Wandern im Angesicht der Walliser Eisriesen

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Wandern im Angesicht der Walliser Eisriesen
Hessisch - Waldeckischer Gebirgsverein Kassel e.V.
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Wandern im Angesicht der Walliser Eisriesen
„Der Himmel ist riesenhaft über uns gewölbt;
er scheint sich in die Unendlichkeit zu spannen.“
(Carl Zuckmayer, Ehrenbürger von Saas-Fee)
So erlebte eine Gruppe des HWGV Kassel das Schweizer Wallis.
Die Gruppe erwanderte unter der Leitung von Klaus und Ulla Spangenberg
vom 29. August bis zum 05. September 2010 die Bergwelt rund um Täsch und
Zermatt.
Die Teilnehmer des Hessisch - Waldeckischen Gebirgsvereins Kassel e.V.
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Sonntag, 29.08.2010
Anreise
Die Wettervorhersage sah mies aus und tatsächlich nieselte es, als unser Bus
pünktlich um 06.00 Uhr Kassel verließ. Dank unseres umsichtigen Busfahrers und des
geringen Verkehrsaufkommens kamen wir zügig voran und konnten schon gegen
18.00 Uhr unsere Zimmer in Täsch (nur eine Ortschaft vor Zermatt) im Matter - Visptal
beziehen. Nach dem ersten 4 – Gänge – Menü zogen sich die meisten in ihre Zimmer
zurück, richteten sich ein und bereiteten sich freudig und gespannt auf den ersten
Wandertag vor.
Text: Susanne Jacob
Montag, 30.08.2010
Im Baltschieder Tal
Auf Grund des immer noch bedeckten Himmels und leichten Nieselregens hatten
Klaus und Ulla das Programm etwas umgestellt. Wir brauchten noch nicht so hoch
hinaus! Der Bus brachte uns auf dem Weg, den wir am Tag vorher gekommen waren,
durch das Matter – Visptal hinunter zur Rhone und dann auf der anderen Seite wieder
hinauf nach Eggen. Da blinzelte auch schon mal die Sonne hervor und wir entdeckten
einen bunten Regenbogen über der Rhone, ein gutes Zeichen für das spätere Wetter
dieser Woche:
Die vorherrschende Farbe würde ein wunderbar leuchtendes Blau sein!
Regenbogen über der Rhone
Los ging es auf einem zwar schmalen, aber sehr bequemen Weg entlang einer Suone.
Mit den Suonen rangen die Walliser den Bergen schon im Mittelalter einen Teil des
Gletscher- und Regenwassers ab, das in Wildbächen durch Täler und Schluchten in
die Rhone floss. Sie bauten offene Kanäle, um das Wasser bis zu ihren Feldern
weiterzuleiten. Danach kontrollierten „Suonenhüter“ den einwandfreien Wasserfluss.
Die Arbeitswege der Suonenhüter sind durch ihre oft geringe Steigung und
außergewöhnliche Lage zu beliebten Wanderwegen geworden. (aus: Merian, 6 / 2010)
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Wanderweg an einer Suone (Wasserlauf)
Weg am Hang über dem Baltschiedertal
Wir schlängelten uns in einer langen Reihe am Hang über dem Baltschiedertal auf
einem schmalen Bergpfad, genossen die uns umgebende Natur und die ersten
wunderbaren Ausblicke in die Bergwelt. Zur Mittagsrast fanden wir eine
unbewirtschaftete Almhütte mit Tisch und Bänken, um unsere mitgebrachten Vorräte
zu vertilgen, die ersten noch schüchternen Sonnenstrahlen zu genießen und uns ein
bisschen zu beschnuppern und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Schon bald wurde der Zusammenhalt auf eine erste unerwartete Probe gestellt. Der
Weg gab zwei Möglichkeiten vor: entweder über ausgesetzte Felsstellen oder
durch einen unbeleuchteten Tunnel! Der mühsame und ausgesetzte Weg am
Felshang entlang schreckte uns, also entschieden wir uns für den Tunnel!
„Wird wohl nicht so lang sein!“
„Wir haben ja auch drei Taschenlampen!“
„Also los! Frisch auf!“
Klaus vorweg!
