Restwertentwicklung von Personenkraftwagen aus Sicht des
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Restwertentwicklung von Personenkraftwagen aus Sicht des
Fachhochschul-Studiengänge Betriebs- und Forschungseinrichtungen der Wiener Wirtschaft GesmbH Fachhochschul-Studiengang Unternehmensführung/Management Titel der Diplomarbeit: Restwertentwicklung von Personenkraftwagen aus Sicht des österreichischen Leasinggebers Verfasst von: Ing. Thomas Pescosta Betreut von: Mag. Dr. Helmut Siller Ich versichere: • dass ich die Diplomarbeit selbständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und mich auch sonst keiner unerlaubten Hilfe bedient habe. • dass ich dieses Diplomarbeitsthema bisher weder im In- noch im Ausland in irgendeiner Form als Prüfungsarbeit vorgelegt habe. ____________________________ Datum ____________________________ Unterschrift I Inhaltsverzeichnis: 1 2 Einleitung.................................................................................. 1 1.1 Problemstellung................................................................................. 1 1.2 Zielsetzung ......................................................................................... 4 1.3 Aufbau der Arbeit............................................................................. 6 Definitionen und Beschreibung der Branche ........................ 7 2.1 3 Leasing ............................................................................................... 7 2.1.1 Kfz Leasing als Finanzierungsmodell ....................................... 7 2.1.2 Erscheinungsformen .................................................................. 8 2.2 Beschreibung der Leasing- bzw. FM-Branche............................. 11 2.3 Vorteile der Leasingfinanzierung.................................................. 15 2.4 Nachteile der Leasingfinanzierung................................................ 17 2.5 Rückgabe des Kfz............................................................................ 17 2.6 Verwertung des Kfz ........................................................................ 18 2.7 Steuerrechtliche Betrachtung von PKW und Kombi.................. 22 Einflussfaktoren auf den Restwert ....................................... 23 3.1 Basel II ............................................................................................. 24 3.1.1 Grundlage ................................................................................. 24 3.1.2 Von Basel I zu Basel II............................................................. 24 3.1.3 Basel II Konzept........................................................................ 27 3.1.4 Ratingverfahren........................................................................ 29 3.1.5 Einfluss von Basel II auf den Leasinggeber ........................... 33 3.2 Leasinggeber.................................................................................... 38 3.3 Vertragsbezogene Aspekte ............................................................. 43 3.4 Fahrzeugbezogene Aspekte ............................................................ 44 3.5 Technische Aspekte......................................................................... 47 3.6 Kundenspezifische Aspekte............................................................ 55 3.7 Rechtliche Aspekte.......................................................................... 56 3.8 Technologisch innovative Aspekte................................................. 58 3.8.1 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren: Biodiesel, Erdgas, Wasserstoff............................................................................................... 59 II 4 3.8.2 Batterieelektrische Fahrzeuge ................................................. 62 3.8.3 Fahrzeuge mit Hybridantrieben............................................... 64 3.8.4 Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzellen.................................... 65 Theoretisch mögliche Methoden der Wertermittlung ........ 66 4.1 Eurotax – Notierungen ................................................................... 66 4.2 Eurotax Forecast ............................................................................. 67 4.3 Erfahrungswerte ............................................................................. 68 4.4 Wertverlaufsmodell dieser Diplomarbeit ..................................... 69 5 Derzeitige Wertermittlung .................................................... 70 5.1 Eurotax – Wertverlauf ................................................................... 73 5.2 Statistische Verkaufserfahrungen ................................................. 75 6 Modell der künftig möglichen Wertermittlung................... 77 7 Empirische Analyse: Test des Modells................................. 82 7.1 Erstellung des Excel-Modells ......................................................... 82 7.2 Expertengespräche.......................................................................... 83 7.3 Interviews Leasing- und Fuhrparkmanagementunternehmen . 84 7.4 Interviews Leasingfirma – Verwaltung ...................................... 100 7.5 Interviews Autohändler, Sachverständige, WK......................... 106 7.6 Interview Eurotax ......................................................................... 115 7.7 Interview Erste Bank.................................................................... 118 7.8 Zusätzliche Anmerkungen zum Berechnungsmodell ................ 119 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells .......................... 123 9 Zusammenfassung ............................................................... 134 10 Experteninterviews ........................................................... 135 Gesprächspartner..................................................................................... 135 Anhang .............................................................................................I 1 Einleitung 1 1 Einleitung 1.1 Problemstellung Restwerte von Leasingfahrzeugen als wesentlicher Kalkulationsfaktor gewinnen für Leasinggeber aus folgenden Gründen zunehmend an Bedeutung: a.) In Bezug auf Basel II werden Leasinggeber sich in der Situation sehen, verstärkt Restwertrisiken übernehmen zu müssen (Rating-Verbesserung für Unternehmen bei Operating Leasing auch ohne angeschlossenes Fuhrparkmanagement), d.h.: diese können dann nicht mehr nur als Berechnungsfaktor in der Leasingfinanzierung gelten, sondern der Leasinggeber muss den Restwerten eine objektive, festsetzende, fachlich möglichst durchdachte Bedeutung zusprechen. Die Ausfallswahrscheinlichkeit nach Basel II wird an den Restwerten und dessen Verlauf gemessen und das Risikomanagement bedarf einer Optimierung um eine Zuwanderung von bonitätsschwachen Kunden zu verhindern. Die derzeitigen Restwertmatrizen verfehlen den später tatsächlichen Verkaufswert oft aus unberücksichtigten Gründen zum Nachteil des Leasinggebers. (Wie z.B. die Farbe eines Fahrzeuges, die nach 36 Monaten bei einem Mittelklassewagen mit Neupreis von 20.000,- zu Vertragsende zu einer Differenz von 1.000 € im Vergleich zu Metallicfarben führen kann). Auch eine zu hohe Marge bei der Vertragsgestaltung kann zum Nachteil des Leasinggebers werden, wenn die monatliche Rate dadurch im Konkurrenzvergleich aus Sicht des Kunden zu teuer wird. In der Praxis kann die Differenz vom Verkaufswert zu Vertragsende zum Restwert 10% betragen. Die Problematik eine genaue Prognose zu stellen wird zwar in Einzelfällen über die Absatzmenge ausgeglichen, jedoch kann eine stetige, konkurrenzdruckbedingte Anpassung der Restwerte zu Verlusten führen. D. h., würde sich eine Leasingfirma von Konkurrenzangeboten, die der Kunde bei Angebotserstellung vorlegt, vielfach leiten lassen und seine Restwerte nach oben hin anpassen, würde das Problem der Verwertung zu Vertragsende auftreten. Eine Leasingfirma, die z.B. 30 Fahrzeuge pro Woche von den Leasingabläufern verwertet, kann sofern ein Großteil dieser 1 Einleitung 2 gewinnbringend verkauft werden kann, den verlustbringenden Teil, der von falsch kalkulierten Restwert herrührt, neutralisieren. Dieses Restwertrisiko, nämlich zu Vertragsende bei einem garantierten Restwert den Buchwert der Leasingfirma im Verkauf nicht zu erreichen, kann bei einer Einzelfallbeurteilung zu einem Verlust von € 500 - 1.500,- führen, der sich auch in Form von Paketverkäufen (mehrere „interessante“ Fahrzeuge mit einem wenig interessanten Fahrzeug) nicht mehr wettmachen lässt. Leasingunternehmen als Tochtergesellschaften von Banken werden in deren Eigenmittelhinterlegung einbezogen und daher wird das Vermietvermögen bzw. die Leasingforderungen (Behandlung wie besicherte Kredite) mit haftendem Eigenkapital unterlegt. Bei der Refinanzierung fungieren die Leasinggesellschaften als Kreditnehmer und ihre eigene Kreditwürdigkeit wird an der Bonität Ihrer Leasingnehmer bemessen. Wettbewerbsnachteile gegenüber Banken verstärken sich, da Bankkredite günstiger als die Leasingfinanzierung werden können und damit auch andere Vorteile des Leasings, wie sie in späteren Kapiteln genannt werden, in den Hintergrund drängen. Das Riskmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Basel II bei Banken ein Riskmanagement forciert bzw. bedingt und die Leasingfirmen eine Zuwanderung von überwiegend bonitätsschwachen Kunden nicht als Konsequenz in Kauf nehmen werden können. b) Die Prognosen (vorwiegend Leasinglaufzeiten von 36-48 Monaten) von Restwerten, die sich in Form von fahrzeugspezifischen Einstufungen niederschlagen, sind bedingt treffsicher (Schwankung von Prognosewert zu Verkaufswert am Vertragsende durchaus über 10 %, d.h. bei Mittelklassewagen rd. € 1.000,- und mehr pro Fahrzeug möglich), da sich der spätere Verkaufserfolg nicht vorhersagen lässt, weil nach Vertragsabschluss folgendes eintreten kann: z.B. Fehleranfälligkeit einer Baureihe, steuerlich maßgeblich benachteiligende Maßnahme bei Zweitzulassung (z.B. Mehrbesteuerung bei Fehlen eines Katalysators (siehe 90er Jahre) oder Dieselpartikelfilters (dzt. findet dieser bereits in der Nova-Berechnung seinen Niederschlag)), Exportrestriktionen (Abgasnormen),…etc. c) Der Verkauf findet im österreichischen B2B-Bereich (kein Gewährleistungsrisiko) statt. 1 Einleitung 3 d) Technische Aspekte: Dieselpartikelfilter, die den Fahrzeugpreis erhöhen, sparsamere Benzinmotoren und teuerer Dieselpreis ändern den hohen Dieselmotoranteil in Österreich. Euro-Abgasnormen, die den Export erschweren (Länder lassen eine Neuzulassung bzw. den Import eines Gebrauchtfahrzeuges erst bei Erfüllen einer aktuell gültigen Abgasnorm wie z.B. Euro IV zu, Stichtag ist meist die Erstzulassung im jeweiligen Land.) Zusätzliche Probleme bestehen, aber bedeuten auch Potential bei Exporten: Es gibt unterschiedliche Fahrzeugmarkenmarktanteile und verschiedene „Markenführer“ in den EU-Ländern. Umweltbezogen kann sich höhere Russbelastung in Form von Strafsteuern auswirken (Bsp. Kat-lose Fahrzeuge – 20% höhere motorbezogene Steuer); …. Da Restwertprognosen Bewertungen von zukünftigen Verkaufserlösen sind und diese Umstände am Gebrauchtwagenmarkt eine Rolle spielen, macht es Sinn, sie in die Prognoseüberlegungen einzubeziehen. In fünf Jahren wird der Endverbraucher, an dem sich der Autohändler orientiert, bei einer Wahlmöglichkeit mit oder ohne Dieselpartikelfilter bei einem sonst typengleichen Fahrzeug hauptsächlich wegen eines Preisunterschiedes entscheiden. Sollte keiner bestehen, wird er zur ökonomischen Variante greifen. Gleiches gilt für den Export – ein Händler, der nur das Fahrzeug mit DPF exportieren kann, wird nur dieses für den Export kaufen. e) Kundenspezifische Aspekte „Mindest“-Ausstattungen (z.B. wird eine Klimaanlage in der PKW Mittelklasse als Bedingung gestellt, obwohl sie bei vielen Fahrzeugen noch nicht zur Serienausstattung zählt und daher aufpreispflichtig ist), Farbe (weiß ist nachteilig, Silber- und Grautöne sind gefragt, tendenziell Nachfrage nach Metalliclackierungen, die ebenfalls zur Sonderausstattung zählen), Typenspezifika (darunter subsumieren sich Ausstattung wie Hardtop statt nur Softtop bei einem Cabrio um Wintertauglichkeit zu gewährleisten). 1 Einleitung 4 Restwertprognosen müssen diese Umstände in Betracht ziehen, da sich während oder am Ende des Vertrages nichts mehr an vertraglich im Vorhinein garantierten Restwerten ändern lässt und falls der Leasinggeber bestimmte - das Anbietverhalten des nächsten Käufers beeinflussende - Faktoren nicht berücksichtigt, Einbußen von mehreren Prozentpunkten zum Listenpreis erleiden kann. Negativbeispiel wäre ein Mittelklassewagen ohne Dieselpartikelfilter, ohne Klimaanlage und in weißer Wagenfarbe: die mehrfach kombinierten Nachteile könnten dazu führen, dass das Fahrzeug unverkäuflich wird, da eine Nachrüstung oder Umlackierung zu unvertretbar hohen Kosten führen würde bzw. den Ankaufspreis in indiskutable Bereiche führen würde. Nach der Ansicht des Autors ist bei einem drei Jahre alten Fahrzeug das Fehlen eines Dieselpartikelfilters mit ca. € 500,-, das Fehlen einer Klimaanlage mit ca. € 1.000,- und die in Österreich unbeliebte Wagenfarbe „weiß“ mit einem Abschlag von € 1.500,- zu werten (auch da weiß als Taxifarbe populär ist und Schmutz besonders stark dabei zur Geltung kommt). Falls das Fahrzeug erforderliche Normen für eine Neuzulassung (für neuere Abgasnormen werden Dieselpartikelfilter erforderlich sein) nicht erfüllt, schließt das einen möglichen Export zur Gänze aus, weshalb Händler mit Schwerpunkt Export keine Angebote abgeben. All diese Aspekte sollen im Berechnungsmodell dieser Diplomarbeit erarbeitet werden und finden sich sowohl in der Analyse als auch der Überarbeitung des Modells in späteren Kapiteln wieder. Die Restwertbestimmung obliegt sowohl bei Teilamortisierungsverträgen als auch bei Operating-Leasing, bei dem eine Restwertgarantie besteht, den Risikohaltern und wird nicht durch Lösungsansätze der EU vorgegeben. Basel II sieht nur eine adäquate Risikobestimmung vor, lässt aber bei der Restwertfestlegung dem Leasinggeber den Freiraum, den Zukunftsprognosen bedingen. 1.2 Zielsetzung 1 Einleitung 5 In der Diplomarbeit soll für die Restwertermittlung eine wissenschaftlich fundierte, für den Leasinggeber nachvollziehbare und benutzerfreundliche Entscheidungsbasis unter Beachtung der wesentlichen Einflussfaktoren erarbeitet werden. Die Arbeit analysiert die Leasingrestwertentwicklung von Personenkraftwagen unter Betrachtung wirtschaftlicher, (steuer-)rechtlicher und technischer Aspekte aus Sicht des österreichischen Leasinggebers im B2B – Bereich. Es soll ein Berechnungsmodell in EXCEL für Restwertprognosen entwickelt werden, das als Beurteilungsschema für Leasinggeber dienen kann. Garantierte Restwerte kommen aus dem Bereich Fuhrparkmanagement, wo im Produkt Operating-Leasing die langjährigen Erfahrungen in der Verwertung und Wartungsplankosten eine Basis für genaue Schätzungen bieten. Deshalb wurde in der Arbeit das Thema Fuhrparkmanagement erläutert und Experten aus diesem Bereich befragt. Der Nutzen des zu erarbeitenden Modells läge speziell bei Leasingfirmen, die als zusätzliches Produkt ein Leasing mit garantiertem Restwert ohne angeschlossenen Wartungsvertrag anbieten wollen, aber auf geringe Erfahrungen im Fuhrparkmanagement oder Verwertung zurückgreifen können. Vielfach haben auch schon Privatpersonen das Bedürfnis ihr Leasingfahrzeug an den Leasinggeber zurückzugeben, da sie am Ende der teilamortisierten Vertragsform nicht den kalkulierten Restwert erreichen könnten und für die Auszahlung auch nicht das Bargeld aufbringen wollen. Ein garantierter Restwert würde Sicherheit schaffen. Einige Leasingfirma begeben sich mit solchen Produkten bereits auf den Markt und dies kann bei hoher Nachfrage dazu führen, dass andere Leasingfirmen ebenso dieses Segment bedienen werden. Aber auch für erfahrene Fuhrparkmanagementfirmen kann dieses Tool eine weitere Bewertungsansicht der Restwertprognose bieten, die bei dem einen oder anderen Fall zur Neuüberlegung führen kann. Die folgenden Forschungsfragen sollen in dieser Diplomarbeit beantwortet werden: 1 Einleitung 6 1.) Sind Restwertprognosen auf Basis von fahrzeugtypenähnlichen gegenwärtigen Eurotaxankaufswertnotierungen weiterhin Ziel führend? 2.) Beinhalten die derzeitigen Restwertmatrizen die möglichen Einflussfaktoren und wie kann man sie realistisch erweitern? 3.) Wirkt sich Basel II durch Risikoübernahme des Leasinggebers Restwert erhöhend aus und nimmt dies Einfluss auf die Marktposition? Vorläufige Hypothesen zu diesen Forschungsfragen: 1.) Restwertprognosen auf Basis von fahrzeugtypenähnlichen gegenwärtigen Eurotaxankaufswertnotierungen sind nicht mehr Ziel führend. 2.) Die potentiellen Einflussfaktoren (wie sie im Kapitel 3 vorgestellt werden) werden in zu geringem Maße einkalkuliert. 3.) „Basel II“ findet in den derzeitigen Vertragsgestaltungen in Bezug auf Restwertgestaltung keine Berücksichtigung. 1.3 Aufbau der Arbeit Das einleitende Kapitel geht auf die Problemstellung ein und daran schließt im Kapitel 2 die Beschreibung der Branche sowie des Verwertungsprozesses an. Den Einflussfaktoren auf den Restwert wird das Kapitel 3 gewidmet, in dem die aktuellen umweltpolitischen Diskussionen um den Feinstaub eine Rolle spielen. Ergebnisse dieser könnten zu Fahrverboten oder zum Ruf nach alternativen Antrieben führen. Letztere sollen in der Arbeit in der Form behandelt werden, dass die bestehenden und die mit großem Potential aufgezeigt werden, die in heutigen Verträgen bereits eine Rolle spielen. Ein wesentlicher Punkt, nämlich Basel II wird ebenso in diesem Kapitel beleuchtet und die Zusammenhänge mit dem Leasinggeber hergestellt. Im Zuge dessen werden die verschiedenen Ratingverfahren beleuchtet. 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 7 In Kapitel 4 werden theoretisch mögliche Wertermittlungsmethoden, in Kapitel 5 die derzeitigen Methoden und in Kapitel 6 die künftig mögliche Wertermittlungsmethode dargestellt. Basierend auf diesen theoretischen Erkenntnissen, der statistischen Auswertung einer Datenbank von verkauften Fahrzeugen einer Leasingfirma aus den letzten 6 Jahren und den Wertverläufen nach Eurotax wird ein Berechnungsmodell entwickelt, das in weiterer Folge in Kapitel 7 in Form von Experteninterviews erprobt und analysiert wird. Das Kapitel 8 widmet sich der Überarbeitung des Modells. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung in Kapitel 9 und eine Listung der Experten sowie der Gesprächsleitfäden in Kapitel 10, an das der Anhang mit Literatur-, Abbildungs- und Tabellenverzeichnis anschließt. Die Forschungsfragen sollen durch den empirischen Teil bei der Befragung der Experten beantwortet werden. Hypothesen werden in der Überarbeitung des Modells be- bzw. widerlegt. 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 2.1 Leasing 2.1.1 Kfz Leasing als Finanzierungsmodell Investitionen können im Wege der Eigenfinanzierung (Eigenkapital von außen), Selbstfinanzierung (erwirtschaftete Gewinne) oder Fremdfinanzierung finanziert werden. Eine davon ist das Leasing.1 Leasing als Mischform von Mietvertrag und Kreditvertrag bietet dem Leasingnehmer die Möglichkeit ohne zivilrechtlicher Eigentümer zu werden, ein vom Erzeuger 1 Vgl. Aigner, Dietmar, Gaedke Gerhard, Grabner Roland, Tumpel Michael (2004): Das Auto im Steuerrecht, Ein Praxis-Leitfaden, 2. Auflage, Wien: Linde, S. 37 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 8 erworbenes Wirtschaftsgut vom Leasinggeber als auftretender Käufer gegen Entgelt überlassen zu bekommen.2 Im Allgemeinen treten Leasinganbieter als Hersteller bzw. Händler auf oder als markenunabhängige Gesellschaften3 meist als Tochtergesellschaften von Banken. Zum Beispiel Erste Bank AG mit EBV-Leasing GmbH & Co KG oder die Bank Austria Creditanstalt Leasing GmbH als Tochter der Bank Austria CreditanstaltGruppe. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Händler/Hersteller eine Vermittlungsprovision für das Abschließen eines Leasingvertrages beansprucht, die meist zu einer Anhebung des Leasingzinssatzes führt.4 Die Kreditinstitute treten für gewöhnlich mit Tochterfirmen am Leasingmarkt auf, da das Leasinggeschäft nur schwer in die Geschäftsstruktur eines Kreditunternehmens integrierbar ist. Eine Aktivierung der Leasingobjekte bei einer Bank würde zu einer unerwünschten Bilanzverlängerung und Eigenkapitalbindung führen.5 2.1.2 Erscheinungsformen 2.1.2.1 - Voll-/Teilamortisationsverträge6 Bei Vollamortisationsverträgen („full-pay-out-Verträge“) amortisiert der Leasinggeber in der Grundmietzeit über die Leasingraten die Anschaffungs-, Herstell- und Nebenkosten. Hier wird kein Restwert festgelegt, dadurch ist die monatliche Rate natürlich weitaus höher. Diese Form wird dann bevorzugt, wenn das Leasinggut mit der letzen Rate in das Eigentum des Leasingnehmers übergehen soll oder ein Restwert von Leasinggeber nicht akzeptiert wird - da nicht realisierbar - wie z.B. oft bei Taxiunternehmen. 2 Vgl. Aigner/Gaedke/Grabner/Tumpel (2004): 37 3 Vgl. Engel Johanna (2004): Handbuch Kraftfahrzeug-Leasing, 2.Auflage, München: C.H. Beck, S. 2 4 Vgl. Kratzer Jost/Kreuzmair Benno (2002): Leasing in Theorie und Praxis, Leitfaden für Anbieter und Anwender, 2.Auflage, Wiesbaden: Betriebswirtschaftlicher Verlag Gabler, S. 30 5 Vgl. Kratzer/Kreuzmair (2002): 31 6 Vgl. Bordewin Arno (2003): Leasing im Steuerrecht, 4.Auflage, Heidelberg: F. Müller, S. 12 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 9 - Bei Teilamortisierungsverträgen („non-pay-out Verträge“) wird nur ein Teil, nämlich die Differenz zwischen Anschaffungskosten und im Vertrag vereinbarten, angemessenen Restwert kalkuliert. Der Restwert soll mindestens dem steuerlichen Restbuchwert beim Leasinggeber entsprechen, das Risiko der Verwertung liegt entweder beim Leasingnehmer oder beim Leasinggeber (in letzteren Fall meist Operating Leasing) 2.1.2.2 - Operating-Leasing/Finanzierungs-Leasing7 Operating-Leasing ist eine kurzfristige Überlassung, bei der der Leasingnehmer nach kurzer Grundmietzeit kündigen kann. Der Leasinggeber, der das Objektrisiko trägt, verfolgt das Ziel - weitgehend entsprechend einer Miete - einer mehrfachen Überlassung. Der Leasinggeber trägt das volle Investitionsrisiko. Zusätzliche Dienstleistungen wie Wartung und Reparatur sind optional enthalten. Die bilanzielle Zurechnung und Aktivierung erfolgt beim Leasinggeber, der über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer abschreibt. Der Leasingnehmer kann die monatlichen Leasingraten als Aufwand verbuchen. Operating Leasing wuchs in den letzten Jahren in Österreich stark. Dadurch, dass die Finanzierungskosten durch eine Vertragsperiode im Regelfall nicht amortisiert werden, wird meist mehrfach verleast. Insofern muss es sich um ein Objekt handeln, das von verschiedenen Anwendern verwendet werden kann, um es durch Miete oder Verkauf verwerten zu können. - Finance-Leasing dient zur längerfristigen Wirtschaftsgutüberlassung, es hat den Charakter einer Kreditfinanzierung. Während der Grundmietzeit, die sich über einen wesentlichen Teil der Nutzungsdauer erstreckt, kommt es zu einer Abdeckung aller Anschaffungs-, Herstellung- und Nebenkosten durch die entrichteten Raten. Das Finance-Leasing ist die weitaus gebräuchlichere der beiden Varianten. Das Investitionsrisiko wird auf den Leasingnehmer, der als wirtschaftlicher Eigentümer auftritt, übertragen und der Leasinggeber trägt nur das Kreditrisiko. Nach internationaler Rechnungslegung muss entweder nach US-GAAP über 90% über die Ratenzahlung finanziert werden oder die 7 Vgl. Bordewin (2003): 13 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 10 Vertragsdauer entspricht zumindest zu 75% der Lebensdauer. Der Leasinggegenstand ist meist für den speziellen Gebrauch des Leasingnehmers, was eine Weiterverwendung durch Dritte ausschließt. Finance-Leasing wird von Operate-Leasing durch folgende Punkte unterschieden: • Investitionsrisiko und Werterhaltungsmaßnahmen beim Leasingnehmer • Kapitalbeschaffung und Kreditrisiko beim Leasinggeber • Unterschiedliche Optionen nach Vertragsablauf (Kauf oder Rückgabe) 2.1.2.3 Fuhrparkmanagement Als zusätzliches Modell gilt das Full-Service-Leasing (Maintenance-Leasing) bei dem der Leasinggeber die Verpflichtung übernimmt, die Wartung und die Reparaturen zu begleichen. Im Rahmen dieses, als Fuhrpark- oder Flottenleasing auftretende Produkt, werden die Nebenleistungen in den Leasingvertrag einkalkuliert oder gesondert verrechnet.8 Oft wird dieses Modell in eine Abteilung der Leasinggesellschaft oder in eine selbstständige Gesellschaft ausgelagert, welche zusätzlich zur Finanzierungsfunktion die Aufgabe ausübt, einen Fuhrpark zu verwalten. In diesem sind oft auch Fahrzeuge enthalten, die nicht im Eigentum des Leasinggebers stehen, mit dem Hintergedanken die Leasingfinanzierung bei Neuanschaffungen zu tätigen. Die Finanzierung dieses Altbestandes ist bereits Fuhrparkmanagement zur abgeschlossen, Gänze in die der Kunde Hände der will jedoch Leasingfirma das bzw. Fuhrparkmanagementfirma legen. Deshalb verwaltet die Fuhrparkmanagementfirma teilweise auch Fahrzeuge, die sie nicht finanziert hat. Die Fahrzeuge, die als Ersatz bei Ausscheidung der alten Fahrzeuge dienen, werden dann durch Leasing inklusive 8 Vgl. Bordewin (2003): 17f. 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 11 Wartungsvertrag finanziert. Die Werkstätten verrechnen Wartungs- und Reparaturkosten mit der Fuhrparkmanagementgesellschaft und diese stellt Kunden meist eine scheckkartenförmige Legitimationskarte zu Verfügung, die optional für die Betankung der Fahrzeuge dienen kann. Die Fuhrparkmanagementfirma kann durch Verträge mit Mineralölfirmen Rabatte beim Treibstoff erwirken.9 Die üblichen Modelle der Fuhrparkverwaltung sind10 - „offene Abrechnung“, d.h. alle vertraglich vereinbarten Dienstleistungen (Wartungs- und Reparaturkosten, Reifenersatz, Versicherung, Tankkarte, Reporting), werden durch eine Monatsabrechnung abgerechnet - „geschlossene Abrechnung“, d.h. alle Dienstleistungen werden auf Basis der Fahrleistung berechnet. Die Fuhrparkgesellschaft trägt das Reparaturrisiko, verlangt dafür aber einen „Sicherheitszuschlag“ Zum Restwertrisiko der Finanzierung tritt bei der geschlossenen Abrechnung ein Risiko des Übertretens der kalkulierten Reparaturkosten auf. In der Praxis zeigte sich ein Bereich von € + 500,- bis – 500,- auf, wobei bei seltenen Härtefällen wie ein defektes Automatikgetriebe durchaus ein Verlust von 2.000,- bis 3.000,- möglich war. Ein etwaiges Guthaben bei den Reparaturen fängt einen möglichen Verlust bei Restwerten wie in der Versicherungsbranche mit Schadensfällen meist auf. Z.B: 10 Fahrzeuge von 9 haben ein Reparaturguthaben von 150,- und das 10. Fahrzeug einen höheren Reparaturverlauf, der sich auf ein Minus von 1.000,- addiert. In Summe wäre bei diesen 10 Fahrzeugen bezogen auf die angefallenen Reparaturkosten und den eingenommen Wartungspauschalen ein Gewinn von 350,zu verzeichnen. Meist wird ein Guthaben dadurch erreicht, dass Rabattvereinbarungen mit Werkstätten getroffen werden, oder wenn bei Fahrzeugen die Serviceintervalle nicht eingehalten werden. 2.2 9 Beschreibung der Leasing- bzw. FM-Branche Vgl. Aigner/Gaedke/Grabner/Tumpel (2004): 45 10 Vgl. Aigner/Gaedke/Grabner/Tumpel (2004): 46 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 12 Die Leasingbranche umfasst sowohl die Finanzierung von Immobilien als auch Mobilien und Kraftfahrzeuge. In dieser Arbeit wird im Wesentlichen nur auf Belange der Finanzierung der Kraftfahrzeuge, nicht der Mobilien oder Immobilien, eingegangen. Fuhrparkmanagement lässt sich dem Leasing unterordnen, wobei der Restwert im Fuhrparkmanagement seinen Ursprung hat, wo die Kompetenz diesen genau abzuschätzen, beheimatet ist. Fuhrparkmanagement (FM) ist in Österreich eigentlich eine eigene Branche, auch wenn es meist in Leasingfirmen subsumiert ist, da das Produkt Fuhrparkmanagement eng mit der Leasingfinanzierung verbunden ist und Kunden alles aus einer Hand wünschen. Viele der internationalen Fuhrparkmanagementfirmen ließen sich in den letzten Jahren in Österreich nieder und widmen sich nur der Finanzierung mit angeschlossenen Wartungsverträgen und/oder Reifenbezug sowie Tankkartengeschäft, dem ein Controlling einhergeht. In Deutschland haben rund 90 Prozent der Unternehmen Fuhrparkmanagementlösungen, während in Österreich mit unter 25 % der Unternehmen der Markt noch lange nicht gesättigt ist. Branchenstruktur Der Bestand an PKW im Jahre 2004 in Österreich betrug 4.109.129. Die Zulassungen von fabrikneuen Fahrzeugen werden im gleichen Jahr mit 402.850 beziffert. Dies bedeutet eine Steigerung von 2,42% seit 1999 (Bestand 4.009.604) und von 15,32 % seit 1994 (Bestand 3.479.595)11 11 Vgl. Statistik Austria (2006b) : Statistische Übersichten, Kapitel Verkehr, online: http://www.statistik.at/statistische_uebersichten/deutsch/pdf/k11t_7.pdf, Zugriff: 28.01.06, S. 421f (des pdf.-Dok.) 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 13 Abbildung 1: Fahrzeugentwicklung 1960 - 2004 Fahrzeugentwicklung 1960 - 2004 Krafträder Personenkraftwagen 4.500.000 Stückzahl Bestand 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 2004 2002 2000 1998 1996 1994 1992 1990 1988 1986 1984 1982 1980 1978 1976 1970 1960 0 Jahr Quelle: Statistik Austria (online) Geht man ohne Berücksichtigung von Veränderungen im Individualverkehr (von Auto zu Mofa im Stadtverkehr, weniger Zweitautos, verstärkter Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel) annähernd von ähnlicher Entwicklung künftig aus, könnte dies einen Bestand von über 5 Mio. PKW in Österreich im Jahr 2016 bedeuten. Der Verband Österreichischer Leasing-Gesellschaften (VÖL), die Interessenvertretung der Leasingbranche Österreichs (Repräsentationsgrad 2004: 96,4% - geschätzter Anteil des Leasingverbandes am Leasingmarkt12), vertritt 40 Mitglieder in Österreich, die mittels „OK-Gütesiegel“ ausgezeichnet werden können, sofern sie Mindeststandards wie die einvernehmliche Vertragsauflösung, klare Vertragsformulierungen, etc. einhalten. Die Leasingquote bei Kfz-Neuzulassungen in Österreich betrug im Jahre 2003 35,8% und stieg im Jahre 2004 auf 39,3 %, wovon 62% aus Kommerzkunden, 37% aus Privatkunden und 1 % aus öffentlicher Hand bestanden. Die durchschnittliche 12 Vgl. Leasingverband: Statistik Österreich, online: http://www.leasingverband.at/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=86 , Zugriff: 23.01.06 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 14 Wachstumsrate der letzten Jahre lag jährlich bei 8% und die Branche wird in den nächsten Jahren mit realen Wachstumsraten rechnen können.13 Viele der österreichischen Leasinggesellschaften sind Tochtergesellschaften von Banken. Neben dem klassischen Leasinggeschäft wird von einem überwiegenden Teil der Unternehmen professionelles Fuhrparkmanagement angeboten, dessen Kernprodukt Operating-Leasing Varianten darstellt. Die wichtigsten österreichischen Leasingfirmen im Kfz-Bereich sind: Porsche Bank 13,4%, Erste Bank (Immorent und EBV-Leasing) 12,5%, BA-CA Leasing 10,4%, Bawag P.S.K. Leasing 9,1% und Raiffeisen Leasing 8,9 %14 Im Fuhrparkmanagementbereich gestalten sich die Marktanteile etwas anders, die da wären: Porsche Bank 43,88%, Leaseplan Österreich 27,89%, BA-CA - Leasing 7,23%, EBV-Leasing 5,45%, Raiffeisen Leasing 4,7%15 In den letzen Jahren kamen neben diesen, in Österreich bereits lange ansässigen Fuhrparkmanagementfirmen, auch Firmen internationaler Herkunft nach Österreich wie z.B. Arval Austria GmbH, eine Tochterfirma der BNP Paribas SA, Paris, die einer der größten Banken Europas ist. Leaseuropa als Dachverband 27 europäischer nationaler Leasingverbände beziffert den Kfz-Leasingmarkt (Autos, Lkw, Busse) 2005 mit 94 Milliarden Euro, womit Europa der weltweit größte Markt für Leasing ist.16 Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Leasings fällt in der österreichischen Zahlungsbilanz auf, wo Operational Leasing 13 Vgl. Leasingverband (2006): online, Kfz (Lkw, Bus, Kombi, Pkw) 14 Vgl. BA-CA Leasing (2006): Pressegespräch am 8. April 2005 unter den sonstigen Bank Austria Creditanstalt Leasing, Marktanteile Kfz-Leasing (Österreich, Neuvolumen 2004), online: http://www.ba-ca-leasing.com/contenttool/time2web.nsf/lookupDownloads/BACA_Leasing_Praesentation_Pressegespraech/$file/BACA_Leasing_Praesentation_Pressegespraech.ppt, Zugriff: 11.04.2006, zitiert nach VÖL, Kfz Leasing Neuvolumen 2004 15 Vgl. Wirtschaftsverlag (2006): Ausgelagerte Autos - Fuhrparkmanagement, Marktanteile Österreich (Quelle Firmenangaben 12/02), online: http://www.wirtschaftsverlag.at/ireds-3280.html, Zugriff: 11.04.06 16 Vgl. Leaseurope: Statistics 2005, online: http://www.leaseurope.org/pages/Statistic/Flash%20%20Facts%20&%20Figures%202005.pdf, Zugriff: 11.04.2006 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 15 unternehmensbezogenen Dienstleistungen zur Verringerung von Dienstleistungsexporten und –Importen beigetragen hat.17 2.3 Vorteile der Leasingfinanzierung (aus Sicht des Leasingnehmers) a.) Liquiditätsschonung: Der “Pay-as-you-earn” - Effekt bedeutet, dass die Mietraten durch den laufenden Ertrag aus den Investitionen bestritten werden können18 und kommt nur dann zum Tragen, wenn die Zahlungsmodalitäten mit den zu erwartenden Erträgen abgestimmt ist. Mietvorauszahlungen stehen dem entgegen. 