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SONDERDRUCK AUS »DER FOTOHÄNDLER« 17/1966, SEITEN 900/90! Zu Besuch in Europas größter Bildermaschinenfabrik: Wilhelm Hostert «fc Co Düsseldorf - Dreisbach - Paris - New Jersey Der „Fotohändler" brachte in diesem Sommer schon mehrfach Berichte über moderne Großlabors, neuerdings sehr sinnfällig auch „Bilderfabriken" genannt. Gebraucht man das Wort Fabrik, so denkt man zwangsläufig auch an Maschinen. Und in der Tat: Kein Color-Großlabor kommt heute noch ohne moderne Verarbeitungsmaschinen aus, wenn es im Wettbewerb bestehen will. Der Strukturwandel vom „Labor" zur „Fabrik" ist vollzogen, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht. Angesichts solcher Gedanken lag es nahe, sich einmal in einer Fabrik umzusehen, die sich auf die Herstellung von Bildermaschinen spezialisiert hat. Wir fanden sie in der Firma Wilhelm Hostert & Söhne in Düsseldorf-Eller, die sich ohne Übertreibung die größte Spezialfabrik ihrer Art in Europa nennen kann. Senior Wilhelm Hostert (t 1956) und seine drei Söhne Walter, Willy und Karl-Heinz gründeten die Firma kurz nach dem Kriege im Jahre 1945 in Düsseldorf-Eller und befaßten sich zunächst mit der Reparatur kriegsbeschädigter „Entwima"-Maschinen, die schon vor dem Kriege von dem Düsseldorfer Fotokaufmann August Leistenschneider konzipiert und in dessen Auftrag hergestellt worden waren. August Leistenschneider hatte zwar schon sehr früh die Notwendigkeit der Maschine erkannt und seine Gedanken dazu in die Tat umgesetzt, doch ist für das damalige Denken typisch, daß die Filme in seiner „Entwima" noch horizontal lagen, so daß man sie beobachten konnte: Maschine ja, aber mit Beobachtung bitte! Schon im Jahre 1948 entstanden — nun bei Hostert — wieder die ersten „Entwima"-Schwarzweiß-Rollfilmentwicklungsmaschinen, mit Verbesserungen zwar, aber noch nach dem alten Leistenschneider- Rezept mit horizontaler Filmlage. Erst in den Jahren 1950—1952 verließ man das alte Konzept und baute Maschinen mit hängendem Film, wie es heute nicht anders denkbar ist. Die Jahre 1954 und 1955 brachten den großen Durchbruch mit einet Vielzahl neuer Maschinen: Die erste Colorpapier-Entwicklungsmaschine für Blattware, eine Röntgenfilm-Entwicklungsmaschine, ReprofilmEntwicklungsmaschinen, Color-Negativfilm-Entwicklungsmaischinen für Agfacolor und sogar Color-Umkehrfilm-Bearbeitungsmaschinen (letztere für Italien und Afrika) wurden gebaut. Der Export, der heute 75°/o der ganzen Produktion ausmacht, begann 1952 mit der Lieferung einer Maschine an Jacob Lauri in Bern. 1958 wurde die erste Hostert-Rollenpapierentwicklungsmaschine für Color gebaut, der dann 1959 eine SW-Maschine gleicher Art folgte. „Color braucht die Maschine viel nötiger als Schwarzweiß" sagte uns Walter Hostert, „Schwarzweiß kann man in kleinem Rahmen von Qualität und Wirtschaftlichkeit her durchaus im Griff haben. Bei Color geht das nicht, da muß die Maschine her. Und bei Schwarzweifä wird es eines Tages nicht anders sein. Denn die Großmutter, die in manchem Kleinstbetrieb heute noch die Bilder trocknet und beschneidet, lebt leider nicht ewig." Inzwischen hatte der Kunststoff seinen Siegeszug begonnen, ein Material, ohne das heute der Bau von Bildermaschinen nicht denkbar wäre. Heute ist der „Kunststoffschlosser", der Mann, der Kunststoffe bearbeitet, formt und schweißt, längst ein gelernter Facharbeiter. Aber im Anfang? Hören wir Walter Hostert: „Es war ähnlich wie im Anfang der Colorfotografie, wo nur derjenige Colormaterial bekam, der einen Lehrgang Vierbabni 'bnige Rollenpapier-Entwicktungsmaschine für Agjacolor-Papier bis 127 t Breite in der Montage. Der Durchmesser der Hochglanztrommel beträgt 160 cm, Die betriebsfertige 4 Bahnen. IMMMBBM^^HHnM^HBH^H«^^B*9^KK^^^V*!K&**^3Saggülal^^^^^^HH^galfflH»HraHm^, Rollenpapier-Entwicklungsmaschine für Agfacoior-Papier mit mitgemacht hatte. Die Dynamit-Nobel AG in Troisdorf hätte uns nicht mit Kunststoff beliefert, wenn wir nicht fleißig entsprechende Lehrgänge an der TH in Aachen besucht und