Keramos 210 S 19 Lessmann
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Keramos 210 S 19 Lessmann
Johanna Lessmann Johanna Lessmann Die Wahrnehmung italienischer Majolika um 1800 im Kreis um Johann Wolfgang von Goethe The Perception of Italian Maiolica in the circle around Johann Wolfgang Goethe, circa 1800 Als 1804 in der »Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung« ein Aufsatz »Über Majolica-Gefäße« veröffentlicht wurde, war dies die erste Publikation in deutscher Sprache, die sich – auf dem Höhepunkt des Klassizismus – ausschließlich mit dieser Gattung des Kunsthandwerks aus der Zeit der italienischen Renaissance beschäftigte und ihr einen eigenen Stellenwert zubilligte.1 Die Zeitschrift, die über Neuheiten und in Rezensionen über soeben veröffentlichte Publikationen berichtete, erschien vor allem auf Betreiben Goethes in diesem Jahr zum ersten Mal, parallel zu der älteren »Allgemeinen Literatur-Zeitung«, deren Herausgabe von Jena nach Halle verlegt worden war. Sowohl Jenaer Gelehrte als auch der Weimarer Kreis um Goethe und Schiller suchten mit dieser Zeitschrift die Attraktivität der Jenaer Universität gegenüber Halle zu erhalten. Besonders Goethe engagierte sich dafür, einen großen Kreis von wichtigen Persönlichkeiten aus Literatur und Philosophie, Geschichtsforschung und Archäologie als Mitarbeiter zu gewinnen. Die Anregung zu der Veröffentlichung über italienische Majolikagefäße wird vielleicht Goethe selbst gegeben haben. Aber auch Johann Heinrich Meyer (1760– 1832), der Freund und engste Mitarbeiter Goethes im Bereich von Kunst und Kunstgeschichte, könnte ihr Initiator gewesen sein. 1804 besaß Goethe ca. 10–12 Majoliken; nach seinen großen Erwerbungen 1817 und 1825 und Zugängen bis 1829 umfasste seine Sammlung knapp 100 Exemplare. Bis auf wenige Ausnahmen mit Trophäendekor sind es Majoliken vom Typ der IstoriatoMalerei aus der Zeit von ca. 1540 bis Anfang des 17. Jahrhunderts.2 Der Beitrag ist W.K.F. unterzeichnet, ein Kürzel, das wohl Goethe selbst als Sammelsigle für ungenannt bleibende Autoren dieses Kreises, deren Ansichten ausdrücklich übereinstimmten, propagiert hatte.3 Als Verfasser gilt Meyer, Goethe hat den Text redigiert. Mit Sicherheit haben sich beide gemeinsam mit dem Thema auseinandergesetzt, denn Goethe beschäftigte sich damals z. B. mit der Präsentation seiner Majoliken. Sie traten damit zum ersten Mal als neues Sammlerinteresse Goethes in Erscheinung. Um eine Vorstellung von solchen Keramiken zu vermitteln, war ein Kupferstich beigegeben (Abb. 1). In der Beilage der Zeitschrift, dem »Intelligenzblatt« erschien im gleichen Jahr ein Nachtrag, ebenfalls signiert W.K.F., der hier zum ersten Mal bekannt gemacht wird.4 Anliegen des Aufsatzes war die erneute Wahrneh- When the ‘Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung’ published an article “Über Majolica-Gefäße” [On Maiolica Vessels] in 1804, it was the first time – at the highpoint of classicism – that a German-language publication devoted itself to this branch of the decorative arts and accorded it a status of its own.1 The journal, which reported news and reviewed recent publications, appeared for the first time that year, mostly through Goethe’s efforts, after publication of the established ‘Allgemeine Literatur-Zeitung’ was moved from Jena to Halle. Scholars in Jena and the Weimar circle around Goethe and Schiller sought with this journal to bolster the appeal of the university in Jena against that of Halle. Goethe, in particular, concerned himself with building a large circle of collaborators consisting of important figures in the fields of literature, philosophy, history and archaeology. The article on Italian maiolica may have been published at the instigation of Goethe himself, or possibly that of his friend and closest collaborator in the field of art and art history, Johann Heinrich Meyer (1760–1832). By 1804, Goethe owned around 10–12 pieces of maiolica; after his substantial acquisitions in 1817 and 1825 and smaller ones in 1829, his collection comprised nearly 100 examples. With the exception of a few pieces decorated with trophies, Goethe collected maiolica with istoriato decoration dating between around 1540 and the beginning of the 17th century.2 The article is signed ‘W.K.F.’, an abbreviation that probably Goethe himself propagated as a collective signature for authors from the circle who remained anonymous, but whose views particularly were in accordance.3 Meyer was the author of the article, while Goethe edited the text. It is certain that they grappled with the subject together, however, as Goethe was at the time preoccupied with the display of his maiolica collection: the first indication of his new collecting interest. A print (fig. 1) was reproduced alongside the article in order to convey an impression of the ceramics under discussion. A postscript to the article, also signed ‘W.K.F.’, which has hitherto remained unnoticed, appeared the same year in a supplement to the journal, the ‘Intelligenzblatt’.4 The article was prompted by a renewed appreciation of Italian ceramics of the Renaissance. Since the middle of the 18th century, according to Meyer, they had been undervalued by comparison to the Greek vases that Lessmann – Keramos 210 19 1 20 Titelblatt, oben: Geburt des Adonis; unten: ungedeutete Szene und ein venezianisches Paar, Kupferstich, in: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung I, 1804, Band 3; Foto: Thüringische Universitäts-und Landesbibliothek Jena. Keramos 210 – Lessmann 1 Title page, above: birth of Adonis; below: unknown scenery and a venetian couple, engraving, in: Jenaische Allgemeine Literatur-zeitung I, 1804, vol. 3; Fhoto: Thüringische Universitätsund Landesbibliothek Jena. 2 Die Geburt des Adonis, Venedig, Werkstatt des Domenico da Venezia, um 1570-1580; Stiftung Klassik Weimar; Foto: Stiftung Klassik Weimar. mung der italienischen Keramiken der