Hinten sicherte Ulla!
Nach zwanzig Metern war es stockdunkel. Neben uns rauschte das Wasser der Suone
in einer erhöhten Rinne. Ca. 60 Zentimeter Breite blieben uns zum Laufen. In der
langen Reihe hielt sich jeder am Rucksack des Vordermannes fest, froh nicht allein zu
sein. Lange hielt ich das Licht am Ende des Tunnels für eine Taschenlampe. Der
Tunnel schien endlos. Lieder erklangen. Man sang, um unangenehme Gedanken zu
verscheuchen.
So hell war es nur mit Blitzlicht!
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Nach einer gefühlten Ewigkeit und 1,5 km
Stollen standen wir endlich wieder
draußen in der Sonne.
Die Spannung löste sich in Gelächter und
munteren Reden. Die Gruppe hatte die
erste Feuerprobe bestanden! Danach
ging’s nur noch auf bequemen Wegen
nach Ausserberg, wo wir nach einer
Kaffeepause fröhlich unseren Bus
bestiegen, der uns zurück nach Täsch
brachte.
Text: Susanne Jacob
Jeder war erleichtert, dass der dunkle Tunnel hinter
ihm lag!!!!
Dienstag, 31.08.2010
Unter der Nordwand des Matterhorns:
Anfahrt nach Zermatt – Gornerschlucht – Furi – Gondelbahn zum Schwarzsee Stafelalp – Zmutt - Zermatt
Vom Bahnhof Täsch (1449 m) fuhren wir um 09:00 Uhr mit dem Shuttlezug nach
Zermatt (1620 m) hinauf. Die schneebedeckten Gipfel von Breithorn und Klein
Matterhorn, in südlicher Richtung, lagen bereits im Sonnenlicht. Noch war es frisch am
Morgen, aber die Sonnenstrahlen kamen langsam über die Bergrücken des Mattertals
herüber und leckten die kleinen Nebelwolken weg. Der blaue Himmel ließ uns einen
aussichtsreichen Tag erwarten.
Nach 15 Min. erreichten wir den Bahnhof von Zermatt und folgten der belebten
Hauptstraße bis ans Ende. Lediglich Pferdekutschen und Elektrofahrzeuge sind im
autofreien Ort zugelassen.
Die üppig mit Blumen geschmückten und vom Wetter dunkel gegerbten Holzhäuser
zogen den Blick auf sich, denn die Sicht zum Matterhorn war durch Nebelfetzen noch
verhangen, aber ringsherum war freie Sicht.
Nach einem kurzen Anstieg gelangten wir zum Eingang der Gornerschlucht, die wir auf
dem gebührenpflichtigen Weg, in gut gesicherter Höhe, über am Fels befestigten
Stegen und Balkone durchliefen.
Tief unter uns stürzte tosend der
Gletscherfluss über zwei Becken in die
Schlucht und hatte das grün-blaue
Gestein „Serpentinit“ glatt ausgespült.
Über eine Brücke gelangten wir zum
Ausgang der Schlucht, wo wir die
Wanderung auf einem Waldweg bergan
fortsetzten. Dabei bewältigten wir 250
Höhenmeter, bis die Seilbahnstation „Furi“
(1870 m) erreicht war. Bereits zwischen
den Bäumen und vor der Wiese der
Station erhob sich das Matterhorn
majestätisch am blauen Himmel.
Gornerschlucht
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Bequem fuhren wir in 6er-Gondeln zur Station Schwarzsee, die in 2580 m Höhe liegt
und bereits während der Fahrt wurde die Sicht frei u.a. auf Gipfel und Gletscher von
Klein Matterhorn, Breithorn, Pollux, Castor, Liskamm und Dufourspitze, wie sie links
vom Matterhorn aufgereiht stehen und über denen z.T. die italienisch - schweizer
Grenze verläuft.
Viertausender spiegeln sich im Wasser
An dem kleinen Bergsee „Schwarzsee“ verweilten wir kurz an der Kapelle und
genossen den atemberaubenden Rundblick auf eben mal ca. 20 Viertausender.
