sansIbar - Werner Mansholt
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sansIbar - Werner Mansholt
sansibar Mystische Seefahrerromantik und traumhafte Strände: Seit nunmehr 35 Jahren zieht es Werner Mansholt an die schönsten Plätze der Erde – stets auf der Suche nach dem Nabel der Welt. Ob er ihn auf Sansibar gefunden hat? Fotos: Werner Mansholt 52 LFI 6/2008 6/2008 LFI 53 Früh morgens verklärt das Licht die Knochenarbeit der Fischer. Dhaus, alte arabische Holzschiffe, verkehren noch heute auf den Meeren. Sie sind aus extrem hartem Mangrovenholz gebaut und halten circa 15 Jahre 54 LFI 6/2008 6/2008 LFI 55 Links flanieren Schülerinnen über den Markt. Jede Schule hat ihr eigenes Kopftuch. Oben beobachten Zaungäste, in traditionelle „Kangas“ gehüllt, ein Fußballspiel. Der Islam auf Sansibar gilt als gemäßigt 56 LFI 6/2008 6/2008 LFI 57 Bis zu acht Sonnenstunden pro Tag treiben die Menschen in der Mittagshitze zu Schattenplätzen nahe kühler Gemäuer. In Jambiani, einem lang gestreckten Küstenort, sind fast alle Häuser aus Korallenstein gebaut 58 LFI 6/2008 6/2008 LFI 59 Maritimes Leben in Türkisblau: Weite, Meer und immer wieder warmer Wind. Er beflügelt Kinder zum Spielen, treibt die traditionellen Dhaus voran und zerfetzt Schatten spendende Unterstände 60 LFI 6/2008 6/2008 LFI 61 Portfolio werner mansholt Allabendliches Kicken am Strand von Stone Town. Auch auf Sansibar beherrscht der Fußball die afrikanische Männerwelt Der Name Sansibar, so gehen Vermutungen, bedeutet „Küste der Schwarzen“. Die für ihre Gewürze berühmte Inselgruppe 30 Kilometer vor Afrikas Ostküste ist ein autonomer Teil Tansanias. Einst machte ihre Stellung als bedeutender Knotenpunkt im Indischen Ozean und Sklavenhandel die Hauptstadt Stone Town reich. Die Blütezeit ist längst Geschichte, die Herrschaft der Sultane und der britischen Kolonialherren übernahm 1964 eine sozialistische Regierung. Heute lebt Sansibar von Kokospalmen, Gewürzen, Algenanbau und Tourismus. Das alltägliche Leben auf Sansibar ist ursprünglich geblieben. Die meisten Arbeiten werden mit den Händen erledigt, Maschinen kennt man kaum. Werner Mansholt zog es Ende Februar dieses Jahres für zwei Wochen nach Sansibar, im Gepäck 20 Diafilme, vier Optiken, seine Leica M6 und die seit Kindertagen währende Frage, wo der Nabel der Welt liegt. Als kleiner Junge fuhr er mit dem Finger auf der Landkarte die Reisen der großen Abenteurer nach. Und bei dem Versuch, so große Begriffe wie Geografie und Zeit mit Greifbarem zu füllen, entstanden in Mansholt „Sehnsuchtsorte“. Sansibar war solch ein Ort. Die Bewohner der Inselgruppen setzen sich aus Afrikanern, Persern, Arabern und Indern zusammen. Die meisten Sansibari sind Anhänger des Islam, doch er wird, auch bedingt durch die Nähe des afrikanischen Festlandes, hier gemäßigt gelebt. Die Nationalsprache ist Kisuaheli. Das Meer ernährt viele Sansibari: Die Männer bauen oder reparieren Boote und gehen fischen, was oft mühsam ist. Die Frauen bauen derweil im flachen Wasser Algen zur Arzneimittel- und Kosmetikproduktion an. Mansholt bemühte sich auf Sansibar um Anteilnahme an der Alltäglichkeit, die sich, wie überall in Afrika, überwiegend draußen abspielt. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß ließ er sich treiben und berühren, war bei Sonnenaufgang am Hafen und beobachtete das Entladen des nächtlichen Fischfangs oder das bunte Treiben auf den Märkten. Meist war er einfach da, ganz selbstverständlich unter den Sansibari, und nach einer Weile spielte seine Anwesenheit keine Rolle mehr. Die Menschen begegneten ihm offen, freundlich und neugierig. Und das war gut so, denn der Fotograf verzichtete bewusst auf ein Teleobjektiv. „Alle Bilder des Portfolios sind mit Weitwinkel 35 oder 21mm entstanden, womit man bekanntlich nahe ran muss.“ Fotografie bedeutet für Mansholt eine Möglichkeit der behutsamen Annäherung, ein respektvolles Abtasten des Gegenübers. Die Wahl seiner Bildausschnitte verrät die Wahrheit über Nähe und Distanz zwischen Fotograf und Motiv – dieser Ansatz verbietet den Gebrauch eines diebischen Teleobjektivs. Und den Nabel der Welt, hat Mansholt ihn auf Sansibar gefunden? „Natürlich nicht. Wohl aber die Erkenntnis, dass es viele Sichtweisen auf unsere Erde gibt und dass jede einzelne ihre Berechtigung hat.“ MAIKE BÖHM 62 LFI 6/2008 6/2008 LFI 63