Röhrenverstärker selber bauen - Leseprobe
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Röhrenverstärker selber bauen - Leseprobe
10:10 Uhr Seite 1 FRANZIS 14.04.2011 PC & ELEKTRONIK Richard Zierl Röhrenverstärker selber bauen Aus dem Inhalt: • Vorverstärker mit Trioden und Pentoden • Entzerrer für IEC/RIAA und weitere Schneidkennlinien • MC-Vorstufen passiv und aktiv mit Röhren und Transistoren • Klangregler, einfach und luxuriös • Kompletter Röhren-Vorverstärker mit Umschalteinheit • Kopfhörerverstärker in Klasse-A-Technik • Klasse-A-Endstufen mit bis zu 6 Watt Ausgangsleistung • Klasse-AB-Gegentakt-Endstufen mit bis zu 100 W Ausgangsleistung • PA-Verstärker und ELA-100-V-Verstärker • Netzteilschaltungen für Röhren-Endstufen • Messungen an Röhrenverstärkern Röhrenverstärker erleben derzeit eine Renaissance. Dafür gibt es viele Gründe. Für den einen ist es der Spaß am Selberbauen, für den anderen der Wohlklang des Röhrenverstärkers und ein Dritter liebt es einfach, kreativ zu sein und eigene Konzepte zu entwickeln. Der Bau eines Röhrenverstärkers muss nicht teuer sein – zumindest nicht teurer als der Bau eines gleichwertigen Halbleiterverstärkers. Röhren sind inzwischen wieder preiswert erhältlich. In Sonderaktionen werden neue Röhren für wenige Euro pro Stück verkauft. Außerdem muss nicht in jedem Fall ein spezieller Netztransformator oder Übertrager gekauft werden. Auch bei der Beschaffung der Einzelteile ist Kreativität gefragt. Selbst wenn Röhrenverstärker nach alten, bewährten Konzepten gebaut werden – durch die besseren Bauteile entsteht in jedem Fall ein Gerät, das auch heutigen Ansprüchen genügt. Dieses Buch trägt dazu bei, dass der Einstieg in das Thema „Röhren“ gut gelingt. Alle Schaltungen sind so einfach wie möglich gehalten. Mit einem Simulationsprogramm können Sie dann problemlos auch komplexere Schaltungsvarianten testen und optimieren. Auf diese Weise können Sie so lange experimentieren, bis Sie die für Sie ideale Schaltung gefunden haben. Wählen Sie aus mehr als 50 Schaltungsvorschlägen die passende aus und bauen Sie sich die persönliche Traum-Hi-Fi-Anlage. Mit der auf der beiliegenden CD-ROM enthaltenen Software können Sie die Schaltungen den persönlichen Bedürfnissen anpassen und deren Funktionen optimieren. Egal, ob Sie die vorgestellten Schaltungen einfach nachbauen, die Schaltungen abwandeln und optimieren oder gar eigene Schaltungen neu entwickeln möchten: dieses Buch bietet Ihnen in allen Entwicklungsphasen wertvolle und unverzichtbare Unterstützung. Die beiliegende Software macht die Entwicklung eigener Schaltungen zum Kinderspiel. In 14 Modulen berechnen Sie per Mausklick unter anderem die Bauteilwerte für folgende Schaltungen: • Verstärkerstufen mit Trioden und Pentoden • Gegentakt-B-Endstufe mit Pentoden • Netztrafo und Drossel für Röhrennetzteil • Ausgangsübertrager für Eintaktund Gegentakt-Endstufen • Klangregler nach Baxandall • Verschiedene Schaltpotentiometer mit 12 bzw. 24 Stufen Röhrenverstärker selber bauen 65054-0 U1+U4_PEK ISBN 978-3-645-65054-0 ISBN 978-3-645-65054-0 Zierl Euro 29,95 [D] Besuchen Sie uns im Internet www.franzis.de PC & ELEKTRONIK Richard Zierl Röhrenverstärker selber bauen Schaltungen bauen, berechnen und simulieren • Vorverstärker mit Trioden und Pentoden selber bauen • Messungen an Röhrenverstärkern durchführen • Kopfhörverstärker bauen 5 Vorwort Röhrenverstärker erleben derzeit eine Renaissance. Dafür gibt es viele Gründe. Für den einen ist es der Spaß am Selberbauen, für den anderen der Wohlklang des Röhrenverstärkers und ein Dritter liebt es einfach, kreativ zu sein und eigene Konzepte zu entwickeln. Der Bau eines Röhrenverstärkers muss nicht teuer sein – zumindest nicht teurer als der Bau eines gleichwertigen Halbleiterverstärkers. Röhren sind inzwischen wieder preiswert erhältlich. In Sonderaktionen werden neue Röhren für wenige Euro pro Stück verkauft. Außerdem muss nicht in jedem Fall ein spezieller Netztransformator oder Übertrager gekauft werden. Auch bei der Beschaffung der Einzelteile ist Kreativität gefragt. Selbst wenn Röhrenverstärker nach alten, bewährten Konzepten gebaut werden – durch die besseren Bauteile entsteht in jedem Fall ein Gerät, das auch heutigen Ansprüchen genügt. Dieses Buch ist nicht für den Neueinsteiger in die Welt der Elektronik geeignet. Sie sollten mit den Grundlagen der Elektronik vertraut sein und am besten auch über ein wenig handwerkliche Erfahrung verfügen. Lediglich mit Elektronenröhren müssen Sie sich bisher nicht beschäftigt haben. Dieses Buch trägt dazu bei, dass der Einstieg in das Thema »Röhren« gut gelingt. Alle Schaltungen sind so einfach wie möglich gehalten. Mit einem Simulationsprogramm können Sie dann problemlos auch komplexere Schaltungsvarianten testen und optimieren. Auf diese Weise können Sie so lange experimentieren, bis Sie die für Sie ideale Schaltung gefunden haben. Wählen Sie aus mehr als 50 Schaltungsvorschlägen die passende aus und bauen Sie sich die persönliche Traum-Hi-Fi-Anlage. 7 Inhaltsverzeichnis 1 Was spricht für Schaltungen mit Elektronikröhren?............................ 11 2 Aufbau und Funktion von Elektronenröhren ....................................... 17 2.1 Aufbau und Funktion von Dioden ...........................................17 2.2 Aufbau und Funktion von Trioden...........................................20 2.3 Aufbau und Funktion von Pentoden .......................................22 2.4 Bezeichnungsschema für Elektronenröhren ...........................24 3 Einstieg in die Röhrentechnik ............................................................ 25 3.1 Altgeräte reparieren ...............................................................27 3.2 Altgeräte verbessern ..............................................................32 3.3 Altgeräte zerlegen und Einzelteile gewinnen ..........................33 3.4 Traumgerät aus den 60er-Jahren: Quad II ...............................37 4 Individuelle Schaltungsentwicklung .................................................. 