macht süchtig

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macht süchtig
TEST ■ ■ ■
AUDIOMACHT SÜCHTIG
RME
„Fireface UFX“
Von Gerhard Schonk
Nach der erfolgreichen Einführung des „Fireface UC“ als USB-Partner des „Fireface 400“ habe ich
schon länger auf die USB-Version des „Fireface 800“ gewartet. Die Gerüchteküche brodelte, aber
RME hüllte sich in Schweigen und stellte im Oktober 2010 das „Fireface UFX“ vor, das uns vom
deutschen Vertrieb „Synthax“ in Haimhausen für einen ausführlichen Test zur Verfügung gestellt
wurde. Dabei handelt es sich eigentlich um einen Doppeltest – parallel zu diesem Test habe ich den
tools-Kollegen Christian Boche gebeten, das UFX aus der Sicht eines Live-Anwenders zu betrachten.
Seine Erkenntnisse sind im entsprechenden Infokasten nachzulesen.
Eine Positionierung des UFX als reines Audiointerface wie die Modelle
400/800/UC greift zu kurz. Hat doch
RME erstmalig einem „Fireface“ zwei
DSPs (Digitale Signalprozessoren)
spendiert. Diese zusätzliche Rechenleistung wurde nicht nur in Kanaleffekte (EQ und einen Kompressor/
Expander pro Kanal) investiert, sondern es wurde sogar ein komplettes
Effektgerät integriert. Dieses steht in
allen Ausgangskanälen über einen
stereo Send- und Returnbus zur Verfügung. Auf diese Funktionen besteht
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auch uneingeschränkter Zugriff im
Offline-Betrieb, also ohne angeschlossenen Rechner. Das „Fireface
800“ wird übrigens weiterhin im Produktportfolio von RME bleiben, denn
wir haben es hier mit einer kompletten Neuentwicklung zu tun, die das
„Fireface 800“ nicht ersetzt, sondern
ein eigenständiges Produkt darstellt.
Erstmalig überlässt RME dem Benutzer die Wahl der Rechnerschnittstelle. Sowohl USB als auch Firewire
sind im gleichen Gerät implemen-
tiert. Ich persönlich glaube, dass
RME in der USB-Schnittstelle die
zukunftsträchtigere Lösung sieht
und sich mittelfristig von den Firewire-Schnittstellen verabschieden
wird. Mit USB 3.0 vor Augen macht
das auch durchaus Sinn.
Schon im „Fireface UC“ hat RME
eindrucksvoll aufgezeigt, dass die
Vermeidung von zugekauften Standard-Chipsätzen zugunsten einer
effizienten Eigenentwicklung deutlich stabilere und hochperformante
Rechnerschnittstellen ergibt. Diese
Erfahrungen wurden auch im UFX
zur kompletten Neuentwicklung
der Firewire-Schnittstelle genutzt.
Inkompatibilitäten mit bestimmten
Chipsätzen in den Rechnern können damit leicht durch ein Software-Update bereinigt werden.
Was bietet das UFX? Ich entdecke
vier exzellente Mikrofon/Line-Eingänge basierend auf dem PGA-2500
Chip von Texas Instruments (Bild 1
– der gleiche Chip ist auch in den
„Fireface 400/UC“ und im „Micstasy“
verbaut). Weitere acht analoge LineEingänge auf der Rückseite komplettieren den Analogteil. Die
digitalen Eingänge sind durch zwei
ADAT-Ports und einen AES/EBU Stereo-Eingang realisiert. Daraus resultieren insgesamt 12 analoge und 18
digitale Eingänge. Das ist schon bemerkenswert. Die Ausgänge sind
ebenso reichhaltig bestückt. Acht
analoge Line-Ausgänge auf der
Bild 1: Die Mikrofonvorverstärker basieren auf dem PGA-2500 Chip von Texas Instruments
Rückseite (davon zwei als XLRStecker, sechs als Klinkenbuchsen)
werden komplettiert durch zwei
Kopfhörerausgänge auf der Frontseite. Daraus resultieren zwölf ana-
loge Ausgänge, die dann durch 16
digitale ADAT-Kanäle plus einem
AES/EBU Digitalausgang ergänzt
werden. Zudem hat RME dem UFX
zwei komplette MIDI Ein- und AusAnzeige
TEST ■ ■ ■
gänge spendiert. Die notwendige
Synchronisierung in einem digitalen
Umfeld wird durch Wordclock
Ein/Ausgänge ermöglicht. An eine
mit „Remote“ beschriftete Buchse
soll einmal eine (noch nicht lieferbare) Fernbedienung angeschlossen
werden und auch die USB-Buchse
auf der Frontplatte ist zum Testzeitpunkt noch ohne Funktion (hinter
vorgehaltener Hand wird das erste
Quartal 2011 als Termin genannt).
