ErsteHilfeimAlltag

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Nummer 195 – RMR4
Mittwoch, 24. August 2011
C5
Teil 5
Erste Hilfe im Alltag
Unsere neue 15-teilige Serie: Was tun in 50 alltäglichen Notfällen?
Heute: Wenn der Schlüssel weg ist – Worauf man bei Schlüsseldiensten achten sollte
Beim Autoschlüssel
kommt der ADAC
In der Manteltasche steckt er nicht, die
Handtasche habe ich auch schon durchwühlt - der Autoschlüssel bleibt unauffindbar. Doch nichts ist einfacher, als in das eigene Auto zu gelangen. Man braucht nur
den ADAC anzurufen. Mit dem Handy erreicht man ihn unter der Nummer 22 22 22,
vom Festnetz unter der Nummer 0180/
2 22 22 22. Ein ADAC-Mitarbeiter kann
das Auto in Sekundenschnelle öffnen. Einzige Einschränkung: „Sie müssen sich als
Besitzer des Wagens ausweisen“, sagt Harry Kellner vom ADAC in Stuttgart. Sonst
könnte ja jeder kommen ...
Mit einem neuen Schlüssel kann der
ADAC allerdings nicht dienen. Dafür sind
die Autohändler und die Werkstätten zuständig. Anhand der Identifikationsnum-
mer im Fahrzeugschein kann man dort einen Schlüssel nachmachen lassen.
Tipp vom Fachmann: Jeder Schlüssel hat
eine Schlüsselnummer. Diese schreibt sich
Harry Kellner mit Bleistift in seinen Fahrzeugschein, so dass er sie schnell zur Hand
hätte, wenn ein Schlüssel verloren geht.
Und: Im Urlaub sollte der Partner immer einen Zweitschlüssel bei sich tragen, so Harry
Kellner.
Einen Autoschlüssel zu verlieren,
kann heutzutage ein teures Vergnügen werden. Da bei neuen Fahrzeugen der Schlüssel mit der Wegfahrsperre
gekoppelt ist, kann ein neuer Schlüssel
samt Programmierung in der Werkstätte alles in allem mal locker 250 Euro kosten.
Ausgesperrt: Wenn die
Tür ins Schloss fällt
Diese Schrecksekunde kennt fast jeder: Tür
fällt ins Schloss, Schlüssel steckt von innen
oder liegt seelenruhig auf der Kommode.
Ich wollte ja nur kurz den Müll runtertragen. Jetzt ist die Türe zu und ich stehe davor. Auf der falschen Seite. Ausgesperrt!
Ein Schlüsseldienst kann weiterhelfen.
Aber welcher? Von schwarzen Schafen der
Branche ist häufig zu lesen. Die den
Schließzylinder aufbohren, obwohl das
nicht nötig gewesen wäre, oder den Türbeschlag unbrauchbar machen. Horrormeldungen von Rechnungen bis zu 800 Euro
machen die Runde.
Polizei wie Verbraucherzentrale raten
daher unisono: Am besten lässt man es gar
nicht so weit kommen, sondern deponiert
einen Ersatzschlüssel beim Nachbarn oder
bei Freunden. Was aber, wenn die gerade im
sonnigen Süden weilen und auch nicht erreichbar sind?
Also muss doch ein Schlüsseldienst her.
Der ist im Übrigen nicht mal so teuer, wenn
man eine seriöse Firma beauftragt. Das
Problem: Oft hat man keine Nummer parat
und ruft in seiner Not bei der Auskunft an.
„Und die nennt den Erstbesten in der Liste“, sagt Eckhard Wenner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Der Erste muss freilich nicht immer der Beste sein.
Vor allem gibt er den Auftrag unter Umständen an eine Unterfirma weiter, die weite Anfahrtswege abrechnet. Daher stets am
Telefon nachfragen, woher der Dienst
kommt und was seine Dienste kosten, empfiehlt die Verbraucherzentrale. Und: Wenn
der Schlüsseldienst mit schwerem Gerät
eine lediglich zugefallene Tür aufbohren
will, sofort einschreiten, sagt Eckhard
Wenner. Das ist nämlich nicht notwendig.
