Unsere Nantes-Seiten aus JULES arttourist.com 1 l 2016

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Unsere Nantes-Seiten aus JULES arttourist.com 1 l 2016
JULES | arttourist.com 1|2016
NANTES
DIE STADT,
IN DER ALLES
MÖGLICH IST
Nantes | 33
Gestern hat Nantes noch Jules Vernes inspiriert, hat Nantes ihm
für ihre jodhaltigen Düfte übertragen. Später wird sie mit den Surrealisten unter einer Decke stecken. Heute bewegt sie weiterhin das
Traumtänzerische von Künstlern, Architekten und anderen Poeten:
ein Elefant geht auf den Kais der Loire spazieren, ein gekrümmtes
Segelboot entkommt einer Schleuse… die öffentlichen Räume, die
Geschäfte, die Gärten… sie hissen die Flagge der Kreativität und machen gemeinsam Kultur.
NANTES, SO KREATIV UND
ATTRAKTIV
Innerhalb von drei Jahrzehnten hat
sich Nantes zu einer der dynamischsten und erfinderischsten Städte
Frankreichs entwickelt. Eine beeindruckende Zahl an Angeboten beleben die Stadt das ganze Jahr über,
einige davon sogar von internationalem Rang: Die Folle Journée (Festival
für klassische Musik), Royal de Luxe
(die Riesen-Marionetten), Estuaire
(Dauerausstellung unter freiem Himmel nach drei Biennalen für zeitgenössische Kunst), die Machines de
l’Île (mechanischer Tierpark), etc.
© Olivier Metzger
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IN NANTES GIBT ES EIN EINMALIGES
KULTUR- UND TOURISMUSANGEBOT
Im Umkreis von 1 km befinden sich der 12 m
große Elefant der Machines de l‘Île, das Schloss
mit seinem multimedialen Historischen Museum, ein Park, der jeden Sommer in einen
Veranstaltungsort verwandelt wird, und der
Kunst-Parcours Estuaire. Hinter diesen vier
meistbesuchten Orten stecken vier Männer,
die für ihre kreative Verrücktheit bekannt sind:
Pierre Orefice, François Delarozière Jacques
Soignon und Jean Blaise. Anfang 2017 wird die
Wiedereröffnung des Musée des Beaux-Arts das
kulturelle Angebot komplettieren.
Jean Blaise ein Mann, der nie zurück, immer nach vorne schaut, der nie den Mut verliert sondern die Herausforderung sucht. Er hat bis heute ein klares Ziel vor Auge, Nantes über / durch
die Kultur ein neues Selbstbewusstsein, Identität und Leben zu geben. Das hatte Nantes vor fast
30 Jahren verloren. Nantes war förmlich am Boden, nachdem die Biskuitfabrik Lefèvre-Util, bekannt unter dem Kürzel LU, ihre Produktion einstellte und zur gleichen Zeit die letzte Werft
ihre Türen schloss und damit die Schifffahrtsindustrie nicht mehr vorhanden war. „Rien na vas
plus“. Nichts ging mehr. Viele gaben Nantes auf, zogen weg, um ihr Glück woanders zu suchen,
das eigene Überleben zu sichern. Was dann, fast wie in einem Märchen, passierte, stellte sich als
Glücksfall für Nantes heraus.1987 wurde Jean-Marc Ayrault zum Stadtpräsidenten von Nantes
gewählt. Auf ihm ruhten Hoffnungen und die Erwartung Nantes aus der wirtschaftlichen und
politischen Depression zu führen und eine Renaissance der Stadt herbei zu führen. Im Schlepptau
Was ist an Nantes eigentlich so außergewöhnlich? Warum
sollte man „Le Voyage à Nantes“ antreten?
«C’est comme une gaité, comme un sourire, quelque chose dans la
voix qui paraît nous dire viens, qui nous fait sentir étrangement bien,
ce je ne sais quoi que d’autres n‘ont pas …» [Jean Blaise lacht und
zitiert einen Liedtext, der eine ganz besondere Anziehungskraft schil-
Jean Blaise, das kulturelle Pendant und kongenialer Partner von Ayrault. Erste Amtshandlung
Ayrault‘s war die Zusammenlegung der Tourismusorganisation und der Kulturbehörde, das Neid
und Konkurrenz in vielen Städten, und übertrug diese Jean Blaise, die Geburt von Le Voyage á
Nantes. Seit mehr als 30 Jahren baut der Literaturwissenschaftler Jean Blaise Luftschlösser, spinnt,
realisiert und verwirft Ideen, erfinden sich und Nantes immer wieder neu, ohne sich selbst untreu
zu werden. Nun sitze ich dem charismatischen Jean Blaise in seinem Büro in einer ehemaligen
Fabrik gegenüber, ganz nah dem Lieu Unique, das von ihm gegründet wurde, dass es ohne ihn
nicht gäbe und das er bis 2012 auch geleitet hat. Wir unterhalten uns über Nantes, seine Arbeit,
seine größten Erfolge, Niederlagen, Projekte und was ihn so an Nantes fasziniert. Er erzählt gerne
mit Leidenschaft, lacht verschmitzt und ist sehr bescheiden zufrieden, mit dem was er in und für
Nantes geleistet hat.
dert…]. So wie Sie die Frage stellen, fällt mir sofort dieser alte französische Hit ein (Anm. d. Red.: Ella, von France Gall und Michel
Berger), der gar nicht schlecht zu uns passt: Ein schwer definierbarer
Charme zeichnet die Region aus, ihre geografische Lage, ihre alte und
neue Geschichte. Wir sind nah an der Bretagne und am Atlantik, die
Luft ist anders als anderswo, und das Licht ist faszinierend. Nantes
ist heute eine recht fröhliche Stadt, die sich ständig über ihre weitere Entwicklung und potenzielle Veränderungen Gedanken macht.
Eine Stadt, in der man mit Kreativität und Wagemut, einer Portion
Frechheit und auch Bescheidenheit zusammen arbeitet, um Dinge zu
schaffen. Der kollektive Spielstil „à la nantaise“ (Red.: der Ausdruck
stammt ursprünglich aus dem Fußball) hat sich in kleinen Schritten
© Olivier Metzger
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entwickelt, ist aber heute zu einer fest verankerten
Einstellung geworden. Le Voyage à Nantes verkörpert
diese Einstellung, sie ist das Ergebnis davon: Mit dieser Haltung wurde vor 25 Jahren darauf gesetzt, dass
Kultur eine Region aufwecken kann, ihr helfen kann
aufzublühen und eine nationale und internationale
Dimension zu erreichen. Wer in die Stadt kommt,
um diese besondere Atmosphäre zu spüren, muss
einfach nur der grünen Linie folgen, die am Boden
aufgezeichnet ist und das kulturelle Angebot in etwa
vierzig Etappen verbindet. Was auffällt, ist die enorme Vielfalt dieser Etappen, denn hier sind Geschichte
und moderne Kunst ebenso vertreten wie Treffpunkte verschiedenster Art und neue Formen städtischer
Entwicklung. Wer die Reise nach Nantes antritt, entdeckt fabelhafte Ausstellungen im lieu unique oder
der Hab Galerie, Kunstwerke, die unvermutet hinter
einer Straßenecke auftauchen, von Künstlern neu
interpretierte Aushängeschilder, ein städtisches Erbe
in Form von Gebäuden (Pommeraye-Passage, Kathedrale) und Natur (Jardin des Plantes, Unterlauf
der Loire), ein städtisches Historisches Museum im
Schloss der Herzöge der Bretagne, die mechanischen
Skulpturen der Machines de l’île…Ich glaube wir in
Nantes sind uns recht genau bewusst, was andere
eben nicht haben! Und natürlich sind auch Gastronomie und Genuss nicht zu vergessen, angeboten in
den empfehlenswerten Restaurants der „Tables de
Nantes“ und auch im Rahmen unserer sehr eigenen
Inszenierungen des kulinarischen Reichtums der Region (Erzeugermarkt, Dinner für 200 Personen an
geheimen Orten,…).
