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MESSTECHNIK Signale aller Art Teil 1 Markus Kötterl, Marian Koop Bei PC-basierten Datenerfassungssystemen stellt die Signalaufbereitung neben der Datenerfassungskarte und der Anwendersoftware die wichtigste Komponente dar. Die meisten Messwertaufnehmer und Umformer im Mess- Prüf- und Automatisierungsbereich generieren Signale, die zuerst verstärkt, gefiltert oder galvanisch getrennt werden müssen, um von der Datenerfassungskarte optimal digitalisiert zu werden. Der zweiteilige Beitrag beschreibt die Möglichkeiten und Unterschiede moderner PC-basierter Signalaufbereitungssysteme wie SCXI (Signal Conditioning Extentions for Instrumentation) oder der SCCSerie. D ie Offenheit PC-orientierter Systeme, sogenannter Virtueller Instrumente, bringt Vorteile mit sich, die in der Vergangenheit kaum denkbar waren.Virtuelle Instrumente haben sich aufgrund ihrer Vielfältigkeit in Bezug auf Hardund Softwareerweiterungen seit der Einführung der grafischen Programmiersprache LabVIEW vor 14 Jahren in allen Bereichen der Industrie etablieren können. Hardware-Modullösungen geben dem Anwender die Möglichkeit, das minimal Notwendige für die jeweilige Applikation herauszufiltern und garantieren die Ausbaufähigkeit des Systems in der Zukunft. National Instruments (NI) bietet als weltweit operierendes Unternehmen für diese Produkte auch den geforderten weltweiten Support und die einfache Austauschbarkeit dieser Module. Aus diesem Grund wurden Signalaufbereitungssysteme entwickelt, die aus einer Grundeinheit (Chassis oder Modulträgereinheit) bestehen und dann mit Hilfe vielzähliger einzelner Module der aktuellen MSR-Aufgabe angepasst werden können. Im Falle des SCXI-Systems kann die Kanalzahl durch SCXI-Multiplexermodule in Verbindung mit nur einer Datenerfassungskarte im PC auf mehrere hunderte Kanäle erweitert werden (Bild 1). Das SCC-System ist von der Kanalzahl auf 20 Kanäle beschränkt, da dieses System speziell für portable Lösungen z. B. in Verbindung mit einem Notebook konzipiert wurde (Bild 2). Der wahre Kundennutzen zeigt sich dabei auch in der einfachen und kurzen Implementierungsphase dieser 80 Bild 1: Die gesamte Kette vom Sensor über die Signalkonditionierungseinheit bis hin zur Datenerfassungskarte im PC Systeme – vom Anschluss des Sensors bis hin zur Steuerprogrammerstellung mit LabVIEW oder Measurement Studio ( Progamme LabWindows/CVI, Component Works für Visual Basic und Component Works++ für VisualC++). Weiterhin spielt dabei auch die nahtlose Integration unterschiedlichster Komponenten wie Datenerfassung, Motorensteuerung, serieller Schnittstellen, CAN oder Bildverarbeitung eine entscheidende Rolle. Signalaufbereitungssysteme wie SCXI oder SCC stellen dabei die Brücke zwischen dem Prozess oder der zu messenden Einheit und dem PC dar. Unabhängig von der Art des Sensors stellt das Signal- konditionierungssystem die Genauigkeit bzw. Qualität des Messwerts durch Verstärkung, Filterung oder galvanischer Trennung sicher. Signalaufbereitung PC-basierte Datenerfassungssysteme erlauben problemlose Messungen von Signalen in Form von Spannungen. Bei einem Überblick über die auf dem Markt angebotenen Sensoren fällt jedoch schnell auf, dass die Art der Ausgangssignale von Sensoren sehr vielfältig ist. Häufig zu messende Ausgangssignale von Sensoren sind unterschiedlich große Spannungspegel, Ströme bis zu 20 mA, Frequenzen und Widerstände. Auf vielen Datenerfassungseinsteckkarten ist bereits ein Minimum an Möglichkeiten zur Signalaufbereitung integriert. Typisch sind hier Differenzialverstärker zur optimalen Anpassung des analogen Signals an den Eingangsmessbereich des verwendeten Analog-Digital-Wandlers sowie verschiedene, nicht Bild 2: Die SCC-Trägereinheit mit einzelnen Modulen einstellbare Filter. Eben- E elektronik industrie 4-2000 MESSTECHNIK falls bei der Ausgabe digitaler Signale sind externe Einheiten nötig, um z. B. mehrere Ampere schalten zu können. Ausgehend von der Lücke zwischen den Möglichkeiten, die eine Datenerfassungskarte bietet, und den Anforderungen durch die Sensortechnik müssen