der waschbär - Ebertseifen

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der waschbär - Ebertseifen
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Ebertseifen Lebensräume e.V.
Tierpark Niederfischbach e.V.
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Dr. Frank G. Wörner
DER WASCHBÄR
Ein Amerikaner erobert Deutschland
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Niederfischbach, Januar 2014
© fwö 01/2014
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Ebertseifen Lebensräume e.V.
Tierpark Niederfischbach e.V.
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Dr. Frank G. Wörner
DER WASCHBÄR
Inhalt
1. Einführung: Probleme (?) mit Neubürgern
in der heimischen Fauna
….. 3
2.1 Der Waschbär erobert Deutschland
2.2 Systematische Stellung und Merkmale
2.3 Regionale Verbreitung in Deutschland
2.4 Nahrung
2.5 Fortpflanzung und Sozialverhalten
2.6 Bejagung
2.7 Bevorzugte Lebensräume
2.8 Der Waschbär als Haustier
….. 4
….. 5
….. 7
….. 8
….. 10
….. 12
….. 15
….. 17
3. Literaturhinweise
….. 18
4. Anhang: Info Ebertseifen Lebensräume e.V.
….. 20
Verantwortlich für den
Inhalt ist der Verfasser
Abschluss Manuskript: 12/01/2014
Lebensräume Ebertseifen e.V.
Konrad Adenauerstr. 103
57572 Niederfischbach
Tel. 02734 / 571 026
info@ebertseifen.de
3
Pflanzen und Tiere lassen sich von
Verbotsschildern und Paragraphen
nicht aufhalten - sie kommen, bleiben
und vermehren sich, wenn der
Lebensraum es hergibt. Das einzige
Konstante in der Natur ist die
Veränderung.
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1. Einführung: Probleme (?) mit Neubürgern in der heimischen Fauna
In Deutschland leben viele Hunderte verschiedener Tier- und Pflanzenarten, die „eigentlich
nicht hierhin gehören“ – so eine weitverbreitete und oft gehörte Meinung, da sie vor mehr
oder weniger langer Zeit hier unwillentlich eingeschleppt oder bewusst nach Deutschland
eingeführt wurden. Man unterscheidet hierbei grob
-
Archäophyten (Pflanzen, die schon in der Antike nach Deutschland kamen; ein
bekanntes Beispiel ist der schon in römischer Zeit kultivierte Wein)
Archäozoen (Tiere, die schon in der Antike nach Deutschland kamen; ein bekanntes
Beispiel ist das ebenfalls von den Römern eingeführte Damwild)
Neophyten (Pflanzen, die nach 1492 nach Deutschland kamen; hierzu zählen viele
aus Amerika stammende Kulturpflanzen wie Tomate, Kartoffel, Mais)
Neozoen (Tiere, die nach 1492 nach Deutschland kamen, die teils ungewollt
eingeschleppt oder aber absichtlich ausgesetzt wurden)
Der Sammelbegriff für Neophyten und Neozoen lautet „Neobionten“.
In den letzten Jahrhunderten gelangten eine Reihe von Tierarten aus anderen
Faunenkreisen in die deutsche Wildbahn und bürgerten sich hier erfolgreich ein; fast alle
werden mit Argwohn betrachtet und mit unberechtigten Vorurteilen belegt. Von den 12
derzeit in Deutschland heimischen Beutegreifern aus der Gruppe der Säugetiere sind somit
drei (neben Waschbären und Marderhund noch der Mink) vor nicht allzu langer Zeit
eingeführt worden und konnten sich bei uns in freier Natur etablieren und über mehrere
Generationen
fortpflanzen;
sie
gelten
deshalb
als
„einheimische
Arten“
(Bundesartenschutzverordnung § 1), gehören aber dennoch zu der Gruppe der sogenannten
„Neozoen“. Diese Neozoen stehen schon seit langem in der Kritik, sie seien „Fremdkörper“ in
der heimischen Fauna, stellten eine Bedrohung für die alteingesessene Tierwelt dar und
dergleichen mehr; hierbei wird nicht bedacht, dass die Fauna und Flora einer Region keine
statische Vorgabe hat, sondern als höchst dynamisches System ständigen Veränderungen
unterliegt. Insbesondere wird kaum bedacht, dass auch der Mensch ein Bestandteil des
„Ökosystems Erde“ ist und damit einer Evolution bedingungslos unterliegt, dass also seine
Eingriffe in das Naturgeschehen letztendlich „natürlich“ sind!
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Die altgriechischen Naturphilosophen drückten diese Erkenntnis mit „Panta rhei“ (alles fließt)
aus; dieser ständige Umwandlungsprozess, dem die Natur unterliegt, wird oft nicht
wahrgenommen. Das, was uns statisch erscheint, ist in Wirklichkeit oft nur ein winzig kleiner
Ausriss aus einem dynamischen Geschehen. Im Rahmen evolutiver Umgestaltungsprozesse
innerhalb von Flora und Fauna werden immer wieder neue Lebensräume durch
gebietsfremde Einwanderer besiedelt. Dieser Prozess kann sich durch menschliche
Aktivitäten – gewollt oder unbeabsichtigt – enorm beschleunigen: Die Pflanzen- und Tierwelt
einer bestimmten Region kann im Verlauf der Zeit einer Reihe von Änderungen unterliegen,
d.h. dass die Häufigkeit bestimmter Arten zu-, die anderer abnimmt, dass Arten auch für
immer verschwinden oder durch Zuwanderung neu hinzukommen, wenn die
Lebensbedingungen in der Region ihnen zusagen und ein dauerhaftes Verweilen
begünstigen. Eine ganze Reihe von diesen Neozoen steht schon seit langem im Interesse
vor allem der Naturschützer und auch der Jägerschaft; zu den kritisch betrachteten und
immer wieder zitierten Arten gehören u.a. Nutria und vor allem Bisam (der tatsächlich große
Schäden anrichten kann), Mink, Marderhund (siehe www.ebertseifen.de) und besonders der
Waschbär (Abb. 1). Zu den Neozoen zählt man nicht die einstmals einheimischen Tiere wie
Luchs und insbesondere den derzeit in heftiger Diskussion stehenden Wolf.
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Abb. 1:
Der Waschbär
2.1 Der Waschbär erobert Deutschland
Der Waschbär (Procyon lotor), ein nachtaktiver kleiner Carnivor (oder auch „Schupp“, wie er
früher genannt wurde) hat sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet mit 6 Arten der gleichen
Gattung und zahlreichen Unterarten im Norden Amerikas, von Kanada bis Panama (Abb. 2).
Abb. 2: Weltweite Verbreitung des Waschbären
Rot: Ursprüngliches Verbreitungsgebiet
Blau: Neu besiedeltes Gebiet in Eurasien
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Seinen Namen hat der Waschbär von den waschenden Handbewegungen, mit denen er
seine Futterbrocken „wäscht“ – was er allerdings nur in Gefangenschaft und als
Ersatzhandlung tut (s.u.).
Er liefert mit seinem dichten und dauerhaften Pelz einen begehrten Grundstoff für das
Kürschnergewerbe, und jährlich wurden bis um die vorletzte Jahrhundertwende etwa eine
Million Felle aus Nordamerika importiert. Vor rund achtzig Jahren entstanden auch in
Deutschland eine Reihe von Waschbärfarmen, deren Produkte sich aber gegenüber den
billigen Importpelzen als nicht konkurrenzfähig erwiesen.