Wie ist es Ihnen gelungen, eine so große Organisation ins Leben zu rufen, die Kultur
und Tourismus kombiniert, und die vor allem
schon seit Jahren erfolgreich arbeitet? Viele Städte träumen davon, die meisten aber
scheitern…
In der Kultur braucht man Tag für Tag Überzeugungskraft, man darf nie aufgeben. Nantes profitiert von einer klaren politischen Richtungsentscheidung zugunsten der Kultur, zunächst von
Jean-Marc Ayrault während seiner 5 Amtszeiten,
heute von Johanna Rolland. Der Star von Le Voyage à Nantes ist die Stadt selbst, und man stellt sich
nicht die Frage, ob das Tourismus ist oder Kultur:
Die Kunst ist überall in der Stadt präsent, hinterfragt städtische Formen und baut Trennendes ab.
Wir arbeiten mittlerweile mit allen Abteilungen der
Stadtverwaltung zusammen: Grünflächen, Raumordnung, aktuelle Kultur oder städtisches Kulturerbe…im gemeinsamen Interesse aller. Als wir
Le Voyage à Nantes gegründet haben, haben wir
sehr intensiv daran gearbeitet, alle mit ins Boot zu
holen, Vertreter aus Kultur, Tourismus, Vereinen,
auch Privatpersonen…. Und dank dieser langfristigen Perspektive sind wir da angekommen, wo wir
heute stehen. In einigen Jahren ist es uns gelungen –
mir, aber auch der Compagnie Royal de luxe, René
Martin, der das Festival La Folle Journée ins Leben
gerufen hat, mit Unterstützung der Stadt für viele
Veranstaltungen und Festivals - eine Offenheit für
Kunst und Kultur zu etablieren, die es so vielleicht
sonst nirgends gibt. Wenn so etwas in anderen
Städten zum Fehlschlag wird, dann häufig, weil
die Aktionen und Veranstaltungen nur „one shots“
waren, die zwar sehr kurzfristig einen Effekt haben,
aber eben nicht dazu geeignet sind, von der Notwendigkeit von Kunst und Kultur in unserem Leben
zu überzeugen….die lokalen Entscheidungsträger
und vor allem das Publikum lassen sich nichts vormachen!
Woher schöpfen Sie diese anhaltende Zuversicht, dass die Kultur die Wahrnehmung der
Stadt Nantes von innen wie von außen verändern kann?
Wir sind so zuversichtlich und auch so überzeugend, weil wir den Beweis schon haben, dass es
funktioniert! Dank des dichten Kulturangebots hat
sich die Stadt eine Identität gestaltet, aber die Auswirkungen auf Image, Besuche und die Wirtschaft
sind auch alles andere als Einbildung! Nantes von
innen, das ist eben dieses „gemeinsame Anpacken“:
Im Rahmen von Le Voyage à Nantes hat sich die
Gewohnheit etabliert, dass man neue Projekte in
Raumplanung oder Grünflächen, aber auch Initiativen von Privatunternehmen etc. von Künstlern,
Architekten, Designern begleiten lässt. Und auch
im Kulturbetrieb weiß man heute, dass es sinnvoll
ist im Sommer durchgehend geöffnet zu sein, was
© Olivier Metzger
in Frankreich nirgends anders existiert. Diese kulturelle und touristische Identität zeigt auch nach
außen Wirkung: Seit 2010 wird diese Orientierung
mit stetig wachsenden Besucherzahlen belohnt. Die
Zahlen für 2015 bestätigen diesen Aufwärtstrend,
denn frankreichweit verzeichnet die Stadt den
stärksten Zuwachs aller französischen Städte, mit
einem Anstieg der Übernachtungen in den Hotels
der Innenstadt um 18% zwischen Sommer 2014
und Sommer 2015. Hier ist eine echte Dynamik
entstanden, denn der Zuwachs für den Zeitraum
2010 - 2015 (+37%) ist ebenfalls der höchste aller französischen Städte. Um nur ein Beispiel zu
nennen, werden die direkten wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Sommersaison für die Region auf
48,8 Millionen Euro geschätzt (43 Millionen Euro
waren es 2014). Bei solchen Resultaten kann man
sich durchaus sagen, dass man irgendetwas richtig
macht!
Wo steht Nantes heute und wie wird die Zukunft aussehen?
Nantes hat sich zwar bemerkenswert entwickelt,
aber es gibt noch viel Handlungsspielraum. Und
auch wenn die Zukunft manchmal schwierig erscheint – finanziell, in Bezug auf das soziale Klima, … - ich bleibe zuversichtlich. Aufgrund der
genannten Resultate, und auch weil Nantes schon
immer in der Lage gewesen ist, sich neu zu erfinden. Zur Zeit laufen große städtebauliche Projekte:
der Stadtteil Quartier de la création und der weitere Ausbau der Ile de Nantes, der neue Bahnhof,
den der Architekt Rudy Ricciotti gestalten wird, die
Wiedereröffnung des Kunstmuseums 2017 und
zahlreiche Projekte, an denen ich arbeite – in Nantes, an der Loire, im Weinbaugebiet, auch eine Öffnung hin zur Bretagne – all das lässt uns noch auf
viele spannende Jahre hoffen, in denen diese Stadt,
die mir zutiefst am Herzen liegt, noch viel mehr
wachsen kann.
Müssen Sie die Stadt Nantes und ihre Einwohner jedes Jahr wieder von Ihrem Projekt
überzeugen oder haben Sie eine Art Freibrief?
Das würde ich nicht sagen, aber es ist natürlich so,
dass ich in meinen Anforderungen an künstlerische
Qualität keine Kompromisse mache; wenn im öffentlichen Raum gearbeitet wird, muss das Kunstwerk in gewisser Weise „passen“. Und wenn es
passt, ist die Überzeugungsarbeit leicht, ganz gleich
ob bei Politikern oder Einwohnern. Ob es dann gefällt, ist wieder etwas anderes! Seit 20 Jahren habe
ich echte Freiheit, experimentieren zu können und
neue Projekte zu erfinden. Diese Freiheit beruht auf
den Finanzmitteln, die für Kultur bereitgestellt werden, auf der Fähigkeit aller, sich auszutauschen,
und auf einer politischen Stabilität.
Mit dem Projekt Estuaire haben Sie einen
international anerkannten künstlerischen
Coup gelandet. Ursprünglich war die Veranstaltung als Biennale geplant, 2007, 2009,
2011…wurde dann aber 2012 beendet. Warum? Hätte hier nicht die Chance bestanden,
Nantes langfristig als einen Ort für zeitgenössische Kunst zu verankern und die Stadt im
Zentrum der Aufmerksamkeit zu halten?
Aber diese Sammlung, die von 2007 bis 2012 erstellt wurde, ist doch von Dauer! Im Laufe der drei
Veranstaltungen (die letzte wurde um ein Jahr verschoben, um mit der Eröffnung der ersten Voyage à
Nantes übereinzustimmen) haben sich knapp vierzig Kunstwerke in der Region angesiedelt, um diese
zu offenbaren. Heute besteht die Sammlung aus
dreißig Werken großer internationaler Künstler (Felice Varini, Erwin Wurm, Ange Leccia, Roman Signer, Tadashi Kawamata, Jimmie Durham, Daniel
Buren, Mzryk & Moriceau, ...), wie ein Museum unter freiem Himmel, das man das ganze Jahr besichtigen kann. Das ist ein unglaubliches Glück. Der
Parcours hat die Welt der zeitgenössischen Kunst
tatsächlich geprägt, eine Welt, in der wir uns nur
schwer behaupten konnten… Man kann sagen was
man will, aber dieses Milieu ist doch sehr geschlossen, es ist schwierig, außerhalb der großen traditionellen Veranstaltungen wie Venedig oder Basel zu
bestehen. Aber – auch wenn Beaux-Arts Magazine
uns zu den Veranstaltungen zählt, die die Kunst
in den letzten 30 Jahren verändert haben, worüber
wir sehr glücklich sind – was für uns wirklich zählt,
ist möglichst viele Menschen zu berühren. Und den
Kunstliebhabern, die mit gutem Grund die nächste
Monumenta besuchen werden, um die Arbeiten von
Huang Yong Ping zu entdecken, würde ich durchaus sagen: „Kommen Sie nach Nantes und sehen
sich die Seeschlange an („Serpent d’océan“ des selben Künstlers), die sich seit 2012 an unserer Küste
niedergelassen hat!“
Sie lehnen es ab, mit Nantes für den Titel Europäische Kulturhauptstadt zu kandidieren.
