dauertest sram rival
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DAUERTEST SRAM RIVAL DIE RIVALIN Hat die Rival-Gruppe von SRAM das Zeug, der etablierten Konkurrenz Paroli zu bieten? TOUR hat die Komponenten nach 13.770 Kilometern Dauertest durchleuchtet und unter die Lupe gelegt 24 TOUR 7/ 2007 Das Dauertest-Rad: Cannondales CAAD 5-Rahmen, Ksyrium-Elite-Laufräder von Mavic, die Komponenten der Rival-Gruppe von SRAM 25 DAUERTEST SRAM RIVAL Dem Ende nah: Beide Kettenblätter präsentierten sich am Ende des Tests austauschreif. Auch das Innenlager hatte Spiel TEXT: MANUEL JEKEL FOTOS: DANIEL KRAUS Kaum noch als Zahnräder erkennbar: Die Leitrollen am Schaltwerk nach knapp 14.000 Kilometern. Die Funktion war davon nicht beeinträchtigt KURZ & KNAPP Die Rival-Gruppe war über 13.770 Kilometer ein zuverlässiger Begleiter. Es mussten lediglich Verschleißteile getauscht werden. Bremsen und Schaltung funktionierten dank robuster Mechanik und gedichteter Züge gleichbleibend gut, Ritzel und Kette erwiesen sich als haltbar. Kettenblätter, Innenlager und die Leitrollen am Schaltwerk hingegen waren bei Testende verschlissen. Viele Schlechtwetterfahrten zu Beginn des Tests ließen die Bremsbeläge schnell verschleißen. Gleichzeitig wurden die Felgenflanken stark abgeschliffen. Ob das als Einzelfall zu werten ist, klärt TOUR in einer der folgenden Ausgaben in einem Labortest. 26 TOUR 7/ 2007 M it der Rival-Gruppe hat der amerikanische Komponentenhersteller SRAM Großes vor. Sie soll der mit Abstand meistverkauften Rennradgruppe der Welt, Shimanos Ultegra, den Rang streitig machen. Das Ziel klingt ehrgeizig – aber andererseits haben die Amerikaner mit ihren erfolgreichen Mountainbike-Komponenten, vor allem mit dem X0-Schaltwerk, längst bewiesen, dass sie Shimano Marktanteile abjagen können. Warum soll das nicht auch mit den Rennradgruppen gelingen? Aus dem Stand punktet die Rival in einer wichtigen Disziplin gegen ihre japanische Konkurrentin: Sie wiegt ein gutes Pfund – exakt 259 Gramm – weniger als die Ultegra. Beachtlich für ein Erstlingswerk, und in der notorisch gewichtsfixierten Rennradwelt kein schwaches Argument. Wichtiger ist allerdings, dass die Rival vom Start weg sehr gut funktioniert. Bremsen und Schaltung stehen SRAMs Top-Gruppe „Force“ in nichts nach. SRAMs Nummer zwei profitiert von der engen technischen Verwandtschaft zur Force, mit der sie sich das Innenleben der Bremsschalthebel, die Schmiedeteile der Bremsen, Teile des Schaltwerks, den Umwerfer, das Innenlager und die Zahnkranzkassette teilt. Der wesentliche Unterschied: Wo bei der Force aus Gewichtsgründen Carbon, Titan und Magnesi- um eingesetzt werden, finden sich bei der günstigeren Rival Aluminium oder Stahl. Nun freuen sich Rennradler prinzipiell über jedes eingesparte Gramm. Doch sollte die Diät nicht zulasten von Lebensdauer und Zuverlässigkeit gehen. Gerade in diesen Disziplinen setzt die aktuelle, 2004 vorgestellte Ultegra Maßstäbe. Kann die Rival da mithalten? Um dies herauszufinden, übergaben wir Ende Oktober 2006 eine der ersten ausgelieferten Rival-Gruppen, montiert an einem Alu-Rahmen von Cannondale, für einen ersten Dauertest an den Wuppertaler Amateur-Rennfahrer Achim Janke. Der 44-Jährige pendelt täglich mit dem Rennrad zwischen seinem Wohnort und seiner Arbeitsstelle im linksrheinischen Düsseldorfer Stadtteil Heerdt. Eine Strecke, die mit vielen Hügeln und Ampelstopps wie gemacht ist für einen Langzeittest. Als das Testrad Anfang Mai nach sechs Monaten wieder bei uns eintraf, konnten wir den Kilometerstand kaum glauben. 