Historisches Kaufhaus Held wird zur großen

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Historisches Kaufhaus Held wird zur großen
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LEIPZIG
DIENSTAG, 24. MAI 2016 | NR. 119
DIE LESER-FRAGE
LESERBRIEFE
Niedergemetzeltes
Stadtgrün?
Diese Tage gelten als Ende
des Zweiten Weltkrieges
Zu „Leipzig erinnert an die Opfer des
Zweiten Weltkriegs“ vom 10. Mai:
D
en Verlust von wertvollem Stadtgrün
beklagt Ingeborg Hartwig aus der
Südvorstadt. Seit sechs Jahrzehnten wohnt
die 84-Jährige schon in der Kurt-EisnerStraße. „Aber so einen radikalen Rückschnitt der Büsche wie im vorigen Herbst
zwischen Arthur-Hoffmann- und KarlLiebknecht-Straße hat es wohl noch nie
gegeben.“ Seitdem legten Parkplatznutzer
wilde Trampelpfade durch die Grünanlagen an. Sie fragt: „Warum wurden die
Bodendecker vorm Haus derart niedergemetzelt?“
Dazu erklärt der fürs Stadtgrün zuständige Abteilungsleiter Jens Dietrich im
Rathaus: „Die strauchartigen Gehölze –
hier hauptsächlich niedrige Korallenbeere
– die vielfach in den schmalen Trennstreifen zwischen Fahrbahn und Parkstellflächen gepflanzt wurden, haben sich in der
Kurt-Eisner-Straße streckenweise nur sehr
schlecht entwickelt. Dennoch ist ein
regelmäßiger Rückschnitt der Sträucher
notwendig, um die Nutzbarkeit der
angrenzenden Verkehrsflächen sicherzustellen.“ Bis Ende der 1990er-Jahre sei nur
der seitliche Rückschnitt praktiziert
worden, was dazu führte, „dass sich
heckenartige Strauchwände entwickelten,
die zu Sichtbehinderungen führten und
Unfallquellen wurden.“ Der mangelhafte
Wuchs der Büsche in der Kurt-Eisner-Straße bis hin zu Totalausfällen sei den
schlechten Bodenverhältnissen und dem
Wurzeldruck der sich kräftig entwickelnden Straßenbäume geschuldet, so der
Grünanlagenexperte. Ein überdurchschnittlich starker Rückschnitt sei dort
nicht erfolgt. Das Überqueren der schmalen Pflanzstreifen durch Fußgänger könne
durch Pflanzungen nicht verhindert
werden. Hier appelliert Dietrich vor allem
an die Selbstdisziplin der Nutzer der
PKW-Parkplätze.
W. M.
Es ist sehr begrüßenswert, dass Leipzig an
die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnerte
und die LVZ darüber ausführlich berichtete. Der Zweite Weltkrieg war aber noch
nicht, wie es in dem Artikel heißt, am 8.
Mai 1945 beendet. Es wird unterschieden
zwischen dem Tag des Sieges in Europa
(„VE Day“ – Victory in Europe, 8. Mai 1945)
und dem Tag des Sieges über Japan („VJ
Day“), in Australien auch „VP Day“ – Tag
des Sieges im Pazifik – genannt. In Großbritannien gilt der 15. August. als „VJ
Day“. Japan hatte einen Tag zuvor seine
Kapitulation bekanntgegeben. In den USA
wiederum ist „VJ Day“ am 2. September.
An jenem Tag im Jahr 1945 wurde die
Kapitulationsurkunde auf der USS Missouri in der Bucht von Tokio unterzeichnet.
Zusätzlich sei noch angemerkt, dass es sich
am 8. Mai 1945 konkret um die Kapitulation der Deutschen Wehrmacht handelte,
nicht Deutschlands.
Hanno-Erdmann Tietz, 04451 Borsdorf
Mit einem ungewöhnlich breiten Sortiment, vielen Schnäppchen-Angeboten und 360 Mitarbeitern galt Held ab 1929 als größtes und bestes Kaufhaus im Leipziger Westen.
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Foto: privat
Historisches Kaufhaus Held
wird zur großen Wohnanlage
Leipziger Unternehmen steckt 14 Millionen Euro in traditionsreiches Ensemble an der Merseburger Straße
VON JENS ROMETSCH
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eine Frage?
