft unserer Schwachheit auf« von Johann Sebastian Bach. Von Mendelssohn erklangen die Werke »Richte mich, Gott«, »Denn er hat seinen Engel befohlen über dir«, »Der 98. Psalm: Singet dem Herrn ein neues Lied« und »Der 42. Psalm: Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser«. Abgerundet wurde das Programm durch Telemanns »Jauchzet dem Herrn alle Welt«. Zahlreiche Schüler der Music-Colleges in Sydney besuchten die ausverkauften Konzerte und bejubelten den Thomanerchor ausgiebig. Im Gedenken an die Opfer des Schulmassakers von Winnenden erklang vor dem ersten Konzert der Schluss-Choral »Ach Herr, lass dein lieb Engelein« aus der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Gemeinsam besuchten die Thomasser den Taronga-Zoo, der dem Opernhaus gegenüber am anderen Ufer der Bucht liegt. Dort durften sie einen Koala, Kängurus und Schlangen streicheln und erlebten am Ende eine spektakuläre Raubvogel-Show vor der Skyline Sydneys. Die Kosten dieser Freizeitaktivitäten trägt zum Teil der Förderkreis Thomanerchor. Mit den gastgebenden Familien und den Schülern der St Andrew’s Cathedral School eroberten die Thomaner Sydney, besuchten den Botanischen Garten, das Aquarium Governor of New South Wales empfängt Chor und den Fischmarkt. Mit der Fähre fuhren sie an die Strände Sydneys und auf die Insel Manly. Haie wurden glücklicherweise nicht getroffen, vor der Sonne wusste man sich zu schützen. Auf der Dachterrasse der St Andrew’s Cathedral School trafen sich alle Thomaner mit den Gastfamilien und den Lehrern zum ausführlichen BBQ. Felix Hübner feierte seinen 18. Geburtstag, und der Rektor der Schule beglückwünschte ihn. Wir genossen die mediterrane Atmosphäre der Stadt, die herrlichen Ausblicke, die Gänge über die HarbourBridge, die zauberhaften Parks mit Papageien in den Bäumen, Flug-Füchsen und allerlei unbekannten Tieren und exotischen Pflanzen, die Begegnungen mit liebenswerten Menschen und deren Geschichten, viele davon vor Jahrzehnten aus Deutschland ausgewandert. Höhepunkt des Sydney-Besuches war, neben den Konzerten im weltberühmten Opernhaus, der Empfang im Government House durch den Governor of New South Wales, Prof. Marie Bashir. Diese exzellente Kennerin der Bachschen Musik und Geschichte lobte den Thomanerchor über alle Maßen und verglich die Konzerte in Sydney mit dem Eröffnungskonzert der Sydney Oper im Jahre 1973. Der Besuch des Chores in ihrem Amtssitz, einem kolonialen Prunkbau mitten im alten königlichen Park mit Blick auf das Opernhaus und das Meer, sei das schönste Geschenk ihres Lebens. Am folgenden Tag wurde dort der irakische Ministerpräsident empfangen. Die Thomaner waren sichtlich beeindruckt und fühlten sich sehr geehrt. Von Sydney aus reisten wir nach Melbourne weiter, wo die Thomaner gemeinsam mit dem Sydney Symphony Orchestra unter der Leitung von Oleg Caetani die JohannesPassion aufführten. In Melbourne wohnten die Thomaner in Gastfamilien, zumeist bei Schülern des Scotch College, einer Schule mit sprachlichem, sportlichem und musikalischem Profil. Nicht schlecht staunten wir über den 24 Hektar großen Campus mit mehreren Sportplätzen, einem kleinen Stadion, Tennisplätzen und einem Ruderverein. Um die Kirche des Campus gruppieren sich die einzelnen Lehrbereiche und Schulzweige. Der musische Bereich wird von 74 Musiklehrern getragen und verfügt über einen modernen Konzertsaal. Stehende Ovationen: Konzertbesucher tobten – Caetani zu Tränen gerührt Die Probenarbeit mit Meastro Caetani und dem Orchester, die zahlreichen Kontakte zu den Schülern und Gasteltern, die Schiffsrundfahrt, der Aufstieg auf den Eureka-Tower, die Haie im großen Aquarium und natürlich die überaus erfolgreichen Konzerte bereiteten den Thomassern viel Spaß. Der musikalische Erfolg war überwältigend. Die Konzertbesucher tobten und feierten den Thomanerchor minutenlang mit stehenden Ovationen. Bei einer Aufführung der JohannesPassion war sogar die 100-jährige Stifterin der Konzerthalle, Elisabeth Murdoch, anwesend. Nach dem letzten Konzert war der Dirigent Oleg Caetani zu Tränen gerührt. Er bekam vom ersten Präfekten im Schlussapplaus dessen BachKrawatte überreicht und äußerte: Der Thomanerchor mit Bachs Musik sei das Beste, was deutsche Kultur zu versenden habe. Thomaner, die zukünftig Dirigent werden wollen, lud er ein, in Florenz seine Schüler zu werden. Ausführlich wurden die Konzerte des Chores in Presse, Funk und Fernsehen gewürdigt und mit Ehrfurcht aufgenommen. Den Abschluss der Reise bildete ein Fußballturnier beim FC Alemannia Richmond in Melbourne, wo die Thomaner mit großer Herzlichkeit und Freude aufgenommen wurden. Den Anstoß des Spieles führte die deutsche General-Konsulin, Dr. Anne-Marie Schleich, aus. Roland Weise THOMANER-LEBEN 7 8 THOMANER-LEBEN Die Gouverneurin von New South Wales, Prof. Marie Bashir, empfing den Chor im Government House zu einer Privataudienz. Neben diesen offi ziellen »Verpfl ichtungen« genossen die jungen Sänger ihre Freizeit unter anderem im Taronga-Zoo in Sydney. B ach-Voices in Singapur und Australien umjubelt Ein Reisebericht von Dr. Stefan Altner Die »Bach-Voices«, wie sie gern angekündigt wurden, haben die neuen Konzertziele wahrlich im Sturm erobert. Am 3. März 2009 war der Thomanerchor Leipzig erstmals zu einer Konzertreise nach Singapur und Australien aufgebrochen. Nach Angaben der Veranstalter gab es bisher wohl nur selten bei Konzerten ähnliche Begeisterungsstürme wie nach den Konzerten mit den Thomanern, vor allem in Sydney und in Melbourne. Die Gouverneurin von New South Wales in Australien, Prof. Marie Bashir, eine glühende Bachverehrerin seit früher Kindheit, beschrieb ihr Konzerterlebnis in Sydney mit dem Aufschlagen eines neuen Kapitels in der australischen Kulturgeschichte, das nur vergleichbar sei mit dem Wagnerkonzert von Birgit Nielsson anlässlich der Eröffnung des Opernhauses in Sydney 1973. Tief bewegt mit Tränen in den Augen dankte sie bei einem Empfang nach dem ersten Konzert und anlässlich einer Privataudienz des Chores im Government House den musikalischen Botschaftern aus Leipzig für die Bereicherung des fünften Kontinents mit der Musik Bachs und Mendelssohns. Begonnen hatte die Konzertreise mit einem mehr als zwölfstündigen Flug von Leipzig via Frankfurt zunächst nach Singapur, wo während eines Stopovers ein A-cappella- Konzert des Thomaner chores unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller und mit Orgelzwischenspielen an einer Orgel der Bonner Firma Klais von Stefan Altner im grandiosen Konzerthaus Esplanade stattfand. Das Konzert im tropisch heißen Singapur wurde vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung sowie Vertretern der Leipziger Wirtschaft genutzt, um Leipzig als Messe-, Luftdrehkreuz und Wirtschaftsstandort mit wichtigem kulturellem Hintergrund zu promoten. Vertreter der deutschen Auslandsvertretung nutzten das Konzert, sich zu präsentieren. Das Konzerthaus Esplanade hat eine imponierende Architektur und verfügt über eine hervorragende Akustik, die mit der vom Luzerner Festspielhaus verglichen werden kann, hat doch für beide Häuser der gleiche Akustiker gearbeitet. In Singapur konnte in einem Live-Interview, zum Beispiel für die große englischsprachige Fernsehgesellschaft »Channel News Asia«, das im gesamten Pazifischen Raum empfangen wurde, der Thomanerchor von Geschäftsführer Stefan Altner und Thomaner Julius Linnert vorgestellt werden. Julius Linnert kam dabei zugute, dass er sich nach einem Jahr als Austauschschüler in den USA hervorragend Englisch verständigen konnte. Die beiden waren später in THOMANER-LEBEN Australien bei mehreren großen Rundfunkanstalten gefragte Interviewpartner. Alle Konzerte wurden für den Rundfunk mitgeschnitten. Für Länder, die erst über eine recht junge eigene nationale Geschichte verfügen, sind Repräsentanten einer nahezu 800-jährigen ungebrochenen Wirkungsgeschichte staunenswert. Wenn dann noch die Lichtgestalt Johann Sebastian Bach als Boss/Thomaskantor hinzukommt, der 27 Jahre die Geschicke des Chores lenkte und mit seinen für den Thomanerchor geschriebenen Werken bis heute in aller Welt präsent ist, dann elektrisiert das sichtlich. Allein das hätte nicht die Begeisterung in den Konzerten ausgelöst, die Thomaner sind bestens präpariert und hochprofessionell auf die extremen Anforderungen vor Ort eingegangen. Besonders in Sydney war das jugendliche Publikum in den Konzerten mit dem Sydney Symphony Orchestra mit Werken