39 4.1 In vier Schritten zum persönlichen Traumgerät.......................39 4.2 Schaltung berechnen .............................................................40 4.3 PC-Berechnungsprogramme für Röhrenschaltungen...............42 4.3.1 TCJ Push-Pull Calculator .........................................................42 4.3.2 TCJ My Stock Database...........................................................44 4.3.3 TCJ Filter Designer ..................................................................44 4.3.4 Tube CAD ...............................................................................45 4.3.5 SE Amplifier CAD ....................................................................46 4.3.6 Audio Gadgets .......................................................................46 4.3.7 Tube Manual ..........................................................................47 4.4 Einführung in das Simulationsprogramm LTspice IV ...............47 4.4.1 Programm installieren und einrichten ....................................49 4.4.2 Neue Schaltung anlegen ........................................................50 4.4.3 Bauteile einfügen, drehen und löschen..................................52 4.4.4 Schaltung verdrahten.............................................................58 4.4.5 Signale benennen ..................................................................59 4.4.6 Oszilloskop (Transientenanalyse) ..........................................60 4.4.7 Fourier-Analyse ......................................................................62 4.4.8 Frequenzganganalyse (AC-Analyse)........................................65 4.4.9 Tastaturkürzel ........................................................................66 4.5 MELETE 2010 – ein optimierender SPICEModellgenerator für Trioden...................................................67 4.6 PHOIBE 2010 – Berechnung von Transformatoren, Drosseln und Übertragern inklusive SPICEModellgenerator ....................................................................68 8 Inhaltsverzeichnis 4.7 4.8 4.9 4.10 4.11 4.12 4.13 ENIPEUS 2010 – grafisch-interaktiver SPICEModellgenerator für Trioden und Pentoden ............................69 AOIDE 2011 – CAD-Programm zur Berechnung von Röhrenverstärkerschaltungen ................................................71 ALEKTO 2011 – CAD-Programm zur Berechnung von Klangregelschaltungen und Stufenpotenziometern ................74 ToneStackCalculator ..............................................................76 Hi-Fi-Selbstbau Klirrfaktor Generator ......................................76 AudioTester – die Eier legende Wollmilchsau .........................77 Hinweise zum praktischen Schaltungsaufbau ........................81 5 Messungen an Elektronenröhren – kurze Einführung ......................... 83 5.1 Einfaches Röhrenprüfgerät.....................................................83 5.2 Kommerzielles Röhrenprüfgerät .............................................86 5.3 Kennlinien messen ................................................................87 5.4 Röhrenkennwerte aus den Kennlinien bestimmen..................89 5.5 SPICE-Parameter bestimmen..................................................90 6 Messungen an Röhrenschaltungen – kurze Einführung ...................... 91 6.1 Vorsichtsmaßnahmen ............................................................91 6.2 Betriebsspannungen messen.................................................92 6.3 Ausgangsleistung messen .....................................................94 6.4 Frequenzgang messen ...........................................................98 6.5 Geräuschspannungsabstand messen ....................................99 6.6 Klirrfaktor messen............................................................... 100 7 Audio-Röhrenschaltungen ............................................................... 101 7.1 Frequenzbereich ................................................................. 102 7.2 Einfacher Vorverstärker mit Triode....................................... 102 7.3 Einfacher Vorverstärker mit Pentode ................................... 111 7.4 Trickreicher Vorverstärker in Kaskodenschaltung mit E88CC ................................................................................. 114 7.5 Einfacher RIAA-Vorverstärker mit Trioden ............................ 116 7.6 Luxus-Schallplattenentzerrer mit umschaltbarer Entzerrung .......................................................................... 120 7.6.1 Entzerrungsanpassung mit der Klangregelung des HiFi-Verstärkers...................................................................... 128 7.7 MC-Vorstufe ........................................................................ 129 7.8 Klangregelstufe mit Trioden ................................................ 138 7.9 Hochwertige Klangregelstufe mit Triode/Pentode................ 144 7.10 Kompletter Hi-Fi-Vorverstärker mit Trioden/Pentoden.......... 149 7.10.1 Universeller Röhrenvorverstärker ........................................ 152 7.11 Potenziometer mit Stufenschalter für höchste Präzision............................................................................. 155 7.11.1 Lineares Schaltpotenziometer............................................. 155 7.11.2 Negativ logarithmisches Schaltpotenziometer .................... 156 Inhaltsverzeichnis 9 7.11.3 Geschaltetes Lautstärkepotenziometer ............................... 156 7.12 Umschaltmatrix mit Reedrelais............................................ 157 7.13 Einfacher Verstärker für Kopfhörer in Klasse-ASchaltung ........................................................................... 159 7.14 Einfacher Verstärker für Lautsprecher in Klasse-ASchaltung ........................................................................... 163 7.15 Einfacher Verstärker der Klasse A mit EF 86 und EL 95......... 166 7.16 Endstufe Klasse A mit EL 84 ................................................ 170 7.16.1 Wie viel Klirrfaktor erträgt der Mensch? ............................... 174 7.17 Endstufe Klasse A mit EL 84 und elektrostatischen Hochtönern ......................................................................... 175 7.17.1 Aufbau und Funktion eines elektrostatischen Lautsprechers ..................................................................... 175 7.17.2 Betrieb eines Klasse-A-Röhrenverstärkers mit einem elektrostatischen Hochtöner ............................................... 177 7.18 Endstufe Klasse A mit 300B ................................................ 179 7.19 Endstufe Gegentakt AB mit 2 x ECL 84................................. 182 7.20 Endstufe Gegentakt AB mit ELL 80....................................... 187 7.21 Endstufe Gegentakt AB mit 2 x EL 95................................... 191 7.22 Endstufe Gegentakt AB mit 2 x EL 84................................... 