Predigt
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Predigt
Predigt Liebe Gemeinde, Was gibt ihnen Grund zur Freude? Worüber freuen sie sich? Über einen Gruß von Freunden und Bekannten, über die Sonnestrahlen am Morgen, über einen Besuch der Kinder, ein gutes Essen, einen schönen Abend im Konzert, über einen Sommerspaziergang, vorbei an schönen Gärten? Worüber freuen sie sich? Viele unterschiedliche Dinge, und doch haben sie eines gemeinsam, sie sind Grund zur Freude. Für Paul Gerhardt ist die Sommerzeit Grund zur Freude. Die Sommerzeit, so wie wir sie jetzt gerade erleben. Der Sommer hält für ihn und für uns viele Freuden bereit: Blühende Sommerwiesen, schattige Wälder, zwitschernde Vögel, kühle Gebirgsbäche, gelbe Weizenfelder, fleißige Bienen. Wenn wir das Lied „Geh aus mein Herz und suche Freud“ von Paul Gerhardt singen, dann entstehen Strophe für Strophe Bilder der Freude vor unseren Augen. Doch was ist Freude? Wenn man im Begriffslexikon unter Freude nachschlägt, so findet man diese Näherbestimmung: „Freude ist ein Gefühle, das sich urplötzlich im Menschen ausbreitet und eine heitere, beglückende Stimmung hervorruft.“ „Freude ist ein Gefühle, das sich urplötzlich im Menschen ausbreitet und eine heitere, beglückende Stimmung hervorruft.“ Wenn man sich freut, dann geht es einem gut, dann lacht das Herz, dann scheint die Sonne gleich noch heller. Freude, ein heitere, beglückende Stimmung. Eine Stimmung jedoch, die oft nicht von Dauer ist, die plötzlich zerstört werden kann. Dann mischt sich in die freudig Leichtigkeit, bedrückende Enge und Furcht. Die Freude weicht der Angst und Traurigkeit. In eine solche Situation hinein, spricht das heute schon mehrfach angeklungene Lied. Ein Lied, dass in solchen düsteren Stunden und beklemmenden Stimmungen uns und unser Herz auffordert: Geh aus mein Herz und suche Freud. Dass das Leben nicht nur Freude ist, hat Paul Gerhardt in seinem Leben oft erfahren müssen. Als er dieses Lied 1653 schreibt, ist der 30jährige Krieg gerade erst vorbei. Seine Heimat liegt in Schutt und Asche, die Pest breitet sich aus. Neben den Problemen der Nachkriegszeit beschäftigt ihn die Sorge um seine schwermütige und depressive Frau. Zum wiederholten Mal mussten sie um den frühen Tod eines ihrer Kinder trauern. Ja, auch Paul Gerhardt kannte die Lebenssituationen, die eher einem trüben Herbsttag als einen frohen Sommermorgen gleichen. Auch er hatte allen Grund aus seinem Alltag zu fliehen. Nicht umsonst ruft er seinem Herzen zu, Geh aus und suche Freud. Die ersten Strophen des Liedes zeigen auf, wo sein Herz Freude sucht, in der Natur. Er flüchtet sich aber nicht einfach in die Natur, in die frische Sommerluft, die den Gestank von Pest und qualmenden Schuttbergen vergessen lassen könnten. Er flüchtet sich zu Gottes Güte. An Gottes großem Tun richtet er sich auf. Paul Gerhardt tut dies nicht, indem er seine Sinne abstumpft und mit Scheuklappen durch seine Umgebung wandert. Nein, durch diesen hier besungenen Sommerspaziergang weckt er seine Sinne neu. Was er sieht und spürt, und hört und riecht ist eben nicht nur das kleine erbärmliche Leben mit den Folgen des Krieges, ist nicht nur die alltägliche Last und Mühe, sondern Gottes Schöpfergüte. „Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun, erweckt mir alle Sinnen; ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.