zusätzliche Vorkehrungen zur Anpassung von Sensorsignalen getroffen werden. Diese Vorkehrungen beinhalten die Gewährleistung der in einem Sensorsignal enthaltenen Informationen und werden allgemein unter dem Begriff Signalaufbereitung zusammengefasst. Signalaufbereitung mit SCXI? SCXI ist die Bezeichnung für ein modulares Signalaufbereitungs- und Datenerfassungssystem zur Erfüllung von Messaufgaben auf der Basis eines PCs. Die SCXI-Produktlinie umfasst Module für analoge und digitale Signale, Datenerfassungs- und Steuermodule, Module für Schalt- und Umschaltaufgaben, Gehäuse und Anschlusstechnik. SCXI-Module erweitern ein Datenerfassungssystem um zusätzliche Isolierung, verstärken Signalpegel und sind der erste Schritt zur Auswertung von elektrischen Signalen. Darüber hinaus beinhalten alle SCXI-Module die Fähigkeit zur Vervielfältigung der zur Verfügung stehenden Messkanäle. Ein komplettes SCXI-System zur Signalaufbereitung kann je nach Anwendung aus mehreren Komponenten bestehen und beinhaltet häufig auch Elemente wie Schalter, Umschalter und Multiplexer. Das SCXI-System Ein SCXI-Gesamtsystem besteht aus verschiedenen Modulen zum Anschluss und zur Aufbereitung von Mess-Signalen, der notwendigen Anschlusstechnik zum PC und einem oder mehreren Gehäusen als Basis. NI bietet eine Vielzahl von verschiedenen SCXI-Gehäusen, denen eines gemeinsam ist: Sie sind in der Lage vier bis zwölf SCXI-Module aufzunehmen und erlauben die Ansteuerung aller Modulslots von einem beliebig gewählten Modulslot aus. Zu diesem 82 Zweck ist in die Gehäuse ein Daten- und Steuerbus integriert. Der SCXI-Bus ermöglicht Datentransferraten von bis 333 kS/s (= 666 KByte/s) und erlaubt, jeden beliebigen Modulslot und jeden in einem Modul vorhandenen Signalkanal anzusprechen und auszulesen. Die Spezifikationen zu diesem Bus sind frei zugänglich und ermöglichen die Verwendung von anwenderspezifischen Modulen. SCXI-Module sind für verschiedenste Anwendungen verfügbar. Allen gleich sind die integrierten Fähigkeiten zur Remotesteuerung über den SCXI-Bus und ein definierter Ausgangssignalpegel Auswahlphase für seine Komponenten bestimmt. Die Tabelle 1 verdeutlicht die wesentlichen Kriterien die ein Signalaufbereitungssystem zu erfüllen hat. Vorgehensweise bei der Auswahl eines SCXI-Signalaufbereitungssystems: 1. Auswahl der SCXI-Module Aufbereitung/Verbesserung des zu messenden Signals (siehe Tabelle 1), 2. Auswahl der Anschlussblöcke, Direkt, auf DIN-Schiene oder anwenderspezifisch, 3. Auswahl des SCXI-Gehäuses (vier oder zwölf Slots), Entsprechend der Anzahl der ausgewählten SCXI-Module und Anwendungsspezifika tion (stationär, mobil, remote, Kombination mit CompactPCI/ PXI), 4. Auswahl der Datenerfassungskarte, entsprechend Anwenderspezifikation (Gesamtab tastrate, Auflösung), 5. Auswahl der zu verwendenden Verbindungskabel, 6. Gegebenenfalls Auswahl von Zubehör. von ±10 V. Neben den verschiedenen Funktionen zur Signalaufbereitung bieten einige SCXIModule die Fähigkeit zur parallelen Bild 3: Konfiguration der einzelnen Module mit der GeräteDatenübertragung. und Schnittstellensteuerung mit dem MAX (Measurement Unter Verwendung & Automation Explorer) von schnellen Datenerfassungskarten sind hiermit Hoch- Definition und Auswahl geschwindigkeitsanwendungen mög- eines SCC-Systems lich. Zum Anschluss von Sensoren an SCXI-Module stehen zwei verschiedene Die SCC-Serie ist ein portables SignalAnschlussvarianten zur Auswahl. Die er- konditionierungssystem in der Größe eiste besteht in einem an das SCXI-Modul nes handelsüblichen Notebooks für bis montierbaren Anschlussblock. Alterna- zu 16 analogen Eingängen und acht ditiv können auf DIN-Standard-Schienen gitalen I/Os. Pro Modul können dabei bis montierte Anschlussblöcke zum Einsatz zu zwei Signale aufbereitet werden. Eine kommen, die über ein geschirmtes Ka- Multiplexereinheit ist im SCC-System bel mit dem SCXI-Modul verbunden nicht enthalten. Die Signale werden nach Aufbereitung an den jeweiligen sind. Eingangskanal der Datenerfassungskarte weitergeleitet. Bei der Auswahl eines Auswahl eines SCXI-Systems SCC-Systems werden zuerst