Semesterplan

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Semesterplan
Universität Tübingen – Wintersemester 2007/08
Vorlesung: Griechische Gesellschafts- und Staatsentwürfe
PD Dr. Klaus Geus
Download als Pdf unter „Materialien“ auf:
http://www.utopica.de/Klaus_Geus/klaus_geus.html
Semesterplan
1. Einführung
2. Homer, Hesiod und die soziologischen Hintergründe der archaischen Welt
3. Hippodamos, Phaleas und die griechische
Poliswirklichkeit
4. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra
5. Die Fundamentaldemokratie Athens
6. Die politischen Ideen der Sophisten
7. Politisches und Utopisches bei Herodot
8. Die utopischen Elemente der Alten Komödie
9. Platons utopische Konzeption („Staat“;
„Atlantis“-Mythos; „Gesetze“)
10. Aristoteles´ politische Vorstellungen
11. Die Staatskonzeptionen des Xenophon und
des Isokrates
12. Die gesellschaftlichen Vorstellungen der
Kyniker
13. Die politischen Anschauungen der Stoiker
und Epikureer
14. Staatliche und utopische Vorstellungen in
hellenistischer Zeit (Euhemeros und Iambulos)
15. Verfassung und Verfassungswirklichkeit
der römischen Republik
(16. Ciceros Staatskonzeption)
17. Die Grundlagen des römischen Principats
18. Die so genannte „stoische“ Opposition
19. Staat und Kirche unter Konstantin
(20. Der „Gottesstaat“ des Augustinus)
21. Die Strukturen der spätantiken Gesellschaft und die Gründe für den Untergang des
Römischen Reiches
22. Zusammenfassung und Ausblick
(Die in Klammern stehenden Themen sind optional oder entfallen möglicherweise aus Zeit-
mangel. Beachten Sie hierzu die aktuellen Ankündigungen)
1. Einführung
Definitionen
Utopie
Eine Utopie ist eine literarische Denkform, in
der Aufbau und Funktionieren idealer Gesellschaften und Staatsverfassungen eines räumlich und/oder zeitlich entrückten Ortes, oft in
Form fiktiver Reiseberichte, konstruiert
werden.
Staatsentwurf
Ein Staatsentwurf ist die systematische Beschreibung des Aufbaus und des Interagierens
einer staatlichen Gesellschaft in deskriptiver
Form.
Drei Unterschiede:
- Utopien sind meist in belletristischer („Roman“), Staatsentwürfe in wissenschaftlicher
Form („Traktat“) verfasst
- kontrafaktischer Ansatz der Utopien
- Grad der Realisierbarkeit
Literaturhinweise
Allgemein:
Peter Weber-Schäfer: Einführung in die antike politische Theorie. 2 Bde. Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, 1976.
Alexander Demandt: Der Idealstaat: Die politischen
Theorien der Antike. 3. durchges. Aufl. Köln: Böhlau,
2000.
Alexander Demandt: Antike Staatsformen: Eine vergleichende Verfassungsgeschichte der Alten Welt. Berlin:
Akademie-Verlag, 1995.
Reinhold Bichler: Von der Insel der Seligen zu Platons
Staat: Geschichte der antiken Utopie. Teil 1. Wien;
Köln; Weimar: Böhlau, 1995.
Wilfried Nippel: Mischverfassungstheorie und Verfassungsrealität in Antike und früher Neuzeit. Stuttgart:
Klett-Cotta, 1980.
John Ferguson: Utopias of the Classical World. London:
Thames and Hudson, 1975.
Frank Kolb: Die Stadt im Altertum. Düsseldorf: Patmos,
2005.
(Auctores varii): Cambridge History of Greek and Roman
Political Thought. Cambridge: Cambridge University
Press, 2000.
Griechenland:
Max Pohlenz: Staatsgedanke und Staatslehre der Griechen. Leipzig: Quelle und Meyer, 1923.
Fritz Gschnitzer (Hrsg.): Zur griechischen Staatskunde.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1969
(Wege der Forschung; 96).
Victor Ehrenberg: Der Staat der Griechen. 2., erw. Aufl.
Zürich; Stuttgart: Artemis, 1965 (reiche Literaturanga-
ben).
Hans-Joachim Gehrke: Der siegreiche König: Überlegungen zur Hellenistischen Monarchie. In: Archiv für Kulturgeschichte 64 (1982). S. 247–77 (zum soziologischen
und „charismatischen“ Charakter der Monarchie).
Ulrich Kahrstedt: Griechisches Staatsrecht. Bd. 1: Sparta und seine Symmachie. Göttingen 1922 (juristisch).
Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Polis: Verfassung
und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit. 2.
Aufl. Stuttgart: Franz Steiner, 1998.
Rom:
Géza Alföldy: Römische Sozialgeschichte. 3. Aufl.
Wiesbaden: Franz Steiner, 1984.
Jochen Bleicken: Die Verfassung der römischen Republik: Grundlagen und Entwicklung. 7. Aufl. Paderborn;
München: Schöningh, 1995 (moderner Klassiker).
Joachim Marquardt: Römische Staatsverwaltung, 3
Bde., 2. Aufl. Leipzig: Hirzel, 1881–5 (mehrere
Nachdrucke; als Ganzes immer noch nicht ersetzt).
Ernst Meyer: Römischer Staat und Staatsgedanke. 4.
Aufl. Zürich: Artemis, 1975.
Theodor Mommsen: Römisches Staatsrecht, I u. II. 3.
Aufl. Leipzig: Hirzel 1887; III, 1888 (mehrere Nachdrucke; klassisches Standardwerk).
1. Einführung
Thomas Morus (More)
Utopia < U-topos
Libellus vere aureus nec minus salutaris
quam festivus de optimo reipublicae statu
deque nova insula Utopia („Wahrhaft goldenes
und nicht weniger nutzbringendes als heiteres
Büchlein über die beste Staatsverfassung und
über die neue Insel Utopia“)
udemia
Eu-topos
Utopia priscis dicta, ob infrequentiam,
Nunc civitatis aemula Platonicae,
Fortasse victrix, (nam quod illa literis
Deliniavit, hoc ego una praestiti,
Viris et opibus optimisque legibus)
Eutopia merito sum vocanda nomine.
„Von den Alten Utopia („Nirgendwoland“) genannt wegen meiner Isolation, bin ich jetzt eine Rivalin der Politeia Platons, vielleicht sogar
ihre Bezwingerin. (Denn was sie nur in Worten
skizzierte, das habe ich als einzige realisiert
mit Männern, Mitteln und hervorragenden Gesetzen.) Verdientermaßen sollte ich mit dem
Namen Eutopia („Glücksland“) bezeichnet werden.“
Scheria
Hesiod
Phäaken
2. Homer, Hesiod und die soziologischen
Hintergründe der archaischen Welt
0. Literaturhinweise
Joachim Latacz: Homer: Der erste Dichter des Abendlandes. 4. Aufl. Düsseldorf; Zürich: Artemis und Winkler, 2003.
Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. Bd. 5: Der
Ausgang der altorientalischen Geschichte und der Aufstieg des Abendlandes bis zu den Perserkriegen. 9. Aufl.
hrsg. v. Hans Erich Stier. Berlin: Cotta, 1952–8 (auch
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft).
Hermann Strasburger: Der soziologische Aspekt der homerischen Epen. In: Gymnasium 60 (1953). S. 97–114.
Homeros = Ehemann? Geißel? Vgl. auch „ho
me horon“
Rhapsode
Chios
Homeriden
Ilias
Odyssee
Batrachomyomachie
Margites
F. A. Wolf
„Prolegomena ad Homerum“, 1795
Oral Poetry
Ionisch, Äolisch
Achill(eus)
Agamemnon
Briseis
Patroklos
Hektor
Hephaistos
Ithaka
Penelope
Telemach(os)
Athene
Askra
Boiotien
„Werke und Tage“ (erga kai hemerai)
Pandora
Theogonie
Aioiden
Eumaios
Astoi (astos)
Polis
Geronten
Mykene
Phönizier (Phoiniker)
Menelaos
Nestor
Priamos
Ida
Paris
Kalypso
„Und hier war beim Mahl der Sitz der phäakischen Fürsten,
Wenn sie schmausten und zechten; stets hatten sie alles zur Genüge.
Goldene Knaben standen auf schön gefertigten Sockeln
Ringsherum und hielten in Händen brennende Fackeln,
Um beim Mahl die Nächte hindurch das Haus zu erleuchten.
Fünfzig dienende Frauen sind im Palaste beschäftigt;
Ein Teil mahlt auf Mühlen die goldgelben Körner des Feldes,
Ein anderer Teil sitzt da, in einer Reihe wie die Blätter der schlanken
Pappel, und webt am Stuhl und dreht den Faden der Spindel;
Feuchtes Öl fließt nieder von eng gewirkten Leinen.
Denn wie die Phäaken vor allen Männern erfahren sind,
Schnelle Schiffe übers Meer zu steuern, so sind ihre Frauen
In der Kunst des Webens geübt, weil ihnen Athene
Talent verlieh für köstliche Werke und edle Gesinnung.
Außerhalb des Hofes liegt nahe am Tor ein geräumiger Garten,
Etwa vier Morgen groß, umhegt in der Länge und in der Breite.
Große Bäume stehen darin in üppiger Blüte,
Apfelbäume, Granatäpfel und Birnen mit herrlichen Früchten
Und auch die süße Feige und frische, grüne Oliven.
Unverdorben bleiben die Früchte und finden kein Ende.
Weder im Sommer noch im Winter, das ganze Jahr über, und ein lauer
Westwind lässt stets die einen erblühen, die anderen reifen.
Birne reift auf Birne, es folgt der Apfel dem Apfel,
Auch die Traube der Traube, es folgt die Feige der Feige.
...
Darin sind auch zwei Quellen, die eine berieselt den ganzen
Garten, die andere indes fließt hinüber unter der Schwelle
Des Hofes zum hohen Palast. Dort pflegen die Bürger zu schöpfen.
Solche herrlichen Gaben verliehen die Götter dem König.“
Alkinoos
Zusammenfassung:
1. Die Gesellschaft dieser Zeit zerfällt im Wesentlichen
in zwei Schichten, eine Oberschicht, den Adel,
hauptsächlich Großgrundbesitzern, und eine von ihm
abhängigen Unterschicht, die für diesen Adel arbeitet.
Zur letzteren gehören außer dem Sklaven auch der
kleine Bauer, der Lohnarbeiter und der Handwerker.
2. Die soziale Stellung eines Sklaven in der archaischen
Zeit schwankte zwischen gewaltigen Extremen und hing
in erster Linie von der Gesinnung und der wirtschaftlichen Potenz seines Herrn ab.