Bei herrlichem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel wanderten wir bequem, immer
leicht bergab und gebannt vom grandiosen Anblick des Matterhorns, unterhalb seiner
Nordwand, Richtung Stafelalp (2200 m).
Wir wandern unterhalb der Nordwand des Matterhorns
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Hier erwartete uns ein bewirtschafteter, komfortabler Berghof mit Sonnenterrasse.
Einige Liegestühle, die im Angesicht des Matterhorns aufgestellt waren, luden zum
Relaxen ein.
Gut gestärkt und ausgeruht setzten wir
unseren Weg Richtung Zermatt fort und
ließen das Matterhorn hinter uns im Wald
versinken, während wir Richtung Zmutt
abstiegen. Wir gelangten zu einem
Stausee, der gerade über einen
Wasserfall
aufgefüllt
wurde.
Die
Staumauer überquerend erreichten wir
über einen Höhenweg die alten rustikalen
Walser-Holzhäuser des Dörfchens Zmutt
(1936 m), das eingebettet in bunt
blühenden Bergwiesen lag, zur Zeit
dominierte die Herbstzeitlose.
Hier kann man es aushalten!
Hier gönnten wir uns eine Rast mit Blick
auf das wieder aufgetauchte Matterhorn.
Gemütlich erreichten wir, leicht bergab auf
einem bequemen Höhenweg oberhalb
des Zmutt-Tals, Zermatt.
Hier blieb noch Zeit zum Bummeln, denn
alle 20 Minuten fährt ein Shuttlezug nach
Täsch.
Text: Uta Christ
Dörflein Zmutt
Mittwoch, 01.09.2010
Tour: Täschalp – Tufteren – Sunnegga – Findeln – Zermatt auf dem Europaweg
Pünktlich um 9:00 Uhr verteilte sich die Gruppe auf 3 Taxibusse, die uns den steilen
Aufstieg vom Ort Täsch zur Täschalp ersparten. Wir steigen an der Europahütte
(Täschalp) aus, wo die Sonne gerade über den Berg Dom (der übrigens mit 4545 m
der höchste Gipfel der Schweiz ist) hervorkam, und der strahlend blaue Himmel sollte
uns den ganzen Tag erhalten bleiben.
Die Täschalp liegt auf 2214 m Höhe in einem idyllischen, unberührten Hochtal mit
einigen gepflegten Holzhäusern und natürlich Kühen, die noch bis Samstag hier oben
grasen dürfen. Wir überquerten den Täschbach, der nach Täsch hinabfließt.
Die friedliche Morgenstimmung im Saal der imposanten Viertausender inspirierte die
Bergfreunde zu einem klangvollen Ständchen für unser „Geburtstagskind“.
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Im Angesicht des 4505 m hohen, schneebedeckten Weisshorns und seinem Gletscher
begannen wir unsere Wanderung auf dem gut angelegten Höhenweg am Hang des
Sattelspitz entlang, oberhalb des Bachtals.
Bald schlug der Weg eine Linkskurve ein
und wir befanden uns immer noch in 2200
m Höhe oberhalb von Täsch und konnten
tief in das Mattertal hinabschauen und
Einblicke in die gegenüberliegende
Bergwelt
genießen.
Hier
ist
der
Europaweg teilweise bewaldet und
verdeckte noch die Sicht auf das
Matterhorn. Doch im Wegverlauf kam es
zum AHA-Effekt in der Gruppe, die
markante Schneespitze erhob sich über
den Baumwipfeln bis der Weg offener
Höhenweg am Hang des Sattelspitz
wurde,
und
wir einen begrünten
Felsvorsprung erreicht hatten. Plötzlich
war sie zu sehen, die beeindruckende Pyramide des Matterhorns im Sonnenschein
und wolkenlosem Himmel stehend.
Nun war der faszinierende Rundblick auf
mind. 30 Viertausender frei und unter
uns lag Zermatt, vor dem Berg, der für
Toblerone zur Vorlage wurde.
Dankbar und beschwingt wurde wieder
zum Liederbuch gegriffen und fröhlich in
die Weite gesungen.
