Jahresbericht 2012

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Jahresbericht 2012
Jahresbericht
2013
des Monteverdi-Chores Hamburg
Schon wieder ist ein Jahr vergangen und der Jahresbericht fällig, der diesmal erst in den
ersten Januartagen entsteht.
Es freut uns, dass wir unseren Freunden und Förderern mitteilen können, dass für den
Monteverdi-Chor 2012 wieder ein sehr erfolgreiches und erlebnisreiches Konzertjahr zuende
gegangen ist.
Am Anfang des Jahres stand das traditionelle Winterkonzert in der St. Michaelis-Kirche auf
dem Programm. Über 1000 Zuhörer erfreuten sich an Händels „Messias“, der mit so
ausgezeichneten und bewährten Solisten wie Katherina Müller, Britta Schwarz, Michael
Connaire und Stephan Heinemann und dem Mitteldeutschen Kammerorchester so gut
gelang, dass der Konzertmitschnitt als private CD veröffentlicht werden konnte. Das
Publikum feierte Gothart Stier und sein Ensemble am Ende Konzert mit langen Ovationen, so
dass Gothart Stier das „Halleluja“ wiederholen ließ, das in seiner mit Echo-Effekten versehen
Interpretation immer wieder überrascht und begeistert.
Der Rest des Jahres war dem a-cappella-Gesang gewidmet, denn der Chor hatte einige sehr
spezielle Aufträge erhalten, die es zu erfüllen galt.
Die Stadt Recklinghausen hatte zu einer Art Festival geladen unter dem Titel „800 Jahre
Thomanerchor Leipzig“. Drei Chöre sollten an einem langen Konzertabend Werke der
verschiedenen Thomaskantoren vorstellen. Dem Monteverdi-Chor fiel die Aufgabe zu, neben
der Bach-Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“ Werke der Thomaskantoren des
19. und 20. Jahrhunderts zu präsentieren, während die Recklinghausener Chöre
Komponisten der Vor-Bach-Zeit vorstellen sollten. Gemeinsam sollten alle drei Chöre dann
unter der Leitung von Gothart Stier die Bach-Motette „Komm, Jesu, komm“ singen.
Es waren Wochen spannender Chorarbeit, denn es galt ein neues Repertoire zu erarbeiten,
das bei den ersten Proben nicht begeisterte, im Laufe der Arbeit aber an Profil und
Spannung gewann. Wer kennt heute noch Komponisten wie Johann Gottfried Schicht oder
Gustav Schreck. Gothart Stier spannte den Bogen zum heute aktiven Thomaskantor Georg
Christoph Biller und begeisterte die Recklinghausener mit seinen intensiven von
Textausdeutung geprägten Interpretationen von Kompositionen, „die ½, wie der Leiter des
Recklinghauser Madrigalchors beim anschließenden Empfang sagte „beim ersten Blick in die
Partitur langweilig und unbedeutend zu sein scheinen. Er habe viel gelernt aus der Art und
Weise, wie Gothart Stier die Werke mit Leben erfüllt und effektvoll mit seinem Chor
musiziert.“
Von Recklinghausen ging die Wochenendreise weiter nach Bielefeld, wo der Chor einem
nicht minder begeisterten Publikum eine „Zeitreise durch die Musikgeschichte“ präsentierte,
wie in der Presse zu lesen war. Es hieß dort u.a. „Mit Werken von zwölf Komponisten
spannten sie den Bogen von der Renaissance bis zur Gegenwart ... Schon vom ersten Ton an
stellten die Sänger ihr Können unter Beweis ... Mit präzisen Einsätzen, klarer, transparent
aufgefächerter und ausgewogener Stimmbalance, kraftvoll wie auch sensibel sowie
vorbildlich deutlicher Artikulation folgten sie konzentriert dem engagierten Dirigat ihres
Leiters Gothart Stier.“ ...
In einer andere Zeitung hieß es: „Was diesen renommierten Chor auszeichnet, ist nicht nur
seine Ton- und Artikulationsreinheit oder seine Modulationsfähigkeit, sondern auch seine
Hingabe und Fähigkeit zu tonmalender oder emotionaler Versenkung. Welch ein Jauchzen
und Loben! So leicht, filigran und hüpfend hört man vier- bis achtstimmige Motetten
wahrlich selten. Welch herzergreifende Bitten! ... Jede Silbe lebendiger Ausdruck – so lässt
sich die hohe Vortragskunst dieses bemerkenswerten Chores wohl vereinfacht umschreiben.
... In Erinnerung bleibt eine Sternstunde des Chorgesangs.“...
Zurück in Hamburg stand die nächste Herausforderung bevor. Die Englische Kirche in
Hamburg feierte 400jähriges Bestehen und hatte den Monteverdi-Chor zu einem
Festkonzert eingeladen. Auf Wunsch der Veranstalter sollte Chormusik aus vier
Jahrhunderten erklingen und zwar aus Ländern, zu denen England schon vor 400 Jahren
kulturelle Kontakte hatte. Die Wahl viel auf Werke aus Italien, Deutschland, Frankreich und
natürlich England. Wiederum galt es das bestehende Repertoire durch neue, interessante
und diffizile Chorwerke von Purcell und Debussy, von Byrd und Britten, Morley und Stanford
zu erweitern. Auch in diesem Konzert konnte der Chor sein Publikum in der relativ kleinen
Englischen Kirche begeistern. Presseberichte gibt es leider nicht, da Konzerte Hamburger
Chöre seit Jahren von der Hamburger Presse nicht besucht und rezensiert werden.