Warum?
Vor allem, weil es nicht notwendig ist! Die Städte,
die bislang kandidiert haben, taten dies gerade weil
sie ein Defizit im Bereich Kultur hatten, was für
uns nicht der Fall war und nicht der Fall ist. Ich
hatte es bereits angesprochen, die Stadt setzt seit
1989 auf eine starke Kulturpolitik – Unterstützung
für Künstler und Veranstaltungen, Hochschulen
oder neue Kulturbetriebe… - all das macht Nantes
zu einer Stadt, in der es auch ohne ein solches Label
„brodelt“.
Was sind die größten Herausforderungen für
Kultur und Tourismus in Nantes?
Wo sich Tourismus und Kultur mischen, hat
man die Verpflichtung „perfekt“ zu sein, sowohl
in dem was gezeigt wird als auch in der Qualität
des Gästeempfangs. Das bedeutet zum Beispiel,
dass Wartung und Instandhaltung der Kunstwerke im öffentlichen Raum zu einer vorrangigen Frage geworden sind. Es handelt sich um eine echte
Herausforderung, denn wir sind dazu verpflichtet,
die Integrität der Werke zu gewährleisten, für den
Künstler ebenso wie für den Betrachter. Die Werke
sind zeitgenössisches Kulturerbe, werden aber nicht
immer als solches wahrgenommen. Diese Fragestellung führt auch dazu, dass sich unsere Art zu arbeiten, zu produzieren und weiterzugeben verändert.
Was möchte Jean Blaise in und mit Nantes noch erreichen?
Dass Nantes weiter eine weltoffene Stadt bleibt, in
der die Kunst sich einmischt in alle Bereiche des
Städtebaus, in der der öffentliche Raum Spielplatz
für alle ist, und das mit Hilfe künstlerischer Angebote. Mein Ziel ist es, dass die Kunstwerke ihren
Sinn aus der Region gewinnen und ihrerseits der
Region einen Sinn geben: Interessant ist ein solches
Projekt vor allem, weil man sieht, wie Kunst Menschen verändert, wie sie das Leben beeinflusst, wie
sie die Welt offenbart.
Was bleibt heute von Jules Verne in Nantes?
Natürlich sein Geburtshaus, das Museum das ihm
gewidmet ist – es wird geleitet von Agnès Marcetteau, und ihr zuzuhören, wie sie über den Schriftsteller spricht, ist die pure Freude. Außerdem ein
sehr konkretes Erbe wie die bewegten Skulpturen der
Machines de l’île, vor allem aber sein Erfindergeist,
würde ich sagen, seine Abenteuerlust, die in der
Stadt spürbar ist, ebenso wie die zahlreichen davon
inspirierten Künstler, von den Surrealisten bis hin
zu Jacques Demy.
DAS INTERVIEW FÜHRTE KAI GEIGER
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KUNST / Museen
NANTES WIRD ZUM ERLEBNIS
Seine Fabriken und Lagerhäuser haben sich in Orte der Kultur verwandelt. Seine Straßen werden zum Bühnenbild für die Aufführungen von
Royal de Luxe. Seine Kais werden
im Sommer beim „Rendez-vous de
l’Erdre“ vom Jazz und Segelbooten belebt. Während der Folle Journée öffnet
das Kongresszentrum seine Pforten
für 154 000 Zuschauer (350 klassische
Konzerte, kleine Formate, exzellentes
Niveau zu günstigen Preisen). Le Voyage à Nantes setzt jeden Sommer die
kulturellen Maßnahmen der Stadt in
Szene und verzaubert damit mehr als
540 000 Besucher.
© Martin Argyroglo
Das Château
des Ducs de Bretagne
Mittelalter trifft Hightech. Ein zeitgenössisches Museum, angereichert mit Multimediaelementen, zeichnet die Geschichte der Stadt
nach. Im Juni 2016 wird der Rundgang umgestaltet.
Das Lieblingsschloss
von Anne de Bretagne
Zwei Schritte von Kathedrale und mittelalterlichem Viertel entfernt, versteckt sich das
Château des Ducs de Bretagne, ein elegantes
Palais hinter einer robusten Festung. Sein
Bau beginnt im 15. Jahrhundert unter Franz
II., dem letzten Herzog der unabhängigen
Bretagne, und wird von seiner Tochter, Anne
de Bretagne, der zweifachen Königin Frankreichs, fortgesetzt. Dieser schöne herzögliche
Wohnsitz kündigt mit seiner von der Renaissance beeinflussten Architektur und seinen
Tuffstein-Fassaden schon die weiteren LoireSchlösser an.
Eine kulturelle Hightech-Ausstattung
Ein pädagogisches Museum, lebendig, umfassend und je nach Interesse zu entdecken. Eine
große Zahl an multimedialen Angeboten belebt die 32 Räume; aufregend ist der virtuelle
Rundgang durch Nantes im Jahr 1757! Schriftsteller, Dichter, Maler und Filmemacher erzählen auf sympatische Art und Weise die Stadtgeschichte: Barbara singt „Il pleut sur Nantes“,
Jacques Demy filmt „Une chambre en ville“…
Unter den 1 100 Ausstellungsobjekten, von
denen 300 im Jahr 2016 neu hinzukommen:
Le code Noir (Dekret aus dem Jahr 1685 zur
Regelung des Umgangs mit schwarzen Sklaven), die Backformen der Keksfabriken „BN“
und „Petit LU“, das Modell von Nantes zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das Gemälde von
Turner, das die Kais der Loire in Nantes darstellt.
Ein überarbeiteter Museumsparcours
Weil Geschichte auf keinen Fall eine starre
Wissenschaft ist, wird diejenige von Nantes
ab Juni 2016 auf andere Art und Weise mit
dem Weltgeschehen verknüpft. Die großen
Themen der Nanteser Vergangenheit werden
weiterentwickelt und mit jüngsten Anschaffungen angereichert, um einen anderen Blick
auf die Dinge zu bieten. Ein neuer Teil ist ganz
der Geschichte des 20. Jahrhunderts gewidmet, genauer gesagt, dem Ersten und Zweiten
Weltkrieg.
www.chateaunantes.fr
© Patricia Bassen
© Karen Knorr
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Nantes | 37
Aus dem Musée des
Beaux Arts wird das
Musée d’Arts
Wiedereröffnung im Frühjahr 2017
Das Musée des Beaux-Arts Nantes ist im Umbruch. Das Museum wird zurzeit aufwendig renoviert und um einen Neubau
erweitert. Im Frühjahr 2017 ist
die Eröffnung. Die Zeit wird
genutzt die Sammlung in neue
Lagerräume umzuziehen, sie auf
deren Zustand aufwendig zu untersuchen, zu restaurieren, zu fotografieren und zu archivieren.
Damit Nantes nicht ganz ohne
Kunst ist, werden Wechselausstellungen in der zum Ensemble
des Museums anschließenden
Chapelle de l’Oratoire gezeigt.
Dort kann die umfangreiche
Sammlung in Kabinettausstellungen in neuem Licht betrachtet und entdeckt werden.
Die Sammlung bietet einen umfassenden Überblick der westlichen Malerei aus dem 13. bis 21.
Jahrhundert. Unter den 10.000
Werken (Bildern, Skulpturen,
Zeichnungen, Grafiken und
zeitgenössischen Installationen)
Stanton Williams © DR
befinden sich mehrere Hundert
Meisterwerke von Courbet, Picasso, Ingres,
Chagall, de la Tour, Delacroix ...
Im Jahr 2009 hat sich die Stadt Nantes dazu
entschlossen eine Phase der Renovierung einzuleiten und das Museum um einen Erweiterungsbau zu ergänzen. Der ehemalige Palais
des Arts hat nicht mehr den heutigen Standard
der Konservierung und Präsentation von Kunst
entsprochen. Dazu war es schon lange der
Wunsch die gesamte Sammlung geschlossen
zu präsentieren. Das britische Architektenbüro Stanton Williams gewann den Architekturwettbewerb für den Erweiterungsbau.