194 7.23 Hi-Fi-Endstufe Gegentakt AB mit 4 x EL 84 ........................... 199 7.24 Hi-Fi-Endstufe Gegentakt AB mit 2 x EL 34 ........................... 205 7.25 PA-Verstärker Gegentakt B für E-Gitarren ............................. 209 7.26 ELA-100-V-Verstärker Gegentakt B (2 x EL 34) ..................... 213 7.27 Aussteuerungsanzeige mit Zeigerinstrumenten................... 218 7.28 Aussteuerungsanzeige mit einem magischen Auge ............. 219 8 Netzteil für Röhrenschaltungen........................................................ 223 8.1 Preiswertes Röhrennetzteil mit zwei Halogentransformatoren ..................................................... 224 8.1.1 Spannungsverdopplung von 12 V auf 24 V.......................... 226 8.2 Netzteil mit altem Röhrennetztransformator ........................ 227 8.3 Netzteil mit Spezialtransformator........................................ 230 8.4 Netzteil mit Gleichrichterröhre EZ 80 ................................... 234 8.5 Lautsprecherschutzschaltung ............................................. 237 9 Krönung einer audiophilen Röhrenanlage: ein Hornlautsprecher...... 239 9.1 Funktion und Vorteile von Hornlautsprechern ..................... 239 9.2 Hinweise für den Selbstbau ................................................ 240 10 Daten der verwendeten Elektronenröhren ........................................ 249 10.1 SPICE-Modelle von Norman Koren ....................................... 249 10.2 Triode E 88 CC..................................................................... 250 10.3 Triode ECC 81...................................................................... 251 10.4 Triode ECC 82...................................................................... 252 10.5 Triode ECC 83...................................................................... 252 10 Inhaltsverzeichnis 10.6 10.7 10.8 10.9 10.10 10.11 10.12 10.13 10.14 10.15 10.16 Triode/Pentode ECF 80........................................................ 253 Triode/Pentode ECF 82........................................................ 254 Triode/Pentode ECL 84 ....................................................... 255 Pentode EF 86 ..................................................................... 257 Pentode EL 34..................................................................... 257 Pentode EL 41..................................................................... 258 Pentode EL 84..................................................................... 259 Pentode EL 95..................................................................... 260 Doppelpentode ELL 80 ........................................................ 260 Anzeigeröhre EM 84 ............................................................ 261 Diode EZ 80 ........................................................................ 262 Stichwortverzeichnis ....................................................................... 263 17 2 Aufbau und Funktion von Elektronenröhren Erstmals wurden die drei wichtigsten Röhrentypen in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt. Lee de Forest (USA) und Robert von Lieben (Deutschland) erfanden gleichzeitig und unabhängig voneinander die Verstärkerröhre mit einem Steuergitter. 2.1 Aufbau und Funktion von Dioden Die Basiserfindung stammt von dem universellen Erfindergenie Thomas Alva Edison. Er wies den glühelektrischen Effekt experimentell nach. Wird in einem evakuierten Glaskolben ein Metalldraht zum Glühen gebracht, können mit einer ebenfalls eingeschmolzenen Gegenelektrode Elektronen nachgewiesen werden. Wird die Gegenelektrode mit dem Pluspol einer Batterie und der Glühdraht mit dem Minuspol verbunden, fließt ein kräftiger Strom. Wird die Batterie umgekehrt angeschlossen, fließt kein Strom. Atomphysiker wiesen nach, dass der Stromfluss sowohl im Vakuum als auch im Metalldraht aus negativ geladenen Elektronen besteht. Das anschauliche Atommodell dieser Zeit zeigt Bild 2.1. Im Zentrum befindet sich ein positiv geladener Kern, der von negativ geladenen Elektronen umkreist wird. Atome sind im Normalfall nach außen hin neutral. Es sind so viele negative Elektronen wie positive Kernladungen vorhanden. Wird z. B. der Metalldraht im Röhreninneren auf über 1.000 °C erhitzt, verlässt das Elektron auf der äußersten Bahn die Atomhülle und fliegt im Vakuum frei umher. Eine positiv geladene Elektrode im luftleeren Glaskolben zieht diese freien Elektronen an. Solange der erhitzte Draht freie Elektronen erzeugt – vom Minuspol der Batterie werden ständig Elektronen nachgeliefert –, bleibt dieser Stromfluss bestehen (Bild 2.2). 18 Kapitel 2: Aufbau und Funktion von Elektronenröhren Bild 2.1: Einfaches Atommodell Bild 2.2: Schema des glühelektrischen Effekts Luftleer muss der Glaskolben deshalb sein, weil die Elektronen sonst ständig mit Luftmolekülen zusammenstoßen würden. Bei jedem Zusammenstoß würden sie Energie verlieren. Aufgrund der immens hohen Zahl an Gasmolekülen würden die Elektronen ihre gesamte Bewegungsenergie verlieren und niemals die Metallelektrode erreichen. Ein Stromfluss würde sich nicht ergeben. Bild 2.3: Symbol einer Röhrendiode Zurück zur luftleeren Röhrendiode. Bild 2.3 zeigt das korrekte Schaltbild für die Röhre und rechts daneben das vertraute Schaltbild für eine Halbleiterdiode. 2.1 Aufbau und Funktion von Dioden 19 Letzteres zeigt mit der Pfeilrichtung die Durchlassrichtung einer Diode, von der Anode zur Kathode. Aber entdeckt wurde doch, dass die Elektronen von dem erhitzten Metalldraht (Kathode) zur positiven Metallelektrode (Anode) fließen?! Das wird die tatsächliche oder physikalische Stromrichtung genannt. In der Realität fließen Elektronen vom Minuspol zum Pluspol. Als die Stromrichtung im neunzehnten Jahrhundert aber festgelegt wurde, wusste man das noch nicht. Alessandro Giuseppe Antonio Anastasio Graf von Volta erfand im Jahr 1800 die Batterie und legte die technische Stromrichtung fest. Er ging fälschlicherweise davon aus, dass der Strom vom Plus- zum Minuspol der Batterie fließt. Im Schaltbild der Röhrendiode ist manchmal zu sehen, dass es einen Bogen gibt, der den Glühdraht symbolisiert, und einen Punkt als Zeichen für die Kathode. Die Kathode ist der Teil der Röhre, von dem die freien Elektronen herrühren. Tatsächlich handelt es sich bei der Kathode um ein kleines Röhrchen aus Nickel, das mit Bariumoxid beschichtet ist. Sind Glühdraht und Kathodenröhrchen elektrisch isoliert, handelt es sich um eine indirekt geheizte Röhre. Sind beide elektrisch miteinander verbunden oder gibt es gar kein Kathodenröhrchen, liegt eine direkt geheizte Röhre vor. Bild 2.4: Typische Kennlinie einer Röhrediode Bild 2.4 zeigt die Kennlinie der Röhrendiode. Die Stromdichte steigt exponentiell mit zunehmender Anodenspannung an. Am bedeutsamsten aber ist die Tatsache, dass die Röhrendiode Strom nur in eine Richtung passieren lässt. Deshalb kann dieses Bauteil zur Gleichrichtung von Wechselspannung genutzt werden. Als Beispiel für eine Röhrendiode zeigt Bild 2.5 die einstmals häufig in Radios eingesetzte EZ 80. 