Grundlagen der Heiz-/Kühl- und Lüftungstechnik
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Grundlagen der Heiz-/Kühl- und Lüftungstechnik
Chair of Building Systems Prof. Hansjürg Leibundgut Grundlagen der Heiz-/Kühl- und Lüftungstechnik Vorlesung Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut / ITA Institute of Technology in Architecture Faculty of Architecture / ETH Zürich Der Mensch und seine Umgebung · Der Mensch ist ein biologischer Reaktor, der auf einer Temperatur von 37°C betrieben wird. Die Toleranzgrenze für den Prozess beträgt ± 4°C, d.h. der Mensch stirbt bei einer Temperatur im Körperinnern von weniger als 32°C oder mehr als 41°C innert weniger Stunden/Tage. · Zur Aufrechterhaltung der Grundfunktionen (Blutzirkulation, Atmung, Verdauung, Ausscheidung) muss der Mensch eine minimale Menge an Nahrungsmittel (und Wasser) zu sich nehmen. Der minimale Bedarf liegt bei ca. 1‘200 kcal/Tag, was rund 1.4 kWh/Tag entspricht. Diese von aussen zugeführte Energiemenge wird körperintern in unterschiedliche Formen der Energie umgewandelt (Kontraktion von Muskeln, Produktion von Strom zur Leitung von Information, etc.) und letztlich als Abwärme in die Umgebung abgegeben. Verteilt auf die 24 Stunden pro Tag ergibt sich eine Grundwärmeleistung von 60 Watt. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 2 von 82 Der Mensch und seine Umgebung · Der Mensch besitzt eine Hautfläche von ca. 2 m2, d.h. pro m2 Oberfläche müssen 30 Watt abgeführt werden. Weniger ist nicht möglich wegen den Grundfunktionen. · Der nackte Mensch braucht eine Umgebungstemperatur von ca. 29°C, damit er bei 1‘200 kcal/Tag Nahrungsaufnahme seine Kerntemperatur bei 37°C (Hauttemperatur ca. 35°C) konstant halten kann. Diese Temperatur ist in den tropischen Regenwäldern gegeben. ! = hkonv #$35°C " x %& hkonv ' 5 w m2 (K x ' 29°C ! = 30 W m2 Quelle: nationalgeographic.com Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 3 von 82 Der Mensch und seine Umgebung · Will oder muss der Mensch arbeiten (Arbeit an der Umgebung verrichten) muss er mehr Nahrung aufnehmen. Leider ist die „Maschine Mensch“ nicht sehr effizient. Um eine Dauerleistung von 100 Watt während 10 Stunden am Tag abgeben zu können (1 kWh Energie) muss er rund 2‘500 kcal (2.9 kWh) mehr Nahrung in sich aufnehmen. Die Differenz von 1.9 kWh muss er in Form von Wärme (sensibel und latent) abgeben. Der Grundumsatz steigt auf 80 Watt (mehr Verdauungsarbeit). Während der Arbeit muss er über 160 Watt Wärme (80 W/m2) abgeben. Diese Wärme kann er nur abgeben, wenn die Umgebung kühler ist und/ oder wenn er zu schwitzen beginnt. Anders gesagt: Dank innerer Wärmeproduktion kann er bei kühler Umgebung überleben. Quelle: bild.de Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 4 von 82 Der Mensch und seine Umgebung · Der Mensch als Wesen ohne Fell und ohne Winterschlaf (Absenkung der Kerntemperatur) musste Dinge erfinden, wenn er in kalten Gegenden überleben wollte. · Die Kleidung ist eine wärmedämmende Schicht zwischen Haut und Umgebung. Sie leistet ihre Dienste, solange sie trocken bleibt (Die physikalischen Grundlagen wurden im Teil „Wärme“ dieses Kurses behandelt). Wird die Kleidung nass, muss sie getrocknet werden. Die Kleidung trocknet nur in einer Umgebung mit tiefer relativer Feuchtigkeit. Die relative Feuchtigkeit ist abhängig von der Temperatur der Luft (des Gasgemisches, das wir Luft nennen) und vom Angebot von Wasser für den betreffenden Raum. · Deshalb müssen zuerst die Grundlagen für das Verständnis der feuchten Luft geschaffen werden. Will man Räume mit unterschiedlicher Temperatur und Feuchte schaffen, muss man sie so umhüllen, dass der Wärmeund der Wasserdampf-Fluss durch die Hülle klein bleiben. Bei rel. dichten Hüllen tritt ein drittes Problem auf: Das vom Menschen selbst produzierte CO2 - ein Endprodukt seines Energieerzeugungsprozesses aus Nahrungsmitteln - reichert sich im Innenraum an. Der menschliche Organismus ist sehr empfindlich auf erhöhte CO2-Konzentrationen der Atemluft (er lebt erst seit wenigen hundert Jahren in geschlossenen Räumen). Es ist folglich notwendig, die Grundlagen der CO2-Produktion und -Reduktion zu kennen. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 5 von 82 Zusammensetzung der Luft · Luft ist ein Gasgemisch. Die in ihr enthaltenen “trockenen” Gase können unter für das Bauwesen üblichen Bedingungen als ideales Gas betrachtet werden. · Wasserdampf als weiterer Bestandteil der Luft verhält sich wie ein reales Gas, d.h. er kann kondensieren. Gas Sauerstoff Stickstoff Argon Kohlendioxyd Wasserstoff Neon Helium Krypton Xenon Gasgemisch Luft Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 6 von 82 Formel Gew.-% Vol.-% O2 N2 Ar CO2 H2 Ne He Kr Xe 23,01 75,51 1,286 4.10 -2 1.10 -3 1,2 . 10 -3 7.10 -5 3.10 -4 4.10 -5 20.93 78.10 0.9325 3.10 -2 1.10 -3 1,8 . 10 -4 5.10 -4 1.10 -4 9.10 -6 Zusammensetzung der Luft · Ideales Gas: · Beim idealen Gas haben dessen Teilchen keine Ausdehnung und die Stösse sind elastisch (die Summe der Bewegungsenergie der beteiligten Teilchen bleibt konstant). Ein ideales Gas beansprucht das verfügbare Volumen als ob es allein wäre. · Reales Gas: · Im Gegensatz zum idealen Gas sind Wechselwirkungskräfte der Moleküle oder Atome vorhanden; die Stösse sind unelastisch. Bei einem bestimmten Druck - unterhalb des kritischen Druckes - kondensiert das reale Gas zur Flüssigkeit. Gas Sauerstoff Stickstoff Argon Kohlendioxyd Wasserstoff Neon Helium Krypton Xenon Gasgemisch Luft Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 7 von 82 Formel Gew.-% Vol.-% O2 N2 Ar CO2 H2 Ne He Kr Xe 23,01 75,51 1,286 4.10 -2 1.10 -3 1,2 . 10 -3 7.10 -5 3.10 -4 4.10 -5 20.93 78.10 0.9325 3.10 -2 1.10 -3 1,8 . 10 -4 5.10 -4 1.10 -4 9.10 -6 Partial- und Sättigungsdruck von Wasserdampf in der Luft · Partialdruck: · Der Partialdruck pD des Wasserdampfes in der Luft ist der Druck, den der Wasserdampf hätte, als ob er allein das Volumen der Luft füllte. pD = ! " mD # %R %T V $ S ,D mD Masse des Wasserdampfes in der Luft [kg] V Volumen [m3] RS,D spezifische Gaskonstante des Wasserdampfes = 416.5 J/(kg K) T Temperatur des Gemisches [K] · Der Gesamtdruck eines Gemischs ist gleich der Summe der Partialdrücke der einzelnen Gase: · p = p1 + p2 + p3 … (Gesetz von Dalton) [Pa] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 8 von 82 Partial- und Sättigungsdruck von Wasserdampf in der Luft Partial- und Sättigungsdruck von Wasserdampf Der Gesamtdruck eines Gasgemisches ist gleich der Summe der Partial· Sättigungsdruck: · drücke der einzelnen Gase: p = p1 + p2 + p3Temperatur .... (Gesetz von Dalton). Ist bei gegebener der Partialdruck grösser als der Sättigungsdruck pDS, dann kondensiert der Wasserdampf. Partialdruck des Wasserdampfes: pD = mD V T . RD · Als Referenz: Der Gesamtdruck der Luft beträgt auf Meereshöhe ca. 1000 hPa, also 100‘000 Pa. 30 25 3000 20 15 2000 10 1000 0 0 -20 -15 -10 -5 0 +5 +10 +15 +20 +25 +30 Temperatur ƻ [°C] Sättigungsdampfdruckkurve Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture0 / ETH Zurich Temperatur q[ C] Vorlesung: HKL / 9 von 82 Sättigungsdampfmenge PDs [g/m3] Sättigungsdampfdruck pDs [Pa] 4000 Sättigungsdampfdruckkurve für Wasserdampf über Wasser Sättigungsdampfmenge pDs [g / m3] Sättigungsdampfdruckkurve für Wasserdampf über Eis h-x-Diagramm · X-Achse: absoluter Wassergehalt [g·H2O/kg trockener Luft] · Y-Achse: Lufttemperatur [°C], Isothermen sind leicht ansteigende Geraden 50 45 · Geraden: Linien gleicher Enthalpie [kJ/kg] (Energie der feuchten Luft) · Das Diagramm gilt für einen Gesamtdruck, z.B. 1013 hPa. te 30 e tiv · Lufttemperatur y-Koordinate: 20 °C · Absolute Feuchte x-Koordinate: 10 g/kg Fe a el 25 r 20 Z 15 10 30 5 40 50 0 0 0 -10 3 90 100 110 120 90 100 h k kj/ [ p al h nt ie E 6 9 12 15 18 21 24 27 30 absolute Feuchte x [g/kg trockener Luft] h-x-Diagramm (Mollier-Diagramm) Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 10 von 82 80 g] 10 -5 80 70 60 20 -10 · Z sei der betrachtete Zustandspunkt: j[ h uc 35 -15 70 60 % 40 Lufttemperatur e [°C] · Kurven : relative Feuchte [%], 100-Linie zeigt die gesättigte Luft 50 ] 33 36 39 h-x-Diagramm · Taupunkttemperatur: · Senkrecht bis Sättigungskurve, Temperatur im Schnittpunkt: 13°C · Feuchtkugeltemperatur: 50 45 te j[ 80 h uc 35 30 e tiv Fe a el 25 r 20 Z 15 10 30 5 40 50 0 -10 3 110 ie h k kj/ [ E 6 9 12 15 18 21 24 27 30 absolute Feuchte x [g/kg trockener Luft] h-x-Diagramm (Mollier-Diagramm) Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 11 von 82 120 p al h nt 0 -10 90 100 90 100 g] 10 -5 80 70 60 20 0 -15 70 60 % 40 Lufttemperatur e [°C] · Parallel zu Linien gleicher Enthalpie bis Sättigungskurve: 15°C; Enthalpie: 46 kJ/kg 50 ] 33 36 39 Zustandsänderung im h-x-Diagramm Zustandsänderungen Zustandsänderungen · In Räumen sowie in raumlufttechnischen Anlagen (RLT-Anlagen) kann die Luft mehrere In Räumen In Räumen sowie in sowie Raum-in RaumZustandsänderungen erfahren: · lufttechnischen lufttechnischen Anlagen Anlagen (RLT-Anlagen) (RLT-Anlagen) kann die kann Luft die Luft Heizen 1 2 mehrere mehrere ZustandsänderunZustandsänderungen erfahren: gen erfahren: Heizen - Heizen · Die Luft nimmt Wärme-auf: Temperatur steigt, - Kühlen - Kühlen ohne dass sich die absolute Feuchte - Mischen - Mischen ändert; die - Be- oder - Be- oder relative Luftfeuchte wird somit kleiner Entfeuchten Entfeuchten · Kühlen 1 o o C 30 30 20 20 10 10 0 0 -3 o · Die Lufttemperatur nimmt ab, bis zum Taupunkt o C 30 o C 2 1 1 Erhitzer -3 10 10 t3 · Der Mischzustand liegt auf der Gerade 1-2; in umgekehrtem Verhältnis der Massen von 1 und 2 J t1 1 - 2/3 t2 2 3 12 x 2x 3 · Befeuchten J 1 t3 0 x 1 x 2 x 3x 31 3 x1 x Mischen Mischen · 2: mit Wasserzerstäuber, 3: mit Dampf Zustandsänderungen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 12 von 82 10 0 0 40 2 0 10 3 3 Taupunkt Taupunkt Kü hler Kü hler 3 1 1 Kühlen Kühlen 2 3 20 1 Heizen Heizen C 20 t2 20 1 x2 x=konst 1/2 30 x2 x3x1 x x2 x3x1 x x=konst · Mischen C 30 1 1 20 Erhitzer 1 30 t1 2 o C x 1/3 x x 2 40 h= h= 30 co 35 ns t 30 25 25 20 20 15 15 10 10 Dampf oder Wasser 5 35 5 6 8 1 40% cJo = ns J= 1 t x 1/3 x % 5400% 3 3 2 2 tf tf Nebelisotherme Nebelisotherme 1 Dampf oder Wasser 106 128 50% 1 3 14 10 16 12 g/kg 14 20 16 g/kg Befeuchten Befeuchten 3 Zustandsänderung im h-x-Diagramm · Entfeuchten 1 - 4: · Die Luft wird bis zum Taupunkt (2) und dann weiter auf der Taupunktkurve bis (3) abgekühlt; anschliessend Aufwärmen auf Zielwert (4) & K W QV FR Zustandsänderungen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 13 von 82 JNJ Wasserdampfdiffusion in Luft · Herrscht innerhalb eines Raumes eine örtlich unterschiedliche Wasserdampfkonzentration in der Luft (z.B. beim Austritt von Wasserdampf aus einem Luftbefeuchter), dann diffundieren dampfförmige Wassermoleküle durch das vorhandene Gasgemisch hin zu Orten mit niedriger H2O-Dampfkonzentration. Also von Orten mit höherem Partialdruck zu Orten mit tieferem Partialdruck. C Dampfleitfähigkeit ruhender Luft D [mg.(m.h.Pa)-1 p = 1013 mbar +30 +10 0 -20 p = 945 mbar 0,695 0,658 0,639 0,600 0,745 0,705 0,685 0,644 pD2 pD1 FD Dampfdruckgradient als treibende Kraft für Wasserdampfdiffusion Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 14 von 82 A Wasserdampfdiffusion in Luft · Analog der Wärmeleitung gilt: C !D = -"D A #pD =$ d % -"D & A #p D d' ΦD Dampfstrom [mg/h] λD Dampfleitfähigkeit [mg/(m h Pa)] ΔpD/d Dampfdruckgradient [Pa/m] A /asd Fläche [m2] · Die Geschwindigkeit wD der Wasserdampfdiffusion berechnet sich zu: wD = !D A = -"D # $pD Dampfleitfähigkeit ruhender Luft D [mg.(m.h.Pa)-1 p = 1013 mbar +30 +10 0 -20 p = 945 mbar 0,695 0,658 0,639 0,600 0,745 0,705 0,685 0,644 pD2 pD1 FD d Dampfdruckgradient als treibende Kraft der Wasserdampfdiffusion Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 15 von 82 A CO2-Diffusion · Ist ein Raum von einem andern Raum durch ein Wand getrennt, dann weist diese Wand einen bestimmten Dampfdiffusions-Widerstand Rd = d auf. Die Wand hat auch einen thermischen Widerstand R th = d . !d ! th · Wenn im Innenraum CO2 produziert wird (durch den atmenden Menschen), dann erhöht sich der Partialdruck des CO2 im Raum. Neben dem Wasserdampf-Diffusionswiderstand und dem thermischen Widerstand hat die Wand/Hülle auch einen Widerstand gegen den CO2-Fluss von innen (höhere Konzentration) nach aussen (tiefere Konzentration). Das Problem des Bauens ist, dass dieser CO2-Diffusionswiderstand bei allen festen und flüssigen Materialien sehr, sehr gross ist. Deshalb muss man zum „Lüften“ die Hülle (das Fenster) öffnen. · Bauhistorisch gesehen war es einleuchtend, dass der Lichtdurchlass von aussen nach innen mit dem CO2Durchlass von innen nach aussen kombiniert wurde. Glas war teuer und die Querschnittsfläche für den CO2Austritt konnte klein sein. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 16 von 82 Der Mensch als Schadstoffproduzent · Daten einer Durchschnittsperson: · Atmung 12 - 18 mal/min · Atemluftmenge 0.3 - 0.4 m3/h · CO2 in ausgeatmeter Luft 4 %Vol · CO2-Produktion 0.012 - 0.016 m3/h · Ausgeatmeter Wasserdampf 30 - 40 g/h · Der mit der Nahrung aufgenommene Kohlenstoff C wird im Körper zu CO2 „verbrannt“ unter Abgabe von Energie in diversen Formen. Das im Blut gelöste CO2 wird in der Lunge an die eingeatmete Luft abgegeben im Austausch zum Sauerstoff O2. Dieser Austauschprozess ist höchst sensitiv. Der Partialdruck von CO2 in der Lunge zwingt zum Einatmen (Verdünnen). Unter Wasser führt dies zum Ertrinken (Füllen des Lungenvolumens mit Wasser). Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 17 von 82 79 % N 21 % O 2 0.04 % CO 2 79 % N 17 % O 2 4 % CO 2 Schadstoffausbreitung Schadstoffausbreitung 1 min 2 min 3 min 4 min 5 min 7.5 min 10 min 15 min 25 min · In einem geschlossenen Raum von 30 m3 Grösse, der mit einer Person besetzt ist, stellen sich im Laufe der Zeit die CO2-Konzentrationen mit dargestellter Verteilung ein. · Der Prozess der CO2-Ausbreitung mittels Diffusion wird überlagert durch einen thermisch induzierten Prozess. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 18 von 82 Transport der Schadstoffe 100 m3/h 0.015 m3/h CO2 0.4 m3/h · Die ausgeatmete Luft vermischt sich mit einem um den Faktor 250 grösseren Luftstrom, der am Körper hochsteigt (bedingt durch die warme Oberfläche des Menschen). · Die vertikale Geschwindigkeit beträgt ca. 0.5 - 1 m/s. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 19 von 82 Visuelle Behaglichkeit · Nun braucht der Mensch auch Licht (siehe Vorlesung „Wärme“). Wenn er Tageslicht (Sonnenlicht) haben möchte, dann stellt sich das Problem der Überhitzung des Raums ein. Wenn die transparente FassadenFläche auf neblige Wintertage optimiert ist (max. 50 W/m2 solare Einstrahlung horizontal), dann ergeben sich grosse Probleme an einem sonnigen März-Tag (800 W/m2), mit ähnlichem Einstrahlungswinkel. 