März 2003

Transcription

März 2003
an.schläge03/2003
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN märz
thema
grenzenlos
Andere Länder – andere Feminismen. Ein Blick
über den Tellerrand anlässlich des 8. März
interviews
aussondiert
Für und Wider schwarz-grüne Verhandlungen.
Realpolitik ist wahrlich kein Honiglecken
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
an.schläge
an.spruch
Aliens in Alliance
Es ist höchste Zeit für eine Allianz der Ausgegrenzten
05
koalition.verhandlungen
Darf das sein?
Elisabeth Holzer und Jutta Sander zu Schwarz-Grün
08
interview
„Bis zum Umfallen“
auf.takt
politik
Madeleine Petrovic zum Scheitern der Koalitionsverhandlungen
10
an.sage
Arme Männer?
Stellungnahmen zur Männerstudie 2002
24
feminismen.lateinamerika
Macht der Definition
Frauen am Kontinent der Machos sind schon lange in Bewegung
14
feminismen.islam
„Feminismus wurde vereinnahmt“
forum
thema
Shehar Bano Khan im Interview über islamischen Feminismus
16
feminismen.afrika
Im Süden viel Neues
Feministische Bewegungen sind in Afrika sehr lebendig
18
forum.wissenschaft
Sein’s net so!
Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz gilt oft als unglaubwürdig
22
arbeit
arbeitslos
Ohne Arbeit – ohne Geld?
Die Grundzüge des novellierten Arbeitslosenversicherungsgesetzes
28
rechte.frauen
Frigga und die Walküren
Auch Frauen haben in der männlich dominierten rechten Szene Platz
32
graz2003
Frauen in Bewegung
WOMENT! erobert die Kulturhauptstadt Europas für sich
34
film
Frida – Viva la Vida
Das Leben der mexikanischen Mahlerin Frida Kahlo wurde verfilmt
36
an.klang
Belebende Töne
Der passende Soundtrack für den heiß erwarteten Frühlingsbeginn
38
ge.sehen
kultur
Schön langsam wurde es ja schon langweilig,
aber in der Endproduktion zur aktuellen MärzAusgabe haben uns die innenpolitischen Ereignisse dann doch beinahe überrollt.
Erst traten die Grünen in Verhandlungen mit der
ÖVP ein, um dann doch noch zu scheitern. Und
dann, einen Tag bevor die Zeitung in die Druckerei
geht erfahren wir, dass wir höchstwahrscheinlich
wieder dieselbe Regierung bekommen werden,
die vor einem halben Jahr zu Neuwahlen geführt
hatte, weil sie nicht mehr miteinander konnten.
Die rasante Entwicklung der Innenpolitik spiegelt
sich auch in dieser Ausgabe wider. So könnt ihr
Interviews mit zwei Grünen Frauen lesen, die
noch darüber diskutierten, ob die schwarz-grünen Regierungsverhandlungen überhaupt gerechtfertigt seien (ab Seite 8). Als dann die Verhandlungen scheiterten, schafften wir es – stets
um Aktualität bemüht – tatsächlich noch ein Interview mit (einer noch etwas gezeichneten)
Madeleine Petrovic zu bekommen, um mehr über
die Hintergründe des Scheiterns zu erfahren
(ab Seite 10).
Den Internationalen Frauentag am 8. März haben wir zum Anlass genommen, um uns feministische Bewegungen in anderen Ländern genauer anzusehen. Das Thema widmet sich auf sechs
Seiten den Feminismen in Afrika, Lateinamerika
und in Pakistan (ab Seite 14).
So wie auf der Regierungsbank blieb auch in
der an.schläge-Redaktion alles beim alten. Heidi
Kolm war auch im Februar Praktikantin und wir
suchen immer noch nach einer engagierten
Anzeigenkontakterin! Bewerbungen werden jederzeit entgegengenommen.
Eure an.schläge
TV ohne Frau
Die neue Frauenschiene auf TW1 im Check
42
an.an.schläge
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
Betreff: Jahresplanerin 2003
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege .at
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Übersichtlicher durchs Jahr!
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination, Buchhaltung), Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Koordination, Abos), Kerstin Kellermann/kek, Helga Pankratz/ pan
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plus.minus: Helga Pankratz
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Fotos: an.schläge-Archiv, Christel Becker-Rau, Magdalena
Blaszczuk, Michaela Bruckmüller, Buena Vista Int., Bunte
Zeitung, Dreier/Ursprung, Gabi Horak, Evelyn Rois,
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägemärz 2003
Hallo ihr fleißigen & kreativen Kreaturen!
Mal ein großes Lob an eure Projekte &
vielen Dank, dass es euch gibt! Ich
war etwas-bis-ziemlich frustriert,
dass es keine „Erfolgsplanerin“ im
Jännerheft gegeben hat. Mit diesem
superübersichtlichen Kalender hab
ich mich – übersichtlicher als die Jahre zuvor – durchs Jahr 2002 „gesichtet“ & finde bereits, dass mir dies
Ding schon sehr fehlt. War denn etwa
für das Jahr 2003 gar keine „Erfolgsplanerin“ geplant? Oder war gerade
in dem Heft, das ich kaufte, keine „Erfolgsplanerin“ dabei – rausgerutscht
oder so? Ich würde mich sehr freuen,
wenn ihr mir verraten könntet, wohin
ich laufen müsste, um mir so eine
„Kalendra“ zu kaufen? Vielen Dank im
Voraus für etwaige Tipps & alles Gute
für 2003
Marion Wister
Liebe Marion,
die „Kulturplanerin 2003“ war in der
Februar-Ausgabe der an.schläge beigelegt, sollte demnach bei jeder Leserin
spät aber doch angekommen sein.
Für die – mittlerweile liebgewordene
– Tradition zeichnet sich übrigens
nicht unsere Redaktion verantwortlich, sondern Gabriele Szekatsch (unsere ehemalige Comic-Zeichnerin!).
An sie kann frau sich auch für Nachschub wenden:
e-mail: alaska@t0.or.at, T. 01/402 26 35
Die Redaktion
Betrifft:„Mit stolzer Brust“ in an.schläge 2/03
Oberflächlich
Liebe an.schläge,
Ich habe euer Heft über meine Tochter in die Finger bekommen und bezeichne mich selber eigentlich nicht
als Feministin. Aber den Artikel zur
Brust habe sogar ich oberflächlich gefunden. Der hätte in der „Brigitte“
auch stehen können! Wo bleibt da die
kritische Information und wo der
„an.schlag“?
Maria
an.schläge werden gefördert von:
FRAUEN
BURO
MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Helga Pankratz
Aliens in Alliance
Am 13. Februar fand im „Depot“ in der Wiener Breitegasse eine gut besuchte Diskussion zum Thema „Antirassistische Allianzen“ statt. Das „Depot“, in dem
vor etwa einem Jahr auch schon eine an.schläge Präsentation stattgefunden hat, muss wegen Subventionsentzug seitens des Bundes schließen. Nach neun Jahren
„Depot“-Betrieb war Februar der letzte Veranstaltungsmonat,
und „Antirassistische Allianzen“ eine der letzten Vortragsund Diskussionsrunden, die dort dem Informations-Kahlschlag
des Main- und Malestream kleinweise aber beharrlich eine
Alternative entgegengesetzt haben. Auf dem Podium: Claudia Volgger von der feministischen Zeitschrift sic!, der Schriftsteller und Behindertenvertreter Erwin Riess, die Begründerin
einer Gruppe von und für Schwarze Jugendliche der 2. Generation in Österreich, Araba Evelyn Johnston-Arthur, und ich
für die Randgruppe der Lesben und Schwulen.
„Aliens in Alliance“, diese Worte waren mir im Kopf herum gegangen, während ich mich auf die Podiumsteilnahme
vorbereitete. Was hatten wir alle – MigrantInnen, Behinderte,
Schwarze, Frauen, Lesben, Schwule und Transgender – denn
gemeinsam, wenn nicht unsere jeweilige Betroffenheit von
gegen uns gerichteten Ausschlussmechanismen aus der „gesunden Volksgemeinschaft“, Betroffenheit von der bornierten
Ignoranz, mit der eine sich selbst männlich-weiss-reich und
hetero imaginierende „Mehrheits“-Klasse uns als „Terra Incognita“, als „das Andere“,„Abweichende“,„Fremde“ beschreibt
und „begutachtet“. Wir alle sind – auf jeweils spezifische Weise – „Aliens“ in den Augen der mainstreamigen Macht.
In „GegenRassismen“, einem der aktuellen österreichischen Bücher zu (Anti-)Rassismus (vgl. an.schläge 5/00, S.40:
„Rassismus ohne Rasse“) jedenfalls finde ich sämtliche gesellschaftliche Mechanismen akribisch genau beschrieben
und analysiert, die mich als LESBE betreffen, obwohl die Texte
fast ausschließlich dem perfiden Umgang von Wirtschaft
und Staat mit MigrantInnen gewidmet sind.
Doch „Aliens“ sind wir – MigrantInnen, Behinderte,
Schwarze, Frauen, Lesben, Schwule und Transgender – auch
für einander, in dem Ausmaß in dem wir die Ausgrenzungsmechanismen der Mehrheitskultur gegenüber anderen unterdrückten Gruppen von Menschen verinnerlicht haben. Es
würde mich wundern, wenn sämtliche heterosexuell lebende
Angehörige anderer unterdrückter Gruppen von der Vorstellung überhaupt nicht befremdet wären, sich mit „hässlichvermännlichten“ Lesben und „arschwackelnden und -fickenden“ Schwulen verbünden zu sollen. Genau so realistisch
schätze ich den Bewusstseinsstand in der Lesben- und Schwulenszene ein: Überheblicher Eurozentrismus ist an der Tagesordnung, wenn Lesben sich darüber unterhalten,„wie schrecklich rückständig“ zum Beispiel „der Islam“ sei und „wie gut es
uns hier“ im Vergleich doch gehe. Die Sexismen, die Schwule
so von sich geben können, im Brustton der Überzeugung,
dass es sich um wissenschaftlich gesicherte Wahrheiten
über „die Frauen“ handelt, sind auch nicht ohne!
„Aliens“ sind nämlich in hohem Maß auch Lesben und
Schwule für einander. Die Lesben- und Schwulen-Bewegung
selbst ist ein Beispiel für eine Allianz; mit allen Stärken und
Schwächen einer solchen. Die radikale und autonome Frauenbewegung scheint im Vergleich dazu viel mehr eine „natürliche Verbündete“ für lesbische Frauen zu sein. Sexuelle
Selbstbestimmung der Frau, wirtschaftliche Unabhängigkeit,
die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Befreiung
der Frau aus strikt nach heterosexuellem Muster gestrickten
Vorstellungen von „weiblicher Natur“ sind die unabdingbaren gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen für
das Entstehen einer Identität, die wir als „lesbisch“ zu bezeichnen pflegen.
Diese und noch sehr viel mehr Überlegungen habe ich
am 13. Feber dann in meinem Statement vorgetragen. Das
lebhafte Gespräch, das sich daraus entwickelte, zeigte viele
Berührungspunkte mit Positionen, die VertreterInnen der
Black Community einbrachten. Vor allem Araba JohnstonArthurs Betonung der Notwendigkeit, gesellschaftliche Machtund Unterdrückungsverhältnisse immer wieder offen zu benennen, wirkte wie eine repolitisierende Kraftnahrung für
unsere vom pausenlos auf uns niederplätschernden neoliberalen Wischiwaschi weichgespülten Gehirnwindungen.
Für eine Schwarze UND Feministische UND Lesbisch-Schwule Kritik an den „traditionellen“ Denkmustern des Eurozentrismus, Androzentrismus und Heterozentrismus ist es
höchste Zeit.
❚
märz 2003an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r
wiedereröffnung
Cheers!
Nach erfolgreich abgeschlossenem Umbau eröffnet das Veranstaltungszentrum ega in Wien erneut seine Pforten. 1993 von der damals amtierenden Wiener Frauenstadträtin Renate Brauner gegründet, sollte
es Raum für Initiativen und Diskussionen bieten, sowie Möglichkeiten
zur Weiterbildung offerieren. Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, meldet sich das ega nun mit einem großen Fest zurück. Ab 17 Uhr
und bei freiem Eintritt wird anlässlich der Wiedereröffnung und des
10jährigen Geburtstages gefeiert. Schließlich will sich das ega auch
in Zukunft nicht vergessen wissen: Das Veranstaltungsangebot wie
auch das ständig erweiterte Seminarangebot lassen Spannendes erwarten. ajb
konferenz
Weitere Informationen: ega, Windmühlgasse 26, 1060 Wien, e-mail: egaoffice@.or.at; http://www.ega.or.at
Arbeit macht krank
Arme sind doppelt so oft krank wie Nicht-Arme. Gesundheit hängt stark
von sozialen Faktoren ab. Wie sieht die Gesundheitssituation von Wohnungslosen, MigrantInnen, Areitslosen oder benachteiligten Frauen in
Österreich aus? Beschönigende Begriffe wie „Eigenvorsorge“, „Selbstverantwortung“, „Empowerment“ sind nicht zufällig gerade in Zeiten der
Privatisierung sozialer Dienstleistungen zu Modewörtern avanciert. Die
Verabschiedung vom Staat aus seiner sozialen Verantwortung und ihre
Folgen sind Thema der Fünften Österreichischen Armutskonferenz. In
diesem Rahmen findet auch die Frauen-Vor!-Konferenz statt, ein Vernetzungstreffen, bei dem aktuelle frauenpolitische Entwicklungen analysiert und feministische Alternativen diskutiert werden sollen – gerade
in Hinblick auf die aktuellen GATS-Verhandlungen. Kinderbetreuung
wird angeboten. keck
Österreichische Armutskonferenz: 20. – 21.3.03, Bildungshaus St.Virgil, Salzburg.
Frauen-Vor!-Konferenz: 19.3. 19h, 20.3. 9h Infos: T. 01/ 402 69 44, email: office@armutskonferenz.at;
Anmeldung: T. 0662/65 901, email: office@virgil.salzburg.at
plus.minus
auflösung
Drei Jahre WiderstandsRat
Nachdem der von autonomen Lesben gegründete WiderstandsRat
im Februar 2000 seine Arbeit aufgenommen hatte, gibt er nun seine
Auflösung bekannt. Drei Jahre lang hatte man sich mit autonomen,
feministischen Strategien gegen die schwarz-blaue Regierung beschäftigt. Themen wie Transgender, Sexismus, Wahlrecht für Migrantinnen
oder die Arbeitsmarktpolitik standen im Mittelpunkt der Diskussionen. Auch an Demos oder dem feministischen Widerstandskongress
nahmen die Mitglieder des Rates teil. Ob andere die Idee des Widerstandsrates wieder aufgreifen, bleibt ungewiss. Aber schließlich freut
frau sich über alle feministischen, antirassistischen oder sonst wie
gearteten widerständischen Aktivitäten, an denen es sich zu beteiligen lohnt... ajb
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
„Carina ist nicht sehr entzückt.“
Im Wiener Gratis-Blatt „U-Express“ überraschte am 12. Februar das Foto der Nackten auf Seite 3 mit folgendem Text: „Carina
ist nicht sehr entzückt. Sie sagt, die Texte
sind missglückt, mit denen sie wird kommentiert. Dafür die Dichterin sich sehr geniert.“ – Ob dieser Text irrtümlich in Druck
ging? Wie es der „Dichterin“ jetzt geht? –
Das Statement ist jedenfalls kein Grund
zum Genieren, sondern im Gegenteil: eher
entzückend.
06 an.schlägemärz 2003
Integration Alt
Emanzipation Neu
Heidemarie Unterreiner (FP)
Ingrid Korosec (VP)
„Homosexuelle Künstler“ seien in Wien eh schon
„sehr gut integriert und beliebt“, meinte FP-Kultursprecherin Heidemarie Unterreiner anlässlich
der Debatte über die Finanzierung des lesbischschwulen Kulturfestivals „Wien ist andersrum“
im Wiener Gemeinderat: Sie hätten die „Provokation“ eines Festivals wie „Wien ist andersrum“
gar nicht nötig, und sollten in ihrer Kunst die Homosexualität „nicht unbedingt herausstreichen“.
Dass lesbischen Künstlerinnen das homosexuelle
Element in ihren Werken tarnen und verschweigen sollen, was soll dieser alte Hut bitte für ein
Begriff von „Integration“ sein?! (-)
Mit „gender mainstreaming“ tut sich indes Ingrid Korosec hervor. Die Wiener Seniorensprecherin zog gegen SP-Finanzstadtrat Rieder wegen der Ungleichbehandlung von weiblichen
und männlichen Senioren durch die Wiener Linien zu Felde. Frauen können ab 60 Seniorenermäßigung in Anspruch nehmen, Männer erst
ab 65. Das sei eine untolerierbare Ungleichbehandlung. In der nachfeministischen Ära, in der
wir zweifellos leben, heißt „Gleichbehandlung“
mittlerweile: Jede konstatierbare oder konstruierbare Benachteiligung von Männern aufzuspüren und umgehend zu beseitigen. (-)
an.rissösterreich
seminar
besser zu früh…
…als zu spät. Jedes dritte Mädchen, jeder vierte Bub ist davon betroffen: sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist so verbreitet wie unsichtbar.
Der Verein Selbstlaut veranstaltet nun ein Seminar, das potenzielle Opfer
stärken und Erwachsenen das Gefühl der Ohnmacht nehmen soll. Die Konfrontation mit einem möglichen sexuellen Missbrauch kann hilflos machen,
Angst oder Aggression erzeugen und so zu überstürztem Handeln führen.
Wie können Kinder und Jugendliche bei diesem schwierigen Problem unterstützt und begleitet werden und welche Möglichkeiten bietet gerade die
Prävention? Aufmerksame Erwachsene und eine emanzipatorische Erziehungshaltung sind nach Meinung der Veranstalterinnen Lilly Axster und
Angelika Trabe Voraussetzung für eine Prävention. Nahe an der praktischen
Arbeit mit Mädchen und Buben werden in diesem Seminar auch Materialien für den Arbeitsalltag vorgestellt. Bald anmelden! keck
„Der Ohnmachtszwischenraum – Prävention als Handlungsstrategie“, am 29.April 2003, 14–18h im Verein Selbstlaut,
Berggasse 32/4, 1090 Wien. Infos und Anmeldung: T. 01/810 90 31, email: selbstlaut@telering.at; Eur 30,– Seminarbeitrag
weltfrauenkonferenz
an.ruf
Foto
kommt am
MONTAG
Claudia von Werlhof im Gespräch mit Gabi Horak
Jedes Feuer beginnt mit einem Fünkchen.
Sie waren beim Weltsozialforum Porto Alegre. Welche Erfahrungen haben Sie mitgenommen?
Ich habe auch an zwei „Vorkonferenzen“ teilgenommen. Etwa an einer
globalen Konferenz über Bildung in Zeiten des Neoliberalismus. Das
GATS-Abkommen wurde schärfstens angegriffen, denn die Erfahrung
zeigt, dass dann die Bildung qualitativ zurückfällt und emanzipatorische Inhalte ausgemerzt werden. Porto Alegre hat mir gezeigt, dass
die Jugend endlich ernst genommen werden will. Die Globalisierung
mit ihren neoliberalen Politiken, Kriegstreiberei, Naturzerstörung und
Menschenverachtung wird ohne wenn und aber abgelehnt.
Aufruf!
Kamen feministische Fragestellungen ausreichend vor?
Zunehmende Frauenverachtung und Frauenfeindlichkeit trotz vordergründiger Bekenntnisse zu Gender-Mainstreaming, die Schließung des österreichischen Frauenministeriums und die voranschreitende „Feminisierung“
der Armut zeigen nur zu deutlich: Es ist allerhöchste Zeit für eine 5.Weltfrauenkonferenz, bei der die Entwicklungen seit der letzten Konferenz in
Peking 1995 aus der Sicht von Frauen besprochen und überzeugende Gegenstrategien entwickelt werden. Da sich die meisten Regierungen einem
solchen Vorhaben gegenüber nicht sehr gewogen zeigen, sind Frauenbewegungen und NGO’s dabei, den Faden an frühere Konferenzen, die von 1975
bis 1995 viermal stattfanden, anzuknüpfen. Auch in Österreich setzt sich eine Gruppe für eine 5.Weltfrauenkonferenz im Jahr 2005 ein. Zum Beispiel
mit einer Aufforderung an Benita Ferrero-Waldner und Herbert Haupt sich
dafür einzusetzen, kann frau das Vorhaben tatkräftig unterstützen. DF
Infos:WIDE-Österreich, Berggasse 7, 1090 Wien, T. 01/317 40 31
wien ist andersrum
Aussetzer
Zunächst sah es so aus, als würde sich das „Festival der Verlockungen vom
anderen Ufer“ nicht mehr aus der Verschuldung retten können und endgültig zu Grabe getragen werden. Seit Schwarz-Blau an der Regierung ist, erhält „Wien ist andersrum“ keine Subventionen mehr vom Bund.Trotzdem
wurde das Festival nicht gestoppt, ein so wichtiges kulturpolitisches Event
durfte einfach nicht ausgehungert werden. Aber der Schuldenberg wuchs.
Nun sprang die Stadt Wien ein und der homophoben Stimmung in Österreich wird künftig wieder queer-Kultur entgegen gehalten werden können.
Zunächst müssen mit den Subventionen noch die Schulden beglichen werden, weshalb das Festival für ein Jahr ausgesetzt wird. Ab 2004 besteht die
Möglichkeit einer Dreijahres-Förderung durch die Stadt Wien.Wünschenswert wäre zudem eine höhere Dotierung, um das Festival professioneller zu
gestalten und international bekannt zu machen, und um noch deutlicher
zum Ausdruck zu bringen:Wir sind hier – ob euch das passt oder nicht! keck
Sie kamen in vielen Formen vor, waren aber nicht im Zentrum der Debatte. Die Organisatoren waren v.a. Männer, und es war deutlich, dass
Porto Alegre inzwischen politisch so bedeutsam geworden ist, dass
alle möglichen Institutionen da mitzumischen versuchen – und die
sind erfahrungsgemäß nicht feministisch gesinnt.
Wie brauchbar wäre „Gender“ im Kampf gegen neoliberale Strukturen?
Die weltweiten Bewegungen gegen den Neoliberalismus sind ja gerade von Frauen an der Basis begonnen worden! Daher sind auch die Alternativ-Bewegungen, wie sie seit 25 Jahren gerade im Süden entstehen, im wahrsten Sinne Frauenbewegungen! Das wird allerdings nach
außen hin nicht reflektiert. Inzwischen gibt es diverse Versuche „von
oben“, sich die Erfolge anzueignen. GATS wäre etwa der k.o.-Schlag
für sämtliche Errungenschaften der hiesigen Frauenbewegung. Der
Neoliberalismus nimmt den Frauen die Arbeitsplätze, lässt ihnen bestenfalls die Sklaverei und bürdet ihnen gleichzeitig eine um vieles
erweiterte Hausarbeit auf, weil der Sozialstaat in „private“ Dienstleistungen überführt wird, die sich kaum eine Frau wird leisten können.
Kann das Austrian Social Forum (ASF) eine langfristige Bewegung werden?
Das ASF ist absolut notwendig. Die Zustimmung wird umso größer, je
mehr Leute anfangen zu verstehen, dass Arbeitslosigkeit, Sozialabbau, Zunahme der Gewalt, Firmenzusammenbrüche Auswirkungen
des Neoliberalismus sind. Den internationalen Konzernen werden alle
Märkte, alle Investitionsmöglichkeiten, alle Chancen ALLEIN überlassen. Öffentlichkeit, Demokratie und nationales Kapital müssen weichen! Das ASF kann so langfristig sein wie der Neoliberalismus, denn
es wird einen „objektiven“ Bedarf danach geben.
Claudia von Werlhof ist Ordinaria f. Politisches System Österreichs a. d. Uni Innsbruck
märz 2003an.schläge 07
Fo t o s : P r i v a t ( l i ) , G a b i H o ra k ( r e )
politikkoalitionverhandlungen
Darf das sein?
Die Regierungsverhandlungen mit der ÖVP haben heftige interne Diskussionen bei den Grünen
ausgelöst. Zwei Bezirksvertreterinnen im Gespräch über ihre unterschiedlichen
Sichtweisen zu diesem Konflikt. Von Karin Eckert und Gabi Horak
an.schläge: Was sprach für die Auf-
links: Jutta Sander, Bezirksrätin
im 16. Wiener Gemeindebezirk
rechts: Elisabeth Holzer, Grüne Klubobfrau im 14. Wiener Gemeindebezirk
08 an.schlägemärz 2003
nahme von Koalitionsverhandlungen, was dagegen?
Elisabeth Holzer Ich bin 15 Jahre
bei den Grünen und habe viel Lebenszeit und Energie in diese Idee investiert. Deshalb denke ich, es ist jede
Chance wahrzunehmen, dass das, was
Grüne Politik bedeutet, noch mehr Leute verstehen. Und das passiert schon
durch die Verhandlungen. Deshalb hatte ich keinen Zweifel zu sagen: Verhandlungen auf jeden Fall. Sie sind eine
Chance aufzuzeigen, worum es gehen
könnte. Und: Was wäre die Alternative?
Blau-Schwarz kampflos das Feld zu
überlassen? Da bin ich dagegen – zu riskieren, dass das noch 4 Jahre weiter
läuft: Noch weniger Geld für Fraueninitiativen und vor allem noch mehr Weichenstellungen für viele viele Jahre. Zu erwarten, dass dadurch ein Leidensdruck
entsteht, der uns dann eventuell Stimmen bringt, ist schon sehr populistisch
und zynisch.
Was uns die Verhandlungen gebracht haben, ist eine Emanzipation
von der SPÖ. Das ist uns die ganze Zeit
schon auf den Wecker gegangen, dass
es so selbstverständlich war, dass wir
die Mehrheitsbringer sind.
Jutta Sander Ich kann mir bei den
verschiedenen Positionen und Gangarten der Parteien überhaupt nicht vorstellen, dass da ein Koalitionspapier
herauskommen kann, wo die Grünen
überhaupt noch drinnen stehen. Entweder hat man dann das Leiberl verkauft,
oder das ganze findet nicht statt. Gesundes Misstrauen ist hier angebracht.
Sorgen hab ich auch in der Praxis, denn
wenn man etwa ein Ministerium leitet,
verhandlungenkoalitionpolitik
muss man auch die BeamtInnenschaft
hinter sich bringen, man muss schauen,
wie kooperiert man mit der Wirtschaft.
Aber ich glaube schon, dass sich das
Image der Grünen durch eine Koalition
gerade am Land bessern würde. Ob
man als so kleiner Partner in einer Koalition wirklich Stimmen dazu gewinnen
könnte, weiß ich nicht. Die westlichen
Bundesländer denken pragmatischer:
Jetzt haben wir so lange gearbeitet und
jetzt wollen wir lieber selber ans Ruder,
bevor wir FPÖ oder SPÖ den Vortritt
lassen.
Ich bin übrigens der Meinung, dass
Verhandlungen mit der SPÖ keineswegs
leichter gegangen wären. Die haben
ganz andere parteiinterne Traditionen:
geradlinig, hart. Aber: die Parteiprogramme schauen anders aus. Da könnte ich
mir vorstellen, lässt sich eher etwas unterbringen, das auch gemeinsame Linie
hat; im Gegensatz zu dem, was ÖVP
und FPÖ in der letzten Regierung fabriziert haben.
In öffentlichen Aussendungen der
Grünen in letzter Zeit war des öfteren
von „Frauen- und Familienpolitik“ die Rede? Ist das symptomatisch?
Elisabeth Holzer Es ist klar, dass
Frauenpolitik auch innerhalb der Grünen nicht das Querschnittsthema ist,
wie wir uns das gerne vormachen. Die
Grünen sind ein Teil dieser Gesellschaft
und genauso patriarchalisch sozialisiert.
Gerade bei der feministischen Politik
mache ich mir keine Illusionen. Es passiert mir ja selber auch noch manchmal, dass ich beim Schreiben eines Textes die gendergerechte Sprache vergesse. Darum würde ich mich nicht so
schrecken über diese Formulierung.
Jutta Sander Das ist sehr bedauerlich. Wir haben in Wien immer darauf
Wert gelegt, dass es solche Vermischungen nicht gibt. Die Grünen Grundsätze
waren noch kürzlich anders. Ich halte
das schon für symptomatisch und nicht
zufällig. Bei Madeleine Petrovic und Eva
Glawischnig setze ich schon voraus,
dass sie da sehr genau unterscheiden
und auch wissen, dass es nicht sinnvoll
ist, das in einen Topf zu werfen.
Unsere Grünen Männer sind in der
Regel ohnehin zu vergessen. Wir sind
schon froh, wenn bei den offiziellen
Aussagen die besprochenen frauenpolitischen Punkte halbwegs stimmig
kommen.
Wären mit der ÖVP Annäherungen
in der Frauenpolitik möglich?