Renaissance. Sie galten als seit der Mitte des 18. Jahrhunderts angesichts der den zeitgenössischen Geschmack dominierenden griechischen Vasen als unterschätzt. Bis dahin waren solche Keramiken – oft in barocker Fülle – prominenter Teil fürstlicher Sammlungen gewesen.5 Der dann folgende, kurze historische Rückblick des Beitrags nennt als Informationsquellen die Künstlerbiographien von Giorgio Vasari und Filippo Baldinucci.6 Im Mittelpunkt steht zunächst der Florentiner Bildhauer Luca della Robbia und seine Nachfolger. Als erster versuchte er erfolgreich »Bilder [gemeint sind Bildwerke = Skulpturen] aus gebranntem Thon mit farbigen Glasu- 2 The birth of Adonis, Venece, workshop of Domenico da Venezia, ca. 1570–1580; Stiftung Klassik Weimar; Photo: Stiftung Klassik Weimar. dominated contemporary taste. Before that, Italian maiolica had been – often in Baroque abundance – a prominent part of princely collections.5 The short historical overview in the article cites the artists’ biographies by Giorgio Vasari and Filippo Baldinucci as sources.6 At the centre of interest was, firstly, the Florentine sculptor, Luca della Robbia, with his successors. He was the first to successfully attempt “pictures [i.e. sculptures] of fired clay covered with coloured glazes”.7 Because his works in marble and metal met with little significant recognition or commercial success compared to the greats – Ghiberti, Brunelleschi and Donatello – he developed the technique of ‘Invetriati’, which was unknown Lessmann – Keramos 210 21 ren zu überziehen«.7 Weil seine Arbeiten in Marmor und Erz in Konkurrenz zu den Großen Ghiberti, Brunelleschi und Donatello keine bedeutende Anerkennung und auch keinen großen wirtschaftlichen Erfolg versprachen, habe er die Technik der »Invetriati« entwickelt; sie war den Römern unbekannt. »Der Reiz der Neuheit, Wohlfeilheit, der Farben, des Glanzes, nebst dem Glauben an ewige Dauer solcher Arbeiten« zeitigten soviel Erfolg, dass Luca sein Unternehmen um seine Brüder und seinen Neffen Andrea, geübte Bildhauer, und andere Mitarbeiter erweitern musste.8 Zu Recht hat Meyer vermutet, dass Luca della Robbia »Erfahrungen der Musivarbeiter [Mosaikhersteller] und der Maler bunter Fensterscheiben« nutzte, deren Technik den auf Metalloxiden basierenden Keramikfarben entspricht. In der Farbigkeit der meist großplastischen Werke aus der Robbia-Werkstatt dominieren Weiß und ein mit Weiß gemischtes Blau. Ihre Wirkung vergleicht Meyer mit den im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts hoch geschätzten blau-weißen, reliefierten Keramiken aus Jasperware aus der Manufaktur Wegdwood, denen jedoch der Glanz fehlt. Später fand auch »grüne, gelbe und sparsamer violette Glasur« an den »sehr schön reliefierten Frucht- und Blumenkränzen« Verwendung. Angesichts der Wirkung der Farbenpracht spricht Meyer von »plastischen Malereyen«. Er bemerkt auch, Luca della Robbia habe »die ersten einfachen Schmelzgemählde auf einer ebenen Fläche« zu machen versucht und »es wurden Gestalten in farbigen Glasuren auf ebenen Flächen dargestellt«. Diese Neuheit dokumentieren das Wappen der Arte dei Maestri di Pietra e Legname an Orsanmichele (um 1440/ 1445), und die Umrahmung des Grabmals von Bischof Benozzo Federighi in Santa Trinita (1454–1456) in Florenz. Wie Meyer zutreffend berichtet – vielleicht selbst beobachtet hat? – wurden dabei Malerei und Mosaik miteinander kombiniert.9 Bei allen diesen Arbeiten fällt das Fehlen der »hochroten Farbe« auf.10 Nachdem der skulpturalen Majolikaproduktion der Robbia-Werkstatt und deren Verlöschen in der Mitte des 16. Jahrhunderts vergleichsweise viel Raum gegeben wurde, geht Meyer auf das Stichwort »Majolicagefäße« ein. Unter dem Patronat der Herzöge von Urbino entstanden in Castel Durante »bemahlte Prachtgefäße zu häuslichem Gebrauch«, bekannt als »Majolica«.11 Im Nachtrag wird ihre Rolle mit der des Porzellans in der Zeit Meyers in etwa gleichgesetzt. Heute ist ihre Funktion kaum noch umstritten. Sie gelten nicht als Gebrauchsgeschirr für die Tafel, sondern als Schaugeschirr. Dass die Thematik der Bemalung in beiden Texten keine ausdrückliche Beachtung findet, ist bemerkenswert. Goethe und Meyer kannten sehr wahrscheinlich ausschließlich Istoriato-Malerei, deren Darstellungen aus den klassischen Mythen, aus der Geschichte der Antike und aus der Bibel waren ihnen sicherlich geläufig. Sind die Themen gemeint, wenn es heißt, dass Majoli- 22 Keramos 210 – Lessmann to the Romans. “The allure of the new, cheapness, the colours, the glazes, along with the belief that such works would last forever” was so successful that Luca had to expand his business with his brother and his nephew Andrea – both experienced sculptors – as well as other workers.8 Meyer correctly supposed that Luca della Robbia used “experiences of makers of mosaics and painters of stained glass windows“, the techniques of which correspond to the metal-oxide-based ceramic colours. The colouring of the mostly large-scale sculptural works of the Della Robbia workshop is dominated by white and blue mixed with white. Meyer compared the effect to that of Wedgwood blue and white jasperware relief-moulded ceramics although they were unglazed, which had been highly prized since the third quarter of the 18th century. Later on, “green, yellow and, sparingly, violet glazes” were used on the “very beautiful fruit and flower wreaths in relief”. With regard to the effect of the magnificent colours, Meyer speaks of “plastic [three-dimensional] paintings”. He also remarked that Luca della Robbia had attempted to make “the first simple glazed paintings on a flat surface” and “designs in coloured glazes were depicted on flat surfaces”. This new development is documented in Florence by the arms of the Arte dei Maestri di Pietra e Legname on Orsanmichele (ca. 1440–45), and the surround of the tomb of Bishop Benozzo Federighi in Santa Trinita. As Meyer appositely remarked – and perhaps himself observed – painting and mosaic were combined.9 All these works are notable for the absence of “bright-red colour”.10 After devoting a relatively generous amount of space to the sculptural maiolica production of the Robbia workshop and its demise in the mid 16th century, Meyer comes to the “maiolica vessels” under discussion. “Magnificent painted vessels for domestic use” known as “maiolica”11 were created in Castel Durante under the patronage of the Dukes of Urbino. Their role would subsequently be compared to that of porcelain in Meyer’s time. This opinion is no more accepted, maiolica vessels are by now regarded as showpieces. It is remarkable that the subject of painting is not specifically discussed in either of the two articles. Goethe and Meyer very probably only knew istoriato painting, the subject matter of which – classical mythology, ancient history and the bible – was certainly familiar to them. Perhaps the themes are meant, when it is stated that maiolica is “sometimes of high esteem because of the good taste in the depictions”? Or does this statement refer to the formal design or composition? In any case, the attribution of the figural composition to famous Renaissance painters, above all Raphael, was an important factor in the valuation of maiolica. In contrast to the long-held idea that Raphael himself had painted maiolica in his hometown of Urbino, Meyer ken »wegen des guten Geschmacks in den Darstellungen zum Teil sehr schätzbar« sind? Oder bezieht sich diese Äußerung auf die formale Gestaltung, also die Komposition? Für die Wertschätzung der Majoliken ist jedenfalls die Autorschaft von berühmten Renaissancemalern für die Figurenkompositionen von Bedeutung, allen voran die Werke Raffaels. Im Gegensatz zu der lange tradierten Vorstellung, dass Raffael in seiner Vaterstadt Urbino selbst Majoliken bemalt habe, sieht Meyer, dass dessen bewunderte Werke über Zeichnungen und Kupferstiche an die Majolikamaler vermittelt wurden.12 Als weiteres Argument gegen diese Legende vermutet er, dass damals in Urbino keine Majolika hergestellt worden sei.13 Aber auch dem Stil von Girolamo Genga14, Giulio Romano und der Brüder Taddeo und Federico Zuccari sei die Malerei verpflichtet; von der Beteilung des venezianischen Malers Giovanni Battista Franco berichten historische Quellen. Heute gelten die meisten der damals nach Castel Durante lokalisierten Stücke als Arbeiten aus Urbino, Pesaro oder dem Herzogtum Urbino. Man hat den Eindruck, dass Meyer und/oder Goethe nach Abschluss des Beitrages noch einmal einen Blick in die Lebensbeschreibungen Vasaris zu Battista Franco und Taddeo Zuccaro geworfen haben. Im Nachtrag wird nun die Rolle von Majoliken als wertvolle Prestigeobjekte betont. Die direkte Beteiligung erstrangiger Künstler als Entwerfer für den malerischen Dekor und vielleicht auch für die Gefäßformen sowie die sehr qualitätvolle Ausführung der Bemalung in Castel Durante machten sie zu kostbaren Geschenken für hochgestellte Persönlichkeiten, für Kaiser und Könige. Herzog Guidobaldo II. von Urbino (1514–1574) beauftragte Battista Franco mit Entwürfen für die Bemalung eines Services, weil er »glaubte mit einem doppelten Tafelservice (Credenza) dem Kaiser Karl V. ein würdiges Geschenk zu machen«.15 Szenen aus dem Mythos des Herkules, der klassischen Identifikationsfigur der Herrscher in der Renaissance, ließen J. V. G. Mallet und Timothy Clifford in zwei Majolikatellern und den entsprechenden FrancoZeichnungen Reste dieses Services erkennen. Gleichzeitig konnten die beiden Autoren weit umfassender ein zweites, von Meyer 1804 nicht erwähntes, von Guidobaldo II. an den Kardinal Alessandro Farnese verehrtes Service nach Zeichnungen desselben Künstlers mit Szenen aus dem Trojanischen Krieg identifizieren.16 Meyer fährt im Nachtrag fort: »für andere, welche bald nachher gedachter Herzog an den König Philipp II nach Spanien sendete, hatte Taddeus Zucchero [Zuccaro] die Zeichnungen entworfen.« Für dieses Ensemble, das sogen. »Spanische Service«, konnte John Gere 18 Zeichnungen und eine Reihe von prunkvollen, nach ihnen ausgeführte Majoliken nachweisen. Gleichzeitig verwies er auf die Beteiligung von dessen jüngerem Bruder Federi- recognised his admired works had been transmitted to the maiolica painters via drawings and engravings.12 In an additional refutation of this legend, Meyer supposed that no maiolica was produced in Urbino at that time.13 However, the styles of Girolamo Genga14, Giulio Romano and the brothers, Taddeo and Federico Zuccari, were also discernable; and the involvement of the Venetian painter, Giovanni Battista Franco, was reported by historical records. Most of the pieces attributed to Castel Durante are now considered to be from Urbino, Pesaro or the Duchy of Urbino. One has the impression that Meyer and/or Goethe glanced again at Vasari’s accounts of the lives of Battista Franco and Taddeo Zuccaro after the article was finished. In the supplement, the role of maiolica as a valuable object of prestige is stressed. The direct involvement of artists of the first rank as designers for the painted decoration and perhaps also of the vessel forms, and the excellent production in Castel Durante, made this maiolica appropriate as gifts for people of the highest rank, for emperors and kings. Duke Guidobaldo II of Urbino (1514–1574) commissioned designs for the decoration of a service from Battista Franco because he “believed that a double table service (Credenza) would be a worthy gift for the Emperor Charles V”.15 J.V.G. Mallet and Timothy Clifford have identified the surviving relevant Franco drawings of scenes from the legend of Hercules – the classical figure identified with by Renaissance rulers – for two maiolica plates from the service. The authors were also able to much more comprehensively identify a second service, not mentioned in 1804, given by Guidobaldo II to Cardinal