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München
HOFBRÄUHAUS
Münchner Merkur Nr. 89 | Dienstag, 17. April 2012
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Neues Leben für die Vorstadthochzeit
Mit einem neuen Konzept wirbt das traditionsreiche Kostümfest
„Vorstadthochzeit anno
1905“ um Besucher. Der
Ball im Hofbräuhaus, auf
dem schon Ludwig Thoma tanzte, wird heuer
erstmals vom Bayerischen
Fernsehen übertragen.
VON JOHANNES LÖHR
Seit über 100 Jahren gibt es sie
schon die „Vorstadthochzeit
anno 1905“. Doch zuletzt ging
dem Münchner Kostümball
im Hofbräuhaus doch ein wenig die Puste aus. „Jedes Jahr
war’s ein Zittern und ein Bangen, ob genug Karten verkauft
werden“, sagt Jürgen Kirner,
Musiker und Kabarettist, der
sich heuer erstmals um die
Geschicke der Veranstaltung
kümmert. Die Flaute soll nun
vorbei sein: Das Bayerische
Fernsehen ist erstmals mit im
Boot – und auch moderne Medien wie das Internet-Netzwerk Facebook sollen die
Gaudi unters Volk bringen.
Früher, sagt Kirner, da habe
man die Gäste noch handverlesen. „Die Leute haben um
Karten gebuhlt.“ Das war wohl
zu der Zeit, als Mode-Promi
Rudolph Moshammer noch
als König Ludwig verkleidet
den Trauzeugen für das Hochzeitspaar spielte, um das es alljährlich geht. Bereits im Jahr
1908 – merkwürdigerweise
nicht 1905 – hatte der Simplizissimus-Karikaturist Karl Arnold den Kostümball begründet, als Parodie auf eine „ehrbare“ bayerische Hochzeit –
inklusive
Hochzeitslader,
Jungfern-Parade und Tanz –
Münchner Francaise, Polonaise, Polka. In den folgenden
Jahren besuchten unter anderem Ludwig Thoma, Olaf Gulbransson, Liesl Karlstadt, Lud-
Königlicher Trauzeuge: Als Ludwig II. kam Rudolph Moshammer
(Mi.) einst zum Ball. Ihn begleiteten der Wirt Kay Wörsching und
die Malerin Petra Moll.
FOTO: FKN
Das Brautpaar vom vergangenen Jahr: Der ewige „Lausbub“ Hansi Kraus und Hanna
Damberger. Rechts im Bild „Turmstüberl“-Wirtin Petra Perle.
FOTO: LINDENTHALER
wig Schmid-Wildy, Michl
Lang oder Maxl Graf in historischen Kostümen den Ball.
Vom reinen Tanzvergnügen
soll der sich verabschieden.
Freilich sei’s nach wie vor ein
Ball, betont der Chef der Musikkabarett-Gruppe „Couplet
AG“. Doch will Kirner ihn in
Richtung Revue entwickeln.
„Der Ball war ja immer eine Parodie auf die Vorstädte, und
aus denen kamen mehrheitlich
Münchens Volkssänger.“ Also
werde es heuer viele Gesangsund Kabaretteinladen geben,
in denen vielfältigste VorstadtTypen vom alten Schlag sich
vorstellen – vom Waschermadl
bis zum Lohnkutscher.
Als Brautpaar stehen am 27.
April ab 19.30 Uhr „Korbinian
von der Au“ alias Gilbert von
Sohlern (man kennt ihn als
Junggesellenabschied: Im Jahr 2008 gab „Kaiser von Schexing“Schauspieler Dieter Fischer (re.) den Bräutigam.
FOTO: SCHLAF
Gegenspieler von TV-Pfarrer
Braun, „Monsignore Mühlich“) und seine zarte Braut,
die dem GlasscherbenviertelAdel entsprungene „Bettina
von Kanapee“ vulgo Volksschauspielerin Bettina von Haken, auf der Bühne. Erstmals
ist das Bayerische Fernsehen
mit im Boot, betont Kirner. Der
BR kündigt die Hochzeit in der
Abendschau und bei „Wir in
Bayern“ an – und Bayern Alpha überträgt den Ball live.