Roland Herold
kümmert sich heute
von 11 bis 12 Uhr unter
0341/2181-1224 darum. Was passiert
mit dem maroden Haus um die Ecke?
Wieso ist die Nebenstraße in meinem
Viertel saniert und die große Ausfallstraße nicht? Wann gibt es Nachwuchs
im Zoo?
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LVZ-Lokalredaktion, Peterssteinweg 19,
04107 Leipzig. E-Mail: leipzig@lvz.de.
Boomtown ohne den Segen
aus dem Rathaus
In Lindenau wird jetzt das völlig marode,
historische Kaufhaus Held saniert und zu
50 Wohnungen sowie drei Läden umgebaut. Die 1913 eröffnete Handelsinstitution und deren frühere Besitzer – die jüdischen Brüder Moritz und Albert Held –
haben eine besondere Geschichte.
Welche Bedeutung das Kaufhaus Held
einst für den Stadtteil hatte, zeigte sich
wohl am deutlichsten in der sogenannten
Kristallnacht. Am Abend des 9. November 1938 zerstörten die Nazis auch in
Leipzig Synagogen und etliche jüdische
Geschäfte. Vor dem beliebten Kaufhaus
an der Demmeringstraße 84 hatten sich
indes viele Einwohner versammelt, um es
vor Anschlägen zu schützen – mit Erfolg.
„Wir gehen zu Held“, sagten die Leipziger auch zu DDR-Zeiten, als in dem
Viergeschosser mit Kuppelturm längst
das staatliche Warenhaus Centrum einquartiert war. Der alte Name blieb sogar
nach der Wende im Sprachgebrauch – als
dort von 1990 bis 1995 Karstadt residierte.
Anschließend riss die Erfolgsgeschichte
jedoch ab. Es folgten hauptsächlich Leerstand und Sicherungsmaßnahmen gegen
herabfallende Fassadenteile. „Das Dach
ist undicht. Das Parkett hat sich gehoben“, sagt Stephan Praus. Er ist
Geschäftsführer der Leipziger Firma
Lewo Bau, die nun mit der denkmalgerechten Sanierung des ganzen Ensembles
begonnen hat.
Bei jüngeren Einwohnern führt der
Name „Kaufhaus Held“ mitunter zu
Missverständnissen. Denn er steht seit
vielen Jahren in blauen Lettern auch an
einem anderen Gebäude, dessen helle
Fassade an der Ecke Lützner Straße/Merseburger Straße leuchtet. Dieses Gebäude ist aber eigentlich das frühere Kaufhaus Hollenkamp, welches nach der
deutschen Wiedervereinigung von einem
Nürnberger Unternehmer erworben wurde. Er investierte 70 Millionen D-Mark in
den Ausbau, vervierfachte die Handels-
Der seit langem verschwundene, historische Schriftzug „Gebr. Held“ soll nach der
denkmalgerechten Sanierung wieder an der Kreuzung von Demmeringstraße (links) und
Merseburger Straße in Lindenau zu sehen sein.
Entwurf: Lewo Bau
fläche und kaufte die Rechte an dem
deutlich bekannteren Namen Held von
Nachfahren der Familie. Es brachte ihm
aber kein Glück. 1996 warf Hans Wiesend
das Handtuch. Sein „Kaufhaus Held“
wurde nie ein richtiges Warenhaus, steht
gegenwärtig leer.
Das historische Original hatten die
Brüder Moritz und Albert Held geschaffen. Als junge Kaufleute zogen sie 1906
vom badischen Külsheim in den aufstrebenden Industriestandort im Leipziger
Westen, eröffneten hier zunächst einen
Eckladen an der heutigen GutsMuthsstraße. Weil sich der Laden bald als zu
klein erwies, gingen sie im Mai 1913 mit
einem größeren Projekt an den Start: das
Kaufhaus in der Merserburger Straße 84
(Ecke Demmeringstraße). Auf zwei Etagen gab es dort ein für die Zeit ungewöhnlich breites Sortiment: Bekleidung,
Stoffe, Teppiche, Gardinen, Korbwaren
und vieles mehr.
1926 wurde die Verkaufsfläche in dem
Gründerzeithaus auf eine dritte Etage
ausgedehnt – zuvor hatten die vormaligen
Mieter andere Wohnungen erhalten. 1929
folgte schließlich die letzte Erweiterung
samt einem Anbau im Hof. Mit 360
Beschäftigten war Held nun das größte
und beste Kaufhaus im Leipziger Westen.