Alessandro Farnese, painted with scenes from the Trojan War after drawings by the same artist.16 In the supplement, Meyer continues: “for others, which the Duke sent to King Philip II of Spain shortly afterwards, Taddeus Zucchero [Zuccaro] designed the drawings.” John Gere was able to identify 18 drawings and a number of magnificent examples of maiolica based on these designs, a group known as the “Spanish Service”. He also referred to the involvement of Zuccaro’s younger brother, Federico, which Timothy Clifford subsequently explored further.17 The theme is Julius Caesar’s wars of conquest. The maiolica, which includes some elaborate models, was created between 1560 and 1562 in the Fontana workshop in Urbino.18 An interesting note in the supplement suggests that Meyer came across maiolica in Italy. He was in Italy between 1795 and 1797, during which time he resided in Florence for almost a year.19 He very probably saw the maiolica hung in gilt frames on the wall of the Galleria degli Uffizi, where, thanks to his good contacts, he was permitted to copy Raphael’s “Madonna della Sedia”.20 He noted in the supplement that “a number of similar vessels [like those of the service for Philip II] whose Lessmann – Keramos 210 23 co, der Timothy Clifford 1991 weiter nachging.17 Thema sind die Eroberungskriege Julius Cäsars. Die Majolikageschirre, zum Teil in aufwändigen Modellen, entstanden 1560–1562 in der Werkstatt der Fontana in Urbino.18 Eine unmittelbare Begegnung Meyers mit Majoliken in Italien scheint sich in einer interessanten Bemerkung des Nachtrages zu reflektieren. 1795 bis 1797 war Meyer in Italien und hielt sich fast ein Jahr in Florenz auf.19 In der Galleria der Uffizien, wo er dank seiner guten Beziehungen Raffaels »Madonna della Sedia« kopieren durfte, wird er sehr wahrscheinlich auch die Majoliken gesehen haben, die dort in vergoldeten Rahmen an den Wänden präsentiert wurden.20 Im Nachtrag berichet er: »Eine Anzahl ähnlicher Gefäße [wie die des Services für Philipp II.], an denen Form und Mahlerey vermuthlich ebenfalls von der Angabe [dem Entwurf] des Zucchero ist, werden gegenwärtig noch in der Gallerie zu Florenz aufbewahrt, und sind durch Erbschaft von den Herzogen von Urbino an die Grossherzoge von Toskana gekommen.« Es spricht vieles dafür, dass diese Informationen auf in Florenz selbst Erfahrenes zurückgeht. Seine Vermutung, dass ihnen Entwürfe von Taddeo Zuccaro zugrunde liegen könnten, kann seine immer wieder von Goethe bewunderte Kennerschaft und Urteilskraft bestätigen. Denn einige Majoliken aus dem urbinatischen Erbe sind noch heute in Florenz, im Museo del Bargello, erhalten und gehen z.T. auf Zeichnungen zu dem für Philipp II. von Spanien angefertigten Ensemble zurück.21 Er mag sie möglicherweise auch deshalb wahrgenommen haben, weil er vielleicht wusste, dass aus dem Kunstbesitz der Medici eine Auktion, darunter auch von Majoliken, bevorstand. Im Mai 1797, einen Monat vor der Abreise Meyers, wurden sie in einem einzigen Los an einen Florentiner Händler zugeschlagen.22 Andere beschriebene Istoriato-Majoliken vom Beginn des 17. Jahrhunderts, nach Meyer wohl aus Faenza und Pesaro, basieren auf Malereien der Carracci. Vor allem die mythologischen Fresken von Annibale Caracci (1560–1609) in der Galleria Farnese in Rom waren bis ins 18. Jahrhundert beliebte Motive der Majolikamalerei.23 Eine im Besitz eines Freundes erwähnte Schale wird mit dem Stil Pietro da Cortonas in Verbindung gebracht.24 Solche Stücke stammen aus Castelli, Siena oder San Quirico d’Orcia bzw. von Battista Campani und seinem Umkreis. Dort malte man in einer hellen, heiteren Farbpalette, die den Freske und Gemälden von Pietro da Cortona (1596–1669) sehr nahe kommt. Interessant sind die Äußerungen zum »eigentlichen Kunstwerth« der Majoliken. Dabei werden sie in einen Vergleich mit griechischen Vasen gestellt.25 Obwohl es in beiden Fällen äußerst unwahrscheinlich sei, dass die Keramiken von berühmten Künstlern der Antike oder in der Renaissance von Raffael selbst und anderen bemalt worden seien, bezeugen sie geschicktes Können. Ihren Wert bestimmt nicht die »künstliche Ausführung der Ge- 24 Keramos 210 – Lessmann form and decoration are presumably also after Zucchero’s design, are currently still kept in the Galleria in Florence, and came by inheritance from the Dukes of Urbino to the Grand Dukes of Tuscany”. It seems very likely that Meyer obtained this information himself in Florence. He was most probably told that the service belonged to the inheritance of the Dukes of Urbino locally. His assumption that the maiolica could be based upon designs by Taddeo Zuccaro serves to confirm Goethe’s repeated admiration of his connoisseurship and strength of judgement, because some of the maiolica from the estate of the Dukes of Urbino remains in Florence to this day – in the Museo del Bargello – and can in part be traced back to drawings for the service made for Philip II of Spain.21 He could also have paid the maiolica attention because he may have known that an auction that included maiolica was planned from the collections. In May 1797, a month before Meyer’s departure, the maiolica was sold in a single lot to a Florentine dealer.22 Some istoriato maiolica of the beginning of the 17th century, according to Meyer probably made in Faenza and Pesaro, was based on paintings by the Carracci. The mythological frescos in the Galleria Farnese in Rome by Annibale Carracci (1560–1609) were a particularly favoured source for maiolica decoration.23 Meyer mentions a dish in the possession of a friend, which is compared to the style of Pietro da Cortona.24 Such pieces were made in Castelli, Siena or San Quirico, or by Battista Campani and his circle, in a pale and bright palette very similar to that of Pietro da Cortona’s frescoes and paintings. The remarks on the “actual artistic value” of maiolica, in which it is compared to Greek vases, are interesting.25 