Der Bau fasziniert und obwohl er erst im Rohbau steht, kommt Veronique Triger, Pressechefin des Museums ins Schwärmen und betont
immer wieder, wie schade es ist, dass sie mich
nicht über die Baustelle führen kann. Sicherheitsauflagen. Für einmal steht nicht das Gebäude als architektonisches »Wunderwerk« im
Vordergrund, der einen kurzfristigen Architekturtourismus beflügelt, aber ebenso schnell verblasst. Nantes geht es um mehr und vor allem
auch um die Bürger von Nantes, die sich in ihrem Museum wohl fühlen sollen und aktiv das
Angebot des Museums, das deutlich erweitert
wird, annehmen sollen. Die Ausschreibung,
die Anforderungen waren klar formuliert. Eine
Architektur, der die Räume im dann renovierten Altbau, wo die ständige Sammlung gezeigt
wird, wie im Erweiterungsbau betonen, der Flächen für Workshops für Schulklassen, ein Auditorium, für Dokumentation und Bibliothek
und neue Räumlichkeiten für die zeitgenössische Sammlung schafft. Den Einbezug des natürlichen Lichts war dem Team des Museums
und den Planern wichtig, was das Büro Stanton
Williams meisterlich umsetzt. »Wir, meine Kolleginnen und Kollegen, arbeiten intensiv an
dem inhaltlichen Konzept. Die Besucher sollen
didaktisch spannend durch die gesamte Sammlung geleitet, durch Ruhezonen zum Innehalten eingeladen werden und Überraschendes
auf ihrem Weg durch die Räume erleben. Wir
werden immer wieder Räume haben, in denen
Kunstwerke aus verschiedenen Epochen, verschiedenen Stilen aufeinandertreffen, gegenüber gestellt werden und der Besucher deren
Verbindung erfahren kann« erläutert mir Veronique Triger das inhaltliche Konzept.
Anfang 2017 wird das Musée des Beaux-Arts
vollständig wiedereröffnet und ist dann das
Musée d‘Arts. Die Namensänderung unterstreicht das Neue und die Weiterentwicklung
des Museums.
www.museedesbeauxarts.nantes.fr
©Musée Jules Verne
Musée Jules Verne
Nantes und die Loire-Inseln, in denen sich seine ersten Träume spiegelten, sind Hintergrund
der Werke von Jules Verne. Hier findet sich das
Geheimnis eines Mannes und Schriftstellers, der
die Phantasie, das Herz und die Intelligenz anspricht. Folgen Sie seinen Spuren, lassen Sie sich
von seinen Erinnerungen und einer Familientradition leiten, entdecken Sie die Orte, die er besuchte und die ihn inspirierten. In der Mitte der
Rue de l’Hermitage stehen seit 2005 auf der Esplanade Jean Bruneau die Bronzestatuen, die von
der Stadt Nantes bei Elisabeth Cibot in Auftrag
gegeben wurden: Jules Verne als Kind blickt sitzend auf die Loire und seinen zukünftigen Helden Kapitän Nemo,
der mit seinem Sextanten Berechnungen anstellt. Das
Museum Jules Verne, errichtet an einem Ort, von deren
Anhöhe der Schriftsteller „häufig den
Fluss
beobachtet
haben wird, dort,
©Musée Jules Verne
wo dieser zum Tor
der Weite und zum Weg des Abenteuers wurde“
(Julien Gracq, La Forme d’une ville), bietet eine
Reise durch die Werke Jules Vernes. Dort werden
Bücher und Originaldokumente, Illustrationen,
Plakate, Spiele und Gegenstände, Filme und
Manuskripte gezeigt: die Stadt Nantes hat vor
allem eine einzigartige Sammlung von Briefen
und handgeschriebenen Manuskripten von circa hundert Werken zusammengestellt, anhand
denen man Linie für Linie die Erfindung des
„wissenschaftlichen Romans“ verfolgen kann.
www.julesverne.nantesmetropole.fr
Ecole Supérieure des
Beaux-Arts de Nantes
Métropole
Die Kunsthochschule von Nantes, eine der ältesten in Frankreich, ist eine Einrichtung von
großem internationalem Ruf. Das Studienangebot umfasst alle Sparten der Bildenden Kunst
und der Medien. Sie ist bekannt für Ihre Dynamik und Innovationsgeist. So berühmte Künstler wie Jean Metzinger, Jean Gorin, Jacques
Vache, Benjamin Peret, Claude Cahun, Jacques
Villeglé, Philippe Beil, Pierrick Sorin, Fabrice Hybert, Familiari Laurent Moriceau und Pony Pony
Run Run sind aus ihr hervorgegangen, allesamt
Vertreter verschiedenster Kunstrichtungen, wie
moderne und abstrakte, konzeptuelle und minimalistischen Kunst, Multimedia und der zeitgenössischen Kunst. Im Jahr 2017 wird die Hochschule für Bildende Künste in Nantes Métropole
das Stadtzentrum verlassen und auf der Île de
Nantes neue Räumlichkeiten in ehemaligen Fabrikhallen beziehen.
http://beauxartsnantes.fr
Weitere Orte der Kunst
Dulcie Galerie
www.beauxartsnantes.fr/dulcie-galerie
HAB Galerie
www.levoyageanantes.fr/etapes/hab-galerie
FRAC
www.fracdespaysdelaloire.com
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Le Poussin, Claude Ponti © Ville de Nantes
LE VOYAGE À NANTES | 1.7. – 28.8.2016
Das Event
Seit 2012 setzt das Event «Le Voyage à Nantes» jeden Sommer die Stadt in Szene und belebt damit den gefühlvollen und poetischen
Parcours gleichen Namens, der aus mehr als
40 historischen und zeitgenössischen Sehenswürdigkeiten besteht. Dieses «Verstreute
Denkmal», das dauerhaft besteht, kann über
die grüne Linie am Boden entdeckt werden.
Während dieses sommerlichen Zwischenstopps wird Nantes von der Kunst auf den
Kopf gestellt! Seine Stärke: Vielfältigkeit und
die Tatsache, dass die meisten Angebote kostenlos sind.
Die Stadt im Gleichklang
1.7.–28.8.2016
Le Voyage à Nantes führt an die 50 kulturelle
Angebote zusammen. Während zwei Monaten
infiltriert Kunst die Stadt und webt Verbindungen. Künstler, Architekten, Designer und Gärtner … reaktivieren den 12 km langen Parcours:
Die Pforten der Kulturorte (Mediathek, Museen
und Bühnen …) öffnen sich an allen Tagen der
Woche weit für das große Publikum. Mehr als
60.000 Neugierige kamen ins Théâtre Graslin
um sich «Spectacula» anzusehen, die Lichtinstallation von Aurélien Bory (VAN 2015).
Künstler wirken im öffentlichen Raum, der so
zu einem Territorium für Begegnungen wird.
Auf den Kais der Loire erfindet das Kollektif
Fichtre mit seinem originiellen Mobiliar (Grill,
Tische …) einen Ort der Geselligkeit. Auf der
Place du Bouffay amüsiert sich die Kunst jedes
Jahr: die 1200 Bistrostühle fliegen in einem
riesengroßen farbigen Achterbahn des Künstlers Baptiste Debombourg davon («Stellar» VAN 2015).
Kunstwerke tauchen an unerwarteten Orten
auf: Verschmitzte Zeichen rühren das Kontinuum der Straßen auf. Das «skate ô drome», Mischung aus Radrennbahn und Skaterpark hat
sich einen Platz auf der Ecole d’Architecture
gesucht (VAN 2015).