Schon eine Woche später stand der nächste Termin auf dem Kalender des Chores, eine
Hochzeitsmusik. Die Tochter von Vicky Leandros heiratete auf Gut Basthorst vor den Toren
Hamburgs und das Brautpaar hatte den Monteverdi-Chor für die festliche Hochzeitsmusik
engagiert. Werke von Mendelssohn, Bach-Gounod und Händel standen auf dem Programm,
dessen Leitung Gothart Stier seinem Assistenten Gints Racenis überließ, weil er selbst
verhindert war.
An dieser Stelle darf einmal ein kurzes Lob auf unseren lettischen Korrepetitor Gints Racenis
ausgesprochen werden, der seit gut drei Jahren den Chor in den Montagsproben mit
Engagement und Kompetenz notentextlich vorbereitet und bei den Chefproben die Arbeit
von Gothart Stier am Flügel unterstützt.
Noch ein Konzert stand auf dem Programm bevor es in die Sommerpause ging. Die schöne
Nikolaikirche in Wismar hatte den Chor zu einer Abendmusik eingeladen. Hier konnten in der
gut besuchten riesigen Kirche noch einmal alle geistlichen Werke erklingen, die seit dem
Frühjahr neu erarbeitet worden waren.
Nach der Sommerpause erwartete den Chor ein großes Erlebnis, eine Konzertreise nach
Südamerika. Seit mehr als einem Jahr war an der Reise geplant worden und jeder hatte
gespart, um daran teilnehmen zu können, denn nur mit einer beträchtlichen
Eigenbeteiligung konnte die Reise realisiert werden. Es gab eine kleine Unterstützung von
der Stadt Hamburg und eine relativ hohe Förderung durch das Goethe-Institut. Die Reise
sollte den Chor nach Argentinien und Uruguay führen. In Buenos Aires war ein Konzert auf
Einladung des Mozarteum Argentino geplant, in Uruguay nahm der Chor an einem
internationalen Chorfestival teil.
Über diese interessante und erfolgreiche Reise folgt nun ein ausführlicher bebilderter
Bericht als Tagebuch.
An drei intensiven Probenwochenenden wurde das Reiseprogramm, dass aus rund 40
verschiedenen geistlichen und weltlichen a-cappella-Chorwerken aus vier Jahrhunderten
bestand vorbereitet. Daneben galt es die vielen organisatorischen Fragen zu Flug und
Aufenthalt in Südamerika endgültig so zu klären, dass man vor unangenehmen
Überraschungen sicher war. Ende September ging die mit Spannung erwartete Reise endlich
los.
Samstag, 29. September
Der Monteverdi-Chor, dessen Mitglieder nicht alle in Hamburg wohnhaft sind, traf sich am
Samstag, dem 29. September abends im Frankfurter Flughafen und flog mit dem restlos
ausgebuchten Lufthansa-Flug LH 510 nach Buenos Aires, der ersten Station der gut
zweiwöchigen Konzertreise nach Südamerika.
Sonntag, 30. September
Um 7 Uhr morgens landete der Lufthansa-Jumbo pünktlich in Buenos Aires, wo der Chor von
zwei Bussen mit Reiseleiterinnen der Agentur Sintec-Tours erwartet wurde, die den Chor ins
Hotel „El Conquistador“ im Zentrum von Buenos Aires brachten. Auf dem Weg in die Stadt
wurde das Ensemble über Buenos Aires und wichtige Dinge, die hinsichtlich Sicherheit
beachtet werden müssen, informiert.
Dankbar waren die Ensemble-Mitglieder, dass bei der Ankunft im Hotel trotz der frühen
Stunde bereits fast alle Zimmer zur Verfügung standen.
Da am Anreisetage keine Verpflichtungen auf dem Reiseplan standen, nutzen die Choristen
den sonnigen Sonntag, um die berühmten Trödelmärkte von San Telmo aufzusuchen.
Montag, 1. Oktober
Dieser erste Tag in Buenos Aires diente den Choristen zur Akklimatisierung. Zur Vorbereitung
des ersten großen Konzertes fand nach dem Frühstück vormittags im Hotel eine ausführliche
Chorprobe statt, am Nachmittag ging man gemeinsam auf Stadtrundfahrt, um die
wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires kennenzulernen.
Dienstag, 2. Oktober
Auch an diesem Vormittag fand noch einmal eine Vorbereitungsprobe im Hotel statt. Der
Nachmittag stand zur freien Verfügung und abends wurde gemeinsam eine Tangoshow
besucht.
Mittwoch, 3. Oktober
Das 1. Konzert der Reise fand in der Konzertreihe der Mittagskonzerte des Mozarteums
Argentino im Gran Rex Theatre statt.
Das Theater ist ein Bau aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts und war ursprünglich als Kino
geplant. Es hat einen riesigen Saal mit 3000 Plätzen. Die Mitarbeiterin des Mozarteums sagte
uns allerdings, dass man bei Konzerten den oberen Rang nicht öffnet. Befürchtungen, dass
der Chor in diesem riesigen Theatersaal klangliche Probleme haben könnte, erwiesen sich in
der Vorprobe als unnötig, da der Saal über eine recht gute Akustik verfügte, in der auch ein
Pianissimo noch in der letzten Reihe zu hören war.
Wir waren sehr gespannt, wie viele Besucher zu diesem Mittagskonzert um 13 Uhr bei
freiem Eintritt in den riesigen Saal kommen würden, um ein Konzert mit Europäischer
Chormusik a-cappella anzuhören.
Was bei uns in Hamburg undenkbar wäre, geschah in Buenos Aires. Die Menschen standen
wartend in einer langen Schlange vor dem Theater bevor sie gegen 12.40 Uhr in den Saal
eingelassen wurden. Mit letztendlich 1600-1700 Besuchern waren Parkett und 1. Rang sehr
gut gefüllt.