13.770,5 Kilometer wies das penibel geführte Fahrtenbuch aus, davon 4.500 Kilometer auf nassen Straßen. Und weil Janke das Rad vor dem Versand gründlich geputzt hatte, waren die Spuren seines täglichen Einsatzes auf Anhieb kaum erkennbar. GUT GEDICHTETE ZÜGE Der Vergleich von Bremsen und Schaltung mit einer fabrikneuen Rival-Gruppe zeigte: Die Bedienkräfte waren kaum höher als im Neuzustand, Schaltwerk und Umwerfer funktionierten präzise wie am ersten Tag. Großen Anteil daran haben die von SRAM empfohlenen, gedichteten Bremszüge und Schaltzugaußenhüllen von Jagwire, die damit das gute Ergebnis in unserem letzten Bowdenzug-Test in TOUR 12/03 bestätigen. Ausgetauscht oder zwischenzeitlich gewartet hatte Janke die Züge nicht. Auch die Gelenke von Schaltwerk und Umwerfer zeigten sich spielfrei; optisch waren sie in gutem Zustand. Lediglich die Leitrollen am Schaltwerk hatten den vielen Regenfahrten erkennbar Tribut gezollt. Die Kunststoffzahnräder waren kaum mehr als solche zu erkennen, ihre Kugellager drehten Gib Gummi: Zweimal mussten die Bremsbeläge ausgewechselt werden DAUERTEST SRAM RIVAL TOUR-Tester Achim Janke über die Rival-Gruppe in allem war ich » Alles mit der Rival-Gruppe sehr zufrieden. Besonders imponiert mir, dass die Schaltung über den gesamten Zeitraum sehr genau und gleichbleibend gut funktionierte. Auch die Bremsgriffe liegen gut in der Hand. Das Innenlager dürfte aber nach 14.000 Kilometern noch nicht kaputt sein. Die Ultegra- und Campagnolo-Innenlager, die ich kenne, halten deutlich länger. « sich leicht unregelmäßig, was die Funktion aber nicht beeinträchtigte. SCHWACHPUNKT TRETLAGER Alles prima also? Die weitere Analyse offenbarte dann doch einige Schwächen der Gruppe. In Jankes Fahrtenbuch steht nach 8.561 Kilometern: „Rost-Fett-Gemisch aus linkem Innenlager an Kurbel runtergelaufen.“ Später notierte er noch zunehmendes Spiel der Lager. Nach dem Öffnen der Dichtungen zeigte sich: Beide Lagereinheiten liefen trocken und rau und waren korrodiert. Auch beide Kettenblätter waren nach knapp 14.000 Kilometern am Ende. Zähne spitz wie Haifischflossen würden bei weiterem Einsatz die Lebensdauer der Kette und damit auch der Kassette drastisch verkürzen. Nach Erfahrungen mit den Produkten der Mitbewerber ist das auf jeden Fall deutlich vor der Zeit. Damit bleibt am Ende des Tests nur eine Empfehlung für die rund 160 Euro teure Tretzentrale: austauschen. Ein weiteres Manko der Testgruppe sind die Bremsen, genauer die Beläge. Zweimal, nach 4.300 und 10.000 Kilometern, musste Janke die Beläge wechseln. Schon früh berichtete er, dass die harten Gummis nicht nur schnell verschleißen, sondern auch den Ksyrium-Elite-Felgen von Mavic stark zusetzen – erkennbar am schmirgelnden Bremsgeräusch und starkem Felgenabrieb. Dennoch