Eine Stadt zum Spielen für Alle
Die vier ersten Ausgaben (2012 bis 2015) haben
den spielerischen und surrealistischen Charak-
Cantine du Voyage © Chama Chereau
ter der Stadt bekräftigt, genauso wie die Suche
nach Anspruch und Qualität. VAN singt das
Loblied der Vielfalt:
Das Universum von Claude Ponti, Jugendbuchzeichner, der den Jardin des Plantes besetzt;
Kunstwerke verlassen das Musée des Beaux-arts
und zeigen sich in der Stadt... Auf dem Kanal
Saint-Félix wird ein Lastkahn zum Spielfeld für
kompetente Sprayer. Alle Werke können ohne
Analyse erfahren werden oder auch mit einem
Mediator entdeckt werden, der an jedem Ort
zur Verfügung steht. Jugendliche und Kinder,
Kunstkenner und Neulinge … sie erleben nebeneinander, jeder in seinem Rhythmus. Lächeln, Staunen, manchmal Verärgerung, aber
niemals Gleichgültigkeit für die Seiltänzer auf
der grünen Linie.
Das Event hinterlässt Spuren
Skate Ô Drome, Fichtre © Franck Tomps
Manchmal wird das Provisorische zum Dauerhaften … weil ein Werk, eine Instalation verführt hat, ihren Platz gefunden hat oder Reaktionen hervorgerufen hat, verwandelt sie sich in
ein dauerhaftes städtisches Objekt. So hat sich
der Parcours über die vier Ausgaben um 20 Stationen erweitert. VAN hat die Form der Stadt
verändert!
Die Höhepunkte von Van
La Cantine. Dieser Ort der Geselligkeit liegt an
den Ufern der Loire, ist zugleich Bar und Bistro
und erstreckt sich auf einer Fläche von 2000 m2,
die jedes Jahr von lokalen Kreativen in Szene
gesetzt werden.
La Nuit du Van: DIE Festnacht des Jahres eröffnet das Event. Auf dem Menü : Musikalisches
und kulinarisches Programm, Performances,
Nacht der Museen bei freiem Eintritt …
«Les dîners secrets» Große Küchenchefs bieten ein Dinner an, der Ort bleibt bis zum Tag
X geheim: die Passage Pommeraye (2012),
Clisson (2014), der Weinberg (2015), 2016:
Überraschung/Surprise…
www.levoyageanantes.fr
orange small van© Chama Chereau
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NANTES, EINE STETIGE METAMORPHOSE
Die Restaurierungen des kulturellen Erbes und neue zeitgenössische Bauten modellieren beständig
das Nanteser Stadtbild. Die Stadthäuser aus dem 18. Jh. auf der île Feydeau, das Schloss, die Passage
Pommeraye… sind renoviert worden. Der Architekt Stanton-Williams ist kurz davor, das Projekt des
Musée d’Arts zu beenden, während Rudy Ricciotti sich am Bahnhof an die Arbeit macht (2019). Auf
der Ile de Nantes wachsen die Gebäude eines nach dem anderen aus der Erde: Das Palais de Justice
(2000), die Ecole d’Architecture (2009), das Manny (2009), La Fabrique (2011), Le Tripode A (2012),
Le Bâtiment B (2013), les Halles Alstom (2017). Jean Nouvel, Alexandre Chemetoff, Christian de Portzamparc, Barto & Barto, Lacaton & Vassal, um nur einige zu nennen, sind die Talente hinter dieser
beeindruckenden Verwandlung, die ein zweites urbanes Herzstück aufbaut.
Stellar, Baptiste Debombourg (VAN 2015)© Franck Tomps
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DIE MACHINES DE L’ÎLE
Vom großen Elefanten zu den Unterwasserwelten – ein verblüffendes Kunstprojekt, das
seit 10 Jahren das touristische Angebot der
Stadt bereichert
Die industrielle Hafenpoesie der
„Machines de l’Île“
Die Machines de l’île sind ein absolut einmaliges touristisches und künstlerisches
Projekt. Es integriert sich mit monumentalen beweglichen Strukturen in das urbane
Gefüge. Entstanden aus der Imagination
von François Delarozière und Pierre Orefice, nimmt es Anleihen an den erfundenen
Welten von Jules Verne, am mechanischen
Universum Leonardo da Vincis und der In-
Le Carrousel des Mondes Marins
Im Juli 2012 wurde ein neues Kapitel des
Projekts Machines de l’Île aufgeschlagen, mit
einem gigantischen Karussell (25 m hoch und
22 m im Durchmesser): Le Carrousel des Mondes Marins (Karussell der Unterwasserwelten).
Bevölkert ist es von 36 Kreaturen auf drei Ebenen: Meeresboden, Tiefseegraben und Meeresoberfläche. Die Besucher sind Zuschauer
einer Choreographie von Wassertieren und
Meeresgespannen (Tintenfisch mit Rückan-
dustriegeschichte von Nantes. Dieser fantastische lebendige Tierpark besetzt das Gebiet
der ehemaligen Schiffswerften im Westen
der île de Nantes und entfaltet sich rund um
und in drei ehemaligen Schiffsbau-Hallen.
Die „Galerie” passt sich dem Produktionsrhythmus des „Ateliers“ an, einem magischen Ort aus Holz und Stahl, wo man den
Entstehungsprozess verfolgt.
Reise an Bord des Grand Éléphant
Seit 2007 kann man diesen großen Elefanten unmöglich übersehen, der auf den Kais
an der Loire entlangspaziert! Das Tier trompetet, spritzt Wasser aus seinem Rüssel und
ist einem echten Tier zum Verwechseln ähn-
trieb, fliegende Fische, Schiff im Sturm, etc.)
oder gehen an Bord, um sie zu lenken. Auf
den Kais gelegen, widmet sich dieses riesige
360°-Theater der Sehnsucht nach fremden
Orten, die die Nanteser Phantasie schon zu einer Zeit angeregt hat, als die Schoner auf Entdeckungsreise in neue Welten ablegten.
Neuheit 2016
Am 6. Februar, anlässlich der jährlichen Wiedereröffnung der Machines de l’Île, nahm
lich. Abgesehen von anderen Besonderheiten misst es 12 Meter in der Höhe und wiegt
48,4 Tonnen. Am spannendsten ist, dass es
auf seinen 30-minütigen Rundgängen bis zu
50 Personen in seinem Bauch und auf seinem Rücken mitnimmt. Ein Spektakel ist
es allein, wenn sich die Metallkonstruktion
mit Füßen und Getriebe in Bewegung setzt.
Diese Reise außerhalb der Zeit ist ganzjährig
möglich (außer Januar und Anfang Februar).
Der Grand Eléphant verbindet auf seinem
Ausflug das Karussell mit den Hallen, dem
Herzen der Machines.
eine große Spinne ihren Platz in der Galerie
ein, wo sich die Szenerie geändert hat. Das
Publikum kann sie am Boden oder in der
Luft steuern.
Der „Arbre aux Hérons“, ein neues
Projekt nimmt Form an…
Es handelt sich dabei um einen monumentalen, 35 m hohen Baum, 50 m im Durchmesser, der von zwei Reihern überragt wird. Die
Besucher werden für einen Rundflug auf den
Flügeln der Vögel Platz nehmen und von Ast
zu Ast durch die unglaublichen hängenden
Gärten wandern können. Momentan durchbricht der 20 m lange Prototyp eines Astes
die Fassade der Hallen. Während es auf seinen Einsatz wartet, setzt sich das pflanzliche
Universum des Reiherbaumes in der Galerie
in Szene.
www.lesmachines-nantes.fr
JULES | arttourist.com 1|2016
Nantes | 41
NANTES IST
KULTUR AUF DER STRASSE
Nantes ist international bekannt für seine
Sammlung an Kunstwerken im öffentlichen Raum, ebenso wie für die Fähigkeit,
Menschenmassen auf der Straße zu bewegen und sie zum Träumen anzuregen. Das
Herumschlendern der Riesen von Royal
de Luxe in den Straßen der Stadt wird von
Tausenden großer und kleiner Zuschauer gespannt verfolgt. Die Stadt weiß sich
auch an die Kreativität seiner Künstler
anzupassen, kappt z.B. die Leitungen der
Tram, damit der 15 m Grand Géant passieren kann, oder beherbergt schon mal
Wölfe im ehemaligen Wassergraben des
Schlosses. Das Event „Le Voyage à Nantes“, reaktiviert jeden Sommer den Dauerparcours desselben Namens. Das sind
zwei Monate, in denen die Stadt von der
Kunst auf den Kopf gestellt wird. (2016:
vom 1. Juli bis 28. August).
