Broschüre - Fachgebiet Stadt
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Broschüre - Fachgebiet Stadt
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Technische Universität Berlin Fakultät VI - Planen Bauen Umwelt Intstitut für Stadt- und Regionalplanung Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie Prof. Dr. Dietrich Henckel Veranstaltungsleitung: Dipl.-Ing. Josiane Meier Teilnehmende: Adina Felgentreu, Matthias Fischer, Philipp Gärtner, Silvia Groeger, Nina Janssen, Steffen Klotz, Marian Knapschinsky, Jenny Kögler, Niels Kramer, Kathrin Krell, Lukas Mohn, Melanie Montresor Inhalt 1 2 3 4 5 6 7 8 Vorwort 4 Manchester, England und Stadtplanung 1 — Stadtplanung und -erneuerung in England 2 — Geschichte Manchesters 3 — Manchester Vision und ökonomische Strategie 6 7 8 Centre — Castlefield, Downtown und Northern Quarter 1 — Castlefield 2 — Downtown 3 — Northern Quarter 10 16 22 Exkurs — NIGHTTIME ECONOMY: Manchester as 24-Hour City 1 — „Night-Time Economy” und die Planung 2 — Kritik an Manchester als 24-Hour City 3 — Night-Time Economy auf nationaler Ebene 26 28 29 EasT — Ancoats, New Islington 1 — Einleitung 2 — Ancoats 3 — New Islington 32 34 36 West — Salford, Greengate, Salford Quays 1 — Einleitung 2 — Salford Central 3 — Greengate 4 — Salford Quays 40 41 43 46 Exkurs — Trafford, Manchester United und dessen Bedeutung für Greater Manchester 1 — Manchester United als Vorreiter des Modern Football 2 — Manchester United als Wirtschaftsunternehmen 3 — Die Bedeutung des Vereins für Greater Manchester 4 — Manchester Uniteds Bedeutung für Trafford 5 — Die Entwicklung des Gewerbeparks Trafford Park 6 — Fazit 50 51 51 52 53 53 South — Hulme 1 — Vorstellung des Stadtteils 2 — Etappen der Stadterneuerung 3 — Ausgewählte Orte im Stadtteil 54 54 59 South — Fallowfield 1 — Einleitung 2 — Geschichte 3 — Schul- und Studentenbezirk 4 — Fallowfield Heute 64 64 64 65 Fazit 68 Exkurs — MANCHESTER REVISITED 1978 — 2015 70 Glossar 102 Quellenverzeichnis 106 Abbildungsverzeichnis 110 Vorwort Josiane Meier Fachgebiet Stadtund Regionalökonomie Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin Manchester, England. Ehemals stolzer Industriestandort, wurde die Stadt vom industriellen Niedergang schwer getroffen – und wird heute oft als Positivbeispiel der gerade auch im wirtschaftlichen Sinne gelungenen Stadterneuerung gehandelt. Mit einer Entwicklung wie im Brennglas – vom „Menetekel“ (Gschwind und Henckel 1981) zum „Phoenix aus der Asche“ (Walther 2006) – bietet Manchester in besonderer Dichte die Möglichkeit, wirtschaftliche Dimensionen des Stadtverfalls und der Stadterneuerung nachzuvollziehen. Grund genug, sich im Rahmen eines Seminars unter dem Titel „Ökonomie der Stadterneuerung“ genauer mit dem Wandel dieser Stadt auseinanderzusetzen. Die vorliegende Broschüre ist Produkt dieses Seminars, welches im Sommersemester 2015 im Rahmen der Master-Studiengänge Stadt- und Regionalplanung sowie Urban Design an der TU Berlin stattfand. Im Sinne der forschenden Lehre galt es, zunächst vom Schreibtisch aus und anschließend im Rahmen einer Exkursion nach Manchester und Salford vom 20. bis 25. Juli 2015 einer Reihe von Fragen nachzugehen: Was kennzeichnet den Stadterneuerungsprozess in Manchester? Welche Akteure, Interessen und Triebkräfte stehen dahinter? Welche Strategien werden verfolgt, welche Instrumente angewandt? Und inwiefern kann die Stadt tatsächlich als Erfolgsmodell gelten? Noch ein weiterer Grund ermunterte zur Wahl von Manchester als Ziel: Die Exkursion ordnet sich ein in eine Reihe stadtforscherischer Erkundungen durch Angehörige der TU Berlin und knüpft daran an. Prof. Dietrich Henckel, Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie, besuchte die Stadt bereits 1978 im Rahmen eines Forschungsaufenthalts und kehrte danach mehrfach zurück, und Prof. Uwe-Jens Walther, ehemals Fachgebiet Stadt- und Regionalsoziologie, der 2005 ebenfalls mit einer Gruppe Studierender anlässlich eines Studienprojektes vor Ort war. Neben den schriftlichen Berichten erlaubten uns insbesondere die während ihrer Aufenthalte entstandenen Fotografien Einblicke in die Vergangenheit. Zahlreiche 1978 und 2005 fotografierte Orte wurden während der Exkursion wieder aufgesucht und dokumentiert. Die aus der Gegenüberstellung 1978-2015 entstandenen Bildpaare veranschaulichen auf eindrückliche Weise den tiefgreifenden Wandel, den Manchester durchlebte und weiterhin durchlebt. Eine Auswahl der Fotografien und Gegenüberstellungen findet sich in dieser Broschüre wieder. 4 Das Exkursionsprogramm wurde im Anschluss an eine Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen und Prozessen der Stadtplanung und -erneuerung in England und Manchester gemeinsam erarbeitet, die einzelnen inhaltlichen Bausteine wurden von den Studierenden vorbereitet. Zur Strukturierung diente eine Einteilung der Stadt in vier Bereiche, deren Erkundung mittels Terminen mit Akteuren vor Ort sowie selbstgeführter Begehungen jeweils ein Teil der Exkursion gewidmet war: das Zentrum mit den Stadtteilen City Centre, Castlefield und Northern Quarter, East Manchester mit Ancoats und New Islington, im Westen Manchesters Schwesterstadt Salford mit den Stadtteilen Chapel Street, Greengate und der MediaCity an den Salford Quays, und schließlich Hulme und Fallowfield im Süden. Diese vier Stadtbereiche sind gleichzeitig zentrales Gliederungselement dieser Broschüre. Ihre Lage in der Stadt sowie ihre Entwicklungspfade werden jeweils einleitend skizziert, um daraufhin ausgewählte Brennpunkte der Stadterneuerung mit ihren besonderen Herausforderungen, den angesetzten Strategien und involvierten Akteuren genauer zu beleuchten. Darüber hinaus wurde zwei Ansatzpunkten der Stadtentwicklung besondere Aufmerksamkeit – und in dieser Broschüre jeweils ein Exkurs – gewidmet: der Night-Time Economy und dem Fußball. In beiden Fällen handelt es sich um eng mit dem Selbstverständnis Manchesters verbundene Image- und Hoffnungsträger für die Stadterneuerung wie auch die lokale Wirtschaft. Quer zur Betrachtung anhand der Stadtbereiche wurde eine Reihe wiederkehrender Themenfelder der Stadterneuerung herausgearbeitet. Diese können anhand entsprechender Schlagworte in der Broschüre verfolgt werden. Von „Anti-Social Behaviour“ bis „Urban Heritage Park“: Der Entschlüsselung zentraler Konzepte und Begrifflichkeiten, die den Stadterneuerungsdiskurs in England und Manchester prägen, dient ein umfangreiches Glossar. Das letzte Wort haben die Studierenden. Als Fazit reflektieren sie in kurzen Statements ihre persönlichen Eindrücke der Stadt, mit deren Wandel sie sich ein Semester lang intensiv auseinandergesetzt haben. Ein ganz besonderer Dank gilt all jenen, die unser Vorhaben mit ihrem Wissen, ihrer Zeit und ihren Ideen unterstützt und uns mit Literaturtipps, Unterlagen, Fotografien, Inputs und Führungen vor Ort lebhafte Einblicke hinter die Kulissen ermöglicht haben: Prof. Dietrich Henckel vom Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie der TU Berlin, Dave Carty, Development Manager der Stadt Manchester im City Centre Growth & Regeneration Team, John Glester, Chairman der Registered Charity Heritage Works, Hayley Fielden, Principal Planning Officer der Stadt Salford, sowie Cath Keane, Principal Regeneration Officer der Stadt Manchester für Hulme Ward und Steffen Abend, National Management Trainee des Manchester City Council. Wir hoffen, Sie mit dieser Broschüre mitnehmen zu können auf eine kleine Reise nach Manchester – und damit in eine ungemein vielfältige, von anhaltender Veränderung und fortlaufender Wegesuche geprägten Metropole. In diesem Sinne: anregende Lektüre und viel Freude bei der Erkundung! Berlin, im Oktober 2015 5 Manchester, 1 England und Stadtplanung Matthias Fischer Philipp Gärtner Lukas Mohn Erneuerung — Wiederaufbau — Masterplan — Rahmenplan — Tourismus — Leerstand — Investoren — Vermarktung 1 — Stadtplanung und -erneuerung in England PG — Die Städte Englands stehen vor den enormen sozialen, ökonomischen und ökologischen Herausforderungen, bedingt durch ihr überwiegend industrielles Erbe und das Streben nach Wettbewerbsfähigkeit und hoher Lebensqualität. Soweit unterschieden sich die Aufgaben der Stadtplanung und -erneuerung nur unwesentlich von denen anderer Europäischer Länder. Beim Blick auf einzelne Projekte der Stadterneuerung wird jedoch schnell sichtbar, dass das englische Planungssystem im europäischen Vergleich einige Besonderheiten aufweist und sich von gängigen Systemen anderer Länder der Europäischen Union unterscheidet. In diesem Abschnitt wird das Planungssystem in Großbritannien mit Fokus auf die Stadt Manchester näher beleuchtet. Dabei ist zunächst festzustellen, dass die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung der britischen Stadtplanung in den vergangenen Jahrzehnten einem intensiven Wandel unterlag. Zwar hat sich die zentralstaatliche Steuerung sämtlicher Aufgaben der Stadtplanung bis heute generell gehalten. Dennoch erfolgte in den letzten Jahren eine deutliche Stärkung der einzelnen Regionen und Kommunen. Auf lokaler Ebene spielt dabei der private Sektor eine maßgebliche Rolle, wobei die meisten Entwicklungsprojekte von privatrechtlichen Organisationen beziehungsweise in Public-Private-Partnerships realisiert werden. Zentralstaatliche Organisation Anders als in den meisten kontinentaleuropäischen Ländern ist die Ausgestaltung der Stadtplanung in England primär Aufgabe nationaler Ministerien. Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die britische Regierung ein umfangreiches Hygiene- und Reformprogramm um, um auf die massiven Probleme der früh eingesetzten Industrialisierung zu reagieren. Im Jahr 1947 wurde neben anderen sozialstaatlichen Aufgaben auch der Town and Country Planning Act verabschiedet, dessen Umsetzung schon damals als hauptsächlich gesamtstaatliche Aufgabe gesehen wurde (Nadin 2014: 191). Nach umfangreichen Anpassungen und Reformen städtebaulicher Aufgaben und Befugnisse in den folgenden Jahrzehnten, blieb insbesondere die zentralstaatliche Organisation der städtebaulichen Gesetzgebung bis in die Gegenwart erhalten (Bertram 2011: 234). 6 Grundsätzlich erlässt die nationale Regierung in ihren dafür zuständigen Ministerien Gesetze und Richtlinien, die die stadtplanerischen Aufgaben für sämtliche Institutionen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene regulieren. Da es in Großbritannien keine geschriebene Verfassung gibt, die wie in anderen europäischen Ländern eine zwischenstaatliche Autonomie vorsieht, haben die nationalen Ministerien praktisch freie Hand bei der Ausgestaltung ihrer eigenen Befugnisse beziehungsweise ihres Einflusses (Bertram 2011: 221). Die Institutionen und Inhalte räumlicher Planung sind demnach vollständig von den nationalen Ministerien abhängig. duellen Aufgaben wahrnehmen und Interessen vertreten kann. (Nadin 2014: 207) Die lokale Verwaltung hat die Möglichkeit, neben den nationalen Planungsrichtlinien weitere eigene Auflagen an die Genehmigung von Projekten in ihren Gebieten zu knüpfen (zum Beispiel Beträge zum Aufbau lokaler Infrastruktur). Lokale Auflagen müssen sich dabei in jedem Fall im Rahmen der nationalen Gesetzgebung bewegen und sind dabei selbst nicht rechtlich verbindlich. Die regionale Verwaltung muss sicherstellen, dass sämtliche Auflagen und Regeln vom Projektentwickler eingehalten werden. (Nadin 2014: 191) Die enge Einbindung privater Investoren wurde bereits Ende der 1970er Jahre propagiert und während der konservativen Thatcher-Regierung in den 1980er Jahren aufgegriffen. Die Regierung führte die damals schlechte soziale Lage vieler Städte auf eine ineffektive Verwaltung zurück. Abhilfe sollten die stärkere Einbindung der privaten Investoren und damit eine Planung auf Basis einer liberalen Marktordnung bringen. Die Kompetenzen der Kommunen und deren institutionelle Planung wurde zu dieser Zeit stark eingeschränkt. (Bertram 2011: 220 f; Jessen 2008: 253) Ein Teil der Richtlinien und Auflagen sind jedoch bei der Antragstellung verhandelbar. Sollte der Projektentwickler partiell von den Auflagen beziehungsweise Richtlinien abweichen, hat er die Möglichkeit dies im Genehmigungsverfahren gegenüber dem nationalen Ministerium zu rechtfertigen. Letztendlich trifft das Ministerium (oder ermächtigte Vertreter) sämtliche Entscheidungen über städteplanerische Entwicklungsprojekte. Sehr wichtige oder kontroverse Vorhaben werden dabei meist vom zuständigen Minister selbst genehmigt. (Nadin 2014: 194) Auch Dritte haben die Möglichkeit Einfluss auf einzelne Entwicklungsprojekte zu nehmen. Eine Besonderheit des britischen Planungswesens ist es, dass Projekte nach der ministerialen Entscheidung zur Umsetzung nicht mehr ohne weiteres angepasst werden können. Doch im Vorfeld sehen die Planungsrichtlinien meist unterschiedliche Anhörungen und Beteiligungsrunden vor. Anders als in Deutschland werden diese Möglichkeiten der Partizipation in der Regel nicht direkt von Bürgern, sondern von Lobbyverbänden beziehungsweise NGOs genutzt. (Nadin 2014: 194; Nadin 2014: 204) Neben der Gesetzgebung nimmt der Staat auch über das Mittel der Finanzierung eine wichtige Rolle bei der Entwicklung lokaler Projekte ein. In den vergangenen Jahren gab es eine große Anzahl staatlich initiierter Programme und Institutionen, die Anreize unter anderem für die innerstädtische Entwicklung geben sollten. Die lokalen Verwaltungen sind von diesen staatlichen Mitteln stark abhängig. Etwa in Manchester stammen 70 Prozent der Mittel des kommunalen Haushalts von staatlicher Seite – ein Umstand der auch kritisiert wird. Wenn die lokale Verwaltung keinen Einfluss auf die Verwendung der lokal erwirtschafteten Steuereinnahmen hat, bestehen kaum Anreize für die Kommunen, wirtschaftliches Wachstum aus eigener Kraft zu generieren. (Jessen 2008: 155f.) Seit dem Ende der 1990er Jahre hat sich die Regierung in verschiedenen Phasen der politischen Neuausrichtung wieder verstärkt auf soziale Intervention auf lokaler Ebene konzentriert. Dabei sollen der lokalen Verwaltung wieder mehr Befugnisse bei der Planung und Umsetzung von Projekten der Stadterneuerung zugetragen werden. Zwei wichtige Werkzeuge in der Stadterneuerung sind in diesem Zusammenhang die Urban Regeneration Companies (URCs) sowie die Local Strategic Partnerships (LSPs). (Jessen 2008: 154 f.) Die URCs sind lokale Entwicklungsgesellschaften, die bauliche Vorhaben der urbanen Regeneration und Stadterneuerung vorbereiten und realisieren sollen. Sie werden auf lokaler Ebene gegründet und sind somit keine von der Zentralregierung eingesetzten Institutionen. Dennoch werden sie vollständig von einer von der Nationalregierung beauftragten Agentur namens English Partnerships finanziert und sind dadurch vollständig von zentralstaatlichen Mitteln abhängig. (ebd.) Die LSPs sind freie Partnerschaften verschiedener lokaler Akteure wie der Verwaltung, privater Investoren und Dritter (Interessengemeinschaften, Verbände etc.). Ihre Aufgaben liegen in der Vorbereitung und Koordination städtebaulicher Projekte. Sie sollen projektübergreifend gesamtstädtische Visionen und Strategien erarbeiten. In Manchester beispielsweise wurde dazu im Jahr 1999 „The Manchester Partnership“ gegründet. (ebd.) Auf städtischer Ebene bildet sich damit für nahezu jedes Entwicklungsvorhaben eine neue privatrechtlich organisierte Partnerschaft. Diese übernehmen teilweise sozialstaatliche Aufgaben, wie die Regulierung und Evaluation von Projekten. Sie werden deswegen auch als quasi-staatliche Einrichtung bezeichnet. Lokale Organisation der Stadtplanung 2 — Geschichte Manchesters Die meisten Stadtentwicklungsprojekte werden auf lokaler Ebene in Partnerschaften umgesetzt, wobei sich die lokale Verwaltung sowie staatliche Institutionen und private Akteure zu einem Netzwerk zusammenschließen. Nicht selten wird zur Umsetzung eines Projektes eine eigene Institution gebildet, in der jeder der Akteure seine indivi- LM — Wohl kaum eine andere Stadt ist so eng mit der Entwicklung der Industrialisierung verbunden wie Manchester. Bis heute prägt das industrielle Erbe die Stadt, wenngleich die Bedeutung der Industriebauten für Manchester heute eine andere ist. 7 Bereits im 16. Jahrhundert spielte der Handel mit Textilien in Manchester eine wichtige Rolle. Wegbereiter für die Industrialisierung in der Textilverarbeitung waren technische Innovationen, die die Produktivität enorm steigerten. Ende des 18. Jahrhunderts wurden die ersten wasserbetriebenen Spinnmaschinen in Betrieb genommen. Das hügelige Umland um Manchester mit zahlreichen Bächen bot hierfür ideale Voraussetzungen. Wenig später setzte sich die dampfkraftbetriebene Spinnmaschine (Spinning Jenny) durch, die die Produktion um das 30-fache steigerte. 1821 zählte Manchester bereits 66 Textilfabriken (vgl. Vigier 1999: 39 f.). Durch die Mechanisierung der Textilherstellung wurde Manchester im Laufe des 19. Jahrhunderts zum industriellen Textilzentrum der Welt (cottonopolis). Gleichzeitig entwickelte sich Manchester zu einem bedeutenden Umschlag- und Handelsplatz. Aufgrund der hohen Nachfrage nach billigen Arbeitskräften erlebte Manchester in der Folgezeit ein rasantes Bevölkerungswachstum: Zählte Manchester 1773 noch 43.000 Einwohner waren es 1851 bereits 316.000 Einwohner (vgl. Walther 2006: 34). Durch den Zuzug der Landbevölkerung und insbesondere Irischer Migranten stieg die Bevölkerungsdichte stark an, infolgedessen sich die hygienischen und sozialen Bedingungen der Arbeiterviertel verschlechterten. Wie katastrophal die Wohnverhältnisse der Arbeiterschicht Manchester waren geht eindrucksvoll aus den Schilderungen Friedrich Engels hervor: „[…] so müssen wir sagen, daß dreihundertfünfzigtausend Arbeiter von Manchester und seinen Vorstädten fast alle in schlechten, feuchten und schmutzigen Cottages wohnen, daß die Straßen, die sie einnehmen, meist in dem schlechtesten und unreinsten Zustande sich befinden […], bloß mit Rücksicht auf den dem Erbauer zufließenden Gewinn angelegt worden sind […]“ (Engels 1845: 294) So rasant der Aufstieg Manchesters zu einer der ersten Global Cities war, so steil war auch der Abstieg im Zuge der Deindustrialisierung im 20. Jahrhundert. Der Niedergang des Textilstandortes Manchesters begann mit dem 1. Weltkrieg. Lag der Anteil der Baumwollexporte aus Manchester 1913 noch bei 65 %, waren es 1939 nur noch 5% (vgl. Walther 2006: 33). Wegen der billigeren Konkurrenz aus Übersee mussten somit zahlreiche Fabriken ihre Tore schließen, was zur Folge hatte, dass die Arbeitslosigkeit stark anstieg. Zwischen 1961 und 1983 verlor Manchester 150 000 Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe (vgl. Jessen 2008: 156). So musste 1977 der Betrieb des Hafens wegen mangelnder Nachfrage eingestellt werden. 8 Gleichzeitig nahm die Bevölkerung Manchesters seit 1920er Jahren kontinuierlich ab: von etwa 800.000 Einwohnern vor dem 1. Weltkrieg auf rund 400.000 Einwohner 1990. Grund für die Bevölkerungsabwanderung waren in erster Linie der wirtschaftliche Strukturwandel. Die Folge der Abwanderung war eine zunehmend verödete Innenstadt. Mitte der 70er Jahre lebten hier nur noch 400 Menschen (vgl. Griffin 2004: 419). Seit den 80er Jahren gilt in der britischen Stadtentwicklungspolitik der Grundsatz der „marktnahen Stadterneuerung“. Eine der ersten „Urban Development Corporations“ der Zentralregierung Thatchers war die 1988 gegründete „Central Manchester Development Cooperation“ deren Ziel es war ein Netzwerk zwischen öffentlichen und privaten Akteuren der Stadtentwicklung zu knüpfen. (Jessen 2008: 157) Galt in den 80er Jahren Manchester noch als Inbegriff der sterbenden Industriestadt, wird inzwischen von einer „Urban Renaissance“ Manchesters gesprochen. Dank einer wirksamen Stadtentwicklungspolitik ist es gelungen die City zu revitalisieren, Wohnquartiere aufzuwerten und die Infrastruktur zu modernisieren. So wurde beispielsweise die Großsiedlung Hulme, die im Rahmen des „Council Housing“ der Nachkriegszeit entstanden war und als Inbegriff einer verfehlten Stadtentwicklungspolitik gilt, komplett abgerissen und mit einer kleinteilig gegliederten Struktur wiederaufgebaut. (Jessen 2008: 159) Ein wichtiger Impuls für die Stadterneuerung Manchesters ging von dem terroristischen Bombenanschlag der IRA im Sommer 1996 aus. Nach der verheerenden Zerstörung des Zentrums beschloss der City Council dessen umfassenden Wiederaufbau, der den Auftakt bildete für zahlreiche Aufwertungs- und Umbauprojekten im engeren Citykern. (Jessen 2008: 161) Neben Neubauprojekten spielt zunehmend die Urban Regeneration eine wichtige Rolle, wie das Beispiel Castlefield zeigt. Die Umgestaltung des einstigen Produktionsstandortes der frühen Industrialisierung in ein attraktives Wohnquartier mit Freizeit- und Kultureinrichtungen ist inzwischen abgeschlossen. Dabei gelang es die Industriebauten umzunutzen und den öffentlichen Raum aufzuwerten. Steigende Bevölkerungszahlen und eine positive Wirtschaftsentwicklung scheinen den Erfolg zahlreicher Stadtumbauprojekte in Manchester zu belegen. In dem einst heruntergekommenen Zentrum leben heute über 15.000 Menschen. 3 — Manchester Vision und ökonomische Strategie MF — In den vergangenen 25 Jahren hat das City Council eine zentral führende Rolle bei der Umgestaltung der postindustriellen Stadt Manchester eingenommen. In Zusammenarbeit mit der britischen Zentralregierung, Akteuren des öffentlichen und privaten Bereiches, Universitäten und anderen Schlüsselinstitutionen wurde eine klare Vision für die zukünftige Entwicklung der Stadt erarbeitet. Diese Vision sieht Manchester als eine Stadt, die im Vergleich zu anderen Weltstädten wettbewerbsfähig ist. Eine unternehmerische, kreative und industrielle Stadt mit engagierten und gut ausgebildeten Menschen, die in wohlhabenden und umwelttechnisch nachhaltigen Wohngebieten leben. Manchester als Stadt, in der die Be- wohner nach ihren Vorstellungen und in einem sicheren Umfeld leben können. (vgl. Carty, Dave: 2015) Die Herausforderungen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Stadtentwicklung ist ein hohes Beschäftigungs- und Bildungsniveau für die Bewohner sowie Sicherheit in der Stadt. Verglichen mit dem Landesdurchschnitt von 6,5 Prozent Arbeitslosigkeit weist Manchester eine Rate von 8,1 Prozent auf. Im Ranking der zehn am meisten benachteiligten Gemeinden in England und Wales belegt Manchester den achten Platz. Auf Basis der nach Postleitzahl organisierten Bereiche befinden sich 212 Wohngebiete Manchesters innerhalb der 5 Prozent am meisten benachteiligten Gebiete Englands, über 25 Prozent der Menschen im Alter unter 20 Jahren leben in Armut. 12 Prozent der sich im arbeitsfähigen Alter (16-64 Jahre) befindenden Menschen haben keine Qualifikation, während das Niveau auf Landesebene 10 Prozent beträgt. In den vergangenen zwei Jahren stieg die Anzahl der Strafdelikte im Großraum Manchester um 6 Prozent an. Den größten Anstieg verzeichnete mit 37 Prozent der Bereich von Gewalttaten gegenüber Menschen. (vgl. New Economy 2015) Die Schwerpunkte der Entwicklung In den letzten 25 Jahren richtete sich die thematische und räumlich-ökonomische Restrukturierung Manchesters auf eine Reihe von übergreifenden Interventionen aus. Diese Eingriffe ermöglichten die Transformation der Stadt in eine als landesweit wahrgenommene Region zur Generierung von Wachstum. In unterschiedlichen Themenfeldern wurden Schwerpunkte gesetzt, die auch weiterhin relevant für die Beibehaltung und Förderung des Wohlstandes der Region sind. Ausbau der Infrastruktur Zur Verbesserung der innerstädtischen, regionalen und internationalen Erreichbarkeit Manchesters investiert die Stadt in den Ausbau des Flughafens, entwickelt das Eisenbahnsystem zu einem Knotenpunkt Nordenglands, implementiert und erweitert das städtische Light Rail System (Straßenbahn) und fördert den Ausbau der digitalen Infrastruktur. Ausbildungsniveau Zur Förderung nachhaltigen Wachstums werden die Fähigkeiten der Arbeiter und Angestellten im Sinne der Bedürfnisse der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes weiter entwickelt. Wissensindustrie Nutzung der akademischen Ressourcen zur erfolgreichen Etablierung von Technologietransfer und Innovation. Entwicklung eines strategischen Ansatzes zur Etablierung von Einrichtungen, die es ermöglichen zusätzliche Technologien und Fähigkeiten zu transferieren. Zukunftsindustrien Schwerpunktsetzung auf ökonomische Wachstumsbe- reiche, in denen Manchester Erfahrungen auf nationalen und internationalen Märkten hat, wie zum Beispiel den Finanz- und Wirtschaftsdienstleistungen, der Gesundheitswissenschaft, der Biotechnologie, dem Tourismus und der digitalen Industrie. Wohnungsangebot Schaffung von Wohnangeboten, die den Bewohnern eine Auswahl an Unterkünften mit hoher Lebensqualität im Quartier als auch für die Stadt bietet. (vgl. Carty, Dave: 2015) Umgestaltungs – und Regenerationsinitiativen Großräumliche Regenerationsinitiativen waren in den vergangenen 25 Jahren der Eckpfeiler von Manchesters Stadtentwicklung. Das City Council nahm und nimmt bei diesen Initiativen eine zentrale Rolle ein. Die Bereitstellung der notwendigen Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Initiativen verfolgt den partnerschaftlich orientierten Ansatz. — Formung einer größeren Vision und eines Zusammenhangs für Orte innerhalb der Stadt, — Identifizierung von Partnern, welche die Vision und die Werte teilen, — Verwendung von wirksamen Investmentanalysetools, Entwicklung von gesetzlichen und planerischen Rahmenbedingungen, — Ein unterstützendes Stadtplanungssystem, — Der Einsatz von Gesetzen zur Erleichterung der Entwicklung, zum Beispiel bezogen auf das Enteignungsrecht, — Der Einsatz von Vermögenswerten wie Land und Geld zur Sicherstellung der maximalen Hebelwirkung von anderen öffentlichen und privaten Ressourcen, — Die Führungsrolle des City Council mit der Zentralregierung Großbritanniens und wo notwendig gegenüber Nachbarschaftsgemeinden. (vgl. Carty, Dave: 2015) Manchesters Regenerationserfolge Die Entwicklungsstrategie des City Council hat in den vergangenen 25 Jahren zu einem erheblichen Wandel Manchesters beigetragen. Die Einwohnerzahlist zwischen 1991 und 2011 um 33 Prozent gestiegen. Im Zeitraum zwischen 1991 und 2013 entstanden 153.631 neue Jobs, was einen Zuwachs der Beschäftigtenzahlen von 67 Prozent entspricht. Seit 1995 hat sich das Qualifikationsprofil der in Manchester lebenden Menschen verändert. 37,4 Prozent der im arbeitsfähigen Alter befindlichen Bevölkerung hatten 2013 eine Qualifikation auf Level 4 (Universitätsabschluss oder Spezialqualifikation in Fachgebieten) des englischen Bildungssystems. Im Vergleich lag dieser Anteil 1995 noch bei 17,7 Prozent. (vgl. Carty, Dave: 2015) 9 Centre — Castlefield, Downtwown 2 und Northern Quarter Matthias Fischer Nina Janssen Melanie Montresor Immobilienentwicklung — Stadtmarketing — Binnenhafen — Entwicklung — zertifiziertes Erhaltungsgebiet — Erneuerung des Einzelhandels — IRA Bombing — Immobilienentwicklung —Stadtmarketing —Business Improvement District — Öffentlicher Raum — Architektur — Politisches Zentrum — Stadtentwicklung — Immobilienentwicklung — Gentrifizierung — Kreativ szene — Architektur: Markthallen & Neubau 10 Innerhalb der Grenzen des Manchester City Centre, wurden elf heterogene Stadtteile bzw. Quartiere mit unterschiedlichen Entwicklungsgeschichten, Funktionen und Nutzungen erfasst. Zu diesen Stadtteilen und Quartieren gehören unter anderem: Castlefield, das Central Retail District, das NOMA-Quartier, das Civic Quarter und das Northern Quarter. Die Entwicklung des Manchester City Centre wurde maßgeblich durch eine Bombenexplosion im Juni 1996 beeinflusst. Dieses dramatische Ereignis setzte Kräfte und Ressourcen für ein umfangreiches und zeitlich effizientes fünfjähriges Stadterneuerungsprogramm frei, welches die Innenstadt neu entwickelte und weitere Perspektiven und Investitionen eröffnete. Der Stadtteil Castlefield bildet das historische und touristische Herzstück der Stadt. Er hebt sich zeitlich von dem Stadterneuerungsprogramm nach 1996 ab, da dieser Stadtteil – als ein ehemaliger Industriestandort – bereits seit Anfang der 1980er Jahre zum Experimentierfeld im Bereich der Aktivierung von Wohnraum, Schaffung von Arbeitsplätzen und besonders der Förderung des Tourismus wurde. Diese Entwicklung stellte eine besondere Herausforderung dar, da der Stadtteil zuvor als unattraktiv galt. Die Aufarbeitung der Geschichte und der Umgang mit dem historischen Erbe der Industrialisierung führten zur Ernennung als Conservation Area und als ersten Urban-Heritage-Park in England, wodurch Castlefield seither für Besucher und Investoren vermehrt interessant wurde. (vgl. Jessen 2007: 317 f., Manchester City Council 2015b). Das Central Retail Gebiet, welches direkt von der Zerstörungskraft der Explosion von 1996 betroffen war, fiel in das darauf folgende Stadterneuerungsprogramm. Nördlich angrenzend wird seit Anfang des 21. Jahrhunderts als private Folgeinvestition das neue Stadtquartier „NOMA“ entwickelt. Außerdem wird zur Zeit südlich des Central Retail Gebietes – im Civic Quarter – der an das Rathaus angrenzende St. Peter´s Square umgebaut. Zusammen bilden das Central Retail Gebiet, NOMA und das Civic Quarter den zentralen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich der Stadt und werden in der Gesamtheit folglich als Downtown von Manchester bezeichnet. Auch andere Stadtteile profitierten von den externen Effekten der Umgestaltung der Innenstadt: Sie erlebten nach 1996 einen Entwicklungsschub. Die Entwicklung des Northern Quarters beispielsweise ist durch einen klassischen Gentrifizierungsprozess geprägt und bildet das alternative und kreative Zentrum Manchesters. 