Although Meyer regarded it as extremely unlikely that the ceramics were painted by famous artists of antiquity, or during the Renaissance by Raphael himself or other such artists, they do display a high level of skill. The value does not lie in the “artistic execution of the painting” but in the “beautifully conceived depiction”, in other words, the compositions. Unlike paintings and antique statues, however, ancient vases and maiolica are of no didactic use in the training of artists. The Greek vases are in any case held in higher esteem: “Nobody should misunderstand us and maintain that, because the antique painted vases have been mentioned alongside maiolica, we place them together and regard them equally. This is on no account our view, we value the antique vases much more highly with complete conviction because the old art was anyway higher and more perfect, and its works, therefore, when compared to the more recent, if they are otherwise of equal standing, must always take precedence”.26 The Weimar artistic circle also bristled at Count Friedrich Leopold von Stolberg, who wrote in his travel mälde«, sondern die »schön gedachten Darstellungen«, d. h. die Kompositionen. Anders als Gemälde und antike Statuen sind sie für die Ausbildung künstlerischer Fertigkeiten allerdings nicht von didaktischem Nutzen. Aber dennoch liegt die Priorität der Wertschätzung bei den griechischen Vasen: »Doch es missverstehe uns niemand, und wähne etwa, dass, weil die antiken bemahlten Vasen neben der Majolica erwähnt worden sind, wir beide in eine Reihe gesetzt und gleich angesehen wissen wollen. Dieses ist keineswegs unsere Meinung, vielmehr schätzen wir die antiken Vasen, aus voller Überzeugung, höher, weil die alte Kunst überhaupt höher und vollkommener war, und also ihre Producte, gegen die neuern gehalten, wenn sonst ein gleiches Verhältnis besteht, allemal Vorzüge haben müssen.«26 Und die Weimarer Kunstfreunde ereifern sich über Friedrich Leopold Graf von Stolberg, der in seinem Reisetagebuch geschrieben hatte: »In der Apotheke von Loreto, einem Eigenthum der Sancta casa (sic), werden 330 Vasen von Fayence gezeigt, deren Mahlerei von Giulio Romano und Raffaellino della Villa ist, nach Handzeichnungen des großen Rafael. Auch auf diesen irdenen Geschirren ist Rafaels Geist unverkennbar. Mögen immer des Alterthums ausschließliche Bewunderer mit Entzücken von griechischen Vasen reden, ich würde eine ganze Sammlung solcher Alterthümer, wenn ich sie besäße, gern für Eine dieser rafaelischen Vasen hingeben«.27 Goethe und Meyer spotten: »Mit jenem Reisenden, welcher ein einziges von den Majolicagefäßen in der Apotheke zu Urbino [in Loreto!] einer ganzen Sammlung antiker Vasen vorzieht, sind wir daher nichts als weniger einverstanden, würden uns auch willig auf einen Tausch mit ihm einlassen …«. Und Goethe setzt den Spott in einer Xenie fort: »Der Kenner Alte Vasen und Urnen! Das Zeug wohl könnt ich entbehren; Doch ein Majolica-Topf machte mich glücklich und reich«.28 Der Kupferstich gibt im damaligen Geschmack der Reproduktionsgraphik in Umrisszeichnungen drei Majoliken im Istoriato-Stil wieder (Abb. 1). Die von Goethe und Meyer gewünschte Wiedergabe einer farbig aquarellierten Version wurde nicht gedruckt.29 Als Herstellungsort wurde Castel Durante vermutet.30 Aber alle sind nach Venedig zu lokalisieren. Die beiden unten dargestellten Teller befinden bzw. befanden sich in der Kunstkammer des Herzogs August von Sachsen-Gotha (1722–1804).31 Das Motiv oben auf der Seite gibt einen Majolikateller mit der Geburt des Adonis »in Weimar« wieder (Abb. 2). Er befindet sich noch heute in der Sammlung Goethes in seinem Wohnhaus in Weimar.32 Die Abbildung der drei Majolikamalereien soll demonstrieren, dass manche von ihnen in »Geschmack und Gedanken« anerkennenswert sind. Daraus folgt die diary: “In the pharmacy of Loreto, in the possession of the Sancta casa (sic), 330 faience vases are displayed, painted by Giulio Romano and Raffaellino della Villa after drawings by the great Raphael. Even on these earthenware vessels Raphael’s spirit is unmissable. Those who admire only Antiquity may speak with rapture of Greek vases, if I owned a whole collection of such antiquities I would gladly give it for one of these Raphaelesque vases”. Goethe and Meyer mocked: “We therefore are in agreement with those travellers who would prefer a single maiolica vessel in the pharmacy at Urbino [in Loreto!] to a whole collection of antique vases and would gladly engage in such a swap with him…”.27 Goethe continued the mockery in an epigram: “The Connoisseur Old vases and urns! That stuff I could well do without: But a maiolica pot makes me happy and rich”.28 The engraving shows three pieces of maiolica depicted in the then fashionable style of outline drawing. The coloured watercolour reproduction that Goethe and Meyer wanted was not printed.29 It was assumed that the maiolica was made in Castel Durante30; all three can be attributed to Venice. Both of the plates in the lower half of the picture were in the Kunstkammer of Duke August of Sachsen-Gotha (1722–1804).31 The plate at the top of the page “in Weimar” depicts the Birth of Adonis (fig. 2); it remains there to this day, part of Goethe’s collection in his house in Weimar.32 The illustration of the three examples of maiolica painting was intended to show that some of it was worthy of notice in “taste and thought”.There followed a call for a project to be initiated and supported, which would by means of close study identify the best of maiolica painting in order that it could be collected, made known and shared.33 This is without doubt also an important aspect of Goethe’s collecting, which continued for more than another twentyfive years. This contribution, sort of „ouverture“ for the catalogue of Johann Wolfgang von Goethes collection of Italian maiolica at Weimar, is gratefully dedicated to John Mallet – the