1901 – 1925 1901 – 1925 1901 1901.

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1901 – 1925 1901 – 1925 1901 1901.
1901 – 1925
1901 – 1925
1901
1901. - Gesetz über die Krankenversicherung in (Müller)
Luxemburg. (Müller)
1901. - Weil die Rosporter Akkumulatorenfabrik
sich durch ihre Grenzlage als unzulänglich erwies
zur Ausführung der vielen Aufträge, wurden in Lille
und Florivalle (Belgien) zwei "S.A. des
Accumulateurs Tudor" gegründet.¨, welche die
Rosporter Anlage schließlich ersetzten. Henri
Tudor verkaufte sein Patent schließlich auch nach
Deutschland,
wo
in
Hagen
die
größte
Akkumulatorenfabrik der Welt entstand. (Müller)
1901
22. Juni. - In Luxemburg wird der
Wahlzensus wird auf 10 Franken festgesetzt. Das
Zensuswahlrecht beruht auf dem, bereits in der
Antike erwogenen Gedanken, dass der Umfang
des Besitzes oder der Steuerleistung für die
politischen Rechte des Bürgers maßgeblich sein
müsse. Der Wahlzensus wurde im Jahre 1892 von
30 auf 15 Franken herabgesetzt. Die erneute
Herabsetzung
auf
das
verfassungsmäßige
Minimum von 10 Franken bezweckt eine
1901 1. März. - In Elberfeld, dem heutigen
Verbesserung der Wahlmethoden. Auf 100
Wuppertal, wird das erste Teilstück der insgesamt
Einwohner aber kommen immer nur noch 8,2
13,3, Km langen Schwebebahn in Betrieb
Wähler.
genommen.
1901
26. August. - Österreichische und
1901 2. April. - Als Folge der Industrialisierung
ungarische Zeitungen sind besorgt über die
beginnt sich im Industriebecken, besonders in
russischen Machenschaften auf dem Balkan.
Esch/ Alzette, ein Zentrum der Arbeiterbewegung
heraus zu bilden. Das Fehlen des allgemeinen 1901 1. Oktober. Die Escher Industrie- und
Wahlrechtes, die Abhängigkeit von ausländischen Handelsschule wird am 1. Oktober geöffnet. Sie
Kapitalbeteiligungen stehen der Entwicklung lange zählt anfangs rund 100 Schüler. Aus ihr wird später
Zeit hinderlich im Wege. Regelmäßig gelangen das „Lycée de garcons“.
Hüttenwerke in die roten Zahlen. Neben
1901 2. Oktober. - In Brüssel wird eine Kasse zur
Düdelingen schlägt die Krise in Esch zu. Vor hier
Arbeitslosenunterstützung geschaffen.
aus wird berichtet: Arbeitsnot. Es scheint, dass das
Ende der seit längerer Zeit herrschenden 1901 18. November. - Die USA sichern sich die
Industriekrise noch unübersehbar ist. Die alleinigen Rechte am Panama-Kanal-Projekt mit
Hoffnungen der Arbeitslosen, die mit dem dem zweiten Hay-Pauncefote-Vertrag, den sie mit
kommenden Frühjahr auf einen neuen Verdienst Großbritannien schließen.
rechneten, sind, da die Ausbeutung der hiesigen
10. Dezember. In Stockholm und
Minen ständig schwächer wird, zerronnen. Man 1901
Christiania
(heute
Oslo)
werden
erstmals die
spricht bereits davon, es werde zunächst ein dritter
Nobelpreise
verliehen.
Hochofen der Gesellschaft Metz und Cie außer
Betrieb genommen.(LW 2.April 1901)
1901 12. Dezember. - Der italienische Physiker
1901 25. April. - In Spanien manifestieren die Guglielmo Marconi schickt erstmals eine drahtlose
Katalanen gegen die Regierung in Madrid und Botschaft von Wales nach Neufundland. Italien
hatte die Erläuterungen des jungen Physikers als
fordern die Trennung von Kirche und Staat.
exzentrische Spielchen abgetan. Die Briten jedoch
1901 29. April. - In Frankreich streiken die erfassten
die
Zukunftsträchtigkeit
dieser
Bergarbeiter.
Entdeckung und boten Marconi ihre Unterstützung
an.
1901 29. April. - In Budapest stoßen jüdische
Studentenvereinigungen
mit
Antisemiten 1901 19. Dezember. - Der erste Abschnitt der
zusammen.
