Türkei - IAESTE LC Freising

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Türkei - IAESTE LC Freising
Erfahrungsbericht IAESTE-Praktikum
1. Juni – 13. Juli 2014, Izmir, Türkei
So wo fange ich an? Diesen Sommer habe ich mich für ein Auslandspraktikum mit Iaeste
entschieden. Ich bekam einen Platz in Izmir (3. größte Stadt der Türkei, an der Westküste
gelegen) zugeteilt. Mein 6-wöchiges Praktikum absolvierte ich an der Ege Universität Izmir
im Bioingenieur-Department.
Vom Flughafen wurde ich von einer Studentin und dem Fahrservice des Departments
abgeholt und zum Studentenwohnheim im Stadtteil Bornova, in dem auch die Uni gelegen
ist, gebracht. Bei dem Studentenwohnheim handelte es sich um eine größere Anlage mit 11
Häusern, die nach Blumen für Mädels und nach Baumarten für Jungs benannt waren.
Jedoch war dieser Unterschied für mich aufgrund der türkischen Sprache nicht erkennbar!
Die Anlage war komplett umzäunt, man musste immer mit einer Bewohnerkarte durch das
beaufsichtigte Eingangstor und die Besucher mussten extra angemeldet werden. Auch
waren die Regeln sehr strikt, was die Mädels- und Jungs-Wohnblöcke anging. Es war nicht
erlaubt als Mädel in das Gebäude der Jungs zu gehen und umgekehrt, sogar getrennte
Waschräume waren vorhanden und mit den Freunden wurde sich daher immer in der
Gartenanlage getroffen. Des Weiteren waren ein kleiner Market, ein Bistro und diverse
Sportanlagen, wie ein Basketball-, ein Tennis- und ein kleiner Fußballplatz vorhanden. Eine
verwilderte Laufstrecke direkt hinter dem Außenzaun umrahmte das Gebiet (man hatte ein
bisschen das Gefühl in einem Gefängnis joggen zu gehen :-P). Von den ersten Eindrücken
war die Studentenwohnanlage somit für mich ein bisschen befremdlich…man gewöhnte sich
jedoch schnell dran.
Ich wurde in einem 3-Bett-Zimmer im Gästeflur eines neueren Hauses untergebracht, wo ich
das Zimmer die ersten vier Wochen für mich alleine hatte und in der fünften Woche zwei
Mitbewohnerinnen bekam. Normalerweise müssen sich die Studenten zu zweit immer ein
Zimmer und ein Bad teilen. Für die kurze Zeit war es für mich voll in Ordnung zwei
Mitbewohnerinnen im Zimmer zu haben. Jedoch, dass man sich in der Studiumszeit immer
ein Zimmer teilt und nie seine Privatsphäre hat, wäre für mich nicht vorstellbar gewesen.
Man hatte den Eindruck, dass die Studenten eher als Gast in dem Wohnheim leben, da das
Zimmer immer geteilt und nicht individuell gestaltet werden konnte, in jedem Haus nur eine
Gemeinschaftsküche vorhanden war und einmal wöchentlich die Putzfrau zum Reinigen
kam. Ich hatte gehofft, dass ich in der Küche schnell andere Studenten treffen, mit ihnen
kochen und vielleicht auch ein paar türkische Rezepte lernen würde. Jedoch merkte ich
schnell, dass es üblich war sich außerhalb in den kleinen Straßen mit vielen kleinen Cafe´s
und Bistros sich was zu essen zu besorgen und das dies nicht teuer war. Nachteilig war,
dass ich die einzige Auslandspraktikantin war und anscheinend direkt zur Prüfungszeit der
Studenten mein Praktikum an der Uni begonnen hatte. So hatten die Studenten wenig Zeit
mit mir was zu unternehmen und nach den zwei Wochen Prüfungszeit war das Wohnheim
wie leer gefegt. Auch wurde kein Betreuungsprogramm durch das Iaeste-Komitee
angeboten, so wie ich es von Freising mitbekommen hatte. Ich unternahm somit vieles auf
eigene Faust und informierte mich immer bei den Studenten, was ich mir anschauen sollte
und wie ich dahin kommen konnte. Die Türken auf den Straßen waren immer freundlich und
hilfsbereit, wenn sie denn Englisch sprechen konnten, was nicht so häufig vorkam. Verlaufen
war daher sehr abenteuerlich! Ich lerne somit schnell die Namen der Stadtteile etc.
auswendig und konnte so dann den Weg gezeigt bekommen - auch wenn der restliche
englische Satz nie verstanden wurde! :-D
Zur Uni konnte ich entweder eine Station mit der U-Bahn fahren (mit 10 min Fußweg zuvor),
oder mit dem Bus, welcher direkt am Haupteingang des Studentenwohnheims hielt oder 20
Minuten zu Fuß laufen. Da es jedoch morgens um 10 Uhr schon 35°C hatte, wählte ich
meisten die U-Bahn. Den Bus zu erwischen stellt sich als schwieriger heraus, da an
türkischen Bushaltestellen nie eine Timetable hängt und meisten, außer an größerer
Busbahnhöfen, noch nicht mal eine Information vorhanden ist, welche Busnummer
überhaupt ab dieser Haltestelle vorbei fährt. Das U-Bahnnetz war dafür einfacher zu
verstehen, es gab nur zwei unterschiedliche Linien: die Metro und die Izban, die alle paar
Minuten fuhren. Wenn man Busse nehmen wollte, musste man ein bisschen Wartezeit
mitbringen, jedoch fuhren diese auch ca. alle 15 Minuten, die große Frage war nur wann.