3. Die natürliche Beschäftigung für jeden freien Menschen – dies gilt auch für den Adeligen – war die Landwirtschaft. Der Bauer versuchte nach Möglichkeit, in
seinem Gutsbetrieb alle Güter selbst herzustellen.
4. Eine Stadt und damit eine städtische Gesellschaft
und städtische Institutionen gibt es nur in Ansätzen.
Eine Polis in homerischer Zeit ist kaum mehr als der
Siedlungsmittelpunkt einer Sippengemeinschaft.
5. In der archaischen Zeit beginnen sich einzelne Berufe zu entwickeln, die dazu beitragen, dass später eine
Art von Mittelschicht entsteht. Dazu gehören vor allem
die sich spezialisierenden Handwerker und die Kauffahrer, die eine gewisse soziale Mobilität in die
Gesellschaft bringen.
6. Die Epen Homer geben vor, die heroischen Verhältnisse der mykenischen Zeit (sagen wir: des 13. vorchristlichen Jahrhunderts) zu beschreiben, bilden aber
in Wesentlichen nur die bäuerlichen Verhältnisse ihrer
eigenen Zeit, also der zweiten Hälfte des 8. Jh., ab.
7. Bei genauerer Analyse der Gedichte zeigt es sich,
dass die Oberschicht keine Feudalaristokratie ist, wie
wir sie beispielsweise aus dem Mittelalter kennen,
sondern eine mehr oder weniger idealisierte und ausdifferenzierte Schicht aus Gutsbesitzern.
8. Eine „ritterliche“ Gesinnung lässt sich nur in Ansätzen bei den Haupthelden – bei Achill, Hektor und
Odysseus – feststellen. Sie erklärt sich als eine Übersteigerung der eigenen bäuerlichen Lebensumstände
hin in eine heroische Sphäre. In der homerischen Beschreibung dieser heroischen Sphäre kommt jedoch
keine echte Erinnerung an die Verhältnisse der mykenischen Zeit auf. Sie ist rein dichterische Fiktion und
kann damit von den Althistorikern nicht für Schlüsse
über die Gesellschaft der früheren Zeiten verwendet
werden.
9. Die utopischen Vorstellungen, die wir in den Epen
Homers vorfinden, entstammen aus der Vorstellungswelt des Adels und sind für den Adel
geschrieben. Sie zielen nicht auf eine Umwertung von
Idealen oder auf eine Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern nur auf die Idealisierung der
eigenen – in der Regel bäuerlichen – Lebenswirklichkeit.
Es sind im Grunde erzkonservative Vorstellungen.
3. Hippodamos, Phaleas und die griechische
Poliswirklichkeit
Literaturhinweise
Hans-Joachim Gehrke: Bemerkungen zu Hippodamos
von Milet. In: Demokratie und Architektur: Wolfgang
Schuler et al. (Hrsg.): Der hippodamische Städtebau und
die Entstehung der Demokratie. München 1989. S. 58–
63.
Joachim Szidat: Hippodamos von Milet: Seine Rolle in
Theorie und Praxis der griechischen Stadtplanung. In:
Bonner Jahrbücher 180 (1980). S. 31–44.
Schütrumpf, Eckart: Aristoteles: Politik, Buch II/III.
Übersetzt und erläutert. Berlin: Akademie-Verlag, 1991.
(238 ff.: zu Phaleas; 259 ff.: zu Hippodamos).
Volksversammlung (ekklesia; comitia, contio)
Adels- oder Ältestenrat (gerusia; senatus)
Beamte (Archonten; magistratus)
Demokratie – Aristokratie – Monarchie
Solon
Aristoteles
Hippodamisches System Ionien
Milet
Thurioi (Thurii)
Pythagoras
Chalkedon
„Hippodamos, der Sohn des Euryphon aus Milet (der die
Aufteilung der Städte erfand und den Piräus einteilte
und aus Ehrgeiz auch sonst im Leben sehr auffällig war,
so dass einige fanden, er lebe zu extravagant mit der
Masse der Haare und kostbarem Schmuck, außerdem
mit einem einfachen, aber warmen Kleid, das er nicht
nur im Winter, sondern auch im Sommer trug – und der
außerdem als kundig in der Naturphilosophie gelten
wollte), war der erste, der, ohne Politiker zu sein, etwas
über den besten Staat zu sagen versuchte. Er nahm
einen Staat an, der 10.000 Männer umfasste, und teilte
ihn in drei Teile: einen der Handwerker, einen der Bauern und einen dritten Teil, der kämpfte und Waffen besaß. Auch das Land teilte er in drei Teile, heiliges, öffentliches und privates. Heilig sei das Land, aus welchem die Kosten für den Kultus bestritten würden, öffentlich dasjenige, von welchem die Krieger leben sollen, privat das Land der Bauern. Ebenso meinte er, es
gebe auch nur drei Arten von Gesetzen: denn Prozesse
gebe es nur über drei Gegenstände: Beleidigung, Schädigung, Totschlag. Er setzte auch ein oberstes Gericht
ein, vor das alle Prozesse gebracht werden sollten, die
nicht richtig entschieden zu sein schienen. Dieses setzte er aus einzelnen ausgewählten Greisen zusammen ...
Er entwarf auch ein Gesetz über jene, die etwas für den
Staat Förderliches ausgedacht hätten, damit sie zu ihrer Ehre kämen; ebenso sollten die Kinder der im Krieg
Gefallenen auf Staatskosten aufgezogen werden, was damals noch nirgendwo sonst festgesetzt worden war. Inzwischen gibt es dieses Gesetz in Athen wie auch in anderen Staaten. Die Beamten sollen alle vom Volk gewählt werden. Als Volk bezeichnete er die drei genannten Abteilungen; die Gewählten sollten sich um die
öffentlichen Dinge kümmern, um die Fremden und die
Waisen.
Damit ist das Wichtigste und am meisten Erwähnenswerte aus der Ordnung des Hippodamos gesagt.“ (Arist.
Pol. II 18)
Aristoteles, Politik, II 7
„Einige [Verfassungstheoretiker] meinen, es sei das
Wichtigste, wenn die Vermögensverhältnisse gut
geordnet sind. Denn nach ihrer Meinung drehen sich
alle Revolutionen darum.
Als erster hat Phaleas von Chalkedon solche
Erwägungen angestellt. Er fordert, dass der Besitz der
Bürger gleich sein solle. Dies hielt er nicht für schwer,
wenn es gleich bei der Gründung von Staaten
angeordnet würde; bei schon bestehenden Staaten sei
es mühsamer; da würde der Ausgleich am raschesten
geschehen, wenn die Reichen Mitgiften gäben, aber
nicht nähmen, die Armen dagegen sie nähmen, aber
nicht gäben ...
Phaleas meint nämlich, dass in den Staaten in zwei
Dingen Gleichheit bestehen solle, in Besitz und
Erziehung ...
Es zeigt sich ferner an seiner Gesetzgebung, dass er nur
einen kleinen Staat einrichtet, wenn nämlich alle
Handwerker Staatssklaven sein sollen und nicht im
Staate mit umfasst werden. Denn wenn es schon Staatssklaven geben soll, so sollen es jene sein, die für die
Öffentlichkeit arbeiten, so wie es in Epidamnos ist ...“
Dorisch
Epidamnos/Dyrrhachion
Zusammenfassung:
1. Die Polis, der Stadtstaat, ist die Form der politischen
Organisation, die für von Griechen bewohnten
Gegenden seit der archaischen Zeit typisch wurde. Zu
den Merkmalen gehört, dass die Bürgerschaft der
Politen nur aus dem männlichen, dem erwachsenen und
dem über ein Mindestvermögen verfügende Bevölkerungsteil besteht. Die Mehrheit der Siedler innerhalb
einer Polis gehörte also nicht zu den Bürgern. Frauen,
Sklaven, ortsansässige Ausländer besaßen keine oder
keine vollständigen Bürgerrechte.
2. Nur der Bürger hatte an den politischen Rechten
(und den Pflichten) Anteil und konnte damit über sein
Leben frei verfügen. Der Polite konnte in drei
Institutionen tätig werden: der Ekklesia
(Volksversammlung), der Bule (Adels- bzw. Ältestenrat)
und als Beamter (Archont).
3. Nach einem Bericht des Aristoteles im 2. Buch seiner
Politik war Hippodamos aus Milet (um 480 v. Chr.) der
erste Theoretiker, der sich mit der Frage des besten Gemeinwesens beschäftigt hat.
4. Die Dreizahl spielte im System des Hippodamos eine
entscheidende Rolle: ein Drittel des Bodens sollte Privateigentum sein, ein weiteres Drittel Tempelland und
das letzte Drittel Staatsland. Auch wird die freie Bürgerschaft in drei Stände – Soldaten, Bauern und Handwerker – eingeteilt.
5. Phaleas von Chalkedon (um 400 v. Chr.?) sah die Ursache für alle Bürgerkriege und sozialen Unruhen in der
ungerechten Verteilung des Besitzes, die wiederum ungleiche Erziehungs- und Bildungschancen nach sich
ziehe.
6. In bereits bestehenden Städten könne man nach
seiner Meinung die Gleichheit dadurch herbeiführen,
dass man die Kinder von armen Leuten mit den Kindern
von reichen Leuten verheiratet. Die reichen Kinder
hätten die volle Mitgift in die Ehe mitzubringen und
dürften selbst keine Mitgift annehmen.
4. Spartanischer Kosmos und Große Rhetra
Literaturhinweise:
E. N. Tigerstedt: The Legend of Sparta in Classical Antiquity. 2 Bde. Stockholm; Göteborg; Uppsala 1965.
Klaus Bringmann: Die soziale und politische Verfassung
Spartas – ein Sonderfall der griechischen Verfassungsgeschichte? In: Gymnasium 87 (1980). S. 465–84.
Stephan Schmal: Sparta als politische Utopie. In: Bernd
Funk (Hrsg.): Hellenismus: Beiträge zur Erforschung von
Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten
des hellenistischen Zeitalters; Akten des Internationalen Hellenismus-Kolloquiums 9.–14. März 1994 in Berlin: Tübigen 1996. S. 654–70.
Elisabeth Herrmann-Otto: Verfassung und Gesellschaft
Spartas in der Kritik des Aristoteles. In: Historia 47
(1998). S. 18–40.
Tyrtaios
Alkman
Herodot
Xenophon
Polybios
Cicero (De re publica)
Plutarch
Pausanias
Xenelasie
Große Rhetra
„Denn solches ließ der weithin treffende Gott mit dem
silbernen Bogen,
Der goldgelockte Apollon, aus dem reichen Vorraum
verlauten:
„Regieren sollen durch ihren Rat die gottgeliebten
Könige,
Denen Sparta am Herzen liegen, die liebliche Polis.
Regieren sollen die Ältesten, die Geronten, dann auch
die Männer des Volkes,
Jeweils gehorchend geraden Gesetzen.