Immer wieder gelang es einzelnen Tieren, zu entweichen; der Bestand des Waschbären in
Deutschland hat mehrere Wurzeln: 1927 wurden die ersten drei Paare ausgesetzt, denen
daraufhin nahe dem nordhessischen Edersee bei Waldeck 1934 weitere vier Exemplare vom
damaligen Forstamt Vöhl auf offizielle Anweisung des damaligen Preußischen
Landesjagdamtes „... zur Bereicherung unserer einheimischen Tierwelt und zur Gewinnung
wertvoller Pelze ...“ in die Freiheit entlassen wurden; Initiator dieser Aktion war der damalige
NS-„Reichsjägermeister“ Hermann Göring, der hiermit wohl auch das deutsche
Kürschnerhandwerk unterstützen wollte.
Erfolglos blieb 1935 ein Aussetzungsversuch von einem männlichen und zwei weiblichen
Tieren in der Schorfheide. Eine größere Anzahl von Individuen, man schätzt mindestens 25
Exemplare, gelangten in den Wirren der letzten Kriegstage 1945 aus einer Pelztierfarm im
Kreis Strausberg östlich Berlins in die freie Wildbahn und bildeten die Basis für eine östliche
Population. Trotz der relativ wenigen freilebenden Exemplare um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts konnte sich innerhalb weniger Jahrzehnte ein Bestand aufbauen, der mit
inzwischen wohl weit über 500.000 Tieren Deutschland praktisch flächendeckend besiedelt.
Vor ca. 20 Jahren stießen Vertreter der Nachfahren der östlichen Population auf
Artgenossen der Nachfahren der hessischen Waschbären, und sie besiedeln inzwischen in
z.T. erheblicher Dichte Deutschland (z.B. in den Waldgebieten des Sollings: 1 - 4 Tiere / 100
ha). Hauptverbreitungsgebiet ist das Dreiländereck Hessen, Niedersachsen und NordrheinWestfalen. In Brandenburg lebt die größte Waschbärpopulation von den neuen
Bundesländern, dort besiedelt er z.T. Lebensräume, die bislang als nicht besonders geeignet
für den Waschbären gehalten wurden (Agrarsteppen, sterile Kiefernforste), ein weiterer
Hinweis auf die große Anpassungsfähigkeit dieses Beutegreifers. Immer noch ist Hessen
dasjenige Bundesland, welches heute die größte Waschbärenpopulation aufweist (> 50%
aller in Deutschland erlegten Waschbären werden in Hessen gestreckt); hier wurde der
Waschbär schon 1954 zum jagdbaren Wild erklärt, bis zu diesem Zeitpunkt stand er in
Hessen sogar unter Naturschutz.
2.2 Systematische Stellung und Merkmale des Waschbären
Systematische Stellung
Ordnung
Überfamilie
Familie
Gattung
Raubtiere (Carnivora)
Hundeartige (Canoidea)
Kleinbären (Procyonidae)
Procyon STORR, 1780
Die bei uns freilebenden Waschbären sind größer als eine Hauskatze und erreichen ein
Gewicht von bis maximal 7 kg (Rüden sind um 20% größer als die Fähen); im Herbst, wenn
er sich für den Winter eine Fettschicht angefressen hat, kann er maximal bis zu 10 kg
wiegen). Seine Gesamtlänge beträgt bis zu knapp einem Meter, wovon rund 40 cm auf den
dicken und buschigen Schwanz entfallen, der mit 5 - 7 breiten und schwarzen Ringen
versehen ist. Auf kurzen Läufen sitzt ein gedrungener Körper; die Zehen sind weit spreizbar
und haben spitze Krallen. Die dunkelbraunen Augen sind relativ klein, umso größer sind
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seine Ohren; das Gesicht ist durch eine typische schwarze Gesichtsmaske mit einem weißen
Stirnband charakteristisch gezeichnet, die Schnauze ist spitz. Der Waschbär kann gut
klettern, gilt als guter Schwimmer und ist ein Sohlengänger, seine Fortbewegungsmuster
(Abb. 3) und seine Spur (Abdruck von fünf Zehen) unterscheidet ihn deutlich vom Caniden
Marderhund, mit dem er öfters verwechselt wird. Diese Vorderpfoten mit ihren frei
beweglichen Zehen und den scharfen Krallen (siehe Titelbild) haben eine große
Manipulierfähigkeit und sind deshalb innerhalb der Carnivoren einzigartig, die dort vielen
Nerven ermöglichen ihm ein ausgeprägtes haptisches Wahrnehmungsvermögen während
der Nahrungssuche im Schlamm der Gewässer, sind aber auch einer der Gründe für ein zu
forderndes striktes Verbot der Schlagfallenjagd, da dem Tier hierbei in der Falle
unerträgliche Schmerzen zugefügt werden (s. S. 14).
Er ist aufgrund seiner Gestalt kein schneller Läufer (auf kurze Distanzen schafft er maximal
20 km/h) und auch kein guter Springer. Bei einer Verfolgung flieht er deshalb auf Bäume.
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Abb. 3: Schritt, Passgang und Galopp,
als typische Fortbewegung am Boden
Mit seinem dichten Pelz ist er hervorragend auch an lange und harte Winter angepasst.
Schon „Tiervater“ BREHM (1883) charakterisierte treffend die Tarnfarben des Waschbären
„Keine einzige dieser Farben sticht besonders von den anderen ab, und so wird die
Gesamtfärbung, schon aus einer geringen Entfernung betrachtet, zu einem schwer zu
bestimmenden und bezeichnenden Grau, welches sich der Rindenfärbung ebenso trefflich
anschließt wie dem mit frischen oder trockenen Grase bewachsenen Boden.“
Der Waschbär ist als Beutegreifer ein intelligentes Tier und hat für einmal erlebte Situationen
ein sehr gutes Gedächtnis. Im Bereich der Vorderpfoten ist der Tastsinn hervorragend
ausgebildet, aus diesem Grund sucht er seine Nahrung vor allem mit den vorderen
Extremitäten. Er sieht zwar gut, aber für ihn als nachtaktives Tier sind der Geruchssinn und
das Gehör (im oberen Bereich kann er Töne bis zu über 80 kHz hören) wichtiger. Dieses
feine Gehör befähigt den Waschbär, z.B. die kratzenden Geräusche von Regenwürmern im
Erdreich wahrzunehmen.
Hauptsächlich folgende Lautäußerungen kann er von sich geben:
 Das „Keckern“ (oder auch „Schnirken“) gilt als die am häufigsten zu vernehmende
Lautäußerung; sie kann als Soziallaut verstanden werden; die Welpen äußern hiermit ihr
Kontaktbedürfnis zum Muttertier.
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 Das weit hörbare „Fiepen“ (bis zu einer Entfernung von rund 100 m) wird vor allem in
sozialen Stresssituationen ausgestoßen. Die aggressive Stimmung hierbei wird noch
durch Laute unterstrichen. Jungtiere fieben bei ihnen unangenehmen Situationen.
 „Kampfgeräusche“: Bei starker aggressiver Stimmungslage stößt der Waschbär weit
hörbare Knurr- und Kreischlaute aus, die denen kämpfender Marder ähneln. Indikator
aber, dass diese Geräuschquelle ein Waschbär ist, sind die „ ... immer wieder hörbaren
charakteristischen Fieptöne ...“. Diese Geräusche scheinen bei territorialen
Auseinandersetzungen eine Rolle zu spielen.