Zum Praktikum: In dem ausgeschriebenen Praktikumsangebot stand, dass ich entweder ein
Training in unterschiedlichen Laboren machen oder mit einer Pilotanlage arbeiten kann.
Jedoch wurde ich an meinem ersten Tag gar nicht vor die Wahl gestellt, sondern gleich in
eins der Labore gesteckt, was ich leider ein bisschen schade fand. Auch war keine spezielle
Arbeit für mich vorhanden, ich schaute meistens den Master-Studenten bei ihren Versuchen
zu. In welches Labor ich die folgende Woche kam, erfuhr ich immer erst am Freitag oder am
Montag derselben Woche auf Nachfrage. Da ich schnell bemerkte, dass es keinen festen
Praktikums-Plan für mich gab, konnte ich nach Absprache die Labore besichtigen, die mich
interessierten, wie z.B. das Natural Products Lab oder das Plant Tissue Culture Lab. Mal
einen Tag frei zunehmen, war auch kein Problem. So konnte ich an einem verlängerten
Wochenende einen Windsurfkurs in Alacati (Nähe von Cesme) absolvieren oder andere
weiter entfernte Sehenswürdigkeiten besichtigen (z.B. Ephesos, Pammukale,…).
Zu der Bezahlung des Praktikums: ich hatte in der ersten Woche meine Kontaktperson im
Department gefragt, wie es denn mit der Bezahlung laufe, ob ich das Wohnheimzimmer
selbst bezahlen muss oder dies mit der Praktikumsvergütung verrechnet wird. Worauf ich nur
die Information erhielt, dass dies geregelt sei und dass ich in der Mitarbeiter-Mensa umsonst
essen gehen könne. In meiner letzten Woche als ich nun einen Praktikumsnachweis
beantragte, fiel ihnen dann auf, dass ich noch eine Vergütung erhalten sollte. So als Hinweis:
bohrt ein bisschen öfters nach, nicht dass die verantwortlichen Personen euren Aufenthalt
erst in der letzten Woche im zuständigen Büro melden! – Die Organisation der Türken war
ein bisschen chaotisch! - Dann würde es noch möglich sein, dass ihr wie normal das Geld
auf euer Konto überwiesen bekommt und es nicht in der letzten Woche bar ausbezahlt
bekommt, wo ihr es nicht mehr gebrauchen könnt!
So was gibt es noch zu erzählen? Deosprays sind nützlich, wenn plötzlich eine Kakerlake im
Zimmer auftaucht. Sehenswürdigkeiten Izmir´s wären der Uhrenturm (Wahrzeichen Izmir´s),
dann der alte Fahrstuhl Ansansör mit Blick über Izmir´s Bucht und ein historischen Basar,
der sehr touristisch ist. Des Weiteren ist an den Wochentagen in unterschiedlichen
Stadtvierteln ein Basar, wo man frisches Obst und Gemüse etc. kaufen kann. Es ist immer
interessant mal drüber zu schlendern. Beim Einkaufen zählt immer euer Wechselgeld, als
Fremder wird einem gerne zu wenig zurückgegeben. Zu den Stränden um Izmir braucht man
leider immer mind. 2 Std. mit U-Bahn oder Bus. Nach der Uni lohnt es sich somit meist nicht
mehr aufzubrechen. Sehr schöne Strände sind Yeni Foca, der Akkum Beach nähe
Serferihisar und in Cesme zu finden. Während meines Aufenthalts in der Türkei begann der
Ramadan – Fastenmonat der Muslime – wo tagsüber nichts gegessen und getrunken
werden durfte und dies bei Temperaturen zwischen 30 - 40°C! Jedoch gehört Izmir zu einer
der tolerantesten Städte der Türkei, die Menschen sind nicht so streng gläubig und es daher
nicht problematisch während dieses Monat in der Öffentlichkeit zu essen.
Im Großen und Ganzen war es eine schöne Zeit, die ich in der Türkei verbracht habe. Dafür,
dass es nun mein zweiter Aufenthalt in der Türkei war, habe ich dennoch viele neue
Erfahrungen und Eindrücke gewonnen. Es hat mir viel mehr Spaß gemacht mit den
Menschen zu leben und das Land einmal nicht nur als Urlauber kennen zu lernen. Ein
Praktikum im Ausland kann ich nur jedem empfehlen!
Simone Suntardjo, Studiengang Bioprozesstechnik
Studentenwohnheim in Bornova, Izmir
Windsurfing, Alacati
Narlıdere, Izmir