Reden sollen sie Gutes und vollbringen alles Gerechte,
Und nicht Krummes raten dieser Polis;
Der Menge des Volkes sollen daraus Sieg und Stärke
erwachen.“
Phoibos Apollon hat so der Polis darüber solchermaßen
Aufschluss gegeben.“
Gerusia (Geronten)
Phylen
Obai/Oben
Ephoren
„Nachdem man ein Heiligtum des Zeus Syllanios und
der Athena Syllania errichtet hat, Phylen und Oben
eingeteilt hat und dreißig Männer einschließlich der
Anführer als Rat der Alten eingesetzt hat, soll man von
Zeit zu Zeit Versammlungen zwischen Babyka und
Knakion abhalten und so Anträge stellen und (die
Versammlung) wieder auflösen.“
„Wenn aber das Volk krumme Willensäußerungen tut,
sollen die Alten und die Anführer es abtreten lassen.“
Agiaden
Eurypontiden
Basileis
Areopag
probuleutisch
Apella
Demos / Damos
Ephorenliste
Heloten
Periöken
Plataiai
Pausanias
Agoge
Eiren
Syssitien
lakonisch
Zusammenfassung:
1. Trotz des großen Interesses der antiken und modernen Schriftsteller an Sparta ist gerade die Frühzeit
dieser Polis schwer rekonstruierbar und mit zahlreichen
Legenden überwuchert.
2. Spartas Verfassung – auch Große Rhetra oder Lykurgische Ordnung genannt – weist eine Reihe von Besonderheiten auf, die sich so in keiner anderen griechischen Polis finden. Dazu gehören u. a. das Doppelkönigtum, das Fehlen einer Adelsschicht und das Amt der
Ephoren.
3. Die Macht der Könige war in klassischer Zeit vielfach
begrenzt und ermöglichte nur in Ausnahmefällen charismatischen Persönlichkeiten die spartanische Politik
zu dominieren. Im Wesentlichen legten Ephoren und
Geronten die politischen Leitlinien fest.
4. Die geringe Bevölkerungszahl Sparta führte zu einer
Ausrichtung des Lebens auf das Militärische und zu
ständigem Misstrauen gegenüber den Staatssklaven,
Umwohnern und Ausländern.
5. Die Rolle der Frau in Sparta ist gegenüber der Rolle
der Frauen in anderen Poleis aufgewertet, aber von
einer völligen Gleichberechtigung noch weit entfernt.
6. Eine Faszination für Sparta ist gerade in konservativen Kreisen zu beobachten, die die totalitären und
imperialistischen Züge Spartas gerne verbrämen.
5. Die Fundamentaldemokratie Athens
Literaturhinweise
Jochen Bleicken: Die attische Demokratie. 2. Aufl.
Paderborn 1994 (auch als Taschenbuch).
Hans-Joachim Gehrke: Zwischen Freundschaft und
Programm: Politische Parteiungen im Athen des 5. Jh.
In: Historische Zeitschrift 239 (1984). S. 529–65.
Russell Meiggs: The Athenian Empire. Oxford 1972.
Meier, Christian: Die Entstehung des Politischen bei
den Griechen. 2. Aufl. Frankfurt am Main 1989.
Kurt Raaflaub: Beute, Vergeltung, Freiheit? Zur Zielsetzung des delisch-attischen Seebundes. In: Chiron 9
(1979). S. 1–22.
Dorische Wanderung
Phylen
Phratrien
Heros
Demen
Archonten
Areopag
Solon
Aisymnetes
Seisachtheia
Horoi
Timokratie
Pentekosiamedimnoi
Zeugiten
Theten
Medimnos (Scheffel)
Peisistratos
Periander
Plutarch, Solon, 15
„Was nun die Jüngeren den Athener nachsagen, dass
sie die negativen Seiten der Dinge mit positiven und
angenehmen Worten verkleiden und auf großstädtische Weise beschönigen, indem sie die Huren Hetären, die Tribute Beiträge, die Besatzungstruppen der
Städte Wachen und das Gefängnis Wohnung nennen,
dies war, wie es scheint, ein Kunstgriff, den zuerst
Solon angewendet hat, als er die Aufhebung der
Schulden „Lastenabschüttelung“ nannte. Denn dies
tat er als erste politische Amtsmaßnahme, dass er
verfügte, dass einerseits die bestehenden Schulden
aufgehoben werden, dass andererseits keiner in
Zukunft mehr Darlehen auf seinen Leib aufnehmen
dürfe. Manche freilich, unter ihnen Androtion,
haben geschrieben, dass die Armen nicht durch die
Aufhebung ihrer Schulden, sondern durch die Ermäßigung der Zinsen Erleichterung erhielten und damit
zufrieden waren, und sie hätten diese menschenfreundliche Maßnahme und die gleichzeitig mit ihr
erfolgte Heraufsetzung der Maße und des Geldwertes
als Lastenabschüttelung bezeichnet. Denn er [Solon]
setzte die Mine [436g Silber], die vorher 73 Drachmen wert war, zu 100 Drachmen fest, so dass die
einen, da sie zahlenmäßig das Gleiche erstatteten,
in Wirklichkeit aber weniger zurückzahlten, bei der
Abzahlung einen großen Vorteil hatten, die Gläubiger (Empfänger) aber keinen Schaden erlitten. Die
meisten aber sagen, dass die Lastenabschüttelung
eine Aufhebung der gesamten Schuldenforderungen
gewesen ist, und damit stimmen seine Gedichte
besser überein.“
Polykrates
Hieron
Kleisthenes
Isonomia
Isegoria
Perikles
Kleruchien
Drachme (4,36g)
Trierarchie
Choregie
Leiturgie
Eisphora
Delisch-attischer Seebund
Metöken
Laureion
Gymnasien
Symposien
Hetären
Rat der 500
Isonomia
Themistokles
Salamis
Aristeides
Kimon
Ephialtes
Demagogen
Ekklesia
Pnyx
Buleuterion (Bule)
Prytanie
Prytanen
Probuleuma
Tamiai
Strategen
Heliasten
Heliaia
Dikasterien
Polypragmones
Pseudo-Xenophon: Vom Staat der Athener
Hetairien
Kaloikagathoi
Timé
Areté
Miltiades
Homonoia
Phoroi
Oligoi
Ostrakismos
„... nur dem Namen nach eine Demokratie, in
Wirklichkeit aber die Herrschaft des ersten
Mannes“ (Thukydides, II 65)
Zusammenfassung:
1. Die heute gut bekannte athenische
Fundamentaldemokratie wurde nicht an einem Tag
erschaffen. Die wichtigsten verfassungsmäßigen
Reformen fanden in der Zeit des Solon, Kleisthenes und
des Perikles statt.
2. Zu Beginn des 6. Jh. v. Chr. vermittelte Solon
zwischen verschuldeten Kleinbauern und adeligen
Großgrundbesitzern. Durch die so genannte Lastenabschüttelung (Seisachtheia), die Reform der Münze,
Maße und Gewichte, die Kodifizierung des athenischen
Rechts sowie die Einführung eines timokratischen
Prinzips stellte er den athenischen Staat auf eine neue
Grundlage.
3. Kurz nach 510 führten erneute Streitigkeiten zwischen Adel und Kleinbauern zur Errichtung der Demokratie. Kleisthenes beseitigte die Vorrechte des Adels
und machte die Volksversammlung zur entscheidenden
Institution der athenischen Verfassung.
4. Die freien Athener waren je nach ihrem Vermögen in
Theten, Zeugiten, Ritter und Pentekosiamedimnoi
eingeteilt. In der Gruppe der letzteren konzentrierte
sich der alte Adel. Demokratischen Führern, insbesondere Perikles, gelang es, dessen Prestigedenken von individuellen Zielen auf staatliche Ziele umzudirigieren
und für das Gemeinwohl nutzbar einzusetzen.
5. Die zum Teil sehr kostspieligen Aufwendungen für öffentliche Aufgaben wurden in Athen von privater Hand
getragen. Die Leiturgien waren eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten für den Adel, individuelles Ansehen (Time) zu erlangen.
6. Parallel zu den gesellschaftlichen Veränderungen
erlebten Athen und der Piräus einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung, der viele Handwerker und
Künstler nach Athen lockte. Es entstand ein einmaliges
kulturelles Klima, das als die „klassische Zeit“ in die
Geschichte einging.
7. Athen wurde im 5. Jh. v. Chr. zu einer Großstadt mit
ca. 250.000 Einwohnern, darunter etwa 50.000 Bürgern
und 100.000 Sklavinnen und Sklaven. Der Rest waren
Nichtbürger, insbesondere ortsansässige Metöken. Die
Frauen spielten im Stadtbild Athens eine
untergeordnete Rolle. Allerdings ist die lange tradierte
Vorstellung von einer Beschränkung der Frau auf das
Haus eine Übertreibung.
8. Die wichtigste demokratische Institution in Athen
war die Ekklesia, die Volksversammlung, an der alle
athenischen Vollbürger teilnehmen durften. Sie fällte –
nach probuleutischen Entschlüssen der Bule, des Rates
– alle wichtigen innen- und außenpolitischen
Entscheidungen.
9. Mit Ausnahme der Strategen und Tamiai wurden alle
Ämter in Athen verlost. Dadurch verbreitete sich ein
Leistungsoptimismus vor allem in den unteren Bevölkerungsschichten. Durch Zahlung von Diäten wurden
im 5. Jh. jedem Bürger die Übernahme politischer Aufgaben und damit die aktive Teilnahme am politischen
Willensbildungsprozess ermöglicht.
10. Zwischen den adeligen und den unteren Schichten
herrschte ein Spannungspotenzial, das aber nie zu größeren sozialen Unruhen führte. Die außenpolitischen
Ziele beider Gruppen waren weitgehend identisch, weshalb Athen im 5. Jh. seine größten außenpolitischen Erfolge feierte.
6. Die politischen Ideen der Sophisten
Literaturhinweise
Klaus Döring: Platons Darstellung der politischen
Theorien des Thrasymachos und des Protagoras. In: Der
altsprachliche Unterricht 36 (1993). S. 13–26.
George B. Kerferd: The Sophistic Movement. Cambridge: Cambridge University Press, 1981.
George B. Kerferd; Hellmut Flashar: Die Sophistik. In:
Hellmut Flashar (Hrsg.): Die Philosophie der Antike. Bd.
2/1: Sophistik, Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin. Basel: Schwabe, 1998. S. 1–137.