first to study seriously Istoriato-painting. He always offered amicably invaluable inspiration and generously shared his admirable knowledge. Translation: Sebastian Kuhn Lessmann – Keramos 210 25 Aufforderung, ein Projekt zu initiieren und zu unterstützen, durch das nach eingehender Prüfung das Beste von Majolica-Malereien gesammelt, bekannt und gemeinnützig gemacht würde.33 Die Sammeltätigkeit Goethes, die etwa 25Jahre später ihren Abschluss fand, ist zweifellos auch unter diesen Aspekten von Bedeutung. Dieser Beitrag, sozusagen eine »Ouvertüre« zu einem von der Verfasserin vorzubereitenden Katalog der Sammlung italienischer Majolika von Johann Wolfgang von Goethe in Weimar, ist John Mallet dankbar gewidmet, dem ersten Wissenschaftler, der sich ernsthaft mit Istoriato-Malerei auseinandergesetzt und immer wieder freundschaftlich unschätzbare Anregungen gegeben und seine bewundernswerten Kenntnisse großzügig geteilt hat. Anmerkungen Timothy Wilson danke ich für die Durchsicht des Textes. I have to thank Timothy Wilson for looking over the text. 1 1 2 3 4 5 6 7 26 Notes Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung I. 1804. Bd. 3 (Juli, August, September). Dazu Christa Topfmeier, Goethes Majolikasammlung, 2 Teile, Diss. Ms., Jena 1958, T. 14, S. 4ff. und dieselbe: Aus Goethes Majolikasammlung, in: KERAMOS 7/1960, S. 17–26, hierzu S. 17. Zur Geschichte der Sammlung Topfmeier 1958, Teil II S. 1ff. Bulling, Karl: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, 3 Bde., Weimar 1962–1965, Bd. 1, S. 39: Goethe in einem Brief an den Herausgeber Eichstädt: »… daß mehrere Gleichdenkende sich einerlei Zeichens bedienen, wie wir z. B. in Weimar mit der Chiffre W.K.F. zu thun gedenken«. Seit 1816 fand die Sigle nur noch für Beiträge von Johann Heinrich Meyer Verwendung; Jochen Klauß: Der »Kunschtmeyer«. Johann Heinrich Meyer. Freund und Orakel Goethes, Weimar 2001, S. 245. Der Nachtrag im »Intelligenzblatt« Nr. 108, S. 896, ohne Titel (unter dem Strich). Italienische Renaissancemajolika des 16. und frühen 17. Jahrhunderts fast ausnahmslos im Stil der Istoriato-Malerei war zur Zeit ihrer Entstehung vor allem in Nürnberg und Augsburg gesammelt und wohl auch gehandelt worden; Johanna Lessmann: Italienische Majolika in Nürnberg, in: Silvia Glaser (Hg.): Italienische Fayencen der Renaissance. Ihre Spuren in internationalen Museumssammlungen. Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Bd. 22, Nürnberg 2004, S. 235–263. Später, besonders im 17. und frühen 18. Jahrhundert waren sie prominenter, oft in eigenen Kabinetten ausgestellter Bestandteil fürstlicher Sammlungen, z. B. in Braunschweig, Stuttgart, Dresden, München, Berlin und Kassel. Giorgio Vasari’s »Le Vite dei più eccellenti pittori, scultori e architetti«, Florenz, 2. Ausgabe, 1568; besaß Goethe in der Ausgabe Bologna 1681; Ruppert, Hans: Goethe’s Bibliothek. Katalog. Weimar 1958 (XVI, 826). Eine Ausgabe der »Notizie de’ Professori del Disegno« von Baldinucci ist in seiner Bibliothek nicht verzeichnet; er hat sich auch keine aus der Herzoglichen Bibliothek in Weimar ausgeliehen; Elise von Keudall: Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek, Weimar 1931. – Baldinucci bezeichnete im Untertitel der Biographie Luca della Robbia als Schüler Lorenzo Ghibertis; Baldinucci, Notizie, in: Opere di Filippo Baldinucci, 14 Bde., Mailand 1808–1812, Bd. 5, S. 217. Vasari hat sich dazu nicht geäußert. – Meyer weist darauf hin, dass das Werk von Giovanbattista Passeri über die Majolikaproduktion in Pesaro, Venedig 1758, nicht erreichbar war; Meyer 1804, S. III, Anm. 9. Meyer 1804, S. I Sp. 2 ff. Keramos 210 – Lessmann 2 3 4 5 6 7 8 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung I. 1804. Vol. 3 (July, August, September). Christa Topfmeier, Goethes Majolikasammlung, 2 parts, PhD Ms., Jena 1958, Pl. 14, p. 4ff. and Topfmeier: Aus Goethes Majolikasammlung, in: KERAMOS 7/1960, pp. 17–26, resp. p. 17. For the history of the collection see Topfmeier 1958, II pp. 1ff. Bulling, Karl: Die Rezensenten der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, 3 vols., Weimar 1962–1965, vol. 1, S. 39: Goethe in a letter to the editor Eichstädt: „… daß mehrere Gleichdenkende sich einerlei Zeichens bedienen, wie wir z. B. in Weimar mit der Chiffre W.K.F. zu thun gedenken“. After 1816 this signature was used only for contributions by Johann Heinrich Meyer; Jochen Klauss: Der „Kunschtmeyer“. Johann Heinrich Meyer. Freund und Orakel Goethes, Weimar 2001, p. 245. The Postscript, without title, in “Intelligenzblatt”, an insert of Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, No. 108, p. 896 (under the line). Italian Renaissance maiolica of the 16th and early 17th century nearly withour exception in Istoriato-Style had been collected and probably traded in Nürnberg and Augsburg at the time of their production; Johanna Lessmann: Italienische Majolika in Nürnberg, in: Silvia Glaser (Hg.): Italienische Fayencen der Renaissance. Ihre Spuren in internationalen Museumssammlungen. Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, vol. 22, Nuremberg 2004, pp. 235–263. Later on, specially in the 17th and early 18th century they constituted a prominent section of princely collections, e.g. in Braunschweig, Stuttgart, Dresden, Munich, Berlin and Kassel. They were displayed in separate rooms. Giorgio Vasari’s „Le Vite dei più eccellenti pittori, scultori e architetti“, of which the definitive edition was published in Florence in 1568, is listed in the Bologna 1681 edition in the library of Goethe; Ruppert, Hans: Goethe’s Bibliothek. Katalog. Weimar 1958 (XVI, 826). Baldinucci’s “Notizie de’ Professori del Disegno“ is not listed; and he did not borrow it from the Herzogliche Bibliothek at Weimar; Elise von Keudall: Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek, Weimar 1931. – In the subtitle of the biography of Luca della Robbia Baldinucci calls the artist a