Elisabeth Holzer Es wäre ein Seismograf, wie Frauenpolitik in einem Koalitionsübereinkommen vorkommt. Ein
Frauenministerium mit ordentlichen
Kompetenzen wäre sehr wichtig. Es
müsste spürbar sein, dass Frauenpolitik
etwas anderes ist als Familienpolitik:
Etwa Maßnahmen zur Gleichberechtigung in den Spitzenpositionen. Oder
die Traumforderung, die Parteienförderung an die gerechte Verteilung von Posten zu binden. Bezüglich Kindergeld
kamen ja Vorschläge von den Grünen
rund um ein Karenzgeldkonto, da müsste es auch ein Entgegenkommen von
der ÖVP geben.
Jutta Sander Wenn ich mir die ÖVPPapiere und -Aussagen anschaue – Frau
ist gleich Familie, und dann soll sie sich
einteilen, wie sie es macht und dann
helfen wir ihr ein bisschen – da geht es
überhaupt nicht darum, dass die Frau
eine eigenständige Person ist. Ich war
gestern bei einer Veranstaltung der
ÖVP-Frauen, wo das neue „Frauenleitbild“ präsentiert wurde. Für mich tauchten so viele Fragen auf, dass ich gar
nicht gewusst hätte, wo ich anfangen
soll. Es wurden Probleme geschildert,
aber es wurde nie erläutert, wie die ÖVP
sich vorstellt, sie zu lösen. „Chancen für
Frauen“ hieß es da, aber Chancen sind
mir zu wenig! Ich muss Realitäten schaffen. Ich frage mich auch, welche Positionen die ÖVP bei Lesben und Schwulen
hat? Da sehe ich einfach nicht, wie das
zusammenkommen könnte.
Welche Gemeinsamkeiten könnte es
mit der ÖVP geben?
Elisabeth Holzer Viele Grüne erwarten sich in der Umweltpolitik entscheidende Schritte. Ich denke, das wäre gerade mit der ÖVP sehr schwer. Ich komme aus einer ÖVP-Familie und habe von
Kind auf erlebt, wie beinhart dort innerparteiliche Politik ist. Von daher bin ich
sehr realistisch. Frauenpolitik ist ein Bereich, wo wohl die Gefahr ganz besonders groß ist, dass es bei Sprechblasen
bleibt – schöne Überschriften und nicht
viel dahinter. Chancengleichheit ist ein
ganz großes Thema für die ÖVP, aber
man muss genau hinschauen: Für welchen Teil der Frauen? Für den größeren
Teil der Frauen fehlen grundsätzliche
Rahmenbedingungen, die von der ÖVPPolitik zugedeckt werden. Da gibt es
schon große Unterschiede. Aber wenn
ich mir etwas vorstellen kann, dann,
dass diese Koalition eine Zweckgemeinschaft wäre, die nicht Unterschiede zukleistert, sondern Schnittmengen sucht
und an diesen arbeitet.
Was wären die Gefahren einer
schwarz-grünen Koalition?
Elisabeth Holzer Natürlich gibt es
Gefahren. Aber Ideen einbringen zu
können, für die ich vor 25 Jahren noch
auf der Straße geprügelt worden wäre,
wäre schon eine Weichenstellung. Da
ein ganz neues Denken in die Köpfe
hinein zu bekommen, müsste schon einiges wert sein. Aber ich denke wir
müssten uns auch damit abfinden,
dass es nur milimeterweise weiter
geht.
Jutta Sander Je mehr Positionen
verscherbelt werden, umso härter wird
die nächste Wahl ausfallen. Und dann
kann man sich überlegen: Sind wir noch
im Parlament oder sind wir es nicht
mehr. Auf diesen Punkt würde ich es zuspitzen. Dann unterscheiden wir uns
auch nicht mehr von anderen Parteien,
die vor der Wahl das eine sagen und
hinterher etwas anderes.
Könnten die innerparteilichen Kontroversen zu einem Riss durch die Partei
führen?
Elisabeth Holzer Das traue ich mich
nicht abzuschätzen. Ich denke, die öffentliche Kritik aus Wien war strategisch nicht gescheit. Wer sich darüber
am meisten freut, ist der Herr Schüssel.
Das steht genau in seinem Drehbuch
und es ärgert mich, wenn man ihm auf
den Leim geht. Aber ich glaube nicht an
eine Spaltung, da haben wir schon zu
viel gelernt.
Jutta Sander Wenn man sieht, dass
es gewisse Menschen darauf anlegen,
unbedingt regieren zu wollen, ist es gescheit, dass andere ihre kritische Haltung rechtzeitig als Schuss vor den Bug
abgeben. Wenn kein Druck über die
Medien gemacht wird, geht die Kritik
parteiintern einfach unter. Taktisch wäre es möglicherweise geschickter gewesen, diese Kontroversen nicht öffentlich auszutragen. Es gibt auch im Parlamentsklub Leute, die die Verhandlungen selbst kritisch sehen – von denen
hört man nur nichts. Aber ich glaube
nicht, dass sich jetzt alles auflöst. Es
wird einfach ganz offen signalisiert:
So einfach geht es nicht.
❚
märz 2003an.schläge 09
Fo t o : E v e l y n Ro i s
interviewverhandlungen
„Bis zum Umfallen“
Die Verhandlungen zwischen Grünen und ÖVP sind letztlich doch eindeutig gescheitert. Über ihre Erfahrungen im Verhandlungsteam berichtet Madeleine
Petrovic im Interview mit Karin Eckert und Gabi Horak
10 an.schlägemärz 2003
Drei Tage nach dem Aus der
schwarz-grünen Regierungsverhandlungen trafen wir eine
heisere Madeleine Petrovic:
„Ich bin zwar immer noch müde, aber ich bin schon wieder fest am
arbeiten und recherchieren“, gibt sie
sich schon wieder kämpferisch.
an.schläge: Die Verhandlungen zwischen Grünen und ÖVP sind gescheitert.
Woran lag es aus deiner Sicht?
Madeleine Petrovic: Die sachpolitischen Unterschiede waren zu groß und
wohl auch die Zeit zu kurz, um eine bessere Arbeitsbasis herzustellen. Wir haben es probiert bis zum Umfallen. Die
blau-schwarze Regierung hat aber
schon ihre Spuren hinterlassen.
Gab es im Bereich Frauenpolitik
Annäherung zwischen Grünen und ÖVP?
Ich hatte durchaus den Eindruck,
dass etliche Frauen in der ÖVP schon
lange einen Wechsel wollen und ihnen
vieles in der vergangenen Legislaturperiode eigentlich nicht gepasst hat. Aber
die Frauenpolitik ist natürlich nicht
trennbar von der allgemeinen Sozialpolitik, und da ist die Notwendigkeit gegeben, eine Trendumkehr zu erreichen, sodass die Einnahmen-Ausgaben-Entwicklung nicht andauernd auseinandergeht. Denn das läuft notwendigerweise auf extrem unsoziale Lösungen
hinaus.
Bei den großen Verhandlungspunkten schien nie explizit Frauenpolitik auf.
Ist das symptomatisch?
Es schien wahrscheinlich deswegen nicht auf, weil die Gegensätze nicht
so groß waren. Aber es ist sehr intensiv
darüber gesprochen worden. Wenn ich
etwas bedauere, dann, dass all das jetzt
nicht umgesetzt werden wird. Beispielsweise habe ich den Eindruck, dass es
möglich gewesen wäre, wirklich jedes
Gesetzesvorhaben vorweg unter dem
Aspekt der Gendergerechtigkeit zu beleuchten. Das ist zwar bisher immer
wieder zugesichert worden, aber passiert ist es nie.
Auch Frauenpolitik im engeren
Sinn wurde besprochen, etwa die
Berücksichtigung von Frauenförderplänen in Unternehmen bei öffentlichen
Ausschreibungen oder die Einbeziehung von frauenfördernden Maßnah-
verhandlungeninterview
men in wirtschaftspolitische Förderungen.
Wären auch Forderungen wie beispielsweise ein eigenständiges Frauenministerium mit erweiterten Kompetenzen oder
finanzielle Absicherung von Frauenberatungseinrichtungen möglich gewesen?
Ich hatte durchaus den Eindruck,
dass das möglich gewesen wäre.
Schwer vorstellbar ist es, eure Positionen in der Schwulen- und Lesbenpolitik mit der ÖVP in Einklang zu bringen.
Das wäre in der Tat nicht so einfach
gewesen. Aber es bestand zumindest
einmal dahingehend Einverständnis,
dass ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz alle in irgendeiner Form
diskriminierten Menschen zu berücksichtigen hat. Was wahrscheinlich
kaum möglich gewesen wäre, ist die
eingetragene PartnerInnenschaft.
Die Kompromissbereitschaft seitens
der Grünen war spürbar. Aufgefallen ist
etwa, dass in einigen öffentlichen Aussendungen von „Frauen- und Familienpolitik“ die Rede war.
Wir haben immer großen Wert darauf gelegt, dass das getrennt wird. Dass
natürlich progressive Familienpolitik
EINE Voraussetzung ist, um auch erfolgreiche Frauenpolitik machen zu können,
ist klar. Familienpolitik sollte endlich
auch einmal als Aufgabe von Männern
und Vätern verstanden werden. In dem
Sinne hätte es meinerseits ein starkes
Bestreben gegeben, das Gesetz zum
Kinderbetreuungsgeld zu ändern. Es
sollte – auch finanziell – attraktiver gemacht werden, Karenzen zumindest mit
Teilzeitbeschäftigungen zu kombinieren. Und es sollte auch aus der Karenz
heraus ein volles arbeitsmarktpolitisches Angebot geben zur Qualifizierung und zum Volleinstieg in den Beruf.
Aber wir sind in den Verhandlungen
nicht so weit gekommen, weil beim
großen Sozialkapitel prinzipiell keine Einigung hergestellt werden konnte.
Hat es dich überrascht, dass in Frauenbelangen offensichtlich eine gute Gesprächsbasis da war?
Ja und Nein. Es gab natürlich die
ganze Zeit zumindest mit bestimmten
Frauen in der ÖVP gute Kontakte, die
auch zu konkreten Handlungen geführt
haben. Beispielsweise wenn es extreme
Formen von sexistischen Entgleisungen
in der Werbung gab, war es immer
möglich, einen gemeinsamen Brief von
Parlamentarierinnen an den Werberat
zu verfassen. Da waren immer nur die
freiheitlichen Frauen im Abseits.
Es hat mich eher überrascht, wie es
für die ÖVP in einer Koalition mit der
FPÖ erträglich war. Der ganze Sozialbereich war in den letzten Jahren bei den
Freiheitlichen und dort ist sehr eindeutige Politik gemacht worden, geprägt
von Inkompetenz bis hin zur Person
Haupt, dem ich in Sachen BSE-Bekämpfung erheblich mehr zutraue als in der
Frauenpolitik. Im Rahmen der Männerabteilung sind beispielsweise immer
wieder Personen zu Wort gekommen,
wie der Sozialrechtler Theodor Tomandl:
Im Rahmen einer Enquete war er ein
Hauptreferent und hat – nicht sarkastisch, sondern allen Ernstes – gemeint,
dass die Diskriminierten im österreichischen Sozial- und Pensionssystem die
Männer seien. Dass dieser Mann praktisch die Pensionsreformkomission leitet ist eine Katastrophe. Und bei den
Regierungsverhandlungen standen wir
vor der Situation, dass alle Vorarbeiten
und Berechnungen aus dem Sozialbereich aus dieser Feder stammten.
Konntest du persönlich an erfolgreiche Verhandlungen mit der ÖVP glauben?
Es waren Wellenbewegungen. Hätte so ein Regierungsbündnis reifen können, hätte es wahrscheinlich mehr
Chance gehabt. Ein Hauptmotiv, mich
für die Verhandlungen auszusprechen,
war, dass ich drei Jahre lang gegen BlauSchwarz gelaufen bin und das nicht
mehr will. Ich fürchte jedoch, dass es
jetzt wieder kommen wird. Die Freiheitlichen betteln ja förmlich um Regierungsbeteiligung.
Hast du nachvollziehen können, dass
sehr viele WählerInnen entsetzt waren
über die Aufnahme von Verhandlungen?
Die Reaktionen gingen quer durch.
Von „Bitte versucht es doch. Nicht wieder Blau-Schwarz“ bis zu „Seid ihr
wahnsinnig geworden“.
Ich finde solche Debatten legitim.
Es wäre eher ein schlimmes Zeichen,
wenn es den Leuten egal wäre. Ich habe
mit vielen der heftigsten KritikerInnen
etwa der Wiener Grünen die ganze Zeit
Kontakt gehalten. Es war mir schon klar,
dass ich in der Koalition möglicherweise Anträge bekommen hätte, die ich
vielleicht selber in der Opposition eingebracht hatte, die aber nicht Koalitionsabkommen wären und ich deshalb ablehnen müsste. Ich wäre zum Redepult
gegangen und hätte gesagt: Eigentlich
will ich das nach wie vor, aber wir haben derzeit nicht die Kraft. Wir haben
einen Kompromiss, zu dem ich gerade
noch stehe.
Was ist dein Fazit, was nehmt ihr
mit aus dieser Erfahrung?
Ich nehme mit, dass Regieren wirklich substanziell etwas anders ist als
Oppositionsarbeit. Und dass es sehr viel
an Verantwortung, Wissen und Vorbereitung bedeutet. Diesen Vorwurf mache ich auch der letzten Regierung, dass
sie sich sehr einseitig informiert hat
und das wahrscheinlich auch wollte. Ich
habe mich selber dabei ertappt, dass
ich plötzlich in anderen Kategorien
dachte: „Diesen frauenpolitischen Vorschlag muss ich unbedingt hinein bringen“ und dann kam sofort der Gedanke:
„Was kann das kosten, wie könnte ich
da umschichten“. Mir wurde klar: Diesen Gedanken müsstest du als Regierende immer haben.
Ist im Nachhinein die Enttäuschung
oder die Erleichterung größer?
Ich bin froh, dass keine Kluft entstanden ist, die unüberwindbar wäre. Es
wird vielleicht sogar mit einigen Leuten
der ÖVP in Zukunft leichter sein. Ich hab
mir auch vorgenommen – weil ich bei
den Grünen auf der Bundesebene im
Hintergrund weiter tätig sein möchte –,
diesen Schritt heraus aus der Opposition vorzubereiten. Ich würde nie wieder
in Sozialgespräche gehen, ohne vorher
Klarheit zu haben, von welchen wissenschaftlichen Vorarbeiten ausgegangen
wird.
Irgendwann einmal würde es mich
schon reizen zu regieren. Aber nicht um
jeden Preis. Die Verlockung, Grüne auf
der Regierungsbank zu sehen, hat niemanden von uns so übermannt – oder
überfraut –, dass wir blind für die Stolpersteine geworden wären. Aber eines
ist uns schon klar: Eine Regierungsbeteiligung würde nie ganz ohne interne
Konflikte gehen.
❚
märz 2003an.schläge 11
internationalan.riss
eu
Frei beweglich
Das EU-Parlament hat kürzlich eine neue Richtlinie verabschiedet,
nach der EU-BürgerInnen und ihrer Familienmitglieder das Recht bekommen, sich in den Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und niederzulassen. Bisher war es für ein z.B. in Portugal oder den Niederlanden registriertes gleichgeschlechtliches Paar nicht möglich, sich in einem
Mitgliedsstaat, der selbst über keine derartige Rechtsinstitution verfügt, niederzulassen und seinen Status beizubehalten. Dies wird vor
allem bei PartnerInnen aus einem Drittland zum Problem: Will sich
das Paar z.B. in Österreich niederlassen, bekommt die/der Nicht-EUBürgerIn keine Aufenthaltsgenehmigung oder Arbeitsbewilligung.
Mittlerweile ist schon in der Mehrheit der EU-Staaten (in 8 von 15
Staaten) eine Form der gleichgeschlechtlichen PartnerInnenschaft gesetzlich anerkannt. Auch Belgien hat im Jänner als zweites Land der
Welt die standesamtliche Ehe für homosexuelle Paare geöffnet. Nun
gilt es nur mehr, so rückständigen Ländern wie Österreich einen
Schubs zu versetzen. Ein Umdenken gilt es einzuleiten, das sich einem
modernen Menschenrechtsverständnis anpasst und gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften nicht länger diskriminiert. Inzwischen
freut sich die HOSI Wien über das klare Votum des EU-Parlaments. Die
Richtlinie muss allerdings auch vom EU-Rat verabschiedet werden.
Dank des Falles des Einstimmigkeitsprinzips kann Österreich zwar
kein Veto einlegen, allerdings sollte längerfristig eine nicht mehr
aufzuhalten-de Entwicklung nicht auf Kosten der eigenen BürgerInnen gehemmt werden. ajb
usa
Anerkennung
Die lesbische Partnerin einer am 11. September 2001 getöteten Mitarbeiterin des US-Verteidigungsministeriums hat aus einem staatlichen
Fonds zur Unterstützung von Angehörigen der Terroropfer eine Entschädigungszahlung von 510.000,– Euro zugesprochen bekommen. Peggy
Neff lebte 18 Jahre mit ihrer Partnerin zusammen. Dennoch hätte sie
keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung gehabt. Ob der Fall Präzedenzwirkung für die noch ausstehenden 22 Anträge haben wird bleibt
abzuwarten. keck
vatikan
Hexen!
indien I
Jetzt wurde es ihnen noch einmal bestätigt, den sieben Priesterinnen,
die sich letztes Jahr weihen ließen: ihre Berufung gegen die im August
2002 ausgesprochene Exkommunikation wurde von Papst Wojtyla zurückgewiesen. Aufgrund des „Schweregrades ihres Vergehens“ und um
die Einheit der Glaubensgemeinschaft zu schützen und sie vom „schädlichen Einfluss“ der „Komplizinnen des Schismas“ zu wahren, sei der Ausschluss nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar notwendig. Der Papst
begründete seine verbiesterte Haltung gegen die Aufnahme von Frauen ins Priesterinnenamt mit der historisch unrichtigen Feststellung, die
Frauen hätten gegen die Doktrin verstoßen, die „immer schon das Den ken und Leben der Kirche ausgemacht hätte“. Jesus hätte schließlich
nur Männer als seine Jünger akzeptiert. Und was ist mit Maria Magdalena, Salome, Martha und all den anderen? keck
Biologie als Schicksal
12 an.schlägemärz 2003
Die Diskussion um sex/gender ist virulent wie eh und je, wenn es von
der Lehrkanzel weg ins reale Leben geht. Wann ist eine Frau eine Frau
und wann ein Mann ein Mann? Exemplarisch dafür ein Fall aus Indien:
In Katni, im Staat Madhya Pradesh, musste ein Eunuch das BürgermeisterInnenamt zurücklegen, mit dem Hinweis auf sein/ihr biologisches
Geschlecht. Dem Rücktritt vorausgegangen war ein jahrelanger Kampf,
da das Amt ursprünglich für eine Frau reserviert war. Nun wurde beschieden, Kamla Jaan sei biologisch ein Mann und habe daher seinen/
ihren Sessel zu räumen. Eunuchen sind fixer Bestandteil der indischen
Gesellschaft, wenn sie auch eine marginalisierte Position einnehmen.
Sie sind kastrierte Männer, Transsexuelle oder Hermaphroditen, fühlen
an.rissinternational
sich jedoch als Frauen, kleiden sich wie Frauen und wurden bis dato
auch von der Gesellschaft als Frauen behandelt. Willkommen sind sie
vor allem bei Hochzeiten und Geburten, wo sie sich ihr Geld durch Singen und Tanzen verdienen, und als glücksbringend angesehen werden.
In letzter Zeit sind sie häufiger in politischen Ämtern zu finden: Da sie
oft von der eigenen Familie verstoßen wurden und keine eigenen Kinder haben, erwiesen sie sich als weniger korrupt. Als PolitikerInnen gewählt wurden sie daher meist in der Hoffnung auf eine Alternative zu
den herkömmlichen Parteien, denen immer wieder der Korruption und
Günstlingswirtschaft überführt wurden. keck
sambia
AIDS ist weiblich
Über erschreckende Entwicklungen in Sambia berichtete Human Rights
Watch (HRW) Anfang Februar. Einer Studie zufolge sind Mädchen unter
18 Jahren fünf mal häufiger mit HIV infiziert als Jungen. Viele AIDS-Waisen werden Opfer sexueller Gewalt durch ihre Betreuungspersonen –
nicht selten Familienmitglieder –, die ihre Abhängigkeit schamlos ausnützen. Aus Angst vor völliger Schutzlosigkeit, wenn sie ihre Vergewaltiger anzeigen, schrecken die Mädchen vor einem Gang zur Polizei
zurück.
Ein weiteres Problem ist die Armut und gesellschaftliche Marginalisierung der AIDS-Waisen. Ihre einzige Chance, sich und eventuell ihre
Geschwister durchzubringen, sehen sie oftmals in der Prostitution. Das
Bewusstsein der Ansteckungsgefahr mit HIV ist in Sambia inzwischen
sehr gewachsen. Folglich suchen sich Männer immer jüngere Mädchen,
in der Annahme, diese seien noch nicht infiziert. „Sugar daddies“ versprechen materielle Güter, oder die Mädchen werden schlicht Opfer
von Vergewaltigung. Gesetze zum Schutz von Minderjährigen existieren am Papier, exekutiert werden sie jedoch unzureichend. HRW drängt
nun die Regierung Sambias, dringend Maßnahmen gegen sexuelle Gewalt an Minderjährigen zu treffen. Die inzwischen sinkende Anzahl
an HIV-Erkrankten unter jungen Erwachsenen könnte sonst schnell
wieder steigen. keck
wyber.space
www.schreiben
burundi
Abtreibung = Kindestötung
Seit Februar 2002 wartet die 17jährige Béatrice Mukanyonga aus der Provinz Ngozi, Burundi, im örtlichen Spezialgefängnis auf ihre Verurteilung
wegen Kindestötung. Das minderjährige Mädchen war, eigenen Angaben
zufolge, nach einer Vergewaltigung schwanger geworden und hatte das
Kind durch eine Operation, die sie selbst als „Kaiserschnitt“ bezeichnet,
abtreiben lassen. Sollte es zu einem Schuldspruch kommen, muss sie aufgrund ihrer Minderjährigkeit mit einer Gefängnisstrafe von maximal zehn
Jahren rechnen. Die Höchststrafe beträgt zwanzig Jahre. Als das Mädchen
im September 2002 von einer Delegation von Amnesty International (AI)
befragt wurde, litt es „zweifellos unter Schmerzen und beträchtlichem
emotionalem Leid“. Dank einer burundischen Menschenrechts-NGO erhält
das Mädchen ein wenig medizinische Unterstützung. AI wirft den burundischen Behörden vor, nicht im Sinne internationaler Standards für straffällige Jugendliche zu handeln, wonach eine Inhaftierung nur der allerletzte
Ausweg sein sollte. Béatrice sitzt bereits seit einem Jahr in ihrer Zelle und
wurde noch nicht einmal verurteilt. DF
http://www.amnesty.at/ag-frauen/
indien II
Bumerang
Jahrelang wurde die Geburt eines Mädchens in Indien als großes Unglück
für die Familie angesehen. Um sie als Erwachsene verheiraten zu können,
mussten die Eltern hohe Geldsummen an die Familie des Bräutigams zahlen. Mehrere Töchter konnten den Ruin der Familie bedeuten. Deshalb nahmen immer mehr Frauen Ultraschalluntersuchungen vor, um den Fötus
abzutreiben, sollte es sich um ein Mädchen handeln. Nun kommt die Frauenverachtung als Bumerang zurück. Die Männer finden keine Frauen mehr,
die sie heiraten könnten! So ist es an den Männern zu zahlen, wenn sie
heiraten wollen. Und es ist an den wenigen Frauen, auszuwählen und lässig abzuwinken, wenn ihnen ein Mann als Bräutigam nicht zusagt. keck
Ein Schreibprojekt speziell für Frauen und Mädchen bietet das Grazer
Frauenservice unter http://www.frauenservice.at/wwwelten/index1.html. Bis Ende Mai 2003 kann frau an interaktiven Geschichten
(mit)schreiben. Es bieten sich Geschichten-Einstiege und Charaktere,
die auch selbst erfunden werden können. Das Frustpotential soll so
niedrig wie möglich gehalten werden. Sexistische, rassistische oder
sonst diskriminierende Bemerkungen werden entfernt. Als Projekt
feministischer Bildungsarbeit soll es Frauen und Mädchen die Gestaltungsmöglichkeiten im Internet auf spielerische Weise vertraut machen. Unter http://textwelt.vhs.at/ findet sich ein Literaturprojekt
der Wiener Urania, mit Schreibwerkstatt und Forum mit Textkritik.
Menschenverachtende, gewaltverherrlichende oder brutal-pornografische Literatur wird auch hier prinzipiell nicht publiziert. Auch die
Schreibwerkstatt des Polycollege Stöbergasse – inklusive Wettbewerb – ist wieder online: http://www.polycollege.ac.at/. Allerlei Gedanken zu vernetzten Texten, tatsächlich Vernetztes und was das alles mit Hypertext zu tun hat, lässt sich unter folgender Adresse herausfinden: http://aussatz.antville.org abü
märz 2003an.schläge 13
Fo t o s : A r c h i v
feminismenlateinamerika
Macht der Definition
Lateinamerika – Kontinent der Machos und der unterdrückten Frauen. Oder entspringt dieses
Bild unserem vorurteilsbeladenen Hochmut? Von Karin Eckert
Frauen in Lateinamerika sind
schon lange in Bewegung. Bereits um die Jahrhundertwende
gab es z.B. in Peru eine eigene
Frauenzeitung, deren Herausgeberin, Clorinda Matto de Turner, sich
für Emanzipation einsetzte. In Uruguay
ist die Scheidung seit 1907 legal. Der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen geht auf eine Initiative lateinamerikanischer Feministinnen zurück, die den
Jahrestag der Ermordung der dominikanischen Schwestern Mirabal zum Anlass nahmen. Im Gegensatz zu Europa
schafften es Lateinamerikas Frauen seit
1981 insgesamt neun kontinentale Feministinnentreffen auf die Beine zu
stellen, die immer mehr Teilnehmerinnen anzogen. Die Zugänge zum Feminismus sind sehr unterschiedlich – abhängig von Region, Klasse, Ethnie und
politischer Situation. Ein bedeutender
Auslöser waren jedoch die zahlreichen
Menschenrechtsbewegungen in den
70er und 80er Jahren, die Zeit der Militärdiktaturen in Lateinamerika.
Die Unsichtbaren. 80% der sozialen Bewegungen in Lateinamerika sind von Frauen getragen. Frauen organisierten
während der chilenischen Diktatur unter Pinochet Gemeinschaftsküchen, sie
14 an.schlägemärz 2003
als reden.“ Diejenigen, die sich Feministinnen nannten, gingen ab Mitte der
70er Jahre auf die Straße. Sie forderten
das Recht auf Abtreibung und selbstbestimmte Sexualität und prangerten die
Gewalt in der Familie an. Sie waren
weiß, urban und Angehörige der Mittelschicht. Bäuerinnen, Indígenas, Frauen
aus der ArbeiterInnenklasse und Schwarze Frauen nahmen sie nicht wahr, bis
diese in den 80er Jahren aufbegehrten
und den Begriff des Feminismus auch
für sich beanspruchten. Die kontinentalen Treffen wuchsen stetig, die Unterschiede blieben.
1987 endete das vierte Treffen in
Mexiko mit dem Slogan: „Wir alle sind
Feministinnen“. Die bisher hinderliche
Diversität wurde zur Stärke der feminiGrenzlinien. Einerseits weisen viele der
stischen Bewegung in Lateinamerika.
o.g. Frauen den Begriff Feminismus für
sich zurück, andererseits werden sie von Der Höhepunkt des so genannten
„feminismo popular“ (Feminismus von
den „wahren“ Feministinnen als „Frauunten) war erreicht: Ziel war die Verengruppen“ abqualifiziert.
knüpfung von praktischen und theoretiEine ehemalige Guerillakämpferin
schen Interessen, ein wechselseitiger
aus El Salvador bringt diesen KonfliktLernprozess zwischen bürgerlichen
herd auf den Punkt: „In El Salvador lauFeministinnen und Frauen aus den Arfen wir nicht herum und nennen uns
Feministinnen, aber wir sind Feministin- menvierteln. Die Frauen konnten auf
nen, denn wir kämpfen für unsere Rech- viele Errungenschaften – vor allem auf
gesetzlicher Ebene – zurückblicken.
te. Aber es gibt große Unterschiede zu
den bürgerlichen Frauen, die sich selbst Gewalt in der Familie war bislang straffrei, die Reisefreiheit von Frauen einFeministinnen nennen. Sie tun nichts
gründeten z.B. in Peru die „Milch-GlasKomitees“, in Argentinien schlossen sie
sich in Hausfrauengewerkschaften zusammen, in Brasilien in Umweltgruppen.