1 2 · Dieses Problem kann auf unterschiedliche Arten gelöst werden (externe Verschattung, interne Reflexionsschicht, Wärmeabfuhr innen). Es verkompliziert die Gebäudetechnik enorm (siehe Vorlesung „Wärme“) Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 20 von 82 5 3 4 1 = I0 ankommende Sonnenstrahlung 2, 3 reflektierte Strahlung 4 6 = Iq sekundäre Wärmeabgabe 5 = IE Transmissionsstrahlung 6 Thermische und hygienische Behaglichkeit · Zur Aufrechterhaltung der thermischen und hygrischen Behaglichkeit müssen bauliche und technische Installationen erstellt werden. Damit werden die äusseren Einflüsse kompensiert, gedämpft oder verstärkt. Lufttemperatur [ O C] · Die Installationen sind je nach Aufgabe und Art aufwändig in der Erstellung und im Betrieb. Die Kunst des Bauens besteht darin, den Aufwand unter Berücksichtigung anderer Kriterien wie Funktionalität, Ästhetik, etc. so weit wie möglich zu reduzieren. Lufttemperatur [°C] Auslegungskriterien für Heizsysteme 50 45 40 35 30 25 20 15 50 70 90 110 120 40 10 30 5 20 0 10 -5 0 -10 -15 60 80 100 0 -10 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 absoluter Wassergehalt [g / kg] Die Notwendigkeit des Heizens, Kühlens, Be- und Entfeuchtens von Gebäuden ist in den Bereichen der Komfortzone und der Aussenluftzustände gegeben. Absoluter Wassergehalt [g/kg] Die Notwendigkeit des Heizens, Kühlens, Be- und/oder Entfeuchten von Gebäuden ist ersichtlich, wo Komfortzone sowie ganzjährige Aussenluftzustände dargestellt werden. Auslegungskriterien für Heizsysteme Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 21 von 82 Thermische und hygienische Behaglichkeit Auslegungskriterien für Heizsysteme Lufttemperatur [°C] O Lufttemperatur [ · Für die Auslegung von Systemen für Beheizung, Beschattung, etc. sind Verteilungen von speziellen, zeitgleichen Ereignissen von Bedeutung, z.B. grosse Windgeschwindigkeit bei gleichzeitig hoher Einstrahlung und tiefem Sonnenstand. C] · Die Variation der äusseren Einflüsse ist lokal sehr unterschiedlich. Einen guten Überblick erhält man durch Interpretation von Histogrammen über äussere Einflussgrössen. 50 45 40 35 30 25 20 15 50 70 90 110 120 40 10 30 5 20 0 10 -5 0 -10 -15 60 80 100 0 -10 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 absoluter Wassergehalt [g / kg] Die Notwendigkeit des Heizens, Kühlens, Be- und Entfeuchtens von Gebäuden ist in den Bereichen der Komfortzone und der Aussenluftzustände gegeben. Absoluter Wassergehalt [g/kg] Die Notwendigkeit des Heizens, Kühlens, Be- und/oder Entfeuchten von Gebäuden ist ersichtlich, wo Komfortzone sowie ganzjährige Aussenluftzustände dargestellt werden. Auslegungskriterien für Heizsysteme Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 22 von 82 Häufigkeit Solarstrahlung, Wind, Temperatur & Feuchte · Horizontale, globale Sonnenstrahlung · Werte unterhalb 100 W/m2 bedeuten “kein Sonnenschein” · Werte oberhalb 800 W/m2 sind sehr selten · Windgeschwindigkeit · Die Angaben beziehen sich auf Messwerte, die auf 10 m Höhe aufgenommen werden. Werte unterhalb 1 m/s deuten auf “Calmen” = Windstille hin · Aussenlufttemperatur · Am wahrscheinlichsten entspricht die Aussenlufttemperatur der Form einer Normalkurve. · Absolute Aussenluftfeuchte · Die Schwülgrenze im Aussenraum liegt bei 11.9 g/kg Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 23 von 82 Häufigkeit Solarstrahlung, Wind, Temperatur & Feuchte 10 900 9 Horizontale globale Sonnenstrahlung 800 Windstärke [m/s] Strahlungsintensität [W/m2] 1000 700 600 500 400 300 7 6 5 4 3 200 2 100 1 0 0 500 1000 1500 2000 2500 0 3000 Windgeschwindigkeit 8 0 500 1000 Anzahl Stunden 2000 2500 3000 2500 3000 Anzahl Stunden 35 15.0 30 13.5 Aussenlufttemperatur absolute Feuchte [g/kg] Aussentemperatur [°C] 1500 25 20 15 10 5 +0 -5 -10 Absolute Aussenluftfeuchte 12.0 10.5 9.0 7.5 6.0 4.5 3.0 1.5 -15 0 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 0 Anzahl Stunden Häufigkeit Solarstrahlung, Wind, Temperatur & Feuchte für Zürich Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 24 von 82 500 1000 1500 2000 Anzahl Stunden Auslegungskriterien für Heizsysteme · Gebäude sollen Behaglichkeit gewährleisten, unabhängig von den äusseren Bedingungen, wobei die Gebäudehülle, die thermisch aktive Gebäudemasse und die technischen Installationen sich gegenseitig beeinflussen. · Als Heizung bezeichnet man die Gesamtheit der technischen Systeme, die benötigt werden, wenn die Raumtemperatur erhöht werden soll. Dauer der Kälteperiode [d] · Heizung: 14 13 12 11 10 9 8 7 6 1/2 · Wärmeerzeugung · Wärmeverteilung · Wärmeabgabe Dimensionierung Massivbau Dimensionierung Leichtbau 1 2 5 · Grobe Unterteilung eines Heizsystems: Anzahl Auftreten pro Jahr 1/20 1/10 1/5 5 4 3 2 1 –2 –3 –4 –5 –6 –7 –8 –9 –10 –11 –15 –16 –17 mittlere THPSHUDWXULQ.lOWHSHULRGHѡe [°C] - Normaussenlufttemperatur - Bauweise Leicht- oder Massivbau - Temperaturniveau Wärmeübergabe - Heizmedium Luft oder Wasser Auslegungskriterien für Heizssysteme Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 25 von 82 –12 –13 –14 Auslegungskriterien für Heizsysteme · Heizleistung: · Auslegungstemperatur: · Aus statistischen Auswertungen der Temperaturextreme und aus berechneten Zeitkonstanten von Gebäuden (τ > 200 h = massive, gut wärmegedämmte Bauten, τ < 50 h leichte, schlecht gedämmte Bauten) wird die Auslegungstemperatur bestimmt. Dauer der Kälteperiode [d] · Der Wärmeerzeuger ist so auszulegen, dass auch im Extremfall (Gebäude kann bis 3K unter Solltemperatur sinken) genügend Heizleistung verfügbar ist. 14 13 12 11 10 9 8 7 6 1/2 Anzahl Auftreten pro Jahr 1/20 1/10 1/5 Dimensionierung Massivbau Dimensionierung Leichtbau 1 2 5 5 4 3 2 1 –2 –3 –4 –5 –6 –7 –8 –9 –10 –11 –15 –16 –17 mittlere THPSHUDWXULQ.lOWHSHULRGHѡe [°C] - Normaussenlufttemperatur - Bauweise Leicht- oder Massivbau - Temperaturniveau Wärmeübergabe - Heizmedium Luft oder Wasser Auslegungskriterien für Heizssysteme Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 26 von 82 –12 –13 –14 Heizleistungsbedarf im Auslegungspunkt · Das Heizsystem muss so ausgelegt (dimensioniert) sein, dass die Raumtemperatur am Ende einer Kaltperiode von mehreren Tagen oberhalb des Komfortwertes gehalten werden kann. Je nach Standort und thermischer Trägheit des Gebäudes werden unterschiedliche Tage im Jahr berücksichtigt. · Die Norm SIA 384.201 beschreibt eine statistische Berechnungsmethode, d.h. es werden die statistisch relevanten Aussenbedingungen für das konkrete Gebäude in einem statischen, physikalischen Modell berechnet. · Wärmegewinne werden nicht berücksichtigt · Die U-Werte werden über das Gebäude gemittelt · Die Temperaturunterschiede zwischen Umgebungsluft und z.B. Erdreich werden relativ grob berücksichtigt Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 27 von 82 Heizleistungsbedarf im Auslegungspunkt Transmissionswärmestrom єHL = єT + єV єT = UmÃ$Ãѡiѡe єv 9ÃѩL · cpLÃѡiѡe Lüftungswärmestrom єHL Heizleistung [W] Transmissionswärmestrom des Raumes [W] єT єV Lüftungswärmestrom des Raumes / des Gebäudes [W] durchschnittlicher U Wert [W/(m2.@ Um A Gebäudeumhüllungsfläche [m2] Luftvolumenstrom [m3/s] Vth Luftdichte 1,23 kg/m3 ѩL cpL VSH]:lUPHNDSD]LWlWGHU/XIWN-NJ. ѡi ,QQHQOXIWWHPSHUDWXU>.@ ѡe $XVVHQOXIWWHPSHUDWXU>.@ Heizleistungsbedarf im Auslegungspunkt Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 28 von 82 Berechnung der Heizleistung mittels dynamischer Simulation Für das Gebäude und seine thermische Umgebung wird ein physikalisches Modell erstellt, mit dem man in frei wählbaren Zeitschritten (z.B. Stundenwerte) die Wärmeströme im entsprechenden Zeitintervall aufgrund der effektiven Temperaturdifferenz zwischen innen und aussen, der Windgeschwindigkeit, der Sonneneinstrahlung, etc. berechnet. Vorgegeben ist die innere Soll-Temperatur (z.B. 21°C). Die Berechnung liefert stündlich die notwendige thermische Leistung, die zugeführt werden muss, damit die Innentemperatur nicht unter den Sollwert fällt. Statisches Verfahren: SIA 384.201 Dynamisches physikalisches Verfahren, z.B.: EnergyPlus IDA ICE TRNSYS Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 29 von 82 Leistungsbedarf für Warmwassererwärmung · Die thermische Leistung, die man für das Aufheizen eines 10 l/min (Warmwasserstrom einer Dusche) Wasserstroms von 10°C auf 40°C benötigt, beträgt ca. 20 kW. · Durchlauferhitzer mit Gas sind relativ kostengünstig einzubauen, aber teuer im Betrieb. Durchlauferhitzer mit einer Wärmepumpe sind ökonomisch unsinnig, Durchlauferhitzer mit Holz nicht realisierbar im intermittierenden Betrieb. · Der Brauchwasser-Speicher für Warmwasser ist ein System, das den Leistungsbezug von 20 kW ermöglicht, die