Ugandabahn wird in Kenia fertig gestellt. Von
Mombasa am Indischen Ozean führt die
1901 25. Mai. - Steuerpflichtige Männer sowie
Eisenbahnlinie zunächst in das 930 Kilometer
auch Frauen haben in Norwegen das Recht an
entfernte Port Florence (heute Kisumu) am
den Kommunalwahlen teil zu nehmen.
Viktoriasee.
1901 19. Juni. - Gesetz betreffend die Eröffnung
1901 21. Dezember. - In Budapest demonstrieren
einer Industrie. und Handelsschule in Esch/Alzette.
Tausende von Arbeitslosen.
1902
1902. -
In den Luxemburger Stein- Gips- und
Sandgruben waren rund 1050 Arbeiter beschäftigt.
1901 – 1925
1902
Januar. - Die ersten Politiker treten in
Luxemburg auf, die sich dem sozialistischen Ideal
verschrieben
hatten.
Sie
nannten
sich
Demokraten. Angesichts des Wahlsystems,
welches das Wahlrecht einzig den Vermögenden
vorbehielt, war es schwer für diese überhaupt
gewählt zu werden. Die ersten Demokraten, die in
das luxemburgische Parlament gewählt wurden
waren Caspar Mathias Spoo (1896) und Dr Michel
Welter (1897), beide als Abgeordnete des Kantons
Esch.. 1902 stoßen weitere demokratische
Abgeordnete zu ihnen: Xavier Brasseur, Leon
Metzler, Jean-Jacques Diderich, alle aus dem
Escher Kanton. Etwas später kamen auch Luc
Housse und Jean-Pierre Probst aus der
Hauptstadt hinzu.
1902 18. Februar. - In Berlin wird das erste
Teilstück der neuen U-Bahn zwischen Stralauer
Tor und Potsdamer Platz in Betrieb genommen.
1902 25. Februar. - Der Arbeitstag der
französischen Bergleute wird auf neun Stunden
festgelegt. Im italienischen Triest findet ein
Generalstreik statt. Gefordert wird eine Verkürzung
der Arbeitszeit.
1902 5. März. - Die französischen Bergleute
kämpfen für den 8-Stundentag.
1902 23. März. - In Italien wird das Mindestalter
für Kinderarbeit von 9 auf 12 Jahre für Jungen und
von 11 auf 15 Jahre für Mädchen heraufgesetzt.
1902 1. April. - In Frankreich werden die
Arbeitszeiten für Frauen und Kinder von 11 auf 10
1/2 Stunden herabgesetzt. Die Löhne werden
dementsprechend gekürzt. In Russland plündern
hungernde Bauern die Scheunen der Reichen.
Viele werden hingerichtet.
1902 5. April. - Das Unfallversicherungsgesetz
in
Luxemburg
tritt
in
Kraft.
Durch
Kodifikationsgesetz wurde 1925 der Grundsatz der
vollständigen Scheidung zwischen Kranken- und
Unfallversicherung eingeführt.
1902 15. April. - Wegen Sozialaufständen wird
in neun Grafschaften Irlands der Notstand
ausgerufen. 1902 30. April. - Bergarbeiterstreik im
amerikanischen Pennsylvania.
1902 5. Mai. Die preußische Regierung
streitet den Frauen das Recht ab, sich zu
organisieren.
1902 8. Mai. - Der Vulkan Mont Pelée auf der
französischen Antilleninsel Martinique bricht aus
und zerstört die damalige Hauptstadt Saint Pierre.
Fast 28000 Menschen kommen ums Leben.
1902 31. Mai. In Belgien gibt es
Massenstreiks zur Reform des Wahlrechts.
(Panorama 1900 - 2000 Leuck - Tholl)
1902 27. Juni. - In Frankreich werden die 2500
konfessionellen
Schulen
geschlossen.
Ordensleute dürfen bereits seit längerer Zeit nicht
mehr unterrichten und wurde zum Teil
ausgewiesen.
1902 27. Juni. In Russland gibt es
Arbeiteraufstände am Don und im ganzen Süden
des Landes. 1902 5. Juli. - Gründung der
Sozialistischen Arbeiterpartei Luxemburgs. Sie war
die erste technisch ausgebaute Partei unseres
Landes. Dadurch wurden die katholisch und
konservativen Politiker veranlasst, sich enger
zusammen zu schließen. (Müller)
1902. - In der Differdinger Hütte wird das GreyWalzwerk in Betrieb genommen. (Müller)
1902 23. August. - Nach 42 Dienstjahren fällt in
Paris die Pferdetram der Metro zum Opfer.