Das Programm durfte nur 50 Minuten dauern, weil die Mehrheit der Besucher für das
Konzert die Mittagspause nutzte. Wir sangen zwar einige Minuten länger, doch kam der Chor
nicht ohne drei Zugaben von der Bühne, so begeistert applaudierte das Publikum.
Es war gelungener Start für die Tournee.
Nach einem geruhsamen Nachmittag stand abends für die meisten Chormitglieder ein
Besuch im berühmte Teatro Colon auf dem Programm. Für Rossinis „La Cenerentola“ hatten
sich viele schon von Deutschland aus Karten im Internet besorgt.
Donnerstag, 4. Oktober
Der letzte Tag in Buenos Aires war noch einmal frei von Pflichten. Er wurde bei herrlichem
Frühlingswetter für einen gemeinsamen Ausflug ins Tigre Delta und in den sehenswerten,
gemütlichen Vorort von Buenos Aires San Isidro genutzt.
Freitag, 5. Oktober
Abreise nach Uruguay. Die Fahrt mit der Fähre über den Rio de la Plata dauerte eine gute
Stunde. Im Fährhafen von Colonia del Sacramento, der ersten Station des Chor-Festivals,
wurden wir von der Präsidentin des Festivals Alexandra Laport und dem für uns vorgesehen,
englisch sprechenden Begleiter Martin begrüßt, bevor der Chor mit Bussen zu den nahe
gelegenen Hotels gebracht wurden.
Der Chor wohnte in einem einfachen Hotel. Die
Unterbringung in Dreibett-Zimmer war nicht für alle
glücklich, da die Räume sehr klein waren. Es wurde aber
ab der zweiten Nacht eine für alle akzeptable Lösung
durch eine Aufteilung in Zweibett-Zimmer gefunden.
Dafür zog die Festival-Leitung, zu der auch die Managerin
Lizet Barbosa gehörte, in ein entfernteres Hotel.
Aus Platzgründen waren Dirigent Gothart Stier und sechs
weitere Chormitglieder in einem etwas besseren kleinen
Hotel in der Nähe des Chorhotels untergebracht worden.
Da das Festival in eine Ferienperiode fiel, waren viele der
generell sehr kleinen Hotels von Colonia ausgebucht und
sehr teuer.
Colonia selbst ist eine bezaubernde kleine Stadt im
spanischen Colonialstil, ein wenig verfallen, ein wenig
restauriert und auch ein wenig modern. Wir wohnten in
der schönen Altstadt und konnten alle Ziele zu Fuß
erreichen.
Verantwortlich für die Organisation des 1. Festival-Teils in Colonia war der Coro Municipal de
Colonia mit seinem sehr engagierten Dirigenten Prof. Fernando Maddalena Balbi.
Die beiden Hauptkonzerte fanden im Kulturzentrum “Bastión del Carmen“ statt. Dieses
schön renovierte Kulturzentrum mit Ausstellungsmöglichkeiten aus dem Jahre 1880 liegt
direkt am Rio de la Plata im Bereich einer alten Festungsanlage, deren Reste teilweise in den
Gebäudekomplex einbezogen sind. Der Konzertsaal war ein sehr einfaches Theater mit ca.
200 Plätzen, dem man seine 100 Jahre ansah.
Nachdem der Chor seine Zimmer bezogen hatte, ging es nach einer kurzen Freizeit zum
Kulturzentrum zu einer ersten Chorprobe mit dem für Colonia vorgesehen Programm.
Anschließend war in einem sehr netten italienischen Restaurant das Abendessen für den
Chor bereitet. Da sich dieser Termin mit dem 1. Konzert des Festivals überschnitt, waren nur
wenige Choristen in diesem Konzert, an dem überwiegend Folklore-Chöre und eine
Tanzgruppe aus Paraguay beteiligt waren.
Samstag, 6. Oktober
Ein heftiges Gewitter hatte in der Nacht manch Choristen nicht schlafen lassen und auch der
Tag war regnerisch, wenn auch alle geplanten Außentermine wahrgenommen werden
konnten.
Nach dem Frühstück in den Hotels fand vormittags eine Probe im Theater statt.
Anschließend gab es einen Stadtrundgang mit der Festival-Leitung.
Das Mittagessen wurde im schon bekannten italienischen Restaurant serviert.
Nachmittags fand ein Treffen aller Festival-Chöre vor dem Rathaus statt. Die Chöre wurden
vom Kulturreferenten der Stadt begrüßt. Jeder Chor stellte sich mit zwei Liedern der
Stadtverwaltung, den Passanten und den am Festival beteiligten Chöre vor.
Abends fand das 2. Konzert der Festival-Chöre im Theater statt. Jeder Chor hatte ein
maximal 30 Minuten dauerndes Programm zu singen.
Typisch für die uruguayischen Chöre war, dass sie nur mit Keybord-Begleitung sangen. Unser
sehr kompetenter Führer Martin, selbst Chorsänger, erzählte uns, dass Uruguay zwar eine
lange Chortradition hat und dass es viele schöne Stimmen gibt, dass aber die musikalische
Vorbildung sehr gering ist. Die Choristen kennen vielfach keine Noten, sondern lernen ihre
Programme durch Nachsingen mit dem Keybord. Sie haben auch in ihren Chormappen,
sofern sie nicht alles auswendig singen, zumeist nur Textblätter. Es gibt auch kaum größere
Chöre in Uruguay, sondern es sind oftmals nur 10-15 Sängerinnen und Sänger, die den Chor
einer Stadt oder Kirche bilden.