„Spare Geld – kauf bei Held!“, lautete ein
Werbeslogan. Ansehen in dem ArbeiterStadtteil genossen die Besitzer vor allem
auch wegen ihres sozialen Engagements.
So wurde Schaufensterware an Bedürftige verschenkt, arbeitslose Einwohner
erhielten täglich ein kostenloses Mittagessen im zweiten Stock. In der jüdischen
Gemeinde Leipzigs spielten die Brüder
ebenfalls eine wichtige Rolle, sie engagierten sich ehrenamtlich, gaben
beträchtliche Spenden.
Nachdem Hitler an die Macht kam,
wurde die Lage für die Helds immer
schwieriger. Zum Beispiel wurde ein
Sohn in der Gohliser Leibniz-Schule vor
allen Schülern aufs Podium zitiert. Der
Direktor sagte dann: „Ich habe die Ehre,
Peter Held die Tür zu zeigen. Damit ist
unsere Schule vollkommen judenrein.“
Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs
floh die Familie nach Großbritannien und
Chile. Erst ein halbes Jahrhundert später
erhielt sie das Haus in der Merseburger
Straße zurück, verkaufte es an den Karstadt-Konzern.
Nach langem Leerstand wurde das arg
ramponierte Baudenkmal von der Leipziger EBV Grundbesitz – einer Schwesterfirma der Lewo Bau – erworben. „Wir planen 50 Eigentumswohnungen, die bereits
alle verkauft sind, und drei Läden im Erdgeschoss. Bis zum Baustart wurden noch
nutzbare Flächen Leipziger Künstlern
kostenlos zur Verfügung gestellt“, berichtet Praus. Nun ist das Haus eingerüstet.
Bei einem Investitionsvolumen von 14
Millionen Euro werde alles denkmalgerecht saniert. Zwei Fahrstühle, etliche
Balkone und Terrassen an der Hofseite
kommen neu hinzu. Auf einer benachbarten Brachfläche in der Demmeringstraße
43 entstehe ein Parkhaus für die Autos
der künftigen Bewohner. Praus: „Durch
einen Mix aus Solaranlage, Erdwärme,
energiesparender Fußbodenheizung und
Wärmerückgewinnung erfüllen wir die
Vorgaben eines KfW-Denkmal-Effizienzhauses.“ Im Herbst 2017 sollen die ersten
Quartiere bezugsfertig werden. Dann sei
an der Fassade auch wieder der historische Schriftzug „Gebr. Held“ zu sehen.
Zum Beitrag „Das Jung-Jahrzehnt“ vom
17. Mai:
Der Beitrag suggeriert, der Oberbürgermeister hätte der Stadt seinen Stempel
nachhaltig aufgedrückt. Leipzig ist Boomtown und Bundesliga-Stadt ohne den
Segen aus dem Rathaus, BMW und Porsche das Verdienst von Amtsvorgänger
Tiefensee. Es ist bemerkenswert, dass keine einzige positive Stimme aus der Leipziger Wirtschaft auf der ganzen Seite abgedruckt ist. Der Oberbürgermeister ist rhetorisch gewandt. Aber man sollte als Bilanz
auch daran erinnern, dass Herr Jung bei
der letzten Wahl in Leipzig 2013 real nur
zirka 15 Prozent der potentiellen Stimmen
erhalten hat.Roland Kühnel, 04109 Leipzig
Kamikaze-Autofahrer
auf der Gerberstraße
Zum Thema Verkehrskontrollen:
Jeden Früh das gleiche Spiel. Unzählige
Autofahrer drängeln sich in wilden Kamikaze-Aktionen von der Geradeausspur
(Richtung Parkhaus Höfe am Brühl) an der
Ampel der Gerberstraße in den Linksabbiege-Verkehr. Sind es denn wirklich die
fünf Minuten Zeitersparnis, die jeden Morgen die Bedrohung von Leib und Leben,
vor allem der anderen darauf nicht vorbereiteten Verkehrsteilnehmer, rechtfertigt.
Ich wünschte, die Verkehrskontrolle würde
an dieser Stelle solche Aktionen sanktionieren.