19 b.) Kapitaleinsparung: Da der Leasinggeber die Investition tätigt, fällt beim Leasingnehmer die teure einmalige Anschaffung weg, die durch Ratenzahlung ersetzt wird und zu einem positiven Liquiditätseffekt führt. 20 c.) Steuerliche Vorteile entstehen, da das Leasingobjekt dem Leasinggeber zugerechnet wird, die Verpflichtungen daraus als abzugsfähige Betriebsausgaben gelten und sich die Leasingausgaben Gewinn mindernd auswirken. Aufgrund geringeren Gewinnausweises kann man Steuerstundungsvorteile bei der Einkommens- bzw. Körperschaftssteuer realisieren. Des Weiteren können durch Leasing, wenn in dieser Weise der zu versteuernde Gewinn gesenkt wird, Unternehmenskennziffern wie z.B. der Return on Invest verbessert werden, was den Shareholder positiv stimmt.21 d.) Durch Dienstleistungsangebote des Leasinggebers können laufende Kosten reduziert werden, wie zum Beispiel bei der Verwertung des Fahrzeuges oder 17 Vgl. Österreichische Nationalbank (2006b): Zahlungsbilanz im ersten Quartal 2003, online: http://www.oenb.at/de/stat_melders/statistische_publika/aussenwirtschaft/zahlungsbilanz/zabil_berich te_20030828.jsp, Zugriff: 11.04.06 18 Vgl. Gabele/Kroll, Leasingverträge optimal gestalten, S.158, zitiert nach Bordewin (2003): 20 19 Vgl. Bordewin (2003): 20f. 20 Vgl. Bordewin (2003): 20f. 21 Vgl. Bordewin (2003): 20f. 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 16 Reparaturen im Zuge eines Full-Service-Leasings, da sie aufgrund von Großabnehmerverträgen günstiger anbieten.22 e.) Ein Anlagegut kann über einen überschaubaren Zeitraum (meist 3 bis 5 Jahre) finanziert werden, hat zu Vertragsende einen abschätzbaren Verkehrswert und die Höhe der Leasingrate lässt sich mit einem seriös kalkulierten Restwert den Nutzungsnotwendigkeiten und Einkommensmöglichkeiten des Leasingnehmers besser anpassen als ein Kredit23 f.) Bilanzeffekt: Durch Leasingfinanzierung wird die Erwartung einer bilanzneutralen Nutzung des Wirtschaftsgutes erfüllt. Der Leasinggeber aktiviert als wirtschaftlicher Eigentümer das Leasingobjekt zu seinen Anschaffungskosten im Anlagevermögen.24 g.) Dienstleistungseffekte des Leasing: es treten Risiko mindernde Effekte (Objektrisiko, Lieferantenrisiko sowie Sach- und Preisgefahr) auf.25 h.) Administrative Entlastungseffekte: neben optionalen Serviceleistungen wie Wartungs- und Reparaturservice treten die Effekte im Bereich Bestellung, Rechnungsprüfung, Bezahlung, Anlagenbuchhaltung und Verwertung auf.26 22 Vgl. Bordewin (2003): 20f. 23 Vgl. Aigner/Gaedke/Grabner/Tumpel (2004): 38 24 Vgl. Kratzer/Kreuzmair (2002): 107 25 Vgl. Kratzer/Kreuzmair (2002): 122 26 Vgl. Kratzer/Kreuzmair (2002): 124f. 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 17 Abbildung 2: Vergleich Kredit und Finanzierung Quelle: Leasingverband (online) 2.4 Nachteile der Leasingfinanzierung (aus Sicht des Leasingnehmers) • Kein Eigentumserwerb: sofern es die Vertragsgestaltung nicht anders vorsieht, ist (vor allem bei Operating - Leasing) die Rückgabe des Leasingobjektes vorgesehen, ein Kauf ist nicht möglich. • Vertragslaufzeit: in der Regel unkündbar, bei Nichtgebrauch problematisch • Hohe Gesamtkosten: meist sind die Leasingraten höher als die Raten einer möglichen Kreditfinanzierung. Versicherungen, Instandhaltungskosten (außer bei Wartungsverträgen) sind nicht inkludiert– meist bei Operating Leasing) • Kündigungsgefahr: wenn der Leasingnehmer in Zahlungsverzug gerät, kann der Leasinggeber fristlos kündigen und Schadenersatzforderungen stellen 2.5 Rückgabe des Kfz 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 18 Sofern eine etwaige Ankaufsoption nicht ausgeübt wird oder es zu keiner Vertragsverlängerung kommt, hat zum Vertragsende die Rückgabe des Kfz an den Leasinggeber zu erfolgen. Da es sich bei dieser Verpflichtung um eine Bringschuld handelt, hat die Übergabe am Geschäftssitz oder benannten Ort (kann auch der Händler der Auslieferung sein) des Leasinggebers zu erfolgen. Der vertragsgemäße Zustand, protokolliert durch einen Fachmann, schließt eine normale verschleißbedingte Abnutzung ein, nicht jedoch einen Schaden.27 Sollten sich die Vertragsparteien ggf. nicht über einen Schadensersatz einigen können, wird ein gerichtlich beeidigter Sachverständiger bestellt, der ein Gutachten verfasst.28 Dem zugrunde liegend wird die Endabrechnung verfasst. Teilweise gehen Leasingfirmen in der Weise kulant vor, dass sie den kalkulierten Betrag nicht in vollständigem Maße weiterverrechnen, da sie es unrepariert weiterverkaufen und der Händler es in Eigenregie günstiger reparieren kann und deshalb verhältnismäßig mehr anbieten kann. Die Höhe der Kulanz orientiert sich oft an dem objektbezogenen Fall, ob etwa Reparaturaufwand hoch war, oder der Restwert marktgerecht kalkuliert war. 2.6 Verwertung des Kfz Der Leasinggeber nimmt als rechtlicher und wirtschaftlicher Eigentümer des Kfz bei Vertragsende die Verwertung vor, bei welcher es für die nachfolgende Abrechnung von Bedeutung ist, wer das Verwertungsrisiko trägt.29 27 Vgl. Engel (2004): 165f. 28 Vgl. Engel (2004): 172 29 Vgl. Engel (2004): 173 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 19 Der Leasinggeber kann verlangen, dass der Leasingnehmer das Vertragsobjekt innerhalb Österreichs an eine bestimmte Adresse liefert. Unterlässt es der Leasingnehmer, das Leasingobjekt rechtzeitig und bestimmungsgemäß zu retournieren, ist er schadensersatzpflichtig.30 Wäre gedacht, das Fahrzeug weiter zu verleasen und damit einen höheren als den Restwert zu lukrieren, da das Geschäft mit Endverbrauchern und nicht mit Händlern getätigt wird (Eurotaxwert „Verkauf“ statt Eurotaxwert „Ankauf“ kommt näherungsweise zur Geltung) und der neue Leasingnehmer wegen einer nicht vereinbarten Wartefrist darauf verzichtet, entsteht der Leasingfirma ein wirtschaftlicher Schaden. Z.B. könnten die dadurch verlorenen Einnahmen der Weitervermietung dem Kunden in Rechnung gestellt werden, der es verabsäumt hat, rechtzeitig zurückzustellen. Durch die Verleasung bleibt der Leasinggeber Eigentümer und schließt das Gewährleistungsrisiko im Gegensatz zu einem Verkauf aus. Ein Verkauf erfolgt üblicherweise nur an Kfz-Händler um ein Gewährleistungsrisiko oder mögliche Reklamationen auszuschließen. Der Restwert wird an den zukünftigen Kauf des Händlers respektive der Eurotax Händlerankaufsliste angepasst. Wäre der Käufer eine Privatperson, könnte man rein theoretisch mit höheren Restwerten kalkulieren, da der Endverbraucher ein Preisniveau von der Eurotax Händlerverkaufsliste gewöhnt ist. Sofern der Verwertungsprozess optimal gestaltet ist und das Bietverhalten der KfzHändler entsprechend gut ist, lässt sich ein Ankaufswert erreichen, der ein paar Prozentpunkte über den üblichen Händlernotierungen bzw. handelsüblichen Preisen liegt. Der Verwertungsprozess lässt sich meist in folgender Form darstellen: 1.) Eintreffen des Fahrzeuges beim Leasinggeber: Oft lässt der Kunde durch einen Spediteur (z.B. Fa. Lagermax, Fa. Frikus, Fa. Hödlmayer) anliefern, meist ist die Beauftragung zu speziellen Konditionen im Dienstleistungspaket des Leasinggebers enthalten. 2.) Bewertung durch interne oder externe Sachverständige: Der Zustand des Fahrzeuges wird optisch ohne Zerlegungsarbeiten festgestellt und ein Gutachten erstellt, dass die Schäden festhält. Da gemäß Vertragsbedingungen 30 Vgl. Kratzer/Kreuzmair (2002): 91 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 20 die Fahrzeuge nach ÖNORM V5080 Zustandsklasse II (gut, ohne Beschädigungen) retourniert werden, wird für Schäden, die darüber hinausgehen eine Schadensmeldung eingefordert, um in einer Werkstätte reparieren zu lassen, oder um den Schaden bei der Versicherung ablösen zu lassen. Sofern keine Deckung besteht, wird der Schaden in kulanter Form verrechnet. 3.) Aufnahme in das Verwertungssystem: Viele der Leasingfirmen bedienen sich selbst entwickelter Internetplattformen zu denen sie ausgewählten KfzHändlern einen Zugang gewähren. Auf dieser wird eine Dokumentation mit Beschreibung der Schäden (inklusive Fotos), der Servicehistorie und den wichtigsten Daten wie Hubraum, Erstzulassung, Kilometerstand, Eurotax Hauptcode zu Verfügung gestellt. Das Bietverfahren erfolgt direkt auf dieser Homepage, jedoch oft ohne ein für Händler sichtbares Höchstgebot. Die zusätzliche Besichtigungsmöglichkeit vor Ort, die meist nur von nahe liegenden Händlern in Anspruch genommen wird, erfolgt in einem Zeitraum von ca. 1 Woche. Es werden oft keine „Ausrufungspreise“ fixiert, da sich in der Praxis zeigt, dass diese eine Erwartung signalisiert. Ohne Anhaltspunkte riskieren Händler einen höheren Wert, um mit eindeutiger Platzierung gleich vornweg zu sein. 4.) Verkaufsrunde: zu regelmäßigen, meist wöchentlichen Terminen endet das Anbietverfahren und die Händler, die im nahen Bereich des Bestgebotes liegen, werden kontaktiert, um eine 2-3% Erhöhung des Kaufpreises durch Nachbesserungsmöglichkeit zu erreichen. 5.) Auslieferung innerhalb von einer Woche an den Händler oder beauftragte Spedition Beispiel I: Tabelle 1: Beispiel Leasingmodell Kaufpreis Leasingdauer Monaten in 20.000 20.000 48 36 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 21 Restwert Leasingentgelt/Monat 6.400 8.000 355 409 5.000 5.000 237 256 ohne Anzahlung Anzahlung Leasingentgelt mit Anzahlung Quelle: VÖL (o.S.) Beispiel II31: Anschaffungskosten EUR 40.000,- / Kalkulierter Restwert EUR 20.000,- / Vertragszeit 36 Monate / Vertragszins 6 % p.a. Die verwendete Annuitätsformel zur Berechnung der Leasingraten lautet: A × qn × (q – 1) r = ______________ - R × (qn – 1) Zu berücksichtigen (q= 1 + i): i = 3√ (1 + j )-1 4 31 Engel Johanna (2004): 13 (q - 1) ______ (qn – 1) 2 Definitionen und Beschreibung der Branche 22 Tabelle 2: Beispiel Tilgung Monat Anfangs - Zinsanteil Tilgungsanteil kapital Leasing – End - Rate kapital 40.000,00 199,01 508,67 707,67 39.491,33 2 39.491,33 196,48 511,20 707,67 38.980,14 35 21.207,32 105,51 602,16 707,67 20.605,16 36 20.605,16 102,51 605,16 707,67 20.000,00 37 20.000,00 0,00 0,00 0,00 20.000,00 …… 1 Quelle: Engel Johanna (2004): S. 13f Erklärung: r = Leasingraten A = Anschaffungskosten R = kalkulierter Restwert n = Vertragslaufzeit in Monaten j = Jahreszins / kalkulatorischer Zinsfuß i = kalkulatorischer Zins pro Monat q= 1 + i 2.7 Steuerrechtliche Betrachtung von PKW und Kombi (aus Sicht des Steuerzahlers) 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 23 Für Kraftfahrzeuge dieser Gruppe32 - gilt eine Nutzungsdauer von mind. 8 Jahren - steht keine befristete Investitionszuwachsprämie zu (weil Geltendmachung gem. § 108 EStG 1988 abgesehen von Ausnahmen ausdrücklich ausgeschlossen ist) - ist eine „Angemessenheitsprüfung“ vorzunehmen (es existieren Höchstgrenzen für die steuerlich maßgeblichen Anschaffungskosten gem. § 20 Abs. 1 Z 2 lit. b EStG) - steht kein Vorsteuerabzug zu - ist Normverbrauchsabgabe zu entrichten (Nova) Dies hat zwar keinen Zusammenhang mit einem zu kalkulierbaren Restwert, entscheidet aber über die Konstellation eines möglichen zu verwertbaren Fuhrparks. Zum Beispiel ergibt sich aus der Nutzungsdauer ein Fahrzeugbestand der relativ jung ist und somit am Gebrauchtwagenmarkt interessant ist. Durch die Angemessenheitsprüfung, bei der Fahrzeugkosten über € 40.000,- (seit 2005, vorher 34.000,-) nicht abgeschrieben werden können, wird der Fuhrpark von gewerblichen Leasingnehmern danach ausgerichtet. Fahrzeuge der oberen Preisklasse sind am Gebrauchtwagenmarkt schwieriger zu verkaufen, da die Personen, die bereit sind soviel Geld auszugeben, meist ein neues Fahrzeug vorziehen. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert Neben den Erfahrungen des Autors33 im Bereich der Fahrzeugverwertung fließen Kriterien nach Aussagen von anbietenden Kfz-Händler in die Arbeit ein, deren 32 Vgl. Aigner/Gaedke/Grabner/Tumpel (2004): 20 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 24 Bietverhalten in einer Statistik über mehr als 3.000 Fahrzeugverkäufe einer Leasingfirma von 1999-2005 widergespiegelt ist. Die empirische Analyse respektive der Test des Berechnungsmodells soll Aufschluss über die Vollständigkeit der Faktoren geben. Wie der Restwert derzeit berechnet wird, oder berechnet werden soll, wird in den Kapiteln 4-6 behandelt. 3.1 3.1.1 Basel II Grundlage Das Kreditrisiko von Banken, die als Kreditnehmer (von ihren Einlegern) und Kreditgeber fungieren, nämlich, dass Kreditnehmer ihre Raten schuldig bleiben, wird durch eine Risikovorsorge eingegrenzt. Dies wird durch international abgestimmte Eigenmittelvorschriften sichergestellt. Banken arbeiten nicht nur mit ihren eigenen finanziellen (Eigen)Mitteln wie z.B. ihrem Stammkapital, sondern auch mit dem ihnen überantworteten Geld der Einleger. Diese Verantwortung ist den Banken bewusst, weshalb sie sich um eine Risikovorsorge kümmern. Dies kostet den im nationalen und internationalen Wettbewerb stehenden Banken Geld. Zur Wettbewerbsgleichheit werden internationale Eigenmittelvorschriften für eine angemessene Kapitalausstattung durch den Basler Ausschuss für Bankenaufsicht beschlossen.34 3.1.2 33 Von Basel I zu Basel II Ausbildung: Kfz-Mechaniker Lehre, HTL-Maschinenbau / Wirtschaftsingenieurwesen Abendschule, Berufserfahrung: 6 Jahre FIAT-Werkstätte, als Kfz-Techniker und Assistent der Geschäftsführung u.a. PKW – Verkaufserfahrung gesammelt, dann EBV-Leasing: 2 Jahre als Technischer Controller im Fuhrparkmanagement und 3 Jahre verantwortlich für die Kfz-Verwertung (B2B) 34 Vgl. Österreichische Nationalbank (2006a): Basel II, online: http://www.oenb.at/de/finanzm_stab/basel_II/basisinfo/grundlangeninformationen/die_grundlagen_vo n_basel_ii.jsp#tcm:14-2430 , Zugriff: 26.01.06 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 25 Basel I legte 1988 für das globale Bankensystem eine Eigenkapitalquote von 8% des begebenen Kreditvolumens (in Form der risikogewichteten Aktiva) fest. Mit den komplexen Ansprüchen, weitere Annäherungen an das tatsächliche Risikoprofil der Banken, flexible, theoretische Vorschriften und auch bankinterne Methoden zuzulassen, wurde es notwendig ein neues Konsultationspapier zu verfassen.35 Als Ziel setzte sich der Basler Ausschuss, dass die Eigenmittelunterlegung insgesamt nicht steigen soll.36 Ermittlung der Eigenmittelunterlegung im Grundsatz I37: Eigenmittelunterlegung= Exposure-at-Default x Risikogewicht x Solvalibitätskoeffizient (8%) „Das Exposure at Default entspricht im Wesentlichen dem Kreditbetrag abzüglich der auf einen Kredit gebildeten Abschreibungen und Wertberichtigungen. Das Risikogewicht soll die unterschiedliche Bonität der Schuldner zumindest ansatzweise berücksichtigen, es beträgt bei Schuldnern der öffentlichen Hand 0% oder 20%, bei Banken innerhalb der OECD ebenfalls 20% und bei allen Nichtbanken ungeachtet ihrer jeweiligen Bonität stets 100%.“38 Jede Position der Aktivseite wird einem Risikogewicht zugeordnet und mit der Forderung multipliziert, dies nennt man risikogewichtetes Aktivum. Von der Summe dieser Aktiva sind 8 % Eigenmittelerfordernis. Beim Operating Leasing wird pauschal mit einem Risikogewicht von 100% hinterlegt, bei Finance Leasing mit Restwert entspricht es obigen Werten, es wird wie das ein durch das Leasinggut besicherter Kredit betrachtet. Als Forderungsbetrag gilt der Barwert der zukünftigen Zahlungen des Leasingnehmers, der hinterlegt werden muss. Beim Kreditgeschäft ist dies anders, da zieht man die aktuelle Aushaftung als Forderungsbetrag heran. 35 Vgl. OENB (2006), online 36 Vgl. Hartmann-Wendels (2003a): Auswirkungen von Basel II auf die Leasing-Branche, in: Leasing Wissenschaft und Praxis, Hartmann-Wendels T. (Hrsg.), Köln: Forschungsinstitut für Leasing an der Universität zu Köln, S.: 69 37 Vgl. Hartmann-Wendels (2003a): 55 38 Hartmann-Wendels (2003a): 55 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 26 Ermittlung der Eigenmittelunterlegung im Grundsatz II39: Eigenmittelunterlegung= Exposure-at-Default x Risikogewicht [Risikogewicht = LGD x VaR x M] MB= Laufzeitanpassungsfaktor bei Basisansatz40 MA= Laufzeitanpassungsfaktor bei fortgeschrittenen Ansatz41 39 Vgl. Hartmann-Wendels (2003a): 59 40 Da der VaR auf der Basis einer einjährigen Ausfallwahrscheinlichkeit ermittelt wird, ist für abweichende Restlaufzeiten eine Laufzeitanpassung vorzunehmen. Im Basisansatz wird pauschal für alle Forderungen von einer einheitlichen Restlaufzeit von 2,5 Jahren ausgegangen. 41 als Mindestwert wird für M 1 Jahr, als Höchstwert 5 Jahre angenommen 3 Einflussfaktoren auf den Restwert Mit N ist die kumulative 27 Dichtefunktion einer standardnormalverteilten Zufallsvariablen bezeichnet und ρ(PD) steht für die Korrelation der Kreditausfälle. „Das Exposure-at-Default ist nach Basel II als Bruttobetrag, d.h. als Nominalforderung vor Abzug von Abschreibungen oder Wertberichtigungen anzusetzen. Sofern auf einen Kredit Abschreibungen bzw. Wertberichtigungen vorgenommen worden sind, mindern diese die Eigenmittelunterlegung, indem sie von dem Produkt aus Exposure-at-Default und Risikogewicht abgezogen werden. Das Risikogewicht im internen Rating-Ansatz ist das Produkt aus dem Verlust pro Geldeinheit Kredit im Insolvenzfall (LGD = Loss Given Default), einer Größe, die als Value-at-Risk (VaR) pro Geldeinheit und pro Einheit LGD bei einer Haltedauer von einem Jahr interpretiert werden kann, und dem Laufzeitfaktor (M = Maturity).“42 Bei der LGD wird die Schätzung durch historische Erlös- bzw. Verlusterfahrung ausgefallener und abgeschlossener Leasinggeschäfte ausgewertet. Es müssen nach Basel II auch Marktveränderungen berücksichtigt werden. 3.1.3 Basel II Konzept Die Banken, die bislang für sämtliche Unternehmenskredite pauschal 8 % Eigenmittel unterlegen mussten, werden diese Unterlegung unter Basel II stärker am Risiko des Kreditnehmers orientieren müssen. Dies soll durch ein von nationaler Aufsicht (Nationalbank) positiv beurteiltes Rating- bzw. Bonitätsbeurteilungssystem geschehen.43 Im Wesentlichen wird das Konzept unter so genannten „Säulen“ (Abbildung 3: Basel II Konzept) subsumiert, die die Synergie dieser in Form von Tragfähigkeit darstellen sollen44: • Säule 1 - Mindestkapitalanforderungen, 42 Hartmann-Wendels (2003a): 59 43 Vgl. Pföstl, Georg (2005): Messung und Modellierung der Ausfallswahrscheinlichkeit unter besonderer Berücksichtigung der Vorschläge der Neuen Eigenkapitalvereinbarung („Basel II“) und der Vorgehensweise der Ratingagenturen, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Dissertation, Wirtschaftsuniversität, Wien, S. 292 44 Vgl. OENB (2006), online 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 28 • Säule 2 – Aufsichtliches Überprüfungsverfahren • Säule 3 – Marktdisziplin Abbildung 3: Basel II Konzept Quelle: OENB (online) Basel II sieht drei Ansätze für die Berechnung der Eigenkapitalanforderung vor45: • Standardansatz (basierend auf externen Rating) • Einfacher auf internen Rating basierter (IRB) Ansatz • Fortgeschrittener auf internen Rating basierter (IRB) Ansatz Mit der Veröffentlichung des dritten Konsulationspapiers und dem Ende der Begutachtungsphase Herbst 2003 wird der Neue Basler Akkord ab 1.Jänner 2007 in Kraft treten.46 Das Risikomanagement, das in Banken durch Basel II eine Initialzündung erlebte, wird an Leasingfirmen als Töchterfirmen weitergegeben, da eine einheitliche konzernweite 45 Verwendung vorgesehen ist, womit sehr Vgl. Behr Patrick (2005): Basel II und Controlling, Ein praxisorientiertes Konzept zur Basel II- konformen Unternehmenssteuerung, 1.Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag, S. 42 46 bonitätsschwache Vgl. OENB (2006), online 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 29 Unternehmen leichter erkennbar werden und Ausfälle besser zu vermeiden sind bzw. die Kreditrisiken verursachungsgerecht zugerechnet werden können. Da durch Basel II Unternehmen ihre Bilanzkennzahlen durch Leasing verbessern werden wollen, werden die Leasingfirmen davon profitieren. Es werden mehr Unternehmen die Leasingfinanzierung in Betracht ziehen. 3.1.4 Ratingverfahren Da Ratingverfahren bei Basel II eine gewichtige Rolle spielen werden und die Wahl dieser auch die Leasingfirma betrifft, die in ihrer Risikobewertung ähnlich wie Banken agieren, werden die wichtigsten hier behandelt. Die Restwertbewertung wird zwar nicht durch die Bonität bestimmt, sehr wohl aber das Festsetzen des Zinssatzes, was das Gesamtgeschäft der Leasingfinanzierung vergleichbar macht. Des Weiteren ist die Erwähnung der Ratingverfahren von Relevanz, um den Zusammenhang von Basel II und der Leasingfinanzierung aufzudecken. Grundsätzlich sieht Basel II zwei Methoden für das Kreditrisiko vor: • modifizierter Standardansatz • auf internen Rating basierender Ansatz (IRB-Ansatz) In allen Ansätzen sind die Bestimmungen ähnlich und beinhalten folgende Elemente:47 • Risikokomponenten Diese betreffen die Messung der Risikoparameter Ausfallswahrscheinlichkeit (Probability of Default, PD), Verlust bei Ausfall (Loss Given Default, LGD) und Ausnützung bei Ausfall (Exposure at Default, EAD). • Diese Berechnung der Risikogewichte Bestimmungen regeln die Überleitung der Ausprägungen der Risikokomponenten in Risikogewichte. 47 Vgl. Partsch Franz (2003): Mindestanforderungen an Ratingverfahren, in: Basel II - Konsequenzen für das Kreditrisikomanagement, Bruckner B., Schmoll A., Stickler R. (Hrsg.), Wien: Manz, S. 33 3 Einflussfaktoren auf den Restwert • 30 Mindestanforderungen Hierbei wird festgelegt, dass die Risikoklassifizierung, die Risikomessung und die Eigenkapitalunterlegung mit anerkannten Verfahren und Methoden erfolgen und auf aussagekräftige Daten beruhen. 3.1.4.1 Externe Ratingagenturen (Standard-Ansatz) Die Vorteile der großen Ratingagenturen sind die lange Erfahrung, große statistische Datenbasis, internationale Abdeckung und das Image und Akzeptanz. International flächendeckend tätig sind als externe Ratingagenturen die Firmen Moody’s Investors Service, Standard & Poor’s und Fitch. Das Rating der großen Bank- und Industrieunternehmen und der Staaten verteilt sich wie folgt auf die drei Hauptanbieter48: Tabelle 3: Rating -Hauptanbieter Ratingagentur Banken Industrie- und sonstige Staaten Dienstleistungsunternehmen Moody’s 1.660 3.402 107 Standard & Poor´s 763 2.852 81 Fitch 551 351 52 Quelle: Jeckle (2000), S. 75 Die Rating-Kennzeichnung erfolgt in ein oder mehreren festgesetzten Symbolenkombinationen (AAA bzw. Aaa bis D), untergliedert in „Investment Grades“ und „Non-Investment-Grades, sowie in „Long Term“ und Short Term“ für den langfristigen (=Anleihenmarkt) und kurzfristigen Bereich (Commercial Papers und Certificates of Deposit). 48 Jeckle M., Stickler R. (2003): Externes Rating – Standard-Ansatz für den Kapitalmarkt, in: Basel II, Konsequenzen für das Kreditrisikomanagement, Bruckner B., Schmoll A., Stickler R., (Hrsg.), Wien: Manz, S. 74f. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 31 KSV – Kreditschutzverband Der KSV (sowie Creditreform und AKV) zählt als Ergänzung zu den externen und internen Ratings. Auskunfteien liefern als unabhängige Unternehmen Informationen über die Bonität von nahezu allen Schuldnern. Die Anfrage erfolgt nicht durch den Schuldner, sondern auf Initiative der Auskunftei. Dadurch sind im Grunde nur öffentlich zugängliche Daten verwendbar.49 Das KSV-Rating bewertet die Insolvenzneigung von Unternehmen nach einer Bewertungsskala von 100 – 699 und stuft diese in 6 Ratingklassen ein.50 Es beruht auf einer Datenbank, in der Unternehmensdaten von über 300.000 österreichischen Unternehmen enthalten sind, die täglich aktualisiert werden.51 3.1.4.2 Internes Rating Durch die Anerkennung (bank)interner Ratingverfahren wird den Banken ermöglicht, das Risiko ihrer Kreditnehmer selbst einzuschätzen. Dadurch wird im Gegensatz zu dem Standardansatz (externes Rating) in jenen Ländern, in denen für einen Großteil der Unternehmen kein externes Rating existiert, eine risikosensitive Unterlegung ermöglicht. Bei der Verwendung eines IRB-Ansatzes wird die Unterteilung der Kredite in fünf Klassen notwendig: Kredite an Unternehmen, Banken, Staaten, Privatkunden und Anteile an Unternehmen. 52 Des Weiteren finden fünf Risikoparameter Anwendung: • Ausfallswahrscheinlichkeit (PD – Probability of Default) • Erwartete ausstehende Forderungen zum Zeitpunkt des Ausfalls (EAD – Exposure at Default) 49 Vgl. Pföstl (2005): 258 50 Vgl. Nejedlik J., Kantner H. G. (2003): Das externe Rating des KSV, in: Basel II, Konsequenzen für das Kreditrisikomanagement,Bruckner B., Schmoll A., Stickler R. (Hrsg.), Wien: Manz, S. 95 51 Vgl. Pföstl (2005): 258 52 Vgl. Pföstl (2005): 45 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 32 • Verlust bei Ausfall (LGD – Loss Given Default) • Restlaufzeit (M - Maturity) • Größe des Unternehmens (size, S) Diese Risikoparameter risikogewichtetes werden Vermögen mittels transformiert, Risikogewichtungsfunktionen welches die Grundlange in zur Eigenmittelunterlegung bildet. Der wesentliche Unterschied zwischen dem IRB-Basisansatz und dem fortgeschrittenen Ansatz ist, dass bei ersterem nur die PD geschätzt werden und die anderen Parameter durch die Vorgaben der Bankenaufsicht einfließen können, beim fortgeschrittenen IRB-Ansatz jedoch alle Parameter intern ermittelt werden.53 Der fortgeschrittene IRB-Ansatz wird aus Eigeninteresse der Banken verfolgt, um eine genauere Schätzung zu ermöglichen, jedoch bedarf er der Zustimmung der Bankenaufsicht, die in der Praxis erst möglich ist, nachdem ein Vorhandensein historisch verwertbarer Daten über einen längerfristigen Zeitraum nachgewiesen wird. Einer empirischen Studie54 zufolge, in der 50 amerikanische Banken in Bezug auf interne Ratingverfahren verglichen werden, fanden sich vor allem Unterschiede in der Anzahl der Bonitätsklassen, dem zugeordneten Risiko und der laufenden Überprüfung der Ratingeinstufungen. Obwohl viele Institute statistische Modelle benützen, beinhalten die allermeisten Systeme subjektive Beurteilungen der Sachbearbeiter. Kredite an Privatkunden werden grundsätzlich mit einer Risikogewichtung versehen, die von der erwarteten Verlustwahrscheinlichkeit abhängt. Die Restlaufzeit eines Kredites wird jedoch - im Gegensatz zu den Krediten an Firmenkunden – nicht in die Risikogewichtung einbezogen. Im Privatkundenbereich muss die Bank folgende Mindestanforderungen erfüllen55: 53 Vgl. Pföstl (2005): 46 54 Vgl. Pföstl (2005) zitiert nach Treacy, Carey: 204 55 Vgl. Hose Christian (2002): Rating und Kreditzinsen, Wiesbaden: Deutscher Genossenschaftsverlag, S. 52 3 Einflussfaktoren auf den Restwert • 33 Ratingsysteme müssen an Fazilität (kurzfristige Kreditvergaben) orientiert sein • Privatkundenkredite müssen einem bestimmten Risikosegment zugeordnet sein • Alle Kreditnehmer eines zugeordneten Risikosegment müssen gleich behandelt werden 3.1.5 Einfluss von Basel II auf den Leasinggeber Auch wenn Leasinggesellschaften nicht unmittelbar in den Regelungsbereich von Basel II fallen, haben die Vorschriften zur Eigenmittelunterlegung erheblichen Einfluss auf die Leasingbranche. Dies gilt zunächst für alle Leasinggesellschaften, die als Tochterunternehmen einer Bank in die Konsolidierung einzubeziehen sind. Entscheidet sich eine Bank für die Verwendung interner Ratings, so schreibt Basel II vor, dass das interne Ratingsystem einheitlich auf alle Forderungen anzuwenden ist. Andererseits sind für Forderungen aus Leasingverträgen andere Ratingsysteme sinnvoll als für die Einstufung von Kreditforderungen. Basel II erkennt Sicherheiten eigenkapitalmindernd an, jedoch wird die Kompetenz von Leasinggesellschaften in der Objektverwertung nicht berücksichtigt.56 Durch die Kompetenz in der Objektverwertung können Leasinggeber höhere Verkaufswerte erzielen als andere Unternehmen, die ihren Fuhrpark auflösen. Man könnte meinen, dass dieser Umstand von der Logik her durch Basel II ebenso eigenkapitalmindernd anzusehen wäre. Hier müssen geeignete Verfahren gefunden werden, um unterschiedliche Ratingsysteme aufeinander abzustimmen. Sofern Leasing-Gesellschaften und Banken Konkurrenten sind, müssen LeasingGesellschaften, um im Wettbewerb nicht zurückzufallen, ebenfalls Methoden zur 56 Vgl. Hartmann-Wendels (2003b): Perspektiven des Forschungsinstitut für Leasing, in: Leasing Wissenschaft und Praxis, Hartmann-Wendels T. (Hrsg.), Köln: Forschungsinstitut für Leasing an der Universität zu Köln, S. 10 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 34 Messung und Steuerung von Kreditrisiken entwickeln.57 Dieser Konkurrenzfall ist meist nicht zutreffend, da sich die Wahl zwischen Kredit- und Leasingfinanzierung nicht an den Kosten alleine orientiert und viele der Leasinggesellschaften Tochterfirmen von Banken sind. Sind sie dies, stehen ihnen im Konzern die gleichen Risikomanagementinstrumente wie der Bank zu. Als „off-balance-sheet“ - Finanzierung kann insbesondere Operating Leasing die Außendarstellung des Unternehmens und der Bilanzkennzahlen verbessern. Außerdem werden liquide Mittel gespart, die ansonsten für die Objektfinanzierung verwendet worden wären. Zwar unterliegt das Leasing als Mietgeschäft nicht den Vorschriften von Basel II, doch die Angaben zum Leasing im Jahresabschluss werden zur Bonitätsbeurteilung des Leasingnehmers meist herangezogen. 58 Die neuen Eigenkapitalvorschriften wirken durch die Konsolidierung indirekt auf die Leasinggesellschaften, die als Töchter von Kreditinstituten auftreten. Im Basis-IRB Ansatz werden Sicherheiten aus dem Leasinggeschäft, z.B. durch Übereignung der Leasingobjekte oder Abtretung der Leasingforderungen, anerkannt und wirken entsprechend Risiko mindernd auf das vorzuhaltende Eigenkapital. „Es ist unumstritten, dass Basel II auch Einfluss auf die Leasingbranche haben wird, sowohl direkt über die Refinanzierung bzw. die Beteiligungsverhältnisse zu den Banken, als auch indirekt, wenn die Unternehmen nach alternativen 59 Finanzierungsmöglichkeiten Ausschau halten.“ Die Unternehmen werden sich in Zukunft vor allem nach Kostengesichtspunkten, aber auch nach Servicedienstleistungen für eine bestimmte Finanzierungsmöglichkeit entscheiden.60 Leasingunternehmen werden bei ihrer Refinanzierung wie jeder andere Kreditnehmer auch anhand des internen Ratingsystems ihrer Bank klassifiziert. Das 57 Vgl. Hartmann-Wendels (2003b): 11 58 Vgl. Meister Edgar (2003): Basel II – Auswirkungen auf Banken und Nichtbanken, in: Leasing Wissenschaft und Praxis, Hartmann-Wendels T. (Hrsg.), Köln: Forschungsinstitut für Leasing an der Universität zu Köln, S. 20f. 59 Meister Edgar (2003): 21 60 Vgl. Meister Edgar (2003): 21 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 35 Rating wird maßgeblich von der Bonität seiner Leasingnehmer und der Fähigkeit, seine Risken zu steuern, abhängen. Basel II wird zu einer Spreizung von Kreditkonditionen führen, indem gute Risiken zu guten Konditionen und schlechte Risken zu schlechten Konditionen eingestuft werden. Hierbei kann es zu einer Abwanderung vor allem schlechter Risiken zu Leasinggesellschaften kommen, die dies verhindern müssen.61 Leasinggesellschaften als Bankentöchter werden als Konzern das gleiche Ratingsystem, das Basel II ureigen für Banken vorsieht, anwenden. Leasinggesellschaften, die nicht im Eigentum von Banken stehen – was selten bis gar nicht vorkommt (da die Refinanzierung am freien Markt teurer ist) hätten hier einen bedeutenden Wettbewerbsnachteil. Für Leasingunternehmen die als Tochterunternehmen einer Bank in die konsolidierte Eigenmittelunterlegung einbezogen werden, kommt es darauf an, die Wahlmöglichkeiten von Basel II so zu nutzen, dass die regulatorische Eigenkapitalunterlegung möglichst gering ausfällt.62 „Geringe Verluste Verwertungskompetenz im Insolvenzfall schlagen sich nur aufgrund dann einer in einer überlegenen niedrigeren Eigenkapitalunterlegung nieder, wenn der fortgeschrittene interne Rating-Ansatz gewählt wird.