Das Repertoire der an diesem Colonia-Teil des Festivals beteiligten Chöre war überwiegend
folkloristisch beeinflusst.
Das völlig anders geartete Programm des Monteverdi-Chores, der in den 30 Minuten
Beispiele Europäischer Chormusik aus vier Jahrhunderten vorstellte, wurde von allen Chöre
und dem Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen, was für unsere Chormitglieder
nach der mehr oder minder schwungvolle südamerikanische Folklore sehr überraschend
war. Erst nach mehreren Zugaben konnte der Chor, der in allen Festival-Konzerten als letzter
Chor zu meist sehr später Stunde zu singen hatte, von der Bühne gehen.
Im Anschluss an das Konzert gab es für alle Chöre ein gemeinsames Abendessen in einer
große Eventhalle. Ein Catering-Unternehmen sorgte für das leibliche Wohl der rund 200
Sängerinnen und Sänger.
Es wurde ein fröhliches Fest nach einem üppigen dreigängigen Mahl mit großen Mengen des
für Uruguay typischen Grillfleisches. Dazu gab es, wie bei allen Mahlzeiten als Getränk
literweise Pepsi Cola, offensichtlich eine Art Nationalgetränk in Uruguay. Auf Anfrage konnte
man auch Wasser bekommen, gegen Bezahlung sogar Bier oder Wein. Musik sorgte dafür,
dass sich die Chöre nach dem Essen zu Tanz und Tanzspielen zusammenfanden.
Sonntag, 7. Oktober
Nach dem Frühstück trafen sich gegen 11 Uhr alle Chöre vor der Kathedrale von Colonia.
Dort fand im Anschluss an den Gottesdienst in der voll besetzten Kirche ein einstündiges,
informelles geistliches Konzert statt, in dem sich jeder Chor mit 10-15 Minuten Programm
vorstellte. Im Anschluss trafen sich die Chöre zunächst an der alten Stadtmauer zu einem
Gruppenfoto bevor es noch einmal in die Eventhalle zu einem gemeinsamen Mittagessen
ging.
Nach einer kurzen Mittagspause hieß es für den Monteverdi-Chor Abfahrt zum Konzert nach
Juan Lacaze.
Juan Lacaze ist eine kleine Stadt ca. 60 km von Colonia entfernt. Das regnerische Wetter ließ
die Stadt sicherlich etwas armseliger erscheinen als sie in Wirklichkeit ist. Wir sahen ja auch
nur die unmittelbare Umgebung des „Don Bosco Theatre“.
Dieses in seinem schlechten Zustand an sozialistische Mehrzweckhallen erinnernde Theater,
in dem es auch Kino-Vorführungen stattfinden, schien zunächst einmal nicht sehr geeignet
für ein anspruchsvolles Chorprogramm zu sein. Doch zur allgemeinen Überraschung war die
Akustik des kahlen Theaterraumes besser als befürchtet. Mit einiger Mühe konnte auch das
vorbereitete Podest für den Chor nutzbar gemacht werden. Nebenräume zum Umziehen gab
es allerdings nicht und auch die sanitären Einrichtungen des Theaters waren
gewöhnungsbedürftig. Da die Zeit nicht reichte, zum Umziehen in einen weiter entfernt
liegenden Raum zu fahren, wählte der Chor den Bus als Garderobe, der Dirigent die staubige,
enge Hinterbühne.
Die Frage, die sich alle stellten, war, ob es in diesem verschlafen Ort am „Ende der Welt“, so
jedenfalls war unser Eindruck, überhaupt Publikum für ein solches Chorkonzert gibt. So war
die Überraschung beim Einzug des Chores groß, als der Saal mit gut 300 Besuchern fast voll
besetzt war.
Die Dirigentin des gastgebenden örtlichen Chores begrüßte die deutschen Gäste und die
Konzertbesucher sehr herzlich und führte durch das Programm. Als nach gut einer Stunde
das letzte Stück verklungen war und Dirigent Gothart Stier einige offizielle
Erinnerungsgeschenke erhalten hatte, erzwang das begeisterte Publikum mehrere Zugaben.
Am Ende kam es sogar noch zu einem „Wunschkonzert“, denn aus dem Publikum erklang
plötzlich der Ruf „Ave Maria“. Aus dem Programm des Festivals, in dem das gesamte
Reiserepertoire des Chores aufgelistet war, hatte man ersehen, dass zum Repertoire das
berühmte „Ave Maria“ von Anton Bruckner gehörte, das nun gesungen werden sollte.
Obwohl kaum einer die Noten in der aktuellen Konzert-Mappe hatte, wurde der Wunsch
erfüllt, da sich der Chor sicher war, dass er dieses „Ave Maria“ auswendig singen kann.
Mit Standing Ovations wurde der Chor beim Auszug verabschiedet.
Im Anschluss an das Konzert lud der Chor von Juan Lacaze, der aus nur 10 Sängerinnen und
Sängern bestand, zu einem üppigen Abendessen in ein sehr schönes Restaurant in der Nähe
des Hafens ein. Nach dem Essen sang der Chor von Juan Lacaze für seine Gäste aus Europa
einige typisch uruguayische Lieder. Gothart Stier bedankte sich bei den Gastgebern mit CDs
und einem Hamburg-Buch für die herzliche Gastfreundschaft, die wir in dieser kurzen Zeit in
der kleinen Stadt Juan Lacaze erleben konnten.