absolviert hätten. Aber es hat uns Spaß gemacht, in dieses für uns lebensnotwendige Neuland vorzustoßen. Neuland, das ist überhaupt von jeher ein besonderer Reiz für uns gewesen. Auch heute noch. Unsere Betriebe sind nicht in fader Serienproduktion erstarrt, sondern in ihrer Leistung flexibel. Wohl haben wir viele Bausteine, die in Serie gefertigt werden, sei es in Kunststoff oder Edelstahl. Wir haben eigenen Werkzeug- und Vorrichtungsbau und auch Kunststoff-Spritzautomaten. Da aber in jedem Labor, in jeder Bilderfabrik die Maschinenkette nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, möchten wir in jedem Falle „betriebsgerechte" Maschinen liefern können — und das ist unsere Stärke. Oft werden uns Sonderaufgaben gestellt, die wir auf diese Weise lösen können. Natürlich lernen wir auch immer wieder hinzu durch solche Impulse, die besonders aus dem internationalen Geschäft kommen: andere Verfahren, andere Kapazitäten, andere Temperaturen, anderes Wasser, andere Luft, anderes Personal. Hier ein hundertprozentiger Vollautomat, dort eine halb- oder dreiviertelautomatische Maschine — das ist schon interessant. Die Montageabteilung für Hochglanz-Trockenpressen im Werk Dreisbach. Eine Hostert-Entwicklungs- und Umkehrmaschine für den Ektachrome-Prozeß E 4. Die Montageabteilung für Röntgenfilm-Entwicklungsautomaten im Werk Dreisbach. Ich meine auch — und hoffentlich nimmt mir das niemand übel —, daß der Fotohandel sich mehr ums Erschließen von Neuland kümmern sollte und aufhören müßte, nur in 7X10 zu denken. Warum wehrt man sich denn so sehr dagegen, das Bild als Handelsware anzuerkennen? Die Apotheker mixen doch schon lange ihre Pülverchen nicht mehr selbst und verkaufen fertige Industrieprodukte! Bilder als Handelsware und sich dann mehr darum kümmern, daß die Leute fleißig knipsen, sich Fototapeten ins Zimmer kleben nach eigenen Motiven, 50 oder 100 Folo-Hochzeitskarten herumschicken, sich Ansichtskarten vom eigenen Haus machen lassen — kurz, der Handel sollte neue Ideen gebären, wie man die Fotografie ausbreiten kann, und nicht 7 X 10-Bildchen in der Schale schaukeln. Wir waren einigermaßen erstaunt darüber, wie sehr Walter Hostert mit der Maschine denkt und die Konsequenzen ihrer Verbreitung sieht. Sicher ist es lohnend, seine Neuland-Gedanken zu überdenken. Neuland, das ist auch der 3000 qm große und noch stark erweiterungsfähige Hostert-Betrieb in Dreisbach im schönen Westerwald. Düsseldorf war zu eng geworden, da dort allenfalls nur 40—50 Leute arbeiten können. Im Werk Dreisbach, 1963 fertiggestellt und in Betrieb genommen, werken 90 Leute und versorgen auch den Düsseldorfer Betrieb mit Einzelteilen. Die Hostert-France in Paris als Verkaufs- und Service-Stützpunkt beschäftigt 6 Leute, und etwa 25 Menschen arbeiten in einer kleinen Fabrik in New Jersey (USA), die Hostert in diesem Jahre übernahm und in eine Hostert-US-Company umwandelte. Gerade der US-Markt braucht auch die flexible Beweglichkeit des Hostertschen Bausteinsystems, und man braucht sich nicht zu wundern, wenn auch japanische Firmen inzwischen zu Kunden der Firma Hostert zählen, wie überhaupt die wichtigsten Märkte der Welt längst erschlossen wurden. Das Düsseldorfer Stammhaus widmet sich mehr und mehr der Verwaltung, der Konstruktion, dem Versuchs- und Musterbau und ist Service-Zentrale. Viele langjährig erfahrene und bewährte Mitarbeiter fahren und fliegen in der Welt umher und haben oft so guten Kundenkontakt, daß sie „ihre" Maschinen schon fast als Patenkinder betrachten und entsprechend warten. im Verlauf weiterer Gespräche hörten wir, daß der Bundesverband der Großkopieranstalten sich reorganisieren will. Es sei gefragt: Wenn sich das Großlabor zur Bilderfabrik gewandelt hat, eine Vielzahl solcher Fabriken quasi schon eine Bilder-„lndustrie" repräsentiert — läge nicht der Gedanke nahe, sich als eine VA* „Bild" dem Fotoindustrieverband anzuschließen, in dem man sich mit Fug und Recht zu Hause fühlen müßte, als — Industrie? H = Verbandsabteilung wie 2. B. die VA „Kamera", die VA „Zubehör" usw.