1902 2. Oktober. - Arbeiteraufstände in Genf.
Die meisten Ausländer werden ausgewiesen.
1902
2. Oktober. - Generalstreik in Frankreich.
Er wird von 2/3 der Arbeiter befolgt.
1903
1903 1. Januar. - Die Bulgaren lösen ihren gebrochen.
Handelsvertrag mit Österreich-Ungarn auf.
1903 4. Juni. - Ein Dekret verbietet den Juden in
1903 19. Januar. - Bei der ersten offiziellen Russland, Immobilien und Ländereien außerhalb
transatlantischen Signal-Übertragung über den ihres Wohngebiets zu besitzen.
Äther tauscht der amerikanische Präsident
1903 19. Juni. - Wegen revolutionärer
Theodore Roosevelt in Cape Cod (Massachusetts)
Propaganda weist die Schweiz Benito Mussolini,
mit dem britischen König Edward VII. In Cornwall
einen jungen italienischen Lehrer, der zeitweilig als
Grüße aus.
Maurer gearbeitet hatte, aus.
1903
8. Februar. Das englische
1903 20. Juli. - In Rom stirbt Papst Leo XIII.
Telegrafenbüro
sendet
erstmals
drahtlos
Nachrichten über den Atlantik.
1903 24. Juli. - Die im Volksmund so genannte
"Nei Bréck", die Pont Adolphe, wird nach drei
1903 6. April. - Der Generalstreik der
Jahren Bauzeit für den Verkehr frei gegeben. Mit
Eisenbahner in den Niederlanden wird von der
einem Bogendurchmesser von 84,65 Metern hält
Regierung
durch
harte
Gegenmaßnahmen
1901 – 1925
die 154 Meter lange Brücke damals den Rekord
als größte Steinbogenbrücke der Welt. Am 14. Juli
1900 wurde der Grundstein für die Konstruktion
der Adolphe Brücke gelegt. Im Jahr 1930 wird
sieden
aktuellen
Bedürfnissen
der
Stadt
angepasst, dies im Hinblick auf die Installation der
elektrischen Tram. In den 1960ger Jahren wird sie
um 1,2,Meter verbreitet. Im Jahr 2013 wird eine
provisorische Brücke neben der "Nei Bréck"
errichtet, die "Blo Bréck", eine Stahlkonstruktion,
errichte, die am 13. April 2014 ihrer Bestimmung
übergeben wird.
1903 27. Dezember. - Gründungsversammlung
des Luxemburger Katholischen Volksvereins.
Vereinsorgan: "Das Luxemburger Volk". Es wurde
ab 1906 von Dr. F. Mack geleitet. Der LCGB wurde
am 23. Januar 1921 von katholischen Arbeitern
aus dem 1903 gegründeten „Luxemburger
katholischer Volksverein“ ins Leben gerufen.
1904
1904 17. Januar. - Gründungsversammlung der
Luxemburger Liberalen Liga in der Villa Louvigny.
1903 11. Oktober. - Enthüllung des Dicks-Lentz Aus ihr wurde im Jahre 1955 die Demokratische
Denkmals auf der Place d'Armes. Es handelt sich Partei.
um ein Werk von Pierre Federspiel.
1904 29. Januar. - Der erste Unfall des „Charly“
1903 13. Oktober. - Im Norden Frankreichs ereignete sich zwischen Luxemburg und
streiken 40 000 Textilarbeiter.
Dommeldingen als eine Lokomotive dort
manövrierte. Der 7jährige Sohn des Werkmeisters
1903 30. Oktober. - In Bilbao streiken 40 000
Fr Mersch aus Eich sprang auf den Wagen des
Arbeiter.
Zuges, fiel aber herab und blieb mit seiner Schürze
1903 17. Dezember. - Bei Kitty Hawk hängen. Durch Rufe von Passanten hielt der
(Nordkarolina) gelingt den Brüdern Wright zum Maschinist den Zug an. Der Jungen, welcher dabei
ersten Mal ein Flug mit einem Motorflugzeug. Mit über den Boden geschleift wurde, hatte aber nur
ihrem Doppeldecker hatten sie versucht, sich von einige leichte Hautabschürfungen. (100 Joer
den Windströmungen des Atlantiks tragen zu Charly– Lëtzeb. Gaarde Bunn Frënn).
lassen.