2.3 Regionale Verbreitung in Deutschland
Von seinem ursprünglichen Vorkommen breitet sich der Waschbär immer noch rasch aus
(Abb. 4a); die jährliche jagdliche Waschbärstrecke ist ein brauchbarer Indikator für seine
Verbreitung in Deutschland, seine Hauptverbreitungsgebiete liegen einmal im Zentrum
Deutschlands (mit Bad Karlshafen bei Kassel als der deutschen „Hauptstadt der
Waschbären“) sowie vor allem in Brandenburg entlang der polnischen Grenze (Abb. 4b), er
ist aber mehr oder weniger fast flächendeckend vorhanden.
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Abb. 4a: Waschbärstrecke 2001-2003
als Indikator für die Verbreitung
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Abb. 4b: Ausbreitungsgeschwindigkeit des
Waschbären in seinem Kerngebiet
Warum ist der Waschbär so erfolgreich in Deutschland? Der Waschbär ist ein klassischer
„Habitatgeneralist“ - Gegliederte Lebensräume sind für ihn optimal: Strukturierte
Landschaften, in denen sich Feldflur und Feldgehölze mit naturnahen Laubmischwäldern mit
vielen Wasserläufen abwechseln, alte Eichen mit Höhlungen, in denen er nicht nur den Tag
verschläft, sondern auch überwintert und deren Eicheln er gerne frisst. Gerne besiedelt er
die in Deutschland leider fast nicht mehr vorhandenen Auenwälder.
Von der intensiven Vergasung der Füchse, von denen auch die Dachse betroffen waren,
profitierte der Waschbär ebenfalls, indem er die nun frei gewordenen Baue für sich zu nutzen
wusste.
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Allgemein liebt er Misch- und Laubwälder mit einem hohen Eichenanteil; bei Gefahr flüchtet
er auf einen Baum, wobei ihm die Rindenstruktur der Eichen eher eine schnelle Flucht als
die glatte Rinde der Buche erlaubt.
2.4 Die Nahrung des Waschbären
Der Waschbär sucht nachts seine Nahrung, den Tag hat er auf Bäumen in den Astgabeln
schlafend verbracht, oder sich in Baumhöhlen (Totholz ist ein wichtiges Strukturelement
seines Lebensraumes) zurückgezogen. Große zusammenhängende Waldgebiete mit
Nadelhölzern meidet der Waschbär eher, sondern er bevorzugt vielmehr eine Vernetzung
von Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen, da ihm diese Landschaftstypen ein
größeres Nahrungsspektrum anbieten. Allgemein gilt er nicht als Nahrungsspezialist,
sondern als typischer Allesfresser mit einem gering spezialisierten Magen-Darm-Trakt hat er
ein breites Nahrungsspektrum: Ein Drittel der Nahrung ist vegetarisch, Samen und Früchten
(Beeren, Obst, Mais in der Milchreife, Eicheln, Bucheckern, Nüsse - sie verschmähen
allerdings Grünfutter), ein weiteres Drittel sind wirbellose Tiere (Insekten, Schnecken,
Regenwürmer), das letzte Drittel besteht dann aus Wirbeltieren - vor allem Frösche und
Kröten (bei denen er vor dem Verzehr die giftige Drüsenhaut abzieht), aber auch Fische, die
er mit Geschick zu fangen versteht. Zellulosereiche Nahrung wie Blätter oder Gras ist für ihn
unverdaulich. Der Nahrungsbedarf eines adulten Waschbären liegt, kostabhängig, bei täglich
0,2 – 0,3 kg und kann im Herbst bis auf 0,5 kg ansteigen. In menschlichen Siedlungen und in
der Nähe von Campingplätzen bezieht er seine Nahrung fast ausschließlich aus
verwertbaren Abfällen.
Sein Gebiss zählt 40 Zähne mit folgender Zahnformel dargestellt (Abb. 5):
Abb. 5: Schädel des Waschbären
Er gilt unter Laien, wie sein Name suggeriert, als „Futterwäscher“. Er reinigt allerdings im
Freileben nicht seine Nahrung, sondern er zeigt dieses Verhalten nur in der Gefangenschaft:
Hier kann er seinem Jagdtrieb nicht nachgehen, und er lässt deshalb seine Nahrung in einer
Leerlaufhandlung (d.h. einer Imitation der Suche nach Krebsen an Gewässerufern) immer
wieder stereotyp in eine Wasserpfütze/Wasserschale o.ä. fallen, um dort nach ihr zu suchen
und sie zu „finden“ und seinen Jagdtrieb abzureagieren. In freier Wildbahn liebt es der
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Waschbär, an seichten Ufern mit seinen Pfoten das Wasser und den Schlamm nach Beute
(Krebs- und Schalentiere, kleinere Fische) mit paddelnden Bewegungen und weit
gespreizten Fingern zu durchsuchen. Mit gleichartigen Bewegungen durchsiebt er mit seinen
Vorderpfoten die Bodenstreu nach Fressbarem; die gefangene Beute wird niemals
gewaschen, sondern direkt an Ort und Stelle verzehrt.
Als Allesfresser und eher ein Sammler als ein Jäger spiegelt seine aufgenommene Nahrung
das saisonale Nahrungsangebot seines Streifgebietes wieder; er nimmt im Frühjahr vor
allem tierische Nahrung auf, wobei er auch Gelege von Vögeln ausnimmt, im Sommer und
Herbst ernährt er sich dann vorwiegend vegetarisch. Grob kann die Nahrung in drei
Hauptkomponenten eingeteilt werden:
40% pflanzliche Nahrung
35% Wirbellose
25% kleinere Wirbeltiere, (Amphibien und Fische)
Im Frühjahr werden Insekten und Würmer bevorzugt, im Herbst Obst und Nüsse.
Hauptnahrungsbestandteil ist für den Opportunisten Waschbär aber immer die am meisten
und am leichtesten zu erhaltende Nahrung, Vögel und kleinere Säuger sind eher eine
Gelegenheitsbeute. Es sei aber deutlich festgestellt, dass der Waschbär nicht der einzige
Gelegeräuber ist, der die Vogelbrut bedroht, und das seine einseitige Bejagung andere
Nesträuber fördern kann! Bislang konnte aber ein Einfluss auf die Bestände gefährdeter
Arten nicht ernsthaft nachgewiesen und ein schädlicher Einfluss auf die einheimisch Tierund Pflanzenwelt nicht festgestellt werden (Abb. 6).
Waschbär - Futterobjektpräsenz
Regenwürmer
Insekten
Kleinsäuger
Vögel
Obst
Mais
Eicheln
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Abb. 6: Nahrungsauswahl des Waschbären
MICHLER (2007b) gibt, und das in einem Sonderheft (!) der vier führenden deutschen
Jagdzeitungen, ein deutliches Statement: „Ob die Anwesenheit des anpassungsfähigen
Waschbären in Europa negative ökologische Auswirkungen haben wird, lässt sich noch nicht
endgültig beantworten. Mangels ausgeprägter Spezialisierung dieses Allesfressers gilt dies
in naturnahen Lebensräumen jedoch als unwahrscheinlich. Bisher wurde in keiner
wissenschaftlichen Untersuchung ein ernsthafter Prädationsdruck des Waschbären
auf heimische Tierarten nachgewiesen“ (Hervorhebung durch den Verfasser).