Les Machines de l’île © Franck Tomps
42 | Nantes
JULES | arttourist.com 1|2016
MUSIK / Tanz
sind mit dem Konzept vertraut und geben alles
für ihr Genre, für die Musik zu werben, sie verständlich zu vermitteln und offen für Erklärungen, Diskussionen und einen regen Austausch
mit dem Publikum zu sein. Mit Veranstaltungen, die nicht mehr als 45 Minuten dauern,
gewinnen sie neue Zielgruppen jeden Alters.
In relativ kurzer Zeit können die Besucher von
Raum zu Raum wandeln und haben Gelegenheit musikalische Erfahrung zu machen oder
zu erneuern, wie und wann sie wollen.
Orchestre National
des Pays de la Loire
Conservatoire
de Nantes
© DR
Festival Folle Journée
Das Festival Folle Journée ist ein außerordentliches und einzigartiges Musikfestival von hohem künstlerischem Anspruch, das weit über
die Grenzen Nantes hinaus bekannt ist und die
Musikwelt immer wieder aufhorchen lässt. Das
von dem Künstlerischen Leiter Rene Martin, einem der profiliertesten und umtriebigen Musiker und Musikmanager Frankreichs, gegründete
Festivals, entstand aus dem Gedanken und Ziel
einerseits die Klassische Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Hemmungen abzubauen, sich der klassischen Musik in
all seinen Ausdrucksformen zu öffnen, sie zu
verstehen und Gefallen daran zu finden. Andererseits Musiker, Orchester und auftretenden
Künstler dafür zu gewinnen sich für neue musikalische Horizonte zu öffnen. Starre Auftrittsformen wurden abgeschafft, eine einzigartige
Festivalstruktur geschaffen und ein hoch interessantes und abwechslungsreiches Programm
zu außergewöhnlich niedrigen Preisen aufgelegt, um es für alle Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Angereichert werden die
klassischen Konzerte durch eine für Klassik ungewöhnliche Atmosphäre, die man sonst eher
von Rock & Pop Veranstaltungen her kennt,
wo Essen & Trinken, das kultig, chillige ein
wichtiger Bestandteil sind.
Ein Konzept das voll und ganz aufgeht. Das
Folle Journée ist ein großer Erfolg, der sich
jedes Jahr noch steigert. So erwartet das Publikum jedes Frühjahr rund 270 Konzerte und
1.800 begeisterte Musiker in einem Zeitraum
von nur fünf Tagen.
Das Publikum hat die Möglichkeit, sich aus dieser Vielzahl von Konzerten sein eigenes Konzertprogramm zusammenzustellen und dort
einzutauchen, hinzuhören, was einen interessiert. Das Publikum nimmt die Chance wahr,
lokale, nationale und internationale Künstler
und Orchester zu erleben und zu hören. Alle auftretenden Künstler
In der Zukunft möchten die Organisatoren,
das CREA - CENTRE DE RÉALISATIONS ET
D‘ETUDES ARTISTIQUES das Festivals für weitere Kunstformen und deren Vermittlung öffnen. So wird das Thema 2017 Tanz sein.
www.follejournee.fr
Klassik, Oper, Tanz, Theater
Angers Nantes Opera
Angers Nantes Oper© Ville de Nantes
Zwei Städte ein Opernhaus. Seit 2002 teilen
sich die beiden Städte Nantes und Angers eine
Kultureinrichtung, die heute für viele Kommunen Vorbildfunktion hat. Es war und ist
mehr als eine politische Lösung. Es vereint die
Region über die Kultur und macht ein lebendiges Kulturangebot erst möglich. Alle Inszenierungen werden in beiden Städten gezeigt.
Abwechselnd richten sie die jeweilige Premiere
aus. Die Angers Nantes Opera setzt ganz auf
Koproduktionen und Gastspielengagements,
wodurch sie ein breit aufgestelltes Programm
realisieren kann.
www.angers-nantes-opera.com
Orchestre National des Pays de la Loire © Ville de Nantes
Im September 1971 gab das Orchester der Pays
de la Loire seine ersten Konzerte in Nantes und
Angers unter der Leitung von Pierre Delvaux.
Es entstand aus dem Zusammenschluss des Orchesters der Oper in Nantes und der Orchestergesellschaft von Angers. Das Orchester ist
mit seinen rund 100 Orchestermitgliedern zu
gleichen Teilen in beiden Städten angesiedelt.
und sorgt für ein reges Konzertleben. Initiator
war der damalige Musikdirektor im Ministerium für Kultur Marcel Landowsky
www.onpl.fr
Centre
Chorégraphique
National de Nantes
Foto © Centre Chorégraphique National de Nantes
Das Tanzzentrum ist eine der führenden Tanzeinrichtungen in Frankreich, aus der schon
viele große Tänzer/Innen hervorgegangen
sind. Ziel ist es, künstlerische Forschung zu
betreiben, Kreativität zu fördern und als Motor für Künstler und die Bürger von Nantes zu
fungieren. Es versteht sich als Raum für den
Austausch und für Dialog-Projekte, die auf
mehreren Ebenen entwickelt wurden. Eine Art
Fabrik, die Choreographen/innen,
Tänzer/innen und Ensembles sowie der Ausbildung gewidmet ist.
www.ccnnantes.fr
Le Grand T, Théâtre
de Loire-Atlantique
N. Radulovic ©B. de Diesbach
Le Grand T© Ville de Nantes
Das Grand T, Théâtre de Loire-Atlantique, ist
eng mit der Errichtung des MCLA (Haus der
Kultur der Loire-Atlantique) verbunden. Im Le
Grand L wird Welttheater gezeigt und ist die
wichtigste Einrichtung für modernes, innovatives und ambitioniertes Sprechtheater im
Westen von Frankreich. Das Théâtre de LoireAtlantique erfindet sich immer wieder neu und
JULES | arttourist.com 1|2016
Nantes | 43
DIE TALENTE VON NANTES
WERDEN EXPORTIERT
Long Ma, monumentale Drachendame der Compagnie „La Machine“ lässt sich im Jahr 2016 endgültig in China nieder, wo sie bereits
2014 ihre Show hatte. Royal de
Luxe wird in die ganze Welt eingeladen: Die Großmutter, letzte Figur
in der Saga der Riesen, hat im Februar 2015 die Australier getroffen.
Die Folle Journée von René Martin
verbreitet sich in Japan, in Spanien in Polen und in Russland...
Reisen sind vorgesehen für Pony
Pony Run Run, Philippe Katerine,
Dominique A, C2C, Christine and
The Queens (ausgezeichnet bei
den Victoires de la musique 2015
und 2016).
© Karen Knorr
prägt das MCLA und ihr Publikum nachhaltig
und ist eine wichtige Bildungseinrichtung in
Nantes und der Region.
www.legrandt.fr
fentlichkeit für das Lesen, die Literatur, die Poesie und ihre Ausdrucksformen gewinnen und
begeistern.
www.maisondelapoesie-nantes.com
Weitere Einrichtungen
Musique Sacree
Cathedrale de Nantes
www.musiquesacree-nantes.cef.fr
Maison de la Póesie
Baroque en scène
Das Haus der Poesie ist das Literaturhaus der
Stadt Nantes. Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen und literarische Foren werden regelmäßig veranstaltet und prägen das literarische
Leben der Stadt. Man möchte eine breite Öf-
Les Amis de l’orgue
www.baroque-en-scene.com
www.orgue-nantes.com
© Ville de Nantes
44 | Nantes
JULES | arttourist.com 1|2016
© Martin Argyroglo
le lieu unique
Scène Nationale de Nantes
Das lieu unique liegt zentral nahe Bahnhof und Stadtzentrum und ist mit seinem Turm eines der Wahrzeichen der
Stadt. Von dort hat man einen fantastischen Blick über
die Stadt und die Umgebung. Nachdem die LU Keksfabrik
Nantes verlies, stellte sich die Frage, was man mit dieser
riesigen Immobilie, die aus verschiedenen Fabrikgebäuden
bestand, anfängt. Da ergriff Jean Blaise die Chance, nach
vielen Jahren des Nomadentums durch verschiedenste Büros und Räumlichkeiten in der Stadt, immer nah an den
verschiedensten Projekten, ein festes Haus zu bespielen,
Welcome To My World, Daniel Jonhston © Martin Argyroglo
Quartier de la Création
Als Sinnbild einer proaktiven Kulturpolitik und
Musterbeispiel für ein ehrgeiziges Stadtprojekt
ist seit 20 Jahren die Entwicklung des Quartier
de la Création auf der Ile de Nantes. Es zielt
darauf ab, der Creative Arts District in Europe,
das europäische Kompetenzzentrum auf dem
Gebiet der Kultur- und Kreativwirtschaft zu
werden. Für dieses langfristige Projekt steht ein
15 ha großes Gelände einer ehemaligen Schiffswerft zu Verfügung.