Interessant wären Möglichkeiten, die
über eine Speicherung des Setups
hinausgehen. Wie wäre es mit einem
Mitschnitt aller Kanäle auf einem
USB-Stick oder einer USB-Festplatte? Lassen wir uns überraschen.
Nebenbei bemerkt: In Sachen
Firmwareupdates hat RME einen
erstklassigen Job gemacht. Die Aktualisierung der Firmware ist selbst
für weniger EDV-Interessierte eine
leichte Übung, die in einer Minute
erledigt ist. Ein amerikanischer ExKollege bemerkte zum Thema: „It’s
as easy as a single slice toaster
without brightness control.“
Im Innern des Gerätes springen dem
Fachmann als Erstes die hohe Qualität der Komponenten und die hohe
Fertigungsqualität ins Auge. Ein
„Schmankerl“ sind die neuen A/D
Wandler von Cirrus Logic (Bild 2),
die nochmals einen deutlichen Geschwindigkeitszuwachs bei der
Wandlung ermöglichen. Aber auch
die D/A-Wandler von Texas Instruments gehören zu den schnellsten
derzeit verfügbaren Chips. Durch
diese Maßnahmen hat RME in Sa-
Live
Von Christian Boche
Konzerte live mit dem PC mischen? Womöglich auch noch mit Windows als Betriebssystem? Das erscheint für viele
gestandene Tontechniker wie eine Horrorvorstellung aus einem Audio-Alptraum.
Doch die Realität ist schon viel weiter, als
so mancher Tonjünger zu träumen wagt.
Fakt ist: Selbst hochpreisige Digitalkonsolen für den Live-Bereich greifen mitunter
auf ein embedded Windows als Betriebssystem zurück. Wer nicht gerade das
nötige Kleingeld für solch ein Pult auslegen kann oder will, der nimmt alternativ
einen Windows PC samt Soundkarte und
passender Software, um damit eine native
Mixoberfläche zu generieren. Dass dies
keine Fiction, sondern real existierende
Audiokratie ist, kann der Autor anhand
von über siebzig Live-Gigs mit einem solchen Setup bestätigen. Ein Laptop, ein betagtes RME „Digiface“ samt PCMCIA
Karte, drei modifizierte Behringer ADA8000 Mikrofonvorverstärker ergeben den
nativen FoH-Platz. Als Software kommt bis
dato stets SoftwareAudioConsole (kurz:
SAC) zum Einsatz, wobei in letzter Zeit
verstärkt eine in Norddeutschland programmierte, noch im Beta-Stadium befindliche Mixsoftware mit der Bezeichnung
VAW getestet wird. Da die aktuellen
Laptopvarianten keine PCMCIA-Schnittstellen mehr aufweisen, könnte das RME
UFX eine Soundkartenalternative darstellen, zumal nahezu jeder Computer eine
USB- oder Firewire-Schnittstelle besitzt.
