Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert
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Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert
148 Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe Leiterin: Walburga Litschauer Ziele und Aufgaben Die Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe ist Kooperationspartnerin eines langfristigen musikwissenschaftlichen Editionsvorhabens mit Sitz an der Universität in Tübingen, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird. Das Ziel dieses Editionsvorhabens ist die Erarbeitung einer wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgabe der Werke Franz Schuberts, die die aktuelle Quellenlage und die neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigt. Die Ausgabe ist bemüht, dem spezifischen Charakter des Schubertschen Werkverständnisses gerecht zu werden. Dazu gehören etwa die gleichberechtigt nebeneinander stehenden Fassungen eines Werkes sowie die zahlreichen Varianten. Die Neue Schubert-Ausgabe bietet das Gesamtmaterial so dar, dass es in der musikalischen Praxis aufführbar ist. Von 83 geplanten Bänden sind seit 1967 im Bärenreiter-Verlag in Kassel 53 Bände und zwei Teilbände erschienen. Der Notenteil dieser Bände wird ergänzt durch ein umfangreiches Vorwort sowie durch „Quellen und Lesarten“, die beigebunden sind oder separat als Beihefte vorliegen. Von den 76 dazu geplanten „Kritischen Berichten“ sind bisher 34 Bände erschienen. Diese liegen in den großen internationalen Musikbibliotheken zur Einsicht auf und können über den Eigenverlag der Internationalen Schubert-Gesellschaft e. V., den Trägerverein für die Neue Schubert-Ausgabe, bezogen werden. In Zusammenarbeit mit dem Bärenreiter-Verlag erscheinen nach dem Notentext der Neuen Schubert-Ausgabe auch kostengünstige Paperbackausgaben für den praktischen Gebrauch. Zu den Aufgaben der Wiener Arbeitsstelle zählen folgende selbständig durchzuführende wissenschaftliche Tätigkeiten: Quellenrecherchen zu sämtlichen Bänden der Ausgabe im In- und Ausland, die Edition eigener Bände (vorwiegend aus der Serie Klaviermusik), die Redaktion von Bänden externer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Öffentlichkeitsarbeit (Informationsveranstaltungen, wissenschaftliche Beratung von Künstlern und Festivals, Vorträge und Publikationen). Arbeitsergebnisse der Jahre 2004–2005 Die beiden Jahre waren gekennzeichnet von der Erarbeitung und Veröffentlichung mehrerer Kritischer Berichte (insgesamt sechs Bände). Drei davon (zu Klaviersonaten I–III) wurden von der Wiener Arbeitsstelle vorgelegt, womit das Modul der Klaviersonaten innerhalb der Ausgabe abgeschlossen werden konnte (es handelt sich um drei Notenbände und drei Kritische Berichte). Ergänzend dazu veröffentlichte Walburga Litschauer einen umfangreichen Aufsatz „Zur Edition von Schuberts Klaviersonaten“, der ihr zusammen mit den entsprechenden Notenbänden und Kritischen Berichten als Habilitationsschrift diente. Die drei anderen im Berichtszeitraum erschienenen Kritischen Berichte betreffen „Die Freunde von Salamanka“, von Michael Kube nach Vorarbeiten von Marco Beghelli sowie Lieder 11 und 12 von Walther Dürr. 2005 sind in der Neuen SchubertAusgabe folgende Notenbände erschienen: „Fierabras“, 1. Akt, herausgegeben von Thomas A. Denny, und „Der Graf von Gleichen“, herausgegeben von Manuela Jahrmärker. Im Berichtszeitraum hielt Walburga Litschauer folgende Vorträge aus ihrem Arbeitsgebiet: „‚Reich an wahrhaft neuen Erfindungen‘ – Schuberts erste große Klaviersonaten“ (Gesprächskonzert mit Christopher Hinterhuber, Wien, 29. April 2004). – Konzerteinführung zu Schuberts „Schwanengesang“ (im Rahmen der Schubert-Tage des Carinthischen Sommers, Ossiach, 9. August 2004). – „Schubert in der Opernwelt seiner Zeit“ (Gesprächskonzert mit dem Klavierduo Monika Egri und