1904 5. April. - Erste offizielle Probefahrt des
„Charly“. 58 Personen nahmen an der Fahrt teil.
Unter ihnen das leitende Bahnpersonal, sowie
Mitglieder
des
Vereins
der
Luxemburger
Ingenieure. Abfahrt: Morgens um 9.00 Uhr. In
Junglinster machte man Halt. Pfarrer Krier führte
die Anwesenden zur Kirche, wo man die
berühmten
Chorfresken
bewunderte.
In
Echternach traf der Zug um 11.15 an. Die Fahrt
war bestens verlaufen. Um 17.00 Uhr verließ der
Zug Echternach und erreichte Luxemburg um
19.00 Uhr. (100 Joer Charly– Lëtzeb. Gaarde Bunn
Frënn).
1904 8. April. - Frankreich und Großbritannien
unterzeichnen die "Entente cordiale". In dem
Abkommen werden auch militärische Absprachen
für den Fall eines Krieges gegen das Deutsche
Reich festgelegt.
1904 19. April. - Eröffnung der Eisenbahn
Luxemburg - Echternach. Sie wurde nach dem
damaligen Generaldirektor Charles Rischard
genannt. Der Bau dieser rund 46 km langen
Strecke erregt seinerzeit etliches Aufsehen im
Lande. „Die Millionenbahn“ wird sie im Volksmund
genannt. Sie hat etwas mehr als drei Millionen
Franken gekostet. Am 14. April 1904 war die
Einweihung in der Tagespresse angekündigt
worden. Am 18. April wurde der erste Fahrplan der
Linie veröffentlicht. Die Stadt und alle Ortschaften
hatten sich festlich geschmückt. Tausende von
begeisterten Zuschauern füllten den Platz vor dem
damaligen Hotel Brosius, später Pôle Nord. Mit der
Einweihung des „Charly“ war auch die kirchliche
Einsegnung der „neuen Brücke“ verbunden.
Lokführer war Michel Krecké aus dem
Siechengrund. Heizer war sein Bruder Jean
Krecké. Zugführer Nic. Schiltz. (u.a. 100 Joer
Charly– Lëtzeb. Gaarde Bunn Frënn).
1904 10. Mai. - Durch Gesetz wird eine
Einheitszeit im Großherzogtum eingeführt. Art. 1.
Als
gesetzliche
Einheitszeit
für
das
Großherzogtum gilt die Zeit des 15. Meridians
östlich von Greenwich.
1904 21. Mai. - Frankreich ruft seinen
Gesandten beim Heiligen Stuhl zurück. 1904 23.
Mai. - Beim Bau des Becher Tunnels wurde ein
deutscher Arbeiter beim „Hahnenfang“, das heißt
beim Losbrennen der letzten Mine, der Schädel
zerschmettert. Es war das erste Todesopfer beim
Bau der Strecke Luxemburg-Echternach. Am 23.
Mai 1904 gab es ein weiteres Todesopfer im
Tunnel zwischen Bech und Rippig zu verzeichnen.
Als um 7.58 Uhr der von Echternach kommende
Zug in den Tunnel einfuhr, wollte der Schaffner Nic.
Schiltz aus Mensdorf vom Trittbrett seines Wagens
den anderen Wagen ersteigen. Dies ließ sich
damals nicht anders tun. Der Raum zwischen dem
Tunnel und dem Wagen war jedoch zu eng. Der
Schaffner wurde zwischen Mauer und Zug
eingeklemmt und buchstäblich zermalmt. (100 Joer
Charly– Lëtzeb. Gaarde Bunn Frënn).
1901 – 1925
1904 16. Juni. - Luxemburger Wort vom 18/19.
Juni 1904: Bartringen (Hof Grevels), 16. Juni. Tod
durch Automobil – Ueberfahren: Als vorige Woche
der Gutsbesitzer Johann Gudden vom Hof Grevels
mit seinem Knecht auf einem Karren längs der
Landstraße in der Nähe seines Hofes fuhr, kam ein
Automobil herangefahren; sogleich sprang der
Knecht ab, um das Pferd anzuhalten, wobei er sich
eine Fußverstauchung zuzog und dadurch genötigt
war, auf dem Karren Platz zu nehmen. Gleich
danach kam ein anderes Automobil in rasendem
Tempo;
diesmal
musste
Herr
Gudden
herabspringen, wobei er zu Fall kam und das Rad
des Karrens ihm über ein Bein ging. Der Knecht
musste geduldig warten, bis Vorübergehende Hrn.