Die Voraussetzungen
Drei Dinge gibt es beim nativen Livemix
zu beachten. Die Computerhardware
sollte robust und das Betriebssystem weitestgehend von weniger notwenigen
Diensten und Hintergrundanwendungen
entschlackt sein. Zweitens muss die
Soundkarte stabile Treiber besitzen und
niedrige Latenzen zulassen können. Der
Betrieb mit 64 Samples sollte problemlos
möglich sein, ansonsten könnte es besonders beim Einsatz von In-ear-Monitoring
zu Beschwerden seitens der Musikantenschaft kommen.
„Totalmix FX“
Nach der Installation beider Treiber (USB
und Firewire) werfen wir einen Blick auf
die „Totalmix“-Software. Eigentlich ist die
Bild 2: A/D Konverter
70 tools4music
RME „Fireface
Software dafür gedacht, im Recording-Betrieb individuelle Kopfhörermixe zu erstellen. Mit dem dreibandigen EQ, den
Dynamics und dem Effektprozessor ließe
sich allerdings auch ein Singer/Songwriter
Duo, Halbplayback-Auftritte oder eine
kleine Sprachbeschallung durchführen,
ohne dass eine elaborierte Software wie
SAC oder VAW von Nöten wäre.
Latenz
Firewire und USB sind nur bedingt dafür
bekannt, dass diese Schnittstellen extrem
niedrige Latenzen zulassen würden. Stellt
sich die Frage, warum gerade USB- und
FiWi-Soundkarten in den Schaufensterauslagen von Musikalienhändlern ein dominantes Regime führen? Für den
Studiobetrieb sind in der Regel extrem
niedrige Latenzen nicht notwendig, da
Kopfhörermischungen oftmals vor der eigentlichen Studiosoftware erstellt werden
(zum Beispiel in Totalmix FX oder einem
herkömmlichem Mischpult). Fakt ist aber
auch, dass in einer Live-Situation das Gros
dieser Soundkarten bei niedrigsten Latenzen gepaart mit hoher Kanalzahl gnadenlos versagen würden. Daher bin ich umso
mehr auf die Performance des „Fireface
UFX“ gespannt. Einfach ausgedrückt sind
USB- und Firewire-Schnittstellen naturgemäß nicht so „nah“ am System wie PCI
Soundkarten, da diese in der Regel über
einen zusätzlichen Controller an den Systembus (PCI) angebunden werden. Darüber hinaus übertragen PCI Soundkarten
ihre Daten parallel und nicht (wie USB und
Firewire) seriell, was zum Teil die bessere
Performance von PCI Soundkarten erklärt.
Das RME-Handbuch zum UFX stellt zu diesem Thema ebenfalls Informationen bereit. Das UFX arbeitet mit einem
Sicherheits-Buffer zur Erhöhung der Stabilität bei der Audioübertragung generell.
Ein Sicherheitsbuffer von 32 Samples bei
der USB- und von 64 Samples für die Firewire-Schnittstelle auf der Wiedergabeseite
hat sich laut RME als effektiv erwiesen.
Eine „Error-Anzeige“ im Control Panel des
UFX zeigt zudem an, wenn Datenpakte
aufgrund zu hoher CPU-Last verloren
gehen. Das heißt, man sollte nicht weitere
Firewire- oder USB-Geräte an dem gleichen Bus benutzen, an dem das UFX angeschlossen ist.