Energiebereitstellung aber zeitlich ausdehnt. Kleinere Wohngebäude werden in der Regel mit einem WWSpeicher ausgerüstet, der einen Tagesbedarf deckt. Gebäude mit einem Warmwasserbezug, der zeitlich relativ breit über den Tag verteilt ist, können mit kleineren Speichern ausgerüstet werden, die mehrfach am Tag nachgeladen werden. Der Heizwärmebedarf QWW für die Erwärmung des Warmwassers wird berechnet mit: M · nP · ѩW · cp,W · (ѡW ѡK) QWW = M nP ƻW ƻK ѩW cp,W spez. Warmwasserbedarf pro Person Anzahl Personen Warmwassertemperatur Kaltwassertemperatur Dichte des Wassers = 1000 spez. Wärmekapazität des Wassers = 4,19 [kJ/d] [l/(nP d)] [°C] [°C] [kg/m3] [kJ/(kg·K)] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 30 von 82 Leistungsbedarf für Warmwassererwärmung · Erfahrungswerte für den Warmwasserbedarf: M [l/(nP d)] θW [°C] · Einfamilienhaus 30-50 50 · Mehrfamilienhaus 30-50 50 · Verwaltung 5 40 · Die Wärme für die Warmwasseraufbereitung wird der Wärmequelle der Raumheizung entnommen. · Die erforderliche Warmwasser-Temperatur im Speicher ist das Resultat einer Optimierung zwischen Speichergrösse, effektiv erforderlicher Warmwassertemperatur, Art der Wärmeerzeugung etc. (siehe Thema Wasser/ Sanitärtechnik) · Die Aufheiz-Leistung wird berechnet durch die Division des täglichen Heizwärmebedarfs QWW [kJ] durch die Zeit t [s], in der die Wärmemenge aufgeheizt werden soll. ! WW = Q WW t Aufheiz Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 31 von 82 Leistungsbedarf für Warmwassererwärmung Warmwasserabnahmestellen Speicher Warmwasserleitung W V = M · nP · d Kaltwasserleitung M nP V K spez. Warmwasserbedarf pro Person [l/(nP d)] Anzahl Personen Volumen [l] Leistungsbedarf für Warmwassererwärmung Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 32 von 82 Wärmeerzeuger Leistungsbedarf für Warmwassererwärmung · Seit dem Jahr 2000 wird in vielen Ländern gefordert, dass die Warmwassertemperatur mindestens 1 mal pro Woche auf über 60°C erhitzt wird, um allfällige Legionellenbakterien sicher abzutöten (siehe Vorlesung Wasser). Legionella pneumophila (wikipedia.ch) Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 33 von 82 Leistungsbedarf für Luftbefeuchtung · Es werden zwei Befeuchtungsarten unterschieden: · Verdunstung: · Das Wasser wird in flüssiger Form in Kontakt mit der trockenen Luft gebracht. Die Verdampfungsenergie wird der Raumluft entzogen. Hierbei wird die Temperatur der Luft durch die Wasseraufnahme herabgesetzt, daher muss nachgeheizt werden. Leistungsbedarf für Luftbefeuchtung absolute Feuchte [g / kg] · Luftbefeuchtung ist vor allem im Winter bei Aussentemperaturen von unter 5°C notwendig, weil die aufgeheizte Luft zu trocken ist und somit die hygrische Behaglichkeit beeinträchtigt. In Mitteleuropa muss die absolute Luftfeuchtigkeit um maximal Δx = 3,5 g/kg erhöht werden. 15.0 13.5 x > 11,9 g / kg: Entfeuchten 12.0 10.5 9.0 7.5 6.0 4.5 3.0 1.5 0 x < 4 g / kg: Befeuchten 0 500 1000 1500 · Verdampfung: 2500 3000 Stundenanzahl · Das Wasser wird als Wasserdampf der trockenen Luft beigemischt. Dem Wasser muss Wärme (>100°C) für den Wechsel des Aggregatzustands zugeführt werden. Leistungsbedarf für Luftbefeuchtung Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 34 von 82 2000 Leistungsbedarf für Luftbefeuchtung · Für die Auslegung der Heizleistung des Wärmeerzeugers muss die Art der Befeuchtung bekannt sein (vgl. h-xDiagramm) · In beiden Fällen (Verdunstung und Verdampfung) wird eine Energie von ca. 2 Wh/m3 (7 kJ/m3) benötigt, um der Luft 3,5 g Wasser in Dampfform zuzuführen. · Für eine Person, welche an einem Tag 9 Stunden im Büro verbringt und 40 m3/h Aussenluft benötigt, wird für die Befeuchtung eine Energie von 0,7 kWh/d·Person benötigt. · Zum Aufheizen der gleichen Luftmenge von –8°C Aussenlufttemperatur auf 20°C Innenraumtemperatur werden 3 kWh/d·Person benötigt. · Energetisch ist die Befeuchtung nur dann problematisch, wenn viel aufbereitete Luft ungenutzt durch das Gebäude zieht. Von der zu installierenden Heizleistung für die Befeuchtung her betrachtet, kann deren Anteil über 20% der Raumwärme-Leistung betragen. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 35 von 82 Auswirkung der Wärmerückgewinnung · Wird die Wärme der Abluft oder des Abwassers mit Hilfe eines direkten oder indirekten Wärmetauschverfahrens an die Zuluft bzw. das Frischwasser übertragen, kann der Wärmeerzeuger kleiner dimensioniert werden. · Der Verzicht auf die Wärmerückgewinnung ist möglich, · a) in Gebieten mit Aussentemperaturen ganzjährig über 0°C. · b) wenn ausreichend Wärme emmissionsfrei und kostengünstig produziert werden kann. · Ohne WRG-Einrichtungen werden die gebäudetechnischen Systeme viel eleganter. Plattenwärmetauscher Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 36 von 82 Luftentfeuchtung (in tropischen Gebieten) · Sehr grosse Probleme für die Gebäudetechnik entstehen, wenn die Aussenbedingungen im h-xDiagramm weit rechts ausserhalb der Komfortzone liegen (tropische Konditionen). · Heizen ist nicht notwendig, gleichwohl braucht es einen Wärmeerzeuger für das Warmwasser. Soll die Raumluft im Gebäude kühler und trockener sein als aussen, muss gekühlt und entfeuchtet werden. · Wegen der CO2-Produktion des Menschen muss die Raumluft erneuert werden, damit wird warme Aussenluft mit sehr hohem Wassergehalt (> 20g/kg Luft) angesaugt. Die Aussenluft muss beim Eintritt entfeuchtet werden, weil sonst im Innenraum die Schwülgrenze überschritten wird. Kühlen und Entfeuchten Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 37 von 82 Effektive Heizleistung, Jahresdauerlinie · Der Heiz- oder Kühlleistungsverlauf kann mittels dynamischer Simulationen relativ genau berechnet werden. Er wird diskretisiert berechnet (Parameter: Gebäudedaten, Meteodaten, Betriebsdaten). · In die entsprechenden Simulationsprogramme müssen Werte für die Gebäudehülle und die Gebäudetechnik (z.B. WRG-Koeffizienten, Luftwechselraten, Warmwasserbedarf, Art der Be- und Entfeuchtung etc. eingegeben werden). · Die Mess- oder Simulationsresultate können in eine geordnete Jahresdauerlinie überführt werden (Werte werden sortiert), womit Systeme gut beurteilt werden können. · Für die Installationen der Gebäudetechnik relevant ist der Wert der maximalen Leistung. · An der Leistungskurve erkennt man, dass der Heizungsregelung eine grosse Bedeutung zukommt. Die VolllastLeistung wird nur sehr kurz gebraucht, die Leistung muss fast immer gedrosselt sein, damit die Temperatur nicht über den Sollwert steigt. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 38 von 82 Leistung[W/m 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Jan 30 PVolllast Pvolllast 25 20 Peff Peff[W/m Peff [W/m2] P [W/m2] 2 ] Effektive Heizleistung, Jahresdauerlinie ] 2 15 10 5 0 Feb Mar Apr May Jun Jul Aug Sep Oct Nov Dec 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Zeit [h] Dynamische Simulationsprogramme (z.B. DOE-2, TRNSYS, etc.) liefern einen Leistungsverlauf. Werte für Qh, Qww, QLufterwärmung werden einzeln berechnet und in einer Tabelle abgelegt. Volllastleistung und effektive Leistung Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 39 von 82 Die Jahresdauerlinie wird aus den Leistungswerten erstellt (Sortierung). Peff[W/m 2 ] Monate 0 Integraler Entwurf · Der Zusammenhang zwischen formalem architektonischem Entwurf (Kompaktheit, Orientierung der transparenten Flächen, Ausbildung der Gebäudehülle, Verschattung durch Nachbargebäude etc.) und dem Heiz- bzw. Bild 6: Spinnendiagramm und Energieflussdiagramm im DPV Kühlleistungsbedarf und dem jährlichen NSE Diagramm Energiebedarf ist offensichtlich. Für die Darstellung des Einflusses von Massnahmen in Bezug auf den Exergiebedarf und die damit verbundenen CO2-Emission ist das NSE Diagramm (NSE = Non-Sustainable Exergy) entwickelt worden (Bild 7). Es zeigt den jeweiligen