Gudden aufhoben und nach Hause trugen. Die
erlittenen Verletzungen waren dermaßen, dass der
Gutsbesitzer am letzten Montag starb. Die Autler
sind bis jetzt unbekannt.
Straßen und Plätze geteert.
1904 8. September. - Am Abend gegen 8 Uhr
fing der Gepäckwagen des nach Echternach
fahrenden „Charly“ auf der Strecke nach
Senningerberg Feuer. Beim „Hunnenfelsen“ wurde
das Feuer von Bahnarbeitern bemerkt. Aber leider
war es zu spät. Im Nu stand das ganze Gepäck,
das der Zug mit sich führte, in Flammen. Nach
einigen missglückten Versuchen, das Feuer zu
löschen, sprangen die Insassen des Packwagens
von dem immer noch arglos dampfenden Zuge ab
und schlugen Alarm. Panik brach im Zug aus.
Unterdessen war der Zug aber zum Halten
gekommen. Dank der Geistesgegenwart des
diensttuenden Personals wurde der flammende
Wagen auf der Stelle abgehängt. Dieser raste,
einem beweglichen Feuerberg gleich, zurück nach
Dommeldingen. Nur mit Mühe konnten die
Fahrgäste zur Station Senningen befördert
werden. Hier wurde die Lokomotive abgekoppelt
welche dann dem brennenden Wagen nachjagte.
Der Feuerwagen war inzwischen in Dommeldingen
angekommen. Langsam kam der Gepäckwagen
zum Stehen. Gegen 9 Uhr kam dann die
Lokomotive wieder in Senningen an und brachte
die Passagiere nach Hause. (100 Joer Charly–
Lëtzeb. Gaarde Bunn Frënn).
1904 29. Juni. - Charly: Der Ackerer Johann
Klein aus Consdorf, welcher an diesem
Nachmittag Heu einfahren wollte überhörte am
Bahnübergang, der nicht gut einsichtbar war, einen
Zug. Als er von arbeitenden Personen auf dessen
Herannahen aufmerksam gemacht wurde, konnte
nur noch sein Pferd in den Bahngraben reißen.
Der Zug erfasste das Gefährt von der Seite mit der
Sperrleiter und riss den Wagen um. Derselbe ging
1904 20. September. - In Dayton/Kalifornien
in Stücke. Pferd und Fuhrmann geschahen kein
fliegen die Gebrüder Wright über einen Kilometer
Leid. (100 Joer Charly– Lëtzeb. Gaarde Bunn
weit mit ihrer „Flyer 2“.
Frënn).
1904 27. Oktober. - In New York nimmt die erste
1904 15. Juli. - In weniger als 10 Jahren Bauzeit
U-Bahn Amerikas ihren Betrieb auf.
ist die transsibirische Eisenbahn fertig gestellt,
Eine Reise Paris-Wladiwostok dauert nun nur noch 1904 8. Dezember. - Im Vatikan wird der 50.
21. Tage.
Jahrestag der Verkündigung des Dogmas der
Unbefleckten Empfängnis Mariens begangen.
1904 1. August. - In Paris werden erstmals
1905
1905 19. Januar. - Die Presse schreibt an
diesem Tag: „Großer Streik! Wie bereits unsere
gestrigen Nachrichten vermuten lassen, stand
unter den hiesigen italienischen Hochofenarbeitern
ein Streik bevor. Derselbe ist gestern Abend
ausgebrochen, und an die zweihundert bis
dreihundert Arbeiter haben wegen Lohndifferenzen
mit der Verwaltung der Aachener Hütte „Rote Erde“
die Arbeit niedergelegt. Die Gesellschaft weigerte
sich, nähere Angaben zu machen. Wie es scheint,
sind nur italienische Arbeiter in den Ausstand
getreten. Die Hütte Metz und Cie soll bereits eine
Anzahl entlassen haben“.
1905 19. Januar. Bergarbeiterstreik in
Deutschland für bessere Löhne, weniger
Arbeitszeit und die Erhaltung der Bergwerke.
1905
22. Januar. - Blutiger Sonntag in St
Petersburg. Die Armee des Zaren schießt auf
Manifestanten, die unter der Führung des Popen
Gheorgi Gabon auszogen, um den Zaren um
bessere Lebensbedingungen für Bauern und
Arbeiter zu bitten. Am 12. Februar bitten die
Adligen den Zaren darum, Reformen einzuleiten.