Protagoras
Abdera
Gorgias
Leontinoi
Hippias
Elis
homo-mensura-Satz
„... dass man im Stande ist, mit Worten zu
überreden, vor Gericht die Richter, im Rat die
Ratsherren, in der Volksversammlung die versammelten Bürger und ebenso bei jeder anderen Zusammenkunft, wo immer es eine politische Versammlung geben mag.“
„Wenn ich ihn im Ringkampf zu Boden werfe,
bestreitet er [Perikles] es so geschickt, überhaupt gefallen zu sein, dass ihm schließlich sogar jene glauben, die ihn gerade erst mit eigenen Augen haben fallen sehen“ (Thukydides)
Nomos
Theaitetos
„Was einer jeden Polis gerecht und gut erscheine, das ist es auch für sie, solange sie es dafür
hält“ (Protagoras)
Zusammenfassung:
1. Die Sophisten, unter ihnen besonders Protagoras und
Gorgias, stellten das Individuum in den Mittelpunkt
ihres Interesses und machten sich anheischig, es in
allen Wissensbereichen durch individuelle Techniken
gegen Bezahlung zu fördern. Dadurch veränderten sie
insbesondere das geistige Klima in Athen.
2. Protagoras stellte die erste demokratische Theorie
auf. Er übertrug seinen homo-mensura-Satz („Der
Mensch ist das Maß aller Dinge“) vom Individuum auf
das Kollektiv und forderte einen für alle gültigen und
von allen getragenen Willensbildungsprozess.
7. Politisches und Utopisches bei Herodot
Literaturhinweise:
Felix Jacoby: Griechische Historiker. Stuttgart: Druckenmüller, 1954 [Zusammenstellung von RE-Artikeln].
Heinz-Günther Nesselrath: Herodot und die Grenzen der
Erde. In: Museum Helveticum 52 (1995). S. 20–44.
Herodot
Historien
Europa
Phönizier
Thurioi
Hekataios von Milet
Hybris
Kroisos (Krösus)
Polykrates
Pindar
Kambyses
Dareios
Fehling
Herodot, Historien, III 106–116 (gekürzt)
„Die äußersten Länder der Erde besitzen die kostbarsten Dinge; dafür hat Griechenland das bei weitem
gleichmäßigste Klima ...
Noch wunderlicher ist die Art, wie Kinamomon geerntet
wird. Sie [die Araber] wissen selber nicht, wo es wächst
und welches Land es hervorbringt. Einige meinen, es
käme aus dem Land, in dem Dionysos aufgezogen wurde
[Indien], was auch wahrscheinlich richtig ist. Große
Vögel, heißt es, tragen die getrockneten Rindenstücke
herbei, die bei uns mit phönizischem Namen Kinamomon heißen. Sie tragen sie in ihre Nester, die aus Lehm
gebaut und an schroffen Felsen kleben, an denen kein
Mensch emporklettern kann. Da haben die Araber sich
nun das Folgende ausgedacht. Tote Ochsen, Esel und
andere Zugtiere hacken sie in möglichst große Stücke
und schleppen sie herbei. In der Nähe der Nester lassen
sie sie liegen und gehen dann ziemlich weit fort. Die
Vögel tragen die Fleischstücke ins Nest – das aber die
Last nicht tragen kann und auf die Erde herabstürzt.
Dann kommen die Leute zurück und sammeln das Kinamomon ein ...
Das sind die äußersten Länder in Asien und in Libyen.
Über die äußersten Länder in Europa, also nach Westen
in, kann ich nichts Bestimmtes mitteilen. Ich glaube
nicht an den Eridanos, wie die Barbaren einen Fluss bezeichnen sollen, der ins Nordmeer, aus dem der Bernstein kommen soll, fließe. Ich weiß auch nichts von den
Zinninseln, von denen das Zinn her kommt. Schon der
Name Eridanos erweist sich als griechisch, nicht barbarisch, und also als Erfindung eines Dichters ...
Im Norden von Europa gibt es augenscheinlich sehr große Mengen Gold. Wie man es gewinnt, kann ich
ebenfalls nicht mit Sicherheit sagen. Der Sage nach rauben es die einäugigen Arimaspen den Greifen. Ich glaube aber nicht, dass es überhaupt einäugige Menschen
gibt, die im übrigen genau so aussehen wie andere Menschen.
Jedenfalls sieht man, dass die äußersten Länder, die die
übrigen rings umschließen, Dinge besitzen, die bei uns
den höchsten Wert haben und sehr selten sind.“
Zusammenfassung:
1. Herodots Verfassungsdebatte im 3. Buch seiner
Historien stellt die Monarchie und nicht die
Demokratie an die Spitze der Verfassungen. Doch ist
seine übertriebene Darstellung der negativen Seiten der
Demokratie wohl in erster Linie aus der Einbindung der
Diskussion in die historische Situation am Hofe der
Perser zu erklären.
2. Die Kritik an der Glaubwürdigkeit von Herodot (vor
allem an den utopisch-phantastischen Erzählungen im
3. und 4. Buch seiner Historien) sind übertrieben. Vieles
lässt sich rational erklären oder durch Rationalisierungen auf „glaubliche Mirabilia“ zurückführen.
3. Da Herodot für die Ränder der Oikumene keine
Autopsie durchführte bzw. durchführen konnte, war er
auf zweifelhafte Berichte auf zweiter und dritter Hand
angewiesen. Wie ein moderner Historiker bewertete er
Quantität und Qualität der Quellen, doch war der von
ihm angelegte Maßstab gezwungenermaßen sehr
subjektiv.
8. Die utopischen Elemente
der Alten Komödie
Literaturhinweise
Carlo Fernando Russo: Aristophanes: An Author for
Stage. London: Routledge, 1994 (urspr. ital. 1962).
Bernhard Zimmermann: Die griechische Komödie. 2.,
vollständig überarb. Aufl. Frankfurt am Main: Verlag
Antike, 2006.
Dionysos
Komos-Lied
Dionysien
Nea (Neue Komödie)
Kronien (Kronos)
Saturnalien
Lukian von Samosata
Aristophanes
Kydathenaion
Anytos
Meletos
Acharner
Dikaiopolis
Lysistrate
Ekklesiazusen
Praxagora
Blepyros
„Alles wird künftig Gemeingut sein und allen wird alles
gehören; sich ernähren wird sich künftig jeder wie alle
anderen; weder wird es Reiche noch Arme geben. Nicht
wird einer viel Tagwerk Land besitzen und der andere
nicht einmal einen Platz für sein Grab haben; nicht wird
der eine massenweise Sklaven halten, der andere aber
nicht einen einzigen Diener ...
Zuerst erkläre ich die Äcker für Gemeingut aller- auch Gold, Sil-
ber und alles, was der Einzelne sein Eigentum nennt. Wenn
dann die Güter vereinigt sind, sind wir, die Frauen, es, die euch
ernähren und pflegen. Wir verwalten, sparen und rechnen,
darauf bedacht, nur das Beste von allen zu fördern. Nie mehr
wird ein Mensch aus Mangel umkommen; denn alles ist das
Eigentum aller ... Auch die Frauen werden Gemeingut sein und
jede wird sich zu jedem legen und sich von jedem, der will,
schwängern lassen!“
Peithetairos
Euelpides
Plutos
Zusammenfassung:
1. Das aus dem Dionysos-Kult entstandene Drama artikulierte Interessen und Wünsche der unteren Bevölkerungsschichten. Insofern enthalten die Komödien nicht
nur Märchenmotive, sondern auch echte utopische
Elemente.
2. Insbesondere in den Alten Komödien des Aristophanes finden sich Äußerungen, die die Verwerfungen innerhalb der athenischen Gesellschaft bloßlegen. Die
„Rezepte“ des Aristophanes berühren sich allerdings
nur teilweise mit den Vorstellungen von zeitgenössischen Sozialreformern und sind eher als Karikatur einer
Utopie denn als echte Utopie zu verstehen.
9. Platons utopische Konzeption
(„Staat“; „Atlantis“-Mythos; „Gesetze“)
Literaturhinweise
Paul Friedländer: Platon. Bd. III: Die Platonischen
Schriften; zweite und dritte Periode. 2. Aufl. Berlin: de
Gruyter, 1960.
Reinhart Klemens Maurer: Platons Staat und die Demokratie: Historisch-systematische Überlegungen zur politischen Ethik. Berlin: de Gruyter, 1970.
Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde.
Bd. 1: Der Zauber Platons. Tübingen: Mohr Siebck, 1973
(orig. The Spell of Plato, 1947) (u. ö.).
Christopher Bobonich: Plato´s Utopia Recast: His Later
Ethics and Politics. Oxford: Clarendon Press, 2002.
Timaios
Kritias
Thrasymachos
Nomoi
Aigina
Kodros
Heraklit(eer)
Kratylos
Sokrates
Ion
Protagoras
Politeia
Phaidon
Dialektik
Sophistes
Politikos
Akademie
Agrapha Dogmata
Glaukon
Adeimantos
Demiurgoi
Phylakes
Archontes
Paideia
Euripides
Psyche
logistikon
thymoeides
epithymetikon
genaion pseudos
(„edle Täuschung“)
Glaukon
„... die Philosophen in den Staaten Könige werden oder die jetzt so genannten Könige und
Herrscher echte und tüchtige Philosophen werden und dies in eines zusammenfällt, politische Macht und Philosophie ...“
„... gibt es kein Ende des Unglücks in den Staaten, ich glaube aber auch nicht für das
menschliche Geschlecht, und auch diese Verfassung, die wir soeben in Gedanken entworfen
haben, wird, soweit überhaupt möglich, nicht
eher erstehen und das Licht der Sonne erblicken“ (473b4-e2).
„Aber vielleicht ist er im Himmel aufgestellt
als ein Musterbild für den, der ihn sehen will“
(IX, 592a7–b3)
Dion
Dionysios I.
Timaios
Kritias
Hermokrates
Lokroi
Sais
Säulen des Herakles (=
Gibraltar)
Tyrrhenien (Etrurien)
Diogenes Laertios
Philipp von Opus
Kleinias
Megillos
Knossos
Argos
Messenien
Zusammenfassung:
1. Platon ist der wichtigste utopische Schriftsteller der
abendländischen Kultur. Seine idealpolitischen Vorstellungen hat er in mehreren Werken, der Politeia,
dem Timaios und Kritias sowie den Nomoi niedergelegt.
2. Die Ideenlehre ist die Antwort Platons auf die Aporien der Dialoge der Frühzeit. Die geistige Schau der
Ideen, insbesondere der Idee des Guten, erfolgt durch
die Dialektik.
3. Platons Hauptwerk, die Politeia, rückt die Frage nach
der Gerechtigkeit in den Mittelpunkt. Individuelle
Gerechtigkeit und kollektive Gerechtigkeit fallen im
Idealstaat zusammen.
4. Der „in Gedanken“ entworfene Musterstaat ist ein
Idealstaat aus Arbeitern, Wächtern und Regenten. Die
musische Erziehung, an der Mann und Frau gleichermaßen Anteil haben, bildet das zentrale Moment dieses
Staates.
