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Türkei Türkiye Cumhuriyeti Republik Türkei (Details) (Details) Wahlspruch: „Yurtta Sulh, Cihanda Sulh“ (Türkisch für „Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt“) Amtssprache Türkisch Hauptstadt Ankara Staatsform Parlamentarische Republik Staatsoberhaupt Präsident Ahmet Necdet Sezer Regierungschef Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan Fläche (Platz 36) 779.452 km² Einwohnerzahl 70.413.958 (Schätzung Juli 2006) Bevölkerungsdichte (Platz 82) 88,25 Einwohner pro km² Währung Yeni Türk Lirası Osmanisches Reich:1299 Gründung Republik Türkei:29. Oktober 1923 Nationalhymne İstiklâl Marşı Zeitzone UTC+2 Kfz-Kennzeichen TR Internet-TLD .tr / com.tr / org.tr Telefonvorwahl +90 Die Republik Türkei (Eigenbezeichnung Türkiye Cumhuriyeti, Abkürzung T.C.) ist ein Staat in Asien und, mit weniger als 4 Prozent seiner Fläche, in Europa. Die Türkei ist der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches und ging nach dem Ersten Weltkrieg aus diesem hervor. Die Türkei ist eine laizistische Republik. Der Laizismus geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal „Atatürk“ zurück. Atatürk war bestrebt, durch viele gesellschaftliche Reformen die Türkei nach dem Vorbild Europas zu modernisieren. Seit dem 3. Oktober 2005 laufen die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der Europäischen Union. Inhaltsverzeichnis • • • • 1 Geographie o 1.1 Lage o 1.2 Landschaftsbild o 1.3 Klima o 1.4 Flora und Fauna o 1.5 Städte 2 Bevölkerung o 2.1 Ethnien o 2.2 Religion o 2.3 Sprachen o 2.4 Soziales 3 Geschichte 4 Politik o 4.1 Ergebnis der Parlamentswahlen o 4.2 Gewerkschaften o 4.3 Außenpolitik • • • • • • • • • • Geographie Lage 5 Verwaltungsgliederung 6 Infrastruktur o 6.1 Straßenverkehr o 6.2 Schienenverkehr o 6.3 Luftverkehr o 6.4 Wasserverkehr o 6.5 Ölleitungen o 6.6 Telekommunikation 7 Wirtschaft 8 Bildungssystem o 8.1 Schulsystem o 8.2 Hochschulen 9 Kultur o 9.1 Literatur o 9.2 Medien o 9.3 Film o 9.4 Musik o 9.5 Küche o 9.6 Sport o 9.7 Sitten und Gebräuche o 9.8 Feiertage 10 Militär o 10.1 Zusammensetzung des Militärs o 10.2 Politische Rolle o 10.3 Wirtschaftliche Rolle o 10.4 Auslandseinsätze 11 Tourismus und Sehenswürdigkeiten o 11.1 Museen und historische Plätze o 11.2 Badestrände und Landschaften o 11.3 Weltkulturerbe und Weltnaturerbe o 11.4 Antike Weltwunder o 11.5 Naturschutzgebiete 12 Quellen 13 Literatur 14 Weblinks o 14.1 Offizielle Informationsquellen o 14.2 Unabhängige Informationsquellen o 14.3 Zeitungsartikel, Fernsehbeiträge und ähnliches Karte der Türkei Die Türkei erstreckt sich geografisch über zwei Kontinente. Anatolien, der asiatische Teil des türkischen Staatsgebiets, nimmt etwa 97 % der Fläche ein. Der europäische Teil bildet das östliche Thrakien und umfasst etwa 3 % der Landesfläche (23.623 km²). Die Landesgrenzen der Türkei haben eine Gesamtlänge von ca. 9.850 km, davon sind 7.200 km vom Meer umgrenzt. Im Westen der Türkei liegt das Ägäische Meer, im Süden das Mittelmeer und im Norden das Schwarze Meer. Daneben teilt die Türkei mit acht Nachbarländern eine Grenze mit einer Gesamtlänge von 2.648 km. Im Nordwesten grenzt sie an Griechenland (206 km Grenze) und Bulgarien (240 km), im Nordosten an Georgien (252 km), Armenien (268 km), Aserbaidschan (Exklave und autonome Republik Nachitschevan) (9 km), im Osten an den Iran (499 km) und im Süden an den Irak (352 km) und Syrien (822 km). Vor allem der Norden der Türkei gehört zu den am stärksten erdbebengefährdeten Regionen der Welt und wurde in den letzten Jahren immer wieder von Erdbeben erschüttert. Da eine gewisse chronologische Ost-West-Abfolge der Erdbeben in der Nordtürkei festzustellen ist, gehen Experten davon aus, dass in absehbarer Zeit auch İstanbul von einem großen Beben erschüttert werden könnte. Die letzten großen Beben in der Provinz Kocaeli waren weniger als 100 km von İstanbul entfernt. Landschaftsbild Die Regionen der Türkei Landschaft westlich Ankaras Die Türkei wird in sieben geographische Gebiete/Regionen unterteilt: Marmararegion, Ege, Schwarzmeerregion, Zentralanatolien, Mittelmeerregion, Ost- und Südostanatolien. Diese Regionen unterscheiden sich stark bezüglich Vegetation und Wetterbedingungen. Siehe: Geographische Gebiete der Türkei Thrakien liegt westlich vom Bosporus auf der europäischen Seite. Auf der thrakischen Hochebene bildet der Fluss Meriç die Grenze zu Griechenland. Östlich vom Bosporus liegt die Marmara-Region. Das Marmarameer trennt Europa von Asien und das Ägäische Meer vom Schwarzen Meer. Zum Mittelmeer hin erstrecken sich die Dardanellen auf einer Länge von 60 km. Die beiden Landzungen sind bei Çanakkale mit bis zu 4 km am breitesten. Am Bosporus liegt die Millionen-Metropole İstanbul. Die Landschaft in dieser Region ist hügelig und von Büschen und Wäldern bedeckt. Der fruchtbare Ackerboden weicht im Osten einer Steppenlandschaft. Die Region bildet das wirtschaftliche Zentrum der Türkei. Die Millionenstadt Bursa ist Kurort und berühmt für ihre Schwefel- und Thermalquellen. Sie liegt zu Füßen des Uludağ-Gebirges. Der Berg ist ganzjährig ein beliebtes Ausflugsziel. Die Ägäis-Region wird ebenfalls landwirtschaftlich intensiv genutzt. Die stark hügelige Landschaft erstreckt sich entlang der Westküste zwischen Çanakkale und Bodrum. Die Küstenregion gehört zu den am besten touristisch erschlossenen Regionen der Türkei. Neben Zypressen und Ölbäumen prägen Weinreben die Landschaft. In dieser Region finden sich viele antike Bauten aus der Zeit der griechischen Besiedlung, z. B. Troja, Assos (Behramkale), Pergamon (Bergama), Ephesus (Efes), Priene, Milet, Didyma und Euromos. Städte und Flüsse der Türkei Die Schwarzmeer-Region umfasst den nördlichen Küstenstreifen der Türkei. Sie ist geprägt durch ein mildes, feuchtes Klima, und auf ihrer bergigen Landschaft erstrecken sich große Wälder. Auf dem sehr fruchtbaren Boden werden Tee, Tabak, Mais und Haselnüsse angebaut. Die zentralanatolische Region umfasst die inneranatolischen Hochebenen. Hier liegen der Salzsee Tuz Gölü und Gebirgsketten, die stellenweise bis zu 3.900 m hochragen. Im Osten liegt Kappadokien, das wegen seiner in Tuffstein getriebenen Wohnhöhlen und Felsenkirchen in bis zu 2.000 m hohen Bergkegeln berühmt ist. Inneranatolien ist überwiegend durch eine Steppenlandschaft geprägt und gehört zu den trockensten Gebieten Anatoliens; in der Region um den Tuz Gölü nimmt die Landschaft wüstenähnliche Gestalt an. Deshalb ist die landwirtschaftliche Nutzung in dieser Region nicht so stark ausgebildet wie in den zuvor genannten Regionen. Vor allem Weizen, Gerste und Obst werden hier angebaut. Das Klima dieser Region ist geprägt durch heiße, trockene Sommer mit kalten Abenden. Die Winter sind mit Temperaturen bis unter -20 Grad Celsius sehr kalt. Die Mittelmeer-Region wird im Norden vom Taurus- und im Osten vom Amanosgebirge begrenzt. In dieser Region werden überwiegend Zitrusfrüchte, Bananen, Tomaten, Erdnüsse und Baumwolle angebaut. Burg von Van am Vansee im Osten der Türkei Südostanatolien ist die älteste Kulturregion der Türkei. Sie wird vom Taurus-Gebirge umschlossen. Hier verlaufen die beiden Flüsse Euphrat und Tigris. Landwirtschaftlich wird diese Region durch Weizen-, Gersten-, Wein-, Oliven- und Pistazienanbau genutzt. Neben Gebirgsverläufen ist die Region östlich des Euphrat durch ein Hochplateau geprägt. Zur weiteren landwirtschaftlichen Kultivierung werden im Rahmen des Südostanatolien-Projekts entlang des Euphrat und Tigris über 22 Staudämme errichtet. Höchste Berge der Türkei: (siehe auch: Liste der Berge in der Türkei) • Großer Ararat (Büyük Ağrı Dağı) - 5165 m • Buzul Dağı - 4116 m • Süphan Dağı - 4058 m • Kleiner Ararat (Küçük Ağrı Dağı) - 3925 m • Kaçkar Dağı - 3932 m • Erciyes Dağı - 3917 m • Uludağ - 2543 m Der Tigris in der Nähe von Diyarbakır Wichtigste Flüsse der Türkei: (siehe auch: Kategorie:Fluss in der Türkei) • • • • • • • Kızılırmak 1355 km Fırat (Euphrat) Sakarya Murat Tigris (Dicle) Seyhan Ceyhan • Göksu, Çoruh, Großer Mäander (Büyük Menderes). Seen der Türkei: • Van Gölü 3713 km² • Tuz Gölü 1500 km² (Salzsee) • Beyşehir Gölü 656 km² • Eğridir Gölü 468 km² • Akşehir Gölü 353 km² • İznik Gölü 298 km² Bedeutende Inseln der Türkei: (siehe auch: Kategorie:Insel (Türkei)) • • • • • • • Gökçeada 279 km² Marmara Adası 117 km² Bozcaada 36 km² Uzunada 25 km² Alibey 23 km² Paşalimanı 21 km² Avşar 21 km² Klima Klimadiagramm İstanbul Klimadiagramm Ankara Klimadiagramm Antalya Klimadiagramm Van Flora und Fauna Die Fläche der Türkei wird zu 26,2 % von Wald eingenommen, landwirtschaftlich werden 36,3 % der Gesamtfläche genutzt. Die Flora der Türkei gilt als die vielfältigste und abwechslungsreichste im Nahen Osten. Es finden sich rund 9.000 Pflanzenarten mit 850 Gattungen; im Süden vor allem Pflanzen, die sich an die trockenen Sommer angepasst haben, z. B. immergrüne Hecken und Sträucher, Eichenbäume, Oliven- und Johannisbrotbäume. In den Hochebenen sind wilde Blumen und Bodendecker heimisch. Die Steppen werden von Sträuchern, Nadelwäldern und Schwarzkiefern beherrscht, die trockenen Gebiete auch von Disteln und Kakteengewächsen (Dornpolster). Im Norden, vor allem an der Schwarzmeerküste, finden sich ausgedehnte Haselnuss-, Mais- und Teeplantagen, im Süden eher Obst- und Baumwollplantagen. Auch sind viele Niederwildarten und Wildschweine heimisch, wobei sich ihr Bestand durch die Jagd beständig dezimiert. An Nutztieren finden sich vorrangig Rinder, Pferde, Büffel, Schafe und Ziegen. Der Kamelbestand ging in den letzten Jahrzehnten beständig zurück; sie werden heute vorrangig für sportliche Wettkämpfe und nicht mehr als Lastenträger gezüchtet. Die größten Raubtiere, die heute noch in der Türkei leben, sind u. a. Braunbären, Wölfe, Schakale und einige Luchsarten. Der letzte türkische Leopard soll 1979 in Hakkari von einem Bauern erlegt worden sein. Die Türkei ist Brut- und Überwinterungsplatz für zahlreiche Vogelarten. Südlich von Bandırma - im Kuşcenneti-Nationalpark - liegt ein bekanntes Vogelparadies, wo Pelikane, Wildenten, Störche, Kormorane, Nachtigallen und Fasane ihre Heimat gefunden haben. Städte Blick vom Atakule Tower auf Ankara (Richtung NNO) Die Verstädterung ist in der Türkei weit voran geschritten, 74 % der Gesamtbevölkerung leben in der Stadt. Während der Südosten der Türkei sehr dünn besiedelt ist, konzentriert sich die Bevölkerung in den großen Städten der Westküste. Die Bosporus-Brücke in Istanbul Hauptstadt ist das in Zentralanatolien gelegene Ankara mit 3.203.362 Einwohnern. Ankara ist auch eine wichtige Wirtschafts- und Universitätsstadt. Größte Stadt und zugleich wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist das am Bosporus gelegene Istanbul (früher Konstantinopel), das auf beiden Seiten der Meeresenge liegt und sich so auf zwei Kontinente über eine Fläche von 1.269 km² erstreckt. Die eigentliche Stadt hat 8.803.468 Einwohner; in der Metropolregion, die mit der Bodenfläche der Provinz Istanbul identisch ist, leben auf einer Fläche von 5.220 km² - das ist mehr als doppelt so groß wie das Saarland - 11.588.545 Menschen. Damit ist Istanbul eine der größten Städte der Welt. İzmir ist mit 2.732.669 Einwohnern die drittgrößte türkische Stadt und verfügt nach Istanbul über den zweitgrößten Handelshafen. Bursa (1.194.687 Einwohner) die ehemalige Hauptstadt des