Am selben Tag haben sich in ganz Russland die
Bauern erhoben. Am 29. April beginnt der Zar
einzulenken. Ein Toleranzedikt schützt religiöse
Minderheiten. „Der Arme Teufel“ vom 29. Januar
1905 schrieb unter dem Titel 'Der Blutsonntag':
Den Demonstrierenden voran zog der Priester
Gapon, in der einen Hand das Kreuz, in der
anderen die Bittschrift mit den Forderungen der
streikenden Arbeiter an den Zaren tragend …
Tausende Männer, entweder tot oder verwundet,
färbten den Schnee Petersburgs mit ihrem Blut,
auf Kommando des Großfürsten Wladimir, des
Henkers von Petersburg. Feige ist der zitternde
Zar nach Peterhof geflohen; während er diniert,
1901 – 1925
lässt er seine Diener erzählen: Gelobt sei Jesus
Christus … Hier handelte es sich nicht um
revolutionäre,
sozialdemokratisch
aufgeklärte
Massen, die die Wege nach Freiheit suchen –
nein, mystisch Gläubige waren es, die an dem
Bittgang zum Zaren teilnehmen, Männer die
Christus und den Zaren tief im Herzen trugen,
welche aber von den Bluthunden des Zarismus
zerrissen und niedergeschossen worden sind!
- ...Darum zur roten Fahne des internationalen
Sozialismus, der allem Blutvergießen, aller Zarenund Paschawirtschaft ein Ende bereitet und dem
wahren Völkerfrieden zum Siege verhilft!
Kriegsschiffes meutert, als die im Hungerstreik
befindlichen Matrosen erschossen werden sollen.
1905 27. Juni. - In Frankreich erhalten die
Bergarbeiter den 9-Stunden-Tag.
1905
3. Juli. - Die französische
Abgeordnetenkammer verabschiedet das Gesetz
über die Trennung von Kirche und Staat.
1905 1. August. - In Russland legen Streiks das
Eisenbahnnetz lahm.
1905
15. August. - In Belgien wird die
Sonntagsruhe gesetzlich geregelt.
1905 30. Januar. - In den USA setzt Präsident 1905 22. August. - Nach einem Generalstreik
Roosevelt durch, dass erstmals ein Schwarzer in erklärt der russische Gouverneur den Notstand in
den höheren Staatsdienst aufgenommen wird. Mr. Polen .
Gran wird Zolldirektor in Nordkarolina.
1905 8.
September.
Nach
einem
1905 21. Februar. In den belgischen Gewerkschaftskongress in London stimmen 1 000
Kohlenbergwerken streiken 80 000 Arbeiter.
Teilnehmer für den freien Handel und den 81905 24. Februar. Der Durchschlag des StundenTag für alle.
Richtstollens, beim Bau des Simplontunnels, 1905 Dezember. - Manifest des Zaren verspricht
gelingt von der italienischen Seite aus. Der Liberalisierung.
Eisenbahntunnel verbindet die Schweiz und Italien.
1905 13. Oktober. - Unter dem Druck der
1905
26. Februar. - Aus „Der arme Teufel“: Die Schriftsetzer wird in St Petersburg ein
Hinrichtung des Großfürsten Sergius in Moskau. Arbeiterausschuss gegründet. Vizepräsident ist
Die Massenschlächterei der Arbeiter in Petersburg Leo Trotzki. ll)
vom 22. Januar hat sich wieder an einem ihrer
verbrecherischen Urheber gerächt … Der Zar mag 1905 30. Oktober. - Generalstreik in ganz
noch so viele Beileidsschreiben erhalten, das Deutschland.
werktätige Volk ehrt die Männer, welche den 1905 17. November. - Tod von Großherzog
Foltertod der Knechtung vorziehen.
Adolph in Hohenburg im Alter von 88 Jahren. Sein
1905 22. März. - In Großbritannien erhalten die Nachfolger ist Großherzog Wilhelm.
Bergarbeiter unter 18 Jahren den 8-Stundentag.
1905 20. Dezember. - Bewaffnete Kämpfe in
1905
27. März. - Papst Pius X. beklagt die Moskau.
Trennung von Kirche und Staat in Frankreich.
1906
1905 1. April. - Erste Telefonverbindung Paris- 1906 7. Januar. - In London und mehreren
Berlin.