“63 Und zwar aus dem Grund, weil Erfahrungen aus den Verwertungen nur im fortgeschrittenen Ansatz einfließen können. Um bei Berechnung der Ausfallswahrscheinlichkeit die Differenz der Istwerte zu geschätzten Sollwerten (ex ante) bei möglichen Ausfällen nicht zu stark abweichen zu lassen, wird die historische Beurteilung in der Zukunft (ex post) von tatsächlichen Verwertungserlösen eine wichtige Rolle spielen um eine Feinabstimmung der Ausfallswahrscheinlichkeit zu erreichen. Hierbei können auch markenabhängige Beurteilungen für die Zukunft in die Berechnung der Ausfallswahrscheinlichkeit eingehen. 61 Vgl. Hartmann-Wendels (2003a): 52 62 Vgl. Hartmann-Wendels (2003a): 68 63 Hartmann-Wendels (2003a): 69 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 3.1.5.1 36 Das Firmenkunden-Rating der Raiffeisen Bankengruppe Österreich64 Jedes Ratingsystem besteht aus verschiedenen Ratingklassen, der eine Wahrscheinlichkeitsrechnung zugrunde liegt, die ermitteln soll, wie sicher das Unternehmen innerhalb des nächsten Jahres seine Verbindlichkeiten nicht zur Gänze wird erfüllen können. Je nach Risikoklasse hat der Kunde einen unterschiedlichen Zuschlag auf den Zinssatz zu erwarten. Die Ratingmodelle basieren auf einer quantitativen Analyse (Bilanzanalyse) und einer qualitativen Unternehmensanalyse, die Fragestellungen zur Wettbewerbsposition, Unternehmensführungsbewertung, Geschäftsgrundlagen und strategischer Ausrichtung beantworten soll. Das 10-stufige Raiffeisen Rating Modell ist eine konsequente Weiterentwicklung des bewährten 5-stufigen Modells von Raiffeisen und richtet sich nach Branchen aus. Im quantitativen Ansatz werden sechs Kennzahlen verwendet: • Geschäftsergebnis in % der Betriebsleistung • Ertrags-Cash Flow in % der Betriebsleistung • Zinsendeckung • Eigenkapitalquote • Gesamtkapitalrentabilität • Schuldentilgungsdauer In der qualitativen Analyse („Soft Facts“) werden die • Eigentümer, Unternehmer und Management beurteilt. Hinzu kommt die Betrachtung • betrieblicher und technischer Indikatoren (wie Standort, Alter des Unternehmens, Betriebsgröße, Kundenstruktur, Fremdwährungsrisiko, 64 Transparenz Lieferantenstruktur, des Unternehmens, Export/Import Produkt/Sortiment, Risken, Leistungsstandard, Vgl. Warnung Bernhard (2003): Das Firmenkunden-Rating der Raiffeisen Bankengruppe Österreich in: Basel II, Konsequenzen für das Kreditrisikomanagement,. von Bruckner B., Schmoll A., Stickler R. (Hrsg.), Wien: Manz,, S. 186 ff. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert Auftragslage/Auftragseingang 37 und die Unternehmensentwicklung seit Gründung/Jahresabschluss Des Weiteren werden • wirtschaftliche Umfeld, das sich in Markposition, Marktwachstum, Branche/Konkurrenzintensität sowie Konjunkturabhängigkeit und Ökologie gliedert, • Kontenentwicklung/Kundenbeziehung, und • Frühwarnindikatoren untersucht. Diese Faktoren fließen in ein Ratingblatt ein, das als Basis für die Ratingskala dient, die von 0,5 bis 5 reicht. 3.1.5.2 Fortgeschrittener Ansatz Auf den Unterschied zwischen dem IRB-Basisansatz (PD) und dem fortgeschrittenen Ansatz (PD, LGD, EAD), der in der Zahl der von der Bank zu schätzenden Parameter liegt, wird im vorangegangen Kapitel bzw. Quelle nicht eingegangen. Im Zuge eines Expertengespräches mit Herrn Mag. Melinz von der Erste Bank konnte der fortgeschrittene Ansatz bezogen auf die EBV-Leasing und den Fall eines verbundenem Restwertrisiko in Erfahrung gebracht werden: Der Restwert erhält ein Risikogewicht von 100%. Das Risikogewicht des Barwertes der Leasingforderung (= Exposure) ergibt sich nach vorgegebener Risikofunktion mit den Parametern PD (Finanzkraft des Leasingnehmers) und LGD (Loss Given Default). Es wird die historische Erlös- bzw. Verlusterfahrung ausgefallener und abgeschlossener Leasinggeschäfte analysiert und ausgewertet. Hierbei wird eine Schätzung des Sicherheiten-Erlösquotienten65, des BlankoRückflußquotienten66 65 und der LGD vorgenommen. Die empirische ist der Barwert (diskontierter Verwertungserlös) des Sicherheiten - Erlöses dividiert durch den Eurotax-Händlerverkaufspreis 66 wird ermittelt aus dem Barwert der einzelnen Zahlungen im Verhältnis zur Aushaftung im Ausfallszeitpunkt 3 Einflussfaktoren auf den Restwert Ausfallserfahrung wird ex ante 38 mittels Eurotax-Verkaufsnotierungen in Zusammenhang mit dem Barwert gebracht. Z.B.: Mögliche Empirische Ausfallserfahrung 2003 einer Leasingfirma: VW Golf, 3 Jahre Zulassung, 30.000 km vereinbarte Kilometerlaufleistung Marktwert lt. Eurotax: 95 BW des Sicherheiten Erlöses = 84,90 % BW der sonstigen Erlöse = 5 % Lebendes Leasinggeschäft 2005: Marktwert lt. Eurotax: 76 (20% Marktwertverlust) Erwarteter BW des Sicherheiten Erlöses = 76 x 89,37 % = 67,92 Erwarteter BW der sonstigen Erlöse = 100 x 5 % = 5 Erwartete LGD = 1 – (67,92 + 5 / 100) = 0,2708 3.2 Leasinggeber Durch die Festlegung von Autohändlern als Verkaufspartner bei der Realisierung des Restwertes kann nur mit Eurotax-Händlerankaufsnotierungen gerechnet werden, jedoch kann im Gegenzug dabei das Gewährleistungsrisiko ausgeschlossen werden. Würde der Verkauf direkt an Privatpersonen in Erwägung gezogen werden, könnte mit bis zu Eurotaxverkaufsnotierungen gerechnet werden, was aber das Problem der gesetzlichen Gewährleistung von 2 Jahren (1 Jahr bei Gebrauchtfahrzeugen, Beweislastumkehr nach 6 Monaten) aufwirft. Zusätzlich wäre mit erheblichen administrativem Aufwand zu rechnen, der sich durch die in verkaufsfähigen Zustand zu bringenden Fahrzeuge ergeben würde. Selbst wenn eine Auslagerung der Werkstatttätigkeiten erfolgen würde. Grundsätzlich bestünde die Möglichkeit Gewährleistungen Firmen, die Gewährleistungsgarantien übernehmen, zu übertragen (früher u.a. Eurotax Garantie GmbH, jetzt z.B. Fa. Real Garant, die mittlerweile auch die Aktivitäten von Eurotax Garantie GmbH übernommen hat.) 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 39 Da Gewährleistungsgarantien für eine verhältnismäßig hohe Versicherungsprämie lediglich nur prozentuell Schäden vergüten und Ausschlussgründe wie Kilometerstände festsetzen, wäre jedoch diese Variante für Leasingfirmen uninteressant, da für zu erwartende Ansprüche aus Gewährleistungen nach wie vor die Leasingfirma Ansprechpartner wäre und für den verbleibenden Teil der Ansprüche Rückstellungen bilden müsste, die wiederum nicht dem Gedanken des eigentlichen Geschäftes, nämlich der Vermietung andienen würde. Selbst wenn ein Leasinggeber das Risiko eingehen würde, privat zu verkaufen, müssten diese das Personal bereitstellen, um Reklamationen auch ausreichend behandeln zu können. Meist wird dem Verwertungsprozess Beachtung geschenkt, indem entsprechende Ressourcen und Mittel zu Verfügung gestellt werden, da zwischen einer mäßig erfolgreichen und einer optimalen Variante durchaus 10-20 % Verkaufserlösdifferenz liegen kann. Jedoch ist die ausübende Anzahl der Mitarbeiter für diesen Bereich meist nur mit 1-3 Personen begrenzt, da sich die Leasingfirmen dem Verwertungsgeschäft nicht in Form eines aufwändigen Autohandels entgegen ihres Kerngeschäftes widmen wollen. Eine denkbare Variante wäre z.B. dass eine Leasingfirma einen Autohandel als Tochterfirma gründet und dieser exklusiv die Fahrzeuge verkauft, um an Endverbraucher mit Gewährleistung verkaufen zu können. Dieser Weg wird aber wohl nicht beschritten, da viele österreichische Leasingfirmen Tochterfirmen von Banken sind, die wiederum viele Autohändler als Kommerzkunden haben, die es nicht gerne sehen würden, wenn sich Leasingfirmen als Autohändler betätigen. So kommen die Fahrzeuge wieder in den Handel, der dem Kunden als Finanzierungsmöglichkeit Leasing anbietet und somit der Kreislauf geschlossen wird. Dem Verfasser sind Fälle in der Branche bekannt, wo Fahrzeuge von Leasinggeber an Private verkauft wurden und das Gewährleistungsrisiko mittels Gewährleistungsverzichtserklärung oder Gewährleistungsrisikoübernahme durch den gewerblichen Leasingnehmer an den privaten Käufer (Nutzer, Angestellter des Leasingnehmer) vermeintlich (Haltbarkeit bei bestehendem Gesetzeslage fragwürdig) ausgeschaltet wurde. Diese nach wie vor gängige Praxis im Autohandel hat sich aber bereits des Öfteren als schwerwiegender Fehler für den Händler erwiesen: Urteilssprüche wurden auch bei massiven Kostenreduktionen wegen einem Gewährleistungsverzicht zugunsten der privaten Käufer gefällt und Schäden reichten im Falle eines defekten Getrieben oder Motors zu unkalkulierten 3.000,- 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 40 Euro und mehr. Es ist schlichtweg nicht auszuschließen, dass ein Schaden im Gewährleistungszeitraum zu beheben und vom gewerblichen Verkäufer zu tragen ist. Im Zuge der Expertengespräche mit Autohaus Seidl und Autohaus Herzog konnten die durchschnittlichen Gewährleistungsansprüche mit rund € 150,- pro Fahrzeug angegeben werden. Wobei nur bei ca. 10 % der verkauften Fahrzeuge im Gewährleistungszeitraum von 1 Jahr reklamiert wird. Dies beruht auf einer umfangreichen Aufbereitung und präventiven Reparaturen von rund € 600,- pro Fahrzeug (Karosserieschäden ausgenommen). Dies wiederum ist abhängig von der Quelle der Fahrzeugankäufe, die bei den beiden genannten Händlern zu einem Großteil von Leasingfirmen in Form von gewarteten Fuhrparkmanagementfahrzeugen stammt. Lediglich Fahrzeuge aus Konkursen ohne Wartungskosten einschließende Verträge sind meist in mindergewarteten Zustand, welche aber in geringerem Ausmaß auftreten. Fahrzeuge aus Fuhrparkmanagementfirmen werden von Händlern ob des guten Zustandes und geringen Alters gerne gekauft und meist besser bezahlt als Fahrzeuge aus dem privaten Bereich. Eurotax Marktbericht Das branchenübliche Instrument zur Fahrzeugwertermittlung sind die Kataloge „PKW Marktbericht – Durchschnittliche Prognosewerte für Rücknahmekalkulation“ (Branchenüblich: „Blauer“ Wert / Ankauf) und „PKW Marktbericht – Vom Fachhandel erzielte durchschnittliche Verkaufserlöse („Gelber“ Wert / Verkauf). Diese werden von der Firma Eurotax monatlich aufgelegt. Abbildung 4: Eurotax Marktbericht Quelle: Eurotax Marktbericht Ankauf 11/05 (Seite 868) 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 41 Diese erstmals in Buchform entstandenen, aber mittlerweile als Programm „Eurotax Autowert“ erhältlichen, monatlich erscheinenden Nachschlagewerke bilden den nationalen PKW – Markt ab. Es werden darin alle erhältlichen Fahrzeuge bis zehn Jahre zurück mit Werten versehen gelistet. Von diesen Werten ausgehend ist eine abschlagsmäßige Berechnung nach hubraumgestaffelten Jahreskilometersollleistungen möglich. Abbildung 5: Eurotax Kilometertabelle Quelle: Eurotax Marktbericht (Umschlagseite) Das Programm Autowert bietet zusätzlich die Möglichkeit, alle Sonderausstattungen zu dem jeweilig erhältlichen Fahrzeug in die Berechnung (Button „Aufwertung“) einzubeziehen. Da im österreichischen Autohandel strukturell das Kleinunternehmen (1-15 Personen) den größten Anteil einnimmt und für den Einkauf meist der Geschäftsführer zuständig ist, hat sich nicht nur aus mobilen Gründen die Buchform durchgesetzt. In diesen kommt die Sonderausstattungsbewertung zu kurz, da keine Preise davon gelistet werden. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 42 Abbildung 6: Eurotax Autowert Quelle: Eurotax (online) Die Daten aus der „Händlerverkaufsliste“ entstehen dadurch, dass KFZ-Händler, die einem Meldesystem von Eurotax beitreten, regelmäßig ihre typenbezogenen Verkaufszahlen übermitteln. Daraus resultierend werden mit einer Handelsspanne versehen die Händlerankaufsnotierungen ermittelt. Ein VW Golf IV 4motion TDI 5-türig, 90 PS (HC: 27327) notiert mit Baujahr bzw. Zulassungsjahr mit 7.070,- in der Händlerankaufsliste und mit 9.180,- in der Händlerverkaufsliste (gemeldete Werte).67 Das ergäbe bei diesem Modell eine Händlerspanne von 29,84%. In den meisten Fällen ist die Spanne zwischen Einkauf und Verkauf wesentlich kleiner und darin enthalten sind Aufbereitungskosten und Gewährleistungsrisiko. Im konkreten Fall 67 EurotaxGlass´s Österreich GmbH (2005): PKW Marktbericht, Durchschnittliche Prognosewerte für Rücknahmekalkulation (Einkauf / Blau), Helmuth H. Lederer (Hrsg.), 3403 Klosterneuburg, Bd. 11/2005, Klosterneuburg: EurotaxGlass´s Österreich GmbH, S. 868 – Zum leichteren Auffinden ist die Struktur respektive Seitenanzahl in beiden Katalogen die gleiche 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 43 würde wohl ein Händler kein Fahrzeug zu diesem Wert bekommen, von der Praxissicht aus wäre eher mit 7.800,- bis 8.200,- Händlerankauf zu rechnen, sofern Farbe ansprechend und Zustand des Fahrzeuges in Ordnung ist. Auch der Händlerverkaufswert wäre bei diesem gefragten Modell höher, aber durch den Druck des Endverbrauchers nicht gleichermaßen. Ein realer Verkaufswert an den Endverbraucher wäre wahrscheinlich mit 9.500,- bis 10.000,- zu beziffern, was die Spanne auf 15-20% reduziert. Ganz anders sieht dies freilich bei wenig gefragten Modellen bzw. Marken und Motorisierungen aus. Wie der Händlerankaufswert seitens Eurotax ermittelt wird, bleibt deren Betriebsgeheimnis, jedoch ist er markenabhängig unterschiedlich und die Händler halten sich nicht unbedingt daran bzw. sind nicht daran gebunden. Um eine Vergleichbarkeit des Zustandes zu gewährleisten, wird auf die ÖNORM V5080 hingewiesen und die Werte stellen den Zustand II (gut) dar. Kritiker des Systems meinen, dass die Anzahl der Meldedaten nicht repräsentativ sei und zu wenig auf die regionalen Verhältnisse eingeht. Man wisse nicht genau, welche Notierungen auf Meldungen basieren und inwieweit Werte rechnerisch integriert werden. Zum Teil sehen die Werte nach reinen Interpolationen aus, die zwischen den einzelnen Jahren und ähnlichen Fahrzeugtypen eingereiht werden. Verstärkt wird diese Vermutung mit den Daten über die Standzeit der Fahrzeuge. Dort ist die Anzahl der gemeldeten Daten hierfür in Klammer ersichtlich und mit „keine Daten“ oder 60 (3) nicht aussagekräftig. Nichtsdestotrotz sind diese beiden Notierungen Richtlinien für den Handel, wodurch ein Effekt der selbst erfüllenden Prophezeiung entsteht. Alternativen sind eigene Berechnungen von Leasingfirmen. Händler bedienen sich meist Internetplattformen, wo sie einem Konkurrenzvergleich zufolge ihre Verkaufspreise ermitteln und mit ihrer eigen festgesetzten Handelsspanne einen Ankaufswert berechnen. 3.3 Vertragsbezogene Aspekte 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 44 Die Festlegung einer Vertragslaufzeit für Neuzulassungen oder bereits gebrauchte, leasingfähige Fahrzeuge und damit das Alter sowie ein vereinbarter Kilometerstand am Ende der Laufzeit (in Form von Kilometern/Jahr) sind bedeutend für den Restwert. Bezogen auf die Laufzeit sind junge Fahrzeuge schwieriger zu veräußern, da viele Jungwagen von Leihwagenfirmen (6 Monate Nutzung) auf den österreichischen Markt treffen und das Preisniveau nach unten drücken. Fahrzeuge ab einem höherem Alter und Kilometerstand werden im professionellen Fuhrparkmanagement vorzeitig ausgeschieden. In der Praxis sind die zu veräußernden Fahrzeuge zwischen 1 und 5 Jahren alt, ein Alter, das für den Gebrauchtwagenhandel sehr von Interesse ist. Die Kilometerstände sind vertraglich mit dem Alter gekoppelt, Fahrzeuge mit hohem Kilometerstand (> 150.000 km) sind in Österreich schwieriger zu verkaufen und gelangen auf niedrigeren Preisniveau über österreichische Händler in den Export. 3.4 Fahrzeugbezogene Aspekte Da sich die Händler naturgemäß an den Wünschen ihrer Kunden orientieren, bestimmen sie ihr Handeln und damit den Fahrzeugeinkauf daran. Teilweise besteht für Endverbraucher ein Unterschied bei einem Vorhandensein einer Einzelgenehmigung Typenscheines, da bei statt eines vom Eigenimporten Generalimporteur die ausgestellten Vergleichbarkeit Ausstattungsvarianten für einen Laien nicht möglich ist. von Dadurch sind Endverbraucher, denen hier ein Unterschied bekannt und wichtig ist, nicht bereit das gleiche zu bezahlen und erwarten einen Abschlag. Diese Problematik wird spätestens 2007/2008 fallen, da ein europaweit gültiger Typenschein kommt, der keine nationale Typisierung notwendig macht. Höchster Wichtigkeit kommt bei der Auswahl eines Fahrzeuges die Marke zu. Da der Produktlebenszyklus einer Modelltype im Durchschnitt nach 6 Jahren endet, ist das baldige Erscheinen der neuen Modellreihe von Bedeutung für die Wahl eines Gebrauchtfahrzeuges. Bei Verfügbarkeit eines neuen Modells wirkt sich das 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 45 nachteilig auf das ältere aus, es entsteht schlagartig eine Differenz zwischen altem und neuem Modell bei gleichem Alter von Fahrzeugen im Übergangszeitraum. Fahrzeugmarke Die Gruppenfreistellungsverordnung der EU, die selektive Vertriebssysteme für Kraftfahrzeuge freistellt, lief 2002 aus und ermöglicht nun den freien Handel ohne Markengebundenheit. Die Plattformstrategie des Volkswagenkonzerns (Gleichteile z.B. Motor, Fahrwerk, Unterbau) spielen bei der Markenauswahl ebenso eine Rolle wie die Fahrzeugrabatte, die mit Berücksichtigung von Eintauschwagen oder Sondermodellen zwischen 4 % und 20 % des Listenpreises liegen.68 Der Verkauf von vergünstigten Sondermodellen entspricht zwar Kundenanforderungen, erzeugt aber auch die Gefahr, dass die Marke mit einem Billigimage in Verbindung gebracht wird.69 Kunden handeln bei der Automobilkaufentscheidung für oder gegen eine Marke immer umweltrelevant.70 Würden zwei Fahrzeuge zum Verkauf zur Auswahl stehen, die das gleiche kosten, alle Vorstellungen des Kunden in gleichem Maße erfüllen, sich aber ökologisch unterscheiden, würde der Kunde zum umweltfreundlicheren greifen. Das Automobil gehört zu den hochwertigsten und langlebigsten Konsumgütern und bei den Käufern haben sich grobe Bewertungsmuster wie z.B. die bevorzugte Marke, gebildet.71 Markenloyalität wird zur Wiederkaufsabsicht.72 68 Vgl. Hoffmann Jens (2002): Automobilmarketing im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Umweltzielen und Kundennutzen, Hannover: Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, S. 34 69 Vgl. Hoffmann Jens (2002): 43 70 Vgl. Hoffmann Jens (2002): 46 71 Vgl. Hoffmann Jens (2002): 47 72 Vgl. Großkurth Bernd (2004): Markenloyalität im Premiumsegment des Automobilmarkts, Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, S. 29 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 46 Die Nutzenanforderungen, an denen sich der Käufer orientiert, werden in der nachfolgenden Tabelle 4: Nutzenanforderungen an Automobile dargestellt. Tabelle 4: Nutzenanforderungen an Automobile Stofflich-technische Nutzenarten Seelisch-geistige Nutzenarten (sozialer (Gebrauchsnutzen) und psychischer Nutzen) Zuverlässige Raumüberwindung Design und Anmutung Sicherheit Symbolik & Sozialprestige Größe Erlebnis & Fahrspaß Ausstattung & Komfort Ethik & Moral Fahrleistung Technischer Stand Quelle: Jens Hoffmann (2002): 56 Ein Fahrzeug mit geringem Kaufpreis wird meist einem Fahrzeug mit geringem Wertverlust vorgezogen, obwohl ein wertstabileres Fahrzeug auf längerer Sicht finanziell von Vorteil sein könnte.73 Die Marke stellt bei 63% aller PKW-Fahrer beim Autokauf eine Rolle, auf die neben anderen Faktoren zuerst geachtet wird.74 Aus Handelssicht spielt die Marke aus folgenden Gründen eine gewichtige Rolle:75 • Minderung des Absatzrisikos durch Selbstverkäuflichkeit der Marke • Kostenersparnis durch schnellen Produktumschlag, Renditefunktion • Verminderte Beanspruchung der Marketinginstrumente • Solidarisierungsfunktion im Handelsverband 73 Vgl. Hoffmann Jens (2002): 149 74 Vgl. Heider Ulrich (2001): Markenbewertung: die Marke als Quelle der Wertschaffung; eine empirische Analyse am Beispiel der deutschen Automobilindustrie, München: Rainer Hampp Verlag, S. 24 75 Vgl. Heider Ulrich (2001): 32 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 47 „Unter ‚Vertrauen in die Produkte der Marke’ soll im Folgenden die Zuversicht verstanden werden, dass die Produkte einer Marke bezüglich ihrer physikalischchemisch-technischen Eigenschaften in Zukunft den Erwartungen eines Konsumenten gerecht werden oder diese übertreffen“76 Diese Definition zeigt auf, dass die Bindung an eine gewisse Marke von beständiger Dauer ist und eine größere Anzahl der Nachfragenden sich im Marktwert bemerkbar machen. 3.5 Technische Aspekte Das Verhältnis der Dieselmotor-Fahrzeuge zu den Benzinmotorfahrzeugen hat sich im letzten Jahrzehnt bedeutend zugunsten des Dieselmotors entwickelt. Der Dieselmotorenanteil bei den Neuzulassungen betrug 2005 64,92 %, der Dieselmotorenanteil am Bestand jedoch 49,2 %. Im Jahre 1996 war der Dieselmotorenanteil gemessen am Bestand lediglich 25 %.77 Die aktuelle Feinstaubdiskussion und die steuerliche Benachteiligung für Dieselpartikelfilter bzw. zukünftige Fahrverbotsregelung in Großstädten für emissionsstarke Fahrzeuge werden vor allem im Kleinwagensektor das Verhältnis zum Benzinmotor rücken. Es erfolgt ein Umdenken in Bezug auf die Dieselpopularität, was eine Neubewertung von nach Antriebsart gestaffelten Restwertmatrizen bewirkt. Das Verhältnis Automatikgetriebe zu Schaltgetriebe fällt nicht zuletzt wegen höheren Treibstoffverbrauchs, unsensiblem Ansprechverhalten, schlechteren Beschleunigungszeiten, höheren Wartungs- bzw. Reparaturkosten, geringerer Laufleistung, höheren Preis und eingeschränkter Motorbremswirkung zugunsten des Schaltgetriebes aus. Der Komfort besonders für Langstreckenfahrten und im Stauverkehr macht sich aber immer stärker im oberen Preissegment zugunsten von 76 Großkurth Bernd (2004): 157 77 Vgl. Statistik Austria (2006a) : Statistisches Jahrbuch 2006, online: http://www.statistik.at/jahrbuch_2006/pdf/K29.pdf , Zugriff: 23.01.06 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 48 Automatikgetrieben bemerkbar. Der Anteil der Automatikgetriebe liegt in der Oberklasse bei rund 60%, in der Klein- und Mittelklasse jedoch nur bei 10%. Ein weiterer Nachteil für den Wiederverkäufer ist ein hoher Kilometerstand des Fahrzeuges: über 150.000 Km wirkt beim Verkauf abschreckend und über 200.000 km als beinahe unüberwindbare Hürde. Die technisch mögliche Laufleistung von Fahrzeugen wird durch Taxis oder Fahrzeuge im Osten bewiesen, die teils mit 300.000-600.000 km gesichtet werden. Das trifft eher für Mittel- und besonders Oberklasse zu, wo seitens der Hersteller höhere Laufleistungen geplant und die Motoren hochwertiger konstruiert werden. Jedoch ist ein erhöhter Ölverbrauch und bedenkliches Abgasverhalten (bei der durchzuführenden Überprüfung nach §57a) mit höherem Kilometerstand aufgrund von Verschleißerscheinungen (u. a. Kolben- und Kolbenringabrieb bzw. schadhaften Ventilschaftdichtungen) ein einzubeziehender Umstand. (Der Ölverbrauch bei einem neuwertigen Fahrzeug liegt bei ca. 1 Liter auf 5.000 km, verschlechtert sich aber ab rund 100.000 km zunehmend. Bei einem Kilometerstand von 200.000 km kann das schon einen Verbrauch von 1 Liter auf 500 km bedeuten, was bei einem Literpreis von 25 € bei hochwertigen Motorölen als Kostenfaktor eine bedeutende Rolle einnimmt.). Deshalb ist es für den Leasinggeber sinnvoll, Fahrzeuge mit sehr hohen Kilometerständen vorsichtiger zu kalkulieren. Schadstoffentwicklung Maßgeblich für die längerfristige Verwendung und Wiederverkauf vor allem an Exporthändler sind die jeweils gültigen und zukünftig geltenden Schadstoffnormen. Der Trend der Automobilantriebe wird - nicht allein bedingt durch die begrenzten Erdölressourcen und umweltbedingter Notwendigkeit – zu Antriebsarten wie z.B. Brennstoffzellen und alternativen Kraftstoffen gehen, wie in den nachfolgenden Kapiteln vorgestellt wird. Laut der Stern-Studie „Marken Profile 8“ sehen neun von zehn PKW-Selbstfahrern in ihrem Automobil ein Symbol von Unabhängigkeit und im Vergleich dazu hat nur 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 49 rund ein Viertel ein schlechtes Gewissen, wenn sie trotz Umweltbelastung Auto fahren.78 Nach einer Umfrage von GfK, in der 1998 auf der „Automechanika-Messe“ 2500 Männer und Frauen befragt wurden, würden 45 % keinen Mehrpreis und nur 4 % über € 500,- bezahlen, wenn der Hersteller ihres Autos mehr in Umweltschutz investieren würde.79 3.5.1.1 Kyoto-Protokoll Der Treibhauseffekt gab den Industrienationen den Anstoß einen Konsens in der globalen Erwärmung zu finden. Die EU hat in dieser Vereinbarung eine Reduktion der Treibhausgase (CO2, CH4, N2O, HFKW, FKW, SF6) von 8 % bis 2012 festgelegt. Österreich hat sich im Rahmen der verbindlichen Treibhausgas-Reduktionsziele verpflichtet, die Emissionen bis 2012 um 13 % ausgehend vom Basisjahr 1990 bzw. 1995 zu verringern. 80 Als Quellen gelten Energie (Verbrennung von Brennstoffen und Flüchtige Emissionen), Produktionsprozesse, Verwendung von Lösungsmittel, Landwirtschaft und Abfallwirtschaft. Da Österreich derzeit augenscheinlich vom Ziel abweicht (siehe Abbildung 7: Abweichung Kyoto-Zielpfad), ist in naher Zukunft mit weiteren umweltpolitischen Maßnahmen zu rechnen, die nicht ausschließlich Diesel- und BenzinmotorFahrzeuge betreffen, sondern die Industriebetriebe mehr in die Pflicht nehmen werden. Vor allem Fahrverbote werden zeigen, dass der Verursacher Auto zu geringen Einfluss auf den Zielpfad nehmen kann, wenn die Maßnahmen auf Schwerpunkt Auto abzielen. 78 Vgl. Hoffmann Jens (2002): 139 79 Vgl. Hoffmann Jens (2002): 160 80 Vgl. Umweltbundesamt (2004), Michael Anderl : LUFTSCHADSTOFF-TRENDS IN ÖSTERREICH 1980-2002, Umweltbundesamt GmbH (Hrsg.), Wien: Eigenvervielfältigung, S.: 14 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 50 Abbildung 7: Abweichung Kyoto-Zielpfad – Treibhausgas (THG) Quelle: Umweltbundesamt (online) Die Ansicht eines Statistikers zum Kyoto-Zielpfad lässt jedoch die Bemühungen zur Reduzierung der Treibhausgase (THG) als zu wenig zweckdienlich erscheinen: „Die Klimaschutz-Maßnahmen zur Erreichung des Kyoto-Ziels bremsen das Wachstum und kosten die Weltwirtschaft 150 Mrd. Dollar jährlich für den Rest dieses Jahrhunderts. Positive Wirkungen wird es kaum geben, weil Kyoto die Erderwärmung nur unwesentlich verzögert. Statt 2,1 Grad wird der Temperaturanstieg durch Kyoto bis zum Jahr 2100 "nur" 1,9 Grad betragen. Die Erwärmung wird um genau sechs Jahre verzögert.“81 3.5.1.2 Abgasnorm Gerade für den Exportverkauf, der von vielen Autohändlern bei in Österreich weniger nachgefragten Fahrzeugen (Kilometerstand >200.000 km) gewählt wird, ist im Exportland eine entsprechende Abgasnorm zu erfüllen. (Anmerkung des Autors: Erstzulassung im Exportland relevant – kann eine eigentliche Zweit- oder Drittzulassung sein). Natürlich kann dies auch wechselseitig bei Fahrzeugimporten bzw. Cross-Border Leasing von Relevanz sein. Viele Hersteller sind darauf bedacht, 81 o.A.: "Kyoto kostet viel und bringt fast gar nichts" , Bjorn Lomborg im Interview mit Die Presse in: Die Presse, 11.03.2006, http://www.diepresse.at/Artikel.aspx?channel=e&ressort=eo&id=544771 Zugriff: 11.03.2006 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 51 möglichst früh die Auflagen zu erfüllen, um zum Werterhalt der Fahrzeuge beizutragen und dem Umweltgedanken gerecht zu werden. Seit 1.1.2005 gilt europaweit die Abgasnorm der EU-Richtlinie 98/69/EG82 (landläufige Bezeichnung „Euro IV“). Die „Euro V“ – Abgasnorm, die derzeit noch nicht in der Endfassung vorliegt, wird voraussichtlich 2010 zum Einsatz gelangen.83 Diese Euro V sieht bereits eine Pflicht für Dieselpartikelfilter vor. Treten Fahrverbote auf, werden die am ehesten an diese Abgasnormen angelegt. Würde z.B. für Fahrzeuge unter EURO IV in Österreich ein Fahrverbot gelten (mögliche Gültigkeit ab Überschreitung der Partikelobergrenze nach Immissionsschutzgesetz – Luft), dann müsste mindestens die Hälfte der PKWBesitzer ihr Fahrzeug stehen lassen. Der Gebrauchtwagenmarkt würde sich nach einem solchen Umstand neu ausrichten. Viele würden umsteigen wollen und Fahrzeuge älterer Norm würden stark an Wert verlieren. Bei Exporten ist eine ausländische Neuzulassung eines älteren Fahrzeuges auch meist an EuroAbgasnormen gekoppelt. Schließlich haben sich viele andere Länder auch zur Emissionsreduktion verpflichtet und wollen verhindern, dass Gesetze, die an Neuzulassungen geknüpft sind, durch Importe gebrauchter Fahrzeuge umgangen werden. Die nachfolgende Abbildung 8: Europäische Abgasnormen zeigt eine Übersicht über die derzeit gültigen Normen. 82 Vgl. Portal der Europäischen Union (2006): Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhänger: Emissionen von Schadstoffen, online: http://europa.eu.int/scadplus/leg/de/lvb/l21047.htm, Zugriff: 28.01.06 83 Vgl. Wikipedia, die freie Enzyklopädie (2006): Abgasnorm, online: http://de.wikipedia.org/wiki/Abgasnorm, Zugriff: 28.01.2006 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 52 Abbildung 8: Europäische Abgasnormen Quelle: Wikipedia (online) 3.5.1.3 Feinstaubentwicklung Zum Zwecke einer Analyse der Ursachen des Feinstaubes im Großstadtbereich wurde eine Studie namens "AQUELLA" - Aerosol Source Analysis“ durch die Bundesländer Wien, Steiermark und Salzburg in Auftrag gegeben. 84 Diese wurde im September 2005 präsentiert.85 Der Kurzzeitgrenzwert für Partikel PM10 (Staub einer Teilchengröße unter 10µm Durchmesser) von 50 µg/m³ soll nach der EU Richtlinie 1999/30/EC nicht mehr als 84 Vgl. TU Wien (2005): "AQUELLA" - Aerosol Source Analysis, Institut für chemische Technologien und Analytik (Hrsg.), online: http://www.iac.tuwien.ac.at/environ/ , Zugriff: 28.01.2006 85 Vgl. Stadt Wien (2005): Rathauskorrespondenz vom 16.9.2005, online: http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=020050916023, Zugriff: 28.01.06 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 53 35-mal im Jahr überschritten werden. Tatsächlich wird dieses Grenzwert-Kriterium in vielen Städten Europas überschritten.86 Unter der Leitung von Hans Puxbaum wurden die Hauptverursacher wie folgt festgestellt: 87 „Der überwiegend ferntransportierte (damit ist der atmosphärische Ferntransport, nicht der Fernverkehr gemeint – Anm. des Autors), anorganische Sekundäranteil liegt bei 35%, Mineralstaub aufgrund des Winterdienstes (Splittstreuung) bei 23%, Kfz-Abgase incl. Diesel-Ruß bei 7%, Abrieb vom KFZ bei 8%, Holzrauch und damit verbundenes organisches Sekundäraerosol 13%, und Auftausalz bei 3%. Überraschend ist, dass der Anteil an Holzrauch den Anteil an Kfz-Abgas um den Faktor 2 übersteigt. Allerdings wurde Holzrauch schon mehrfach mit Ferntransport in Verbindung gebracht.“88 Abbildung 9: Quellenbeiträge von PM10 an der Messstelle Wien Rinnböckstraße an Überschreitungstagen in der Zeit Jan.