ausschließlich von Bach und Mendelssohn unter der Leitung von Thomaskantor Biller erst nach zwei Zugaben zu beruhigen. Beim Schlussapplaus war die Atmosphäre eher erlebbar wie beim Jubel nach einem erfolgreichen Popkonzert, eine kreischende Menge akklamierte dem Chor. Dies setzte sich mit großem Jubel ebenso nach Aufführungen der Johannes-Passion mit dem Melbourne Symphony Orchestra in der neuerrichteten Melbourne Recital Hall unter der Leitung von Oleg Caetani fort. Bei einem weiteren A-cappella-Konzert in der »MRC« gastierte die fabelhafte Gambistin Laura Vaughan. Gemeinsam mit Stefan Altner am Cembalo musizierte sie Johann Sebastian Bachs D-Dur-Gambensonate. Als Cembalo stand ein gerade fertig gewordenes Instrument zur Verfügung, das ein Instrumentenbauer aus Melbourne als Kopie eines flämischen Cembalos aus dem 16. Jahrhundert gebaut hatte. Als Thomaskantor Biller 2006 mit seiner Partnerin Ute Loeck in Melbourne zu Auftritten mit dem Programm »Chansonettes mit Bach« weilte, vereinbarten Biller und Caetani, der früher in Weimar und Chemnitz Chefpositionen innehatte, mögliche Konzerte des Thomanerchores mit dem Melbourne Symphony Orchestra. So kam es nach über zwei Jahren langwieriger Verhandlungen zu der außerordentlich ungewohnten Zusammenarbeit eines anderen Dirigenten mit dem Thomanerchor. Dies ist eine höchst seltene Ausnahme, denn die großen Konzerte des Thomanerchores werden üblicherweise von Thomaskantor Biller selbst dirigiert. Die Zusammenarbeit mit einem anderen Orchester ist ebenfalls ungewöhnlich: Der Thomanerchor wird bei seinen großen Tourneen fast immer vom Gewandhausorchester begleitet, musizierte auf dieser Reise jedoch mit anderen namhaften australischen Orchestern. Die Auslands-Tournee nach Singapur und Australien ist ohne Hilfe einer Konzertagentur vom Geschäftsführer des Thomanerchores nahezu allein organisiert worden. Erstmalig seit 1993 mussten notwendige Zuschussmittel für diese Konzertreise vom Goethe-Institut akquiriert werden. Die Unterstützung des Goethe-Institutes in Sydney war ideell besonders hilfreich. Dabei stand die Reise bis kurz vor der Abreise auf der Kippe. Die Konzertverträge konnten erst drei Tage vor Reiseantritt unterzeichnet werden, da die mehr als zweijährigen Verhandlungen mit dem Goethe-Institut in Deutschland nur äußerst schleppend voranzubringen waren. Erst unmittelbar vor Abreise wurde die Höhe der Anteilsfi nanzierung bekannt gegeben, die letztlich weit hinter der erwarteten Kostenübernahme der internationalen Flugkosten zurück blieb. Die 45.000 Euro Zuschuss konnten rund 50 Prozent der Flugkosten abdecken. So musste noch während der Konzertreise vor Ort »gebettelt« werden, um zum Beispiel angefallene Ver pflegungskosten durch die lokalen Veranstalter und Freunde übernehmen zu lassen. Besonders herauszustellen ist bei der aktuellen Konzertreise auch, dass die 55 mitreisenden Thomaner in allen drei Konzertorten ausschließlich in Privatquartieren untergebracht werden konnten. In Singapur konnte das mit Hilfe des deutschen Konzertveranstalters Carsten Feldkamp und in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Gemeinde der katholischen Kirche organisiert werden. In Sydney wiederum konnte die evangelisch geführte, private St Andrew’s Cathedral School als Partner und in Melbourne die St John’s Lutheran Church (Southgate) sowie das Scotch College gewonnen werden. In Australien hat sich ein begeisterter Deutscher, Hans D. Schroeder, um das Zustandekommen der Reise sehr verdient gemacht. Mit der Reise war auch ein reger Jugend- und Kulturaustausch verbunden, der für Thomanerreisen lange Zeit nicht so ausgeprägt war. So wird der Besuch des Chores in Singapur wie Ihr sportliches Geschick zeigten die Thomaner bei einem Fußballturnier gegen den Jugendverein des FC Alemannia Richmond in Melbourne. Am Tag darauf verabschiedeten sich die jungen Sänger von der Stadt und fl ogen zurück ins winterliche Leipzig. 9 10 THOMANER-LEBEN auch in Australien sicher noch lange nachwirken. Der Thomanerchor wurde als Vertreter einer altehrwürdigen, lebendigen und hochstehenden Kulturtradition bei AssemblyBesuchen der Schulen in Sydney und Melbourne willkommen geheißen. Dabei wurde den Gästen deutlich, wie stark diese vergleichsweise jungen australischen Schulformen von Kultur und vor allem von einer integralen musikalischen Ausbildung erfüllt sein können. Das, was in Leipzig jetzt endlich mit dem mühsam entstehenden Forum Thomanum bis 2012 auf den Weg gebracht wurde, ist hier schon lange Realität, der musisch-christlichen Bildung eine herausragende Stellung einzuräumen, das sowohl räumlich, personell wie auch erfrischend unkonventionell zum Beispiel »E- und U-Musik« übergreifend. Am Vorabend des 324. Geburtstages von Johann Sebastian Bach gab es in Melbourne in der St John’s Lutheran Church (Southgate) eine Feier mit Musik und dem Anschnitt einer Geburtstagstorte, wie das einige Thomaner auch in Leipzig am Bach-Denkmal vollzogen haben. Anschließend fuhren die Thomaner zu einem Gastkonzert mit dem MSO nach Geelong, wo sie im Konzertsaal der Universität (eine ehemalige Wollfabrik) die Johannes-Passion aufführten. In Melbourne wurde die Passion in der Elisabeth-Murdoch-Hall des MRC wiederholt. Überall großer Jubel vor allem für die Thomaner. Am Sonntag, 22. März, kam es nach einer Mitwirkung in einem Lutherischen Gottesdienst dann zu einem Fußballspiel zwischen Teams der Thomaner und des Scotch College in Melbourne. Das College konnte aus immerhin 1400 Knaben und jungen Männern die Mannschaften zusammenstellen, jedoch war der Siegeswille der Thomaner ungebrochen. Das Soccer-Turnier, war mit einem Lufthansapokal ausgestattet. Auch andere Freizeitangebote für die Thomaner wie die Besuche des Zoos in Sydney, des Aquariums in Melbourne und Bootsfahrten konnten organisiert werden. Am Montag, 23. März, ging der Chor dann aus der spätsommerlichen Südhalbkugel auf die lange Rückreise ins winterliche Leipzig via Singapur und Frankfurt, die Reisezeit betrug ca. 24 Stunden. In den neun Aufführungen hat der Chor vor etwa 13.000 Zuhörern und in den drei Schulversammlungen vor ungefähr 1700 Schülern gesungen und die Musikstadt Leipzig als dessen Botschafter bestens vertreten. Einladungen zu neuen Konzerten sowohl nach Singapur wie nach Australien wurden ausgesprochen. Die Reise ist Dank der mitgereisten Thomaner, der »Supervisors« (Irmtraud Backasch, Thoralf Schulze und Roland Weise) und selbstverständlich des Thomaskantors Biller zu einem sehr großen künstlerischen Erfolg geworden: Es gilt auch hier, dass die Strapazen des Weges zum Ziel im Hintergrund verschwinden, wenn auf der Bühne durch die Thomasser ein solcher Erfolg ersungen werden kann. Dr. Stefan Altner Weitere Informationen zur Konzerttournee des Thomanerchores Leipzig unter www.thomanerchor.de und www.kastenjournal.de THOMANER-LEBEN D rei Thomaner in der Oper Ein Rückblick auf fünf Jahre Zauberflöte in Leipzig Mozarts bekannteste Oper vergeht wie im Flug, wenn man der Phantasie der »Zauberflöte« folgt. Mystisch tritt die Königin der Nacht auf. Ihr Gegenspieler, Sarastro, glänzt durch Weisheit und Eleganz. Märchenhaft sind diese Gestalten, und genauso märchenhaft sind jene drei Knaben, die immer dann einspringen müssen, wenn Not am Mann ist. Seit fast fünf Jahren werden diese drei Knaben von Thomanern gemimt. Mit den Thomanern Julius Linnert, Richard Mauersberger und Friedrich Weißbach (Bild rechts oben) begann im Oktober 2004 die Zusammenarbeit mit der Oper Leipzig. In der letzten Spielzeit wurden Mozarts Knaben von Oskar Didt, Simon Jakob und Karl Knoch (Bild links und Bild rechts unten) dargestellt. Es scheint, als schauen die drei Knaben in der Inszenierung der Oper Leipzig von außen auf die Geschichte: Tamino und Papageno müssen Pamina retten, kennen den Weg aber nicht, doch Gott sei Dank wird ihnen geholfen: »Zum Ziele führt dich diese Bahn!