1 — Castlefield NJ — Castlefield, ist eines der ältesten Stadtviertel von Manchester und stark von der industriellen Revolution geprägt. Es konnte mit großem Erfolg nach jahrelangem Niedergang wieder erneuert werden. Anfang der 1990er Jahre war die Einwohnerzahl in Castlefield durch die Deindustrialisierung stark gesunken. Diese Entwicklung war der Ursprung der Regeneration von Städten in Großbritannien. (vgl. Jessen 2007: 317, vgl. Madgin 2010: 30) Es gab drei Schwerpunkte der Erneuerung, die im wirtschaftlichen Bereich verankert wurde. Diese lagen in der Verbesserung und Aufwertung von Wohnquartieren, dem Entwickeln von Arbeitsplätzen und der Förderung des Tourismus im Gebiet. Begleitet wurde dies durch die Verbesserung der Infrastruktur, dazu gehört unter anderem der Ausbau von Wegbeziehungen. (vgl. Jessen 2008: 90, vgl. Madgin 2008: 34, vgl. Heath et al 1996: 82) Im Folgenden wird die Entwicklung Castlefield‘s näher beschrieben, sowie die Bedeutung des Erhaltungsgebiet, die auch Conservation Area genannt wird, und des Urban-Heritage-Park für Manchester. Im Ganzen betrachtet ist Castlefield ein Erfolgsmodell, welches veranschaulicht, dass ein aufgegebener Stadtteil wieder entdeckt und neuintegriert werden kann. Dieser politische Erfolg, der durch die Nachnutzungen von vorhandenen Bauwerken und der Ansiedelung von Unternehmen und Gastronomien gekennzeichnet ist, ist ein Gewinn für die Stadt. (vgl. Jessen 2008: 90) Der Stadtteil liegt zudem unmittelbar angrenzend an die südwestlich liegende Innenstadt und spielt dadurch eine strategische Rolle bei der Verknüpfung weiterer Stadtteile, wie zum Beispiel nach Salford. Castlefields Erneuerung hängt mit der Sichtbarmachung der Geschichte dieses Ortsteils seit Mitte der 1970er Jahren zusammen. Durch die starke Abwanderung der Textilindustrie aus Castlefield und dem damit verbundenen Rückgang der Bevölkerung wurden einige Fabriken abgerissen. Dabei wurde eine römische Siedlung entdeckt, die das Interesse der Bevölkerung und der Medien auf Castlefield zog. Vor dem Hintergrund des medialen Interesses begann der Stadtrat Manchester Potentiale im Stadtviertel zu entdecken. (vgl. Heath et al 1996: 81) Castlefields Entwicklung 11 12 Abb. 2.1: Canalsystem Zuvor wurde dieses Stadtviertel als „verlassene Einöde im Herzen der Stadt“ (Jessen 2007: 317) beschrieben. Die hohe Arbeitslosenquote und der weitere Abbau von Stellen in Manchester waren mit der Auslöser für eine langfristige Erneuerungsidee im sozialen und wirtschaftlichen Bereich. (vgl. Madgin 2010: 34) Es wurde ein City Center Local Plan für Manchester, mit dem Schwerpunkt der Tourismusförderung und Freizeitgestaltung, erstellt. Als erste Aufgabe in Castlefield sah dieser vor, ein kleines lokales Museum einzurichten. Daraus entwickelte sich das Museum of Science & Industry, dass seit 1983 in den Gebäuden der ehemaligen London & North Western Railway Company untergebracht ist. Das Museum of Science & Industry erstreckt sich mittlerweile über fünf Gebäude. Das dazugehörige Great Western Warehouse beinhaltet unter anderem den ersten Bahnsteig weltweit und ist daher ein geschichtsträchtiges Gebäude. Diese Thematik wird später noch einmal aufgegriffen. (vgl. Heath et al 1996: 81) Zwischen Ende der 1970er Jahre und den 1990er Jahre wurde Castlefield zur Werkstatt des Wandels. Die vorhandenen Bauwerke bekamen eine neue Funktion. (vgl. Madgin 2010: 30) Im Vorfeld gab es zwischen Wissenschaftlern lange Diskussionen über den wirtschaftlichen Nutzen dieser Bauwerke. Schlussendlich wurden die Bauwerke aus der Zeit der industriellen Revolution als besonders erhaltenswert eingestuft und blieben bestehen. (vgl. Madgin 2010: 30) Seit 1979 ist das industrielle Erbe Castlefield‘s als Erhaltungsgebiet „Buildings of special architectural or historic interest“ ausgewiesen. (Jessen 2007: 317) Eine weitere ganz besondere Auszeichnung für Manchester war der Urban-Heritage-Park im Jahre 1982. Dieser war der erste seiner Art in ganz England. (vgl. Jessen 2007: 317) Zu dem Erhaltungsgebietgehört die Erhaltung von industriellen Bauwerken. Das betrifft die künstlich angelegten Kanäle, die Warenhäuser, die Brücken und die Viadukte sowie die neue Eisenbahnstrecke nach Liverpool. Die Castlefield Conservation Area Map soll einen Überblick über die Größe dieses Areals und den geschützten Bestand geben. Vertieft wird es weiter unter Urban Heritage Park & Conservation Area (S. 16). Abb. 2.2: Grocers Warehouse Der erste künstliche Kanal war 1765 der Bridgewater Kanal. Dieser wurde gebaut, um Kohle leichter ins Stadtzentrum transportieren zu können. Davon inspiriert entstanden weitere Kanäle. Der Rochdale Kanal wurde 1805 gebaut und bietet unter anderem auch ein Becken, das zum Ein- und Ausladen von Waren genutzt wurde. Vor allem Kartoffeln wurden zum naheliegenden Kartoffelmarkt verladen. Aus diesem Grund heißt die ehemalige Ausladestation noch immer Potato Wharf. Castlefield war also in erster Linie ein Umschlagsort für Waren und ein Produktionsstandort. Heute befinden sich an der Potato Wharf einige Unternehmen und ein Hostel. Die Umgebung an der Ausladestation wird auch speziell für Veranstaltungen oder sportliche Aktivitäten genutzt. (vgl. Heath et al 1996: 80; Visit Manchester o.J; vgl. Jessen 2008: 91) Abb. 2.2.1: Grocers Warehouse — Taylor et al 2002 13 Nur zehn Jahre nach dem Bau des Bridgewater Kanals wurde das Grocers Warehouse am Rochdale Kanal errichtet. Mitte der 1960er Jahre wurde dieses Gebäude allerdings abgerissen. Heute erinnert nur noch ein rot angemaltes Zahnrad an die Existenz dieses Bauwerkes. Das Zahnrad ist ein Symbol für den ersten Aufzug durch Wasserkraft, der half, schwere Waren von oder auf Schiffe zu laden. Dieser Aufzug befand sich im und nicht am Gebäude, daher mussten die Schiffe in das Gebäude fahren. Das sichere Ein- und Ausladen erfolgte durch die bis heute erhaltene Schleuse direkt vor dem Gebäude. (vgl. Taylor et al 2002: 10) Abb. 2.3: Lower Campfield Market Im Jahr 1830 verändert sich mit dem Bau der ersten Bahnstrecke zwischen Liverpool und Manchester die Bedeutung der künstlichen Kanäle für die Wirtschaft. Es entstand ein Wettbewerb um den Transport der Waren, den die London & North Western Railway Company für sich entschied. Das Great Western Warehouse gehörte damals zur London & North Western Railway Company. Dieses Bauwerk wurde als Lagerraum genutzt und war direkt mit Gleisen an die Liverpool Road Station angebunden. Im Great Western Warehouse ist bis heute einer der ältesten Bahnsteige erhalten. Zurzeit wird das Gebäude vom Museum of Science & Industry genutzt. (vgl. MOSI 2015) Ebenfalls vom Museum of Science & Industry genutzt wird der Lower Campfield Market und zwar als Ausstellungsraum der „Air and Space Gallery“. Bekannt geworden ist der Lower Campfield Market für den zum Potato Wharf dazugehörigen Kartoffelmarkt. Es gibt auch noch ein Upper Campfield Market, der jedoch als langfristig schwer zu vermieten gilt, deshalb wird es zwischenzeitlich als Events Halle genutzt. (vgl. Manchester City Council 2015b) Insgesamt wurden im Auftrag des Stadtrat Manchester die Wegbeziehungen zwischen den einzelnen Stadtteilen verbessert. Sinnbild dafür, ist die geschwungene aluminiumfarbende Brücke, die viele Arbeitnehmer auf dem Weg zur Arbeit nutzen oder zu freizeitorientierten Zwecken begehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Minimierung des motorisierten Verkehrs im Zentrum von Castlefield aufgrund der umlaufenden Ringstraße. (vgl. Jessen 2007: 318) Abb. 2.4: Bridge 14 Wie schon erwähnt war das Mamucium eine frühere römische Siedlung in der Mitte des heutigen Castlefield. Diese Ausgrabungsstätte wurde 1987 zur besseren Sichtbarmachung im Auftrag der Greater Manchester Archaelogical Unit für die Touristen in Ansätzen rekonstruiert. So sieht man heute einige Grundmauern und ein Eingangstor. Der Standort dieser Siedlung liegt etwas erhöht und ist nicht weit vom damals einzigen Fluss Irwell entfernt. Das Mamucium ist Teil des Urban-Heritage-Parks. (vgl. Heath et al 1996: 80, The Wharf, Castlefield, o.J.) Der heutige Gastronomiebetrieb „Jackson‘s Wharf“ spielt eine wesentliche Rolle in Bezug auf die Partizipation in Castlefield. Ursprünglich gehörte es zum Ausladeensem- ble am Rochdale Kanal. Hintergrund ist, dass der Gastronomiebetrieb in den Jahren 1998 bis 2005 aufgrund der langsamen Annahme des Gebietes finanzielle Probleme hatte. Peel Holdings, der auch das Trafford Centre und die Media City mit plante, wollte „The Wharf“ abreißen und einen Wohnkomplex bauen. Gegen dieses Vorhaben protestierten die Anwohner, da es als Risiko zur Anerkennung als Weltkulturerbe galt. 2008 wurde der eingereichte Entwurf vom Planungsausschuss abgelehnt. Bis 2011 reichte Peel Holding weitere Entwürfe ein, die alle abgelehnt wurden. Danach verkaufte Peel Holding die Fläche an den Aktivisten Pat Karney. Der sagte dazu: „In this historic and much-loved area of Manchester, this is a victory for local residents and councillors and a victory for Manchester.“ (The Wharf, Castlefield) Unterstützt wurde der Protest auch von prominenter Seite, wie unter anderem von den Sängern Mike Harding und Jason Orange sowie dem Olympiaschwimmer James Hickman. (vgl. The Wharf, Castlefield, o.J.) Nachdem die Textilindustrie abgewandert war, begann in Castlefield der Verfall der Gebäude. (vgl. Madgin 2010: 34) Heute sind kaum leerstehende Gebäude zu sehen, im Gegenteil, Castlefield scheint als Wohn- und Arbeitsraum sehr beliebt zu sein. Die letzte größere Brachfläche befindet sich im Süden an der Great Jackson Street und wird zurzeit neu gestaltet. Im 19. Jahrhundert diente dieses Areal als Wohngebiet für die Arbeiter der Textilmühlen und der Färbereien. Das Gebiet war bis in die 1950er Jahre stark verdichtet. Danach wurde die Bebauung immer durchlässiger. Die Planungsphase für das Neubauprojekt „The Great Jackson Street“ wurde im Jahre 2007 begonnen. Besonders an der Planung ist die Integration der unterschiedlichen Dichten und Höhen, in Anspielung an die frühere dortige Bebauung. Die unterschiedlichen Höhen spielen auch eine Rolle in Bezug auf die Lichtverhältnisse im Areal. Schwerpunkt ist hierbei die Schaffung von öffentlichen Räumen, die durch Blickachsen mit den anderen Stadtteilen verbunden werden sollen. Das Hauptziel des Stadtrats von Manchester ist die Etablierung von wissensorientierten Unternehmen und der Mixed-Used- Gesellschaft in diesem Areal. (vgl. Manchester City Council 2015c) Abb. 2.5: Mamucium Abb. 2.6: The Wharf Akteure und finanzielle Aspekte Der Manchester City Center Local Plan von 1982 sieht den Schwerpunkt auf touristischen Merkmalen, wie zum Beispiel in Museen und der Sichtbarmachung der Geschichte in der Stadt (vgl. Heath et al 1996: 82; Jessen 2007: 317) In den ersten fünf Jahren wurde vieles durch den English Tourist Board (ETB) finanziell gefördert. Des Weiteren gibt es eine daraus entstandene Initiative, die Strategic Development Initiative (SDI), die insbesondere Stadtteile und Gemeinden in Manchester und dem Umland finanziell unterstützt. Dazu gehören neben Castlefield auch Trafford und Salford. Die Koordination der einzelnen Projekte war eine Zusammenarbeit zwischen dem Manchester City Council, der Central Manchester Development 15 Corporation, den Partnerships der ETB Development Group und dem North- West Tourist Board. Die Kooperationsteilnehmer der Gemeinden Salford und Trafford werden in diesem Abschnitt nicht näher betrachtet. Bei der Verteilung der Gelder wurde ein großer Teil in infrastrukturelle Projekte investiert. Dazu zählen zum Beispiel der Ausbau von Brücken, Kanälen und Wegebeziehungen innerhalb Casltefield‘s und zu den umliegenden Stadtteilen. Ab 1988 übernimmt die Central Manchester Development Corporation (CMDC) die Planung. Abgesehen von der Tourismus- und Freizeitförderung rücken nun auch Themen wie die Integration von Wohnraum und die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Vordergrund. (vgl. Heath et al 1996: 83 f.) Ebenfalls 1988 wurde der Themenschwerpunkt Tourismus auch in das Action for Citys Programm integriert (vgl. Jessen 2007: 318; Heath et al 1996: 83 f.) In dieser Phase der Planung kommen neue Akteure, wie zum Beispiel Urban Splash, die den Schwerpunkt auf die Wiedernutzung von Bauwerken legten, hinzu (vgl. Jessen 2007: 318). Urban Heritage Park & Conservation Area Im Jahre 1979 wurde Castlefield vom City Council als Conservation Area ausgewiesen. 1985 wurde dieser Bereich sogar noch einmal vergrößert und bildete damit das größte Erhaltungsgebiet der Stadt. (vgl. Heath et al 1996: 82 f.) Dieses Erhaltungsgebiet bezieht sich auf den Schutz von industriellen Bauwerken in Castlefield. Das allererste Industriedenkmal in Castlefield war die Liverpool Road, die seit 1977 den Grade I Status hat. Die oben beschriebenen Bauwerke der zur Conservation Area gehören allesamt dem Grade II Status an, der ihnen ab 1973 verliehen wurde. (vgl. Madgin 2010: 33; Manchester City Council 2015a) Englands Urban-Heritage-Park existiert seit 1983 in Castlefield. Die Stadt hatte ihn selbst eingerichtet, um Flächen für die Erholung und den Schutz des industriellen Erbes zu erhalten. Das Schutzgebiet ist jedoch kein abgeschlossenes und unveränderliches Gebiet. Es bietet nach wie vor Raum für Investitionen. Im Vordergrund stehen jedoch Konzepte, die die wirtschaftlichen und touristischen Aspekte vereinen. Dazu gehören unter anderem das Pflanzen von Bäumen und die Schaffung von Fußgängerwegen und -überführungen. (vgl. Jessen 2007: 317; Heath et al 1996: 83) Ein historisch wichtiger und ebenfalls touristischer Aspekt ist die Integration des Mamuciums in den Urban Heritage Park. Geografisch betrachtet bildet dies die Mitte von Castlefield. Das historische Erbe wird als wichtige Einnahmequelle der Stadt betrachtet. Hierbei spielt die Darstellung des Images und die Aufbereitung der Informationen für Touristen eine große Rolle. (Madgin 2010: 32) Laut dem Manchester City Council liegt der Schwerpunkt auf den industriellen Innovationen und Themen, die dem Transport zugeordnet werden. (vgl. Manchester City Council 2015b) 16 Castlefield Schlussbetrachtung Abschließend ist zu sagen, dass Castlefield in vielerlei Hinsicht einen Vorreiter im Bereich der Stadterneuerung in der Welt darstellt. Es zeigt, ein Stadtviertel, welches Anfang der 1970er Jahre noch unbewohnt war, in die Stadt wiederintegrierbar ist. Mittlerweile gehört es zu den beliebtesten Wohn-, Arbeits- und Aufenthaltsvierteln von Manchester. Es gibt ein ausgeprägtes Angebot an sportlichen Aktivitäten, sowohl Indoor als auch Outdoor. Die neu geschaffenen und ausgebauten Wegebeziehungen unterstützen den Outdoor-Sport und das Flanieren am Kanal. Ebenfalls besonders am Kanal, aber auch an vielen anderen Ecken in Castlefield, ist das hohe Angebot an Restaurants, Bars und Tanzlokalen. Dadurch sind die Straßen, auch am Abend und in der Nacht, lebendig. Die besondere Beleuchtung der historischen Bauwerke und der Straßenbeleuchtung unterstützen diese Lebensqualität in Castlefield. Dies zieht Menschen aus ganz Manchester, der Umgebung und Touristen an, um gemeinsame Abende und Tagesausflüge zu erleben. Ein Highlight ist hierbei der Besuch im Museum of Science & Industry, indem die Geschichte der Stadt dargestellt wird. Für weitere Informationen gibt es an bestimmten Orten des Stadtviertels Informationstafeln. Diese sind auch auf den Grünflächen, wie dem Mamucium und weiteren Aufenthaltsorten am Kanal zu finden. Dort ist ebenfalls Raum zur Erholung und Ruhe innerhalb der Stadt. 2 — Downtown MM — Manchesters Downtown bildet den wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Mittelpunkt des Stadtzentrums, welches in den letzten Jahrzehnten einer intensiven städtebaulichen Neugestaltung unterzogen wurde. Unter Downtown werden die Stadtteilgebiete bzw. Quartiere Central Retail District, NOMA sowie Civic Quarter zusammengefasst. Central Retail District und NOMA Das Central Retail Gebiet wird eingegrenzt durch den Fluss Irwell im Westen, Bridge Street und Balton Street im Süden, Picadilly Gardens, dem Northern Quarter im Osten und Shudehill Interchange sowie Victoria Station im Norden. Zusammen mit dem nördlich angrenzenden NOMA-Quartier zwischen Victoria Station und Northern Quarter bilden sie den Northern Gateway. In das Central Retail Gebiet fallen unter anderem folgende Gebäude und öffentliche Räume: Gebäude — Arndale Shoppingcenter (Neubau) — Marks & Spencer Store (Neubau, großflächiges Geschäft) — Corn Exchange (Grade II Gebäude und Umnutzung zum Shopping Center, zur Zeit im Umbau mit Umnutzung) — The Printworks (historisches Druckereigebäude, Umnutzung zum Entertainment Complex) — Manchester Cathedral und Besucherzentrum — URBIS Gebäude (Neubau, Nationales Fußballmuseum) Plätze und Gärten — Exchange Square — Cathedral Gardens Am 15. Juni 1996, einem Samstag, explodierte eine Bombe in einem Van, der auf der Corporation Street geparkt wurde. Die nordirische Irish Republican Army (IRA), eine Terrorgruppe, welche die Unabhängigkeit von ganz Irland gegenüber Großbritannien fordert, zeigte sich für den Anschlag verantwortlich (vgl. Planet Wissen 2015). Sie warnten eine Stunde vor der Explosion, sodass der Innenstadtbereich rechtzeitig evakuiert werden konnte. Trotzdem zerstörte die Bombe Gebäudeteile und Fassaden rund um die Corporation Street zum Teil irreparabel. Es wurde geschätzt, dass ca. 49.000 qm Einzelhandelsfläche und 50.0000 qm Büroflächen zerstört wurden und 17 ein Schaden von ca. £500 Millionen entstand. Besonders der Marks & Spencer Store und das Arndale Shopping Centre auf der Corporation Street waren schwer betroffen. (vgl. Williams 1999: 490) Abb. 2.8: Corn Exchange Unmittelbar nach dem Bombenanschlag der IRA und der weitreichenden Verwüstung des Haupteinkaufviertels von Manchester wurde durch die Regierung eine Task Force aus öffentlichen und privaten Spezialisten, die Manchester Millennium Limited (MML), implementiert. Die Aufgabe der Task Force bestand sowohl darin, das Programm zur Erneuerung der Innenstadt zu entwickeln und die Umsetzung zu überwachen, als auch die nötigen öffentlichen und privaten Ressourcen zu sichern. (vgl. Williams 1999: 492) In diesem Sinne war die MML unter anderem dafür zuständig, die nötigen Fördergelder einzuholen und die Verhandlungen zwischen den Eigentümern und dem City Council zu führen (vgl. TU Berlin 2006: 110). Das Programm beinhaltete die Wiederherstellung des Arndale Shoppingcenters und des Corn Exchange Gebäudes, eine strukturelle Verbesserung des Printworks-Gebäudes, den Neubau des Marks & Spencer Stores inklusive einer neuen Brücke zum Arndale Shoppingcenter und die Modernisierung des öffentlichen Raumes auf dem Exchange Square sowie in der New Cathedral Street. (vgl. Manchester City Council 2015h). The Printworks wurde ursprünglich bis 1985 als Druckereistandort der Kemsley Newspapers Limited genutzt, welche die Sunday Times druckte. Anschließend stand es bis zum Bombenanschlag leer. Im Zuge der Exchange Square-Entwicklung wurde das Gebäude renoviert und im Jahr 2000 als Entertainment-Komplex mit Restaurants, Bars und einem Kino wiedereröffnet. Der Komplex dient - neben dem Corn Exchange - als eines der Einzelprojekte, um Investitionen in Kultur und Freizeitangebote zu stärken (vgl. Williams 1999: 498). Laut dem Report der Stadtverwaltung von 2014 zur Umsetzung des Leitbildes „Manchester as a 24-Hour City“, ist „The Printworks“ einer der Orte, an dem die Entwicklung zur 24-Stunden Stadt sichtbar ist (vgl. Manchester City Council 2014d: 17). Abb. 2.9: Printworks von Innen 18 Abb. 2.10: Victoria Station Erweiterung Auch der öffentliche Nahverkehr wird im Zuge der Stadterneuerung des Stadtzentrums anhand einer £165 Millionen hohen Investition in eine neue Tram-Linie durch das Stadtzentrum gestärkt (Second City Crossing). Die neue Linie führt u.a. durch die im Central District und am Rand zum NOMA liegenden Victoria Station, welche im Zuge des Stadterneuerungsprogramms und des Second City Crossings für ca. £44 Millionen ausgebaut wird. Noch im Jahr 2015 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen werden. (vgl. Metrolink 2015, Manchester City Council 2015h). Mit Hilfe von Fördergeldern der EU und zentralstaatlichen Mitteln wurde und wird die Umgestaltung der Innenstadt fortlaufend angegangen. Das gesamte Zentrum soll zu einem attraktiven Shopping- und Freizeitzentrum entwickelt werden und private Investitionen aktivieren (vgl. TU Berlin 2006: 110). In diesem Sinne wurde ein internationaler städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben. Die EDWA Inc. gewann den Wettbewerb und wurde beauftragt, den Masterplan zu entwickeln. Die Begründung lag darin, dass der Entwurf die sichtbare Struktur der Innenstadt respektiere, die wesentlichen Landmarks der Innenstadt durch Sichtachsen, wichtige Straßen und Plätze mit dem Fokus auf die Fußgänger und den öffentlichen Nahverkehr miteinander verbinde und z.B. die Kathedrale sowie den Fluss Irwell mit einbezöge. Zudem biete der Entwurf Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft, indem der Fokus auf den Stärken der Innenstadt läge, um Schwächen der historisch gewachsenen Struktur zu überkommen. (vgl. Williams 1999: 494 f.) Eines der Ziele des Masterplans war die Entwicklung eines Millennium Quarters, welches die historische Kathedrale mit Besucherzentrum, das URBIS Centre (National Football Museum), die Cathedral Gardens, Cetham`s School of Music sowie den Exchange Square als Einzelprojekte beinhaltete. Es wurde geplant das Areal zu einem grünen und nahezu verkehrsfreien Besucherzentrum mit einer Verbindung durch einen öffentlichen Platz zum Haupteinkaufsviertel zu entwickeln. (vgl. Williams 1999: 499) Abb. 2.11: Manchesters Kathedrale Abb. 2.12: URBIS Centre und im Hintergrund The Printworks — Josiane Meier Abb. 2.13: Cetham`s School of Music 19 Der Exchange Square ist der zentrale öffentliche Platz des Central Retail Gebietes. Er wird unter anderem gefasst durch das Arndale Shoppingcenter, das Corn Exchange Gebäude, The Printworks und zudem gelangt der Fußgänger von ihm aus direkt zur Manchester Cathedral. Er dient somit als Verbindung zwischen dem historischen Manchester - mit seiner Kathedrale sowie Cetham´s School of Music - und dem belebten Einkaufsviertel der Stadt. Zukünftig wird auf dem Platz zudem die neue Tram-Linie halten. Das stufenartige, fußgängerfreundliche Design des Platzes ist Ergebnis einer Ausschreibung, dessen Auswahl auf den Entwurf von Martha Schwartz aus den USA fiel und später um stählerne Windmühlen ergänzt wurde, die auf das industrielle Erbe der Stadt verweisen sollen. (vgl. CABE 2011) Abb. 2.14: Exchange Square Design und die stählernen Windmühlen im Hintergrund Abb. 2.15: One Angel Square und Angel Square Abb. 2.16: Förderung des Angel Square durch die Europäische Union 20 Nördlich des Central Retail Gebietes entsteht als Folgeinvestition des Stadterneuerungsprogramms durch das Instrument der Public Private Partnership (PPP) zur Zeit NOMA, ein modernes und nachhaltiges Stadtquartier. Der Name NOMA steht hierbei für „North Manchester“. Der private Investor, die Co-operative Group, besitzt zusammen mit Hermes Real Estate die Grundstücke auf dem ca. 8 ha großen Gebiet, welches sich, wie eine Überlagerung von Kartenmaterialien ergab, vor Beginn der Bauarbeiten größtenteils aus Parkflächen zusammensetzte. (vgl. NOMA-Manchester 2015) Die Co-operative Group investierte bereits £130 Millionen in ihren Hauptsitz im NOMA-Quartier, das 2013 fertig gestellt wurde und welches 3.500 Arbeitsplätze schuf, sowie Investitionen anderer Unternehmen nach sich zog. Das moderne Gebäude am Angel Square ist zudem durch BREAAM (Ranking-System für nachhaltiges Design) mit einem Score von 95.16 % ausgezeichnet worden – der höchsten bis dato vergeben Bewertung durch BREAAM. (vgl. NOMA o.A.: 16) Neben der Immobilie des Hauptsitzes der Co-Operative Group ist ebenfalls der One Angel Square fertig gestellt worden, auf dem sich besagter Hauptsitz befindet. Die öffentlichen Räume Angel Square und Listed Square, der sich südlich im Gebiet befindet, wurden bzw. werden mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) umgesetzt. Die Umsetzung des Listed Square soll voraussichtlich 2015 beendet werden. (vgl. NOMA 2014: 29 f.) Nicht nur Neubautätigkeiten prägen das Bild des NOMA-Quartiers, sondern auch Bestandsgebäude wurden mit einbezogen: Das im Jahr 1909 fertiggestellte Hanover Gebäude beispielsweise ist auf der Denkmalliste als „Grade II Building“ gelistet. Das historische Gebäude wird derzeit renoviert und modernisiert und soll nach Fertigstellung einen Mix aus „heritage character“ und „stunning contemporary design“ (NOMA o.A.: 44) bieten. (vgl. NOMA o.A.: 44, 49 f.) Das Business Improvement District „Heart of Manchester“ Neben der städtebaulichen Ebene, wird derzeit auch auf ökonomischer Ebene am Erfolg des Stadtzentrums als zentrales Einkaufsviertel mit Hilfe eines Business Improvement Districts (BID) gearbeitet. Ein BID ist ein festgelegter Bereich der Stadt, innerhalb dessen Einzelhandelsgeschäfte und Unternehmen zusammenarbeiten und gemeinsam in beispielsweise Serviceangebote oder Events investieren. Im Jahr 2013 wurden 380 Gewerbe in Manchesters City Center anhand einer Mehrheitsentscheidung der Geschäfte Teil des Business Improvement Districts „Heart of Manchester“. (vgl. Heart of Manchester 2015: 4, 24, Manchester City Council 2015f) Das BID ist für fünf Jahre ausgelegt und basiert auf einem Businessplan. Die investierten 5 Millionen Pfund Sterling fließen hauptsächlich in öffentliche Veranstaltungen, Promotion und Dienstleistungsangebote für die Kunden. Das BID wird geleitet von einem Vorsitz sowie einem Ausschuss aus acht Repräsentanten der Gewerbebetreibenden, zwei Repräsentanten des City Council und einem Repräsentanten der Verkehrsinfrastruktur. Außerdem sitzen im Ausschuss noch drei weitere Repräsentanten, welche selbst nicht Mitglieder des BID sind. (vgl. Heart of Manchester 2015: 4, 24) Die Investitionen für das BID kommen von den Geschäften selbst und werden durch den City Council prozentual zum Umsatz der Geschäfte erhoben und an die Verwaltung des Heart of Manchester BIDs weitergegeben (Manchester City Council 2015f). Civic Quarter Das Civic Quarter erstreckt sich von der Peter Street und Deansgate im Südwesten bis zur Mosley Street im Osten und der Balton Street im Norden sowie entlang der Mosley Street über die Princess Street in nördliche Richtung. Das Civic Quarter beherbergt unter anderem das Rathaus (Town Hall), die Zentralbibliothek (Central Library), die Portico-Bibliothek und -Galerie und andere wichtige kulturelle und öffentliche Einrichtungen und konzentriert sich um den St. Peter´s Square. Der Rahmenplan „St. Peter´s Square Framework“, welcher Entwicklungsziele für den Town Hall Komplex, die Zentralbibliothek, andere Gebäude rund um den St. Peters Square und diesen selbst umfasst, deckt somit einen essentiellen Teil des Civic Quarters ab. Der Rahmenplan sieht den Neubau von Gebäuden und die Umstrukturierung bestehender Gebäude sowie des St. Peter’s Square vor. Die Neugestaltung des St. Peter’s Square bildet mit dem Town Hall Complex das öffentliche Kernstück des Civic Quarters. Ziel ist es, der Innenstadt eine attraktive und bürgerfreundliche Mitte zu geben. Der Platz ist Standort des Cenotaph-Denkmals, dem St. Peter’s Kreuz und der Peace Gardens. Durch die Befahrung des Platzes durch den Individualverkehr ergab sich vor Beginn der Bauarbeiten für Fußgänger ein unsicheres Umfeld, sodass Abb. 2.17: St. Peter´s Square heute 21 der Platz vom Individualverkehr befreit wurde. Auch das Cenotaph-Denkmal mit dem St. Peters Kreuz erlangte durch Verkehrserweiterungen über die Jahrzehnte eine unattraktive Insellage und erhielt bereits einen neuen repräsentativen Standort vor der Ost-Fassade des Rathauses. (Ian Simpson Architects 2012: 4-9) Der Platz gehört außerdem zur Umsetzung der bereits erwähnten neuen Tramlinie (Second City Crossing) durch das Stadtzentrum. Im Zuge dessen werden eine zweite Straßenbahnlinie sowie ein neuer Umsteigepunkt integriert. Ist der Platz fertig gestellt, soll ein großzügiger Fußgängerbereich - ergänzt mit Sitzelementen unter lockeren, charakteristischen Bäumen - für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen. (vgl. Latz + Partner 2015) Downtown Schlussbetrachtung Die rasante Entwicklung des Downtown-Gebietes der letzten Jahrzehnte ist auf den Bombenanschlag von 1996 zurückzuführen. Durch das dramatische Ereignis wurden neue Bündnisse geschlossen und deren Kräfte gebündelt. Die öffentliche Hand, private Investoren und Eigentümer arbeiteten in gegenseitigem Interesse Hand in Hand zur Wiederherstellung der Innenstadt. Zudem ergaben sich Fördermöglichkeiten durch den Staat und die EU, welche finanzielle Ressourcen freisetzte und die Reparatur sowie Neugestaltung öffentlicher Räume ermöglichte. Die externen Effekte der öffentlichen Investitionen hatten wiederum neue private Investitionen zur Folge, welche die Stadterneuerung des Downtown-Gebietes weiter vorantreibt. Zusammenfassend muss die städtebauliche Zerstörung des Bombenanschlags – trotz der psychischen Wunden – als genutzte Chance betrachtet werden, die Innenstadt neu zu Denken. 