www.creationduquartier.com
Nantes Digital Week
Jobs, Gesundheit, Kultur, Bildung, Zusammenhalt, Gleichheit, Erbe, Gemeinschaft, die
Umwelt: Die digitale Herausforderung betrifft
sie alle. Es ist eines der größten Probleme unserer Zeit und verändert und beeinflusst wie
wir als Gesellschaft leben. Frankreich muss auf
dem Gebiet noch aufholen und muss sich dieser Realität stellen. Menschen aus der ganzen
Foto © Quartier de la Création
endlich sesshaft zu werden und all seine Ideen und Visionen in einem Haus zu vereinen ohne sich allerdings auf
einen, diesen Ort zu begrenzen, Heute sitzt Jean Blaise mit
seinem le Voyage à Nantes gerade gegenüber, ebenfalls
in einem ehemaligen LU Gebäude mit Blick auf das lieu
unique, das es ohne Jean Blaise nicht gäbe und so auch
nicht in vielen Städte existieren würde. Im Jahr 2000 begann die Geschichte dieses atypischen Kunstzentrums, einem einzigartige Ort der Künste.
La Fabrique + Fabrique BellevueChantenay
Les Fabriques ist ein innovatives Projekt der
Leidenschaft der Stadt Nantes, mit dem Sie
jungen Künstler der verschiedensten Disziplinen fördern und ihnen Räumlichkeiten für
ihr Schaffen, Wirken, das Ausprobieren von
Neuem, das Erfahrung sammeln, zu Verfügung stellen. Die Herausforderung von Les
Fabriques ist es, diese Erfahrungen zu ermöglichen, beste Bedingungen hierfür zu schaffen um eine visionäre kulturelle Dynamik in
Bewegung zu setzen, die das Ziel von Nantes
als moderne, innovative und kreative Stadt
unterstützt.
www.lafabrique.nantes.eu
Nantes Digital Week mapping Scopitone NDW
© Christine Blanchard
Der heutige Leiter des lieu unique, der Schweizer Patrick
Gyger begrüßt mich mit den Worten „Willkommen an einem, Ort wo alles möglich ist was nicht möglich ist“. Und
dann zeigt er mir sein Haus. Beeindruckend, was sich hinter
den Mauern alles verbirgt und über wieviel Platz und Spielwiesen das Kulturzentrum verfügt.
Das lieu unique hat mehrere Ausstellungsräume, einen großen
Theatersaal, an dessen Wänden Devotionalien aus der Zeit
der Sklaverei hängen. weitere kleine Studios und »Labors«,
eine Bar, ein Restaurant, eine Bibliothek, einen Shop. Soweit
nichts Besonderes, wobei ich nicht die überwältigende Atmosphäre und Charme des alten Fabrikgebäudes unerwähnt
lassen möchte. Aber welche Einrichtung verfügt zusätzlich
über einen Kindergarten und ein türkisches Hammann, ein
Dampfbad? Das lieu unique! Und es passt, ist stimmig und es
ist Teil des Programms.
Patrick Gyger möchte mit dem Programm den Geist der Neugier wecken, offen für alles sein und den Dingen ihren kreativen Lauf lassen. Ausprobieren, Experimente eingehen und
der Kultur von der Mitte bis an die Randbereiche Platz geben.
Das Haus lädt ein zum Verweilen und möchte den offenen
Dialog und die Auseinandersetzung über alle gesellschaftlichen Schichten und politische Fragestellungen hinaus pflegen und fördern. Wichtig ist ihnen bei der Programmierung,
die Grenzen zwischen den Disziplinen, zwischen Bühne und
Publikum abzuschaffen und zur Erneuerung sowohl populärer
wie experimenteller Strömungen beizutragen. Die Eckpunkte
des Programms sind die Bereiche Bildende Kunst, Theater,
Tanz, Zirkus, Musik, Literatur, Philosophie, Architektur und
Geisteswissenschaften.
www.lelieuunique.com
© DR
digitalen Welt kommen in Nantes zur dritten
Nantes Digital Week zusammen. Die digitale
Szene von Nantes hat eine breite Palette von
Aktivitäten und Veranstaltungen organisiert.
15.-25.9.2016 | www.nantesdigitalweek.com
© Martin Argyroglo
Stereolux
Stereolux ist ein Kunst- und Kulturprojekt
das sich auf zeitgenössische Musik und digitale Welten konzentriert. Multimedia und
digitales Design hat neue Wege der künstlerischen Auseinandersetzung eröffnet. Es ist ein
fruchtbarer Boden für die Entwicklung von
neuen künstlerischen Disziplinen, vor allem,
wenn sie mehrere Interaktionsformen (Musik, Bild, Bewegung ...) integrieren. Diese innovativen Ausdrucksformen sind am Anfang
ihrer Entwicklung und bewegen die aktuelle
Entwicklung in der Geschichte der Kunst.
Das vielseitige Programm des Stereolux zielt
darauf ab, einer noch in der Entwicklung
befindlichen „Branche“ Rahmenbedingungen für die Entwicklung zu schaffen und
Schnittpunkt zwischen Kunst und Publikum
zu sein. Das Stereolux Programm ist in fünf
Themenbereiche gegliedert: Musik, Digitale
Kunst und Kulturen, das Art & Technology
Lab, Education und Programme für Kinder.
Fabrique Chantenay © Ville de Nantes
Zwei Theaterräume ermöglichen Auftritte
aufstrebender und weltberühmter Künstler.
Stereolux ist eine Einladung, die Kunst des
21. Jahrhunderts zu entdecken.
www.stereolux.org
Weitere
Kulturzentren | Clubs
Zenith
www.zenith-nantesmetropole.com
Pannonica
www.pannonica.com
TU Nantes
www.tunantes.fr
Onyx
www.theatreonyx.fr
Stereolux © Ville de Nantes
JULES | arttourist.com 1|2016
20 JAHRE INNOVATION UND MUT
Die Nanteser Kulturlandschaft ist durch neue Orte und Projekte ständigen
Umbrüchen unterworfen: die Allumées im Jahr 1990, das Lieu Unique im
Jahr 2000, der Parcours Estuaire Nantes <> Saint-Nazaire seit 2007. Ende
2011 hat sich La Fabrique als transdisziplinärer Ort für aufstrebende Musik hinter den Machines de l’Île niedergelassen. Mutig ist auch das Mahnmal zur Abschaffung der Sklaverei: Nantes deckt seine Vergangenheit auf
und sieht ihr mit einer symbolischen, künstlerischen Geste ins Gesicht.
Dann das Jahr 2011, als sich die Stadt entschieden hat, eine neue Etappe
einzuläuten und eine in Frankreich einmalige Gesellschaftsstruktur aufzusetzen, die SPL Le Voyage à Nantes. Hier werden die Teams Tourismus
(Informationsbüros) und Kultur (Schloss, die Machines, Estuaire) zusammengefasst. Der Wunsch: Tourismus und Wirtschaft Hand in Hand mit
Kunst und Kultur.