-März 2004 Quelle: TU Wien, Puxbaum H. (online) Die Abbildung 9: Quellenbeiträge von PM10 an der Messstelle Wien zeigt, dass dem Diesel Pkw als Verursacher des Feinstaubes eine unberechtigt hohe Schuldrolle 86 Vgl. Puxbaum, Hans (2005): Wer verursacht den Feinstaub in der Wiener Luft?, Institut für Chemische Technologien und Analytik (Hrsg.), Technische Universität Wien, online: http://www.oeamtc.at/netautor/download/document/auto/feinstaub_puxbaum.pdf, Zugriff: 28.01.06 87 Vgl. Puxbaum Hans (2005) -Studie „Aquella“: online 88 Puxbaum Hans (2005) - Studie „Aquella“: online 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 54 zugesprochen wird. Werden die emotionalen den sachlichen Diskussionen weichen, wird nach Sicht des Autors von Fahrverboten abgesehen. Die Fahrverbote oder sonstige den Diesel benachteiligende Politmaßnahmen würden sich massiv auf das Diesel/Benzin-Marktverhältnis niederschlagen und die in Österreich verhältnismäßig überhöhte Nachfrage des Diesels massiv einbremsen. Dies würde sich wiederum am Gebrauchwagenmarkt widerspiegeln und unter einem anderen Gesichtspunkt kalkulierte Restwerte gefährden. Die meisten Leasingfirmen bewerten Fahrzeuge ohne Dieselpartikelfilter bereits schlechter als welche mit. Auch Fahrzeuge mit Dieselpartikelfilter sind in der Bevölkerung derzeit wohl schlechter angesehen als Benzinfahrzeuge, deren Emissionen sich zwar nicht in feinstaubigen Ruß niederschlagen, aber im Wesentlichen höhere Verantwortung für die Ozonschichtzerstörung zukommt. Da PM10 Messungen erst seit wenigen Jahren durchgeführt werden, sind diese vom Beobachtungszeitraum und Vergleichen mit anderen Städten nur als Momentaufnahme zu sehen und bieten keine Möglichkeit zur Beurteilung einer etwaigen Verbesserungsquote. Die Messwertgrenze ist jedenfalls willkürlich gesetzt, ob sie zu hoch oder zu niedrig ist, wird sich erst in Langzeitstudien herausstellen. Im Großraum Graz wird es ab November 2006 Fahrverbote für Fahrzeuge ohne Dieselpartikelfilter gelten, sofern der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm überschritten wird. Ein generelles Fahrverbot – bis auf wichtige Versorgungsdienste – soll es ab einem Überschreiten von 75 Mikrogramm geben.89 3.5.1.4 Dieselpartikelfilter (DPF) Neben den ungeregelten Dieselkatalysatoren (Oxidations- und DeNOx-Katalysator)90 werden zusätzlich als Partikelfilter Keramikwickelfilter, Stahlwollefilter, Filter mit Keramikmonolith und Filter mit elektrostatischer Abscheidung (Nfz) eingesetzt.91 89 Vgl. o.A.: Fahrverbot bei Feinstaubalarm fix, in: Die Presse, 27.01.2006, online: http://www.diepresse.at/Artikel.aspx?channel=c&ressort=w&id=535065&archiv=false, Zugriff 27.01.2006 90 Vgl. Gscheidle Rolf (2003): Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik, 14. Auflage, Haan-Gruiten: Europa-Lehrmittel, S. 250 91 Vgl. Gscheidle Rolf (1999): Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik, 26.Auflage, Haan-Gruiten: Europa- Lehrmittel, S. 356 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 55 Bei diesen strömt das Abgas durch poröse Keramikwände oder durch ein um Stahlrohre gewickeltes Keramikgarn hindurch und die Partikel lagern sich bei einem Wirkungsgrad von 70-90% an der Filteroberfläche bzw. Zwischenräumen der Wicklungen ab. Zwecks thermischer Regenerierung werden alle 200-300 km bei Temperaturen von über 600 °C die Partikelablagerungen abgebrannt.92 Durch diese ständigen abwechselnden Verbrennungsprozesse ist die Lebensdauer eines Partikelfilters bei weitem nicht so hoch wie bei einem Katalysator und ein Tausch mit höheren Wartungskosten verbunden. Der Partikelfilter wird von den führenden Marken in viele der neuen Modelle bereits serienmäßig eingebaut bzw. ist für das Jahr 2006 vorgesehen. Eine Nachrüstung ist bei einem Großteil der Dieselfahrzeuge möglich, jedoch mit hohen Kosten verbunden. Bei Neufahrzeugen ohne Partikelfilter, kommt es zu einer Benachteiligung bei der Berechnung der Normverbrauchsabgabe. Ein von 01.07.2005 bis 01.07.2007 gültiges abgestuftes Bonus/Malussystem sieht bei einem Luftverunreinigungsgrenzwert von 0,005 g/km eine Berücksichtigung von 150 300,- Euro vor. Teilweise wird die Nachrüstung von Bundesländern oder Unternehmen (wie Leasingfirmen und Autohändlern) in der Höhe von 100-700 € gefördert, die dem Käufer zugute kommen.93 Der Bestand von Dieselfahrzeugen mit Partikelfiltern vom gesamten Dieselfahrzeugbestand einer Fuhrparkmanagementfirma ist im Jahre 2005 mit unter 5 % zu beziffern. Das liegt einerseits darin, dass die Einführung bei noch nicht allen Marken vonstatten gegangen ist (60 % der am Markt befindlichen Fahrzeuge sind noch nicht mit DPF erhältlich), andererseits daran, dass die Fahrzeuge aus den Vorjahren gleichmäßig auf den Gesamtbestand verteilt sind. Aus den Expertengesprächen ging hervor, dass mit 2-3 Prozentpunkten geringeren Restwerten bei Fehlen eines DPF kalkuliert wird. 3.6 Kundenspezifische Aspekte 92 Vgl. Gscheidle (2003): 250 93 Vgl. ÖAMTC (2006): Förderungsmodelle, online: http://www.oeamtc.at/index.php?type=menu&id=0380, Zugriff: 28.01.06 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 56 Die Kfz-Händler, die sich im Ankauf von Fahrzeugen an der Kundennachfrage orientieren, orten „Mindest-Ausstattungen“ bei Fahrzeugen, die zu erheblichen Preisreduktionen führen können, sofern sie nicht vorhanden sind, obgleich sie bei Neukauf als Sonderausstattung verkauft werden. Hierzu zählen Klimaanlagen in jedem Fall bei Mittel- und Oberklassen als Bedingung (Kleinwagenklasse ebenso immer mehr), Navigationssysteme bei Oberklasse und höher preisigen Mittelklasse und Lederausstattung sowie Automatikgetriebe bei Oberklassefahrzeugen. Eine Nachrüstung einer Klimaanlage ist mit rund 1200,- Euro ebenso wie die eines Navigationssystem mit ab 800,- Euro und Lederinterieurs um ca. 2.000,- zwar möglich, bedeutet aber einen längeren Werkstattaufenthalt und hat nicht das hohe Image von Originalteilen. In ähnlichem Ausmaß wie die Nachrüstungskosten kommt es seitens Gebrauchtwagenhändler zu Abzügen im Anbotverhalten. Es ist insofern sinnvoll, ein Fahrzeug ohne Klimaanlage bei der Restwertkalkulation schlechter zu beurteilen, als eines mit. 3.7 Rechtliche Aspekte Die so genannte Luxustangente (Angemessenheitsgrenze bei Anschaffungen von Pkw und Kombi) wurde von 34.000,- Euro ab 31.12.2004 auf 40.000,- erhöht, enthalten sind wie bisher auch die Sonderausstattungen. Gleichzeitig wurde die Sachbezugsverordnung novelliert und der Sachbezugswert von 510,- auf 600,erhöht. Diese Grenze spiegelt sich auch in der typischen Fuhrparkkonstellation wider, in Ländern, in denen keine oder höhere Grenzen gesetzt sind, werden auch mehr teurere Fahrzeuge erworben. Jedoch ist der Gebrauchtwert der Fahrzeugklasse unter diesen Wert nach der typischen Verwendung von 3-4 Jahren eine interessante für den Gebrauchthandel. Teurere Fahrzeuge finden schwerer einen Käufer, was einen Grund liefert, diesen Umstand bei Restwertkalkulationen zu berücksichtigen. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 57 Normverbrauchsabgabe Die Normverbrauchsabgabe (Nova) ersetzt seit 1.Jänner 1992 den erhöhten Umsatzsteuersatz von 32% bei Neuzulassung von Pkw.94 Den Steuertatbestand löst die erstmalige Zulassung des betroffenen Fahrzeuges im Inland aus, die Steuer wird beim liefernden Unternehmer oder der Leasinggesellschaft eingehoben. Für bestimmte Fahrzeugerwerber wie Taxis, Mietwagen, Fahrschulen, Fahrzeuge des Rettungswesens und Leichenwagen sowie Behinderte und Diplomaten hat der Gesetzgeber eine Rückvergütung vorgesehen. Außerdem sind Ausfuhrlieferungen auch in das übrige Gemeinschaftsgebiet von der Normverbrauchsabgabe befreit. 95 Beim Import von Gebrauchtfahrzeugen durch österreichische Händler kommt es zum Sonderfall „Differenzbesteuerung“:96 In diesem Fall darf nur der „Aufschlag“ der 20%igen Umsatzsteuer unterzogen werden. Die Grundregel für die Berechung besagt: Netto + NoVA ergibt die Bemessungsgrundlage + 20 % Ust. Diese Grundregel kann hier nicht angewandt werden, es ergibt sich eine Berechung aus der Differenz aus Einkaufs- und Verkaufspreis, wie das nachfolgende Beispiel verdeutlichen soll. Die Nova fällt bei der Erstzulassung eines Fahrzeuges in Österreich an. Das kann auch bei einem gebrauchten importieren Fahrzeug zutreffen, das noch nie der Nova unterworfen wurde. 3.7.1.1 Beispiel Differenzbesteuerung – NoVA Einkaufspreis 30.000,00 Euro Verkaufspreis 38.000,00 Euro 94 Vgl. Humberger Alfred (2001): Normverbrauchsabgabe, Wien: Grenz Verlag, S. 7 95 Vgl. Humberger (2001): 8f. und 18f. 96 Vgl. Humberger (2001): 28f. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 58 ______________________________ Aufschlag 8.000,00 Euro Darin 20% Ust. 1.333,33 Euro ______________________________ Verkaufspreis 38.000,00 Euro Abzüglich 20% Ust. 1.333,33 Euro ______________________________ Entgelt inkl. 12 % NoVA 36.666,67 Euro : 1,12 = NoVA Bemessungsgrundlage 32.738,10 Euro x 12 % = Nova 3.928,57 Euro Dieses Beispiel zeigt auf, dass die Normverbrauchsabgabe bei gebrauchten Fahrzeugen je älter sie sind, geringer wird und somit ein Import für einen Händler interessanter wird, da der Markt in Deutschland größer ist und Händler teilweise Fahrzeuge günstiger bekommen, auch wenn die Nova zu entrichten ist. Andererseits dürfen Autoleasingfirmen beim Export von Fahrzeugen die anteilige Nova zurückfordern. Diese Regelung wird ab 1.1.2007 auf Händler und Privatpersonen ausgeweitet, was den Export von Fahrzeugen interessanter werden lässt. Ob dies einen nennenswerten Einfluss auf den Restwert hat, wird im Zuge der Analyse erforscht. Denkbar wäre, dass sich der Export für Fahrzeuge aufgrund dieser Regelung verstärken könnte, da mehr Fahrzeuge exportiert werden könnten. Dem entgegen sprechen würde das hohe Preisniveau in Österreich, wo Händler keinen Bedarf an Exporten haben, außer bei Fahrzeugen, die in Österreich unverkäuflich sind, nämlich Fahrzeuge jenseits der 200.000 km. 3.8 Technologisch innovative Aspekte 3 Einflussfaktoren auf den Restwert Der weltweite Kfz - 59 Bestand wird sich bis zum Jahre 2030 seit 1995 auf 1.600.000.000 verdoppeln.97 Eine Institution der Vereinten Nationen - die International Energy Agency –– rechnet damit, dass es bereits ab dem Jahr 2010 zu Engpässen in der Erdölversorgung kommen kann.98 Zunehmend an Bedeutung gewinnen alternative Treibstoffe und innovative Antriebe, welche in den folgenden Kapiteln dargestellt werden. 3.8.1 Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren: Biodiesel, Erdgas, Wasserstoff Die Verwendung von Rapsöl oder Rapsmethylester (Biodiesel) ist viel versprechend, bei letzteren ist die Verwendung bei den meisten Dieselfahrzeugen nach geringen Umbauarbeiten (widerstandsfähigere Dichtungen und Schläuche) möglich, die Betankung erfolgt analog zu den herkömmlichen Kraftstoffen. 99 In Österreich wird seit 1.10.2005 Biodiesel verpflichtend als 5% - Substitution von fossilem Treibstoff eingesetzt, bis 2008 sollen es bereits 5,75 % sein.100 Der Einsatz von Biodiesel beeinträchtigt die Motorleistung nicht, ebenso die Erzeugung von Biodiesel aus Raps ist energetisch sinnvoll. Aus einer Tonne Rapssaat können bei Zugabe von 45 kg Methanol 430 Liter Biodiesel gewonnen werden. Auf einem Hektar Land wächst genügend Raps für ca. 1250 Liter Biodiesel pro Jahr. Die Emissionen sind um 20-30 % geringer als bei konventionellen Dieselkraftstoff. Des Weiteren ist Biodiesel biologisch abbaubar und somit 97 Vgl. Gerl Bernhard (2002): Innovative Automobilantriebe, Konzepte auf der Basis von Brennstoffzellen, Traktionsbatterien und alternativen Kraftstoffen, Landsberg/Lech: Moderne Industrie, S. 25 98 Vgl. Gerl (2002): 17 99 Vgl. Gerl (2002): 29f. 100 Vgl. BMVIT (2005): Kukacka: Historische Weichenstellung durch flächendeckende Beimischung von Biodiesel, 01.10.2005, online: http://www.bmvit.gv.at/presse/aktuell/svt/2005/1001OTS0006.html, Zugriff: 30.01.2006 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 60 gewässerunkritisch. Das Problem liegt in der limitierten Anbaufläche, in Deutschland wird derzeit lediglich 1,3 % Biodiesel abgesetzt.101 Eine technische Grenze für die Beimengung von Biodiesel ist mit ca. 40% gesetzt. Als Ersatz für Benzin wird Bioethanol beigemischt, das ausschließlich aus regenerativer Biomasse (z.B. Zuckerrohr) hergestellt wird. Die Euronorm EN DIN 228 lässt die Beimischung von 5 % Ethanol zu. Benzin-Ethanol Mischungen, die in Benzinmotoren, die mit abgeänderten Werkstoffen hergestellt werden und Mehrpreis von rund 300,- Euro bedeuten, können einen Ethanol Anteil von bis zu 85 % haben. Obwohl die Mischungen günstiger als Benzin sind, werden durch einen 30%igen Mehrverbrauch die Kosten auf gleichem Niveau gehalten. Sowohl Biodiesel als auch Biobenzin werden in den nächsten Jahren eine gewichtigere Rolle spielen. In Brasilien sind schon über 3.000.000 Ethanol-Benzin Fahrzeuge (Flexible Fuel Vehicle - FFV) in Verwendung. Österreich hinkt hier hinterher, z.B. wurde erst bei der Vienna Auto Show 2006 ein Ford Focus FFV vorgestellt, somit ist erst in den nächsten Jahren mit einer Verwendung bei gängigen Modellen zu rechnen. In den Restwertkalkulationen werden diese Ersatzbrennstoffe insofern eine Rolle spielen müssen, da z.B. beim Gebrauch von Biodiesel, u.a. der mechanische Abrieb höher ist und somit – sofern das noch nicht in den Griff gekriegt wurde – niedrigere Verkaufswerte erzielbar sind. Auch die kolportieren Ängste diesbezüglich werden im Kaufverhalten noch nachwirken. Erdgas102: Weltweit gibt es nur ca. 1.000.000 Erdgasautos. Die nötigen Modifikationen wie u.a. ein zusätzlicher Tank am (Otto-103)Motor sind geringfügig, bei bivalenten Fahrzeugen (Benzin- und Erdgasantrieb) wird die 101 Vgl. Gerl (2002): 30f. 102 Hier wird nur auf komprimiertes Erdgas (CNG – Compressed Natural Gas) eingegangen. Des Weiteren gibt es noch Flüssigerdgas (LNG - liquefied natural gas) und Flüssiggas (LPG - Liquefied Petroleum Gas), die in Österreich nicht relevant sind. 103 Otto-Motor: Prinzip des Benzinmotors – Anm. des Autors 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 61 Reichweite des Fahrzeuges durch den zusätzlichen Tank erhöht, jedoch nimmt die Motorleistung um 10-15 % ab. Bei der monovalenten Variante (nur Erdgas) ist die Motorleistung mit vergleichbaren Benzinfahrzeugen ebenbürtig, da eine höhere Oktanzahl und höhere Verdichtung angewendet wird. Die Kraftstoffkosten beim Vergleich des Opel Zafira CNG liegen im Vergleich zum gleichstarken Dieselmotor um 30 Prozent und zum Benzinmotor um 50 Prozent niedriger.104 Erdgasfahrzeuge konnten sich in Europa noch nicht richtig durchsetzen, da das Tankstellennetz nach Meinung der privaten Anwender noch nicht ausreichend ausgebaut ist. In den nächsten 5-10 Jahren kann aber durchaus mit einem Anstieg auf 1-5 Prozent des PKW-Marktes gerechnet werden. Sowohl Erdgasfahrzeuge als auch Fahrzeuge die mit Biodiesel bzw. Benzin-EthanolGemischen betrieben werden können, werden von Leasingfirmen unterschiedlich im Wertverlauf und in der zukünftigen Entwicklung gesehen. Eine bedeutende Rolle werden aber alle drei Varianten in den nächsten 5-10 Jahren spielen. Einzelne Anfragen von Kunden an Leasinggeber müssen jedoch vor allem bei Erdgasfahrzeugen bereits bearbeitet werden. Auch wenn das Risiko einer Fehlbewertung in der Gesamtmenge des Fuhrparkgeschäftes untergeht, ist die Einzelbetrachtung nicht irrelevant. Erdgas kann auch in Form von Biogas durch organische Reststoffe der Landwirtschaft (z.B. Stroh) hergestellt werden. Die Gär-Rückstände können als Kompost verwenden werden. Wie bei Erdgasfahrzeugen basieren Wasserstoff-Verbrennungsmotoren ebenfalls auf der Ottomotorentechnik. Hierbei kann in der Praxis ein bivalenter Aufbau (Benzin oder Wasserstoffverbrauch) Tankstellenabhängigkeit erfolgen, vermeidet. was Da eine treibstoffbezogene Wasserstoff schlechtere Schmiereigenschaften hat als Benzin, sind zum Schutz des Motors Maßnahmen erforderlich, die noch intensive Entwicklungsarbeit erfordern. Die Zuleitungen zum 104 Vgl. Gerl (2002): 34f. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 62 Motor bedingen besondere Werkstoffe, da flüssig mitgeführter Wasserstoff eine Temperatur von -253 °C aufweist.105 Die Flüssigsauerstofftanks sind durch die Wärmeisolation in Form eines inneren Gefäßes und Zwischenraumfüllstoffe voluminös und sind weniger stabil als Druckbehälter, was bei einem Unfall problematisch werden könnte. Das größte technische Problem von Flüssigwasserstofftanks liegt darin, dass ein lange geparktes Fahrzeug ständig Wasserstoff abdampft und somit zusätzliche 106 Sicherheitsmaßnahmen erfordert. Dieser Umstand gibt den Flüssigsauerstofftanks keine hohen Chancen. Die Fahrleistungen sind mit dem von Dieselfahrzeugen vergleichbar, die Emissionen sind vergleichsweise gering, der Verbrauch und Treibstoffkosten relativ höher. Die Herstellung von Wasserstoff, wenn er in flüssigem Aggregatzustand mitgenommen werden soll, ist energieaufwändig. Sofern, wie aus Kostengründen üblich, Wasserstoff aus Erdgas oder Erdöl hergestellt wird, liegt kein Vorteil gegenüber konventionellen Antrieben auf der Hand. Sinnvollerweise sollte Wasserstoff nur in Antrieben mit Brennstoffzellen eingesetzt werden.107 Die Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb werden wohl in den nächsten 10-20 Jahren am Markt aus heutiger Sicht nicht die große Nachfrage erwirken und werden in den Restwertkalkulationen deshalb auch noch nicht zu berücksichtigen sein. 3.8.2 Batterieelektrische Fahrzeuge In einigen Städten sind schon lange Kommunalfahrzeuge mit Oberleitungen ohne eigenes Batteriesystem im Einsatz. Diese Fahrzeuge bekommen durch batterieelektrische Fahrzeuge Gesellschaft, jedoch herrschen noch viele Bedenken bezüglich deren Verwendung. Das Aufladen und die Möglichkeit der Energierückgewinnung beim Bremsen sprechen für das batterieelektrische Fahrzeug. Die seit langem eingesetzten 105 Vgl. Gerl (2002): 36ff. 106 Vgl. Gerl (2002): 136f. 107 Vgl. Gerl (2002): 39 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 63 Gleichstrommotoren werden nicht zuletzt wegen des Wirkungsgrades durch Drehstromgeneratoren ersetzt.108 Die Anforderungen an die Batteriesysteme und Energiespeicher sind die Energieund Leistungsdichte, Wartungsfreiheit und Lebensdauer sowie die schnelle Aufladbarkeit und Batteriekosten.109 Zum Einsatz als Ladegeräte kommen durch einen mitgeführten AC/DC Wandler die 230 V Haushaltsteckdose oder der kommerziell verbreitete 400-V- Drehstromanschluß.110 Die Ladezeiten betragen für 35 km Reichweite zwischen 20 und 180 Minuten je nach Stromstärke, Spannung und Leistung. Mit sechs Stunden Ladezeit wird dadurch eine Reichweite von 70-660 km erzielt.111 Bei großen Steigungen sind Elektrofahrzeuge in ihrer Leistung begrenzt. Von Kunden wird eine Mindestreichweite von 400 km bei gleicher Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit erwartet, obwohl sich in Deutschland eine mittlere Tagesfahrstrecke von 16,6 km aus dem Individualverkehr ergeben hat. 95 Prozent aller Einzelstrecken sind kürzer als 50 km und 95 Prozent aller Tagesfahrstrecken liegen unter 150 km.112 Die Anschaffungskosten wären bei höheren Stückzahlen (Serie von mind. 100.000 Stk.) um 40 Prozent höher als bei konventionellen Vergleichsfahrzeugen, die laufenden Betriebskosten würden jedoch nur mit 47 %, die Wartungskosten mit 40% eines vergleichbaren Benzinfahrzeuges zu Buche schlagen.113 In der Energieerzeugungskette lassen sich von Land zu Land unterschiedliche Ergebnisse aufdecken, in Deutschland wird z.B. 60% des Stroms aus fossilen Energieträgern hergestellt. Hier lassen sich keine deutlichen Energievorteile für die Elektrofahrzeuge trotz ihres genügsamen Betriebes feststellen.114 108 Vgl. Gerl (2002): 41 ff. 109 Vgl. Gerl (2002): 51 110 Vgl. Gerl (2002): 58 111 Vgl. Gerl(2002): 59 112 Vgl. Gerl (2002): 66 113 Vgl. Gerl (2002): 67 114 Vgl. Gerl (2002): 68 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 64 Die Zukunft des batterieelektrischen Fahrzeuges wurde bislang pessimistisch gesehen, im Zuge der Analyse soll das Potential aufgezeigt werden. Sollten die Entwicklungen in diese Richtung gehen, wird wie bei jeder Technologie ein Restwert gemessen am Werterhalt zu kalkulieren sein. 3.8.3 Fahrzeuge mit Hybridantrieben Hybridfahrzeuge nutzen mindestens zwei verschiedene Energiewandler und Energiespeicher, in den meisten Fällen einen Verbrennungsmotor (meist Ottomotor, aber auch Dieselmotor) mit Tank und einem Elektromotor mit Batterie. Damit wird der Nachteil unzureichender Reichweite bei Elektrofahrzeugen umgangen.115 Die Fahrleistungen entsprechen den Erwartungen der Kunden wie man am Beispiel des Toyota Prius (ab € 26.700,-) und Honda Insight sieht, die im Mittelklassesegment positioniert sind und vor allem in Japan und den USA aus Prestigegründen gekauft werden.116 In den nächsten 5-15 Jahren könnte man von antriebsbezogenen Marktanteilen von 2-5 % ausgehen, ob dies zugunsten der Diesel- oder Benzin-Kombination ausfällt ist noch nicht abzuschätzen. Der heute bereits erhältliche SUV Lexus RX 400H ist in Langstreckentests beim Benzinverbrauch auf Autobahnen zwar nicht positiver zu beurteilen als Modelle seiner Kategorie, aber die Innovation an sich wird zunehmend Hersteller auf den Plan rufen. Aufgrund des besseren Wirkungsgrades eines Dieselfahrzeuges im Gegensatz zum Benzinfahrzeug wird die Entwicklung wohl eher in der Dieselmotorentechnologie ihren Zweck finden, sofern die Dieselmotoren aus umweltpolitischen Gründen nicht auf den zweiten Platz verdrängt werden. Einfluss auf den Restwert wird diese Technologie in jedem Fall haben, der Hybrid angetriebene Toyota Lexus ist neben dem Prius zwar ein seltenes, aber in Österreich doch schon existentes Fahrzeug. Die Frage, ob Hybridantriebe positive oder negative Auswirkungen auf den Restwert haben werden, gilt es zu beantworten. Auf 115 Vgl. Gerl (2002): 73 116 Vgl. Gerl (2002): 84f. 3 Einflussfaktoren auf den Restwert 65 Erfahrungswerte im Verwertungssektor kann erst in ein paar Jahren zurückgegriffen werden. 3.8.4 Elektrofahrzeuge mit Brennstoffzellen Als alternatives Speichersystem für ein Elektrofahrzeug eignet sich die Brennstoffzelle, die nicht auf fossile Kraftstoffe angewiesen ist und einen adäquaten Ersatz für eine schwere, teure und nicht ausreichend langlebige Batterie darstellt. Die Brennstoffzelle bietet im Gegensatz zur Batterie im Prinzip unbegrenzt Energie, solange die beteiligten chemischen Substanzen von außen zugeführt werden. Dabei ist es nicht erforderlich, stundenlang an einer Steckdose aufzuladen, sondern es wird ein Brennstoff wie z.B. Wasserstoff, Methanol oder Erdgas aufgetankt. Die Eigenschaften eines Brennstoffzellenfahrzeuges entsprechen bei geringen Emissionen weitgehend dem eines mit Verbrennungsmotor, nur der Wirkungsgrad der Brennstoffzellenanlage ist fast doppelt so hoch.117 „Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis von der real nutzbaren Energie zu der im System gespeicherten Energie. Bei Brennstoffzellen hängt er nicht wie der CarnotWirkungsgrad vom Verhältnis von Umgebungs- zu Systemtemperatur ab, sondern ist proportional zur realen Zellspannung. Der maximale Wirkungsgrad einer PEMBrennstoffzelle liegt bei 83%“118 Der Wirkungsgrad eines Fahrzeuges mit Dieselmotor liegt bei 43 %, der eines mit (Otto-)Benzinmotors bei 32%119 In einer Brennstoffzelle wird chemische Energie direkt in elektrische Energie umgewandelt. Der erforderliche Brennstoff und das Oxidationsmittel werden einem Elektroden-Elektrolyt System kontinuierlich von außen zugeführt.120 117 Vgl. Gerl (2002): 89 118 Gerl (2002): 161 119 Vgl. Gscheidle (2003): 30 120 Vgl. Gerl (2002): 92 4 Theoretisch mögliche Methoden der Wertermittlung 66 Die Automobilindustrie erprobt in Kooperationen Brennstoffzellentechnologien in Konzeptfahrzeugen (z.B. NECAR von DaimlerChrysler) in Serienreife, damit die ersten Fahrzeuge verkauft werden können, sind jedoch einige technische Probleme zu lösen. Die Mineralölgesellschaften werden flächendeckende Investitionen nur bei kostendeckender Menge tätigen. Eine Betankungsinfrastruktur würde wenige Jahre benötigen. Optimistische Prognosen gehen davon aus, dass sich Brennstoffzellfahrzeuge in den nächsten 5-10 Jahren durchsetzen, pessimistischere erst 10 Jahre später. 121 Die Kosten ab einer Produktion von 100.000 Stück belaufen sich bei ca. 220 Prozent von vergleichbaren Dieselfahrzeugen, woran der Konkurrenzfähigkeit Willens auf lange Sicht noch gearbeitet werden muss.122 Serienmodelle werden - wenn sie nicht ganz vom Markt verdrängt werden - in den nächsten 10-20 Jahren im Fuhrparkmanagement eine nicht nennenswerte Rolle spielen. Die Faktoren die in das Berechnungsmodell einfließen, werden im Kapitel des zukünftigen Berechnungsmodells behandelt. 4 Theoretisch mögliche Methoden der Wertermittlung 4.1 Eurotax – Notierungen Eine Variante ist die Verwendung von Eurotaxnotierungen, bei der von der Annahme ausgegangen wird, dass sich ein bestimmtes Fahrzeugmodell beim Wertverlauf so verhalten wird, wie es die letzten Jahre an Wert verloren hat. Es wird der Wertverlauf aller bislang erhältlichen Typen auf die Typen mit den vergleichbaren Handelsbezeichnungen übertragen. 121 Vgl. Gerl (2002): 194 ff. 122 Vgl. Gerl (2002): 203 4 Theoretisch mögliche Methoden der Wertermittlung 67 Im Wesentlichen beruht die derzeitige Wertermittlung auf den PKW – Marktberichten der Fa. Eurotaxglass, die in 28 Staaten, hauptsächlich Europa etabliert ist. 123 Die Vorteile sind, dass sich die Kfz-Branche sehr stark an Eurotax orientiert und auch für den Endverbraucher eine nachvollziehbare Berechnung vom Wert des Fahrzeuges möglich ist. Meist sind die Touringclubs (ÖAMTC und ARBÖ) dabei behilflich. Die Nachteile sind, dass sich die Händler nicht daran halten und die Leasingfirmen deshalb diese Werte einerseits deswegen nicht als Basis für die Restwertberechnung heranziehen können und andererseits deshalb, weil es sich um vergangenheitsbezogene Daten handelt. Ein Golf IV hat sich z.B. vom Verkauf bzw. der Nachfrage anders verhalten als der neuere Golf V, weswegen sich Volkswagen nach einem kurzen Produktlebenszyklus des letzteren bereits entschlossen hat, den Golf VI rascher auf den Markt zu bringen. Die Ursache ist manchmal in der Optik oder im Verhalten bei ersten Fahrzeugtests zu finden (wie z.B. Mercedes A-Klasse und „Elch Test“124) 4.2 Eurotax Forecast Die Firma Eurotax, die Ankaufs- und Verkaufswerte weltweit aktuell anbietet, hat auf seine Erfahrungen gestützt ein Programm entwickelt, dass den Wertverlauf neuer Fahrzeuge prognostiziert. Dieses neue Produkt wird, nach den Expertengesprächen zu beurteilen, nicht sonderlich angenommen, da das Risiko weiterhin den Leasinggebern bleibt, die deshalb ihren eigenen, transparenten Bewertungen mehr Gewicht schenken. Die Möglichkeit, dieses Risiko mit statistischem Datenmaterial einzugrenzen, ist jedoch eine für die Leasinggeber interessante. 123 Eurotax Glass (2006): online: http://www.eurotaxglass.com/ Zugriff: 23.01.2006 124 in skandinavischen Unfalltests wird die häufige Straßenüberquerung eines Elchs durch einen Test dargestellt, wo das Lenkrad abrupt verrissen wird. Im konkreten Fall wurde dieser Test bekannt, weil die Mercedes A-Klasse sich dabei überschlug und dieses Image jahrelang mit sich tragen musste. 4 Theoretisch mögliche Methoden der Wertermittlung 68 Der verhandelbare Listenpreis des Programms wurde mit 20.000,- Euro pro Arbeitsplatz angegeben, was für eine bei weitem nicht hundertprozentige Prognose vor allem ohne Garantie dieser Werte - eine gründliche Überlegung erfordert. Abbildung 10: Eurotax Forecast Quelle: Eurotax (online) Der rot markierte Wert 39,7 in der obigen Abbildung sagt aus, dass ein BMW 320d nach 36 Monaten und 20.000 km / Jahr 39,7 % vom Listenpreis wert sein wird. 4.3 Erfahrungswerte Fuhrparkmanagementfirmen, die bereits mehrjährige Erfahrungen im Verkauf ihrer Leasingfahrzeuge aufweisen können, greifen auf ihre historischen Daten zurück, um bei dem Wertverlauf der zukünftigen Fahrzeugmodelle diese meist in Restwertgruppen einzuteilen und in Matrizen darzustellen, um sie in einem EDV System tabellarisch zu hinterlegen. 4 Theoretisch mögliche Methoden der Wertermittlung Modellspezifische Anpassungen werden in 69 unterschiedlicher Ausführung durchgeführt. Zum Beispiel werden Marken mit mehreren Prozentpunkten in den Restwertgruppen unterschieden, Cabrios oder Geländewagen unterschiedlich beurteilt und Automatik und Schaltgetriebe in Restwertüberlegungen einbezogen. Ein VW Passat Kombi Diesel ist - ohne detailliertes Zahlenmaterial zu verwenden – in der besten Restwertgruppe, die als Tabelle mit Jahreskilometer und Monaten dargestellt wird. Eine koreanische Limousine mit starkem Benzinmotor und Schaltgetriebe ist in der strukturell gleichen Tabelle, aber anderen Restwertgruppe, die sich von den Werten um z.B. 20 Prozentpunkte unterscheidet. In regelmäßigen Sitzungen werden aktuelle, auf den Markt gekommene, Fahrzeuge in das System integriert und länger bestehende Modelle neu bewertet bzw. gleich belassen. Diese Einstufungen erhalten bei jeder Leasingvertragskalkulation ihre Bestimmung und werden nur von Experten in der Leasingfirma beschlossen, da sie naturgemäß einen starken Einfluss auf den buchmäßigen Wertverlauf haben. Diese Methode wird am häufigsten von österreichischen Leasinggebern verwendet, da es derzeit noch keine bessere Alternative gibt. Als Benchmark wird oft die Eurotaxliste herangezogen. 4.4 Wertverlaufsmodell dieser Diplomarbeit Wie im Kapitel 6 detailliert beschrieben, ist eine Möglichkeit der Wertentwicklung, dass die Wertverlaufskurven von Verkaufsdaten und Eurotaxnotierungen zusammengeführt werden und diese neue Kurve einen Referenzwertverlauf darstellt. Dieser Wertverlauf wird dann um die für einen Leasinggeber relevanten Faktoren berichtigt. 5 Derzeitige Wertermittlung 5 70 Derzeitige Wertermittlung Diese Eurotax-Listen, die sowohl als Katalogform als auch als Softwareprodukt erhältlich sind, sind Durchschnittswerte von Händlerverkaufs- und Händlerankaufsmeldungen für 2-10 jährige Fahrzeuge, die durch Interpolationen ergänzt werden, sofern Meldedaten fehlen oder ein Alter unter zwei Jahren zu vorliegt. Im ersten Jahr sind die Händlermeldungen nicht repräsentativ, da es zu wenige davon gibt bzw. die Fahrzeuge die am Markt vorhanden sind, oft aus dem Bereich Fahrzeugvermietungsfirmen kommen.125 Diese wechseln ihre Fahrzeuge nach wenigen Monaten und das meist in großen Stückzahlen gleicher Bauart und Alter, was die Nachfrage schnell sättigt und den Preis nach unten treibt. Durch Berechnungsmatrizen lässt sich für ein bestimmtes Fahrzeugalter in Monatsschritten ein jeweiliger Soll-Kilometerstand ermitteln, der in Verbindung mit dem Ist-Kilometerstand zu einer Auf- bzw. Abwertung wie in Abbildung 11: Eurotax - Kilometertabelle ersichtlich - führt.126 Diese Kilometertabelle dient hauptsächlich dem Autohandel zur Bewertung. Hätte z.B. ein VW Passat Variant Trendline, HC 47067, Erstzulassung 06/2005 (siehe Abbildung 12: Eurotaxnotierung Ankauf), einen Kilometerstand von 120.000 km, würde dies bei einem Soll-Kilometerstand von 95.140 km (Hubraum 1896 ccm, Bewertung 11/2005, Diesel) eine Differenz von 24.860 Mehrkilometer bedeuten. Dies hätte bei einem Abwertungsfaktor von 0,3 (siehe Abbildung 11: Eurotax Kilometertabelle ) je 1.000 km eine Abwertung von 7,46 % zum Notierungswert von € 9.510,- zufolge, was einen kilometerbereinigten Ankaufswert von € 8.801,ergeben würde. Meist bewerten Händler in der Praxis aber nur zur Orientierung danach, im Anbietverhalten kommt die Abwertung nicht so stark zur Geltung, wenn sie am Fahrzeugankauf ernsthaft interessiert sind. 125 Experteninterview am 14.3.06 mit Hr. Holesinky, Fa. Eurotax 126 Vgl. Eurotax (2005): Umschlagseite 5 Derzeitige Wertermittlung 71 Abbildung 11: Eurotax - Kilometertabelle Quelle: Eurotax Marktbericht (Umschlagsseite) Diese Werte werden herangezogen, um eine Restwertprognose eines Leasingfahrzeuges mittels Vergleich der Vertragsdauer eines typenähnlichen Modells zu derzeitigen Ankaufswerten mit entsprechendem Fahrzeugalter zu erstellen. Beispiel: Es wird davon ausgegangen, dass bei Abschluss eines Vertrages mit Restwert (unabhängig von der Restwertrisikoübernahme)127 mit 1.1.2006 und einer Laufzeit von 4 Jahren ein neuer VW Passat Variant Highline TDI DPF den gleichen Wertverlust erleidet, wie ein VW Passat Var. Highline TDI PD mit gleichem Kilometerstand, vergleichbaren Listenneupreis und mit den ablesbaren Notierungen von 2002, 2001 und 2000. 127 Relevanter ist für den Leasinggeber zwar die richtige Ermittlung eines Restwertes, bei dem er auch dafür garantieren muss. Bei Restwerten, die nur als Kalkulationsfaktor dienen, wo aber das Risiko beim Kunden liegt, ist ein möglicher Verlust vom Kunden zu tragen. Sollte diese Differenz zwischen Restwert und Verkaufserlös sehr hoch sein, wird der Kunde, wenn er im Vorhinein nicht auf dieses Risiko aufmerksam gemacht worden ist, unzufrieden sein. 5 Derzeitige Wertermittlung 72 Ein Beispiel der Listendarstellung wird in Abbildung 12: Eurotaxnotierung Ankauf gezeigt. Abbildung 12: Eurotaxnotierung Ankauf Quelle: Eurotax Ankauf 11/05 (Seite 868) Diese Annahme, zeigte sich in der Erfahrung, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Verkaufserlöse verhielten sich bislang ähnlich den Prognosewerten, Idealerweise nachdem diese durch die eigenen Verkaufserfahrungen optimiert werden. Jedoch ist bei einem nahenden Modellwechsel der Wertverlust stärker zu bemerken. Da es für eine Prognose wegen dem allgemeinen Gebrauch der Listen - die als „Bibel im Autokauf“ gelten - derzeit als der einzige gangbare Weg erscheint, ist diese Methode praktikabel. Erst eine vollkommene Loslösung von der katalogbasierten Bewertung würde andere Methoden als sinnvoller erweisen. Auch eine Verwendung mehrerer Methoden um eine mögliche Bandbreite zu ermitteln stellt sich als Möglichkeit dar, jedoch ist ein Endwert durch Tendenzen zu einer Methode zu bestimmen. Die primären Inputparameter sind der Eurotax-Hauptcode (eindeutige Erkennung der Handelsbezeichnung) oder Handelsbezeichnung, Kilometerstand und Erstzulassung. In der Programmversion ist die Bestimmung der Sonderausstattungsposition vorgesehen und deshalb eben diese von Relevanz. In dem Berechnungsmodell, das künftig verwendet werden kann, werden diese Faktoren erprobt und fließen in sinnvollem Maße ein. Dass etwaige Modelländerungen, Motorspezifikationen, Dieselpartikelfilter wie in diesem Fall, die Fahrzeugfarbe und sonstige den Händlerankaufswert beeinflussende Faktoren unberücksichtigt bleiben, sei hier nur nebenbei bemerkt, wobei dies aber natürlich ein Beweggrund war, ein neues Modell zu entwickeln. 