22 3 — Northern Quarter MF — Das Northern Quarter ist Teil des Manchester City Centres. Das Quartier hat eine Größe von etwa 0,3 km2 und wird begrenzt durch Shudehill und High Street im Westen, Swan Street im Norden, den Rochdale Canal im Osten und Picadilly im Süden. (vgl. Taylor und Holder 2008: 1) Über die letzten 2,5 Jahrhunderte hinweg unterlag der Bereich einem ständigen Wandel, der auch heute noch sichtbar ist. (vgl. ebd.) Daran erinnern die Straßennamen und vor allem das Nebeneinander von unterschiedlichen historischen Gebäuden, wie zum Beispiel den aus Backstein errichteten Handwerkerhäusern, den Lagerhäusern und Markthallen. Die Deindustrialisierung hinterließ auch im Northern Quarter Spuren. In den 1950er Jahren war das Stadtbild Manchesters und auch das des Northern Quarters geprägt vom nicht mehr genutzten industriellen Erbe – von Kanälen, der Eisenbahninfrastruktur, Lagerhäusern, Bürogebäuden und Textilfabriken. (vgl. ebd.: 9) Einen weiteren Rückschlag erhielt das Quartier durch die Eröffnung des Arndale Shopping Centre im Jahr 1980. (vgl. ebd.: 69) Damals eines der größten Einkaufszentren von Europa. Das hatte zur Folge, dass nahezu 25 Prozent der Einzelhändler im Northern Quarter, überwiegend in der Oldham Street, nicht mehr überlebensfähig waren, weil die Kunden in das Arndale Centre gingen. (vgl. ebd.) Northern Quarter – Revitalisierung Die ersten Versuche das Northern Quarter in seinem Bestand zu erhalten und zu revitalisieren, wurden im Jahr 1987 durch die Stadtverwaltung, in Form der Ausweisung der Entwicklungsbereiche Smithfield und Stevenson Place unternommen. (vgl. Taylor und Holder 2008: 1) Durch das Programm konnten einige bedeutende historische Gebäude gerettet werden, jedoch waren viele individuelle Gebäude durch jahrelange Vernachlässigung weiterhin erheblich in ihrer baulichen Substanz geschädigt. (vgl. ebd.: 2) Eine weitere Untersuchung zur Stadterneuerung des Northern Quarters im Jahr 1993 sah die Kreativindustrie als bedeutenden Faktor für die Entwicklung des Gebietes. (vgl. ebd.: 2) Initiiert durch das English Heritage, wurden die noch stehenden Gebäude katalogisiert. Die Ergebnisse mündeten in den „The Shudehill and Northern Quarter of Manchester: ‘An Outgrowth of Accident’ and ‘Built According to a Plan’ Architectural Investigation Report”. (vgl. ebd.: 1 f) Ziel der Untersuchung ist es, mit dem Ergebnis das Bewusstsein für die historische Bedeutung der Gebäude und der Struktur zu schärfen, um eine Entscheidungsgrundlage für den zukünftigen Umgang zu schaffen. (vgl. ebd.: 2) Teilerfolge konnten bereits verbucht werden. Eine Flächensanierung in Form von Abriss und Errichtung komplett neuer Quartiere fand bisher nicht statt. Vielmehr wird versucht, bestehende Strukturen in Neubauprojekte zu integrieren oder neue Nutzungen für erhaltene Gebäude zu finden. Auf einige Bespiele wird im Folgenden eingegangen. Smithfield Market Smithfield Market ist ein ehemaliges Marktgelände, welches in seiner größten Ausdehnung den Bereich zwischen Swan Street (Nord) und Thomas Street (Süd) sowie Oak Street (Ost) und Shudehill (West) eine Fläche von 4,5 ha einnimmt. Die Anfänge des Marktes datieren auf das Jahr 1820, in dem sich östlich von Shudehill ein Kartoffelmarkt angesiedelt hatte. In den folgenden Jahren wurde der Marktbereich um die Angebote von Obst- und Gemüsehandel, Agrarerzeugnissen, Fleisch und Fisch sowie einer von der italienischen Gemeinde gegründeten Eisfabrik erweitert. Der offizielle Bennenung in Smithfield Market erfolgte im Jahr 1822 (vgl. Sutherland 2007) Die Ausweitung des Marktgeländes vollzog sich bis zum Jahr 1897. Das Angebot des Marktes ging über den Verkauf von Waren und Dienstleistung hinaus, auch Unterhaltung Abb. 2.18: Manchester City Centre und Verortung Northern Quarter — English Heritage 2008 23 wurde geboten. Smithfield Market am Standort Northern Quarter wurde im Jahr 1973 geschlossen und in den Stadtteil Openshaw verlagert. Dies hatte zur Folge, dass die lokale Wirtschaft am Standort zusammenbrach, mit dem der Niedergang des Quartiers in den 1970er Jahren einherging. (vgl. ebd.) Heute sind auf dem ehemaligen Gelände des Smithfield Market neue Nutzungen angesiedelt. Es befinden sich hier Appartementhäuser und Lofts, die in die verbliebene Struktur der Markthalle integriert wurden. Centre for Chinese Contemporary Art Abb. 2.19: Integration der Außenmauern der ehemaligen Fischgroßhandelshalle in Appartementhäuser Das Zentrum für chinesisch zeitgenössische Kunst wurde im Jahr 1986 gegründet. Finanzielle Unterstützung wurde sowohl vom Stadtrat von Manchester als auch vom Kunstrat Englands geleistet. Neben festen und temporären Ausstellungen bietet das Zentrum Raum für Workshops und soziale Arbeit für alle Altersklassen an. Es besteht eine Kooperation mit der Salford University. (vgl. CFCCA 2015) Das Centre ist ein Beispiel für Nutzungen im Northern Quarter, welche durch eher private und in den Anfängen staatlich nicht geförderte Initiativen entstanden sind. Die spätere finanzielle Förderung zeigt, dass kulturelle Nutzungen eine Bedeutung für die Entwicklung des Quartiers haben. Craft and Design Centre Das heutige Craft und Design Centre wurde 1873 als Fischmarkthalle im viktorianischen Stil gebaut. Seit 1982 ist es in öffentlichem Besitz. Es wird heute als Standort für Kreativstudios und den Verkauf von Produkten des Kunsthandwerks genutzt. Alles was dort verkauft wird, ist auf den zwei Etagen geschaffen worden. Zwischenzeitlich stand die Markthalle leer und verfiel langsam, aber genau durch diese Mischung aus neuen, sanierten und 24 Abb. 2.20: Centre for Chinese Contemporary Art alten Bauwerken bekommt das Northern Quarter seinen Shaby-Chic-Charakter. Begonnen hat das Craft and Design Centre mit einer non-profit-Ausstellung, der Künstlerorganisation des MCDC,(Manchester Craft and Design Centre) die bis heute, mittlerweile kostenpflichtige Ausstellungen, inszenieren. (Craft and Design Centre o.J., vgl. Reise Know-How 2015: 18) Seit Juli 2012 existiert das Craft and Design Centre dreißig Jahre. Nach wie vor fördert es die junge Kunstszene und bietet ihnen durch die Nutzung der Studios eine Plattform zur Selbstinszenierung. (vgl. Mule 2012) Ökonomische Instrumente der Revitalisierung des Northern Quarters Abb. 2.21: Craft and Design Centre Um das Northern Quarter in der heutigen Struktur zu erhalten, sind Flächensanierungen wie in anderen Stadtteilen nicht umsetzbar. Die Herausforderung bestand vor allem darin, den Einzelhandel wiederzubeleben und ungenutzte Immobilien vor weiterem Verfall zu schützen. Eines der angewendeten Instrumente ist die „Compulsory Purchase Order (CPO)“. Dieses seit 2002 geltende Gesetzt ermöglicht es, Flächen und Gebäude zu enteignen und somit in öffentlichen Besitz zu überführen. Die öffentliche Hand bekommt Zugriff auf die Immobilie und kann diese entwickeln. Ein Anwendungsbeispiel sind die Markthallen des Smithfield Market. (vgl. Manchester City Council 2003) Ein weiteres Instrument zur Revitalisierung des Northern Quarter ist das Single Regeneration Budget (SRB). Es handelt sich dabei um einen Finanzierungsfond, der im Northern Quarter vor allem Bildungsprojekte, Kindertagesstätten, Sportprojekte und die Schaffung von Arbeitsplätzen fördert. Der Förderzeitraum betrug sechs Jahre und endete im Jahr 2002. Im Anschluss erfolgte die Finanzierung durch private Investoren. Das Investitionsvolumen im Northern Quarter betrug £34 Millionen. (vgl. Manchester City Council 2015d) Abb. 2.22: Street Art Northern Quarter Northern Quarter Schlussbetrachtung Nach wie vor vermittelt das Straßenbild im Northern Quarter den Eindruck eines sich im Wandel befindenden Quartiers. Neben immer noch leer stehenden Gebäuden haben sich in den Ladengeschäften Galerien, Kunsthändler, Bars und Modeboutiquen niedergelassen. Der öffentliche Raum selbst wird durch Street Art inszeniert. Durch diese Art von Nutzungen kann das Northern Quarter in seiner historischen Identität erhalten werden, weil nicht die angestrebte Nutzung die Art und Bauweise der Gebäude bestimmt, sondern die passenden Nutzungen für die bestehenden Gebäude gefunden werden. 25 Exkurs Night-Time Economy: Manchester as 24-Hour City Kathrin Krell 24 Hour City — Wirtschaftliche Einnahmequelle Wer denkt, London sei für die Kreativindustrie „the place to be“ in England, über den lacht die einflussreiche britische Modezeitschrift i-D Magazine. London mag die größten Galerien haben, die größten Clubs und Designagenturen, doch für freischaffende Kreative biete Manchester die besseren Möglichkeiten, weil die Lebenshaltungskosten geringer und die Vernetzung untereinander besser sei. (vgl. Gush 2015) Und Manchester hat ein blühendes Nachtleben, nicht erst seit sich die Städte aktiv um die Förderung der sogenannten „Night-Time Economy“ bemühen und unter ihnen ein Wettbewerb darum entbrannt ist. Ende der 1970er Jahren, als in Manchester Musikbands wie Joy Division, The Smiths und das auf elektronische Tanzmusik spezialisierte Label „Factory Records“ entstanden, war sein Stadtzentrum noch von Abwanderung und leeren Industrie- und Lagerhallen geprägt. Unter dem Namen „Madchester“ entwickelte sich damals eine facettenreiche alternative Musikszene, welche maßgeblich zur Entstehung der Rave- und House-Kultur in Europa beitrug. Früher als anderswo kam hier in den 1980er und -90er Jahren eine Clubkultur auf, welche redundant gewordene Industriebauten umnutzte. Legendär war insbesondere der am Rochdale Kanal, in einer ehemaligen Lagerhalle eingerichtete Club „Haçienda“. Aber auch das „Gay Village“ rund um die ebenfalls mit Lagerhallen gesäumte Canal Street entstand in dieser Zeit. Das Nachtleben entwickelte sich damals trotz – nicht wegen – der Planung, die noch rigide Nutzungszonen und eine sehr strenge Lizenzierungspraxis für den Alkoholausschank und die Öffnungszeiten kannte (vgl. Heath 1997: 197). 1 — „Night-Time Economy” und die Planung Während der 1980er Jahre wurden die nachts leeren und deshalb zunehmend als gefährlich wahrgenommenen Stadtzentren Englands zu einem Thema für die Stadtplanung. Grund für die nächtliche Leere war nicht nur die durch Abwanderung und Suburbanisierung verursachte Perforation der postindustriellen Innenstädte, sondern auch die monofunktional geplanten Zentren: Büros und Geschäfte belebten diese nur von „Nine-to-Five“. Eine Studie des Think Tanks Comedia Consultancy identifizierte 1991 den Mangel an möglichen Nachtaktivitäten, die geringe Interaktion von den für England typischen Pubs mit der Straße, fußgängerfeindliche öffentliche Räume, sowie eine schlechte Versorgung mit öffentlichem Verkehr als Hauptproblem (vgl. Heath 1997: 195). Durch eine gemischte Nutzung versprach man sich ein vielfältiges Klientel, was zu besserer sozialer Kontrolle führen sollte. Sicherere Innenstädte waren also ursprünglich das Hauptziel des „24-Hour City“ Konzepts (siehe Tab.1), welches 1993 – auf Initiative der Stadt Manchester – erstmals auf einer Konferenz diskutiert wurde (vgl. ebd.). 26 Die Initiativen, mit denen die 24-Hour City umgesetzt werden sollte, hat Tim Heath (1997: 199) in Tabelle 2 aufgeführt. Interessant ist, dass der öffentliche Verkehr, die fußgängerfreundliche Gestaltung des öffentlichen Raumes oder das Wohnen in dieser Tabelle, welche die Strategien verschiedener lokaler Behörden aufzeigt, nicht auftauchen. Die Hauptanstrengungen der Städte sind in die Veränderung des Lizensierungssystems für die Öffnungszeiten und den Alkoholausschank für Pubs geflossen. Hier mussten sie sich das Recht erarbeiten, Lizenzen autonom, ohne Vorgaben der Zentralregierung in London vergeben zu dürfen. Definitiv haben sie dieses Recht erst seit dem Inkrafttreten eines neuen Pub Licencing Acts im Jahr 2005. Doch bereits im September 1993 wurde in Manchester im Zusammenhang mit der Olympiabewerbung ein Pilotprojekt mit verlängerten Öffnungszeiten durchgeführt. Pubs und Bars waren während dieser Zeit bis Mitternacht (statt bis 23:00 Uhr) geöffnet und Clubs bis 04:00 Uhr morgens (vgl. Heath 1997: 199). Dieses Festival – „More Hours in the Day Campaign“ genannt – wird allgemein als Durchbruch für das 24-Hour City Konzept in England gesehen, denn die anschließende Auswertung durch die Stadtverwaltung war ausgesprochen positiv. Obwohl mehr Leute die Innenstadt besuchten, sank während des Festivals die Kriminalität um 43 Prozent, wie die Greater Manchester Police feststellte. (vgl. ebd.) Taxifirmen meldeten gleichzeitig mehr Umsatz und weniger aggressive Kunden (vgl. ebd: 200). Im Jahr darauf stieg die Zahl der Bewerbungen an Manchesters Universitäten um 30 Prozent und 40 Prozent der New Yorker gaben in einer Umfrage Manchester als liebstes Reiseziel an (vgl. Roberts und Eldridge 2009: 46). Nach einer Schätzung von 2003 wurden in der Folge 12.000 neue Jobs für Service- und Sicherheitspersonal geschaffen (vgl. House of Commons, zitiert in Roberts und Eldridge 2009: 58). Heute gibt es in Manchesters Innenstadt rund 830 Betriebe, die zum Night-Time Economy Sektor gezählt werden. Dazu zählen Pubs/Bars/Clubs, Kinos, Restaurants und Take-aways, nachts geöffnete Supermärkte, aber auch Hotels. Insbesondere die Zahl der Restaurants und Take-aways hat sich seit 2005, der Einführung des neuen Licencing Acts, fast verdoppelt. 150.000 Menschen besuchen schätzungsweise das Stadtzentrum pro Wochenende und die jährlichen Hotelübernachtungen steigen stetig. 2011 waren es 7,5 Millionen, was £2,2 Millarden generierte. (vgl. Manchester City Council 2014d: 15 f.) Eine tatsächliche 24-Stunden Lizenz besitzen allerdings nur 38 dieser Betriebe, davon sind 24 Hotels. Die meisten Bars und Clubs schließen in der Woche noch immer um 23:00/ 24:00 Uhr und am Wochenende um 02:00 Uhr (Bars) bzw. 04:00 Uhr (Clubs). (vgl. ebd.) Man sollte den Ausdruck „24-Hour City“ also nicht allzu wörtlich nehmen. Gesteuert wird die Night-Time Economy in Manchester durch eine Partnerschaft namens „City Center and Night-Time Economy Steering Group“. In ihr vertreten sind neben dem City Council und der Lizenzierungsbehörde auch die Greater Manchester Police, Vertreter des Stadtmarketings, die „CityCo Business Crime Reduction Tab. E1.1: Gründe für die Einführung eines 24-Hour City Konzepts. Vergleich der Gründe verschiedener nordenglischer Städte — Stickland in Heath 1997:197 Tab. E1.2: Initiativen zur Umsetzung des 24-Hour City Konzepts — Heath 1997:199 27 1 CCTV – Closed Circuit Television, zu deutsch Videoüberwachungsanlage Partnership“ und das „Pub und Club Network“ (vgl. ebd.: 18). Strategien zur Förderung der Night-Time Economy sind: Liberalisierung der Lizenzierung, Organisation und Förderung von Festivals und Straßenevents, CCTV1 zur Förderung der (gefühlten) Sicherheit und Taximarshalls, welche für Ordnung an den Taxiständen sorgen, weil zu Stoßzeiten lange Schlangen entstehen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist nachts schlecht ausgebaut. Zwar erkennt die Stadt Manchester die Wichtigkeit eines ÖV-Netzes, jedoch sitzt die Dachorganisation der Transportunternehmen (TfGM) nicht in der „Steering Group“. Während der Nullerjahre verfügte die Polizei außerdem über eine spezialisierte Einheit, das City-Safe-Team, welches über ein eigens eingerichtetes Funknetz mit Türstehern, Taxifahrern, Parkwächtern und anderen nachts Arbeitenden in Verbindung stand (vgl. Roberts und Eldridge 2009: 165). 2010/ 11 fiel dieses jedoch Sparmaßnahmen zum Opfer (vgl. Manchester City Council 2014d: 16). Ein eigentliches planerisches Leitbild zur Förderung der Night-Time Economy gibt es nicht. Als positive Auswirkung der nun seit bald 20 Jahren propagierten „24-Hour City“ wird neben steigender Touristen- und Beschäftigtenzahlen auch der Wiederanstieg der Wohnbevölkerung im Stadtzentrum gewertet. Mit 156 Prozent ist hier die Wohnbevölkerung zwischen 2001 und 2011 etwa acht Mal so schnell gewachsen wie im Rest der Stadt. Besonders daran ist der hohe Anteil junger Menschen: 48 Prozent der Einwohner sind zwischen 18 und 24 Jahren alt. (vgl. ebd.) 2 — Kritik an Manchester als 24-Hour City 2 ATCM – Association of Town and City Management 3 GDP – Gross Domestic Product, zu deutsch Bruttoinlandsprodukt 28 Im Sommer 2014 startete die Greater Manchster Police (GMP) eine Schlammschlacht gegen das 24-Hour City Konzept, welche bis nach London durch die Presse ging. Polizeivorstand Ian Hanson behauptete gegenüber dem Guardian: „I personally would not now go into Manchester city centre after midnight because it is now too dangerous a place and I do not believe that we can guarantee individuals‘ safety.“ (Townsend 2014). Als Grund für seine Beunruhigung gab er „Horden Betrunkener“ an, gegen die seine Leute „eine verlorene Schlacht“ kämpften (ebd.). Der tatsächliche Grund für seine Aussage dürfte jedoch eine Kürzung des Polizei-Budgets um £66 Millionen sein (vgl. ebd.). In einem anderen Zeitungsbericht in derselben Woche fordern „Polizei-Bosse“, ein Ende des vor zehn Jahren eingeführten „24-hour Drinking“, wenn sie nicht mehr Unterstützung von Seiten der Politik bekämen (vgl. Scheerhout 2014). Diese neusten Aussagen von Vertretern der Greater Manchester Police stehen in starkem Kontrast zu den positiven Feststellungen der gleichen Institution aus den 1990er Jahren, nämlich dass die Kriminalität dank längeren Öffnungszeiten stark zurückging. Ein daraufhin angefertigter Untersuchungsbericht des Manchester City Councils bestätigt zwar, dass die Polizeinotrufe nach Mitternacht insbesondere im Zentrum steigen und dass sich die Zeit der meisten Notrufe in den letzten zehn Jahren bis in die Morgenstunden verschoben haben. Tatsächlich haben die Gewaltverbrechen im Stadtzentrum seit 2011/ 12 jedoch um 8,2 Prozent abgenommen (vgl. Manchester City Council 2014d: 17). Neben den anfänglich positiven Erfahrungen mit den 24-Hour Citys ist heute die Assoziation mit „Binge-Drinking“ und „Anti-Social Behaviour“ weit verbreitet. Das bedeutet, dass Leute, die Ausgehen als Komasäufer wahrgenommenen werden, die das Gesundheitssystem belasten, Lärm machen, Müll hinterlassen und die öffentliche Infrastruktur beschädigen. Nicht nur in den Medien, sondern auch in der Fachliteratur wird die Night-Time Economy in dieser Weise vermehrt als problematisch beschrieben (vgl. van Liempt et al. 2014: 413). 3 — Night-Time Economy auf nationaler Ebene Es wird geschätzt, dass die Night-Time Economy etwa 4 Prozent des Britischen GDP3 ausmacht und rund £70 Millionen Einnahmen generiert. Über 1,3 Million Menschen waren in Großbritannien 2010 in Hotels, Pubs, Bars, Clubs und Restaurants beschäftigt und die Zahlen steigen stetig. (vgl. Farell 2015) Allein zwischen 1995 und 2001 wurde ein Anstieg der Beschäftigten in diesem Sektor um 19 Prozent beobachtet (vgl. Roberts und Eldridge 2009:58). Seit 2015 hat die britische Night-Time Economy ihren eigenen Branchenverband, die „Night Time Industries Association“ (Farell 2015). Ein weiterer Kritikpunkt, der dem Night-Time Economy Konzept angelastet wird, ist eine kulturelle Verarmung des Nachtlebens, eine so genannte „McDonaldisation“, wo große Ketten ganze Stadtgebiete dominieren und eine Art „clone towns“ erzeugen (vgl. van Liempt et al. 2014: 412; Roberts und Eldridge 2009:45 ff.). Neuste Zahlen zeigen sogar einen Rückgang der Clubs: 2005 gab es in der UK noch 3.144 Nachtclubs, 2015 sind es nur noch 1.733 (vgl. Haslam 2015). Neben einem veränderten Ausgehverhalten – weil Clubbing Mainstream und deshalb langweilig geworden ist – führt der ehemalige Haçienda-Betreiber und Journalist Dave Haslam dies auf das Abschaffen der Sperrstunde in den Pubs und Bars zurück (vgl. ebd.), die Gäste ziehen nicht mehr weiter. Schließlich wird auf die Verdrängung gewisser sozialer Gruppen hingewiesen. Das Nachtleben sei zugeschnitten für männliche weiße Mittelschicht-Jugendliche. Wegen seiner einseitigen Ausrichtung auf den Alkoholkonsum sei es für ältere Menschen, Frauen, Menschen mit anderem ethnischen Hintergrund oder alkoholabstinente Moslems wenig attraktiv (vgl. van Liempt et al. 2014: 412; Roberts und Eldridge 2009: 206). Verdrängung wird aber auch zwischen Nutzungen beobachtet, so steht das Nachtleben immer wieder in Konflikt mit dem Wohnen. Um dem schlechten Image der Night-Time Economy entgegenzuwirken hat die ACTM2, ein Verband zur Förderung der Innenstadtentwickung, das Lable „Purple Flag“ geschaffen. Die Purple Flag wird seit 2009 an Stadtzentren vergeben, deren Nachtleben gewisse nationale Standards erfüllt, was die Sauberkeit und Sicherheit betrifft. Manchester war als „Pathfinder“ an der Entwicklung der Purple Flag Standards beteiligt und besaß dieses Lable in den Anfangsjahren noch (vgl. ATCM o.J.; BBC News 2010). Für das Jahr 2015 wurde es ihr nicht verliehen (vgl. ATCM 2015b). 29 Trinkspiel in der Ping Pong Bar 2022. Macht dem Klischee «Binge-Drinking Britain» alle Ehre (oben) Neue Jobs dank Night-Time Economy. Die Türsteher mit ihren reflektierenden Westen prägen nachts das Stadtbild. (rechts und unten) Bei Nacht ist die Versorgung mit öffentlichem Verkehr besonders schlecht. Taxis sind oft die einzige Möglichkeit sich fortzubewegen (hier im Northern Quarter). Zu gewissen Uhrzeiten bilden sich lange Schlangen an den «Taxi Ranks» und es kommt zu Schlägereien. Von der Stadt angestellte «Taxi Marshalls» sollen für Sicherheit sorgen und so Taxihalter dazu motivieren, nachts zu arbeiten. (oben und rechts) Wie ein Gemälde von Edward Hopper. Musiker am Piccadilly Garden verwandelt die Straße Samstagnacht zu einer filmreifen Kulisse. (unten) 30 Open 24 Hours: Dieses Spiellokal an der Withworth Street ist in der 24-Hour City Manchester eine Ausnahme. Nur 38 der rund 830 Betriebe welche zum Night-Time Economy Sektor gezählt werden besitzen eine 24-Stunden Lizenz. (links) Manchesters Gay Village, Branding für ein Stadtviertel. Der «Gay Index» ist laut Richard Florida ein sicheres Maß für die Offenheit und Vielfältigkeit eines Stadtviertels und deshalb ein Anzeichen Kreativität. (rechts) The Printworks, neben dem Arndale Shopingcenter. Eine Art «Mall» zum Ausgehen, Beispiel für die «McDonaldisation» des Nachtlebens; Große Ketten sorgen für ein standardisiertes und vorhersehbares Ausgeherlebnis. (oben) Alleys, schmale Gasse, quasi die Rückseite eines Häuserblocks mit Einrichtungen für die Ver- und Entsorgung. Nachts schlecht beleuchtet, sorgen für eine typische Atmosphäre. (links) Die Deansgate Locks, eine in den letzen zehn Jahren neu entstandene Ausgehmeile. (rechts) Belebte Straßen dank Schlangen vor den Clubs. Typische Straßenszene am Samstagnacht im Northern Quarter. Unten Party oben Wohnen. Die City Center Ward hat mit 48% 18–24 jährigen einen sehr hohen Anteil junger Menschen an der Wohnbevölkerung. Alle Fotos: Kathrin Krell 31 East — ANCOATS New Islington 3 Silvia Groeger Steffen Klotz Sanierung von Wohnsiedlungen — Leerstand — Denkmalschutz — Spinnereien — Grünfläch enentwicklung — Vorzeigeprojekt — Stadtmarketing 1 — Einleitung Das 4.000 ha große Gebiet East Manchesters umfasst die Viertel Ancoats, New Islington, Miles Platting, Holt Town, Beswick, Newton Hath, Clayton, Openshaw und Gorton. Teile dieser industriellen Vororte wurden Ende der 1990er Jahre als eines der physisch wie sozial heruntergekommensten Gebiete Englands identifiziert. Unter dem Label New East Manchester wird die Gegend nun neu entwickelt und macht den Schwerpunkt der Stadterneuerung Manchesters aus. Kern dieser Entwicklung ist die Sanierung der historischen Struktur Ancoats und das benachbarte, kahlschlagsanierte New Islington (vgl. Jessen und Walther 2008: 162). Diese beiden Gebiete schließen nordöstlich an das City Centre an und haben bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhundert eine gemeinsame Entwicklung durchlaufen. Im Zuge sehr gegensätzlicher Erneuerungs- und Entwicklungsstrategien geben sie heute jedoch ein Bild ab, das unterschiedlicher nicht sein könnte. New East Manchester Company Da das Gebiet East Manchester so groß ist, umfasst es mehrere sehr heterogene Teilprojekte zur Stadterneuerung. 1999 gründete sich die New East Manchester Company (NEMC) als externe Organisation, die für die Koordination dieser Projekte verantwortlich ist. Im Auftrag und unter der Kontrolle des Manchester City Councils bündelt dieser Akteur die baulich-räumlichen, sozialen, und wirtschaftlichen Maßnahmen des Stadtumbaus. Sie wird über English Partnerships, die zentralstaatliche Agentur für Stadtumbau mit zusätzlichen Fördermitteln ausgestattet. Die NEMC setzt sich wiederum aus der Northwest Regional Development Agency (NWDA) und den „Communities“ zusammen. (vgl. Manchester City Council 2015d) Oberste Priorität hatte 1999 die Entwicklung des New East Manchester Strategic Regeneration Framework. Diese städtebauliche Leitlinie wurde auf der Grundlage eingehender Beratung mit Anwohnern und Interessengruppen entwickelt und bietet eine strategische Plattform. Ein jährlicher Durchführungsplan umreißt die Einzelheiten der Programme und Ziele (vgl. ebd.). Konkrete Projekte sind zum Beispiel die Einführung des technologieorientierten Gewerbeparks (Central Parc) mit eigenem Stadtbahnanschluss, Strategien zur behutsamen Quartierserneuerung mit enger Bewohnerkooperation und die Koordinierung von Programmen für arbeitslose Jugendliche (vgl. Jessen und Walther 2008: 161 f.). Die Erneuerung von Ancoats und New Islington als weitere Schwerpunkte werden in den Punkten 2 und 3 genauer beleuchtet. Jüngste Stadterneuerungsprojekte 32 Die aktuellen Entwicklungen in den Planungen für East Manchester sind im Kontext der gescheiterten Bewerbung Manchesters für die Olympischen Spiele 2000 und die Teilrealisierung der Planungen für die Commonwealth Games zu sehen. Ein Erbe dieser Projekte ist das heutige Etihad Stadion im Stadtteil Bradford, der Sitz des Vereins Manchester City (vgl. Jupp 2014c). 2014 schlossen das Manchester City Council und die Abu Dhabi United Group for Development and Investment (ADUG) eine gemeinsame Absichtserklärung über die Entwicklung von 6.000 neuen Wohnungen in East Manchester in den nächsten zehn Jahren. Dazu wurde ein gemeinsames Unternehmen, Manchester Life, gegründet. Die ADUG ist ein Private-Equity-Unternehmen des Scheichs der Vereinigten Arabischen Emirate, das sich 2008 zur Übernahme des Fußballvereins Manchester City formte. (vgl. Jupp 2014a) Das Vorhaben ist in das übergeordnete Ziel der Stadt eingebettet, bis 2027 10.000 neue Wohnungen zu schaffen. Die Investitionssumme der ADUG beträgt 1 Milliarde Pfund und soll im Verlauf der folgenden zehn Jahre eine weitere Milliarde Pfund zusätzlicher Investitionen anderer Akteure nach sich ziehen (vgl. Cross 2014). ADUG entwickelte in den ersten Jahren nach der Übernahme von Manchester City den Etihad Sports Campus und die Football Academy mit einem erweiterten Sportangebot. Das Projekt befindet sich noch immer in Umsetzung (vgl. Jupp 2014a). Über die bereits umgesetzte Verkehrsinfrastruktur (insbesondere eines neuen Metrolinks zwischen Innenstadt, New Islington und Etihad Campus) und die neuen sozialen und öffentlichen Einrichtungen und Räume in Ancoats und New Islington, beginnen die Investitionsaktivitäten der ADUG in oben genannten Quartieren. Sie forcieren schließlich eine Weiterentwicklung des gesamten Areals bis hin zum Etihad Campus (vgl. Cross 2014). Wohnraum soll vor allem für ‚Young Professionals‘ zwischen 25 und 39 Jahren geschaffen werden, um Folgeinvestitionen in East Manchester anzuregen (vgl. Jupp 2014c). Historische Entwicklung Ancoats entstand im frühen 18. Jahrhundert und gilt als der erste industrielle Vorort der Welt. Zu den mills – Fabrikgebäude, die ihre industrielle Fortschrittlichkeit durch die Kombination von neuester Spinnereitechnik mit Dampfmaschinen erlangten – entstanden Wohneinheiten und später öffentliche Funktionen, wie Kirchen, Pubs und Schulen, sowie an die Textilindustrie gekoppelte Unternehmen, wie Bekleidungsfabriken. Das Viertel entwickelte sich von Südwesten entlang, der für den Transport der Rohstoffe und Endprodukte angelegten Kanäle. Die typische kleinteilige, orthogonale Parzellierung war ein Ausdruck der Boden- und Gebäudespekulationen, die die Back-to-Back Reihenhäuser hervorbrachte (vgl. ABPT 2007). Die Great Ancoats Street, die das Gebiet im Süden 33 begrenzt, wurde von Friedrich Engels exemplarisch als Arbeiterstraße beschrieben. In Die Lage der arbeitenden Klasse in England (1845) beklagte er die „überwiegende Zahl der ruinösen Häuser“ (Blakeley 2012) der Arbeiter. „Cottonopolis“, als das Manchester bekannt wurde, war die „shock city“ der industriellen Revolution (vgl. ebd.). Noch Anfang des 20. Jahrhunderts lebten in Ancoats 13.000 Menschen unter beengtesten Verhältnissen (vgl. Jessen und Walther 2008: 162). Bis in das 19. Jahrhundert dominierte die Textilindustrie. Aus dieser Zeit stammen die meisten der großen Ziegelbauten. Im 20. Jahrhundert siedelte sich die Zeitungsindustrie an, wie das denkmalgeschützte Glasgebäude des Daily Express heute noch bezeugt. In den 1950er Jahren fiel das Quartier der wirtschaftlichen Krise zum Opfer und verfiel dramatisch. Die meisten der back-to-back Arbeiterhäuser wurden in den 1960er Jahren – im Zuge der Massenumsiedlungen in den Norden und Osten der Stadt – abgerissen. Bis 1980 wurden alle Betriebe geschlossen (vgl. Jessen und Walther 2008: 162) und die gesamte Gegend zählte mit ihrer hoher Kriminalitäts- und Arbeitslosenrate zu den am stärksten vernachlässigten Orten Großbritanniens. (vgl. Manchester City Council 2014a) Im Gegensatz dazu wurde das sogenannte Cardroom Estate östlich des Kanals in den 1970er Jahren kahlschlagsaniert und mit einer aufgelockerten, zweigeschossigen Reihenhausbebauung (Council Housing) versehen. Sie war bereits in den 1990er Jahren von massivem Verfall geprägt und markierte den Stadtteil als sozialen Brennpunkt. Instandsetzungen durch die öffentliche Hand oder privatwirtschaftliche Akteure blieben aus und führten zu verstärkter Abwanderung (vgl. Jessen und Walther 2008: 162) und damit bis Ende der 1990er Jahre zu über 50 Prozent Wohnungsleerstand (vgl. SUNN 2011: 2). Eine Untersuchung zu Beginn der Gebietssanierung im Jahr 2001 ergab, dass zwei Drittel der Bewohner ohne berufliche Qualifikation und weniger als 40 Prozent ‚ökonomisch aktiv‘ waren (vgl. Beckett 2007). Heute umfasst der Begriff Ancoats nur etwa die Hälfte des historischen Ancoats, das Gebiet nordwestlich des Kanals, in dem die historische Bausubstanz nicht vollständig verschwunden ist. Das Cardroom Estate südöstlich des Kanals wird seit der Jahrtausendwende unter dem Begriff New Islington geführt. 