Zustand des Entwurfes sowie vorherige Zustände als Position auf zwei Achsen. Auf der x-Achse ist dabei der Gesamtexergiebedarf für Heizen, Elektrizität und die Erzeugung von Warmwasser kWh/m2a verortet, auf der yAchse die Emissionen in kgCO2 Äquivalent/kWh. Die Kurven zeigen die Gebiete von 1, 4, und 12 kgCO2eq/m2a an. Das Zielgebiet einer Planung gemäss 1-Tonnen CO2 Strategie des ESC ist im Bereich von 1 kgCO2/m2a definiert. Dieser Zielbereich kann durch Massnahmen in zwei Richtungen erreicht werden: die Verringerung des Exergiebedarfes, z.B. durch die Verringerung von Wärmeverlusten (Bewegung auf der x-Achse) oder die Verringerung der Emissionen für die Exergieerzeugung (Bewegung auf der y-Achse). Für bestehende Gebäude kann auf dem NSE Diagramm ein Transformationspfad vom Ursprungszustand über verschiedene Sanierungsschritte (z.B. Dämmung, Austausch des Wärmeerzeugers) aufgezeigt werden. · Auch offensichtlich ist der Zusammenhang zwischen der Art der Gebäudetechnik (Luftwechsel, WRG, COP der Wärmepumpe, etc.) auf den Leistungs- und Energiebedarf und vor allem auf den Leistungsbezug des Gebäudes von ausserhalb des Grundstückes. · Neue Simulationstools (z.B. DPV [Design Performance Viewer der ETH Zürich] sind in der Lage, den Iterationsprozess zwischen Form (Hülle) und Funktionalität sehr gut zu unterstützen. Bild 7: NSE Diagramm im DPV Kosten DPV Für die energiebezogenen Kosten wurde eine ähnlich intuitive Visualisierung wie für Energie und Exergie entwickelt. Ziel war hier, sowohl die unterschiedlichen Kostenbereiche aufzuzeigen und deren Anteile an den Gesamtkosten aufzuzeigen wie auch die Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Abhängigkeiten von Einflussfaktoren darzustellen. Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 40 von 82 Volllaststunden, Volllastleistung · Die Fläche unter der Jahresdauerlinie entspricht der zugeführten Energiemenge. 30 20 ! · Die Volllaststunden dienen als Mass für die Beurteilung der Anpassung der Nennleistung des Wärmeerzeugers an die betrieblichen Verhältnisse. Peff [W / m2] 25 15 10 (QHUJLH( ʘ3GW 5 · Geringe Volllaststunden (< 1500 h) deuten auf einen etwas überdimensionierten Wärmeerzeuger hin, während höhere Volllaststunden (mehr als 2000 h) auf einen eher zu knapp bemessenen Wärmeerzeuger deuten. 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 6000 7000 8000 Zeit [h] 30 25 Peff [W / m2] · Eine wirkliche Beurteilung ist schwierig, weil der Wert der Volllaststundenzahl von der Wärmedämmung, der Besonnung, der Warmwasserspeicherung, etc. abhängt. 0 20 15 10 Volllaststunden: 3467 5 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit [h] Volllaststunden Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 41 von 82 Volllaststunden, Volllastleistung · Volllastleistung: 30 · Maximale Leistung, die eine Wärmeerzeugungsanlage bereitstellt 20 ! Peff [W / m2] 25 · Volllaststunden-Zahl: · Berechnete Stundenzahl: t Volllast = E PVolllast 15 10 (QHUJLH( ʘ3GW 5 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 6000 7000 8000 Zeit [h] 30 Peff [W / m2] 25 20 15 10 Volllaststunden: 3467 5 0 0 1000 2000 3000 4000 5000 Zeit [h] Volllaststunden Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 42 von 82 · Die Jahresverteilung der Aussentemperatur ist gegeben durch die lokale Sonnenintensität und der lokalen Höhe über Meer. 40 35 30 25 20 15 10 30 5 40 50 60 70 80 90 100 110 120 -10 0 -15 -10 0 3 35 30 25 10 30 5 0 -10 0 -10 3 15 18 24 27 30 33 36 39 absoluter Wassergehalt [g / kg] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 43 von 82 21 24 27 30 33 36 39 40 35 30 25 10 21 12 45 30 5 15 18 9 50 -15 40 50 60 70 80 90 100 110 120 20 10 0 -10 12 6 absoluter Wassergehalt [g / kg] 0 9 70 90 120 10 -5 -5 6 50 60 80 110 100 20 0 -15 40 15 10 -5 40 20 20 0 45 15 50 45 50 20 Lufttemperatur [°C] Lufttemperatur [°C] · Die Jahresverteilung der relativen Luftfeuchtigkeit ist abhängig vom Standort in Bezug auf das natürliche Wasserangebot aus der Atmosphäre. Diese externen Faktoren sind gegeben, sie ändern sich im Klimawandel, sie können nicht beeinflusst werden durch die Erbauer und Betreiber von Gebäuden. Lufttemperatur [°C] Bedarf an Heizung, Kühlung, Entfeuchtung und Befeuchtung 0 -10 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 absoluter Wassergehalt [g / kg] Gebäudekühlung · Was für die Heizung gilt, gilt auch für die “Kühlung”. Gebäudekühlung ist erforderlich, wenn ohne “Kühlung”, d.h. ohne Installationen zur Wärmeabfuhr aus dem Gebäude, die Raumtemperatur nicht innerhalb des Behaglichkeitsbereichs gehalten werden kann. · Der Standort des Gebäudes, d.h. das Zustandsfeld der Aussenluft im h-x-Diagramm ist entscheidend für den Bedarf und die Auslegung der Kühlung. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 44 von 82 Raumkühlung: Auslegungskriterien · Die Behaglichkeit ist das ausschlaggebende Kriterium. 30 · Nach SIA 382/1 soll die Raumtemperatur gegen oben nicht wesentlich über 26°C liegen. Temperaturen von über 27°C sollen nur während weniger Stunden erreicht werden. 28 27 26 ƻi [°C] · Im Tagesverlauf dürfen bzw. sollen die Raumtemperaturen parallel zur Aussentemperatur ansteigen. Die Möglichkeit natürlicher (Nacht-) Auskühlung der Gebäude soll mit berücksichtigt werden. 29 25 24 23 22 21 20 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 ƻ0 [°C] Auslegung Grenzen des Betriebsbereiches ƻ0 höchster h-Mittelwert der Aussenlufttemperatur des bertrachteten Tages ƻi h-Mittelwert der Raumlufttemperatur während der Nutzungszeit Auslegungskurve und Grenzen des Betriebsbereichs Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 45 von 82 Raumkühlung: Bedarf & Nachweis · Kühllasten: · Sind Wärmeströme, die in den Raum fliessen oder im Raum entstehen und dabei die Raumlufttemperatur über eine zulässige Grenztemperatur von z.B. 26°C ansteigen lassen. · Bedarf an Kühlung: · Liegt vor, wenn trotz sommerlicher Wärmeschutzmassnahmen hohe Kühllasten wirksam sind: Bürohäuser mit hohem Glasanteil, EDV-Räume, Versammlungsstätten und Kaufhäuser (auch im Winter!). · Ein Bedarfsnachweis für Raumkühlung: · Ist erforderlich, wenn Räume oder Gebäude mechanisch gekühlt werden sollen. · Folgende bauliche Massnahmen müssen dabei eingehalten werden: · Erhöhter Wärmeschutz gemäss SIA 380/1, schwere Bauweise m > 400 kg/m2, gesamter g-Wert < 0.15; · Folgende Standardnutzungen müssen vorausgesetzt werden: · Beleuchtung < 10W/m2, Personenbelegung, Bürogeräte nach SIA 384/2. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 46 von 82 Konzertsaal - KKL Luzern: hohe innere Lasten durch Personen Messeturm - Basel: hohe externe Lasten durch hohen Glasanteil Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 47 von 82 Kühllasten und Kühlleistungsbedarf · Bei den Kühllasten wird unterschieden zwischen externen und internen Lasten: · Externe Lasten: · Wärmeeintrag durch die Gebäudehülle generell infolge Transmission · Φ = AHülle · U · (θe - θi) · Wärmeeintrag in den Raum durch transparente oder transluzide Gebäudehüllenfläche (g > 0) · Φ = AHülle · Io · g · Interne Lasten: · sensible und latente Wärmeabgabe der Menschen · Wärmeabgabe der elektrischen Geräte · Wärmeabgabe der gebäudetechnischen Installationen (Beleuchtung, Pumpen, Ventilatoren, Liftanlagen, Kompressoren) · Io Sonnenstrahlung [W/m2] · U Wärmedurchgangskoeffizient der Hülle [W/(m2·K)] · Φ Wärmestrom [W] · g g-Wert [ ] · θi Innenlufttemperatur [°C] · AHülle Gebäudeumhüllungsfläche [m2] · θe Aussenlufttemperatur [°C] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 48 von 82 Kühlleistungsbedarf Kühllasten und Kühlleistungsbedarf · Die Behaglichkeit ist das ausschlaggebende Kriterium. Sonnenstrahlung, Sonnenstrahlung, warme Aussenluft, warme Aussenluft, Sonnenstrahlung, warme AusGeräte, Beleuchtung, Personen etc. sind Geräte, senluft, Geräte, Beleuchtung, Kühllasten, diePersonen den Raumetc. ungewollt sind Kühllasten, Beleuchtung, erwärmen. Personen die den Raum ungewollt erwärmen. etc… sind Kühllasten, 32°C die den Raum unzulässig erwärmen. 