follower of Lorenzo Ghiberti; Baldinucci, Notizie, in: Opere di Filippo Baldinucci, 14 vols., Milan 1808–1812, vol. 5, p. 217. Vasari does not mention this. Meyer states, that the publication of Giovanbattista Passeri about maiolica production at Pesaro, Venice 1758, had not been available; Meyer 1804, p. III, note 9. Meyer 1804, p. I, col. 2 ff. Glazing figural clay reliefs was then also used by Andrea 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Das Glasieren von figürlichen Tonreliefs verwendeten dann auch Andrea Sansovino und Francesco Rustici; ebda. Das Wappen bei Giancarlo Gentilini: I della Robbia. La scultura invetriata nel Rinascimento, 2 Bde., Mailand 1992, Bd. I, Abb. S. 62 und 63, das Grabmal ebda. Bd. I, S. 74 und 75. Vasari und Baldinucci erwähnen diese technische Besonderheit nicht. Solange wir keine weiteren schriftlichen Quellen kennen, die diese Arbeiten der Robbias entsprechend genau beschreiben, kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Bemerkung Meyers auf eigene Beobachtungen zurückgehen, als er 1796–1797 in Florenz die Kunstschätze der Stadt studierte; dazu hier S. 24. – Ausschließlich als Malerei auf der glasierten Fläche sind die von Meyer nicht erwähnten Tondi mit Monatsdarstellungen aus dem Studiolo von Piero de’ Medici ausgeführt, heute im Victoria und Albert Museum, London; Gentilini 1992, S. 110ff. und Abb. S. 64 und 65. Dem Text ist nicht zu entnehmen, ob Meyer damit Rot oder Rubinrot bzw. Rubinlüster meint, der um das letzte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts in Gubbio und in Deruta entwickelt worden war; Carola Fiocco and Gabriella Gherardi: Maestro Giorgio, il lustro di Gubbio e l’istoriato del ducato di Urbino, in: La maiolica italiana del Cinquecento. Il lustro eugubono e l’istoriato del ducato di Urbino, Atti del convegno di studi, Gubbio, 21.–23. settembre 1998, hgg. von Gian Carlo Bojani, Centro Di, Florenz 2002, S. 61f.. In Florenz scheint Lüster nicht hergestellt worden zu sein. Auf die Etymologie des Begriffs geht Meyer nicht ein. Zu der Legende Johanna Lessmann: Herzog Anton Ulrich-Museum. Italienische Majolika. Katalog der Sammlung, Braunschweig 1979, S. 12. Castel Durante, seit 1636 umbenannt in Urbania, ist schon bei Vasari als besonders bedeutender Ort der Majolikaproduktion hervorgehoben. Dazu Timothy Clifford und J. V. G. Mallet: Battista Franco as a Designer for Maiolica, in: Burlington Magazine CXVIII,1976, S. 387–410, hierzu S. 396f. Timothy Wilson: Girolamo Genga: designer for maiolica?, in: Timothy Wilson (Hg.): Italian Renaissance Pottery, Papers written in occasion with a colloquium at the British Museum, London 1991, S. 157–65. Zu den anderen Künstlern siehe unten. Nachtrag 1804. Clifford und Mallet 1976, hierzu S. 396, Kat. Nr. 26 und 27, Abb. 40 und 41. John Gere: Taddeo Zuccaro as a designer for Maiolica, in: Burlington Magazine CV 1963, S. 306–315. Timothy Clifford: Some unpublished drawings for maiolica and Federico Zuccaro’s role in the »Spanish Service«, in: Wilson 1991, S. 166–176. In der Sammlung Goethe’s sind zwei Kredenzschalen mit Kompositionen für dieses Service aus der Patanazzi-Werkstatt erhalten. Topfmeier 1958, Kat. Nr. 50 und 51. Bei einer der Kompositionen fühlte sich Schuchardt an Primaticcio erinnert; Christian Schuchardt, Goethes Kunstsammlungen, 3 Teile, Jena 1848, II. Teil, 350,308. Bei Topfmeier, Kat. Nr. 50, ist keine Vorlage erwähnt. Von Juni 1796 bis Juni 1797; dazu und zum Folgenden Klauß 2001, S. 154ff. Giovanni Conti, La maiolica nel Museo del Bargello. Genesi e fortuna di una raccolta, in: Faenza LV, 1969, 3–6, S. 58–79, hierzu S. 65 und 71ff. Siehe Gere 1963 und Conti 1969. Stücke aus den Großherzoglichen Sammlungen und vermutlich aus der urbinatischen Erbschaft z. T. mit anderen Themen in: Giovanni Conti: Museo Nazionale di Firenze, Palazzo del Bargello, Catalogo delle maioliche, Florenz 1971. Marco Spallazanzi: 20 maggio 1797: la dispersione degli istoriati dei Medici, in: Faenza XCV, 1–6, 2009, S. 95–99. Die dafür ausgewählten, als minderwertig geltenden 200 Exemplare – von insgesamt 270 – waren im Herbst 1796 magaziniert worden. – In der Korrespondenz mit Goethe findet diese Auktion keinen Niederschlag, wie überhaupt in den Briefen aus Florenz nur sehr wenige Kunstwerke Erwähnung finden. Aus Castelli zwei prachtvolle Vasen, bemalt von Carlo Antion 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Sansovino and Francesco Rustici, ibid. The arms in: Giancarlo Gentilini: I della Robbia. La scultura invetriata nel Rinascimento, 2 vols., Milan 1992, vol. I, fig. pp. 62 und 63, the tombstone ibidem vol. I, pp. 74 and 75. This technical details is not mentioned by Vasari and Baldinucci.As long as we do not know of other written precise descriptions of these works by the Robbias, it doesn’t seem impossible that the statement of Meyer might be based on his own observations. In 1796–1797 he stayed in Florence studying the art treasures of the place; see here p. 24. – Two dimensional and painted is the decoration of the tondi, not mentioned by Meyer, representing the months made for the studiolo of Piero de’ Medici, now in the Victoria and Albert Museum, London; Gentilini 1992, pp. 110 and fig. pp. 64 and 65. It seems not clear if Meyer talks of red or of ruby lustre, which has been developed around in the last decade of the 15th century in Gubbio and in Deruta ; Carola Fiocco and Gabriella Gherardi: Maestro Giorgio, il lustro di Gubbio e l’istoriato del ducato di Urbino, in: La maiolica italiana del Cinquecento. Il lustro eugubino e l’istoriato del ducato di Urbino, Atti del convegno di studi, Gubbio, 21.