5 Derzeitige Wertermittlung 73 Die Kilometerlaufleistungen werden in gleich großen Schritten ebenso wie die Laufzeit in Monaten in Halbjahresschritten in eine Matrix eingebracht. Diese Matrizen könnten hier nicht dargestellt werden, da sie unter das Betriebsgeheimnis einer Leasingfirma fallen. Darin werden die Prozentsätze relativ zum Listenpreis als herauslesbare Kalkulationsfaktoren für die Restwerte eingetragen, die durch die Eurotaxnotierungen festgelegt wurden. (man könnte– willkürliches Beispiel – einen Opel Astra Diesel, in Restwertgruppe 5 einstufen, die bei einem Fahrzeugalter von 4 Jahren und 120.000 km Gesamtlaufleistung einen Restwert zu Vertragsende von 35 % bedeuten könnte.) Eine Anpassung der Modellnachfrage erfolgt durch einige Restwertgruppen, die durch verschiedene analoge Matrizen um Prozentpunkte nach unten abgestuft sind. So ist eine gefragte Type wie ein Audi A4 in einer besseren Restwertgruppe (weil höherer Restwert) als z.B. ein Hyundai Sonata. In quartalsmäßigen Abständen werden neu auf dem Markt kommende Fahrzeuge in passende Restwertgruppen eingestuft. Außerdem werden bestehende Einstufungen ob ihrer Richtigkeit überprüft, indem aktuelle Fahrzeuge der gleichen Type als Benchmark dienen. 5.1 Eurotax – Wertverlauf Für das Berechnungsmodell wurden die österreichischen und deutschen Wertverläufe von einem VW Passat Variant (1,9 TDI PD 4motion, HC: 47103) bzw. VW Passat Variant (1,9 TDI PD 4motion, HSN.TSN. 0603614) anhand den Händlerankaufsnotierungen herangezogen und mit vergleichbaren Modellen ergänzt, um zu einer vollständigen Kurve zu kommen, die in den beiden Grafiken Abbildung 13: Wertverlauf VW Passat Österreich und Abbildung 14: Wertverlauf VW Passat Deutschland dargestellt werden. Diese werden mit der Kurve von tatsächlich verkauften VW Passats bei einer Leasingfirma in Verbindung gesetzt (die auf den nachfolgenden Seiten dargestellt wird) und ergibt dann den Referenzwertverlauf, der sich prozentuell als Wert („Wertverlauf Referenzwertmodell“) in Abbildung 17: Berechnungsmodell wieder findet. 5 Derzeitige Wertermittlung 74 Ab einem Fahrzeugalter von ca. 10 Jahren wird es für den österreichischen KfzHandel wegen des überhöhten Gewährleistungsrisiko gegenüber dem Endkunden uninteressant, Fahrzeuge anzukaufen, die Eurotax Notierungen erfolgen auch nur bis 10 Jahre (D: 8 Jahre) zurück. Danach finden sich Fahrzeuge, wenn sie eher widerwillig im Rahmen von Eintauschaktionen von Händlern zurückgenommen wurden, fast nur noch als Exportgut wieder, wo die Gewährleistung ausgeschlossen wird, oder am Privatmarkt, wo der Privatverkäufer für Fahrzeuge mit gültiger Überprüfung nach § 57 a noch € 500 – 1.500,- erzielt. In nicht nennenswerten Ausnahmefällen mehr, zunehmend wird auch auf die Variante der verpflichteten Rücknahme zwecks Verschrottung zurückgegriffen. Abbildung 13: Wertverlauf VW Passat Österreich Wertverlauf Ö : Exponentielle Annäherung 120,00% Prozent zum Listenpreis 100,00% 80,00% 60,00% 40,00% 20,00% 0,00% 0 1 2 3 4 5 6 Jahre Quelle: Eurotax Marktbericht (Österreich) 11/05 7 8 9 5 Derzeitige Wertermittlung 75 Um den Wertverlauf grafisch zu verdeutlichen, wurde eine exponentielle Trendlinie eingefügt, die sich in weiterer Folge zur Berechnung des Wertverlaufs nicht als geeignet darstellt, da sie bei Eingabe in die von Excel aufgestellte Formel der Kurve unzufriedene Werte lieferte. Die Schwacke Liste ist das gleiche wie der Eurotax Marktbericht in Österreich, nur liefert es den Wert vom deutschen Markt, mit erheblich mehr Fahrzeugen. Abbildung 14: Wertverlauf VW Passat Deutschland Wertverlauf D: Exponentielle Annäherung 120% Prozent zum Listenpreis 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Jahre Quelle: Eurotax – Schwacke Liste (Deutschland) 11/05 5.2 Statistische Verkaufserfahrungen Durch eine Datenbank von Verkäufen von rund 3000 Pkws in den Jahren 1999-2005 einer Leasingfirma, hauptsächlich aus dem Fuhrparkmanagement, wo ein hoher Anteil an VW Passats in Verwendung stand, ist es hier möglich, den Wertverlauf vom VW-Passat anhand den PKW-Verkäufen einer Leasingfirma an österreichische Kfz-Händler in Abbildung 15: VW Passat Wertverlauf (Leasingfirma) darzustellen. 5 Derzeitige Wertermittlung 76 Abbildung 15: VW Passat Wertverlauf (Leasingfirma) Verkaufserfahrung Leasingfirma (Exponentielle Annäherung) 80% 70% Prozent zum Listenpreis 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 Jahre Quelle: Verwertungsdatenbank – EBV-Leasing Das knapp höher liegende Verwertungserlösniveau zeigt die Verwertungskompetenz der Leasingfirma auf (vor allem, weil sich die Fahrzeuge nicht immer in Klasse II Zustand befanden) der Verlauf selbst ist von der Steigung her sehr ähnlich. Auf Basis dieser Daten könnte man bereits einen Restwert von ca. 45% des Neupreises nach drei Jahren bei einem VW Passat herauslesen. 6 Modell der künftig möglichen Wertermittlung 6 77 Modell der künftig möglichen Wertermittlung Wertverlauf Referenzmodell VW Passat Da der VW Passat sowohl von der gleichmäßigen Nachfrage, Anzahl der Meldungen als auch tatsächlichen Verkäufen am repräsentativsten erscheint, wird dieser für den Wertverlauf als Referenzmodell ausgewählt. Basierend auf den Wertverläufen von Händlerankaufsnotierungen von Eurotax Schwacke128 Deutschland und Eurotax Österreich sowie den Verkaufserfahrungen einer Leasingfirma wurde ein Mittelwert der jeweiligen Jahresnotierungen ermittelt. Dieser wird punktuell in der Abbildung 16: Referenzmodell Wertverlauf dargestellt und mittels Formel, die Excel anhand der Kurvenbestimmung festlegt, berechenbar gemacht. Die am ehesten zutreffende Kurve wurde vom Autor mithilfe des Excel-DiagrammAssistenten anhand eines möglichst hohen Bestimmtheitsmaßes R² ermittelt und das Ergebnis war eine polynomische Kurve vierter Ordnung.129 Somit wird der Wertverlauf als Formel (lim x → 11,45) bei einem Bestimmtheitsmaß von R2= 0,97817 festgelegt: y = 0,00024x4 – 0,00706x3 + 0,07052x2 – 0,32092x + 0,90234 (x = Fahrzeugalter, y = Fahrzeugwert in Prozent zum Listenpreis neu) Diese Formel dient im Berechnungsmodell zur Ergebnisfindung der Zelle „Wertverlauf Berechnungsmodell“ und wurde von den Kommastellen auf ein sinnvolles Maß begrenzt. Diese Funktion findet sich erstmalig im entwickelten 128 EurotaxSchwacke GmbH ist die deutsche Tochtergesellschaft und ein Kernunternehmen der EurotaxGlass's Gruppe mit Sitz in Freienbach / Schweiz 129 Maximum ist 1, mögliche Kurven sind: linear, logarithmisch, potenziell, polynomisch, exponentiell oder gleitender Durchschnitt 6 Modell der künftig möglichen Wertermittlung 78 Berechnungsmodell des Autors und liefert die Basis für die künftig mögliche Wertermittlungsmethode. Die Ergebnisse der polynomischen Kurve 1., 2. und 3. Ordnung waren wie auch die der exponentiellen und logarithmischen Kurven im Gegensatz zur ausgewählten zur vierten Ordnung unzufrieden stellend. Sie lieferten entweder ein Bestimmtheitsmaß weit unter 0,9, oder die Formeln der Kurvenannäherung trafen die zugrunde liegenden Eingabewerte nicht ausreichend genau. Abbildung 16: Referenzmodell Wertverlauf Wertverlauf: Polynomische Referenzkurve der 4.Ordnung 120% y = 0,00024x 4 - 0,00706x 3 + 0,07052x 2 - 0,32092x + 0,90234 R2 = 0,97817 Prozent zum Listenpreis 100% 80% 60% 40% 20% 0% 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 Jahre Quelle: Eigene Darstellung Die Formel dient als Grundlage in einer Excelmatrix, in der wertberichtigende Faktoren auszuwählen bzw. einzugeben sind. Diese wurden vor der empirischen Analyse ohne nähere Bestimmung der Wertigkeit festgelegt: 6 Modell der künftig möglichen Wertermittlung 79 Tabelle 5: Erstfestgelegte Faktoren130 Technische Fahrzeug Modell Getriebe Automatik Antriebsart Abgasnorm DPF Fahrzeugalter Sonderausstattung Farbe Kilometer Marke Karosserieart Neuwagenrabatt Vorführwagen Hubraumklasse Vertrag Laufzeit Vertragsende Monat Verkaufsprozess B2B Jahreszeit Exote Taxi/ Botendienst Spezialauf-/umbau Quelle: Eigene Darstellung Um Eingabefehler zu vermeiden, wurde in entsprechenden Feldern eine Gültigkeitsprüfung erstellt, die als Scrollfunktion in Excel möglich ist. (Vermeidet falsche Schreibweise von z.B. „Mitsubishi“). 130 Diese wurden vor den Expertengesprächen festgelegt und als wichtige Faktoren aus Erachten des Autors genannt. Im Zuge der empirischen Analyse wurde deren Sinn und Vollständigkeit erprobt. 6 Modell der künftig möglichen Wertermittlung 80 Abbildung 17: Berechnungsmodell Quelle: Eigene Darstellung In der Eingabematrix finden sich die Faktoren wieder, die an die Wertigkeiten aus Tabellen mit jeweiligen Faktorenbezeichnungen mittels Formel „SVERWEIS“ geknüpft wurden. Die jeweiligen Auf- bzw. Abwertungen und Gewichtungen131 waren Thema bei den Expertengesprächen und der Analyse des Modells, weshalb in den späteren Kapiteln näher darauf eingegangen wird. Z.B. Farbe: Tabelle 6: Faktor Farbe (Theorie) Farbe Sonderlack. weiß sonstige uni seltene Met. Metalliclackierung, Perlmutt, Mineraleffekt Abwertung 7 7 5 3 0 Quelle: Eigene Darstellung 131 Die einzelnen Faktoren werden mit Prozentabschlägen versehen, die teilweise mit Grenzen wie Höchstkilometer oder Preisniveau bedingt zur Geltung kommen. 6 Modell der künftig möglichen Wertermittlung 81 Ein Fahrzeug ist nach 3 Jahren ohne sonstige Abwertungen mit einem Listenpreis von € 20.000,- nach dem Wertverlauf des Referenzmodells 40,31% (€ 8.062,-) wert. Wäre dieses Fahrzeug nun weiß, wären es um 7 Prozent weniger: 37,79 % (€ 7.498,-) Die Marken wurden nach den Mittelwerten der Marken des derzeitigen Fahrzeugsbestandes und der Neuzulassungen gewichtet. Darauf wird in der Überarbeitung des Modells in der endgültigen Fassung detaillierter eingegangen. Die Jahreskilometerkategorien wurden statt nach Hubraum nach Literleistungen gestaffelt, was sich im Zuge der empirischen Analyse als wenig sinnvoll erwies, weswegen in der Überarbeitung nach Klein-, Mittel-, Oberklasse anstatt der Annahme einer durchschnittlichen Literleistung kategorisiert wird. Die Bonität war anfangs noch in dem Modell der Restwertkalkulation berücksichtigt. Der Gedanke hierbei war, dass bei schlechter Bonität vor einem Ausfall für das Fahrzeug kein Geld mehr aufgewendet wird. Da die Bonität aber bereits in den Zinssatz einfließt132, wird hier von einer „Doppelbestrafung“ abgesehen. Das auf der Erfahrung des Autors erstellte Modell wies in der ersten Fassung noch unbeachtete Faktoren auf und die Hinterfragung der Gewichtung blieb offen. Es waren zwar schon einige potentielle Faktoren enthalten, wie Abbildung 17: Berechnungsmodell zeigt, die Hinterfragung war in der empirischen Analyse jedoch angebracht. 132 Zinssatz basiert auf Euribor, auf dem Aufschlag gemacht wird, der nach Scoringtabellen Bonität einbezieht und in dem ein Gewinn einkalkuliert wird. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 82 7 Empirische Analyse: Test des Modells 7.1 Erstellung des Excel-Modells Das Excel-Modell hat den Zweck, eine Möglichkeit einer reellen Prognose eines zukünftig erzielbaren Restwertes bzw. Verkaufspreises zu schaffen. Es wurde Wert darauf gelegt, dass Experten einer Leasingfirma damit ohne Abhängigkeiten von Spezialsoftware oder Außenstehenden ein Berechnungsprogramm selbst aktualisieren und erweitern können. Dies wird durch die Standardsoftware Excel ermöglicht, die jeden Berechnungsschritt nachvollziehen lässt. Das Modell ist auf einer Referenzwertverlaufskurve aufgebaut. Anhand dieser wird mittels Faktoren wie z.B. Farbe des Fahrzeuges ab- oder aufgewertet. Das Modell wird in der endgültigen Fassung im Kapitel 8 beschrieben. Es ermöglicht dem Leasinggeber auch eine zusätzliche Auf- bzw. Abwertung133 neben allen im Modell enthaltenen Faktoren in der Höhe von +/- 10. (Siehe Zelle B27 in Abbildung 20: Eingabematrix). Der Bedarf seitens der Leasinggeber an verlässlichen Prognosemethoden ist gestiegen, es wird in Zukunft noch wichtiger, den Restwert eines Fahrzeuges exakt kalkulieren zu können. Das Modell könnte als Konkurrenz zum Eurotax – Prognosetool Forecast gesehen werden. Es fließen zwar nicht in gleichem Maße Parameter zur Restwertberechnung ein, jedoch lässt sich der Umstand des subjektiven Händlerkaufverhaltens und der zukünftigen Marktlage ohnehin nicht exakt vorausbestimmen. Jedes Prognosetool wird deshalb seine Stärken und Schwächen haben. Dass ein Leasinggeber, der das Restwertrisiko tragen muss, die Berechnungsart nachvollziehen will, ist verständlich und durch dieses Berechnungsmodell gegeben. Die im Modell verwendeten Faktoren wurden während der Experteninterviews ergänzt bzw. gestrichen, sodass schlussendlich ein praxisgerechtes Modell entstand. Eine Liste der Experten befindet sich im Kapitel 133 Könnte z.B. sein: Abwertung bei Raucherfahrzeug, Wartung im Ausland bzw. von Nicht- Vertragswerkstätten oder Aufwertung wegen Rücknahmegarantie durch Händler etc. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 83 10, woraus hervorgeht, wem das Berechnungsmodell im Zuge des Gespräches vorgestellt wurde. 7.2 Expertengespräche • Leasing - Fuhrparkmanagement (Operating Leasing), Controlling, Kfz- Verwertung • IFS (International Fleet Service) – Fuhrparkmanagement • Leasingverband Österreich - Mitglieder - Interesse an neuem Berechnungsmodell um eigenes zu verbessern, in Frage zu stellen oder auch anwenden zu können • Bank – insbesondere „Basel II“ – Spezialisten - Ermittlung des Loss Given Default und Einbeziehung der Restwertermittlung • Autohändler (Österreichische mit Exporterfahrung) - Als Käufer der Leasingabläufer bestimmen sie unmittelbar den Preis und richten sich an den Bedürfnissen der Endverbraucher aus • Eurotax bzw. ausländische Gesellschaften ähnlichen Zweckes - Allgemeingültige Wertermittlung von Gebrauchtfahrzeugen durch Eurotax (Farben eines Autos fließen z.B. ebenfalls nicht in die Listen ein) • Gerichtlich beeidete Kfz-Sachverständige Bestimmen im Streitfall den Wert eines Fahrzeuges, orientieren sich an Eurotax und lassen davon unabhängige Einflüsse in der Bewertung zu (z.B. Taxi-Abschlag), jedoch ist ein möglicher Schätzwert nicht immer treffend. Die Methode der persönlichen Expertengespräche wurde aus dem Grund gewählt, da dadurch mehr an qualitativer Informationen erwartet wurde, als durch das Versenden von Fragebögen, die manchmal nicht ihre Zielperson finden oder mangels persönliches Kontaktes unbeantwortet bleiben und in ihrer Aussagekraft beschränkt bleiben, da sie keine vom Verfasser unbedachten Fragen bzw. Antworten liefern. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 84 Ziel waren 15 Gespräche, welche auch geführt wurden. Dafür wurden jedoch ca. 20 Personen angesprochen. Eurotax Deutschland erklärte sich zwar bereit, jedoch wurde es nach 2 Wochen aufgegeben, den telefonischen Interviewtermin tatsächlich zu bekommen. Der Geschäftsführende der Innung für den Autohandel war nach mehrmaligen Versuchen nicht erreichbar, weshalb der Geschäftsführende der Innung für Kfz-Techniker als Vertretung befragt wurde. Der Geschäftsführer der BCAAutoauktionen GmbH wies mangels Interesse ab. Zwei weitere Kfz-Händler führten zeitliche Gründe als Absagegrund an. Die Interviews dauerten 30-60 Minuten und die Vorstellung des Berechnungsmodells noch zusätzliche 15-30 Minuten. Als Experten wurden jene, die mit den Fragestellungen berufsbedingt ein langjähriges Naheverhältnis haben, definiert. Dieses Naheverhältnis spiegelt sich in den jeweiligen Funktionen wider, die sie in den mit dem Thema affinen Unternehmen ausüben. Die Auswahl wurde im Bereich der bekanntesten Leasing- und Fuhrparkmanagementunternehmen getroffen, die Autohändler und Sachverständigen kamen aus Verbindungen des Alltagsgeschäftes des Autors im Rahmen seiner Tätigkeit in der EBV-Leasing. Der Nachteil von Expertengesprächen, einen höheren Aufwand in der Erhebung zu haben, wurde in der Hoffnung auf qualitative Aussagen in Kauf genommen. Durch die Tätigkeit bei der EBV-Leasing und der Mithilfe von Hrn. Mag. Schwab Gesprächspartner auszuerwählen, wurde die Bereitschaft derer zu Interviews erfreulich positiv ausgedrückt. 7.3 Interviews Leasing- und Fuhrparkmanagementunternehmen 1.) „Das Restwertrisiko und die damit verbundene Garantie nimmt bei Operating Leasing zu. Außerdem ist es möglich, dass Leasinggeber durch Basel II zusätzlich Restwertrisiken übernehmen werden. Berechnen Sie den Restwert auf Basis der Eurotaxnotierungen und/oder eigenen Verkaufserfahrungen? Welche Überlegungen beziehen Sie in die Prognosewerte ein?“ 7 Empirische Analyse: Test des Modells 85 Schwab: In Österreich spielt Eurotax zwar eine wichtige Rolle bei der Restwertbeurteilung, jedoch können und sollen eigene Erfahrungen nach längerer Branchenerfahrung in die Berechnungen einfließen. Eurotax wird eher von Händlern und Importeuren bzw. deren Marken geprägt, Werte von freien Händlern oder Leasinggesellschaften fließen nicht in Eurotaxnotierungen ein. Importeure sind daran interessiert, das Gebrauchtwagenniveau hochzuhalten. Mischka: Hauptsächlich auf die eigenen Berechnungen auf eigene Erfahrungen aufgebaut in Anlehnung an Eurotax, aber nur auf vergangenheitsbezogene Eurotaxwerte, das Eurotaxprognosetool „Forecast“ verwenden wir nicht. In Bezug auf Basel II: Betrifft uns nur ganz am Rande, müssten uns nicht Basel II unterwerfen. Es betrifft uns in Bezug auf Auswertungen als Bankentochter der BACA, aber in unseren Kalkulationen müssen wir nicht besonders Bedacht darauf nehmen. Restwert hat nichts mit dem Ausfallsrisiko zu tun, den Restwert macht der Markt, der nächste Käufer bestimmt insofern den Restwert. Bonität wird bereits über den Zinsfaktor abgebildet. Eggner: Wir berechnen sie grundsätzlich auf Basis eigene Erfahrungen, wir haben ein Vermarktungssystem. Als Ausgangsbasis betrachten wir die Ist-Erlöse und die Werte, die in 3-4 Jahren zu erzielen sind. Wir haben z.B. 98 % Dieselmotorenanteil und beobachten den Markt, ob die Nachfrage in ein paar Jahren nach Diesel noch immer so hoch sein wird. Diese Markteinschätzung schließen Überlegungen wie steuerliche Einflüsse, Umwelteinflüsse, Markt im benachbarten Ausland ein. Kral: Eigene Verkaufserfahrungen in Verbindung mit Eurotaxnotierungen von Eurotax Autowert in Relation gesetzt zum damaligen Listenpreis mit allen Vor- und Nachteilen. Eurotax stellt ein Rechenmodell dar. Die Mehrausstattungen scheinen nur bis zu einem Pauschalbetrag auf, da von den Händlern keine getrennten Werte gemeldet werden, sprich, wie viel ist das Fahrzeug, wie viel die Sonderausstattungen wert. Wir haben bis vor kurzem die Sonderausstattungen nicht gesondert bewertet. Es hat sich aber gezeigt, dass sich Fahrzeuge mit sehr hohen Mehrausstattungen nicht entsprechend verkaufen lassen, wenn man die Sonderausstattungen mit dem gleichen Restwert wie das Fahrzeug ansetzt. D. h. es gab eine Verfeinerung, es darf aufgrund unserer Erfahrungen keinen weißen Audi A6 geben, er muss aber eine Klimaanlage u.s.w. haben. Wir haben einen Katalog entwickelt, der besagt, welche Fahrzeugtypen 7 Empirische Analyse: Test des Modells 86 welche Ausstattung haben müssen, wo Lederausstattung, Klimaanlage, oder Automatik zwingend notwendig ist, oder wo es ein K.O. -Kriterium für den Preis ist. Die Schwierigkeit dabei ist, eine Datenbank für eine markenungebundene Leasingfirma aufzubauen und all diese Details einfließen zu lassen. Es gibt das Eurotax Forecast - Tool, wenn gleich die hinterlegten Daten mit unseren Daten keineswegs zusammenstimmen, außer wir manipulieren Werte nach Fahrzeugmarken massiv. Konkretes Beispiel: Einen 7er BMW würden wir mit mehr als 20% Abschlag zur Prognose anbieten, während wir einen Audi A4 Avant mit 20% Aufschlag durch die Marktgängigkeit anbieten würden. Dazu kommt, dass in Österreich Fahrzeuge mit hohen Kilometerständen so gut verkauft werden, ich kann mir nicht vorstellen, dass es Privatpersonen gibt, die bei Fahrzeugen mit Kilometerständen jenseits der 200.000 km die Werte wie Händler bezahlen würden. Dazu kommt, wenn große Fuhrparks gleicher Fahrzeugtype gleichzeitig auf den Markt kommen, den Markt entsprechend beeinflussen. Schneider / Hillisch: Wir haben Eurotax als unterstützendes Mittel um unsere Restwerte zu berechnen, aber natürlich nehmen wir Bezug auf unsere Verkaufserfahrungen aus der Vergangenheit und bedienen uns österreichischer Händlerpartner um Fahrzeuge den Markt wieder zurückzuführen. Basel II nimmt auf den Restwert keinen wirklichen Einfluss. 2.) Wie gehen andere Faktoren, die nicht durch Eurotax berücksichtigt werden - wie Farbe eines Fahrzeuges – in Ihre Berechnungen ein und welche Faktoren halten Sie relevant? Schwab: Der Faktor Farbe ist sinnvoll, jedoch derzeit bei der EBV-Leasing EDVtechnisch nicht durchsetzbar, weil vor allem die Informationen bei der Kalkulation durch die Vertriebspartner fehlen (Anmerkung des Autors: EBV-Leasing Vertrieb läuft in überwiegenden Maße über Erste Bank, Sparkassen- und Uniqa - Filialen und deren Mitarbeiter ab). Neben der Farbe würde ich Zubehör wie z.B. Navigationssysteme als relevant ansehen, in den Fällen wo es nicht als Sonderausstattung ausgewiesen wird, gehen diese wertsteigenden Ausstattungen unter. Weiß als Farbe war vor 30 Jahren noch wesentlich verbreiteter. Mischka: Wir kalkulieren die Farbe ein und ob sie zum Modell passt. Weiß, aber eventuell wird auch Silber ähnlich Probleme zukünftig machen, da es schon immer mehr in dieser Farbe gibt. Für Fahrzeugen der Luxusklasse sind Uni-Farben 7 Empirische Analyse: Test des Modells 87 (Anmerkung des Autors: Farben ohne Klarlackschicht, Nichtmetallic-Lackierungen) auch einzuplanen. Von den Sonderausstattungen beziehen wir nicht alle, sonder nur die Positionen ein, die wir als restwertrelevant ansehen. Eggner: Wir werten sehr genau aus, welche Optionen, welchen Einfluss bestimmte Faktoren auf den Restwert haben. Farbe ist natürlich ein wichtiger Faktor, dies kann man sehr genau auswerten, jedoch kann sich das in 3-4 Jahren ändern. Weiß bedeutet als Farbe bei einem PKW derzeit ca. 10% weniger Wert, die meisten konzentrierten sich auf Silber, man kann erwarten, dass die Nachfrage nach Silber in ein paar Jahren geringer ausfallen kann. Die Überlegung, welche Option eine Wertsteigerung zur Folge hat und wie dies aussieht ist wichtig. Z.B. ist ein Navigationssystem ein höherer Zusatzwert nach 3-4 Jahren, jedoch nach 8 Jahren wäre es schon veraltet und würde deshalb keinen Mehrwert bedeuten. In den wenigsten Fällen sind die Wertverläufe parallel zum Fahrzeugwert. Wir haben eigene Wertverlaufskurven für Sonderausstattungen. Kral: Wir haben weiße Fahrzeuge mit einem Abschlag von einigen Prozentpunkten, wir haben Fahrzeuge mit Wagenfarbe Rot oder Nichtmetallic-Farbtönen ebenfalls mit Abschlägen. Wir unterstellen, dass Schwarz oder Blau sich ähnlich wie Metalliclackierungen verhalten. K.O. - Kriterien sind weiße oder rote sowie ungewöhnliche Metalliclackierungen, wobei das Problem ist, diese zu erkennen mittels Bezeichnungen oder Farbcodes, ohne die Farbe tatsächlich vor sich zu haben. Persönlich glaube ich nicht, dass Silber das morgige Weiß wird, es ist eine Farbe auf der man den Schmutz nicht sieht und es ist eine gängige Farbe, die Weiß nie war. Die Möglichkeit einer Folierung (ohne Umlackierung) besteht jedoch auch. Bei einem Navigationssystem, das bis zu 4.000,- Mehrpreis kosten kann und es bereits nachrüstbare Navigationssysteme um wenige hundert Euro gibt, kann man sich vorstellen, wohin die Reise mit dem Restwert des Navigationssystems gehen wird. Zubehör wird unterschieden nach werkseitigem Zubehör und nachträglichen NoVa - freien. Bei letzterem ist Zubehör Restwert 0. Bei einer Anhängekupplung wäre sogar ein negativer Restwert für das Zubehör zu bemessen, da eine stärkere Belastung auf das Fahrzeug wirkt. Schneider / Hr. Hillisch: Mit hinein fließen jedenfalls die Farbe weiß, das ist ein wesentlicher Faktor, sonst muss man auch auf die Ausstattung Rücksicht nehmen, was in 2-3 Jahren auf dem Gebrauchtwagenmarkt notwendig sein wird, wie 7 Empirische Analyse: Test des Modells 88 Klimaanlage, Freisprecheinrichtung, Navigationssystem. Ein Navigationssystem beurteilen wir unabhängig von Fahrzeuggröße, jedoch kommt es bei der Luxusklasse häufiger vor. 3.) Steuern Sie die Kaufentscheidungen Ihrer Kunden anhand dieser Faktoren? Schwab: Im Fuhrparkmanagement wird die Möglichkeit wahrgenommen, den Kunden Anreize zu bieten wie z.B. von Weiß auf Metallic Lackierungen umzusteigen, in Form eines höheren Restwertes. Mischka: Grundsätzlich ja, wenn unsere Empfehlungen angenommen werden, z.B. Farbe, zeigen wir dem Kunden auf, wie sich dies kostenmäßig niederschlagen wird. Eggner: Zum einen spiegeln sich die Restwerte und damit die Wiederverkaufsbasis in den Leasingraten wider. Unsere Aufgabe ist es, dem Kunden jedes Fahrzeug anzubieten. Natürlich ist es die ureigenste Aufgabe des Fuhrparkmanagers zu beraten. Kral: Das ist zweigeteilt, Fuhrparks mit Car Policy und Fuhrparks mit freier Auswahl durch den Fahrer. Wenn der Fahrer z.B. einen Ford Mondeo mit Alufelgen und breiteren Reifen haben will, sagen wir schon, dass ein Navigationssystem mehr Sinn macht, da breitere Reifen Mehrkosten im Reifenbezug verursachen. Fahrzeugentscheidungen sind teilweise auch Motivationen des Lenkers. Wir überlassen Auswahl von Mehrausstattungen von 10-20 % des Listenpreises, darüber hinaus sagen wir Nein. Schneider / Hillisch: Wir weisen Kunden auf diese Faktoren hin. Als markenunabhängige Gesellschaft haben wir es tagtäglich mit Modellvergleichen zu tun. Wir vergleichen welches Modell wie viel Kilometerkosten verursacht, die Kaufentscheidung liegt aber natürlich beim Kunden. 4.) Sehen Sie die aktuelle Feinstaubdiskussion und damit verbundene Fahrverbote z.B. ab Herbst in Graz als Problematik für das Diesel/Benzin Verhältnis? Schwab: Der Trend zum Diesel wird sich aufgrund dieser Diskussionen zu einem realistischeren, europäisch üblichen Verhältnis wandeln, der Benzinanteil wird steigen. Im Fuhrparkmanagement ist Benzinanteil schon in einen einstelligen Prozentbereich gefallen. Grundsätzliche Dominanz durch Diesel, aber Pari Situation am Markt (50/50) bzw. im Fuhrparkmanagement auf 70 % Dieselanteil könnte sich ergeben. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 89 Mischka: Ich glaube, dass es sich maßgeblich nicht auf das Verhältnis niederschlägt, ich sehe es jedoch in der Vermarktung für Fahrzeuge ohne Dieselpartikelfilter kritisch. Es könnte sich im Bereich von 5-7 % Richtung Benzin verändern, da der geringe Verbrauch trotzdem eine wichtige Rolle spielt. Ein Nichtvorhandensein eines Dieselpartikelfilters könnte sich in den Wiederverkaufswerten schon niederschlagen. Wir steuern die Wahl eines Fahrzeuges mit Dieselfilter über den Restwert. Nicht generell, aber je nach Art der Nachfrage des Fahrzeuges stärker. Eggner: Sehe ich in Hinsicht auf Diesel/Benzin Verhältnis dramatisch. Im Gebrauchtwagenmarkt spielen sehr viele psychologische Effekte eine Rolle. Dies können Sie jetzt schon gut am Neuwagenmarkt beobachten. Die Einführung des Bonus-/Malussystem hat zu einem massiven Einbruch des Dieselanteils geführt. Das Malus in seiner maximalen Ausprägung beträgt zwar nur 150,- und spielt von den Kosten bei einem Listenpreis von 30.000,- keine Rolle. Jedoch ist es das Bewusstsein, ein „Umweltsünder“ zu sein. Denselben Effekt werden wir wohl mit den Fahrverboten haben. Das vorangekündigte Fahrverbot setzt sich in den Köpfen fest, es wird zu einem dramatischen Wertverlust für Fahrzeuge ohne Dieselpartikelfilter führen. Wir haben bei Fahrzeugen ohne Dieselpartikelfilter einen deutlichen Unterschied gemacht, in etwa 3 Prozentpunkte (kundenorientiert – richtigerweise sollten es 5 Prozentpunkte sein) zum gleichen Fahrzeugmodell mit Partikelfilter. Wir führen diesen Unterschied jedoch stufenweise ein, da es noch nicht alle Fahrzeuge auch mit DPF am Markt gibt. Wir weisen auch Kunden darauf hin, dass es bei Fahrverboten in Graz auch zu Problemen in Hinsicht auf Unternehmenszweck wie Außendienstarbeit führen kann. Als persönliche Einschätzung der politischen Situation denke ich, dass es nicht zu Fahrverboten kommen wird. Die praktische Umsetzung wie entsprechende Erlässe sind zu erwarten. Wie überprüft man Fahrzeuge von außerhalb, wie sieht die Kennzeichnung aus, soll der Polizist unter das Auto sehen? Es sind da einige Fragen offen. Die Grazer Situation ist ein Alleingang eines Bundeslandes. Wenn dann sollte es Österreichweit oder EU - Weit erfolgen. Es wird in den nächsten 10 Jahren schon dazu kommen, in Südtirol gibt es ja bereits in Städten Fahrverbote. Jedoch hat sich die Umweltbelastung dort nicht signifikant verändert, man müsste zuerst mit den großen Verursachern beginnen. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 90 Kral: Wir haben ca. 95 % Dieselfahrzeuge, wir unterscheiden zunächst theoretisch zwischen Restwerten von Fahrzeugen mit und ohne Dieselpartikelfilter. Jedoch unterscheiden markengebundene Leasingfirmen wie Porschebank nicht, da die Importeure hier mitsprechen. Deswegen stehen wir eine Unterscheidung in der Praxis nicht durch. Schneider / Hr. Hillisch: Im Fuhrparkgeschäft ist zwar noch nichts zu bemerken, aber im Kooperationsgeschäft. Es gibt bereits im Gegenzug gute Preisangebote mit Benzinmotoren. 5.) In welcher Weise könnte sich dies ändern? Welche alternativen Antriebe (Erdgas, Biodiesel, Hybrid…) werden dadurch begünstigt? Welche Rolle spielt der DPF in Ihrer Prognose? Schwab: Von Hybridantrieben sind wir noch weit weg, Publicity ist zwar aktiv, aber im Fuhrparkbereich spielen sie eine geringe Rolle, Erdgas wird zwar mit flächendeckenden Bemühungen im Tankstellennetz gefördert, aber die Stückzahl lässt sich in naher Zukunft an ein paar Händen abzählen. Es gab auch noch keine Anfragen kundenseitig wegen Erdgasfahrzeugfinanzierungen. Mischka: Derzeit noch nicht zu greifen, aber eher Chancen in Ethanol als Benzinersatzstoff, in Schweden werden bereits 50% der Saab 9-5er Reihe als solche Variante ausgeliefert. Ich befürchte zwar, dass die Dieselära noch lange nicht aus ist, aber in Bezug auf Hybrid wird wohl die Kombination von Hybrid und Diesel eine wichtigere Rolle spielen. Eggner: Die Herstellung eines EURO IV - Motors ist um 50% teurer als ein Benzinmotor, die um die EURO V - Abgasnormen zu erfüllen, um 100%. Es fand eine Entwicklung im Otto-Motorbereich statt, diese stand ja lange still. Die Effektivität der Ottomotoren werden angeglichen. Von den Erwartungen würde ich internationalen Studien folgend eine Trendwende bis 2010-2012 zugunsten des OttoMotors sehen. Alternativkonzepte wie Erdgasmotoren werden kurzfristig die größte Verbreitung haben. Unterstützung gibt es von einer EU - Richtlinie (8% der Fahrzeugherstellung als Erdgasautos). Hybridmotoren sind zwar ökonomisch ein Nonsens (doppelte Speicherung, höheres Gewicht, etc.). Nichtsdestotrotz werden diese einen Stellenwert haben, aber eher die Kombination von Diesel/Elektromotoren. Bis 2020 werden die Hybridantriebe keine so große Rolle 7 Empirische Analyse: Test des Modells 91 spielen. An die Brennstoffzelle (und Wasserstoffantrieb) glaube ich nicht, die technische Lösung und die Gewinnung sind nicht da. Biodiesel und Ethanol werden als alleinige Kraftstoffversorgung keine Rolle spielen, da spielen technische Machbarkeiten eine Rolle. Als Beimischung macht es auf jeden Fall Sinn. Genereller Umstieg wäre von den Anbaumöglichkeiten gar nicht möglich, obwohl es Chancen und Unabhängigkeiten für die Landwirtschaft bedeutet. Kral: Haben wir derzeit noch nicht berücksichtigt. Wir haben nur eine einzige Anfrage eines Erdgasfahrzeuges gehabt. Es spielt aber eine verschwindende Rolle. Schneider / Hr. Hillisch: Wir differenzieren nicht zwischen Fahrzeugen mit oder ohne Dieselpartikelfilter. Grundsätzlich ist bei DPF der Ansatz falsch, es ist nicht der PKW, den es betrifft, sondern die Lkw. 6.) Werden alternative Antriebe einen ähnlichen Wertverlauf haben wie Diesel/Benzin? Schwab: Würde den Wertverlauf viel geringer ansetzen, jedoch gebe ich Erdgasfahrzeugen noch höheres Potenzial. Dennoch würde ich derzeit die Restwerte im Gegensatz zu Dieselwertverlauf halbiert sehen. Der Dieselpartikelfilter wird bei den Dieselfahrzeugen mit 2 Prozent höher bewertet als mit Fahrzeugen ohne Dieselpartikelfilter, dem Rechnung trägt auch die Bonus/Malus Bewertung des Dieselpartikelfilters. Eggner: Für den europäischen Markt sehe ich nicht den gleichen Wertverlauf für Hybridfahrzeuge wie am amerikanischen Markt dies scheinbar der Fall ist. Elektromotor ist mehr oder weniger tot. Kral: Bei Hybridantrieben mit Dieselmotoren kann ich mir einen besseren Wertverlauf als in Kombinationen mit Benzinmotoren vorstellen. Schneider / Hr. Hillisch: Die Zeit ist noch zu früh, da es erst zu Regelungen von der EU kommen muss, dass Ergasfahrzeuge kommen. Und dann werden wohl eher die mit bivalenten (sowohl Benzinmotor als auch Erdgasantrieb) Antrieb auf den Markt kommen. Ergastreibstoff ist günstiger und wenn der Kunde die Preisersparnis sieht, wird der nächste Schritt in diese Richtung gehen. Der Anteil von Diesel wird darauf hin sinken, das Erdgas Tankstellennetz wird weiter ausgebaut. Der Wertverlauf bei allen alternativen Antrieben ist noch nicht abschätzbar. Am österreichischen Markt 7 Empirische Analyse: Test des Modells 92 sind diese noch zu gering vorhanden. In Italien fahren z.B. dafür schon über 300.000 Erdgasfahrzeuge, die haben bereits mehr Erfahrungen mit der Gebrauchtwagenverwertung gemacht. Der Unterschied von Erdgasautos zu derzeitigen Antrieben wird sich wohl bei drei Prozentpunkten abspielen. Bei erhöhten Reparaturkosten bei alternativen Antrieben werden diese auch keine Verdrängung schaffen, wenn die Kilometergesamtkosten dadurch höher sind. Wir verleasen zwar schon Hybridfahrzeuge der Marke Toyota aber in sehr geringer Anzahl. In Fachzeitschriften ist der Toyota Hybrid durchgefallen im Vergleich mit herkömmlichen. Mit gasbetriebenen Fahrzeugen am Gebrauchtwagenmarkt können wir derzeit nicht viel anfangen. Die Benutzung von Parkgaragen ist bei uns noch nicht geklärt, die Tanks nehmen viel Kofferraum ein. Sollte es zum EU-Diktat kommen, kann die Sache aber bald anders aussehen. Hybridfahrzeuge wie Lexus sind für die Erstanschaffenden wie Ärzte, die die ökologische Motivation haben, interessant, der nächste Besitzer stößt sich an den Erhaltungskosten. 