© Jean-Dominique Billaud
Nantes | 45
46 | Nantes
JULES | arttourist.com 1|2016
NANTES, DIE NATUR IN DER STADT
Nantes verfügt über mehr als 1 000 ha Grünfläche und belegt bei Rankings mit seiner Lebensqualität regelmäßig einen Spitzenplatz:
Die Parkanlagen, Gärten, begrünten Rampen
haben sich vervielfacht. 2014 ist es der neu
gestaltete Square Mercoeur, der das Meeresungeheuer des Künstlers Kinya Maruyama
zeigt. Seit drei Jahren bummeln nicht weniger als 450 000 Besucher jeden Sommer durch
die Werke von Claude Ponti im Jardin des
Plantes. Der Nachhaltigkeitsanspruch prägt
die Stadt auf allen Ebenen, von der Öko-Metropole Nantes/Saint-Nazaire bis zur l’île de
Nantes. Das Bemühen, eine fahrradfreundliche Metropole zu werden, waren es wert, den
internationalen Kongress „Vélo-City“ in 2015
zu empfangen.
Der Wille zur Reduzierung negativer Umwelteinflüsse hat Nantes im Jahr 2013 den
Titel der „grünen Hauptstadt Europas“ eingebracht. Diese Belohnung wird von der Stadt
nicht als finales Ergebnis, sondern vielmehr
als Ansporn gesehen, noch weiter zu gehen.
Villa Cheminée, Tatzu Nishi © Bernard Renoux
JULES | arttourist.com 1|2016
Nantes | 47
Mit dem Schiff auf der Loire
Die Flussfahrten ESTUAIRE
Nantes <> Saint-Nazaire
Nutzen sie eine Flussfahrt, um dorthin zu
gelangen, wo die Loire ihren Lauf im Ozean beendet und entdecken sie die Mündung
aus einer einzigartigen Perspektive, nämlich
vom Fluss aus. Aktivitäten im Hafen, tolle
Naturlandschaften und die Werke von Estuaire, die mit der Landschaft im Dialog stehen. Gehen sie im Juli-August bei Einbruch
der Nacht an Bord eines Schiffes, im Rhythmus einer farbigen Klanginstallation.
Von April bis Oktober
Abfahrt von Nantes oder Saint-Nazaire
Dauer: 2,5 Stunden
www.nantes-tourisme.com
www.estuaire.info
Serpent d’océan, Huang Yong Ping © Gino Maccarinelli
ESTUAIRE
Ein Museum unter freiem Himmel
Während einige Werke nur für die Dauer einer
Saison präsentiert wurden, bilden andere eine
Sammlung unter freiem Himmel, die das ganze Jahr über zu besichtigen ist. Von Nantes bis
Saint-Nazaire vereint dieser Parcours auf 60 km
entlang der Loire großdimensionierte Werke,
Skulpturen und erstaunliche Architektur, die
die Signatur von international renommierten
Künstlern tragen. Diese Installationen sind
vor Ort entstanden und auf dem Wasser-oder
Landweg (zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto)
zu erreichen. Sie zeigen eine bislang unbekannte Loire-Mündung, die von Naturgebieten,
Sumpf, Fischgründen und Industrielandschaften durchzogen ist. Estuaire-Schifffahrten zwischen Nantes und Saint-Nazaire werden von
© Franck Tomps
April bis Oktober angeboten. Die ca. dreistündige Besichtigungstour wird direkt von einem
Führer erläutert.
Im Ganzen sind 30 dauerhafte Werke das ganze
Jahr über frei zugänglich, an untypischen Orten (eine Betonfabrik für Le Pendule von Romain Signer, etc.) oder an besonderen Stellen
der Mündung (die Wiesen und das Schilf von
Lavau-sur-Loire für das Observatorium von
Tadashi Kawamata), Tag und Nacht (Les Anneaux – die Ringe von Daniel Buren und Patrick Bouchain). Ein 31. Werk, „Mort en été”,
von Claude Lévêque, liegt etwas abseits bei der
Abbaye de Fontevraud (2,5 Stunden mit dem
Auto). Projekt-Initiator: Jean Blaise.
DIE DAUERKUNSTWERKE
1. Péage Sauvage,
Observatorium Nantes,
Malakoff (Petite Amazonie)
2. Nymphéa,
Ange Leccia, Nantes,
Saint-Felix-Kanal,
© VG-Bild_Kunst, 2016,
3. l’Absence, Atelier van
Lieshout, Nantes, Parvis
de l’école d’architecture
4. The Zebra crossing,
Angela Bulloch, Île de
Nantes, Gebäude Manny
5. Air, Rolf Julius, Île de
Nantes, Gebäude Manny,
© VG Bild-Kunst, 2016
6. Mètre à Ruban, Lilian
Bourgeat, Île de Nantes,
Gebäude Aethica
7. De temps en temps,
Francois Morellet,
Gebäude Harmonie
Atlantique, © VG Bild_
Kunst, 2016
8. Station Prouvé,
Jean Prouvé, Parc des
Chantiers
A3_CARTE_PARCOURS_PERENNE_Mise en page 1 10/09/2015 16:03 Page1
(hedgehog) © Bernard Renoux
Misconceivable, Erwin Wurm © Gino Maccarinelli
20
19
21
9. Résolution des forces
en présence, Vincent
Mauger © Bernard
Renoux
10. Les Anneaux,
Daniel Buren und Patrick
Bouchain, Île de Nantes,
Quai des Antilles, © VG
Bild-Kunst, 2016
11. Lunar Tree, Mrzyk
& Moriceau, Nantes,
Anhöhe Sainte-Anne, VG
Bild_Kunst, 2016
12. Le Pendule, Roman
Signer, Rezé Trentemouit
13. The Settlers, Sarah
Sze, Bouguenais, PortLavigne
14. Chambres d’artistes,
au Château du Pé, SaintJean-de-Boiseau
15. Did I miss
something?, Jeppe Hein,
Saint-Jean-de-Boiseau,
Château du Pé
16. Misconceivable,
Erwin Wurm, Le Pellerin,
La Martinière-Kanal, ©
VG Bild-Kunst, 2016
17. Le jardin étoilé,
Kinya Maruyama,
Paimboeuf
18. Serpent d’océan,
Huang Yong Ping,
Saint-Brévin-les-Pins, VG
Bild-Kunst, 2016
19. Le jardin du tiers
paysage, Gilles Clément,
Saint-Nazaire, Dach der
U-Boot Basis
20. Suite de Triangles,
Felice Varini, SaintNazaire, Panoramaterrasse, VG Bild-Kunst, 2016
21. l’Observatoire,
Tadashi Kawamata,
Lavau-sur-Loire
22. Villa cheminée,
Tatzu Nishi, Cordemais
23. Serpentine Rouge,
Jimmie Durham, Indre
24. La maison dans la
Loire, Jean-Luc
Courcoult, Couëron
22
10
23
2
11
24
1
7
18
3
17
16
15
6
14
9
13
12
8
4&5
48 | Nantes
JULES | arttourist.com 1|2016
PASS NANTES
Ob sie nun 24, 48 oder 72 Stunden in Nantes
verbringen – mit dem Pass Nantes erkunden sie
die Stadt ganz einfach.
Kostenloser Eintritt zu allen wichtigen Sehenswürdigkeiten, Führungen und Nutzung der
Verkehrsmittel.
PASS NANTES (Logo)
Dauer
24 Std.
48 Std.
72 Std.
PASS NANTES
EUR 25
EUR 35
EUR 45
PASS ERMÄSSIGT*
EUR 17
EUR 24
EUR 31
PASS FAMILIE**
EUR 67
EUR 94
EUR 121
*Kinder von 4 bis 17 Jahren, Studenten unter 26 Jahre, Behinderte mit Ausweis
** 2 Erwachsen + 2 Kinder
BESUCHEN SIE NANTES,
FOLGEN SIE DER GRÜNEN LINIE!
Folgen Sie der Grünen Linie, die sie ins Herz
der Stadt führt und mit der Sie nichts vom
Rundgang Voyage à Nantes verpassen: Alle kulturellen Orte, die wichtigsten Denkmäler und
Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Im Sommer wird dieser Parcours belebt und
mit zeitgenössischen Installationen angereichert, mit Städtischem Mobiliar für gesellige
Pausen oder mit besonderen Läden in der ganzen Stadt.
Kontakt:
Nantes.Tourisme
9, rue des Etats
44000 Nantes - France
info@nantes-tourisme.com
www.nantes-tourisme.com
www.levoyageanantes.fr