Die Proteste der Mütter der Plaza de
Mayo in Argentinien sind international
bekannt geworden. Sie bedienen sich
eines traditionellen Diskurses als Mütter, die wegen ihrer Mutterliebe um den
Verbleib ihrer Kinder wissen wollen. Und
dennoch sind sie hoch politisch. All diese Frauen kämpfen dafür, die spezifischen
Probleme von Frauen sichtbar zu machen. Die Frage nach der Definition von
Feminismus hat jedoch zu vielen Kontroversen entlang verschiedener Grenzlinien geführt.
lateinamerikafeminismen
Die vielfältigen Anliegen und Probleme von Frauen in
Lateinamerika sind ihre Stärke und gleichzeitig ihre
Schwäche. Ein unauflösbarer Knoten?
geschränkt und Männer hatten eine
Rechtsgarantie über ihre Kinder. Auf
Druck der Frauen wurden Frauenministerien oder -büros in nahezu allen
Ländern geschaffen, in den Parteien
wurden Frauenquoten eingeführt, in
Mexiko gar ein Frauenparlament geschaffen, in dem sich Abgeordnete unterschiedlicher Parteien versammelten,
um gemeinsame Strategien zu erarbeiten.
All dies hatte große Auswirkung
auf das Selbstbewusstsein der Frauen
auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Waren beim ersten lateinamerikanischen Treffen 1981 in Kolumbien noch
250 Teilnehmerinnen dabei, reisten 1989
in Argentinien bereits 3.000 Frauen an.
Erstes Unbehagen machte sich breit –
das Gefühl der Beliebigkeit, statt gemeinsamer Zielrichtung.
Feminisierung der Armut. Der Neoliberalismus der 90er Jahre hatte fatale Auswirkungen auf die Menschen in Lateinamerika. Frauen arbeiten zunehmend
in den Weltmarktfabriken (Maquilas)
transnationaler Konzerne unter unglaublichen Bedingungen, während ihre Männer arbeitslos zu Hause sitzen,
und ihren Autoritätsverlust durch Gewalt gegen die Ehefrauen kompensieren. Strukturanpassungsprogramme
der Weltbank und des Internationalen
Währungsfonds (IWF), die Privatisierungen im Dienstleistungssektor und
Preiserhöhungen bestimmten den Alltag der meisten Lateinamerikanerinnen. Die Feminisierung der Armut ist
mehr als nur ein Schlagwort. Sie führt
auch zu schweren Konflikten innerhalb
der feministischen Bewegung.
Jene Frauen, die von der Armut besonders getroffen sind – Indigene,
Schwarze und Frauen der Unterschicht
– greifen die Mittelschichtsfeministinnen scharf an. Für sie wird der Feminismus des Überlebens zum vorherrschenden Paradigma, denn die akuten Probleme des Alltags haben einfach Vorrang.
Praxisorientierte Netzwerke werden gegründet, die Betroffenen organisieren
eigene kontinentale Treffen.
warfen den „Institutionalisierten“ Komplizenschaft mit dem neoliberalen, patriarchalen System vor. Der Riss ging
tief. Die „Autonomen“ organisierten
zwei Jahre später ein eigenes Treffen in
Bolivien, wo definitiv Frauen ausgeschlossen waren, die Parteien angehörten, oder in NGOs arbeiteten, die an den
Vorbereitungen für Peking teilgenommen hatten oder in Entwicklungshilfeorganisationen tätig waren.
Autonome gegen Institutionalisierte. Ein weiterer Prozess sollte zur Spaltung der
starken feministischen Bewegung in Lateinamerika führen. Im Laufe der 90er
Jahre wurde eine Unmenge an Nichtregierungsorganisationen (NGO) gegründet, die zunehmend ein Eigenleben entwickelten. Zum einen ließen sie sich als
Handlangerinnen der Regierungen vereinnahmen, indem sie die verschärfte
Armut durch einzelne Frauenprojekte
so weit linderten, dass der kämpferischen Basis der Wind aus den Segeln
genommen wurde. Zum anderen waren
sie so praxis- und ergebnisorientiert,
dass die theoretische Infragestellung
des patriarchalen Systems völlig ins
Hintertreffen geriet. Die „NGOisierung“,
die nicht zuletzt durch das Füllhorn von
Entwicklungshilfegeldern nach der Pekinger Frauenkonferenz ausgelöst wurde, zog der feministischen Basis ihre
Führungskräfte ab und schwächte sie
damit massiv.
Die Grabenkämpfe gipfelten in einem Eklat während des 7. Feministinnentreffens Lateinamerikas, das als „encuentro de los desencuentros“ (Treffen
der gescheiterten Treffen) in die Annalen einging. Autonome Feministinnen
Vertöchterung in Aussicht? So unüberwindbar die Differenzen auch schienen, so
war es offenbar doch wichtig, sie aufzuzeigen. Viele „Institutionalisierte“
begannen, ihre Praxis als Feministinnen zu überdenken, andere erkannten
die Gefahr des völligen Auseinanderbrechens. Die kommenden Treffen waren vor allem von dem Versuch geprägt,
neue Brücken aufzubauen und die Diversität wieder als Stärke anzuerkennen. Als heilsam erwies sich das Auftreten einer neuen Generation von Feministinnen, die die „vacas sagradas“
(„heiligen Kühe“) ablösten und Themen
wie Macht und Anerkennung in die
Diskussion einbrachten. Das letzte Treffen im Dezember 2002, das den Auswirkungen der Globalisierung gewidmet war, dürfte wieder Gemeinsamkeiten in den Vordergrund gestellt haben.
„Wir sind nicht nur Frauen, sondern
auch Angehörige einer Klasse und einer Ethnie. Da gibt es keinen allein selig machenden Kampf“, meinte Mercedes Umana
˜ aus El Salvador schon einige Jahre zuvor. Es bleibt zu hoffen, dass
diese Erkenntnis die zukünftige Arbeit
der lateinamerikanischen Feministinnen bestimmt.
❚
zum weiterlesen:
Karin Gabbert et al (Hg): Geschlecht
und Macht. Analysen und Berichte.
Lateinamerika Jahrbuch Nr. 24.
Westfälisches Dampfboot 2000
märz 2003an.schläge 15
feminismenpakistan
Fo t o : O b i o ra C - I k O f o e d u
Eine – im englischsprachigen
Raum – schon längst etablierte
Diskussion um Krieg, um die
Männlichkeits- und Weiblichkeitsbilder, hat ein Wochenende
lang endlich auch in Österreich stattgefunden, allerdings unbeachtet von einer
breiteren Öffentlichkeit (siehe an.schläge
2/03).
Warum findet eine wissenschaftliche Tagung wie das von der Bunten Zeitung organisierte Symposium „War and
Gender/Krieg und Geschlechterrollen“
bei der österreichischen akademischen
Gemeinschaft keine Beachtung? Liegt
es daran, dass Österreich in seinem
gemütlichen (wissenschaftlichen) Provinzialismus durch neue Sichtweisen
empfindlich gestört würde? Dass der
Blick über die Grenzen hinaus bedrohlich das Eigene in Frage stellt? Dass
Interkulturalität eher Lippenbekenntnis ist, wenn es um die Anerkennung
zum Beispiel „nicht-westlicher“ Wissenschaften geht? Und dass das Denken in Differenzen noch immer schwer
fällt?
Gerade in Zeiten, in denen Mächtige nur auf den günstigen Moment warten, mit Panzern und Geschossen auf
das „Andere“ einzuschlagen, wäre die
interkulturelle Diskussion zu Geschlecht
und Krieg geradezu Pflichtthema in den
Feuilletons österreichischer Zeitungen.
Zwei Tage lang debattierte eine internationale Gruppe bestehend aus
TheoretikerInnen und Betroffenen aus
Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa
über den Krieg als „Ort“ der sozialen
Konstruktion von Geschlecht.
Hinter dem Symposium stand der
Versuch, bestimmte Bilder und Klischees, die mit Krieg, Mann und Frau
einhergehen, in den verschiedenen
Erdteilen zu prüfen und eventuell zu
dekonstruieren. Ist Frau mit Frieden
gleichzusetzen? Was sagt uns die Figur
der Soldatin? Bedeutet ihre Präsenz in
„Feminismus wurde vereinnahmt“
Die pakistanische Journalistin Shehar Bano Khan war zu Gast in Wien. Über ihre Vorstellungen eines islamischen Feminismus sprach sie mit Erika Müller
16 an.schlägemärz 2003
pakistanfeminismen
einem so patriachalen System wie
dem Militär Möglichkeiten auf Änderungen? Ist Gleichberechtigung in der
Gesellschaft gegeben, nur weil Frauen
in der Domäne „Militär“ zugelassen
sind? Ist Krieg Männersache? Wie sehen globale Forschungsstrategien aus
Geschlechterperspektive aus? Welcher
Zusammenhang besteht zwischen
Neoliberalismus und Krieg im 21. Jahrhundert?
Eine der Teilnehmerinnen am Symposium war die pakistanische Journalistin Shehar Bano Khan, die in ihrem Vortrag für einen vom Staat abgekoppelten
islamischen Feminismus eintrat. Im Interview ging sie näher auf die verschiedenen feministischen Traditionen in Pakistan und ihre Sicht auf den „westlichen“ Feminismus ein.
an.schläge: Wie entstand denn eine
feministische Bewegung in Pakistan?
Shehar Bano Khan: „The Woman
Action Forum“ war die erste organisierte Bewegung und entstand Ende der
70er und Anfang der 80er Jahre. Es war
eine Reaktion auf die Islamisierung des
ganzen Landes, die einherging mit frauenfeindlichen Gesetzen. Die Frauen kamen vor allem aus dem linken Lager.
Die Bewegung war wichtig, denn sie internationalisierte die Frauen-Thematik
in Pakistan. Doch nun ist sie so gut wie
tot, sie agiert nicht mehr einheitlich, sie
hat sich individualisiert und hat keinen
substanziellen Effekt mehr.
Wie ist der Name und das Konzept
„Feminismus“ in Pakistan konnotiert?
Unterschiedlich. Es wird manchmal
nicht verstanden. Gerade die Frauen der
ersten Stunde des pakistanischen Feminismus würde ich als feministische
„Fundamentalistinnen“ bezeichnen, die
sich der Religiösität und der Theologie
verschließen. Ich bin der Meinung, dass
Änderungen nur im System selbst passieren können. In Pakistan muss die Religion immer mitgedacht werden, 95%
der Bevölkerung sind muslimisch. Das
heißt aber nicht, dass islamischer Feminismus Änderungen bringen würde. Er
ist wiederum zu religiös und zu wenig
säkularisiert. Der Pakistanische Feminismus ist heute gespalten: in einen muslimischen Feminismus und – wie ich sagen würde – in einen radikalen Feminismus, der eher Gesellschaften wie der
österreichischen entspricht. Pakistan ist
sehr konservativ, ich kann den Frauen
nicht sagen: Verlasst eure Männer und
Kinder, Familienstrukturen gehören zerschlagen. Ich muss die Tradition mitbedenken.
Versucht der „radikale“ pakistanische Feminismus ein westliches Modell
zu kopieren?
Natürlich, sie bekommen ja auch
Geld aus dem Westen. Und das eckt gerade beim Klerus an, denn sie bringen
westliche Werte nach Pakistan. Und beide Modelle von Feminismus, der religiöse und „westliche“, agieren innerhalb
ihrer eigenen Bereiche ohne Integration
des einen in den anderen. Das schafft
Verwirrung, die Probleme werden nicht
gelöst. Und sie haben keinen Bezug zur
„Basis“, es gibt keinen Dialog. Sie sind
beide voller Stereotypen und wenig flexibel. So muss ich einer westlichen
Feministin erklären, warum ich für Frauenrechte eintrete, aber auch bete und
faste. Und der religiösen Feministin
muss ich erklären, warum ich hier auf
der Straße stehen und rauchen will!
Wie seht ihr den westlichen Feminismus?
Ich denke, Feminismus wurde vom
sogenannten westlichen Feminismus
vereinnahmt. Feministinnen haben sicherlich die Gesellschaft verändert und
haben den Frauen hier in Europa ein
wundervolles Gefühl von Sicherheit gegeben. Aber das ist nur die Oberfläche.
Als Frau spüre ich hier in Österreich eine
starke Trennung zwischen den Geschlechtern. Ebenso Diskriminierung.
Zum Beispiel die ständige Objektivierung der Frau hier – Ich finde das abstoßend! Frauen als Sexobjekt! Ich sehe
fern und fühle mich als Frau total abgewertet! Feministinnen entdecken jetzt
wahrscheinlich die Konsequenzen eines
extremen Liberalismus ohne ein begleitendes Wertesystem. Es ist okay, wenn
eine Frau nackt sein will, das ist ihr gutes Recht. Aber dann muss auch gesehen
werden, dass wir in einer Welt leben, in
der nicht alle gleich denken. Also: meine
Freiheit ist für den anderen eine Provokation. Es muss eine Neubewertung
von Feminismus geben, und dann muss
ein Dialog zwischen muslimischen und
westlichen Feministinnen stattfinden.
Da gibt es eine riesige Kluft.
Hat Feminismus nie die Differenz
zwischen den Kulturen gesehen? Hat ein
westlicher Feminismus gar imperialistisch agiert?
Ich denke, das Problem ist, dass
westliche Feministinnen einfach nicht
verstehen wollen. Sie haben gelernt, in
der Religion einen Widerspruch zum
Feminismus zu sehen. Ist ein religiöser
Ansatz im feministischen Diskurs vorhanden, dann wird das gleich als fundamentalistisch bezeichnet. Aber ich würde westliche Feministinnen nicht als
Imperialistinnen bezeichnen. Es ist an
der Zeit zu sehen, dass es auch andere
Kulturen gibt. Ich denke auch, dass
Feministinnen nach dem 11. September
etwas hätten tun sollen. Sie hätten sich
mit dem Thema der Religion auseinandersetzen sollen. Dann hätten sie auf
die totale Verzerrung des Islam in den
westlichen Medien reagieren müssen!
Das wäre nicht nur die Aufgabe der
muslimischen Feministinnen gewesen,
denn Feminismus kennt keine Grenzen.
Wenn wir ständig von eingeschränkten
Kategorien sprechen, dann kollabiert
das gesamte Konzept.
Du postulierst so etwas wie einen
universellen Feminismus?
Zumindest in bestimmten Auseinandersetzungen. Feminismus, der nicht
ausgrenzt. Und Religion spielt gerade in
Entwicklungsländern eine wichtige Rolle. Wenn wir das ignorieren, ignorieren
wir einen großen Teil der Bevölkerung.
Und jede Theorie oder jeder politische
Diskurs, der den Menschen vergisst, ist
sinnlos.
❚
Das wissenschaftliche
Symposium über Krieg und
Geschlechterrollen fand in der
akademischen Gemeinschaft
kaum Beachtung.
märz 2003an.schläge 17
Fo t o s : A r c h i v
feminismenafrika
Im Süden viel Neues
Wenn wir davon ausgehen, dass Feminismen alle Gedanken und Aktivitäten umfassen,
mit denen Frauen zu ihren Rechten kommen, dann sind sie in Afrika sehr lebendig,
erzählt Mansah Prah
Mansah Prah ist Professorin für
Frauenforschung im Department
of Sociology an der University of
Vor etwa zehn Tagen fuhr ich zu
einem Treffen an der Universität Ghana wegen eines Buchprojekts über Gewalt gegen
Frauen und Kinder in Ghana.
Anfang dieser Woche war ich auf einem
panafrikanischen Workshop über sexuelle Gewalt. Ebenfalls diese Woche erhielt ich einen Entwurf zu einem Gesetz
gegen Gewalt an Frauen in Ghana. Und
erst gestern erfuhr ich vom „Netzwerk
feministischer Studien“ im südafrikanischen Kapstadt. Wer also denkt, dass es
in Afrika keine feministische Bewegung
gibt, irrt gewaltig.
In Afrika existieren mehrere Strömungen von Feminismen nebeneinander: jene Richtung, die in Aktionismus
mündet, ein akademischer Feminismus
und ein Feminismus, der nicht als Feminismus bezeichnet werden will. Doch
das Bedürfnis, einen „afrikanischen
Feminismus“ zu entwickeln, steigt.
Cape Coast, Ghana
1 Frauenforschung wird auch an
den Universitäten in Nigeria,
Uganda, Senegal, Tansania, Simbabwe, Südafrika, Sudan, Kenia und
Kamerun betrieben.
18 an.schlägemärz 2003
Ghana. Die Beschäftigung mit den Rechten der Frau in Afrika war immer aktuell, aber sie hat sich besonders nach
dem internationalen Jahr der Frau 1975
verstärkt. Vor dieser Zeit waren es oft
europäische und amerikanische Frauen
(und Männer), die über Frauen in Afrika
berichtet hatten. Nachdem die Diskussion auf eine internationale Ebene gehoben worden war, errichteten in den
70er Jahren fast alle Länder in Afrika
entweder Ministerien für Frauen oder
Frauenbüros.
In Ghana wurde 1975 der „Nationale Rat für Frauen und Entwicklung“ (National Council for Women and Development) eingerichtet. Der Rat begann die
Lebensrealitäten von Frauen in Ghana
zu erforschen und bald widmeten auch
Zeitungen einzelne Spalten oder ganze
Seiten aktuellen, soziopolitischen Themen über die Lage der Frau. Ab 1975
wurden auch „women’s desks“ in einigen Ministerien wie dem Landwirtschafts- oder dem Erziehungsministerium errichtet. Die Universitäten wurden
zunehmend sensibler, schließlich wurde
1984 ein Frauenforschungsprogramm
an der University of Ghana gestartet.
Trotzdem haben die Universitäten des
Landes noch einiges aufzuholen in Sachen Frauen- und Genderangelegenheiten: In den fünf staatlichen Universitäten gibt es nur dieses eine umfassende
Frauenforschungsprogramm.1
Frauennetzwerke. Mitte der 80er Jahre
gründete die Ehefrau des damaligen
Staatsoberhauptes, Nana Konadu
Agyeman Rawlings, die Frauengruppe
„31st December Women’s Movement“.
Mit über einer Million Mitglieder dominierte diese konservative Gruppe
die öffentliche Diskussion in Ghana
für etwa fünfzehn Jahre und verdrängte den „National Council“. Seit
im Jahr 2000 eine neue Regierung an
die Macht gekommen ist, hat das
„Women’s Movement“ an Einfluss verloren. Frauengruppen und Netzwerke
in Afrika südlich der Sahara haben eine lange Tradition, und es gibt eine
Menge von ihnen: professionelle Frauen, Marktfrauen und Händlerinnen,
christliche und islamische Frauen – alle organisieren sich. Natürlich sind
nicht alle feministisch orientiert, aber
sie besitzen ein Bewusstsein, dass sie
als Frauen andere Interessen haben
als Männer.
Besonders Rechtsanwältinnen
sind gut organisiert. Auf Gesetzesebene können sie einige Erfolge für sich
verbuchen. In den 80er Jahren haben
sie sehr viel zur Verbesserung des Erbrechtes für Frauen beigetragen. Die
„International Federation of Women
Lawyers“ organisiert kostenlose
Sprechstunden für Frauen, die Hilfe
afrikafeminismen
Feministische Konzepte in Afrika sind so
vielfältig wie die Frauen selber.
weise haben sowohl in Ghana als auch
in Nigeria jene Gruppen, die von First
Ladies organisiert wurden, nicht länger
überlebt, als die Regierungen ihrer
Männer.
Ein anderes Problem ist die Haltung des Staates gegenüber der Frauenpolitik. Eine Studie der NGO „Third
World Network“ über Frauenministerien und -büros in Afrika zeigt auf, dass
der Staat in Frauenfragen überwiegend in die entwicklungspolitische
Richtung tendiert. VertreterInnen dieser Strömung gehen davon aus, dass
Frauen, da sie nicht in entwicklungspolitische Bemühungen mit einbezogen
sind, jetzt integriert werden sollten.
Pseudofeminismen. Seit Ende der 70er Jah- Ein anderes typisches Merkmal dieser
re sind auch entwicklungspolitische Or- Richtung ist die Vorstellung, Frauen
könnten sich durch den Zugang zu
ganisationen des Westens „genderbeKrediten besser emanzipieren. Leider
wusster“ geworden. Heutzutage forkonzentrieren die Staaten sich fast
dern sie, dass in Projektanträgen „gender issues“ berücksichtigt und benannt ausschließlich auf diesen Ansatz, und
werden. An sich keine schlechte Strate- meinen, finanzielle Hilfe und entwicklungspolitische Integration wären die
gie, aber manche NGO’s (Nichtregierungsorganisationen) geben bestenfalls einzigen Prioritäten. Ansätze, die zu
Lippenbekenntnisse von sich, nur um zu weiterreichenden gesellschaftlichen
Projektgeldern zu kommen. In der Praxis Veränderungen führen, werden gleichzeitig verdrängt.
haben sie mit Frauenangelegenheiten
wenig am Hut.
Wissenschaftlerinnen wie Amina
Widerstände. Noch ein Problem der FemiMama aus Nigeria und Dzodzi Tsikata
nismen in Afrika ist die Haltung von
aus Ghana haben sich kritisch gegenü- Afrikanern und besonders Afrikanerinber dem sogenannten „First Lady Synnen dem Konzept gegenüber. Wie oft
drome“ geäußert: Immer wieder geben habe ich mich über Frauen gewundert,
sich Frauen von Staatsoberhäuptern als die sich sehr stark für die Rechte der
Frauenführerinnen aus. Sie organisierFrauen einsetzen und sich dennoch
ten jedoch lediglich Frauen für die Parweigern, als Feministinnen bezeichnet
teien ihrer Männer, so die beiden Wiszu werden! Ich glaube das Wort Femisenschaftlerinnen. Die Gruppen seien
nismus wird häufig mit Radikalität verkeine echten Basis-Organisationen und knüpft, und wer will schon als Extremivertreten auch keine. Bezeichnenderstin gelten…
brauchen, weil sie ihre Männer vor Gericht bringen, oder sich scheiden lassen wollen. Es gibt professionelle Frauenorganisationen, die in ganz Afrika
vertreten sind, wie zum Beispiel AWLA
(Association of Women Lawyers in Afrika), oder FAWE (Federation of African
Women Educationists). FAWE hat in
ganz Afrika viel Medienarbeit geleistet,
um auf die Notwendigkeit, Mädchen
zur Schule zu schicken, aufmerksam zu
machen. Frauen von AWLA haben in
Ghana gerade ein landesweites Forschungsprojekt initiiert, in dem sie die
Verbreitung von sexueller Gewalt untersuchen.
Viele Menschen (meistens Männer)
meinen, der Feminismus sei eine Exportware aus dem Westen, in Afrika gebe es keine Probleme. Solche Argumente können nur durch Tatsachen und Fakten z.B. aus unseren Forschungsergebnissen widerlegt werden.
Inzwischen wollen viele Feministinnen eigene afrikanische Konzepte entwickeln. Wir wollen nicht nur Theorien
aus dem Westen rezipieren, wir wollen
unsere Realität selbst theoretisieren!
Aicha Diawara von AAWORD meint dazu:„The question raised today is
whether we should continue to use the
gender concept according to the Western paradigm, or appropriate and ,Africanize’ it on the basis of historic and
ethno-linguistic referents?“
Interessante theoretische Ansätze
kommen vor allem aus Nigeria: Ife
Amadiume beispielsweise entwickelte
eine interessante These über das Matriachat. Eine andere Nigerianerin, Oyeronke Oyewumi, kritisiert das westliche Gender-Konzept als einschränkend.
Auf Yoruba gebe es eine ganze Reihe
von Wörtern, aber auch Rollen und verschiedene gesellschaftliche Positionen,
die geschlechtsneutral sind. Statt einer
binären Geschlechtlichkeit weisen die
Yoruba ein viel lockereres Verhältnis zu
Geschlechterrollen auf.
Das „Feminist Studies Network“
aus Kapstadt setzt sich nun verstärkt
dafür ein, dass afrikanische Feministinnen Studien durchführen, die unseren
Kontinent verändern können, auf dem
Weg in eine Gesellschaft, die mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit aufweist. Ich glaube, wir Frauen sind schon
auf dem Weg.
❚
zum weiterlesen:
Oyeronke Oyewumi: African
Women and Feminism: Reflecting on
the Politics of Sisterhood: Reflecting
on the Politics of Sisterhood.
Ifi Amadiume: Männliche Töchter,
weibliche Ehemänner. Soziale
Rollen und Geschlecht in einer
afrikanischen Gesellschaft.
Rotpunktverlag 1994
märz 2003an.schläge 19
shake baby
shake
Solifest für LEFÖ
am Internationalen Tag
gegen Rassismus
„springswing“ – babyclubbing
Fr. 21. März 2003
21.00 im Tacheles
Karmeliterplatz 1
1020 Wien
WUK
Performance: Grace Latigo
DJ-line ab 23.00
LEFÖ (Lateinamerikanische Emigrierte Frauen in Österreich)
Kettenbrückengasse 15/4, 1050 Wien
Tel: +43-1-5811881
e-mail: lefoe@aon.at
http://www.lefoe.at
Do 27.3.2003
15
Lust, Euch zu bewegen?
Den Winterstaub so wegzufegen.
Miteinander tratschen,
oder nur zum Takte klatschen.
Zur Musik zu swingen
in der Hängematte schwingen,
Freunde treffen, sich wohlfühlen.
Das alles ist möglich beim
babyclubbing!
2 Djs sorgen für guten Sound.
Wir für babygerechte
Women First
Neue Assistentin wird gesucht!
Wir suchen ab April eine sympathische und nette Unterstützerin
(keine Betreuerin!) für unsere Women First-Gruppe (Selbstbestimmung).
Sie soll Interesse zeigen und bei der Organisation mithelfen. Es wäre hilfreich,
wenn sie Erfahrungen in der Begleitung von Frauen mit Lernschwierigkeiten hat.
Wo kann sie mich unterstützen? z.B. formulieren, Idee, mitschreiben, rechnen, Rechnungen sammeln, bei
Gehhilfen usw. Gut raushalten können aus der Gruppe wäre wichtig. Und es sollte eine Frau sein, die mit
Frauen gerne arbeitet. Erfahrungen mit Frauengruppen wäre gut.
Stundenausmaß: 3 bis 5 Stunden im Monat
Bezahlung: nach Vereinbarung
Bewerbungen an: Frau Neubauer, Mo und Mi 9-14h, Di und Do 11-16h
Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 0/714 39 39; e-mail:womenfirst@mail.austria.com
http://www.service4u.at/ninlil/index2.html
an.risswissenschaft
universität innsbruck
Büro für Gleichstellung
Im Jänner wurde an der Universität Innsbruck ein Büro für Gleichstellung und Gender Studies eingerichtet. Damit hat die Universität einen
wichtigen Schritt zur Umsetzung des EU-weiten Grundsatzes des Gender Mainstreaming gesetzt. Die Einrichtung übernimmt Aufgaben der
juristischen und administrativen Unterstützung des Arbeitskreises für
Gleichbehandlungsfragen, der Frauenförderung und der frauenspezifischen Forschung und Lehre. Das Büro wird Sabine Engel leiten, Elisabeth
Grabner-Niel übernimmt die Verantwortung für den Geschäftsbereich
Gender Studies. Sie wird unter anderem den Wahlfachstudienlehrgang
„Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften. Interdisziplinäre Frauenforschung und Gender Studies“ betreuen. In ihrem Arbeitsbereich sollen aber auch Initiativen gestartet werden, um die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive in Forschung und Lehre an der Innsbrucker Universität weiterzuentwickeln. heko
Büro für Gleichstellung und Gender Studies: Universität Innsbruck, Hauptgebäude,
Christoph-Probst-Platz1, Zi. 3022, T. (Leitung: Sabine Engel) 0512/507-9046, e-mail: sabine.engel@uibk.ac.at
Geschäftsbereich Gender Studies: Bruno-Sander-Haus, Innrain 52, Zi. 60108, 6020 Innsbruck,
T. (Elisabeth Grabner-Niel) 0512/507-9810, e-mail: fem@uibk.ac.at, http://fem.uibk.ac.at
architektur
unireform
Papier und Licht
Männliche Selbstreproduktion
Im Rahmen des neuen Unterrichtsmoduls „Produkt und Industriedesign“
zeigt das auf der Architekturfakultät der TU Wien beheimatete Institut
für Raumgestaltung und Entwerfen von 5. bis 27. März 2003, gemeinsam
mit dem Institut Français de Vienne, Arbeiten von StudentInnen zum
Thema „Lumière et Papier“. Francoise-Hélène Jourda, international bekannte französische Architektin und seit 1999 Leiterin des Instituts für
Raumgestaltung zeigt sich erfreut über das neue Lehrmodul, das „für
eine praxisorientierte Architekturausbildung sorgt und einen Einblick in
architekturverwandte Disziplinen wie Design oder Lichtkonzeption ermöglicht“. Ausgehend von einer umfassenden Recherche zu einem freigewählten Themenkomplex entwickelten die Studierenden während
des Wintersemesters 2002/03 insgesamt 50 Leuchten aus Papier, wobei Materialaspekte, Reflektortechnik, und der Einsatz unterschiedlicher
Leuchtmittel besondere Aufmerksamkeit bekamen. DF
Der Umbau der Universitäten geht weiter: Derzeit formieren sich die
UniversitätsrätInnen, die wichtige Aufgaben im neuen Universitätssystem übernehmen sollen, vor allem bei der Bestellung der RektorIn sowie bei der Genehmigung des Budgets. Die UniversitätsrätInnen sind
auf fünf Jahre gewählt. Fünf von bisher acht feststehenden Gründungskonventen haben ausschließlich Männer in die jeweiligen Universitätsräte entsandt. Dieses Ergebnis wundert Birgit Sauer, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien nicht, denn sie seien nur besonders drastische Beweise dafür, dass das Universitätsgesetz 2002 in sich
„frauenfeindlich bis frauenbehindernd“ sei. „Das kommt heraus, wenn
man die Herren Professoren autonom wirken lässt – die ständige Selbstreproduktion“, kritisiert Sauer den niedrigen Frauenanteil in der ProfessorInnenschaft. Durch das neue Unigesetz würde bei Entscheidungskompetenzen stark auf „hierarchische Strukturen und autoritäre traditionelle Muster“ gesetzt und dadurch automatisch Männer bevorzugt,
die schlicht professorale „Interessenspolitik“ betreiben. Auch die Vizerektorin der Uni Wien, Gabriele Moser, kritisiert die derzeitige Situation. Sie
sieht die „Tücke im schlanken Rahmengesetz, dass die entscheidenden
Organe, die das Sagen haben, dominant männlich sind“. Die Tatsache,
dass gerade der Mittelbau mit einem Frauenanteil von immerhin 26
Prozent in seinen Einflussmöglichkeiten stark zurückgedrängt worden
sei, komme erschwerend dazu. Bildungsministerin Gehrer plant unterdessen die Installierung eines „Uni-Frauenbeirats“. Dieser soll die Ministerin über die Fortschritte in der Frauenförderung informieren. Sie lobt
das Gleichbehandlungsgesetz und fordert, dass bei gleicher Qualifikation von Frauen und Männern, Frauen bevorzugt in Führungsfunktionen
bestellt werden – solange bis 52 Prozent aller Spitzenpositionen weiblich besetzt seien. Davon ist man allerdings noch weit entfernt. Sind
doch im Studienjahr 2001/02 unter den 1.610 UniversitätsprofessorInnen lediglich 109 Frauen gewesen. Das entspricht einem Frauenanteil
von 6,8 Prozent. heko
Vernissage: 4. März 2003, 19.00 Uhr, Institut Français de Vienne, Palais Clam-Gallas, Währinger Str. 30, 1090 Wien
förderung
Preis den Frauen
Die katholische Frauenbewegung Österreichs vergibt auch 2003 wieder
den Herta Pammer Preis für Frauenbildung und Frauenförderung im entwicklungspolitischen Bereich in Österreich. Ausgezeichnet werden innovative und originelle Projekte, Aktionen oder Initiativen, die Frauen ins
Zentrum stellen, z.B. Ausstellungen, Theater, Workshops u.ä. Die eingereichten Projekte sollen im Jahr 2002 von einzelnen Frauen oder Gruppen durchgeführt worden sein, von der Teilnahme ausgeschlossen sind
etablierte Entwicklungsorganisationen. Die Höhe des Preisgeldes beträgt 7.000,- Euro. Einsendeschluss ist der 15. März, die Preisverleihung
erfolgt am 25. Juni 2003. ajb
Katholische Frauenbewegung Österreichs, Referat für Entwicklungsförderung, Spiegelgasse 3, 1010 Wien;
T. 01/51552-3067, e-mail: office@kfb.at
märz 2003an.schläge 21
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
wissenschaftforum
Sein’s net so!
Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz wird von Gerichten nicht selten als unglaubwürdig
abgehakt. Auch die Medien tragen dazu nicht unwesentlich bei. Von Ulrike Gomelsky
Ulrike Gomelsky schrieb ihre
Diplomarbeit zum Thema
„Sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz.
Gerichtsentscheidungen des Arbeitsund Sozialgerichtes im Vergleich
und wie diese in den Medien
kommuniziert werden.“
22 an.schlägemärz 2003
Verglichen mit anderen Staaten
hat in Österreich eine breitere
öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz
nie stattgefunden. Die bisher
einzige österreichische Studie wurde
1988 veröffentlicht. Ihr zufolge gaben
1.149 von 1.411 befragten Frauen an, am
Arbeitsplatz ungewollten sexuellen
Annäherungen ausgesetzt zu sein.
Neun Jahre nach Inkrafttreten der
dritten Novelle des Gleichbehandlungs-
gesetzes 1992 versuche ich in meiner
Studie über sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz eine Bestandsaufnahme. Bei der
Untersuchung der Konstruktionen des
sozialen Geschlechts in der Rechtssprechung und den Medien stellte sich heraus, wie sehr Gerichtsurteile der Arbeitsund Sozialgerichte (ASG) traditionelle
Geschlechtszuschreibungen festschreiben. Weiters analysierte ich die Berichterstattung in den Oberösterreichischen
Nachrichten (OÖN), um die Zusammen-
hänge zwischen „öffentlicher Meinung“
dieser Tageszeitung und „öffentlicher
Meinung“ der Gerichte aufzeigen zu
können.
Männlich objektiv. Allein die Sachverhaltsdarstellungen in den Gerichtsverfahren
waren schon aufschlussreich, die ja für
sich beanspruchen, objektiv einen Handlungsablauf wiederzugeben. Inwieweit
findet darin aber die weibliche Sicht- und
Erlebensweise Eingang? Eindeutig wird
forumwissenschaft
einzig die männliche Sichtweise als „objektiv richtig“ festgehalten. So bleibt in
den Beschreibungen der Handlungen
unerwähnt, wie Frauen diese aufgenommen und empfunden haben. Ausnahmen bilden Verfahren über massive körperliche Gewaltanwendungen, die durch
medizinische Atteste abgesichert sind.
Sofern die Aussagen von ZeugInnen
erwähnt werden, bleibt ihr Geschlecht
ungenannt. Aber gerade in dieser Auseinandersetzung wäre die Kategorie Geschlecht von größter Bedeutung. Wenn
hier als Maßstab das Empfinden des
„vernünftigen Durchschnittsmenschen“
angewandt wird, haben Frauen keine
Chance, Recht zugesprochen zu bekommen. Gerade in der Frage, ob ein bestimmtes Verhalten als sexuelle Belästigung empfunden wird, sollte die Einschätzung einer „vernünftigen Frau“ jener eines „vernünftigen Mannes“
vorgezogen werden. Ein Beispiel aus einem anderen Kontext verdeutlicht diese
Notwendigkeit: Eine Afrikanerin fühlt
sich durch rassistische Witze verletzt
und klagt. Die Zeuginnen sind allesamt
weiße Frauen, die keinen Anstoß an den
Witzen nehmen. Würde sich das Gericht
hier ebenso unhinterfragt den weißen
Frauen anschließen, ohne zu berücksichtigen, dass eine schwarze Frau rassistische Witze auf Grund ihrer Lebenserfahrungen anders empfindet?
Klägerin wird die Beklagte, aus dem Opfer die Täterin.
Faktor Macht. Die meisten Gerichtsverfahren beschäftigte einzig die Frage, ob und
wie sexualisierte Beziehungen am Arbeitsplatz gestaltet werden (dürfen). Völlig unbeachtet bleiben Fragen, die das
Kernanliegen des Gleichbehandlungsgesetzes sind: Inwieweit hat sich durch die
Handlungen des Mannes das Arbeitsklima für die betroffene Frau derart verschlechtert, dass es für sie benachteiligend oder unzumutbar wurde? Fand in
irgendeiner Form Machtausübung statt,
die die Würde der Frau verletzte?
Insgesamt werden in Gerichtsverfahren weibliche Lebenserfahrungen
weitgehend ausgeblendet. Sie orientieren sich an männlich definierten Maßstäben, wie Männer und Frauen sich zueinander verhalten sollen. Machtausübung wird auf erotische und sexuelle
Umgangsformen reduziert, statt die Benachteiligungen auf Grund des Geschlechts zu beurteilen. Gerichte gestehen prinzipiell Männern zu, in gewissem
Ausmaß über die Körper der Arbeitnehmerinnen verfügen zu können. Und diese Verfügungsgewalt wächst mit zunehmendem Hierarchiegefälle: der Chef
darf sich also mehr herausnehmen als
der gleichgestellte Kollege. Mann darf
Frau mit „Bussis“ beehren und er darf
davon ausgehen, dass sie damit einverstanden ist. Das ist die Regel – solange
Rollenumkehr. In einem Verfahren des
ASG Wien aus dem Jahr 1998 befand die eine Frau nicht deutlich ihre Grenzen
zuständige Richterin die Klage der sexu- absteckt. Willkommen im Patriarchat.
Vor Gericht sind Frauen immer mit
ellen Belästigung als „nicht glaubwürgeschlechtsspezifischen Rollenzuschreidig“. Der Grund: „Beim Beklagten hanbungen konfrontiert. Mangels Zeuginnen
delt es sich um einen durchschnittlich
ist es schwierig bis unmöglich, Grenzgut aussehenden, gepflegten Mann,
während es der Klägerin an jeglicher At- überschreitungen glaubhaft zu machen.
Die angeklagten Männer sind oft geselltraktivität mangelt und sie auch den
schaftlich angesehener und gelten daher
Eindruck erweckt, auf ein gepflegtes
Äußeres wenig Wert zu legen“. Ein Auf- auch als vertrauenswürdiger. Immer wieder ist es bei den Verfahren auch darum
schrei ging durch die Presse. Während
gegangen, das Verhalten der Frauen zu
dieses Urteil festhält, dass „unattraktibewerten. Grundlage der Bewertung war
ve“ Frauen nicht belästigt werden können, stellt dasselbe ASG in einem ande- dabei, ob sie sich gemäß dem traditionellen Frauenbild verhalten haben.
ren Fall fest, dass eine (vermutlich „attraktive“) Frau „überzogen sexistisch“
sei, wenn sie keine Komplimente über
Medialer Einfluss. RichterInnen orientierihr Aussehen vom Geschäftsführer
ten sich in ihren Entscheidungen mitunhören möchte. In beiden Fällen verlieren ter am angeblichen „Empfinden des
die Frauen vor Gericht, weil nicht die Ta- Durchschnittsmenschen“, das nicht weten der Männer bewertet werden, sonnig durch mediale Berichte konstruiert
dern die Klägerinnen. Die allzu bekann- wird, weshalb die Frage nach der Art der
te Rollenumkehr bestätigt sich: aus der Berichterstattung eine wesentliche ist.
Insgesamt gab es im Untersuchungszeitraum von 1989 bis 2001 erstaunlich wenige, nämlich lediglich 33
Artikel zum Thema. So genannte „Kuriositäten“ aus anderen Ländern werden
ausgeschlachtet, wie z.B. Gerichtsurteile
in den USA über hohe Schadenersatzzahlungen. Solche Artikel haben oft eine
sexuell konnotierte Headline, wie „lüsterne Kollegen“ oder „geiler Grapscher“
und sie werden überwiegend von Frauen verfasst. Nur sieben Berichte beinhalten Sachinformationen. Diese Artikel
weisen sehr wohl auf die weite Verbreitung sexueller Belästigung in der Arbeitswelt und auf die unzureichenden
gesellschaftlichen Maßnahmen hin.
Denn in fast jedem Fall verliert die Frau
ihren Arbeitsplatz, unabhängig davon,
ob sie recht bekommt oder nicht.
In den Untersuchungszeitraum fällt
auch der „Fall Wolfgang Prammer“, ExMann von Barbara Prammer, der 1997 in
der Arbeiterkammer Referatsleiter war.
Seine Sekretärin hatte ihn der sexuellen
Belästigung beschuldigt. Männliche Journalisten berichten betont sachlich und
weichen damit deutlich von der restlichen Berichterstattung ab. Prammer mutiert in der Presse zum Opfer: Man wolle
dadurch nur seiner politischen Karriere
schaden und der seiner Frau.„Weil man
ihr (Barbara Prammer, Anm.) nicht anders
ankann, will man unser (sic!) Privatleben
treffen“, so der Beschuldigte. SEIN Verhalten an SEINEM Arbeitsplatz wird derart
zum Privatleben der Ministerin gemacht.
Nur sehr zögerlich erfahren wir, wessen
er eigentlich beschuldigt wird.Wie in den
Sachverhaltsdarstellungen der Gerichtsverfahren ist auch in den Medien nicht
das Empfinden des Opfers Thema. Statt
dessen gibt es in den OÖN jede Menge
Platz für männliche Unschuldsbeteuerungen und Ablenkungen.
Insgesamt kann sehr wohl der
Schluss gezogen werden, dass durch das
Ausblenden der Machtverhältnisse, das
bewusste Negieren der Erfahrungen der
Frauen und die Reduktion auf die Frage
nach sexualmoralischen Werten im Umgang miteinander, das Recht nicht geschlechtsneutral wirkt, sondern eindeutig Männer begünstigt. Die Rechtssprechung wie auch die mediale Berichterstattung tragen daher dazu bei, die
ungleiche Verteilung von Lebenschancen und Karrieremöglichkeiten aufrechtzuerhalten.
❚
powered by:
http://www.oeh.ac.at/fem
diskussion.forum.wissenschaft
Barbara Deißenberger präsentiert
ihre Diplomarbeit „Frauen und
Literatur als literarisches Motiv
in österreichischen und
französischen Romanen.“
Anschließend Diskussion
Am 11. März 2003, 19.00 Uhr
Ort: UFO-Uni Frauen Ort
Berggasse 5/24, 1090 Wien
Gerichtsentscheidungen sind unter
http://www.ris.gv.at abrufbar.
märz 2003an.schläge 23
an.sage
Arme Männer?
Standpunkte und
Die Veröffentlichung der Männerstudie 2002 kommentieren die Journalistin Daniela Yeoh und
Elli Scambor, Soziologin und Mitarbeiterin der Forschungsstelle der Männerberatung Graz.
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
Daniela Yeoh
Elli Scambor
Männer werden moderner, widmen sich vermehrt der Familie,
lehnen zu einem immer größeren Prozentsatz traditionelle Rollenbestimmungen ab. Das sind die Hauptergebnisse einer neuen
Männerstudie, erstellt vom Wiener Pastoraltheologen Paul M. Zulehner
im Auftrag des Sozialministeriums. Gleichzeitig warnt der Studienautor
vor einer Veränderung der Geschlechterrollen, denn „eine psychische
Dauerüberforderung“ könne folgen. Vorsicht also vor Veränderung. Vorsicht davor, Zustände langsam auszugleichen, die Männern die Vormachtstellung erst ermöglicht haben – auf dem Rücken von Frauen, ihrer gegenwärtigen Dauerüberforderung mit Beruf und Familie.
Zahlreiche Verdienste in Richtung Gleichstellung der Geschlechter
sind durch das Engagement der Frauenbewegung ab den 70er Jahren
erkämpft worden. Diese Gleichstellung stößt nun immer mehr an
Grenzen – vor allem dann, wenn es um Macht und Geld geht. Seit rund
einem Jahrzehnt steigt die Gefahr einer umgekehrten Entwicklung. Das
Recht auf Abtreibung wird zunehmend auch in politischen Kreisen in
Frage gestellt, der ansteigenden Arbeitslosigkeit wird mit „Frauen-anden-Herd“-Rufen begegnet. Das, was Susan Faludi Anfang der 90er Jahre in ihrem Buch als „Backlash“, den „unerklärten Krieg gegen amerikanische Frauen“ beschrieben hat, schleicht sich auch in Österreich vermehrt in die Gesellschaft ein. Immer stärker, immer lauter. Früher war
es noch klar, Frauen waren in Bewegung und bewegten. Nun ruht sich
die jüngste Generation auf den Errungenschaften der vorigen aus. Sie
kann keine Ungleichheiten mehr erkennen, wacht spätestens dann auf,
wenn der Kollege bei gleicher Arbeit mehr verdient und schneller die
Hierarchieebenen hinaufsteigt. Er macht Karriere, sie bleibt auf der
Strecke. Qualität ist nicht gefragt, vielmehr Geschlecht und Seilschaften.
„Gender Mainstreaming“ (GM) ist zum Mode-Begriff avanciert, der
auch Frauenförderung inkludiert. Dabei wird versucht, auf Frauen und
Männer zu schauen. In vielen Bereichen wird (von der EU verlangt) geprüft, wie sich was auf welches Geschlecht auswirkt. Manchmal wird
dabei zu schnell übersehen und allein durch den Begriff verschleiert,
dass es immer noch Frauen sind, die an gläserne Decken stoßen, Hausarbeit verrichten und tagtäglich physischer Gewalt ausgesetzt sind. Prinzipiell stimmen die Absichtserklärungen des GM, an realen Taten wird jedoch gemessen. Und diese müssen noch folgen.
❚
Feministische Politik, Gleichstellungspolitik, Männerpolitik – was
haben sie gemeinsam, was trennt sie voneinander? Und welche
Rolle spielt Gender Mainstreaming (GM) dabei? In der konkreten
Umsetzung von GM haben wir die Gefahren dieser Strategie kennen gelernt. Die Schwächung frauenpolitischer Aktivitäten mit dem Argument,
dass ohnehin GM umgesetzt würde, oder die „Pro-forma-Implementierung“ von GM sind Beispiele für den Missbrauch dieses Prinzips. Ohne
Commitment aller Beteiligten in den Organisationen, insbesondere der
Top-Ebenen, geraten die Prozesse ins Stocken. GM ist kein Zaubermittel.
GM ist eine Strategie zur Durchsetzung gleichstellungspolitischer Ziele
und muss erst in der Umsetzung mit Inhalten gefüllt werden. Zunächst
sind die Motive auf allen hierarchischen Ebenen, auf Frauen- und Männerseite zu klären: Warum soll was wozu umgesetzt werden? Auf die politische Ebene übertragen bedeutet dies, dass zuerst die gleichstellungspolitischen Ziele geklärt werden müssen, bevor über die geeigneten
Strukturen zur Erreichung dieser Ziele nachgedacht wird.
Genau das ist der springende Punkt: Eine Strategie kann eben die
Bestimmung von Zielen nicht ersetzen. Nach wie vor ist die feministische Politik der „Motor“ für die Zielformulierungen der Gleichstellungspolitik. Die GM-Expertin Barbara Stiegler verweist z.B. darauf, dass die
gleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit als EU-Ziel im
Bereich der Arbeitsmarktförderung vor allem von jenen gefordert wurde,
die Arbeit nicht allein als Erwerbsarbeit verstehen – von feministischer
Seite.
Solange sich Gleichstellungspolitik mit einer adäquaten Männerperspektive jenseits von Polarisierung erst entwickeln muss, ist die feministische Politik die Basis der Gleichstellungspolitik. Wenn aber beide
Seiten am selben Strang ziehen, dann ergeben sich neue Chancen. Freilich sind wir noch nicht so weit. Im Forschungsbereich sehen wir aber
Modelle in dieser Richtung: In den namhaften Projekten der europäischen Männerforschung arbeiten Frauen und Männer konstruktiv zusammen. Ihr interdisziplinärer Ansatz vereint Feministische Forschung,
Geschlechterforschung und kritische Männerforschung, gekennzeichnet
durch eine sozialkonstruktivistische Ausrichtung, die die Veränderung
von Rollenmustern betont, anstatt diese Muster festzustellen und in einem „Naturdiskurs“ einzubetonieren. Es ist diese gemeinsame Ausrichtung, die den Unterschied ausmacht.
❚
24 an.schlägemärz 2003
an.schläge abo
, bitte!
o Schnupperabo (3 Hefte/9 e)
o Jahresabo (10 Hefte/32 e )
o für Erwerbslose (10 Hefte/26 e )
o Unterstützungsabo (10 Hefte/40 e )
o Auslandsabo (10 Hefte/44 e)
Absenderin
Geschenk-Abo an
Datum, Unterschrift
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Keine Sorge: Ein an.schläge-Abo endet automatisch. So ein Glück: Du kannst es jederzeit verlängern.
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An die Redaktion
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und Englisch – z.B. für Web, PR, Kultur-Veranstaltungen, alle journalistischen Arbeiten sowie Redaktion bestehenden Text-Materials.
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mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr.
Für die Coming Out Gruppe von Frauen ab circa 30 Jahren gibt es ebenso Vorgespräche ab sofort, immer
mittwochs zwischen 17 und 20 Uhr.
Infos über die Mädchengruppe (1418 Jahre) sind telefonisch zu erfragen. Die Lesbenberatung erreichst
du Mo, Mi und Fr 17-20 Uhr
Linke Wienzeile 102, Erdgeschoß,
1060 Wien. T. 01/586 81 50,
e-mail: lesbenberatung@aon.at
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Naturfasern) entwickeln wir gemeinsam einen entsprechenden Schnitt,
alle Arbeitsschritte bis zur Fertigstellung des Gewandes begleite ich. Max.
5 Teilnehmerinnen,Termine: 18.-22.3.,
22.-26.4.2003, Infos:
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Couch verwendet werden kann.
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(UK-Fassung), Desert Hearts, When
night is falling, Novembermoon,
Fried Green Tomatoes, Aimee &
Jaguar, First Wives Club/ Club der
Teufelinnen etc.
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Christofle-Besteck „Amerika“, versilbert,
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Serie „Astoria weiss“ von Villeroy &
Boch gesucht.
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Momente aus dem Leben von Camille
Claudel
Lesung und Performance
Do 27. März 2003, 18.30
Spurensuche: Wiederentdecken von
Frauenraum
Vortrag
Do 3. April 2003, 18.30
Rechtlicher Raum
Buchpräsentation und Diskussion
Sa 5. und So 6. April 2003
Handwerkerinnenkurs I
Elektrik
Di 8. April 2003, 18.30
Thyll Streichquartett
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Di 29. April und Mi 30. April 2003
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Fr 14. März 2003, 18.30
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an.rissarbeit
niederösterreich
Wahlkampfauftakt
Der Situation der niederösterreichischen Frauen auf dem Arbeitsmarkt
wollte die ArbeiterInnenkammer Niederösterreich (AKNÖ) in einer 2002
durchgeführten Studie auf den Zahn fühlen. Die Ergebnisse sind wenig
überraschend: Zwischen dem 25. und 40. Lebensjahr erlebt die berufliche
Laufbahn von Frauen einen dramatischen Einbruch. Grund dafür dürften
die mangelhaften Rahmenbedingungen sein, unter denen Frauen in Niederösterreich arbeiten. Zu wenig Verdienst – knapp 60% der Frauen könnten vom eigenen Lohn allein ihren Haushalt nur schlecht finanzieren –,
zeitlich unflexible Kinderbetreuungseinrichtungen und fehlendes Angebot an Teilarbeitsplätzen machen Frauen den beruflichen Aufstieg schwer.
Die AKNÖ möchte mit dieser Studie der Politik eine Grundlage für neue
Maßnahmen liefern. Sie fordert verstärkte Weiterbildungsmöglichkeiten
für Frauen, bessere Entlohnung, verbindliche Gleichstellungspläne und
den Ausbau von qualifizierten Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Meinungen der Politik zum Thema gehen in Niederösterreich allerdings auseinander: VP-Landeshauptmannstellvertreterin Liese Prokop äußert sich
lobend über den 2002 verzeichneten Anstieg der Frauenbeschäftigung
in Niederösterreich. Dieser sei, so Prokop, vor allem auf spezielle Frauenbeschäftigungsprojekte zurückzuführen. Landtagsabgeordnete und SPLandesgeschäftsführerin Karin Kadenbach widerspricht und meint, seit
Herbst sei die positive Entwicklung des Jahres 2002 rückläufig, wofür
hausgemachte wirtschaftspolitische Versäumnisse verantwortlich seien.
Pünktlich zum Wahlkampfauftakt für die Niederösterreichischen Landtagswahlen im März 2003 präsentierte Liese Prokop ein neues Frauenbeschäftigungsprojekt: NOEL (New opportunities of equality and new ways
of work in Lower Austria) wird mit insgesamt zwei Millionen Euro von
der EU und dem Ministerium für Arbeit und Wirtschaft finanziert. Ziele
sind die Information und Bildung von Mädchen und Frauen, die gerade in
den „Zukunftsberufen unserer Informations- und Wissensgesellschaft“ (so
die Aussendung) stark unterrepräsentiert und unterbe- zahlt seien. Erste
Projekte werden ein wanderndes Internet-Cafe im Waldviertel, ein Trainerinnen-Pool für Unternehmen und andere „Aktivierungs- programme für
Mädchen“ sein. Spätestens nach der Wahl wird sich zeigen, was die Versprechen der Landesregierung wert sind. ajb
Nähere Informationen zu NOEL: Koordinationsstelle NOEL, Christina Weidel und Christine Leuthner,
projektausschreibung
Arbeitsmigration
Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r
T. 02742/9005-16465, http://www.4noel.at
curriculum
„Frauen führen anders…“
„...meist sogar besser und sind daher ideal dafür geeignet in schwierigen
Zeiten Führungsverantwortung zu übernehmen. Aber nur wenige Frauen
nutzen ihr Potenzial bereits optimal“, erklärt Brunhild Schram, Geschäftsführerin von ACQUISA Management Design KEG, die Hintergründe des
neuen Curriculums ihres Unternehmens speziell für weibliche Führungskräfte. Die Absolventinnen werden mit dem Zertifikat „Europäischer Führungskräftepass“ ausgezeichnt. In sieben zweitägigen Modulen, die von
März bis November 2003 im Raum Linz stattfinden werden, sollen weibliche Führungskräfte aber auch der Führungskräftenachwuchs u.a. die Möglichkeit finden, ihre Verantwortung als Führungskraft klar zu definieren und
für Leistungsfähigkeit und psychosoziale Gesundheit vorzusorgen. DF
Das Theater Akzent möchte gemeinsam mit der ArbeiterInnenkammer
Wien „interkulturelle Akzente“ setzen und schreibt Förderungen für drei
Kunst- und Kulturprojekte zum Thema Arbeitsmigration aus. Die Projekte aus dem darstellenden Bereich müssen in mindestens eines der zwei
vorgegebenen Themenbereiche passen: „40 Jahre Arbeitsmigration nach
Österreich“ möchte die politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen der Arbeitsmigration künstlerisch durchleutet wissen. „Neue Generationen“ wird der zweite Schwerpunkt betitelt, der sich den Nachfolgegenerationen der ersten MigrantInnen widmen soll. Auch und vor
allem persönliche Lebensschicksale sollen zur Darstellung gebracht werden. Teilnahmeberechtigt sind in Wien tätige Gruppen oder Einzelpersonen, „wobei besonders Angehörige der neuen Generationen zur Teilnahme eingeladen sind“, heißt es in den Ausschreibungskriterien. Das
eingereichte Projekt muss bis Ende 2003 im Theater Akzent realisierbar
sein. Letztlich werden drei Projekte ausgewählt, die mit je 5.000 Euro
Zuschuss gefördert werden. Einreichschluss ist der 31. März. GaH
Einreichungen an: Theater Akzent, Kennwort „Interkulturalität“, Argentinierstraße 37, 1040 Wien,
Informationen: ACQUISA Management Design KEG, Brunhilde Schram MAS Almesberg 56, 4210 Gallneukirchen,
e-mail: johann.mahler@akzent.at (Betreff: Interkulturalität)
T. 07235/64065-0, e-mail: acquisa@aon.at, http://www.acquisa.at
Rückfragen: Ilse Wintersberger, T. 01/501 65-3140, e-mail: ilse.wintersberger@akwien.at
märz 2003an.schläge 27
arbeitslos
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
Ohne Arbeit – ohne Geld?
Verliert frau ihren Job, muss sie sich zuallererst durch den Bürokratie-Dschungel quälen.
Andrea Bichl-Dunkler gibt einen Überblick über das novellierte
Arbeitslosenversicherungsgesetz.
Arbeitslosengeld ist keine milde
Gabe, welches nach Laune genehmigt wird oder nicht, sondern ein erworbener Rechtsanspruch. Um sich eigene Rechte
zu sichern, ist es sehr wichtig, sich sofort
bei Jobverlust beim Arbeitsmarktservice
(AMS) zu melden und einen Antrag auf
Arbeitslosengeld zu stellen. Etwaige Urlaube, Auslandsaufenthalte oder freiberufliche Jobs sollten erst danach in Angriff genommen werden, da frau bei zu
28 an.schlägemärz 2003
später Meldung alle Ansprüche verlieren
könnte. Gegen eine Ablehnung des Antrages kann innerhalb von vierzehn Tagen berufen werden.
Eine Frau, die beispielsweise vier Jahre gearbeitet hat und sich im Anschluss
daran vierzehn Monate privat im Ausland aufhält, verliert ihren Anspruch auf
Arbeitslosengeld, wenn sie sich erst
nach dem Auslandsaufenhalt beim AMS
meldet. Hätte sie gleich nach Jobverlust
einen Antrag gestellt, einen Tag Arbeits-
losengeld bezogen und wäre danach ins
Ausland gegangen, könnte sie bei ihrer
Rückkehr sofort wieder einen Antrag auf
Weiterbezug des Geldes stellen und wäre somit abgesichert.
Anspruch und Dauer. Grundsätzlich haben
alle Personen, die der Arbeitsvermittlung zur Verfügung stehen, arbeitsfähig, arbeitswillig und arbeitslos sind,
Anspruch auf Arbeitslosengeld. Bei attestierter „Arbeitsunwilligkeit“ kann
losarbeits
eine sechs-wöchige Sperre des Arbeitslosengeldes verhängt werden, der Versicherungsschutz bleibt aber bestehen.