Osmanischen Reiches ist heute ein wichtiger Wirtschaftsstandort für die Automobil- und Textilindustrie. Die wichtigste Stadt im Südosten der Türkei ist Diyarbakir. Diyarbakir besitzt nach der Chinesischen Mauer die größte und besterhaltene Befestigungsanlage der Welt. Sie besteht zum größten Teil aus Basalt. Die Anlage wird in einen inneren und einen äußeren Abschnitt unterteilt. Weitere wichtige Städte sind Adana (1.130.710 Einwohner), Gaziantep (853.513 Einwohner), Konya und die Touristenhochburg Antalya (Stand 2000). Siehe auch: Liste der Städte in der Türkei, Geschichte Istanbuls Bevölkerung Hauptartikel: Demografie der Türkei, Minderheitenpolitik der Türkei Ethnien Die genaue ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in der Türkei ist nicht exakt feststellbar. Bei offiziellen Volkszählungen wird die ethnische Zugehörigkeit nicht erfasst. Ermittelt wird hingegen Muttersprache und Zweitsprache, wobei die Zahlen bei vielen Minderheiten aufgrund der türkischen Assimilationspolitik stark rückläufig sind. Hinzu kommt, dass sich in der Türkei seit Jahrhunderten die verschiedensten Volksgruppen mischen, so dass die Zurechnung eines Menschen zu einer Volksgruppe vielfach schwerfällt. Besonders umstritten ist die genaue Zahl der Kurden/Zaza, der größten und sich der Assimilation am stärksten entziehenden Volksgruppe. Die Angaben zu den Ethnien differieren je nachdem, welche Quellen herangezogen werden, stark. Demnach leben in der Türkei folgende Ethnien: 70–80 % Türken, ca. 20–30 % Kurden, 2–3 % Zaza, 2 % Araber, 1 % Albaner, 0,5 % Tscherkessen, 0,5 % Georgier sowie diverse andere ethnische Gruppen und Nationalitäten (Abchasen, Aramäer, Armenier, Assyrer, Bosniaken, Bulgaren, Griechen, Lasen, Tschetschenen). Die Bevölkerungsgruppe der Türken wird unterschiedlich definiert. Die türkische Regierung zählt seit 1965 Bevölkerungsgruppen dazu, die von anderen Quellen zum Teil als Angehörige anderer Turkvölker angesehen werden. Dies betrifft etwa 2–5 Millionen Krimtataren und Tataren, etwa 0,5–2 Millionen Aserbaidschaner,etwa 330.000 Yörük-Türkmenen, bis zu 200.000 Mescheten, etwa 100.000 Tahtacı, etwa 60.000 Terekeme, etwa 14.000–20.000 Gagausen, etwa 2.000 Usbeken sowie jeweils etwa 1.000 Kasachen, Kirgisen, Kumyken, Turkmenen und 500 Uiguren. Das Personenstandswesen gilt nicht immer als zuverlässig, Reisepässe und ähnliche Dokumente enthalten manchmal falsche Geburtsdaten, vor allem bei älteren Jahrgängen, bei den jüngeren Jahrgängen dagegen sind die Personendaten selten falsch. Dies hat dazu geführt dass bei Anträgen auf Sozialleistungen die altersabhängig sind, in Deutschland ein Auszug aus dem türkischen Einwohnerbuch vorgelegt werden muss. Religion Hauptartikel: Religion in der Türkei Das Prinzip der in der Türkei praktizierten Version des Laizismus schreibt eine strenge Trennung von Religion und Staat vor, genauer gesagt eine strikte Unterordnung der Religion unter den Staat. Artikel 24 der Verfassung von 1982 beschränkt die Glaubensfreiheit auf das Individuum. Religionsgemeinschaften können aus dem Verfassungsabschnitt keine Rechte geltend machen. Diese Haltung resultiert aus der herrschenden Ideologie des Kemalismus in der türkischen Gesellschaft. Die sunnitisch-islamischen Einrichtungen werden vom staatlichen Diyanet İşleri Bakanlığı, dem Präsidium für Religionsangelegenheiten, verwaltet. Es regelt die Ausbildung der etwa 100.000 Imame und Muezzine, bezahlt und erhält die Moscheen und gibt landesweit den Inhalt der zu haltenden Predigten vor. Nach offiziellen Statistiken sind 92,6 % der türkischen Bevölkerung Muslime. Davon sind etwa 65 bis 70 % Sunniten, die restlichen 30 bis 35 % Aleviten. Nach anderen Schätzungen gibt es 75 bis 80 % Sunniten und 20 bis 25 % Aleviten. Außerdem leben in der Türkei 0,2 % Christen (125.000) und 0,04 % Juden (23.000). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten jedoch noch etwa 20 % Christen (insbesondere christliche Armenier) auf dem Gebiet der heutigen Türkei und 1923 wurden 100.000 Juden in der Türkei gezählt. Zu erwähnen ist, dass auch eine kleine Anzahl von Jesiden in der Türkei lebt. Die offiziellen Zahlen sind jedoch irreführend, weil jeder Einwohner der Türkei, wenn er nicht explizit als einer anderen Religion zugehörig erklärt wird, automatisch als Moslem erfasst wird. Ein Gegenstück zum Kirchenaustritt gibt es nicht, so dass auch Atheisten und Agnostiker offiziell als Moslems geführt werden. Die Zahl der nicht religiösen Einwohner der Türkei ist daher nicht bekannt. Sprachen In der Türkei werden folgende Sprachen verwendet: • > 90 % Türkisch (Amtssprache) sowie andere Turksprachen wie Aserbaidschanisch, Tatarisch etc. • 16–17 % Kurmandschi • 2 % arabische Sprachen und Dialekte • 1–2 % Zazaisch (eine eigenständige Sprache, jedoch oftmals als kurdischer Dialekt bezeichnet) • sonstige Sprachen von ethnischen Minderheiten (Adygeisch, Aramäisch, Armenisch, Albanisch, Georgisch, Griechisch, Lasisch) Die türkische Gebärdensprache wurde im Juli 2005 von der Türkei gesetzlich voll anerkannt. Siehe auch: Turksprachen, Türkische Sprache, Türk Dil Kurumu Soziales Bevölkerungsentwicklung der Türkei von 1961 bis 2002 (Bevölkerung in Tausend Einwohnern) Seit der Republiksgründung im Jahre 1923 wuchs die Bevölkerung der Türkei schnell an. 1927 lebten in der Türkei knapp 14 Millionen Menschen, 2003 waren es knapp 70 Millionen (siehe Grafik). In den letzten Jahren hat sich das Bevölkerungswachstum sehr verlangsamt. Während es 2000 noch 1,7 % betrug, wird für 2004 von einem Bevölkerungswachstum von 1,13 % ausgegangen. Die Türkei ist gleichzeitig ein Auswanderungs- und Einwanderungsland. Aus dem Balkan, Nahen Osten, Griechenland, Iran, Zentralasien, Krim usw. kamen nach dem Fall der eisernen Mauer Aussiedler in die Republik. Auf der anderen Seite verließen viele Minderheiten die Türkei, etwa Kurden, Assyrer, Griechen, Juden, Jesiden, Zaza usw. sowie Millionen von eigentlichen Türken. Nachfolgend sind die Einwohnerzahlen der Türkei in ausgewählten Jahren aufgelistet: • • • • 1927: 14 Millionen 1961: 29 Millionen 1983: 49,5 Millionen 2004: 69 Millionen Die Türkei verfügt über eine sehr junge Bevölkerung. Der Altersdurschnitt der türkischen Bevölkerung liegt bei etwa 27,3 Jahren (Stand 2004). Die Altersstruktur setzte sich 2004 folgendermaßen zusammen: 26,6 % der Staatsbürger sind zwischen 0 und 14 Jahre alt, 66,8 % zwischen 15 und 64 Jahre und nur 6,6 % über 65 Jahre alt. Der Staat stellt für alle Bürger eine medizinische Grundversorgung zu Verfügung. 1999 kam im Durchschnitt ein Arzt auf 859 Einwohner. Die Lebenserwartung beträgt in der Türkei bei den Männern 66,6 Jahre und bei den Frauen 71,2 Jahre. Beim Lebensstandard, der durch den Human Development Index repräsentiert wird, liegt die Türkei weltweit auf dem 96. Platz (Stand 2003). Damit gehört sie zu den Ländern mit einem mittleren Entwicklungsstand (zum Vergleich: Deutschland belegt den 19. Platz). Seit der Republiksgründung wird versucht, die Stellung der Frau in der türkischen Gesellschaft zu verbessern. Die Türkei gehörte zu den ersten Staaten, die das Frauenwahlrecht einführten. Seit 1930 dürfen Frauen in der Türkei wählen und seit 1934 können sie sich selbst zur Wahl stellen. Dennoch zählt die Unterdrückung von Frauen und häusliche Gewalt in der Türkei zum Alltag. Erst 2004 wurde ein Gesetz durch das Parlament beschlossen, das so genannte „Ehrenmorde“ an Mädchen und Frauen wie vorsätzlichen Mord mit lebenslanger Haftstrafe ahndet. Davor wurden bei solchen Morden unter dem Motiv der Familienehre vor den Gerichten mit Erfolg mildernde Umstände geltend gemacht. Diese mildernden Umstände wurden mit dieser Strafrechtsreform nichtig. Siehe dazu auch den Artikel Frauenrechte in der Türkei. Geschichte Hauptartikel: Geschichte der Türkei, Kleinasien, Seldschuken, Byzantinisches Reich, Osmanisches Reich, Völkermord an den Armeniern, Völkermord an den Aramäern, Kleinasiatische Katastrophe, Türkischer Befreiungskrieg, Zypernkonflikt, Türkischer EUBeitritt Auf dem Gebiet der heutigen Türkei lebten und herrschten die Hethiter, Armenier, Griechen, Perser und nach diesen erneut die Griechen unter Alexander dem Großen. Anschließend gliederte das Römische Reich Kleinasien in sein Herrschaftsgebiet ein. Die Herrschaft des vereinten Römischen Reiches hielt bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. Danach fiel Kleinasien nach der Teilung des Römischen Reiches an Byzanz. Bronzezeitliche Mauern in Troja Die endgültige türkische Besiedlung Anatoliens begann mit dem Eintreffen der Seldschuken im 11. Jahrhundert n. Chr. Die ursprüngliche Heimat der Türken lag in Zentralasien und Westchina. Die Seldschuken schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht von Mantzikert im Jahre 1071 vernichtend. 1077 wurde das Sultanat der Rum-Seldschuken gegründet und daraufhin eroberten die Türken große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens. Nach dem Überfall der Mongolen wurde das seldschukische Reich geschwächt, so dass sich viele türkische Stämme verselbständigten. Aus einem dieser türkischen Fürstentümern (Beyliken) erwuchs das spätere Osmanische Reich. Seit dem zwölften Jahrhundert ist in westlichen Quellen die Bezeichnung des Landes als Turchia belegt. Um 1299 begründete Osman I. (*1259; †1326; (regierte 1299-1326) das nach ihm benannte Osmanische Reich und die Osmanen-Dynastie. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Osmanen über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus und des Balkans. Nachdem die Expansion des Osmanischen Reiches nach Europa hinein vor Wien zum Stillstand gebracht, das osmanische Heer dort am Kahlenberg 1683 geschlagen worden war, wurde das Reich immer weiter aus seinen europäischen Gebieten bis auf den Zipfel westlich des Marmarameeres, zwischen Istanbul und Edirne, zurückgedrängt. Das ab dem 19. Jahrhundert stark zunehmende Unabhängigkeitsstreben diverser Nationen im Vielvölkerstaat des Osmanischen Reiches, die Besetzung Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall. Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte. Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, begannen sich die Armenier mit Hilfe der Russen gegen die Türken zu erheben. Die osmanische Regierung befürchtete eine Schwächung ihrer Ostfront. Unter dem Vorwand einer Umsiedlungsaktion wurde ein großer Teil der im Reichsgebiet lebenden Armenier ermordet. Die heutige türkische Regierung bestreitet diesen Völkermord an den Armeniern und versucht auf diplomatischen Wegen, andere Staaten davon abzuhalten, ihn offiziell anzuerkennen. Er wird offiziell neben Armenien selbst durch folgende Staaten und Organisationen anerkannt: Frankreich, Italien, Russland, Belgien, Slowakei, die UNO und die EU. Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna (türkisch İzmir) und Teile von Westanatolien zugesprochen, die Region um Adana sollte an die Italiener gehen und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt. Atatürk organisierte ab dem 19. Mai 1919 den politischen und militärischen Widerstand gegen diese Pläne. Besonders heftig waren ab 1920 die Kämpfe mit Griechenland. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der Einnahme und dem Niederbrennen des damals mehrheitlich griechisch bewohnten Smyrna (İzmir). Der Sieg der Türkei gipfelte in der Kleinasiatischen Katastrophe, in dessen Folge viele Griechen und Türken aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Nach dem Sieg der Türkei wurden am 24. Juli 1923 mit dem Vertrag von Lausanne die Bestimmungen aus dem Vertrags von Sèvres revidiert. Mit dem Vertrag wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen Staates völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde der „Bevölkerungsaustausch“ mit Griechenland in geregelte Bahnen gelenkt. Nachdem alle ausländischen Kräfte aus Anatolien vertrieben wurden, rief Mustafa Kemal am 29. Oktober 1923 die Republik (Türkiye) aus. Der Name der Türkei leitet sich ab von türk („Volk, das an seine Traditionen stark angebunden ist“ (Töre)) und iye („Land“, „Heimat“). (Siehe auch: Namensherkunft Türkei). Im Laufe seiner Amtszeit führte Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in einen modernen, säkularen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten. Unter anderem wurde im Jahre 1922, noch vor der Ausrufung der Republik, das Sultanat abgeschafft und am 3. März 1924 folgte die Abschaffung des Kalifats. Im gleichen Jahr schaffte die Türkei die religiösen Gerichte (Scharia) ab, 1925 wurden im Zuge einer umfassenden „Kleiderreform“ Fez (traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) und Schleier für die Frau verboten und die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurden die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt. Der erste Präsident der Türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Zivilrecht - und damit die Einehe mit einer Gleichstellung von Mann und Frau übernommen (Die Gleichstellung der Geschlechter gelang im täglichen Leben allerdings nur teilweise). Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im gleichen Jahr die Arabische Schrift durch die Lateinische ersetzt (siehe Neues türkisches Alphabet). Im Zuge weiterer Reformen wurde in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht). Nur wenige der Reformen - etwa Atatürks Idee, in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch zu beten - wurden zurückgenommen, da man es nicht ganz durchführen und kontrollieren konnte. Nachdem Atatürk am 10. November 1938 starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü zweiter türkischer Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten. 1939 schloss sich die Republik Hatay der Türkei an und wurde zu der gleichnamigen Provinz mit der Hauptstadt Iskenderun. Anıtkabir - Das Mausoleum von Atatürk in Ankara Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewahrte die Türkei seine außenpolitische Neutralität. Erst am 23. Februar 1945 erklärte sie Deutschland und Japan symbolisch den Krieg, um anschließend die Charta der Vereinten Nationen mit zu unterschreiben. 1946 wurde in der Türkei erstmalig eine weitere politische Partei zugelassen. Die DP (Demokratische Partei) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1949, unter der Führung von Adnan Menderes, die Mehrheit der Sitze im Parlament. Damit endete die seit Republikgründung herrschende Einparteienherrschaft der CHP. Der sich abzeichnende Ost-West-Konflikt und die Versuche der Sowjetunion, Einfluss auf die Türkei auszuüben, führte zur endgültigen Aufgabe der außenpolitischen Neutralität der Türkei. 1950 nahm die Türkei auf der Seite der USA am Korea-Krieg teil und trat 1952 in die NATO ein. 1960 proklamierte der regierende Ministerpräsident Adnan Menderes ein Ermächtigungsgesetz, um die politische Opposition auszuschalten. Gegen diese Maßnahmen putschte 1960 das Militär. Menderes und andere Politiker wurden unter Korruptionsvorwurf zum Tode verurteilt und am 17. September 1961 auf Imrali gehängt. Nachdem das Militär 1961 eine neue Verfassung einführte, gab es die Macht an eine Zivilregierung ab. Inönü wurde Ministerpräsident und regierte von 1961 bis 1965. 1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziationsabkommen ab. Aber auch die Folgeregierung konnte die Probleme nicht in den Griff bekommen. Linke und rechte Terror-Aktivitäten nahmen zu und die Wirtschaftslage verschlechterte sich rapide. 1971 griff die Armee, ohne zu putschen, erneut in die Politik ein. Unter dem militärischen Einfluss wurden repressive Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung durchgesetzt. 1974 stürzte die damalige griechische Militärdiktatur den zypriotischen Präsidenten Makarios. Der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit entsandte daraufhin Truppenverbände nach Zypern, um einerseits die türkische Minderheit auf der Insel zu schützen, und andererseits einen Zusammenschluss zwischen dem damals faschistisch orientiertem Griechenland und Zypern zu verhindern. Diese Militäroperation trug den Namen Zypriotische Friedensbewegung (Kıbrıs barış harekatı). Nach schweren Kämpfen wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der zur bis heute andauernden Teilung der Insel in zwei selbständige Teile führte. Am 15. November 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern (TRNZ) unter Rauf Denktaş proklamiert. Das Militär putschte sich am 12. September 1980 zum dritten Mal an die Macht. Auslöser war die sehr instabile Phase in den 70er-Jahren, die durch wechselnde politische Koalitionen, politische und wirtschaftliche Instabilität und Terrorakte durch das extrem rechte und linke politische Spektrum geprägt war. Das Militär unter General Kenan Evren verhängte über das Land das Kriegsrecht und verbot alle politischen Parteien. Die Junta ging heftig gegen die kurdischen Separatisten und linke Oppositionelle vor. Am 7. November 1982 wurde die von den Militärs vorgelegte neue Verfassung in einem Volksentscheid angenommen. Ab Mitte der 1980er bestimmte der Kurdenkonflikt die innenpolitische Debatte in der Türkei. Die Kurdenproblematik wurde bis dahin von der Politik tot geschwiegen und war nicht im Bewusstsein der türkischen Gesellschaft. Die Assimilierungspolitik der Türkei führte zur Unterdrückung der kurdischen Kultur und Identität. Als Reaktion darauf entstand im Jahre 1984 die „Arbeiterpartei Kurdistans“ (PKK) mit Abdullah Öcalan an ihrer Spitze. Sie nahm im Südosten den bewaffneten Kampf für einen unabhängigen sozialistischen Staat Kurdistan auf. Bis 1999 sind bei den Kämpfen und Anschlägen zwischen dem türkischen Militär und der PKK 30.000 Menschen ums Leben gekommen. Am 16. Februar 1998 nahm der türkische Geheimdienst Abdullah Öcalan, den Führer der PKK, in Kenia gefangen und brachte ihn in die Türkei. Daraufhin erklärte die PKK einen einseitigen Waffenstillstand, der erst wieder 2004 gebrochen wurde. Im Februar 1994 wurde die gewählte kurdische Parlamentarierin der DEP-Partei (Leyla Zana) unter dem Vorwurf verfassungsfeindlichen Handelns inhaftiert. Mitte 2004 wurden sie und drei weitere inhaftierte DEP-Abgeordnete nach starkem Druck der EU freigelassen. Dieser Vorgang ist zu sehen im Zusammenhang mit den Bestrebungen der Türkei auf eine Mitgliedschaft in der EU. Unter der Regierung Ecevits (1999-2002) begannen umfassende Reformen im Zivilrecht, die die Menschen- und Freiheitsrechte stärkten (z. B. Versammlungs- und Demonstrationsrecht). Diese Reformen wurden unter der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (seit 2001) fortgesetzt. Unter anderem wurde die Todesstrafe abgeschafft, Folter verboten und die kulturellen Freiheiten der kurdischen Minderheit gestärkt. So ist der Gebrauch der kurdischen Dialekte, Kurdischunterricht und kurdische Radio- und Fernsehkanäle nun erlaubt. So erteilte die Regulationsbehörde für Fernseh- und Radiosender (RTÜK) am 18. August 2004 drei Privatsendern im Südosten der Türkei, die Lizenz in Kurmanci oder Zazaki zu senden. Auch der staatliche Sender TRT 3 strahlt Sendungen in Arabisch, Zazaki, Kumanci, Bosnisch usw. aus. Bülent Ecevit mit George W. Bush im Weißen Haus Am 15. November 2003 und 20. November 2003 verübte eine Zelle der Al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank. Seit 2004 sind die Kämpfe zwischen der türkischen Regierung und der PKK wieder aufgeflammt und 2005 nahmen sie nochmals an Intensität zu. Am 10. August 2005 traf sich Recep Tayyip Erdoğan in Ankara mit türkischen und Intellektuellen der in der Türkei lebenden Minderheiten um über die Probleme im Südosten des Landes zu sprechen. Anschließend verkündete Erdoğan am 12. August 2005 bei einem Besuch in Diyarbakır, dass die Probleme im Osten ein spezifisch kurdisches Problem (kürt sorunu) sind und er diesem Problem auf demokratischer Ebene begegnen will. Diese Äußerung wird in türkischen Medien bereits jetzt als historisch gewertet. Zum ersten Mal in der türkischen Geschichte wurde der spezifisch kurdische Charakter des Konfliktes im Osten der Türkei anerkannt. Nach 40-jähriger Bemühung erreichte die Türkei am 3. Oktober 2005 die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. Siehe auch: Seldschuken, Türkenkriege, Jungtürken, Panturkismus, Exil in der Türkei 1933– 1945, Kurdenkonflikt in der Türkei Politik Hauptartikel: Politisches System der Türkei In der Türkei herrscht eine Gewaltenteilung zwischen der Legislative, Exekutive und der Judikative. Nach der Verfassung aus dem Jahr 1982 ist die Türkei eine parlamentarische Demokratie mit einem relativ mächtigen Präsidenten und einer unabhängigen Justiz. Diese Verfassung wurde zuletzt 2002 verändert. Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist in der Türkei die Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük Millet Meclisi). Sie besteht aus 550 Parlamentariern, die vom Volk direkt für fünf Jahre gewählt werden. Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger in der Türkei wahlberechtigt. Gewählt werden darf jedoch nur innerhalb der Türkei, eine Wahlbeteiligung aus dem Ausland z. B. durch eine Briefwahl für im Ausland lebende türkische Staatsbürger existiert nicht. Aufgrund dieser Reglung sind Millionen von türkischen Staatsbürgern, die im Ausland (vor allem in der Europäischen Union) leben und arbeiten, von den Wahlen ausgeschlossen. Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für sieben Jahre gewählte Staatspräsident. Eine Wiederwahl des Staatspräsidenten ist per Verfassung verboten. Der Staatspräsident beauftragt den Parteivorsitzenden der Mehrheitspartei mit der Bildung der Regierung. Regierungschef ist der Ministerpräsident, der die Mehrheitspartei oder die Regierungskoalition repräsentiert. Der Staatspräsident segnet die Minister der Regierung ab. Das Verfassungsgericht ist der oberste Gerichtshof der Türkei. Es entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der vom Parlament verabschiedeten Gesetze. Erstmals wurde 2005 mit Tülay Tuğcu eine Frau zur Vorsitzenden des höchsten Gerichts der Türkei gewählt. Der Inlandsnachrichtendienst Millî İstihbarat Teşkilâtı wacht mittels umfangreicher Ermächtigungen u. a. über die innere Ordnung, Verfassung und Sicherheit des Landes. Siehe auch: Liste der Präsidenten der Türkei, Vorlage:Navigationsleiste Türkische Ministerpräsidenten Ergebnis der Parlamentswahlen Bei den Parlamentswahlen im Jahre 2002 schafften die Partei des Rechten Weges (DYP), Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), Mutterlandspartei (ANAP) und DSP aufgrund der 10%-Hürde den Einzug ins Parlament nicht. Das schlechte Abschneiden der an der Regierungskoalition von 1999 bis 2002 beteiligten Parteien DSP, ANAP und MHP lag vor allem in der schweren Wirtschaftskrise, die die Türkei 2001 in eine tiefe Rezession stürzte und viele Bevölkerungsgruppen in die Armut trieb. Die konservativ-islamische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) mit ihrem Vorsitzenden Recep Tayyip Erdoğan ging aus diesen Wahlen als klarer Sieger hervor und errang die Mehrheit der Parlamentssitze. Die neu gegründete AKP kam auf Anhieb auf 34,4 % der abgegebenen Stimmen. Obwohl sie nur ein Drittel der Stimmen auf sich vereinigen konnte, kam sie, weil viele andere Parteien an der 10%-Hürde scheiterten, auf fast 3/4 der Parlamentssitze (für Verfassungsänderungen wird eine 3/4 Mehrheit benötigt). Im Zuge von Parlamentarier-Wanderungen veränderte sich das Bild im Parlament. Mittlerweile erreicht die ANAVATAN Partei (ehemals ANAP) mit 21 Parlamentariern sogar Fraktionsstärke. Darüberhinaus schafften auch die SHP und DYP den „Sprung“ ins Parlament und sind jeweils mit 4 Abgeordneten vertreten. Die Ergebnisse der letzten Wahl (2002): • • • • • • • AKP 34,3 % CHP 19,4 % DYP 9,6 % MHP 8,3 % DEHAP 6,7 % ANAP 5,1 % DSP 1,1 % Zusammensetzung des Parlaments (Stand 5. Januar 2007): • AKP (Vors. Recep Tayyip Erdoğan) 354 Abgeordnete, • CHP (Vors. Deniz Baykal) 153 Abgeordnete, • ANAVATAN (ehemalige ANAP; Vors. Erkan Mumcu) 21 Abgeordnete, • DYP (Vors. Mehmet Ağar) 4 Abgeordnete, • SHP (Vors. Murat Karayalçın) 1 Abgeordnete • HYP (Vors. Yaşar Nuri Öztürk) 1 Abgeordneter, • GP (Vors. Cem Uzan) 1 Abgeordneter, • Unabhängige: 9 Abgeordnete, • Unbesetzt: 6 Abgeordnete. Gewerkschaften Gewerkschaftsbünde Türk-İş (gemäßigt, ca. 2,13 Mio. Mitglieder), DİSK (links-orientiert, ca. 0,35 Mio. Mitglieder) Hak-İş (islamisch-konservativ, ca. 0,36 Mio. Mitglieder). Außenpolitik Hauptartikel: Außenpolitik der Türkei Zu den außenpolitischen Konstanten gehören für die Türkei der Beitritt zur Europäischen Union, die Westbindung und das Verhindern eines eigenständigen kurdischen Staates. Die Türkei betrachtet sich auch als Schutzmacht der Turkmenen auf dem Balkan und im NordIrak. Darüber hinaus versucht die Türkei eine Führungsrolle bei den Turkstaaten (Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Kasachstan) Zentralasiens einzunehmen und ihre Beziehungen zu den autonomen türkischen Republiken und Regionen zu verbessern. Ungewöhnlich für einen mehrheitlich von Muslimen bewohnten Staat sind die guten Beziehungen der Türkei zu Israel; es werden u. a. regelmäßig gemeinsame Militärmanöver durchgeführt. Die heutige türkische Regierung bestreitet den Völkermord an den Armeniern von 1915/16 offiziell und versucht auf diplomatischen Wegen andere Staaten davon abzuhalten, den Völkermord offiziell anzuerkennen. Der Völkermord wird offiziell neben Armenien selbst durch folgende Staaten und Organisationen anerkannt: Belgien, Frankreich, Italien, Russland, Slowakei, Schweiz, die UNO und die EU. Die Türkei und überstaatliche Organisationen: Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den Vorläuferorganisationen der EU und strebte seit über vier Jahrzehnten Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft zuerst in der EWG, später der EG und zuletzt in der Europäischen Union an. Am 16./17. Dezember 2004 beschloss der Europäische Rat die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zum 3. Oktober 2005. Zuvor hatten dies sowohl die Europäische Kommission als auch das Europäische Parlament befürwortet. Obwohl die Verhandlungen pünktlich begonnen haben, machen sich Beitrittsgegner weiterhin für eine Privilegierte Partnerschaft stark - diese wird jedoch von türkischer Seite und den meisten EUMitgliedstaaten abgelehnt. Daneben ist die Türkei u. a. Mitglied bei den folgenden überstaatlichen Organisationen: • Vereinte Nationen mit Sonderorganisationen (UNO, 1945) • Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD, 1948) • Europarat (1952) • EG-AssoziierungsAbkommen (1963) • Organisation der Islamischen Konferenz (OIC, 1969) • Europäische Bank für Wiederaufbau- und Entwicklungshilfe ( EBRD, 1990) • Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken (OATCT, 1992) • SchwarzmeerWirtschaftskooperation (BSEC, 1992) • Internationaler Währungsfonds (IWF) • Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE, 1995) • assoziiertes Mitglied der WEU (1995–2000) • EU-Zollunion (seit dem 1. Januar 1996). • Gruppe der acht Entwicklungsländer (1997) • EU-Beitrittskandidat (seit 3. Oktober 2005) Konfliktfelder mit Nachbarstaaten: • Griechenland: Regionale Konfliktfelder sind die Herrschaftsräume in der Ägäis und der Zypernkonflikt. In der Ägäis geht es um den Verlauf der Grenze zwischen den beiden Ländern. Die Festlegung des Grenzverlaufes ist sehr umstritten, weil wirtschaftliche und militärische Interessen auf dem Spiel stehen. Wirtschaftlich geht es um potentielle Ölvorkommen, die beide Länder ausbeuten wollen. In letzter Zeit kam es aber zu einer Entspannung zwischen den beiden Staaten, obwohl die Unstimmigkeiten noch nicht geklärt sind (Stand 2004). • Zypern: Unstimmigkeiten wegen der in Nordzypern stationierten türkischen Soldaten. Der Versuch des griechischen Teils Zyperns, FlugabwehrRaketen auf der Insel zu stationieren, führte Mitte der 1990er Jahre fast zu einem Krieg. Die griechisch-zypriotischen Raketen wurden letztlich nicht stationiert. • Syrien: Unterstützung der PKK durch Syrien veranlasste die Türkei in den späten 1990ern zu einer Kriegsdrohung gegenüber Damaskus. Syrien fühlt sich durch die enge militärische Kooperation zwischen Israel und der Türkei bedroht. Auch gibt es Streitigkeiten wegen des Euphratwassers. Der Bau von Staudämmen im Rahmen des Südostanatolien-Projekts führt auf Seiten von Syrien zu der Befürchtung, dass die Türkei eines Tages das Wasser als Machtinstrument benutzen könnte. • Irak: Die Türkei sieht im Falle eines Sieges der Kurden in Kirkuk bei den Wahlen am 30. Januar 2005 und dessen Eingliederung in die autonome Kurdenregion in Irak einen möglichen Kriegsgrund. Hintergrund ist, dass durch die reichen Ölfelder in Kirkuk ein wirtschaftlich überlebensfähiger, selbstständiger kurdischer Staat denkbar wäre. Durch einen Kurdenstaat im Nordirak könnte der Kurdenkonflikt in der Türkei erneut aufflammen. • Bulgarien: Die massive Unterdrückung der türkischen Minderheit in Bulgarien, die sich während der über 500jährigen türkischen Besatzung Bulgariens von 1393 bis 1908 niederließ, sorgte insbesondere zeitens des Kalten Krieges stets für Spannungen zwischen den beiden Ländern. Mitunter kam es im Zuge des Widerstandes gegen das frühere sozialistische Regime in Bulgarien zu terroristischen Anschlägen durch die unterdrückte türkische Minderheit gegen Ziele in Bulgarien (u. a. Bombenanschlag auf einen voll besetzen Reisezug während einer Tunnelfahrt 1988). Heute ist der Konflikt weitestgehend beseitigt und die Regierungen beider Länder pflegen nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Bedeutung der Türkei für Bulgarien gute Beziehungen. Verwaltungsgliederung Die Kommunalverwaltung ist in der Türkei in 81 Provinzen (il oder valilik) unterteilt, die durch den Gouverneur (Vali) verwaltet werden. Die einzelnen Provinzen sind weiter in einzelne Landkreise und Gemeinden unterteilt. Die Landkreise (ilçe oder kaymakamlık) werden von einem Kaymakam geleitet, der vom Innenminister ernannt wird. Die Bürgermeister (Belediye Başkanı) und Dorfvorsteher (Muhtar) werden vom Volk gewählt. Die Autonomie der unteren Ebenen wird unter anderem durch das Fehlen eigener Geldquellen eingeschränkt. Siehe auch: Liste der türkischen Provinzen Infrastruktur Aufgrund seiner Lage als Knotenpunkt zwischen Asien und Europa ist der Verkehrssektor eine wichtige Einnahmequelle der Türkei. Die Transportdienstleistungen umfassen neben den Straßen-, auch See-, Luft-, Schienenverkehr und Transporte über Rohrleitungen. Mit internationalem Personen- und Güterverkehr auf Straßen erwirtschaftete die Türkei 1999 1,2 Milliarden Euro. Der inländische Gütertransport und Personenverkehr erfolgt fast ausschließlich auf der Straße. Der Güterverkehr mit dem Ausland erfolgt überwiegend über den Wasserweg und der Personenverkehr über den Luftweg. 2000 machte der Verkehrs- und Kommunikationssektor rund 14 % des Bruttoinlandsprodukts aus. 27,3 % aller öffentlichen Investitionen werden in diesem Bereich getätigt. Damit zeigt sich eindrucksvoll die Bedeutung dieses Sektors für die Türkei. Straßenverkehr Die Straßen in der Türkei haben eine Länge von insgesamt 413.724 km. Davon sind 62.000 km Landstraßen, 350.000 km sog. Dorfstraßen und 1.800 km Autobahn. Das Autobahnnetz soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Die wichtigste Autobahnstrecke ist die von İstanbul nach Ankara (O-4), auch die O-52 von Adana nach Gaziantep ist wichtig für Verkehr und Transport. Weitere Autobahnen existieren um İzmir (O-31 und O-32) und im südlichen Teil des Landes (Mersin, İskenderun, Pozantı). Eine Autobahn von İzmir nach Manisa ist im Bau, die Autobahnen Adana-Ankara und GaziantepŞanlıurfa sind ebenfalls im Bau. Auf den Straßen werden 89,2 % (Stand 2000) aller inländischen Güter transportiert. Der Anteil des Personenverkehrs ist mit 95 % sogar noch höher. Bei Überlandfahrten sind Reisebusse sehr beliebt. Hier konkurrieren viele Unternehmen um die Gunst der Fahrgäste, daher ist der Service bei den Busgesellschaften sehr hoch, so wird bei den Überfahrten den Reisenden Kaffee, Tee, Wasser und Gebäck gereicht. Die Einnahmen durch Mautgebühren betrug im laufenden Jahr 2005 231 Millionen YTL und soll am Ende des Jahres nach staatlichen Schätzungen bei 357 Millionen YTL liegen. Mautpflichtig sind die zwei Brücken über den Bosporus in Istanbul und 6 Autobahnstrecken. Die Brücken (Bosporus-Brücke und Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke) benutzten über 136 Millionen Fahrzeuge und die mautpflichtigen Straßen über 120 Millionen Fahrzeuge. Der Nahverkehr wird in den Städten durch öffentliche Busse organisiert. Da aber der öffentliche Nahverkehr ungenügend ausgebaut ist, dominieren Sammeltaxis (Dolmuş). Der türkische Name „Dolmuş“ rührt daher, dass diese „Taxis“ nicht zu einer festen Abfahrtszeit losfahren, sondern erst, wenn der Kleinbus hinreichend voll ist. Diese Kleinbusse gehören Privatpersonen und fahren bestimmte Linien ab, ähnlich wie öffentliche Busse. Unterwegs darf jeder Passagier an einem beliebigen Ort ein- und aussteigen (ähnlich wie bei einem Taxi). Die Fahrtkosten sind abhängig von der gefahrenen Strecke und werden bar beim Fahrer oder seinem Gehilfen bezahlt. Daneben gibt es reguläre Taxis, die mit einem Taxometer arbeiten. Siehe auch: Liste der Autobahnen in der Türkei, Kfz-Kennzeichen (Türkei) Schienenverkehr Der Mavi Ekspres von Istanbul-Haydarpaşa nach Adana im Bahnhof von Karaman. Der Schienenverkehr ist in der Türkei vernachlässigt worden, Vorrang beim Ausbau hatte die Straße. Die Trassierungen des Eisenbahnnetzes stammen weitestgehend noch aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Länge beträgt 10.500 km davon sind ca. 20 % elektrisch betrieben. Am Gesamtverkehr macht der Anteil der Eisenbahn 10 % aus (Stand 1999). Außer auf der Strecke zwischen Istanbul und Ankara verkehren in der Regel nur ein oder zwei Personenzüge täglich. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit liegt unter der, die mit dem recht dichten Netz des öffentlichen Busverkehrs erreicht wird. Jedoch ist der Komfort in den Zügen weit höher. Es gibt nur noch eine Wagenklasse, „Pullman“ genannt. Darüber hinaus werden in den Nachtverbindungen Schlafwagen (Zweibettabteile) oder Liegewagen (Vierbettabteile) angeboten. Eingesetzt werden in den meisten Fernzügen moderne Wagen mit der Sitzanordnung 1 + 2. Wagen älterer Bauart des gehobenen Komforts werden für den Regionalverkehr weiter verwendet. Die Bahn ist für Nichtanlieger nur schwer zu nutzen. Gedruckte Fahrpläne gibt es schon seit zehn Jahren nicht mehr und im Internet wird nur ein Teil der Fernverbindungen veröffentlicht. Zwischen Istanbul und Ankara wird eine Hochgeschwindigkeitstrasse errichtet, deren Fertigstellung 2008 geplant ist. Darauf sollen Züge mit bis zu 250 km/h verkehren. In Istanbul wird an einer Unterquerung des Bosporus gearbeitet. Im Rahmen des europäischen Verkehrskonzeptes (Wider Europe for Transport) soll die Schnellzugverbindung bis zum Jahre 2010 an die bulgarische Grenze verlängert werden. In den Städten Istanbul (U-Bahn Istanbul), Ankara, İzmir (Metro İzmir), Adana und Bursa existieren auch U-Bahnen. Sie sind sehr beliebt und fahren etwa 80 km/h schnell. Die Türkische Staatsbahn (TCDD) betreibt entlang ihrer Linien in Ankara und Istanbul einen SBahn-Verkehr. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist der schienengebundene Personennahverkehr in diesen Städten allerdings stark unterentwickelt: In Ankara bestehen – bei 4,5 Mio. Einwohnern – zwei (technisch miteinander nicht kompatible) U-Bahn-Linien. In Istanbul bestehen – bei einer zwischen 13 Mio. und 17 Mio. geschätzten Einwohnerzahl –auf der europäischen Seite sechs unterschiedliche, miteinander nicht kompatible schienengebundene Nahverkehrs-„Systeme“ –, die aber jeweils nur eine Strecke bedienen, auf asiatischer Seite zwei. Dies ist eine nur sehr begrenzte Alternative zu dem meist genutzten Busnetz. Luftverkehr Turkish Airlines Boeing 737-800 Die Türkische Fluggesellschaft (THY) wurde 1933 gegründet und hatte bis in die 1990er ein Monopol in der türkischen Luftfahrt. Mittlerweile bieten zahlreiche private Fluggesellschaften (zum Beispiel Atlasjet, Fly Air, MNG Air, Onur Air, SunExpress) ihre Dienste an und kommen auf einen Marktanteil von 33 %. Insgesamt verfügt die Türkei über 38 Flughäfen, wovon 14 internationale Flughäfen sind (Stand 2000); der bedeutendste Flughafen ist mit 12 Millionen Passagieren (Stand 2003) der Atatürk-Flughafen auf dem europäischen Teil Istanbuls. Auf der asiatischen Seite der Stadt befindet sich der kleinere, erst vor wenigen Jahren eröffnete moderne Flughafen Sabiha Gökçen, der jetzt verstärkt frequentiert wird. Für den Tourismus ist der Flughafen Antalya mit fast 10 Millionen Passagieren (Stand 2004) sehr wichtig. Weitere wichtige Flughäfen sind diejenigen von Izmir (Adnan Menderes Havalimanı) und Ankara (Esenboğa). Wasserverkehr Mit einer Küstenlänge von 8.333 km und 156 Häfen ist das Potential des Schiffverkehrs groß. Die Tonnage der gesamten türkischen Handelsflotte beträgt fast 10.444.163 DWT. Der Handelsflotte gehören 888 Frachter mit über 300 Bruttotonnen an. In Istanbul ist der Fährverkehr zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil ein wichtiges Nahverkehrsinstrument. Die Fahrtdauer beträgt zwischen 20 und 40 Minuten, je nachdem, welchen Stadtteil man ansteuert. Ölleitungen Die erste Pipeline zum Transport von Rohöl und Ölprodukten wurde 1966 zwischen Batman und Dörtyol (im Golf von İskenderun) in Betrieb genommen. 1977 wurde die wichtige Ölleitung zwischen dem Irak und der Türkei mit einer Gesamtlänge von 981 km (davon liegen 641 km auf türkischem Boden) eingeweiht. Die Leitung wurde wegen des Golfkrieges und dem anschließenden Embargo zwischen 1990 und 1997 außer Betrieb gesetzt. Seit 2002 führt eine Erdgasleitung mit dem Namen „Blue Stream“ durch das Schwarze Meer von Noworossijsk nach Samsun und weiter nach Ankara. Die Leitung hat eine jährliche Kapazität von 14 Milliarden Kubikmetern. Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline liefert Erdöl aus Mittelasien und Kaukasien über die Türkei nach Westeuropa. Die Ölleitung verläuft über Aserbaidschan (Baku), Georgien (Tiflis) und die Türkei (Ceyhan), ist 1760 km lang und hat eine Kapazität von etwa 1 Million Barrel pro Jahr. Die BTC-Pipeline gilt weltweit als eines der teuersten und technisch aufwändigsten Pipeline-Projekte. Seit Mai 2005 fließt über diese Leitung Rohöl zum Mittelmeer. Parallel zur Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline verläuft die Südkaukasus-Pipeline von Baku über Tiflis nach Erzurum. Sie ist 690 Kilometer lang und soll ab Ende 2005 Naturgas vom Kaspischen Meer in das türkische Gastransportsystem pumpen. Die Kapazität ist auf sieben Milliarden Kubikmeter Gas ausgelegt. Telekommunikation Der einzige Festnetzanbieter in der Türkei ist die Türk-Telekom. 2005 wurden 55% der TürkTelekom für 6,55 Mrd, $ an ein Firmenkonsotium („Oger Telecom Ortak Girişim Grubu“) verkauft. Während die Zahl der Festnetzanschlüsse stagnieren, verzeichnet der Mobilfunkbereich sehr hohe Wachstumsraten. Waren 2001 noch 19,5 Millionen Festnetzanschlüsse registriert, sank die Zahl der Anschlüsse 2003 geringfügig auf 18,92 Millionen. Die Zahl der Mobilfunknutzer stieg hingegen von 17,1 Millionen 2001 auf 27,89 Millionen im Jahre 2003. Die internationale Anbindung der Kommunikation wird u. a. durch drei, im Mittelmeer und Schwarzen Meer, verlegte Fiber-Optik-Kabel gewährleistet. Hierdurch ist die Türkei mit Italien, Griechenland, Israel, Bulgarien, Rumänien, Russland und den USA verbunden. Darüber hinaus sind 12 Intelsat-Stationen und 328 mobile Satelliten-Terminale hierfür im Einsatz. Der internationale Internetcode ist die Endung “.tr“. Die meisten türkischen Webseiten nutzen jedoch die TLD “.com“ oder “.com.tr“, da die “.tr“-TLD nicht vergeben wird. Für die Vergabe von IPs und Namen ist die Ortadoğu Teknik Üniversitesi (ODTÜ) zuständig. Derzeit baut die Türk-Telekom ein flächendenkendes DSL-Netz. Laut der neuesten Erhebung des türkischen Statistikinstituts vom 16. November 2005 besitzen 12,75% der Bevölkerung einen PC oder einen Laptop und 8,66 % der Haushalten besitzen einen Internetanschluss (2004 waren es 7,02 %). Wirtschaft Hauptartikel: Wirtschaft der Türkei Die türkische Wirtschaft wuchs in den ersten sechs Monaten des Jahres 2004 mit einer sehr hohen Wachstumsrate von 13,5 % und überholte damit sogar deutlich den bisherigen Spitzenreiter China. 2005 wuchs die türkische Wirtschaft vergleichsweise moderat. Im ersten Quartal konnte das BSP um 5,3 % zulegen. Für 2005 erwarten die Analysten von HSBC Securities Türkei weiterhin eine Wachstumsrate von 5,2 % (BIP). Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist immer noch sehr widersprüchlich. Es besteht eine sehr große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und ihrer modernen Industrie (insbesondere den großen Metropolen) einerseits und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten andererseits. Der Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des durchschnittlichen Einkommens der 15 „alten“ EU-Staaten, der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u. a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt (GAP)) sollen dem Osten helfen, sich besser zu entwickeln. Zudem gibt es innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die Landwirtschaft zum BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 30,6 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt 29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 19,3 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung 44,5 %. Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der EU eine Zollunion (51,6 % der Exporte gehen in die EU, 46 % der Importe stammen aus der EU). Die Türkei scheint ihre chronische Inflation mittlerweile in den Griff bekommen zu haben. Die Inflation erreichte zeitweise dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen (1994/1995 betrug sie 150 %), 2003 sank sie auf 18,4 %, nach Schätzungen betrug sie 2004 ca. 9,4 %. Am 1. Januar 2005 wurde die alte „Türkische Lira“ durch die „Neue Türkische Lira“ (Yeni Türk Lirası) ersetzt. Damit verliert die Türkische Lira 6 Nullen. Außerdem wird die Untereinheit der Lira, der Kuruş, wieder eingeführt. Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung für die Türkei stellt der hohe Schuldenstand dar. Bezogen auf das BSP beträgt sie 78,7 % (Stand 2003). Damit bekleidet die Türkei weltweit den 22. Platz der prozentual am BSP am wenigsten verschuldeten Staaten. Die wichtigsten Wirtschaftssektoren sind die Textilindustrie, Tourismus, Automobilindustrie und die Elektronikbranche. Die Investitionen von ausländischen Investoren in der Türkei liegen bei ca. 4,6 Mrd. Euro (2002), davon alleine 3,3 Milliarden aus Deutschland. Es gibt ein nennenswertes Engagement ausländischer Unternehmen. 2002 gab es 5.129 ausländische Kapitalgesellschaften, die in der Türkei aktiv waren, die meisten davon aus EU-Staaten. 2005 erzielte der Staat durch Privatisierungen von Staatsunternehmen 20 Mrd. $. Siehe auch: Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation, Südostanatolien-Projekt Bildungssystem Schulsystem In der letzten Erziehungsreform von 1997 wurde die gesetzliche Schulpflicht von 5 Jahren auf 8 Jahre erhöht. Danach findet der Übergang in die vierjährige Sekundarstufe II statt, in der alle Schüler seit 2004/05 eine zweite Fremdsprache wählen müssen. Derzeit bemüht sich die AKP-Regierung intensiv um den erleichterten Hochschulzugang der Berufsschulabgänger. Ziel der Bemühungen ist es vor allem, den Abgängern der Imam-HatipSchulen den Zugang zu nicht-theologischen Studienfächern zu erleichtern. Die Imam-HatipSchulen gelten seit der Erziehungsreform von 1997 als Berufsschulen der Sekundarstufe II, in der Vorbeter (Imame) und Prediger ausgebildet werden. Februar 2006 wurde nun dieses Vorhaben der AKP-Regierung durch das Urteil des ersten Verwaltungsgerichts gestoppt. Sie urteilte dass ein Abschluss auf einer religiösem Imam-Hatip-Schule nicht zu einem Studium an einer Universität berechtigt. Im Schulwesen der Türkei bestehen aufgrund mangelnder Finanzierung und der hohen Zahl schulpflichtiger Kinder erhebliche Defizite. Ca. 25 % der türkischen Bevölkerung sind im schulpflichtigen Alter. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem Osten und dem entwickelteren Westen der Türkei wirkt sich auch auf das Schulsystem aus. So besteht im Osten eine große Zahl von einzügigen Schulen mit mehr als 50 Schülern pro Klasse. Dennoch gibt es Probleme, die die Türkei als Ganzes betreffen. Beispielsweise sind die Eltern aufgrund von fehlenden Betriebsmitteln in den Schulen gezwungen, erhebliche finanzielle Mittel zur Unterstützung der Schulen aufzubringen. Aufgrund dieser Probleme ist die türkische Bildungspolitik im Moment noch weit von ihrem Ziel der 100%-Einschulungsquote entfernt. Lediglich 93 % aller schulpflichtigen Kinder gehen zur Schule. Besonders betroffen sind Mädchen, von denen laut einer Weltbank-Studie ca. 600.000 nicht eingeschult sind. Im Jahre 2000 waren ungefähr 6 % der Männer und 18 % der Frauen in der Türkei Analphabeten. An den türkischen Schulen und Hochschulen herrscht absolutes Kopftuchverbot, sowohl für die Schüler/Studenten als auch für die Lehrkräfte. Dieses Verbot wird auch mit Polizeigewalt durchgesetzt und ist in den letzten Jahren immer wieder Thema hitziger Debatten. 