Bis zur Mittagsrast beim Sommerweiler
Tuftern, auch 2200 m hoch gelegen, war
es nicht mehr weit. Der Blick auf das
Matterhorn und die umliegenden Berge,
z.B. Monte Rosa-Gruppe, blieb uns auch
hier erhalten, ob beim Picknick, in der
Sonne, auf einem Stein oder bei der Ein beeindruckender Blick auf das Matterhorn!
Einkehr auf der Aussichtsterrasse sitzend. Unser nächstes Ziel war die Bergstation
„Sunnegga“, wo die „Alpenmetro“, eine unterirdische Standseilbahn, nach Zermatt
hinabfährt. Wir sind aber noch voller Elan und erhielten weitere Wandervorschläge.
Bevor sich hier die Gruppe teilte, wurde noch schnell ein Gruppenfoto vor dem
Matterhorn gemacht und anschließend stieg ein Teil von uns, an der kleinen
Ansiedlung Findeln vorbei, nach Zermatt ab.
Die Bergfreunde der Zusatztour gingen zur Gondelbahnstation und fuhren bis zur
Station Blauherd (2600 m) hinauf, um von hier einem Bergweg unterhalb des Rothorns
zu folgen, der zum Stellisee (2536 m) führte. Schöner Blick auf den Findelgletscher
und die Fluhalp. Von hier traten wir den Rückweg mit Blick auf die tiefer gelegenen
Bergseen wie Grindjisee und Leisee an. Gut sichtbar war jetzt auch die Bergstation
des Gornergrats.
Die Nachmittagssonne hatte den baumlosen Berghang aufgeheizt, und bald tauchten
wir in den Lärchenwald ein, durch den wir Winkelmatten, einen oberen Ortsteil von
Zermatt, erreichten, wo wir uns alle zur Kaffeepause trafen. Nun konnte jeder auf
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eigene Faust durch Zermatt bummeln und mit dem Zermatt-Shuttlezug nach Täsch
zurückfahren, der dazu 15 Min. Fahrzeit benötigt.
Um 19:00 Uhr trafen wir uns alle wieder beim leckeren 4-Gänge Menü.
Text: Uta Christ
Donnerstag, 02.09.2010
Im Banne der Eisriesen, Gornergrat
Gut gefrühstückt, trafen wir uns um 8.50 Uhr, um mit der Bahn nach Zermatt zu fahren.
Umgestiegen in die Gornergratbahn, bot die Fahrt mit dem Zug von Zermatt auf den
3135 m über dem Meer gelegenen Gornergrat ein faszinierendes Erlebnis. Dieser
weltbekannte Aussichtspunkt bietet eine einmalige Rundsicht auf drei Viertel aller
Viertausender der Schweiz. Die Bahn überwindet 1473 Höhenmeter von Zermatt
(1616 m) zur Bergstation auf 3089 m. Die Streckenlänge von 9,34 Kilometer wird in 42
Minuten überwunden. Bereits seit 1898 ist die Bahn in Betrieb.
Gleich zu Beginn der Fahrt erweiterte sich der Ausblick auf das Matterhorn, auf
Zermatt und in die Schlucht über dem Findelbach. An der Station Riffelalp teilte sich
die Gruppe. Einige fleißige Wanderer nahmen 300 Höhenmeter extra in kauf und
wanderten bei Sonnenschein von dort zum Riffelsee. Sie bewunderten die
Straßenbahn des Riffelberg Resort Hotels auf 2222 m Höhe und hatten einen schönen
Tiefblick in die Gornerschlucht.
Die zweite Gruppe wanderte ab der Station Riffelberg. Obwohl der See und die Station
etwa auf gleicher Höhe liegen, waren doch etliche Höhenmeter zu überwinden. Vorbei
ging es an der Kapelle „Bruder Klaus“, und immer wieder ging der Blick hinüber auf
das Matterhorn. Vollendet wurde dieses Panorama am unteren und oberer Riffelsee, in
dessen Oberfläche sich das Matterhorn spiegelte.
Das sich im See spiegelnde Matterhorn
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Das hat auch die japanischen Reisegruppen fasziniert, die uns immer wieder
begegneten.
