Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert

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Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert
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Wiener Arbeitsstelle der
Neuen Schubert-Ausgabe
Leiterin: Walburga Litschauer
Ziele und Aufgaben
Die Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe
ist Kooperationspartnerin eines langfristigen musikwissenschaftlichen Editionsvorhabens mit Sitz an der Universität in Tübingen, das von der Union der deutschen
Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.
Das Ziel dieses Editionsvorhabens ist die Erarbeitung einer wissenschaftlich-kritischen Gesamtausgabe der Werke
Franz Schuberts, die die aktuelle Quellenlage und die
neuesten Forschungsergebnisse berücksichtigt. Die Ausgabe ist bemüht, dem spezifischen Charakter des Schubertschen Werkverständnisses gerecht zu werden. Dazu
gehören etwa die gleichberechtigt nebeneinander stehenden Fassungen eines Werkes sowie die zahlreichen Varianten. Die Neue Schubert-Ausgabe bietet das Gesamtmaterial so dar, dass es in der musikalischen Praxis aufführbar
ist. Von 83 geplanten Bänden sind seit 1967 im Bärenreiter-Verlag in Kassel 53 Bände und zwei Teilbände erschienen. Der Notenteil dieser Bände wird ergänzt durch ein
umfangreiches Vorwort sowie durch „Quellen und Lesarten“, die beigebunden sind oder separat als Beihefte vorliegen. Von den 76 dazu geplanten „Kritischen Berichten“
sind bisher 34 Bände erschienen. Diese liegen in den
großen internationalen Musikbibliotheken zur Einsicht
auf und können über den Eigenverlag der Internationalen
Schubert-Gesellschaft e. V., den Trägerverein für die
Neue Schubert-Ausgabe, bezogen werden. In Zusammenarbeit mit dem Bärenreiter-Verlag ­ erscheinen nach dem
Notentext der Neuen Schubert-Ausgabe auch kostengünstige Paperbackausgaben für den praktischen Gebrauch. Zu den Aufgaben der Wiener Arbeitsstelle zählen
folgende selbständig durchzuführende wissenschaftliche
Tätigkeiten: Quellenrecherchen zu sämtlichen Bänden
der Ausgabe im In- und Ausland, die Edition eigener
Bände (vorwiegend aus der Serie ­Klaviermusik), die Redaktion von Bänden externer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Öffentlichkeitsarbeit (Informationsveranstaltungen, wissenschaftliche Beratung von Künstlern
und Festivals, Vorträge und Publikationen).
Arbeitsergebnisse der Jahre 2004–2005
Die beiden Jahre waren gekennzeichnet von der Erarbeitung und Veröffentlichung mehrerer Kritischer Berichte
(insgesamt sechs Bände). Drei davon (zu Klaviersonaten
I–III) wurden von der Wiener Arbeitsstelle vorgelegt,
womit das Modul der Klaviersonaten innerhalb der Ausgabe abgeschlossen werden konnte (es handelt sich um
drei Notenbände und drei Kritische Berichte). Ergänzend dazu veröffentlichte Walburga Litschauer einen
umfangreichen Aufsatz „Zur Edition von Schuberts
­Klaviersonaten“, der ihr zusammen mit den entsprechenden Notenbänden und Kritischen Berichten als Habilitationsschrift diente. Die drei anderen im Berichtszeitraum erschienenen Kritischen Berichte betreffen „Die
Freunde von Salamanka“, von Michael Kube nach
­Vorarbeiten von Marco Beghelli sowie Lieder 11 und 12
von Walther Dürr. 2005 sind in der Neuen SchubertAusgabe folgende Notenbände erschienen: „Fierabras“,
1. Akt, herausgegeben von Thomas A. Denny, und „Der
Graf von Gleichen“, herausgegeben von Manuela Jahrmärker.
Im Berichtszeitraum hielt Walburga Litschauer folgende
Vorträge aus ihrem Arbeitsgebiet: „‚Reich an wahrhaft
neuen Erfindungen‘ – Schuberts erste große Klaviersonaten“ (Gesprächskonzert mit Christopher Hinterhuber,
Wien, 29. April 2004). – Konzerteinführung zu Schuberts „Schwanengesang“ (im Rahmen der Schubert-Tage
des Carinthischen Sommers, Ossiach, 9. August 2004).