« Während der zweiten Aufgabe, die Tamino und Papageno auferlegt worden ist, erscheinen die drei Knaben, um die zwei Helden zu stärken und zu nähren. Schließlich sind es ebenfalls die Knaben, die Pamina am Selbstmord hindern. Als drei kleine Mozarts mit weißer Perücke, blauem Samt, ausladenden Rüschen und weißen Strümpfen in schwarzen Schnallenschuhen sind die drei Knaben aus dem Nichts da und geben den Helden beste Ratschläge. Vor den dreien steht ein verziert geschnitztes Notenpult, darauf eine Partitur der »Zauberflöte«. Für die jungen Sänger ist es eine große Herausforderung, sich neben dem Gesang auch auf das Spiel und die Bewegungen zu konzentrieren. Die Terzette, an denen man Unsauberheiten schnell ausmachen kann, klingen aber astrein und glockenhell. Für diese Leistung wurden schon die Premierenknaben in den Zeitungen gelobt. Von einer »souveränen Leistung« ist im Kreuzer (Lutz Stordel) die Rede, der Leipzig-Almanach (Sebastian Schmideler) spricht von einem »erfolgreichen Publikumsjoker« und die Leipziger Volkszeitung (Peter Korfmacher) hätte den drei Knaben »angesichts dieser Leistung auch eine namentliche Nennung im Programmheft« zugesprochen. Auch die Leipziger scheinen an dieser Inszenierung Freude zu haben, immerhin läuft die »Zauberflöte« seit der Premiere im Oktober 2004 unverändert. Vor jeder Vorstellung müssen sich die drei Jungs erst in ihre Rolle verwandeln, und das dauert gut eine Stunde. Die Haare werden unter ein Netz gespannt, die Kleidung muss getauscht werden und der Besuch der Maske steht an. Wenn das erledigt ist, gehen die drei auf die Bühne. Und das für nur sehr kurze Zeit, denn insgesamt stehen sie nicht einmal zehn Minuten vor dem Publikum. Ihre Passagen sind sehr kurz und über das ganze Singspiel verteilt. Seit der Premiere sind über vier Jahre vergangen, und natürlich stehen nicht mehr dieselben Knaben auf den Leipziger Opernbrettern. In dieser Spiel zeit sind Lorenz Blattert, Johannes Gründel und Friedrich Praetorius die drei Knaben, die als Retter in letzter Not einspringen und Paminas Leben retten. Sascha Hille 11 12 V E R A N S TA LT U N G S K A L E N D E R Die Auftritte des Thomanerchores Leipzig leitet Thomaskantor Georg Christoph Biller. Freitags um 18 Uhr und samstags um 15 Uhr fi nden in der Thomaskirche wöchentlich Motetten statt. Auch der Gottesdienst sonntags um 9:30 Uhr wird stets musikalisch gestaltet. Mai 1. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 2. Sa 15:00 Motette Max Reger Choralkantate »O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen« Choralkantate »Meinen Jesum lass ich nicht« Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 31. So 9:30 Festgottesdienst Joseph Haydn »Missa Sancti Nicolai« Hob. XXII:6 (siehe 30.5.09) Juni (CD-Mitschnitt) 8. 3. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 8. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 9. Sa 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Wo gehest du hin« BWV 166 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 10. So 9:30 Festgottesdienst zur Konfi rmation mit dem Thomanerchor Leipzig 16. Sa 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Wer da gläubet und getauft wird« BWV 37 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (CD-Mitschnitt) 17. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 21. Do 18:00 Ökumenische Vesper zum 450-jährigen Jubiläum der Dresdner Kapellknaben Dresden (Frauenkirche) Felix Mendelssohn Bartholdy »Erhaben, o Herr, über alles Lob« »Denn er hat seinen Engeln befohlen« Kyrie A-Dur Thomanerchor Leipzig, Dresdner Kreuzchor, Leitung: Thomaskantor Georg Christoph Biller und Kreuzkantor Roderich Kreile 22. Fr 19:00 Konzert Dresden (Kreuzkirche) Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach »Jauchzet dem Herrn, alle Welt« BWV Anh. III, 160 Volker Bräutigam »Gott ist unsre Zuversicht« (Psalm 46) Dresdner Kreuzchor, Dresdner Kapellknaben, Thomanerchor Leipzig, Mainzer Domchor, Benno-Jazzchor, Leitung: Kreuzkantor Roderich Kreile 23. Sa 15:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 24. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 29. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 30. Sa 15:00 Motette Joseph Haydn »Missa Sancti Nicolai« Hob. XXII:6 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester Mo 9:00 Ökumenischer Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig anlässlich des 9. Deutschen Seniorentages 11.–21.6. Bachfest Leipzig »Bach – Mendelssohn – Reger« 14. So 19:00 Konzert Felix Mendelssohn Bartholdy »Lauda Sion« op. 73 Max Reger »Fantasie und Fuge über BACH« op. 46 »Der 100. Psalm« op. 106 Thomanerchor Leipzig, Dresdner Kreuzchor, Gewandhausorchester, Leitung: Thomaskantor Georg Christoph Biller 15. Mo Forum Thomanum Tag ausführliche Informationen auf S. 13 19. Fr 20:00 Konzert Johann Sebastian Bach Matthäus-Passion BWV 244 Thomanerchor Leipzig, Concerto Köln 21. Sa 9:30 Gottesdienst in der Ordnung der Bachzeit Johann Sebastian Bach Kantate »Ach Gott, vom Himmel sieh darein« BWV 2 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 22. Mo 19:30 Konzert Weimar (Herderkirche) des Thomanerchores Leipzig 24. Mi 19:30 Konzert Ebenhausen (Kath. Kirche St. Benedikt) des Thomanerchores Leipzig 26. Fr 18:00 Motette zum Schuljahresabschluss mit dem Thomanerchor Leipzig August 21. Fr 18:00 Motette Felix Mendelssohn Bartholdy »Te Deum« Thomanerchor Leipzig 22. Sa 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei« BWV 179 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 23. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 28. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig M A I – N OV E M B E R 2 0 0 9 November 29. Sa 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl« BWV 198 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 1. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 18:00 Konzert Halle (Lutherkirche) des Thomanerchores Leipzig 6. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 7. Sa 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Mache dich, mein Geist, bereit« BWV 115 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (CD-Mitschnitt) 30. So 10:00 Gottesdienst (open air an der Lutherkirche) mit dem Thomanerchor Leipzig September 11. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 8. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 12. Sa 15:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 13. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 13. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 14. Sa 18. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Wohl dem, der sich auf seinen Gott« BWV 139 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 15. So 19. Sa 15:00 Motette Siegfried Thiele Evangelienvesper Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 22. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig 20. So 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig Oktober F O R U M T H O M A N U M TAG 2. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 3. Sa 15:00 Motette Johann Sebastian Bach Kantate »Herr Gott, dich loben alle wir« BWV 130 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester Das Cafe Forum Thomanum in der Villa Thomana ist von 10 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. 9:30 Gottesdienst mit dem Thomanerchor Leipzig Nach der Mette fi ndet eine Führung über den Campus des Forum Thomanum statt. 4. So 9. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 30. Fr 18:00 Motette mit dem Thomanerchor Leipzig 31. Sa 9:30 Festgottesdienst zum Reformationstag Johann Sebastian Bach Kantate »Ein feste Burg ist unser Gott« BWV 80 Thomanerchor Leipzig, Gewandhausorchester (CD-Mitschnitt) Die Veranstaltungen fi nden, soweit nicht anders angegeben, in der Thomaskirche zu Leipzig statt. Informationen zu den Gastkünstlern, die bei Abwesenheit des Thomanerchores die wöchentlichen Motetten gestalten, unter www.thomaskirche.de. Stand: 20. April 2009 – Änderungen vorbehalten. MON TAG , 15 . J U N I 2 0 0 9 9:30 Mette Lutherkirche Pfarrer Christian Wolff · Kristiane Köbler, Orgel Thomanerchor Leipzig Thomaskantor Georg Christoph Biller 11:00 Offenes Singen Lutherkirche Beginn mit der Kita Forum Thomanum 11:30–12:30 Diskussion: Musiker unter den Bedingungen Villa Thomana einer Diktatur mit Gotthold Schwarz · Prof. Siegfried Pank · Kulturdezernent Dr. Georg Girardet und Thomaskantor Georg Christoph Biller 13:00–14:00 Forum Modern Lutherkirche Thomaner – Avantgarde Vokalensembles präsentieren Werke des 20./21. Jahrhunderts Ensemble De Morales · Ensemble Nobiles · Thios Omilos Malte Klevenow, Orgel 14:30 Bremer Stadtmusikanten Lutherkirche für Schüler der 1. bis 6. Klasse 15:00–17:00 Kinderfest auf dem Campus Alumnatsgarten 18:00 Benefi zkonzert Lutherkirche Werke von Bach und Reger Gotthold Schwarz, Bariton · Siegfried Pank, Viola da gamba Michaela Hasselt, Orgel und Cembalo Karten sind im Thomasshop, in der Musikalienhandlung Oelsner und allen Ticket Online Vorverkaufsstellen erhältlich. 