7.) Wie läuft der Verwertungsprozess ab, bedienen Sie sich externer Ressourcen? Schwab: Keine externen Ressourcen, die Verwertung erfolgt über eine geschlossene Aktion (keine sichtbaren Bestangebote) auf einer eigens entwickelten Internetplattform, auf der Beschreibung mit Fotos für Kfz-Händler verspeichert ist. Wir haben Tests bei BCA-Auktionen134 durchgeführt, die waren jedoch nicht zufrieden stellend. Mischka: Wir machen es selbst und arbeiten mit dem Gebrauchtwagenhandel zusammen, haben eine Art der internen Versteigerung mit kleinen Paketen. Eggner: Wir haben grundsätzlich externe Partner dazu, wie Logistikpartner, Sachverständige. Jedes Fahrzeug wird abgeholt mit Übernahmeprotokoll und Zustandsbeschreibung. Es wird dann zu einem zentralen Platz gebracht, wo es in gewaschenem Zustand vom Sachverständigen angesehen wird, der eine genaue Schadensbewertung macht, die als Basis zur Abrechnung mit dem Kunden dient. Nach dem Zustandsbericht geht das Fahrzeug über eine Internetplattform in den Verkauf, wo wöchentliche Verkaufsaktionen durchgeführt werden. Auf der Plattform 134 BCA ist Europas größtes Autoauktionshaus - und mit über 1,2 Millionen versteigerten Einheiten ist es Europas größter Vermarkter von Gebrauchtfahrzeugen. In zehn Ländern veranstaltet BCA jedes Jahr über 5.400 Business-to-Business GW-Auktionen in 37 allein für diesen Zweck geplanten und betriebenen Autoauktionszentren. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 93 befinden sich Informationen zum Zustand, Fotos etc. aber ohne Vorgabepreise. Die Möglichkeit sich die Fahrzeuge anzuschauen gibt es. Der gewerbliche Händler, der das Bestangebot abgibt, erhält das Fahrzeug. Deshalb an B2B, weil der Fahrzeugakt schnell abgeschlossen wird - es kommt zu keiner Gewährleistung. Bei Verkauf an Privat ergäben sich dazu im Gegensatz 2 Jahre Gewährleistungsrisiko und wir müssten Rückstellungen bilden. Kral: Wir haben in geringem Maße „Buy Back“135 – Lösungen, zum Teil gibt es Käufe durch das Unternehmen oder dessen Mitarbeiter und überwiegend durch Händler. Für Fahrzeuge bis zu einem gewissen Höchstkilometerstand, die wir an diese Mitarbeiter verkaufen, bilden wir Rückstellungen, da uns die Gewährleistung trifft. Durch Gutachten, die es zu den Fahrzeugen gibt, werden Mängel offen gelegt. Jedoch ist der Verkauf an die Unternehmen unter 5 %, da die Fahrzeuge meist hohe Kilometerstände haben. Wir sammeln alle Fahrzeuge zentral und sind derzeit dabei, eine konzernweite Internetlösung zu bekommen. Der Aufwand den wir mit Auktionshäusern hätten rechnet sich nicht. Schneider / Hillisch: Wir verwerten selber, haben primär Buy-Back Lösungen, d.h. die Händler die verkauft haben, sollen ihre Fahrzeuge auch wieder zurückbekommen. Wir sehen uns nicht in der Rolle des Autohändlers und haben auch keine Möglichkeit hier im Haus. Wir haben keine Garage zur Verfügung, wir lizitieren auch nicht. Wir haben für Fahrzeuge, die überraschend zurückkommen, Partner, die ankaufen. Es gibt mindestens drei Angebote, Bestbieter kauft. Wir haben Verträge mit Händlern, wo Fahrzeuge abgestellt werden dürfen, wollen so schnell wie möglich aus Kostengründen (Standzeiten, Abstellgebühr) verkaufen. Die Partner sind österreichische Kfz-Händler. Wir kaufen und verkaufen im österreichischen Handel und gefährden dadurch keine Kooperationen oder Arbeitsplätze. 8.) Bedienen Sie sich ausländischer Geschäftspartner? 135 Buy-Back = Rückkaufsverpflichtung durch Händler bei dem Fahrzeug gekauft wurde 7 Empirische Analyse: Test des Modells 94 Schwab: Es sind ein paar Händler dabei, die sowohl in Österreich als auch im Ausland eine Niederlassung oder Vertriebsschiene betreiben, die Länder sind zum Beispiel Rumänien, Slowenien, Kroatien etc. Mischka: In untergeordneten Ausmaß, es geht zuerst in den inländischen Handel und dieser verkauft teilweise ins Ausland. Kral: Derzeit noch nicht, wir vermarkten nur gelegentlich direkt ins Ausland. 9.) Suchen Sie in Zukunft Kooperationen mit dem Fahrzeughandel/Importeur in Bezug auf Restwertgarantien? (Rückkaufsverpflichtungen, Bsp. VW – Porschebank) Schwab: Nein, hat sich bisher nicht bewährt, es ist in Einzelfällen keine Verbesserung von Restwerten dadurch möglich gewesen. Mischka: Nein. Eggner: Wir haben durch schlechte Erfahrungen, die wir gemacht haben keinerlei Rückkaufsverpflichtungen. Der Händler ist am Verkauf interessiert, eine Rücknahme hätte er gerne als Option, aber nicht als Verpflichtung. Hat der Händler einen zu hohen Rückkaufswert gesagt, wird er versuchen, sich einigermaßen schadlos zu halten und es kommt zu allen möglichen Diskussionen, wo wir uns gegenüber unseren Kunden nicht heraushalten können. Rücknahmegarantien sind nicht so klar zu definieren, dass sie zu 100 % halten. Es gibt immer alle möglichen Argumentationsspielräume, es ist dann meist ein anderer Kilometerstand, Alter und Zustand als festgehalten, der den Preis relativiert. Kral: Meine persönlichen Erfahrungen sind, dass der Importeur interessiert ist, hohe Restwerte zu erzielen, nur der dahinter stehende Handel sieht das meist anderes und Rückkaufsvereinbarungen sind meist das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben sind. Der Händler wird, wenn der Restwert zu hoch ist, jeden kleinen Kratzer beurteilen oder wenn der Gebrauchtwagenverantwortliche ein anderer ist, als der der vereinbart hat, gestaltet es sich als schwierig, vor allem wenn Eckdaten wie Vertragsdauer oder Kilometerstände nicht stimmen. 10.) Eurotax ist Marktwert bestimmend – immer mehr Händler weichen dennoch stark beim Kaufverhalten von den Werten ab. Woran sehen Sie die Gründe und inwieweit halten Sie z.B. die Sonderausstattungsermittlung lt. Eurotax für sinnvoll? 7 Empirische Analyse: Test des Modells 95 Schwab: Wir setzen die Sonderausstattungsbewertung mit 40% des Kaufpreises in der Restwertbeurteilung an. Eurotax lehnt sich zu sehr an Importeurswünsche an, tatsächlich fließt es in die Berechnungen der Händler nicht in der Form ein. Zum Teil ist die Struktur im Autohandel durch z.B. Familienunternehmen, vertreten, diese haben zum Teil nicht die Zeit oder Möglichkeiten (Eurotax Autowert statt Eurotax Kataloge), dies auch in der genauen Form zu berechnen. Mischka: Prinzipiell sind Eurotaxwerte ja teilweise errechnete Werte, es wird gut sein, dass sich Händler nicht zu stur daran halten. Die Meldedaten erscheinen teilweise von der Anzahl her gesehen als nicht aussagekräftig. Eggner: Zum einen ist Eurotax nicht so detailliert in seiner Aussage wie wir die Kalkulation durchführen. Eurotax hat ja zum einen das Autowert-Produkt mit Gebrauchtwagenpreisen. Dies zeigt nur, wie ich jetzt Fahrzeuge derzeit, aber nicht wie ich Fahrzeuge in der Zukunft verkaufe. Das zweite ist das Eurotax - Forecast – Produkt. Hier prognostiziert Eurotax, wie der zukünftige Preis sein wird. Hier muss Eurotax ähnlich wie wir beurteilen, z.B. Modellzyklus berücksichtigen. Wir müssen für unsere Prognosen garantieren, Eurotax nicht, also halten wir uns an unsere Prognosen. Wir haben uns das Produkt angesehen, es wäre grundsätzlich eine tolle Sache, aber keiner hat die Kristallkugel, es bleibt uns nicht erspart, da es unser Risiko ist, selbst Prognosen zu erstellen. Kral: Wir halten es für sinnvoll die Restwerte der Sonderausstattung in gängig und nicht-gängig zu unterteilen. Die Werte grundsätzlich sind bei manchen Marken, auch wenn sie in Eurotax so hoch notieren, zu hoch. Einen Audi A8, 5er Bmw oder Peugeot 807 zum Eurotax - Einkauf zu verkaufen ist uns bislang noch nicht gelungen. Je jünger das Fahrzeug ist, desto größer sind die Differenzen. Bei Nutzfahrzeugen wie Opel Combo ist der Wertverlust anfänglich eklatant hoch und es flacht dann ab. Es ist beinahe egal, ob ein solches Auto 4, 5 oder 6 Jahre alt ist, der Verkaufswert ist dann nahezu der gleiche. Wir haben uns das Eurotax Forecast geleistet um es uns eine Zeit lang anzusehen. Es kostet Listenpreis rd. € 20.000,wobei in Österreich der tatsächliche Preis wohl zu halbieren ist. Es wäre für uns als Leasinggeber interessant, Ankaufswerte melden zu können. Schneider / Hr. Hillisch: Der Handel selbst teilt in sinnvolles und sinnloses Zubehör. Der Markt reguliert das selbst. Die Sonderausstattungsbewertung von Eurotax ist ebenso nur ein Anhaltspunkt. Sachverständige haben hier andere 7 Empirische Analyse: Test des Modells 96 Möglichkeiten dies zu beurteilen. Es gibt eigene Kurven dafür, bei einer Anhängekupplung geht es aber gegen Null. Eine DVD - Anlage braucht heutzutage niemand, wird aber nach Eurotax genauso abgewertet wie das Fahrzeug. Importeure haben deswegen auch Ausstattungslinien wie „Trendline“ oder „Highline“ eingeführt, bei denen der Wert eher gleich verläuft. Unsere Verkäufer sind entsprechend geschult und werden durch die Kooperationen unterstützt, um einen Kunden eher eine entsprechende Ausstattungslinie zu empfehlen, als einzelne Sonderausstattungen. 11.) Wie sehen Sie die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels in Österreich? Eggner: Es gibt in Österreich ja keine großen Gebrauchtwagenketten. Die spezialisierten freien Händler haben große Zukunft. Sie haben die räumliche Nähe, die sie in der Vertrauenssache Autokauf brauchen. Trotzdem wird durch Internetplattforen auch entfernten Kunden die Möglichkeit geboten, sich über das Angebot ein Bild zu verschaffen. Die Händlerstruktur wird sich wohl nicht verändern. Es könnte passieren, dass ein großer Händler in Österreich Fuß fasst, jedoch ist beim österreichischen hohen Preisniveau im Europavergleich der Ankauf durch internationale Händler in Österreich uninteressanter. 12.) Welchen Einfluss nimmt dabei das Export/Importgeschäft oder die Osterweiterung? Schwab: Österreichs Gebrauchtwagenmarkt ist hoch preisig, es wird sich in den nächsten Jahren dann zeigen, ob er nicht eventuell sogar überhöht ist. BCAAuktionen werden für internationale Leasingfirmen in Österreich nach dem benachbarten Ausland (Osteuropa) versteigert. In Frankreich unverkäufliche Fahrzeuge werden in Österreich besser verkauft. Jedoch haben sich BCA-Auktionen für den österreichischen Leasinggeber nicht wirklich durchgesetzt. Kral: Der Mehraufwand durch die zukünftige NoVa - Rückvergütung wird beim Export bei kleineren, älteren Fahrzeugen keine so große Rolle spielen, bei jungen Fahrzeugen mit hohem NoVa - Satz könnte ich es mir vorstellen. Schneider / Hillisch: Der polnische oder tschechische Markt z.B. ändert sich, dort haben sie zum Teil Schutzzölle, die Importe uninteressanter machen. Anders kann es werden, wenn es zu einem internationalen Typenschein kommt, dann könnte es auch von Privatpersonen vermehrt zu Importen kommen. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 97 Ergänzende Fragen im Gesprächsverlauf: Bilden Sie Rückstellungen für Restwertrisiken? Schwab: Nein. Eggner: Es hängt davon ab, welchen Bilanzierungsrichtlinien Sie unterliegen. Wir haben in der Vergangenheit lokal Rückstellungen gebildet. Da wir aber jetzt nach IFRS bilanzieren, gibt es diese Möglichkeit nicht mehr. (Lokal nicht, zentral allenfalls). Dies schlägt sich im Ergebnis nieder, richtigerweise müsste man es als vorsichtiger Kaufmann aber. Binden Sie kundenspezifische Faktoren in die Restwerte ein? Schwab: Branchen werden über den österreichischen Nationalcode (ÖNACE) bewertet, z.B. Bauunternehmer bekommen andere Restwerte als Pharmaunternehmen. Problem sind die Fahrzeuge, die nicht entsprechend verwendet werden (Geschäftsführerfahrzeug). Sofern wir davon erfahren, wird manuell angepasst. Wird die Bonität über den Zinssatz oder Restwert abgebildet? Schwab: Nein, nicht über Restwert, nur über Zinssatz oder Laufzeitüberlegungen. Da beim Fuhrparkgeschäft die Wartung inkludiert ist, ist kein schlechterer Zustand zu erwarten. Bei Fahrzeugen ohne Wartungsvertrag (Leasingfinanzierung ohne Restwertrisiko) kann es bei einem Konkurs wegen mangelnder Pflege einen geringeren Erlös bringen, dieser Umstand fließt nicht in den Restwert ein. Ist es geplant für Privatkunden Restwertrisken zu übernehmen? Schwab: Ja, es gibt bereits ein Produkt namens Comfort Leasing Basic, ein steuerlich gefördertes Produkt, das auf Operating Leasing und einem garantierten Restwert aufbaut. Die Finanzierungsrate kann als Betriebsausgabe abgesetzt werden. Für den Privaten zwar kein steuerlichen Vorteil, aber für Freiberufler oder Handelsvertreter etc. . Dieses Produkt ist ohne angeschlossenen Wartungsvertrag, jedoch mit der Auflage alle vom Hersteller vorgeschriebenen Intervalle bei Markenwerkstätte einzuhalten. Bei der Rückgabe mit unvollständigem Wartungsheft wären Sanktionen zu erwarten, bzw. würde Restwertgarantie dadurch nicht eintreffen. Haben Sie noch zusätzliche Anmerkungen zu diesem Thema? 7 Empirische Analyse: Test des Modells 98 Schwab: Interessanterweise greifen Trends, die woanders bereits bemerkbar sind, in Österreich erst später oder gar nicht durch. Z.B. Fahrzeuge mit höheren Kilometerständen können nur noch an Händler mit Osteuropa-Bezug verkauft werden. Des Weiteren sind Leasingfirmen, die im Leasingverband vertreten sind, nicht bereit, sich dem Restwertproblem realistisch zu stellen, obwohl ein niedrigeres Gebrauchtwagenniveau bereits eingetreten ist, werden Restwerte noch nicht dementsprechend kalkuliert. Dies wird in den nächsten vier bis fünf Jahren für einige Firmen zum Problem werden, vor allem wenn sich in diesem langen Zeitraum Markttrends ergeben, die jetzt noch nicht feststellbar sind. Wie beurteilen Sie die hubraumspezifische Jahreskilometerlaufleistung nach Eurotax? Schwab: Als Kriterium in der Vergangenheit hat der Indikator Hubraum gut gepasst. Demnach wie stark der Motor belastet wird, ist bei uns eher wichtig, um welches Fahrzeugsegment es sich handelt. Es ist unterschiedlich, ob in der Mercedes S-Klasse Mehrkilometer gefahren werden oder bei einem Kleinwagen wie Opel Corsa. Da der Trend zum Down - Sizing geht, also weniger Hubraum aber mehr Motorleistung, ist die Betrachtung nach Hubraum eine überholte Kategorisierung. Es macht mehr Sinn nach Klein-, Mittel, Oberklasse zu unterscheiden. Wie würde sich in Ihrem Fuhrpark eine Fehlschätzung von einem Prozentpunkt bemerkbar machen? Eggner: Bei ca. 5.000 Fahrzeugen und einem durchschnittlichen Anschaffungswert von 20.000,- wäre ein Prozentpunkt 1.000.000 € Verlust. Dieser Betrag ist substanziell, bei Firmen ohne Rückhalt136 wäre es Existenz gefährdend. 136 Damit sind Fuhrparkmanagement-/Leasingfirmen gemeint, die nicht als Tochterfirma einer Großbank auftreten. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 99 Zusammenfassung Interviews Leasing- und Fuhrparkmanagementunternehmen Die Restwerteinschätzung erfolgt in den meisten Unternehmen auf eigenen Verkaufserfahrungen und Eurotaxnotierungen als Benchmark. Eurotax Forecast wird kaum verwendet. Basel II hat keine direkte Wirkung auf den Restwert. Wichtige Faktoren, die nicht durch Eurotax erfasst sind und für diese Gruppe wichtig sind, sind Farbe, Navigationssystem und Lederinnenausstattung bei teureren Fahrzeugen und Sonderausstattung in gewissem Maße. Die Kaufentscheidungen werden durch die Fuhrparkmanagementunternehmen positiv beeinflusst oder zumindest die Mehrkosten aufgezeigt. Der Trend zum Dieselmotor lässt weiter nach, alternative Kraftstoffe werden in naher Zukunft eine Rolle spielen, Hybrid vorerst nicht, Erdgas hat mittelfristig Potential. Innovative Antriebe werden mangels Nachfrage noch kaum in Restwertüberlegungen einbezogen. Die Verwertung wird durch die Unternehmen großteils selbst durchgeführt, in einigen als Buy-Back Lösung, aber überwiegend in geschlossener Versteigerung unter inländischen Kfz-Händlern. Ausländische Händler kaufen bei diesen Händlern zum Teil ein, direkt bei Leasingfirmen aber selten. Kooperationen werden in Hinsicht auf Einkaufskonditionen angestrebt, Restwertgarantien oder damit verbundene Rückkaufsverpflichtungen werden nicht verfolgt. Die Sonderausstattungen werden bis zu einem gewissen Teil berücksichtigt, da aber nur die am Markt interessanteren, es werden zum Teil für Oberklasse andere als Mindestausstattung ansehen, wobei Klimaanlage als „Muss“ gilt. Der Gebrauchtwagenhandel auch unter dem Gesichtspunkt CEE und zukünftigen leichteren Im/Export durch Eurotypenschein sowie Nova - Rückvergütung wird nicht als problematisch gesehen, es wird aber erwartet, dass sich das Preisniveau bei Gebrauchtfahrzeugen an den europäischen Markt anpassen und somit sinken wird. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 7.4 100 Interviews Leasingfirma – Verwaltung 1.) Wie wird der Restwert ermittelt und welche Rolle spielt Eurotax dabei? Breyzek: Hauptsächlich werden die Restwerte ermittelt, indem die Verkaufserfahrungen unserer Autohalle als Basis herangezogen werden. Eurotax ist ein Zusatzinstrument, um zu überprüfen, ob wir in der richtigen Spanne liegen. 2.) Welche Faktoren neben Kilometer und Nutzungsdauer fließen derzeit in die Kalkulationen ein und welche halten Sie für zusätzlich relevant? Breyzek: Meines Erachtens sollten noch die Nutzungsbedingungen einfließen. Z.B. Einstufung nach ÖNACE Code, der die Branchen festlegt. (Z.B. Ärzte oder Bauunternehmen). Bei Geschäftsführerauto wird aber schon unterschieden zum allgemeinen Fuhrpark wie Pritschenfahrzeuge einer Baufirma. 3.) Auf welche Weise würde es Sinn machen, Sonderausstattung bei einem Gebrauchtfahrzeug zu bewerten? (Eurotax Autowert macht gleiche Abwertung für Sonderausstattungspositionen wie für das Fahrzeug. selbst.) Breyzek: Das schauen wir uns sehr stark an, generell lassen wir das Zubehör/Sonderausstattung zu einem Drittel einfließen. Bei starken Konkurrenzangeboten machen wir noch detaillierte Betrachtungen und schauen uns die Zweckmäßigkeit der Sonderausstattung an (beheiztes Lenkrad sinnlos, Navi sinnvoll). 4.) Sehen Sie Potential in Hybridfahrzeugen oder anderen alternativen Antrieben und wie würden Sie diese Fahrzeuge vom Wertverlauf her sehen? (Ähnlich wie Diesel, Benziner, besser/schlechter, oder ganz andere Wertverlaufskurve) Breyzek: Sehe in den Hybridantrieben im Gegensatz zu den Erdgasfahrzeugen hohes Potential in den nächsten fünf Jahren. Die Londoner Citymaut entfällt bei Hybridfahrzeugen. Der Trend geht aber zur Kombination mit dem Dieselmotor. In Amerika ist zwar der Benziner populärer, aber der Trend geht auch schon langsam zum Diesel. In Österreich gibt es derzeit - hauptsächlich in Wien - insgesamt 28 Erdgastankstellen, auch wenn die Reichweite bei Erdgasfahrzeugen nur 30% der üblichen ist. Wir haben derzeit die Erdgasfahrzeuge schlechter eingestuft, auch wenn noch wenig Nachfrage ist. Bei Hybrid wird der Wertverlauf wohl ähnlich sein wie 7 Empirische Analyse: Test des Modells 101 bei den üblichen Antrieben. Die Wartungskosten sind bei Erdgas in etwa gleich, bis auf eine jährliche Kesselprüfung von € 40,- pro Jahr. Erdgasbetrieb ist bei Benzinfahrzeugen um ca. € 2.000,- bis 3.000,- nachrüstbar. Erdgas wird wohl in den nächsten 10-15 Jahren eine Rolle spielen, dann ab 2020 wird es in Richtung Wasserstoff und Brennstoffzellen gehen. 5.) Welche Bedeutung spielt der Dieselpartikelfilter bei Leasingverträgen und wie wird sich das Fehlen/Vorhandensein eines solchen am zukünftigen Gebrauchtwagenmarkt widerspiegeln? Glauben Sie, dass Fahrverbote aufgrund von Feinstaubbelastung oder andere umweltpolitische Maßnahmen am Diesel/Benzin Verhältnis etwas maßgeblich verändern werden? Welche technologischen Aspekte werden Ihrer Meinung nach in Zukunft bei Leasingvertragskalkulationen (Restwert) eine Rolle spielen (Erdgas, Hybridantriebe...), ab wann werden diese in Ihrer Restwertberechnung eine Rolle spielen bzw. wie könnte deren Wertverlauf aussehen? Breyzek: Bei Diesel haben wir die Fahrzeuge ohne Partikelfilter mit zwei Prozentpunkten schlechter bewertet. Eske: Aufgrund von der Bonus/Malusregelung betrifft der DPF den Leasingvertrag, es verteuert den Anschaffungspreis. Aufgrund einer Studie mit Herkunft der Partikel von 8 % aus dem PKW Bereich wird es sich zeigen, wie sich das Thema politisch entwickelt. Fahrverbote bei Fahrzeugen mit grünem Pickerl (katalysatorlos) gab es trotz der Möglichkeit nie. Die Abwicklung über die Nova erschwert die Rabattkalkulation wegen des festen Betrages und bedeutet einen hohen personellen Aufwand in der administrativen Umsetzung. Einem Bericht vom ÖAMTC zufolge würde sich, falls 20-30 % der SUVs von Amerika mit Dieselmotoren statt mit Benzinmotoren fahren würden, der Anteil von Erdöl, den sie aus dem nahen Osten beziehen ersparen lassen. Den Wirkungsgradvorteil hat der Diesel nach wie vor, auch bei der Erzeugung von Diesel ist mehr zu gewinnen als beim Benziner. Der Dieselmotorenanteil ist im Jänner 2006 bereits um 9,3 gegenüber dem Vergleichsmonat Jänner 2005 gesunken. Bei der Grenzwertüberschreitung wurde irgendein Wert festgelegt. Verbesserungen von den letzten Jahrzehnten wurden in den Schatten gestellt. Von Euro I zu Euro IV beträgt der Russpartikelunterschied 80 %. Nachbau kostet € 600-800,-, die Auspuffanlagen sind aber nicht darauf ausgelegt, was zu bedenken ist. Beim Russausstoß kann man schon viel über den Kraftstoff 7 Empirische Analyse: Test des Modells 102 machen, die Entschwefelung oder Biodiesel ist ein entsprechender Fortschritt. Ich glaube Hybridantrieb hat langfristig keine Chance. Erdgas könnte stärker kommen. Ich denke, dass der biogene Anteil bei Treibstoffen von 5 % auf 50 % steigen wird. Solar- oder Elektro-Antriebe werden sich nicht ausbreiten. Vom Wertverlauf wird sich der der Erdgasfahrzeuge den des Benzinantriebes angleichen. Wasserstoff ist derzeit nur künstlich zu gewinnen, die Herstellung bedarf großer Energien und deshalb hat es wohl keine große Zukunft. Brennstoffzellen, wenn dann ohne Wasserstoffbasis als Energieträger, aber das sicher nicht in den nächsten Jahren sein. Steffek: Wir glauben schon, dass das Verhältnis zum Benziner verlagert wird, da sich der Wirkungsgrad und die Kosten den Diesel annähern. Die Fahrzeuge ohne DPF werden beim Verkauf in ein paar Jahren wohl schlechter liegen als welche mit. Es wird wohl dahin gehen, dass der Anteil der biogenen Ersatzbrennstoffe erhöht wird. Die Hybridantriebe rechnen sich derzeit noch nicht. Ich kann mir nicht den gleichen Wertverlauf bei Hybridantrieben vorstellen wie bei derzeitigen Antrieben. (Anhand vom Beispiel “Forecast“ Lexus R 400H im Vergleich mit anderen SUVs) 6.) Sind Restwertprognosen auf Basis von fahrzeugtypenähnlichen gegenwärtigen Eurotaxankaufswertnotierungen weiterhin Ziel führend? Welche Methoden von Restwertermittlung sehen Sie als möglich und sinnvoll? Beinhalten die derzeitigen Restwertmatrizen die möglichen Einflussfaktoren und wie kann man sie realistisch erweitern? Eske: Wir haben die Eurotaxnotierungen und die Verkaufserfahrungen. Damit fahren wir relativ gut. Es gibt zwar das Forecast, im Prinzip macht dieses Programm aber das gleiche, was wir manuell durchführen. Wir erzielen durch das Versteigerungsprinzip höhere Verkaufswerte des Verkaufes, als ein Händler, der von Kunden normal ankauft. Dies spiegelt sich in den Eurotaxnotierungen nicht wider. 7.) Denken Sie, dass sich im großstädtischen Bereich die Nutzung von einspurigen Fahrzeugen zu Lasten der mehrspurigen verändern wird? Eske: Könnte im privaten Bereich schon stark passieren. Die Preise der 125 ccm Roller sind stark gesunken, Parkplatzproblematik gibt es auch keine damit. Wenn diese Fahrzeuge begünstigt werden, wird es massiv zu Umstieg auf Einspurige kommen. Hier könnte sich auch der E-Motor noch eher durchsetzen. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 103 8.) Welchen Einfluss hat Basel II indirekt und direkt auf den Leasinggeber? Inwieweit muss der Leasinggeber seine Restwertkalkulation darauf abstimmen? Steffek: Allgemein erwartet sich die Leasingbranche einen Aufschwung, weil Basel II die Unternehmen dazu zwingt, eine gute Eigenkapitalquote zu erreichen und da bietet sich Leasingfinanzierung an. Es ist gestattet, die Ratings der Auskunfteien (wir stützen uns auf KSV) zu verwenden, dadurch arbeiten wir genauso weiter wie bisher. Wir haben eigene Scoringtabellen. Es wird hierbei wohl zu merkbaren Geschäftsauswirkungen in Bezug zu Basel II kommen. Restwertrisiken können auch gegenüber Privaten übernommen werden, wenn es notwendig wird, marktgerechte Restwerte anzubieten. Dort wird Basel II aber auch keine Rolle spielen. Das Risiko wird über die Bonität und den Zinsfaktor berücksichtigt, im Restwert wird dieses kundenbezogene (nicht objektbezogene) Risiko nicht berücksichtigt. Es kommt höchstens zu Anzahlungen bei Kunden schlechterer Bonität. Der Zinssatz bildet sich durch die Bindung mit dem Euribor und einem gewissen Aufschlag, indem dann z.B. die Bonität einfließt. Zur Berechnung der Ausfallswahrscheinlichkeit spielt Basel II aber eine Rolle. Beispiel: Ich hinterlege einerseits die Tilgungskurve, andererseits habe ich einen theoretischen Restwert nach einem Jahr, woraus sich die tatsächliche Differenz des derzeitigen Kapitalstandes bei einem Ausfall mit dem Restwert ergibt. Man könnte die Rückstellungen für Pauschalwertberichtigungen markenbezogen steuern, derzeit ist es ein Prozentsatz über alle. Wenn man z.B. hauptsächlich VW hat, könnte dieser Anteil höher sein, und der Anteil der Volvos geringer. Man wird aber erst in einigen Jahren seriöse Auswertungen auf Basis Historienwerte machen können. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 104 Abbildung 18: Ausfall Restwert zu Istwert bei Ausfall 70 60 50 50 40 40 Ausfall 30 30 20 Prozent zum AW Anschaffungswert [GE] 60 Exponentiell (Istwert bei Ausfall) Exponentiell (Restwert kalkuliert) 20 10 10 0 0 12 24 30 36 42 48 54 60 66 72 78 84 Monate Quelle: Experteninterview Hr. Steffek / EBV – Leasing 9.) Suchen Sie in Zukunft Kooperationen mit dem Fahrzeughandel/Importeur in Bezug auf Restwertgarantien? (Rückkaufsverpflichtungen, Bsp. VW – Porschebank) Steffek: Eher nicht, weil wir produktunabhängig agieren. Wir haben damit auch keine guten Erfahrungen gemacht, es zeigt sich, dass am freien Markt bessere Werte zu erzielen sind. 10.) Eurotax ist Marktwert bestimmend – immer mehr Händler weichen dennoch stark beim Kaufverhalten von den Werten ab. Woran sehen Sie die Gründe und inwieweit halten Sie z.B. die Sonderausstattungsermittlung lt. Eurotax für sinnvoll? Steffek: Beim Zubehör wird das überwiegende Kaufverhalten eine Rolle spielen, bei einem Premium-Fahrzeug im speziellen. Ein BMW mit Leder ist wesentlich gefragter als einer ohne. Bevor ein Händler einen Exoten günstig kauft, greift er lieber zu gefragten Fahrzeugen mit kurzen Standzeiten. 11.) Wie sehen Sie die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels in Österreich? Steffek: Österreichs Preisniveau ist sehr hoch, deswegen wird sich der Export in Zukunft nicht verstärken. Das Preisniveau wird aber tendenziell sinken. Welchen Einfluss nimmt dabei das Export/Importgeschäft oder die Osterweiterung? 7 Empirische Analyse: Test des Modells 105 Steffek: Durch den Eurotypenschein wird es zu einer gewissen Belebung kommen. Ergänzende Fragen im Gesprächsverlauf: Wie sind spezielle Fahrzeuge wie Exoten bewertet? Herr Breyzek: Wir haben sie in der schlechtesten Restwertgruppen, der Verkauf kommt aber vor Abschluss zu unserer Fuhrparkmanagement-Abteilung, um sich abzusichern. Bilden Sie Rückstellungen? Steffek: Nein, wir hatten bisher keinen Anlass, da wir Erträge aus den Restwerten erwirtschafteten. Zusammenfassung Leasingfirma – Verwaltung Als zusätzliche Faktoren wurden Branchen z.B. nach ÖNACE Code genannt, die Sonderausstattungen werden nach Sinn in die Restwertberechnung einbezogen. Potential haben die Hybridantriebe, sind aber derzeit noch kein Thema. Wichtiger werden die Erdgasfahrzeuge und Ersatzbrennstoffe. Das Benzin/Diesel Verhältnis verändert sich zugunsten des Benzinmotors. Die mehrspurigen Fahrzeuge könnten zum Teil durch einspurige ersetzt werden. Die Leasingbranche an sich erwartet sich durch Basel II einen Aufschwung. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 7.5 106 Interviews Autohändler, Sachverständige, WK137 1.) Welche Faktoren sehen Sie beim Fahrzeugankauf als relevant? (Farbe, KmStand…) Welche Faktoren vermindern Ihrer Meinung nach den Wert des Fahrzeuges, die nicht durch die Eurotax-Notierungen erfasst werden (z.B. Farbe des Fahrzeuges)? Seidl: Attraktivität der Marke, wir verkaufen sehr viele deutsche Fahrzeuge wie VW, Audi, BMW, weil hier meist der Listenpreis oder mehr erzielt wird. Kilometerstand bis zu 160.000 km lässt sich in Österreich verkaufen. Bei Kleinwagen weniger. Die Farbe ist sicher auch sehr wichtig, schwarz und silber geht immer, weiß ist unverkäuflich, Blau-Töne bzw. Uni-Töne schwierig zu verkaufen. Herzog: Serviceheft, Lackzustand, technischer Zustand, Innenraum. Teilweise gehe ich nach den Zustandsklassen, teilweise ist es einfach nur eine Gefühlssache. Hager: Hängt vom Modell und vom Preis ab. Letztens haben wir 50 Stück weiße Golf gekauft, da sie um 2.000,- pro Stück billiger waren, haben wir trotz der Farbe gekauft. Fahrzeuge mit sehr vielen Kilometer wollen wir nicht. Klaus: Wartungsintervalle, Pflegezustand innen und außen, Raucherfahrzeug, Damenfahrzeug, Innenanbringungen, der technische Zustand insgesamt. Die Zustandsklassen nach ÖNORM sind Wert bestimmend, es hängt zwar von allen Klassen ab, in welche man es insgesamt einstuft. Abgefahrene Reifen, die wiederherzustellen sind, sind nicht in die Gesamtbewertung so stark zu beziehen, wie Rost am Fahrzeug. Dies liegt aber im Ermessen des Kfz-Meisters oder Sachverständigen, auch Einsatzbedingungen wie Taxi sind individuell zu beurteilen. 