2006 wurde das Verbot durch das erste Verwaltungsgericht in einem Urteil bestätigt und sogar noch weiter ausgedehnt. Fortan gilt das Kopftuchverbot auch vor den Straßen der Bildungseinrichtungen. Die Türkei sieht sich als laizistischen Staat an, der keine religiösen Präferenzen hat. Siehe auch: Kopftuchstreit Hochschulen Die Türkei besitzt 53 staatliche Hochschulen und 24 staatlich anerkannte private Stiftungsuniversitäten. An den Universitäten des Landes studieren 1,95 Mio. Studenten und damit 28 % aller Schulabgänger eines Jahrganges. Diese werden von ca. 77.100 Lehrkräften unterrichtet und betreut. Kontrolliert werden die Hochschulen durch den türkischen Hochschulrat (YÖK), dem seit 6. November 1981 alle Hochschulen unterstellt sind. Bibliothek der Konya-Selcuk-Universität Der Hochschulrat koordiniert neben den Finanzen und dem Personalplan auch die Lehrinhalte, erarbeitet Pläne zur Eröffnung neuer Hochschulen und regelt den Zugang zu den Hochschulen. Jährlich wird durch die „Türkische Zentralstelle für Studentenvermittlung“, die dem YÖK unterstellt ist, eine Aufnahmeprüfung durchgeführt. Das Ergebnis dieser Prüfung ist für die Wahl der Hochschule und Studienfach entscheidend. Die staatlichen Hochschulen sind schlecht finanziert, da lediglich 0,5 % des BSP für die F&E ausgegeben wird. Für das Studium an den privaten Universitäten sind Gebühren zwischen 4.100 und 10.000 Euro pro Jahr erforderlich. Bei den staatlichen Universitäten liegen die Gebühren zwischen 300 und 1000 Euro. Nach zwei Jahre Studium wird der akademische Grad Önlisans vergeben. Dieser berechtigt die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Nach vier Jahren Studium erhält der Student den Grad Yüksek Lisans. Nach der Yüksek Lisans ist das Promovieren möglich. Die meisten der 16.328 ausländischen Studenten kommen vor allem aus den zentralasiatischen Turk-Staaten. Ein Teil der Studenten erhält zur Finanzierung des Studiums Studienkredite von der „Anstalt für Kredite und Heime für Jugendliche in der Hochschulausbildung“ (Yurt-Kur). 2004 waren es 220.614 Studenten und 174.374 Studenten haben eine Wohnung in Studentenwohnheimen. Siehe auch: Liste der türkischen Universitäten Kultur Hauptartikel: Kultur der Türkei Die Kultur der heutigen Türkei ist eine Verschmelzung verschiedener Kulturen. Dazu können u. a. die alttürkische Nomadenkultur Zentralasiens und Sibiriens, die Kultur im osmanischen Reich mit ihren byzantinischen, persischen, arabischen, kaukasischen und kurdischen Einflüssen sowie die starke europäische Richtung seit Gründung der Republik durch Atatürk gezählt werden. Kulturelles Zentrum des Landes bildet die Millionenmetropole Istanbul. Bedeutende Künstler aus der Türkei sind u. a. der Filmregisseur Yılmaz Güney (Goldene Palme in Cannes für Yol – Der Weg (1982)), die Dichter Orhan Veli und Nâzım Hikmet, die Schriftsteller Yaşar Kemal, Orhan Pamuk (erhielt am 23. Oktober 2005 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels) oder Aziz Nesin. Türkische Popsänger wie Sezen Aksu, Tarkan und Mustafa Sandal waren in letzter Zeit auch im Ausland recht erfolgreich. 2003 siegte die Türkei beim Eurovision Song Contest mit dem Titel Everyway That I Can von Sertab Erener. Siehe auch: Türkische Volkstänze, Liste türkischer Schriftsteller, Karagöztheater Literatur Hauptartikel: Türkische Literatur, Literaturkanon der Türkei Die Wurzeln der türkischen Literatur reichen weit zurück in die Vergangenheit. Vor der Annahme des Islams war die schriftliche und mündliche türkische Literatur von der Nomadenkultur und dem Schamanismus geprägt. In der Frühzeit bestand die Literatur aus mündlich überlieferten Geschichten, Sagen, Klageliedern, Liebes- und Naturgedichten und Sprichwörtern. Die Orhon-Inschriften aus dem 6. und 7. Jahrhundert bilden die ersten schriftlichen literarischen Werke der Türken. Die Türken traten in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zum Islam über. Mit dem Islam stieg auch der Einfluss der arabischen und persischen Sprache auf die türkische Literatur. Ab dem 11. Jahrhundert bildete sich bei den Türken, die sich in Anatolien niederließen, das Türkei-Türkische heraus. Der islamische Einfluss hielt vom 11. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts an. In dieser Zeit kann die Entwicklung der türkischen Literatur in zwei Hauptgruppen unterschieden werden: Zum einen in die Divan-Literatur und zum anderen in die Volksliteratur. In der Tanzimat-Periode im 19. Jahrhundert wurde der westliche Einfluss stärker. Zunächst wurde westliche Literatur ins Türkische übersetzt und in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten türkischen Romane. Eine besondere Rolle nahm in dieser Entwicklungsphase die Zeitung „Servet-i fünûn“ („Schatz des Wissens“) mit dem Dichter Tevfik Fikret und dem Romancier Halit Ziya Uşaklıgil ein. Zugleich kommt auch eine nationalistische und patriotistische Dichtung auf. In der Zeit der Republikgründung kommt es zu großen Veränderungen in der türkischen Literatur. Prägend sind insbesondere zwei Ereignisse: 1. die Einführung der lateinischen Schrift 1928 und 2. die großen Sprachreformen ab 1932. Die neuen Schriftsteller wenden sich von der herkömmlichen festgefügten Stilistik und Sprache ab. Dieses wird besonders von den Garip-Dichtern um Orhan Veli propagiert. Mit der Form verändern sich auch die Inhalte der türkischen Literatur zunehmend. Frühe Vertreter sind Fakir Baykurt, Sabahattin Ali, Sait Faik Abasıyanık und Yaşar Kemal, die den einfachen Menschen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellten. Mit der Hinwendung zur Schilderung der Lebensumstände bleibt soziale und politische Kritik am Staat nicht aus. Der Staat reagiert mit Zensur und politischer Gewalt. Autoren wie Nâzım Hikmet, Yaşar Kemal oder Aziz Nesin verbringen wegen der Verfolgung ihrer Publikationen viele Jahre in türkischen Gefängnissen. Kemal bezeichnete das Gefängnis deshalb als „Schule der türkischen Literatur“. Mit den Arbeitsmigranten kommen in den 1960er Jahren türkische Literatur und türkischstämmige Schriftsteller auch nach Westeuropa. Bücher werden verstärkt übersetzt. Aras Ören, Yüksel Pazarkaya oder Emine Sevgi Özdamar befassen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Leben in Deutschland. Teilweise wird diese Literatur auch wieder in die Türkei zurückgetragen. Während die Zensur und die drei Militärputsche (1960, 1971 und 1980) die Entwicklung der türkischen Literatur hemmen, tragen Schriftsteller auf dem Umweg dieser Migrantenliteratur mit dazu bei, dass es heute eine sehr vielfältige und eigenständige türkische Literatur gibt. Der sicherlich bekannteste Vertreter der aktuellen türkischen Literatur ist Orhan Pamuk, der neben vielen anderen Literaturpreisen 2006 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Siehe auch: Neues türkisches Alphabet Medien Hauptartikel: Medien in der Türkei Die Fernseh- und Radiolandschaft ist in der Türkei als duales System organisiert. Die meisten Verlage und TV-Sender sind in der Hand einiger weniger Medienkonzerne. Daneben unterhält die staatliche Sendergruppe TRT mehrere Fernsehsender. Die Regulierung der privaten Fernseh- und Radiosender obliegt der Regulationsbehörde RTÜK, die sowohl Lizenzen erteilt, entzieht als auch zeitlich begrenzte Sendeverbote erteilen kann. Das Pressewesen ist staatlich nicht (mehr) reguliert, die meisten Printmedien unterliegen jedoch der freiwilligen Selbstkontrolle des türkischen Presserates, der auch Beschwerden zu elektronischen Medien bearbeitet. Heikle Themen für Journalisten bilden Berichte über das türkische Militär, die Kurden, den politischen Islam und den Völkermord an den Armeniern. Für das Aufgreifen solcher Themen wurden bis in die späten 1990er Jahre hinein zahlreiche Journalisten inhaftiert und angeklagt und Zeitungen reihenweise geschlossen. Üblich ist es auch, dass Fernsehsendern zeitlich beschränkte Sendeverbote erteilt werden. Im Rahmen der Beitrittsbemühungen in die Europäische Union wurde die Verfassung und das Pressegesetz reformiert, wodurch sich die Lage der Meinungsfreiheit in den letzten Jahren deutlich entspannt hat. Dennoch gibt es nach wie vor internationale Kritik an der Situation der Medienfreiheit. Die Organisation Reporter ohne Grenzen attestiert einen Unterschied zwischen den beschlossenen Gesetzen und dem vorgehen von Teilen der Justiz- und Beamtenapparats in der Türkei. Die öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt TRT betreibt vier nationale Fernseh- und fünf Radiosender. Geleitet werden die Fernseh- und Rundfunkanstalten durch eine Direktion. Diese ist zwar formal unabhängig, ihre Mitglieder werden jedoch von der Regierung ernannt. Erst seit 1990 sind private Fernseh- und Rundfunkanstalten zugelassen. Seitdem hat die TRT relativ schnell ihre frühere Bedeutung verloren. Ihr Marktanteil bleibt inzwischen deutlich unter dem der wichtigsten privaten Konkurrenz. 16 nationale, 15 regionale und 229 lokale Fernsehstationen (Stand Mai 2005) konkurrieren auf dem nationalen Fernsehmarkt. Die beliebtesten Fernsehsender ATV, Show-TV, Star, TGRT und Kanal D sind „Vollprogramme“, mit Unterhaltungsshows, Filmen, Serien, Nachrichten und Informationssendungen. NTV, TV8, Habertürk und CNN-Türk bringen Nachrichten nonstop. Die Hörfunklandschaft ist ähnlich vielfältig und es existieren über 1000 Sender. Nach der schweren Wirtschaftskrise 2001 erfasste eine schnelle Konzentrationsbewegung die türkische Medienlandschaft. Viele Medienunternehmen wurden, um ihren Erhalt zu sichern, vom Staat aufgekauft und kurz später wieder privatisiert. Seitdem prägen einige wenige Medienkonzerne die türkische Medienlandschaft. Die wichtigsten Medienkonzerne sind die Aydin-Dogan-Gruppe (u. a. größte Tageszeitung Hürriyet, Milliyet, Radikal, Kanal D, CNN-Türk), Dinç-Bilgin-Gruppe (Sabah, ATV, u. a.), Ihlas-Gruppe (Türkiye, TGRT, u. a.), Çukurova-Gruppe (Show-TV, Aksam); Dogus-Gruppe (NTV). Einflussstärkste und zugleich auflagenstärkste Zeitungen sind Sabah, Hürriyet, Milliyet, Cumhuriyet, Türkiye und Posta die innerhalb weniger Jahre zur auflagenstärksten Tageszeitung avancierte. Es erscheinen zahlreiche Wochen- und Monatszeitschriften, die sich in der Regel auf ein bestimmtes Thema spezialisieren (Frauen-, Motor-, Sportmagazine etc.). In der Türkei leben mehrere zehntausend deutschsprachige Europäer, die sich dort ständig oder überwiegend aufhalten. Für diese Zielgruppe gibt es einige deutschsprachige Zeitungen einschließlich einer Internetzeitung. Weitere Herausforderung für die türkische Medienlandschaft bildet der hohe Konzentrationsgrad, die harte Konkurrenz um den (relativ) kleinen türkischen „Werbekuchen“, das Nicht-Vorhandensein einer Berufsvertretung für Journalisten. Film Das Massenkino wird durch triviale und leichte Komödien und Action-Filme beherrscht. Sämtliche Komödien von Kemal Sunal sind in der Türkei sehr berühmt. Kemal Sunals Paraderolle ist der sympathische Verlierer aus der Unterschicht, der trotz aller Widrigkeiten sein Herz am rechten Fleck hat. Cüneyt Arkin ist ein weiterer Vertreter, der das Historienund Action-Genre geprägt hat. Als Kara Murat kämpft er in tendenziösen Historienfilmen gegen „Christen“. Als Action-Held tritt er vor allem als Polizist gegen Gangster an. Daneben brachte das türkische Kino auch Filme mit ernsthafteren Themen hervor. Der Film „40 qm Deutschland“ aus dem Jahr 1986, in dem Tevfik Baser Regie führte (und auch das