13 14 INTERVIEW E in Künstler außergewöhnlichen Formats Interview mit Jürgen Ernst über Felix Mendelssohn Bartholdy In diesem Jahr ist der Musiker und Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy in aller Munde. Zahlreiche Konzerte und Ausstellungen würdigen den Jubilar zum 200. Geburtstag. Die Einweihung des neuen Mendelssohn-Denkmals und des Mendelssohn-Portals eröffneten den Rückblick auf den Leipziger Komponisten. Auch die vorliegende Ausgabe des Thomaner-Journals bezieht sich inhaltlich auf Leben und Werk Mendelssohn Bartholdys. Einen informativen Einblick in die Beziehung zwischen der Stadt Leipzig und dem bekannten Komponisten gibt Jürgen Ernst. Er ist Geschäftsführer der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung. In Briefen spricht Mendelssohn auch von Proben mit dem Thomanerchor, gleichfalls schreibt er, dass ihm die Direktion der Thomasschule angetragen worden sei. Mehrmals wurde ihm das Amt des Thomaskantors angeboten, er hat immer abgelehnt. Mendelssohn war aktives Mitglied der Reformierten Kirche, die sich in der Nähe der Thomaskirche befand. Dort sind auch seine Kinder getauft worden. Somit können wir vermuten, dass er in der Thomaskirche ein- und ausging, zumal dort am 26. Juni 1840 unter der Leitung des Komponisten die Uraufführung der Sinfonie-Kantate »Lobgesang« op. 52 stattfand. Mendelssohn wohnte eine Zeit lang in ›Dr. Lurgensteins Jürgen Ernst, Geschäftsführer des Mendelssohn-Hauses e.V. Was verbindet Mendelssohn mit Leipzig? L eipzig ist eine Stadt der Komponisten. Ich denke hier Gartenquartier‹ schräg gegenüber der Thomaskirche. Es existiert ein Aquarell von ihm, wo er Thomaskirche, Thomasschule und die Thomaspforte sehr detailliert festgehalten hat. Die Bilder Mendelssohns sind eine weitere Facette des Menschen Mendelssohn. Welche Bedeutung hatte das Malen für ihn? Mendelssohn ist ein Künstler von außergewöhnlichem Format. Malen war für ihn ein weiteres Ausdrucksmittel. Aber seine Bilder sind keine 1:1-Wiedergabe der Realität, sondern auch hier komponiert er. Im Sommer wird es eine Ausstellung der 13 Aquarelle von der letzten Schweizreise geben. Den Bildern werden dann jeweils die heutigen Ansichten gegenübergestellt. Dort wird deutlich, wie Mendelssohn die Landschaften verändert und neu zusammenstellt. an Telemann, Bach, Clara und Robert Schumann, Lortzing, Wagner, Mahler, Reger und Eisler. Aber Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy haben hier nicht nur gelebt und gearbeitet, sondern auch Institutionen geprägt: Bach den Thomanerchor und Mendelssohn das Gewandhausorchester. Beides ist für diese Stadt sehr wichtig. Für mich bedient Mendelssohn eine Dreifaltigkeit: als erfolgreicher Komponist, als Virtuose und als Dirigent. Er etablierte hier in Leipzig eine völlig neue Aufführungspraxis, indem er den Was weiß man über die Privatperson Mendelssohn? Dirigenten im Sinfoniekonzert institutionalisierte. Das Er war verheiratet, hatte fünf Kinder und eine sehr offene Gewandhausorchester wurde durch Mendelssohn zur Mitte Art, auf die Menschen zuzugehen. Von Zeitgenossen wird er als dieser neuen Sinfonik in Europa. Das ist ein wichtiges Ver- energiegeladen und sehr redegewandt beschrieben. dienst, natürlich neben der Gründung des Konservatoriums 1843, der ersten Musikhochschule Deutschlands. Was zeichnet den Künstler Mendelssohn aus? Welche Besonderheiten weisen seine Werke auf? G ibt es eine direkte Verbindung zwischen Thomanerchor und Er stammt aus einer sehr musikalischen Familie. Es gab Mendelssohn? Hat er die Thomaner selbst einmal dirigiert? in seinem Vaterhaus eine umfangreiche Notenbibliothek. Es ist bekannt, dass er in der Thomaskirche mehrmals Schon als ganz junger Mensch hatte er eine ausgezeichnete Orgelkonzerte gespielt hat, aus den Einnahmen dieser Kon- musikalische Grundbildung und komponierte bereits. Er erzerte hat Mendelssohn 1843 das erste Bach-Denkmal für reicht bei der klassischen Sonatenhauptsatzform eine wunderbare atmosphärische Dichte und eine großartige Melodik Leipzig gestiftet. INTERVIEW Das Bachfest dieses Jahr trägt die Überschrift BachMendelssohn-Reger und räumt auch den geistlichen Werken Mendelssohns einen weiten Raum ein. Im Sommer folgen die Mendelssohn-Festtage, die sich in diesem Jahr über vier Wochen erstrecken. Hier werden hochkarätige Orchester und Solisten die Werke Mendelssohns interpretieren. Würden Sie sich ein spezielles Mendelssohn-Fest, vergleichbar mit dem Bachfest wünschen? Ich könnte mir Festtage vorstellen, die nicht einem einzigen Komponisten gewidmet sind, sondern die ganze Fülle der »Leipziger Komponisten« aufzeigen. Mit dieser Vielfalt sollte Leipzig mehr aufwarten. Leipzig ist mehr als Bach und Mendelssohn. Mit einem breiteren Angebot ließe sich auch ein größeres musikalisch interessiertes Publikum anziehen. Das Mendelssohn-Haus wird als authentische MendelssohnFelix Mendelssohn Bartholdy verbunden mit einer poetischen Kraft. Er führt zum Beispiel lange vor Richard Wagner das Leitmotiv in die Musik ein. Es fällt bis heute schwer, ihn einer Musikepoche zuzuordnen. Den Liebhabern Johann Sebastian Bachs ist Mendelssohn als Wiederentdecker der Matthäus-Passion bekannt. Warum wandte er sich einem Werk zu, das fast einhundert Jahre lang nicht öffentlich aufgeführt wurde? Woher hatte er Kenntnis von Bachs Meisterwerk? Der Name Bach war im Hause Mendelssohns nicht unbekannt. In der Notenbibliothek fanden sich auch Werke des großen Thomaskantors. Mendelssohns Mutter hatte Klavierunterricht bei Johann Philipp Kirnberger, dem Schüler eines Bach-Sohnes. Vermutet wird auch ein direkter Kontakt zu Wilhelm Friedemann Bach und Carl Philipp Emanuel Bach. In der Berliner Singakademie, an der Mendelssohn später studierte, nutzte Carl Friedrich Zelter die Chöre aus der Matthäus-Passion als Stimmübungen für den Chor. Schon während seiner Zeit an der Berliner Singakademie reifte vermutlich der Wunsch, die Matthäus-Passion öffentlich aufzuführen. Stätte gerühmt. Der Komponist ist am 4. November 1847 hier gestorben. Welche Bedeutung hat dieses Haus? Es ist die einzige authentische Mendelssohn-Stätte. Die Häuser in Hamburg existieren nicht mehr. In Berlin gibt es noch die Adresse Leipziger Straße 3. Auf dem Gelände befi ndet sich heute das Haus des Bundesrates. In unserem Haus hier in Leipzig hat Mendelssohn wirklich gelebt. Das Treppenhaus ist original erhalten, die Zuordnung der Zimmer ist heute noch möglich. So weiß man heute, wo Kinderzimmer, Musiksalon und das Sterbezimmer lagen. Mendelssohn war hier Erstmieter. An dem Haus wurden kaum Veränderungen vorgenommen. Durch die Sanierung konnte alles wieder in den Originalzustand zurückversetzt werden. Heute wird den Leipzigern und den Besuchern zunehmend die Bedeutung dieses authentischen Ortes bewusst. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch und wünsche Ihnen für Ihre Arbeit in der Stiftung viel Erfolg. Die Fragen stellte Dr. Michael Kampf. JÜRGEN ERNST Jürgen Ernst ist in Komischen Oper Mendelssohn-Haus Leipzig geboren und Berlin tätig. und den Komponisten aufgewachsen. Auch Seit 1994 ist Ernst Mendelssohn. Wir feiern in diesem Jahr den 200. Geburtstag von sein Abitur und das Geschäftsführer des Für die von der Mendelssohn. Welche Aktivitäten sind in Leipzig dazu vorgesehen oder haben schon stattgefunden? Wir haben die Ouvertüre des Mendelssohn-Jahres schon 2008 gefeiert, als am 18. Oktober das neue MendelssohnDenkmal vor der Thomaskirche eingeweiht wurde. Zum eigentlichen Geburtstag am 3. Februar wurde der Leipziger Mendelssohn-Preis 2009 im Rahmen eines Geburtstagskonzertes im Gewandhaus an Altbundeskanzler Helmut Schmidt, Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly und den Schauspieler Armin Müller-Stahl verliehen. Danach sind Gewandhausorchester, der Pianist Lang Lang und Riccardo Chailly zu einer umjubelten Geburtstagstournee durch Europa aufgebrochen. ingenieurwissenschaft- Mendelssohn-Hauses Stadt Leipzig 2003 liche Studium mit dem e.V. in Leipzig und errichtete Diplom-Abschluss als Gründungsdirek- Felix-Mendelssohn- absolvierte er in seiner tor verantwortlich Bartholdy-Stiftung Heimatstadt. Nach für die museale wurde er ebenfalls seinen Studien in und musikalische zum Geschäftsführer Musikgeschichte und Programmatik des berufen. Seit 2006 Kulturmanagement Hauses. Jürgen Ernst ist er Sprecher der erhielt Ernst sein