Zugefallene Türen sind meistens leicht und
ohne Beschädigung zu öffnen. Einen solchen Schlüsseldienst sollte man am besten
gleich wegschicken. „Das muss man nicht
mal bezahlen.“
Auch sollte man dem Schlüsseldienst nur
die Zeit bestätigen, die er benötigt hat, und
sich die Rechnung zuschicken lassen, damit
man sie in Ruhe prüfen kann. „Nicht unterschreiben, dass eine bestimmte Arbeitsleistung erbracht wurde.“
Am sichersten ist es freilich, eine seriöse
örtliche Firma zu beauftragen. Tagsüber
helfen die ortsansässigen Schlosser weiter.
Seriöse Schlüsseldienste vermittelt auch
die Polizei, informiert Anton Junker von
der Polizeidirektion Waiblingen. Eine Liste
der von der Polizei geprüften Errichterfirmen kann im Internet abgerufen werden. Es
handelt sich dabei um Unternehmen, die Sicherheitstechnik anbieten. Allerdings bietet nicht jede auch Türöffnungen. „Wenn
man nicht weiterkommt, bei der Polizei anrufen“, sagt Anton Junker. „Dafür sind wir
da.“ Und zwar immer im örtlichen Polizeirevier. Ist das nicht besetzt, wird der Anrufer automatisch weitergeleitet.
Noch ein Tipp: Schon vor dem Ernstfall
die Adressen von örtlichen Handwerkern
recherchieren und eine Liste mit den Notrufnummern dort aufhängen, wo man immer Zugriff hat. In Mehrfamilienhäusern
zum Beispiel im Hausflur.
Wer seine Türe immer hinter sich zuschließt, vergisst den Schlüssel nicht so
leicht im Wohnungsinneren. Und macht
Einbrechern das Leben schwer. Beim Türschloss sollte man sogenannte GefahrenZylinder einbauen lassen. Der Vorteil: Sie
können auch von außen aufgeschlossen
werden, wenn der Schlüssel innen steckt,
erklärt Anton Junker.
• Nehmen Sie keine Firmen, deren
Namen mit drei A beginnen, damit sie
im Telefonbuch ganz vorn stehen.
• Wählen Sie nicht den mit der größten Anzeige, sondern ein Unternehmen aus der
Nachbarschaft.
• Endpreis inklusive Mehrwertsteuer, Nebenkosten und Anfahrt erfragen.
• Festpreis vereinbaren: 50 bis 75 Euro,
wenn die Tür nur zugezogen ist.
• Wo startet die Anfahrt? Einige Dienste mit
Ortsvorwahl beauftragen Subunternehmer,
um hohe Anfahrtskosten zu kassieren.
• Stoppen Sie den Monteur, wenn er etwas
ramponiert.
• Scheint die Rechnung zu hoch, nur einen
angemessenen Betrag zahlen. IHK oder
Handwerkskammer können die Rechnung
prüfen. (Quelle: Stiftung Warentest)
Nächste Folge
In der Serie „Erste Hilfe im Alltag“ geht
es am Mittwoch, 31. August, um
Probleme mit der Post.
@ Die ganze Serie im Internet unter
www.zvw.de/erstehilfe
Beratungsstellen
für den Notfall
„Haus der Prävention“
der Polizeidirektion Waiblingen:
Ludwigsburger Str. 1, 71332 Waiblingen.
Sprechzeiten:
Montag bis Freitag 8 bis 12, 13 bis 16.30
Uhr, Telefon 0 71 51/56 25 86.
Mieterverein Waiblingen,
Telefon 0 71 51/1 57 58,
Internet:
www.dmb-mieterverein-waiblingen.de
Polizei Baden-Württemberg:
Eine Liste seriöser Firmen, die Sicherheitstechnik anbieten und zum Teil auch
im Notfall aktiv werden, gibt es bei der
Polizei. Die Liste kann im Internet abgerufen werden unter www.polizei-bw.de/
praevention/Documents/sicherungstechnik/LANDESLISTE-Errichterunternehmen_von_mechanischen_Sicherungseinrichtungen.PDF.
Pannenhilfe-Nummer des ADAC:
01 80/2 22 22 22,
vom Mobiltelefon 22 22 22.
