Frankfurter Freunde - Jüdische Allgemeine
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Frankfurter Freunde - Jüdische Allgemeine
WIZO-MODENSCHAU Frankfurter Freunde Bei der WIZO-Modenschau und der Keren-Hayesod-Gala wurde für Israel gesammelt 23.03.2006 - von Elke Wittich von Elke Wittich „Los, los! Schnell, wir sind gleich wieder dran!“ So ein Model-Dasein ist hektisch, stellen die Nachwuchs-Mannequins der WIZO-Modenschau fest. Die Kinder und ihre Eltern führen an diesem Nachmittag im Hotel Frankfurter Hof alles vor: von Freizeit- bis Abendmode, entsprechend häufig müssen sie sich umziehen. Während die Väter auf dem Laufsteg gutgelaunt Sommermode vorführen und mit einer John-Travolta-Performance Jubelstürme ernten, sind die Kleinen schon bereit für ein erstes Resümee. Auch Jungs haben richtig Spaß am Modeln, wissen Dan und sein Kumpel Alex. „Man fühlt sich wie ein Promi, ich könnte das jede Woche machen.“ Finden Zehnjährige das Schminken aber nicht ziemlich affig? „O nein, das gehört dazu!“ Natürlich haben auch die Jungs die Pro 7-Serie „Germany’s next Topmodel“ verfolgt, sozusagen als Fortbildungsmaßnahme. „Da lernt man unter anderem, wie man als Model über den Laufsteg gehen muß – nämlich so.“ Die beiden stemmen ihre Hände in die Hüften und spazieren mit elegant-arrogantem Hüftschwung durchs Hotel-Foyer, bevor sie schließlich laut losprusten. Schon besser, daß Choreographin Inbar Oppenheimer den jungen Modellen für den Catwalk eher tänzerische Elemente verordnet hat, finden sie. „Das ist lockerer.“ Trotzdem ist es ganz schön aufregend, an diesem Nachmittag zu den gefeierten Stars zu gehören. Das finden auch Jessica, Nicole und Leah. „Vor der Show haben wir natürlich geübt“, erzählen sie, und auch sie kennen die Sendung mit Heidi Klum und geraten gleich in eine Fachdiskussion über die Chancen der Kandidatinnen. Doch dann werden sie plötzlich ganz ruhig, denn zwischen den einzelnen Präsentationen tritt die israelische Sängerin Hila Bronstein auf. Dann werden die Tombolapreise gezogen. Vor 20 Jahren sei er selber mal als Model für die zionistische Frauenorganisation auf dem Lauf steg gegangen, erzählt TV-Moderator Michel Friedman. Diesmal verteilt er die Preise. Unterstützt wird er dabei von kleinen Glücksfeen. Sie holen die mit Namen versehenen gespendeten Geldscheine aus der © Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/5676 Seite (1/3) Lostrommel. „Nix!“, murmelt eines der Model-Kinder am Ende enttäuscht. Die anderen trösten: „Schau, Applaus bekommen wir doch auch!“ Das ist das schönste am Kleiderpräsentieren, finden Rebecca, Sheera und Chantal. „Diese dauernde Lächelei ist viel zu anstrengend.“ Also wollen sie später doch lieber Sängerin, Ärztin und Erfinderin werden. „Die Veranstaltung war ein toller Erfolg“, sagt strahlend Simone Graumann vom Frankfurter WIZO-Vorstand. Mehr als 300 Zuschauer wollten die Models bestaunen. Wieviel Geld für die im Norden Tel Avivs gelegene Kindertagesstätte Ramath Israel gesammelt werden konnte, stehe noch nicht fest. „Wir haben die Show gefilmt und werden sie als DVD anbieten, da wird sicher noch einiges Geld zusammenkommen. Wann sieht man sich selber im Fernsehen auf dem Laufsteg?“ von Annette Wollenhaupt Israel braucht Freunde. Der Keren Hayesod (KH) unterstützt das Land mit seinen Sammlungen wie die am vergangenen Sonntag im Frankfurter Hilton-Hotel. „Die Situation in Israel ist nicht wirklich beruhigend“, sagte Noemi Staszewski, Vorsitzende von Keren Hayesod Frankfurt bei ihrer Begrüßung. Die Hamas gebe ihren bewaffneten Kampf nicht auf, die iranische Regierung bedrohe das Land. Deshalb sei es wichtig, daß „Israel gute Freunde habe“. Freunde wie den bayerischen Innenminister Kurt Beckstein (CSU), dessen politisches Engagement vielen russischsprachigen Einwanderern ermöglicht habe, in Deutschland eine neue Heimat zu finden, so Staszewski. Der Ehrengast der Magbit-Eröffnung machte auf die Terrorismusgefahr aufmerksam. Diese sei in Deutschland erheblich größer, als sie die Öffentlichkeit wahrnehme. Bis zu 5.000 Muslime seien zu Gewalt bereit. „Wir müssen wissen, was in jeder Moschee gepredigt wird“, forderte Beckstein. Problematisch sei, daß der Staat erst eingreifen könne, wenn eine terroristische Tat bereits begangen worden sei. Die Innenminister bereiteten sich allerdings „mit äußerster Sorgfalt auf die Gefahrenlage vor“. Die Kontrollmechanismen seien so weit entwickelt, „wie in keinem anderen europäischen Land“. Der Vorsitzende der Innenminister-Konferenz kritisierte zudem die Zahlungen der Europäischen Union an die palästinensische Autonomiebehörde. „Es darf nicht sein, daß EU-Gelder gezahlt werden, solange sich die Hamas nicht von der Gewalt abwendet.“ „Es gibt keine jüdische Diaspora ohne den Staat Israel“, stellte KH-Deutschland-Vorsitzender Michel Friedman fest. In der kritischen Haltung zu den EU-Zahlungen an die Palästinenser stimmte er Beckstein zu und betonte: „Das ist nicht Diplomatie, das ist Feigheit.“ Die Gefahr lauere auch im eigenen Land. Einer Studie der Universität Leipzig zufolge empfänden 20 Prozent © Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/5676 Seite (2/3) der Befragten die Vorstellung, ihr Nachbar sei Jude als „unangenehm“. Große Sorge bereiteten Friedman die „Antisemiten im eleganten Dreiteiler, die mitten in der bürgerlichen Gesellschaft angekommen sind.“ Trotz der politischen Machtworte hatte der Abend viel Unterhaltsames zu bieten. Für die Musik sorgte das „Harmonia“-Quartett. Höhepunkt der festlichen Gala war der Auftritt des als „Magier der Klarinette“ gefeierten Giora Feidman. Sharon Brauner war aus Berlin angereist, um den Abend bei Kandelaberlicht, Menü und großer Tombola zu moderieren. Noemi Staszewski überreichte Pepa Lis und Miriam Gertler Ehrenurkunden als Dank für ihr langjähriges Engagement für Keren Hayesod. Zudem erhielt Lisa Jama die Auszeichnung „Lion of Juda“. Die junge Frau hatte sich dazu verpflichtet, regelmäßig zu spenden. Sharon Brauner stellte das Net@-Projekt vor, das benachteiligte Jugendliche in Israel im IT-Bereich schult. Als multikulturelles Projekt für Juden, Araber, Beduinen und Drusen helfe es, „kulturelle Spannungen abzubauen“. © Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/5676 Seite (3/3)