Chinchilla - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller

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Chinchilla - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller
Autorin: Dr. med. vet. Nina Müller und
Bianca Belzner
Chinchilla
Der natürliche Lebensraum der Chinchillas liegt in den südamerikanischen Anden in 3000 bis 5000
Metern Höhe. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und schlafen tagsüber in z.T.
selbstgegrabenen Höhlen, Tunneln oder Felsspalten. Ihre Ernährung besteht v.a. aus Gräsern
und Büschen der Hochgebirgsregion. Da die Chinchillas weder Talg- noch Schweißdrüsen besitzen,
ist das Haarkleid nicht wasserabweisend. Sie sind gute Springer und geschickte Kletterer. Als
Nagetiere haben auch sie permanent nachwachsende Schneide- und Backenzähne. Sie nehmen
wie Meerschweinchen ihren Blinddarmkot auf.
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Physiologische Daten
 Zyklusdauer: 23-30 Tage
 Brunstdauer: 4-5 Tage, Ovulation induziert bei Deckakt
 Geschlechtsreife: weiblich 4-6 Monate, männlich 9 Monate
 Zuchtreife: ab 8-9 Monate
 Trächtigkeitsdauer: ca. 111 Tage (C. lanigera), 128 Tage (C. brevicaudata)
 Wurfgröße: 1-4 Junge
 Geburtsgewicht: 30-50g, Augen bei Geburt geöffnet, Nestflüchter, behaart
 Säugezeit: 4-8 Wochen
 Wurfzahl pro Jahr: 2-3 x
Körpergewicht: 400-600g
Lebenserwartung (maximal): 10-20 Jahre
 Futterbedarf: ca. 5 g ( 3-6) TS / 100 g KM täglich ( d.h. ca. 25g / Tier /Tag ),
der Magen fasst ca. 60 ml
 Wasserbedarf :
2-12 ml/100g KM (d.h. ca. 10-50 ml / Tier / Tag )
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Haltung
Chinchillas leben in der Natur in Kolonien, von einer Einzelhaltung ist daher dringend
abzuraten. Am besten ist ein Paar, das vor der 10. Lebenswoche zusammenkommt. Ansonsten
müssen die Tiere in der Kennenlernphase vorsichtig aneinander gewöhnt werden. Unter Männchen
kann es zu Beißereien kommen. Dann ist eine Kastration angeraten.
Käfig
 Geeignet sind Zimmer - Volieren für Kleinvögel mit kräftigen Vierkantdraht und einer
Mindestgröße von 100 (H) x 100 (B) x 100 (T) cm pro Paar.
 Bodenwanne aus verzinktem bzw. Edelstahl. Kunststoffwannen können angenagt werden.
 Einstreu: Kleintierstreu ( nicht imprägnierte Hobelspäne )
 Sandbad in Wanne mit mind. 5 cm hohem Rand, Attapulgus-Badesand, Silbersand feinste
Körnung, Erneuerung alle 3-4 Wochen.
 Schlafbox, Sitzbretter in unterschiedlicher Höhe, dicke ungespritzte Äste zum Klettern und
Benagen (Obstbaum, Haselnuss, Weide vorher mit Wasser gereinigt)
 Trinkschale oder Trinkflasche, Futterschale, Heuraufe
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Fütterung
 täglich frisches Wasser, bei Verunreinigung erneuern!
 rohfaserreiches Heu stets zur freien Verfügung
(Brennnessel, Distel, Topinambur).
 Alleinfutter in Pelletform ( ca. 5,5g / 100g KM )
( 16-18% Rohfaser, 14-16% Rohprotein, 2-4% Rohfett)
 Leckerbissen sollten insgesamt weniger als 10 % der täglichen Nahrung ausmachen, da die
Verdauung der Chinchillas auf viel Rohfaser angewiesen ist;
z.B. 2-3 ungeschwefelte Rosinen tgl., Johannisbrot, Nüsse sind zu fett!
 Getrocknete Früchte, Kräuter
 Obst (Äpfel) , Gemüse ( Möhren ) bzw. Grünfutter dosiert ( Durchfallgefahr!)
Fütterungsfehler
 Unbekanntes oder ungewohntes Futter (auch Gras nach der Winterpause!) soll erst in
kleinen Mengen angeboten werden, bis sich die Darmflora darauf einstellen kann. Sonst
entstehen Durchfall oder Blähungen bis hin zur Kolik !
 Verdorbenes oder kaltes Futter führt zu üblen Verdauungsstörungen.
 Zu viele Leckerbissen, v.a. Nüsse führen zu Übergewicht mit der Gefahr der
Leberverfettung sowie Sohlengeschwüren durch Überbelastung und Bewegungsunlust.
 Nassfutter wie Obst, Gemüse, Gras kann in größeren Mengen zu Durchfall führen, da der
Darm auf Nahrung aus dem Hochgebirge spezialisiert ist.
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Pflege
 Täglich urin- und kotverschmutzte Einstreu entfernen, Trink- und Futtergefäße reinigen.
 Wöchentlich Einstreu komplett entfernen und Käfig mit heißem Wasser reinigen.
Sandbadewanne reinigen und Sand erneuern.
 Monatlich Kletteräste austauschen oder mit heißem Wasser reinigen.
 Täglich Auslauf (abends) unter Aufsicht (Vorsicht: Benagen von Pflanzen, Möbeln und
Kabeln!).
 Der Käfig sollte mit möglichst vielen Kletter- und Versteckmöglichkeiten ausgestattet sein.
Wann muss ich zum Tierarzt?
 Der Kot ist normalerweise dunkelgrünbraun, reiskornförmig, ca. 1cm x 3 mm, glatt und
trocken (ca. 200 Stück tägl.!). Wenn nicht, melden Sie sich mindestens telefonisch, damit wir
gemeinsam nach Gründen suchen können. Liegt eine Verdauungsstörung vor, sollte das
Chinchilla sofort morgens oder abends in die Praxis kommen, um den Schlafrhythmus wenig
zu stören.
 Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Chinchilla ist „anders“, empfehlen wir das Tier 2 x täglich zu
wiegen. Verliert es stetig an Gewicht, müssen Sie baldmöglichst in die Praxis kommen. Eine
Gewichtsabnahme fällt schneller auf, als ein verändertes Fressverhalten!
 Durch falschen Zahnabrieb kann es zu Zahnspitzen kommen, wobei die Backenschleimhaut
oder Zunge verletzt werden können. Das Tier hat Interesse am Futter, lässt es dann aber
doch wieder fallen oder kaut umständlich. Wir können die Zahnspitzen in der Praxis
beseitigen.
 Verklebtes oder strähniges Fell.
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 Der Urin ist wässrig-klar bis goldgelb. Durchschnittlich produziert ein Chinchilla 8-10 ml Harn
täglich. Ist der Po oder gar der Bauch nass, könnte eine Blasenentzündung vorliegen.
 Die Fußsohlen dürfen nicht gerötet oder wund sein, denn durch kleinste Wunden können
Bakterien eindringen und zu Ballenabszessen führen!
Mutterlose Welpenaufzucht
Milch-Fütterung (Humanmilch-Ersatzpräparate ) alle 2-3 Stunden ( 8 x 2,5 ml / Tag), 2-3 Wochen
lang. Beifütterung von Festfutter ist möglich, evtl. Meerschweinchenamme.
Chinchillamilch : 11-16% Rohfett, 6,4-8% Rohprotein, 1,7% Laktose (Milchzucker), Energie ca. 700
kJ/100g, Trockensubstanz 23,5g/100g.
Wärmequelle, Bauchmassage.
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