Eine arbeitssuchende Mutter kann
gleichzeitig Kinderbetreuungsgeld und
Arbeitslosengeld beziehen, aber nur
dann, wenn sie der Arbeitsvermittlung
voll zur Verfügung steht, grundsätzlich
Anspruch auf Arbeitslosengeld hat und
für das Kind eine Betreuung nachweisen kann.
Wer erstmalig Leistungen aus der
Arbeitslosenversicherung in Anspruch
nimmt, muss 52 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtige Beschäftigungszeiten innerhalb der letzten zwei Jahre
nachweisen. Für jugendliche Arbeitslose
(unter 25 Jahre) gelten kürzere Zeiten.
Bei wiederholter Inanspruchnahme
müssen 28 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtige Beschäftigung innerhalb des letzten Jahres nachgewiesen
werden.
Die Dauer des Arbeitslosengeldbezuges ist vom Alter und von den vorangegangenen Beschäftigungszeiten abhängig. Die Mindestbezugsdauer beträgt zwanzig Wochen. Können etwa innerhalb der letzten fünf Jahre 156 Wochen (drei Jahre) Beschäftigung nachgewiesen werden, wird das Arbeitslosengeld für dreißig Wochen gewährt.
Wird der Arbeitslosengeldbezug unterbrochen, ist ein Fortbezug des restlichen Arbeitslosengeldes innerhalb von
drei Jahren möglich, solange kein neuer
Anspruch auf Arbeitslosengeld erworben wurde.
Berechnung und Zuschläge. Das Arbeitslosengeld setzt sich aus dem Grundbetrag, den Familienzuschlägen und einem allfälligen Ergänzungsbetrag zusammen. Als Grundlage für die Berechnung wird auf die beim Hauptverband
der Sozialversicherungsträger gespeicherte Jahresbemessungsgrundlage
zurückgegriffen. Erfolgt die Antragstellung vor dem 30. Juni wird das vorletzte
Kalenderjahr herangezogen, erfolgt sie
danach wird das letzte Kalenderjahr zur
Berechnung herangezogen.
Wird eine Frau beispielsweise am
15. Mai 2003 arbeitslos und stellt den
Antrag auf Arbeitslosengeld, wird ihr
Arbeitslosengeld vom Jahreseinkommen des Jahres 2001 berechnet. Sollte
im Jahr 2001 kein einziger Tag arbeitslosenversicherungspflichtiger Beschäfti-
gung vorliegen, geht die Suche weiter
zurück ins Jahr 2000.
Der Grundbetrag des Arbeitslosengeldes beträgt 55% des Nettoeinkommens. Wurde das 45. Lebensjahr vollendet, kann das Arbeitslosengeld im Falle
eines neuerlichen Anspruchs nicht mehr
niedriger werden. Der Höchstbetrag
liegt ohne Familienzuschläge bei täglich
36,84 Euro, Untergrenze gibt es keine.
Trägt der/die Arbeitslose wesentlich zum Unterhalt einer Person bei, z.B.
Kind/er oder EhepartnerIn, werden täglich 5,97 Euro Familienzuschläge gewährt. Das Einkommen der PartnerIn
darf jedoch die Geringfügigkeitsgrenze
nicht überschreiten (309,38 Euro monatlich). Familienzuschlag für den/die
EhepartnerIn oder LebensgefährtIn ist
nur dann möglich, wenn auch Familienzuschlag für ein minderjähriges Kind
gebührt.
Ergänzungsbetrag. Wenn kein Familienzuschlag gebührt und das Arbeitslosengeld sehr niedrig ausfällt (unter dem
Ausgleichszulagenrichtsatz von 643,54
Euro), gleicht ein Ergänzungsbetrag die
Differenz zum Ausgleichszulagenrichtsatz aus, jedoch begrenzt mit 60% des
vorangegangenen Nettolohnes.
Bei Anspruch auf Familienzuschläge
muss der Arbeitslosengeldgrundbetrag
plus Familienzuschläge niedriger sein
als der Ausgleichszulagenrichtsatz, um
einen Ergänzungsbetrag zu erhalten
(begrenzt mit 80 % des Nettolohnes).
Das bedeutet, der Familienzuschlag
frisst den Ergänzungsbetrag auf!
Betrug das Nettoeinkommen einer
Frau beispielsweise 1.080,- Euro, entsteht
daraus ein Arbeitslosengeld von 594,Euro und ein Ergänzungsbetrag von
49,54 Euro. Hat diese Frau jedoch zwei
Kinder, wird zum Arbeitslosengeld der
Familienzuschlag dazugerechnet, was eine Summe von 652,20 Euro ergibt und
einen Ergänzungsbetrag ausschließt –
eine Logik, der nur schwer zu folgen ist.
hältnisse des/der Arbeitslosen und der
unterhaltsverpflichteten Familienangehörigen (EhepartnerInnen, LebensgefährtInnen), die im gemeinsamen Haushalt leben, vom AMS überprüft.
Die Notstandshilfe beträgt 92%
bzw. 95% des Grundbetrages des Arbeitslosengeldes, wobei das anrechenbare eigene Einkommen und das
des/der im gemeinsamen Haushalt lebenden Partners/in abgezogen wird, genauso allfällige Familienzuschläge. Wurde vor der Notstandshilfe zwanzig Wochen bzw. dreißig Wochen lang Arbeitslosengeld bezogen, wird nach einem
halben Jahr Notstandshilfebezug der
Grundbetrag der Notstandshilfe auf
643,54 Euro bzw. 750,- Euro gekürzt.
Der Ergänzungsbetrag entfällt bei
der Notstandshilfe komplett. Das bedeutet, dass Personen mit sehr niedrigem Einkommen bei längerer Arbeitslosigkeit prozentuell weniger Notstandshilfe bekommen, da vor der Berechnung
der Ergänzungsbetrag abgezogen wird.
Zuverdienst. Frau kann zum Arbeitslosengeld bzw. zur Notstandshilfe monatlich
bis zu 309,38 Euro (Geringfügigkeitsgrenze) dazu verdienen, muss dies jedoch dem AMS melden.
Da bei der Berechnung der Notstandshilfe das Einkommen des/der
PartnerIn angerechnet wird, ist sie oft
wesentlich geringer als das Arbeitslosengeld. Das betrifft, nicht zuletzt aufgrund der Einkommensunterschiede,
überwiegend Frauen.
Auch wenn kein Anspruch auf Geldleistungen seitens des AMS besteht,
kann sich jede/r arbeitssuchend melden.
Auf dieses Recht zu bestehen, ist gerade
für Frauen von Bedeutung. Sind sie arbeitssuchend gemeldet, sind sie Teil der
Arbeitslosenstatistik, wenn nicht, treten
sie überhaupt nicht mehr in Erscheinung. Auch der Zugang zu arbeitsmarktpolitischen Förderungen ist dadurch
möglich. Und mit dem Status arbeitssuchend sichert frau sich Ersatzzeiten in
der Pensionsversicherung.
Notstandshilfe. Nach Auslaufen des AnWie viele andere Gesetze besteht
spruchs auf Arbeitslosengeld und wenn
auch das Arbeitslosenversicherungsgeeine finanzielle Notlage vorliegt, kann
beim AMS ein Antrag auf Notstandshilfe setz aus vielen Ausnahmen. Im Zweifelsgestellt werden. Das sollte sofort, jedoch fall ist persönliche Beratung daher wichtig und sinnvoll, etwa von einer Frauenspätestens innerhalb von drei Jahren
nach Ende des Arbeitslosengeldes erfol- referentin, die es an jeder regionalen Geschäftsstelle des Arbeitsmarktservice
gen. Zur Beurteilung der Notlage wer❚
den die gesamten wirtschaftlichen Ver- gibt.
AMS-Frauenreferentin für Wien:
Gesine Muschl, Landesgeschäftsstelle des AMS Wien, T. 01/515 25
Beratungsmöglichkeit:
Kammer für Arbeiter und
Angestellte, Prinz Eugen-Straße 20-22,
1040 Wien, T. 01/50 16 50
Kostenlose Broschüre:
„Leistungen bei Arbeitslosigkeit“
Bestelltelefon: 01/310 00 10 - 358
Links:
www.ams.or.at/wien
www.ams.or.at/frauen
www.akwien.at
www.weiterbildung.at
www.help.gv.at
www.kinderdrehscheibe.at
märz 2003an.schläge 29
kulturan.riss
auszeichnung
Gerstl und Export
Anfang Februar wurden die Schriftstellerin Elfriede Gerstl und die Medienkünstlerin Valie Export im Wiener Rathaus ausgezeichnet. Kulturstadtrat Andreas Mailath- Pokorny überreichte Gerstl die „Ehrenmedaille der
Bundeshauptstadt Wien in Gold“ und Valie Export das „Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien“. Mailath-Pokorny in seiner
Rede: „Mit Elfriede Gerstl und Valie Export ehren wir heute zwei Künstlerinnen, zwei große Individualistinnen, die das Thema Feminismus in
ihren Arbeiten sehr früh aufgegriffen haben.“ Gerstl, die 1932 als jüdisches Kind in Wien geboren und die Nazi-Zeit nur knapp – in diversen
Verstecken – überlebt hat, begann in den 50er Jahren zu schreiben. Ihren bekannten Prosatext „Spielräume“ schrieb sie unter dem Eindruck
der politischen Ereignisse, die sich in Deutschland, wo sie damals lebte,
abspielten. Mit Valie Export wurde eine der bedeutendsten feministischen Künstlerinnen geehrt, die auch über die Grenzen Österreichs hinaus Aufsehen erregt. Mailath-Pokorny: „Valie Export gilt als eine der
wichtigsten Protagonistinnen der feministischen Kunst und eine der
bedeutendsten Theoretikerinnen für feministische Kunst und Neue
Medien.“ Ihre permanente Installation „Der Transparente Raum“ ist
am Lerchenfelder Gürtel in Wien zu besichtigen. heko
konzert
Joy Denalane
Mit ihrem Debutalbum „Mamani“ hat die deutsche Soulsängerin Joy
Denalane ein wunderbares „afroamerikanogermanisches“ Gesamtkunstwerk geschaffen, welches KritikerInnen und Fans gleichermaßen begeistert. Die ersten zwei Singles „Geh jetzt“ und „Was auch immer“ wurden
in den deutschen Musikkanälen rauf und runter gespielt und bescherten
der Heidelbergerin somit Dauerpräsenz in den Medien. Joy selbst sagt
über ihr gelungenes Debut: „Ich finde, das Album klingt reif, elegant, natürlich und trotzdem selbstverständlich. Ursprünglich wollte ich einen
ganz anderen Sound. Eher Deep-Soul, mit rauen Wu Tang Beats. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es nichts bringt, Musik zu machen,
die man zwar gerne von anderen hört, in die man sich selbst aber rein
zwängen muss. Man muss Musik machen, wie sie einem leicht fällt. So
habe ich zu mir und meinem Sound gefunden.“ Zwei ausverkaufte Tourneen hat Joy Denalane bereits hinter sich. Das Konzept für ihre aktuelle
Tour geht auf den Erfolg bei ihrem Auftritt im Frankfurter „Unity“ Club
zurück. Damals gab sie eine unplugged Version ihres Repertoires zum
Besten und erlebte dabei eine völlig neue Art der Nähe zum Publikum.
Die Idee für ihre Acoustic Tour, die sie auch für 2 Termine nach Österreich
führt, war geboren. Joy, die mit ihrem Lebensgefährten Max Herre einen
Sohn hat, engagiert sich neben ihrer Karriere als Musikerin auch seit
Jahren in Deutschland und in Südafrika, der Heimat ihres Vaters, in der
Aufklärung zum Thema HIV und Aids. So liegen auf ihren Konzerten Broschüren zu diesen Themen auf. In ihrer neuen Single „Ghetto von Sowetto“
setzt sie sich ebenfalls mit dieser Problematik auseinander. heko
festival
Tricky Women
Joy Denalane – Acoustic Tour: 22. März, 20.00 Uhr im Salzburger Rockhouse, T. 0662/ 884914
Bereits zum zweiten Mal veranstaltet Culture2Culture heuer das weltweit einzige Animationsfestival, das sich allein dem Trickfilmschaffen
von Frauen widmet. (Artikel zu Tricky Women I siehe an.schläge 4/02)
Vom 6. bis 13. März stehen im Wiener Votivkino Animationskünstlerinnen im öffentlichen Blickpunkt. Insgesamt 138 Animationsfilme werden
in Wien aber auch in Programmkinos der Bundesländer gezeigt. „Tricky
Women 2003“ setzt auch wieder Länderschwerpunkte, die aus einer
Zusammenarbeit mit den östlichen Nachbarländern und Ostasien entstanden sind. Ins Zentrum der Aufmerksamkeit werden heuer Tschechien, Japan und Südkorea gerückt. Weitere Programmpunkte sind Retrospektiven, Vorträge, Workshops für interessierte Frauen und Jugendliche, Gespräche mit den Künstlerinnen und ein Wettbewerb mit internationaler Fachjury. Auf einem international besetzten Podium werden
folgende Fragen diskutiert: Ist gerade der Animationsfilm eine Nische
für Frauen? Was macht den „weiblichen“ Animationsfilm aus? Parallel
zum Festival arbeitet Culture2Culture fleißig an einer Internet-Plattform mit Datenbank und Videothek, um sämtliche Informationen zum
Animations-Filmschaffen von Frauen auch online zugänglich zu machen.
Bereits seit 1991 setzt sich der Verein dafür ein, Frauen in den Bereichen
Kunst, Kultur und Wissenschaft sichtbarer zu machen. heko
23. März, 20.00 Uhr im Wiener WUK, Kassa-T. 01/401 21-70
Culture2Culture im quartier21 im Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien,
http://www.joydenalane.com
T. 01/990 46 63, e-mail: Culture2Culture@chello.at, http://www.culture2culture.at
30 an.schlägemärz 2003
an.risskultur
Literatur
Preisträgerinnen
Der mit 7.300 Euro dotierte Rauriser Literaturpreis 2003 für die beste
Prosa-Erstveröffentlichung in deutscher Sprache ging an die 50-jährige
Schweizer Autorin Katharina Faber. Ihr Roman-Erstling „Manchmal sehe
ich am Himmel einen endlos weiten Strand“ war von fast allen großen
deutschen Verlagen abgelehnt worden, bevor er zuletzt dann doch in
einem Kleinverlag erscheinen konnte. Der Roman ist eine anspruchsvolle Komposition von Stimmen, die ganz ohne erzählerische Direktive auskommen. Stimmen von innen und von außen, von Lebenden und Toten
bilden einen vor Energie berstenden Kommunikationsraum, in dessen
Mittelpunkt die Unternehmerin und Trinkerin Darja Savary steht, deren
Leben im Begriff ist, an der Grenze zwischen harter Realität und weichgezeichneter Imagination auseinanderzubrechen. Die Jury, der unter
anderem Sigrid Schmid aus Österreich angehörte, würdigte den von
Katharina Faber angeschlagenen Erzählton als „einzigartig in der gegenwärtigen Literaturlandschaft“. Als ein weiterer neuer Stern am LiteraturHimmel wurde die 1965 geborene Salzburgerin Gabriele Neudecker für
ihren Prosatext „Glas.Gebirge“ mit dem Rauriser Förderpreis (3.634,- Euro)
ausgezeichnet. Neudeckers Text über zwei Liebende, die sich erst befreien müssen, um sich selbst zu finden, sprengt auf originelle Weise die
Gattungsgrenzen zwischen Erzählung, Drehbuch und Volksstück. Der
Jury gehörten Edith-Ulla Gasser und Christine Haidegger an. pan
http://www.rauris.net/literaturtage
kabarett
REMASURI
Christa Urbanek ist zurück! Nach dem großen Erfolg ihres realsatirischen
Solos „Kennwort: UNIKAT“ präsentiert die Wiener Kleinkünstlerin ihr brandneues Programm „REMASURI“. Die 1947 in Wien geborene, alleinerziehende zweifache Mutter schmiss nach mehr als einem Vierteljahrhundert
Nerven und Bürojob hin, um sich fortan Kreativerem zuzuwenden. Somit
war der Grundstein einer „späten“ Karriere in Theater, Kabarett und Film
gelegt, die sie seit 1985 konsequent und erfolgreich verfolgt. In Urbaneks
neuem Programm wird frau unter anderem auf viele interessante Fragen
stoßen, die im Leben einfach unverzichtbar nach Beantwortung verlangen: Was ist eine Blasprobe? Was sind die Kennzeichen von Schlampenschleppern? Welches sind die Vorzüge von Gynäkologiestühlen? DF
Christa Urbanek „REMASURI“, Vorstellungen: 10. März 2003 (Premiere), 17.März und 3. April, jeweils 20.00 Uhr im Spektakel,
heim.spiel
Eva Steinheimer
Wissen und Nicht-Wissen
„Was um Himmels Willen ist das?!“ fährt es mir durch den Kopf, obwohl
ich im selben Moment doch schon weiß, was los ist: Ich habe einen Blasensprung! Es ist ein Montag im Dezember, zwei Uhr morgens. Ich weiß
auch, dass das bedeutet, dass mein Kind geboren werden will. Was ich
nicht weiß ist, dass ich bereits acht Stunden später den kleinen Lennart
im Arm halten werden. Ich weiß noch nicht, dass ich vierzehn Stunden
später schon mit ihm zuhause im eigenen Bett kuscheln werde. Was ich
außerdem noch nicht weiß ist, dass das nur der Anfang einer langen
Kette von Dingen ist, von denen ich vorher nicht wusste, dass und wie
sie passieren. Auf die Geburt hatte ich mich fast schon übertrieben vorbereitet: Gymnastik und Geburtsvorbereitungswochenende mit Partner,
Geburtsvorbereitungstees und Dammmassagen, Hebammensprechstunden und Akupunktur. Das war auch alles sinnvoll und hilfreich. Doch
die Geburt war in wenigen Stunden vorüber und schon war ich Mama.
Darauf war ich ehrlich gesagt weniger gut vorbereitet. Die meisten Frauen sagen mir, es wäre auch gar nicht möglich, sich wirklich darauf vorzubereiten. Dabei geht es keineswegs um all die praktischen Handgriffe
zur Versorgung eines Babys, sondern vielmehr um die emotionalen Anforderungen. Die können eine schon ganz schön überfordern: Glück und
Sorgen, Selbstvertrauen und Verletzlichkeit, Lebensfreude und Angst. Ich
hatte ja nicht geahnt, welche Höhen und Tiefen mir allein die Hormone
bereiten würden: vom absoluten Drogenrausch unmittelbar nach der
Geburt bis zum vielzitierten Babyblues. Ich hatte nicht geahnt, wie massiver Schlafentzug auf mich wirken würde. Ich hatte auch keine Ahnung,
dass ich in der ersten Zeit acht Mal täglich eine ganze Stunde mit Stillen
zubringen würde. Und immer freitags sagte meine innere Uhr: Wochenende! Ich konnte es mir manchmal gar nicht vorstellen, dass meine Arbeit einfach weitergehen würde: 24 Stunden am Tag, sieben Tage die
Woche. Wieder einmal musste ich die Erfahrung machen, dass die Praxis
der Theorie noch mal eins draufsetzt. Wie oft hatte ich nicht schon darüber geschrieben oder diskutiert, dass Reproduktionsarbeit nicht geschätzt werde. Jetzt weiß ich: die Versorgung eines Neugeborenen ist
der härteste Job, den ich je hatte!
Hamburger Straße 14, 1050 Wien, T. 01/587 06 53
märz 2003an.schläge 31
Fo t o : C h r i s t e l B e c k e r- R a u
rechtefrauen
Frigga und die Walküren
In der männlich dominierten rechten Szene haben auch Frauen ihren Platz. Ihre Rolle ist
uneindeutig, in jedem Fall aber ideologisch geprägt. Von Anita Weinberger
Wenn von recht(sextrem)en Organisationen die Rede ist, entsteht im Kopf das Bild von
männlichen, kahlköpfigen
Skinheads. Doch die Szene ist
um einiges vielschichtiger und es fehlen bei dieser Vorstellung wie so oft
50% der Bevölkerung. Auch Frauen sind
in den Organisationen aktiv – ob als
Funktionärinnen oder aktive Kämpferinnen. Die Rollen sind vielfältig.
Rechtsextrem. Rechtsextremismus sollte
weder mit Rassismus, Nationalismus
noch Neonazismus gleichgesetzt wer32 an.schlägemärz 2003
den. Der Begriff des Rechtsextremismus
ist breiter angelegt – es ergeben sich
nicht nur Überschneidungen mit konservativem und rassistischem Gedankengut, sondern auch mit antikapitalistischen, links-alternativen oder feministischen Ideologien. Zentrales Element
im rechtsextremen Denken ist das Volk,
das aus der Natur entstanden ist und
das neben der Familie und der bündischen Gemeinschaft die einzige Form
der Vergesellschaftung der Menschen
ist. Ob jemand Teil eines Volkes ist, wird
durch regionale Zusammenschlüsse,
durch Ethnien und rassistische Defini-
tionen bestimmt. Dabei wird die eigene
Kultur über die Kultur „der Anderen“ gestellt.
Ideal. Michael Kühnen, der intellektuelle
Kopf der deutschen neonazistischen
Szene formuliert seine Forderung an eine gute deutsche Frau 1985 wie folgt:
„Ihre eigentliche Aufgabe für die Gemeinschaft ist und bleibt die Geburt
und Aufzucht von Kindern, und da mindestens drei Kinder pro Familie zur
Volkserhaltung überlebensnotwendig
sind und das Kind die Mutter zur gesunden Lebenserhaltung in den ersten
frauenrechte
sechs Lebensjahren dringend braucht,
ist der Lebensmittelpunkt der Frau die
Familie. (...) Die Männer hingegen, die ja
durch ihre rein biologische Aufgabe
nicht entfernt vergleichbar beansprucht
und gefordert werden, sind eher Kulturals Naturwesen, ihre natürliche Aufgabe liegt im Aufbau und in der Ausgestaltung der kulturellen Gemeinschaft“.
Dieses Bild ist in der recht(sextrem)en
Szene weit verbreitet. Die Auswirkungen dieses Frauenbildes im recht(sextrem)en Umfeld sind in Form und Intensität allerdings sehr unterschiedlich.
Einzelne Elemente sind aber in jeder
Ausprägung recht(sextrem)en Denkens
verankert. Die Frau wird immer im Zusammenhang mit Mutterschaft und als
Naturwesen gesehen, die das Volk zu
erhalten hat. So wie die Natur Wärme
schenkt, so soll auch die Frau Geborgenheit spenden und die Familie zusammenhalten. In Österreich propagierten
FPÖ-Frauen das Bild der Frau und Mutter – diesem Bild entspricht auch die
Einführung des Kinderschecks. So wird
auch die langjährige Klubobfrau der
Freiheitlichen im Kärntner Landtag von
Hans-Henning Scharsach zitiert: „Kindergärten sind für sie eine ‚Sünde wider
die Natur’. Pille und sexuelle Freizügigkeit bezeichnet sie als ‚Erniedrigung der
Frau’. Ein staatliches Muttergeld solle
die strenge Aufzucht wieder schmackhafter machen.“
Die Notwendigkeit der Geschlechtertrennung wird biologistisch erklärt:
die Frau sei aufgrund ihrer Natur besser
für den wichtigen Reproduktionsbereich geeignet, der Mann hingegen
sorgt als Jäger und Sammler in der Erwerbsarbeit dafür, dass die Frau ruhig
reproduzieren kann. Dass hier Emanzen
und Feministinnen die Gegnerinnen
schlechthin sind, ist klar, denn sie stellen diese naturgegebene Ordnung in
Frage. Sie sind für Abtreibung und Verhütung und bringen damit die Volksgemeinschaft in Gefahr.
Wirklichkeit. Die Rolle, welche die Frau in
recht(sextrem)en Organisationen tatsächlich einnimmt, steht oft im Widerspruch zum Wunschbild der „Frau“ im
recht(sextrem)en Denken. Frauen sitzen
nicht zuhause und warten darauf, dass
die Kinder groß werden, sondern neh-
men aktiv teil an der Entwicklung des
Rechtsextremismus. Bis das angestrebte Weltbild erreicht ist, dürfen offensichtlich auch Frauen mit „Hand anlegen“ – inwieweit, darüber scheiden sich
die Meinungen in der rechtsextremen
Szene. Dabei stoßen die Frauen oft auf
Kritik von Männern und Frauen, aber sie
werden auch immer wieder in ihrem
Tun unterstützt.
Dabei spielt Gewalt eine zentrale
Rolle. Auch wenn Frauen nicht immer
in der ersten Reihe stehen, wenn es um
gewalttätige Übergriffe geht, so sind
sie doch auch aktiv beteiligt. Das wird
deutlich, wenn der starke Einfluss traditioneller Rollenbilder im recht(sextrem)en Umfeld berücksichtigt wird.
Erwartet wird von Frauen, zu schweigen und Gewalt abzulehnen – darum
greifen sie oft zur Durchsetzung ihrer
Interessen auf andere Gewaltformen
zurück und bedienen sich der Gewalt
Dritter. So sind es z.B. die Partnerinnen
der Skinheads, die als klatschende Zuschauerinnen ihre Männer unterstützen und anspornen. Häufig greifen sie
auch auf strukturelle Gewalt zurück
und fordern von Justiz und Exekutive
strengere Gesetze und ausgrenzende
Maßnahmen. Auch wenn sich Frauen
ausdrücklich gegen gewalttätige Auseinandersetzungen mit AusländerInnen aussprechen, so hat eine Studie
von Horn-Metzger und Riegel bestätigt,
dass sich durchschnittlich die Hälfte
der Frauen für strukturelle Maßnahmen zur Ausgrenzung und Ungleichbehandlung ausspricht. Frauen – insbesondere junge Frauen – üben aber auch
immer öfter direkte Gewalt aus. Die
Anzahl der schlagenden Skingirls
steigt.
Gewalt von Frauen gegenüber
Frauen schafft Respekt und Anerkennung. Wenn Frauen immer mehr auch
in die „männliche“ Gewaltsphäre eindringen, stellt sich die Frage inwieweit
die vorherrschende Geschlechtertrennung damit aufgelöst wird. Es ist also
auch in einem recht(sextrem)en Umfeld
die Gleichberechtigung in gewissen Bereichen nicht unbekannt, obwohl die
geschlechtsspezifische Trennung einen
wichtigen Bestandteil der vertretenen
Ordnung darstellt. Nationalfeministinnen, wie Sophie Rogger-Börner, sahen
die germanische Rasse als so weit entwickelt, dass die beiden Geschlechter
gleichberechtigt nebeneinander bestehen können. Und auch für viele schlagende Skingirls sind die speerwerfenden Walküren aus dem Germanenmythos Vorbild für ihr Handeln.
Aufwertung. Das Ausschließen „der Anderen“ vom Zugang zu Gütern und von kultureller Partizipation ist ein konstituierendes Element im recht(sextrem)en Gedankengut und festigt auch recht(sextrem)e
Frauen in ihrem Denken. Darüber hinaus
fühlen sie sich aufgewertet durch das
Anpreisen ihrer Fähigkeit zu „Gebähren“.
In der Differenzierung zwischen der „WirGruppe“ und „den Anderen“ werden Frauen in der „Wir-Gruppe“ inkludiert. In der
Hierarchie begeben sie sich damit eine
Stufe nach oben – auch sie sind den „Anderen“ übergeordnet.
Recht(sextrem)e Parteien werden
auch von Frauen gewählt. Ob es der
Wunsch nach Aufwertung der eigenen
Person, die Flucht vor Überforderung
durch Doppel- und Dreifachbelastung
oder die Angst vor dem Fremden ist – die
derzeit aktuelle gesellschaftliche Situation fördert den Zulauf von Frauen zu
recht(sextrem)en Organisationen. Durch
die Angst vor Übergriffen „der Anderen“
werden Gewalt und Konflikte in der „WirGruppe“ verdrängt und überdeckt.„Niemand“ fürchtet sich mehr vor der Gewalt
der „echten“ österreichischen Männer
zuhause oder auf der Straße, sondern die
Gefahr geht von den fremdländisch aussehenden Männern aus.
Die reale Situation der Frau in
recht(sextrem)en Organisationen gestaltet sich anders als es die Vorstellungen des Rechtsextremismus von einer
guten Frau sind. Zwar ist die neue Stellung der Frau in diesem Umfeld sehr
wohl umstritten aber dennoch toleriert.
Am Gedankengut wird aber deshalb
nicht gerüttelt. Um ihre Ziele zu erreichen sind scheinbar alle Frauenbilder
erlaubt. Zu hoffen bleibt, dass sie auf
Grund ihrer Widersprüchlichkeit nie ankommen, denn das Bild, das sie – abgesehen von all den anderen untragbaren
ideologischen Ansätzen – von Frauen
und Geschlechtertrennung haben, ist
ein vergangenheitsbezogenes patriarchales HERRscherbild.
❚
märz 2003an.schläge 33
Fo t o : D r e i e r / U r s p r u n g
kulturgrazwoment!