Drehbuch zum Film lieferte), handelt von Problemen einer türkischen Immigrantin in Deutschland, die von ihrem Mann in der kleinen Wohnung von der Außenwelt isoliert wird. In Vizontele aus dem Jahr 2001 werden die Auswirkungen des ersten Fernsehers in einem abgelegenen Dorf geschildert. Der „kurdische“ Film behandelt die politische und soziale Situation der Kurden in der Türkei, exemplarisch kann der Film Günese Yolculuk (1999) genannt werden. Einer der wichtigsten türkischen Regisseure, Drehbuchautoren und Darsteller ist Yılmaz Güney (1937 - 1984). Als Schauspieler hat der kurdischstämmige Güney es zum Volkshelden in der Türkei geschafft. Yılmaz Güney holte sich als erster türkischer Regisseur mit seinem Film Yol 1982 die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes. Den Film stellte Güney im Exil fertig und er war somit nicht der türkischen Zensur unterworfen. Der Film „Uzak“ (Weit) von Nuri Bilge Ceylan (Produzent, Regisseur, Kameramann und Autor) erhielt 2003 den großen Jury-Preis in Cannes. Die beiden Hauptdarsteller, Muzaffer Özdemir und Mehmet Emin Toprak, wurden zudem als beste Schauspieler ausgezeichnet. „Uzak“ handelt von der Situation des modernen türkischen Mannes, der in der Großstadt lebt und sich in das Private zurückzieht. Der Film „Kurtlar Vadisi - Irak“ (deutsch Tal der Wölfe - Irak), vom Regisseur Serdar Akar, gilt mit 10 Millionen Dollar (8,4 Millionen Euro) als die teuerste türkische Kinoproduktion allerzeiten. Er basiert auf der sehr populären Serie Kurtlar Vadisi. Der „Gute“ ist im Film der türkische Geheimagent Polat Alemdar und die „Bösen“ die US-Amerikaner im Irak. Die USA kritisieren den Film wegen des Antiamerikanismus'. Musik Hauptartikel: Musik der Türkei Ähnlich wie in der Literatur war die osmanische Musik stark von arabischen Elementen geprägt. Nach der Republiksgründung betrieb die Regierung eine stärkere Förderung „türkischer“ Musik. Unter den Oberbegriffen klassische Musik und Halk Müziği wurde ab 1924 Volksmusik aus Anatolien gesammelt und archiviert. 1953 umfasste das Archiv 10.000 Volkslieder. Seit den 1990ern dominieren moderne Musikrichtungen wie Pop und Rock neben den klassischen Richtungen wie Türk Halk Müziği und Türk Sanat Müziği. Der größte Teil türkischer Volksmusik basiert auf den Saz, die eine Art langhalsiger Laute ist. Das Zurna und Davul ist in ländlichen Gebieten beliebt und wird sehr oft auf Hochzeiten und anderen Feiern gespielt. Des Weiteren sind beliebt und viel verbreitet die Hirtenflöte Kaval und das Instrument Ney . Auch Elektrosaz und Darbuka, die häufig von elektrischen Keyboards begleitet werden, sind populär. Zahlreiche europäische klassische Komponisten im 18. Jahrhundert waren von der türkischen Musik, insbesondere den starken Rollen der Blechbläser und Schlaginstrumenten in den Janitscharkapellen, fasziniert. Joseph Haydn schrieb seine Militärsinfonie und einige seiner Opern um türkische Instrumente einfließen lassen zu können. Türkische Instrumente wurden auch in Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie einbezogen. Mozart schrieb sein Rondo alla turca in seiner Klaviersonate Nr. 11 A-Dur KV 331 und benutzte auch türkische Motive in einigen seiner Opern. Obwohl dieser türkische Einfluss nur eine Modeerscheinung war, führte er Becken, Basstrommel und Glocke in das Symphonieorchester ein. Siehe auch: Janitscharenmusik, Liste der türkischen Beiträge beim Eurovision Song Contest, Liste türkischer Popmusiker und Genres, Staatsensemble für klassische türkische Musik Küche Hauptartikel: Türkische Küche Die gegenwärtige türkische Küche ist das Resultat einer Vermischung der ursprünglichen einfachen nomadischen Kochtradition der türkischen Stämme mit der indischen, persischen, kurdischen und arabischen Küche. Sie bezieht seit ihrer Völkerwanderschaft darüber hinaus Einflüsse aus dem Mittelmeerraum ein. Diese Vielfalt der Einflüsse entwickelte sich durch die Jahrhunderte besonders unter der Prägung der osmanischen Kultur und Lebensweise zur heutigen charakteristischen türkischen Küche. Die türkische Küche hat auch die griechische und die Balkanküche geprägt. So stammt zum Beispiel der „Zaziki“ aus dem türkischen „Cacık“ und „Cevapcici“ kommt von „Kebap Şişi“ (Kebap-Spieß; Spießbraten). Auch der „Jogurt“ kommt vom türkischen „Yoğurt“. Döner Kebap wird aus Rind-, Kalb- oder Geflügelfleisch hergestellt. In der Türkei, aber auch in anderen (europäischen) Ländern, wird der Döner auch auf dem Teller serviert. Sport Die beliebteste und bedeutendste Sportart in der Türkei ist der Fußball. Die höchste Spielklasse im türkischen Fußball ist die Turkcell Süper Lig. Die wichtigsten Fußballvereine kommen neben Trabzonspor aus der Metropole Istanbul (Galatasaray Istanbul, Beşiktaş Istanbul und Fenerbahçe Istanbul, bis 2005 mit dem deutschen Trainer Christoph Daum). Trabzonspor ist auch der einzige Nicht-Istanbuler Klub, der türkischer Fußballmeister werden konnte. In den letzten Jahren feiert auch die türkische Fußballnationalmannschaft wieder kleinere Erfolge. 2002 kehrte das Land nach 47 Jahren zur Fußball-Weltmeisterschaft zurück. In der Geschichte der Weltmeisterschaften war die Türkei erst das zweite Mal dabei. Trotzdem schaffte die türkische Mannschaft nach einem Sieg gegen Südkorea im „kleinen Finale“ den dritten Platz der Weltmeisterschaften im Jahre 2002. Für die Weltmeisterschaft im Jahr 2006 konnte sich die türkische Mannschaft jedoch nicht qualifizieren und schied in der Qualifikationsphase aus. Die Türkei hat sich seit dem Jahre 2000 für alle Olympische Sommerspiele beworben. So auch für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2012 unter dem Konzept „Die Spiele in Europa und Asien“. Doch die türkische Metropole verpasste jeweils die Endausscheidung, obwohl für die Olympia-Bewerbung das Atatürk Olympiastadion für über 100 Mio. Euro gebaut wurde. Auf die Kritik an den Anfahrtswegen und der Stadiontechnik wurde reagiert und diese kleineren Mängel wurden bereits behoben. Das türkische Bewerbungskomitee kündigte an, dass sich die Türkei auch um die Spiele 2016 und 2020 bewerben wird. Das Zentrum der Spiele sowie ein Großteil der Sportstätten befinden sich im europäischen Teil der Stadt Istanbul. Siehe auch: Fußball in der Türkei, Türkische Fußballnationalmannschaft, Türkischer FußballMeister, Großer Preis der Türkei Sitten und Gebräuche Bei der Begrüßung wird meist einmal auf die eine und dann auf die andere Wange geküsst. Bei älteren Menschen küsst man auf die Hand und berührt die Hand mit der Stirn. Das Küssen auf die Hand ist ein Ritual, das der traditionellen Verbeugung hinzugefügt wurde. Das Henna (türkisch kına), ein aus Pflanzen gewonnener rot-brauner Farbstoff, findet Verwendung bei der Heirat, an religiösen Festtagen, bei Beschneidungsfesten und wenn der Sohn den Militärdienst beginnt. Alte schamanistische Sitten findet man teilweise auch heute noch. Beispielsweise wird ein Kind, das vor den Eltern verstorben ist „Yaşar“ genannt, was sinngemäß etwa „wird leben“ heißt. Feiertage Hauptartikel: Türkische Feiertage Datum Festgelegter Beweglicher Feiertag Feiertag* 1. Januar Yılbaşı 19. Januar21. Januar 23. April Kurban Bayramı Ulusal Egemenlik ve Çocuk Bayramı Atatürk´ü Anma, 19. Mai Gençlik ve Spor Bayramı 30. August Zafer Bayramı Cumhuriyet 29. Oktober Bayramı Deutsche Übersetzung Anlass und Bedeutung Neujahr Feier zum Anlass des ersten Tages des Jahres Opferfest Höchster sunnitischer Feiertag. Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der bereit war, seinen Sohn Ismail an Allah zu opfern (siehe auch Opferung Isaaks). Am Opferfest ist es für einen Moslem Sitte, falls er es sich finanziell leisten kann, ein Tier zu schächten und das Fleisch an Bedürftige zu verteilen. Diese Tradition nimmt seit langem in der Türkei die Tendenz zum Spenden an bedürftige Privatpersonen und HilfsEinrichtungen wie Waisenheime usw. Feiertag der Nationalen Souveränität und des Kindes Erinnert an die Eröffnung der Nationalversammlung, Souveränität der Fundamente der Republik. Feiertag der Erinnerung an Atatürks Ankunft Jugend, des in Samsun. Beginn des Sports und an das Gedenken an Befreiungskrieges. Atatürk Feiertag der Befreiung Erinnert an den entscheidenden Sieg des „Başkomutanlık Meydan Savaşı" im türkischen Befreiungskrieg Feiertag der Republik Nationalfeiertag, erinnert an die Ausrufung der Republik durch Atatürk im Jahre 1923 30. August Ramazan Bayramı Fest des Fastenbrechens Das „Fest des Fastenbrechens“ bildet den Abschluss des Fastenmonats Ramadan. *Religiöse Feiertage: Die religiösen Feiertage richten sich nach dem islamischen Mondkalender, daher finden sie jedes Jahr ca. 11 Tage früher statt und haben nach dem Gregorianischen Kalender kein festes Datum. Dadurch kommt es bisweilen dazu, dass eines der Feste in einem Kalenderjahr zweimal stattfindet, einmal Anfang Januar und noch einmal Ende Dezember. Der wöchentliche Ruhetag ist der Sonntag. Militär Siehe auch: Türkische Streitkräfte Der Wehretat lag 2003 bei 10 Mrd. Euro, dazu kommen noch Aufwendungen, die nicht im Etat aufgeführt werden. Dies sind somit mehr als 5 % des Bruttosozialproduktes und ca. 150 pro Einwohner. Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und stellt innerhalb des Bündnisses nach den USA das zweitgrößte Heer. Das türkische Militär wird auch im Landesinneren beim Katastrophenschutz eingesetzt. Aufgrund vieler strategisch wichtiger Stützpunkte diente sie als Drehscheibe für die Militärinterventionen im Nahen Osten. Die Dauer der Wehrpflicht ist 2005 von 18 Monaten auf 15 Monate reduziert worden. Damit sinkt auch die Zahl der Wehrpflichtigen um etwa 85.000. In der Türkei besteht für jeden Mann ab dem 20. Lebensjahr die allgemeine Wehrpflicht. Ein Ersatzdienst für Wehrdienstverweigerer besteht nicht. Für Staatsangehörige, die im Ausland leben, besteht die Möglichkeit, den Wehrdienst durch Geldzahlung (umgerechnet 5000 ) auf einen Monat zu verkürzen. Ein in der Türkei abgeschlossenes Hochschulstudium verkürzt die Wehrpflicht auf 5,5 Monate als einfacher Soldat oder auf 12 Monate als Unterleutnant. Seit dem 23. Februar 1996 besteht ein Militärabkommen zwischen der Türkei und Israel. Offiziell handelt es sich um ein Abkommen über den Austausch von Informationen und enge Zusammenarbeit in der Rüstungsindustrie. Seit 1998 finden regelmäßige, gemeinsame Flottenmanöver der beiden Staaten im östlichen Mittelmeer statt. Das türkische Verteidigungsministerium kauft Rüstungsgüter meist im Ausland, die türkische Industrie wird jedoch oft an der Fertigung beteiligt. Eine Rüstungsindustrie ist in der Türkei nur in Ansätzen vorhanden. Aus Kostengründen wird auch gebrauchtes militärisches Material von verbündeten Staaten wie den Vereinigten Staaten und Deutschland gekauft. So ist zum Beispiel die türkische Marine im Besitz einiger ehemals deutschen Minensuchbooten und USamerikanischen Fregatten. Am 8. November 2005 einigten sich die deutsche und die türkische Regierung auf den Kauf von 298 gebrauchten Leopard-2 Panzern. Die militärische Organisation steht derzeit vor einer Reform. Sie soll für zukünftige flexible Einsätze technisch modernisiert werden. Die Türkei ist mit anderen europäischen Staaten an der Entwicklung des Airbus A400M beteiligt. Zusammensetzung des Militärs 2001 dienten im türkischen Militär 514.850 Soldaten. Davon sind 391.000 Soldaten Wehrpflichtige. Dazu kommen noch 