Der Waschbär gehört inzwischen in vielen Teilen Deutschlands zum festen Bestandteil der
dortigen Fauna und kann sich wohl in bestehende Ökosystem integrieren, ohne in diese
schädigend einzugreifen - ernsthaftere Schäden kann er an den Gelegen bodenbrütender
Wasservögel (zumeist Stockenten) anrichten. Andererseits stellt sich die Frage nach dem
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Nutzen des Waschbären als Vertilger von Insekten, Kleinnagern und Bisamratten. Einen
direkten Zusammenhang zwischen dem Verschwinden einer einheimischen Art und der
Ausbreitung einer neuen räuberisch lebenden Art auf den ersten Blick zu erkennen ist unter
wildbiologischen Aspekten zumindest fragwürdig und auch beim Waschbären bislang
misslungen. Selbst der klassische „Naturschutz“ verlangt nicht das Ausrotten um jeden Preis,
sondern fordert derzeit lediglich verstärkte Untersuchungen und Forschungen. Beutegreifer
rotten erfahrungsgemäß die in ihrem Lebensraum vorkommenden Beutetiere nicht aus; der
dramatische Rückgang z.B. von Rebhuhn und Hase, der nicht nur nach Meinung eines
Großteils der immer noch nicht an wildbiologischen Gesetzmäßigkeiten orientierten
Jägerschaft vom Fuchs verursacht sein soll, hat andere Ursachen: Intensivierung der
Landwirtschaft mit ihrem enormen Einsatz von Bioziden und Dünger; durch die
Flurbereinigung und die Zerstörung von Strukturen (Feldgehölze, Hecken, Wegränder) sowie
der Lebensraumverlust durch einen ungebremsten Verbrauch von Landschaft (Bauland,
Gewerbegebiete, Straßenbau) werden vielen Wildtieren ihre Lebensgrundlagen entzogen.
Werden Beutetiere wie das Rebhuhn seltener, umso unwahrscheinlicher wird es, dass ein
Beutegreifer eines von ihnen erbeutet. Es ist die Größe der Bestände der potentiellen, die
die Größe der Beutegreiferpopulationen bestimmen - und nicht umgekehrt!
Auf landwirtschaftlichen Flächen (Mais- und Getreidefelder, Obstplantagen) kann er Schäden
verursachen, da er neben dem Wegfraß auch Zerstörungen anrichtet.
Die Größe seines Streifgebietes hängt von den Nahrungsressourcen und der weiteren
Verfügbarkeit wie Orten wie Schlafplätze und geeignete Plätze zur Aufzucht der Jungen ab:
Populationsdichte und Streifgebietsgröße von Waschbären in Deutschland
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1. Dichte/100 ha
Waschbär
Wald
2-6
Stadt
50-150
2. Streifgebiete (ha)
Fähen
Rüden
100-700
350-5.000
25-50
40-500
Quelle: MICHLER (2007a, modif.)
Nützlich machen die Waschbären sich in der Nähe menschlicher Siedlungen als Jäger von
Ratten und Mäusen, in Gewässernähe erbeutet er die Jungen der tatsächlich erhebliche
Schäden verursachenden Bisamratten. Im Winter kann er bei Nahrungsmangel mehrere
Wochen lang fasten, bei sehr kalten Wintern halten sie eine Winterruhe und zehren von
ihrem im Herbst angefressenen Fettpolstern und magert bis zur Hälfte seines
Herbstgewichtes ab.
2.5 Fortpflanzung und Sozialverhalten des Waschbären
Waschbärfähen können schon im ersten Lebensjahr, der Rüde meist im zweiten Lebensjahr
(mit 15 Monaten) geschlechtsreif werden. Nach der Ranz, hauptsächlich im Februar, wirft
nach einer Tragzeit von rund neun Wochen die Fähe 2 - 4 Welpen, deren Geburtsgewicht
bei ca. 70 g und einer Körperlänge von durchschnittlich rund 95 mm liegt; sie sind typische
Nesthocker. Die Neugeborenen haben ein kurzes und dichtes Fell. An den drei Zitzenpaaren
werden die zunächst zahnlosen und blinden (die Augen öffnen sich ca. 20 Tage nach der
Geburt) Neugeborenen bis zur 16. Lebenswoche gesäugt - in diesem Alter werden sie auch
selbständig und verlassen das Muttertier. Die Waschbärin versorgt ihre Jungen nicht mit
herbeigetragenem Futter, sondern ausschließlich mit Muttermilch. Nach vier bis fünf Wochen
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verlassen die Jungtiere zum ersten Mal die Wurfhöhle, und spätestens im Alter von 10
Wochen begleiten sie schon die Bärin auf der Futtersuche, sie wiegen dann bereits mehr als
ein kg. Ihre Gewichtszunahme verläuft rasant, schon nach einem halben Jahr haben sie fast
das Gewicht der Adulten erreicht (Abb. 7). Der Rüde beteiligt sich nicht an der Aufzucht der
Jungen, sondern es kommt gelegentlich zu einem Infantizid (Kindestötung).
Abb. 7: Wachstum des Waschbären im ersten Halbjahr
Nach amerikanischen Forschungen wird der Waschbär nicht alt, über fünf Jahre alte Tiere
sind nach Untersuchungen erlegter Individuen sehr selten (Abb. 8), er kann allerdings in
Ausnahmefällen in freier Wildbahn bis zu 15 Jahre alt werden; in Gefangenschaft wurden
maximale Lebensalter von bis zu 20 Jahren gemeldet. Untersuchungen im
Solling/Deutschland ergaben, dass der Waschbär bei uns in freier Wildbahn nicht viel älter
als drei Jahre wird.
Procyon lotor (L.)
60
Häufigkeit (%)
50
40
30
20
10
0
1
2
3
4
5
6
7
Alter
0000
Abbildung 8: Altersklassenaufbau von
275 erlegten Waschbären in den USA
12
Besonders hoch ist die Sterblichkeit im ersten Lebensjahr, nur rund 50% der Jungtiere
überleben diese Zeit – die gleiche Mortalitätsrate ist bei vielen anderen Tierarten bekannt. Ab
dem zweiten Lebensjahr sinkt dann die natürliche Mortalität auf 10-30% pro Jahr.
Das Sozialverhalten ist erwartungsgemäß für ein intelligentes Tier wie den Waschbären
komplex und variabel. In der älteren Literatur wird er als mürrischer Einzelgänger
beschrieben: Neuere Beobachtungen ergaben allerdings, dass Waschbären getrennt nach
Geschlechtern in sozialen Verbänden leben, wobei nicht miteinander verwandte männlichen
Tiere einen sehr starken Zusammenhalt zeigten: Nachts halten sie in Kleingruppen bis
maximal vier Rüden engen Kontakt und verschlafen den Tag gemeinsam in einem Versteck.
Verwandte Fähen teilen sich ein Territorium und haben gemeinsame Streifgebiete bis zu
einer Größe von < 50 ha in der Stadt.
Der Waschbär hält keinen echten Winterschlaf mit einer hierfür typisch reduzierten
Herzschlagfrequenz, Atmung und Körpertemperatur, sondern eine Winterruhe über einen
witterungsabhängigen Zeitraum in dem er inaktiv verharrt; bei Störungen ist er sofort
hellwach und verteidigungsbereit. Zum Überwintern können die bereits abgewanderten
Jungtiere in eine „Winterschlafgemeinschaft“ zur Mutter zurückkehren; in freier Natur
bevorzugt der Waschbär hierfür neben Fels- und Baumhöhlen gerne Fuchs- und
Dachsbauten. Mit Beginn der ersten Ranz verlassen sie dann aber endgültig das Muttertier.
