Fiebersyndrome erblich - Institut für Medizinische Diagnostik
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Fiebersyndrome erblich - Institut für Medizinische Diagnostik
Patienteninfo Wichtige Hinweise zu Anforderung und Probenmaterial Qualitätssicherung: Die Abteilung Humangenetik des IMD folgt den Richt- und Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik (GfH) und nimmt regelmäßig und mit Erfolg an externen qualitätssichernden Maßnahmen teil. Probenmaterial: 2 ml EDTA-Blut Ansprechpartner für medizinischtechnische Fragen Versand: Fahrdienst oder normaler Postweg (bei Raumtemperatur) Dr. phil. nat. Nikola Holtkamp, Tel. 030 77001189 E-Mail: nikola.holtkamp@imd-labore.de Untersuchungsdauer: Ca. 1-2 Wochen Weiterführende Informationen Untersuchungsumfang: Unsere molekulargenetische Stufendiagnostik umfasst die Sequenzanalyse aller kodierenden Exons einschließlich der Exon-/Introngrenzen. www.printo.it/pediatric-rheumatology/information/Germania/index.htm Timmann C. et al. 2004. Genetisch bedingte Fiebersyndrome: Klinik, Genetik, Diagnose und Therapie. Deutsches Ärzteblatt 2004; 101(48) FMF (MEFV-Gen Exon 1-10) Stufe 1: Exon 2, 3 und 10 (erfasst die häufigsten Mutationen). Stufe 2: restliche Exons. HIDS (MVK-Gen Exon 2-11) Stufe 1: Exon 2, 3, 8, 9 und 11 (erfasst die häufigsten Mutationen). Stufe 2: restliche Exons. TRAPS (TNFRSF1A-Gen Exon 1-10) Stufe 1: Exon 3 und 4 (erfasst die häufigsten Mutationen). Stufe 2: restliche Exons. Unterlagen: Zusätzlich zum Auftrags-/Überweisungsschein benötigen wir eine vollständig ausgefüllte Einwilligungserklärung gemäß Gendiagnostikgesetz (separat oder Teil des Anforderungsscheines ‚Humangenetik’). Vordrucke sind erhältlich über unsere Praxisbetreuung (Tel. 030-77001181) oder unsere Webpage www.imd-berlin.de. Erbliche Fiebersyndrome Überreicht durch: Praxisstempel Gesetzliche Krankenkasse: Überweisungsschein Muster 10 (Indikation, gewünschte Untersuchung) idealerweise mit unserem Anforderungsschein ‚Humangenetik’. Humangenetische Untersuchungen werden nach Kapitel 11/EBM abgerechnet und belasten nicht das Laborbudget des einsendenden Arztes (Befreiungsziffer 32010). Private Krankenkasse: Formloser Untersuchungsauftrag, z.B. unser Anforderungsschein ‚Humangenetik’. Abrechnung erfolgt nach GOÄ/Kapitel M und N. Wir empfehlen die Einholung einer Kostenübernahmeerklärung. Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam MVZ GbR Nicolaistraße 22 12247 Berlin (Steglitz) Tel +49 30 77001-322 Fax +49 30 77001-332 info imd-berlin.de imd-berlin.de Fr.-Ebert-Str. 33 14469 Potsdam Tel +049 331 28095-0 Fax +049 331 28095-99 info imd-potsdam.de imd-potsdam.de FL_077_02, Fotos: © fotolia Therapeutisch lassen sich akute Episoden mit Gabe hochdosierter Glukokortikoide abschwächen. Behandlungsversuche laufen derzeit mit TNF-Inhibitoren und IL1-Rezeptorantagonisten. Patienteninfo Erbliche Fiebersyndrome Der Begriff erbliche (hereditäre) Fiebersyndrome subsumiert genetisch bedingte Erkrankungen, die durch wiederkehrende Fieberepisoden gekennzeichnet sind. Typischerweise werden die Fieberepisoden von Entzündungszeichen begleitet, die sich im Blut nachweisen lassen. Die Diagnose eines erblichen Fiebersyndroms ist aufgrund der variablen klinischen Symptome nicht immer einfach zu stellen. Da die Symptome in der Regel in früher Kindheit oder Jugend einsetzen, wird die Diagnose meist von Kinderärzten gestellt. Differentialdiagnostisch sind die hereditären Fiebersyndrome von den Infektionserkrankungen (z. B. der Malaria) und nicht infektiösen entzündlichen Erkrankungen sowie Tumoren abzugrenzen. Seit der Entdeckung der entsprechenden Gene ist es möglich geworden, die klinische Diagnose durch molekulargenetische Analysen abzusichern. Das familiäre Mittelmeerfieber (FMF) Am häufigsten und daher am bekanntesten ist das FMF. Es betrifft hauptsächlich Personen, deren ethnische Herkunft im östlichen Mittelmeerraum liegt. Bei Türken und Armeniern sind in bestimmten Gebieten 10 % bzw. 15 % der Population Anlageträger der meist autosomal-rezessiv vererbten Erkrankung. Aufgrund der Zuwanderung aus diesen Ländern ist auch in Deutschland bei entsprechender Symptomatik an FMF zu denken. Zu Beginn der Erkrankung treten neben rezidivierenden Fieberepisoden Serositis (Entzündung einer serösen Haut) und Synovitis (Entzündung der inneren Schicht der Gelenkkapsel) auf. Im späteren Verlauf entwickelt sich bei einem Teil der Patienten eine Amyloidose, die schwerwiegendste