UFX“ – Audiokratie im 19-Zoll-Format
MotU 2408 mit 424: 2 ms In / 2 ms Out
RME UFX über Firewire: 2,7 ms In /
5,1 ms Out
RME UFX über USB: 2,1 ms In / 3 ms Out
Trotz USB bietet das RME „Fireface UFX“ niedrige Latenzen, hier mit 64 Samples Buffersize zusammen mit der Mixsoftware VAW
Dass Theorie und Praxis nicht immer Hand in
Hand gehen, zeigt sich beim Lasttest. Generell
birgt Firewire den Nachteil, dass bei kleinen Latenzen immer eine zusätzliche CPU-Last generiert wird. Allerdings erweist sich in unserem
Testszenario bei hoher CPU-Last der Firewire
Treiber des UFX als deutlich potenter als der
USB-Kollege. Zum Vergleich erstellten wir in SAC
ein identisches Mixpreset. SAC besitzt mit der
„Slipped Audio Buffer“ Anzeige eine sehr gute
Möglichkeit, die Stabilität der Audioübertragung
zu evaluieren. In unserem Test beginnt das UFX
via USB bei über 60 Prozent auf der CPU-Auslastungsanzeige von SAC „Slipped Buffer“ zu
produzieren. Hörbar sind diese Artefakte noch
nicht, aber ein deutliches Anzeichen, dass die
Grenze der Möglichkeiten erreicht ist. Zudem
schwankt die CPU-Last um 10 Prozent. Ganz anders marschiert das UFX, wenn es über Firewire
angeschlossen ist. Bis an die 90 Prozent CPUAuslastung lassen sich fahren, ohne dass „Slipped Buffer“ angezeigt oder gar Audioartefakte
hörbar werden. Das ist fast so gut wie eine PCIKarte, im Test schafft die MotU 424 samt 2408
am gleichen Rechner mit gleichem Projekt eine
minimal bessere Performance. Erzeugt das UFX
bei diesem Projekt eine CPU-Auslastung von 90
Prozent, so steht bei dem MotU Setup 85 Prozent auf dem Tacho. Mit 2 x 48 Samples läuft das
UFX via Firewire mit SAC bis zu einer CPU-Last
von 75 Prozent stabil. Nur die PCI-Soundkarte
kann diese Werte übertrumpfen. Mit 2 x 32 Samples und bis 90 Prozent CPU-Last verrichtet
diese klaglos ihren Dienst.
Kurz und knapp
Selbst bei einer CPU-Auslastung von fast 90 Prozent läuft das „Fireface UFX“ stabil
Real existierende CPU-Last
Genug der Theorie, wir wollen Fakten sehen und
vergleichen die Performance des RME „Fireface
UFX“ mit einer PCI-Soundkarte von MotU (2408
mit 424 PCI Karte).
Um auch hohe Kanalauslastung generieren zu
können, haben wir an das UFX zwei Behringer
ADA-8000 via ADAT angeschlossen. An dem MotU
2408 „tummeln“ sich drei ADA-8000. Als PC
kommt ein 19-Zoll-Rechner mit Asus Motherboard, 2-GB-RAM, Windows XP Pro SP3 und einer
Intel E-8400 Core 2 Duo CPU zum Einsatz. Die
Latenzmessungen (immer bezogen auf 64 Samples) innerhalb von VAW zeigen, dass die PCIKarte erwartungsgemäß etwas besser
abschneidet.
Live-Sound mit Firewire- oder gar USB-Soundkarte? Die RME-Jungens haben es einfach drauf,
die systembedingten Nachteile der seriellen
Datenübertragung soweit abzufedern, dass sogar
annähernd die Leistungsfähigkeit von PCI Soundkarten erreicht wird. Das RME „Fireface UFX“ ist
der Beweis – Glückwunsch dazu. Und für den seltenen Fall, dass das Verlangen nach extrem niedrigen Latenzen zu groß wird, kann man sich vom
freundlichen Musikalienhändler eine passende
PCI Soundkarte empfehlen lassen. Die Chancen
stehen sehr gut, dass die Empfehlung dafür
ebenfalls aus dem Hause RME kommt.
tools4music 71
TEST ■ ■ ■
sogar einen separaten, mit „Volume“ bezeichneten Drehgeber, der
zwischen den drei Stereoausgängen
(Main, Phones 9/10 und Phones
11/12 ) umschaltet und deren Ausgangspegel justieren lässt.