Montag, 8. Oktober
Nach Tagen des Singens war dieser Tag vom Festival als Ausflugstag geplant. Bei leider
regnerischem Wetter besuchten wir zunächst ein Weingut, wo uruguayische Weine zur
Verkostung angeboten wurden. Es war ein einfaches, kleines Weingut nahe Colonia, in dem
der Wein und der Trester noch nach herkömmlicher Weise hergestellt und in großen
Holzfässern gelagert wird.
Hauptziel des Ausfluges war eine auf Tourismus eingestellt Ranch. Das schlechte Wetter
trübte die Stimmung nicht, da man zunächst in ein gemütliches Restaurant kam, in dem nach
einiger Wartezeit ein üppiges Mittagessen mit Unmengen von frischem Grillfleisch serviert
wurde.
Nach dem Essen konnten sich die Choristen mit Reiten und Kutsche fahren die Zeit
vertreiben. Am Nachmittag gab es die Möglichkeit sich anzuschauen, wie die Kühe der Farm
in der modernen Melkanlage gemolken werden. Der trotz schlechten Wetters
erlebnisreichen Tages auf der Ranch endete mit Kaffee und Kuchen.
Dienstag, 9. Oktober
Für morgens 9 Uhr war die Abfahrt der Busse nach Montevideo geplant. Auf der gut
dreistündigen Fahrt wurde eine Pause zur Besichtigung einer Käse- und Marmeladen-Fabrik
eingelegt.
Bevor das Hotel Lancaster in Zentrum von Montevideo bezogen werden konnte, wurde ein
Mittagessen im Restaurant „Tribunales“ neben dem Gerichtsgebäude serviert.
Das Hotel, das direkt gegenüber dem Restaurant lag, war zwar als 3-Sterne-Haus
ausgezeichnet, war aber für ein Haus dieser Kategorie an einem so zentralen Platz in der
Hauptstadt Montevideo ziemlich renovierungsbedürftig.
Die Lage glich die Mängel der Zimmer aus. Zudem wurde in diesem Hotel morgens ein sehr
gutes Frühstück serviert, was in Colonia nicht der Fall gewesen war.
Der Chor hatte nur wenige Stunden sich einzurichten, denn schon gegen 18 Uhr war die
Abfahrt nach Canelones City geplant, wo abends das einzige Kirchenkonzert der Tournée
stattfinden sollte.
Es war schon dunkel als wir in Canelones eintrafen, doch konnten wir sehen, dass die kleine
Stadt wenigstens am zentralen Platz mit der Kathedrale schöne Gebäude im Kolonialstil zu
bieten hatte.
An dem Konzert in der voll besetzten Kirche, das erst um 21 Uhr begann, waren noch zwei
weitere Chöre beteiligt, der Städtische Chor von Canelones und der Arvum Chor, ein kleines
Vokal-Ensemble.
Der Monteverdi-Chor hatte wie immer als letzter Chor zu singen und wurde trotz der späten
Stunde nicht ohne Zugaben entlassen. Das begeisterte Publikum dankte den Gästen mit
Standing Ovations.
Anschließend lud der Städtische Chor zu einem gemeinsamen Abendessen in ein schönes
Restaurant ein, wo die Chormitglieder Gelegenheit zu Gesprächen mit den gastgebenden
Chören hatten. Erst gegen 2 Uhr morgen kehrte der Chor nach Montevideo zurück.
Mittwoch 10. Oktober
Der Vormittag stand zur freien Verfügung.
Gothart Stier fuhr mit zwei Mitarbeitern aus dem Chor mit dem Taxi zur Deutschen Schule,
wo er den für die Musikerziehung zuständigen Lehrer Michael Cordes traf, der die
Workshops von Gothart Stier, die in der Deutschen Schule stattfinden sollten, als
Dolmetscher betreuen wollte.
Auch war Herr Cordes verantwortlich für das geplante Treffen mit Schülern der Musikkurse
der Deutschen Schule. Nachdem der Saal besichtigt und der Ablauf der geplanten
Workshops geklärt war, wurde das Programm für das Chortreffen am nächsten Tag
besprochen. Da prüfungsbedingt nur eine relativ kleine Auswahl von Schülern an dem
geplanten Termin zur Verfügung stehen konnte, war das Treffen in ein Konzert
umfunktioniert worden, das in der Deutschen Kirche stattfinden sollte. Der Monteverdi-Chor
sollte im 1. Teil des Konzerte ein 30-Minuten-Programm mit geistlicher Chormusik singen,
Michael Cordes wollte im 2. Teil seinen Auswahl-Kinderchor präsentieren.
Um sich einen Eindruck von Kirche zu machen, fuhr Gothart Stier mit seinen Mitarbeitern
nach Ende der Besprechung zur Deutschen Kirche, wo der Pastor der Kirche, Armin Ihle, die
Gäste aus Deutschland erwartete. Pastor Ihle erwies sich als sehr originelle Persönlichkeit.
Sein Pastorat ist angefüllt mit Erinnerungsstücken aus einer langen Dienstzeit in vielen
südamerikanischen Ländern.
Auf seine schlichte Kirche, die auch ein Kulturzentrum mit vielen Veranstaltungen ist, ist er
sehr stolz. Sie wurde 1910 geweiht und liegt in einem Wohnviertel von Montevideo. Die
Kirche hat ca. 200 Plätze. Sie verfügt über eine kleine Orgel, die auf einer Empore steht. Eine
Besonderheit sind ihre bunten Seitenfenster, die Wappen ihrer Stifter tragen, der
Hansestadt Bremen und der Freien und Hansestadt Hamburg.