Attila Pertis im Rahmen des Internationalen Schubert Festivals, Steyr, 28. Mai 2005). – „Musikphilologie und Auf führungspraxis in der Neuen Schubert-Ausgabe“ (im Rahmen des Workshops „Verbindende Leitlinien und Perspektiven“ eines geplanten Kompetenzzentrums „Kulturwissenschaften“ an der ÖAW, Wien, 17. Juni 2005). – Konzerteinführungen zu Schuberts „Die schöne Müllerin“ und „Schubert im Freundeskreis“ (im Rahmen der Schubert-Tage des Carinthischen Sommers, Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe Abb. 1: Franz Schubert: Lied „Im Freien“ (D 880– op. 80,3) nach einem Text von Johann Gabriel Seidl. Autograph der ersten Niederschrift, Blatt 1 verso (32 cm x 25 cm) in einem Manuskript mit ursprünglich vier Liedern, deren erstes die Datierung: „März 1826“ zeigt Wienbibliothek im Rathaus, MH 104/c. Dieses Lied wurde am 6. Mai 1827 durch den Tenor Ludwig Tietze und Schubert am Klavier im großen Universitätssaal (heute: Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) uraufgeführt. Abb. 2: Franz Schubert: Fantasie in G für Klavier zu vier Händen (D 1), Blatt 1 recto (31,5 cm x 23,5 cm) eines autographen Bruchstücks in Stimmen (Wienbibliothek im Rathaus, MH 16.237/c). Bei dem Werk handelt es sich um die erste von Schubert erhaltene Komposition aus dem Jahr 1810, die von Walburga Litschauer in dem Band „Werke für Klavier zu vier Händen I“ veröffentlicht wird. 149 150 Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe Ossiach, 25. und 26. August 2005). – „Schubert in Frankreich“ (gemeinsam mit Françis Claudon, Wien, Österreichische Gesellschaft für Musik, 17. November 2005). – „Zitate in Werken Schuberts“ (im Rahmen eines Workshops zum Thema „Zitat“ eines geplanten Kompetenzzentrums „Kulturwissenschaften“ an der ÖAW, Wien, 12. Dezember 2005). Sie übernahm in beiden Jahren die wissenschaftliche Beratung bei der Programmgestaltung der seit 1988 stattfindenden SchubertTage des Festivals „Carinthischer Sommer“. 2004 und 2005 hat Walburga Litschauer folgende auf Schubert bezogene Publikationen veröffentlicht: „Zur Aufführungspraxis von Schuberts Tänzen“, in: Musizierpraxis im Biedermeier. Spezifika und Kontext einer vermeintlich vertrauten Epoche (= Neue Beiträge zur Aufführungspraxis Bd. 5), Wien 2004, S. 219–227. – „Zur Edition von Schuberts Klaviersonaten“, in: Schubert: Perspektiven, 4 (2004), S. 72–108. – Rezension: Andrea Lindmayr-Brandl, Franz Schubert. Das fragmentarische Werk (Schubert: Perspektiven – Studien Bd. 2), hg. Hans-Joachim Hinrichsen und Till Gerrit Waidelich, Stuttgart 2003, in: Österreichische Musikzeitschrift 1–2 / 2005, S. 96–97. – Neue Schubert-Ausgabe, Kritischer Bericht zu: Serie VII/2/1: Klaviersonaten I, Tübingen 2005. Vorschau auf die Jahre 2006–2007 2006 wird das von der Wiener Arbeitsstelle erarbeitete Manuskript zu dem Band „Werke für Klavier zu vier Händen I“ abgeschlossen und dem Bärenreiter-Verlag zur Drucklegung übermittelt werden. Der Band enthält mehrere bisher unbekannte Fassungen von Schuberts frühen Kompositionen für Klavier zu vier Händen. Anschließend soll der Kritische Bericht dazu in Arbeit genommen werden wie auch jener zu dem bereits erschienenen Band „Tänze II“. In einem fortgeschrittenen Arbeitsstadium befinden sich ferner folgende Notenbände und Kritischen Berichte der Ausgabe: Notenbände: II/8b (Fierabras, II. Akt), herauszugeben von Christine Martin, Tübingen; II/15 (Sakuntala), herauszugeben von Manuela Jahrmärker, München, und Thomas Aigner, Wien; V/6 (Sinfonische Fragmente), herauszugeben von Michael Kube, Tübingen; Kritische Berichte: II/2 (Der vierjährige Posten / Fernando), von Han Theill und Michael Kube, Tübingen; III/2 (Mehrstimmige Gesänge für gemischte Stimmen), von Michael Kube nach Vorarbeiten von Werner Aderhold, Tübingen; IV/13 (Lieder 13) und IV/14 (Lieder 14) von Walther Dürr, Tübingen.