Manifestationsform des FMF. Als Amyloidose bezeichnet man einen pathologischen Ablagerungsprozess von veränderten Proteinen. Die Ablagerungen können verschiedene Organe betreffen. Eine Nierenamyloidose entwickelt sich meist erst nach jahrzehntelangem Verlauf der Erkrankung, kann aber auch bereits im Kindesalter zu einer terminalen Niereninsuffizienz führen. Im Frühstadium der Nierenamyloidose ist oftmals nur eine Mikroalbuminurie auffällig. Es ist wichtig festzuhalten, dass bei FMF erhebliche Unterschiede in der klinischen Ausprägung vorliegen können. Die charakteristischen Fieberschübe treten gewöhnlich bereits im Kindesalter, meist ohne erkennbare Ursache auf (in 90 % der Fälle vor dem 20. Lebensjahr). Die Schübe dauern etwa 1-3 Tage an und werden von schmerzhaften Symptomen, am häufigsten Bauchschmerzen durch Peritonitis (Entzündung des Bauchfells), begleitet. Bei 75 % der Patienten kommt es während des Fieberschubs zu einer asymmetrischen Mono- oder Oligoarthritis (Gelenkentzündungen). Ein ebenfalls häufiges Begleitsymptom ist eine einseitige Pleuritis (Brustfellentzündung). Laborchemisch sind während des Fieberschubs unspezifische Entzündungszeichen nachweisbar: erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, Leukozytose, Anstieg des CRP-Wertes und des Serum Amyloid A. Therapeutisch steht für die Behandlung der FMFSymptomatik Colchicin zur Verfügung. Durch die Einnahme von Colchicin lassen sich Häufigkeit und Schwere der Fieberanfälle reduzieren. Außerdem dient die Einnahme der Vorbeugung einer Amyloidose. Das Hyper-IgD-Syndrom (HIDS) Das HIDS wurde erstmalig 1984 als Krankheitsentität beschrieben. Es manifestiert sich bei etwa 90 % der Patienten im ersten Lebensjahr. Die Fieberepisoden der autosomal-rezessiv vererbten Erkrankung dauern mit 4-7 Tagen länger als beim FMF und treten im Abstand von etwa 4-6 Wochen auf. Sie werden meist von einer zervikalen Lymphadenopathie (Schwellung der Halslymphknoten), abdominalen Schmerzen mit Durchfall, Polyarthralgien (Gelenkschmerzen) und Arthritiden der großen Gelenke begleitet. Etwa 80 % der Patienten entwickeln makulopapulöse Exantheme (fleckige, entzündliche Hautveränderungen). Im Gegensatz zu den anderen hereditären Fiebersyndromen wird eine Amyloidose nur selten als Spätfolge der Erkrankung beobachtet. Laborchemisch sind während des Krankheitsschubs unspezifische Entzündungszeichen nachweisbar: Leukozytose, Anstieg des CRP-Wertes, des Immunglobulin A (IgA) und des Serum Amyloid A. Spezifischer ist eine Erhöhung der Serumkonzentration des Immunglobulin D (IgD), allerdings werden bei ca. 20 % der Patienten normale IgD-Konzentrationen gefunden. HIDS ist eine sehr seltene Erkrankung, wobei allerdings exakte Häufigkeitsangaben fehlen. Im Gegensatz zu FMF ist HIDS nicht populationsspezifisch und wurde bereits bei Asiaten und Europäern beschrieben. Therapeutisch gibt es kein verbindliches Konzept. Derzeitige Studien fokussieren sich auf Blockierung proinflammatorischer Zytokine wie Interleukin 1β oder TNFα. Das Tumornekrosefaktor-Rezeptor1-assoziierte periodische Syndrom (TRAPS) TRAPS manifestiert sich bei 90 % der Patienten vor dem 20. Lebensjahr. Anders als bei FMF und HIDS wird TRAPS autosomal-dominant vererbt. Außerdem sind die Fieberepisoden mit einer Dauer von 1-3 Wochen länger. Sie treten in der Regel alle 5-6 Wochen auf und werden von Myalgien (Muskelschmerzen) begleitet, die dermatologisch in Form erythematöser Exantheme (roter Hautausschlag) sichtbar werden. Wie beim FMF sind auch Mono- oder Oligoarthritiden (Gelenkentzündungen) sowie gastrointestinale Beschwerden wie Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall häufige Begleitsymptome des Fiebers. Ein akutes Abdomen tritt häufig vor der eigentlichen Diagnosestellung des TRAPS auf. In etwa der Hälfte der Fälle wird das Fieber von einer Konjunktivitis (Entzündung der Bindehaut) begleitet. Bei etwa 14 % der Patienten kommt es nach jahrelangem Krankheitsverlauf zu einer Nierenamyloidose, welche zu Nierenversagen führt. Die Ausbildung einer Amyloidose ist abhängig von der genauen Art der Mutation. Vor allem Träger von Mutationen, welche die ersten beiden cysteinreichen Domänen des Tumornekrosefaktorrezeptors betreffen, entwickeln häufig eine Amyloidose. Laborchemisch zeigen sich bei diesen Patienten verringerte Serumkonzentrationen des löslichen p55-TNF-Rezeptors. Genau wie bei HIDS ist TRAPS nicht populationsspezifisch und wurde bereits bei Asiaten und Europäern beschrieben.