Ein Rüde begattet mehrere Fähen, weitere Kontakte zwischen den weiblichen Tieren und
den Rüden finden nicht statt.
2.6 Bejagung des Waschbären
Der Waschbär ist „ … für manchen Jäger per se ein blutrünstiger Räuber und für den
Rückgang des Niederwildes verantwortlich. Dieses „Schwarze-Peter“-Argument“ als
Erklärung für Artenschwund ist für viele Zeitgenossen eben der bequemere Weg zur
Deutung der allgemeinen Umweltmisere und, man muss es so deutlich sagen, für manche
nur ein Vorwand zur Rechtfertigung ihrer Jagdlust. Offenkundig wird diese Denkweise, wenn
Tiere für menschliche Missetaten zur Rechenschaft gezogen werden, man also statt
Giftspritze und Flurbereinigung lieber Fuchs, Waschbär und Co. an den Pranger stellt.“
HOHMANN und BARTUSSEK, 2005). Die oft zitierte Konkurrenz des Waschbären zu
einheimischen Carnivoren (hier wird u.a. die Wildkatze genannt) sieht MICHLER (2007b)
nicht: „In Europa gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass die Artenvielfalt und die
Populationsdichten der Arten in Gebieten, in denen Waschbären seit mehreren Jahrzehnten
leben, geringer sind als in waschbärfreien Gebieten.
Wie immer, wenn ein mit Klauen und Zähnen bewaffneter Beutegreifer das Revier des
klassischen Grünrocks besiedelt oder auch nur zurück erobert, schlägt dieser Alarm und malt
die Zukunft der übrigen Tiere in den dunkelsten Farben. Selbst Naturschützer lassen sich,
aus welchen Gründen auch immer, in vielen Fällen unreflektiert vor diesen grünen Karren
spannen und vergessen dabei, dass die Natur - die sie ja laut eigener Kundgebung schützen
wollen - ihren eigenen Gesetzen folgt, wobei kaum jemand die Natur vor den Naturschützern
schützt. – Die Natur hat eine eigene und vom Menschen immer noch nicht ganz verstandene
Dynamik, die akzeptiert werden sollte; der Mensch muss die Natur nicht manipulieren, denn
auch kurzfristig überhöhte Populationen werden sich von selbst einregulieren. Der
Wildbiologe BUER (1997) kommentiert unter diesem Aspekt der permanenten Evolution
„Räuber ... erzwingen bei ihren Opfern vielfältige Abwehrreaktionen wie Flucht, Tarnung,
Gegenwehr oder schnelle Vermehrung. Ein ultimativer Zwang zur Kreativität baut sich auf.
Das treibt die Vielfalt voran und die Evolution. ... Je erfolgreicher sich die Opfer wehren,
desto einfallsreicher und besser müssen die Angreifer werden. Auch sie sind zur Kreativität
verdonnert. Das aber wiederum fordert die Opfer heraus. Und so schaukelt sich das System
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wechselseitig hoch. Dieser Koevolution verdanken wir so perfekte Tiere wie Hase und
Fuchs.“
Der erwachsene Waschbär hat in Deutschland praktisch keine natürlichen Feinde mehr
(Wolf und Luchs, für die Jungtiere sind Fuchs, Marder und Uhu eine Gefahr); einzig der
Mensch hat einen gewissen Einfluss auf die Bestandsgröße. Diese Ausfälle, neben der
Bejagung der Verkehrstod, werden aber mehr als kompensiert durch die indirekte Förderung
dieses Kleinbären als Kulturfolger. Ein weiterer Indikator für das Anwachsen der
Waschbärbestände und seine Ausbreitung in der Bundesrepublik sind die vom Deutschen
Jagdschutz-Verein regelmäßig veröffentlichten Jahresstrecken, die innerhalb von nur
fünfzehn Jahren (1995/96 von 3.349 Tieren bis 2010/11 auf 67.905 gemeldete Erlegungen)
um das zwanzigfache außerordentlich zunahm (Abbildung 9):
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Abb. 9: Waschbärerlegungen in Deutschland
Um das Wachstum der Waschbärbestände wirksam einzudämmen, müssten nach
populationsdynamischen Erwägungen jährlich ca. 60% des Herbstbestandes erlegt werden;
dies ist allerdings nicht machbar: Nach deutschem Verständnis gestaltet sich eine
„weidgerechte“ Bejagung des Waschbären als schwierig. In den USA wird der nachtaktive
Waschbär im Scheinwerferlicht der Kopflampen bejagt, eine Methode, die nach deutschen
Jagdgesetzen auch verboten ist. Ihm wird dort kein Pardon gegeben, und es gibt für die
Waschbärjagd speziell ausgebildete Hunde (Coonhounds), die ihn auf Bäume flüchten
lassen, und der Jäger hat „ ... wohl auch seinen Spaß daran, einfach seine Hunde nur zu
beobachten, wie sie das Tier hetzen und verbellen, ... “ bis ihm dann ein Pistolenschuss sein
Leben beendet.
Dass der Waschbär von einem Großteil der konservativen Jägerschaft nicht als eine
Bereicherung unserer heimischen Fauna angesehen wird, ist nicht weiter verwunderlich,
werden doch auch einstmals heimische Beutegreifer wie Wolf und Luchs, die nun wirklich
nicht als Neozoen zu bezeichnen sind, mit Argwohn betrachtet und als vermeintliche
diffamiert Konkurrenten immer noch illegal erlegt. So wurde in jüngerer Zeit auf dem
Bundesjägertag im Juni 2005 von den Delegierten des Deutschen Jagdschutzverbandes
eine Regulierung von Waschbär und Marderhund gefordert, da diese einheimischen Arten in
ihrem Fortbestand bedrohten und mit jagdlichen Mitteln zu „regulieren“ seien.
In Berlin gibt es den Waschbären erst seit den 1980er Jahren; hier könnte man das
vermeintliche „Waschbärenproblem“ reduzieren oder gar lösen, wenn man ihre
Schlafbäume, die sich fast alle im Grunewald befinden, fällen würde. Gründe hierfür gibt es
keine, denn es wurde endlich richtig erkannt, dass die Waschbärenpopulation sich im Wald
selbst reguliert und auch keinen Schaden anrichtet.
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Die von großen Teilen der Jägerschaft immer und gebetsmühlenhaft geäußerte Befürchtung,
dass der Waschbär eine Gefahr für die einheimische Tierwelt sei, ist unbegründet; Olaf
Schmidt, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF)
drückte dies unmissverständlich aus: „In Mitteleuropa muss man die ökologische Gefährdung
allerdings anders einschätzen. Hier konnte noch kein Fall nachgewiesen werden, dass eine
einheimische Tier- oder Pflanzenart durch eine eingeschleppte Tier- oder Pflanzenart
ausgerottet wurde. … Das eigentliche Problem bei vielen fremden Tier- und Pflanzenarten
ist, dass nicht sachlich und fachlich, sondern oft ideologisch diskutiert wird. Wir müssen aber
auch erkennen, dass unsere Ökosysteme nie statisch, sondern immer dynamisch mit
ständiger Veränderung zu sehen sind“ (SCHMIDT, 2004). Limitiert werden die
Waschbärbestände in Deutschland (zumindest außerhalb der Städte) durch den Mangel an
geeigneten Schlaf- und Ruheplätzen sowie an geeigneten Aufzuchtstätten für die Jungen.