2 — Ancoats Ancoats Urban Village and Public Realm Scheme 34 Abb. 3.1: The Express Building (schwarz im Hintergrund) — Josiane Meier Mit der Schließung des Express Buildings 1989 gelangte das geringe Investment und die hohe Arbeitslosenrate in den Fokus der Öffentlichkeit und das Interesse an dem Erhalt des Viertels wurde eingeleitet. In dieser Zeit wurden 13 Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, davon sieben Grade II gelistet. Als erste Etappe der aktiven Stadterneuerung gilt die Gründung des gemeinnützi- Abb. 3.2: St. Peter‘s Square als Teil der Public Realm Strategy — Kathrin Krell gen, non-profit Unternehmens Ancoats Urban Village Company (AUVC) im Jahr 1996. Partner wurde der Ancoats Building Preservation Trust, der über die wichtigsten Industriedenkmale der Stadt verfügte. Ziel war die Wiederbelebung und Umgestaltung des Quartiers zu einem attraktiven Wohn- und Arbeitsort, mit Mischnutzung, belebter Erdgeschosszone und hoher Dichte. Dabei sollten das noch erhaltene bauliche, wie städtebauliche kulturelle Erbe bewahrt bleiben – die wuchtigen mills und das orthogonale Straßenraster (vgl. Jessen und Walther 2008: 162). Um Investoren zu überzeugen ging die AUVC mit der Aufwertung des öffentlichen Raumes in Vorleistung. Die Public Realm Strategy beinhaltete sowohl eine Denkmalbewertung als auch einen Vorschlag zur Verbesserung des dysfunktionalen, über-komplexen Einbahnstraßensystems, ohne dabei den historischen Charakter des Quartiers zu verändern. Die Gestaltung der Straßen, des zentralen Platzes und der Freiräume am Kanal wurde vom Landschaftsarchitekturbüro Camlins ausgeführt. Zwölf von insgesamt 65 Millionen Pfund öffentlicher Gelder wurden in den öffentlichen Raum investiert, der tatsächlich die Attraktivität des Quartiers für Investoren erhöhte. Zusätzlich stellten sogenannte „oven ready sites“ (SUNN 2011: 6) die Basisinfrastrukturen zur Verfügung: übergabefertige Rohbauten und klare Planungsvorgaben. Bis 2011 wurden 330 Millionen Pfund privat, also fünfmal so viel wie öffentlich, investiert. (vgl. ebd.) Heute sind die meisten der denkmalgeschützten mills renoviert und zu Wohn- und Geschäftshäusern konvertiert worden. Es entstanden 1.800 neue Wohneinheiten, 60.000 m2 Geschäftsfläche und 1.900 neue Arbeitsplätze (vgl. ebd.). Neben den Konversionsprojekten befinden sich auch einige Neubauvorhaben in Ancoats, wie der Sarah Point, der durch seine häufigen Baustopps und Bauträger-Wechsel im Zuge der Finanzkrise bekannt geworden ist (vgl. Webartikel in Manchester Evening News, North West Place, Homes and Communities Agency). Außerdem findet sich auch eines der ältesten Sozialwohnungsbauprojekte des Landes in Ancoats. Das Grade II gelistete Gebäude Victoria Square wurde 1839 vom City Council errichtet und beherbergt heute von der gemeinnützigen Organisation Northwards Housing betriebenes, altersgerechtes Wohnen. (vgl. Municipal Dreams in Housing 2014) Ancoats Building Preservation Trust Die Stiftung Ancoats Building Preservation Trust (ABPT) wurde 1995 mit dem Ziel gegründet, historische Gebäude in Ancoats zu regenerieren, deren Sanierungskosten unökonomisch für den privaten Sektor wären. Diese Art von Stiftungen leisten in ganz Großbritannien den Großteil der Arbeit zur Erhaltung denkmalgeschützter Gebäude. Sie können im Gegensatz zum öffentlichen Sektor Gelder vom Heritage Lottery Fund beantragen. Der ABPT operiert als Projektentwickler und beantrag- 35 te insgesamt 14 Millionen Pfund vom English Heritage Fund, sowie der EU und der NWDA, die auch als Schutzpatronin der Projekte fungierte (siehe S. 33). Heute ist der ABPT Teil der nationalen Stiftung Heritage Works, die mit lokalen Preservation Trusts kooperiert. Die sanierten Gebäude befinden sich in der Hand der Stiftung (vgl. ABPT: 2007; Glester: 2015). Das erste Projekt, das von ABPT ausgeführt wurde, ist die Sanierung der St. Peter‘s Church, die sich heute am zentralen Platz befindet und als Landmark und Symbol für die Erneuerung Ancoats steht. Zunächst wurden erste Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, um dann Fördergelder von zwei Millionen Pfund für die vollständige Sanierung zu beantragen. Sie wird heute zeitweise als Veranstaltungsort genutzt. Die Sanierung der Murrays‘ Mills ist das zweite und letzte Projekt der Stiftung. 1798 errichtet, ist das Gebäude heute die weltweit älteste noch bestehende dampfbetriebene urbane Baumwollspinnerei und steht auf der britischen Tentativliste. Auf Grund ihrer Größe, die es erlaubte 1.300 Arbeiter zu beschäftigen, war sie schon im 18. Jahrhundert ein touristischer Anziehungspunkt (vgl. ebd). Da der ABPT aus fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern bestand, die ihre persönlichen Interessen und Kontakte einbrachten, wurde parallel zu den Bauarbeiten das Bildungsprojekt Skills, Schools and Stories zur Integration der Bevölkerung durchgeführt. Es wurden Führungen durch das Gebäude und Informationsstunden in Schulklassen abgehalten. Die Restaurierung beinhaltete auch 36 Abb. 3.3: Murray‘s Mills — Kathrin Krell die Gestaltung von flexiblen Innenräumen für einen nachträglich zu findenden Entwickler, der eine breite Wohn-, Kommerz- und Kulturnutzung etablieren sollte. 2004 wurde dafür von der AUVC und der NWDA ein Wettbewerb ausgeschrieben. Der Gewinner Inpartnership Burrel Company wollte 130 Wohnungen, ein Hotel und verschiedene alternative Wohn-Arbeit-Typologien etablieren, trat dann aber zurück. Ein anderer Entwickler wurde nicht gefunden, sodass der große Gebäudekomplex mit seinem Kanalbecken im Innenhof heute leer steht. (vgl. ebd.) 3 —New Islington Millennium Communities Programme Mit der Jahrtausendwende wurde das zehn Hektar große Cardroom Estate als eins von sieben, von der englischen Regierung initiierten Millennium Communities Programme Projekten, in New Islington transformiert. Ziel des Millennium Programms ist es, Pilotprojekte mit Modellcharakter zu entwickeln, die sich einem strengen Kriterienkatalog nachhaltiger Grundprinzipien unterwerfen. Sie werden diesbezüglich von der nationalen Regierung, vertreten durch English Partnerships, kontrolliert und finanziell unterstützt. New Islington markiert in dem Kontext das erste Wohnungsneubauprojekt Manchesters, das wieder auf soziale Mischung abzielt und innerstädtischen Wohnraum auch für Familien schafft. Auch die Berücksichtigung ökologischer Belange in der Quartiersentwick- lung taucht hier das erste Mal wieder auf. Urban Splash als Projektentwicklungsagentur wurde in New Islington ab 2001 zum ersten Mal treuhänderisch für die Regierung tätig und agiert seitdem als landesweites Projektentwicklungs- und Betreiberunternehmen. (vgl. ebd.) Die Investitionssumme aus öffentlicher Hand (EU, Heritage Lottery Fund, Millennium Programme) für die bereits fertiggestellten und im Bau befindlichen Projekte im öffentlichen Raum sowie für Kultur- und soziale Einrichtungen beträgt 40 Millionen Pfund. Sie soll Privatinvestitionen in Höhe von 300 Millionen Pfund stimulieren (vgl. Jessen und Walther 2008: 162 ff.). Der Plan sah vor, bis 2010 1.400 neue Wohnungen zu schaffen unter besonderem Fokus auf nachhaltigen Städtebau in ökologischer und sozialer sowie funktionaler und gestalterischer Hinsicht (vgl. Jessen und Walther 2008: 162). Imagetransformation Das Quartier sollte mit dem neuen Konzept von seinem schlechten Image befreit und als Ort mit eigener Identität neben Ancoats entwickelt werden (vgl. Beckett 2007). Grundprinzip für New Islingtons Neuentwicklung waren eine Requalifizierung des öffentlichen Raums als Kernpunkt für die Imagetransformation und soziale Stabilisierung. In jahrelangen Konsultationen wurden Konzepte zur Integration der ortsansässigen, ‚sozial benachteiligten Communities‘ und neuen, wohlhabenderen Bewohnern erarbeitet (vgl. ebd.). Ergebnisse dieser Bürgerbeteiligung waren unter anderem eine Änderung des Konzepts von ausschließlich mehrgeschossigem Wohnungsbau hin zu einem typologischen Mix mit diversen Reihenhaustypologien (vgl. ebd.). Auch der Name New Islington ist ein Ergebnis des Beteiligungsprozess. Während die Entwicklungsgesellschaft Urban Splash vor allem mit international anmutenden Brandings aufwartete, entschied sich die damalige Bewohnerschaft für New Islington. Der Name wird auf einen historischen Straßenname und die Bezeichnung eines öffentlichen Schwimmbades sowie weitere ehemalige Einrichtungen vor Ort zurückgeführt. (vgl. ebd.) 2003 begann die Umsetzung des New Islington Masterplans von Architekt Will Alsop mit der Sanierung der Kanalufer, dem Anlegen des zentralen Parks Cotton Fields und damit einhergehend die großflächige Dekontaminierung des Bodens, was einen Großteil des öffentlichen Budgets aufbrauchte (vgl. SUNN 2011: 3). Öffentlicher Raum und soziale Infrastruktur setzten die Basis für die noch zu erwartende Entwicklung der insgesamt 1.400 Wohneinheiten. Starke Durchmischung sollte über Eigentumswohnungen, frei finanzierte Mietwohnungen mit Fokus ‚Junge Familie‘ und geförderten Wohnungsbau, der sich insbesondere an die zuvor ansässigen Anwohner richtet, erreicht werden. Weniger als 10 Prozent der Wohnbebauung sind als geförderter Wohnungsbau im Osten des Gebiets vorgesehen. Die neu entwickelten, öffentlichen Freiräume und Einrichtungen werden sich am westlichen Ende des Gebiets befinden (vgl. Beckett 2007). Abb. 3.4: Cotton Field Park mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen New Islingtons — Kathrin Krell 37 Abb. 3.5: The Chips und die Einhausung des Ancoats Dispensary Trust — Josiane Meier Nachdem der Abschluss des Projektes ursprünglich für 2010 geplant war, verzögert sich die Fertigstellung des Projekts noch weiter ins Ungewisse. Grund dafür ist unter anderem die Wirtschaftskrise von 2008. Erst mit der Fertigstellung von The Guts (siehe folgende Seite) im Jahr 2012 konnte die Stadt ihr Versprechen aus dem Jahr 2000 einlösen, wonach alle ehemaligen Bewohner in das Gebiet zurückkehren können. (vgl. Wainwright 2012) Umsetzung des Masterplans New Islington 38 Das neue Image New Islingtons hat 2009 mit dem Gebäude Chips eine öffentlich wirksame Markierung im Stadtraum bekommen. Das Projekt des Architekten Will Alsop ist ein neun-geschossiger Solitärbau mit einer Mischnutzung aus Wohnen, Kultur, Gastronomie, Gemeinschaftsräumen, Gewerbe und sozialer Infrastruktur. Das Gebäude besteht aus drei bunten, lose übereinander gestapelten Riegeln, die in Form und Arrangement von Chips (Pommes Frites) inspiriert sind (vgl. aLL Design 2015). Die 142 Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen als Miet- und Kaufobjekte sind mittlerweile alle bewohnt (vgl. Bayley 2009). Nach drei Jahren Bautätigkeit und einem Jahr vorausgegangener Planung betragen die Baukosten für Chips 20 Millionen Pfund bei einer Bruttogeschossfläche von 16.200 m² (vgl. Moore 2009). Über gastronomische Angebote und offene Werkstätten vor allem im Erdgeschoss, versucht das Gebäude sich deutlich mit der Nachbarschaft zu verbinden (vgl. ebd.). Nach sechs Jahren des Bestehens bleibt das Eintreten dieses Effekts noch immer abzuwarten, da Chips ohne Nachbarschaft an einer fertig gestalteten „kind of high street“ (ebd.) steht. Das zweite prominente Gebäude New Islingtons ist der Islington Square im Osten des Sanierungsgebiets. Der Gebäudekomplex besteht aus 23 Einzelhäusern für soziales Wohnen. Nach außen versucht der introvertierte Bau ähnlich wie das Chips-Building über eine expressive Fassade das neue Image der Gegend zu betonen. Der Bau wurde von FAT Architekten realisiert und war mit seiner Fertigstellung 2006 das erste bewohnbare Gebäude des neuen New Islington Masterplans (vgl. Sudjic 2006). Nach anfänglichen Lobeshymnen (vgl. ebd.) auf die gute Struktur und mutige Form wurde er in den Medien aufgrund der minderwertigen Bauausführung stark kritisiert (vgl. Burdett 2015). Anfang 2015 wurden zahlreiche Mängel von undichten Dächern, über nicht mehr begehbare Balkone bis hin zu nicht richtig schließenden und verrottenden Türen und Fenstern aufgedeckt. Das ausführende Bauunternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Konkurs angemeldet und die Haftung für die Baumängel ist ungewiss (vgl. ebd.). Islington Square und das Chips-Building waren lange Zeit die einzigen realisierten Bauten im Randgebiet des neuen New Islington, getrennt durch einen neu gestalteten Park und viele abgezäunte Entwicklungsflächen. Eine Situation, die noch immer kaum verändert ist. Neue Bauprojekte in der Umgebung des Islington Squares können allerdings als Indikator für eine Wiederaufnahme des Projekts gewertet werden. Erstes Anzeichen war The Guts, eine Reihenhausbebauung mit insgesamt 18 Einheiten für soziales Wohnen aus dem Jahr 2012 von Mæ Architekten. Besonders die architektonische Qualität sowie die Einlösung des Versprechens von Wohnraum für die ehemalige Bewohnerschaft fanden positive Resonanz (vgl. Wainwright 2012). Der Guardian sieht in den neuen Reihenhäusern eine Neuinterpretation der ursprünglich vorgefundenen Back-to-Back-Typologie (vgl. ebd.). Kürzungen in der Umsetzung des Masterplans haben dazu geführt, dass die Vorgärten nun nicht an einen neuen Kanal und Shared Space, sondern an reguläre Erschließungsstraßen grenzen (vgl. Wainwright 2012). Entwickler Great Places kann mit The Guts Wohnraum für 1000 Pfund/m² zur Verfügung stellen. Alle Häuser werden in einer nicht ganz unumstrittenen 50 Prozent Miteigentümerschaft (vgl. Peaker 2013) angeboten (vgl. Woodman 2012). Die konsequente Imagetransformation New Islingtons sieht eine komplette Neubebauung des Areals vor. Einziges Relikt der Vergangenheit ist das Anchoats Dispensary, ein altes Krankenhausgebäude aus dem Jahr 1874. Das Gebäude ist Grade II denkmalgeschützt, war aber bis März 2015 zum Abriss freigegeben, um eine konsequente Umsetzung des Masterplans zu ermöglichen. Seit dem Bekanntwerden der Abrisspläne in 2011 hat sich die Bürgerinitiative Ancoats Dispensary Trust gegründet, um für den Erhalt des historisch und identifikatorisch wertvollen Gebäudes zu kämpfen (vgl. Ancoats Dispensary Trust 2015). Über eine Crowdfunding-Kampagne gelang es dem Trust 55.000 Pfund zu sammeln, die unbedingt notwendig waren um weitere 770.000 Pfund vom Heritage Lottery Fund freizusetzen. Damit ist seit März 2015 das Bestehen des Gebäudes gesichert, aber die Zukunft noch nicht abschließend geklärt. Pläne des Trusts sehen vor, ein Communitiy Center mit Fokus auf Bildung und Kultur einzurichten. Die Kosten dafür werden auf drei bis vier Millionen Pfund geschätzt und sollen zumindest teilweise über Spenden zusammenkommen (vgl. Glendinning 2015). Abb. 3.6: The Guts — Kathrin Krell Abb. 3.7: Zentraler Boulevard New Islingtons — Josiane Meier Nach dem Stillstand der Entwicklungen in New Islington steht nun mit der eingangs erwähnten ADUG und der Gründung von Manchester Life ein Großinvestor für weitere 830 Wohnungen für Ancoats Urban Village und New Islington. Darüber sollen die begonnen Projekte wieder aufgenommen und die Entwicklung insbesondere von New Islington vorangetrieben werden (vgl. Cross 2014). 39 West — Salford Greengate Salford Quays Philipp Gärtner Marian Knapschinsky Lukas Mohn 4 Immobilienentwicklung — Architektur: Lagerräume, Altbau & Neubau — Geschäftsstraße — Wegbeziehungen — Immobilienentwicklung — Kulturzentrum —Hafenentwicklung — Architektur: Neubau, Media City 1 — Einleitung Salford (the city of Salford) ist seit 1926 eine selbstständige Stadt mit eigener Regierung (Salford City Council), die gleichzeitig Teil der Metropolregion Greater Manchester ist. Darüber hinaus ist sie die größte Siedlung in dem nach ihr benannten Metropolitan Borough City of Salford, dem noch weitere Bezirke wie z.B. Eccles, Irlam, Pendleton und Worsley angehören (SCC 2014b). Salford grenzt im Westen direkt an die Innenstadt Manchesters an, ist etwa 21 km² groß und hat ca. 73.000 Einwohner. Vom Dorf und mittelalterlichen Handelsstandort am Ufer des Flusses Irwell wuchs Salford während der Anfänge der Industrialisierung stetig an. Am Ende des 18. Jahrhunderts waren viele der bald schon 7.000 Einwohner vor allem im Textilsektor tätig. Stoffe und Seide wurden verarbeitet; Färben, Walken und Bleichen galten als die Hauptaktivitäten in den Fabriken und Manufakturen. Die Entwicklung zu einer der wichtigsten „Baumwollstädte” Englands sowie der Bau der Salford Docks im 19. Jahrhundert sicherten der Stadt lange Zeit den Wohlstand (SCC 2013b). Weitere Bereiche, in denen Salford Schwerpunkte setzte, waren das Brauereiwesen, sowie Bildung und Forschung: Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Royal Technical College eröffnet und Pionierleistungen auf dem Feld der Radiographie geleistet (SCC 2014c). Neben dem Fortschritt waren aber auch die negativen Effekte der industriellen Revolution in Salford zu spüren. Der Bau massenhafter Fabriken für die Textilproduktion brachte viele negative Effekte für die Stadt und deren Einwohner mit sich. Wie auch in Manchester gab es hier unzählige und große Areale geprägt von Wohnnutzung mit schlechter Qualität. Die Lebensbedingungen in den Häusern des viktorianischen Zeitalters waren aufgrund von Enge, Dreck, zu wenig Licht und Luft und Nahrungsmittelengpässen unzumutbar und gesundheitlich schädlich (SCC 2014c). Mit der sinkenden Bedeutung der zuvor beschriebenen Industriezweige ab den 1960er Jahren, die gleichzeitig den Beginn der Deindustrialisierung in England einläuteten (Wood et al. 2010: 122), verbesserte sich Salfords Situation nicht. Wirtschaftlicher Niedergang und Arbeitslosigkeit auf der einen und der damit verbundene Verfall der Gebäudesubstanz auf der anderen Seite führten zur Abwertung der Stadt. 40 Das Geschehen in der Zeit nach der Deindustrialisierung ist kaum öffentlich dokumentiert. Fakt ist, dass Salford eine gewisse Zeit benötigte, um gewisse Umstrukturierungsmaßnahmen und eine Neuausrichtung der Stadtentwicklungspolitik anzugehen. Dies geht daraus hervor, dass die meisten größeren Pläne und Projekte zur Stadterneuerung erst im neuen Jahrtausend aufgestellt bzw. umgesetzt wurden (z.B. Karte mit „Regneration Schemes in Salford, SCC 2011; Exchange Greengate Development Framework von 2005, SCC 2014: 6; Start der Entwicklung der Chapel Street 2007 und die Eröffnung der MediaCity UK mit dem neuesten Standort der BBC im Jahr 2011, SCC 2014). In den folgenden Kapiteln werden drei Gebiete Salfords hinsichtlich ihrer Entwicklung sowie aktueller und künftiger Projekte untersucht und vorgestellt. Alle drei Stadtteile unterscheiden sich im Stand der Entwicklungen voneinander und stellen somit eine interessante und weitgefächerte Übersicht zur Stadterneuerung in Salford dar. 2 — Salford Central In mitten von Salford befindet sich das Entwicklungsgebiet Salford Central, das 18 Hektar umfasst. Herzstück des Masterplan ist die Chapel Street Area, benannt nach der Hauptverkehrsader, die Salford mit Manchester verbindet. Nachdem erste Bemühungen 2004 das Gebiet aufgrund unzureichender Investitionen (critical mass of development) wieder zu beleben fehlschlugen, lies der Stadtrat (City Council) einen umfassenden Masterplan für das Gebiet erarbeiten, der derzeit implementiert wird und voraussichtlich 2018 abgeschlossen sein soll (Muse Developments 2015). Anhand der Chapel Street Area, die im Rahmen der Exkursion besichtigt wurde, sollen nachfolgend Strategien und Planungsansätze des Masterplans Salford Central erläutert werden. Durch den wirtschaftlichen Niedergang in Folge der Deindustrialisierung hatte Salford mit einem starken Bevölkerungsrückgang zu kämpfen. Zudem war die Stadt Salford von Armut und Arbeitslosigkeit stark betroffen, infolge derer das Zentrum Salfords zunehmend an Attraktivität einbüßte. Salford ist durch viele un- bzw. untergenutzte Flächen gekennzeichnet (SCC 2009:7). Insbesondere Brachen, die als Parkplätze genutzt werden stellen ein erhebliches Problem dar. Durch die Nähe zu dem Bürostandort in Spinningfields nutzen vor allem Pendler die Parkplätze in Salford. Da die Einkünfte aus den Parkgebühren derart lukrativ sind haben die Eigentümer oftmals kein Interesse die Grundstücke zu entwickeln, was zu einer städtebaulich unbefriedigenden Situation führte. Dadurch ergab sich das Handlungserfordernis das Zentrum Salford zu erneuern. Anstatt punktuell einzelne Maßnahmen durchzuführen, sollte ein Masterplan, der das gesamte Zentrum umfasst, eine langfristige Entwicklung gewährleisten (Fielden 2015). 41 Da der Council mangels ausreichendem Budget dies nicht alleine bewältigen konnte, wurde von Anfang an eine Zusammenarbeit mit privaten Investoren angestrebt. Hierfür wurde eigens die Salford Central Urban Regeneration Company gegründet. Gemäß den Vorgaben der nationalen Stadtpolitik ist die Gründung einer Gesellschaft Voraussetzung für die Bewilligung von Fördermitteln. Zu den Aufgaben von Regeneration Companies gehören die Planung, Vorbereitung, Finanzierung sowie die Durchführung des Vorhabens. Nach Beendigung des Stadtumbaus wird die Gesellschaft wieder aufgelöst. (Jessen 2008:155) Bereits 2006 unterzeichnete die Stadt Salford einen Vertrag mit dem English Cities Fund (ECF). ECF ist eine staatliche Institution, die mit dem Ziel private Investitionen im Rahmen von Stadternerungsmaßnahmen den Weg zu bereiten, gegründet wurde. Das Investitionsvolumen betrug 100 Mio. Pfund. Zu den Besonderheiten der Vereinbarung mit den Investoren gehört, dass ab einem festgelegten Wert der Gewinn aus den privaten Investitionen auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden. Aus diesem Topf werden wiederum weitere Investitionen getätigt, insbesondere dort, wo die Entwicklung hinterherhinkt. Diese Methode wurde erstmals im Zuge der Entwicklung der Olympischen Spiele in London erprobt und soll nun auch in Salford angewendet werden mit dem Ziel weniger attraktive Standorte mit den Gewinnen aus lukrativen Standorten zu entwickeln. (Fielden 2015) Public private partnerships (PPP) spielen bei der Finanzierung des Stadtumbaus von Salford Central eine überaus wichtige Rolle, da der überwiegende Teil des Investitionen von privaten Investoren getragen wird. Insgesamt läuft sich das Investitionsvolumen von Central Salford auf 650 Mio. Pfund, dem lediglich 12 Mio. Pfund an öffentlichen Geldern gegenüberstehen. Nach eigenen Angaben des Salford City Council beträgt das Verhältnis von privaten und öffentlichen Investitionen 150:1. Bemerkenswert ist, dass sich auch bei Infrastrukturmaßnahmen Investoren beteiligen. So wurde etwa bei der Finanzierung einer Straßenbaumaßnahme im Rahmen des Projektes New Bailey von privater Hand knapp die Hälfte der Kosten übernommen. (Fielden 2015) 42 Ein weiteres wichtiges Instrument was bei der Implementierung des Masterplans zum Tragen kommt ist die compulsory purchase order (CPO). Dadurch kann die Stadt Salford als federführende Akteurin die Entwicklung steuern, indem Privateigentümer von Grundstücken verpflichtet werden ihr Grundstück zu einem marktgängigen Preis an die Stadt zu veräußern, sofern sie sich nicht selbst dazu bereiterklären die Entwicklung des Grundstücks gemäß des Masterplans selbst durchzuführen. Dies ist vor allem bei den Flächen, die momentan als Parkplätze genutzt werden ein effektives Mittel, um zu verhindern, dass der Status Quo erhalten bleibt. Mit der CPO ist die Stadt dazu in der Lage, eine zügige Entwicklung voranzutreiben. Der Grunderwerb im Rahmen der CPO ist jedoch zeitlich begrenzt. Nach drei Jahren läuft die CPO aus. Herzstück des Masterplans ist die Aufwertung der Chapel Street, die im Jahr 2012 erneuert wurde. Die Fertigstellung der Chapel Street war gleichzeitig die Initialzündung für die weitere Entwicklung des Gebiets. Ziel war es, insbesondere die Straße für den Fußgänger- und Fahrradverkehr attraktiver zu machen. Da die Chapel Street für Fußgänger bisher eine schier unüberwindbare Barriere darstellte, sollen Fußgängerüberwege eine bessere Querung ermöglichen. Daneben wurde eine Busspur realisiert, um den ÖPNV zu stärken. Gleichzeitig wurde die Straße von sechs Spuren auf zwei Spuren zurückgebaut und verkehrsberuhigt. Zu dem integrierten Verkehrskonzept gehört neben der Verbesserung des Straßenverkehrs die Aufwertung des Bahnhofs, der von überregionaler Bedeutung ist. Neue Bahnsteige und eine Ausweitung des Nahverkehrsangebotes sollen die Leistungsfähigkeit des Bahnhofs erhöhen und somit insbesondere die Anbindung an Manchester verbessern. (Fielden 2015) Trotz oder eben gerade wegen der Nähe zu Manchester versucht Salford die Kreativwirtschaft anzulocken. Unter anderem sieht der Masterplan vor, den Standort Islington Mills zu stärken, um so zu einem Zentrum für die Kreativindustrie zu werden (SCC 2009:33). Da der Ort bereits von Künstlern als Arbeitsraum genutzt wird, bieten sich hier Anknüpfungspunkte. Ziel ist es, dass nicht nur mehr Kreative nach Salford ziehen, sondern dass durch kulturelle Veranstaltungen und Aktivitäten Salford insgesamt an Attraktivität gewinnt. Bei der Erstellung des Masterplans wurde Wert darauf gelegt die lokale Bevölkerung zu informieren und zu konsultieren. 350 öffentliche Sitzungen (public consultations) wurden durchgeführt um einerseits das Verfahren transparent zu gestalten und andererseits die Anwohner für die Umsetzung des Masterplans zu gewinnen. Inwieweit die Bürger tatsächlichen Gestaltungsspielraum beim Planungsverfahren hatten oder lediglich nur informiert wurden ist nicht klar. Wie auch bei vergleichbaren Planungsvorhaben in Deutschland, wurde mit dem Masterplan ein Leitbild verabschiedet, das die groben städtebaulichen Ziele festlegt. Diese Ziele wurden von der Stadt wie folgt umschrieben: „Central Salford will be transformed. A beautiful, vibrant new urban centre with striking economic opportunity is waiting to be born out of its fine heritage and the unveiling of its many natural assets.“ „The city’s elegant but underused buildings and its vacant but potent spaces will be filled with places to live, work, shop and enjoy life.“ „The restored health of Central Salford will flow across the entire urban area, stretching out to benefit all of Salford’s communities.