waren wir vom tatsächlichen Ausmaß der Zerstörung überrascht. Die Schmirgel-Gummis hatten sich auf beiden Seiten der Vorderradfelge zwischen 0,5 und 0,6 Millimeter tief ins Material eingefräst. Ein Querschnitt durch die Felge offenbarte verbleibende hauchzarte 0,4 Millimeter Wandstärke (Bild unten) an der dünnsten Stelle der Bremsf lanken – eine tickende Zeitbombe. Jedes weitere Schlagloch hätte Kilometer & Verschleiß KILOMETER 4.290 4.641 5.425 8.561 9.614 10.202 28 TOUR 7/ 2007 PROBLEM Bremsbeläge hinten abgebremst Kette springt auf 17er-Ritzel Bremsbeläge vorne abgebremst Fett-Rost-Gemisch tritt linksseitig aus Tretlager aus Kette beginnt zu springen; Bremsbeläge vorne und hinten abgebremst Kette springt auf 17er-, 18erund 19er-Ritzel; zunehmendes Spiel im Tretlager MASSNAHME neue Beläge montiert neue Kette montiert neue Beläge montiert weiter gefahren neue Kette und Beläge montiert neue Kassette montiert Abgebremst: Viel fehlte nicht bis zum Kollaps der Vorderrad-Felge aus Jankes Testrad die Felgenhörner bersten und das Rad kollabieren lassen können – eine haarsträubende Vorstellung. Was die Bewertung des Verschleißverhaltens der Beläge schwierig macht: Die 4.500 Kilometer auf nassen Straßen, die Janke absolvierte, fallen überwiegend in der ersten Hälfte des Tests. Im letzten Drittel des Tests war das Wetter durchgängig trocken und weniger verschleißfördernd. Das zeigt sich deutlich an den Belägen, die zuletzt montiert wurden. Sie waren nach 3.500 Kilometern viel weniger abgebremst als die älteren nach ähnlicher Laufzeit und blieben auch akustisch unauffällig. Nach eigener Aussage hat SRAM die Belagmischung so optimiert, dass das Bremsverhalten bei Nässe und Trockenheit homogen ist. Ob diese Auslegung den horrenden Felgenverschleiß begünstigt hat, werden wir in Kürze in einem Labortest klären. Am Ende des 13.000-Kilometer-Tests steht die Erkenntnis: Bis die Rival-Gruppe durchgängig auf Ultegra-Niveau ist, bleibt für SRAM noch einiges zu tun. Größte Baustelle ist das Tretlager, das derzeit nicht an Shimanos 105-Tretlager heranreicht. Stolz dürfen die Amerikaner dagegen auf ihr leichtes, robustes und präzises Schaltsystem sein. Hier ■ ist die Rival schon eine echte Rivalin. SRAM Rival und direkte Konkurrenten im Gewichtsvergleich* Bremsschalthebel Bremsen Umwerfer (f. Sockel) Schaltwerk Kurbelsatz** Innenlager Zahnkranzkassette*** Kette Gesamtgewicht Preis Sram Rival 2x10 340 Gramm 284 Gramm 88 Gramm 186 Gramm 709 Gramm 117 Gramm 240 Gramm 257 Gramm 2.221 Gramm ca. 850 Euro Shimano Ultegra 2x10 493 Gramm 327 Gramm 89 Gramm 209 Gramm 735 Gramm 98 Gramm 249 Gramm 280 Gramm 2.480 Gramm ca. 850 Euro Shimano 105 2x10 493 Gramm 356 Gramm 88 Gramm 221 Gramm 760 Gramm 97 Gramm 249 Gramm 277 Gramm 2.541 Gramm ca. 700 Euro Campagnolo Centaur 2x10 335 Gramm 336 Gramm 86 Gramm 226 Gramm 826 Gramm 55 Gramm 243 Gramm 266 Gramm 2.373 Gramm ca. 700 Euro Campagnolo Veloce 2x10 351 Gramm 350 Gramm 93 Gramm 252 Gramm 838 Gramm 55 Gramm 250 Gramm 270 Gramm 2.459 Gramm ca. 500 Euro * Alle Gewichte wurden von TOUR ermittelt; ** 53/39 Z.; 172,5 mm; ***Rival 12-26 Zähne; Ultegra, 105 und Centaur 12-25 Zähne; Veloce 11-25 Zähne