Beide Wandergruppen trafen sich am Riffelsee zur Frühstückspause, um dann frisch
gestärkt gemeinsam weiter zu wandern. Nun trafen wir auf die faszinierende Welt der
Gletscher. Recht nah führte der Moränenweg Richtung Monte Rosa Hütte an den
Gletschern entlang. Von diesem Weg aus sahen wir den Theodulgletscher, den
Breithorn-, und den Schwärzegletscher. Zwischen den Eisrinnen war schwarzes
Geröll, welches fast wie Kohle aussah. Der Zwillingsgletscher fließt von Castor und
Pollux herunter in den Grenzgletscher. Alle Gletscher vereinen sich mit dem
Gornergletscher und bilden bis unten hohe Mittelmoränen. Inmitten dieses Eismeeres
befindet sich die Monte-Rosa-Gruppe mit der Dufourspitze (4634 m), der zweithöchste
Gipfel der Alpen. Auf einem Felsriegel befindet sich die neue Monte-Rosa–Hütte
(2883 m). Diese wurde als erste energieeffiziente Hütte vor einem Jahr erbaut.
Der Grenzgletscher (oben rechts) vereint sich mit
dem Gornergletscher, der von links kommt.
Da der Weg nun schmaler wurde, teilte sich unsere Wandergruppe erneut. Die
meisten wanderten zurück und nutzten die Gornergratbahn zur Fahrt von der Station
Rotenboden auf den Gornergrat, manche wanderten auch an der Bahnstrecke entlang
nach oben.
Sieben Wanderfreunde, 5 Frauen und 2 Männer, wagten den steilen Aufstieg auf den
Gornergrat, mit fast 500 Höhenmetern wahrlich kein Zuckerschlecken.
Sie wurden für den steilen Aufstieg reich
belohnt. Gleich zu Anfang des Weges
blühte ein Edelweiß. Leider wurden aber
keine Steinböcke gesichtet, die sich hier
in den Felsen aufhalten. Nach jeder
Kehre bot sich ein neuer Ausblick auf die
Welt der Gletscher. Der Weg beinhaltete
ein kurzes Kletterstück, aber alle
meisterten die Passage gut. Oben verlief
der Weg auf dem breiten Grat und alle
trafen wohlbehalten auf dem Gornergrat
ein.
Sieben Wanderfreunde wagten den steilen Aufstieg
zum Gornergrat
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Die ganzjährig erreichbare Aussichtsplattform Gornergrat liegt auf 3131m Höhe. Sie ist
von einem Gebirgspanorama mit 29 Viertausendern umgeben.
Blick vom Gornergrat auf den Grenzgletscher und einige
Viertausender
Am berühmtesten ist das Matterhorn, 4478 m, der höchste Berg der Schweiz aber ist
der Dom mit 4545 m. Wir konnten von der Plattform sehen, wo wir uns die letzten
beiden Tage bewegt hatten, und nochmal die Namen der Eisriesen üben, die wir
gelernt haben. Da sind der Dom, das Täschhorn, die Monte-Rosa-Gruppe mit Nordend
und Dufourspitze, Castor und Pollux, das Breithorn, das Kleinmatterhorn und das
Matterhorn mit seiner überschneiten Ost- und Nordwand; drüben auf der Westseite
grüßen die Dente Blanche, Obergabelhorn, Zinalrothorn und das imposante Weißhorn,
um nur die wichtigsten zu nennen.
Die Wandergruppe trennte sich auf dem Gornergrat und jeder konnte nach Belieben
den Nachmittag verbringen. Gern wurde das gastronomische Angebot auf den
verschiedenen Terrassen der Hotels entlang der Gornergratbahn angenommen oder
ein Bummel durch Zermatt angeschlossen.
Bei bester Laune traf sich die Gruppe im Hotel zum Essen und freute sich auf den
nächsten Tag. Das Allalinhorn, als Grenzberg zum Saaser Tal, hatte uns ja bereits
gegrüßt.