“ (SCC 2009:4) Eine Mischnutzung aus Wohnen und Arbeiten soll eine sozial und wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung gewährleisten. Langfristiges Ziel ist es ein familienfreundliches Quartier zu schaffen. Dass dies ansatzweise gelingt zeigte die Befragung der Bewohner von Chapel Street South. Die einst heruntergekommene Großwohnsiedlung erfreut sich mittlerweile großer Beliebtheit und weist keinen Leerstand mehr auf (Fielden 2015). Mittels landmark buildings, die über Salford hinaus Ausstrahlung haben, soll das Gebiet insgesamt architektonisch aufgewertet werden. Neben Neubauvorhaben wird aber auch das Potenzial des teils historisch wertvollen Bestandes hervorgehoben. (SCC 2009:4) Darüber hinaus werden aber auch die Hindernisse und Hürden bei der Umsetzung des Masterplans identifiziert. Neben der fragmentierten Eigentümerstruktur gilt die Bodenspekulation im Planungsgebiet als problematisch. (SCC 2009:7) Fazit Nach Jahrzehnten des Niedergangs hat Salford mit dem Umbau des Zentrums die Chance wieder einen attraktiven Stadtkern zu bekommen. Die Entwicklung rund um die Chapel Street ist ein Indiz für die dynamische Stadtentwicklung in der Region Manchester. Bemerkenswert ist aus deutscher Sicht, dass dem privaten Sektor bei der Finanzierung eine überaus große Rolle zukommt. In Zeiten von knappen öffentlichen Haushaltsbudgets können somit auch umfangreiche Planungsvorhaben wie das Beispiel Salford Central zeigt, durchgeführt werden. Dadurch ergibt sich jedoch auch eine Abhängigkeit von Partikularinteressen. Zudem besteht die Gefahr, dass gesamtstädtische Interessen zu Lasten der privatwirtschaftlichen Interessen gehen. Ob die ehrgeizigen Ziele das Zentrum Salfords wieder in ein attraktives und lebendiges Quartier zu verwandeln erreicht werden können, wird erst abschließend in einigen Jahren zu bewerten sein. 3 — Greengate Die Greengate Area stellt den historischen Kern der City of Salford dar, der sich im Westen direkt an die City of Manchester angrenzt. Ursprünglich benannt nach der Hauptstraße, die im historisch-mittelalterlichen Salford durch den Stadtkern zum Fluss Irwell verlief (Jupp 2014b: o.S), handelt es sich heute um ein etwa 13 Hektar großes Gebiet, das von Chapel Street (Südosten), dem Fluss Irwell (Nordosten), dem Blackfriars Road (Südwesten) und dem Trinity Way (Nordwesten) umschlossen ist und als Schlüsselareal im Zusammenhang der Stadterneuerungsprojekte gilt (Salford City Council (SCC) 2014: 3). Noch in den 30er Jahren als Slum deklariert, diente das Areal in den folgenden Jahrzehnten der Beherbergung großflächiger Industrie- und Produktionsstätten. Die 70er und 80er Jahre brachten jedoch – wie allgemeingültig für Manchester und Salford und bereits in Kapitel 1.2 (S. 7 f) beschrieben – den wirtschaftlichen Niedergang des Stadtteils mit sich. Dies spiegelte sich auch in der Physis dessen nieder: Greengate wurde zur Herberge großflä- chiger Stellplatzanlagen und wies auch darüber hinaus eine große Anzahl von Nutzungen auf, die im Niedriglohnsektor anzusiedeln waren. Nach Jahren des Abwartens, in denen die Situation nicht aktiv behandelt wurde, wurde schließlich ab den 1990er Jahren der Drang nach einer geplanten und strukturierten Stadterneuerung spürbar. Mit dem neuen Jahrtausend wurden zwar noch keine Pläne in Taten umgesetzt, jedoch zumindest Planungsprogramme aufgestellt (SCC 2014: 6). Dies kann als Auftakt zur Aufwertung der Region gedeutet werden. Von der Theorie... Nach vorläufigen Planungsprogrammen von 2005 und 2007 (“Exchange Greengate Development Framework” und “Greengate Planning Guidance”) hat die Regierung Salfords im Jahr 2014 eine “Regeneration Strategy” erstellen lassen, welche die erstgenannten ersetzen bzw. weiterentwickeln sollte (SCC 2014: 6). Diese Strategie verfolgt das Ziel, ein für alle an der Entwicklung beteiligten Akteure verlässliches Leitdokument darzustellen, das eine geordnete Entwicklung des Areals unterstützt. Innerhalb der Strategie werden Probleme und Potenziale des Gebiets genannt und verschiedene Ziele und kurz-, mittel-, und langfristige (Bau-)Maßnahmen zur Umsetzung vorgestellt. Hauptziele bestehen u.a. darin, die Verbindungsfunktion des Quartiers herauszustellen, es durch eine gezielte Mischnutzung zu stärken und so insgesamt ein „robust, deliverable, sustainable quarter“ zu schaffen. Darüber hinaus stellt die Strategie Chancen vor, die eine positive Entwicklung des Quartiers fördern, unter der Voraussetzung einer gezielten Nutzung dieser. Andererseits liegen gewisse Restriktionen und Probleme vor, die beachtet und bestmöglich gedämmt werden müssen (SCC 2014: 8f) Die Inhalte der obenbeschriebenen Regeneration Strategy für das Greengate Areal lassen sich laut ihrer eigenen Aussagen mit weiteren Regeneration-Programmen der Stadt Salfords vereinbaren. Gemeint ist hierbei z.B. der „City Plan 2013 to 2016“, der von dem Bürgermeister der Stadt in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren und externen Experten aufgestellt wurde und prioritäre Maßnahmen für den Zeitraum von 2013-2016 enthält (SCC 2013). ...mit Public-Private-Partnerschaft-Projekten in die Praxis… Zukünftige Bauvorhaben werden nicht allein von der öffentlichen Hand Salfords geplant, durchgeführt und finanziert. Wie vermehrt im Immobilien- und Stadtentwicklungssektor in Manchester und England allgemein üblich, werden die Pläne und Maßnahmen in Partnerschaft mit dem Privatsektor durchgeführt. Schätzungen der Regie- 43 rung Salfords zufolge können bei erfolgreicher kooperativer Umsetzung der Pläne Investitionen getätigt werden, die über 400.000.0000 £ generieren und mehr als 5.000 neue Arbeitsplätze schaffen (SCC 2015: o.S.). Weitere Schätzungen gehen von der Schaffung von mehr als 1800 neuen Wohneinheiten aus (SCC 2014: 22) …Greengate Embankment Ein Beispiel, das die Arbeits- und Wirkungsweise der Kooperation von Privatunternehmen und der Stadt darstellt, ist das „Greengate Embankment“. Hierbei entwickelt die Stadt Salford gemeinsam mit den Unternehmen Ask Development und dem derzeitigen Landbesitzer, der Network Rail, seit einigen Jahren den Teil des Greengate Areals, der die direkte Verknüpfung zu Manchesters Zentrum und somit einen strategisch besonders wertvollen Wirtschaftsstandort darstellt. (Ask 2015: o.S.). Als erster Abschnitt wird das sogenannte „Exchange“ Areal entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine Büround mischgenutzte Fläche auf der ehemaligen Gleis- und Bahnhofsanlage der Exchange Station, in unmittelbarer Nähe der Manchester Cathedral. Ein Vorhaben, dessen Bau bereits beschlossen ist, ist der „101 Embankment“-Gebäudekoomplex, der im Sommer 2016 bezugsfertig sein soll. Ask Development arbeitet dabei wiederum mit weiteren Joint-Venture Partnern zusammen. Auf besagtem Areal unmittelbar neben dem River Irwell sollen zwei neue 10-geschossige Gebäude entstehen, die in erster Linie Platz für Büros, aber auch für hochwertigen Einzelhandel, ein Hotel sowie Wohnraum bieten und Platz für über 450 Pkw-Stellplätze vorweisen können (Ask Development Internetauftritt). Ein Käufer ist bereits gefunden: Tristan Capital Partners – so heißt es – zahlen 20.000.000 £ für den Erwerb eines Teils der Anlage. Das Geld, das Network Rail dabei zukommt, soll in den Ausbau des Schienennetzes fließen und so nachhaltig der Gesellschaft zu Gute kommen (Jupp 2014b: o.S.). Abb. 4.1: Baustelle im Exchange Areal “The Embankment development will deliver Grade A space to the Manchester office market and create a corporate centre with Salford at a time when there is little new supply coming on-stream and as the momentum in the U.K. economic recovery lifts tenant demand.” Peter Mather of Tristan (in Manchester Evening News, 2014) …von Wünschen und Wirklichkeit… Abb. 4.2: Unsortierte Nutzungsmischung 44 Das Vorhaben scheint auf den ersten Klick bzw. den ersten virtuellen Blick auf diverse Internetpräsenzen realistisch und erfolgsversprechend zu sein. Eine Besichtigung vor Ort macht jedoch deutlich, dass Pläne noch lange nicht Realität sind. Wo 2016 die ersten Bewohner und Arbeitnehmer einziehen und arbeiten sollen, befindet sich 2015 nicht mehr als einige Zäune und ein Baugerüst. Es ist noch nichts zu sehen von Prestige- und Luxusgebäu- den. Embankment wird es 2016 wohl noch nicht geben (vgl. Abb. 4.1). Doch nicht nur im Exchange Areal scheint die Umsetzung der Planungen noch Zeit zu benötigen. Momentan befindet sich offenbar die gesamte Greengate Gegend im Umbruch und eine eindeutige Struktur des Stadtteils ist noch nicht erkennbar. Das Areal stellt ein Konglomerat dar aus einzelnen, modernen Neubauten, Überbleibseln industrieller Produktionsstätten, die vorrangig von Künstlern und Kreativen genutzt werden sowie einer großen Anzahl von freien Flächen und ca. zehn großen Parkplatzanlagen (SCC 2014: 5) (vgl. Abb. 4.2). Es wird deutlich, dass das Gebiet verschiedenen Chancen und Einschränkungen unterlegen ist, die den Stadterneuerungsprozess stark beeinflussen. Noch immer leidet und profitiert das Gebiet gleichzeitig von seiner Lage: Die Bahngleise und der Fluss sowie die großen Straßen haben eine zerschneidende Wirkung und separieren die Greengate Area von anderen Stadtteilen Manchesters (vor allem von der City). Hinzukommt der Fakt, dass Manchester auf der anderen Seite des Flusses sich mit dem Rücken zum Wasser und somit mit dem Rücken zu Salford entwickelt hat (SCC 2014: 12f.). Dies verstärkt die Trennung der Stadtteile obwohl die eigentliche Entfernung verschwindend gering ist. Wie bereits angedeutet, sollte die Lage Greengates aber auch als Vorteil bzw. Chance interpretiert werden. Die die unmittelbare Nähe zur Chapel Street sowie zur Fußgänger- und Einkaufszone des Stadkerns und zu anderen Landmarks kann mit entsprechenden baulichen Verbindungen effektiv genutzt werden. Die Cathedral of Manchester - ein touristischer Hochpunkt – ist, wie bereits erwähnt, nur ein paar Gehminuten entfernt. Auch andere historische Bauwerke (Brücken und Gebäude) und die interessante Schienenarchitektur befinden sich in geringer Entfernung und geben dem Quartier seinen individuellen Charakter. Darüber hinaus soll auch die gute Anbindung an den ÖPNV erwähnt werden, die eine wichtige Voraussetzung für die nachhaltige und erfolgreiche Entwicklung eines Gebiets ausschlaggebend sein kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass theoretisch genügend freie Flächen oder gering bebaute Flächen für die Neubebauung zur Verfügung stehen. Ein Beispielprojekt, das auf einer früheren Brachfläche entstanden ist, sind die Abito Apartments (links auf Abb. 4.4). Das von bdp Architects entworfene und bereits 2007 fertiggestellte Wohngebäude befindet sich direkt an der Ecke Greengate/ Gravel Lane im Herzen der Greengate Area. Neben dem Auftraggeber, dem Vermögensverwalter Infinity Lltd waren an der Entwicklung die beiden Unternehmen Ask Development und Abito beteiligt. Die Stadt war hierbei nicht involviert. Abito Apartments werden beschrieben als kleine, effiziente „Mikro-Wohnungen“, die vor allem auf die Bedürfnisse und Mittel von young professionals und Graduierenden ausgerichtet sind (Architonic.com o.J.). Laut der Urteile in verschiedenen Internetforen (z.B. architecturetoday.co.uk 2007, worldarchitecturenews.com 2007) scheint das Konzept erfolgreich umgesetzt zu sein und Zuspruch zu finden. Allerdings stellt das Gebäude eine Insel im Meer von Parkplätzen dar. In unmittelbarer Umgebung befinden sich mehrere privat betriebene Stellplatzanlagen, die – wie in einem Gespräch mit einem Platzwart und auch im Vortrag von Hayley Fielden (Principal Planning Officer des Salford City Councils – sollte schon von Lukas erwähnt werden) deutlich wurde – bereits seit vielen Jahren unverändert existieren, sich gut rentieren und vor allem von Angestellten in der Umgebung genutzt werden. Es gib neben den Public-Private-Partnership Projekten, die sich meist in erster Linie mit dem Bau von Gebäuden befassen, auch Projekte zur Gestaltung des öffentlichen Raums. Als Beispiel dafür soll der bereits realisierte Greengate Square genannt werden, der 2009 geplant und 2013 eingeweiht wurde. Finanziert wurde das Projekt von der Regierung Salfords, der Home and Communities Agency, der North West Regional Development Agency und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Auf dem 1,2 Hektar großen Grundstück, das früher den Victoria Busbahnhof beherbergt hat, findet sich nun eine Parkfläche, die mit einem Amphitheater, Springbrunnen, Lichtstrahler und Sitzmöbel ausgestattet ist. Der Greengate Square ist nach Einschätzungen der -….. zu einem einladenden Ort für Events, Märkte und Konzerte geworden (Bainbritch 2013: o.S.). Weitere öffentliche Räume, deren Planung bereits 2009 begannen, sind der “Urban Cove” und “Greengate Link”. Der Urban Cove - als Besucherattraktion beschrieben – soll die natürliche Wasserkante mit gigantischen Wasserskulpturen und einer neuen Fußgängerbrücke über den Fluss stärken. Der Greengate Link soll eine Fußwegeverbindung über und unter dem noch existierenden Viadukt darstellen und mit Bepflanzung und Lichtinstallationen Aufenthaltsqualität schaffen (SCC 2015: o.S.). Die beiden letzteren Projekte sind bislang noch nicht umgesetzt und befinden sich auch noch nicht im Bau. Greengate ist ein Beispiel für einen Stadtteil, der sich mitten in der Transformation befindet. Es herrscht ein Nebeneinander an Projekten, die lediglich auf dem Papier existieren, die bereits beschlossen oder teilweise umgesetzt wurden und einigen bereits realisierten Bauvorhaben. Andererseits wird das Erbe der unstrukturierten Deindustrialisierungsphase noch immer in Gestalt von ungenutzten Flächen und der überproportional großen Anzahl an Parkplätzen deutlich. In den nächsten Jahren bzw. Jahrzehnten wird sich zeigen, wie Greengate sich weiterentwickelt, ob die starke Partnerschaft zwischen Stadt und Wirtschaftunternehmen andauert und ob es eine 1A-Lage für Unternehmen werden und den „Manchester Office Market“ bereichern kann. “Salford City Council has played a crucial role in bringing this major investment to the city. The development is further evidence that Salford is becoming an extremely attractive city for investors from around the world” Salfords Bürgermeister Ian Stewart (in Manchester Evening News, 2014) 45 4 — Salford Quays Bei den Salford Quays handelt es sich um ein altes Hafengelände, durch das Manchester im späten 19. Jahrhundert an internationale Seewege angeschlossen wurde. Ein neuer Schiffkanal, der bis zur Westküste reichte, wurde ausgehoben um 1894 Großbritanniens drittgrößter Hafen zu eröffnen. In den 1970er verlor der Hafen schließlich, bedingt durch die zunehmende Globalisierung und der damit verbundenen Umstellung auf Container-Großhäfen an Bedeutung. Es kam zu grundlegenden strukturellen Problemen, da tausende Arbeiter ihren Arbeitsplatz in den Werften und den umliegenden Gewerben verloren. Schließlich wurde der Hafen 1982 endgültig geschlossen. (Hindle et al. 2012: 1) Städtebauliche Grundlagen zur Entwicklung Noch bevor die letzte Werft 1982 endgültig geschlossen wurde, beschloss die Stadtverwaltung, ein umfangreiches Programm zur städtebaulichen Gestaltung des Hafengeländes aufzulegen. Sie deklarierte das Gebiet rund um den alten Hafen zu einer Gewerbezone und startete mit der Ansiedlung erster Unternehmen unter einem Planungshorizont von zehn Jahren. (Salford City Council 2008: 8) Es stellte sich jedoch nicht der erwartete Wachstumseffekt ein und man befürchtete, kaum weitere private Investitionen anlocken zu können (Hindle et al. 2012: 1). Die Stadtverwaltung beschloss aufgrund des wirtschaftlichen Drucks eine Überarbeitung des Gewerbekonzepts. Im Ergebnis wurde ein Entwicklungskonzept erarbeitet, das vorsah, das Gebiet mithilfe öffentlicher und privater Mittel zu entwickeln. Im Fokus des Konzeptes standen klar ökologische und ökonomische Ziele. Durch die Schaffung moderner Infrastrukturen sollten mittelfristig Arbeitsplätze und eine verbesserte Lebensqualität geschaffen werden. Die Stadtverwaltung hat dazu gemeinsam mit dem Umweltministerium und in Einbeziehung europäischer Mittel rund 35 Millionen Pfund investiert. (Salford City Council 2008: 4) Im Sinne der damals aktiven Thatcher-Regierung sollten auch in Salford hauptsächlich Public-Private-Partnerships eingesetzt werden. Diese haben in dieser ersten Phase bis 1990 circa 250 Millionen Pfund privater Investitionen angeregt (ebd.). Im nächsten Schritt wurde ein Masterplan erarbeitet, der konkrete Maßnahmen enthielt. Das Gebiet sollte schrittweise „zurückerobert“ werden, indem Wasserkanten und Kanäle erneuert werden sollten, die sich in eine qualitativ hochwertige Landschaft einbetten sollten. Außerdem war geplant, die Zugänglichkeit durch eine intensive Erschließung mit neuen Brücken, Kanälen und Straßen zu verbessern. Von Beginn an sollte die Nutzung gleichermaßen auf Gewerbe, Wohnen und Freizeit verteilt sein. Die Umsetzung des ersten Masterplans begann 1985 und wurde durch ein intensives Projektmanagement begleitet. (Salford City Council, 2008: 5) 46 Zwischen 1986 und 1990 siedelten sich schließlich die ersten neuen Nutzungen an. Hierzu gehörten auf Pier 5 und 6 unter anderem das Copthorne Hotel, ein Multiplex Cinema, erste Wohngebäude und Büros. Für die Infrastrukturmaßnahmen wurden insgesamt über 35 Million Pfund investiert. Im Endeffekt wurden hierdurch über tausend neue Jobs geschaffen. (Salford City Council, 2008: 5) In den späten 1980er Jahren entschied sich die Stadtverwaltung dazu, das Entwicklungskonzept für die Salford Quays anzupassen. In Zukunft wollte man sich stärker auf den Aufbau kultureller und touristischer Potentiale sowie neuer Freizeitangebote konzentrieren. Das beinhaltete auch einen größeren Anteil gewerblicher Bebauung und eine intensivere verkehrliche Erschließung, etwa durch die Anbindung an die Metro. Insgesamt sollte das Quartier durch qualitativ hochwertige Landschafts- und Gebäudearchitektur an Attraktivität gewinnen. (Salford City Council, 2008: 6) Der Erhalt alter Gebäude spielte bei der Stadterneuerung keine Rolle. Es wurde zwar darauf geachtet, den Charakter des ehemaligen Hafengeländes im Rahmen der Außenanlagen, Freiflächen und Landschaft beizubehalten (Salford City Council, 2008: 4), jedoch wurde fast kein Gebäude aus der Zeit vor 1980 erhalten (Hindle, et al., 2012: 5) In den Achtziger Jahren gewannen Architekturwettbewerbe an Bedeutung. Auch in Salford wurden zu dieser Zeit mehrere Projekte auf diese Weise ausgeschrieben. Im Ergebnis entstanden beispielsweise das Regatta House am Pier 5 sowie das Quay House (heutiges Anchorage) am Ontario Basin. (Salford City Council, 2008: 7) Viele der Gebäude wurden zu Beginn der 1990er Jahre fertig gestellt oder befanden sich bereits in fortgeschrittener Planung. Eine wirtschaftliche Rezession in den darauffolgenden Jahren sorgte anschließend für hohen Leerstand bei den fertiggestellten Gebäuden. Bauvorhaben, die noch nicht übergeben waren oder sich noch in der Planung befanden, wurden zunächst auf Eis gelegt. Eine Entspannung kam erst wieder Ende der 1990er Jahre. (Hindle, et al., 2012) The Lowry – Ein Kulturzentrum als Leuchtturmprojekt Das Salford Center for Performing Arts sollte die Krönung der Salford Quays als Leuchtturmregion werden. Bereits 1989 begann die Konzeption eines Kulturzentrums. Eine unabhängige Machbarkeitsstudie analysierte den Marktbedarf an kulturellen Einrichtungen für das Einzugsgebiet, deren Ergebnisse den strategischen Grundstein der Planung lieferten. Die Studie beleuchtete, welche konkreten Potentiale für Theater, Galerien, Gewerbeflächen und so weiter vor Ort bestanden. In einem weiteren Gutachten wurde empfohlen, die Gebäude auf der Spitze des Pier 8 und somit auf einem der prominentesten Plätze der Quays zu errichten. (Salford City Council, 2008: 8) Im Jahr 1991 wurde nach einer Ausschreibung ein britisches Architekturbüro James Stirling and Michael Wilford mit der Masterplanung beauftragt. Die Erstellung des Masterplans wurde in den Folgejahren unter Einbeziehung diverser Verbände aus Kultur, Wirtschaft und Bürgerschaft weiterentwickelt. (Lowry 2015) Die Finanzierung sollte zunächst aus britischen und europäischen sowie aus privaten Mitteln erfolgen. Nach dem sich die Stadtverwaltung um nationale Mittel beworben hatte, beschloss die British Millennium Commission im Jahr das Projekt mit insgesamt 64 Millionen Pfund zu unterstützen. (ebd.) Weitere Finanzierungen kamen vom Heritage Lottery Fund in Höhe von 11 Millionen Pfund sowie vom Arts Council in Höhe von 52 Millionen Pfund. Mit deren erfolgreicher Finanzierung übergab die Stadt das Projekt an den eigens dafür eingerichteten Lowry Trust. Neben dem Gebäude wurden auch das Lowry Plaza, die Lowry Footbridge, das Lowry Outlet Center sowie das Digital World Centre umgesetzt. Das Lowry eröffnete planmäßig am 28. 4. 2000. (Salford City Council, 2008: 8) Einer Studie zufolge hat das Lowry einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung der Umgebung und damit seine Aufgabe als Leuchtturm-Projekt erfüllt. Die Studie zeigt, dass allein durch das Lowry 553 neue Arbeitsplätze (direkt und indirekt) geschaffen wurden, von denen sich die meisten in der Greater-Manchester-Region befinden. Insgesamt zieht das Lowry jährlich 820.000 Besucher an und trägt mit 29 Millionen Pfund jährlich zur nationalen Wertschöpfung bei. Die Studie hat weiterhin ermittelt, dass das Lowry durch seine Ausstrahlungskraft rund 1,4 Mrd. Pfund privater Investitionen in der Umgebung angeregt hat. Damit wurde Salford die größte Wachstumsregion in Greater Manchester. Eine besondere Rolle spielen dabei auch die öffentlichen Gelder, die einen Anteil von 11,8 Prozent an der Gesamtinvestition hatten. Für vergleichbare Projekte ist dies deutlich unter dem Durchschnitt. Dadurch erreicht das Projekt einen überdurchschnittlich hohen Return on Investment von 16,26 Pfund je investiertem Pfund aus öffentlichen Mitteln. (Manchester‘s Commission for the New Economy, 2013) Strategische Manifestierung durch die „Media City“ Die MediaCityUK ist ein seit 2007 neu entstandener Stadtteil auf dem Gelände der Salford Quays und bietet unterschiedlichen Unternehmen und Einrichtungen der Medianbranche Büro- und Arbeitsflächen. Die ersten konkreten Pläne für die MediaCity entstanden 2006 und sahen eine umfassende Entwicklung des nordwestlichen Bereiches der Salford Quays vor. Auslöser 47 Abb. 4.3: The Lowry — Josiane Meier war eine Ankündigung der öffentliche Radio- und Fernsehanstalt BBC aus dem Jahre 2004, die vorsah, große Teile des Unternehmens von London nach Nordengland zu verlegen. Die BBC reagierte damit auf einen Bericht in dem die „London-fixierte“ Ausrichtung der Programme kritisiert wurde. (British Broadcasting Corporation, 2007) unterstützen. (Breen, 2004) Mittlerweile haben sich laut Betreiber über 200 Gewerbe- und weitere Einrichtungen in der Media City angesiedelt. Die wichtigsten sind neben der BBC: ITV Granada, Satellite Information Services und die University of Salford. (Peel Land and Property Group, 2015) Die BBC hatte zunächst vier mögliche Standorte im Auge, davon zwei in Manchester und zwei in Salford. Bei der Standortwahl wurde unter anderem berücksichtigt, dass das bestehende BBC-Büro in Manchester ohnehin hätte umgehend renoviert werden müssen. (ebd.) Verschiedene Untersuchungen zum Umzug der BBC haben sich mit der Effektivität im Hinblick auf die selbst gesetzten Zeile aber auch auf die ökonomischen Auswirkungen in der Region beschäftigt. Grundsätzlich waren die Ergebnisse positiv. Der Umzug konnte sowohl zeitlich als auch finanziell im geplanten Rahmen stattfinden. Dabei hat der Umzug insgesamt 224 Millionen Pfund gekostet. Insgesamt wurden fast 2.300 Arbeitsplätze in Salford geschaffen. Während der Großteil aus London oder dem alten Standort in Manchester verlagert wurde, sind jedoch fast 600 komplett neue Stellen entstanden. (vgl. British Broadcasting Corporation, 2013 & House of Commons Committee of Public Accounts, 2013) Dieser Chance entgegenblickend, bildete sich eine Partnerschaft aus der Northwest Regional Development Agency, der Salford Urban Regeneration Company sowie dem Salford City Council. Diese erarbeiteten gemeinsam mit den Grundstücksbesitzern sowie dem Immobilienentwickler Peel Group das umfassende Konzept der MediaCityUK. (Peel Land and Property Group, 2013) 48 Das Konzept sah vor, dass die Peel Group die komplette Infrastruktur inklusive der Gebäude, Studios und Einrichtungen bereitstellt und an die BBC verleast. Im Rahmen dieses Konzeptes sollen sich auch andere Unternehmen in der MediaCity ansiedeln und von der branchenspezifischen Infrastruktur profitieren. Dazu wurde unter Federführung der BBC der sogenannte Media Trade Group PACT verabschiedet, der unabhängige Produktionsfirmen unterstützen und so die lokale Wirtschaft stärken sollte. Zusätzlich hat die BBC ein Besucher- und Bildungszentrum eingerichtet und sich mit der Stadtverwaltung darauf verständigt, den Aufbau einer Medienakademie zu Durch die Ansiedlung der Medienunternehmen wuchs auch die Anzahl der Wohnungen rapide an. Jüngsten Medienberichten zufolge siedeln sich immer weitere Unternehmen in den Quays an. Der Wert der Immobilien steigt dadurch so stark, wie in keiner anderen Stadt Großbritanniens. Dabei sind Gewerbeimmobilen genauso betroffen wie Wohnimmobilien. (Keeling, 2014) Der alte Standort der BBC auf der Oxford Road in Manchester wurde geschlossen. Das Gebäude wurde nach dem Umzug 2011 abgerissen und das Gelände zu einem privat bewirtschafteten Parkplatz umfunktioniert. Der Abb. 4.4: MediaCityUK — Josiane Meier Eigentümer des Grundstückes hat um Juli 2015 angekündigt, noch im selben Jahr ein Bauvorhaben mit verschiedenen Gewerbeflächen, Läden, einem Hotel und hochwertigen Wohnungen umzusetzen. Der Parkplatzbetreiber äußerte darüber großes Bedauern, da dies einer seiner rentabelsten Parkplatzflächen in Manchester war. (Rucki, 2015) Fazit Die Salfors Quays sind ein beeindruckendes Beispiel für ein städtebauliches Transformationsprojekt. Eine langfristige Planung und beharrliche Verfolgung der Vision eines vielfältig genutzten Quartiers führten zum großen Erfolg. Die gezielte Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Akteuren hat über viele Jahre und Etappen hinweg zu der Entstehung eines konsistenten städtischen Raumes bewirkt. So hat etwa das Lowry Projekt seine Aufgabe als Leuchtturm erfüllt und laut Studien der Betreiber viele private Investitionen in der Umgebung begünstigt. Dennoch zeigt sich auch in Salford, wie stark die Stadtplanung und -erneuerung von der wirtschaftlichen Konjunktur abhängt. In guten Zeiten werden unzählige Projekte parallel entwickelt und während der Rezession herrscht Stillstand. Insgesamt bleiben die Salford Quays als gutes Beispiel einer schnellen und wirtschaftlich erfolgreichen Entwicklung einer alten Industrielandschaft in Erinnerung. 49 Exkurs Trafford, Manchester United und dessen Bedeutung für Greater Manchester Niels Kramer Stadtmarketing — Auswirkungen der Großsportveranstaltungen — Anziehung von Investoren — Wirtschaftliche Einnahmequelle Manchester United ist einer der erfolgreichsten und zugleich traditionsreichsten Fußballvereine der Welt. Die Bedeutung des Vereins für die Region Manchester geht jedoch über den sportlich-kulturellen Aspekt hinaus. Durch den hohen Bekanntheitsgrad und das stetige Wachstum gewinnt er zunehmend auch wirtschaftlich an Bedeutung. Letzterer Aspekt wird im folgenden Abschnitt näher untersucht. 1 — Manchester United als Vorreiter des Modern Football Im Jahr 1878 gegründet, konnte Manchester United als einer der bekanntesten Fußballvereine Englands besonders ab den ausgehenden 1980er-Jahren national und international große sportliche Erfolge feiern. (vgl. Manchester United o.J.a) In genau diesem Zeitraum durchlief auch der englische Fußball eine Entwicklung hin zu dem, was heute als Modern Football bezeichnet wird: Angetrieben durch den erwachenden Pay-TV-Markt (vgl. Zimmer 2000: 441) wurde der Fußball zu einem globalen Wirtschaftsfaktor; Gehälter und Werbeeinnahmen stiegen in bis dato ungeahnte Höhen und die steigende Nachfrage nach Merchandise-Artikeln stellte eine neue Vermarktungsmöglichkeit dar. Der Verein Manchester United hatte durch den sportlichen Erfolg das Glück, genau zu dieser Zeit große Popularität bei Fans und Sponsoren zu genießen und vor diesem Hintergrund die richtigen Weichen Richtung Zukunft zu stellen. Einen bedeutenden Meilenstein stellte hier vor allem der Börsengang im Jahr 1991 dar, in dessen Zuge der Fußballverein die Gesellschaftsform wechselte – vom eingetragenen Verein zur Aktiengesellschaft. (vgl. Porter 2008: 2) Durch diesen Schritt veränderten sich vor allem die Politik und die lokale Identität des Vereins, welcher nun wie ein modernes Wirtschaftsunternehmen geführt wurde. So suchte das Management ständig nach Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Situation des Vereins und entdeckte die ausländischen Märkte für sich. Unter dem Motto Go East absolvierte Manchester United bereits in den 1990er-Jahren in der Saisonvorbereitung Freundschaftsspiele in Asien und verkaufte dort gleichzeitig die internationalen Rechte für die Übertragung seiner englischen Ligaspiele. (vgl. Aumüller 2008) 50 Zum Vorteil geriet Manchester United dabei die Tatsache, dass man in David Beckham, der in den Jugendmannschaften des Vereins ausgebildet wurde, den ersten Fußballer unter Vertrag hatte, der wie ein Popstar verehrt wurde. Beckham löste in Asien eine wahre Hysterie aus. So hat eine japanische Verehrerin nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2002, die in Japan und Südkorea stattgefunden hatte, alle Hotels der englischen Mannschaft besucht „und in Beckhams vermeintlichen Zimmern die Pissoirs und Klosetts fotografiert.“ (Kirschneck 2015) Auch aufgrund dieses Hypes verpflichtete ihn im Sommer 2003 der spanische Verein Real Madrid, der wiederrum in Beckhams erstem Vertragsjahr eine Million Trikots mit seinem Namen verkaufen konnte. (vgl. ebd.) Beckham Abb. E2.1: Das Stadion Old Trafford — Heimspielstätte von Manchester United war nun „nicht mehr in erster Linie Fußballer, sondern Investitionsobjekt.“ (ebd.) 2 — Manchester United als Wirtschaftsunternehmen Auch ohne David Beckham konnte Manchester United sein sportliches und finanzielles Niveau halten und verbessern. Längst hatte der Fußballverein Strukturen geschaffen, die ihn unabhängig von einzelnen Persönlichkeiten machten. So war es möglich, den Jahresumsatz innerhalb der Jahre 2005 bis 2014 von 243 Millionen Euro auf 518 Millionen Euro zu steigern. (vgl. statista 2015) Zu verdanken ist dieser Anstieg den stetig steigenden Einnahmen durch TV-Gelder und Sponsoren. Dieser anhaltende finanzielle Erfolg ermöglichte Manchester United nicht nur die wiederholte Verpflichtung von neuen Starspielern, sondern machte den Verein auch für Investoren interessant. Nachdem eine Übernahme durch den Medienmogul Rupert Murdoch im Jahr 1998 noch gescheitert war, erwarb im Jahr 2005 schließlich der US-amerikanische Unternehmer Malcom Glazer die Mehrheitsanteile am Klub. Innerhalb kürzester Zeit gelangten er und seine Familie für ca. 790 Pfund Sterling in den Besitz von rund 97,3 Prozent der Klubanteile. (vgl. BBC 2005) Dass der Verein für den US-Amerikaner nicht nur eine teure Form des Freizeitvertreibs darstellt (wie es dem russischen Besitzer vom FC Chelsea London, Roman Abramowitsch, nachgesagt wird), zeigt die Tatsache, dass Glazer das für den Kauf aufgenommene Darlehen nach der Übernahme auf den Klubs überschrieb. (vgl. ebd.) Dies trieb zunächst die ohnehin schon hohen Schulden des Vereins in die Höhe. Doch die Geschäftsführer von Manchester United lösten dieses Problem wie ein modernes Wirtschaftsunternehmen: Sie nutzen die Kontakte nach Asien und gewannen dort mit AirAsia und Tourism Malaysia neue strategische Partner, die den Verein als Sponsoren unterstützen und dabei halfen die Krise zu überwinden. (vgl. Whitehead 2006) Insgesamt hat der Fußballverein heute acht Sponsoren, von welchen kein einziger aus der Region Manchester kommt und nur einer (AON) aus England. Die restlichen Sponsoren haben ihren Hauptsitz in den USA (Chevrolet, Bulova), Japan (Epson), Deutschland (DHL), Russland (Aeroflot), Thailand (Singha) und Chile (Casillero des Diablo). (vgl. Manchester United o.J.b) Diese globale Attraktivität des Vereins für Sponsoren ist auf seine Popularität zurückzuführen, die sich der Verein auch in einer Studie hat bestätigen lassen. Demnach seien weltweit 659 Millionen Menschen Fans von Manchester United. (vgl. Handout Manchester United 2015). 3 — Die Bedeutung des Vereins für Greater Manchester Die Region und die Stadt Manchester profitieren auf zweierlei Weise von der Popularität des Vereins. Zuallererst im Bereich des Tourismus. Deutlich wird dies in einer Aussage der Greater Manchester Strategy for the Visitor Economy 2014 – 2020. In Bezug auf die Qualität der touristischen Attraktionen Manchesters steht dort: „Our attractions are good and have great content but in global terms they are not strong enough (apart from the global brand profile of Manchester United).” (Marketing Manchester o.J.a: 2009) Die Zahlen einer Studie von Cambridge Econometrics Limited untermauern diese Aussage. Demnach besucht jeder achte aus dem Ausland kommende Tourist ein Heimspiel von Manchester United. (vgl. Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Darüber hinaus ist auch das 51 vereinseigene Museum als städtische Attraktion zu bezeichnen. Mit rund 300.000 Besuchern pro Jahr rangiert es innerhalb der Top 10 der meistbesuchten Attraktionen in Greater Manchester (s. Abb. E.2). Beim britischen Fußballmuseum, das in dieser Rangliste sogar noch vor dem Museum von Manchester United liegt, besteht darüber hinaus ein indirekter Bezug zum Verein. Für viele jener ausländischen Touristen, die ein Fußballspiel und das Museum von Manchester United besuchen, dürfte auch das Fußballmuseum ein attraktives Ziel darstellen. Welche Bedeutung Manchester United für den Tourismus in Manchester hat, zeigt ebenfalls der Fakt, dass der Verein nach der Verpflichtung des japanischen Starspielers Shinji Kagawa aufgrund der gestiegenen Nachfrage drei japanisch sprechende Tourguides für Stadionführungen und das Museum einstellen musste. (Input Education Session bei Manchester United am 24.07.2015, in Old-Trafford) Ein weiteres Feld, auf dem die Stadt durch den Verein profitiert, sind ausländische Investitionen. Wie bereits erwähnt, begann Manchester United als einer der ersten europäischen Vereine damit, in der Saisonvorbereitung Testspiele in Asien zu absolvieren, um sich dort zu vermarkten und Sponsoren zu gewinnen. Im Sommer 2012 etwa verhandelten während eines Testspiels zwischen dem chinesischen Verein Shanghai Shenhua und Manchester United Vertreter der Manchester-China-Handelsmission und der britischen Wirtschaftsförderung mit chinesischen Vertretern aus Wirtschaft, Tourismus und Medien. (vgl. Coleman 2012; Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Die bereits erwähnte Studie von Cambridge Econometrics Limited hält in diesem Kontext und auch mit Blick auf Manchester Uniteds Stadtrivalen Manchester City fest: „The awareness of these football clubs (and the success that they have had) around the world has proved important in getting Greater Manchester recognition as a potential location for investment, as well as giving a certain aura of success to the worldwide image of the region.” (Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Beim erwähnten Stadtrivalen Manchester City bleibt allerdings festzuhalten, dass der Aufstieg des Vereins zu einem der erfolgreichsten Fußballsklubs Europas höchstwahrscheinlich auf die Popularität Manchester Uniteds in Asien zurückzuführen ist. So ist zu vermuten, dass vor allem die Assoziation Manchesters mit Manchester United sowie attraktivem und erfolgreichem Fußball den Scheich Mansur Bin Sajid al-Nahajan im Jahr 2008 dazu bewegte, den Verein Manchester City über sein Investmentunternehmen Abu Dhabi United Group zu kaufen. (vgl. Großekathöfer; Pfeil 2008) Als Mitglied der Herrscherfamilie Abu Dhabis sorgte er anschließend dafür, dass die Airline Etihad Airways, die ebenfalls von der Herrscherfamilie Abu Dhabis geführt wird, Hauptsponsor von Manchester City wurde. (vgl. Taylor 2008) Während der Verein vorher innerhalb des englischen Fußballs wenige Erfolge vorweisen konnte und in den Jahren 1996 bis 2000 gar nur in der zweiten Liga Englands spielte, konnten dank der Sponsorengelder Starspieler verpflichtet und bis dato ungeahnte sportliche Erfolge gefeiert werden. Auch für die Stadt ergab das Engagement der Abu Dhabi United Group positive Rückkopplungen. So sorgte die Verbindung zwischen der Abu Dhabi United Group, Etihad Airways und Manchester City auch dafür, dass die Stadt Manchester als Sitz der Europazentrale der Airline ausgewählt wurde, wodurch wiederum 100 neue Arbeitsplätze in Manchester entstanden sind (vgl. Manchester Evening News 2012a). Darüber hinaus investiert die Abu Dhabi United Group auch in den Bau von 6.000 Wohnungen im Umfeld des Stadions von Manchester City. (vgl. BBC 2014) 4 — Manchester Uniteds Bedeutung für Trafford Obwohl Manchester United den Namen der Stadt Manchester trägt, ist die eigentliche Heimat des Vereins die Stadt Trafford. Trafford wiederrum zählt zur Region Greater Manchester und liegt südwestlich in unmittelbarer Nähe zur Stadtgrenze Manchesters. Der Name Trafford geht zurück auf die normannische Adelsfamilie de Trafford, der bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Großteils des damals agrarisch geprägten Landes gehörte. (vgl. Trafford Council o.J.) Manchester United hat eine große Bedeutung für Trafford. So engagiert sich der Verein zusammen mit seinen Sponsoren für die Stadt. (vgl. Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Im Detail erstreckt sich dieses Engagement unter anderem auf sozial benachteiligte Stadtteile. Eines der Projekte trägt den Namen Kickz und zielt besonders auf junge Einwohner Traffords ab. Durch die Teilnahme an wöchentlichen Sitzungen soll dies dabei helfen, die Kriminalität und unsoziales Verhalten in der Stadt einzudämmen. (vgl. Trafford Partnership 2014) 52 Abb. E2.2: Top 10 der Besucherattraktionen in Greater Manchester im Jahr 2013 — Eigene Darstellung nach Manchester Evening News Doch die Bedeutung des Vereins für Trafford hat natürlich auch eine wirtschaftliche Komponente. Neben der bereits erwähnten touristischen Bedeutung, von der die ganze Region Manchester profitiert, ist Manchester United auf lokaler Ebene auch ein bedeutender Arbeitgeber: 675 Menschen werden ständig vom Verein beschäftigt. An Spieltagen kann diese Zahl auf bis zu 1.300 steigen. (vgl. Handout Manchester United 2015). Nach Maßstäben der europäischen Kommission ist Manchester United mit dieser Beschäftigtenzahl als Großunternehmen zu definieren (vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie o.J.). Diese Ausmaße und das kontinuierliche wirtschaftliche Wachstum des Vereins ziehen als Folge auch einen gestiegenen Raumbedarf nach sich. Eine Erweiterung des vereinseigenen Stadions in Form eines Ausbaus der Südtribüne ist jedoch nicht möglich, da sich in unmittelbarer Nähe eine Eisenbahnlinie und 50 Wohnhäuser befinden. Manchester United beschränkte sich daher bisher auf den Kauf von anderen Grundstücken in der Nachbarschaft des Stadions. So kaufte der Verein im Oktober 2011 für acht Millionen Pfund Sterling Grundstücke im Bereich des Trafford Parks. (vgl. Ruddick 2012) 5 — Die Entwicklung des Gewerbeparks Trafford Park Beim Trafford Park handelt es sich um den ersten Gewerbepark der Welt, welcher im Jahr 1896 eröffnet wurde (vgl. mosi 2001). Zu dieser Zeit gewannen neben der Baumwollindustrie auch andere Produktionsbereiche für Manchester zunehmend an Bedeutung. Die Nähe zum Manchester Ship Canal suchend, siedelten sich im Trafford Park unter andrem Stahlgießereien, Keksfabriken, Öl-Raffinerien und Autohersteller an. So eröffnete dort im Jahr 1911 beispielsweise das erste Werk des US-amerikanischen Autoherstellers Ford, wodurch auch die innovativen Fertigungsmethoden des Konzerns Einzug in England hielten. Durch letztere gelang Ford im Jahr 1920 die Herstellung von 26.000 Autos im Trafford Park. (vgl. The Guardian 2015) Zur Zeit des Zweiten Weltkriegs erreichte die Beschäftigung im Gewerbepark ihren Höhepunkt: 75.000 Menschen arbeiteten zu dieser Zeit dort. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Erfolg des Parks zunächst fort. Ab den 1960er-Jahren begann rezessionsbedingt jedoch der Niedergang. Massenentlassungen waren die Folge. Zu Beginn der 1980er-Jahre sank die Beschäftigung daher auf noch 25.000 Menschen. (vgl. ebd. und mosi 2001) Vor dem Hintergrund dieses drastischen Niedergangs kontaktierte im Jahr 1979 die Regierung Großbritanniens den Stadtrat von Trafford und bot die Aufnahme in das Enterprise Zones Experiment an. Die Regierung Großbritanniens wollte im Rahmen dieses Programms herausfinden, ob durch die Befreiung von bestimmten steuerlichen und administrativen Bürden ein wirtschaftliches Wachstum in bestimmten Gebieten herbeigeführt werden könnte. In der lokalen Bevölkerung fand das Programm großen Zuspruch, so dass im Jahr 1981 Trafford zusam- men mit dem benachbarten Salford in das Programm aufgenommen wurde. Die finanzielle Minderbelastung ermöglichte im Trafford Park den Abriss bestehender Gebäude und den Bau moderner Büro- und Fertigungskomplexe. Dieses Vorgehen erwies sich schnell als Erfolg: Auf der einen Seite konnten bestehende Unternehmen expandieren, auf der anderen Seite siedelten sich auch neue Firmen im Trafford Park an. (vgl. mosi 2001; The National Archives o.J.b; The Guardian 2015) Ab dem Jahr 1987 bewarb zusätzlich die Trafford Park Development Corporation das Gewerbegebiet, was ebenfalls Investitionen durch Unternehmen und positive Beschäftigungseffekte nach sich zog. Große Firmen wie Nuttall Packaging, Ricoman LED, Kellog’s und DHL siedelten sich im Gewerbepark an. So konnte die Beschäftigungszahl bis zum Jahr 2012 auf 56.000 gesteigert werden. Heute gilt Trafford im Allgemeinen und der Trafford Park im Speziellen wieder als populärer Standort für Unternehmen. (vgl. St Antony‘s Centre o.J.; The Guardian 2015) 6 — Fazit Manchester United ist nicht nur ein erfolgreicher Fußballverein, sondern hat sich in den vergangenen dreißig Jahren auch zu einem wirtschaftlichen Global Player entwickelt. Bei vielen Fans und Fußballromantikern stößt diese Entwicklung jedoch auf Ablehnung. (vgl. Porter 2008: 5f.) Für die Stadt Manchester ist diese Entwicklung jedoch positiv zu bewerten. So kann der Verein als wichtigster Botschafter Manchesters im Ausland bezeichnet werden. Hierdurch werden nicht nur viele Touristen in die Stadt gelockt, sondern auch ausländische Investitionen direkt oder indirekt angestoßen. So wird der Verein auf seinen Reisen nach Asien beispielsweise regelmäßig von heimischen Wirtschaftsdelegationen begleitet. (vgl. Coleman 2012; Cambridge Econometrics Limited 2013: 9) Parallel zu Manchester Uniteds sportlichem und wirtschaftlichem Aufschwung begann auch die Stadt Manchester sich vom wirtschaftlichen Strukturwandel und dem Verlust der Arbeitsplätze in der Textil- und Schwerindustrie zu erholen. Ein zumindest indirekter Zusammenhang zwischen dem Aufschwung von Manchester United und jenem der Stadt Manchester ist zu vermuten, so dass Manchester United abschließend als Katalysator für städtische Entwicklungen und als wichtiger Baustein innerhalb der Stadterneuerung Manchesters bezeichnet werden kann. 53 South — Hulme Adina Felgentreu Jennifer Kögler Stadterneuerung — Architektur: Brückengestaltung — Grün- / Freiraumentwicklung — Universität 5 1 — Vorstellung des Stadtteils AF — Südlich und direkt an die Innenstadt der City of Manchester angrenzend, erstreckt sich der Stadtteil Hulme. Jener von der Innenstadt durch die Stadtautobahn getrennt, hat eine Ausdehnung von etwa sechs km2 und mit dem Stand von 2012 17.030 Einwohner (vgl. MCC 2014a: 4). Einzuordnen als Wohnvorort ist dieser in nur zehn Gehminuten von der Innenstadt erreichbar. Hulme wird im Osten eingefasst durch den Stadtteil Ardwick und im Süden durch den Stadtteil Moss Side. Im Westen und Nordwesten folgen die zu Greater Manchester gehörenden Gemeinden Trafford und Salford. (vgl. Kreutz 1999: 13; Dean 1996: 104; Dettmer und Kreutz 1998: 104) Die den Stadtteil zerschneidende Princess Road bekommt durch die Hulme Arch Bridge (siehe S. 61) eine Verknüpfung. Sie ist eine der Hauptverkehrsstraßen Manchesters und dient als Verbindung in das und aus dem Stadtzentrum, zur Stadtautobahn und zum Flughafen. Die nördliche Grenze des Stadtteils zur Innenstadt wird verstärkt durch die Stadtautobahn – dem Mancunian Way. Weitere Hauptverkehrsstraßen, wie die Oxford Road oder die Stretford Road, begrenzen und durchziehen den Stadtteil Hulme. Deutlich wird zwar eine gute verkehrliche Erschließung, jedoch auch eine hierdurch entstehende Barrierewirkung und negative Prägung für den Stadtteil. (vgl. MCC o.J.: 1 f.) Derzeit ist Hulme ein sehr beliebtes Viertel für junge Menschen und Studenten sowie für Familien. Dies lässt sich auf die vergleichsweise günstigen Mietpreise sowie auf die Lage zurückführen. Mit Etablierung der Birley Fields (siehe S. 62) – als Erweiterung der Manchester Metropolitan University – ist mit einer weiteren Erhöhung des Anteils an Studenten zu rechnen (vgl. MCC 2011/12: 9 f.; MCC 2014c: 4). Hieran anknüpfend sind heute prägend für den Stadtteil die verschiedenen Bildungs- und Forschungseinrichtungen der Universitäten von Manchester. Die University of Manchester, die Manchester Metropolitan University sowie der Manchester Science Park liegen innerhalb des Stadtteils und bieten nicht nur verschiedene Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung, sie sind zudem ein wichtiger Arbeitgeber innerhalb Manchesters. (MCC o.J.: 3) 2 — Etappen der Stadterneuerung 54 AF — In seiner bewegten Geschichte ist der Stadtteil Hulme zunächst von der industriellen Revolution, die für den Stadtteil einen rapiden Bevölkerungsanstieg sowie eine extrem dichte Bebauung bedeutete, gekennzeichnet. Aufgrund dessen zur Clearance Area erklärt und fast vollständig abgetragen, wurde Hulme Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre Schauplatz eines Experimentierfeldes neuester Bautechnik, die sich jedoch bereits kurze Zeit nach der Fertigstellung als völlig unpassend und mangelhaft erwies. Als Nährboden für urbane Probleme und als Ort des Scheiterns des Städtebaus der Moderne erlangte der Stadtteil Hulme englandweite Berühmtheit. Darauf reagierend erfolgte in den 1990er Jahren die zweite Flächensanierung, dessen Leitbild sich wieder mehr an der traditionellen englischen Bauweise orientierte. Dies einführend, werden im Folgenden die einzelnen Etappen der Stadterneuerung ausführlicher betrachtet. Der Abschluss findet sich in einer aktuellen Betrachtung des Stadtteils. Diese erfolgt – vor allem gestützt durch den dritten Abschnitt dieses Beitrages – anhand der Vorstellung verschiedener Stationen innerhalb des Stadtteils. Viktorianische Bebauung – Hulme zur Zeit der Industrialisierung Die Landschaft des heutigen Hulme, die um 1800 noch überwiegend durch Wiesen und Felder dominiert wurde, änderte sich zur Zeit der Industrialisierung schlagartig. Nur etwas mehr als ein halbes Jahrzehnt verging bis die Gemarkung des Stadtteils einer fast vollständigen Bebauung zugeführt war. Die Zahl der Fabriken nahe des Stadtteils – später entstanden zudem auch Arbeits- und Produktionsstätten innerhalb – stieg zur Zeit der Industrialisierung rapide an. Immer mehr Arbeitsplätze entstanden. Dies lockte zunehmend Menschen in die Stadt, so dass der Druck zur Schaffung von städtischem Wohnraum für die durch die veränderten Produktionsbedingungen dieser Zeit entstandene Arbeiterklasse in hohem Maße stieg. Wenn noch um 1821 eine recht überschaubare Anzahl von 4.500 Menschen im Stadtteil Hulme lebte, so waren es 30 Jahre später bereits 53.000 Menschen. Weitere 50 Jahre vergingen und eine Bevölkerungszahl von 130.000 wurde im Stadtteil Hulme verzeichnet. (vgl. MacDonald; MCC 2004: 70; Kreutz 1999: 17, 23 f.) Für die Schaffung der benötigten Arbeiterwohnungen bot sich Hulme aufgrund der Nähe zu den Produktionsstätten – im Zusammenhang zu sehen mit der wenig ausgebauten Verkehrsinfrastruktur und der geringen Mobilität der Arbeiterklasse – besonders an. Hinzu kam, dass die dort errichteten Wohnbauten zu einem großen Teil im Besitz der Fabrikeigentümer waren, die dort kapitalorientiert und oftmals nicht durch professionelle Hand Wohnraum für ihre Arbeiter errichten ließen. Die hinzutretenden Arbeitsund Produktionsstätten innerhalb des Stadtteils wirkten sich zusätzlich auf die Attraktivität des Stadtteils als ein dem Arbeitsplatz nahegelegener Wohnort aus. (vgl. Kreutz 1999: 17 ff., 23 f.) 55 Es fehlten Reglementierungen zur Landnutzung und Bauausführung. Dies und die reine Kapitalorientierung der Bauherren führten dazu, dass Hulme zu einem extrem dicht bebauten Stadtteil wurde. Zum Teil kam es durch Überbelegung und private Viehhaltung noch zu einer Verstärkung der prekären Situation. Um 1923 lag die durchschnittliche Dichte Manchesters bei 34 Einwohner je Acre (ein ac entspricht 4,047 m2). In Hulme waren es jedoch bereits 136 beziehungsweise 196 Einwohner je Acre im nordöstlichsten Bereich des Stadtteils. Die für den viktorianischen Städtebau typische Bebauung der Reihenhäuser (terraced houses) sowie die eng aneinander gedrängte back-to-back-Bebauung, als spezielle Form der Reihenhäuser, entstanden zu dieser Zeit. (vgl. ebd: 18, 24; Dettmer und Kreutz 1998: 133; MacDonald; MCC 2004: 70) Das Stadtbild wurde neben der Wohnbebauung für die Arbeiterklasse geprägt durch eine Mischung aus Lagerhallen der industriellen Arbeitsstätten sowie den Läden und Werkstätten des Kleinhandwerks und Gewerbes (vgl. Kreutz 1999: 23). Die beschriebene Nähe zur Industrie, die unverträgliche Mischnutzung, die extrem hohe Dichte und die baulichen Missstände der Arbeiterwohnungen schufen in Hulme eine mangelhafte Lebensqualität; verstärkend wirkten die prekären hygienischen Zustände, die sich unter anderem bemessen lassen anhand einer schlechten Luft-, Belichtungs- und Wasserqualität und des niedrigen sanitären Standards. Trotzdem ist der Stadtteil zu dieser Zeit ebenso ein mischgenutzter und sehr lebendiger Stadtteil. Viele Geschäfte, Pubs, aber auch Kirchen, Schulen und das Rathaus belebten entlang der Stretford Road den Stadtteil. (vgl. ebd.: 18 ff., 23 ff., 29; Dettmer und Kreutz 1998: 133 f.) Erste Flächensanierung 1 Beides sind Städte außerhalb der City of Manchester. Ausgehend von Manchester befinden sich Knutsford im Südwesten und Langley (bei Rochdale) im Nordosten. 2 Prägend sind hierfür die „Street in the Sky“ (Kreutz 1999: 48). Jene Fußwege auf den Dächern der Gebäude sollten einer von der Straße unabhängigen Fortbewegung dienen. 56 Durch die schlechten hygienischen Zustände in den Arbeiterquartieren – so auch in Hulme – wuchs die Angst vor Seuchen und Epidemien. Hierauf reagierend folgten verschiedene Gesetzgebungen zum Wohnungsbau. Zunächst wurde der Schwerpunkt auf die gesundheitlichen und hygienischen Zustände dieser Stadtquartiere gelegt. Des Weiteren wurde der Abriss von der den Standards nicht entsprechender und unbewohnbarer Bausubstanz nach Aufforderung durch die Kommune ermöglicht. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde der kommunale Wohnungsbau eingeführt, welcher erstmals den Eingriff der Kommune in den vormals rein gewinnorientierten privaten Wohnungsbau ermöglichte. (vgl. auch vertiefend Kreutz: 1999: 21 f., 26, 81) Eingeschränkte finanzielle Möglichkeiten bremsten die Anwendung dieser Abrissanordnung zunächst, so dass erst der Housing Act im Jahr 1930 den entscheidenden Anreiz gab. Mithilfe dessen wurde im Zusammenhang mit dem Programm zur Slum Clearance von 1868 die Bereitstellung staatlicher Subventionen für die Flächensa- nierung dicht bebauter Arbeiterviertel mit nicht haltbaren Wohnbedingungen ermöglicht. Nachdem Hulme bereits 1868 für eine Flächensanierung vorgesehen wurde, jedoch keine diesbezüglichen Unternehmungen erfolgten, wurde der Stadtteil 1934 erneut zur Clearance Area erklärt. Bereits begonnen, stoppte und verzögerte der Zweite Weltkrieg sowie dessen Folgen, aber auch fehlende öffentliche Mittel und Bürgerproteste, die Wiederaufnahme und Vollendung der Abrissarbeiten bis in 1950er bzw. die 1960er Jahre. (vgl. auch vertiefend Kreutz 1999: 22 f., 27 f., 36; MacDonald; MCC 2004: 70) Im Zuge dessen wurden offiziell 70.000 Wohnungen für unbewohnbar erklärt. Hiervon wurden bis 1964 22.000 Wohnungen abgerissen; weitere 16.000 Wohnungen sollten folgen. Enteignungsmaßnahmen (Compulsory Purchase Order) vereinfachten den flächenhaften Abriss. Bis zum Ende der 1960er Jahre war die einst prägende viktorianische Bebauung fast vollständig verschwunden, ohne den historischen und erhaltenswerten Strukturen Bedeutung beizumessen und ebenso – wie zu damaliger Zeit auch üblich – ohne eine Bürgerbeteiligung. (vgl. Kreutz 1999: 39 f.) Zunächst sah der Stadtentwicklungsplan aus dem Jahr 1945 (City of Manchester Plan 1945), auf welchem die Umsiedlung der in Hulme ansässigen Bevölkerung basierte, eine sich an der traditionellen Bauform, den terraced houses und einer geringeren Dichte orientierende Neubebauung des Gebietes vor. Die ehemaligen Bewohner wurden zum einen in Neubaugebiete am Stadtrand – wie Wythenshawe – und zum anderen in die Peripherie – zum Beispiel nach Knutsford oder Langley1 – umgesiedelt. An die Stelle des Stadtentwicklungsplanes trat im Jahr 1961 der Development Plan, welcher der Stadt eine zusätzliche Planungsautorität und erweiterte Kontrollmöglichkeiten zusprach. (vgl. ebd.: 36 ff.; MacDonald; MCC 2004: 70) Städtebau der Moderne – die Crescents Die Bekanntgabe des Abrisses der viktorianischen Bebauung erfolgte im Jahr 1962. Im Zeitrahmen der 1960er und 1970er Jahre entstanden anschließend auf den zuvor leergeräumten Flächen fünf Nachbarschaftseinheiten, welche dem sozialen Wohnungsbau dienten. Eigentümerin der Flächen war die Stadt Manchester. Die Verantwortung der Planung lag in selbiger Hand. (vgl. Dean 1996: 100; Kreutz 1999: 40 f.) Als die Abrissarbeiten des ursprünglichen Hulme noch nicht vollständig abgeschlossen waren, wurde bereits mit dem Aufbau der innovativen Großstrukturen begonnen. Ursache hierfür war die durch die umfangreichen Abrissarbeiten in der gesamten Stadt hervorgerufene Wohnungsnot, so dass in möglichst kurzer Zeit die Brachflächen in Hulme wieder genutzt und einer preisgünstigen Bebauung zugeführt werden sollten. Der extreme Zeitdruck und die zu dieser Zeit vorherrschenden städtebaulichen Ideale sind maßgebliche Parameter für die getroffene Entscheidung. Ein weiterer Push-Faktor für die Ausführung der Neubebauung in Form einer industriell vorgefertigten Baukonstruktion war das staatliche Subventionsprogramm für Hochhausvorhaben nach Systembauweise. (vgl. Kreutz 1999: 41 f.; Dean 1996: 100) Von 1967 bis 1972 entstand das nach Kreutz (1999: 43) zu damaliger Zeit größte Bauvorhaben Europas, welches aus den fünf geplanten Bauabschnitten bestand und 5.500 Wohneinheiten entstehen ließ. 3.000 dieser Wohneinheiten wurden über Laubengänge erschlossen und große undefinierte Frei- und Grünflächen prägten die Zwischenräume. Die Pläne für die neue Bebauung orientierten sich an einer räumlichen Trennung von Bürgersteig und Fahrbahn2 sowie der industrialisierten Bauweise. (vgl. Kreutz 1999: 43; Hulme Regeneration Limited 1994) Herzstück des neuen Hulme wurden die Crescents, vier überdimensionierte, langgestreckte und gebogene Baukörper mit sechs Geschossen, die knapp 1.000 Wohneinheiten beinhalteten. Erbaut wurden sie von 1968 bis 1971. Ihre Architekten – Hugh Wilson und Lewis Wolmersley – waren Vertreter einer modernen Architektur und ließen sich von dem gregorianischen Royal Cresent in Bath und jenem in London inspirieren. Benannt haben sie die einzelnen Baukörper der Cresents nach den bekannten englischen Architekten Robert Adam, Charles Barry, William Kent und John Nash. (vgl. auch vertiefend Kreutz 1999: 43 ff., Dean 1996: 100) Von Anfang an problematisch war die fehlende langjährige Erfahrung mit dieser vermeintlich innovativen Bautechnik, welche in ihrem Ursprung für südfranzösische Klimaverhältnisse entwickelt worden war. Dies zeigte sich bereits während der Bauphase anhand einer unzureichenden Kenntnis lokaler Bauunternehmen im Umgang mit elementaren Bauteilen. Tatsächlich ermöglichte die industriell vorgefertigte Bauweise zunächst eine Zeit- sowie Kosteneinsparung gegenüber sonst üblichen Bauweisen. Eine weitere Neuerung war die Möglichkeit des Bauens in größeren Maßstäben. (vgl. Kreutz 1999: 42; Dean 1996: 100) Handfeste Kritik an der verwendeten Bauweise ließ nicht lange auf sich warten und kippte die anfängliche Euphorie. Die Kritik galt vor allem der nicht maßstabsgerechten Ausführung sowie der Baumängel, welche zunehmend hervortraten. Hierzu zählten unter anderem eine anhaltende Feuchtigkeit der Bausubstanz, Schädlingsbefall und eine nicht ausreichend ausgeführte Dämmung und Isolierung, so dass die Heizkosten besonders im Zuge der Ölkrise enorm in die Höhe stiegen. (vgl. MacDonald; MCC 2004: 70 f.; Dean 1996: 100; Kreutz 1999: 53 f.) Im Jahr 1975 ergab eine Umfrage unter den Bewohnern der Crescents, dass 96,3 Prozent jene verlassen wollten. Zudem erwiesen sich die überdimensionierten Baukörper als familienunfreundlich. Familien, sowie jene Bewohner, die es sich leisten konnten, verließen den Stadtteil, so dass sich die Sozialstruktur allmählich auf einkommensschwächere Haushalte selektierte. Allmählich entwickelte 57 sich im Wirkungskreis der Crescents eine „marginale Gesellschaft“ (Dean 1996: 103). Einhergehend mit einer zunehmenden Kriminalität, einer wachsenden Drogenszene, Hausbesetzungen und einer abnehmenden Polizeipräsenz, verweigerten Versicherungen zum Teil ihren Schutz. Ein positiver Effekt der Niedrigmieten war jedoch die Etablierung eines kreativen Milieus. (vgl. Dean 1996: 102 f.; MacDonald, MCC 2014c: 70 f.) Nichtsdestotrotz wurde der Stadtteil bereits kurz nach der Fertigstellung des sozusagen neuen und innovativen Hulme das traurige Erkennungsmerkmal und der Inbegriff des Scheiterns der städtebaulichen Ideale der Moderne. Dies galt insbesondere für die vier, zentral in Hulme zu verortenden Crescents, deren Abriss das Hulme People´s Rights Centre bereits Ende der 1970er Jahre forderte und dessen Image sich in den 1980er Jahren stetig verschlechterte. Als Hauptursache dessen kann der Zeitdruck, einhergehend mit der ausgebliebenen Hinterfragung des als innovativ angesehenen Vorhabens sowie einer nicht erfolgten Partizipation benannt werden. Als Resultat wurde Anfang der 1990er Jahre ein erneuter Abrisswille bekanntgegeben. (vgl. Dean 1996: 103 ff., Kreutz 1999: 54 f.) Zweite Flächensanierung Die Großwohnsiedlung Hulme „galt als Inbegriff des Scheiterns des Council Housing der Nachkriegszeit“ (Jessen und Walther 2008: 159). Der Stadtteil war Anfang der 1990er Jahre geprägt durch eine einseitige und einkommensschwache Bevölkerungsstruktur, einem englandweit bekannten Negativimage sowie einem äußerst schlechten baulichen Zustand. Daraufhin wurde der Stadtteil im Jahr 1991 erneut Teil eines – diesmal eines der umfangreichsten – Stadterneuerungsprogrammes, welches unter anderem einen erneuten Abriss großer Teile des Gebietes nach sich zog. Ziel hierbei war das Schaffen neuer Häuser, von Schulen, die Ansiedlung von Geschäften und Firmen sowie des Einzelhandels. Keine drei Jahrzehnte diente die Großwohnsiedlung dem Wohnen, als das Gebiet wieder durch eine Kahlschlagsanierung überformt wurde. Aus den vormals riesigen Baukörpern wurden kleinteilige und gegliederte Strukturen mit sozialer Mischung. Auch Straßen, Parks und Plätze wurden neu angelegt. (vgl. ebd.) Zunächst wurde für den Stadtteil Hulme ein behutsamer Umgang mit dem Bestand angestrebt. Dies verdeutlicht die aus einer partnerschaftlichen Initiative – bestehend aus dem englischen Umweltministerium, der Stadt Manchester sowie den Bewohnern des Stadtteils – hervorgegangene Hulme Study Ende der 1980er Jahre. Im Jahr 1991 wurde der Stadtteil Hulme jedoch in das Erneuerungsprogramm City Challenge aufgenommen und vorige Überlegungen traten in den Hintergrund. (vgl. Kreutz 1999: 57 f.; Dean 1996: 106) 58 Die Stadt Manchester wurde durch die Zentralregierung aus London zur Teilnahme am Wettbewerb bezüglich der City Challenge aufgefordert. Dieser Aufforderung kam sie auch nach. Mit Aufnahme des Stadtteils in das Förderprogramm wurde ab 1992 und für einen Zeitraum von fünf Jahren eine Summe von 37,5 Millionen Pfund für Erneuerungs- und Aufbauarbeiten bereitgestellt. Die Intention der City Challenge war es, eine finanzielle Unterstützung für Public-Private-Partnerships zu geben, die sich die Stadterneuerung innerstädtischer Quartiere als Ziel setzten. Die Hulme Regeneration Limited (HRL) wurde als Trägerorganisation, unter Beteiligung der Stadt Manchester sowie einem großen lokalen Bauunternehmen (AMEC plc), um Wissen und Expertise aus dem privaten Sektor einzubringen, gegründet. Aufgabe der HRL war die Zusammenführung und Koordinierung öffentlicher, privater und freiwilliger Akteure sowie die Aufwertung des Stadtteils, verbunden mit unter anderem der Bekämpfung von Kriminalität und Vandalismus oder einer unterstützenden Tätigkeit bezüglich der Arbeitsplatzschaffung, Ausbildung und Freizeitbeschäftigung für die lokale Bevölkerung. Neben den beiden Hauptakteuren waren weitere Vertreter der Wohnungsbaugesellschaften, privater Unternehmen oder auch gewählte Vertreter der ansässigen Bevölkerung beteiligt. Darüber hinaus wurde das Verwaltungskomitee HulmeSub eingesetzt und mit zusätzlichen Entscheidungskompetenzen ausgestattet. (vgl. Kreutz 1999: 62; MacDonald, MCC 2004: 71) 1991 erfolgte die Skizzierung der Zukunftsvorstellungen hinsichtlich der Entwicklung des wiederum neuen Hulme in Form des Masterplan Hulme. Die physische Gestaltung wurde zusätzlich gelenkt durch The Guide to Development in Hulme aus dem Jahr 1994. Dieses Planwerk wurde zusammen mit der Bevölkerung entwickelt und enthält keine parzellenscharfe Planung. Lediglich grobe Flächen- und Nutzungszuweisungen sind enthalten. Durch die HRL wurde zudem der Slogan Creating a NEW Hulme eingeführt, um das schlechte Image des Stadtteils abzuschütteln und ökonomisches Kapital zu generieren. Aufgrund der günstigen Lage erhielt der Stadtteil auch in der gesamtstädtischen Planung mit dem Slogan Manchester – making it happen eine große Bedeutung. (vgl. MacDonald, MCC 2004: 71; Kreutz 1999: 63 ff.) Das Förderprogramm City Challenge fand im Jahr 1997 seinen Abschluss. Aufgaben der Stadterneuerung übernahm fortan die Moss Side and Hulme Partnership (MSHP). Mit dem Ziel der Fortführung der ökonomischen Weiterentwicklung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit beaufsichtigte die Nachfolgeorganisation verschiedene laufende Förderprogramme. Während die MSHP tätig war, wurden insgesamt 400 Millionen Pfund, zusammengesetzt aus öffentlichen und privaten Mitteln, im Stadtteil investiert. (vgl. MacDonald 2004: 71; MCC 2015i) Zwar begann der Abriss einzelner Gebäude bereits in den 1980er Jahren, doch reichte dieser bis in die 1990er Jahre (vgl. Dean 1996: 106). Zwischen 1992 und 1997, im Zuge der City Challenge, wurde eine Fläche von rund 50 ha geräumt und neubebaut. Hierunter befanden sich auch die berühmt berüchtigten Crescents, welche nach einer Lebensdauer von nicht einmal 30 Jahren als nicht mehr erhaltenswert eingeschätzt wurden. 