Die Software
Neben dem Treiber werden nach
guter RME Tradition auch die Anwendungen „Totalmix“ und „Digicheck“ mitgeliefert. „Totalmix“ ist
der digitale Realtime-Mischer der
RME-Produkte und damit die
Mensch-Maschine-Schnittstelle des
UFX. „Totalmix“ wird im UFX berechnet, benutzt den Rechner nur
für die visuellen Ein- und Ausgaben
(Bild 4) und ist zuständig für:
• das Erstellen von Submixen (Monitor/Kopfhörermixe – bei einem
analogen Mischpult entspräche
dies etwa 30 Auxsends.)
• Patchbay – Verteilung aller Signale
• Verteilen eines Signals auf mehrere Ausgänge gleichzeitig
• ASIO Direct Monitoring mit einer
hohen Integration beispielsweise
in „Nuendo 5“
• Einbindung externer Geräte (Effekte)
Bild 3: Farbdisplay auf der Frontplatte des „Fireface UFX“
Fakten
Hersteller: RME
Modell: „Fireface UFX“
Typ: AD/DA-Wandler mit internen
DSPs
Anschlüsse: 30 Eingangs- /
30 Ausgangskanäle
12 x Analog I/O
4 x Mic/Instrument Preamp
(digital steuerbar)
1 x AES/EBU I/O
2 x ADAT I/O (oder 1 x ADAT I/O plus
1 x S/PDIF I/O optisch)
1 x Wordclock I/O
2 x MIDI I/O
1 x Firewire 400
1 x USB 2.0
„Totalmix FX“
Analog I/O Rückseite:
Eingänge 1-8 (Klinke - symmetrisch)
Ausgänge 1-2 - Main Output
(XLR - symmetrisch)
Ausgänge 3-8 (Klinke - symmetrisch)
Analog I/O Frontseite:
Eingänge: 9-12 (XLR/KlinkeKombibuchse - symmetrisch)
Ausgänge: 9/10, 11/12 - Phones
(Klinke/Stereo)
Listenpreis:
RME „Fireface UFX“: 2.099 Euro
Verkaufspreis:
RME „Fireface UFX“: 1.949 Euro
www.synthax.de
72 tools4music
zung zum Thema Flexibilität: Durch
einen MIDI-Controller (z. B. Mackie
Control, Tascam US-2400 oder Behringer BCF-2000) ergibt sich auch
ohne PC ein vollwertiger Mixer, Signalverteiler oder A/D Wandler.
Eine detaillierte Beschreibung aller
Funktionen des „Totalmix“ würde
Sogar als Controller für drei ver- den Rahmen dieses Tests sprengen.
schiedene Monitorsätze macht das Im Handbuch benötigt RME 22
Eine benutzerfreundliche Funktion UFX eine gute Figur. Hierfür gibt es Seiten, um „Totalmix“ komplett zu
hat RME auf der Frontplatte realisiert. Das kleine Farbdisplay (könnte
von einem Handy stammen) zeigt
nicht nur die Aussteuerung aller 60
Kanäle (gleichzeitig!) sondern eröffnet in Verbindung mit zwei Drehgebern und vier Tasten den interaktiven, menügeführten Zugriff auf
alle Geräteeinstellungen und alle
Einstellungen des „Totalmix“. Damit
lässt sich das UFX hervorragend
auch im Standalone-Betrieb ohne
Rechner einsetzen (Bild 3).
chen Performance und Latenz die
Nase ganz weit vorne und kann
sogar über die normale USB 2.0Schnittstelle gleichzeitig alle 60 Einund Ausgangskanäle bei 48 kHz problemlos bedienen. Bei einer Abtastrate von 192 kHz sind es immerhin
noch 18 I/O-Kanäle. Hut ab!
Toll fand ich übrigens die Art und
Weise, wie eine (drohende) Übersteuerung signalisiert wird. Es
wechselt dann nämlich der gesamte
„Anzeigebalken“ des betreffenden
Kanals von Grün auf Gelb bzw. Rot.