“ Paul Gerhardt hat auf seinem Sommerspaziergang erkannt, um Freude zu finden, muss man Notiz nehmen, aufmerksam sein. Muss man genau hinschauen und aufmerksam wahrnehmen. Nur ein achtsamer und bedächtiger Spaziergänger kann die kleinen Narzissenknospen, die unterschiedlichen Gelbtöne des Weizenfeldes, das scheue Reh am Waldesrand erkennen, kann sich an ihnen erfreuen. Geh aus mein Herz und suche Freud, sind Worte, die schön zu singen sind und leicht von den Lippen gehen. Und doch fällt es uns manchmal schwer hinauszugehen und Freude zu suchen. Und selbst wenn wir es schaffen, uns aufzurichten geht so mancher Sommerspaziergang nur mit schweren und vielleicht auch schleppenden Schritte voran. Ja, allzu oft hängen wir fest an den Alltagssorgen und gehen mit verschlossenen Augen oder im Eiltempo an Gottes Gaben vorüber. Immer wieder finden wir vor lauter organisieren und kümmern keine Zeit im wahrsten Sinne des Wortes hinauszugehen um bedächtig wahrzunehmen. Und oft können wir es gar nicht mehr von allein, zu sehr kreisen wir um uns selbst. Dann brauchen wir andere, die uns daran erinnern, dass da noch mehr war, als nur unser Leben mit seinen Problemen. Das kennen wir alle, Freude kommt nicht einfach auf, sie will gesucht sein, entdeckt werden. Und so ruft Gerhardt seinem Herzen, sich selbst zu „schau an der schönen Gärten Zier und sieh, wie sich Gottes Gaben ausgeschmücket haben.“ Ja, wie ein Buch ist für ihn die Natur, dass wir lesen können und darin so manche Spur Gottes erkennen können. Dieses Schauen auf Gottes Gaben gibt ihm in seiner hoffnungslosen Lage Kraft. „Ach, denk ich, bist du hier so schön, und lässt du´s uns so lieblich gehen, auf dieser armen Erden; was will doch wohl nach dieser Welt, dort in dem reichen Himmelszelt und güldnen Schlosse werden.“ Ein schöner Tag im Hochsommer wird zu einem Gleichnis für das ewige Leben. Die irdischen Gärten mit ihrer Blumenpracht geben uns einen Vorgeschmack auf den himmlischen Garten. Auch wenn hier auf Erden so Manches bruchstückhaft und unfertig bleibt, gibt es viel Schönes hier auf Erden zu entdecken. Schönes, das uns ahnen lässt, dass der Himmel, wo alle Bosheit, alle Vergänglichkeit, alle Krankheit nicht mehr existieren voll davon ist. Der Himmel ist voller Freude. Aus diesem Himmel wächst uns die Kraft, die uns das Schwere ertragen lässt; von diesem Himmel strahlt die Freude herüber, die unser Leben hell macht, auch wenn wir es nicht leicht haben. Ja, die Sehnsucht nach Erlösung, wenn die Schmerzen immer stärker werden, wenn die Last die man zu tragen hat immer schwerer drückt, kennen wir wohl alle. Dann wünschen wir uns, dass wir schon da wären, dass wir vor Gottes Thron schon stünden. Falsch wäre es jedoch, wenn wir uns nur auf das Paradies vertrösten würden. Dass dort alles besser wird, dass wir dort die Freude finden, die wir hier nicht finden konnten. Vielmehr ist es wichtig, dass wir trotz dieser Sehnsucht, in diesem irdischen Leben, in dem es so manches Schwere zu tragen gibt, ein Loblied anstimmen. Und so dichtet Paul Gerhardt die 12te Strophe. „Doch gleichwohl will ich, weil ich noch hier trage dieses Leibes Joch, auch nicht gar stille schweigen; mein Herze soll sich fort und fort an diesem und an allem Ort zu deinem Lobe neigen.“ Hier wird deutlich, der Sehnsucht „Geh aus mein Herz und suche Freud“, schließt sich nach gefundener Freude bei Gott, die Rückkehr an. Paul Gerhard weiß, den Ort unseres Lebens können wir nicht abschütteln. Wir müssen auch nach einem schönen Sommerspaziergang wieder zu ihm zurückkehren. Können aber, und das ist wohl der Unterschied, unsere eigenen Sorgen und Nöte bei Gott lassen. Darin liegt die Freude, dass wir im Leiden unsere Sorgen aus der Hand geben können und sie in Gottes Hände legen dürfen. „Hilf mir und segne meinen Geist, mit Segen der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe;“ werden wir nachher singen. Dabei dürfen wir gewiss sein, so wie Gottes Segen auf der Natur liegt, Felder und Früchte reifen lässt, so liegt auch Gottes Segen über uns. Darauf dürfen wir vertrauen, dann kann auch in uns Sommer werden. Gott schenkt uns Gelassenheit in aller Unruhe unseres Lebens. Hoffnung, auch wenn wir schwere Stunden durchzustehen haben. Dann können wir selbst wie ein Baum werden, der auch in trockenen Zeiten mit seinen tiefen Wurzeln Wasser aufspürt. Amen