Eine übliche Ansitzjagd auf den nachtaktiven Waschbären ist von Zufällen abhängig und
deshalb wenig erfolgversprechend, sie hat auf seine Population und Ausbreitung deshalb
kaum einen Einfluss. Der mehr Erfolg versprechende nächtliche Ansitz am Rande einer
Müllkippe ist keine attraktive Form der Jagdausübung und entsprechend wenig ausgeübt.
Stellt bei der Baujagd der Hund einen Waschbär in einem Fuchsbau, weiß der Waschbär
sich vehement zu verteidigen und kann seinem Gegner durchaus gefährlich werden; er sollte
deshalb stets außerhalb seines Baues bejagt werden. Der Waschbär genießt keine
Schonzeit und kann zwar das ganze Jahr über bejagt werden, jedoch darf dies lt. BJagdG §
22 (4) nicht in der Zeit geschehen, wo die Jungtiere noch von der Mutter abhängig sind.
Beköderte Totschlagfallen und Abzugeisen sind aus jagdethischen Überlegungen
abzulehnen; HEIMBACH (in: HESPELER, 1995) schreibt hierzu: „Eisen jeglicher Art sollten
allerdings strengstens verboten sein, da die Erfahrung lehrt, dass sich die Waschbären
meistens mit den Vorderfüßen fangen, weil sie den Köder stets mit den Händen
begutachten“. Sowieso ist nach BJagdG § 19 (1) ein Einsatz dieses Fallentyps illegal:
„Fallen, die nicht unversehrt fangen oder nicht sofort töten, sind verboten.“
An Bachläufen oder unter Feldgehölzen fängig gestellte beköderte Kastenfallen für den
Lebendfang sind genauso effizient wie die nicht zuverlässig tötenden Teller- und Fangeisen
u.ä. tierschutzrelevanten mittelalterlich anmutenden Marterinstrumente (Abb. 10).
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Abb. 10: SIEGENER ZEITUNG (Archiv)
„Direkt am Bach wurde eine illegale
Schlagfalle gefunden, deren seitlich
gespannte Bügel bei Berührung eines
Auslösers zusammenschnellen und mit
großer Wucht auseinanderschlagen. Die
Pfote
zerschmettert
und
unlösbar
eingeklemmt, muss ein Waschbär hier
mehrere Tage um sein Leben gekämpft
haben, bis er schließlich qualvoll
verendete“
Eine Ausrottung des Waschbären, wie es Teile der Jägerschaft fordern, ist aufgrund seiner
flächendeckenden Verbreitung, seiner heimlichen nachtaktiven Lebensweise sowie seiner
scharfen Sinnespaare, gepaart mit Intelligenz und Anpassungsfähigkeit, ohnehin nicht mehr
möglich. „Im Waschbär vereinen sich die Stärke und Schlauheit des Fuchses mit der
Gewandtheit und Kletterfreudigkeit des Marders“ (GRUMMT, 1990). Weiterhin sind nach
populationsdynamischen Prozessen Tierbestände von Arten, die relativ früh geschlechtsreif
werden und durchschnittlich kein hohes Lebensalter erreichen, allgemein verhältnismäßig
unempfindlich gegen direkte anthropogene Störfaktoren wie z.B. Jagd und Verkehrstod.
15
Seine Bestände werden auf erhöhten Jagddruck am ehesten noch mit einer erhöhten
Reproduktion reagieren, vermutet der Vorsitzende des Bundesverbandes Tierschutz e.V.,
Dr. Jörg Styrie: „Durch die Abschüsse verbessern sich die Lebensbedingungen der übrigen
Tiere, und sie vermehren sich noch schneller.“ (BILD-Interview 07/01/2012).
In Rheinland-Pfalz gehört er - wie inzwischen in allen anderen Bundesländern auch - zu den
jagdbaren Tieren; er genießt aber keine Schonzeit und darf somit ganzjährig bejagt werden.
Es ist einzufordern, dass schon aus ethischen Gründen Bärinnen verschont werden, die
Jungtiere zu versorgen haben; zumindest während dieser Zeit muss die Bejagung ruhen (§
22 Absatz 4 Bundesjagdgesetz: „In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum
Selbständigwerden der Jungtiere die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere, auch die von
Wild ohne Schonzeit, nicht bejagt werden“.
Weitere Argumente gegen den Waschbär sind die angebliche Gefahr der Verbreitung von
Tollwut und Räude; nun gilt die Tollwut in Deutschland schon seit 2008 als eliminiert, und ein
tollwütiger Waschbär ist auch nicht gefährlicher als ein tollwütiger Fuchs; die Räude ist ein
tatsächliches Problem, betrifft aber weniger den Menschen als seinen Hund und kann relativ
leicht behandelt werden. Er ist kein Wirtstier für den gefürchteten Fuchsbandwurm.
Macht es Sinn einen Stadt-Waschbären zu töten?
Nein! Das Problem lässt sich nicht lösen, indem Sie "den" Waschbären "einfach" fangen und töten
oder woanders hin bringen. Die Forschungen im östlichen Stadtgebiet von Kassel haben ergeben,
dass dort auf einer Fläche von 100 ha mehr als fünfzig erwachsene Waschbären leben und jeder
dieser Waschbären hatte im Durchschnitt einen Aktionsraum von über 100 ha Hektar. Die
Aktionsräume dieser Waschbären überschneiden sich also hochgradig. Daher könnten theoretisch auf
einem Grundstück in diesem Gebiet auch über fünfzig verschiedene Waschbären auftauchen! Im
Sommer und Herbst sind wegen der vielen Jungtiere auf der Fläche sogar mindestens einhundert
Tiere unterwegs! So manch einer wird schon erfahren haben, welchen Aufwand und Kosten es
verursacht, auch nur einen einzigen Waschbären fangen und töten zu lassen. Ihn einfach an einem
anderen Ort wieder laufen zu lassen, würde das Problem ebenso wenig lösen und höchstens
woanders ein neues schaffen! Und selbst wenn Sie alle Waschbären bekommen könnten, dann
würden aus den umliegenden Gebieten viele, viele in den nun unbesetzten Lebensraum drängen.
Glauben Sie mir: Es bringt gar nichts! Statt dessen sollten Sie dazu beitragen, dass draußen nicht zu
viel Fressbares herumliegt, vor allem nicht auch noch füttern! Und dann müssen Sie die
entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um die Waschbären daran zu hindern, in Ihr Haus
einzudringen.
(Quelle: diewaschbaerenkommen.de 12/01/2014)
2.7 Bevorzugte Lebensräume des Waschbären
Wie auch der Fuchs sucht der Waschbär seit geraumer Zeit die Nähe des Menschen in
Deutschland und besiedelt Lebensräume, die für ihn nicht gedacht sind: Immer mehr finden
sich diese - letztendlich - sympathischen Tiere als Untermieter in ländlichen Gegenden und
in Häusern in Stadtrandnähe. Dieses Phänomen wurde zuerst in den USA beobachtet, eine
amerikanische Studie beschäftigt sich erstmals 1968 mit urbanisierten Waschbären. Dort
erreicht der Waschbär in einigen Städten (z.B. Cincinatti) nur schwer vorstellbare
Populationsdichten von weit mehr als 100 Tieren/km², was vermutlich in einigen Gemeinden
in Nordhessen (Großraum Kassel) und evtl. Südniedersachsen noch überboten wird.