5. Den drei Ständen im Staat entsprechen die drei
Seelenteile im Individuum: je nach Überwiegen des
„Begehrlichen“, des „Muthaften“ oder des „Vernünftigen“ wird es einem der drei Ständen zugeordnet.
6. Zu den revolutionärsten und geschichtlich weit rei-
chendsten Forderungen Platons gehören die Verstaatlichung des Besitzes sowie die Frauen- und Kindergemeinschaft.
7. Platons Atlantis-Mythos hat trotz zahlreicher antiker
und moderner Gegenbehauptungen keinen historischen
Kern, sondern sollte zur Erläuterung und Erweiterung
seiner Vorstellungen in der Politeia dienen.
8. In vielen Punkten berühren sich die politischen Vorstellungen Platons in der Politeia mit denen in den Nomoi. An die Stelle der transzendenten Idee des Guten
ist hier jedoch das empirisch begründete Gesetz getreten, das in aller Ausführlichkeit differenziert und erläutert wird.
10. Aristoteles´ politische Vorstellungen
Literaturhinweise
Primärliteratur:
Aristoteles: Politik. Eingeleitet und übersetzt von Olof
Gigon. Zürich: Buchclub Ex Libris, 1971.
Aristoteles: Politik. Übersetzt und erläutert von Eckart
Schütrumpf. 2 Bde. Berlin: Akademie-Verlag, 1991
Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übersetzt, eingeleitet
und kommentiert von Franz Dirlmeier. Frankfurt am
Main: Fischer Bücherei, 1957 (später auch in der Reihe:
Aristoteles Werke in Deutscher Übersetzung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991, erschienen).
Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Übersetzt und
herausgegeben von Olof Gigon. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1972 (dtv; 6011) (u. ö.).
Sekundärliteratur:
Ingemar Düring: Aristoteles: Darstellung und Interpretation seines Denkens. Heidelberg: Winter, 1966 (2. unveränd. Aufl. ebd. 2005) [klassische Darstellung].
Friedrike Rese: Praxis und Logos bei Aristoteles: Handlung, Vernunft und Rede in Nikomachischer Ethik, Rhetorik und Politik. Tübingen: Mohr, 2003.
Jill Frank: A Democracy of Distinction: Aristotle and
the Work of Politics. Chicago: The University of Chicago
Press, 2005.
Stageira
Pella
(Gymnasium) Lykeion
Peripatos
Peripatetische Schule
Athenaion poilteia
(„Verfassung Athens“)
„Nicht schwierig ist dies, derartiges auszudenken, auszuführen aber sehr viel mehr: Reden
ist Sache des Wünschens, Verwirklichung ist
Sache des Glücks.“
eu zen
Eudaimonia
der Mensch ist „ein von Natur aus in der Polis
lebendes Wesen“ (zoon politikon)
Entelechie
Physis
Nikomachische Ethik
Nikomachos
Große Ethik (Ethnika megala)
Eudemische Ethik (Ethika Eudemeia)
Eudaimonia ist „ein Tätigsein der Seele [des
Menschen] im Sinne vollkommener Tüchtigkeit (Arete).“
„Was dem einzelnen wesenseigen ist, das stellt
für den einzelnen von Natur aus das Höchste
und Lustvollste dar. Für den Menschen ist dies
das Leben des Geistes, nachdem dieser vor allem das wahre Selbst des Menschen darstellt,
und dieses Leben ist denn also auch das Glücklichste.“ (1178a).
„Ist, mit dem Menschen verglichen, der Geist
etwas Göttliches, so ist auch ein Leben im
Geistigen, verglichen mit dem menschlichen
Leben, etwas Göttliches“ (1177b).
aretai
logos
Zusammenfassung:
1. Aristoteles und seine peripatetische Schule brachten
die Wissenschaft dadurch auf einen bis heute gültigen
Stand, dass sie durch Anwendung der induktiven Methode und durch intensive Sammeltätigkeit aus verschiedenen Beobachtungen allgemeine Schlüsse zogen.
2. Die Politika des Aristoteles sind eine Zusammenstellung seiner staatstheoretischen Überlegungen in acht
Büchern. In den letzten beiden Büchern entwirft Aristoteles ähnlich wie sein Lehrer Platon einen abstrakten
Idealstaat.
3. In der Vorstellung des Aristoteles ist die Polis die für
den Menschen natürliche und einzige Form der Gemeinschaft. Ähnlich wie bei Platon ist der beste Staat auf
dem Prinzip, gut zu leben, aufgebaut. Die Glückseligkeit
(Eudaimonia) des Einzelnen ist mit der des Staates
identisch.
4. Der Gesellschaftsentwurf des Aristoteles teilt die Gesellschaft in zwei Gruppen, in Arbeiter und Regenten,
wobei Naturanlage“, „Gewöhnung“ und „Einsicht“ dem
Bürger dessen jeweilige Rolle im Staat zuweisen.
5. Die Glückseligkeit (eudaimonia) ist das oberste Ziel
des Bürgers und wird in der Nikomachischen Ethik als
„ein Tätigsein der Seele [des Menschen] im Sinne vollkommener Tüchtigkeit“ definiert. Die Freundschaft
zwischen den Bürgern und die geistige Betätigung des
Einzelnen spielen dabei die entscheidenden Rollen für
den Zusammenhalt der Gesellschaft und das Glück des
Individuums.
6. Das aristotelische System der verschiedenen
Tugenden ist empirisch aus Einzelbeobachtungen
gewonnen. Es folgt dem Grundsatz, dass alle Extreme in
der Ethik zu vermeiden sind.
7. Die in ihrer Verfasserfrage umstrittene Athenaion
politeia (Verfassung der Athener) beschreibt die Ge-
schichte und Mechanismen der athenischen Demokratie um das Jahr 325 v. Chr. Sie ist eine von 158 im
Peripatos gesammelten Verfassungen und illustriert das
demokratische Grundprinzip, jeden Bürger umfassend
am Gemeinwesen zu beteiligen.
11. Die Staatskonzeptionen des
Isokrates und des Xenophon
Literaturhinweise
Christoph Eucken: Isokrates: Seine Position in der Auseinandersetzung mit den zeitgenössischen Philosophen. Berlin; New York: de Gruyter, 1983.
Klaus Bringmann: Studien zur den politischen Ideen
des Isokrates. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht,
1962 (Hypomnemata; 14).
Klaus Döring: Sokrates, die Sokratiker und die von
ihnen begründeten Traditionen. In: Flashar, Hellmut
(Hrsg.): Die Philosophie der Antike. Bd. 2/1: Sophistik,
Sokrates, Sokratik, Mathematik, Medizin. Basel: Schwabe, 1998. S. 139–364 (zu Xenophon).
William E. Higgins: Xenophon the Athenian. The Problem of the Individual and the Society of the Polis.
Al.bany, NY: State University of New York Press, 1977.
Gorgias
Logograph
Panhellenisches Programm Demosthenes
Philipp II. von Makedonien
Das Denken ist ein „Mit-sich-selbst-zu-Rate-Gehen“
„So weit hat unsere Stadt die übrigen Menschen im Denken und Reden hinter sich gelassen, dass der Name Griechen nicht mehr nur
die Bezeichnung für ein Volk, sondern für eine
Denkweise zu sein scheint, und dass Griechen
eher diejenigen genannt werden, die an un-
serer Bildung teilhaben, als diejenigen, die gemeinsamer Herkunft mit uns sind.“
studium generale
„Über den
Vermögenstausch“
Eristik
Busiris
Hekataios v. Abdera Euhemeros von Messene
Kyros (d. J.)
Agesilaos
Anabasis, Hellenika, Agesilaos, Apologia,
Symposion, Memorabilien, Hipparchikos, Peri
hippikes; Kynegitikos, Athenaion politeia,
Kyrupädie
„Ich behaupte, dass die Perser und ihre Bundesgenossen heutzutage den Göttern mit weniger Achtung begegnen, ihren Verwandten weniger Respekt bekunden, anderen gegenüber weniger Gerechtigkeit üben und im Krieg weniger
tapfer sind als früher“ (VIII 27).
Scipio d. Ä.
Macchiavelli
Hugo Grotius
Zusammenfassung:
1. Aus der Identität von Denken und Sprechen – griechisch Logos – leitete Isokrates einen umfassenden Bildungsanspruch der Redekunst, der Rhetorik ab. Die Fähigkeit, gut zu sprechen, bilde das Charakteristikum
von Kultur überhaupt.
2. Im Busiris entwickelt Isokrates in Auseinanderset-
zung mit Platon ein monarchisches Idealbild, das er mit
dem pharaonischen Ägypten identifiziert.
3. Xenophon von Athen war eher Pädagoge als Philosoph. Seine Leitsätze, die er vor allem in der Kyrupädie
vorlegt, bewegen sich meist in einem allgemeinen Rahmen, so dass sie nicht nur für monarchische, sondern
auch für aristokratische und demokratische Gesellschaften Gültigkeit haben und für das breite Interesse
an seinen Schriften gesorgt haben.
12. Die gesellschaftlichen Vorstellungen der
Kyniker
Literaturhinweise
Ragnar Höistadt: Cynic hero and Cynic King. Lund:
Bloms, 1948.
Klaus Döring: Die Kyniker. Bamberg: Buchner, 2006
(Faszination Philosophie).
Diogenes Laertios
Sinope
„Er war gewohnt, alles in der Öffentlichkeit zu
tun, sowohl die Dinge, die Demeter, als auch
die, die Aphrodite betreffen“ (Diog. Laert. VI
69)
„Könnte man doch so durch Reibung des Bauches auch seinen Hunger stillen!“ (Diog. Laert.
VI 46; 60)
„Weil ich die, die mir etwas geben, freundlich
anwedele, die die mir nichts geben, anbelle
und die Schurken beiße“ (Diog. Laert. VI 60)
Kyniker (hoi kynikoi = „die Hündischen“)
Antisthenes
Dionysios II. von Syrakus
„Dieser begrüßte ihn und fragte, ob er eine Bitte an ihn habe. Daraufhin entgegnete Diogenes: „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne!“
Alexander soll davon [so] sehr beeindruckt ge-
wesen sein, dass er, während seine Begleiter
beim Weggehen lachten und spotteten, sagte:
„Wahrhaftig, wenn ich nicht Alexander wäre,
dann möchte ich wohl Diogenes sein!““ (Plutarch)
Politeia
Pera (Ranzen)
Kambyses
Atossa
nomoi nomismata („Münzen“ bzw. „Bräuche“)
Krates von Theben
„Es gib ein Land Kreta mitten im weinfarbenen
Meer, schön und fett, rings umflossen“
(Homer, Odyssee, 19, 1–2).
„Es gibt eine Stadt Pera mitten im weinfarbenen Typhos, schön und fett, rings umflossen,
ohne jeden Besitz“ (Variation des Krates).