So lassen sich leicht alle 60 Kanäle
im Auge behalten. Noch eine Ergän-
Bild 4: „Totalmix“ im Einsatz
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TEST ■ ■ ■
Auflösung gemessen. Dargestellt
werden:
Spitzenpegelmessung,
RMS-Pegelmessung, Over-Erkennung, Messung des Korrelationsgrades (Phase), Messung von Dynamik/
Rauschspannungsabständen, Darstellung der Differenz RMS/Peak
(Lautheit), Langzeit Spitzenwerterfassung, Input Check, Oversampling
Mode für Intersample Peaks höher
als 0 dBFS, slow RMS und RLB
Weighting Filter.
Auch die „Digicheck“-Funktionen
werden im Gerät auf der HardwareEbene berechnet und benötigen auf
dem Host-Rechner keinerlei CPUKapazität. Zusätzlich bietet „Digicheck“ noch weitere Funktionen wie
Spectral Analyser, Vector Audio
Scope, Surround Audio Scope, Totalyser
(Spekrumsanzeige
und
Vectorscope in einer kombinierten
Anzeige), Bits Statistic & Noise,
Channel Status Display und Global
Record (Aufnehmen ohne bzw. parallel zur Host Software). Hier ist es
wichtig zu wissen, dass „Digicheck“
komplett Multiclient-fähig ist. Es
können sogar verschiedene Instanzen des „Digicheck“ neben der DAWSoftware gleichzeitig laufen. Ich
benutze übrigens „Digicheck“ sehr
gerne bei Live-Mitschnitten, um parallel zu „Nuendo 5“ einen Havariemitschnitt auf separaten Festplattenlaufwerken anlegen zu können.
Bild 5: Latenzmessung bei verschiedenen Abtastraten
beschreiben. Für die Funktionen,
die „Digicheck“ bietet, muss der
Anwender sonst viel Geld bezahlen.
Hier ist in erster Linie das Levelmeter erwähnenswert. Zwei, zehn
oder 28 Kanäle werden mit 24 Bit
74 tools4music
Aber es gab auch Details, die mir störend aufgefallen sind: Auf einem
kleinen Bildschirm wird „Totalmix“
besonders bei großen Kanalzahlen
schnell unübersichtlich, muss man
doch bis zu 90 Kanalzüge (30 Hardware-Eingänge, 30 Software-Playback-Kanäle und 30 Hardware-Ausgänge) auf einer Bildschirmseite unterbringen. Es gibt zwar eine Funktion, die die Breite eines Kanalzugs
auf ein Minimum reduziert, aber
ganz auf das Scrolling kann der Anwender nicht verzichten. Selbst auf
meinem 22 Zöller mit 1.680 x 1.440
Auflösung geht es nicht ohne permanentes Scrollen. Ich würde zur
Abhilfe gleich einen externen MIDIController einplanen, um die Arbeit
ohne Maus am Bildschirm durchzuführen. Ein Behringer BCF-2000
ließ sich beim Test ohne Probleme
integrieren und hat das Arbeiten bei
größeren Kanalzahlen doch erheblich erleichtert.
Nicht so sehr gefallen hat mir die Arbeit mit dem Kompressor. Klar, ich
kann einen Kompressor nach Gehör
einstellen. Aber eine Anzeige der
„Gain Reduction“ macht das Leben
doch wesentlich einfacher. Die Anzeige hat RME zwar auf der Wunschliste stehen, aber zum Testtermin
noch nicht implementiert.
Sehr gut fand ich die Möglichkeit
der M/S-Bearbeitung. Die getrennte
Bearbeitung des Mitten- und des
Seitensignals ist in vielen Situationen beim Mastering die beste Möglichkeit, einen Mix noch zu retten.
Das RME-System schaltet auf Knopfdruck von L/R auf M/S um und bietet diese Möglichkeit in allen
Hardware-Eingangskanälen und in
den Software Playbackkanälen.
Die Messwerte
Die Standardmessungen gestalteten
sich relativ einfach und problemlos.