veröffentlichte Arbeitsgemeinschaft erstes Engagement an zahlreiche Publi- der Musikermuseen der Oper Leipzig. kationen und hält Deutschlands. Anschließend war er weltweit Vorträge lange Jahre an der über das 15 16 M O T E T T E / K A N TAT E Die Kantate »Wer da gläubet und getauft wird« BWV 37 ist am 16. Mai 2009 mit dem Thomanerchor Leipzig und dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller in der Thomaskirche in Leipzig zu hören. Der renommierte Bach-Experte, Prof. Dr. Martin Petzoldt, analysiert Auszüge der Bachschen Komposition. V ertrauen ist Leben Martin Petzoldt über die Kantate BWV 37 Zum Fest der Himmelfahrt Christi erwartet man heute Erklärungen zu jenem Ereignis, von dem die Evangelien berichten. Die Zeit Bachs – nicht weniger kritisch als wir! – wußte, dass sich in diesem unglaublichen Geschehen eine wesentliche Botschaft verschlüsselt, die für Menschen existentiell ist: Es ist die grundlegende Bedeutung dessen, was wir »Glauben« nennen. Luther hatte dafür gesorgt, dass »Glaube« im christlichen Sinn grundsätzlich als »Vertrauen« verstanden wird. Damit legte er den Finger auf eine bestimmte Art zu leben: Menschen leben in erster Linie als glaubende Wesen, das heißt, ihr Leben zeichnet sich dadurch aus, dass sie Vertrauen haben und vertrauend leben können. Vertrauen hängt vor allem an unserem Personsein, und es erweist sich als die wichtigste und beständigste Weise unseres Lebens. Wer nicht mehr vertrauen kann, nur noch misstraut, hat bereits aufgehört zu leben. Der Ruf zum Glauben, der insbesondere durch die Reformation Luthers aus der biblischen Botschaft neu herausgehört wurde, bestimmt darum diese Kantate zum ersten Himmelfahrtsfest, das Bach in seinem Thomaskantorat erlebte: Die erste Aufführung dieser Kantate fand im Frühgottesdienst der Nikolaikirche zu Leipzig am Himmelfahrtsfest, dem 18. Mai 1724, mit Predigt zum Evangelium Mk 16,14–20 durch Superintendent D. Salomon Deyling (1677–1755), und am gleichen Tag im Vespergottesdienst der Thomaskirche statt. Hier mit Predigt zur Epistel Apg 1,1–11 durch den Sonnabendsprediger M. Friedrich Gottlieb Krantz (1691–1771) in Vertretung des Diakonus Urban Gottfried Sieber (1669–1741). Die Predigten sind nicht erhalten. Der Textdichter ist unbekannt; er eröffnet die Kantate BWV 37 »Wer da gläubet und getauft wird« mit jener Äußerung Jesu aus dem Tagesevangelium, die dem eigentlichen Taufbefehl folgt. Die Liedstrophen entstammen sehr unterschiedlichem Liedgut: Satz 3 ist die Strophe 5 des Liedes »Wie schön leuchtet der Morgenstern« von Philipp Nicolai (1556–1608) von 1599, in der zeitüblichen Textfassung übernommen; Satz 6 ist die Strophe 4 des Morgenliedes »Ich dank dir, lieber Herre« (9 Strophen) von Johann Kolrose († 1558) aus der Zeit um 1535. Der Dichter bemühte sich um die Durchführung zweier Gedanken, die gleichsam die zwei Seiten einer Sache betreffen und jeweils auf eine gebetsartige Liedstrophe (Sätze 3 und 6) zulaufen. Vor allem der Textbeginn der beiden Arien erschließt eine beabsichtigte Parallelität: »Der Glaube ist das Pfand der Liebe« (Satz 2), »Der Glaube schafft der Seele Flügel« (Satz 5). So kommt eine regelmäßige Struktur zustande, die Bach in seiner Vertonung in subtiler Weise nachvollzieht: M O T E T T E / K A N TAT E (6) Bittgebet um den rechtfertigenden Glauben Satz 3 Satz 6 (3) Lobgebet für die Liebe Gottes Choralkonzert S. A. Choral / / (5) Glaube als Flügel der Seele zu Gott Satz 2 Satz 5 (2) Glaube als Pfand der Liebe Gottes Arie T. Arie B. / / (4) Schau des Antlitzes Gottes im Glauben Satz 1 Satz 4 (1) Seligkeit durch Glaube und Taufe Chor Rezitativ B. Bachs Vertonung des biblischen Dictums, Satz 1, für vierstimmigen Chor, Oboi d’amore 1 und 2, Streicher und Continuo, realisiert mehrere Verknüpfungen: Es handelt sich um ein verkürzt wiedergegebenes Wort Jesu (Mk 16, 16a), das hier als allgemeiner Gedanke an den Kopf des Werkes gestellt wird, um damit einen wesentlichen Aspekt des Tagesevangeliums, das des Glaubens und der Taufe, zum Thema zu machen. Damit erreicht der Text sogleich seine Metaebene, die in dem trinitarischen Gottesglauben besteht; immer wenn die Taufe in den Blick kommt, reflektiert die zeitgenössische Theologie diese als trinitarisches Geschehen – man vergleiche Satz 3. Bachs Vertonung nimmt im Ritornell »drei gleichzeitig vorgetragene Melodielinien« (Alfred Dürr) auf, die identifi zierbar sind: Eine erste Linie tragen die Oboen 1 und 2 vor; sie enthält die wesentlichen Anteile des chorischen Anfangsthemas zum Text »Wer da gläubet und getauft wird«, sie sei als Thema I gekennzeichnet. Eine zweite Linie bringen die Violinen 1 und 2 ein; sie ist mit dem Lied Luthers »Dies sind die heilgen zehn Gebot« in Verbindung gebracht worden und könnte für Bach den ethischen Impuls von Glauben und Taufe enthalten, wie er später im Satz 4 vorgetragen wird; wir nennen es Thema II. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, in dieser Linie die erste Melodiezeile des Schlusschorals zu sehen. Dann ergäbe das einen sinnvollen Zusammenhang. Die dritte Linie ist im Continuo gleich zu Beginn mehrfach hörbar; sie lässt nämlich auch eine Liedzeile erklingen, diesmal die letzte Melodiezeile des Morgensternliedes, das als Satz 3 eine vergleichbare Stelle neben Satz 6 in dieser Kantate einnimmt; es handelt sich um das Thema III. Es wären jene grundsätzlichen Gedanken des Lobgebets für die Liebe Gottes und des Bittgebets um rechtfertigenden Glauben, die durch gerade diese Zeilen benannt werden. Darstellung der Himmelfahrt Christi aus dem Gesangbuch der Kindheit Bachs in Eisenach, 1673. I N F OR M AT ION E N Z U R K A N TAT E H Die Kantate BWV 37 »Wer da gläubet und getauft wird« entstand zum Himmelfahrtstag und wurde zum 18. Mai 1724 komponiert. Der ihr zugehörige Evangelientext erzählt vom Missions- und Taufbefehl Jesu und anschließend von seiner Himmelfahrt. Bei Bachs Kompositionen zur Himmelfahrt schließen sich die Kantaten entweder der einen oder anderen Erzählung an. In BWV 37 bleibt der Himmelfahrtsbericht unerwähnt; vielmehr widmet sich die Komposition ganz dem Glauben und die durch ihn bewirkte Rechtfertigung des Christen. Die Kantate ist zweigeteilt, wobei jeder Teil von einem Choral beschlossen wird. Der Textdichter ist unbekannt. 1. Coro »Wer da gläubet und getauft wird, der wird selig werden« für vierstimmigen Chor, zwei Oboe d`amore, Streicher und Basso continuo 2. Aria »Der Glaube ist das Pfand der Liebe« für Tenor, Solo-Violine und Basso continuo 3. Choral »Herr Gott Vater, mein starker Held!« für Sopran, Alt und Basso continuo 4. Recitativo »Ihr Sterblichen, verlanget ihr« für Bass, Streicher und Basso continuo 5. Aria »Der Glaube schafft der Seele Flügel« für Bass, Streicher, eine Oboe d`amore und Basso continuo 6. Choral »Den Glauben mir verleihe« für vierstimmigen Chor, Instrumente und Basso continuo Die Kantate BWV 37 erklingt am 16. Mai 2009 um 15 Uhr in der Thomaskirche mit dem Thomanerchor Leipzig und dem Gewandhausorchester unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller. Von dieser Aufführung wird es einen CD-Mitschnitt von Rondeau Production geben. 17 18 M O T E T T E / K A N TAT E Mit dem Ritornell sind alle musikalischen Elemente eingeführt, die wichtig sind. Bach komponiert den Chorsatz in enger Verwobenheit zwischen Instrumental- und Vokalstimmen. Der durch die musikalische Analyse entstehende Eindruck rät einesteils zur Zurückhaltung, vorschnell die drei genannten musikalischen Themen einem bestimmten Inhalt zuordnen zu wollen, zeigt aber andererseits unmissverständlich eine Struktur auf, die für den trinitarischen Gottesbegriff überhaupt steht, dass nämlich in ihm unter der monotheistischen Voraussetzung des einen Gottes Christen diesen als Schöpfer, Erlöser und Heiligmacher – eben als Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist – erkennen und bekennen. Bach komponiert einen in sich geschlossenen instrumental-chorischen Satz, was auf diesen einen geglaubten Gott hinweisen mag; er verarbeitet dabei die drei Themen und setzt drei Chorabschnitte voneinander ab. Die Bemühung Bachs, die Symbolik der Einheit mit der dreier Themen zu verbinden, lässt die Annahme wahrscheinlich sein, er habe das trinitarische Bekenntnis zu dem einen Gott, der in drei Personen geglaubt werden will, durch seinen musikalischen Satz darstellen wollen. Solchen analytischen Erkenntnissen ist sehr leicht ablehnend mit dem Hinweis zu