20 Kapitel 2: Aufbau und Funktion von Elektronenröhren Bild 2.5: Röhrendiode EZ 80 Eckdaten einiger Röhrendioden Bezeichnung Maximale Anodenspannung Maximaler Anodenstrom EZ 80 2 x 350 V 90 mA EZ 81 2 x 350 V 450 mA EZ 150 2 x 400 V 2.500 mA GY 11 1.600 V 750 mA 2.2 Aufbau und Funktion von Trioden Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts waren eine Zeit des Aufbruchs in die Zukunft. Seit Jahrzehnten gab es die weltweite Übertragung von Nachrichten mittels elektrischer Signale (Morsezeichen) auf Nachrichtenkabeln. Seit wenigen Jahren gab es sogar schon die funktechnische Nachrichtenübermittlung (drahtlose Übermittlung mittels Radiowellen von Guglielmo Marconi). Selbst der Halbleitereffekt war bereits bekannt, mangels Basiswissen im Bereich Quantenphysik aber praktisch noch nicht nutzbar. Was es aber nicht gab und wonach seit Jahrzehnten weltweit fieberhaft geforscht wurde: ein Bauteil, eine Schaltung, mit der elektrische Signale verstärkt werden können, ein sogenanntes Telegrafenrelais. 1906 kamen zwei Männer unabhängig voneinander auf die gleiche geniale Idee. Wird im Glaskolben einer Röhrendiode im Bereich zwischen Kathode (Glühdraht) und Anode ein Drahtgitter eingebaut, kann mit einer kleinen Spannung an diesem Steuergitter der Röhrenstrom (je nach Belastbarkeit der Röhre) beliebig verändert werden. Ein kleines Signal am Steuergitter führt so zu einem großen Signal am Anodenwiderstand. Das lange gesuchte Telegrafenrelais war gefunden. Lee de Forest aus den Vereinigten Staaten und Robert von Lieben aus Deutschland waren die Entdecker. Aber nicht nur die ermüdeten Strom-einStrom-aus-Signale des Morsealphabets konnten regeneriert werden, sondern auch Sprache und Musik. Damit wurde eine Lawine losgetreten. Radio, Fernsehen und Audiotechnik begannen wahr zu werden und erlebten einen unvorstellbaren Aufschwung. 2.2 Aufbau und Funktion von Trioden 21 Bild 2.6: Symbol einer Triode Bild 2.6 zeigt das Schaltbild einer Triode. Moderne Röhren sind üblicherweise indirekt geheizt. Deshalb wird die Kathode getrennt von den Heizungsanschlüssen herausgeführt. Die Eingangs- und Ausgangskennlinie einer typischen Eingangstriode zeigt Bild 2.7. Bild 2.7: Typische Kennlinien von Trioden Die Höhe der Anodenspannung hat einen gewissen Einfluss auf die Verstärkung. Das kann in der Praxis recht unangenehm sein. Während des Verlaufs eines sinusförmigen Signals schwankt die Anodenspannung natürlich entsprechend. Damit schwankt aber auch die Verstärkung. Das hat zur Konsequenz, dass das verstärkte Signal nicht mehr exakt sinusförmig ist, also verzerrt wird. Mehr zur Funktion von Röhren und zur Berechnung von Röhrenschaltungen finden Sie in der Buchreihe Lehrbuch der Elektronenröhren, Band 1 bis Band 4, von Heinrich Georg Barkhausen. Auf die Schaltungspraxis konzentriert, ist auch das Buch Elektronenröhren und ihre Schaltungen von Martin Kulp sehr empfehlenswert. Verständlich sind auch die in englischer Sprache verfassten Handbücher Radiotron Designer’s Handbook von F. Langford-Smith und Theory And Applications Of Electron Tubes von Herbert J. Reich. Alle genannten Bücher sind nur noch gebraucht erhältlich. Bild 2.8: Triode ECC 83 22 Kapitel 2: Aufbau und Funktion von Elektronenröhren Als Beispiel zeigt Bild 2.8 den Typ ECC 83, eine auch heute noch sehr beliebte NF-Anfangsdoppeltriode. Eckdaten einiger Trioden Bezeichnung Maximale Anodenspannung Maximaler Anodenstrom Steilheit ECC 83 300 V 8 mA 1,6 mA/V EC 158 300 V 150 mA 25 mA/V ED 8000 300 V 150 mA 16 mA/V 300 B 450 V 100 mA 5,5 mA/V 2.3 Aufbau und Funktion von Pentoden Im Lauf der Zeit verstand man die Vorgänge in der Vakuumröhre immer besser. So wurde eine weitere Drahtwendel, das Schirmgitter, zwischen Steuergitter und Anode eingeführt. Dieses Gitter schützt das Steuergitter vor schädlicher Einflussnahme durch die Anode. Eine weitere Drahtwendel, das Bremsgitter, platziert zwischen Schirmgitter und Anode, erhöht die Effektivität der Verstärkerröhre. Infolge der hohen Geschwindigkeit der Elektronen beim Auftreffen auf das Anodenblech schießen sie andere Elektronen aus dem Blech heraus. Das vermindert im Endeffekt den Verstärkungsfaktor. Um das zu verhindern, erhält das Bremsgitter gegenüber der Anode ein stark negatives Potenzial. Dadurch werden die herausgeschlagenen Elektronen reflektiert und wieder zurück zum Anodenblech geschickt. Fünf Elektroden hat diese Röhre. Im Altgriechischen heißt die Zahl 5 pénte. Daraus leitet sich der Name Pentode ab. Bild 2.9: Symbol einer Pentode Bild 2.9 zeigt das Schaltbild der Pentode. Sie wurde schnell zum wichtigsten Verstärkungselement in der Elektronik. Produziert in unvorstellbar hohen Stückzahlen, wurde sie über Jahrzehnte in der Weitverkehrstechnik und der Unterhaltungselektronik erfolgreich eingesetzt. Erst der konzentrierte Einsatz von vielen tausend Röhren in den ersten Computern der 40er-Jahre offenbarte die Grenzen dieser Technik. Die Heizung verschlingt viel Leistung und erzeugt eine gewaltige Menge an Wärme. Konzentriert auf ein kleines Volumen lassen sich Massen von Röhren nicht mehr zuverlässig betreiben. Ganze Heerscharen von Technikern waren nur noch damit beschäftigt, defekte Röhren auszutauschen. Die Zeit war reif für den Transistor. 2.3 Aufbau und Funktion von Pentoden 23 Bild 2.10: Typische Kennlinien von Pentoden Der Verlauf der Eingangskennlinie von Triode und Pentode ist identisch (Bild 2.10). Der lange gerade Ast der Kennlinie prädestiniert die Pentode zum Einsatz als verzerrungsarme Verstärkerröhre für Audiosignale. Die Ausgangskennlinie zeigt, dass der Anodenstrom oberhalb einer bestimmten Anodenspannung kaum mehr von der Höhe der Anodenspannung abhängt. Die Anode hat praktisch keine Rückwirkung mehr auf das Steuergitter. Das trägt wesentlich zu einer verzerrungsarmen Verstärkung von Audiosignalen bei. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber leider auch: Das unvermeidliche Eigenrauschen von Pentoden ist etwa um den Faktor 3 größer als das bei Trioden. So ist es nicht erstaunlich, dass in hochwertigen Hi-Fi-Röhrenverstärkern in den Eingangsstufen Trioden zu finden sind – zumindest dort, wo es um die Verstärkung kleiner Signale geht. Bild 2.11: Pentode EL 84 Als Beispiel ist in Bild 2.11 die auch heute noch weitverbreitete NF-Leistungspentode EL 84 zu sehen. 24 Kapitel 2: Aufbau und Funktion von Elektronenröhren Eckdaten einiger Pentoden Bezeichnung Maximale Anodenspannung Maximaler Anodenstrom Steilheit EL 95 550 V 35 mA 5 mA/V EL 84 550 V 65 mA 10 mA/V EL 34 800 V 150 mA 11 mA/V EL 156 800 V 180 mA 11 mA/V 2.4 Bezeichnungsschema für Elektronenröhren Im Zusammenhang mit dem Thema »Röhrenverstärker für Audio« sind es im Wesentlichen die Röhren der E-Serie, die von Interesse sind. »E« steht für indirekt geheizte Röhren mit 6,3 V Heizspannung (Gleich- oder Wechselspannung). Der zweite (und eventuell dritte) Buchstabe kennzeichnet den Röhrentyp entsprechend nachfolgender Tabelle: Buchstabe Röhrentyp A HF-Diode B HF-Doppeldiode C Triode für Vorstufen D Triode für Endstufen E Tetrode F Pentode für Vorstufen L Pentode für Endstufen M Magisches Auge Y Einweg-Gleichrichterdiode Z Zweiweg-Gleichrichterdiode 25 3 Einstieg in die Röhrentechnik Voraussetzung für einen sinnvollen Einstieg sind gute Kenntnisse und praktische Erfahrung auf dem Gebiet der modernen Elektronik. Es schadet nicht, wenn Sie bereits Verstärker mit Transistoren aufgebaut und zum Laufen gebracht haben. Auch auf dem Gebiet Netzteile sollten Sie über ausreichende praktische Erfahrung verfügen. Dann wissen Sie auch um den sicheren Umgang mit gefährlich hohen Spannungen. Für Einsteiger in die Röhrentechnik gibt es gute und absolut gefahrlose Möglichkeiten, die ersten Schritte zu machen. Beschäftigen Sie sich praktisch mit kleinen Röhrenprojekten, bei denen eine niedrige Anodenspannung (unter 60 V) verwendet wird. Im Franzis Verlag gibt es Lernpakete mit entsprechenden Röhrenschaltungen. Die mit hohen Spannungen verbundenen Gefahren entfallen dabei. Die eigentliche röhrenspezifische Schaltungstechnik können Sie ebenso spielerisch wie gründlich auch mithilfe geeigneter Simulationsprogramme kennenlernen. Dann kann man sich am Lötkolben nicht die Finger verbrennen und hohe Spannungen können keinen Schaden anrichten. Besonders gut für die Simulation von Röhrenschaltungen geeignet ist das kostenlose Programm LTspice IV der Firma Linear Technologies. Das Programm wird im nächsten Kapitel vorgestellt. Dort erfahren Sie nicht nur, wie man damit arbeitet, sondern auch, wo das Programm im Internet heruntergeladen werden kann. Viele Experimente und Schaltungsvariationen, die in der Realität Tage und Wochen an Arbeitszeit verschlingen würden, können Sie an einem verregneten Samstag in einigen wenigen Stunden durchführen. Mit einem Mausklick ändern Sie den Wert eines Bauteils und sehen sofort, wie sich diese Änderung auf das Verhalten der Schaltung auswirkt. Am PC stehen dann auch Berechnungsprogramme zum Entwickeln von Röhrenschaltungen zur Verfügung. So steht Ihnen zu Hause eine komfortable und ideale Entwicklungsumgebung zur Verfügung. Wenn sich weitergehendes Interesse an der Thematik entwickelt, sind die Wünsche in der Regel schon viel konkreter. Dann müssen sowieso neue Bauteile beschafft werden, die auch ruhig etwas mehr kosten dürfen. Wie aber kann man sich mit einer Technik befassen, wenn die benötigten Bauteile nicht neu gekauft werden und nicht bereits vorhanden sind? Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Gehen Sie im Keller und auf dem Dachboden auf die Suche nach vergessenen Radios, Fernsehgeräten, Tonbandgeräten oder Musiktruhen, die mit Röhren bestückt sind. Besuchen Sie Flohmärkte und halten Sie Ausschau nach den o. g. Geräten. In den meisten Fällen werden Sie Glück haben 26 Kapitel 3: Einstieg in die Röhrentechnik und ein altes Röhrengerät für 5 bis 10 Euro pro Stück erhalten. Achten Sie aber darauf, dass im Gerät noch alle Röhren vorhanden sind! Zur Sicherheit können Sie ein zweites Röhrenaltgerät erstehen und sichern sich damit gute Chancen, dass jedes wichtige Bauteil in wenigstens einem der beiden Gerät in funktionsfähigem Zustand ist. Fragen Sie im Wertstoffhof nach alten Röhrenradios oder -fernsehern. In der Regel ist das Personal sogar froh, wenn Sie ein solches Gerät mitnehmen, die Entsorgung von Elektronikschrott ist nämlich extrem teuer. Die dort abgegeben Geräte sind meist defekt. Also lohnt es sich auch hier, gleich zwei alte Geräte zu erwerben. Mit Sicherheit kommen Sie an brauchbare alte Röhrenradios, wenn Sie durch den Anzeigenmarkt eines Sammlerklubs stöbern. Für 10 bis maximal 20 Euro bekommen Sie dort ein funktionsfähiges Röhrenradio aus den 50er- oder 60er-Jahren. In Deutschland finden Sie einen großen Sammlerklub unter www.gfgf.org. Monatlich werden dort Dutzende geeigneter Geräte angeboten. Natürlich könnten Sie auch eine Online-Börse im Internet nutzen. Erfahrungsgemäß sind die Preise dort aber im Durchschnitt zu hoch und der Zustand der Geräte ist oft erbarmungswürdig. Viele Bauteile sind dann nicht mehr zu gebrauchen. Besitzen Sie erst einmal ein altes Röhrengerät, gibt es verschiedene Ansätze, in diese für Sie neue Technik einzusteigen: • Sie können das Altgerät reparieren und nutzen. • Sie können das Altgerät verbessern, erweitern und nutzen. • Sie können das Altgerät zerlegen und alle benötigten Bauteile für den Bau eigener Schaltungen gewinnen. Alle drei Möglichkeiten werden nachfolgend vertieft. Jeder sollte den Weg wählen, der ihm persönlich am besten zusagt. Sicherheitshinweis Unabdingbare Voraussetzung für alle nachfolgend beschriebenen Aktivitäten ist, dass sich der Neuling zuerst im Umgang mit lebensgefährlich hohen Spannungen kundig macht. Dazu zählen theoretische Kenntnisse über alle notwendigen Vorsichtmaßnahmen beim Umgang mit Spannungen über 60 V. Aber auch praktische Kenntnisse in Bezug auf den sicheren Anschluss von Messgeräten, die sachgerechte Nutzung eines Netztrenntransformators, die sachgerechte Entladung von Hochspannungs-Elektrolytkondensatoren usw. müssen bereits vorliegen. All das muss geübt werden, ebenso eine überlegte Arbeitsweise. Hektische oder nachlässige Aktionen können katastrophale Folgen haben – bis hin zu lebensbedrohlichen Verletzungen. Eine kostenlose Trainingsmöglichkeit für Einsteiger besteht u. a. darin, dem örtlichen Amateurfunkverein beizutreten. Dort können Sie an von Fachleuten betreuten Übungen teilnehmen. Hauptsächlich geht es dort natürlich ums Funken, Sicherheitsfragen stehen aber immer im Vordergrund. 