–23. settembre 1998, edited by Gian Carlo Bojani, Centro Di, Florence 2002, pp. 61ff.. Lustre seems never to have been used in Florence. There is no comment on the etymology of this term. For the legend see Johanna Lessmann: Herzog Anton UlrichMuseum. Italienische Majolika. Katalog der Sammlung, Braunschweig 1979, p. 12. Already Vasari mentions Castel Durante, since 1636 named Urbania in honour of Pope Urban VIII. born there, as an important place producing maiolica. See also Timothy Clifford and J. V. G. Mallet: Battista Franco as a Designer for Maiolica, in: Burlington Magazine CXVIII, 1976, pp. 387–410, specially pp. 396ff. Timothy Wilson: Girolamo Genga: Designer for Maiolica?, in: Timothy Wilson (ed.9: Italian Renaissance Pottery, Papers written in association with a colloquium at the British Museum, London 1991, pp. 157–65. For other artists see below. Supplement 1804. Clifford and Mallet (see note 13). For the scenes from the myth of Hercules see ibid. p. 396, cat. nos. 26 and 27, figs. 40 and 41. John Gere: Taddeo Zuccaro as a designer for Maiolica, in: Burlington Magazine CV 1963, pp. 306–315. Timothy Clifford: Some unpublished drawings for maiolica and Federico Zuccaro’s role in the „Spanish Service“, in: Wilson 1991, pp. 166– 176. Goethe owned two tazze painted in the Patanazzi workshop with compositions for this service; Topfmeier 1958, cat. nos. 50 and 51. One of them reminded Schuchardt of Primaticcio; Christian Schuchardt, Goethes Kunstsammlungen, 3 parts, Jena 1848, II. Part 2, 350,308. Topfmeier does not mention an iconographical source for cat. no. 50. Between June 1796 and June 1797; for the following Klauss 2001, pp.154ff. Giovanni Conti, La maiolica nel Museo del Bargello. Genesi e fortuna die una raccolta, in: Faenza LV, 1969, 3–6, pp. 58–79, for this pp. 65 and 71ff. See Gere 1963 and Conti 1969. Pieces of the collection of the Grand Dukes and probably from the heritage of Urbino in: Giovanni Conti: Museo Nazionale di Firenze, Palazzo del Bargello, Catalogo delle maioliche, Florence 1971. Marco Spallazanzi: 20 maggio 1797: la dispersione degli istoriati dei Medici, in: Faenza XCV, 1–6, 2009, pp. 95–99. The 200 pieces chosen as being of low quality – out of 270 altogether – had been taken to the store rooms in autumn 1796. – There is no mention in Meyer’s correspondence with Goethe of this auction; indeed the letters from Florence mention very few works of art. E.g. two beautiful Castelli vases by Carlo Antion Grue are in Dresden, documented there since 1740; Rainer Richter: Götter, Helden und Grotesken. Das Goldene Zeitalter der Majolika, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunstgewerbemuseum in Schloss Pillnitz, Munich (2006), cat. nos. 210 and 211. Other pieces in: Grazia Biscontini Ugolini and Jacqueline Lessmann – Keramos 210 27 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 28 Grue, z. B. befinden sich seit ca. 1740 in den Sammlungen in Dresden; Rainer Richter: Götter, Helden und Grotesken. Das Goldene Zeitalter der Majolika, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kunstgewerbemuseum in Schloss Pillnitz, München (2006), Kat. Nr. 210 und 211. Andere Beispiele bei Grazia Ugolini Biscontini und Jacqueline Petruzzellis Scherer: Maiolica e incisione. Tre secoli di rapporti iconografici, Ausstellungskatalog Castello Sforzesco, Mailand, 29. April–15. September 1992, Kat. Nr. 48. Aus Siena der Triumph der Galathea; ebda. 1992, Kat. Nr. 54. Die Schale war »durch gut beobachteten Ton und Haltung vor den anderen ausgezeichnet«; Meyer 1804, S. IV. Gemeint ist mit dem »Ton« vermutlich die helle, relativ einheitlich wirkende Farbpalette. Beispiele aus Castelli bei Ugolini Biscontini und Petruzzellis Scherer, Kat. Nr. 45 und 55. Meyer 1804, S. IV, Sp. 1f. Dazu auch Topfmeier 1958, Teil II, S. 3f. Meyer 1804, S. IV, Sp. 1f. Friedrich Leopold Graf zu Stolberg: Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sizilien, 5 Bde., Königsberg und Leipzig 1794, Bd. IV, Brief 102, S. 338. – Die Motive der Bemalung gehen auf unterschiedliche Quellen zurück. Klauß 2001, S. 151 Anm. 19. Dazu ausführlich Topfmeier 1958, Teil II, S. 4ff. Der von Meyer aquarellierte Stich ist erhalten im Goethe-Schiller-Archiv Weimar; erwähnt bei Topfmeier 1958, S. 9. Meyer 1804. Das Stück mit der rätselhaften Darstellung einer auf einem Schwan stehenden Frau ist seit 1945 verschollen; Däberitz, Ute: Verlustdokumentation der Gothaer Kunstsammlungen, Bd. I, Die kunsthandwerklichen Sammlungen, Gotha 1997, S. 106, Kat. Nr. 22. 9. Der Teller rechts ist Inv. Nr. M 4 in den Schlossmuseen Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha. Topfmeier, 1958, Teil I, Kat. Nr. 85. Meyer 1804, S. IV, Sp. 2. Keramos 210 – Lessmann 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 Petruzzellis Scherer: Maiolica e incisione. Tre secoli di rapporti iconografici, cat.of the exhibition, Castello Sforzesco, 29th April–15th September 1992, Milan 1992, cat. no. 48. The Triumph of Galathea, made in Siena; ibid. 1992, cat. no. 54. The dish is described as “durch gut beobachteten Ton und Haltung vor den anderen ausgezeichnet”; Meyer 1804, p. IV. “Ton” seems to refer to the light and homogeneous colour scheme. – Examples of Castelli maiolica in Biscontini Ugolini and Scherrer 1992, cat. nos. 45 and 55. Meyer 1804, p. IV, col. 1ff. See also Topfmeier 1958, part II, pp. 3 ff. Meyer 1804, p. IV, col. 1ff. Friedrich Leopold Graf zu Stolberg: Reise in Deutschland, der Schweiz, Italien und Sizilien, 5 vols., Königsberg and Leipzig 1794, vol. IV, letter 102, p. 338. – The painted decoration is based on various sources. Klauss 2001, p. 151 note 9 Topfmeier 1958, part II, pp. 4ff. The drawing engraving, coloured by Meyer is preserved in the Goethe-Schiller-Archiv Weimar; mentioned by Topfmeier 1958, p. 9. Meyer 1804 Since 1945 the piece representing a woman standing on a swan is lost; Ute Däberitz: Verlustdokumentation der Gothaer Kunstsammlungen, 2 vols., vol. I, Die kunsthandwerklichen Sammlungen, Gotha 1997, p. 106, cat. no. 22. 9. The plate on the right remains in Schlossmuseen Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha (inv. no. M 4). Topfmeier 1958, part I, cat. no. 85. Meyer 1804, p. IV, col. 2.