Susanne Kurz, per E-Mail
Ausstellungsfläche wäre
wünschenswert
Zum Beitrag „Kunst statt Marketing“ vom
25. April:
Eine Labsal für alle Bücherfreunde, die
auch heute dem schönen Buch die Treue
halten. Der Vergleich der Buchkultur in
beiden deutschen Staaten trifft voll den
Kern, was die Qualität der DDR-Buchkunst, trotz oft ungenügender Papierqualität, ausmacht. Dabei ist die hervorragende
Illustrationskunst noch zu erwähnen. Die
genannten Beispiele (Spektrum-Reihe)
und Buchkünstler (Klemke, Irmgard Horlbeck-Kappler, G. Wunderlich) gehören zu
meinen Favoriten. Für die 2017 geplante
Ausstellung zum Jubiläum des ReclamVerlages wäre es aber wünschenswert,
wenn sich dafür eine Ausstellungsfläche
finden würde, zum Beispiel in der Stadtbibliothek. Siegfried Seidel, 04157 Leipzig
Leserbriefe zum Lokalteil an:
leipzig@lvz.de
Top-Klicks
Diese alte Postkarte zeigt die Merseburger Straße mit dem Wohnhaus (links), das Moritz
und Albert Held 1913 zunächst auf zwei Etagen in ein Kaufhaus verwandelten. Foto: privat
Martin
1981–2013
Du fehlst.
Aktuell ist das Gebäude eingerüstet. Das Reinigen und Restaurieren der Fassade mit
schmückenden Figuren über dem Sockelgeschoss hat schon begonnen. Foto: Jens Rometsch
1.
16-jähriger Afghane ertrinkt im
Markkleeberger See
2.
Rangnick und eine Therapeutin
verhelfen dem HCL zum Sieg
3.
So feierte der HCL den DHB-Pokalsieg in Leipzig
4.
90-Jähriger verliert Arm bei
Zugunfall in Eilenburg
5.
Gotthold Schwarz soll neuer
Thomaskantor in Leipzig werden
Stand: Gestern 20 Uhr
„Joker“­Fall: Hatte der Täter einen Filmriss?
Möglicherweise hatte Norman E.
einen Blackout, als er in die Rolle
des Bösewichts „Joker“ aus dem
Batman-Film schlüpfte und mit
einem Messer auf zwei Jugendliche
einstach. Im Prozess um zweifach
versuchten Mord gegen den 25-jährigen Leipziger berichtete gestern
ein Notarzt am Landgericht, dass E.
noch Stunden nach den Vorfällen in
seiner Wohnung in der Virchow-
straße vom 24. September 2015
„nicht genau wusste, was in der
Nacht passiert war“.
Norman E. habe von einem Filmriss gesprochen. „Er wusste, dass er
sich im Zentralen Polizeigewahrsam befindet. Aber nicht, warum.
Er nahm an, dass Alkohol der
Grund war, er zu viel getrunken
hatte“, sagte der Notarzt weiter.
Der Beschuldigte war damals
wegen Symptomen wie Zittern,
Unruhe und Schweißausbrüchen
aus der Haftzelle zunächst in die
Leipziger Soteria-Klinik, ein Fachkrankenhaus für Suchterkrankungen, gebracht worden. E. gab
gegenüber dem Arzt an, bereits seit
seinem 15. Lebensjahr alkoholabhängig zu sein, zuletzt täglich einen
Kasten Bier oder zwei Flaschen
Schnaps geleert zu haben.
Zu den Vorwürfen äußerte sich
der 25-Jährige auch am gestrigen
dritten Prozesstag nicht. Wie
berichtet, geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass sich der
Angeklagte das Gesicht (mit
Quark) grellweiß schminkte, seine
Augen tiefschwarz umrahmte und
den Mund blutrot färbte. Danach
soll er als „Joker“ mehrfach mit
einem Messer auf Tracy R. (15) und
Philipp B. (19) eingestochen haben,
die er zuvor in seine Wohnung eingeladen hatte.
Beide überlebten schwer verletzt. Im Prozess, der bis 24. Juni
läuft, wird zu klären sein, inwieweit
der Angeklagte psychisch krank ist.
Seine Mutter gab an, dass eine
Autismusstörung sowie eine Borderline-Erkrankung vorliegen könnten.
S. K.