Doch sollte man ihn nicht
nur vor den Fernseher verfolgen, findet Kirner. Diverse Prominente hätten sich schon angekündigt, betont er, etwa Thekla Carola Wied, Michaela
May, Winfried Frey, Veronika
von Quast, Conny Glogger und
viele mehr. „Wann hat man
schon die Gelegenheit, mit so
vielen bekannten Münchnern
auf Tuchfühlung zu gehen?“
Das darf man allerdings nur in
historischen Kostümen – auch
Tracht ist erlaubt.
Karten
für die „Vorstadthochzeit
anno 1905“ am 27. April im
Hofbräuhaus inklusive DreiGänge-Menü gibt’s für 53,80
Euro unter 089/54 81 81 81.
Mühlhäuser warnt: „Münchnern droht Euro-Brühe“
Stadtwerke-Chef sorgt sich wegen Liberalisierungsplänen der Europäischen Kommission um die Qualität des Trinkwassers
Die Spitze der Stadtwerke
sieht erneut die Spitzenqualität des Münchner Trinkwassers in Gefahr. Schuld sei die
Europäische
Kommission,
die den Wassermarkt liberalisieren möchte und nun einen
neuen Vorstoß auf den Weg
gebracht hat. Vom Krankenbett aus, das er nach einem
Unfall noch hüten muss,
warnt Stadtwerke-Chef Kurt
Mühlhäuser: „Das ist purer
Neoliberalismus und führt geradewegs in die Sackgasse.
Die Verlierer dabei sind die
Verbraucher.“
Überall dort in Europa, wo
bislang Wasser in die Haushalte geschickt wird, das weder zur Zahnhygiene und
noch weniger zum Trinken
taugt, können die Brüsseler
Ideen wenig Schaden anrichten. Doch Städte mit hoher
Wasserqualität, wie München, können nur verlieren.
Das predigen die Kommunalund Europa-Politiker immer
wieder. Denn der EU-Kommission schweben Trinkwasser-Grenzwerte auf niedrigem
Niveau vor. Eine starke Lobby großer Wasser-Konzerne
ist laufend mit Vorschlägen
zu Diensten. Diese Aktivitäten ziehen sich nun schon seit
vielen Jahren hin.
Der aktuelle Vorstoß der
EU konzentriert sich auf sogenannte
„Dienstleistungskonzessionen“, die europaweit ausgeschrieben werden
sollen. Solche Konzessionen
sind Verträge – in diesem Fall
zum Beispiel über den Betrieb
Kühles Nass von hoher Qualität: Das Münchner Trinkwasser
kann sich mit Mineralwasser messen.
FOTO: DPA
Haariges Urteil
Amtsgericht: Kein Schmerzensgeld für unzufriedene Friseurkundin
Die bloße Missachtung eines
Kundenwunsches
reicht
nicht aus, um nach einem Friseurbesuch auf Schmerzensgeld zu klagen. Das hat das
Amtsgericht München entschieden
(Aktenzeichen:
173 C 15875/11). Was war
passiert?
Eine Frau besuchte einen
Friseursalon nördlich von
München. Ihr Wunsch: Spitzen schneiden und färben –
„nicht zu kurz“ sollte es werden. Die Friseurin ging ans
Werk, die Kundin erhob während des Schneidens keinerlei
Einsprüche, zeigte sich anschließend sogar zufrieden,
bezahlte die Rechnung und
verließ den Salon.
Doch zwei Tage nach ihrem Friseurbesuch kehrte die
Kundin in den Salon zurück
und beschwerte sich bitterlich. Die Haare seien zu kurz
und sie habe jetzt richtige Löcher, durch die man die Kopfhaut sehen könne. Ihre Forderung: finanzielle Entschädigung. Die perplexe Friseurin lehnte dies ab – und die
Kundin beschloss, den Versuch zu unternehmen, vor
dem Amtsgericht München
auf Schmerzensgeld zu klagen. Vergebens.