begegnen, hören könnte diese differenzierten Details ohnehin niemand. Doch müsste es zu denken geben, warum ein Meister im Range Bachs sich ganz offensichtlich solche Mühe mit der Ausarbeitung von musikalischen Abläufen und Strukturen gegeben hat, die zweifellos in Verbindung mit dem Text stehen, der vertont wird. Die Antwort kann nur in eine Richtung gehen, die von der Wichtigkeit der Inhalte überzeugt ist, die sowohl dem Text zugrunde liegen als auch durch die wunderbare Vertonung zum Hören gebracht werden sollen. Da es in diesem Rahmen nicht möglich ist, mit gleicher Sorgfalt die weiteren Sätze analytisch und synthetisch zu betrachten, sei nur auf wenige Aspekte noch hingewiesen. Von fast symbolischer Kraft sind bereits die Textanfänge der beiden Arien, die vom Glauben reden: »Der Glaube ist das Pfand der Liebe« im 2. Satz und »Der Glaube schafft der Seele Flügel« im 5. Satz: Vom Glauben als Vertrauen im Sinne eines »Pfandes der Liebe«, und zwar der Liebe Gottes zu uns Menschen zu sprechen, könnte als eine regelrechte »Rationalisierung« christlichen Glaubenswissens angesehen werden, das wesentlich in erzählter Glaubensgeschichte – der Prof. Dr. Martin Petzoldt: »Menschen leben in erster Linie als glaubende Wesen […] Wer nicht mehr vertrauen kann, nur noch misstraut, hat bereits aufgehört zu leben.« Bibel – besteht. Denn die Glaubensgeschichte kulminiert bekanntlich in der Geschichte Jesu von Nazareth und seiner Passion. Auf die Tatsache, dass der Glaube als Vertrauen Jesu zu den Seinen zu verstehen ist, in das auch der Lebensbuch-Gedanke aus dem zweiten Teil einzubeziehen ist, will der Textdichter und eben auch Bach mit seiner Vertonung der Arie hinweisen. Während diese erste Arie die Richtung des Glaubens als von Gott zum Menschen kennzeichnet, geht es in der anderen Arie, Satz 5, um die Gegenrichtung: Glaube ist auch eine Bewegung menschlichen Vertrauens zu Gott. Im Ritornell erklingt (Streicher, Continuo) ein recht strenger Rhythmus, der sich beim Einsatz der Singstimme in den bekannten Freudenrhythmus verwandelt, indem die Continuostimme alternierend mit Oboe d’amore und Streichern in diesem Rhythmus zu hören ist. Es ist unmittelbar das für den vertrauenden Glauben benutzte Wortbild von den Flügeln, die den Weg zum Himmel ermöglichen, das in der Ver tonung Bachs erklingt. Der Schlusschoral, Satz 6, ist genial gewählt; er bindet die Bewegungsrichtung von Gott her – in der Bitte um Verleihen des Glaubens – zusammen mit der vom Menschen her: Sündenbekenntnis und Vertrauen auf die Erlösung Christi. Eine Kantate vom christlichen Glauben, der wesentlich Vertrauen ist. Prof. Dr. Martin Petzoldt P R O F. D R . M A R T I N P E T Z O L D T 1946 in Rabenstein bei 1976 Promotion Der Autor ist außerdem Chemnitz geboren 1985 Habilitation in Leipzig Vorsitzender der Neuen Bach- · Mitglied des Dresdner ab 1986 Dozent für Systema- gesellschaft e. V. und Kreuzchores unter tische Theologie an der anerkannter Experte auf Rudolf Mauersberger Karl-Marx-Universität Leipzig dem Gebiet der theologischen · Studium der Theologie in Leipzig seit 1992 Professor Bachforschung. Er ist Verfasser 1969 Staatsexamen zahlreicher Publikationen 1973 Ordination zum Pfarrer zu Johann Sebastian Bach. der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen NEUE THOMANER 14 neue Knaben gehören seit dem neuen Schuljahr zum Thomanerchor: 1. Reihe v.l.n.r.: Felix Wege, Jakob Wetzig, Jacob Renner, Aaron Müller, Maximilian Müller, Vincent Berger, Friedemann Meinhardt und Ludwig Rucker 2. Reihe v.l.n.r.: Josef Schleitzer, Marian Jenke, Martin Lessner, Jonas Michaelsen, Sebastian Heindl und Alexander Arkona C horlager zur Begrüßung der Neuen Knaben verstärken zukünftig den Thomanerchor Die Sänger des Thomanerchores Leipzig kommen und gehen mit einer gewissen Regelmäßigkeit in jedem Jahr. In der vergangenen Ausgabe stellten wir kurz die abgehenden Abiturienten vor. In dieser Ausgabe freuen wir uns, die neuen Knaben namentlich anzukündigen. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres wurden insgesamt 14 Knaben neu in den Thomanerchor Leipzig aufgenommen. Sie erwartet eine interessante und unvergessliche Zeit: Schüler der Klasse 5TM sind ab diesem Jahr Sebastian Heindl und Ludwig Rucker aus Leipzig sowie Josef Schleitzer aus Hamburg. Alexander Arkona, Vincent Berger, Martin Lessner, Jonas Michaelsen, Aaron Müller, Maximilian Müller und Jacob Renner aus Leipzig gehören seit August 2008 zur Klasse 4TM, ebenso wie Friedemann Meinhardt aus Schulpforta, Marian Jenke aus Brandenburg sowie Felix Wege und Jakob Wetzig aus Halle. Die Kinder aus Leipzig besuchten fast alle über drei Jahre die Vorbereitungsklassen des Thomanerchores. Chorlager in Schierke In Zusammenhang mit der Neuaufnahme zukünftiger Thomaner steht die Chorlager-Tradition. Am Beginn des neuen Schuljahres fuhr der Thomanerchor Leipzig diesmal in den Kurort Schierke im Harz. Herzlich begrüßt wurden dabei die neu aufgenommenen Thomaner, die sich bei Spielen, Wanderungen, Grillabenden und bei ersten Proben gleich sehr gut in den Chor integriert haben. Zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Thomanerchores Leipzig begleiteten diese Saisoneröffnung. Ein erster kleiner Auftritt schloss das Chorlager ab: Die Thomaner gestalteten die Kirchenmusik im Gottesdienst in der sehr gut besuchten Kirche von Schierke. Das Chorlager führte die alten und neuen Thomaner mit ihren Betreuern in diesem Jahr in den Kurort Schierke im Harz. 19 20 MUSIKER IN LEIPZIG F Bronzebüste des Bildhauers Walter Arnold aus dem Jahr 1947. FELIX MENDELSSOHN BAR THOLDY 1809 am 3. Februar in Hamburg geboren 1821 erster Besuch bei Goethe in Weimar 1827 Immatrikulation an der Berliner Universität 1829 Wiederaufführung von Bachs Matthäus-Passion in der Berliner Singakademie unter Mendelssohns Leitung 1830 Antritt der großen Reise nach Italien 1835 Berufung als Musikdirektor der Gewandhauskonzerte in Leipzig 1843 Gründung des ersten deutschen Konservatoriums der Musik in Leipzig 1841 Ernennung zum Königlich Preußischen Kapellmeister 1847 am 4. November stirbt Mendelssohn in Leipzig elix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) Denkmäler des Komponisten in der Stadt Leipzig Musiker in Leipzig – wollte man dieses Kapitel schreiben, käme man an Felix Mendelssohn Bartholdy nicht vorbei. Im Jubiläumsjahr 2009 gäbe es viele Facetten im Leben dieses bis weit in das 20. Jahrhundert umstrittenen Komponisten, die zu betrachten es sich lohnen würde. Doch weder die bemerkenswerte Tatsache, dass Mendelssohn einer zum Christentum konvertierten jüdischen Familie angehört hat und später ein herausragender Komponist kirchlicher Musik geworden ist, noch seine oft unterschätzte Rolle als Musiker, der deutsch nationalen Anfeindungen ausgesetzt war und dessen Werk lange darunter litt, auf den Hochzeitsmarsch reduziert zu werden, soll hier eine Rolle spielen. Es soll vielmehr eine kleine Übersicht gewagt werden über das Erinnern an Mendelssohn im öffentlichen Raum Leipzigs. Denn spätestens nach der brutalen Entfernung des 1892 nach Entwürfen von Moritz Stein vor dem alten Gewandhaus aufgestellten MendelssohnDenkmals am 9. November 1936 aus antisemitischen Ressentiments durch die Nationalsozialisten war die Frage nach dem Verbleib von Mendelssohn im Gedächtnis der Leipziger offen gestellt worden. Freilich blieb er auch während der Nazizeit in Leipzig präsent, versteckt, doch unübersehbar: Das alte Bach-Denkmal, einst von ihm gestiftet, musste den Wissenden daran erinnern, dass zwar die Musik Mendelssohns verboten war (das Gewandhausorchester hatte von 1934 bis 1945 kein einziges Werk aus seiner Feder im Programm), er aber als derjenige, der den auch von den Nazis in Anspruch genommenen Johann Sebastian Bach wieder aus dem Vergessen geführt hat, nachhaltig wirkend geblieben ist. Schon am 2. Oktober 1946 wurde vor der notdürftig gesicherten Ruine des alten Gewandhauses, das 1944 schwer durch Bomben beschädigt worden war, ein schlichter Naturstein mit den Lebensdaten Mendelssohns an die Stelle des alten Denkmals gesetzt. Auf Bemühen des damaligen Rektors der Leipziger Musikhochschule, die nach der Nazizeit wieder nach Mendelssohn benannt wurde und bis auf den heutigen Tag so heißt, wurde die Interimslösung durch eine auf einem Kalksteinsockel ruhende Bronzebüste des Bildhauers Walter Arnold ersetzt. Am 4. November 1947, zu Mendelssohns 100. Geburtstag, enthüllte Oberbürgermeister