Frauen in Bewegung
Graz wird als diesjährige Kulturhauptstadt sicher nicht den Männern überlassen. Dafür
sorgt WOMENT! Mit zahlreichen Aktivitäten knüpfen Frauen damit an die Tradition einer
frauenbewegten Stadt an. Von Bettina Behr und Eva Ursprung
„Denkmäler zeigen nicht unbedingt, woran sich eine Gesellschaft erinnert – Denkmäler
sind vielmehr Zeichen für den
aktuellen Zustand einer Gesellschaft“, meint Brigitte Dorfer. Grund genug, die Frauengeschichte der Stadt
Graz sichtbar zu machen.
Die Grazer Frauenbewegung ist seit
langem eine der stärksten in Österreich:
34 an.schlägemärz 2003
Mit „Thekla“ gibt es hier einen Dachverband von zehn freien Frauenprojekten,
und in dem von der ehemaligen Frauenbeauftragten Grete Schurz gegründeten
Frauenrat sind rund 55 Frauenorganisationen vertreten. Schurz war übrigens die
erste unabhängige Frauenbeauftragte
Österreichs (1986 bis 1994) – noch immer
eine Monopolstellung, die seit einem Jahr
von Dani Jauk eingenommen wird.
Aber nicht nur österreichweit hat
Graz die Nase vorne. Mit „Eva & Co“ entstand hier die erste feministische Kulturzeitschrift Europas. Nun spielt die
Stadt eine weitere Vorreiterinnenrolle
im europäischen Kontext: „WOMENT!“
ist das erste feministische Projekt in der
Geschichte der Kulturhauptstädte Europas. Auf Initiative von Bettina Behr und
unter ihrer organisatorischen Leitung
woment!grazkultur
haben sich dazu zehn Grazer Frauenprojekte vernetzt.
Superfrau is back. Schon 1988 wollte die
Künstlerinnengruppe „Eva & Co“ diesen
Zustand nicht mehr hinnehmen und deklarierte Graz zum „Intergalaktischen
Zentrum für Superfrauen“. Die „Steirische Kulturinitiative“ lud KünstlerInnen,
so auch Veronika Dreier und Eva Ursprung ein,„Ideen für Graz“ für einen Kalender zu entwickeln. Auf Kalender und
Postkarte folgte die reale Figur in sechs
Metern Größe, die 1989 mit einem Ballon
ins All startete. Seitdem schwebt „Superfrau“ am Himmel über Graz, an besonders klaren Nächten auch mit freiem Auge sichtbar. Immer wieder diente sie als
Leitbild der Grazer Frauenszene: sei es als
Baldachin an der Spitze der 8. März-Demonstration, als Cover des Grazer Frauenstadtplanes oder als Buchumschlag. Ihre
neueste Wiederkehr ist eine vielfache: als
Logo von WOMENT! trägt Superfrau den
Gedanken von Frauenpower in alle Publikationen des Projekts und darüber hinaus.
Wie das so ist mit Schutzheiligen,
sind sie nur in Form von Amuletten
tatsächlich greifbar: Superfrau-Kugelschreiber und Feuerzeuge sollten in keiner Handtasche fehlen. Ein Griff zum
Feuerzeug bei komplizierten Verhandlungen – und schon springt der Funke
feministischer Inspiration in die erhitzten Köpfe.
am Feuer ist Bettina Fabian. Am 6. Juni
gibt es „Kopfwurst und Luftstrudel“, eine
delikate Lesung von Margret Kreidl und
Karin Ivancsics im Gedeck von Sarah
Godthart, und am 6. September informiert Erika Thümmel mit gnadenlosen
Rezepten „von Kuh–Eutern,Wildschweinköpfen und Kalbsohren“. Am 7. November gibt es „Damenkrapferln, Krachtorten
und Pomeranzenaufläufe“ mit den Ethnologinnen Elisabeth Katschnig-Fasch
und Florence Weiss. Mit dem Restaurant
wird Katharina Prato eine lebendige,
zeitgemässe Form eines Denkmales gewidmet.
Denk mal. Kernprojekt von WOMENT!
sind „20+03 Orte“: 23 Gedenktafeln, die
dauerhaft an frauenhistorisch wichtigen Gebäuden montiert werden, um die
Geschichte und aktuelle Leistungen von
Frauen in dieser Stadt zu würdigen. Damit werden die von Brigitte Dorfer und
Ilse Wieser in über einem Jahrzehnt gewonnenen Erkenntnisse der Grazer
FrauenStadtSpaziergänge in der ganzen
Stadt präsent sein. Die Künstlerin Veronika Dreier stellte 1990 im Auftrag der
Frauenbeauftragten Grete Schurz in einer Studie fest, dass von 193 Gedenktafeln, Denkmälern, Plastiken insgesamt
lediglich vier Frauen gewidmet waren!
Bei den Straßennamen ist es ähnlich:
Karl Kubinsky und Astrid Wentner, HerausgeberInnen des Buches „Grazer
Straßennamen“, wunderten sich, dass
mehr Straßen nach Vogelnamen als
nach Frauen benannt sind. Die AufarbeiKapaun und Paradiesäpfel. „Eva & Co“ hat
tung und Dokumentation von Grazer
sich 1992 nach zehnjährigem Bestehen
mit einem Manifest aufgelöst, doch der Frauengeschichte ist also mehr als notwendig. Eine Gemeinsamkeit der ausgeKampfgeist blieb lebendig. Als „Kunstwählten Frauen, Frauengruppen sowie
verein W.A.S.“ (Womyn´s Art Support),
arbeiten die Protagonistinnen weiterhin für Mädchen/Frauen/Lesben wichtigen
an gemeinsamen Kunstprojekten. Eines Orte und Ereignisse ist Widerständigkeit
gegen traditionelle weibliche Anfordedavon ist das „Restaurant a la Prato“ im
restaurant.mayers.1 Hier gibt es über das rungen und Rollenzuschreibungen, gegen totalitäre Systeme, gegen Gewalt.
Jahr verteilt gemeinsame Essen, inspiDie jeweilige Form der Widerständigkeit
riert von der Grazer Kochbuchautorin
Katharina Prato (1818 – 1897), der erfolg- ist dabei sehr unterschiedlich.
Geehrt werden u.a. die Widerstandsreichsten österreichischen Autorin ihrer
Zeit. Gekocht wird nach ihren Rezepten, kämpferin Maria Cäsar (geb. 1920), die
als Hauptgericht werden die Inhalte der weltberühmte Fotografin Inge Morath
inszenierten Tischkonversationen, Lesun- (1923 – 2002), die erste weibliche Abgegen und Diskussionen serviert. Eröffnet ordnete im Steirischen Landtag, die Sozialdemokratin Martha Tausk (1881 –
wird am 7. März mit „Kapaun und Paradiesäpfel“, einer Performance von W.A.S. 1957), wie auch die Komponistin Olga
(Veronika Dreier, Doris Jauk-Hinz, Eva Ur- Neuwirth (geb. 1968). Erinnert wird an
sprung), Musik von Se-Lien Chuang (Elek- den Ersten Österreichischen Fahrradtronik) sowie Annette Giesriegl (Gesang), verein (1893 – 1898) ebenso wie an das
Erste Autonome Frauenzentrum der
Steiermark (1977–1981).
Zur Gestaltung der Tafeln wurde im
Mai 2002 ein Wettbewerb durchgeführt,
den die Künstlerin Sabina Hörtner für
sich entscheiden konnte. Die Inschriftstexte wurden von der Journalistin und
Autorin Eva Rossmann erarbeitet.
Im Netz. Mit insgesamt zehn Netz-Produktionen ist WOMENT! auch virtuell
aktiv. Das Projekt „FrauenWEGE“ der Katholischen Frauenbewegung erforscht
und vermittelt ab 8. März interreligiöse
und überkonfessionelle Frauengeschichte unter der Projektleitung von Maria
Irnberger.
Das Straßen-Theaterprojekt des Frauengesundheitszentrum Graz (gemeinsam
mit InterACT) widmet sich ab 27. Juni
dem Thema „Auf den Leib geschrieben.
KörperKult(ur): Weibesfülle und Widerwille“. In drei interaktiven Aufführungen
für die Straße werden Dimensionen des
Körpererlebens von Frauen dargestellt.
Um in männlich dominierten Territorien Mädchen-Räume zu erobern und
zu gestalten, produzierte der Verein Mafalda – Beratung und Projekte für Mädchen – den Videoclip „MAKE ä SIGN“. Die
Kamera begibt sich auf den Weg durch
die Stadt und erlaubt im Virtuellen eine
Positionierung seiner jungen Bewohnerinnen. Es wird ein Zeichen gesetzt, an
Plätzen und Orten, die als Netzwerk für
die Mädchen „Stadt“ bedeuten.
In der Theoriewerkstatt „MovementsMonuments“ der Interuniversitären Koordinationsstelle für Frauenforschung
und -studien der Universitäten Graz
setzen sich von 15. – 17. Mai Wissenschafterinnen, Künstlerinnen und alle Interessierten mit Identität, Erinnerung, Gedenken und Denkmälern auseinander.
Wie kann der Gefahr der Festschreibung
von Frauengeschichte, von Musealisierung begegnet werden?
Das Projekt „PLAKATIV!“ des DOKU
Graz präsentiert ab 8. März als virtuelle
Ausstellung die Geschichte der Frauenbeauftragten der Stadt Graz.
Angesichts der fortdauernden Gewalt gegen Frauen, gegen „die Anderen,
die Fremden“, ist das Projekt WOMENT!
als ein Versuch zu verstehen, der Entwürdigung, dem Verschweigen und dem
Unsichtbarmachen der Vielfalt menschlichem – insbesondere weiblichem – Lebens entgegenzuwirken.
❚
1 Restaurant a la Prato,
Sackstrasse 29/III, 8010 Graz.
Eröffnung: 7.3. 2003, 20 Uhr
Infos unter:
http://woment.mur.at/index_
WOMENT.html
http://www.doku.at/plakativ
WOMENT!-Falter:
Überblick über die zehn WOMENT!Produktionen. Jahresprogramm der
FrauenStadtSpaziergänge 2003.
WOMENT!-Infopoint:
Cafe Palaver, Griesgasse 8,
8020 Graz.
Zum weiterlesen:
„Über den Dächern von Graz ist
Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte der Grazer Frauen“.
Carmen Unterholzer, Ilse Wieser,
Wiener Frauenverlag 1996
märz 2003an.schläge 35
filmfrida kahlo
Fo t o : A r c h i v
Fo t o : B u e n a Vi s t a I n t .
Frida – Viva la Vida
Der Miramax-Film „Frida“ im Buena
Vista International-Verleih läuft demnächst in den heimischen Kinos an.
Zum Weiterlesen:
Hayden Herrera: Frida Kahlo.
Ein leidenschaftliches Leben.
Droemersche Verlagsanstalt Th.
Knaur Nachf., 2003
36 an.schlägemärz 2003
Zugegeben, auch ich war eine
Frida-Maniac, habe ein Dutzend
Bücher über ihr Leben und Werk
gekauft, ihr Gesicht prangte von
unzähligen Postkarten und Postern an den Wänden, ich reiste 1993
nach Frankfurt am Main, um ihre Bilder in der Schirin Kunsthalle zu sehen.
Die im Original überraschend kleinen
Exponate verschlugen mir fast den
Atem.
Die Kunst dieser Frau, die selbst
nichts weniger als ein Gesamtkunstwerk ist, steht selten im Mittelpunkt
der Rezeption. Ihr markantes Aussehen
mit den schwarzen, zusammenwachsenden Augenbrauen und dem erotischen Damenbart, ihr überaus selbstbewusstes, farbenprächtiges Auftreten sowie ihre Amour Fou mit dem Maler Diego Rivera sind es, die auch Kunstlainnen
in den Bann dieser Malerin ziehen.
ihrem Tagebuch schreibt, Diego sei ihr
Anfang, Erbauer, Kind, Bräutigam, Maler,
Liebhaber, Freund, Vater, Mutter, Sohn,
ich, Universum.
Er, der äußeren Welt verpflichtet,
betrog sein „Mädchen“ sogar mit ihrer
Schwester, wollte keine Kinder – die ihr
so wichtig gewesen wären. Dennoch:
Gezeichnet von Drogen und einer schweren Lungenentzündung starb Frida
Kahlo 1954 ein Woche nach ihrem 47.
Geburtstag – nicht ohne vorher ihren
Diego seiner jungen Geliebten Emma
Hurtado anzutragen, auf dass sie ihn
heiraten und versorgen solle.
Verehrung der Schmerzen. In ihren Bildern
drückt sie den Schmerz über diese
Demütigungen aus, malt sich mit abgeschnittenen Haaren. Ist es das Wiedererkennen, das so viele Frauen sich für
diese masochistische Liebe begeistern
lässt? Auch wenn sie statt still zu dulden in die künstlerische und persönliVerschiedenheit in der Einheit. Auch der
che Offensive ging, blieb das Liebesleid
neue Film, basierend auf der erzähleriein bestimmendes Lebensmuster. Beschen Biografie von Hayden Herrera,
porträtiert Frida und kommt dabei nicht denklich, dass weibliches Leiden eine
derartig angenommene Folie für die
um den alles überschattenden Diego
herum: Frida, die zierliche Taube, gibt es Identifikation mit der Malerin mit sich
birgt.
anscheinend nur im Doppelpack mit
Und nicht genug damit! Auch kördem dicken Frosch. Ihre obsessive Liebe
zu dem Älteren baute auf einer Seelen- perlich ging kein Schmerz an Frida
verwandtschaft dieser zwei gegensätz- Kahlo vorbei. Eine Kinderlähmung verlichen KünstlerInnen und ihrer Loyalität krümmte ihren Fuß und ein schrecklicher Unfall hinterließ derartige Verletzueinander auf. Einerseits imaginierte
zungen, dass sie ihr Leben lang an der
sie sich als sein Nährerin und Mutter
Wirbelsäule operiert wurde und Gipsund andererseits wusste sie, dass er
niemals ganz ihrer sein würde, da er nur korsette tragen musste. Kurz vor ihrem
Tod wurde ein Bein amputiert.
sich selbst gehörte. Dem ausufernden
Die Verherrlichung des körperliDiego gegenüber, den sie zweimal ehelichte, wirkt sie ausgeliefert, wenn sie in chen und seelischen Schmerzes bei
frida kahlofilm
lesben.nest
Die Regisseurin Julie Taymor verfilmte mit Salma Hayek in der
Titelrolle das ungewöhnliche Leben der mexikanischen
Malerin Frida Kahlo. Christina Buder hat sich den
Hollywoodschinken angesehen.
Ursula Raberger
Frauen ist ein altbekanntes Muster. Die
Verehrung der Schmerzensreichen wurzelt wohl in unserer katholischen Kultur
und sollte offensiv bekämpft werden.
Den Schmerz als Quelle eines intensiv
gelebten Daseins zu benennen, lässt jede transformatorische Entwicklung im
Keim ersticken.Die ausufernde psychische Abhängigkeit vom Mann und die
Bezogenheit auf das eigene Leiden hat
mich dann letztlich von ihr entfremdet,
der Film aber verbleibt in dieser herkömmlichen Rezeption.
Verfilmung. Fridas Leben war so intensiv
und dramatisch, dass es selbst in einem
überlangen Film unmöglich ist, alle Details unterzubringen. Taymor streicht also Fridas Liebschaften mit Männern
und Frauen heraus. Ihre farbenprächtige Selbstinszenierung mit der TehuanaTracht aus dem matriarchalen Südwesten Mexikos, die lukullischen Gelage
voller Gewürzdüfte in ihrem mit prähispanischen Kunstwerken geschmückten Blauen Haus, ihre ausufernden Feste
mit KünstlerInnen wie dem Surrealisten
André Breton und der Fotografin Tina
Modotti sind Stoff genug für die Theater- und Opernregisseurin Julie Taymor,
um ihre Begabung für surreale Bilder
gekonnt umzusetzen.
Sie kreierte die „Frida-Stil“-Technik,
ein Nebeneinander von periodischem
Realismus und einer Annäherung an
Fridas Schaffensprozesse. Für die 3-D-liveMalerei im Film nimmt Taymor je ein
emotionales Ereignis, das auch Kahlo
als Katalysator für ihre Bilder diente. Ein
Augenschmaus für wahr ist ihr gelungen und die Mexikanerin Selma Hayek,
die das Filmprojekt selbst mehrere Jahre lang forcierte, bringt genügend authentischen Esprit ein, der auch die
große mexikanische Gemeinde in den
USA für den Film begeistern wird.
Dennoch bleibt es ein Film über
Frida und nicht mit Frida, kein Raum
wird ihr gegeben, um sich zu entwickeln, Reibungsflächen werden vorab
geglättet. Der Film bleibt an der Oberfläche, mit der sich Frida selbst nie zufrieden gab. Als politisches Detail wird
lediglich ihre Affäre mit dem von Stalin
verfolgten Leo Trotzki erwähnt. Ihre Mitgliedschaft in der Kommunistischen
Partei sowie ihre Kapitalismuskritik
sind kein Thema, das heute in den USA
groß aufgerollt werden könnte. Ihre
Auseinandersetzung mit der imperialistischen Politik der USA, die Mexiko als
kulturell und wirtschaftlich auszubeutende Ressource wahrnimmt, brachte
einige ihrer interessantesten Bilder
hervor. Ein Aspekt, der in Zeiten von
NAFTA und neoliberaler Globalisierung
auch Kahlos Werk aktuell erscheinen
lässt.
Auch ihre Bezogenheit auf die indigene Volkskultur und deren Mythen sowie ihre Thematisierung von Natur als
Quelle allen Lebens wäre für eine Auseinandersetzung mit dieser Künstlerin
heute naheliegend. Der Eifer und teilweise Übereifer der Malerin europäischer Herkunft bei der Aneignung prähispanischer Kulturen, ihre Rolle bei der
Durchsetzung eines mexikanischen Nationalgefühls nach der Revolution sind
Bereiche, die auch eine kontroversielle
Debatte um die politische Rolle Fridas
bereichern würden.
❚
She’s a goddess!
Muss es immer Melissa Etheridge und Kd Lang sein? Nein.
Aus diesem Grund machten sich Kim und Satenikia, die eine
ausgefallene Vorliebe für seltsame Tanzstile hat, auf den Weg
zum „Beangrowers“-Konzert. Unbekannte Band – ja, zugegeben. Noch dazu aus Malta (O-Ton Satenikia: „Wo is’ das bitte?!“). Aber Kim hatte sich schon ein ausschlaggebendes Argument zur Seite gelegt: „Du wirst für die Sängerin sterben
wollen, glaub mir!“ Nun gut, mehr Überredungskunst
brauchte es bei Satrix nicht und sie war willig. Kim war heilfroh, denn die „Dahinschmelz-Tendenz“ ihrerseits war groß
und wäre da nicht ein starker, haltender Arm zur Seite gewesen … es hätte ein katastrophales Ende gefunden. Gegen
Stielaugen ist kein Kraut gewachsen – da musste sie alleine
durch. Aber dagegen hatte Kim auch gar nichts einzuwenden,
denn Alison oder – wie sie Kim in flammenden Reden gerne
nennt – die Göttin mit der E-Gitarre stand direkt vor ihr: zum
Greifen nahe! Störend empfand sie nur einen vom Alkohol
gezeichneten Enddreißiger, der sich fuchtelnd vor sie schob.
Doch auch daran hatte Kim gedacht und es kam wie es kommen musste: Satenikia fegte ihn mit einem gekonnten und
mehrmals erprobten Hüftschwung mit Bauchtanzelement
vom Parkett. Das restliche Konzert verlief in geregelten Bahnen, wenn man von Kims extatischer Tanzwut und ihren unvermeidlichen Jubelausbrüchen absieht.
Bei der Garderobe passierte es dann: SIE stand vor ihr!
Was folgte, war ein augenblicklich einsetzender Schweißausbruch, gepaart mit einer anfänglichen Sprachlosigkeit, die
sich in einen wasserfallartigen Redeguss wandelte. Nach
Kims halb erzählter Universitätslaufbahn und der Geschichte
ihres Horror-Malta-Trips (Maturareise!), endete sie – konfus
wie sie war – mit: „You are a goddess!“ Stille. Erkennen der
peinlichen Situation. Satrix als Stütze, die mit ihrem ganzen
Gewicht Kims Umkippen verhinderte – und dann ein Lächeln
auf Alisons Gesicht, ein Zwinkern: „Thank you SO much!“ Ein
Treffen am Golden Bay und in einer „cosy bar“ auf Malta wurde vereinbart. „Alison im Bikini … ich sterbe!“
märz 2003an.schläge 37
an.klang
Belebende Töne
Während draußen schon die ersten Pflanzen zaghaft ihre Köpfchen
aus dem Boden strecken, haben Sonja Eismann und Ute Hölzl den
passenden Soundtrack dafür zusammengemixt.
Cat Power: „You Are Free“
Rework
DJ Electric Indigo: „The New Electro“
Miss Kittin: „Radio Caroline Vol. 1“
Yeah Yeah Yeah: „Fever to tell“
38 an.schlägemärz 2003
Ganz einfach großartig ist das,
was Cat Power uns da mit ihrem
neuen Album „You Are Free“
(Matador/Beggars/Ixthuluh)
zum Geschenk macht. Die sanft
melancholische Grundstimmung der
früheren Werke bleibt auch hier erhalten, aber statt wie früher so oft in tiefschwarze Abgründe abzutauchen, lässt
die Wahl-New Yorker Singer/Songwriterin erstmals helle Hoffnungsstreifen
aufblitzen, die stellenweise schon deutlich nach Euphorie schmecken. Gerade
bei den ersten der 14 perfekt auf den
Punkt produzierten und trotzdem angenehm rohen Songs entlädt sich die
kunstvoll aufgebaute Spannung in einem mitreißend druckvollen Gefühl, und
man möchte aus voller Kehle mitschreien, wenn Chan singt „Don’t be in love
with the autograph, just be in love when
you scream that song“. Wie immer steht
auf „You Are Free“ die beeindruckende
Stimme von Cat Power im Vordergrund,
die blitzschnell zwischen gebrochenem
Hauchen und krafvollem Totaleinsatz
switchen kann und den ZuhörerInnen
die Schauer rauf- und runterjagt; die Instrumentation wird sparsam und einfühlsam von Gitarre, Klavier und gelegentlichen Drums und Streichern besorgt.
Ähnlich brilliant wie Cat Power ist
das Stuttgarter Quartett Rework
(Playhouse/Neuton), wenn auch in
komplett anderen musikalischen Gefielden aktiv: Die zwei (französischen) Sängerinnen und die beiden Knöpfchendre-
her haben sich einer ganz eigenen Mischung aus minimalistischen, unglaublich groovenden Dancetracks und vertäumten Synthie-Chansons verschrieben, die eine schon nach dem ersten
Ton am Kragen packt und nicht mehr
loslässt. Wenn dann erst die superkühlen, lakonischen, französischen Vocals, die auch manchmal mit charmantem Akzent auf englisch gesungen werden, darüberschweben und die Lieder
erst so richtig in den Griff kriegen, ist es
um die Contenance geschehen: dann
bleibt nur noch Begeisterung. Während
die knallenden Tanztracks durch die
staubtrockene, knarzende Reduziertheit
der Beats entzücken, finden sich in den
ruhigeren Songs zarte Referenzen an
den spröden Gesang einer Nico und an
den französichen Pop der 60er bis 80er
Jahre, und tatsächlich scheint auch der
Lufthauch einer Jane Birkin irgendwo
vorbeizuwehen.
Und wem das als Aufforderung
zum Tanzen noch nicht genügt, lässt
sich vielleicht von diesen zwei MixCompilations, die von zwei der derzeit
wichtigsten female DJs zusammengestellt wurden, aus den gemütlichen Kissen locken: Auf „The New Electro“ (Leitmotiv/Neuton/Zomba) führt uns die
fantastische Wiener DJ Electric Indigo
durch ihre infektiöse Melange aus poppig angehauchten Electroclash-Tracks
und straighten Technonummern, wobei
sie es vor allem gegen Ende ordentlich
brettern lässt und wieder einmal ihre
grandiosen Mixing-Skills unter Beweis
stellt. Die Französin Miss Kittin, mittlerweile im hippen Berlin ansässig und
hauptsächlich als sleazy-kühle Sängerin
berühmt, präsentiert auf „Radio Caroline Vol. 1“ (Mental Groove/Neuton) eine
abwechslungsreiche Reise durch langjährige Favorites aus ihren DJ-Sets, experimentellere Klänge wie Autechre
und Pansonic, famose Klassiker wie Blaze und rare Obskuritäten. Und ab und
zu singt bzw. spricht sie über die Tracks
und drückt ihnen damit den kalt-goldenen Miss-Kittin-Stempel auf, den wir so
lieben.
Und falls bis jetzt zu wenig Gitarren im Spiel waren: hier kommt noch
was ganz ganz Heißes. Das nächste
große Ding, laut englischer Musikpresse zumindest. Und die hat zwar nicht
immer recht, aber manchmal eben
schon. Mit den Yeah Yeah Yeahs zum
Beispiel, der New Yorker Band, die bis
jetzt erst eine EP und – pressfrisch – eine Single als Vorboten zu ihrem im April
erscheinenden Debut-Album „Fever To
Tell“ (Wichita/Ixtuluh) veröffentlicht
hat. Roher, hemmungsloser Rock’n’Roll
wird da zelebriert, allerdings nicht ohne
augenzwinkernde Ausbrüche in Richtung Art-Rock. Und endlich findet man
auch im „Mainstream“ dieses Genres
mal eine Frau in der Hauptrolle – Karen
O, die charismatische Sängerin der
Yeah Yeah Yeahs, die mit ihrer Stimme
manchmal an Siouxie Sioux, dann wieder an PJ Harvey erinnert – und doch
ganz eigen ist. Trashig, unbändig und
schmerzlos: Das rockt, yeah!
❚
lese.zeichen
Spiegelbilder
Mit völlig neuen erzählerischen Mitteln widmet sich
Malgorzata Saramonowicz einem der letzten Tabu-Themen
unserer Gesellschaft. Von Gabi Horak
„Spieglein, Spieglein an der
Wand, wer ist die Schönste im
ganzen Land?“ Diese Frage
stellt sich im zweiten Roman
der polnischen Autorin Malgorzata Saramonowicz niemand. Trotzdem sind alle Ereignisse nur Spiegelungen, denn Wandspiegel sind die Erzähler, die auch und gerade das Hässliche und Grausame, das Alter und den
Tod widergeben. Der Spiegel ist es, der
Elemente aus der Vergangenheit, die
die Protagonistinnen einholt, einfügt.
Er liest aus ihren Gesichtern, liest deren Gedanken, entlarvt ihre Lügen und
Ängste. „Verzweifelt sucht sie in mir
Halt“, weiß der Spiegel über seine
identitätsstiftende Funktion Bescheid,
denn: „Nur ich kann das tun. Schauen.
Spiegeln. Erinnern.“
Die Geschichte, die so erzählt wird,
spannt sich über sechzig Jahre. Im Zentrum steht Ewa, im Jahr 1938 eine junge
Medizinstudentin, die drei alte und teilweise todkranke Damen in ihren Wohnungen pflegt – 1998 ist Ewa selbst jene
Alte, die von einer Studentin gepflegt
wird. „Der Mensch muss seinen Abgang
genauso geduldig ertragen wie seine
Ankunft“, ist die junge Ewa noch überzeugt. Jahrzehnte später ist sie selbst
von Todesängsten geplagt, die ihre Ursprünge in Ereignissen haben, in die wir
mit Hilfe zahlreicher Spiegelbilder immer mehr Einblicke bekommen. Dabei
kommt des öfteren Krimispannung auf.
Das zentrale Thema hinter dem
(Er)leiden von Krankheit und Alter ist
der Wunsch nach einem Ende der Qualen. Das beginnt bei den verzweifelten
und erfolglosen Versuchen, Radiomeldungen Glauben zu schenken, wonach
Ärzte Mittel zur Verjüngung gefunden
hätten. Dazwischen liegen missglückte
Selbstmordversuche und endlose Diskussionen über die Legitimität von Euthanasie. Es endet im Jahr 1938 mit
tatsächlich geleisteter Sterbehilfe und
im Jahr 1998 mit Ewas Aufbäumen dagegen.
Der Tod bestimmt das Denken der
Menschen, kehrt immer wieder etwa in
Zeitungs- und Radioberichten über Unfälle und Morde, Mütter, die ihre Kinder
töten und Männer, die ihre Frauen töten
und dazwischen die immer gleichen
Fragen: War es eine Erlösung? Steht es
den Menschen zu, darüber zu bestimmen? Antwort darauf gibt es keine, aber
sehr wohl begründete Zweifel: „Was
heißt denn unheilbar krank? Woher die
Gewißheit nehmen?“ fragt Gabriela, die
sich weigert, vor der letzten und endgültigen Diagnose ihres Arztes zu kapitulieren.
Tatsächlich verlangen die alten Damen den Tod mit keinem Wort, umso
größer ist ihr Ekel vor dem eigenen
Sterben: vor den Urinflecken in der
Bettdecke, dem Erbrochenen auf dem
Flur, den Schweißausbrüchen und der
fahlen Haut. Im Gesicht der jungen
Pflegerin Ewa erkennt der Spiegel genau diesen Ekel wieder, und sechzig
Jahre später im Gesicht ihrer Pflegerin
Joanna. Die junge Ewa zieht ihre eige-
nen Schlüsse aus dem Miterleben des
Leidens – 1998 holt sie diese Schuld als
Todesangst wieder ein. Ihr einziger
Zeuge: der Spiegel.