„In ihr landet weder ein törichter Schmarotzer
noch ein geiler Lüstling, der sich etwas auf seinen Hintern einbildet. Sie bringt vielmehr Thymian und Knoblauch hervor und Feigen und
schlichte Brote. Deshalb bekämpft man sich
dort nicht wegen dieser Dinge, man greift
nicht zu den Waffen um eines Cents oder um
des Ruhmes willen.“
„Auch Hipparchia, die Schwester des Metrokles, fühlte sich durch die Lehren dieser Schule angezogen. Sie stammten beide aus Maro-
neia. Sie schwärmte für die Lehren und Lebensweise des Krates, völlig unzugänglich für
die Bewerbungen ihrer Freier und völlig gleichgültig gegen ihren Reichtum, ihre hohe Geburt,
ihre Schönheit. Mit Leib und Seele gehörte sie
nur dem Krates. Sie drohte sogar ihren Eltern,
selbst Hand an sich zu legen, wenn man sie
ihm nicht gäbe. Krates, von den Eltern aufgefordert, das Mädchen von ihrem Vorhaben abzubringen, gab sich die erdenklichste Mühe.
Schließlich, als es ihm nicht gelang sie zu
überreden, erhob er sich, legte alles, was er bei
sich trug, vor ihren Füßen nieder und sagte:
„Hier steht dein Bräutigam, dies ist sein Hab
und Gut, fasse jetzt deinen Entschluss“, denn
er würde nicht mit ihr in Gemeinschaft treten,
wenn sie nicht seine Lebensweise völlig mit
ihm teile. Das Mädchen entschied sich sogleich, legte die gleiche Kleidung an wie er,
zog mit ihm herum, wohnte ihm im Freien bei
und ging mit ihm zu den Mahlzeiten.“
Hipparchia
Maroneis
Monimos
Onesikritos
Metrokles
Menippos
Menedemos
Diatribe
„Und dies waren also die Biographien der einzelnen Kyniker. Dazu werden wir noch die
ihnen gemeinsamen Lehren skizzieren; denn
wir meinen, dass auch diese Philosophie (diese
philosophische Richtung) eine Schule und
nicht bloß – nach anderen – eine Lebensform
(eine Lebenseinstellung). “ Von Logik und
Physik wollen sie freilich nichts wissen ... ihr
Ziel ist allein auf die Ethik gerichtet ... Sie
verwerfen auch die üblichen Wissensfächer.
Wer die Herrschaft über sich selbst gewonnen
hat – so pflegte Antisthenes zu sagen –, der
gibt sich nicht mit philologischen Künsten ab
... Auch verachteten sie die Mathematik und
die Musik und alles dergleichen. So sagte Diogenes zu einem, der ihm eine Sonnenuhr zeigte: „Wahrlich eine nützliche Erfindung, um die
Mahlzeiten nicht zu versäumen.“ ... Als Endziel stellen sie hin ein tugendhaftes Leben, wie
Antisthenes in seinem Herakles sagte, ähnlich
wie die Stoiker, wie denn überhaupt zwischen
diesen beiden Schulen ein gewisser Zusammenhang besteht.“ (Diog. Laert. VI 103–5)
hairesis, secta
adiaphora
agoge
Scholarch (Schulvorsteher)
Zusammenfassung v. Kapitel 12:
1. Der Begriff „Kyniker“ geht auf den „Hund“ (griech.
kyon) Diogenes von Sinope zurück. Dieser provozierte
bewusst durch schamloses Auftreten in der Öffentlichkeit seine Zeitgenossen und stellte gesellschaftliche
Traditionen und Normen in Frage.
2. Das Ziel des Diogenes war es, die „Münzen umzuprägen“, womit er meinte, dass er die Menschen zu einem
besseren Leben führen wollte. Gedacht ist in erster Linie daran, dass der Mensch sich so weit wie möglich
von allen seinen unnötigen Bedürfnissen freimachen
soll.
3. Mit gewissem Recht können die Kyniker als die antiken Anarchisten, „Grünen“ oder Kosmopoliten bezeichnet werden.
4. Der Schüler des Diogenes, Krates von Theben, setzte
die Lehrtätigkeit seines Lehrers vor allem literarisch
fort: er parodierte allgemein bekannte Verse, um kynische Gedanken eine gefällige Einkleidung zu geben
und Resonanz bei seinen Zuhörern zu erzeugen.
5. Obwohl nur wenige Nachrichten über die kynische
Philosophie überliefert sind, war sie in der hellenistischen und kaiserzeitlichen Epoche sehr populär. Und
obwohl die Kyniker nur wenige allgemeine verbindliche
Aussagen kannten, können sie als eine eigene philosophische Schule gelten.
13. Die politischen Anschauungen der
Stoiker und Epikureer
Literaturhinweise
Max Pohlenz: Die Stoa: Geschichte einer geistigen Bewegung. 2 Bde. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht, 1971/72.
Peter Scholz: Der Philosoph und die Politik: Die Ausbildung der philosophischen Lebensform und die Entwicklung des Verhältnisses von Philosophie und Politik
im 4. und 3. Jh. v. Chr. Stuttgart: Franz Steiner, 1998
(Frankfurter Althistorische Studien; 2).
Epikureismus
stoa poikile (“bunte Halle”)
Zenon von Kition
Logos
Pneuma
homologoumenos zen
Ekpyrosis (“Weltbrand”) Kleanthes
Chrysipp
Panaitios
Poseidonios
Seneca
Epiktet
Marc Aurel
Eudaimonia
arete/virtus
„Alle, die nicht der Tugend teilhaftig wären,
erklärte er für Leute, die zueinander in einem
Verhältnis der Gehässigkeit, der Feindschaft,
der Knechtschaft und der Entfremdung
stünden ... Dementsprechend stellte er in
seinem Staat nur die wirklich Tugendhaften als
solche hin, die man als Mitbürger, Freunde,
Verwandte und Freie bezeichnen dürfe.“ (Diog.
Laert. VII 32–3)
Epikuros
Nausiphanes
Demokrit
Mytilene
Kepos („Garten“)
galene („Meeresstille“)
„Lebe im Verborgenen“ Antipolitik
(nicht: Apolitik)
Zusammenfassung v. K. 13
1. Die Stoa sieht die Aufgabe des Menschen darin, seine
Entscheidungen nach dem ihm innewohnenden Logos
und der Natur zu treffen (homologoumenos zen). Ein
„naturgemäßes“ Leben ist ein Leben in Vernunft und
ein Leben gemäß der Tugend.
2. Das in allen Menschen wirkende Pneuma bedingt die
Gleichheit aller Menschen, auch die von Sklaven und
Barbaren.
3. Die Lehre Epikurs von der Lust darf nicht als Streben
nach jeder Art von Lustgewinn missverstanden werden.
Ziel ist vielmehr die „Seelenruhe“ (galene) und das
Freisein von Unlustgefühlen und Ängsten.
4. Epikurs Forderung „Lebe im Verborgenen“ zielt nicht
auf das Abschaffen der Politik ab. Vielmehr kommt in
der antipolitischen Haltung der Epikureer das Bedenken
zum Ausdruck, dass politisches Engagement von der
Verwirklichung der individuellen Lebensziele abhält.
14. Staatliche und utopische Vorstellungen
in hellenistischer Zeit
(Euhemeros und Iambulos)
Interessierten seien folgende Aufsätze empfohlen:
Horst Braunert: Theorie, Ideologie und Utopie im griechisch-hellenistischen Staatsdenken [1963], jetzt in:
Braunert, Horst: Politik, Recht und Gesellschaft in der
griechisch-römischen Antike. Gesammelte Aufsätze und
Reden. Hrsg. v. Kurt Telschow und Michael Zahrnt.
Stuttgart: Klett-Cotta, 1980. S. 49–65.
Widu-Wolfgang Ehlers: Mit dem Südwestmonsun nach
Ceylon. Eine Interpretation der Iambul-Exzerpte Diodors. In: Würzburger Jahrbücher N. F. 11 (1985). S. 73–
84.
Klaus Geus: Utopie und Geographie: Zum Weltbild der
Griechen in frühhellenistischer Zeit. In: Orbis Terrarum. 6. Jg. (2000, ersch. 2001). 55–90.
„Nicht darf man sich über Homer wundern; denn auch
die, die jünger sind als er, wissen vieles nicht und
erzählen Wunderdinge. So erwähnt Hesiod „Halbhunde“,
„Riesenköpfe“ und „Däumlinge“, Alkman „Schirmfüßler“, Aischylos „Hundsköpfe“, „Brustäugige“ und
„Einäugige“ und vieles andere. Von diesen geht
Apollodor zu den Geschichtsschreibern über, die über
das „Rhipäische Gebirge“ und den „ogyischen Berg“
sprechen, von der Behausung der Gorgonen und
Hesperiden, vom „Meropischen Land“ bei Theopomp,
der „Stadt Kimmeris“ bei Hekataios, vom Land „Panchaia“ bei Euhemeros.“ (Strab. VII 3, 6, C 299).
Strabon
Apollodor
Theopomp
Hekataios
Euhemeros
Eratosthenes
Diodor
Heilige Aufzeichnung
( )
Kassander
Panchaier
Panchaia
Panara
Zeus Triphilios
Uranos
Artemis
Apollon
“Weiterhin berichtete uns Euhemeros, Uranos sei der
erste König gewesen, ein ehrenwerter und wohltätiger
Mann, der sich auf den Sternenlauf verstand. Er war
auch der erste, welcher die himmlischen Götter durch
Opfer ehrte und daher den Namen Uranos erhielt. Als
Söhne aber gebar ihm seine Frau Hestia den Titan und
den Kronos, als Töchter die Rhea und Demeter. Kronos
wurde nach Uranos König; er vermählte sich mit Rhea
und zeugte den Zeus, die Hera und den Poseidon. Zeus
aber, der in der Königswürde folgte, heiratete Hera,
Demeter sowie Themis und hatte von ihnen Kinder und
zwar von der ersten die Kureten, Persephone von der
zweiten und von der dritten Athene. Nach seiner
Ankunft in Babylon wurde er von Belos gastfreundlich
aufgenommen; darauf begab er sich zur Insel Panchaia,
die im Okeanos liegt, und errichtete hier einen Altar
des Uranos, seines eigenen Ahnherrn. Von dort begab er
sich durch Syrien zu dessen damaligen Herrscher
Kasios, von dem der Berg seinen Namen hat.
Schließlich kam Zeus auch nach Kilikien, bezwang in
einem Krieg den Kilix, den Fürsten dieser Gegend, und
suchte noch sehr viele andere Völker auf, von denen er
allesamt geehrt und öffentlich zum Gott erklärt wurde."