2.) Woher beziehen Sie Ihre Gebraucht-Fahrzeuge, an wen und welche Länder beliefern Sie? Seidl: Hauptsächlich (zu rd. 98 %) an österreichische Endverbraucher, nur die ganz alten oder mit hohen Kilometerständen, dann aber an Händler, hauptsächlich aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn. 137 WK= Wirtschaftskammer, Bundesinnung für KFZ-Techniker 7 Empirische Analyse: Test des Modells 107 Herzog: Wir beziehen einen Großteil von Banken bzw. Leasingfirmen, teilweise Privatankauf und auch von größeren Fahrzeugkonzernen wie Porsche Inter KG. Bei Fahrzeugen mit hohen Kilometerständen verkaufe ich ins Ausland: Slowenen kaufen wenige bei uns ein, eher Kroaten, teilweise Ungarn und Bulgaren. Kaufen dafür mehr PKW als Kombi, die Kombis sind ja bei uns mehr gefragt. Kombis gehen eher in die Tschechei oder Russland. Hager: Aus privater Hand, Leasinggesellschaften, Fuhrparks und ausländische Quellen, dort aber hauptsächlich kleine Jungwagen, da diese in großen Mengen zu solchen Preisvorteilen in Österreich nicht zu haben sind. Exporte eher nur die Kilometerriesen und nach Tschechien. 3.) Was sind definitive Ausscheidungskriterien für einen Autoankauf? Seidl: Hängt von der Marke ab, Koreaner kaufe ich keine. Sehr starke Fahrzeuge, wenn nicht Sportfahrzeug. Fahrzeuge über 180.000 km kaufe ich nicht mehr an. Es gibt Fahrzeuge mit Standzeiten bis zu 2 Jahren, was man natürlich vermeiden will. Manche Fahrzeuge verkaufen wir innerhalb von ein paar Tagen. Herzog: Marken wie Hyundai oder Daewoo bzw. die ganzen Koreaner, Zustand, wenn sehr schlecht. Hager: Aus dem Bazar138 würden wir sicher keine Autos ankaufen. Hohes Preissegment über € 50.000,- . 4.) Welche Möglichkeiten sehen Sie für eine Leasingfirma, einen höheren Restwert zu erzielen? (Rückkaufsverpflichtungen?) Seidl: Sinnvoll finde ich, dass die Leasingfirmen in Bezug auf ihre Händlerpartner mehr Qualität als Quantität verfolgen. Fahrzeugbeschreibungen sollten optimal sein, dann biete ich als Händler auch mehr, da das Risiko leichter abzuschätzen ist. Auch die Ausstattungen sollten vollständig angeführt werden, am Besten der tatsächliche Listenneupreis inkl. Sonderausstattung bzw. eine detaillierte Aufschlüsselung. Das Gesamtkonzept der Verwertung muss passen. Herzog: Würde den Fahrern irgendeinen Bonus geben, dass er auf das Fahrzeug aufpasst und stichprobenartig kontrollieren. Rückkaufsverpflichtungen würde ich nicht 138 eingehen, der Zustand lässt sich vorher nicht Wöchentliche Zeitschrift für PKW-Inserate, hauptsächlich für Private festlegen. Wegen 7 Empirische Analyse: Test des Modells 108 Internetplattform: Wenn das Fahrzeug einen Vorschaden gehabt hat, gehört das in die Fahrzeugbeschreibung, ich verlasse mich, ohne das Fahrzeug zu sehen, auf die Beschreibung auf der Internetplattform. Wenn alles passt, biete ich mehr. Nachbesserungsmöglichkeit durch Anruf der Bestbietenden ist eine gute Möglichkeit. Wichtig wäre mir, dass der Kilometerstand auf der Ausgangsfaktura der Leasingfirma aufscheint. Die Gutachten müssen einwandfrei sein und es dürfen keine eindeutigen Schäden vergessen oder übersehen werden. Hager: Ich glaube schon, dass Rückkaufsverpflichtungen einen Sinn machen, ich mache das auch mit manchen Banken. Es werden Rahmenbedingungen festgelegt, abweichende Schäden werden abgezogen. Fuhrparkmanager sollten stärker Einfluss auf die Fahrzeugfarbe etc. nehmen. 5.) Wie ermitteln Sie den Ankaufswert neben Verwendung einer Eurotaxliste und wie beziehen Sie die Sonderausstattung dabei ein? Seidl: Wir arbeiten mit den Eurotaxbüchern. Wir wissen ca. wie viel die Sonderausstattungen kosten. Wir haben uns das Programm Autowert angesehen, aber die Sonderausstattungsbewertung ist nicht ganz so wie wir das sehen. Es hängt immer davon ab, wie viel ich für das Fahrzeug erzielen kann. Wir vergleichen da mit Internetbörsen und Fahrzeugen mit entsprechender Ausstattung gefühlsmäßig. Wenn ein Fahrzeug Sonderausstattung von 10.000,- neu enthalten würde, würde ich auch nach zwei Jahren nicht mehr als 2.000,- mehr dafür bezahlen, auch wenn das Eurotaxprogramm 5.000,- oder mehr angibt. Herzog: Ich gehe nach der Gängigkeit des Autos, wie viele am Markt sind, wie die Standzeit ist. Fixiere mich aber nicht auf bestimmte Marken, möchte auch keine Markenvertretung haben. Bessere Ausstattungen gehen besser zu verkaufen. Das gefragte Zubehör bewerte ich schon, aber bei weitem nicht in dem Maß, wie das Eurotax macht. Die Käufer zahlen auch nicht dementsprechend mehr. Klimaanlage ist Bedingung oder Navigationssystem und Leder bei Fahrzeugen ab rd. 40.000,-. Eine Händlerspanne von mindestens 15 % ist nötig. Hager: Eurotax ist ein Orientierungswert für mich, aber nur beim Einkauf. Beim Verkauf richte ich mich nach der Marktlage. Wobei ich nach diesen Richtwerten teilweise bei Leasingfirmen gefragte Autos nicht bekommen würde, dafür Ford Mondeos viel billiger zu haben sind. Bei Sonderausstattung zu 5.000,- Neupreis 7 Empirische Analyse: Test des Modells 109 würde ich trotzdem nicht viel mehr beim Ankauf bezahlen, der Kunde tut es auch nicht. Die Eurotaxkalkulation ist hier theoretisch. 6.) Glauben Sie dass Importeure oder Händler zukünftig Restwertrisiken übernehmen werden? Seidl: Bei kleineren Händlern glaube ich nicht, da man den Restwert nicht genau berechnen kann, bei größeren Händler kann ich mir vorstellen, dass die auf ein solches Risiko eingehen können und werden. Klaus: Es wird sicher verstärkter Kooperationen geben. 7.) Wie sehen Sie die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels in Österreich? Seidl: Wir verkaufen sehr viel über Internet, wir haben eine topaktuelle Homepage. Wir verkaufen rund 400 Fahrzeuge im Jahr und sind ein Familienbetrieb (Anm.: mit weniger als 20 Mitarbeitern, entsprechen sie damit dem typischen österreichischen Autohandel). Es gibt weniger Stammkunden aus der Region, eher Konservative. Über Lokalzeitungen machen wir sehr wenig. Der Autohandel ist eine Vertrauenssache, viele kommen über positive Mundpropaganda zu uns. Herzog: Das Gewerbe sollte nicht für alle so leicht zugänglich sein, das Geschäft mit dem Autohandel und Reparaturen beinhaltet große Verantwortung. Wenn etwas mit Fahrwerk oder Bremsen los ist, dann kann das lebensgefährlich sein. Hager: Finde es problematisch, dass heute jeder schon einen Autohandel betreiben kann, es schadet dem Image der Autobranche. Vom Verrieb her ging die anfangs sehr große Internetnachfrage wieder ein wenig zurück. 8.) Welchen Einfluss nimmt dabei das Export/Importgeschäft oder die Osterweiterung? Seidl: Es wird der Import sicher eine Rolle spielen, wobei es abhängt, was bei Typisierung und Nova herauskommt, ob die Nova überhaupt erhalten bleibt oder nicht. Bislang haben wir aber unseren Bedarf in Österreich decken können, der Aufwand und die Transportkosten beim Import sind aber erheblich, derzeit ist Import für uns keine interessante Sache. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 110 9.) Bei einer Wertermittlung eines Fahrzeuges greifen Sie auf Eurotaxnotierungen zurück. Welche zusätzlichen Abwertungen/Aufwertungen finden sich in Ihren Gutachten wieder? Seltenhammer: Die Eurotaxliste ist das eine, das andere ist der Zustand von außen, innen, sowie mechanisch und Einsatzbedingungen, die von der Eurotaxliste abgezogen werden. Die Eurotaxliste geht ja von einer Zustandsklasse II nach ÖNORM V 5080 aus, von der ausgehend wird dann bewertet. Es liegt aber im Ermessen des Sachverständigen, Fahrzeuge der anderen Klassen zu bewerten oder nicht festgehaltene Kriterien zu berücksichtigen. Wichtig ist, nach dem Eurotaxcode genau zu identifizieren. 10.) Wie werden sich die alternativen Antriebe (Erdgas, Hybrid – Benzin, Diesel, Elektro-, Biodiesel bzw. Ersatzstoffbeimischung wie Methanol etc.) entwickeln? Welche Chancen sehen Sie und welche Wertverläufe halten Sie bei diesen Fahrzeugen für realistisch? Seidl: Glaube, dass sich da in den nächsten Jahren nicht viel tun wird, weder bei Hybrid noch Erdgas und dass sie auch nicht gleich viel wert sein werden wie herkömmliche Fahrzeuge. Herzog: Wird sicher interessant, eher Hybrid wird eine Rolle spielen, Erdgas auch, aber beides in weiter Zukunft. Ersatzstoffe sind auch ein gangbarer Weg. Ich glaube, dass Hybridantriebe mehr wert sein werden, als herkömmliche Antriebe. Hager: Das ist bei den Konsumenten in den nächsten 3-5 Jahren kein Thema, aber in den nächsten 5-10 Jahren sicher. Biodiesel könnte noch mehr vermarktet werden, Erdgas hat Zukunft. Seltenhammer: Zurzeit haben Fahrzeuge, die mit alternativen Ersatztreibstoffen fahren, mit Sicherheit einen niedrigeren Wert als herkömmliche, weil bekannt ist, dass es mit Problemen behaftet ist. Chancen gibt es für jeden dieser Bereiche, wird aber sehr von der Politik abhängen. Beispiel Biodiesel: Umweltverträglichkeit, technische Möglichkeit, nur müssten die Erzeuger hier aktiver werden. Ein Jahr Forschungsarbeit in der Motorentwicklung würde bedeuten, dass man zu 100 % auf Pflanzenöl (nur zum Starten und beim Abstellen ist ein Dieseltank notwendig) umsteigen kann. Viele pressen ihr Öl selber, es sind Verschmutzungen, Phosphor etc. enthalten, die dann zu Ablagerungen an 7 Empirische Analyse: Test des Modells 111 Ventilen, höheren Verschleiß etc. führen. Wenn die Industrie dahinter wäre, wäre da viel machbar. Wir haben an der Berufsschule ein Projekt „Pflanzenpresse“ wo wir selbst Pflanzenöl als Treibstoff herstellen. Hybridantriebe sind bei uns wohl nicht höher zu bewerten. Dafür müssen Fahrzeuge erst ausgereift sein und am Markt verbreitet sein, dass sie gleichen oder höheren Wert erzielen könnten. Klaus: Der Boom zum Diesel ist verblasst, es steigen die Benzinzulassungen. Die alternativen Antriebe kommen mit Sicherheit, den Trend zeigt uns ja Amerika vor. Höhere Treibstoffpreise werden zum Umdenken führen. Beimengmöglichkeiten werden sehr bald optimiert. Auch die Feinstaubdiskussion führt zu geringerer Dieselnachfrage, obwohl die meisten Studien besagen, dass die Ursache nur zu einem geringen Teil beim Auto zu finden ist. Hybridmotoren mit Dieselmotoren und DPF werden sicher auch in Zukunft gefragt sein. 11.) Eurotax ist Marktwert bestimmend – immer mehr Händler weichen dennoch stark beim Kaufverhalten von den Werten ab. Woran sehen Sie die Gründe und inwieweit halten Sie z.B. die Sonderausstattungsermittlung lt. Eurotax für sinnvoll? Seidl: Speziell bei jungen Fahrzeugen stimmen die Listen häufig nicht, einen einjährigen Ford Mondeo kauft niemand an über 50 % vom Listenpreis. Seltenhammer: Sonderaustattungen, wie sie vom Hersteller erhältlich sind, sollten meiner Meinung nach genauso wie das Fahrzeug berechnet werden, also so wie es Eurotax vorsieht. Zusätzliches Zubehör, wie Aufbau, Spoiler oder sonstige individuelle Zusatzausstattung sind nicht in gleichem Maße anzuwenden, im Gegenteil, man müsste sogar die Rückbaukosten berechnen, da der nächste Käufer das nicht haben will, vor allem wenn es nicht typisiert ist. Händler, die das Programm nicht haben, schätzen sich eher hin, unterbewerten es aber eher. Schwierige Ausnahmefälle zur Bewertung sind Traktoren oder Oldtimer. Sachverständige orientieren sich aber auch an Händlerangeboten im Internet, dabei wird ein Nachlass von 3-5% berücksichtigt, den die meisten Händler noch geben. Klaus: Eurotax ist nicht die Bibel, gängige Fahrzeuge mit viel Sonderaustattung werden über den Notierungen verkauft und es gibt auch Fahrzeuge die unter diesen Werten verkauft werden, die ja nicht verpflichten. Was uns Sorgen macht, ist dass auch seitens der Versicherungswirtschaft die Sonderausstattung nicht in gleichem Maße einfließt, wobei es bei Beurteilung von Unfallschäden eher zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen kann. Es bestimmt der Markt, was die 7 Empirische Analyse: Test des Modells 112 Sonderausstattung wert ist. Wir weisen den Fachhandel aber darauf hin, dass die Sonderausstattungen zu berücksichtigen sind. 12.) Wie hoch schätzen Sie die durchschnittlichen Kosten für Ansprüche aus der Gewährleistung bei Gebrauchtwagen? Seidl: Wir haben uns zwar einmal Angebote von Eurotax Garantie GmbH bzw. jetzt Real Garant machen lassen, es sind jedoch viele Ausschlussgründe bzw. ist es auch sehr teuer – ein paar Hundert Euro bei kilometerabhängigen Selbstbehalten. Wir bilden Rückstellungen und können mit rund €100-200,- pro Fahrzeug im Schnitt die Gewährleistungen abdecken, investieren aber in die Aufbereitung und Reparaturen vor Verkauf der Fahrzeuge rund € 400 - 500,-. Händlerspanne haben wir von rund 1.500,- - als Betrag nicht als Prozentsatz - bei einem Auto um € 12.000,Herzog: Dadurch, dass wir die Autos sehr gut aufbereiten, haben wir wohl unter € 200,- im Schnitt, aber schwer zu sagen. 90 % der Fahrzeuge haben keine Probleme in der Gewährleistung. Ich investiere in jedes Auto zwischen 500 - 1000 € vor Verkauf. Hager: Habe eigentlich keine Gewährleistungsprobleme, da wir Autos guter Qualität einkaufen und gut aufbereiten. Wir haben auch keine Autos unter 6.000,- Zusätzliche Fragen im Gesprächsverlauf: Wie sehen Sie die Pläne von Automobilclubs im Werkstattbereich tätig zu werden, welche Vorteile bieten die freien oder markengebundenen Werkstätten? Glauben Sie in weiterer Folge an Autohandel durch die Automobilclubs (Veräußerung der Clubmobils bereits jetzt) Herzog: Der Grundgedanke eines Pannendienst ist die Abschleppung und eigentlich sollte er nicht gewinnorientiert sein und mit Mitgliederunterstützung billigere Stundensätze erzeugen, um dem Autohandel und -werkstätten zu konkurrieren. Wie sehen Sie heute die Struktur (Einzelunternehmen, …) des österreichischen Autohandels heute und wie denken Sie könnte er in 10 Jahren aussehen? Stichwort „Gruppenfreistellungsverordnung – Trennung Markenhandel von gebundenen Werkstätten) Klaus: Jeder 18-jährige kann heute einen Autohandel eröffnen. Es gibt ca. 10.000 Autohandelsbetriebe, 5.000 haben eine angeschlossene Werkstätte dabei, bei 7 Empirische Analyse: Test des Modells 113 letzteren hatten wir in den letzen 5 Jahren eine stetige jährliche Steigerung um 2 %. Von der Größenstruktur nimmt es ständig ab, die Anzahl der Betriebe unter 5 Mitarbeiter steigt ständig. Es gibt einerseits wenige große Niederlassungen und andererseits die kleinen Betriebe. Die Gruppenfreistellungsverordnung regelt die Trennung zwischen Autohandel und Werkstätte, man kann mit oder ohne Marke mit gewissen Auflagen Verträge mit den Importeuren abschließen. Automobilclubs (ÖAMTC, ARBÖ) schaffen durch Wertermittlung mittels Eurotaxprogramme unter Berücksichtigung der Sonderausstattung einen Druck auf Händler (Verkaufs- und Ankaufsnotierungen inkl. vollen Einbezugs der Sonderausstattung werden dem Kunden übergeben). Welche Argumente können Händler liefern dem entgegen zu wirken? Klaus: Grundsätzlich ist es ein freier Markt, wir haben aber den beiden Generalsekretären mitgeteilt, dass wir die Sonderausstattungsermittlung auch in dem Maße wie Eurotax das vorsieht, wünschen. Wobei Konkurrenz den Markt belebt und sich dabei jeder behaupten muss. Andererseits muss sich der ARBÖ jetzt diese Vorwürfe, die er dem Autohandel entgegengebracht hat, selbst gefallen lassen. Vielleicht lassen die Werkstätten dann die Touringclubs überprüfen. Der Autohandel punktet mehr und mehr im Gebraucht- statt Neuwagenmarkt. Durch die Osterweiterung werden auch Händler aus dem benachbarten Ausland aktiver in Österreich Gebrauchtfahrzeuge zu erwerben. Der Import aus z.B. Deutschland wiederum ist für österreichische Händler leichter geworden und auch Endkunden sehen in einer Einzelgenehmigung kein Hindernis zu einem Kauf. Wie sehen Sie die Entwicklung des österreichischen Automobilhandels dahingehend? Klaus: Wir sehen im europäischen Markt im Internetzeitalter die Möglichkeit eines Fahrzeugimportes bzw. das Thema Export ist für viele unserer Betriebe sehr wichtig. Die Typisierung bzw. Einzelgenehmigungsverfahren wird 2007/2008 völlig liberalisiert, es wird dann eine Art EU-Typenschein geben, womit Sie mit dem COCPapier des Herstellers (Konformitätsbestätigung) in jedem europäischen Land erwerben und zulassen können. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 114 Zusammenfassung Gruppe Autohändler Als die wichtigsten Faktoren im B2B-Geschäft wurden Automarke, Kilometerstand, Zustand, Alter, Fahrzeugklasse und Farbe genannt. Die Händler beziehen ihre Fahrzeuge zu einem großen Teil von inländischen Leasingfirmen, Privatpersonen und Firmen-Fuhrparks und verkaufen vorwiegend die Fahrzeuge über 180.000 km ins Ausland, wobei hauptsächlich Autohändler aus Bulgarien, Rumänien, Slowenien, Ungarn, Kroatien und Tschechien als Abnehmer auftauchen. Massive Preisabschläge oder Ausscheidungskriterien sind koreanische Marken, Fahrzeuge mit sehr hohen Kilometerständen oder äußerst schlechten Zustand. Auch Preisklasse über 50.000,wird weniger gern gekauft. Als Möglichkeiten für eine Leasingfirma einen höheren Restwert zu erzielen wurden genaue, verlässliche Fahrzeugbeschreibungen inklusive Sonderausstattungsneupreise auf Internetplattformen genannt. Eine Nachbesserungsmöglichkeit würden Händler auch nutzen. Die Sonderausstattung wird nicht nach Eurotax beurteilt, es sind nur die gefragten Sonderausstattungen von Relevanz, ein Mehrpreis wird nur bis zu einem gewissen Schwellenwert bezahlt. Als Mindestausstattung gelten Klimaanlage generell, Navigationssystem und Lederausstattung bei Fahrzeugen über 40.000,-. Die alternativen Antriebe sind im Autoankauf derzeit kein Thema, weil noch nicht verbreitet, Fahrzeuge die mit Ersatzbrennstoffen fahren werden aber aus mechanischen Gründen schlechter beurteilt. Die Eurotaxnotierungen werden von den Händlern nur als Richtwerte gesehen, ihr Ankaufverhalten weicht davon aber teilweise sehr stark ab. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 7.6 115 Interview Eurotax 1.) Eurotaxnotierungen haben für den Autohandel und Kfz-Leasingfirmen einen hohen Stellenwert. Die Ermittlung der Verkaufsnotierungen erfolgt auf Basis gemeldeter Verkaufszahlen. Wie erfolgt die Ermittlung der Ankaufsnotierungen, wird eine Handelsspanne zwischen Verkaufs- und Einkaufsnotierungen berücksichtigt? Wie werden Fahrzeugverkaufsnotierungen ermittelt, denen keine Meldedaten gegenüberstehen? Holesinsky: Grundsätzlich beschäftigt sich Eurotax mit der Marktbeobachtung und dem Verkaufswert. Eurotax hat mit dem Ankaufswert von Händlern so gut wie nichts zu tun. Die Eurotaxwerte entstehen in einer langen und komplizierten Prozedur. Es gibt rund 80.000 Verkaufsmeldungen der Händler, dank des Nationalcodes kann man eruieren, welche Ausstattung serienmäßig ist, die Händler melden auch die so genannten „Heavy Options“ (Schiebedach, Leder, Klimaanlage) um ein Fahrzeug verifizieren zu können. Die Händler melden des Weiteren die Standtage und den Erlös, nicht den angeschriebenen Wert oder was sie gerne hätten. Diese Händlermeldungen sind nur ein Teil der Marktbeobachtung. Wir beobachten sämtliche Internetbörsen (es gibt einen Datenaustausch mit einer großen Börse – Anm. des Autors: Car4you.at). Wir unterscheiden bei den Händlern, ob es von einem Markenhändler der eigenen Marke kommt (Eigenmeldungen) oder was kommt von Fremdhändlern (Opel-Händler verkauft Fiat). Dadurch erkennt man Trends. Die wirkliche Marktbeobachtung beginnt aber in der Vergangenheit. Bei einem neuen Modell vergibt Eurotax bereits intern Faktoren für 10 Jahre, wie Marke, Vorgängermodelle, Fuhrparkbezug des Modells, Jungwagenauto oder eher Private als Käufer. Manche Fahrzeuge haben dadurch einen höheren Abschlag im ersten Jahr. Mit diesen so genannten AB-Parametern können wir bei den Modellen bis zu 10 Jahre zurückblicken und einen Modellzyklus von 4-6 Jahren analysieren und sehen Auswirkungen bei Modellwechsel oder Facelifting. Wir notieren ja erst nach einem Jahr, haben in diesem Zeitraum Zeit mittels dieser Parameter und der Marktbeobachtung Feintuning vorzunehmen. Im Handel sagt man, ein Fahrzeug, das sich neu nicht verkauft, verkauft sich auch nicht als Gebrauchter. Ab dem zweiten Jahr kommen erst „echte“ Verkaufsmeldungen von Händlern, vorher sind es eher Jungwagen oder Vermietfahrzeuge. Auch diese echten Verkaufsmeldungen führen zu 7 Empirische Analyse: Test des Modells weiterem Feintuning. Dann kommt 116 es zu Datenbankbereinigungen, wo unwahrscheinliche Meldungen ausgesiebt werden, wir gehen teilweise auch fragwürdigen Meldungen nach, ob der Zustand, Fahrzeugtype etc. auch korrekt war. Im Meldesystem können auch freie Gebrauchtwagenhändler mitmachen139, jeder kann sich dazu anmelden. Die meisten Händler arbeiten schon mit dem Eurotax – Autowert – Programm und melden elektronisch somit den richtigen Code mit dem Hauptcode. Wir vergleichen die Parameter wie kW lt. COC-Papier140 des Herstellers mit unseren Datenbanken und Unstimmigkeiten landen auf einem Fehlerprotokoll, denen manuell nachgegangen wird. Mit den Internetbörsen arbeiten wir mit über 100.000 Informationen, einzelne Fehler sind statistisch nicht relevant. Der Nationalcode wird von Eurotax gestellt. Hersteller liefern Eurotax technische Daten zu neuen Fahrzeugen, bevor es auf den Markt kommt, wir weisen dann eine Eurotaxnummer zu und der Hersteller druckt ihn im Typenschein ab. Die Nationalcodevergabe läuft so professionell aber nur in Österreich. Wir wurden gemeinsam mit den Herstellern vom Ministerium zur Entwicklung beauftragt. Wir haben eine Abdeckung von 68 % in den Typenscheinen/Zulassungsschein Feld A7, es wird stetig mehr, begonnen haben wir damit vor fünf Jahren. 2.) Die Sonderausstattungen werden in gleicher Abwertung wie der Wertverlauf des Fahrzeuges selbst berechnet (Programm Eurotax Autowert, nicht bei Katalogform). Viele der Händler haben aber nur die Eurotaxbücher und berücksichtigen einerseits deshalb, andererseits weil der nächste Käufer nicht das gleiche Interesse an der gesamten Sonderausstattung hat, diese Aufwertung nicht. Wodurch wird diese Bewertung begründet? Automobilclubs verwenden oft das Programm, aber der ankaufende Händler nicht. Unterliegt die Sonderausstattung (wie z.B. Sitzheizung, Tempomat) dem gleichen Wertverlauf? Fließen hierbei Händlermeldungen ein? Holesinsky: Eurotax hat mit dem Ankauf nichts zu tun wie eingangs erwähnt, es hängt vom nächsten Käufer ab, wie die Sonderausstattung bewertet wird. Wenn der Händler sagt, er hat keinen Kundenkreis, der für Sonderausstattung mehr bezahlt, 139 Verkaufsmeldungen sind die tatsächlichen Verkaufspreise der genau bestimmten Fahrzeugtype, meist anhand des Eurotax Hauptcodes und Eckdaten wie Alter, Kilometerstand 140 Certifikation of Conformity, wird vom Fahrzeughersteller ausgestellt, es bestätigt, dass ein Fahrzeug zur Auslieferung der EU-Betriebserlaubnis für dieses Fahrzeug entsprochen hat. Eine EUBetriebserlaubnis ist zwingend für PKW ab 1997 vorgeschrieben. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 117 wird er deswegen nicht mehr bezahlen. Wenn ein Opel Astra vor 5 Jahren noch eine Klimaanlage als Sonderausstattung hatte, das Nachfolgemodell es aber bereits serienmäßig hatte, wird er Ihnen nicht mehr dafür bezahlen, sondern eher weniger. Die Fahrzeuge sind zwar teurer geworden, dafür sind Serienausstattungen um 8% mehr geworden. Dies lässt sich teilweise schwer zu beurteilen, deswegen haben wir mit dem Ankauf nichts zu tun. Das Händlerankaufsbuch ist eine grobe Richtlinie, es stehen die genauen Bedingungen genau drinnen, wie z.B. möglicher Verkauf innerhalb von 90 Tagen, da die Finanzierungskosten ebenso eingerechnet sind. Es sind nach Fahrzeugklassen unterschiedliche Handelsspannen berücksichtigt. 20% sind absolut gesehen teilweise nicht genug um die Gewährleistung abzudecken bei sehr günstigen Fahrzeugen, deswegen kann man die Handelsspanne nicht pauschal sehen. Wir haben derzeit 71 % Händler, die das elektronische Autowert-Programm gegenüber den Katalogen bevorzugen. 4.) Wie und bis wann denken Sie werden sich technologisch innovative Fahrzeugantriebe (Erdgas, Hybrid, Elektro-,…) in Europa entwickeln und werden die Wertverläufe ähnlich wie die von Diesel/Benzin-Fahrzeugen sein? Holesinsky: Es wird noch dauern, bis sich der Wertverlauf bei Hybrid unterscheidet, in Österreich ist aufgrund von geringen Stückzahlen noch keine Aussage zu treffen, es ist noch kein Thema und auch kein Trend zu sehen. Es ist eine Technik, bei ABS gab es vor 20 Jahren auch keine bemerkbaren Unterschiede. Es spielt für den Wertverlauf absolut nicht die Rolle, wie viele das vielleicht sehen und diskutieren. Wir haben eine eigene Abteilung, die sich mit Prognosen beschäftigt. Das Produkt Forecast (gibt es in Österreich seit zwei Jahren, international gibt es dies seit längerem unter anderen Namen) ist ein Tool, das auf die Vergangenheit zugreift, es rechnet allerdings nach vor. Es berücksichtigt Inflation, volkswirtschaftliche Daten etc. Bei manchen Fahrzeugen macht Eurotax international „Car to Market – Studien“ bei denen Hersteller Eurotax vor Markterscheinung eines Fahrzeuges beauftragen, einen Wertverlauf zu prognostizieren. Die Dauer der Studie dauert ca. 10 Wochen, wir bekommen alle Informationen vom Hersteller. Dann werden Leasingfirmen, Händler, Importeure zu Fuhrparkstützungen, Meinung, Akzeptanz etc. befragt. Wir haben 6 interne Parameter, wie wir subjektiv an die Beurteilung herangehen. 7 Empirische Analyse: Test des Modells 5.) Inwieweit sind 118 Eurotaxnotierungen verschiedener Staaten (z.B. Deutschland/Österreich) aneinander gekoppelt, bzw. wie nimmt der Export/Import Einfluss auf die Eurotaxnotierungen? Holesinsky: Die Märkte und Entwicklungen sind international absolut nicht vergleichbar. Das Image im Land spielt eine sehr große Rolle, es gibt kaum Märkte die man miteinander vergleichen kann. In Italien gab es einen 60 % Anteil von der Fiatgruppe. (Hierzulande sind es 5 %). Die Preise in Europa sind bereits stark harmonisiert. 7.7 Interview Erste Bank 1.) Welchen Einfluss hat Basel II indirekt und direkt auf den Leasinggeber? Inwieweit muss der Leasinggeber seine Restwertkalkulation darauf abstimmen? Melinz: Aus der Sicht des Kreditrisikomanagements unterscheidet man im Grunde beim Leasing nach Operate- und Finance-Leasing, wobei bei Operate- Leasing das Risiko beim Institut bleibt, während beim Finance-Leasing das Risiko beim Leasingnehmer liegt, weshalb letzteres bei Basel II das interessantere ist, weil es wie ein durch das Leasinggut besicherter Kredit betrachtet wird. Während OperateLeasing pauschal mit einem Risikogewicht von 100 % unterlegt wird. Unterlegen muss man dann wie schon unter Basel I die gesamte Aktivseite der Bilanz. Als offene Forderungen gilt beim Leasing der Barwert der zukünftigen Leasingzahlungen, anders als beim Kreditgeschäft, bei dem man die aktuelle Kreditaushaftung hinterlegen muss. Für die ganze Basel II Kalkulation ist relevant, welcher Restwert vertraglich festgelegt wird. Bei Finance-Leasing wird - auch wenn das Restwertrisiko beim Kunden liegt - der vereinbarte Restwert hinterlegt, als ob es zu diesem in die Bücher des Leasinggebers am Ende wieder durch eine Rückgabe des Fahrzeuges gelangt. Wenn man das Restwertrisiko im Vorhinein jedenfalls dem Leasingnehmer zurechnet, rechnet man dies vorab in die Barwertkalkulation und damit Eigenmittelhinterlegung mit ein. 2.) Wird es durch die bonitätsabhängige Kreditvergabe zu einer Abwanderung von bonitätsschwachen Unternehmen zu Leasingfirmen kommen, die die Bonität zu wenig 7 Empirische Analyse: Test des Modells 119 in den Zinsfaktor oder Restwert einfließen lassen? Wann ist der interne Ansatz bei Basel II, wann der fortgeschrittene sinnvoll? Melinz: Eine eindeutige Aussage lässt sich nicht dazu geben. Es gibt die drei Ansätze (Standard, Basis und fortgeschrittener Ansatz). Beim fortgeschrittenen Ansatz braucht man bei Inkrafttreten von Basel II zur Risikoparameterschätzung 2 Jahre Zeitreihen beim Retailgeschäft und 7 Jahre bei allen anderen. Man darf erst dann in den fortgeschrittenen Ansatz, wenn man diese validen Risikoparameter und Zeitreihen vorweisen kann und den Antrag auf diesen Ansatz gestellt hat. Wenn ein Teil eines Konzerns in diesen Ansatz umsteigt, muss der Konzern einen Roll-out Plan für die anderen Konzerneinheiten vorlegen. Basel II ist ein Nebenprodukt vom Aufbau eines Kreditrisikomanagementsystems, es dient einem risikoadäquaten Pricing. Die Limits kann man danach steuern. Durch die quantitative Zahl des Kreditrisikos lässt sich vieles steuern. Man kann dann einem Kunden eine Ausfallswahrscheinlichkeit zuordnen, die schlechten Kunden kommen für ihre Mehrkosten selbst auf, die guten werden künftig weniger zahlen müssen. 3.) Da die Kreditwürdigkeit sich relativ zur Bonität Ihrer Leasingnehmer verhält, verstärken sich Wettbewerbsnachteile gegenüber Banken. Wie kann eine Leasinggesellschaft dem entgegenwirken? Melinz: Die Gefahr besteht, dass ein Institut, das das Risiko nicht richtig erkennt damit Probleme bekommt. Eine Leasingtochter als Bankentochter wird aber auf die gleichen Ratingsysteme zurückgreifen können. Man muss ein Ratingsystem haben, das alle Determinanten141 erfasst. Es gibt die Eigenmittelallokation, das ist im Prinzip die Möglichkeit das Risiko des ganzen Konzerns auf einer A4 Seite darzustellen, anhand der der Vorstand beurteilen und entscheiden kann. Alle Konzerneinheiten sind mit je einer Zahl, die das Kreditrisiko ausdrückt, zusammengefasst. 7.8 141 Zusätzliche Anmerkungen zum Berechnungsmodell Betriebsinterne Anzahl bei Erste Bank: 68 7 Empirische Analyse: Test des Modells 120 Mehrstimmige Beurteilung: Faktoren sind die wesentlichsten enthalten. Fehlende wurden im Verlauf der Interviews ergänzt, eher unwichtige gestrichen. Eine Aufstellung der erstfestgelegten und letztgültigen Faktoren erfolgt im Kapitel 8. Die Wertigkeiten der Faktoren wurden im Wesentlichen nicht in Frage gestellt. Schwab: Gegen Berechnungsmodell keine grundsätzlichen Einwände. Bonität in Berechnungsmodell nicht sinnvoll, auch wenn Entscheidung ob zu gewissen Restwert Geschäft abgeschlossen wird, auch kundenabhängig in Einzelfällen mit Ja/Nein entschieden wird. Beispiele wären interessant. (Zu diesem Zeitpunkt Modell noch nicht ausgereift). Zu den Faktoren: Jahreskilometerleistung nach Literleistung sinnvollerer Zugang als über Hubraum allein. Leasingfahrzeug nicht allgemein wie Mietfahrzeug zu sehen. Nova beim Restwert nicht zu berücksichtigen. Modell bedarf wie andere ständiger Wartung. Automatik-/manuelle Getriebe: im günstigsten Fall zum gleichen Wert verkaufbar, obwohl Automatik-Fahrzeuge in der Anschaffung teurer. (Österreich geringere Stückzahl, aber durch höheren Preis wird der Komfort des Automatikgetriebes leider nicht an den Kunden vermittelt. Bei der EBV-Leasing wird Automatikgetriebe bei einer Motorisierung bis zu einem Hubraum von 2.500 ccm als Nachteil gesehen und mit einem Prozentpunkt geringer bewertet. Fahrzeuge mit hoher Leistung am Gebrauchtwagenmarkt wegen höherer Erhaltungskosten schwieriger vermarktbar. Grundsätzlich sind gesetzliche Änderungen wie Fahrverbote wegen Emissionen zwar Risiko des Käufers (- keine vorzeitige Rückgabe), aber auf den Restwert würde es sich auch breitflächig auswirken. Neuwagenrabatt zwar wichtig, ist aber speziell bei einem Eintausch eines Fahrzeuges nicht ausgewiesen. Wenn man im Einzelfall als Kunde einen hohen Rabatt erwirkt, wird das beim Wiederverkauf kein Nachteil sein. Sofern aber eine Marke bzw. Type statt bei 100% Anfangswert schon bei 80 % anfängt, müsste man dies natürlich auch berücksichtigen, auch wenn Rückkaufsverpflichtungen und das Eurotax Kurzmieten nicht gehen vorsieht. wohl Fahrzeuge mit nicht die in Verkaufsmeldungen ein. Vorführwagen über lange Laufzeit unwichtigerer Faktor, kein zusätzlicher Abschlag sinnvoll. Jahreszeit abhängiges Vertragsende macht zwar bei einem Cabrio Sinn, aber fast schon zu weit gegriffen, wobei ein interessanter Ansatz, vor allem bei verkaufsschwachen Monaten wie November bis Feber - als 7 Empirische Analyse: Test des Modells 121 Einzelbewertung wie bei Vertragsverlängerungen sinnvoll, aber nicht für ganzen Bestand. Vorschadenfreiheit wird mit Händlern nicht diskutiert, noch weniger Mautvignette oder gültige Prüfplakette. Dienstfahrzeuge werden meist nicht anders benutzt als Privatfahrzeug, Poolfahrzeuge eher doch. Mischka: In Ordnung, wesentlich sind noch Einsatzbedingungen. Einbezug der Bonität bereits über den Zinsfaktor. Grundsätzlich denkbarer Ansatz. Schneider / Hr. Hillisch: Wertverlaufskurve nach Eurotax als Ausgangspunkt o.k., Automatik ist abhängig vom Modell. Farbenunterteilung in Ordnung, Umlackierungen als Sonderlackierung zu bewerten. Bei einem Fahrzeug wie ein Maserati Quattroporte, ein paar Monate alt, Nova noch nicht abgeführt, weil in Deutschland zugelassen und in einer Sonderfarbe, die keinem gefällt, wäre dies ein Beispiel, wo dieser Wertverlauf nicht stimmt, da würde keine Berechnung möglich sein, da kann nur der Markt einen Wert bestimmen. Exoten lassen sich somit nicht beurteilen. Taxis müssten eine sehr hohe Abwertung haben, bzw. nur über Vollfinanzierung ohne Restwert. Zubehör nicht sinnvoll. Bei Vorschäden schwierig zu klassifizieren. Branchencode lässt sich durch den Wettbewerb nicht wirklich einfließen. Breyzek: Automatikgetriebe bei Kleinwagen oder Fahrzeuge unter 110 kW haben wir abgewertet. Neuwagenrabatt halte ich für wichtig. Kilometerstand ist, wenn 80.000 oder 120.000, weniger wichtig als unbrauchbare Farbe. Cabrios stufen wir sogar eine Stufe höher als Coupes ein, Jahreszeiten berücksichtigen wir keine. Modell macht auf jeden Fall Sinn. Steffek: Sehr gutes Prognosetool, würde unsere regelmäßigen Einstufungsmeetings ersetzen. Seidl: Die Jahreskilometerleistung würde ich nach Klein- Mittel und Oberklasse eher als richtig ansehen, als nach Hubraumklassen. Herzog: Die Hubraumklassen als Basis für die Jahreskilometerleistungen heranzuziehen, wie es Eurotax macht, ist nicht mehr zeitgemäß. Seltenhammer: Je mehr Faktoren, desto besser funktioniert das. Wenn man die Eurotaxkurve genau trifft und die einzelnen Faktoren richtig bewertet, dann ist das sicher verwendbar. Kilometerabwertung habe ich bei meinen Gutachten eine 7 Empirische Analyse: Test des Modells 122 maximale Abwertung von 35 %. Es gibt aber immer spezielle Fälle, die man gesondert anschauen muss. Eske: Lederausstattung wichtig bei Oberklasse, Kategorisierung nach Klein-, Mittelund Oberklasse sinnvoll, Erdgasantrieb eher neutraler zu beurteilen. 