Städten Europas demonstrieren die Frauen, um
1905 2. April. - Ein mit Ehrengästen besetzter das Stimmrecht zu erhalten.
Zug durchfährt erstmals den Simplontunnel
zwischen der Schweiz und Italien, den mit 19,8 km
zum damaligen längsten Eisenbahntunnel der
Welt.
1906 11. Februar. In seiner Enzyklika
„Vehementer nos“ wendet sich Papst Pius X.
Heftig gegen die Trennung von Kirche und Staat in
Frankreich, wo die Kirchengüter inventoriert
1905 26. April. - In Paris wird die „sozialistische werden.
Internationale“ gegründet.
1906 15. Februar. - Streik der Matrosen und der
1905 1. Mai. - Streik in 200 russischen Städten. Hafenarbeiter in Österreich-Ungarn.
1905 7. Mai. - Aus „Der Arme Teufel“: Die
Maifeier. Die Versammelten sprechen allen um
bessere
Lohnund
Arbeitsbedingungen
kämpfenden
ihre
vollste
Sympathie
aus,
insbesondere aber dem um Freiheit und Recht
kämpfenden russischen Proletariat.
1905 Juni. - Meuterei des Panzerkreuzers
Potemkin.
Die Besatzung des russischen
1906 7. März. - In Finnland erhalten Männer und
Frauen über 24 Jahre, die in die Steuerlisten
eingetragen sind, das Wahlrecht. Finnland war
das erste europäische Land das, mit seiner
Landtagsordnung vom 1. Juni, Frauen das
Wahlrecht erteilte. Finnland war damals ein
russisches Großfürstentum.
1901 – 1925
1906
14. April. - Briefträgerstreik in Paris.
Ungarn und Serbien.
1906 18. April. - Bei einen schweren Erdbeben
der geschätzten Stärke 7,8 und den daraus
resultierenden Bränden wird die kalifornische Stadt
San Francisco verwüstet. Dabei sterben zwischen
700 und 3000 Menschen. Auf der San-AndreasVerwerfung entsteht eine deutliche Bruchlinie.
1906 10. Juli. - Der Senat in Paris stimmt das
Gesetz, welches einen Ruhetag pro Woche
festlegt. Am 30. Juli wird in Frankreich das
Arbeitsministerium geschaffen.
1906 10. August. - In seiner an die
französischen Bischöfe gerichteten Enzyklika
1906 1. Mai. - In Paris schlägt die Armee die „Gravissimi officii“ protestiert Pius X. Erneut gegen
Demonstrationen zum 1. Mai nieder.
die Trennung von Kirche und Staat.
1906 10. Mai. - Bei einem Grubenunglück in 1909
3. November. Die Teilnehmer der
Courrières in Nordfrankreich kommen über 1000 Internationalen Funktelegrafischen Konferenz in
Bergleute ums Lebens.
Berlin einigen sich auf das Morse-Signal SOS als
einziges Notrufzeichen für den Funkverkehr auf
1906
13. Mai. Die französisch-polnische
See.
Physikerin und Nobelpreisträgerin Marie-Curie wird
die erste Frau, die an der Sorbonne in Paris lehrt.
1906
5. November. Marie Curie,
Nobelpreisträgerin
und
erste
Professorin
1906 20. Mai. - In Brig wird der Simplon Tunnel
Frankreichs, hält ihre offizielle Antrittsvorlesung an
zwischen Italien und der Schweiz eingeweiht.
der Sorbonne in Paris.
1906 20. Mai. - In Frankreich werden die
1906 10. Dezember. - Die französische
Wahlen von dem linken Block gewonnen.
Regierung beschließt die Sequestration sämtlicher
1906
14. Juni. - Das deutsche Schlachtschiff Kirchengüter.
SMS Gneisenau ist gebaut und einsatzbereit.
1906 14. Dezember. - Das erste deutsche U1906
8. Juli. - Zollkrieg zwischen Österreich- Boot wird in Dienst genommen.
1907
1907 1. Januar. - In Frankreich tritt ein Gesetz in 1907 8. April. - Erster Arbeitsvertrag des
Kraft,
das
bedürftigen
alten
Menschen Luxemburger Meisterverbandes: In der Sitzung
Unterstützung gewährt.
vom 8. April 1906 wird ein Arbeitsvertrag
ausgearbeitet,
der
von
allen
Mitgliedern
1907 9. Januar. - Streik der französischen
angenommen wird. Verschiedene Artikel fallen
Textilarbeiter.
durch ihre Strenge auf: – .. Zuspätkommen oder
1907 20. Januar. - Die Schweiz lehnt die unentschuldigtes Fernbleiben von der Arbeit wird
Trennung von Kirche und Staat ab. Ausnahme mit 25 Centimes bestraft – Das Rauchen sowie
das Einbringen geistiger Getränke in die
Genf.