Lukian
Tzetzes
aram. nabal = „hinfällig sein“
Iamblichos
Ernst Bloch
Nabatäer
Maurja-Dynastie (315-226 v.Chr.)
von Pöhlmann
Weinreich, Dihle, Schwarz, Oertel
Samosata
„Ktesias aus Knidos, der Sohn des Ktesiochos, beschrieb das Land der Inder und die dortigen Verhältnisse. Er hatte sie weder selber gesehen noch von einem anderen etwas darüber erfahren. Auch Iambulos
schrieb über viele unfassbare Ereignisse auf dem großen
Meer; er log seine Geschichte zusammen, wie allen klar
war, führte aber die Handlung unterhaltsam durch.
Viele andere haben sich das gleiche Thema gewählt und
schrieben, wie wenn sie von eigenen Irrfahrten und
Reisen berichteten, über riesige Tiere, wilde Menschen
und neuartige Lebewesen. Ahnherr und Lehrer in solcher Aufschneiderei ist ihnen der homerische Odysseus
mit seinen Erzählungen vor den Gästen des Alkinoos.“
(Lukian, Wahre Geschichten, I 3)
Palibothra
Zusammenfassung
1. Platons utopische Vorstellungen wurden in frühhellenistischer Zeit mehrfach aufgegriffen und weiterentwickelt. Zu den „Nachahmern“ gehörten Theopomp,
Hekataios von Abdera, Euhemeros und Iambulos.
2. Euhemeros kleidete seine „Mythenkritik“ in eine
utopische Reiseerzählung zu einer „Heiligen Insel“. Wie
auch sonst, diente seine utopische, aber plausible Rahmenhandlung als Beglaubigungselement.
3. Der „Sonnenstaat“ des Iambulos ist in der Moderne
sehr verschieden interpretiert worden. Wahrscheinlich
hat ihn Lukian zu Recht als unterhaltsame Lügengeschichte charakterisiert, die weniger Stoff für eine
ernsthafte staatsphilosophische Diskussion liefern als
vielmehr den Leser mit Märchenmotiven unterhalten
wollte.
15. Verfassung und Verfassungswirklichkeit
der römischen Republik
Literaturhinweise
Werner, Robert: Der Beginn der römischen Republik:
Historisch-chronologische Untersuchungen über die
Anfangszeit der res publica libera. München: Oldenbourg, 1963.
Bleicken, Jochen: Die Verfassung der römischen Republik: Grundlagen und Entwicklung. 7. Aufl. Paderborn: UTB, 1995.
patricii
plebs
clientela
Phalanx
tribuni plebis
concilium plebis
aediles
secessio plebis
appellatio
intercessio
tribus der Tities, Ramnes und Luceres
plebiscita
populus Romanus
Psephismata
Nomoi (lat. leges)
curulischen Aediln
decemviri
lex Canuleia de conubio conubium
Servius Tullius
Centurie
Servianische Centurienverfassung gentes
equites
pedites
193 centuriae
Die 18 centuriae der equites bestanden aus:
- sex suffragia [„sechs Stimmabteilungen“]
(Ramnes priores und posteriores; Tities
priores und posteriores und Luceres priores
und posteriores)
- 12 centuriae equitum
Die 175 centuriae der pedites bestanden aus:
- 80 centuriae 1. classis
- 20 centuriae 2. classis
- 20 centuriae 3. classis
- 20 centuriae 4. classis
- 30 centuriae 5. classis
-------------------------------------------------------- 2 centuriae der fabri (Pioniere/Handwerker)
- 2 centuriae der cornicines tibicinesque (Hornbläser/Musikanten)
- 1 centuria der proletarii
armati
velati
lex Hortensia de plebiscitis Polybios
magistratus
potestas/imperium
cursus honorum: Quaestor, (Aedil), Praetor, Consul
praetores peregrini/ praetores urbani
honores
nobilis
Quaestorier
homo novus
viri consulares
auctoritas
principes viri
senatus consulta
contio
patroni
Nobilität
Zusammenfassung
1. Nach der Beseitigung der etruskischen Monarchie
übernahmen die patricischen gentes die Macht in Rom.
In dem darauf folgenden Ständekampf bildete die Plebs
durch die Schaffung des Volkstribunats, der Volksversammlung und der plebeischen Ädiln eigene Organisationsformen aus, die im Laufe der Zeit in den gesamten römischen Staat eingegliedert wurden.
2. Der wichtigste Erfolg der unteren Schichten im Ständekampf war die Erlangung des aktiven und passiven
Wahlrechts. Die so genannte Servianische Centurienordnung ist wohl erst im 4. Jh. v. Chr. geschaffen worden. Der Abstimmungsmodus folgte einem timokratischen Prinzip und bot dadurch erfolgreichen Plebeiern
auch politische und soziale Aufstiegsmöglichkeiten.
3. In Rom hauptsächlich mittels zweier Institutionen
regiert, des Senats und der Magistrate. Die Ämterlaufbahn (cursus honorum) reichte vom Quaestor über
Aedil und Praetor zum Consul.
4. Der Senat war die entscheidende Institution in der
römischen Verfassung, obwohl ihm in der Theorie kaum
Entscheidungsbefugnis eingeräumt war. Doch die
besonderen Verwandtschafts- und Treueverhältnisse in
der römischen Gesellschaft führten dazu, dass die An-
führer der großen Familien die römische Politik dominierten.
5. Die Nobilität war die herausragende Gruppe der römischen Bevölkerung. Zu ihr zählten diejenigen, die einen
Consul unter ihren Vorfahren vorweisen konnten. Der
Senat richtete sein Votum in der Regel nach den Stimmen der viri principes, der Anführer der Nobilität, aus.
6. Die römische Verfassung ist weniger eine Mischverfassung, wie der griechische Historiker Polybios meint,
sondern eine Aristokratie, die die konservativen Strukturen der römischen Gesellschaft zum Machterhalt
nutzte.
16. Ciceros Staatskonzeption
(optional)
17. Die Grundlagen des
römischen Principats
Literaturhinweise
Anton von Premerstein: Vom Werden und Wesen des
Prinzipats (ABAW N. F. 1937, 15), hrsg. v. H. Volkmann.
München 1937.
Lothar Wickert: Princeps (civitatis). In: RE XXII 2
(1954). Sp. 1998–2296 [auch als Sonderdruck].
[Ergänzung]: Neue Forschungen zum römischen Principat. In: Principat: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt II 1, hrsg. v. Hildegard Temporini. Berlin;
New York: de Gruyter, 1974. S. 3–76.
Kunkel, Wolfgang: Über das Wesen des augusteischen
Principats. In: Gymnasium 68 (1961). S. 353–70; auch
in: Augustus, hrsg. v. Walter Schmitthenner. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1969. S.
311–35 (Wege der Forschung; 128).
Res gestae 34: „Während meines sechsten und
siebten Consulats (28 und 27 v. Chr.) habe ich,
nachdem ich den Bürgerkriegen ein Ende gesetzt hatte, ich der ich mit Zustimmung der
Allgemeinheit zur höchsten Gewalt gelangt
war, den Staat aus meinem Machtbereich (entlassen und ihn wieder) der Entscheidungsbefugnis des Senats und des römischen Volks
überlassen“
(... per consensum universorum potitus rerum
omnium, rem publicam ex mea potestate in senatus populique Romani arbitrium transtuli)
„Seit dieser Zeit überragte ich zwar alle an Ein-
fluss und Ansehen, Macht aber besaß ich hinfort nicht mehr als diejenigen, die auch ich als
Kollegen im Amt gehabt habe“
(post id tempus auctoritate omnibus praestiti,
potestatis autem nihilo amplius habui quam
ceteri, qui mihi quoque in magistratu conlegae fuerunt)
imperium proconsulare / maius
Dyarchie (Th. Mommsen)
auctoritas
E. Gibbon (1737–94)
aes-Nominale (Bronze- und Kupfermünzen)
sestertii, dupondii, asses, semisses, quadrantes
S. C. = senatus consulto (?) denarii
aurei
K. Kraft
„S(ENATUS) C(ONSULTO)“. In: JNG 12 (1962).
S. 7–49 (auch in: „Augustus“, hrsg. v. Walter
Schmitthenner. Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft, 1969. S. 336–401 [WdF 128])
corona civica
ex s. c. ob cives servatos
princeps = primus capiens princeps civium /
civitatis
gentes
viri consulares
virtus, dignitas, auctoritas patroni / clientela
De oratore, De legibus, De re publica
de optimo statu civitatis et de optimo cive
Reitzenstein
Ed. Meyer
R. Heinze
rector
moderator, gubernator, tutor, procurator,
summus vir
rectores
dictator rei publicae
constituendae
Walter Schmitthenner: Augustus' spanischer
Feldzug und der Kampf um den Prinzipat, jetzt
in: Walter Schmitthenner (Hrsg.): Augustus.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1969. S. 414 (WdF 128).
ius auxilii
tribunicia potestas
cura / principatus
W. Kunkel
A. Terentius Varro
Murena
Fannius Caepio
Cn. Calpurnius Piso
rationarium imperii
L. Sestius Quirinalis
cursus honorum
concilia plebis
pro consule / pro praetore
Premerstein
homo privatus
patronus – clientes
„Über das Königtum“ (peri basileias)
curia Iulia
clipeus virtutum
virtutes
virtutis clement[iaeque e]t
iustitiae et pieta[tis cau]sa
pax Augusta
Ianus-Tempel
Zusammenfassung
1. Der von Augustus geschaffene Principat ist weder eine
Restauration der alten Republik noch eine Dyarchie von
Senat und Princeps, sondern eine verkappte Monarchie.
Augustus griff in seinem über Jahrzehnte entwickelten
Konzept weniger auf Ciceros idealtypische Konstruktion
des princeps civitatum als auf die machtpolitischen Gegebenheiten zur Zeit des Pompeius und des Caesar zurück.
2. Die politischen Entscheidungen der Jahre 27 und 23
v. Chr. sind Kompromisse zwischen dem Senat und Augustus. Dadurch dass Augustus nicht mehr Ämter besetzte, sondern sich die aus Ämtern ergebenden Rechte zuerkennen ließ, konnte der den Anschein einer republikanischen Regierung wahren.
3. Die wichtigsten Machtbefugnisse, auf denen die Herrschaft des Augustus und die aller folgenden Kaiser beruhte, waren die tribunicia potestas und das imperium
proconsulare maius.
4. Augustus erkannte früh das Potenzial der patronusclientes-Beziehung und versuchte es in der Folgezeit zu
monopolisieren.
5. Ideologie und Propaganda des Augustus verstanden es,
seinen Principat als wünschenswert und notwendig darzustellen. Dazu gehörten vor allem der Nachweis, dass er
über die nötigen Tugenden (vgl. clipeus virtutum)
verfügte und dass seine Person den Frieden (pax Augusta) garantierte.