Wie aus einer Mitteilung
des Amtsgerichtes hervorgeht, habe man durch „Inaugenscheinnahme der Kopfhaut der Klägerin“ zwar feststellen können, dass an manchen Stellen die Kopfhaut
durchscheine. Jedoch sei das
nicht auf einen Fehler der Friseurin zurück zu führen, sondern schlichtweg auf das dün-
ne Haar der Klägerin. Beim
Kürzen der Haare liege das
deshalb einfach „in der Natur
der Sache“, so die zuständige
Richterin.
Schmerzensgeldansprüche
nach einem Friseurbesuch
kämen nur in Betracht, wenn
infolge der Haarbehandlung
dauerhafte Schäden am Haar
oder der Kopfhaut verursacht
würden, erklärte das Gericht.
Ein Anspruch auf Schmerzensgeld käme ferner allenfalls noch in Betracht, wenn
das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Kundin so beeinträchtigt werde, dass sie
durch einen völlig misslungen
Haarschnitt quasi „entstellt“
sei. Bloße Verärgerung oder
Enttäuschung – wie im vorliegenden Fall – reiche nicht
aus.
bek
eines Wassernetzes. Die Vergabe erfolgt dann an den billigsten Anbieter, der etwa als
Pächter einsteigt.
Mühlhäuser kommentiert:
„Der kommunale Einfluss auf
Preise und Umweltstandards
geht verloren.“ Nachsichtige
Grenzwerte für die Wasserqualität seien die Folge, und
das Rohrnetz werde nicht
mehr so akribisch gepflegt
wie bisher. Solche NegativBeispiele seien bereits in
Frankreich und England zu
besichtigen. Mühlhäuser weiter: „Den Münchner Bürgern
droht eine Euro-Brühe, die
bestenfalls zum Händewaschen taugt.“
Die hohe Qualität des
Münchner Trinkwassers ist
der Gunst der Natur geschul-
det, aber auch dem städtischen Willen zur technischen
Optimierung. Schon in den
Voralpen, woher das Nass für
die Landeshauptstadt stammt,
wird auf die Landwirtschaft finanziell eingewirkt, um die
Verunreinigung der Weiden
zu reduzieren. Damit gelangt
weit weniger Nitrat ins Sickerwasser als anderswo. Vom
Taubenberg über das Mangfalltal gelangt das Wasser ohne
Pumpen und Chlorzusatz bis
ins Leitungsnetz der Stadt.
Die chemische Analyse belegt:
Das Nass kann sich mit Mineralwasser messen.
Der Werke-Chef fordert:
„Es ist nun an den EU-Parlamentariern, die rein marktgetriebenen Pläne der Kommission zu stoppen.“
ege
Einkaufswagen stoppt S-Bahn
Randalierer wirft Karre von Hackerbrücke – unter Zug verkeilt
Ein Einkaufswagen auf dem
Gleis hat für eine halbstündige
Unterbrechung des Münchner
S-Bahnverkehrs gesorgt. Ein
bislang unbekannter Täter hatte am frühen Sonntagmorgen
den Karren am Haltepunkt
Hackerbrücke auf das stadteinwärts führende Gleis 1 geworfen. Eine aus Herrsching
kommende S-Bahn der Linie 8
überfuhr um 6.13 Uhr das Hindernis. Der Wagen verkeilte
sich dabei unter dem Zug, sodass keine Weiterfahrt möglich war. Erst die Feuerwehr
schaffte es mit Hilfe eines Bolzenschneiders, den Metallwagen zu zerlegen und unter dem
Zug herauszuziehen.