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 8 123 Ergebnis der Überarbeitung des Modells Im Verlauf der Expertengespräche wurden die Faktoren und das Modell vorgestellt und stetig verbessert. Die Erläuterungen und Ergebnisse der Analyse des finden sich bei den jeweiligen nachfolgenden Tabellen oder Abbildungen. Tabelle 7: Faktoren Erstfestgelegte Anfangsversion Endversion Finanz : Listenpreis PKW - Markt : Österreich Basel II / Rating Sonderausstattungspreis Listenpreis [€] Leasingfahrzeug Klimaanlage Neuwagenrabatt [%] Nova Lederpolsterung Sonderausstattungspreis Technische: Vertragsdauer in Monaten Klimaanlage Getriebe Alter bei Vertragsabschluß in Lederpolsterung Automatik Monaten Navigationssystem Diesel / Benzin sonst Fahrzeugalter bei Vertragsdauer in Monaten Technologische: Vertragsabschluss in Monaten Alter bei Vertragsabschluß in DPF Marke Monaten Abgasnorm Aufbau Fahrzeugalter bei Vertragsende Fahrzeug Modell: Antriebsart in Jahren Fahrzeugalter Farbe des Fahrzeuges Marke Sonderausstattung Bonität Kunde (siehe Tabelle) Karosserieart Farbe Kilometer pro Jahr Modellalter [Alter in Jahren] Kilometer Gesamtkilometer Vertragsende Fahrzeugklasse Marke Hubraum Antriebsart Aufbauart KW Farbe des Fahrzeuges Neuwagenrabatt Literleistung gerundet auf Getriebeart Vorführwagen Zehnerpotenz Jahreskilometer Soll Hubraumklasse Jahreskilometer Soll Kilometer pro Jahr Exote Abweichung Gesamtkilometer Vertragsende Faktoren Taxi/Botendienst/Mietw. Kilometer - Jahresabweichung Spezialauf-/umbau Einsatzbedingungen Vertrag: Branchennutzung Laufzeit Jungwagendominanz Vertragsende Monat Zusätzliche Verkaufsprozess: Abwertungen/Aufwertungen B2B Jahreszeit 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 124 Quelle: Eigene Darstellung Die Prognosefähigkeit des Modells wurde im Zuge der Interviews konstatiert. Der Wertverlauf als Basis für das Modell nach der Kurve in Abbildung 19: Wertverlauf PKW142 blieb gleich. Die Formel, die sich aus der Kurve in Excel ableiten ließ, ist dementsprechend nach wie vor gültig. Abbildung 19: Wertverlauf PKW Quelle: Eigene Darstellung Die Faktoren und entsprechenden Wertigkeiten wurden wie folgt festgelegt. Eine Abänderung nach zeitgemäßen Erfordernissen ist in den jeweiligen Tabellen benutzerfreundlich möglich gemacht. Die Abwertung erfolgt in Prozent zu der Referenzwertverlaufskurve, ausgedrückt in Prozent zum Listenpreis nach Fahrzeugalter. (Aufwertung = Minusvorzeichen) 142 Kurve ist eine Zusammenfassung von einem VW-Passat Wertverlauf nach Eurotax Deutschland, Eurotax Österreich und Verkaufserfahrungen einer österreichischen Leasingfirma von 1999-2005 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 125 Tabelle 8: Faktor Farbe Farbe Sonderlack. Weiß Sonstige uni Seltene Met. Metalliclackierung, Perlmutt, Mineraleffekt Abwertung 20 15 10 5 0 Quelle: Eigene Darstellung In der Tabelle 8: Faktor Farbe finden sich verschiedene Arten von Farben, Sonderlackierung sind alle nicht werkseitigen Farben gemeint, die durch Umlackierung des Nutzers entstanden. Weiß war in Übereinstimmung die ungünstigste, werkseitige Farbe. Sonstige Uni-Farbtöne sind Farben ohne Klarlack, also im Regelfall Farben, die nicht als Metalliclackierungen bezeichnet werden. Seltene Metalliclackierungen sind weniger gefragt als Metallic- oder Mineraleffektlacke, die üblicherweise aufpreispflichtig sind. Tabelle 9: Faktor Sonderausstattung Sonderausstattung Bis 500,Von 500,- bis 1500,Von 1500,- bis 2500,Über 2500,- Aufwertung 0 -2 -7 -10 Quelle: Eigene Darstellung Die Sonderausstattungen werden von Kfz-Händlern nicht in gleichem Maße honoriert, wie Eurotax-Autowert in der Standardberechnung es vorsieht. Die Abwertungen mit Minusvorzeichen ergeben natürlich Aufwertungen. 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 126 Tabelle 10: Faktor Karosserieart Karosserieart 2 oder 4-türig 3 oder 5-türig 2 oder 3-türig 5-türig mit Stufenheck 4-türig Gelände 7- oder 9-sitzig Art Cabrio Kombi Coupe (od. Cabrio mit Festdach) Hatchback Limousine SUV MPV Auf- bzw. Abwertung 5 0 -5 0 5 -10 -5 Coupe (2-sitzig) Roadster 5 Quelle: Eigene Darstellung In Österreich ist die Kombivariante üblicher als die Limousinenvariante. Cabrios mit Faltverdeck sind im Gegensatz zu Varianten mit Festverdeck aufgrund der mangelnden Wintertauglichkeit abzuwerten gewesen. SUV und MPV sind nach wie vor die am meist gefragten Karosseriearten im PKW – Bereich. Tabelle 11: Faktor Fahrzeugmarke Marke VW Abwertung Verteilung 0 18,025 Opel 6 9,69 Ford 8 6,87 Renault 9 5,885 Audi 9 5,78 Peugeot 10 5,08 Toyota 10 4,81 Mazda 10 4,68 Mercedes 10 4,15 Skoda 10 4,11 BMW 10 4,035 Fiat 11 3,81 Citroen 11 3,275 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 127 Nissan 12 2,315 Seat 12 2,245 Suzuki 12 2,045 Hyundai 12 1,895 Mitsubishi 12 1,625 Honda 12 1,46 Kia 13 1,125 Volvo 13 1,07 Alfa Romeo 13 1 Chrysler 13 0,99 sonstige Firmen 13 0,66 Chevrolet 13 0,61 Subaru 13 0,485 MCC 13 0,395 Lancia 13 0,345 Daihatsu 13 0,33 Daewoo Chevrolet 0,31 13 Porsche 13 0,265 Rover 13 0,235 Land Rover 13 0,205 Jaguar 13 0,175 Saab 13 0,125 Pontiac 13 0,1 100,005 Quelle: Eigene Darstellung Die Verteilung in der Tabelle ergibt sich durch den Mittelwert des Bestandes 2004 der Fahrzeuges in Österreich143 und Marktanteil 2005 in Österreich144 143 Statistik Austria: Online 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 128 Tabelle 12: Faktor Antriebsart Antrieb Benzin Diesel mit DPF Diesel ohne DPF Elektro Erdgas Ethanol / Benzin Hybrid Benzin Hybrid Diesel Pflanzenöl / Diesel Wasserstoff Brennstoffzelle Wasserstoff flüssig Abwertung 7 0 5 5 1 3 3 2 5 10 10 Quelle: Eigene Darstellung Die innovativen Aspekte finden sich in obiger Darstellung wieder. Auch wenn die Festlegung auf die Zukunft derzeit noch schwer zu tätigen ist, gab es Tendenzen, die einzelnen Antriebe derzeit noch negativer als die derzeitig üblichen zu sehen. Dieser Umstand kann sich aber in den nächsten Jahren bei allgemeinem Gebrauch und Verbreitung der Techniken umkehren. Das Berechnungsmodell sieht hier eine leichte Änderungsmöglichkeit wie bei den anderen Tabellen vor. Tabelle 13: Faktor Getriebe Getriebe Automatik Automatik bei Oberklasse (LP > 40.000) Schaltgetriebe Auf- bzw. Abwertung 5 -5 0 Quelle: Eigene Darstellung Da der überwiegende Teil der Fahrzeuge mit Schaltgetriebe ausgestattet ist, was auf die Vorteile bei Gefälle und Steigung sowie Treibstoffverbrauch zurückzuführen ist, ist dieses positiver zu beurteilen als die Automatik, es sei denn sie ist in der Oberklasse aus Komfortgründen erwünscht. 144 56 o.A.: Rubrik Automarkt, Übersicht August 2005 in: Autorevue 11/2005, Verlagsgruppe News: S. 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 129 Tabelle 14: Faktor Navigationssystem Navigationssystem (Fahrzeugpreis > 40.000) JA NEIN Auf- bzw. Abwertung -5 5 Quelle: Eigene Darstellung Navigationssystem ist bei Fahrzeugen ab 40.000,- ein meist erwünschtes Feature. Tabelle 15: Faktor Lederinnenausstattung Leder (Fahrzeugpreis > 40.000) JA NEIN Auf- bzw. Abwertung -5 5 Quelle: Eigene Darstellung Fahrzeuge ohne Lederausstattung (wenn dann am besten mit Sitzheizung) sind in der höheren Preiskategorie benachteiligt beim Verkauf. Tabelle 16: Faktor Klimaanlage Klimaanlage JA NEIN Abwertung 0 15 Quelle: Eigene Darstellung In den letzten Jahren hat sich eine Klimaanlage mittlerweile bei den österreichischen Gebrauchtwagenkäufern als häufige Bedingung herausgestellt. Fehlt diese, führt es zu einer Abwertung. (Nachrüstung nicht immer möglich und wenn dann mit Kosten > 1.000,- verbunden.) Tabelle 17: Faktor Modellalter Modellalter 1 2 3 4 5 6 und älter Abwertung 0 0 1 3 5 10 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 130 Quelle: Eigene Darstellung Es ist zu beobachten, dass bei einem Modellwechsel das jeweils ältere Modell einen höheren Wertverlust erfährt. Der Produktlebenszyklus eines Kraftfahrzeuges liegt zwischen 4 und 6 Jahren. Tabelle 18: Faktor Fahrzeugklasse Fahrzeugklasse Kleinwagen Mittelklasse Oberklasse Jahreskilometer 12000 17000 25000 Quelle: Eigene Darstellung Da die Eurotax-Kategorisierung nach Hubraum nicht mehr zeitgemäß ist, wurde mehrstimmig die Einstufung nach Klein-, Mittel, Oberklasse als sinnvoll erachtet. Diese Einstufung orientiert sich nach Preis und Fahrzeuggröße, die meisten Fachzeitschriften bedienen sich dieser Gruppen. Tabelle 19: Faktor Einsatzbedingungen Einsatzbedingungen Stop and Go, Kurzstrecken-Fzg., Pool-Fzg. gewöhnliche Nutzung Offroad, Baustelle, Untertag, ohne Straßenzulassung Abwertung 20 0 50 Quelle: Eigene Darstellung Die Einsatzbedingungen waren ein wesentlicher Faktor, die sich nicht leicht benennen lassen, die hier verwendeten Bezeichnungen lassen aber zweckmäßige Interpretationen zu. Tabelle 20: Faktor Branchennutzung Branchennutzung Fahrschulen, Einsatzfahrzeug, Taxi, Mietwagen Handel, etc. - keine Beeinflussung Abwertung 50 0 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 131 Quelle: Eigene Darstellung Teilweise mit den Einsatzbedingungen überschneidend, aber oft losgelöst, ist eine Branchennutzung. Taxifahrzeuge werden teilweise nur im Finanzierungsleasing angeboten, da sich der Verkauf als sehr schwierig gestaltet, weil die Kilometerstände in der Taxibranche oft nicht nachweisbar oder manchmal sogar manipuliert sind. Tabelle 21: Faktor Jungwagendominanz Jungwagendominanz Einwirkungen vom österreichischen Markt Einwirkungen vom europäischen Markt Unbeeinflussende Marktverteilung Abwertung 15 20 0 Quelle: Eigene Darstellung Da der österreichische Markt von großen Mengen einer Fahrzeugtype zum gleichen Zeitpunkt beeinflusst wird, findet diese Tabelle ihren Zweck. Falls ein Großunternehmen z.B. 300 Ford Focus gleicher Art nach Österreich verkauft, macht sich dies im Ankaufverhalten der Händler bemerkbar. Von Österreich drängen sich eher kleinere Fuhrparks auf den Markt, ab einer gewissen Größe spielen sie jedoch auch eine Rolle. Als Jungwagendominanz ist zu verstehen, dass eine sehr große Anzahl von Fahrzeugen einer gewissen Type im Alter von 1-18 Monaten erhältlich ist und diese den Markt spürbar negativ beeinflussen. Aus all diesen Faktoren ergibt sich folgende Abbildung 20: Eingabematrix. Die farblich unterlegten Eingabefelder sind vom Anwender auszufüllen, die restlichen Zellen weisen einen Arbeitsblattschutz auf, der Fehleingaben verhindert. Sollten am Modell Änderungen wie z.B. an den Wertigkeiten der Faktoren vorgenommen werden, ist der Blattschutz aufzuheben. (PW: Pescosta) 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 132 Abbildung 20: Eingabematrix Quelle: Eigene Darstellung In Spalte C wurden Gültigkeitsprüfungen mit den Namenlisten der jeweiligen Tabellen verknüpft, um Eingabefehler bei Schreibweisen der z.B. Automarken zu verhindern. Die Tabellen in Spalte D wurden mit dem Befehl SVERWEIS mit der Eingabematrix verknüpft wie z.B.: D13=SVERWEIS(C13;B65:C101;2;FALSCH), wobei der Bereich B65:C101 die Tabelle Fahrzeugmarke ist, 2 für den Wert in Spalte zwei steht und „FALSCH“ für die Übereinstimmung mit dem genauen Wert. In der Spalte D sind die einzelnen Abwertungen, die in Spalte F dann wiedergegeben werden, wenn sie relevant sind. Diesbezüglich nehmen sie teilweise auf Höchstwerte (€ oder Km) in Spalte E Höchstbetrag Bezug. Zusätzliche Zellenfunktionen, die nicht mit Faktortabellenzugriff berechnet werden, werden in der Tabelle 22: Zellenfunktionen beschrieben. 8 Ergebnis der Überarbeitung des Modells 133 Tabelle 22: Zellenfunktionen Zelle Formel Bemerkung C12 =SUMME(C10:C11)/12 Umwandlung Monate in Jahre C22 =C21*C12 Gesamtkilometer (Jahre x Dauer) C23 =C21-C20 Abweichung Jahreskilometer D4 =WENN(C4>60000;10;0) Abwertung wenn Luxusklasse über 60.000,D5 =WENN(C5>10%;C5*100;0) Abwertung bei Neuwagenrabatt über 10% D10 =WENN(C10>60;5;0+WENN(C10<18;5;0)) Abwertung über 60 und unter 18 Monaten Vertragsdauer D11 =WENN(C11>6;2;0) Abwertung wenn Fahrzeug bei Erstübernahme älter als 6 Monate ist (kein Neuwagen) D23 =C23/1000*0,75 Kilometer - Jahresabweichung zu 0,75 pro 1000 km D27 Gültigkeitsprüfung Eingabewert zwischen -10 und 10 F8 =WENN(C4>E8;D8;0) Relevant, wenn Listenpreis höher als Schwellenwert (40.000) F9 =WENN(C4>E9;D9;0) Relevant, wenn Listenpreis höher als Schwellenwert (€ 40.000) F22 =WENN(C22>E22;10;0) Relevant wenn Endkilometer höher als Schwellenwert (180.000 km ) F26 =WENN(C10<24;D26;0) Relevant wenn Fahrzeuge jünger als 24 Monate F28 =SUMME(F4:F27) Summe Abwertungen G29 =WENN(F28<75;F28;75)/100 Max. Abwertung 75% vom Referenzmodell G30 =C30*(1-G29) Ergebnis Restwert Anschaffungswert G31 =(G30)*C4 Ergebnis Restwert in € Quelle: Eigene Darstellung in % vom 9 Zusammenfassung 9 134 Zusammenfassung Restwertprognosen durch Leasinggeber lassen sich nicht auf eine einzig richtige Art und Weise bewerkstelligen. Die Betrachtung auf vergangenheitsbezogene Daten ist ein bislang zuverlässiger Weg gewesen. Da im Wettbewerb der Restwert als Faktor der Leasingvertragskalkulation stetig nach oben wandert, ist bei der Übernahme von Restwertgarantien ein hohes Risiko mit einem eventuellen Verlust unter Betrachtung des Gesamtgeschäftes verbunden. Der Blick nach vorne wird deshalb wichtig. Das in dieser Arbeit erstellte Tool versucht, mit einem Rückblick auf Verkaufsdaten sowie Eurotax-Wertnotierungen auch den Blick nach vorne zu schaffen, indem es die vergangene Wertverlaufskurve mit den wesentlichen Faktoren der Gegenwart ergänzt. Nach eingehender theoretischer Betrachtung wurde ein Berechnungsmodell auf Basis Microsoft Excel entwickelt, das im Zuge von fünfzehn Expertengesprächen analysiert und modifiziert wurde. Die Eigenmittelvorschriften von Basel II spielen in der Restwertberechnung keine wesentliche Rolle, da der Restwert als möglicher Ankaufswert durch den Käufer, im üblichen Kfz-Händler, berechnet werden soll. Jedoch für das Risikomanagement einer Leasingfirma kann Basel II als Chance, bonitätsschwache Unternehmen exakter bewerten und die Zinssätze danach ausrichten zu können, gesehen werden. Ein hohes Potential, Restwerte kalkulieren und höhere Ankaufswerte erzielen zu können, wurde im Verwertungsprozess aufgedeckt. Kfz-Händler, die als qualitative, administrierbar quantitative Anzahl, in einem Auktionsmodus mit Nachbesserungsmöglichkeit eine ausführliche Beschreibung von Fahrzeugen in zeitgemäßer medialer Form (Internetplattform) bekommen, sind gewillt, ein paar Prozentpunkte über den allgemein üblichen Marktpreisen zu bezahlen. Das Berechnungstool kann für die breite Masse an Fahrzeugen verwendet werden, bei Sonderfällen wie Fahrzeuge, deren verkaufte Stückmenge pro Jahr unter 30 Stück liegt, wird nach wie vor eine manuelle Beurteilung oder eine Rückkaufserklärung vom Hersteller bzw. Händler erforderlich sein. 10 Experteninterviews 10 135 Experteninterviews Gesprächspartner Neben der Vorstellung des Berechnungsmodells wurden verschiedene, Gesprächleitfäden verwendet, um Restwert betreffende Themen zu beleuchten. Im Zuge der Interviews wurden Zwischenfragen nach Anlass gestellt, die sich zum Teil in der Analyse oder im Theorieteil wieder finden. Die Interviews wurden im Zeitraum von 07.03.2006 bis 17.03.06 geführt. Tabelle 23: Experteninterviews Name Firma Datum Modell145 Breyzek EBV-Leasing GmbH 08.03.06 Michael, Ing. & Co KG Eggner Leaseplan Österreich 09.03.06 Renato, DI Fuhrparkmanagement JA JA / Funktion /Abteilung / Verantwortung / Fuhrparkmanagement / Kalkulation Restwerte / Operations Direktor, Prokurist GmbH Eske Karl, EBV-Leasing Ing. 08.03.06 JA / Projektmanagement / Entwicklung, Implementierung von Prozessen Hager Markus Hager GesmbH 15.03.06 NEIN / Geschäftsführer v. Mazda Hager Hollabrunn und Caroutlet Herzog Herzog GmbH Helmut 09.03.06 NEIN Holesinsky EurotaxGlass´s 14.03.06 Peter Österreich GmbH NEIN 145 Berechnungsmodell wurde vorgestellt: JA/NEIN / Geschäftsführer Betrieben in Stmk. / Verkaufsleiter von 2 10 Experteninterviews 136 Klaus Stefan , Wirtschaftskammer 07.03.06 Dipl.(HTL) Österreich NEIN Arval Austria GmbH 13.03.06 / Leiter Bundesinnung KfzTechniker Ing. Kral Andreas / Commercial JA Melinz Erich, Erste Bank 08.03.06 Mag. NEIN Mischka BA-CA 07.03.06 Heinz Fuhrparkmanagement JA Direktor / Fuhrparkmanagement / Group Credit Risk Control, Basel II - Experte / Geschäftsführer GmbH Schneider Bawag P.S.K. 14.03.06 Heinrich, Ing. Fuhrparkleasing u. / Geschäftsführer JA Hillisch GmbH Oliver, Ing. Schwab EBV Leasing GmbH Richard, Mag. 08.03.06 / Abteilungsleiter JA Fuhrparkmanagement, International Fleet Service: Ansprechpartner Österreich Fuhrparkmanagement Ausschuss: Vorsitzender Seidl Manuel Seidl GmbH 09.03.06 / Geschäftsführer NEIN Seltenhammer Selbständiger Werner SV, 13.03.06 Berufsschullehrer EBV-Leasing 2 Betrieben in Stmk. / Gerichtlich NEIN beeideter Sachverständiger Kfz-Technik Steffek Georg von für Kraftfahrzeugtechnik 17.03.06 / Leiter JA Quelle: Eigene Darstellung Prokurist Interne Dienste, Anhang AI Anhang Gesprächsleitfaden Interviews Interviewgruppe Leasing- und Fuhrparkmanagementfirmen 1.) Das Restwertrisiko und die damit verbundene Garantie nimmt bei Operating Leasing zu. Außerdem ist es möglich, dass Leasinggeber durch Basel II zusätzlich Restwertrisiken übernehmen werden. Berechnen Sie den Restwert auf Basis der Eurotaxnotierungen und/oder eigenen Verkaufserfahrungen? Welche Überlegungen beziehen Sie in die Prognosewerte ein? 2.) Wie gehen andere Faktoren, die nicht durch Eurotax berücksichtigt werden - wie Farbe eines Fahrzeuges – in Ihre Berechnungen ein und welche Faktoren halten Sie relevant? 3.) Steuern Sie die Kaufentscheidungen Ihrer Kunden anhand dieser Faktoren? 4.) Sehen Sie die aktuelle Feinstaubdiskussion und damit verbundene Fahrverbote z.B. ab Herbst in Graz als Problematik für das Diesel/Benzin Verhältnis? 5.) In welcher Weise könnte sich dies ändern? Welche alternativen Antriebe (Erdgas, Biodiesel, Hybrid…) werden dadurch begünstigt? Welche Rolle spielt der DPF in Ihrer Prognose? 6.) Werden alternative Antriebe einen ähnlichen Wertverlauf haben wie Diesel/Benzin? 7.) Wie läuft der Verwertungsprozess ab, bedienen Sie sich externer Ressourcen? 8.) Bedienen Sie sich ausländischer Geschäftspartner? 9.) Suchen Sie in Zukunft Kooperationen mit dem Fahrzeughandel/Importeur in Bezug auf Restwertgarantien? (Rückkaufsverpflichtungen, Bsp. VW – Porschebank) Anhang A II 10.) Eurotax ist Marktwert bestimmend – immer mehr Händler weichen dennoch stark beim Kaufverhalten von den Werten ab. Woran sehen Sie die Gründe und inwieweit halten Sie z.B. die Sonderausstattungsermittlung lt. Eurotax für sinnvoll? 11.) Wie sehen Sie die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels in Österreich? Welchen Einfluss nimmt dabei das Export/Importgeschäft oder die Osterweiterung? Interviewgruppe Leasingfirma – Verwaltung 1.) Wie wird der Restwert ermittelt und welche Rolle spielt Eurotax dabei? 2.) Welche Faktoren neben Kilometer und Nutzungsdauer fließen derzeit in die Kalkulationen ein und welche halten Sie für zusätzlich relevant? 3.) Auf welche Weise würde es Sinn machen, Sonderausstattung bei einem Gebrauchtfahrzeug zu bewerten? (Eurotax Autowert macht gleiche Abwertung für Sonderausstattungspositionen wie für Fzg. selbst.) 4.) Sehen Sie Potential in Hybridfahrzeugen oder anderen alternativen Antrieben und wie würden Sie diese Fahrzeuge vom Wertverlauf her sehen? (Ähnlich wie Diesel, Benziner, besser/schlechter, oder ganz andere Wertverlaufskurve) 5.) Welche Bedeutung spielt der Dieselpartikelfilter bei Leasingverträgen und wie wird sich das Fehlen/Vorhandensein eines solchen am zukünftigen Gebrauchtwagenmarkt widerspiegeln? Glauben Sie, dass Fahrverbote aufgrund von Feinstaubbelastung oder andere umweltpolitische Maßnahmen am Diesel/Benzin Verhältnis etwas maßgeblich verändern werden? Welche technologischen Aspekte werden Ihrer Meinung nach in Zukunft bei Leasingvertragskalkulationen (Restwert) eine Rolle spielen (Erdgas, Hybridantriebe...), ab wann werden diese in Ihrer Restwertberechnung eine Rolle spielen bzw. wie könnte deren Wertverlauf aussehen? 6.) Sind Restwertprognosen auf Basis von fahrzeugtypenähnlichen gegenwärtigen Eurotaxankaufswertnotierungen weiterhin Ziel führend? Welche Methoden von Restwertermittlung sehen Sie als möglich und sinnvoll? Beinhalten die derzeitigen Restwertmatrizen die möglichen Einflussfaktoren und wie kann man sie realistisch erweitern? Anhang A III 7.) Denken Sie, dass sich im großstädtischen Bereich die Nutzung von einspurigen Fahrzeugen zu Lasten der mehrspurigen verändern wird? 8.) Welchen Einfluss hat Basel II indirekt und direkt auf den Leasinggeber? Inwieweit muss der Leasinggeber seine Restwertkalkulation darauf abstimmen? Wird es durch die bonitätsabhängige Kreditvergabe zu einer Abwanderung von bonitätsschwachen Unternehmen zu Leasingfirmen kommen, die die Bonität zu wenig in den Zinsfaktor oder Restwert einfließen lassen? Da die Kreditwürdigkeit sich relativ zur Bonität ihrer Leasingnehmer verhält verstärken sich Wettbewerbsnachteile gegenüber Banken. Wie kann eine Leasinggesellschaft dem entgegenwirken? Das Restwertrisiko und die damit verbundene Garantie nimmt bei Operating Leasing zu. Außerdem ist es möglich, dass Leasinggeber durch Basel II zusätzlich Restwertrisiken übernehmen werden. Berechnen Sie den Restwert auf Basis der Eurotaxnotierungen und/oder eigenen Verkaufserfahrungen? Welche Überlegungen beziehen Sie in die Prognosewerte ein? 9.) Suchen Sie in Zukunft Kooperationen mit dem Fahrzeughandel/Importeur in Bezug auf Restwertgarantien? (Rückkaufsverpflichtungen, Bsp. VW – Porschebank) 10.) Eurotax ist Marktwert bestimmend – immer mehr Händler weichen dennoch stark beim Kaufverhalten von den Werten ab. Woran sehen Sie die Gründe und inwieweit halten Sie z.B. die Sonderausstattungsermittlung lt. Eurotax für sinnvoll? 11.) Wie sehen Sie die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels in Österreich? Welchen Einfluss nimmt dabei das Export/Importgeschäft oder die Osterweiterung? Interviewgruppe Autohändler, Sachverständige, Bundesinnung 1.) Welche Faktoren sehen Sie beim Fahrzeugankauf als relevant? (Farbe, KmStand…) Welche Faktoren vermindern Ihrer Meinung nach den Wert des Fahrzeuges, die nicht durch die Eurotax-Notierungen erfasst werden (z.B. Farbe des Fahrzeuges)? 2.) Woher beziehen Sie Ihre GW-Fahrzeuge, an wen und welche Länder beliefern Sie? 3.) Was sind definitive Ausscheidungskriterien für einen Autoankauf? Anhang A IV 4.) Welche Möglichkeiten sehen Sie für eine Leasingfirma, einen höheren Restwert zu erzielen? (Rückkaufsverpflichtungen?) 5.) Wie ermitteln Sie den Ankaufswert neben Verwendung einer Eurotaxliste und wie beziehen Sie die Sonderausstattung dabei ein? 6.) Glauben Sie dass Importeure oder Händler zukünftig Restwertrisiken übernehmen werden? 7.) Wie sehen Sie die Zukunft des Gebrauchtwagenhandels in Österreich? 8.) Welchen Einfluss nimmt dabei das Export/Importgeschäft oder die Osterweiterung? 9.) Bei einer Wertermittlung eines Fahrzeuges greifen Sie auf Eurotaxnotierungen zurück. Welche zusätzlichen Abwertungen/Aufwertungen finden sich in Ihren Gutachten wieder? 10.) Wie werden sich die alternativen Antriebe (Erdgas, Hybrid – Benzin, Diesel, Elektro-, Biodiesel bzw. Ersatzstoffbeimischung wie Methanol etc.) entwickeln? Welche Chancen sehen Sie und welche Wertverläufe halten Sie bei diesen Fahrzeugen für realistisch? 11.) Eurotax ist Marktwert bestimmend – immer mehr Händler weichen dennoch stark beim Kaufverhalten von den Werten ab. Woran sehen Sie die Gründe und inwieweit halten Sie z.B. die Sonderausstattungsermittlung lt. Eurotax für sinnvoll? 12.) Wie hoch schätzen Sie die durchschnittlichen Kosten für Ansprüche aus der Gewährleistung bei Gebrauchtwagen? Interviewgruppe Eurotax 1.) Eurotaxnotierungen haben für den Autohandel und Kfz-Leasingfirmen einen hohen Stellenwert. Die Ermittlung der Verkaufsnotierungen erfolgt auf Basis gemeldeter Verkaufszahlen. Wie erfolgt die Ermittlung der Ankaufsnotierungen, wird eine Handelsspanne zwischen Verkaufs- und Einkaufsnotierungen berücksichtigt? Wie werden Fahrzeugverkaufsnotierungen ermittelt, denen keine Meldedaten gegenüberstehen? Anhang AV 2.) Die Sonderausstattungen werden in gleicher Abwertung wie der Wertverlauf des Fahrzeuges selbst berechnet (Programm Eurotax Autowert, nicht bei Katalogform). Viele der Händler haben aber nur die Eurotaxbücher und berücksichtigen einerseits deshalb, andererseits weil der nächste Käufer nicht das gleiche Interesse an der gesamten Sonderausstattung hat, diese Aufwertung nicht. Wodurch wird diese Bewertung begründet? Automobilclubs verwenden oft das Programm, aber der ankaufende Händler nicht. Unterliegt die Sonderausstattung (wie z.B. Sitzheizung, Tempomat) dem gleichen Wertverlauf? Fließen hierbei Händlermeldungen ein? 3.) Welche Faktoren vermindern Ihrer Meinung nach den Wert des Fahrzeuges, die nicht durch die Eurotax-Notierungen erfasst werden (z.B. Farbe des Fahrzeuges)? 4.) Wie und bis wann denken Sie werden sich technologisch innovative Fahrzeugantriebe (Erdgas, Hybrid, Elektro-,…) in Europa entwickeln und werden die Wertverläufe ähnlich wie die von Diesel/Benzin-Fahrzeugen sein? 5.) Inwieweit sind Eurotaxnotierungen verschiedener Staaten (z.B. Deutschland/Österreich) aneinander gekoppelt, bzw. wie nimmt der Export/Import Einfluss auf die Eurotaxnotierungen? Interviewgruppe Erste Bank 1.) Welchen Einfluss hat Basel II indirekt und direkt auf den Leasinggeber? Inwieweit muss der Leasinggeber seine Restwertkalkulation darauf abstimmen? 2.) Wird es durch die bonitätsabhängige Kreditvergabe zu einer Abwanderung von bonitätsschwachen Unternehmen zu Leasingfirmen kommen, die die Bonität zu wenig in den Zinsfaktor oder Restwert einfließen lassen? 3.) Da die Kreditwürdigkeit sich relativ zur Bonität Ihrer Leasingnehmer verhält verstärken sich Wettbewerbsnachteile gegenüber Banken. Wie kann eine Leasinggesellschaft dem entgegenwirken? 4.) Wann ist der interne Ansatz bei Basel II, wann der fortgeschrittene sinnvoll? Anhang A VI Excel-Modell146 146 Zur Verwendung von Leasingfirmen, Banken, Autohändlern, Importeuren, Autokäufern und Sachverständigen geeignet, um einen realen Restwert zu ermitteln. Erhältlich bei Thomas Pescosta, Sendnergasse 22/7, 2320 Schwechat, Telnr: +43 699 174 174 00, E-Mail: thomas@pescosta.at Anhang A VII Literaturverzeichnis Aigner, Dietmar, Gaedke Gerhard, Grabner Roland, Tumpel Michael (2004): Das Auto im Steuerrecht, Ein Praxis-Leitfaden, 2. Auflage, Wien: Linde, S. 20-46 BA-CA Leasing (2006): Pressegespräch am 8. April 2005 Bank Austria Creditanstalt Leasing, Marktanteile Kfz-Leasing (Österreich, Neuvolumen 2004), online: http://www.ba-caleasing.com/contenttool/time2web.nsf/lookupDownloads/BACA_Leasing_Praesentation_Pressegespraech/$file/BACA_Leasing_Praesentation_Pressegespraech.ppt, Zugriff: 11.04.2006 Behr Patrick (2005): Basel II und Controlling, Ein praxisorientiertes Konzept zur Basel II-konformen Unternehmenssteuerung, 1.Auflage, Wiesbaden: Gabler Verlag, Bordewin Arno (2003): Leasing im Steuerrecht, 4.Auflage, Heidelberg: F. Müller, S. 12-20 BMVIT (2005): Kukacka: Historische Weichenstellung durch flächendeckende Beimischung von Biodiesel, 01.10.2005, online: http://www.bmvit.gv.at/presse/aktuell/svt/2005/1001OTS0006.html, Zugriff: 30.01.2006 Eurotax Glass (2006): online: http://www.eurotaxglass.com/ Zugriff: 23.01.2006 Engel Johanna (2004): Handbuch Kraftfahrzeug-Leasing, 2.Auflage, München: C.H. Beck, S. 2-173 EurotaxGlass´s Österreich GmbH (2005): PKW Marktbericht, Durchschnittliche Prognosewerte für Rücknahmekalkulation (Einkauf / Blau), Helmuth H. Lederer (Hrsg.), 3403 Klosterneuburg, Bd. 11/2005, Klosterneuburg: EurotaxGlass´s Österreich GmbH EurotaxGlass´s Österreich GmbH (2005): PKW Marktbericht, Durchschnittliche Verkaufserlöse aufbereitet mit Servicenachweis und Gewährleistungsanspruch Anhang A VIII (Verkauf / Gelb), Helmuth H. Lederer (Hrsg.), 3403 Klosterneuburg, Bd. 11/2005, Klosterneuburg: EurotaxGlass´s Österreich GmbH Gerl Bernhard (2002): Innovative Automobilantriebe, Konzepte auf der Basis von Brennstoffzellen, Traktionsbatterien und alternativen Kraftstoffen, Landsberg/Lech: Moderne Industrie, S. 17-204 Gscheidle Rolf (1999): Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik, 26.Auflage, Haan-Gruiten: Europa-Lehrmittel, Gscheidle Rolf (2003): Tabellenbuch Kraftfahrzeugtechnik, 14. Auflage, HaanGruiten: Europa-Lehrmittel , S. 30-250 Großkurth Bernd (2004): Markenloyalität im Premiumsegment des Automobilmarkts, Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, S. 29-157 Hartmann-Wendels (2003a): Auswirkungen von Basel II auf die Leasing-Branche, in: Leasing Wissenschaft und Praxis, Hartmann-Wendels T. (Hrsg.), Köln: Forschungsinstitut für Leasing an der Universität zu Köln, S. 55-69 Hartmann-Wendels (2003b): Perspektiven des Forschungsinstitut für Leasing, in: Leasing Wissenschaft und Praxis, Hartmann-Wendels T. 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2004 ...................................................... 13 Abbildung 2: Vergleich Kredit und Finanzierung ..................................................... 17 Abbildung 3: Basel II Konzept .................................................................................. 28 Abbildung 4: Eurotax Marktbericht ........................................................................... 40 Abbildung 5: Eurotax Kilometertabelle ..................................................................... 41 Abbildung 6: Eurotax Autowert................................................................................. 42 Abbildung 7: Abweichung Kyoto-Zielpfad – Treibhausgas (THG) .......................... 50 Abbildung 8: Europäische Abgasnormen .................................................................. 52 Abbildung 9: Quellenbeiträge von PM10 an der Messstelle Wien............................ 53 Abbildung 10: Eurotax Forecast ................................................................................ 68 Abbildung 11: Eurotax - Kilometertabelle................................................................. 71 Abbildung 12: Eurotaxnotierung Ankauf .................................................................. 72 Abbildung 13: Wertverlauf VW Passat Österreich................................................... 74 Abbildung 14: Wertverlauf VW Passat Deutschland................................................. 75 Abbildung 15: VW Passat Wertverlauf (Leasingfirma)............................................. 76 Abbildung 16: Referenzmodell Wertverlauf.............................................................. 78 Abbildung 17: Berechnungsmodell ........................................................................... 80 Abbildung 18: Ausfall.............................................................................................. 104 Abbildung 19: Wertverlauf PKW ............................................................................ 124 Abbildung 20: Eingabematrix .................................................................................. 132