Text: Sabine Stern
Freitag, 03.09.2010
Im Saaser Visptal
Gestern waren wir das letzte Mal von Zermatt aus gestartet. Heute war Busfahren
angesagt. Schon um 08.45 Uhr startete er in Richtung Saas – Grund (1559 m). Von
dort fuhren wir mit der Gondelbahn hinauf zur Station Kreuzboden (2397 m). Mit Blick
auf die Viertausender wanderten wir oberhalb der Baumgrenze in einem weiten Bogen
um das Trifthorn herum. Tief unten im Tal lag Saas – Grund, darüber das autofreie
Saas-Fee, dahinter im Süden der große Mattmark-Stausee, in der Ferne das
Matterhorn, das Breithorn, das Monte-Rosa-Massiv, um nur einige zu nennen. Bald
war der Weg kaum noch zu erkennen, er führte durch ein ausgedehntes Blockkar. Wir
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stiegen auf und ab über Felsen, der Weg forderte unsere ganze Aufmerksamkeit.
Dazu strahlte die Sonne vom blauen Himmel. Die Strecke strengte uns an, und die
Gruppe lief sehr auseinandergezogen.
Schon wenn man zum Fotografieren
stehen blieb, fiel man zurück, aber bei
dem Panorama und Wetter mussten wir
öfters stehen bleiben. Ab und an standen
Schilder am Wege, die uns auf die
reichhaltige
Alpenflora
aufmerksam
machten und uns einiges über die vielen
verschiedenen
Blumen
erzählten:
Alpenaster, Ästiger Enzian, Alpennelke
und schließlich fanden wir auch einen
Hinweis auf das Edelweiß. Prompt
entdeckten wir auf einer Wiese einige
noch blühende Exemplare.
Kaum erkennbarer Weg im Geröllfeld
Schließlich waren wir doch froh, das Geröllfeld verlassen zu können und uns langsam
in Serpentinen hinunter zur Almagelleralp (2194 m), dem Ort unserer Einkehr, zu
bewegen.
Danach trennten sich unsere Wege. Einige wanderten auf dem direkten Weg hinab
nach Saas – Almagell, wo uns dann der Bus erwartete.
Die anderen entschieden sich für einen Erlebnispfad: Schmale Wege führten, durch
Seile gesichert, an steilen Abhängen entlang. Zwei Hängebrücken von ca. 30 m Länge
forderten unser ganzes Geschick. Manchmal waren Trittstufen angebracht oder wir
mussten ein kleines Steilstück mit Hilfe von Leitern überwinden.
Hängebrücke
Kletterbereich mit Trittstufen
Es war eine kleine sportliche Herausforderung für Schwindelfreie – uns hat es riesigen
Spaß gemacht! Zeitlich knapp erreichten wir noch die letzte Sesselbahn, die auch uns
hinunter zu den anderen nach Saas-Almagell brachte.
Ein ganz wunderbarer, sonniger und erlebnisreicher Tag ging zu Ende.
Text: Susanne Jacob
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Samstag, 04.09.2010
Im Aletschwald
Heute am letzten Wandertag hieß es „Genusswandern“! Wir fuhren mit dem Bus hinab
in das Rhonetal über Brig bis Mörel und von dort mit der Gondelbahn hinauf zur
Riederalp (1925 m). Es sollte bequem zugehen heute und dann das: kurzer Anstieg zur
Riederfurka (2065 m)!
Dort oben steht die Villa Cassel. Nicht etwa nach unserer Heimatstadt Kassel benannt,
sondern nach Sir Ernest Cassel, der hier auf der Riederfurka zwischen 1900 und 1902
diese stattliche 25 – Zimmer – Fachwerkvilla bauen ließ, weil er mit dem Hotel am
Platze nicht zufrieden war. Er empfing in seiner Villa viele illustre Gäste, u.a. auch den
jungen Sir Winston Churchill.
Heute beherbergt sie das Naturschutzzentrum mit vielen interessanten Informationen
zum UNESCO – Weltkulturerbe Aletschwald. Seit 1933 steht dieser Wald unter Schutz.