29°C · Eine Kühleinrichtung führt so viel Wärme aus dem Raum ab, wie es die gewünschte Raumlufttemperatur Eine Kühleinrichtung führt so viel Wärme aus dem Raum verlangt. Sie hat eine installierte ab, wie es die gewünschte Eine Kühleinrichtung Kühlleistung Raumlufttemperatur verlangt. führt so viel Wärme aus Sie hat eine installierte Kühlleidem Raum ab, wie die stung gewünschte Raumlufttemperatur es verlangt. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 49 von 82 26°C Wärmedurchgang mehrschichtiger Konstruktion Externe Lasten infolge Transmission bei θe > θi Der Wärmedurchgang (Übergang, Leitung, Übergang) findet statt: |ohne Sonnenstrahlung| · Der Wärmeeintrag durch Transmission ist von untergeordneter Bedeutung, sobald der durchschnittliche U-Wert der Gebäudehülle unter ca. 1,2 W/m2K liegt. qe d1 qse d2 d 3 (d j ) qe qsi qi qse d1 d2 d 3 (d j ) ƪTransmission = A · U · (ƻe - ƻi) qsi qi g un g un hl ra St ra ng itu ng Le St ng itu ng itu ƪ Le itu F n ektio Konv tion nvek Ko Le Le n ektio Konv g g · AGF / AHülle > 2 un un hl hl hl ra ra e Konv St St ktion ƻi ƻe · Grund: · (θe - θi) < 15°C |mit Sonnenstrahlung| F · qTransmission, max < 7,5 W/m2 qi ,qe Lufttemperatur innen bzw.aussen qsi ,qse Oberflächentemperatur innen bzw.aussen qi ,qe Lufttemperatur innen bzw.aussen qsi ,qse Oberflächentemperatur innen bzw.aussen · Über den Tag integriert, ergibt sich ein Wärmeeintrag über Transmission von weniger als 50 Wh/m2GF. (gelbe Fläche minus Summe rote Flächen) · AHülle Gebäudeumhüllungsfläche [m2] · AGF Grundfläche [m2] · qTransmission, max flächenbezogener Wärmestrom [W/m2] [°C] 36 30 + Eintrag - 20 - ƻe 14 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 [h] 22. Juli 2003 Netto Wärmeeintrag Transmission Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 50 von 82 ƻi Austrag Externe Lasten infolge Strahlungsdurchgang · «Wo man rausschauen kann, kann auch die Sonne reinschauen.» · Die maximale Strahlungsleistung auf eine Fassade kann bis zu 800 W/m2 erreichen. · Baut man Gebäude wie Sonnenkollektoren, so entstehen im Innern Zustände, die nicht beherrscht werden können. Die Solarstrahlung ist derart potent, dass man mit der Kraft der Sonne gezielt umgehen muss. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 51 von 82 Externe Lasten infolge Strahlungsdurchgang · Durch die Ausgestaltung der Fassade lassen sich externe Strahlungslasten deutlich reduzieren. Bei kleinem Fensteranteil ist allerdings zu beachten, dass der Tageslichtquotient (berechnet am trüben Tag ohne Direktstrahlung) klein wird und einen höheren Strombedarf für die Beleuchtung zur Folge hat. · Die Fassade als Ausdruck des Gebäudes gegen aussen und innen, als Kostenfaktor in der Investition, als Verursacher für zusätzliche technische Systeme (Fenster als Strahlungsfalle), als Garant für die Erreichung eines bestimmten Komforts, etc. ist von entscheidender Bedeutung im integralen Designprozess. Massnahmen gegen Überhitzung; Quelle: glassdbase.unibas.ch Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 52 von 82 Sonnenschutzgläser · Transparente Flächen werden in die Gebäudehülle eingebaut, um in erster Linie Tageslicht bei geschlossener Hülle im Gebäudeinnern zu erhalten. Gegenüber opaken Flächen haben sie die Nachteile eines höheren U-Wertes und vor allem eines sehr hohen Transmissionsgrads für die Solarstrahlung. Durch Änderung der optischen Eigenschaften von Gläsern versucht man den gewünschten Effekt (viel Tageslicht im Innern) mit kleineren Nachteilen zu erhalten. · Man möchte hohe τv-Werte bei möglichst kleinen τe bzw. g-Werten. Quelle: glassdbase.unibas.ch, Prof. Dr. P. Oelhafen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 53 von 82 Sonnenschutzglas · Mit Beschichtungen der Glasscheiben versucht man, einen Teil des Sonnenspektrums zu reflektieren bzw. auszufiltern. · Die Transmissionskurven bisheriger Sonnenschutzgläser weisen die Form eines “Buckels“ auf. Alle Frequenzen des Lichts werden ähnlich stark reduziert. Quelle: glassdbase.unibas.ch, Prof. Dr. P. Oelhafen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 54 von 82 Selektivität eines Glases · Die Selektivität S liegt bei heutigen Sonnenschutzgläsern generell unter dem Wert von 2. S = !v !e Quelle: glassdbase.unibas.ch, Prof. Dr. P. Oelhafen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 55 von 82 Selektivität eines Glases · Die Selektivität S eines Glases gibt das Verhältnis der Lichtdurchlässigkeit TL zum Gesamtenergiedurchlassgrad g an: · S = TL/g. · Bei Sonnenschutzgläsern ist eine hohe Lichtdurchlässigkeit bei niedrigem g-Wert gewünscht, dementsprechend gibt eine hohe Selektivitätskennzahl ein besonders günstiges Verhältnis wieder. Die leistungsstärksten Sonnenschutzgläser erreichen inzwischen Selektivitätswerte von > 2. · Die maximale theoretische Selektivität S eines Glases liegt bei ca. 3, wenn das transmittierte Licht weiss (keine Farbverschiebung) sein soll. Quelle: glassdbase.unibas.ch, Prof. Dr. P. Oelhafen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 56 von 82 Sonnenschutzglas mit hoher Selektivität · Das neue Sonnenschutzglas Silverstar Superselekt 60/27T (auch M-Glas wegen der Form der Transmissionskurve genannt) schneidet sowohl im blauen als auch im roten Farbbereich Strahlungsanteile weg, so dass das einfallende Licht zu grün würde. · Diese Grünverschiebung wird kompensiert, indem man im Bereich von ca. 500 nm (grün) in einem schmalen Band Strahlung ausfiltert, d.h. die Transmission des grünen Lichts reduziert. · Das M-Glas ist ein grosser Beitrag zur Vereinfachung der Gebäudetechnik. Quelle: glassdbase.unibas.ch, Prof. Dr. P. Oelhafen Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 57 von 82 Gläser und variable Selektivität · Wünschenswert wären Gläser, bei denen man die Transmissivität in den verschiedenen Wellenlängen variieren könnte. · Die Glasindustrie bietet elektrochrome Gläser und in einigen Jahren gaschrome Gläser an. Die dynamische Selektivität liegt bei ca. 4. S= ! v, max ! e, min =4 Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 58 von 82 Zustand aussen trüb, kalt hell, kalt trüb, warm hell, warm ov oe hoch tief hoch tief hoch hoch tief tief Wirkung selektiver Gläser auf die Gebäudetechnik · Selektive Gläser mit fester Selektivität verringern den erwünschten Energieeintrag im Heizbetrieb. Sie sind umso interessanter, je kleiner dieser Effekt der “passiven Solargewinne” ist. (warme Gegenden ohne Heizbedarf, Fenster mit Verschattung im Winter, etc.) Die ausgesperrten solaren Gewinne können mit lowExWärme kompensiert werden. · Die Abwägung zwischen Energiegewinnung und einfacher Konstruktion ohne externen Sonnenschutz ist wichtig. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 59 von 82 Auskühlung von Räumen ohne gebäudetechnische Anlagen · Die Raumtemperatur θi steigt über die Komfortwerte, wenn die Wärmeeinträge in den Raum grösser sind als die Wärmeflüsse aus dem Raum. · In der Nacht ist der Transmissionswärmestrom durch Bauteile negativ in kühlen Nächten. Die internen Lasten können stark gesenkt werden, die Aussenluft ist häufig kühler als die Raumluft. · Überschusswärme vom Tag kann mit geeigneten Massnahmen in der Nacht abgeführt werden, ohne dass eine mechanische Kältemaschine, eine Pumpe oder ein Ventilator in Betrieb genommen werden muss. Transmissionswärmestrom durch transparente Bauteile ƻe Transmissionswärmestrom durch opake Bauteile ƻi Wärmelasten für das Gebäude ƪTransmission$Ã8Ãѡeѡi) єTransmission Transmissionswärmestrom des Raumes [W] Um durchschnittlicher U Wert [W/(m2.@ A Gebäudeumhüllungsfläche [m2] ƻi ,QQHQOXIWWHPSHUDWXU>.@ $XVVHQOXIWWHPSHUDWXU>.