Die von RME angegebenen Messwerte sind nachvollziehbar. Mehr
noch: Insgesamt sind die technischen Werte über alle Zweifel erhaben und liegen an der Grenze des
technisch Machbaren (Bild 6).
Etwas aufwendiger gestalteten sich
die Messungen der Latenzen. Denn
hier hatte das RME-Marketing mit
Schlagworten wie „kompromisslos
auf Höchstleistung optimiert“ bei mir
„gehobene Erwartungen“ geweckt.
Zur Messung nutzte ich einen analogen Rechteckimpuls mit einer
Breite von 22,6 Mikrosekunden (=1
Sample @ 44,1 kHz) und einer Wiederholfrequenz von 100 Hz. Dieser
Impuls wurde von einer CD über die
Analogausgänge meines Alesis „Masterlink“ Recorders ausgespielt und
auf die Analogeingänge des UFX gegeben. Über den integrierten Mixer
des UFX ging dann der Impuls auf
einen Ausgang. Auf einem VierkanalOszilloskop konnte die Verzögerung
durch die Signalverarbeitung (also
A/D-Wandlung, Mixer, D/A-Wandlung) im UFX bei den verschiedenen
Abtastraten sichtbar gemacht und
vermessen werden (siehe Bild 5 – interessant ist die Qualität des Eingangsimpulses vom „Masterlink“
und der entsprechende Ausgangsim-
puls des UFX bei verschiedenen Abtastraten; ich war erstaunt, wie gut
der doch schon einige Jahre alte
„Masterlink“ sich hier schlägt).
Samplerate
Verzögerung (nur Hardware)
44,1 kHz
1,3 ms
48 kHz
1,2 ms
96 kHz
0,54 ms
192 kHz
0,261ms
Was bedeutet das nun? Als Orientierung dient die Grundlage, dass
der Schall etwa drei Millisekunden
für einen Meter benötigt. Also entsprechen grob gerechnet die 1,2 ms
bei 48 kHz der Veränderung einer
Mikrofonposition um 40 cm. Ein
hervorragender Wert. Dies alleine
ist aber nur ein Teil des Ganzen.
Zur kompletten Messung der Latenz wurde nun das UFX in Stein-
Bild 6: THD/THD+N Messung
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ordentlich aufspielen und macht auch
bei Festinstallation im Beschallungsbereich eine ausgezeichnete Figur. Durch
die Vorbereitung zur Wandmontage und
die verschiedenfarbigen Designs ist die
Integration des Fostex-Monitors einfacher denn je.
TEST ■ ■ ■
Bild 7: Das Innenleben des UFX
Eingangslatenz
Ausgangslatenz
Summe
tatsächlich gemessen
44,1 kHz
1,95ms
3,69 ms
5,65 ms
5,68 ms
96 kHz
0,896 ms
2,365 ms
3,261 ms
3,25 ms
192 kHz
0,448 ms
1,849 ms
2,297 ms
2,3 ms
Bild 8: Das Innenleben des UFX
Pro & Contra
+ Farbdisplay und Bedienungsergonomie
+ Flexibilität
+ gedruckte Bedienungsanleitung
und USB/Firewire-Kabel im
Lieferumfang
+ Performance
+ Preis-/Leistungsverhältnis
+ Soundqualität
+ Updatefähigkeit/neue
Funktionen
bergs „Nuendo 5“ integriert. Besonders interessierte mich hier die
Übereinstimmung der von „Nuendo
5“ angezeigten Latenz im Vergleich
zur tatsächlich gemessenen Latenz.
„Nuendo 5“ kann ja selbst keine Latenz messen, sondern zeigt (wie andere Software auch) die vom ASIOTreiber zurückgemeldeten Werte,
die im Treiber vom Hersteller hinterlegt sind. Auch hier hat sich RME
Lob verdient, wie sich aus dem Vergleich der von „Nuendo 5“ angezeigten zu den tatsächlich gemessenen
Werten ablesen lässt (Bild 8).