Zuerst war ich befremdet über die
Tatsache, dass es im Roman ausschließlich Frauen sind, die altern und leiden,
während Männer als berufstätige Ärzte, Apotheker und Juristen auftreten
und akademische Diskussionen über
Sterbehilfe führen. Auch auf dieser
Ebene Zweifel: „Wer hätte denn zu entscheiden, ob das Leiden einen Sinn
hat?“ Tatsächlich ist es aber genau jene
Distanz, die den Männern jeden Einblick in die Welt des Alterns verwehrt.
Sie verstehen nie wirklich, worum es
geht, spiegeln nur ihre eigene Wirklichkeit.
Um die vielen Wege, die die Geschichte geht, begreifen zu können,
muss frau sie eigentlich gleich noch eimal lesen. Erst dann ergeben die ersten
Szenen im Jahr 1998 Sinn – mit dem
Wissen über die Vorgänge im Jahr 1938.
Die Geschichte ist erst verständlich,
wenn sie sich selbst spiegelt!
Was fehlt, ist ein Blick auf die andere Seite des Alter(n)s: Der Schatz an Erfahrungen, den alte Frauen an junge
Frauen weiter geben können, die zur Ruhe gekommene Zufriedenheit nach einem langen Leben, ein Alleine-Sein, das
nicht unbedingt Einsamkeit bedeuten
muss. Das kann der Roman nicht leisten
(vielleicht will er das auch gar nicht?).
Diesen Spiegel müssen wir uns selbst
vorhalten.
❚
Malgorzata Saramonowicz: Spiegel
Roman, aus dem Polnischen
von Ursula Kiermeier
Rotbuch 2002, euro 20,50 (Ö)
märz 2003an.schläge 39
lese.zeichen
Die Geschichte der jüngsten Tochter von
Karl Marx hebt nicht nur eine bewundernswerte, starke Frau aus dem männerdominierten Geschichtsnebel, sie bietet ebenso ein kritisches, lebensnahes
Bild der frühen ArbeiterInnenbewegung,
die auch eine Geschichte des Antisemitismus ist. Tussys Vater wird – ungeachtet seiner Bedeutung als Theoretiker –
vom Thron geholt: er erscheint als typischer Patriarch und als überzeugter Antisemit, als verschwenderischer Mensch,
der abgehoben von der ihn umgebenden
Armut zu leben scheint, die in seinen
theoretischen Zeitungsartikeln kaum Beachtung findet.
Eleonor Marx, genannt Tussy, ist
zeitlebens vom Werk und Denken ihres
Vaters beeinflusst. Zunächst der offiziellen sozialistischen Diktion folgend,
ist die Frauenfrage für sie nur ein „Nebenwiderspruch“. Sie gewinnt jedoch
langsam ihre eigene Position, emanzipiert sich ideologisch und beginnt zunehmend Frauenfragen zu thematisieren, wennauch nicht in der notwendigen Radikalität. Die Internationalisierung des Sozialismus vorantreibend,
übersetzt sie bedeutende Werke führender Sozialisten. Nach dem Tod ihres
Vaters verwaltet sie dessen Erbe und
bringt zusammen mit Friedrich Engels
den erst in Fragmenten vorhandenen
dritten Band des Kapitals heraus. Tussy
Marx ist eine Praktikerin: Neben ihrer
Partei- und Agitationsarbeit gilt ihre
Leidenschaft immer mehr der Gewerkschaft. Ganz aus der Rolle der Sekretärin
und Zubringerin kann sie sich jedoch
zeitlebens nicht befreien. Durch ihr politisches Engagement ist sie in engem
Kontakt mit Persönlichkeiten wie Kautsky, Shaw oder Bebel – die Leserin erfährt
von Richtungskämpfen, persönlichen
Sympathien und Ressentiments, von
menschelnden „Helden“ der Geschichte
Karin Eckert
Eva Weissweiler: Tussy Marx
Das Drama der Vatertochter. Eine Biographie.
Kiepenheuer &Witsch 2002, E 23,60
Petra Öllinger
Vergessen – vergriffen
Christa Gürtler, Sigrid Schmid-Bortenschlager:
Erfolg und Verfolgung
Christa Gürtler und Sigrid Schmid-Bortenschläger entwarfen Porträts von 15
teilweise vergessenen Schriftstellerinnen. Porträts, die manchmal nur Fragmente sind, wie die Autorinnen in
ihrem Vorwort anmerken. Häufig sind
nur noch wenige private Quellen wie
beispielsweise Tagebücher auffindbar,
Forschungen sind daher auf die Ergebnisse von BiographInnen angewiesen.
So fragmentarisch mancher Lebenslauf erscheint – bei einigen läuft frau
im Gegenteil sogar Gefahr, von dicht
gepackten Infos „erschlagen“ zu werden – gesamt gesehen bietet „Erfolg
und Verfolgung“ einen aufregenden
Einblick in das vielfältige literarische
Geschehen zwischen 1918-1945. Und in
das vielfältige Leben der Künstlerinnen, das nicht selten von politischer
Verfolgung, Armut und von Vergessen
geprägt war.
Spannend zu lesen sind die Reiseberichte von Maria Leitner, die das Leben der Unterprivilegierten in den USA
in den 20er Jahren „dokumentierte“
oder Lili Körbers Roman „Eine Österreicherin erlebt den Anschluss“. Sowohl
literarisch als auch zeitdokumentarisch ein „Must“. Wie in ihrem Buch „Eigensinn und Widerstand. Schriftstellerinnen der Habsburgermonarchie“ leisteten die Autorinnen auch hier vor-
Frauenzimm
k
bildliche Arbeit: eine Kurzbiographie
der jeweiligen Künstlerin sowie weiterführende Literatur ergänzen die
Darstellungen. Nicht nur Literaturbegeisterte werden ihre Freude daran
haben, dass sich am Ende jedes Porträts Textbeispiele finden. Leider sind
viele Werke vergriffen. Aber vielleicht
hilft eine vermehrte Nachfrage bei
Verlagen...? Dieses Buch bietet Anlass
dazu.
Österreichische Schriftstellerinnen 1918-1945.
Residenz 2002, E 19,90 (Ö)
Femmmage
Reichliche Zitate von Friederike Mayröcker bilden den Rahmen, in dem
Kronabitter interagierend neue Bezüge
spinnt. Die Fragmente stellen vorsichtige Vermutungen über das Leben und
die ars poetica der Dichterin an. Sie lassen eine tiefe Wertschätzung für ihr
Werk erkennen.
Es geht um den kreativen Akt des
Schreibens als Welt(er)findung und
die Bedingungen, die geschaffen werden müssen, bevor geschaffen werden
kann. Dabei werden Verbindungen
geknüpft, Parallelen gezogen und immer wieder die Verortung im eigenen
Denken und Arbeiten ausgelotet. Beim
Lesen entsteht ein Sog, der frau immer
weiterzieht, bis zum „bitteren“ Ende.
Es sind lakonische, uneitle Bemerkungen der Jüngeren, die von der Alten
lernt und dieses Wissen an uns weitergibt.
Gabi Obojkovics
Erika Kronabitter: Friederikenbriefe
Friederike Mayröcker gewidmet. Milena 2002, E 14,90 (Ö)
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der ArbeiterInnenbewegung. Tussy
Marx – eine kämpferische Frau, die von
Depressionen geplagt letztendlich jedoch zerbricht. Mit 43 Jahren nimmt sie
sich das Leben.
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Schattendasein
1 0 7 0 W i e n , Z i e g l e r g a s s e 2 8 • Te l . 0 1 / 5 2 2 4 8 9 2 • Fa x 0 1 / 5 2 2 6 3 2 0 • f r a u e n z i m m e r @ a o n . a t • w w w. f r a u e n z i m m e r. a t
40 an.schlägemärz 2003
lese.zeichen
Destabilisierung
der Werte wie Macht,Wehrhaftigkeit und
Fortschritt verkörpert. Neben biographischen Daten und Einblicken in das künstQueer/feministische Theorie und Politik
als Analytik der Gegenwart und als antizi- lerische Schaffen lernt frau Werkstoffe
und Techniken kennen. Die einzelnen Aupatives Projekt – das ist Anspruch und
torInnen haben mit Kunst-, ArchitekturRahmen für Antke Engels Fragen nach
Bedingungen und Möglichkeiten der Um- oder Designthemen zu tun. Sie kommen
gestaltung einer binär-hierarchischen, he- jedoch aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Literaturwissenschaft, Kunstgetero-normativen Geschlechterordnung.
schichte, Philosophie, Germanistik etc.
Diese wird vor allem anhand zweier MeGenauso vielfältig gestalten sich ihre Zuchaniken ausbuchstabiert: der Normalisierung und der Hierarchisierung. Folglich gangsweisen. Finden sich in Heike Welsind Enthierarchisierung und Denormali- zels Beitrag über Eva Zeisel vor allem desierung die beiden Kriterien, die Engel als taillierte Formbeschreibungen ihrer Keramiken, findet frau bei Ulrike Kunkel viele
zentrale Maßstäbe für die Entwicklung
und Bewertung veränderungsinteressier- Einsprenkelungen über das Leben und
Schaffen von Ray Eames. Das Buch, reich
ter Taktiken und ihrer konkreten politibebildert mit Schwarzweiß-Fotos unterschen Effektivität setzt. Dabei gilt es, Repräsentationspraktiken zu entwickeln, die streicht die eingangs erwähnte Kombination: hohe Funktionalität und Ästhetik.
– entgegen gängiger Vorstellungen von
Auflösung oder Vervielfältigung z.B. der
Petra Öllinger
Geschlechter – an der Veruneindeutigung
und Destabilisierung der Raster eines in
Britta Jürgs (Hgin.): Designerinnen
Binarität gründenden Realitätsregimes
Vom Salzstreuer zum Automobil.
arbeiten. Engels Entwürfe ankern im kriti- Aviva 2002, E 22,50 (Ö)
schen Lesen kanonischer Texte, flicht sie
aber in ein dichtes Netz deutschsprachiger queer/ feministischer, antirassistischer Texte aus institutionell nicht abgeUmstritten
sicherten Kontexten und lässt so ein immens reiches Wissensfeld entstehen.
USA – Mitte des 19. bis Anfang des 20.
Jahrhunderts; und eine Frau mischt mit:
Johanna Schaffer
Victoria Woodhull.Wer sich durch die ersten vierzig Seiten Spiritismus im Hause
Antke Engel: Wider die Eindeutigkeit
Woodhull durchgekämpft hat, findet sich
Sexualität und Geschlecht im Fokus queerer Politik der
schließlich mitten im Leben einer Frau,
Repräsentation. Campus 2002, E 35,90 (Ö)
die über Know-How in Bordellen, an der
Börse, als Wunderheilerin etc. verfügt.
Und immer fordert sie: gleiche Rechte für
die Frauen.Woodhull ist auch in der UmDiplomiertes Teeservice
setzung ihrer Forderungen nicht bescheiden: sie kandidiert als erste Frau bei
Liebliche Keramikteller? Nett, aber ohne
der Präsidentschaftswahl. Ihre radikalen
Nutzbarkeit? Mitnichten. Hohe FunktioAnsichten verlangen ein Um- und Neunalität gekoppelt mit Ästhetik zeichnet
innenarchitektonische Gestaltung, Autos denken – und sind heute noch umstritund Gebrauchsgegenstände der hier por- ten. So fordert sie die Abschaffung der
trätierten 15 Designerinnen aus: wie Anna Ehe oder ein Fortpflanzungsverbot für
Menschen mit Behinderung. Antje
Castelli Ferrieri, die Pionierarbeit im
Kunststoffdesign leistete oder Margarete Schrupp ruft eine Frau in Erinnerung, deJahny, die als Abschlussarbeit ein weißes, ren Einsatz sogar von Kämpferinnen aus
den eigenen Reihen gerne „vergessen“
ornamentloses Teeservice konzipierte,
und sich gegen das vorherrschende Dog- wurde. Und dass sie nie den moralischen
ma der damaligen DDR – der Abkehr von Standardvorstellungen entsprach, mag
dabei nur eine Ursache gewesen sein.
Bauhausstil und Kosmopolitismus –
wehrte. Auch wer mit Autokreationen
Petra Öllinger
nicht viel am Hut hat, erfährt Interessantes im Beitrag über Anne Asensio, Chefde- Antje Schrupp: Das Aufsehen erregende Leben
signerin bei General Motors, und die Her- der Victoria Woodhull
ausforderung, einen Wagen zu kreieren,
Ulrike Helmer Verlag, E 18,60 (Ö)
Fo t o : Ro b e r t Po l s t e r
neu.land
J a s m i n a J a n k o v i c’
Diesmal ohne Titel
„Wollen Sie ein Lied vorsingen? Oder lieber ein Gedicht rezitieren?“ „Ein Lied.“ „Okay, bitte.“ „Nein, besser eine Rezitation.“ „Ist auch gut, bitte.“ „Na ja, vielleicht doch ein
Lied?“ „Okay, wie Sie wollen, bitte.“ „Nun, ich weiß nicht,
wäre doch nicht eine Rezitation besser?“ Und so weiter,
und so fort. Ein kleiner Ausschnitt aus einer einmal beliebten Sendung in einem Land, das es einmal gab und nicht
mehr gibt, jetzt endgültig nicht. Sein Name gehört zur Geschichte, das neue Staatsgebilde wird von den Einheimischen umgangssprachlich „Solania“ genannt. Aber darüber
will ich gar nicht schreiben, jetzt geht´s bei mir wie oben.
Soll ich ein Lied vorsingen? Oder lieber ein Gedicht rezitieren? Über das aktuelle Politikgeschehen habe ich auch keine Lust zu schreiben, außer dass ich mir jetzt ziemlich sicher bin: Das nächste Mal kriegen die meine Stimme nicht.
Wer denn? Na ja, die, die für mich zumindest bis jetzt halbwegs glaubwürdig waren. Jetzt sind sie es nicht mehr, trotz
aller Gegenargumente. Pluspol und Minuspol können sich
einfach nicht anziehen. Per definitionem. Punkt. Aha, das
wird immer besser! In mein Lied- oder Rezitations-Dilemma platzt noch eine Geschichte hinein, sodass es jetzt kein
Dilemma, sondern Trilemma ist. Stell dir vor, sagt mir meine 15jährige Nichte, N. ist schwanger! N. ist ihre Schulfreundin, deren aktuelle Geschichte alle möglichen Klischees bedient. Eltern äußerst streng, halten sie „an der kurzen Leine“; sie schwänzt Schule, tischt ihnen Lügen auf, kommt
manchmal mit blauen Flecken, hat seit einigen Monaten
einen 21jährigen Freund (könnte auch leicht 31 sein, meint
meine Nichte), der sie zuerst mit Gonorrhöe ansteckt (!)
und jetzt das noch. Schwanger. Sie haben nix benutzt, keine Verhütungsmittel, aber gerechnet hat sie. Tage gezählt.
Wie gut und verlässlich die Methode ist, zeigt das Ergebnis.
Nun steckt sie in einem Dilemma, da der Freund einerseits
bereit wäre, das Geld für eine Abtreibung aufzubringen,
andererseits aber auch etwas vom Heiraten angedeutet
habe. Und, wie geht die Geschichte aus? Open End: Ein Lied
vielleicht? Oder doch lieber eine Rezitation?
märz 2003an.schläge 41
ge.sehen
TV ohne Frau
Ein oberösterreichisches Fernseh-Team hat im Jahr 2003 eine halbstündige Frauenschiene auf
TW1 gestartet. Einen Ausflug ins Land der couch potatoes unternahm Gabi Obojkovics
FrauTV
3x wöchentlich auf TW1:
Do 22:30
Fr 16:30
So 21:30
http://www.frautv.at
e-mail: office@frautv.at
42 an.schlägemärz 2003
Der Testballon von „FrauTV“ Ende Jänner ließ Schlimmes befürchten (nur zwei Worte: Christina! Lugner!). Die Fortsetzung
der kaum verhohlenen Werbesendung für Wellness & Co weckt unterschiedliche Gefühle, aber eines sicher nicht: Lust auf mehr.
Die junge Moderatorin Daniela
Haiden streckt gleich beim ersten Beitrag über Chancengleichheit den Zeigefinger in die Höhe: „Sie betrifft nicht nur
Frauen!“ orakelt sie mit mahnender
Stimme. Oberösterreich begeht heuer
das Jahr der Chancengleichheit – aus
diesem Anlass wird eine Straßenbefragung durchgeführt, die durchaus unterschiedliche Ansichten (von optimistisch
bis abgeklärt) zeigt. Dann wird der EUSchnitt erwähnt, wonach Frauen um
ein Viertel weniger verdienen als Männer, und die oberösterreichische Frauenbeauftragte Ursula Haubner zweimal in
Wort und Bild gesetzt. Sie behauptet,
dass Chancengleichheit funktionieren
kann. Wie? Die Moderatorin verweist
auf eine erfolgreiche Unternehmerin im
Magazin „beauty life“, dem Hauptsponsor der Sendung.
„Geht ihr Liebster auch manchmal
zu schnell in die Luft?“ fragt sie bei der
Ansage des nächsten Beitrages rhetorisch, um gleich die Antwort zu liefern:
Das liege anscheinend in der Natur der
Männer, die ja auch die Luftfahrt entwickelt haben. Mittlerweile sei der Himmel aber keine Männerdomäne mehr.
Der Beweis: zwei Ballonfahrerinnen werden präsentiert. Silvia Wagner, toughe
Ballonpilotin, die nach eigenem Bekunden im früheren Leben eine Hexe gewesen sein muss (der Ballon dient ihr heute
quasi als Besen-Ersatz), geht in die Lüfte
und erzählt von ihren Höhenflügen. Daniela Haiden:„Auf in die Lüfte, ihr modernen Hexen!“ ruft sie uns begeistert zu
und appelliert:„Macht den Männern
Konkurrenz!“ Tja, so einfach ist das.
Mit schnellen Schritten bewegt
sich die Sendung weg von gesellschaftspolitisch relevanten Themen (frauenpolitisch wage ich in diesem Zusammenhang nicht auf Papier zu bringen) hin
zu Wellness. Eine Frau hockt mit einem
Handtuch bekleidet in der Kabine, während ein praktischer Arzt seine Expertise über Infrarot-Kabinen erstellt. Diese
Kabinen seien „kinderleicht“ aufzubauen, wie ein Heimwerker (!) im Zeitraffer
beweist.
Zu guter Letzt kommt sie doch
noch zum Einsatz: Die reizende Egomanin Christina Lugner präsentiert die
„Fitnesstrends“. Ganz wörtlich: Sie stellt
sich auf das Laufband und stellt dem
Trainer naive Fragen, macht aber auch
auf existenzielle Bedürfnisse aufmerksam: Sie will diesmal weniger die „Problemzone“ Oberschenkel, sondern lieber Bauch und „Popo“ gestrafft haben.
Wir befinden uns übrigens im Fitnessclub „Elixia“ im Milleniumstower. Diese
Information kann die aufmerksame Seherin auch für die Quizfrage nach dem
Beitrag verwerten.
Nachdem sich Frau Lugner beim
Schwimmen ganz toll entspannt hat
und relaxt von ihrem wunderbaren
work-out schwärmt, sehen wir die Moderatorin mit einem Mädchen an ihrer
Seite Schuhe probieren. Sie kann sich
nicht entscheiden. Deshalb schickt sie
uns zu Rosi, der Garderobière. Die wirkt
wie eine gutmütige Astrologin und erzählt uns von ihrer hellsichtigen Freundin Gabi, einer Hausmeisterin, die zu sagen weiß: „Chancengleichheit gibt´s
nur für Blinde!“ Na denn… Frau Rosalinde soll uns wohl aus allen Wolken wieder auf die gute alte Erde herunterholen.
Der Kontrast Lugner/Rosalinde wirkt
wie die Faust auf´s Aug´, und die Sendung selbst ist eher eine Watsch´n für
bewusste Frauen, die sich durch die Bezeichnung „FrauTV“ haben täuschen
lassen. Das Zeichen verweist auf nichts:
dahinter ist (Inhalts-)Leere. Vor lauter
Well-ness kann einer ganz unbehaglich
werden…
❚
an.künden
int.frauentag
7.3., ab 19.30, Wien
Fest des iranischen Frauenverbandes
Berufsschule, 12., Längenfeldgasse 13-15
7.3., ab 18.30, Linz
„Frauenreise um die Welt“ – ein Fest
zum Frauentag
Kandlheim, 4020, Edlbacherstr. 1, Infos:
T. .0732/ 61086
8.3., ab 10.00, Bregenz
Jazz Frühstück für Mädchen und Frauen
Mädchenzentrum AmaZone, 6900, Kirchstraße 39, T. 05574/45 8 01,
Beitrag für Frühstück eur 4,-
8.3., 10.00, Graz
Präsentation des Videoclips
„Make ä Sign“
03 Bar, 8020, Mariahilferplatz 2,
Info: office@mafalda.at
8.3., 11.00, Graz
1. FrauenWEG: „Sr. Klara Fietz“Rundgang
8.3., ab 20.30, Lindau (D)
Frauenfest mit Disco
Club Vaudeville, Lindau (D), Infos im
Frauengetriebe T. 05574/45 5 38,
frauengetriebe@aon.at
8.3., ab 21.00, Graz
Fest zum internationalen Frauentag
Forum Stadtpark, 1. Stock, 8010, Stadtpark 1,
Info: office@danaida.at
8.-16.3., Lindau (D)
Frauenkulturtage im Landkreis Lindau
Infos und Programm im Frauengetriebe
T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at
9.3., 11.00, Wien
Matinee anlässlich des internationalen Frauentages: „Frauen im Krieg“
Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1
musik.tanz
7.3., 21.00, Wien
quote all stars: Electronica, Hip Hop,
Soul, Indie
Fluc, 2., Praterstern
Treffpunkt: Schulschwestern,
8010, Kaiser-Franz-Josef-Kai 18,
Info: ka.kfb@graz-seckau.at
9.+10.3., Wien
Andersen – Anders sein. Ab 5 Jahren
8.3., 13.00, Wien
Frauendemo: „Gegen Krieg und
Ausbeutung!“
18.3., 20.30, Dornbirn
Saxofour & Maria Joao
Treffpunkt: Museumsquartier, 7., Ecke
Mariahilferstraße/Babenbergerstraße
8.3., 14.00, Graz
Präsentation von „PLAKATIV!“.
Eine virtuelle Ausstellung,
www.doku.at/plakativ
Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: office@doku.at
8.3., 15.00-16.00, Graz
FrauenStadtSpaziergang: Widerstand
Treffpunkt Annenhofkino, 8020,
Annenstr. 29, Info T. 0664/56 10 474
8.3., ab 16.00, Wien
Lounge, Kaffee, Kuchen in der FZ-Bar
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54
8.3., 17.00, Wien
Wiedereröffnung des ega – Frauenkulturzentrums. Mit Elfriede Hammerl,
Rounder Girls, Videoperformance
von Sabine Marte „Stills + Thrills“,
Kinderprogramm
Ega, 6., Windmühlgasse 26, freier Eintritt
8.3., 19.00, Wien
Lesung mit Elfriede Gerstl & Petra Paul
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54
8.3., ab 19.00, Linz
5. Frauen-Film-Nacht & Fest: 19.00:
Eröffnung der Ausstellung „Töchter
der Freiheit“, 20.00: Les Glaneur et la
Glaneuse, 22.00: Fest, DJanes Rocky
Barocki, Lisa S.
Altes Rathaus, Foyer, 4020, Hauptplatz 1,
Eintritt frei, aber für Film unbedingt Plätze
reservieren: T. 0732/739 400-84,
e-mail: heidi.obermaier@gruene.at
8.3., ab 19.00, Graz
WOMENT! Eröffnung mit Referentinnen, Musik, Buffet und Fest
Forum Stadtpark, 8010, Stadtpark 1,
Info: woment@graz03.at
8.3., ab 20.00, Wien
Frauenfest zum Internationalen Frauentag, 21:00 Konzert mit den Encounters, danach Dj-Line: Gin Chilla (Hot
Stuff @ U96), dragon (Zeitreise @ FZBar), MO (Femme Fête @ U4), RoterRubin (WorldbeatZ @ FZ-Bar), Videos
von der Demo, Essen im 2. Stock: ab
20:00 sistaDance-floor (von boggie
bis waltz)
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54, UKB eur 8,-
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121-0
Spielboden, 6850, Färbergasse 15,
T. 05572/21 933
18.3., 19.30, Wien
Patricia Kaas
Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstrasse 20, T. 242 002,
e-mail: ticket@konzerthaus.at
22.3., 20.00, Salzburg
Joy Denalane. Acoustic Tour 2003
Rockhouse, 5020, Schallmooser
Hauptstrasse 46, T. 0662/884914
23.3., 20.00, Wien
Joy Denalane. Acoustic Tour 2003
Elke Krystufek
„Nackt & Mobil“: Das ist der programmatische Titel der ersten umfassenden Werkschau der 1970 in Wien geborenen Künstlerin. Nacktheit ist das zentrale Thema ihrer
Selbstporträts, der eigene Körper dient ihr als Material und Inhalt zugleich. Mehr als
200 Werke von den frühen 90er Jahren bis heute, von Malerei bis Installation werden
gezeigt. Außerdem auch Krystufeks eigene Kunstsammlung mit Werken anderer
KünstlerInnen sowie ausgewählte Stücke aus ihrer Kleider-Sammlung.
bis 27.4.2003, Sammlung Essl, 3400 Klosterneuburg, An der Donau-Au 1,
T. 0800/232 800, Di-So 10.00-19.00, Mi 10.00-21.00
WUK, 9., Währinger Str.59, T. 40 121-0
25.3., 20.30, Wien
Aleksandra Tehovnik:
Songs from Slovenia
bis 9.3., Wien
Arilra. Ein Ganzfamilienstück
ab 4 Jahren
20.3., 20.00, St. Pölten
Elfriede Ott: Kleine österreichische
Phantasie
27.3., 20.00, Wien
„Mandys Mischpoche“ stellt ihre neue
CD vor: jidische und kroatisch-ungarische Weisen und Wienerlieder
Theaterverein Odeon, Serapionstheater,
2., Taborstr. 10, T. 216 51 27 20
Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,
T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94
3.-22.3., 20.00, Wien
La Musica Zwei. Von Marguerite Duras
Neuer Saal des Wiener Konzerthauses,
3., Lothringerstraße 20, T. 242 002
Theater Drachengasse,
1., Drachengasse 2, T. 512 13 54,
e-mail: theater@drachengasse.at
21.3., 20.00, St. Pölten
Nader Mashayaekhi: 5 Lieder für
Computer und eine Sängerin
Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169,
Reservierungen T. 945 30 40
29.3., 20.30, Dornbirn
Susi Hyldgaard & Band
Spielboden, 6850, Färbergasse 15,
T. 05572/21 933
film
1.3., 22.00, Bregenz
Anam. D 2000/2001, R: Buket Alakus
6.3., 20.00, Wien
Christa Urbanek: Ein Unikat
stellt sich vor
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53
bis 8.3., 20.00, Wien
Fluchtgeschwindigkeit.
Buch und Regie Anna Hauer
Bregenz, Metro-Kino
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
ab 6.3., Österreich
Frida. USA/Mex. 2002, R: Julie Taymor.
Mit Salma Hayek
10.+17.3., 20.00, Wien
Christa Urbanek: Remasuri
österr. Kinos
6.-20.3., Feldkirch
FrauenFilmFest: Bella Martha, In the
MIrror of Maya Deren, Satin Rouge
Feldkirch, Oskar-Kino, Frauengetriebe,
Femail, Infos T. 05574/45 5 38
t h e a te r . ka b a r e t t
bis 3.3., Wien
Gerschichte vom verkehrten Tag.
Für Kinder ab 4
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121 44
bis 6.3., 19.30, Wien
je veux je veux. Choreografie Liz King
Volksoper, 9., Währinger Str. 78, T. 513 15 13
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53
10. und 16.3., 20.00, Wien
Christa Urbanek: Remasuri
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14,
T. 587 06 53
17.+18.3., 20.00, Wien
imagetanz: A? & If then, Compagnie
MKF, Anne Juren (F)
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
17.3.-19.4., 20.00, Wien
Antigone. Und wer spielt die Amme?
Von Barbara Neuwirth und
Erhard Pauer
Theater Drachengasse,
1., Drachengasse 2, T. 512 13 54,
e-mail: theater@drachengasse.at
Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,
T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94
21.+22.3., 20.00, Wien
imagetanz: Bones. a physical research
on soul (OYA Production, Anita Kaya)
& animo, entre otras cosas
(Moravia Naranjo)
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
24.+25.3., 20.00, Wien
imagetanz: Faces (Maria Clara Villa
Lobos/Lilia Mestre) & The Zone
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
28.3.-30.4., 20.00, Wien
Die geschichte der Hanna R.
Theater Gruppe 80, 6., Gumpendorferstrasse 67, T. 586 52 22
30.3., 19.00, Salzburg
Helges Leben.