die einzelnen Module wie z. B. DehnungsmessDer Nutzen eines jeden Datenerfas- Streifen- oder Thermoelementmodule, sungssystems wird entscheidend in der oder ein digitales Modul und an- elektronik industrie 4-2000 Konfiguration mit dem Measurement & Automation Explorer Nach der Auswahl der für eine bestimmte Anwendung notwendigen Hardwarekomponenten besteht der nächste Schritt in der Konfiguration der einzelnen Module mit der Geräte- und Schnittstellensteuerung von National Instruments MAX (Automation & Measurement Explorer). Neben GPIB- und Datenerfassungskarten oder Bilderfassungskarten werden in dieser gemeinsamen Softwareoberfläche auch die einzelnen SCXI- oder SCC-Module konfiguriert (Bild 3). Im Menüpunkt Geräte und Schnittstellen werden alle konfigurierten Hardwarekomponenten aufgelistet und können auch nachträglich sehr einfach umkonfiguriert werden. PC-Einsteckkarten wie Datenerfassungskarten werden dabei automatisch über das Betriebssystem (Windows 95/98/NT/2000) erkannt. Das SCXI-Chassis als externe Komponente wird dann manuell durch Menüauswahl hinzugefügt. Nach Angabe der Datenerfassungskarte, die das SCXIChassis steuert, werden die Module des Chassis wiederum automatisch erkannt. Eine weitere Konfigurierungsmöglichkeit des MAX stellt die Vergabe von logischen Namen für jeden zu verwendenden Eingangskanal dar. Die Konfiguration beschränkt sich nicht nur auf die Vergabe von logischen Namen (z. B. Thermoelement_1) sondern erlaubt auch die Anpassung der elektrischen Signale (z. B. in Volt) an die gemessenen physikalischen Werte (z. B. Grad Celsius). (jj) 744 NATIONAL I NSTRUMENTS Dipl.-Ing. Markus Kötterl ist Vertriebsingenieur und Dipl.-Ing. Marian Koop Applikationsingenieur in der deutschen Niederlassung von National Instruments. Der zweite Teil dieses Beitrags wird sich vor allem mit der Programmierung von Signalkonditionierungssystemen mit der grafischen Programmiersprache LabVIEW und Praxisbeispielen wie z. B. Temperaturmesswerterfassung beschäftigen. MESSTECHNIK schließend die passende Modulträgereinheit (Carrier) ausgewählt. Bei den Modulträgereinheiten gibt es zwei Varianten. Eine Variante mit wählbaren Anschlüssen (BNC, D-Sub (neun Pins), SMB, Thermoelement) und mit wählbaren Schaltern, LEDs oder einem Potentiometer als Anzeige bzw. als Eingabemöglichkeit. Bei der zweiten Variante wird der Sensor bzw. das Signal direkt über Schraubklemmen am Modul angeschlossen. Diese Konfiguration erlaubt ein schnelleres Ändern und Austauschen der einzelnen Module. Literatur [1] Rahman Jamal, Herbert Pichlik: LabVIEW - Programmiersprache der 4. Generation,Prentice Hall Verlag,2.revidierte Auflage [2] National Instruments Application Note 048, Signal Conditioning Fundamentals for PC-Based Data Acquisition Systems (November 1997) [3] National Instruments Application Note 083,SCXI Product Selection Guide (März 1997) [4] Rahman Jamal, Heinrich Illig: Von LabWindows/CVI zu Measurement Studio, elektronik industrie 2/2000 Sensor-/Signalart Wichtige Charaktere des Signales Notwendige Signalaufbereitung Besondere Anforderungen Thermoelement langsame Änderung hohe Empfindlichkeit hohe Störempfindlichkeit Signalverstärkung Signalfilterung Kaltstellenkompensation RTD langsame Änderung hohe Empfindlichkeit Signalverstärkung Konstantstromquelle Messbrücke (DehnungsmessStreifen) komplexer Aufbau hohe Empfindlichkeit Konstantstromquelle Messbrückenabgleich Thermistor Konstantstromquelle Spannung < 1 V hohe Störempfindlichkeit Signalverstärkung Signalfilterung Spannung ≤ 300 Veff erhöhte Gefahr durch Kontakt mit Signal Signalreduktion Strom (4-20 mA) Störunempfindlichkeit Umwandlung in Spannungspegel Frequenz Spannungsbereich ist häufig > 10 V= Umwandlung in Spannungspegel Digitaler Schaltpegel Highsignal anwendungsabhängig Digitales Schalten von Lasten Highsignal anwendungsabhängig viele, statische Signale viele und unterschiedliche Eingangssignalbereiche zusätzliche Isolierung zusätzliche Isolierung zusätzliche Isolierung Multiplexer/Matrix zusätzliche Isolierung Tabelle 1: Anforderungen an die Signalaufbereitung elektronik industrie 4-2000 83