3.000 neue Wohneinheiten, Büros und gemeinnützige Einrichtungen entstanden. (vgl. MacDonald, MCC 2004: 71, Kreutz 1999: 66) Der Stadtteil heute Im Zuge der Neubebauung fand eine Berücksichtigung und Wiederherstellung der viktorianischen Straßenführung statt. Zudem orientierten sich die Planungen der baulichen Anlagen an der traditionellen englischen Bauform und eine kleinere Maßstäblichkeit fand Anwendung. Maximal vier Geschosse an Hauptstraßen und maximal drei Geschossen an Wohnstraßen wurden vorgesehen. Die bauliche Dichte wurde im Vergleich zu jener im Bereich der Crescents vervierfacht – auf rund 80 WE/ha – und entlang der Stretford Road wird wieder eine Funktionsmischung angeregt. Eine weitere Änderung ist die klare Abgrenzung zwischen verschiedenstufigen Freiund Grünräumen sowie der Erhöhung der Freiraumqualität. (vgl. Kreutz 1999: 67 ff.) Als gelungenes Beispiel kann der Hulme Park (siehe S. 60 f.) aufgeführt werden. Der Wohnungsbestand besteht heute zum größten Teil aus Geschosswohnungen (70,9 Prozent), der traditionellen englischen Wohnform der Reihenhäuser (18,1 Prozent) sowie Doppelhäusern (8,1 Prozent). Hiervon sind 42,8 Prozent privat vermietet, 38,1 Prozent stellen Sozialwohnungen dar und 19,1 Prozent werden durch die Eigentümer selbst genutzt. (vgl. MMC 2014: 4) Die bauliche und gleichzeitig quantitative Stadterneuerung ist nahezu abgeschlossen, dennoch greifen weiterhin verschiedene Maßnahmen der Stadterneuerung. Sie lassen sich als Maßnahmen der qualitativen Aufwertung und Weiterentwicklung des Stadtteils beschreiben. Schwerpunkte für die Entwicklung des Stadtteils Hulme, denen die drei Eckpfeiler Wachstum, Verbesserung und Positionierung (englisch auch Growth, Reform und Place) zugrunde liegen, können dem Hulme Ward Plan 2014-15 entnommen werden. Als den drei Schwerpunktthemen zugeordnete Maßnahmenpakete werden die Verbesserung der Umwelt, das Reduzieren von Arbeitslosigkeit, die Unterstützung von jungen, aber auch von alten und benachteiligten Bewohnern sowie von Familien benannt. Weiterhin nehmen die Sicherheit im Quartier, das bürgerliche Engagement und die Unterstützung bereits angestoßener Stadterneuerungsmaßnahmen (z.B. Birley Field Campus) einen hohen Stellenwert im Aktionsplan ein. Als die Maßnahmen konkretisierendes Dokument kann des Weiteren der Hulme Ward Action Plan 2014-15, mit detaillierten Angaben zur Maßnahme, der Leitung sowie dem zeitlichen Horizont, herangezogen werden. So fällt unter das Maßnahmenpaket zur Versebesserung der Umwelt im Stadtteil zum Beispiel die Erstellung einer Green Strategy. Diese Maßnahme, welche übergeordnet dem Schwerpunkt Place zugeordnet ist, soll durch das MCC Central Regeneration Team geführt werden. Als beispielhaftes, dieser Strategie dienendes Projekt ist neben den Birely Fields auch das Hulme Community Garden Centre benannt. (vgl. MCC o.J.a: 1 ff.; MCC o.J.b: 2 ff.) 3 — Ausgewählte Orte im Stadtteil Hulme Park AF — Der gut vier ha große Hulme Park als Teil der Stadterneuerung des gleichnamigen Stadtteils wurde vom Manchester City Council, in Zusammenarbeit mit der Hulme Regeneration Limited und der Moss Side and Hulme Partnership beauftragt, ab 1999 geplant und in zwei Phasen errichtet. Zuerst erfolgte der Bau der Infrastruktur, in der zweiten Phase die Detailarbeit. Der im März 2001 fertiggestellte Park kostete 2,67 Millionen Pfund. Im Norden wird er durch den Mancunian Way und im Süden durch die Stretford Road begrenzt. Zentrale, den Park Abb. 5.1: Wohnbebauung entlang der Old Birley Street (Ecke Greenheys Lane West) 59 einfassende infrastrukturelle Einrichtungen sind das Zion Arts Centre an der Stretford Road sowie die Grundschule an der Royce Road und das Proctors´ Youth Centre, als betreutes Jugendzentrum. (vgl. MacDonald; MCC 2004: 86, 89; Landscape Projects o.J.) Vormals vom viktorianischen Straßennetz durchzogen und dicht bebaut, waren die Flächen des heutigen Parks der Standort für einen Teil der berühmt berüchtigten Crescents. Historisch von Interesse ist jene Fläche auf der der erste Rolls Royce Silver Ghost gebaut wurde. Diese wurde im Park durch ein Denkmal gekennzeichnet. (vgl. MacDonald; MCC 2004: 86) Zur Gestaltung des Parks wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den das Büro Landscape Projects für sich entschied. Zentraler Gedanke war die Schaffung einer sicheren, attraktiven, multifunktionalen, aber auch mit Verweis auf die bedeutungslosen und undifferenzierten Grün- und Freiflächen zur Zeit der Crescents, strukturierten Grünfläche, die zudem als Verbindungselement vom Stadtteil in die Innenstadt fungiert. Die Ausgestaltung des Hulme Parks wurde in einem partizipativen Prozess, der anhand von Konsultationen und Workshops abgehalten wurde, zusammen mit den Bewohnern erarbeitet. (vgl. Davey 2002: 115; MacDonald; MCC 2004: 86) Abb. 5.2: Hulme Park 60 Abb. 5.3: Vorplatz Hulme Park an der Stretfort Road Geöffnet von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang dient der Park somit als offen gestaltete Grünfläche der Erholung, der Freizeitbeschäftigung sowie des Austausches der Bewohner. Dies zeigt sich auch an der Gestaltung und Ausstattung der Parkanlage. Sie ist gekennzeichnet durch Kinderspielplätze und multifunktionale Qutdoor-Spielflächen, ein Fußball- und Basketballfeld sowie eine Sitzecke, einen Sinnesgarten sowie einen BMX- und Skatepark. Gegenüber dem Zion Art Centre – als Vorplatz des Hulme Parks – wurde ein gepflasterter Platz angelegt. Dieser kann als Marktplatz, für Veranstaltungen oder von ansässigen Tanzgruppen genutzt werden. Ein weiteres Kennzeichen des Parks ist der Einbezug des vorhandenen Straßennetzes, was an der Wegeführung erkennbar ist. So besitzt der Hulme Park zwei Hauptwegebeziehungen sowie ergänzend verbindende Wege einer zweiten Stufe. Der Active Walk gestaltet sich als Direktverbindung zur Innenstadt; unterstützt durch eine über die Stadtautobahn reichende Fußgängerbrücke. Des Weiteren durchzieht eine kurvige Promenade das Parkgelände und gliedert gleichzeitig die verschiedenen Themenbereiche (Sport, Spiel, Kunst). Als Verbindungselemente der thematischen Bereiche dienen Baumgruppen und Grünflächen. Auf eine sichere Atmosphäre wurde – mit Verweis auf den Ruf des Stadtteils zur Zeit der Crescents – sehr viel Wert gelegt, so dass die Vermeidung von dunklen und unsicheren Ecken einen großen Stellenwert hat. Um ein sicheres Gefühl bei den Nutzern zu erreichen, wurden zwei Techniken angewandt: Zum einen ist der Park an keiner Stelle breiter als 70 m, so dass die Überschaubarkeit gewährleistet bleibt. Zum anderen soll durch die benachbarte Wohnbebauung sowie durch die Kreuzung des Parks mit der Royce Road und durch angrenzende Parkflächen ein Gefühl der Belebung und gleichzeitig der Kontrolle und Überwachung erzeugt werden. Die Abmessungen des Parks sind klar definiert und durch eine flache Steinmauer sowie unterstützend durch horizontal verlaufende und schräg angebrachte Geländer abgesteckt. Die Zugänglichkeit ist durch verschiedene Eingänge gewährleistet. (vgl. MCC 2015g; Landscape Projects o.J.; MacDonald; MCC 2004: 86; Design Council 2011: 26) Im Jahr 2000 gewann der Hulme Park den Civic Trust Award. Ergänzend benannte der Design Council ihn in seiner Fallstudienpublikation Design out Crime als ein gelungenes Beispiel für Kriminalitätsprävention im öffentlichen Raum. (vgl. Landscape Projects o.J.; MacDonald; MCC 2004: 88; Design Council 2011: 26 f.) Hulme Arch Bridge JK — Die Hulme Arch Bridge, auch als Stretford Road Bridge bekannt, wurde als Teil der Stadterneuerung des Stadtteils Hulme erbaut. 1992 während der vierten Phase der Hulme City Challange-Initiative in Auftrag gegeben, wurde diese im Jahr 1997 fertiggestellt (vgl. Lee 2009: 1, Structurae 2015). Mit der Errichtung der Bogenbrücke konnte eine Verbindung der östlich und westlich verlaufenden Stretford wiederhergestellt werden, welche einst durch den Bau der Princess Road 1962 unterbrochen wurde und die Stretford Road teilte. Heute als eines der Wahrzeichen von Hulme bekannt, ermöglicht die Brücke nicht nur Fußgängern, sondern auch dem übrigen Straßenverkehr die Überquerung der Princess Road zu den umliegenden Universitäten und Stadtteilen. (vgl. Lee 2009: 1) Abb. 5.4: Arch Bridge Die Hulme Arch Bridge, welche innerhalb eines Design Wettbewerbes von Ove Arup & Partners und Chris Wilkinsons Architects geplant wurde, erweist sich heute als eine als gateway funktionierende Bogenbrücke aus einer Beton- und Stahlkonstruktion, welche die von Norden nach Süden verlaufende Princess Road in 25 Meter Höhe mit einer Länge von 52 Metern überspannt. Die Brücke steht für eine gelungene Integration von Architektur und Technik innerhalb des Stadtraumes. (vgl. ebd.) Birley Fields Campus der Manchester Metropolitan University AF — Eingefasst durch die Old Birley Street im Westen, die Stretford Road im Norden und die Princess Road im Osten erstreckt sich der Birley Fields Campus der Manchester Metropolitan University auf einem elf Acre (ein ac entspricht 4,047 m2) großen Areal. (vgl. Peter Brett Associates 2015: 4 f.) Im Jahr 2009 stellte die Manchester Metropolitan University Pläne zur Entwicklung des Geländes vor. Diese Planungen sahen eine Mischnutzung vor. Angesiedelt werden sollten zwei Fakultäten. Zusätzlich war die Schaffung von Studentenwohnungen, eines Gemein- Abb. 5.5/5.6: Studentununterkünfte 61 Abb. 5.7: Universitätsgebäude schaftsplatzes, Parkplätzen und Büros vorgesehen. Im ersten Quartal 2012 begannen die Bauarbeiten auf dem Areal. Der Campus öffnete schlussendlich im September 2014 und beherbergt neben dem Universitätsgebäude (Brooks Building) und den beiden Fakultäten für Bildung und Gesundheit sowie jene für Psychologie und Soziale Arbeit (Education and Health, Psychology and Social Care), Unterkünfte für 1.200 Studenten, ein Parkhaus, ein Zentrum für umweltfreundliche Energie sowie öffentliche Gärten und Anlagen für gemeinschaftliche und sportliche Nutzungen. Die zuvor angestrebte Mischnutzung wurde nicht realisiert. Der Umweltschutz und Nachhaltigkeitsaspekte sind große Themen des neuen Campus. Das Brooks Building wurde mit einem englischen Energiezertifikat (BEEAM) ausgezeichnet und innerhalb des Campus besteht die Möglichkeit der eigenen Energiegewinnung und -rückgewinnung. Das Brooks Building beinhaltet verschiedene Nutzungen: So finden sich in ihm neben den universitären Einrichtungen auch ein Restaurant, ein Café sowie ein flexibel gestaltbares Foyer. Neben Bereichen, die dem sozialen Lernen dienen, gibt es des Weiteren ein Schauspielstudio. Täglich pendeln rund 6.500 Studenten und Arbeitnehmer zum Campus. Mit Abschluss der Arbeiten des 139 Millionen Pfund schweren Stadterneuerungsprojektes der Universität soll der Campus 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche – nicht nur für Studenten, sondern vor allem auch für die örtliche Gemeinschaft – zugänglich sein. (vgl. MCC 2014g: 38; Peter Brett Associates 2015: 4 f.; Keane, Abend: 2015) Hulme High Street AF — Von der Stretford Road nach Richtung Süden führt die Old Birley Street zur Hulme High Street. Die Sanierungsmaßnahmen der Hulme High Street kosteten insgesamt 280 Millionen Pfund und wurden im Jahr 2007 als Teil der Stadterneuerung des Stadtteil Hulme abgeschlossen. Die Maßnahme dauerte insgesamt zehn Jahre und umfasste nicht nur die Erneuerung von 67.000 m2 Verkaufsfläche und den Bau 550 neuer Wohneinheiten, sondern auch der auf den Abbildungen zu sehende Platz, inklusive der Markthalle sowie die kleinen Verkaufseinheiten und ein Freizeitzentrum wurden geschaffen beziehungsweise erneuert. Der Hulme High Street Outdoor Market öffnete im Januar 2014 (vgl. MCC o.J.a: 3). Als strategischer Partner unterstützte Muse als Projektentwickler das Manchester City Council während des City Challenge Programmes und so auch bei der Stadterneuerungsmaßnahme zur Aufwertung der Hulme High Street. (vgl. Keane, Abend: 2015; Muse o.J.) Hulme Community Garden Centre 62 Abb. 5.8: Blick entlang der Hulme High Street Richtung Süden JK — Das Hulme Community Garden Centre ist ein Gemeinschaftsgarten, der in der Old Birley Street liegt. Er ist der Anlaufpunkt für Bewohner des Stadtteils Hulme und deren Nachbarn, wenn es um die Gestaltung von Garten- und Balkon, das Mitwirken bei Umweltprojekten und Fragen zu Pflanzen und deren Anbau geht. Der Gemein- schaftsgarten kann als eine Art Projekt der Stadterneuerung von Hulme angesehen werden, da dieser während der Zeit der Stadterneuerung Hulmes von drei Anwohnern im Jahr 1999 gegründet und in Handarbeit mit eigenen Mitteln und der Unterstützung von gespendeten Materialien angelegt wurde. Mit dem Gemeinschaftsgarten wurde von Anfang an das Ziel verfolgt, das zersplitterte und sich erneuernde Hulme mit Grünflächen zu versorgen und ein gesundes Leben durch selbständige Gärtnerei und den Anbau von Obst und Gemüse zu fördern. Darüber hinaus sollte dieser eine Anlaufstelle bieten, um etwas über Pflanzen und Natur zu erfahren und in dieser auch tätig zu werden. Die öffentliche Grünfläche, die früher nur aus einer Brachfläche und einem stillgelegten Parkplatz bestand, ist heute zu einer Gemeinschaftsfläche für Gartenarbeit mit eigenem Gartencenter herangewachsen und stellt für die Einwohner Hulmes einen neuen Siedlungsmittelpunkt für Kommunikation und Zusammenarbeit in der Natur dar. (vgl. Hulme Comunity Garden Centre o.J.) Heute ist der Garten ein fester Bestandteil Hulmes und bietet neben einer großen Pflanzenauswahl zum Kauf verschiedene Veranstaltungen und Projekte an. Beispielsweise die Grünflächengestaltung von Schulen, die Integration, Förderung und Rehabilitation von Menschen mit Behinderung innerhalb des Gemeinschaftsgartens und einige Maßnahmen. wie beispielsweise Gartenführungen um das Wissen über den Gartenbau und die Natur zu erweitern (vgl. ebd. und Hulme Comunity Garden Centre o.J.a). Vor allem stehen dabei die Gedanken der lokalen Gemeinschaft, der Nachhaltigkeit, des Recycelns sowie des Schutzes der Umwelt im Vordergrund (vgl. Hulme Comunity Garden Centre o.J.). Das Hulme Community Garden Centre ist eine kleine grüne Oase inmitten von Hulme und täglich für einen Besuch geöffnet. Abb. 5.9: Zentraler Platz Hulme High Street Abb. 5.10: Zentraler Platz Hulme Higth Street mit Blick auf die flexiblen Stände (Hulme High Street Outdoor Market) Abb. 5.11: Eingang Hulme Community Garden Centre Abb. 5.12: Übersichtsplan 63 South — Fallowfield Jennifer Kögler Universität — Entwicklung eines Studentendorfes — Nachtökonomie — Erwei terung des Einzelhandels 1 — Einleitung Südlich von Hulme liegend lässt sich der besonders bei Studenten beliebte und von ihnen bewohnte Stadtteil Fallowfield finden, der seine nächtliche Lebendigkeit entlang der Wilmslow Road in zahlreichen Bars, Kneipen und Restaurants präsentiert (vgl. Manchester UK 2013). Der Stadtteil von Manchester grenzt nördlich an die Bezirke Moss Side und Rusholme und südlich an den Stadtteil Withington an. Die Grenze im Osten bildet Levenshulme und im Westen Whalley Range. (vgl. Manchester UK 2013a) Die Wilmslow Road, die sich von Norden nach Süden durch Fallowfield zieht, ist die direkte Verkehrsverbindung zur fünf Kilometer nördlich entfernten Innenstadt Manchesters (vgl. MCC 2011: 6). 2 — Geschichte 6 Die ersten urkundlichen Erwähnungen zur Existenz von Fallowfield lassen sich auf das Jahr 1317 als damalig noch Fallawfeld datieren (Cooper 2002: 75). Den heutigen Namen Fallowfield erhielt der Bezirk erst viel später. Noch bis in das 19. Jahrhundert war Fallowfield landwirtschaftlich geprägt und viele bäuerliche Betriebe befanden sich dort. Mit der voranschreitenden Industrialisierung und dem damit einhergehenden Bevölkerungswachstum entwickelte sich Fallowfield auch zu einem Wohnbezirk, da gerade die damalige Middle Class in diesen Randbezirk Machesters zog, um dort zu leben. Zu dieser Zeit wurden die ersten bedeutsamen Häuser erbaut, einige von dem bekannten Architekten Alfred Waterhouse, der auch die Manchester Town Hall entwarf. Einhergehend mit der Erschließung über die Wilmslow Road nach Manchester und dem später erfolgten Eisenbahnanschluss verstädterte sich Fallowfield zunehmend. (vgl. Manchester UK 2013) Mit der voranschreitenden Urbanisierung im frühen 20. Jahrhundert verschwanden alle Farmen und Fallowfield wurde zu einem Wohnort (vgl. ebd.). Mit der Errichtung des Fallowfield Campus der University of Manchester wurde der Stadtteil zu einem Wohn- und Studentenbezirk. Seit 1904 gehört der gesamte Stadtteil Fallowfield zur City of Manchester. (vgl. Cooper 2002: 75f.) 3 — Schul- und Studentenbezirk Neben dem Campus der University of Manchester und dem Holling Campus der Manchester Metropolitan University siedelten sich auch einige Schulen in Fallowfield an, darunter die Grammar School in Old Hale Lane, eine der Top Ten Schulen in England oder die Manchester High School for girls (vgl. Manchester UK 2013). 64 Der Fallowfield Campus der University of Manchester besteht aus einer Reihe von verschiedenen Gebäudekomplexen mit unterschiedlichen Wohneinheiten für Studierende. Neben den Unterkünften zum ausschließlichen Wohnen und Lernen stehen den Studierenden weitere Einrichtungen und Anlagen für die Freizeitgestaltung zur Verfügung (vgl. The University of Manchester 2015). Seit 2013 ist der studentische Lehrbetrieb auf dem Holling Campus der Manchester Metropolitan University eingestellt und wurde seitdem auf dem neu angelegten Birley Campus in Hulme fortgesetzt. Nach dem Umzug der Universität steht das 1960 errichtete Wahrzeichen der Toast-Rack früher als Lehrgebäude genutzt, leer. Bis heute wird dieses denkmalgeschützte Gebäude zum Verkauf angeboten und wartet auf eine neue Funktion. (vgl. Mckeegan 2013) 4 — Fallowfield Heute Fallowfield hat sich heute zu einem lebendigen Wohnund Studentenbezirk mit vielerlei Angeboten im Freizeitsektor und in der Abendgestaltung entwickelt (vgl. Man- chester UK 2013; MCC 2011: 6). Der Stadtteil zählt zu einem der bekanntesten und anerkanntesten Studentenorte von Manchester (vgl. The University of Manchester 2015). Seine Attraktivität und Lebendigkeit erhält dieser durch die jungen und freizeitorientierten Bewohner und Besucher (vgl. MCC 2011: 6). Etwa 39,9 % der Bewohner Fallowfields sind Schüler und Studenten, im Vergleich dazu sind es in ganz England nur 13,4 % der gesamten Einwohner (vgl. ebd.: 7). Dieser hohe Anteil vor allem an Studenten und Schülern charakterisiert und prägt den Bezirk und steht zugleich für seine Stärken und Schwächen. Besonders die Einzelhandelsversorgung, die relativ eingeschränkt ist - im Vergleich zu seinen Nachbarbezirken – weist Schwächen auf, da diese vornehmlich auf die Gruppe der Studenten und Schüler zugeschnitten ist. (vgl. ebd.: 6) Die in Fallowfield vorherrschende Versorgung ist geprägt von unzähligen Restaurants, Kneipen, Cafés, Bars und Geschäften zur Versorgung von Studenten und Schülern (vgl. The University of Manchester 2015). 65 Der Fallowfield District Centre Action Plan 2010-2020 Abb. 6.2: Der „Toast-Rack“ am Abend Abb. 6.3: Der „Toast-Rack“ zu Verkaufen Der hohe Anteil an Studenten sowie die eingeschränkte Einzelhandelsversorgung sind zwei von mehreren angesehenen Problemen bzw. Schwächen von Fallowfield (vgl. MCC 2011: 6). Diese sollen mit dem Fallowfield District Centre Action Plan 2010 – 2020, der von der städtischen Regierung beschlossen wurde, beseitigt werden. Der Action Plan benennt darüber hinaus auch die Stärken des Stadtteils, die in einem Zeitraum von zehn Jahren nach bestimmter Zielsetzung verstärkt werden sollen um das Ansehen des Stadtteil längerfristig aufrecht zu erhalten (vgl. ebd.: 4). Demnach soll Fallowfield seine Einzigartigkeit als Zentrum des studentischen und nächtlichen Lebens weiterhin bewahren und Veränderungen hinsichtlich eines attraktiven Stadtteils - nicht nur am Abend - angehen. Dabei sollen Ziele wie beispielsweise eine Verbesserung in der Einzelhandels- und Gastronomieversorgung durch die Ansiedlung von neuen und den Bedarf deckenden Geschäften und Lokalen verfolgt werden um einen Anziehungspunkt nicht nur für die lokale Bevölkerung Fallowfields, sondern auch für die direkten Nachbarschaftsbezirke zu schaffen. (vgl. ebd.: 2, 7) Weiterhin werden Verbesserungen der Sicherheit bei Tag und Nacht und im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs angestrebt - besonders entlang der Wilmslow Road. Aber auch der Aspekt der Grünflächenversorgung soll genauer betrachtet und angegangen werden, um den Forderungen der Bewohner von Fallowfield nach einer dauerhaften Zugänglichkeit von Parkanlagen gerecht zu werden. (vgl. ebd.: 2, 10) Die Verantwortlichen und Träger der Projekte des District Centre Action Plans sind vornehmlich die städtische Regierung und das Regeneration Team Manchesters. In Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, wie z.B. The University of Manchester, wollen diese die angestrebten Ziele verwirklichen um Fallowfield zukünftig zu einem besonderen und anziehenden Stadtteil zu machen. Sowohl von privater als auch von öffentlicher Seite wird der Plan finanziell unterstützt und gefördert. (vgl. ebd. 17) Ein besonders hervorzuhebendes Projekt, welches nach dem Ziel des Fallowfield District Action Plans strebt und die Veränderung bzw. Verbesserung der Wohn- und Lebenssituation der derzeitigen und zukünftigen Studenten von Fallowfield verfolgt, ist die Planung und die damit in Verbindung stehende Errichtung eines Studentendorfes innerhalb des Owens Parks auf dem Universitätsgelände von Fallowfield. Mit der Unterstützung eines Investitionsunternehmens strebt die University of Manchester an, 3000 moderne und für einen Studenten bezahlbare Wohneinheiten zu schaffen, sowie den dort zukünftig lebenden Studierenden auch den Zugang zu allen neu entstehenden Einrichtungen zu ermöglichen. Die erste Phase der drei angestrebten Bauphasen soll voraussichtlich am Anfang des Studienjahres 2018/2019 realisiert werden. (vgl. The University of Manchester 2015) 66 Abb. 6.4/6.5: Fallowfield am Abend — Niels Kramer/Jennifer Kögler 67 Fazit Nina Janssen Manchester in einem Satz „Manchester ist eine vielseitige und aufsteigende Stadt im Wandel.“ Melanie „Eine Stadt die sich ganz im Sinne des Manchester Kapitalismus ständig neu erfindet und erneuert ohne dabei von dem baukulturellen Erbe erdrückt zu werden.“ Lukas „Backsteinromantik trifft ungezügeltes Bauen.“ Niels 7 „Ich will die Nummer 2 – hinter London – in Großbritannien werden.“ Adina „Manchester. City of controversies.“ Steffen „Eine pulsierende Stadt, die sich zunehmend in Richtung der modernen Großstädte weltweit entwickelt und definitiv einen Städtetrip wert ist.“ Jennifer „Manchester als eine gewollte und geplante Stadt, die ihren Niedergang überlebte und sich neu entdeckt hat.“ Nina „Dornrösschen ist erwacht.“ Silvia „Ihr habt noch viel zu tun, versucht es ein wenig schöner zu machen.“ Matthias „Manchester ist seit je her ein Musterschüler des britischen Kapitalismus, der sich seit kurzem auch Stil und Charakter zulegt.“ Philipp „Eine feinteilige Collage aus Gegensätzen.“ Kathrin 68 „Die Stadt ist wie die Menschen: Rauer Kern und hier und da schicke, moderne Accessoires. Aber an manchen Ecken kommt immer noch die wilde Seite zum Vorschein. Das sollte so bleiben.“ Marian Das Exkursionsseminar „Ökonomie der Stadterneuerung“ bestand aus drei Vorbereitungsterminen und einer Exkursion von fünf Tagen nach Manchester. Die Teilnehmer haben unter der Koordination von Josiane Meier Aufgaben in Form von Stadtführungen und spezielle Inputs verteilt und selbstständig erarbeitet. Jeder Teilnehmer galt durch seine Vorrecherche als Experte auf einen Themenbereich. Die Entwicklung der einzelnen Stadtviertel wurde in den vorherigen Kapiteln bereits beschrieben. In diesem Fazit soll keine weitere objektive Darstellung stattfinden, sondern eine Sammlung von Meinungen, Beobachtungen und Erinnerungen an Manchester entstehen. Dies ist auch der Grund warum keine Bestandsaufnahmen, Analysen oder Vergleiche vor Ort durchgeführt wurden, mit Ausnahme der Fortführung von den Vorher-Nachher Fotos. Die Sammlung an eindrücken erfolgt anhand von drei Fragestellungen, die im Folgenden näher beschrieben werden. Die erste Frage wird an die jeweiligen Experten der Stadtviertel gestellt und lautet; „Was hat euch in eurem eigenen Vortragsthema besonders beeindruckt?“ Ausgangspunkt dieser Fragestellung ist, dass es zu jedem der vorgestellten Stadtviertel und Exkurse eine Meinungsäußerung geben soll. Die zweite Frage bezieht sich auf die Stadterneuerungsstrategien, sie lautet; „Was ist aus eurer Sicht prägend für die Stadterneuerungsstrategien in Manchester?“. Diese Frage wird durch immer wieder kommende Schlagwörter, aus den Texten der teilnehmenden Studenten entnommen und in verschiedenen Größen dargestellt, um die Relevanz der Schlagwörter für die Exkursionsteilnehmer zu verdeutlichen. Die dritte Frage zielt auf das Bild ab, welches den Exkursionsteilnehmern im Gedächtnis geblieben ist und lautet; „Wie würdet Ihr Manchester in einem Satz beschreiben?“ Die Antworten verdeutlichen die Vielfalt der Eindrücke, die den Exkursionsteilnehmern von Manchester geblieben sind. Manchester kann anhand dieser Antworten als eine ökonomisch erfolgreich ausgerichtete Stadt betrachtet werden. Besonders auffallend für die Teilnehmer sind die Finanzierungsmethoden durch Public-Privat-Partnerschaften und die Vermarktung, die zum Großteil von der Stadt übernommen wird. Die Erneuerungsstrategien der Stadt Manchester können anhand der Meinungsäußerungen als Erfolg betrachtet werden. Was hat euch in eurem eigenen Vortragsthema/ Vortragsgebiet besonders beeindruckt? Salford Es war interessant zu sehen, wie widersprüchlich die Kommunikation der Projekte nach außen (Werbung, Internetauftritte) und der tatsächliche Entwicklungsstand waren – teilweise stellte ich mir großartige Bauwerke vor, doch in der Realität wurde noch nichts von den Plänen umgesetzt. Marian Nighttime Economy Dass das Thema „Öffentliche-Sicherheit“ der dreh und Angelpunkt ist: ursprünglich war es ein Argument für die Lockerung von Vorschriften, die das Nachtgeschäft, insb. das Geschäft mit Alkohol einschränkten, heute wird die lockere Lizenzierungspraxis als Grund für einen Anstieg der Kriminalität betrachtet. In Wirklichkeit hat sich aber vor Allem die öffentliche Wahrnehmung von Kriminalität verändert. Kathrin Hulme Ich habe den Stadtteil Hulme bearbeitet. Mich beeindruckt hat die Geschichte des Stadtteils, weil es zweimal zum Slum erklärt und (fast) komplett abgeräumt sowie jeweils einer neuen Bebauung zugeführt wurde. Zuerst von einer absolut schädlichen Dichte, dann wollte man „was neues“ ausprobieren – die Cresents kamen – und zum Schluss ist man doch wieder bei der traditionellen Bauweise gelandet. Adina New Islington New Islingtons Neuplanung beeindruckt durch die Diskrepanz zwischen glorreichen Beschreibungen der Entwicklungen und dem Eindruck des Scheiterns vor Ort. Spannend ist es nun die zukünftigen Entwicklungen zu beobachten, nachdem ein neuer, starker Investor gefunden wurde. Steffen NOMA, Millenium Quarter & St. Peters Square Besonders beeindruckend fand ich - im Rahmen der Recherche für das Vortragsthema - das offensichtliche Marketing, welches betrieben wird um Investoren in neue bzw. umgestaltete Stadtgebiete zu locken. Vor Ort zeigte sich dann entgegen dem Marketing ein noch ganz anderes, unfertiges Manchester. Melanie Northern Quarter Ich mag die kulturelle Vielfalt, wie sie in Berlin und besonders in Neukölln und Kreuzberg erlebbar ist sehr. Einen ähnlichen Eindruck hatte ich im Northern Quarter auch. Matthias Ancoats Denkmalschutz lebt fast ausschließlich von privatem Engagement. Sogar die vom Land zur Verfügung gestellten Gelder für Sanierungsprojekte können nicht von der öffentlichen Hand, sondern nur von den treuhänderischen Organisationen beschafft werden. Am besten erhalten bleiben also die Gebäude und Stadtviertel, für die sich die unternehmerisch befähigsten Organisationen einsetzen. Silvia Salford Quays Beeindruckend war es, wie ein Leuchtturmprojekt wie das Lowry in den Salford Quays in kurzer Zeit zu unheimlich vielen privaten Investitionen führen konnte und dadurch zum wirtschaftlichen Wachstumsmotor der Region wird. Insgesamt waren die Projekte sehr gut aufbereitet; zu aktuelleren Vorhaben sind häufig detaillierte und anschauliche Assessments, Berichte und Evaluationen verfügbar. Philipp Castlefield In Castelfield wurden die ersten künstlichen Kanäle gebaut, die bis heute existieren und das Stadtbild maßgeblich mitgestalten. Um diese künstlichen Kanäle wurden viele neue Techniken zum Be- und Entladen der Schiffe entwickelt. Einige sind bis heute noch besichtbar und verdeutlichen dadurch die frühere Funktion von Castlefield als lebendiger Umschlagsort für Waren. Nina Fußball und Stadterneuerung An Manchester United hat mich fasziniert, dass man den Fußballverein als solchen eigentlich gar nicht mehr erkennt. Stattdessen müsste man wohl eher von einem Unternehmen sprechen, das Fußball betreibt und diesen auf der ganzen Welt verkauft. Niels Greengate Besonders beeindruck hat mich die Dynamik mit der das Gebiet rund um die Chapel Street umgestaltet wird. Bemerkenswert dabei ist, dass die öffentliche Hand vergleichsweise „billig“ davon kommt, während das Gros von den privaten Investoren getragen wird. Lukas Fallowfield Die umliegenden Stadteile (Hulme, Fallowfield) geben im Vergleich zum Kern der Stadt einen wirklichen Eindruck in das Leben der Einwohner Manchesters. Jennifer Was ist aus eurer Sicht prägend für die Stadterneuerungsstrategien in Manchester? Effizienz Moderne Ideen private Investoren öffentliches Interesse historisches Erbe Kreativität Private-Public-Partnerships Neubau ausländische Investoren Denkmalschutz Stadtverwaltung Vermarktung marktorientierte Planung Öffentlichkeitsarbeit Compulsory Purchase Order Abriss 69 Exkurs Manchester Revisited 1978 — 2015 „Die stolze Fassade Manchesters ist zerbrochen. Zwischen viktorianischen Ziegelornament der Warenhäuser – heute unter Denkmalschutz – blinde Fenster, vielleicht im Erdgeschoß ein kümmerlich wirtschaftender Betrieb, verlassene Fabrikgebäude, überflüssig gewordene Gleisanlagen, entlang der großen Ausfallstraßen ausgebrannte Ladenzeilen, durch den ‚Teufelskreis der Armut‘ unbewohnbar gewordene Wohnviertel.