18. Die so genannte
"stoische" Opposition
0. Literaturhinweise
Jocelyn M. C. Toynbee: Dictators and Philosophers in
the First Century A. D. In: Greece and Rome 13 (1944).
S. 43–58.
Rudolf Schmich: Die Darstellung der sogenannten
stoischen Senatsopposition bei Tacitus. Diss. Heidelberg 1960.
Max Pohlenz: Die Stoa: Geschichte einer geistigen
Bewegung. 2 Bde. 3. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht, 1971/72.
P. Clodius Thrasea Paetus
Helvidius Priscus
„Wir bringen dem Iuppiter Liberator ein Trankopfer dar.“
libertas
dignitas
parrhesia
Zusammenfassung
1. Der Widerstand der so genannten stoischen Opposition gegen die Kaiser in der 2. Hälfte des 1. Jh. n. Chr.
war nicht philosophisch, sondern politisch motiviert.
19. Staat und Kirche unter Konstantin
O. Literaturhinweise
Alexander Demandt: München: C. H. Beck, 1989 (HdA
III 6)
Karen Piepenbrink: Konstantin der Große und seine Zeit.
Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2002
(Geschichte Kompakt).
Heinrich Kraft (Hrsg.): Konstantin der Große. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1974 (Wege
der Forschung 131) [mehrere grundlegende Aufsätze].
Schlacht an der Milvischen Brücke
Jakob Burckhardt
Eusebios
Lactantius
Christogramm XP (Chi/Rho)
„in hoc signo vinces“ („unter diesem Zeichen
wirst du siegen“)
Sol invictus
Maxentius
Licinius
Cäsaropapismus
Donatus
Caecilianus
Synode von Arles (314)
Arianus/Areios
Athanasios
Aurelian (270–275)
dominus et deus
Diadem
pontifex maximus
Tricennalienrede
"heiliger Sprecher des Logos Gottes"
Helena
nobilissima femina
Augusta
Fausta
Crispus
Konstantin (II.), Constantius, Constantia,
Constans und Helena
Panegyriker
Iulian Apostata
Zosimos
Dante, De monarchia
Dörries
Vogt
Eduard Schwartz
4. Zusammenfassung
1. Eine christliche „Bekehrung“ des Kaisers Konstantin
hat es in einem gewöhnlichen Sinn des Wortes nicht
gegeben. Konstantins zweifellos vorhandene große Sympathie für das Christentum fand ihre Grenzen in den
politischen Rücksichten, die er auf politische Machtgruppierungen und Machtträger zu nehmen hatte.
2. Konstantin widmete den innerchristlichen Streitigkeiten nicht immer die nötige Aufmerksamkeit. Dadurch
war er gezwungen, Fehlentwicklungen im nachhinein
mit Gewalt zu beseitigen.
3. Die herausragende Stellung des Kaisers Konstantin im
gesellschaftlichen Bereich des Imperium Romanum hatte ihr Pendant in seiner herausragenden Stellung im
kirchlichen Bereich. Das Gottkaisertum hat in ihm seinen Ursprung.
4. Burckhardts These von der Unreligiosität des Konstantin ist überzogen. Überhaupt wird eine isolierte
Fragestellung „Konstantin und das Christentum“ der
komplexen Persönlichkeit des Kaisers nicht gerecht.
20. Der „Gottesstaat“ des Augustinus
(optional)
21. Die Strukturen der spätantiken
Gesellschaft und die Gründe für den
Untergang des Römischen Reiches
0. Literaturhinweis
Alexander Demandt: Der Fall Roms: Die Auflösung d.
römischen Reiches im Urteil der Nachwelt. München:
C. H. Beck, 1984.
Die gesellschaftliche Entwicklung im 4./5. Jahrhundert
ist charakterisiert durch:
- die Ausweitung der senatorischen Aristokratie;
- die Konsolidierung der Macht der Großgrundbesitzer;
- die Aufblähung der Bürokratie;
- der Niedergang des Ritterstands;
- die Besetzung militärischer Kommandostellen mit
Nichtrömern;
- die Überforderung der städtischen Führungsschicht
(curiales);
- die Verelendung großer Teile der unteren
Bevölkerungsschicht;
- die Ausbreitung des Colonats in vielen Regionen;
- der Rückgang der Sklavenhaltung;
- der wachsende Anteil von Nichtrömern innerhalb der
römischen Armee.
Dominat
honestiores / humiliores
potentes / plebei
Synesios von Kyrene
Valentinus von Selge
Austurianer
Prudentius
Wandalen
Donatisten
Bagauden
Salvianus von Massilia (ca. 400-468/70)
„... diese Unglücklichen, ... die immer wieder einsetzendes, ja sogar ununterbrochenes Verderben durch die
staatliche Steuereintreibung erleiden; die immer schwere, vollständige Gütereinziehung bedroht, die ihre Häuser verlassen, um nicht sogar im eigenen Heim gequält
zu werden; die in die Verbannung gehen, um die Martern nicht aushalten zu müssen. Milder sind die Feinde
gegen sie als die Steuereinnehmer. Die Tatsachen
zeigen das: sie fliehen zu den Feinden, um gewalttätiger
Enteignung zu entgehen; und sogar das wäre, obwohl
hart und unmenschlich, doch weniger schwer und bitte,
wenn alle es in gleicher Weise und gemeinsam zu ertragen hätten. Aber noch unwürdiger und verdammenswerter ist es, daß nicht alle die Last aller tragen, ja, daß
sogar die Abgaben an die Reichen die Armen bedrängen
und die Schwächeren die Lasten der Stärkeren tragen.
Und der einzige Grund, warum sie es nicht mehr ertragen können, ist der , daß die Last der Unglücklichen
größer ist als ihre Tragfähigkeit. Zwei verschiedene und
einander ganz entgegengesetzte Leiden müssen sie erdulden: Neid und Armut. Der Neid erscheint bei dem,
was sie zahlen müssen, die Armut bei dem, was sie zahlen können ... Wer kann die Größe dieser Ungerechtigkeit ermessen? Sie müssen zahlen wie Reiche und sind
arm wie Bettler ... Sehr häufig kommen neue Boten,
neue Geschäftsträger, von den höchsten Behörden geschickt ... Die Mächtigen entscheiden, was die Armen
zahlen sollen; die "Gnade" der Reichen bestimmt, was
eine Menge von Unglücklichen verlieren soll. ... Und so
zahlen die unglücklichen Armen alles, wie wir gesagt
haben, und wissen gar nicht, aus welchen Gründen oder
zu welchem Zweck sie es zahlen.“
censorii, consulares, praetorii
clarissimi
illustres, spectabiles
Zu den Spitzenpositionen gehörten die Ämter der Stadtpräfekten von Rom und von Konstantinopel, der Prätorianerpräfekten, der Proconsuln von Asia, Africa und
Achaia, des Kanzlers (magister officiorum), des Kanzleichefs (quaestor sacri palatii), des Vorstehers der Sekretäre (primicerius notariorum), der Leiter der Finanzressorts (comes sacrarum largitionum, comes rei privatae)
und des Heermeisters (magister militum).
praefectus urbi
collatio glebalis
aurum oblatitium
Symmachus
principales
curiales
curatores
defensores plebis
tenuiores
coloni
collegia
"... aput eosdem, aput quos et parentes eius
fuisse videntur, firmiter permanebit"
latio lustralis
capitatio
munera publica
Gregor von Nazianz
"Dein klein Vermögen dann zu wahren, welche Plagen!
Du musst des Kaisers Last auf wunden Schultern
tragen,
anhören unbewegt des Steuerboten Schreien.
Fürwahr die Steuer macht zum Sklaven heut´ den
Freien,
sie haftet am Besitz, aufsässig wie die Rache,
sie jagt ihm rastlos nach, sie knebelt ihm die Sprache.
Dann heißt es durch Gewühl des lauten Markts sich
zwängen,
sich zum erhabnen Sitz des irdischen Richters drängen,
heißt zappeln in dem Netz der vielverschlungenen
Rechte.
Im Vorteil ist darin vorm Braven stets der Schlechte.
Zwar beidseits käuflich sind die das Gesetz behüten,
doch Recht bekommt der Schuft, denn er hat mehr zu
bieten.
In solcher Umwelt müßt ein wackrer Mann verkommen,
riss Gottes Beistand nicht zum Sumpf heraus den
Frommen.
Kopfüber flieh, gib preis dem Bösewicht die Beute,
sonst musst du noch gemein dich machen mit der
Meute."
Antonius
Pachomios
Rutilius Namatianus
Orosius
F. G. Maier
Eduard Meyer
Montesquieu
Considérations sur les causes de la grandeur
des Romains et de leur décadence (1734)
Romulus (Augustulus)
Iulius Nepos
pars occidentis
hesperium regnum
Heitland
Apolitie
Gibbon: History of the Decline and Fall of the
Roman Empire
Momigliano
von Liebig
Simkhovitch
Huntington
Seeck
Beloch
Weber
Westermann
Boak
Piganiol
"La civilisation romaine n'est pas morte de sa
belle mort. Elle a été assassinée."
Jones
Zusammenfassung
1. Die wichtigsten Elemente des gesellschaftlichen Entwicklungsprozesses in 4. und 5. Jahrhunderts sind die
Ausweitung der senatorischen Aristokratie; die Konsolidierung der Macht der Großgrundbesitzer; die Aufblähung der Bürokratie; der Niedergang des Ritterstands; die Besetzung militärischer Kommandostellen
mit Nichtrömern; die Überforderung der städtischen
Führungsschicht (curiales); die Verelendung großer
Teile der unteren Bevölkerungsschicht; die Ausbreitung
des Colonats in vielen Regionen; der Rückgang der
Sklavenhaltung; und schließlich der wachsende Anteil
von Nichtrömern innerhalb der römischen Armee.
2. Die Zweiteilung der Bevölkerung in humiliores und
honestiores, in Arme und Reiche, blieb ebenso bestehen
wie die politische Ordnung des Dominats, im Wesentlichen eine Militärmonarchie.
3. Besonders verheerend wirkte sich der Druck auf die
Municipalaristokratie aus, die den wachsenden Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte, und auf
die Kleinbauern aus, die mehr und mehr auf den Status
der Halbfreiheit herabgedrängt wurden. Man kann von
einer quasifeudalen Tendenz sprechen.
4. Es gibt nicht die eine Ursache für den Untergang des
Imperium Romanum, sondern mehrere Ursachen. Zu
den inneren Ursachen zählen vor allem der wirtschaftliche Niedergang, die politische und gesellschaftliche
Apathie weiter Kreise der Bürger, einhergehend mit
einer weltabgewandten Geisteshaltung, die Ausbeutung
der curiales und der demographische Wandel und Rückgang der Bevölkerung und nicht zuletzt der immer stärker werdende Ansturm der barbarischen Völker.