Der dichte Baumbestand aus Lärchen und Arven (Zirbelkiefern) beginnt erst in einer
Höhe über 1800 Metern. Die knorrigen Arven wachsen hier sehr langsam, werden aber
bis zu 700 Jahre alt. (aus: Merian 6 / 2010)
Auf dem oberen Moränenweg wanderten wir durch diesen Wald, entlang des
Gletschertroges mit Blick auf den riesigen Aletschgletscher, den längsten Gletscher der
Alpen mit 20 km Länge. Es entstanden noch viele schöne Gletscherfotos und Bilder von
knorrigen, merkwürdig anmutenden alten Bäumen und Baumruinen.
UNESCO – Weltkulturerbe Aletschwald
Der Aletschgletscher - längster Gletscher der Alpen
Auch sorgten große weiße Wolkengebilde für weitere optische Höhepunkte für unsere
inzwischen schon sehr verwöhnten Augen. Wir genossen ein letztes Picknick auf der
Höhe, die uns einen vollkommenen Rundumblick in die Täler und auf alle Walliser
Alpengipfel schenkte und wanderten anschließend genüsslich auf der Höhe zurück zur
Riederalp.
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Abschlussabend, 04.09.2010
Den Abschlussabend verbrachten wir in geselliger Runde im Fasskeller unseres Hotels
bei Walliser Raclette und guten Getränken.
Walliser Raclette
In ihrer Laudatio richteten Klaus und Inge Wolff im Namen aller Teilnehmer sehr
herzliche Dankesworte an unsere Wanderführer Klaus und Ulla Spangenberg. Sehr
treffend drückten Klaus und Inge die Begeisterung und Zufriedenheit der Gruppe mit
dieser gut organisierten und gelungenen Wanderwoche in der Walliser Bergwelt aus.
Alle waren zufrieden und hatten eine tolle, erlebnisreiche und auch ein bisschen
anstrengende Woche hinter sich. Klaus und Ulla war es gelungen, uns einen Ausschnitt
aus der Vielfalt der Walliser Bergwelt zu zeigen. Wir konnten unauslöschliche Eindrücke
mit nach Hause nehmen, für die wir den beiden sehr dankbar sind.
Text: Susanne Jacob
Danke Ulla, Danke Klaus, es war wieder eine tolle Wanderwoche!
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Sonntag, 05.09.2010
Nach Hause
Immer noch herrliches Sommerwetter, aber es heißt Abschied nehmen vom
Matterhorn, von den Bergen und seinen Gletschern, denn ab acht Uhr ging es
heimwärts. Hinab ins Rhonetal nach Visp, weiter der Rhone folgend an der
Kantonshauptstadt Sion vorbei, erreichten wir bald den Genfer See. Noch ein Blick auf
das bekannte Schloß Chillon, danach tauchten wir in die Mittelgebirgslandschaft der
Freiburger Berge zur rechten und der Schweizer Jura zur linken ein.
Bei einer kurzen Rast wurden die letzten Schweizer Fränkli für den Greyerzer Käse
oder für eine Toblerone ausgegeben; danach verschwanden alle hohen Gipfel und bei
Basel erreichten wir den Rhein und die deutsche Grenze. Ohne Kontrolle ging es auf
der A5 flott weiter, und über Karlsruhe – Frankfurt erreichten wir wieder in zügiger
Fahrt um 18 Uhr unsere Heimatstadt Kassel.
In Träumen von hohen Bergen und erlebnisreichen Wanderungen versunken, nahmen
die meisten der 41 Teilnehmer die Landschaft auf der langen Busreise nicht mehr
wahr, aber die Wanderführer freuten sich über den Erfolg dieser Hochgebirgswanderung, und vor allen Dingen darüber, dass keine Ausfälle oder Unfälle zu beklagen waren.
Zu guter Letzt möchten wir Danke sagen unserem
umsichtigen Busfahrer Uwe Müller von dem Busunternehmen
Rosenthal aus Duderstadt, der am ersten und letzten Tag
Schwerstarbeit von je 850 km Busfahrt leisten musste, der
aber auch auf den Bergstrecken mit seinen vielen Kehren
uns sicher und souverän gefahren hat.
Unser Busfahrer Uwe Müller
Text: Klaus Spangenberg
Fotos:
Lothar Glebe, Brigitte Rübenkönig, Hartmut Kipp,
Irene Schuchard, Inge Wolff, Walter Oetzel
Gestaltung: Lothar Glebe
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