180.000 Mann der Gendarmerie. Die Zahl der Reservisten in den Land-, Luft- und Seestreitkräften beträgt 378.700 Soldaten. Die Landstreitkräfte haben 402.000 Mann unter Waffen und besitzen eine große Anzahl von Panzerfahrzeugen. Die Ausstattung der türkischen Streitkräfte ist zum Teil veraltet. Zum Beispiel wird immer noch eine große Zahl von M48-Patton-Kampfpanzern eingesetzt. Die 180.000 Mann starke Gendarmerie ist eine paramilitärische Einheit und wird seit 1988 zur Sicherung der syrischen und irakischen Grenzen und zum Kampf gegen die PKK eingesetzt. Auf ländlichem Gebiet nimmt sie auch polizeiliche Aufgaben wahr. Zu ihrer Ausrüstung gehören Mannschaftstransporter und Hubschrauber. Die Gendarmerie ist seit 1993 Mitglied in der Union der Europäischen Gendarmerien (FIEP). Die Luftstreitkräfte sind 60.100 Mann stark und sind im Besitz von Kampfflugzeugen, Transportflugzeugen und Hubschraubern. In den Seestreitkräften dienen 52.700 Soldaten plus 3.100 Mann Marineinfanterie. Die Marine setzt verschiedene Schiffklassen ein, wie Fregatten, Korvetten, U-Boote, Schnellboote und Minensuchboote. Seit Juli 1982 existiert eine Küstenwache, die ca. 2.500 Mann umfasst. Die Küstenwache war von 1982 bis 1995 der Gendarmerie unterstellt und ist seit 1995 dem türkischen Innenministerium zugeordnet. Für den Küstenschutz kann die Küstenwache auf Schnellboote, Küstenschutzboote und auf Hubschrauber zurückgreifen. Im Durchschnitt kontrolliert die Küstenwache über 13.000 Schiffe pro Jahr. Politische Rolle Die türkischen Streitkräfte sehen sich als Hüter der Demokratie und des Kemalismus und haben sich schon zweimal, um politische Krisen zu beenden, an die Macht geputscht, und zwar 1960 und 1980 (1971 wurde außerdem die Regierung Demirel zum Rücktritt gezwungen). Der Ablauf beider Putsche ist relativ identisch, das Militär blieb wenige Jahre an der Macht und gab sie, nach einer Verfassungsreform, wieder an eine Zivilregierung ab. Die Zielrichtung des Militärs war jedoch bei den zwei Putschen unterschiedlich. Der Staatsstreich vom Mai 1960 wurde von eher links orientierten Offizieren mittleren Ranges getragen und führte zu einer demokratischeren Verfassung. Der Putsch von September 1980 kam aus der Generalität und dem rechten Lager und führte zu einer repressiveren Verfassung. Das letzte Mal führte die Intervention des Militärs 1997 zum Rücktritt der Regierung von Necmettin Erbakan und seiner Refah Partisi. Allerdings lief dieser letzte Umsturz immerhin völlig ohne Waffengewalt ab. Im Rahmen der EU-Beitrittsbemühungen begrenzte das Parlament 2003 die politische Macht der Militärs. Im Nationalen Sicherheitsrat hatte das Militär vor den Reformen die entscheidende Macht. Der Rat tagte monatlich unter dem Vorsitz des Staatspräsidenten und behandelte alle aktuellen innen- und außenpolitischen Themen. Offiziell hatte der Rat nur beratende Funktion. Inoffiziell kam das aber einer Weisungsbefugnis des Militärs gegenüber der Politik gleich. Nach der Reform wird die Funktion des Rates auf die Politikberatung reduziert und zudem die Zahl der Militärs im Rat auf einen einzigen Generalstabschef gesenkt. Auch steht dem Rat nun ein Zivilist als Generalsekretär vor, der dem stellvertretenden Ministerpräsidenten untergeordnet ist. Zudem wird ab 2003 der gesamte militärische Etat der parlamentarischen Kontrolle unterstellt, was vor der Reform nicht der Fall war. Das Militär konnte die Ausgaben für das Militär selbst bestimmen und unterhielt versteckte Posten für Militärausgaben im Gesamthaushalt. Siehe auch: Militärregierung Wirtschaftliche Rolle Über die beiden Organisationen OYAK („Unterstützungsfonds für die Armee“ (Ordu Yardimlasma Kurumu)) und TSKGV (Stiftung für die Stärkung der türkischen Streitkräfte) hält das Militär Beteiligungen an vielen Unternehmen aus diversen Branchen. Ursprünglich wurde OYAK am 1. März 1961 als eine berufsgenossenschaftliche Renten- und Invalidenversicherung gegründet. Diese Aufgabe erfüllt sie auch heute noch. Aufgrund der investierten Kapitalrücklagen, kontrolliert sie jedoch mittlerweile eine Vielzahl von Industrieunternehmen. Jeder Offizier führt 10 % seines Soldes als Beitrag an die OYAK ab. Auch alle zivilen Mitarbeiter beim Militär und allen Unternehmen an dem das Militär mehr als 50 % hält führen 10 % ihres Lohnes an die OYAK ab. Ausgestattet mit diesem Kapital und diversen Sonderrechten expandierte die OYAK in viele Wirtschaftssektoren. Die OYAK hat das Statut eines gemeinnützigen Vereins und zahlt dementsprechend keine Steuern. Die Beteiligungen beinhalten rund dreißig Industrie-, Handels- und Exportunternehmen. Insgesamt beschäftigen alle Unternehmen zusammen ca. 30.000 Menschen. Die meisten Unternehmen, an dem die OYAK beteiligt ist, sind Joint Ventures mit ausländischen oder mit inländischen Konzernen. Liste aller OYAK-Beteiligungen: • Automobil (OYAK Renault ve MAİS, Goodyear) • Transport (OMSAN) • Baustoffe(Adana-, Bolu-, Ünye-, Mardin-, Elazığve OYSA çimento; OYAK Beton) • Bau (OYAK İnşaat, OYAK Konut İnşaat) • Papier (OYAK Kağıt) • Finanzen und Banken (AXA-OYAK Holding, OYAK Yatırım Menkul Değerler, OYAK BANK, OYAK Ankerbank, Halk Leasing ve OYAK Emeklilik) • Chemie (HEKTAŞ) • Lebensmittel (TUKAŞ, TAM GIDA) • Handel und Tourismus (OYAK Pazarlama, OYTAŞ) • Wehrtechnik und Technologie (OYAK Savunma ve Güvenlik Sistemleri, OYAK Teknoloji) • Energie (OYAK Enerji) • Sonstiges (Hektafi, Tukafi) Eine weitere wirtschaftliche Organisation bildet die TSKGV. Sie besitzt mehrere Industrieunternehmen vor allem im Bereich der Waffentechnik und beschäftigt ca. 20.000 Menschen. 80 % der Gewinne der OYAK und TSKGV fließen in Rücklagefonds. Dieses Vermögen wird auf dutzende Milliarden Euro geschätzt. Auslandseinsätze Auslandseinsätze des türkischen Militärs nach dem Zweiten Weltkrieg: • UNO-Einsatz im Koreakrieg (1950–1953) • Invasion in Zypern (1974): Seit der Invasion ist im Norden der Insel Zypern eine größere Streitmacht stationiert (2005 waren es ca. 30.000 Soldaten). • Unterstützung der UNOMission in Somalia (1993–1994) • SFOR NATO-Einsatz in Bosnien-Herzegowina (seit 1995) • KFOR NATO-Einsatz im Kosovo (1999) • Irak: Ende der 1990er und Anfang des 21. Jahrhundert immer wieder Operationen auf irakischem Boden gegen die PKK. Seit 2005 sind einige Tausend türkische Soldaten in Nord-Irak stationiert. Sie sollen Übergriffe von PKKKämpfern in die Türkei verhindern. • ISAF NATO-Einsatz in Afghanistan (seit 2001): Von Juni 2002 bis Februar 2003 stand der Einsatz unter türkischer Leitung. Derzeit sind 161 türkische Soldaten im Einsatz. Von Februar bis August 2005 stand das Kommando erneut für sechs Monate unter türkischer Führung. Tourismus und Sehenswürdigkeiten Die Hagia Sophia mit nächtlicher Beleuchtung Landschaft in Kappadokien Museen und historische Plätze Der Topkapı Sarayı in Istanbul war jahrhundertelang der Wohn- und Regierungssitz der Sultane sowie das Verwaltungszentrum des Osmanischen Reiches. Heute beherbergt er als Museum Sammlungen von Porzellan, Handschriften, Porträts, Gewändern, Juwelen und Waffen aus dem Osmanischen Reich. Ferner diverse islamische Reliquien, wie Waffen Mohammeds und der ersten Kalifen, eines der ältesten Koranexemplare oder auch angebliche Barthaare des Propheten Mohammed. Konservative Muslime fordern deswegen eine Schließung des Palastes für den Tourismus. Das Museum bildete 1964 die Kulisse zu dem gleichnamigen Film „Topkapi“ mit Peter Ustinov. Gleich gegenüber befindet sich die Hagia Sophia, ehemals Hauptkirche des byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie. Nach der osmanischen Eroberung wurde die Hagia Sophia Hauptmoschee der Osmanen. Heute wird sie nur noch als Museum benutzt. Auch die bekannteste Stadt des Altertums, Troja, befindet sich in der Türkei. Sie liegt in der Landschaft Troas am Hellespont im Nordwesten des Landes. Der İshak Paşa Sarayı ist ein zwischen 1685 und 1784 erbauter und heute in Ruinen liegender burgähnlicher Palast des kurdischen Emirs von Doğubeyazıt, Çolak Abdi Paşa, und seines Sohnes İshak Paşa II. Er liegt im äußersten Osten der Türkei, etwa 6 km von der Stadt Doğubeyazıt entfernt an einem Berghang. Der Gebäudekomplex vereint armenische, georgische, persische, seldschukische und osmanische Architekturstile. Badestrände und Landschaften Die Südküste zwischen Antalya im Westen und dem Kap Anamur im Osten der Türkei, auch als Türkische Riviera bekannt, ist eines der touristischen Zentren des Landes. Neben Antalya ist Alanya die wichtigste Stadt. Daneben ist für Badeurlauber auch die südliche Ägäisküste sehr beliebt. Ein weiterer sehr beliebter Badeort ist Bodrum. Neben dem ausschweifenden Nachtleben ist Bodrum für seine mittelalterliche Kreuzritterburg (Bodrum Kalesi) bekannt. Fethiye ist für seine Buchten, Inseln und Strände bekannt. In der Nähe befindet sich Myra, wo sich neben lykischen Felsengräber auch die Kirche des Nikolaus befindet. Kappadokien ist eine Landschaft in Zentralanatolien. Einer der bekanntesten Orte ist Göreme mit seinen aus dem weichen Tuff herausgehauenen Höhlenkirchen. Die Gegend besteht aus Tuff, welcher wegen der geringen Niederschlagsmengen und dem Wind nur langsam verwittert. Härteres Gestein bleibt stehen, so dass die so genannten Feenkamine entstehen. Weltkulturerbe und Weltnaturerbe Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen folgende türkische Stätten: • Nationalpark Göreme und Felsendenkmäler von Kappadokien • Große Moschee und Krankenhaus von Divriği • Altstadt von Istanbul • Ruinen von Hattusa • Monumentalgrabstätte auf dem Berg Nemrut • Ruinen von Xanthos mit dem Heiligtum Letoon • Antike Stadt Hierapolis mit den Kalksinterterrassen von Pamukkale • Altstadt von Safranbolu • Archäologische Stätte von Troja Antike Weltwunder Mit dem Tempel der Artemis (Artemision) in Ephesos und dem Mausoleum von Halikarnassos in Bodrum liegen zwei der sieben antiken Weltwunder in Anatolien. Naturschutzgebiete 1,3 % der Fläche der Türkei stehen unter Naturschutz. Dazu gehören zehn Küstenschutzgebiete, 18 Naturschutzgebiete und 19 Nationalparks, wovon zwei von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurden. Die geringe finanzielle Ausstattung des Umweltministeriums verhindert derzeit allerdings einen ausreichenden Schutz der Gebiete. Quellen Literatur • Türkische Nachrichtenagentur: Türkei Almanach 2006, Ankara 2006, ISBN ISBN 975-19-3898-8 • Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1996. ISBN 3785708289 • Ciğdem Akkaya, Yasemin Özbek, Faruk Şen, Faruk: Länderbericht Türkei. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998. • Udo Steinbach: Geschichte der Türkei. C.H. Beck Verlag, München 2003. ISBN 3406447430 • Gazi Çağlar: Die Türkei zwischen Orient und Okzident: eine politische Analyse ihrer Geschichte und Gegenwart. Unrast, Münster 2004, ISBN 389771-016-1 • Dagmar Kalb: Botschaften der Liebe in einer Arche Noah der neuen Welt die sieben apokalyptischen Städte der Westtürkei. Eigenverlag, Grafenstein 2005. • Stefan Stautner: Türkei: Europa oder Orient? : Repräsentation der Türkei zwischen Europa und Orient, RhombosVerlag, Berlin 2004. ISBN 3-937231-33-1 • Feroz Ahmad: Geschichte der Türkei. Magnus Verlag, Essen 2005. ISBN 3-88400-433-6 • Karin Hunn: „Nächstes Jahr kehren wir zurück...“. Die Geschichte der türkischen „Gastarbeiter“ in der Bundesrepublik, Wallstein Verlag, Göttingen 2005, ISBN 389244-945-7