Erich Zeigner das Denkmal, an dem später die zentralen Mendelssohn-Ehrungen der Stadt Leipzig stattfanden. Aufgrund des nach 1950 nicht weiter verfolgten Wiederaufbaus des alten Gewandhauses und der ruinösen Hintergrundwirkung des nur notdürftig gesicherten Gebäudes wurde das Denkmal 1967 in die Fritz-von-Harck-Anlagen umgesetzt. Mit der Neugestaltung des Areals zwischen dem Reichsgerichtsgebäude und der Bibliotheka Albertina kehrte das Denkmal nach der Wende wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück. Es sollte dann bis zum zum 250-jährigen Jubiläum des Gewandhausorchesters am 10. März 1993 dauern, bis ein Vorschlag des Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur aus den 1980er Jahren zur Umsetzung gelangte, der analog des bis zum Jahre 1936 existenten Denkmals vor dem 1981 am Augustusplatz errichteten neuen Gewandhauses einen Ort der Erinnerung an Felix Mendelssohn Auftragswerk der Stadt Leipzig 1992: 2,60 Meter hohe Plastik des Künstlers Joachim Jastram. MUSIKER IN LEIPZIG 1997 schuf der Leipziger Bildhauer Felix Ludwig eine Bronzebüste, die im Garten des Mendelssohn-Hauses zu sehen ist. Bartholdy schaffen wollte. Im Juni 1989 begonnen, ging das Projekt schließlich in den Wirren der Wendezeit unter und konnte nur durch die Beharrlichkeit Masurs und der Gewandhausleitung wieder auf die Agenda der Jahre 1990/91 gebracht werden. 1992 schließlich beauftragte der Rat der Stadt Leipzig den Künstler Joachim Jastram per Werkvertrag damit, eine figürliche Plastik Mendelssohns zu schaffen. Das 2,60 Meter hohe Denkmal war das erste, das die Stadt Leipzig nach der Wende in Auftrag gab. Es fand seinen Standort rechts vom Haupteingang des Gewandhauses, wurde aber 2003 in den Innenraum des Mendelssohn-Foyers um gesetzt. Zwei Anlässe waren es schließlich, die ein weiteres Mendelssohn-Denkmal innerhalb Leipzigs möglich machten: der 150. Todestag 1997 sowie die Übergabe seines Wohn- und Sterbehauses in der Goldschmidtstraße an die Öffentlichkeit. Dieses Haus, das auf Initiative Kurt Masurs von der Stadt Leipzig und dem Freistaat Sachsen restauriert wurde, beherbergt bis heute unter anderem das MendelssohnMuseum mit einem rege bespielten Musiksalon sowie das musikwissenschaftliche Institut der Universität Leipzig. Auf Veranlassung der Internationalen MendelssohnStiftung schuf dafür der Leipziger Bild hauer Felix Ludwig eine Bronzebüste, die im Garten des Hauses zu sehen ist. Ebenfalls zum 150. Todestag trug die Thomasgemeinde eine historische Bringschuld ab: Da 1889 der »Deutsche Reform-Verein« gegen die Anbringung eines Mendelssohn gewidmeten Gedächtnisfensters erfolgreich seine Stimme erhoben hatte, weihte man in einer Form später Wiedergutmachung ein von Hans Gottfried von Stockhausen geschaffenes Gedächtnisfenster ein, das sich harmonisch in die Reihe der an Bach und Luther erinnernden Fenster einfügt. Hiermit wurde, ungeachtet der bis dato errichteten Denkmäler, erstmals »eine Würdigung Mendelssohns in seiner Bedeutung für die Kirchenmusik im allgemeinen und die Musik Johann Sebastian Bachs im besonderen« (Martin Petzoldt) geleistet. Der bislang letzte Akt wurde im Oktober 2008 geschrieben: Auf dem Promenadenring vor der Thomaskirche wurde eine Reproduktion des 1936 zerstörten MendelssohnDenkmals enthüllt, die das alte und neue Bach-Denkmal in beeindruckender Weise ergänzt. Sie ist wohl das sichtbarste Zeichen der Wiedergutmachung, das Mendelssohn in Leipzigs Öffentlichkeit zuteilgeworden ist. Es steht aber auch für den langen Weg den es brauchte, bis Mendelssohn als das anerkannt werden konnte, was er ist: der neben Bach bedeutendste Musiker, den Leipzig in seinen Mauern heimisch wissen durfte. Patrick Grahl Der Thomanerchor Leipzig umrahmte die feierliche Einweihung des neuen Denkmals im Oktober 2008. Die originalgetreue Kopie der einstigen Bronzestatue von Werner Stein steht gegenüber des Haupteingangs der Thomaskirche. HC D T I P P H Der Thomanerchor Leipzig und das Gewandhausorchester unter Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller musizieren auf einer neuen CD sakrale Raritäten des Leipziger Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Zum 200. Geburtstag ist diese Einspielung mit Psalmen und Motetten sowie dem Fragment des Christus-Oratoriums op. 97 erschienen. Die Aufnahme ist erhältlich bei www.rondeau.de, Bestellnummer ROP4029. 21 22 FORUM THOMANUM HÖH EPU N KTE DES F O R U M T H O M A N U M TAG E S MON TAG , 15 . J U N I 2 0 0 9 9:30 Uhr Mette in der Lutherkirche 11:00–17:00 Uhr Führungen, Musik, Diskussionen und Kinderfest auf dem Campus 18:00 Uhr Benefizkonzert Werke von Johann Sebastian Bach und Max Reger Gotthold Schwarz, Bariton Siegfried Pank, Viola da gamba Michaela Hasselt, Orgel und Cembalo Karten sind im Thomasshop, in der Musikalienhandlung Oelsner und allen Ticket Online Vorverkaufsstellen erhältlich. Ausführliche Informationen zum Forum Thomanum Tag im Veranstaltungskalender auf Seite 13. Gemeinsam gehen Annette Neuweiler-Hahm und Rolf Ahrendt die zukünftigen Projekte des Forum Thomanums an. Seit März 2009 ist Ahrendt hauptamtlicher Geschäftsführer des Vereins. F orum Thomanum entwickelt sich weiter Grundschule und Jugendmusikakademie als neue Module bis 2012 Mit der Eröffnung der Kindertagesstätte des Forum Thomanum e.V., und mit der Renovierung der Villa Thomana im Juni 2008 ist eine wichtige Etappe auf dem Weg zum musikalischen Bildungscampus Forum Thomanum geschafft. Nun stehen zum einen dem Thomanerchor Leipzig zusätzliche und dringend benötigte Räumlichkeiten zur Ver fügung, die auch von der Thomasschule und der Kita genutzt werden können. Zum anderen ist mit der musikalisch und sprachlich ausgerichteten Kindertagesstätte der erste Baustein gelegt für das durchgängig musikalische und sprachliche Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche im Alter von drei Jahren bis zum Abitur. Dieser verheißungsvolle Beginn lässt uns hoffen, bis zum Jubiläumsjahr 2012 (800 Jahre Thomaskirche, Thomanerchor Leipzig und Thomasschule) die anderen Module des Forum Thomanum fertig stellen zu können: die Grundschule und die Jugendmusikakademie. Dafür sind folgende Baumaßnahmen nötig: die Renovierung des Gemeindehauses in der Schreberstraße 3–5, der Bau der Grundschule sowie der Bau eines Hotels mit Jugendhostel auf dem Grundstück Schreberstraße 8–10. Dieses konnte bereits im Oktober 2008 ersteigert werden. Darüber hinaus ist die Renovierung der Lutherkirche geplant und die Anlage einer verkehrsberuhigten Zone auf dem Campus. Die Stadt Leipzig wird in diesem Zeitraum das Alumnat des Thomanerchores grundlegend renovieren und einen Versorgungstrakt/Mensa für das Forum Thomanum bauen. Der Umfang der nächsten Schritte zeigt, dass die Zeit bis 2012 knapp bemessen ist. Darum hofft der Verein Forum Thomanum Leipzig in diesem Jahr die Stiftung gründen und dafür so viel Kapital akquirieren zu können, damit die Finanzierung der Projekte gewährleistet ist. Forum Thomanum jetzt mit hauptamtlichem Geschäftsführer Dank einer besonderen Förderung durch die Stadt Leipzig ist es dem Forum Thomanum möglich, seine Geschäftsstelle personell auszubauen. So ist seit März 2009 neben Annette Neuweiler-Hahm, die die Geschäftsstelle des Forum Thomanum seit 2004 führt, Rolf Ahrendt als Geschäftsführer des Forum Thomanum tätig. Zu seinen Aufgaben gehört, ausreichend Geld zu akquirieren, die Baumaßnahmen zu koordinieren und die konzeptionelle Arbeit voranzutreiben. Ahrendt unterstützt seit dem Jahr 2004 den Forum Thomanum Leipzig e.V. und ist seit Herbst 2007 als Vorstandsmitglied tätig. Ahrendt ist Diplomkaufmann und war als Prokurist und Qualitätsmanager mit Führungserfahrung im Kreditgeschäft einer deutschen Großbank in Leipzig tätig. Nebenberufl ich unterrichtet er als Dozent für Betriebswirtschaftslehre an Fachhochschulen und Berufsakademien. I N F OR M AT ION E N U N T E R H forum thomanum Leipzig e.V. Thomaskirchhof 18 04109 Leipzig Telefon 03 41-22 22 42 60 info@forum-thomanum.de www.forum-thomanum.de FÖRDERKREIS Dr. Michael Kampf eröffnete den Weihnachtsempfang in der Villa Thomana. Zu Beginn des Jahres konnte ein neues Spielzimmer für die jungen Thomaner eingerichtet werden. D er Förderkreis aktiv Auch in den vergangenen Monaten haben folgende Mitglieder und Freunde des Thomanerchores Leipzig die Arbeit des Förderkreises mit Spenden unterstützt: Elfe Anders Günther Baden-Rühlmann Juliane Baumbach Georg