Die Hausverwaltung
hilft Mietern weiter
Einen Schlüssel zu verlieren, ist schon für
einen Eigenheimbesitzer schlimm genug.
Was aber macht ein Mieter in einem solchen
Fall? Vor allem, wenn das Haus eine zentrale Schließanlage hat?
Die Kreisbaugesellschaft Waiblingen, die
rund 3400 Wohn- und Gewerbeeinheiten
verwaltet, hat das Problem so geregelt:
„Wenn ein Mieter seinen Schlüssel
verliert, ruft er in fast jedem Fall zuerst bei uns an“, sagt Mathias Brischke. „Wenn die Türe lediglich zugefallen ist, empfehlen wir ihm den zuständigen
Schlüsseldienst für seine Wohnung, dieser
kann die Wohnung eventuell noch ohne
Schaden öffnen.“ Ist die Türe verschlossen,
muss das Schloss aufgebohrt werden. Auch
hier verweist die Kreisbaugesellschaft auf
ihre Handwerker, so dass unseriöse Schlüsseldienste erst gar nicht zum Zuge kommen.
Hat ein Mieter seinen Schlüssel verloren,
gibt es zwei Möglichkeiten: Mathias Brischke: „Ist der Schlüssel ohne Hinweis auf die
Adresse der Wohnung verloren gegangen,
wird einfach ein neuer Schlüssel nachgemacht. Besteht die Möglichkeit, dass ein
Hinweis auf die Wohnung dabei war, empfehlen wir den Tausch des Schlosses der
Wohnungstür.“ Dies sei letztendlich auch
im Interesse des Mieters.
Dass ein Mieter eine komplette Schließanlage austauschen muss, ist eher die Ausnahme, erklärt Rechtsanwältin Roswitha
Stahl vom Mieterverein Waiblingen. Kritisch wird’s, wenn der Schlüssel eindeutig
einer Wohnung zugeordnet werden kann.
„Der häufigste Fall aber ist, dass ein Mieter
beim Auszug merkt, dass ein Schlüssel
fehlt.“ Und gar nicht mehr nachvollziehen
kann, wo er abgeblieben ist.
Laut der Zeitschrift Finanztest müssen Mieter keine neue Schließanlage bezahlen, wenn eine „missbräuchliche Verwendung des verlorenen
Schlüssels ausgeschlossen ist“ (Landgericht Mannheim, Az. 4 S 30/76) - wenn der
Finder des Schlüssels also nicht erkennen
kann, zu welchem Haus er gehört. Deshalb
lieber keinen Adressanhänger am Schlüssel befestigen. Und klären Sie mit Ihrer
Hausrat- und Haftpflichtversicherung, ob
die bei verlorenen Schlüsseln oder dem Einsatz eines Schlüsseldienstes zahlt. Je nach
Versicherer und Police können solche Fälle
mitversichert sein.
Schlüssel im Gully:
Bei der Gemeinde anrufen!
Statt in der Handtasche landet der Autoschlüssel im Gully - kann jedem passieren.
Aber was tun? So einen Gullydeckel hochzuheben, ist nicht einfach. „Der wiegt einiges“, sagt Martin Fischer, Chef der Stadtentwässerung Schorndorf. Gut 25 Kilo
schätzungsweise. Wer also tatsächlich seinen Schlüssel im Gully versenkt, sollte einfach bei der Stadt- oder Gemeindeverwaltung anrufen. „Wir schicken jemanden vorbei, der den Deckel fachmännisch öffnet“,
so Martin Fischer. Und vor allem auch wieder richtig verschließt.
Der Schlüssel selbst findet sich normalerweise im Schmutzfänger des Gullys. Er
kann also auf alle Fälle wiederbeschafft
werden. Allerdings sollte man nicht zu lange warten. Bei starkem Regen können kleinere Gegenstände durch die Schlitze des
Schmutzfängers gespült werden und auf
Nimmerwiedersehen in der Kanalisation
verschwinden.
So ein Gullydeckel ist nicht nur
schwer. Wer ohne Absicherung am
Straßenrand hantiert, kann leicht
übersehen und angefahren werden. Deshalb empfehlen die Kommunalverwaltungen im Kreis unisono: anrufen, sie schicken
kostenlos einen Fachmann.