@ ƻe Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 60 von 82 Auskühlung von Räumen ohne gebäudetechnische Anlagen · Die «natürliche Nachtauskühlung» (ohne Ventilatoren, Kältemaschinen, Pumpen) erfordert öffenbare Fassadenteile. Die Öffnungen müssen gesteuert werden (mechanisch oder von Hand) wegen Sturm, Regen, Einbruch, zu starker Auskühlung etc. Transmissionswärmestrom durch transparente Bauteile ƻe · Die Leistungsfähigkeit der natürlichen Auskühlung ist begrenzt. Transmissionswärmestrom durch opake Bauteile ƻi Wärmelasten für das Gebäude ƪTransmission$Ã8Ãѡeѡi) єTransmission Transmissionswärmestrom des Raumes [W] Um durchschnittlicher U Wert [W/(m2.@ A Gebäudeumhüllungsfläche [m2] ƻi ,QQHQOXIWWHPSHUDWXU>.@ $XVVHQOXIWWHPSHUDWXU>.@ ƻe Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 61 von 82 Auskühlung von Räumen mit gebäudetechnische Anlagen · Überschusswärme aus dem Raum kann mit mechanisch geförderten Transportmedien (Luft, Wasser) aus dem Gebäude transportiert werden. Wesentlich für die Effizienz der Systeme ist die Temperatur des Reservoirs, in welches die Wärme abgegeben werden kann. ƻi = 26 ° · Wenn es gelingt, Überschusswärme des Tages ohne Komforteinbusse und mit kleinem Aufwand bis in die Nacht im Gebäudeinnern zu speichern, dann ergeben sich neue Optionen für das Gesamtsystem. · Die Aussenluft in der Nacht und das Erdreich sind interessante Reservoire bei der Raumkühlung. ƻe, Tag > 26 ° ƻe, Tag < 22 ° 2m 8°C 100m 11°C 200m 14°C 300m 17°C Aussenluft und Erdreich als Reservoire Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 62 von 82 Das Erdreich als Wärmekapazität · Nördlich des ca. 40. Breitengrades liegt die Temperatur des Erdreiches bis in eine Tiefe von ca. 400 Metern unterhalb der idealen Komforttemperatur von 23°C ± 2°C. Diese Situation stellt sich ein, weil z.B. im Schweizer Mittelland der Wärmestrom aus dem Erdinnern nicht ausreicht, um im Winter (wenig Sonne, tiefe Temperaturen) die Wärmeabgabe der Erdoberfläche zu kompensieren. 0°C 0m 100 m · Die Temperatur im Erdreich in den obersten 1-2 Metern schwankt relativ stark zwischen 4 und 20°C im Laufe des Jahres. Ab 150 m Tiefe ist der Einfluss der oszillierenden Solarstrahlung nicht mehr vorhanden. 200 m 300 m 400 m Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 63 von 82 4°C 8°C 10°C 14°C 18°C 22°C 26°C Das Erdreich als Wärmekapazität · Die Starttemperatur der Wärmeeinspeicherung hängt von der Tiefe des Zylinders und der Vorgeschichte der letzten 6 Monate ab. · Da der Zylinder gegen das umliegende Erdreich nicht isoliert ist, fliesst Wärme über die Mantelfläche mit Radius 3 Meter proportional der Temperaturdifferenz innerhalb und ausserhalb dieser „Hüllfläche“. Der Widerstand gegen den Fluss hängt von der Wärmeleitfähigkeit des Gesteins (zwischen 1.8 und 3 W/mK) ab. · Infolge der relativ tiefen Temperatur des Erdreichs in 150 m Tiefe im Sommer und der hohen Wärmeleitfähigkeit des Gesteins kann das Erdreich als Wärmesenke für das Haus verwendet werden. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 64 von 82 Q = V ρErde cp,Erde ΔT VECTORWORKS EDUCATIONAL VERSION ρErde = 2400 kg/m3 cp,Erde ≈1 kJ / (kg K) ΔT = 4 K für V ≈ 30 m3: Q = 288 000 kJ = 80 kWh 3m 1m · In einem Erdreichzylinder mit 6 Metern Radius und 1 Meter Höhe (30 m3 Volumen) können 80 kWh Wärme gespeichert werden, wenn er um 4 K aufgewärmt wird. Physik und Technik der Kühlung · Seit der Kontrolle des Feuers kennt der Mensch eine sehr einfache Methode des Heizens: brennbare Stoffe werden unter Zufuhr von Sauerstoff aus der Luft entflammt. Die chemische Reaktion ist exotherm, die Wärme kann übertragen werden. · Der künstliche Entzug von Wärme ist technisch aufwändiger, weil Wärme gemäss 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht von tiefer zu hoher Temperatur fliessen kann. Es muss ein Prozess in Gang gehalten werden, in den Arbeit (Exergie) hineingesteckt werden muss und kann. Der Prozess ist technisch komplexer als der offene Verbrennungsprozess. warmes Reservoir T1 1 W 2 kaltes Reservoir T 2 Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 65 von 82 Wärmepumpe und Kältemaschine · Die Wärmepumpe ist eine Kältemaschine und umgekehrt. Der Unterschied ist einzig der Name und die Anwendung (Aufgabe) der Maschine. Bei der Kältemaschine ist man daran interessiert, mit möglichst wenig Aufwand (Exergie bzw. work (W) ) Wärme aus dem Reservoir mit tiefer Temperatur herauszupumpen. · Die Kälteziffer ε entspricht dem COP der Wärmepumpe und es gilt: warmes Reservoir T1 1 W COP = !+1 · Um hohe Werte für COP und ε zu erreichen, muss T2 hoch sein und T1 tief. · ε Kälteziffer [ ] · Q2 Wärmemenge [kJ] · W Arbeit [kJ] · T1 Temperatur warmes Reservoir [K] · T2 Temperatur kaltes Reservoir [K] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 66 von 82 2 Q2 kaltes Reservoir T 2 ! real = Q2 W T =" 2 (T1 #T2 ) Das Erdreich zur Gebäudekühlung 9(&725:25.6('8&$7,21$/9(56,21 · Aktive Gebäudekühlung mit Verwendung des Erdreichs als Wärmesenke. · In 450 m Tiefe liegt die natürliche Erdreichtemperatur immer noch deutlich unter der höchsten Lufttemperatur im Sommer. & · Wird das Erdreich in einer Tiefe zwischen 100 und 450 m als Wärmesenke für eine Kältemaschine verwendet (T1=24°C), so wird der theoretische Temperaturhub (T1-T2) gleich Null. & .0 · (Mehr: Installationen für Heizung und Kühlung) P & & Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 67 von 82 9(&725:25.6('8&$7,21$/9(56,21 Gebäudeklimatisierung in den Tropen · Die Gebäudeklimatisierung in den Tropen wird massiv erschwert durch das Problem der Feuchte. Der Raum muss geschlossen sein, um die Temperatur und die Feuchte unterhalb des Aussenzustandes zu halten (Widerstand gegen den Wärme- und Feuchtigkeitstransport). Weil der Mensch im Gebäudeinnern CO2, Wasserdampf und Wärme produziert, müssen diese „Schadstoffe“ laufend nach aussen gepumpt werden. · Traditionell geschieht dies mit Hilfe einer Vollklimaanlage, mit der CO2, H2O und Wärme mittels eines Umluftsystems aus dem Raum in die Klimazentrale befördert und von dort mittels technischer Installationen nach aussen gepumpt werden. · Die Installationen für die Klimatechnik werden riesig, weil Luft eine kleine spezifische Dichte aufweist (1000 mal kleiner als Wasser). Der Transport von Wärme aus dem Raum mittels Luft braucht sehr grosse Kanäle. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 68 von 82 Kühlung mittels Wasser in den Tropen · Im Jahr 2012 werden erste Versuche durchgeführt zur Verwendung von Wasser als Transportmittel für Wärme aus dem Raum unter tropischen Klimabedingungen. Das Problem hierbei ist die Kondensation an den wassergekühlten Kühlflächen. Die Versuche können nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, die relative Feuchtigkeit im Raum tief zu halten. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 69 von 82 Integrales Systemdesign · Jedes Gebäude ist ein Unikat aufgrund seiner geografischen Lage, der Form, der Nutzung etc. · Der Designprozess hat zum Ziel, ein Gebäude mit seinen Systemen so zu optimieren, dass der geforderte Komfort mit kleinem Aufwand in der Erstellung und im Betrieb ohne interne und externe Schäden während der Lebensdauer erreicht werden kann. Ähnliche Ziele kann man auf sehr unterschiedliche Wege erreichen. Variablen des integralen Systemdesigns Gebäudehülle *HElXGHREHUÁlFKHEH]RJHQDXI%*7 $QWHLOWUDQVSDUHQWHU)OlFKH 8:HUWRSDNHU)OlFKHQ J:HUWWUDQVSDUHQWHU)OlFKHQ /LFKWGXUFKOlVVLJNHLWWUDQVSDUHQWHU)OlFKHQ - Investitionskosten der Gebäudehülle - Unterhaltskosten der Gebäudehülle *HElXGHWHFKQLN :lUPHUFNJHZLQQXQJVNRHIÀ]LHQWHQ$EOXIW$EZDVVHU - Kosten der WRG-Systeme VSH]LÀVFKH/HLVWXQJHQGHUWHFKQLVFKHQ6\VWHPH .RVWHQGHU*76\VWHPH 7HPSHUDWXUHQLP%HWULHE ([WHUQH,QVWDOODWLRQHQIU$QHUJLHXQG([HUJLHJHZLQQXQJ $QHUJLHOHLVWXQJHQXQGWHPSHUDWXUHQLP%HWULHE .RVWHQGHU$QHUJLHJHZLQQXQJVV\VWHPH ,QYHVWLWLRQVNRVWHQGHU([HUJLHJHZLQQXQJV\VWHPHIUDQNR*UXQGVWFNVJUHQ]H (UVDW]NRVWHQIUVFKlGOLFKH(PLVVLRQHQ HWF Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 70 von 82 Physik der strömenden Luft · Luft ist ein Gemisch aus verschiedenen Gasen. Wir sprechen von „guter Luft“ oder von „schlechter Luft“, wenn unsere Sinnesorgane (vor allem die Nase) eine Veränderung einzelner Luftanteile im Bereich von wenigen ppm (parts per million) feststellen. Dann ist eine Lufterneuerung erwünscht. „Schlechte Luft“ wird durch „gute Luft“ ersetzt. · Luft ist aber auch ein Transportmedium für Wärme. Die Wärmeabgabe über die Haut nimmt um 15-20% zu, wenn die Luft mit mehr als 0.1-0.2 Meter pro Sekunde [m/s] über die Haut streicht. Bereits kleine Temperaturunterschiede führen zu Luftströmungen, die mal erwünscht (im Sommer), mal unerwünscht sind (im Winter). Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 71 von 82 Thermisch induzierte Luftströme · Für einen gegebenen Raum mit warmer Luft ist der Druckunterschied (oben - unten) kleiner als bei kälterer Luft. Zwischen innen und aussen herrschen also Druckunterschiede, wobei es eine Höhe gibt, bei der der Druck aussen und innen gleich ist. Diese Höhe nennt man neutrale Zone. · Die Druckdifferenz zwischen innen und aussen ist eine Funktion der Höhendifferenz ab neutraler Zone. Mit z‘ als unabhängige Variable gilt: $ ' !p(z') = pm "g"z'" 1 " & 1 # 1 ) R s % Te Ti ( · z‘ [m] · pm Mittlerer Druck [Pa] · Rs Spezifische Gaskonstante, trockene Luft: 287,1 J/(kg·K) · g Erdbeschleunigung [m/s2] · Te Aussentemperatur [K] · Ti Innentemperatur [K] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 72 von 82 Thermisch induzierte Luftströme Höhe Höhe Die Temperaturdifferenz zeigt sich letzlich im Druckunterschied, der die Luftbewegung auslöst. Z' 0 0C 200C Druck Höhe Höhe Druck Z' Z' Druck Thermisch induzierter Luftwechsel Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 73 von 82 Druck Kaltluftabfall · Die wärmere Raumluft gibt in unmittelbarer Nähe von kalten Oberflächen an diese Wärme ab und fällt aufgrund der grösser werdenden Dichte nach unten. · Dies wird als Kaltluftabfall bezeichnet und tritt häufig bei grossen Verglasungen, aber auch bei normalen Fenstern, Wänden und Türen mit schlechter thermischer Isolation auf. Q1 , R 1 Q2 < Q1 · Konstruktive Lösungen: R2 > R1 · Bessere U-Werte · Erhöhung der Temperatur der Glas-Innenoberfläche qOi Q2 , R 2 · Einführen von Warmluft entlang der Verglasung Kaltluftabfall Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 74 von 82 Gesetz von Bernoulli p0 + v 20 2 +gh0 = konstant p1 p1 (stat. Druck) pges = p1 + 1 v12 2p p2 < p1 Pitot-Rohr v1 v1 > v1 v1 p Druck [Pa] Dichte[kg 3 ] m g Erdbeschleunigung [m s2 ] h Höhe[m] v Geschwindigkeit[m ] s Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 75 von 82 Gesetz von Bernoulli · Beobachtung: · Dort, wo in einer Leitung die Geschwindigkeit grösser ist, herrscht ein kleinerer Druck und umgekehrt. · Annahmen: · Stationäre Strömung · Inkompressibel · Ohne Reibung · Wortlaut: · Schweredruck, dynamischer und statischer Druck gleichen sich so aus, dass bei reibungsloser Strömung deren Summe konstant bleibt. · Das Gesetz von Bernoulli ist die Grundlage für viele technische Produkte des Menschen. Die Flügel der grossen Vögel sind im Laufe der Evolution so entstanden, dass z.B. das Segeln der Adler nach Bernoulli erklärt werden kann (nicht umgekehrt). · In der Gebäudetechnik ist der Satz von Bernoulli von grosser Bedeutung für die Auslegung von Leitungen und Ventilatoren. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 76 von 82 Fliegen und Milch aufschäumen dank Bernouilli · Fliegen: · Wird ein gegen oben gewölbtes, geschlossenes Profil durch Luft mit einer Geschwindigkeit vO angeströmt, so teilt das Profil den Luftstrom in einen oberen und einen unteren Luftstrom auf. Weit genug hinter dem Profil sind beide Teile wieder „vereinigt“, also gleich schnell. v 2 , p2 v0 · Der längere Weg oben durch zwingt die Luft zu höherer Geschwindigkeit. Nach Bernouilli ist dadurch der Druck oben tiefer als unten. Der Flügel saugt also das Flugzeug nach oben. v1, p1 p2 + ! " v 22 = p1 + ! " v12 2 2 v 2 > v1, wegen Form des Tragflügels ! p1 < p0 Auftrieb Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 77 von 82 Fliegen und Milch aufschäumen dank Bernouilli · Milch aufschäumen: p0 · Im Milchschäumer wird heisser Wasserdampf mit hohem Druck durch eine Injektordüse gepresst. Der Dampf strömt mit sehr hoher Geschwindigkeit in eine Sekundärdüse mit etwas grösserem Querschnitt und anschliessendem Diffusor ein. Im Ringspalt zwischen Dampfstrahl und Sekundärdüsenwand herrscht ein deutlich tieferer Druck p1 als am Ende des Diffusors p2. p1 · Infolge dieser Druckdifferenz wird Milch in die Saugkammer angesaugt und vermischt sich mit dem heissen Dampf. Das Resultat: Cappuccino alla macchina. p2 p1 < p2 < p0 Milchschäumer Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 78 von 82 p2 Bernoulli in der Gebäudetechnik · Druckabfall im Rohr: · Strömt ein Medium durch ein Rohr, entsteht Wandreibung. Die Geschwindigkeit nimmt deswegen entlang des Rohres ab. Wenn w1=w2 gelten soll (wegen der Kontinuitätsgleichung), dann muss der Druck p1 grösser sein als p2. r w1, p1 ! dp · Der Ventilator (die Pumpe) ist der Apparat, mit dem der Druckabfall im Rohrnetz kompensiert wird. Das strömende Medium wird örtlich auf eine höhere Geschwindigkeit beschleunigt. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 79 von 82 2 2 ! w 2 , p2 !p = "# $ #w2 , wenn w1 = w2 2 " =Rohrreibungszahl · Druckaufbau im Ventilator: d Wesentliche Gesetze und Formeln der Fluiddynamik · Boyle-Mariotte: · Bei konstanter Temperatur verhalten sich Druck und Volumen umgekehrt proportional. · Archimedes: · Die Auftriebskraft ist gleich dem Gewicht des verdrängten Volumens. · Bernoulli: · Schweredruck, dynamischer und statischer Druck gleichen sich so aus, dass bei reibungsloser Strömung deren Summe konstant bleibt. · Kamineffekt: · Wärmere Luft steigt nach oben und zieht kältere Luft nach sich. Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 80 von 82 Boyle-Mariotte p · V = konstant Archimedes FA = ǂF · g · V Bernoulli p0 + (ǂăv2) / 2 + ǂ · g · h0 = konstant .DPLQHIIHNW уSK l0ÃJÃу770) Kontinuität A · v = konstant 'UXFNYHUOXVWLP.DQDO уSLeitung = ƾ · (1 / d) · (ǂăv2 / 2) · l уSFormstück = ƹ · (ǂăv2 / 2) Leistung eines strömenden Mediums P=p·V p Druck [Pa] V Volumen [m3] FA Kraft [N] ѩ'LFKWH [kg/m3] g Erdbeschleunigung [m/s2] l0 Luftdichte bei 0°C = 1,3 kg/m3 h0 Höhe [m] у77HPSHUDWXUGLIIHUHQ]>.@ A Fläche [m2] . v Geschwindigkeit [m/s] ƾ 5RKUUHLEXQJV]DKO>@ d Durchmesser [m] l Rohrlänge [m] ƹ Widerstandsbeiwert [ ] 70 = 273 K P. Leistung [W] V Volumenstrom [m3/s] Wesentliche Gesetze und Formeln der Fluiddynamik · Kontinuität: · Massenstrom durch eine Leitung ist konstant. · Druckverlust: · Oberflächenbeschaffenheit und Umströmung verursachen Strömungswiderstand Boyle-Mariotte p · V = konstant Archimedes FA = ǂF · g · V Bernoulli p0 + (ǂăv2) / 2 + ǂ · g · h0 = konstant .DPLQHIIHNW уSK l0ÃJÃу770) Kontinuität A · v = konstant 'UXFNYHUOXVWLP.DQDO уSLeitung = ƾ · (1 / d) · (ǂăv2 / 2) · l уSFormstück = ƹ · (ǂăv2 / 2) Leistung eines strömenden Mediums P=p·V p Druck [Pa] V Volumen [m3] FA Kraft [N] ѩ'LFKWH [kg/m3] g Erdbeschleunigung [m/s2] l0 Luftdichte bei 0°C = 1,3 kg/m3 h0 Höhe [m] у77HPSHUDWXUGLIIHUHQ]>.@ A Fläche [m2] Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 81 von 82 . v Geschwindigkeit [m/s] ƾ 5RKUUHLEXQJV]DKO>@ d Durchmesser [m] l Rohrlänge [m] ƹ Widerstandsbeiwert [ ] 70 = 273 K P. Leistung [W] V Volumenstrom [m3/s] © Prof. Hansjürg Leibundgut Professur für Gebäudetechnik November 2012 Chair of Building Systems / Prof. Hansjürg Leibundgut Institute of Technology in Architecture / Faculty of Architecture / ETH Zurich Vorlesung: HKL / 82 von 82