„Nuendo 5“ – ASIO Buffer
64 Samples
Die Spalten Eingangs- und Ausgangslatenz und deren Summe sind
die von „Nuendo 5“ angegebenen
Werte. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Angaben von RME zum
Besten gehören, was ich bei Audiointerfaces mit USB- oder FirewireSchnittstellen jemals untersucht
habe (Bild 7).
Im direkten Vergleich bleibt festzustellen, dass sich unter dem Strich
76 tools4music
die Firewire-Verbindung gerade bei
höheren Kanalzahlen als die stabilere
Lösung darstellte. „Besser“ geht es
nur noch mit PCI/PCIe-Karten (die
ihre Daten parallel übertragen) und
spezialisierten Audio-Workstations
wie Sadie oder SSL/Soundscape, die
allerdings auch preislich in einer
ganz anderen Liga spielen.
Ein aus meiner Sicht ganz wichtiger
Punkt soll nicht unerwähnt bleiben:
Die DSPs erlauben für jeden Einund Ausgangskanal einen EQ
und/oder einen Kompressor/Expander. Die gemessenen Latenzen ändern sich nicht, wenn EQ oder
Kompressor im Signalweg benutzt
werden.
Geschwindigkeit ist eine Sache, aber
wie stabil läuft das System, wenn das
UFX und die Rechnerschnittstelle an
ihre Grenzen kommen?
Hierzu ging ich so vor: Ein Sinussignal von 15 kHz (-6 dBFS) wurde mit
unterschiedlichem Pegel in die 30
Eingangskanäle eingespeist und simultan in „Nuendo 5“ über acht
Stunden aufgezeichnet. Das Fireface
UFX wurde hierzu über einen dedizierten Firewire 400 Anschluss „versorgt“. Zusätzlich habe ich etwa
zehn Stunden Rohdaten einer CDProduktion (24 Kanäle, davon acht
analog und 16 über ADAT) von meinem SDR 24/96 Rekorder eingespielt. Anschließend wurde jede
einzelne Datei mit der „Find Glitch“Funktion in Sonys „Sound Forge“
Version 9 analysiert. Diese Funktion
findet auch extrem kleine Aussetzer
oder Peaks – nicht ein einziger auch
nur minimal hörbarer „Glitch“ ließ
sich aufspüren. Insgesamt muss
man dem UFX nicht nur ein extrem
gutes Zeitverhalten, sondern auch
eine sehr hohe Stabilität und Datensicherheit bescheinigen.
Resümee
Ein großer Wurf – Mathias Carstens
und seine Crew haben einen tollen
Job gemacht. Insbesondere wenn
man darüber nachdenkt, dass dieses
Produkt erst am Anfang seines Lebenszyklus steht. Die genannten
Schwachpunkte sind wahrscheinlich
eher von temporärer Natur und
könnten im Laufe der Zeit durch entsprechende Updates gelöst werden.
Kurzum: Für Anwendungen, die mit
maximal 30 Kanälen auskommen, ist
das „Fireface UFX“ optimal geeignet.
Es bietet erstklassige Technik, gepaart mit hoher Funktionalität und
einem durchdachten Bedienkonzept.
Auf die geplanten noch zu erwartenden Funktionen bin ich gespannt. ■
NACHGEFRAGT
Helmut Oestreich von Synthax, dem deutschen RME-Vertrieb:
„Das neue ‚Fireface UFX‘ vom RME legt die Messlatte für Audiointerfaces wieder
ein gutes Stück höher. Wie der umfangreiche Doppeltest zeigt, ist es RME gelungen, Ausstattung und Leistung in allen Bereichen zu verbessern – und das bei
gleichbleibender, legendärer Stabilität. Mit den kommenden Software-Updates
werden wir die Möglichkeiten des ‚Fireface UFX‘ noch mal deutlich erweitern.“