Nach dem Mittagessen in eine Restaurant im Zentrum der Stadt wurde der Chor von zwei
Reiseleitern abgeholt, die uns auf einem Stadtrundgang und einer Stadtrundfahrt die
wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Montevideo zeigen wollten. Dieser ursprünglich nicht
geplante Programmpunkt wurde auf Wunsch des Chores vom Festival gern erfüllt.
Danach galt es nach nur kurzer Pause zum Workshop aufzubrechen, wohin die Busse den
Chor brachten. Es nahmen rund 100 Chorleiter und Chorsänger an diesem für zwei Abende
geplanten Workshop teil.
Gothart Stier widmete sich zunächst dem Thema Chorerziehung und Chorische
Stimmbildung, und erarbeitete mit den Anwesenden praktische Übungen. Im zweiten Teil
widmete er sich der Werk-Interpretation. Hierfür hatten die Teilnehmer vier Chorwerke
vorbereitet: Mendelssohns „Jauchzet dem Herrn“, Scarlattis „Exsultate Deo“, Bruckners
„Ave Maria“ und die Fuge aus Bachs Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“.
Nach dem Workshop fand um 22 Uhr das Abendessen im „Café Tribunales“ statt.
Donnerstag, 11. Oktober
Noch einmal gab es einen freien Vormittag, den die Choristen für einen ausführlichen
Stadtbummel nutzten.
Schon bald nach dem Mittagessen standen die Busse parat für die Fahrt zur Deutschen
Kirche, wo vor dem Schulkonzert eine Probe stattfinden sollte.
Das Konzert begann um 17.30 Uhr. Da es mit kleinen Plakaten angekündigt worden war, war
die Kirche fast voll besetzt. Für dieses Kirchenkonzert hatte Gothart Stier auch angesichts der
Tatsache, dass viele Kinder und Jugendliche im Publikum waren, klangvolle und virtuose Titel
aus dem Tournée-Programm ausgewählt. Im zweiten Teil des Konzerte bot der AuswahlKinderchor der Deutschen Schule unter Michael Cordes schwungvolle und stimmungsvolle
überwiegend populäre Songs mit Begleitung von Keybord, Schlagzeug und anderen
Rhythmus-Instrumenten. Die Kinder hatten viel Spaß am Musizieren und sorgten für
ausgelassene Stimmung in der relativ kleinen Kirche.
Nur eine kurze Pause blieb dem Chor, der von der Deutschen Kirche mit Gebäck und Kaffee
bewirtet wurde, bevor es galt zum Workshop in die Deutsche Schule zu fahren.
Nach dem Workshop wartete im „Café Tribunales“ ein wohlverdientes, spätes Abendessen.
Freitag, 12. Oktober
Für den Vormittag hatte sich das Festival etwas Besonderes für die deutschen Gäste
ausgedacht, ein Workshop für uruguayische Musik. Wir hatten keine Ahnung, was uns
erwartete.
Nur wenige Minuten vom Hotel entfernt gab es in einem schön restaurierten
Jugendstilgebäude ein Kulturzentrum, in dessen Saal der Workshop für die deutschen Gäste
stattfand.
Man hatte einen prominenten uruguayischen Musiker dafür engagiert. Er erzählte zunächst
von den Besonderheiten der uruguayischen Musik bevor er den Chor agieren ließ. Ein
komplizierter Grundrhythmus musste erklatscht werden, bis jeder ihn konnte. Danach
mussten die einzelnen Stimmgruppen mit Hilfe einer Gitarre Melodien erlernen. Es wurde
nach Gehör studiert, wie es in Uruguay üblich ist. Als schließlich Rhythmus und Melodien
richtig zusammenklangen, kam der letzte Baustein hinzu, der Text. Jeder erhielt ein Textblatt
und musste nun Rhythmus und Melodie auf Text singen, was nach einiger Übung erstaunlich
gut klappte. Es war ein populäres Volkslied, das der Chor auf diese Weise in dem
zweistündigen Workshop lernte und noch bei einigen Gelegenheiten zur Freude der
Gastgeber anstimmte.
Nach einer längeren Mittagspause ging es gegen 17.30 Uhr zum Theater, wo am Abend das
Schlusskonzert des Festivals stattfinden sollte.
Die Nelly Goitinos Hall im Sodre Theater ist ein Saal mit ca. 700 Plätzen und einer für ein
Theater relativ guten, durchsichtigen Akustik.
Das Konzert begann um 20.30 Uhr. Drei Chöre bestritten das Programm: Neben dem wie
immer zum Schluss auftretenden Monteverdi-Chor, der Chor Upsala Montevideo, ein Chor
mit typisch uruguayischem Repertoire und der Männerchor „Drakkar“. Dieser Chor
beeindruckte uns sehr, nicht nur weil unser Begleiter Martin dort mitsang. Eine junge
Chorleiterin dirigierte die rund 30 Männer mit Schwung und Ausdruckstärke. Sie brauchten
kein Keybord sondern sangen ein, in europäischem Sinne, klassisches Chorprogramm mit
Werken von Grieg bis Kodaly. Ein wirklich guter Männerchor.
Auch in diesem letzten Konzert des Festivals wurde der Monteverdi-Chor mit seinem
abwechslungsreichen, vielsprachigen Programm mit Standing Ovations gefeiert und nicht
ohne drei Zugaben entlassen.
Im Anschluss an das Konzert trafen sich die Chöre zu einem gemeinsamen Abendessen im
schon bekannten „Café Tribunales“.
Samstag, 13. Oktober
Der letzte Tag in Uruguay sollte noch einmal ein besonderer werden, denn es stand ein
Konzert in Punta del Este auf dem Programm, dem mondänen Badeort von Uruguay. Das
Konzert fand zwar in Zusammenarbeit mit dem Festival statt, war aber eine Einladung des
Centro Cultural de Musica Uruguay. Es war das letzte Konzert in der Jubiläums-Saison „20
Jahre Konzerte in Punta del Este“.