Überall im Lebensraum des Menschen scheint sich auch der Waschbär wohl zu fühlen, und
er kann fast seine gesamten Bedürfnisse, die er zum Überleben braucht, in der Nähe des
Menschen reichlich decken. Die älteren Häuser in unseren Städten und Dörfern, möglichst
mit einem Garten mit altem Obstbaumbestand, eignen sich hervorragend als Ruheplätze, in
denen der Waschbär gut versteckt den Tag verschläft, überwintert und auch seine Jungen
16
aufzieht. Als guter Kletterer nutzt er alle Hilfen, die ihm den Weg auf das Dach erleichtern
(Regenrinnen, Bäume in Hausnähe, strukturierte Außenwände), und von dort findet er über
schadhafte Dachziegel und offen stehende Dachluken den Weg auf den Dachboden (Abb.
11b). Andere halten sich in Parkanlagen mit alten Baumbeständen auf.
Einmal in dem Lebensraum des Menschen lebt er wie die bekannte „Made im Speck“, das
ihm zur Verfügung stehende Nahrungsangebot ist mehr als reichlich: Speisereste in
Mülltonnen, Abfalleimern und Komposthaufen, verwilderte Obstgärten mit Fallobst und vieles
mehr. Oftmals werden sie von sich selbst als „Tierfreunde“ bezeichneten Menschen
angefüttert und bald sehr zahm; so zählten Wildbiologen in einem Garten im nordhessischen
Bad Karlshafen 21 Waschbären, die vom Hausbesitzer angelockt und regelmäßig gefüttert
werden. In Jesberg, ebenfalls Nordhessen, wurden innerhalb eines Jahres 43 Waschbären
in einem Haus gefangen, die durch ein Loch in der Wand eindrangen (Abb. 11a).
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Abb. 11a: Waschbären im Garten/Jesberg
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Abb. 11b: Waschbären dringen gerne
in Häuser ein
Einmal im Haus kann er große Schäden anrichten. Waschbären sollten keinesfalls gefüttert
werden, ihre außerordentlich ausgeprägte Problemlösungsfähigkeit lässt sie überall
ausreichend ihr Futter finden, und bei regelmäßiger Fütterung werden sich die Bestände
weiter vermehren. Futterzahme Exemplare können leicht aggressiv reagieren. Dieses
reichhaltige Futterangebot in Kombination mit den hervorragenden und geschützten
Unterschlupfmöglichkeiten lässt die Waschbärpopulationen in den Städten immer mehr
anschwellen. Dem kann nur durch eine Verknappung des Nahrungsangebotes und durch
Maßnahmen, die das Eindringen des Waschbären in die Gärten und Häuser wirksam
verhindern, entgegengewirkt werden - so z.B.:
 Biomüll und verwertbare Nahrungsreste für den Waschbären unzugänglich aufbewahren,
Verschluss von Abfalltonnen mit starken Spanngurten (Abb. 12), gelbe Säcke erst
morgens rausstellen
 keine für den Waschbären hochwertigen Speisereste auf den Komposthaufen geben:
Fleisch, Fisch, Obst- und Brotreste. Gemüsereste, Kartoffelschalen u.ä. sind hingegen
unproblematisch
 Sicherung von Obstbäumen durch Blechmanschetten, rechtzeitige Ernte sowie die
Entfernung von Fallobst
 Haustiere (Katze/Hund) nicht außerhalb des Hauses füttern, bzw. Futternäpfe abends
reinholen
 breite Blechmanschetten um die Fallrohre der Regenrinnen verhindern das Erklettern des
Daches, Beschneiden von bis ans Dach reichenden Ästen
 Verschließen aller Öffnungen mit soliden Materialien, durch die der Waschbär in das Haus
eindringen kann
17
Abb. 12: Waschbär auf Nahrungssuche
in einer ungesicherten Mülltonne
2.8 Der Waschbär als Haustier
Die Haltung von Waschbären ist genehmigungspflichtig, da auch gezüchtete Tiere den
Haltungsrichtlinien für Wildtiere in Gehegen unterliegen – womit eine (legale)
Wohnungshaltung ausgeschlossen ist.
Bei einem solch hübschen und interessanten Tier wie dem Waschbären kann dennoch leicht
der Wunsch aufkommen, ihn als Hausgenossen und Streicheltier in der Wohnung zu halten hiervor sei aber strikt gewarnt. Im Internet werden regelmäßig Waschbärwelpen zu einem
Preis um 100,00 € angeboten, was nicht nur ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz (§ 1)
und die Verordnungen zur Haltung von Wildtieren darstellt, sondern auch dem Käufer eine
Reihe von Problemen beschert: Der Waschbär ist und bleibt ein Wildtier mit seinen ihm
eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen, der auch nicht mit der größten Bemühung zu einem
Haustier gemacht werden kann, da er absolut unerziehbar ist! Im Alter von rund anderthalb
Jahren sind die Waschbären keine süßen knuddeligen Welpen mehr, sondern werden
aggressiv und bissig. Die Beißattacken erfolgen ohne Vorwarnung und vehement, da sie ab
diesem Alter auch dem Menschen gegenüber ein Territorialverhalten entwickeln, d.h. ihn
vertreiben wollen. Durch ihr exploratives Verhalten, gepaart mit einem guten
Klettervermögen und einer vom Menschen empfundenen „Zerstörungslust“, sind sie in der
Lage, in kürzester Zeit eine Wohnungseinrichtung zu zerlegen – kein Platz ist vor ihrer
Neugier sicher. Durch ihr arttypisches Fressverhalten richten sie große Verschmutzungen
an, wenn sie Futterbrocken spielerisch zu einer „Wasserstelle“ (Trinknapf) tragen und das
Futter überall zerstreuen; anders als Hund und Katze kann der Waschbär nicht „gesittet“ aus
einem Napf fressen.
Sie haben noch nie einen Waschbären gesehen? Im Tierpark Niederfischbach haben Sie
Gelegenheit, diesen sympathischen und hübschen Kleinbären kennenzulernen – ebenso wie
den ebenfalls oft diskriminierten Marderhund, der auch so ganz anders als sein Ruf ist!
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Ich freue mich auf Ihren Besuch!
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3. Zitierte und weiterführende Literatur
Quellen der Abbildungen
Titelfoto: planet-wissen.de
Vorspann: edelkrebsprojektnrw.de
Abb. 1: tagtt.de
Abb. 2: wikipedia.de
Abb. 3a: gwn.de
Abb. 3b: gwn.de
Abb. 4a: jagdnetz.de
Abb. 4b: projekt-waschbaer.de
Abb. 5: gwn.de
Abb. 6: MÜLLER (1984, modif.)
Abb. 7: gwn.de
Abb. 8: DUNN & CHAPMAN (1984, modif.)
Abb. 9: djv-online.de
Abb.10: SIEGENER ZEITUNG
Abb.11a: gwn.de
Abb.11b: gwn.de
Abb.12: mdr.de
Anmerkung: Aus Gründen einer flüssigeren Lesbarkeit wurde im laufenden Text zumeist auf die
Angabe der jeweilig zitierten Autoren verzichtet, es sind jedoch alle verwendeten Quellen sowie
weiterführende Literatur untenstehend aufgezeichnet.