“ 70 Diese Aussage trafen Friedemann Gschwind und Prof. Dr. Dietrich Henckel im Jahr 1981 in der Bauwelt (Heft 24). Prof. Henckel gründete sie auf die Eindrücke, die er im Rahmen eines längeren Aufenthaltes in der Stadt gewonnen und auf dutzenden Fotographien dokumentiert hat. So lässt sich der beschriebene Zustand Manchesters auch heute – fast 40 Jahre später - noch gut nachvollziehen. Herr Henckel hat den Teilnehmern des Seminars im Vorfeld der Exkursion freundlicherweise eine Auswahl dieser - im Jahr 1978 entstandenen - Fotographien zur Verfügung gestellt. Ergänzt wurden diese Aufnahmen durch weitere Fotographien Henckels aus dem Jahr 1987. Angetan von dem Gefühl, das die Bilder vermittelten, hat die Seminargruppe eine alte Idee von Prof. Dr. Uwe-Jens Walther wieder aufgegriffen: Walther hatte Manchester im Jahr 2005 im Rahmen einer Exkursion mit Studenten besucht und zusammen mit ihnen versucht, die Bilder von Prof. Henckel eins zu eins nachzustellen. Auch die Teilnehmer des diesjährigen Seminars haben dieses Vorgehen gewählt. Die im Jahr 2015 entstandenen Fotographien vermitteln im Kontrast zu den alten Aufnahmen Henckels dabei ein Gefühl für die zahlreichen Veränderungen, die Manchester in den letzten vier Jahrzehnten durchlaufen hat. Gleichzeitig zeigen sie auf der anderen Seite auch, dass an vielen Stellen die Zeit fast stehengeblieben zu sein scheint. Die Ergebnisse visualisieren demnach gleichzeitig den früheren Zustand, den heutigen Charakter und die Entwicklung, die die Stadt in den vergangenen vier Jahrzehnten durchlaufen hat. Sie stellen folglich eine ideale Ergänzung zu den textlichen Beiträgen dar und sollen an dieser Stelle auch der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden. 71 Refuge Assurance Company 1978 — Prof. Dietrich Henckel 72 Refuge Assurance Company 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 73 India House 1978 — Prof. Dietrich Henckel 74 India House 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 75 1978 — Prof. Dietrich Henckel 76 2015 — Josiane Meier 77 Central Station 1978 — Prof. Dietrich Henckel 78 Central Station / Gmax 2015 — Josiane Meier 79 Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel 80 Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 81 Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel 82 Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 83 Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel 84 Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 85 Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel 86 Barton Arcade 2015 — Niels Kramer 87 Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel 88 Barton Arcade 2015 — Kathrin Krell 89 Arndale Centre 1987 — Prof. Dietrich Henckel 90 Arndale Centre 2015 — Melanie Montresor Alves 91 Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 1987 — Prof. Dietrich Henckel 92 Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 2015 — Niels Kramer 93 Hotel Mercure und Piccadily Gardens 1987 — Prof. Dietrich Henckel 94 Hotel Mercure und Piccadily Gardens 2015 — Niels Kramer 95 China Town 1987 — Prof. Dietrich Henckel 96 China Town 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 97 Victoria Station 1987 — Prof. Dietrich Henckel 98 Victoria Station 2015 — Kathrin Krell 99 Water Street 1987 — Prof. Dietrich Henckel 100 Water Street 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 101 Glossar Kathrin Krell 24-Hour City Stadtplanerisches Konzept, welches verschiedene Strategien umfasst um Stadtzentren nachts zu beleben. Insbesondere in Großbritannien war das Konzept eine direkte Antwort auf die Suburbanisierung und Abwanderung aufgrund des postindustriellen Strukturwandels. Ziele sind u.a.: Sicherere Innenstädte, ein besseres Image und damit verbundene Investitionen und ökonomische Regeneration (vgl. van Liempt u.a. 2014: 411; Kapitel Night-Time Economy) Action for Cities Programm Zentralstaatliches Förderprogramm Englands, welches unter anderem den Schwerpunkt Tourismus hat (vgl. Jessen 2007: 318). 8 102 Anti-Social Behaviour Anti-Social Behaviour Order (ASBO) Verhalten, das gegen anerkannte gesellschaftliche Normen und Werte verstößt und das Zusammenleben in einem Quartier stört. Beispiele sind Vandalismus, aggressives Verhalten/Bedrohung, Ruhestörung, das anbringen von Graffitis, oder das Verschmutzen des öffentlichen Raums durch Müll, Hundekot etc. (Cowan 2005: 9) In der „Anti-Social Behaviour Order (ASBO)“ ist geregelt, welche Strafe von der Polizei oder einer anderen Behörde über Personen älter als 10 Jahre verhängt werden kann, die sich asozial verhalten. (ebd.) Die ASBO wurde von der Blair-Regierung 1998 eingeführt. Es wird kritisiert, dass sie viele kleinere Vergehen kriminalisiert, die vorher straffrei waren. Association of Town and City Management (ATCM) Verband für Innenstadtentwicklung. Innenstadtentwicklung wird in Großbritannien fast immer mit öffentlich/ privaten Partnerschaften forciert. Der Verband ATCM versteht sich als Dachorganisation für öffentliche, private und „Not for Profit“ Institutionen, die Einfluss auf die Stadtentwicklung und diesbezüglich auf die politischen Entscheidungsträger nehmen wollen. So vielfältig diese Akteure sein können (von Umweltorganisationen, über das Stadtmarketing bis zu Sicherheitsbeauftragten), so vielfältig sind die Ziele, bei denen der ATMC seine Mitglieder unterstützen will. Die Instrumente, mit denen er hauptsächlich arbeitet, sind Labels (z.B. das „Purple Flag“ Label für vorbildliche Night-Time Economy), Checklisten, Maßnahmenplänen (z.B. „100 Ways to Help the High Street“) und Wissenstransfer (Studien und Konferenzen). (vgl. ATCM 2015a) Back-to-back-houses „Back-to-back-houses“ sind eine Bauform des viktorianischen Städtebaus. Zur Zeit der Industrialisierung ist diese Bauform typisch für Wohnquartiere der Arbeiterklasse im Norden Englands. Hierbei liegen die Hausreihen sich mit ihren jeweiligen Rückseiten gegenüber. Parallel hierzu reihen sich weitere Häuserreihen bis zur vollständigen Bebauung des Grundstücks. Der Zugang erfolgte über Tunnelgänge und kleine Innenhöfe. Gekennzeichnet durch eine hohe bauliche Dichte sind Aspekte wie die einer schlechten Belichtung und Belüftung sowie niedrige sanitäre Standards prägend.. (vgl. Dettmer undKreutz 1999: Glossar 31; Kreutz 1999: 30 f.) Binge-Drinking Etwa mit Saufgelage, schnelles Trinken alkoholischer Getränke oder Kampftrinken zu übersetzen. Das Wort wird gern auch gleichgesetzt mit nächtlichem „Anti-Social Behaviour“ unter Alkoholeinfluss im Stadtzentrum (vgl. Roberts & Eldridge 2009:85). Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM) Von einem britischen Forschungsinstitut entwickelte Zertifizierungsmethode für Gebäude, bei der deren Einfluss durch Bau und Betrieb auf die Umwelt errechnet wird. Je nachhaltiger dabei die Gebäude sind, desto höher ist der Punktestand. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Umweltbelastung und des Klimawandels – beides wichtige Themen im Rahmen der Stadtentwicklung und -erneuerung – stellt BREAAM ein mögliches Instrument zur Überprüfung der Nachhaltigkeit neuer Projekte dar. (vgl. BREAAM 2015) Business Improvement District (BID) Räumlich klar definierter Bereich, in dem die Grundeigentümer und Gewerbetreibende zum eigenen Vorteil versuchen, die Standortqualität durch Maßnahmen zu verbessern. Jedes Unternehmen im Gebiet bezahlt eine Gebühr (BID Levy, i.d.R. rund 1 Prozent des Umsatzes). So werden Projekte und Maßnahmen finanziert, die der Verbesserung der Standortqualitäten dienen. In England und Wales wurden BIDs durch den „Local Government Act 2003“ definiert, rechtlich verankert und unterstehen der Aufsicht des Staatssekretariats. BIDs können für eine Laufzeit von fünf Jahren beantragt werden, mit der Option auf einmalige Verlängerung. Voraussetzung für die Verlängerung ist eine erneute Zustimmung der beteiligten Gebührenzahler zu den zuvor unter ihnen ausgehandelten Bedingungen des BIDs. Zurzeit (2015) sind in Großbritannien rund 200 BIDs in Kraft. (vgl. BritishBIDs 2015) CCTV Englische Abkürzung für „Closed Circuit Television“, zu Deutsch Videoüberwachungsanlage. Central Manchester Development Organisation (CDMC) Aufgrund politischer Änderungen im Bereich der Kommunalpolitik gründete die Stadt Manchester 1988 die Central Manchester Development Corporation (CMDC). Diese soll mithilfe des Planungsrechts und der Zusammenarbeit von verschiedenen Akteuren sowie der zentralen Regierung eine städtische Entwicklung voranbringen. (vgl. Jessen 2008: 90) Clearance Area Gebiet, das gewisse im „Housing Act 1959“ definierte Kriterien erfüllt, welche es für die Wohnnutzung disqualifizieren. Als Kriterien werden z.B. eine enge, schlechte Gebäudeanordnung oder Gefährdung der Gesundheit der Bewohner angegeben. Die Einstufung als „Clearance Area“ erfolgte in der Regel durch einen städtischen Gesundheitsinspektor, ohne Berücksichtigung sozialer Netzwerke und anderen positiven Qualitäten, welche ein solches Gebiet aber dennoch aufweisen kann. (vgl. Cowan 2005: 355) Compulsary Purchase Compulsary Purchase Order (CPO) Aus öffentlichem Interesse erzwungener Verkauf von Land oder Privateigentum zu einem festgesetzten Preis an die Regierung oder eine Behörde (vgl. Cowan 2005: 84). Die Compulsary Purchase Order (CPO) ist eine Verordnung, welche solche Zwangsveräußerungen regelt (vgl. Cowan 2005: 84). Council Housing Staatlich subventionierter Wohnungsbau, eingeführt nach dem Ersten Weltkrieg. Die Mittel dafür wurden den Stadtverwaltungen von der Zentralregierung zur Verfügung gestellt. Zwischen den Weltkriegen entstand so eine große Anzahl öffentlich finanzierter Mietwohnungen und die Kommunen wurde zu den größten Wohnimmobilieneigentümern des Vereinigten Königreichs. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet das „Council Housing“ jedoch aufgrund der unterprivilegierten Verhältnisse, die dort herrschten, in Verruf. Die Thatcher-Regierung versuchte ab 1979 das Engagement, der mehrheitlich Labour regierten Städte in den Wohnungsbau einzuschränken, indem sie die staatlichen Mittel – selbst für den Unterhalt – stark kürzte. Gefördert wurde nur noch eine andere Art von „Social Housing“, welche durch politisch unabhängige Institutionen, z.B. Housing Trusts, betrieben wurde. Die Städte waren so gezwungen, einen Großteil ihrer Immobilien zu verkaufen. Außerdem wurde der Erwerb der Sozialwohnungen durch die Mieter gefördert. (vgl. Allain undBaudelle 2006: 37) Conservation Area Bereich, in dem bedeutende Architektur mit einem historischen Hintergrund geschützt wird (vgl. Jessen 2007: 317). Listed Buildings Objekte, die aufgrund ihrer architektonischen Qualität oder ihrer historischen Bedeutung auf einer gesetzlich festgelegten Liste eingetragen sind. Meistens, aber nicht ausschließlich, handelt es sich um Einzelgebäude. Parks hingegen werden auf einer anderen, nicht gesetzlich festgelegten Liste geführt. Gelistete Denkmale bedürfen für Veränderungen zusätzlich zur Baugenehmigung den „Listed Building Consent“ – eine Sonderbewilligung einer dafür zuständigen Behörde. Es gibt drei Kategorien von Listed Buildings. Die bedeutendste Kategorie sind „Grade I Buildings“. Sie sind „von außergewöhnlichem Interesse“. Die „Grade II* Buildings“ sind „von besonderer Bedeutung und mehr als besonderem Interesse“. Die letzte Kategorie, die „Grade II Buildings“, sind „von besonderem Interesse“, sie machen den Großteil (92 %) der Listed Buildings aus. (vgl. Historic England 2015a) Das Listen von Gebäuden wurde während des Zweiten Weltkrieges eingeführt, um die durch den Feind verursachten Schäden zu beziffern (vgl. Cowan 2005: 221). English Partnerships (EP) English Partnerships (EP) war die zentralstaatliche Agentur für Stadtumbau seit 1999. Ihre Aufgaben lagen vor allem im Landerwerb, der Zusammenlegung von Land und der Betreuung großer Stadtentwicklungsprojekte. Die Agentur arbeitete entweder als selbständiges Organ oder in Kooperation mit Privatinvestoren. Rechtlich gesehen bestand EP aus zwei unabhängigen Institutionen: Der „Comission for New Towns“ aus dem Jahr 1961 und der „Urban Regeneration Agency“, die seit 1993 existierte; seit 2008 ersetzt die Agentur „Homes and Communities“ English Partnerships. Sie vereint EP mit Teilen des „Departments for Communities and Local Government“, das English Partnerships ursprünglich ins Leben rief. Der Minister des „Departments for Communities and Local Government“ bestimmte den Vorstand von EP und war der Repräsentant vor dem Parlament. English Tourist Board (ETB) Eine Körperschaft öffentlichen Rechts – finanziert durch das Ministerium für Kultur, Medien und Sport – deren Aufgabe die Förderung des Tourismus ist. Seine Aufgabe nimmt es wahr, indem es Ministerien, andere öffentliche Körperschaften sowie Quangos in Tourismusfragen unterstützt. (Parliament 1999)eren Aufgabe die Förderung des Tourismus(vgl. Heath u.a. 1996: 83). Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) Finanzielle Förderung zur Beseitigung von Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen in Europa, zur Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalts der Europäischen Union (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2015). 103 Grade A Space In einem informellen Klassifizierungssystem für Grundstücke die höchste erreichbare Einstufung. In der Regel sind die Bodenpreise hier besonders hoch und es werden daraus folgend Immobilien mit überdurchschnittlich hohen Mieten erwartet. (vgl. Day o. J.) Greater Manchester Archaeological Unit (GMAU) Eine Institution, die sich als Verwalter des archäologischen Erbes von Greater Manchester verstehen. Die Bezirksarchäologen fungieren zudem als Berater für lokale Behörden, z.B. für die Unterschutzstellung, und sie erstellen Standards für die Dokumentation des archäologischen Erbes in Entwicklungsgebieten. (vgl. AGMA 2015) Home and Communities Agency Nachfolgeorganisation der English Partnerships (EP). Lottery Funds In Großbritannien gibt es mehrere Lottery Funds, die raumwirksame Projekte unterstützen. Es handelt sich bei ihnen um departementunabhängige, öffentliche Institution (vgl. Quango), welche die Erträge aus der National Lottery für „gute Zwecke“ einsetzt. Der wichtigste von ihnen ist der „Big Lottery Fund“, er schüttet jährlich Erträge von rund £650 Millionen aus. (vgl. Big Lottery Fund 2015) Für die Stadterneuerung ist außerdem der Heritage Lottery Fund mit einem Jahresbudget von rund £350 Millionen von Bedeutung. (vgl. Heritage Lottery Fund 2015) Manchester City Centre Local Plan Ein Rahmenplan, der unter anderem die touristischen Potentiale von Manchester beinhaltet und diese auf Grund ihrer architektonischen und historischen Gegebenheiten bewertet. Er wurde 1982 eingeführt. (vgl. Heath u.a. 1996: 82) Manchester Millennium Limited (MML) Die Manchester Millennium Limited (MML) wurde 1996, kurz nach dem Bombenanschlag auf das Stadtzentrum in Manchester, als eine Task Force aus öffentlichen und privaten Spezialisten durch die Verwaltung implementiert. Die Aufgabe der Task Force bestand darin, das Programm zur Erneuerung der zerstörten Innenstadt zu entwickeln, die Umsetzung zu überwachen, die Kommunikation zwischen den Akteuren zu organisieren, sowie die nötigen öffentlichen und privaten Ressourcen zu sichern. (vgl. Williams 1999: 492) McDonaldization Die Globalisierung der Lifestyles, benannt nach einer global agierenden Fastfood-Kette (vgl. Cowan 2005: 237). 104 Millennium Community Programme Nationales Programm zur Förderung von Pilotprojekten mit Modellcharakter, die strengen Kriterien nachhaltiger Grundprinzipien folgen. Finanziert und kontrolliert werden die Projekte durch „English Partnerships“. Modern Football Modern Football ist ein schwer zu definierender Begriff, der viele Veränderungen des sich seit den 1980er-Jahren im Wandel befindlichen Umfelds des Profi-Fußballs abzubilden versucht. Im Kern geht es um die zunehmende Vermarktung und wirtschaftliche Bedeutung des Sports. Viele Fußballfans stellen sich dieser Enwicklung entgegen. Sie kritisieren u.a. die abnehmende Mitwirkungsmöglichkeit in den Vereinen, teure Eintrittspreise, den Einbau von VIP-Lounges in den Stadien (unter Wegfall der traditionellen Stehplätze), die wachsende Einflussnahme der Pay-TV-Sender auf die Anstoßzeiten sowie den Kauf von Fußballvereinen durch ausländische Geschäftsleute und Oligarchen sowie deren fehlende Identifikation mit den traditionellen Werten der Vereine. Vielen Anhängern wird durch diese Entwicklung der Besuch eines Fußballspiels ihres Lieblingsvereins unmöglich gemacht, da sie sich den Stadionbesuch nicht mehr leisten können oder zu den veränderten Anstoßzeiten berufsbedingt nicht anreisen können. Der Begriff ist unter traditionsbewussten Fußballfans daher vor allem negativ besetzt. Als Vorzug wird hingegen die zunehmende Sicherheit in den Stadien aufgeführt, die den Besuch eines Fußballspiels auch für Frauen und Kinder attraktiv macht. Night-Time Economy (NTE) Wirtschaftskonzept, das in der Stadtplanung seit den 1990er Jahren als Möglichkeit diskutiert wird, um die städtische Wirtschaftsleistung in den postindustriellen nordenglischen Städten über Nacht zu „verdoppeln“. Meist ist damit eine Deregulierung und Förderung der Alkohol- und Vergnügungsindustrie gemeint. Seinen Ursprung hat der Ausdruck in der Arbeit von Comedia Consultancy, einer Art ThinkTank, der sich mit der Kreativ-Industrie beschäftigt. (vgl. van Liempt u.a. 2014: 412) Es gibt keine strikt definierte Abgrenzung, was zu diesem Wirtschaftszweig gerechnet wird. Zu dem Sektor werden Gastronomie- und Unterhaltungsunternehmen gezählt, aber auch Hotels. Teilweise werden auch andere Branchen in denen nachts gearbeitet wird, wie z.B. Reinigungsfirmen, mit dazu gerechnet. Northwest Regional Development Agency (NWDA) Die private Entwicklungsagentur Northwest Regional Development Agency (NWDA) war für die wirtschaftliche Entwicklung und Regeneration Nordwest-Englands verantwortlich. Sie wurde am 31. März 2012 abgeschafft. Die Agentur fungierte als Schnittstelle zwischen den Bedürfnissen von Unternehmen und der Regierungspolitik. Als solche schuf sie eine investitionsfreundliche Umgebung durch die direkte Unterstützung von Unternehmen, die Förderung neuer Start-Ups und die Zusammenfüh- rung von Fähigkeiten der Arbeitnehmer mit den Bedürfnissen der Arbeitgeber. Geografisch deckte die Agentur Greater Manchester ab, einschließlich Manchester und Salford, Greater Liverpool, einschließlich Liverpool, Cheshire und Warrington, Cumbria, einschließlich des Lake District und Lancashire, einschließlich Preston. Der Hauptsitz befand sich in Warrington, mit zusätzlichen Büros in Liverpool, Manchester, Preston und Penrith. Public Private Partnership (PPP) Zusammenarbeit von Staat und Privatwirtschaft bei einem bestimmten Projekt (Duden 2015). Es werden die beiden Grundtypen Organisations-PPP und Vertrags-PPP unterschieden. Bei Erstem wird die Kooperation im Rahmen einer gemeinsamen Organisation institutionalisiert, bei Zweitem bildet ein Vertrag die Basis der Kooperation. (Proeller o. J.) Kritisiert wird an PPPs z.B., dass bei den meisten öffentlich-privaten Partnerschaften der Staat das Hauptrisiko trägt und so öffentliches Kapital dazu benutzt wird, private Stakeholder, die durch ihr Kapital bereits mächtig sind, weiter zu ermächtigen (vgl. z.B. Swyngedouw 2005). Quasi-autonomous Non-governmental Organisation (Quango) Quangos sind Organisationen, auf die eine Regierung Aufgaben und diesbezügliche Macht überträgt und die unabhängig von einzelnen Regierungsdepartementen sind. Sie operieren wie Nichtregierungsorganisationen, sind aber zum Großteil staatlich finanziert. „Quango“ ist kein gesetzlich festgelegter Begriff. Das Cabinet Office hat für eine präzisere Abgrenzung den Begriff „Non-Departmental Public Bodies (NDPB)“ eingeführt und führt die Namen sämtlicher Organisation welche darunter fallen in einer Liste auf, die jährlich aktualisiert wird. (vgl. Gay 2010) Social Housing Wohnungen für soziale Gruppen der unteren und mittleren Einkommensschichten, die nicht in der Lage sind sich Wohneigentum zu leisten. Das „Social Housing“ wird seit den 1980er Jahren (Thatcher-Regierung) fast ausschließliche von politisch unabhängigen Institutionen, z.B. Housing Trusts, und nicht mehr von den Kommunen betrieben (vgl. Allain & Baudelle 2006: 36). Laut der „National Housing Federation“ (2015) sind diese sogenannten „Registered Social Landlords“ heute die größten Bereitsteller von Mietwohnungen in Großbritannien. Terraced houses Das englische Reihenhaus. Es ist die prägende Bau- und Wohnform für den Städtebau des 19. Jahrhunderts im Vereinigten Königreich. Abstrakt betrachtet, kennzeichnen sie sich zumeist durch ein zweigeschossiges Gebäude mit je zwei Wohnräumen auf jeder Etage. Der straßenseitige Eingang, der entweder in einen Flur oder gleich in das straßenseitige Zimmer führt, liegt mit Blick auf den Grundriss meist seitlich, dem sich ein Zimmer mit einem oder zwei Fenster anschließt. Eine für das industrielle Nordengland typische und spezielle Variante des Reihenhauses sind die Back-to-back-houses. (vgl. Kreutz: 1999: 29 f.). Urban-Heritage-Park Park, der dem Schutz und der Wiederbelebung eines Areals dient. Der erste Urban-Heritage-Park wurde 1982 in Manchester gegründet. Beteiligt an dieser Förderung sind sowohl öffentliche als auch private Investoren. (vgl. Jessen 2007: 317; vgl. Heath u.a. 1996: 82) Strategic Development Initiative (SDI) Initiative zur wirtschaftlichen Förderung von Entwicklungen im Bereich des Tourismus (vgl. Heath u.a. 1996: 83). Single Regeneration Budget (SRB) Das Ziel des SRB ist die Vereinfachung und das Zusammenbringen vielfältiger finanzieller Förderinstrumente von unterschiedlichen Regierungsbehörden. Es dient der Bereitstellung finanzieller Ressourcen zur Unterstützung von Regenerationsinitiativen, welche von lokalen Regenerationspartnerschaften betrieben werden. Initiativen die gefördert werden, haben hauptsächlich die Verbesserung der Lebensqualität der Bevölkerung in jenen Bereichen zum Inhalt, die gegenüber anderen benachteiligt sind, sowie die Verminderung der diesbezüglichen Unterschiede zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. (vgl. Bolsover Partnership 2015) 105 Quellen Bolsover Partnership (2015): Single Regeneration Budget, [online] http:// www.lsp.bolsover.gov.uk/index.php?option=com_content&view=article&id=20&Itemid=104 [20.09.2015]. BREAAM (2015): What is BREAAM?, [online] http://www.breeam.org/ about.jsp?id=66 [14.06.2015]. Breen, R. (2004): BBC plans for Manchester move. BBC News. [Online] http://newsvote.bbc.co.uk/mpapps/pagetools/print/news.bbc.co.uk/2/hi/ uk_news/england/manchester/4072649.stm [23 August 2015] 11Freunde (Hrsg.) (2007): Die Hand, die sie füttert, [online] http:// www.11freunde.de/artikel/der-ausverkauf-des-englischen-fussballs [22.06.2015]. British Broadcasting Corporation (BBC) (Hrsg.) (2005): Glazer extends Man Utd deadline, [online] http://news.bbc.co.uk/2/hi/business/4090612. stm [22.06.2015]. AGMA (2015): Greater Manchester Archaelogical Unit (GMAU), [online] http://www.agma.gov.uk/agma/units_functions/greater_manchester_archaelogical_unit/. Zugriff am 28.09.2015. 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Abb. 2.8: Corn Exchange — Melanie Montresor Abb. 2.9: Printworks von Innen — Melanie Montresor Abb. 2.10: Victoria Station Erweiterung — Melanie Montresor Abb. 2.11: Manchesters Kathedrale — Melanie Montresor Abb. 2.12: URBIS Centre und im Hintergrund The Printworks — Josiane Meier Abb. 2.13: Cetham`s School of Music — Melanie Montresor Abb. 2.14: Exchange Square Design und die stählernen Windmühlen im Hintergrund — Melanie Montresor Visit Manchester (o.J.), History, Waterways, [online], http://manchesterhistory.net/manchester/waterways.html, [07.08.2015]. Abb. 2.15: One Angel Square und Angel Square — Melanie Montresor Wainwright, Oliver (2012): How social housing in Manchester has reinvented the back-to-back, in: The Guardian,18.12.2012 [online] http://www.theguardian.com/artanddesign/architecture-design-blog/2012/dec/18/social-housing-new-islington-manchester [19.09.2015]. Abb. 2.17: St. Peter´s Square heute — Melanie Montresor Walther, U.-J.; Jessen, J. 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E1.2: Initiativen zur Umsetzung des 24-Hour City Konzepts — Heath 1997:199 S. 31-32 — Kathrin Krell Abb. 3.1: The Express Building (schwarz im Hintergrund) — Josiane Meier Abb. 3.2: St. Peter‘s Square als Teil der Public Realm Strategy — Kathrin Krell Central Station / Gmax 2015 — Josiane Meier Abb. 3.3: Murray‘s Mills — Kathrin Krell Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 3.4: Cotton Field Park mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen New Islingtons — Kathrin Krell Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz Abb. 3.5: The Chips und die Einhausung des Ancoats Dispensary Trust — Josiane Meier Barton Arcade 1978 — Prof. Dietrich Henckel Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz Abb. 3.6: The Guts — Kathrin Krell Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 3.7: Zentraler Boulevard New Islingtons — Josiane Meier Barton Arcade 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz Abb. 4.1: Baustelle im Exchange Areal — Marian Knapschinsky Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 4.2: Unsortierte Nutzungsmischung — Marian Knapschinsky Barton Arcade 2015 — Niels Kramer Abb. 4.3: The Lowry — Josiane Meier Barton Arcade 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 4.4: MediaCityUK — Josiane Meier Barton Arcade 2015 — Kathrin Krell Abb. E2.1: Das Stadion Old Trafford – Heimspielstätte von Manchester United — Niels Kramer Arndale Centre 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. E2.2: Top 10 der Besucherattraktionen in Greater Manchester im Jahr 2013 — Niels Kramer nach Manchester Evening News Abb. 5.1: Wohnbebauung entlang der Old Birley Street (Ecke Greenheys Lane West) — Adina Felgentreu Abb. 5.2: Hulme Park — Adina Felgentreu Abb. 5.3: Vorplatz Hulme Park an der Stretfort Road — Adina Felgentreu Arndale Centre 2015 — Melanie Montresor Alves Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 1987 — Prof. Dietrich Henckel Hotel Mercure (ehemals Hotel Piccadily) 2015 — Niels Kramer Hotel Mercure und Piccadily Gardens 1987 — Prof. Dietrich Henckel Hotel Mercure und Piccadily Gardens 2015 — Niels Kramer China Town 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 5.4: Arch Bridge — Jenny Kögler China Town 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz Abb. 5.5: Studentununterkünfte — Adina Felgentreu Victoria Station 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 5.6: Studentununterkünfte — Adina Felgentreu Victoria Station 2015 — Kathrin Krell Abb. 5.7: Universitätsgebäude — Adina Felgentreu Water Street 1987 — Prof. Dietrich Henckel Abb. 5.8: Blick entlang der Hulme High Street Richtung Süden — Adina Felgentreu Water Street 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz Abb. 5.9: Zentraler Platz Hulme High Street — Adina Felgentreu Abb. 5.10: Zentraler Platz Hulme Higth Street mit Blick auf die flexiblen Stände (Hulme High Street Outdoor Market) — Adina Felgentreu Abb. 5.11: Eingang Hulme Community Garden Centre — Jenny Kögler Abb. 5.12: Übersichtsplan — Adina Felgentreu Abb. 6.1: Die Wilmslow Road — MCC 2011: 3 Abb. 6.2: Studentisches Wohngebäude entlang der Old Hall Lane — Niels Kramer Abb. 6.3: Der „Toast-Rack“ am Abend — Jenny Kögler Abb. 6.4: Der „Toast-Rack“ zu Verkaufen — Jenny Kögler Abb. 6.5: Fallowfield am Abend — Niels Kramer Abb. 6.6: Fallowfield am Abend — Jennifer Kögler Exkurs —Manchester Revisited 1978 — 2015 Refuge Assurance Company 1978 — Prof. Dietrich Henckel Refuge Assurance Company 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz India House 1978 — Prof. Dietrich Henckel India House 2015 — Silvia Groeger / Steffen Klotz 1978 — Prof. Dietrich Henckel 2015 — Josiane Meier Central Station 1978 — Prof. Dietrich Henckel 111 Manchester — Berlin — 2015 Erneuerung Wiederaufbau M rismus Leerstand Investor nentwicklung Stadtmarketin zertifiziertes Erhaltungsge zelhandels IRA Bombing Imm marketing Business Improveme Raum Architektur Politische tentwicklung Immobilienen Kreativszene Architektur M City Wirtschaftliche Einna Wohnsiedlungen Leerstand Grünflächenentwicklung V keting Immobilienentwicklun Altbau Neubau Stadtmarketi sportveranstaltungen Anzie schaftliche Einnahmequelle hungen Investoren Immobilie Kulturzentrum Hafenentw chitektur Neubau Media Cit erung Architektur Brück Grün Freiraumentwicklung Entwicklung eines Studen