Gegen Mittag fuhren wir nach Punta del Este. Auf dem Weg hatten wir eine kurze Pause an
einem spektakulären Aussichtpunkt bevor es in die Stadt ging, die an einer weiten Bucht
liegt und von Ferne mit ihren Hochhäusern ein wenig an die Copa Cabana von Rio de Janeiro
erinnert. Selbstverständlich wurde uns auch die Hauptattraktion von Punta del Este gezeigt,
die aus dem Sand herausragende Hand.
Nach einer zweistündigen Freizeit zum Bummeln oder Mittagessen fuhren wir gegen 17 Uhr
ins Hotel Conrad, in dessen Theater das Konzert stattfinden sollte.
Nachdem es einige Zeit gedauert hatte, bis uns der Bühneneingang geöffnet wurde, fühlten
wir uns gleich sehr willkommen, denn das Hotel hatte einen „dekorativ präsentierten Imbiss“
mit etlichen Getränken hinter der Bühne für den Chor bereitgestellt.
Der Saal war nicht ganz so erfreulich. Es gab zwar eine funktionierende Theaterbühne, doch
war der Hotelsaal selbst mit plüschigen Sitzbänken und Tischen ausgestattet, die für eine
muffige Akustik sorgten.
Das Konzert, zu dem die Veranstalter viele lokale Chöre eingeladen hatten, war sehr gut
besucht und begeisterte das Publikum, obwohl in der plüschigen Atmosphäre
Klangzaubereien kaum möglich waren. Die Lieder und Chansons des Programms, die mehr
Durchsichtigkeit als Klangfülle verlangten, kamen in der trocknen Akustik am besten zur
Geltung.
Nach dem Konzert war der Chor zu einem Dinner geladen. Wir fuhren mit dem Bus aus der
Stadt heraus auf das Sportgelände einer Privatschule, deren Elternchor unsere Gastgeber
waren. Es erwartete uns eine große Überraschung.
In einer schönen holzgetäfelten Halle war ein köstliches Spezialitäten-Buffet aufgebaut.
Selbstgebastelte Mobiles hießen den Chor und etliche weitere Gäste willkommen. Der
Direktor der Schule, die aus einer privaten Initiative entstanden ist, begrüßte uns und lud ein
zu Speis und Trank. Es wurde ein fröhliches Fest mit Gesang und Tanz und auch
nachdenklichen Momenten. Man erfuhr, dass diese Schule, die heute 700 Schüler aus allen
Gesellschaftsschichten hat, Stipendien an arme Kinder vergibt und ihre Schüler auch zu
praktischer Arbeit erzieht. So hat die Schule einen Weinberg, dessen hervorragenden Wein,
den einige von uns kosten durften, die Schüler selber produzieren. Es gibt eine Weberei und
Spinnerei, es gibt aber auch beste Sporteinrichtungen und natürlich Unterricht in allen
erdenklichen Fächern.
Es wurde ein langes Fest. Erst gegen Mitternacht traten wir die Rückfahrt nach Montevideo
an, wo wir gegen 2 Uhr morgens eintrafen.
Sonntag, 14. Oktober
Nach kurzer Nacht holten uns um 7 Uhr morgens zwei Busse des Fährdienstes Busquebus ab,
um uns nach Colonia zu bringen, wo wir die Fähre nach Buenos Aires erreichen mussten.
In Buenos Aires erwarteten uns schon unsere beiden Reiseleiterinnen von Sintec Tours mit
zwei Bussen. Nun hieß es Abschied nehmen: der größte Teil des Chores flog zurück nach
Deutschland, eine kleinere Gruppe von 18 Choristen flog für zwei Tage zu den Wasserfällen
von Iguazu und trat erst am 16. Oktober die Heimreise nach Deutschland an.
Montag, 15. Oktober
Ankunft der Hauptgruppe in Deutschland
Es war eine wirklich sehr gelungene Konzertreise nach Südamerika mit eindrucksvollen
Begegnungen und Erlebnissen von der die begeisterten Chormitglieder am 15. Oktober in
herbstliche Hamburg zurückkehrten. Die gut zweiwöchige Reise stand unter einem guten
Stern. Es gab keine nennenswerten organisatorischen Probleme, es gab keine wesentlichen
Krankheits-Ausfälle, es gab auch keine Sicherheitsprobleme, vor denen in Südamerika
ständig gewarnt wird.
Das wichtigste waren natürlich die sieben Konzerte, die allen Ensemble-Mitgliedern großen
Spaß machten, weil die gute Vorbereitung es dem künstlerischen Leiter des Chores Gothart
Stier ermöglichte, in den wechselnden Programmen den Chor immer wieder zu
Höchstleistungen zu animieren. In allen Konzerten erlebte der Chor ein interessiertes
Publikum, dass konzentriert zuhörte, sich gern auf die musikalische Reise durch
verschiedene Jahrhunderte und Stile mitnehmen ließ und seine Begeisterung über die
eindrucksvolle, gestalterische Leistung des Chores in Standing Ovations zum Ausdruck
brachte.