– „Schubert in der Opernwelt seiner Zeit“ (Gesprächskonzert mit dem Klavierduo Monika Egri und Attila
Pertis im Rahmen des Internationalen Schubert Festivals,
Steyr, 28. Mai 2005). – „Musikphilologie und Auf­
führungspraxis in der Neuen Schubert-Ausgabe“ (im
Rahmen des Workshops „Verbindende Leitlinien und
Perspektiven“ eines geplanten Kompetenzzentrums
„Kulturwissenschaften“ an der ÖAW, Wien, 17. Juni
2005). – Konzerteinführungen zu Schuberts „Die schöne Müllerin“ und „Schubert im Freundeskreis“ (im Rahmen der Schubert-Tage des Carinthischen Sommers,
Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe
Abb. 1:
Franz Schubert: Lied
„Im Freien“ (D 880–
op. 80,3) nach einem
Text von Johann
Gabriel Seidl.
Autograph der
ersten Niederschrift,
Blatt 1 verso
(32 cm x 25 cm) in
einem Manuskript mit
ursprünglich vier
Liedern, deren erstes
die Datierung: „März
1826“ zeigt
Wienbibliothek im
Rathaus, MH 104/c.
Dieses Lied wurde
am 6. Mai 1827
durch den Tenor
Ludwig Tietze und
Schubert am Klavier
im großen Universitätssaal (heute:
Festsaal der
Österreichischen
Akademie der
Wissenschaften)
uraufgeführt.
Abb. 2:
Franz Schubert:
Fantasie in G für
Klavier zu vier
Händen (D 1),
Blatt 1 recto
(31,5 cm x 23,5 cm)
eines autographen
Bruchstücks in
Stimmen (Wienbibliothek im Rathaus,
MH 16.237/c).
Bei dem Werk
handelt es sich um
die erste von
Schubert erhaltene
Komposition aus
dem Jahr 1810, die
von Walburga
Litschauer in dem
Band „Werke für
Klavier zu vier
Händen I“ veröffentlicht wird.
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Ossiach, 25. und 26. August 2005). – „Schubert in
Frankreich“ (gemeinsam mit Françis Claudon, Wien,
Österreichische Gesellschaft für Musik, 17. November
2005). – „Zitate in Werken Schuberts“ (im Rahmen
­eines Workshops zum Thema „Zitat“ eines geplanten
Kompetenzzentrums „Kulturwissenschaften“ an der
ÖAW, Wien, 12. Dezember 2005). Sie übernahm in
beiden Jahren die wissenschaftliche Beratung bei der Programmgestaltung der seit 1988 stattfindenden SchubertTage des Festivals „Carinthischer Sommer“.
2004 und 2005 hat Walburga Litschauer folgende auf
Schubert bezogene Publikationen veröffentlicht: „Zur
Aufführungspraxis von Schuberts Tänzen“, in: Musizierpraxis im Biedermeier. Spezifika und Kontext einer vermeintlich vertrauten Epoche (= Neue Beiträge zur Aufführungspraxis Bd. 5), Wien 2004, S. 219–227. – „Zur
Edition von Schuberts Klaviersonaten“, in: Schubert:
Perspektiven, 4 (2004), S. 72–108. – Rezension: Andrea
Lindmayr-Brandl, Franz Schubert. Das fragmentarische
Werk (Schubert: Perspektiven – Studien Bd. 2), hg.
Hans-Joachim Hinrichsen und Till Gerrit Waidelich,
Stuttgart 2003, in: Österreichische Musikzeitschrift 1–2
/ 2005, S. 96–97. – Neue Schubert-Ausgabe, Kritischer
Bericht zu: Serie VII/2/1: Klaviersonaten I, Tübingen
2005.
Vorschau auf die Jahre 2006–2007
2006 wird das von der Wiener Arbeitsstelle erarbeitete
Manuskript zu dem Band „Werke für Klavier zu vier
Händen I“ abgeschlossen und dem Bärenreiter-Verlag zur
Drucklegung übermittelt werden. Der Band enthält
mehrere bisher unbekannte Fassungen von Schuberts
frühen Kompositionen für Klavier zu vier Händen.
­Anschließend soll der Kritische Bericht dazu in Arbeit
genommen werden wie auch jener zu dem bereits erschienenen Band „Tänze II“. In einem fortgeschrittenen
­Arbeitsstadium befinden sich ferner folgende Notenbände und Kritischen Berichte der Ausgabe: Notenbände:
II/8b (Fierabras, II. Akt), herauszugeben von Christine
Martin, Tübingen; II/15 (Sakuntala), herauszugeben
von Manuela Jahrmärker, München, und Thomas ­Aigner,
Wien; V/6 (Sinfonische Fragmente), herauszugeben
von Michael Kube, Tübingen; Kritische Berichte: II/2
(Der vierjährige Posten / Fernando), von Han Theill
und Michael Kube, Tübingen; III/2 (Mehrstimmige
Gesänge für gemischte Stimmen), von Michael Kube
nach Vorarbeiten von Werner Aderhold, Tübingen;
IV/13 ­(Lieder 13) und IV/14 (Lieder 14) von Walther
Dürr, Tübingen.