Christoph Biller Raimund Buchardi Commerzbank AG Leipzig Commerzbank Stiftung Frankfurt Friedrich Dickmann Stefan Dräger Thoralf Egert Brigitte Ender Gottfried Enders Dr. Steffi Enders Susanne Helga und Heinfried Fromm Dr. Gertraude Fuchs Christoph Funke Claudius Gottfried Gabriel Anneliese Göhde Magda Graul Finken Dr. Christian Günther Bettine und Dietrich Hagel Werner Haeseler Günther Hatzsch Dr. Thomas Heindl Heiko Held Dr. Sabine Herden Torsten Heyer Wilhelm Hock Dr. Christoph Hohlfeld Hans-Georg Holthausen Barbara und Egon Kasper Rolf Kattner Bernd Kemnitz Christoph Ketscher Robert Kette Prof. Dr. Reinhard Kirmse Sigrid und Walter Klaus Dr. Maria Kleinhempel Christiane Klünder Anne und Holger Klevenow Klaus Kottmeier Cäcilia Krämer Dr. Michael Kretzschmar Dorothee und Harald Ladewig Ilse Lederer Katharina und Dr. Klaus Lindner Inge Metzschke Bringfriede und Andreas Nestler Brigitte Nordt Gerald Padrubin Ernst Petzold Dr. Jörg Plester Birgit Plier Michael Quenzel Lucia und Thomas Reinecke Horst Reinicke Elisabeth und Rudolf Richter Michael Rosenthal Marlies und Dietrich Rossmann Dr. Hadwig Röpke und Prof. Dr. Röpke Sächsischer Lehrerverband Dr. Ulrike Schmalfuß Friedemann Schmidt Karla und Dr. Rainer Schmidt Barbara Iffert-Schmücker und Hermann Schmücker Sonja und Hansjörg Schönert Rose-Helen Schubotz Anne-Monika Sommer-Bloch Oswald Sonntag Andreas Stammkötter Michael Steppes Antje Stolle Dr. Hans Strathus Dr. Hans-Georg Strauß Marlene Tanklejew Prof. Dr. Gerhard Taubert Martina und Norbert Teuerle Volksbank Leipzig e. G. Dr. Klaus Vogel Daniel Voigt Sigrid und Klaus Walther Prof. Dr. Arved Weimann Heike Will Edelgard Woidek Christian Wolff Stefanie und Rolf Zimmermann Der Förderkreis Thomanerchor e.V. dankt ebenfalls den »CD Spendern« anlässlich des Weihnachtsempfanges und auf anderen Veranstaltungen. Thomas Beinke Gabriele und Rainmund Burchardi Stefan Dräger Der Förderkreis Thomanerchor e.V. begrüßt seine neuen Mitglieder: Uta Engel Oliver Günther Dr. Thomas Heindl Ralf Hess Prof. Dr. Angelika Hoffmann-Maxis Heribert Hofner Gerlinde Huber Barbara Christoph Ketscher Christiane Klünder Cäcilia Krämer Andreas Lau Andreas Nestler Prof. Dr. Christiane Neveling und Egon Kasper Barbara und Dr. Fritz Plümer Hans Richter Dr. Ulrike Schmalfuß Kerstin Scholz Dr. Sonja Schubert Dr. Hans-Georg Strauß Dr. Christiane Wolfram Tauscher Ines Thomalla Dorothea Tschubert Niels-Hendrik Viehmeister Daniel Voigt Denis Wege Prof. Dr. Arved Taege Dres. Anne-Kathrin und Michael Wetzig Prof. Dr. Steffen Wilsdorf Heinz Windisch Lorenz Wolff Elisabeth und Gerhard Wunderlich Weimann Neues Spielzimmer für Thomaner Mit dem Beginn des neuen Jahres steht den Thomanern im Alumnat des Thomanerchores Leipzig ein neu eingerichtetes Spielzimmer zur Ver fügung. Der Raum wurde im Alumnat frei, da die Vorbereitungsklasse neue Räume in der Villa Thomana bezogen hat. Der Thomanerbund Leipzig und der Förderkreis Thomanerchor fi nanzierten die Einrichtung. Weihnachtsempfang Im Anschluss an das traditionelle Weihnachtsliedersingen des Thomanerchores Leipzig fand am 20. Dezember 2008 in der Villa Thomana der weihnachtliche Empfang des Förderkreises Thomanerchor e. V. statt. Zahlreiche Freundinnen und Freunde des Chores, Förderer und Sponsoren genossen die entspannte Atmosphäre in den historischen Räumen der frisch sanierten Villa, das Buffet und die musikalischen Darbietungen der Thomaner und des Ensembles Nobiles. Ein Grußwort sprach der langjährige Vorsitzende des Kuratoriums der CommerzbankStiftung, Dr. Martin Kohlhaussen, der ein besonderer Förderer des Thomanerchores Leipzig ist. Stand auf dem Weihnachtsmarkt Der Leipziger Weihnachtsmarkt 2008 bot auch für den Förderkreis eine wichtige Neuerung: einen eigenen Stand. Er befand sich in der Marktgalerie und wurde von ehemaligen Thomanern und der Firma Rondeau Production betreut. Sie informierten die Weihnachtsmarktbesucher über die Aktivitäten des Thomanerchores und seines Förderkreises. In einem Preisrätsel konnten Karten für den Weihnachtsliederabend beziehungsweise die Aufführung der Matthäus-Passion zum Bachfest 2009 in der Thomaskirche gewonnen werden. Der Andrang war groß, gerade das Preisrätsel erfreute sich großer Beliebtheit. Es konnten besonders an den Wochenenden neue Mitglieder für den Förderkreis gewonnen werden. Höhepunkte bildeten die Auftritte der Thomaneranwärter und des Ensembles Thios Omilos, das aus ehemaligen Thomanern besteht. I N F OR M AT ION E N U N T E R H Förderkreis Thomanerchor Leipzig e.V. Hillerstraße 8 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 83 93 53 info@foerderkreis-thomanerchor.de www.foerderkreis-thomanerchor.de 23 24 ZU GUTER LETZT IMPRESSUM HERAUSGEBER FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG E.V. FORUM THOMANUM LEIPZIG E.V. STIFTUNG THOMANERCHOR THOMANERCHOR LEIPZIG FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG N E U E H OMEPAGE DES FÖ RD E RKRE IS E S Im April konnte die neue Homepage des Förderkreises freigeschaltet werden. Gestaltet hat sie Alexander Süß, ein ehemaliger Thomaner. Die Homepage bietet eine Fülle an Informationen über den Förderkreis und seine vielfältigen Aufgaben. So kann man sich über die in den letzten Jahren geförderten Projekte informieren, in die aktuellen CDs des Förderkreises hineinhören, das Thomaner-Journal online lesen und die Vorstandsmitglieder kennenlernen. Natürlich ist es auch möglich, Mitglied im Förderkreis zu werden. Eine Rubrik »Aktuelles« rundet die neue Homepage ab. www.foerderkreis-thomanerchor.de V ER ST Ä R K U N G B EI M THO MANE RCHO R-TE AM Seit diesem Schuljahr verstärken die Sozialpädagogin Suzanne Jentzsch und der Erziehungswissenschaftler Gerald Rolle das Pädagogenteam des Thomanerchores Leipzig. Suzanne Jentzsch war als Jugendliche im Leistungssport als Schwimmerin aktiv und studierte in Leipzig Sozialpädagogik und Sportwissenschaften. Gerald Rolle war vor seiner Tätigkeit beim Thomanerchor unter anderem als Museumspädagoge im Leipziger Bildermuseum tätig. Seinen Magister-Titel erwarb er an der Universität Leipzig. Hillerstraße 8, 04109 Leipzig Dr. Michael Kampf Vorsitzender des Förderkreises Telefon und Telefax 03 41-9 83 93 53 info@foerderkreis-thomanerchor.de www.foerderkreis-thomanerchor.de Interessenten können dem Förderkreis Thomanerchor Leipzig e.V. beitreten oder die Arbeit des Vereins mit einer Spende unterstützen: Bankverbindung: »Spende für Förderkreis Thomanerchor e.V.« Commerzbank Leipzig: Konto: 115 800 501, BLZ: 860 400 00 Verwendungszweck: Spende FOR UM THOMANUM LEIPZIG Thomaskirchhof 18, 04109 Leipzig Annette Neuweiler-Hahm Telefon 03 41-22 22 42 60 Telefax 03 41-22 22 42 65 info@forum-thomanum.de www.forum-thomanum.de Interessenten können dem Forum Thomanum Leipzig e.V. beitreten oder die Arbeit des Vereins mit einer Spende unterstützen: Bankverbindung: Sparkasse Leipzig Konto: 1 002 012 100, BLZ: 860 555 92 STIFTUNG THOMANERCHOR Hillerstraße 8, 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 84 42-0 Telefax 03 41-9 84 42-23 www.thomanerchor.de THOMANERCHOR LEIPZIG Hillerstraße 8, 04109 Leipzig Telefon 03 41-9 84 42-11 Telefax 03 41-9 84 42-41 www.thomanerchor.de HERSTELLUNG Rondeau Production GmbH Katharinenstraße 23, 04109 Leipzig Telefon 0800-7 66 33 28 [0800-RONDEAU] Telefax 0180-3-7 66 33 28 [0180-F-RONDEAU] www.rondeau.de REDAKTION Dr. Stefan Altner, Teres Feiertag, Patrick Grahl, Frank Hallmann, Sascha Hille, Dr. Michael Kampf, Uta-Maria Thiele, Roland Weise GESTALTUNG Oberberg · Seyde und Partner: Lurette Seyde, Leila Tabassomi DAS NEU E M END ELSSO H N- PO R TA L Die Thomaskirche benannte das bisherige Westportal der Thomaskirche zu Leipzig auf Vorschlag aus dem Thomanerchor Leipzig in »Mendelssohn-Portal« um. Thomaskantor Georg Christoph Biller und Pfarrer Christian Wolff enthüllten am 3. Februar 2009, dem 200. Geburtstag Felix Mendelssohn Bartholdys, die Tafel mit dem Schriftzug »Mendelssohn-Portal«. Zahlreiche Leipziger Bürger, Vertreter der Stadtverwaltung und der Landeskirche wohnten dem Festakt bei. Mendelssohn hatte einige Jahre auf der Westseite der Thomaskirche gewohnt und das erste Leipziger Bach-Denkmal gestiftet. Redaktionsschluss: 20. April 2009 B i l d n achweis: Roland Weise S. 1, 4, 5, 7–9, 19, 21 (u. r.), 23, 24; Andreas Birkigt S. 11 (o. r.); Matthias Knoch S. 11; Mendelssohn-Haus Leipzig S. 15; Internationale Bachakademie Stuttgart/Jürgen Hartmann S. 16, 18 (l. u.)