BARTHEL, Rainer
- Zur Jagd auf Säugetiere in Deutschland
SÄUGETIERSCHUTZ/Zeitschrift für Theriophylaxe 26: 18-24 (1996)
BARTUSSEK, Ingo
- Waschbären: Ein Neubürger erobert die Alte Welt
Rodentia, Kleinsäuger-Fachmagazin 8: 18-23 (2002)
BOYE, Peter
- Der Einfluss neu angesiedelter Säugetierarten auf Lebensgemeinschaften
in: GEBHARDT et al. (1996): 279-286BREHM, Alfred E.
Brehms Thierleben
Allgemeine Kunde des Thierreichs, 2. Band
Leipzig (1883) / Reprint Berlin (1928, ed. F. BLEY)
BUER, Friedrich
- Jagd und Naturschutz
in: Hilfe (für die)Beutegreifer!? - ÖJV
Freising (1997)
DUNN, J.P. und J.A. CHAPMAN
- Reproduction, physiological responses, age structure, and
food habits of racoons in Maryland, USA
Zeitschr. Säugetierkd. 48: 160-175 (1983)
in: GRUMMT (1990)
GEBHARDT, Harald, KINZELBACH, Ragnar
& Susanne SCHMIDT-FISCHER (eds.)
- Gebietsfremde Tierarten: Auswirkungen auf einheimische Arten,
Lebensgemeinschaften und Biotope - Situationsanalyse
Landsberg (1996)
GORETZKI, Jürgen
- Die Entwicklung der Jagdstrecken von Waschbär (Procyon lotor),
Marderhund (Nyctereutes procynoides) und Nordamerikanischen
Nerz (Mustela vison) in Deutschland
Schriftenreihe des BMVEL „Angewandte Wissenschaft“ 498: 119-126 (2003)
GORETZKI, Jürgen & Hubertus SPARING
- Anstieg rasant und unbemerkt: Streckenentwicklung von
Marderhund, Waschbär und Mink in Deutschland
in: Neubürger auf dem Vormarsch – Sonderheft von
unsere Jagd – Pirsch – Niedersächsischer Jäger (2007): 8-11
GRUMMT, Wolfgang
- Waschbär (Procyon lotor)
in: STUBBE, Michael: 410-416 (1990)
19
HESPELER, Bruno
- Raubwild heute - Biologie, Lebensweise, Jagd
München (1995)
HOHMANN, Ulf
- Vierbeinige Stadtstreicher
Naturschutz heute 3: (2001)
HOHMANN, Ulf und Ingo BARTUSSEK
- Der Waschbär
Reutlingen (2005)
HOLTMEIER, Friedrich-Karl
- Tiere in der Landschaft: Einfluss und ökologische Bedeutung
Stuttgart (2002)
Internet
- www.wikipedia.org
LAGONI-HANSEN, Anke
- Der Waschbär
Mainz (1981)
LUTZ, Walburga
- Erfahrungen mit ausgewählten Säugetierarten und ihr zukünftiger Status
in: GEBHARDT et al. (1996): 297-310
MICHLER, Frank-Uwe
- Mehr Sammler als Jäger: Biologie des Waschbären (a)
in: Neubürger auf dem Vormarsch
Sonderheft von: unsere Jagd, Pirsch, Niedersächsischer Jäger: 38-49 (2007)
- Gefahr für Höhlenbrüter? Waschbär: Ökologische Auswirkungen der Besiedlung (b)
in: Neubürger auf dem Vormarsch
Sonderheft von: unsere Jagd, Pirsch, Niedersächsischer Jäger: 50-53 (2007)
- Mit Kirrung und Kastenfalle: Bejagung des Waschbären
in: Neubürger auf dem Vormarsch
Sonderheft von: unsere Jagd, Pirsch, Niedersächsischer Jäger: 54-58 (2007)
MÜLLER, F.
- Wildbiologische Informationen für die Jäger
Jagd Hege Ausbildungsbuch VII
Stuttgart (1984)
in: GRUMMT (1990)
ÖJV - Ökologischer Jagdverein
- Absage an die Bekämpfung von Beutegreifern
ÖKOJAGD 3: 24 (2005)
POGLAYEN-NEUWALL, Ivo
- Kleinbären und Pandas
in: GRZIMEKS TIERLEBEN Säugetiere Band 3: 90-117
München (1979)
RIECHELMANN, Cord
- Wilde Tiere in der Großstadt
Berlin (2004)
SCHMIDT, Olaf
- Neue Tier- und Pflanzenarten – Bereicherung
oder Bedrohung unserer Wälder?
LWF aktuell 45: 1-3 (2004)
STUBBE, Michael
- Buch der Hege - Haarwild
Berlin (1990)
WÖRNER, Frank G.
- Der Marderhund - Ein neuer Canide in Deutschlands Wildbahn
immerGRÜN (Minist.Ernähr.Landw.& Forsten - Meck.-Pom.) 1/2: 31-34 (2002)
20
4. INFO Ebertseifen Lebensräume e.V.
000
Ebertseifen
bei Katzwinkel
Im Jahr 2007 gründeten erfahrene Biologen und ambitionierte Naturschützer den
gemeinnützigen Verein Ebertseifen Lebensräume e.V. - kurz Ebertseifen.*) Der Verein
beschreitet neue Wege zum Schutz der heimischen Natur: Ausgehend von einer 20 Hektar
großen, ehemaligen landwirtschaftlichen Nutzfläche, hat sich Ebertseifen dem Naturschutz
und der Steigerung der Artenvielfalt in unserer Region verschrieben. Mit sanften
Maßnahmen werden auf vereinseigenen Flächen zahlreiche Kleinlebensräume (Teiche,
Hecken, Obstwiesen, Steinschüttungen etc.) angelegt, um unserer regionstypischen Tierund Pflanzenwelt Räume zum Überleben und Rückkehrgebiete zu schaffen. Daneben
unterhält Ebertseifen die Zucht verschiedener bedrohter einheimischer Kleintierarten - wie
etwa Laubfrösche oder Haselmäuse - um Genreserven zu bilden oder legale
Wiederansiedelungen zu unterstützen.
Die Hauptziele von Ebertseifen sind:
*)

Ankauf naturschutzrelevanter Flächen

Renaturierung ehemaliger Intensivflächen

Naturkundliche Führungen

Zusammenarbeit und Projekte mit Schulen

Vorträge und Seminare

Wissenschaftliche Erhebungen zur einheimischen Tier- und Pflanzenwelt

Herausgabe von Printmedien
Vereinssatzung und Mitgliedsantrag als PDF-Datei (info@ebertseifen.de)
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Über einen weiteren und wenig bekannten Neubürger in unserer heimischen Tierwelt
berichteten wir an gleicher Stelle: www.ebertseifen.de
Dr. Frank G. Wörner
DER MARDERHUND
Ein etablierter Neubürger
in Deutschlands Wildbahn
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Über einen nach langer Zeit in unsere einheimische Tierwelt Zurückgekehrten berichteten wir
an gleicher Stelle: www.ebertseifen.de
Dr. Frank G. Wörner
DER KOLKRABE
Ein Verfemter kehrt zurück
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Dr. Frank G. Wörner
Wiesengrundstraße 20
D-57580 Gebhardshain
Tel. 02747 / 7686
drfrankwoerner@aol.com
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