Wie wir von der Festival-Leitung erfuhren, hat unsere Teilnahme künstlerisch wie auch
menschlich bleibende Spuren hinterlassen. Die Konzerte haben im a-cappella Bereich
chorische Maßstäbe gesetzt und das Publikum offenbar so beeindruckt, dass auch Wochen
später noch darüber gesprochen wurde. Besonders beeindruckend war für die FestivalLeitung der Kommentar eines jungen Chorleiters aus Canelones, der sagte: „Es habe ihn sehr
glücklich gemacht, hören zu dürfen, was ein solcher Maestro mit einem solchen Chor
erreichen kann.“
Aus der weiten Welt zurückgekehrt standen sehr schnell die nächsten Proben an, denn der
Chor hatte drei Weihnachtskonzerte in Berlin, Potsdam und Hamburg zu singen. Außerdem
wollte Gothart Stier die Proben vor Weihnachten nutzen, um sich einen Einruck darüber zu
verschaffen, wie viele Chormitglieder die für Februar geplante „h-moll-Messe“ von Bach
noch kannten, denn die letzten gemeinsamen Aufführungen gab es im Jahre 2005 zum
50jährigen Bestehen des Monteverdi-Chores.
Vor den Weihnachtskonzerten galt es noch einen „dienstlichen Auftrag“ zu erfüllen. Alle
zwei Jahre findet in Hamburg ein Deutsch-Chinesisches Wirtschaftstreffen statt, an dem
hochrangige Vertreter aus Wirtschaft und Politik teilnehmen. Seit Beginn dieser Konferenzen
wird das Festliche Dinner in der Handelskammer vom Monteverdi-Chor musikalisch eröffnet.
Diesmal hatte der Chor außer den beiden Nationalhymnen und einem chinesischen Volkslied
auch noch die Europa-Hymne zu singen. Die Leitung hatte wieder Assistent Gints Racenis, da
der Termin mitten in der Woche stattfand und Gothart Stier wegen anderer Verpflichtungen
nicht aus Leipzig anreisen konnte.
Auch die a-cappella-Weihnachtskonzerte am 1. Advents-Wochenende im mit über 800
Besucher sehr gut gefüllten Berliner Dom und in der voll besetzten Potsdamer Nikolaikirche
gelangen dem Chor sehr gut und fanden die Bewunderung des Publikums. Einige
Chormitglieder wurden beim Verlassen des Berliner Domes von Besuchern gefragt, wie sie es
gemacht hätten, dass man auch den Text der Stücke verstanden hätte, obwohl doch der
Dom dafür bekannt ist, dass alles verschwimmt.
Ein Kompliment, das auch Dirigent Gothart Stier sehr erfreute, weil er mit großer Intensität
den Chor trainiert, durchsichtig, präzise und mit deutlicher Sprachartikulation zu musizieren.
Am 2. Advents-Wochenende stand eine Wiederholung des Berliner Programms in der
schönen, kleinen Eppendorfer Johannes-Kirche auf dem Programm. Der Chor konnte auch in
diesem Konzert dem begeistert applaudierenden Publikum noch einmal seine ganze Vielfalt
an Gestaltungsmöglichkeiten zeigen, denn das Programm umspannte Weihnachtsmusik aus
vier Jahrhunderten von altbekannten Weihnachtliedern über romantische Kompositionen
wie das „Magnificat“ von Felix Mendelssohn Bartholdy bis zum „Machet die Tore weit“ von
Kurt Thomas.
Mit den Weihnachtskonzerten war das Chorjahr 2012 aber dieses Mal noch nicht zuende,
denn eine Gruppe von 25 Choristen sollte am Silvesterabend den Chor der Nikolaikirche
Potsdam bei einer Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven unterstützen.
Am 30. Dezember ging es mit privaten Autos nach Potsdam, wo die Bachgesellschaft für den
Chor Zimmer im Kongresshotel am See reserviert hatte. Nach den Proben und vor dem
Konzert konnten die Chormitglieder Potsdam oder Berlin genießen. Nach dem
Silvesterkonzert in der übervollen Nikolaikirche, das bereits um 19 Uhr begann, war im
Kongresshotel eine Silvesterfeier geplant. Die Chorkasse übernahm die Hälfte der Kosten für
die Teilnahme an dem üppigen Silvester-Buffet, das das Hotel für seinen großen Silvesterball
vorbereitet hatte. Am Ball nahmen die Choristen allerdings nicht teil, sondern sie hatten
einen gemütlichen, festlich eingedeckten kleinen Raum für sich, in dem ein aufmerksamer
Kellner fürs Wohlergehen sorgte.
Das Jahr endete für die Potsdamer Choristen mit einem großartigen, von musikalischen
Klängen untermalten Feuerwerk, das das Kongress-Hotel für seine Ballgäste abbrannte.
Große Aufgaben erwarten den Monteverdi-Chor auch im Jahre 2013. Am 23. Februar wird
die „h-moll-Messe“ von Johann Sebastian Bach in der St. Michaelis-Kirche aufgeführt
werden, am 3. Mai konzertiert der Chor im Rahmen des evangelischen Kirchentags in der
Hauptkirche St. Nikolai und am 17. Juni folgt der Monteverdi-Chor einer Einladung zum
Internationalen Bachfest nach Leipzig.
Das vorgesehene Programm mit Bachs Kantate Nr. 78, Beethovens „Christus am Ölberg“ und
Schuberts „Stabat Mater“ ist wieder eine echte Herausforderung für den Chor, dem somit
ein arbeitsreiches Frühjahr bevorsteht.
Allen, die die Chorarbeit in diesem Jahr wieder unterstützt haben, sei an dieser Stelle
herzlich gedankt. Wir hoffen, dass wir auch weiterhin Unterstützung erfahren werden.
Spendenkonto:
Universität Hamburg – Stiftung „Monteverdi-Chor“
Konto-Nr. 080262942 – Deutsche Bank Hamburg – BLZ 20070000
Informationen unter www. Monteverdi-Chor.de