3.1 Altgeräte reparieren 3.1 27 Altgeräte reparieren Ein defektes Röhrengerät zu reparieren ist nicht so einfach wie die Reparatur eines undichten Fahrradschlauchs. Im Gegenteil: Das Reparieren von elektronischen Geräten war und ist ein Ausbildungsberuf, der sich heute Informationselektroniker mit Schwerpunkt Geräte- und Systemtechnik nennt. Die Reparatur von Röhrengeräten steht natürlich nicht mehr auf dem Lehrplan. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Im Lauf der Jahrzehnte hat sich gezeigt, was an einem Röhrenradio typischerweise Schaden nimmt. Ursache für den Ausfall der betreffenden Bauteile sind nicht konstruktive Mängel, sondern Materialprobleme. Heutige Bauteile werden mit besseren Materialien und besseren Herstellverfahren produziert. In der Regel treten bei einem konkreten Gerät nie alle Fehler gleichzeitig auf. Für einen ersten Ansatz spricht aber nichts dagegen, erst einmal alle potenziell defekten Bauteile zu tauschen. Es sind nicht sehr viele und sie sind nicht teuer. Außerdem geht es um Röhrenverstärker. Am Röhrenradio interessiert also nur der Verstärkerteil. Gerade der ist allerdings besonders gefährdet. Hauptübeltäter sind die Koppelkondensatoren zwischen den Verstärkerstufen. Diese Kondensatoren liegen zwischen der Anode der vorhergehenden Röhre und dem Steuergitter der nachfolgenden Röhre. Als Dichtungsmaterial wurde seinerzeit Teer oder eine teerähnliche Masse verwendet. Erhöhte Umgebungstemperatur und hohe Luftfeuchtigkeit nagen ständig an der Konsistenz dieser Verschlussmasse. Ganz allmählich dringt dann Luftfeuchtigkeit (Wasserdampf) in den Folienkondensator ein. Als Folge davon beginnt der Isolationswiderstand (er hat ursprünglich einen Wert, der bei vielen Gigaohm liegt) langsam zu sinken. Das hat dramatische Konsequenzen. Als Koppelkondensatoren sollen sie die hohe positive Spannung an der Anode der vorhergehenden Röhre von der geringen negativen Spannung am Steuergitter der betreffenden Röhre trennen. Das funktioniert aber nur, solange der Isolationswiderstand groß genug ist (ca. 10 GΩ). Sinkt dieser Widerstand immer weiter, wird die negative Vorspannung am Steuergitter immer mehr verringert und schließlich sogar positiv. Erst wird also der Arbeitspunkt der Röhre immer mehr verschoben, der Anodenstrom steigt. Bei positivem Steuergitterpotenzial schließlich wird die Röhre überlastet und nimmt schnell Schaden. Wenn es sich dabei um die Endpentode handelt, führt der langsam ansteigende Anodenstrom fatalerweise dazu, dass die Primärwicklung des Übertragers durchbrennt. Das geht relativ rasch, ein »probeweises« Einschalten für wenige Minuten genügt, wenn das Isolationsproblem genügend weit fortgeschritten ist. Im folgenden Beispiel wird das in großer Stückzahl gebaute Röhrenradio Grundig Type 2099 »repariert«, um schon im Vorfeld Schäden zu verhindern. Die Bilder 3.1 und 3.2 zeigen das Gerät. Wenn Sie den Deckel aus Pappe am Gehäuseboden entfernen, sehen Sie auf die Schaltung (Bild 3.3). Die Bauteile des NF-Teils und Netzteils sind auf der rechten Seite angeordnet. 28 Kapitel 3: Einstieg in die Röhrentechnik Bild 3.1: Typischer Dachbodenfund Bild 3.2: Blick in das alte Röhrenradio Bild 3.3: Unteransicht des alten Röhrenradios 3.1 Altgeräte reparieren 29 Das Schaltbild dieses Empfängers finden Sie im Internet. Entscheidend für die Nutzung als Audioverstärker sind die NF-Treiberstufe und die Klasse-AEndstufe, bestückt mit den Röhren EABC 80 und EL 84. Benutzt wird der PhonoEingang, dort können CD/DVD- und mp3-Player direkt angeschlossen werden. Die Drucktaste Platte/Phono ist zu aktivieren. Von dort kommt das Signal über das Lautstärkepotenziometer und die Klangregelschaltung zum Steuergitter des Triodensystems in der Verbundröhre EABC 80. Schließlich gelangt das verstärkte Signal über einen Koppelkondensator zum Steuergitter der NF-Endpentode EL 84. Das Netzteil ist mit einem (damals modernen) Selengleichrichter ausgestattet. Die Lautsprecherbestückung kann sich sehen lassen. Ein dynamischer OvalBreitbandlautsprecher überträgt alles einigermaßen gleichmäßig zwischen etwa 70 Hz und 17 kHz. Zwei elektrostatische Hochtöner unterstützen die räumliche Höhenwiedergabe im Frequenzbereich 5–20 kHz. Schalten Sie das Radio nicht ein, um zu testen, ob es vielleicht noch funktioniert – auch nicht probeweise. Gerade damit könnten Sie den Übertrager, der nur schwer zu ersetzen wäre, innerhalb kurzer Zeit zerstören. Die folgenden Bilder zeigen potenziell gefährdete Bauteile. Hauptübeltäter sind (s. Bild 3.4) Hochspannungs-Folienkondensatoren, häufig mit Teer gedichtet. Alle Kondensatoren im NF-Teil dieser Bauart sollten in jedem Fall gegen neue Folienkondensatoren mit 400 V Spannungsfestigkeit getauscht werden. Bild 3.4: Defekte Koppelkondensatoren Weniger gefährdet sind Elektrolytkondensatoren (Bild 3.5). Trotzdem – schon weil neue Elkos 47 µF/350 V nicht viel kosten – sollten sie ebenfalls getauscht werden. Treffen Sie z. B. im Bereich Klangregelschaltung auf Kondensatoren, die so aussehen wie in Bild 3.6, müssen diese nicht getauscht werden. Styroflex-Kondensatoren sind hermetisch dicht und nicht durchschlaggefährdet. 30 Kapitel 3: Einstieg in die Röhrentechnik Bild 3.5: Typische Elektrolytkondensatoren Bild 3.6: Typische Styroflexkondensatoren Als Hochspannungsgleichrichter kommen moderne Selengleichrichter zum Einsatz. Bild 3.7 zeigt zwei gängige Ausführungsformen. Falls notwendig werden sie durch vier Siliziumdioden 1N4007 in Brückenschaltung ersetzt. Den Übertrager sehen Sie in Bild 3.8. Im Zweifelsfall prüfen Sie mit dem Multimeter, ob bei einer Wicklung eine Unterbrechung vorliegt. Gegebenenfalls führen Sie diese Prüfung auch beim Netztransformator (Bild 3.9) durch. Der Korb des Ovallautsprechers (Bild 3.10) darf nicht beschädigt sein. Die elektrostatischen Hochtöner (Bild 3.11) sind nur selten defekt. Im Zweifelsfall schalten Sie sie einfach ab. Bild 3.7: Typische Selengleichrichter 3.1 Altgeräte reparieren Bild 3.8: Typischer EintaktAusgangsübertrager Bild 3.9: Typischer Netztrafo Bild 3.10: Typische Ovallautsprecher 31 32 Kapitel 3: Einstieg in die Röhrentechnik Bild 3.11: Elektrostatische Lautsprecher Sind die Hochspannungs-Folienkondensatoren getauscht worden, kann das Gerät schrittweise in Betrieb genommen werden. Mit einem Regeltrenntransformator wird die Versorgungsspannung für den Verstärker langsam bis auf 230 V gesteigert. Messen Sie dabei ständig den Strom am Pluspol des Hochspannungsgleichrichters. Viel mehr als 50 mA dürfen nicht fließen. Ist alles in Ordnung, haben Sie einen kleinen Röhrenverstärker mit eingebautem Lautsprecher. Nun können Sie bereits Musik genießen und erkunden, ob Röhrentechnik das ist, was Ihnen wirklich Spaß macht. 