Der herbeigerufene Notfallmanager der Bahn stellte zwar
keine Beschädigungen an der
S-Bahn fest. Aus Sicherheits-
gründen musste der Zug dennoch zur technischen Überprüfung in die Werkstatt gefahren werden. Die Bundespolizei bittet Zeugen, die am
Sonntagmorgen Verdächtiges
im Bereich der Hackerbrücke
beobachtet haben, sich unter
Telefon 089/51 55 50 111 zu
melden.
sri
AKTUELLES
IN KÜRZE
Zwei Raubüberfälle
nacheinander
Ein
außergewöhnlicher
Raub beschäftigt die Polizei: Ein unbekannter Täter
hat hintereinander zwei
Freundinnen auf offener
Straße die Handtaschen
weggerissen. Nach Angaben der Polizei waren die
beiden 20- und 21-jährigen
Studentinnen am Samstagmorgen gegen 3 Uhr auf
dem Heimweg. Schon
während der U-BahnFahrt vom Hauptbahnhof
zur Station Harthof griff
der spätere Täter mehrfach
nach der Tasche einer der
erheblich angetrunkenen
Frauen, ohne dass es sich
um
einen
ernsthaften
Raubversuch
gehandelt
hätte. Als die Studentinnen
am Harthof ausgestiegen
und an die Oberfläche gegangen waren, tauchte der
Mann jedoch unvermittelt
wieder vor ihnen auf, entriss der 20-Jährigen die Tasche und rannte weg. Wenig später entdeckten die
Frauen die ausgeplünderte
Tasche in einem Gebüsch.
Dann tauchte der Mann
plötzlich abermals auf, entriss diesmal der 21-Jährigen die Tasche und rannte
damit weg. Der etwa 25
Jahre alte Täter ist rund
1,65 Meter groß, dunkelhäutig, hat eine sportliche
Figur, kurze schwarze
Haare und trug einen
schwarzen Kapuzenpulli
mit weißen Symbolen auf
der Vorderseite.
sri
Das kleine Rätsel:
Womit endet das
Glockenspiel am Rathaus?
I. Mit dem Schlusspfiff
II. Schäffler tanzt solo
III. Mit einem Hahnenschrei
Kinder radeln
um um die Wette
Mit 12 Kilometern Länge
und 27 Checkpoints ist der
Fahrradkurs „TruRieRad“
der
längste
Parcour
Deutschlands. Am Sonntag, 29. April, geht es wieder rund am Riemer See –
heuer mit 16 neuen Checkpoints und einer doppelt so
langen Strecke wie 2011.
Kindern zwischen vier und
14 Jahren steht der Kurs
kostenlos zur Verfügung.
Gratis sind außerdem die
Wartung der Räder und
kleinere Reparaturen. Wer
bei den Vorbereitungen
helfen will, kann sich telefonisch bei Zafer Ertem unter der Rufnummer 089/
201 86 303 melden. Weitere Informationen unter:
www.trurierad.de.
mon
Schneller bauen
mit neuem Handbuch
Eine
Neuauflage
des
Handbuchs „Der vollständige Bauantrag“ ist gegen
eine Schutzgebühr von 15
Euro beim Planungsreferat, Blumenstraße 19, Zimmer 141, erhältlich. Das
Buch beschäftigt sich mit
neuen Bestimmungen und
informiert über die erforderlichen Unterlagen für
einen erfolgreichen Bauantrag. Oft scheitert der erste
Anlauf wegen fehlender
Papiere. Die neue Bauordnung fordert, dass unvollständige Anträge zurückzuweisen sind. Das Handbuch ist von Montag bis
Freitag, von 9 bis 12 Uhr
und Dienstag von 13.30 bis
16 Uhr, erhältlich.
pnk
Auflösung:
Festgefahren: Der Einkaufswagen hat sich so unter dem Zug verkeilt, dass die Feuerwehr die Karre zerteilen musste. BUNDESPOLIZEI
Richtig ist III. Der Hahn
thront am Turm über den
Figuren der Schäffler und
des Turniers.
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Telefon (089) 53 06-420
lokales@merkur-online.de
Telefax: (089) 53 06-86 56