Von Sibylle Berg, Premiere
Elisabethbühne, 5020, Erzabt-Klotz-Str. 22,
T. 0662/8085-0
31.3.-12.4., 20.00, Wien
Von der Sehnsucht. Mit Isabella Ernst
Theater Drachengasse, 1., Drachengasse 2,
T. 512 13 54, e-mail: theater@drachengasse.at
s e m i n a r . w o rk s h o p
ab März, Wien
Pilotinnen ist nichts verboten! kostengünstige Coachinggruppe für Frauen.
Mit Regina Trotz und Andrea Sanz
1170, Anm. Regina Trotz, T. 0676/627 55 40,
e-mail: r.trotz@aon.at, eur 990,-
26.3., 10.30, St. Pölten
Wo samma daham? Mitspieltheater
ab 13 Jahren
5.+6.4., Ebensee
LUNARIA – Frauentanz & Seelennahrung. Tanzen, Bewegen, Ankommen
zur Mondzeit. Mit Susi Linzer
Die Bühne im Hof, 3100, Linzer Str. 18,
T. 027 42/35 22 91, Fax 027 42/35 22 94
Info & Anmeldung: 0664/45 65,
e-mail susi.linzer@aon.at
26.-28.3., 20.00, Salzburg
Fluchtgeschwindigkeit.
Buch und Regie Anna Hauer
7.-8.3., Wien
Body Management. Mit Evelyn Doms
Szene Salzburg, 5020, Anton-NeumayrPlatz 2, T. 0662/843448-15
26.+28.3., 20.00, Wien
imagetanz: seven cities (Kunstverein
Inviso, Birgit Helene Scheib)
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
VHS Landstraße, 3., Hainbuger Str. 40,
T. 715 08 00, e-mail: vhs-3@gmx.at
7.-11.3., Wien
Colours, Millimeters and Sounds. Trickfilmwerkstatt mit Bärbel Neubauer
Anm.: Culture2Culture,
7., Museumsplatz 1, T. 990 46 63,
e-mail: culture2culture@chello.at, eur 250,-
märz 2003an.schläge 43
an.künden
10.3.-26.5., 15.30-16.30, Gerasdorf
Mit Pferden wachsen
bis 28.4., Wien
Almut Rink
Selbsthilfegruppe für Frauen zum
Thema: Verlust eines Kindes
Reitstall St. Gabriel/gerasdorf, 2201
Gerasdorf, Anm. NINLIL: T. 01/714 39 39
Kusthalle Wien photo wall, 7.,
Museumsplatz 1, T. 521 89 33
14.-16.3., Bregenz
Frauenkulturforschung in Theorie
und Praxis. Mit Maria Zemp
2.3., ab 18.00, Wien
Vernisage mit Inge Doule
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22.
Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11
PfadfinderInnenheim, Sandgrubenweg,
6900, Anm. Frauengetriebe
T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at
21.-22.3., Wien
Coaching für Frauen.
Mit Silvia Korlath
Anm. bis 19.3.: VHS Favoriten, 10.,
Arthaberplatz 18, T. 603 40 30, eur 60,-
21.-22.3., Wien
Rhetorik für Frauen I. Mit Andrea Broz
VHS Landstraße, 3., Hainbuger Str. 40,
T. 715 08 00, e-mail: vhs-3@gmx.at
28.-29.3., Wien
Die Reise ohne Gepäck. Auf der Suche
nach Kraftquellen. Mit Elisabeth
Chlebecek und Andrea Nemec
Frauenhetz, 3., Hetzg. 42/1,
Anm. bis 18.3. bei NINLIL: T. 714 39 39
29.-30.3., Graz
Ashtanga-Yoga für Frauen.
Mit Silvia Metawea Ashtange
Yoga Zentrum, 8020, Südtirolerplatz 7/I,
Anm. bis 21.3. T. 0316/71 60 20-0,
office@frauenservice.at
31.3.-4.4., Wien
Websites for Webwomen,
Advanced-Akademie
Webakademie – von Frauen für Frauen, 1.,
Schottenring 33, T. 01 969 02 07,
e-mail: webakademie@webwomen.at
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
3.+10.3., 18.00-19.30, Wien
G´sundes Essen hier und anderswo.
Mit Petra Öllinger
VHS Landstraße, 3., Hainburgerstraße 29,
T. 715 08 00, F. 715 08 00-16,
eur 6,- pro Abend
11.3., 18.00-21.00, Wien
Die Herrschaft der Frauen – Struktur
und Wesen matriarchaler Gesellschaften. Mit Irene Fleiss
Hauptschule, 3., Hainbuger Str. 40,
Anm. VHS Landstraße T. 715 08 00,
e-mail: vhs-3@gmx.at
18.3., 18.00-21.00, Wien
Als das Weibliche göttlich war.
Mit Irene Fleiss
Hauptschule, 3., Hainbuger Str. 40,
Anm. VHS Landstraße T. 715 08 00,
e-mail: vhs-3@gmx.at
lesung
5.3., 19.30, Wien
Corinna Waffender liest aus ihrem
Roman „Zwischen den Zeilen“
(Querverlag 2002)
Buchhandlung Frauenzimmer, 7.,
Zieglergasse 28, T. 522 48 92, Für Frauen!
20.3., 19.30, Wien
Die Frauenliteraturgruppe des
1. Wr.Lesetheater liest Veza Canetti:
Der Oger
Kultur unter der Brücke, 1.,
Wipplingerstraße 23
21.3., 20.00, Bregenz
Frauen in der Mannschaft.
Buchpräsentation mit Gisela Notz
Frauengetriebe, 6900, Schillerstr. 2,
T. 05574/45 5 38, frauengetriebe@aon.at
a k t i v i t ä te n
6.3.-24.10., Wien
Frauenkult – Frauen(Kult)Touren,
II.Teil. Mit Ruth Devime
Infos und Anm. VHS Urania,1.,
Uraniastrasse 1, T. 712 61 91,
e-mail : office@urania-wien
s e l b s t v e r te i d i g u n g
Sammlung Essl, 3400, An der Donau-Au 1,
T. 0800/232 800
bis 23.3., Innsbruck
Michaela Melián: Panorama
Galerie im Taxispalais, 6020, MariaTheresien-Str. 45, T. 0512/508 3171
Dauerausstellung, Wien
Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,
Mo-Fr 8.30-19.30
bis 11.3., Wien
Rackie Diankha & Edith Lettner:
„X-CHANGE“
Siebensterngalerie Ruth Maier, 7.,
Siebensterng. 25, T.+Fax 944 55 00,
Mo-Fr 6.00-19.00
bis 27.4., Wien
Geografie und die Politik der Moderne
Generali Foundation, 4.,
Wiedner Hauptstr. 15, T. 504 98 80
44 an.schlägemärz 2003
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.
Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da noch nicht so
sicher sind
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29/ 7, T. 89 58 440.
Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr; eur 21,-/Abend
Internet-Cafe für Frauen und
Mädchen. Auch Anfängerinnen.
Kinderbetreuung
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr
Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe. Mit Renate Frotzler-Dittrich
Anm.: Frauen beraten Frauen, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50.
Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-.
Einstieg jederzeit möglich!
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch für lesbische (Co-)Mütter
Institut Frauensache,
15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440.
Jeden 1. Mo, 19.30, eur 3,6/Abend
Dienstag
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
ab 12.3., 19.00-20.00, Wien
Selbstverteidigung für Fauen und
Mädchen (ab 10 Jahren)
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,
abraxa@goplay.com.
Jeden Di 14-18.00 Uhr
VHS Penzing, 14., Linzer Str. 146,
T. 914 22 55, e-mail: office@vhspenzing.at,
6 Kurstage, eur 42,-
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen
14.-16.3., Wien
Seito Boei: Selbstverteidigung für
Frauen und Mädchen ab 14 Jahren.
Mit Judith Ziegler
Anm. bis 12.3.: VHS Favoriten, 10.,
Arthaberplatz 18, T. 603 40 30, eur 66,-
22.-23.3., Graz
Selbstbewusstsein – Selbstbehauptung – Selbstverteidigung.
Grundkurs für Frauen und ihre 10
bis 12-jährigen Töchter
SBZ Geidorf, 8010, Kirchengasse 1,
Anm. bis 10.3. T. 0316/71 60 20-0,
office@frauenservice.at
f i x te r m i n
a u s s te l l u n g e n
bis 27.4., Klosterneuburg
Elke Krystufek: Nackt&Mobil
Frauencafé
Montag
Elterngruppe. Für Eltern homosexueller Töchter und Söhne
HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,
T. 0732/60 98 98/1.
Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr
Frauen-Lokal-Abend der HOSILesben Linz
Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.
Jeden Mo ab 18.00 Uhr
Frauencafé
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200. Jeden Mo 18-22.00 Uhr
Politisches Café
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200. Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv
begegnen
Anm.: Frauengesundheitszentrum,
8010, Brockmanngasse 48,
T. 0316/83 79 98.
Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.
T. 0732/60 22 00/60.
Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr
Yoga für Frauen
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at,
Di 17.45-19.00 Uhr (Beginn am 15.10.)
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe für Mütter von Kindern mit
Eßstörungen.
Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98.
Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr
Selbsthilfegruppe: „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Mittwoch
Regenbogen Stammtisch
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14,
ooe@hosilinz.at, ab 20.00
Literaturhaus Mattersburg.
Jeden Mi 19.00 Uhr. Anm.: T. 02626/677 10
Selbsthilfegruppe für Frauen nach
einer Scheidung/Trennung
Selbsthilfegruppe für Angehörige von
Frauen, die von sexualisierter Gewalt
betroffen sind
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr
Frauenselbsthilfe nach Krebs
Gynäkologische Ordination und
„zweite“ Meinung.
Mit Marianne Stögerer
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,
T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr
Bücherflohmarkt. Der Erlös kommt
dem Deutschkurs für ausländ.
Frauen zugute
Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Verkauf u. Abgabe von
Büchern jeden Mi 9-12.00 Uhr
Come in. Offene Gruppe für Lesben
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50.
Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr
Dein Körper, deine Verbündete.
Gruppe für Frauen, „einfach zum
Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,
eur 21,-/Abend
FrauenART – offenes Atelier für Frauen. Lustvolles Experimentieren steht
im Vordergrund, keine künstl.
Vorkenntnisse nötig
Jeden 1. Mi.abend. Info & Anm.:
Anna Rakos, T. 478 63 88
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen
Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen
und Mädchen, T. 523 222.
Jeden Mi 18.00 Uhr
Heilpädagogisches Reiten für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen. Mit Johanna Foltinek
Reitanlage des ASKÖ Wien, Freudenau.
Vorgespräch und Anm. erforderlich:
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71;
eur 33,-/Einheit. Fortlaufender Kurs,
jeweils Mi Nachmittag
HOSI Lesbengruppe
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.
Jeden Mi ab 19.00 Uhr
Open House – Für Frauen, die Kontakt
zu anderen Frauen suchen
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,
T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Brustkrebs
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/
Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.
Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Angststörungen
Telefonische Verhütungsberatung –
kompetent, anonym, kostenlos
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;
eur 3,6/Abend
Frauengesundheitszentrum Graz,
T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr.
Infos auch unter
http://www.fgz.co.at/links.htm
Hotline für gynäkologische Fragen.
Mit Christine Lang
F.E.M., T. 01/601 91/52 03.
Jeden Di 14-15.00 Uhr
Team for girls: Gruppe für weibliche
Lehrlinge
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,
Schwimmbecken und Tepedarium.
Exklusiv für Frauen
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.
Jeden 3. Mi 20-01.00, eur 11,-, Anm.:
T. 988 98 120 oder badehaus@sargfabrik.at
Donnerstag
Die Tür – Frauencafe
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 2224/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.
Jeden Di 18-21.00 Uhr
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,
02682/66 124; 7210 Mattersburg,
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.
Jeden Do 10-12.00 Uhr
Therapeutische Gruppe für Frauen
mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen. Mit Bettina Reinisch
Treffpunkt Internetcafe. surfen –
mailen – chatten und dazwischen
plaudern. Mit Sylvia Körbler
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;
eur 21,-/Abend
Frauenberatung, 3910 Zwettl,
Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do
16-19.00, T. 02822/522 71-0
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden Do 14-16.30
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen
und surfen für Mädchen
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/
Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45/14.
Jeden Do 16-19.00 Uhr
Feministische Schreibwerkstatt
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11.
Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr
Kostenloser Deutschkurs für
Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr
Muttertag.
Kostenlose Kinderbetreuung
Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.
Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8. Jeden Do
19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen. Mit Olivia Wollinger
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend
sistaDance-Toptraining
4., Rienößlgasse 4. Jeden Do
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen, feuerschlucken etc.) willkommen:
http://www.awadalla.at/el/
kalender.at
Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,
Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00 Uhr
Freitag
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,
T. 0732/60 98 98.
Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.
Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und
Freundinnen
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.
T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr
Frauendisco
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.
Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr
Intenet-Café von Frauen für Frauen
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00 Uhr,
jeder letzte Fr speziell für Mädchen!
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden ersten Freitag im Monat
Resis.danse-Tanzabend
HOSI, 2., Novaragasse 40.
Jeden Fr 21.00 Uhr
an.künden
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.
Info: T. 0676/78 79 144
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.
Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr
Therapeutisches Malen.
Mit Karin Herber
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch. Einmalige, kurzfristige
Unterstützung in einer schwierigen
Lebenssituation.
Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauen beraten Frauen, 1.,
Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50.
Jeden Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend.
Vorgespräch erforderlich!
Samstag
Club Anderwelt
6., Theobaldgasse 10.
Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr
Sonntag
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2
T. 05574/ 45 538, frauengetriebe@aon.at.
Jeden 1. So ab 11.00 Uhr
Frauenbadefreuden
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.
Jeden 3. So 16.00-20.00, eur 12,50
(Bad + Kosmetik), Anm.: T. 988 98 214
oder sonja.c@gmx.at
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln „á la Sonja“ und Spezialistinnen für Hand, Fuß, Düfte und Massage
Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,
T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.
Info: T. 0676/78 79 144
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Jeden 1. So
Nach Vereinbarung
Frauenberatung
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98; eur 22,50
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7. Info: T. 0676/717 29 67,
e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39
Coaching und Supervision für berufstätige Frauen. Mit Susanne Schmölzer
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Einzelberatung für Angehörige von
Mädchen und Frauen mit Essstörungen. Mit Susanne Schmölzer
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 7,-
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstraße 26,
T. 03322/430 01
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!
Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u. Do
14-16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie
per e-mail: fem@aon.at
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Einzelberatung für Raucherinnen.
Mit Doris Gartner
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2
02682/66 124
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96.
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und
Essstörungen
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 7,-
Einzelberatung und Therapie bei
Essstörungen für betroffene Frauen.
Mit Renate Gänszle
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!
Einzelberatung und Therapie bei
Essstörungen für Mädchen.
Mit Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 72; Erstgespräch kostenlos!
Internationaler Frauentag!
Nicht nur die große Frauendemo am Einkaufssamstag durch die Wiener Mariahilferstraße wird ein sichtbares Zeichen für eine lebendige Frauenbewegung und für
weibliches Begehren in jeder Hinsicht setzen. Das diesjährige Motto lautet „Frauen
gegen den Krieg“. Auch in den Bundesländern gibt es zahlreiche Aktivitäten zum
Frauentag: Vom Frauenfrühstück am Morgen bis zur Frauendisco am Abend (und
bis in den nächsten Morgen). Interessant auch das vielfältige frauenspezifische
Programm der Kulturhauptstadt Graz.
8.3.2003 in ganz Österreich, siehe Detailprogramm
Help – schnelle Hilfe für junge Leute
bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe
und Sexualität
Schulworkshops zum Thema Essstörungen. Mit Susanne Schmölzer
und Martina Nöster
F.E.M., T. 476 15/57 72
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin.
Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Mediation: professionelle Konfliktregelung bei Konflikten im Privatoder Berufsleben
Anm.: die.mediatorinnen. gabriele.schweiger@mediatorinnen.at, T. 0699/19 46 62 22
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen. Mit Renate Gänszle
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit
Essstörungen
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Schwanger – was nun? Beratungshotline
F.E.M., T. 476 15/57 71
Your line. Für Mädchen, die gerade eine
Lehre machen und darüber reden wollen
Sprungbrett, T. 789 45 45/12.
Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr
r a d i o . f i x te r m i n
Sexualberatung.
Mit Renate Türk-Lindmaier
Jeder 1. Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum –
die persischsprachige Frauensendung
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 10,-
Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“
Mit Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 72
Di 18-19.00
ta mera – an Orten wie diesen.Von Frauen für Frauen.Von Lesben für Lesben
Radio Orange 94,0 MHz
Women first: Selbstbestimmung für
behinderte Frauen
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform für
eine frauenspezifische Information
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1, T. 714 39 39
Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz
märz 2003an.schläge 45
an.künden
Jeden 2. Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen Frauenforums
Radio Orange 94,0 MHz
aus.blick
tanz.fest
1.3, ab 21.00, Wien
WorldbeatZ. multicultural women’s
club. Ethno-Electronica DJ RoterRubin
& special guests
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54
an.schläge
4.3., ab 19.00, Wien
Präsentation des neuen aktualisierten
Frauenstadtplans
im april
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11,
Infos: auf T.+Fax 533 91 64
14.3., ab 19.00, Wien
Aanchal – Lesben in Indien.
Diavortrag, Diskussion, indische Party
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54, UKB eur 8,-
14.+28.3., ab 22.00, Wien
HOT STUFF: Floor 1: Funky House,&
Dancefloor, Floor 2: Good Times
60er, 70er, 80er
U96, 9., Nussdorferstr. 69,
neben Auge Gottes Kino
15.3., 20.00, Wien
20 Jahre HOSI Linz
international
verwischte Grenzen
In Südserbien werden Jungfrauen zu Männern sozialisiert, wenn kein männlicher Stammhalter geboren wurde
Redoutensäle, 4020, Promenade 39
berlinale
15.3., ab 21.00, Wien
Zeitreise. the soundtrack of our lives,
DJ dragon
Filmfieber
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54
15.3., ab 22.00, Wien
Homoriental. Multikultureller Klub,
lesbisch/schwul/gemischt. DJ Yasemin
Eine Nachschau der Berlinale 2003. Was feministische
und queer-Filme immer noch zu bieten haben, wenn
sie angeboten werden
Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37
21.3., ab 21.00, Wien
Solidaritätsfest für LEFÖ am Internationalen Tag gegen Rassismus.
Performance von Grace Latigo,
ab 23.00 DJ-line
Tacheles, 2., Karmeliterplatz 1,
http://www.lefoe.at
22.3., ab 21.00, Wien
Solidaritätsfest für eine inhaftierte
Freundin in Peru
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang
Prechtlgasse, T. 402 87 54
Slowenische Lieder
Die 1974 in Slownien geborene Aleksandra Tehovnik
präsentiert „Songs from Slovenia“ in der Wiener
Sargfabrik. Die Sängerin, Schauspielerin und nebenbei auch noch Politologin möchte die schlichten
schönen Melodien slowenischer Volks- und Kinderlieder durch ihre Interpretation einem jungen Publikum
zugänglich machen. Von besinnlich bis rasant reicht
die Palette der Lieder, die einen Einblick in die musikalische Landschaft Sloweniens geben.
25.3.2003, 20.30, Sargfabrik, 1040 Wien, Goldschlagstr. 169,
Reservierungen:T. 945 30 40
Mi 18-19.00
Abwechselnd: orangina – Fanzine zu
Mädchennetzwerken in der Subkultur
/ bauch.bein.po – Die Sendung für
die ganze Frau
Radio Orange 94,0 MHz
Do 18-19.00
HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/
La manifesta (2. Do)/Görls linkup
(3. Do)/Lourdes (4. Do)
Radio Orange 94,0 MHz
46 an.schlägemärz 2003
Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio
Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)
Fr 18.00-19.00
Abwechselnd: Dyketime –
Radiomagazin für Lesben/
frauenforum
Wohnprojekt
Wohnen nur mit Frauen – ein Traum? In Wien wird
derzeit eifrig an der Realisierung eines Frauenwohnprojektes gearbeitet.
diverses
7.3., 20.00, Wien
Treffen der feministischen Migrantinnen: Bericht über die Berliner Tagung
queersein + ethnizität
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8
13.3., Wien
Cabinet 9
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121-0,
Eröffnung 12.3., 19.00
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen
19.-20.3, Salzburg
Frauen-Vor!-Konferenz. Frauenvernetzungstreffen vor der 5. Österr.
Armutskonferenz
Bildungshaus St. Virgil, 5026, Ernst-GreinStr. 14, T. 0662/65901-0
20.-21.3., Salzburg
5. Österreichische Armutskonferenz.
Pflicht zum Risiko?
Bildungshaus St. Virgil, 5026, Ernst-GreinStr. 14, T. 0662/65901-0
Redaktionsschluss
RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)
Termine 04/03: 12.03.03
Fr 19.00-19.15
hot news for the sisters
termine@anschlaege.at
Radio Orange 94,0 MHz
gesellschaft
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Südwind
Frauenzimmer
Riedl
Löwenherz
Südwind
Kulturver. Waschaecht
1010
1010
1030
1070
1070
1080
1090
1090
4600
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Radetzkystr. 11
Mariahilferstr. 8
Zieglergasse 28
Alser Str. 39
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Dragonerstr. 22
Offener Brief
von den TeilnehmerInnen des Weltsozialforums an die österreichische Bundesregierung in spe:
Blind, taub, stumm?
Wir haben vom 23. – 28. 1. 2003 am 3. Weltsozialforum in Porto Alegre, Brasilien, teilgenommen. Dort waren über 100.000 Menschen aus der ganzen
Welt versammelt, um die Probleme aufzuzeigen, die die neoliberale Globalisierungspolitik in allen Ländern der Erde verursacht. Gemeinsames Motto
der über 2.000 Veranstaltungen dieser Tage: „Eine andere Welt ist möglich!“
Denkt man in Porto Alegre an Österreich, das gerade gewählt hat und sich im Prozess der Regierungsbildung befindet, dann fragt man sich, ob sich
Österreich eigentlich auf dem selben Planeten befindet. Vielleicht ist es ja so, dass für Österreich wunderbarerweise all das nicht gilt, was hier aus allen
5 Kontinenten berichtet wird: Die internationalen Großkonzerne benutzen die Regierungen weltweit, um restlos alle Dinge, Ressourcen und Lebewesen
in Waren zu verwandeln, also zu vermarkten und entsprechend alle menschliche Tätigkeit restlos in Warenproduktion bzw. vermarktbare
Dienstleistungen. Bei all dem sollen weder ein öffentlicher Sektor, noch demokratische Kontrolle, noch eine garantierte allgemeine Versorgung, noch
eine angemessene Qualität und Preisgestaltung mehr möglich sein und auch ein kleines und mittleres bzw. nationales privates Kapital nicht mehr übrig
bleiben.
In Österreich ist weder im Wahlkampf, noch nach dem Wahlkampf, noch bisher bei der versuchten Regierungsbildung von den Verantwortlichen darüber gesprochen worden. Glückliches Österreich. Es hat sich nur mit Ambulanzgebühren herumzuschlagen! Ja, auch Studiengebühren und
Universitätsreform, Pensionen und eine plötzlich, nach den Wahlen auf ominöse Weise notwendig gewordene „große Staatsreform“ haben anscheinend
allesamt nichts mit der Durchsetzung des Neoliberalismus in Österreich zu tun. Selbst die Abfangjägerdebatte ließ nichts ahnen von dem halben
Weltkrieg, dessen Beginn mit dem Aufmarsch von einer Viertelmillion-Mann-Armee in Mittelost zu beginnen droht!
Umso weiter man von Österreich entfernt ist, desto gespenstischer erscheint einem die Blindheit, Taubheit und Stummheit der hiesigen politischen
Debatte. Oder wird sie doch geführt, jenseits der Öffentlichkeit?
Wir wissen alle, dass Österreich zur EU gehört, das es WTO-Mitglied ist und dass es Verhandlungen über das GATS, das sogenannte „Allgemeine
Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen“ führt. Das heißt: Österreich hat sich der neoliberalen Politik der Europäischen Union angeschlossen, hat das ganze Programm der neoliberalen Globalisierung übernommen – nur nicht seine Folgen? Glauben die österreichischen PolitikerInnen
tatsächlich, von den Ergebnissen dieser Projekte als einzige ausgenommen zu bleiben?
Die SPÖ hätte von Brasilien lernen können, wie man an die Macht kommt. Der neue brasilianische Präsident mit dem Spitznamen „Lula“ war Arbeiter
und Gewerkschafter und wurde Präsident, weil er die wahren Probleme Brasiliens, die aus der gleichen Politik resultieren, der Österreich sich angeschlossen hat, deutlich beim Namen genannt hat. Wieso haben die Roten und auch die Grünen in Österreich dieses versäumt? Von den Tatsachen her
gesehen haben sie jedenfalls der ÖVP das politische Feld einfach und kampflos überlassen, indem sie noch nicht einmal deren ausgesprochen pro-neoliberale Politik kritisierten. Nun wollen sie mit der ÖVP dennoch an die Macht. Die Frage ist, warum. Denn es ist ja nicht so, dass es innerhalb der SPÖ
oder der Grünen keine Kritik am Neoliberalismus gäbe. Ganz im Gegenteil, gerade Alfred Gusenbauer hat sich neben seiner pro-neoliberalen Rede von
einer angeblich möglichen „solidarischen Hochleistungsgesellschaft“ wiederholt öffentlich – wenn auch nur auf ausdrückliche Nachfrage hin – dezidiert gegen Globalisierung, Neoliberalismus und insbesondere das GATS geäußert. Bedeutet dies, dass man bei einer Regierungsbeteiligung nun im
Nachhinein oder irgendwie heimlich doch noch das Schlimmste verhindern will? Kann man etwas verhindern, von dem nie die Rede ist? Kann eine
Regierung gebildet werden, die sich darauf einigt, die wirklichen Probleme der Zeit gar nicht anzugehen?
Von Porto Alegre aus gesehen wundert es nicht, dass die Regierungsbildung in Österreich ein Problem darstellt. Denn wie soll regiert werden, wenn
verleugnet wird, worum es eigentlich geht? Worum es aber geht, liegt nicht im Belieben einer offiziellen Definition. Was nicht benannt wird, ist dennoch vorhanden und hat Wirkungen. Die Folgen des globalen Neoliberalismus haben ja längst angefangen, sich auch in Österreich bemerkbar zu
machen, selbst wenn sie damit nicht in Zusammenhang gebracht werden. Durch die Hintertür wird allemal auch Österreich von dem eingeholt, was es
mit betreibt. Je später mit den Reaktionen begonnen wird, desto schwieriger. Alle wissen z.B.: Nur bis Ende März ist Zeit, die europäischen
Verhandlungen zum GATS durch Einspruch einer Bundesregierung noch zu beeinflussen. Danach verhandelt die EU stellvertretend für alle ihre
Mitglieder allein bei der WTO. Der Februar hat bereits begonnen. Wer redet öffentlich über das GATS? Spielt es bei den Regierungsverhandlungen überhaupt eine Rolle?
Eins steht fest: Wer jetzt noch etwas gegen das GATS unternehmen will, bräuchte dafür einen massiven Rückhalt in der Bevölkerung. Weil dieser
Rückhalt gar nicht gesucht wird, ist davon auszugehen, dass alle im Parlament vertretenen österreichischen Parteien den globalen Neoliberalismus auch
für Österreich restlos akzeptiert haben und durchzusetzen gedenken.
Eine Sozialdemokratie, die wieder einmal den historischen Moment versäumt, dem Wahnsinn etwas entgegenzusetzen und stattdessen so tut, als beruhe das neoliberale Projekt auf einer seriösen, ernstzunehmenden und schließlich doch zu akzeptierenden Grundlage, vertut sehenden Auges ihre letzte
Chance, dem sich weltweit ausbreitenden Neototalitarismus Einhalt zu gebieten – oder dies wenigstens zu versuchen. Genau dies aber wäre ihre historische Aufgabe (gewesen). Für eine ÖVP-SPÖ-Koalition würde eigentlich nur dann etwas sprechen, wenn sie dazu führt, 80% der WählerInnen in eine
antineoliberale Politik mitzunehmen. Will sie dies nicht, ist sie ein Verrat und Betrug am Volk. Geht die SPÖ jetzt nicht in Opposition zum
Neoliberalismus, sei es innerhalb oder außerhalb der Regierung, wird sie ihre Glaubwürdigkeit für immer verlieren.
Wir sehen schon, das Austrian Social Forum (ASF), das im Frühjahr in Hallein gegründet werden wird, wird in den nächsten Jahren genug zu tun haben!
Univ. Prof. Dr. Claudia von Werlhof (Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck), Dr. Leo Gabriel (Ludwig Boltzmann-Institut für zeitgenössische Lateinamerikaforschung) und Dr. Walter Baier (KPÖ)
● Kind und Job!
● Aufstieg ohne Hürden!
● Gleiche Arbeit, gleicher Lohn!
Mehr Kinderbetreuungsplätze
und mehr Unterstützung!
Frauenspezifische Aus- und Weiterbildungsprogramme für mehr
Aufstiegschancen!
Abbau der Einkommensunterschiede für
mehr Lohngerechtigkeit!
www.ooe.spoe.at
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Damit Frauen
Zukunft haben!
an.schläge
Nr. 03/03, märz 2003/17. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M