3.2 Altgeräte verbessern Vielleicht hatten Sie das Glück, statt eines kleinen Tischradios eine Musiktruhe aus der Röhrenzeit zu ergattern. Nachdem Sie die oben beschriebene Rettungsaktion durchgeführt haben, möchten Sie diesen Röhrenverstärker, der möglicherweise bereits in Stereo-Ausführung vorliegt, vielleicht ertüchtigen. In erster Linie sollte der Röhrenverstärker weder hörbar rauschen noch brummen. Einige einfache, in der Regel erfolgreiche Maßnahmen werden nachfolgend beschrieben. Gegen das Brummen können Sie zweierlei Änderungen vornehmen. Ersetzen Sie den Selengleichrichter durch vier Siliziumdioden 1N4007 in Brückenschaltung. Überbrücken Sie jede Diode mit einem 47-nF-Keramikkondensator. Dann können Sie die Hochspannungs-Elektrolytkondensatoren im Netzteil, üblicherweise 2 x 50 µF, gegen zwei neue Elkos à 220 µF/350 V ersetzen. Manchmal hilft auch ein Drahttrimmer 680 Ω/2 W weiter. Er wird parallel zur Heizspannungswicklung am Netztransformator angeschlossen. Der Abgriff wird auf Masse gelegt. Dann können Sie durch einen sorgfältigen Trimmerabgleich das Brummen bis zur Unhörbarkeit minimieren. Unangenehmes Rauschen wird mitunter vom Gitter- und/oder Anodenwiderstand der Eingangstriode produziert. Tauschen Sie diese Widerstände gegen 3.3 Altgeräte zerlegen und Einzelteile gewinnen 33 moderne Ausführungen, am besten Metallfilmwiderstände, mit gleichem Widerstandswert. Bei Gegentaktendstufen kann es nicht schaden, den Ruhestrom der Endpentoden zu überprüfen. Alle vier Röhren, in der Regel vom Typ EL 84, sollten den gleichen Ruhestrom zeigen. Eingestellt wird der Ruhestrom durch Anpassung des jeweiligen Kathodenwiderstands. Musiktruhen verfügen über große dynamische Lautsprecher. Der Klang einer solchen Anlage ist wohltuend abgerundet. Die Korbaufhängung ist weich, das Ein- und Ausschwingverhalten nach heutigen Maßstäben unmöglich hoch. Lassen Sie sich davon aber nicht abschrecken. Allein Ihr Ohr ist der Maßstab. Ob Unterhaltung, Jazz oder Klassik – viele Menschen kann der Klang einer guten Musiktruhe begeistern. 3.3 Altgeräte zerlegen und Einzelteile gewinnen Auch wenn der einfachste und schnellste Weg zu Röhrenwohlklang darin besteht, ein geeignetes Röhrengerät (Verstärker, Musiktruhe, Radio) zu ertüchtigen, möchten viele Ihre eigenen Schaltungsideen verwirklichen. Noch immer steht in diesem Kapitel im Vordergrund, den ersten Einstieg in die Röhrentechnik so kostengünstig wie möglich zu gestalten. Statt also das Röhrenradio zu reparieren, wird es fachgerecht zerlegt. Dann haben Sie anschließend alle Spezialbauteile, die für den Bau eines Röhrenverstärkers benötigt werden: Eingangstriode und Endpentode, Übertrager und Netztransformator und eventuell eine Drossel. Gegebenenfalls handelt es sich sogar um eine Gegentakt- und/oder Stereo-Ausführung. Für einfachere Lautsprecherboxen, aktiv oder passiv, gewinnen Sie auch noch geeignete dynamische Chassis. Ideal sind ein größerer Ovallautsprecher und ein kleiner Hochtonlautsprecher. Speziell für dieses Sammelsurium werden anschließend zwei einfache Schaltungen vorgestellt, die jeweils zu praktischen kleinen Röhrenverstärkern führen. Aus dem alten Röhrengerät werden Röhren, Übertrager, Netztransformator und gegebenenfalls die Lautsprecher übernommen. Alle übrigen Materialien des Radios werden im Wertstoffhof entsorgt. 34 Kapitel 3: Einstieg in die Röhrentechnik Bild 3.12: Schaltung eines kleinen Klasse-A-Röhrenverstärkers Bild 3.13: Ausgangssignal Bild 3.12 zeigt eine geradlinige Schaltung für einen kleinen Röhrenverstärker in Klasse-A-Technik mit einer EL 84 in der Endstufe und einer EABC 80 in der Vorstufe. Mit 0,5 Veff Eingangsspannung liefert der Röhrenverstärker 4 W an einen 4-Ω-Lautsprecher ab. In Bild 3.13 sehen Sie das Ausgangssignal. Die lokale 3.3 Altgeräte zerlegen und Einzelteile gewinnen 35 Gegenkopplung mit R7 und C8 von der Anode zum Steuergitter der Endpentode unterdrückt die Schwingneigung. Eine globale Gegenkopplung von der Sekundärseite des Übertragers zum Steuergitter der Eingangstriode (R3 und C5) sorgt für geringen Klirrfaktor. Bei 4 W Ausgangsleistung ergibt sich ein Klirrspektrum wie in Bild 3.14 gezeigt. Der Gesamtklirrfaktor kges liegt bei 1,2 %. Der relativ hohe Ruhestrom der EL 84 von 52 mA verhindert an dieser Stelle Schlimmeres. Bei 1 W Ausgangsleistung sinkt der Klirrfaktor kges auf 0,38 % (Bild 3.15). Erfreulich geradlinig ist der Frequenzgang, wie Bild 3.16 zeigt. Bild 3.14: Klirrspektrum bei 4 W Ausgangsleistung Bild 3.15: Klirrspektrum bei 1 W Ausgangsleistung 36 Kapitel 3: Einstieg in die Röhrentechnik Bild 3.16: Frequenzgang Stückliste: Br1 C1 C2 C3 C4 C5 C6 C7 C8 C9 C10 C11 C12 C13 F1 L1 P1 P2 R1 R2 R3 R4 R5 R6 R7 R8 SP1 V1 V2 = 4 mal 1N4007 = 220 µ/350 V = 1 µ/350 V = 100 n/350 V = 470 µ/16 V = 47 n/350 V = 10 n/350 V = 100 n/350 V = 100 n/350 V = 1.000 µ/10 V = 100 n/350 V = 100 n/350 V = 220 µ/350 V = 220 µ/350 V = 250 mA =1H = 47k log = 250/1 W = 82k = 1k2 = 100 = 1k = 1k = 470k = 470k = 180 =4Ω = EABC 80 = EL 84 3.4 Traumgerät aus den 60er-Jahren: Quad II 37 Bild 3.17: Spezialbauteile Bild 3.17 zeigt noch einmal alle Bauteile, die dem Altgerät entnommen werden. Von links sind das die Röhre EABC 80, der Ausgangsübertrager, die Endpentode EL 84 und der Netztransformator. Die übrigen für den Röhrenverstärker benötigten Teile werden neu beschafft und verbaut. 3.4 Traumgerät aus den 60er-Jahren: Quad II Als Anregung für eigene Experimente sehr gut geeignet ist ein Traumgerät aus den 60er-Jahren: der legendäre Röhrenverstärker Quad II. Das Schaltbild finden Sie im Internet. Unter anderem eine raffinierte Gegenkopplung in der Gegentaktstufe verleiht ihm einen sehr guten Klang. Ansonsten ist die Schaltung eher schlicht und konservativ. Wer dem Risiko einer eigenen Entwicklung aus dem Weg gehen möchte, kann einfach diesen Klassiker nachbauen. Kritisch in Bezug auf die Audioqualität ist, wie immer bei Röhrenverstärkern, der Ausgangsübertrager. Die Firma www.welter-electronic.de liefert diesen Spezialübertrager unter der Bezeichnung APP1. Für den Selberbauer hier die notwendigen Angaben: Kern: M 85 Windungszahlen primär: Y-Z: 3 x 160 Wdg. + 3 x 160 Wdg. + 3 x 160 Wdg., 0,25 CuL U– V: 160 Wdg., 0,8 CuL V–W: 160 Wdg., 0,8 CuL X–Y: 3 x 160 Wdg. + 3 x 160 Wdg. + 3 x 160 Wdg., 0,25 CuL 263 Stichwortverzeichnis A Abschirmung 82 Anode 19, 22 Anodenstrom 13 Anzeigeröhre 220 Arbeitspunkt 27 Ausgangskennlinie 23 Ausgangsleistung 94 Ausgangsübertrager 37 Aussteuerungsanzeige 218 Aussteuerungsbereich 13 B Bändchenlautsprecher 175 Barkhausen-Formel 89 Bewertungsfilter 99 Bremsgitter 22 Brummen 32 Elektronen 17 Elektrostatische Lautsprecher 175 Endpentode 33 Entzerrer 117 Entzerrung 120 umschaltbare 121 E-Serie 24 F Ferritperle 110 FFT-Funktion 96 Folienkondensator 27 Fourier-Analyse 62 Frequenzbereich 102 Frequenzgang 98, 102 Frequenzganganalyse 65 G C CAD-Programm 71, 74 CCIR 125 D Digitaloszilloskop 96 Drahttrimmer 32 Drossel 33, 228 DSO 96 Gegenkopplung 14, 104 Gegentakt AB 182 Gehäuse 82 Geräuschspannungsabstand 99, 100 Gleichlaufanalysator 203 Gleichrichterröhre 234 Glühdraht 17 Eigenklirrfaktor 96 Eigenrauschen 23 Eingangskennlinie 11, 23, 88 Eingangstriode 33 Einschaltverzögerung 232 ELA-100-V-Übertrager 215 ELA-100-V-Verstärker 213 K Kaskodenschaltung 114 Kathode 19 Kathodenwiderstand 104 Kennlinie 11, 13, 87 Kennwerte 249 Klangregelstufe 138, 144 Klangregelung 128 Klangregler 138 Klasse-A-Endstufe 29 Klasse-A-Schaltung 159 Klirrfaktor 96, 100, 174 Klirrfaktor Generator 76 Klirrfaktoranalysator 100 Kombi-Oszilloskop 93 Kopfhörer 159 Kopfhörerverstärker 163 L Lautsprecherschutzschaltung 237 Leistungsdaten 39 Leuchtbandröhre 220 M H E Isolationswiderstand 27 Isophone 159 Heizung 22 Hi-Fi-Vorverstärker 149 Hochtöner 30 Hochtonlautsprecher 33 Hornlautsprecher 239 MC-Übertrager 130 MC-Vorstufe 129 MC-Vorverstärkerstufe 130 Multimeter 91 Musiktruhe 32 N I Netzteil 223 Netztransformator 30, 33 IEC 98/RIAA 122 Instrumentenverstärker 209 NF-Generator 95, 100 264 Stichwortverzeichnis Oszilloskop 91 Ovallautsprecher 33 Röhrenverstärker 32, 34, 37 Röhrenvoltmeter 92 Röhrenvorverstärker 152 Rückkopplung 110 Ruhestrom 33 P S NF-Treiberstufe 29 O PA-Verstärker 209 Pentode 22 Potenziometer 141 Push-Pull Calculator 42 Schaltpotenziometer 142, 155 Schellack 128 Schirmgitter 22 Schneidefrequenzgang 117 Schneidkennlinie 122 Q Schwingungsneigung 110 Quellenumschaltung 149 SE Amplifier CAD 46 Selengleichrichter 29, 30 R Sicherheitshinweis 26 Rauschen 32, 113 Simulation 25 Reedrelais 141, 154, 157 Regeltrenntransformator 32 Simulationsprogramm 47 Spannungsverdopplung RIAA-Vorverstärker 116 226 Röhrendiode 18 SPICE-Modellgenerator 40 Röhrenkennwerte 89 für Trioden 67 Röhrennetzteil 224 SPICE-Parameter 40, 90, Röhrenprüfgerät 83, 86 249 Röhrenradio 27 SPICERöhrentechnik 25 Simulationsprogramm 40 Röhrentyp 24 SPICE-Simulator 49 Steuergitter 20, 22 Stromsteuerung 12 T TCJ Filter Designer 44 Telegrafenrelais 20 Tonabnehmer 117 Transformator 228 Transientenanalyse 60 Trenntransformator 91 Triode 21 Tube CAD 45 U Übertrager 30, 33 Ultralinearschaltung 198 Ultralinearübertrager 198 Umschaltbare Entzerrung 121 Umschaltmatrix 157 V Verzerrungen 12 Vorverstärker 102, 111, 114 10:10 Uhr Seite 1 FRANZIS 14.04.2011 PC & ELEKTRONIK Richard Zierl Röhrenverstärker selber bauen Aus dem Inhalt: • Vorverstärker mit Trioden und Pentoden • Entzerrer für IEC/RIAA und weitere Schneidkennlinien • MC-Vorstufen passiv und aktiv mit Röhren und Transistoren • Klangregler, einfach und luxuriös • Kompletter Röhren-Vorverstärker mit Umschalteinheit • Kopfhörerverstärker in Klasse-A-Technik • Klasse-A-Endstufen mit bis zu 6 Watt Ausgangsleistung • Klasse-AB-Gegentakt-Endstufen mit bis zu 100 W Ausgangsleistung • PA-Verstärker und ELA-100-V-Verstärker • Netzteilschaltungen für Röhren-Endstufen • Messungen an Röhrenverstärkern Röhrenverstärker erleben derzeit eine Renaissance. Dafür gibt es viele Gründe. Für den einen ist es der Spaß am Selberbauen, für den anderen der Wohlklang des Röhrenverstärkers und ein Dritter liebt es einfach, kreativ zu sein und eigene Konzepte zu entwickeln. Der Bau eines Röhrenverstärkers muss nicht teuer sein – zumindest nicht teurer als der Bau eines gleichwertigen Halbleiterverstärkers. Röhren sind inzwischen wieder preiswert erhältlich. In Sonderaktionen werden neue Röhren für wenige Euro pro Stück verkauft. Außerdem muss nicht in jedem Fall ein spezieller Netztransformator oder Übertrager gekauft werden. Auch bei der Beschaffung der Einzelteile ist Kreativität gefragt. Selbst wenn Röhrenverstärker nach alten, bewährten Konzepten gebaut werden – durch die besseren Bauteile entsteht in jedem Fall ein Gerät, das auch heutigen Ansprüchen genügt. Dieses Buch trägt dazu bei, dass der Einstieg in das Thema „Röhren“ gut gelingt. Alle Schaltungen sind so einfach wie möglich gehalten. Mit einem Simulationsprogramm können Sie dann problemlos auch komplexere Schaltungsvarianten testen und optimieren. Auf diese Weise können Sie so lange experimentieren, bis Sie die für Sie ideale Schaltung gefunden haben. Wählen Sie aus mehr als 50 Schaltungsvorschlägen die passende aus und bauen Sie sich die persönliche Traum-Hi-Fi-Anlage. Mit der auf der beiliegenden CD-ROM enthaltenen Software können Sie die Schaltungen den persönlichen Bedürfnissen anpassen und deren Funktionen optimieren. Egal, ob Sie die vorgestellten Schaltungen einfach nachbauen, die Schaltungen abwandeln und optimieren oder gar eigene Schaltungen neu entwickeln möchten: dieses Buch bietet Ihnen in allen Entwicklungsphasen wertvolle und unverzichtbare Unterstützung. Die beiliegende Software macht die Entwicklung eigener Schaltungen zum Kinderspiel. In 14 Modulen berechnen Sie per Mausklick unter anderem die Bauteilwerte für folgende Schaltungen: • Verstärkerstufen mit Trioden und Pentoden • Gegentakt-B-Endstufe mit Pentoden • Netztrafo und Drossel für Röhrennetzteil • Ausgangsübertrager für Eintaktund Gegentakt-Endstufen • Klangregler nach Baxandall • Verschiedene Schaltpotentiometer mit 12 bzw. 24 Stufen Röhrenverstärker selber bauen 65054-0 U1+U4_PEK ISBN 978-3-645-65054-0 ISBN 978-3-645-65054-0 Zierl Euro 29,95 [D] Besuchen Sie uns im Internet www.franzis.de PC & ELEKTRONIK Richard Zierl Röhrenverstärker selber bauen Schaltungen bauen, berechnen und simulieren • Vorverstärker mit Trioden und Pentoden selber bauen • Messungen an Röhrenverstärkern durchführen • Kopfhörverstärker bauen