Werkstatträume sind strengstens verboten –
1907
11. Februar. - Zum ersten Mal bestehen in Während der Arbeitszeit hat jeder an seinem Platz
Paris zwei Frauen den Führerschein als zu sein und seine Arbeit zu verrichten.
Pferdekutscher.
Herumstehen
und
schwatzen
sowie
das
Unterhalten
mit
den
Nebenarbeitern
ist
verboten
1907 März. - Im März ziehen die ersten Frauen
und werden Zuwiderhandlungen mit obiger Strafe
als Abgeordnete ins finnische Parlament ein.
geahndet – Bei Arbeitsschluss hat jeder seinen
1907
2. März. - In Hamburg werden die Platz aufzuräumen und besonders samstags alles
streikenden Hafenarbeiter durch Briten ersetzt.
sauber zu machen. Die Maschinen sind jeden
1907 7. März. - An der Börse in der New Yorker Samstag vor Abschluss der Arbeitszeit gründlich
Wall Street bricht der Aktienmarkt zusammen. Es zu putzen.
kommt zu einer bis ins nächste Jahr andauernden 1907
12. April. - Unruhen in den französischen
Wirtschaftskrise.
Weingebieten. 500 000 Winzer demonstrieren in
1907 8. März. - Die Landtage Österreichs den Straßen von Montpellier.
entscheiden sich für das allgemeine und 1907 12. April. - In Frankreich gibt es bei den
obligatotische Wahlrecht.
Matrosen einen Generalstreik
1907
30. März. - In Frankreich gelingt Gabriel 1907
14. Juni. - Allgemeines Wahlrecht für die
Voisin ein erfolgreicher Flug von 60 Metern und die norwegischen Frauen.
Gebrüder Voisin starten in der Nähe von Paris die
1907
1. Juli. - Die Armee der Vereinigten
serienmäßige Herstellung ihrer Flugzeuge.
Staaten erhält ihre erste Luftwaffendivision. - Die
1901 – 1925
erste Militärkonstruktion der Gebrüder Wright damit ihre Stärke zu beweisen.
erreicht eine Geschwindigkeit von 58 km/h.
1907 18. Dezember. - Der Abgeordnete Michel
1907
5. Juli. - In Italien wird ein Gesetz Welter
kritisierte
die
beschränkten
gestimmt, das die Sonntagsruhe für Arbeiter und Berufsaussichten der Luxemburger Mädchen und
Angestellte der Fabriken und Läden vorschreibt.
Frauen: „Nous disons à la jeune fille: fais-toi
religieuse, instutitrice, gouvernante, servante, fille
1907 1. Oktober. - Die deutsche Armee kauft
de magasin, mais une carrière rémunératrice te
eine Zeppelin.
fournissant le moyen de mener une vie vraiment
1907 16. Dezember. Die Flotte der USA humaine, celle-là t'est fermée, parce que d'abord il
brichtmit 16 Schiffen zu einer Weltreise auf, um faut songer aux garçons. Voilà le language qu'on
tient et la conduite qu'on pratique.
1908
Strecke. Der Stadtrat nimmt an dieser
Jungfernfahrt teil. Am 8. August um 14. Uhr kann
1908 6. April. - In Paris treten die Bauarbeiter in
der
regelmäßige
Fahrbetrieb
endgültig
eine Streik.
aufgenommen werden.
1908
10. Mai. In Frankreich siegen die
1908
29. September. Im Verlauf einer
Radikalen und die gemäßigten Rechtsparteien bei
internationalen Konferenz in Luzern wird die
den Gemeindewahlen. In Paris hatte erstmals ein
industrielle Nachtarbeit für Kinder unter 14 Jahren
Frau, Jeanne Laloë, kandidiert.
verboten.
1908 21. Juni. Große Manifestation der
1908
5. Oktober. Bulgarien ruft seine
Frauenrechtlerinnen in London. An die 250 000
Unabhängigkeit aus. Österreich-Ungarn annektiert
Frauen manifestierten im Londoner Hyde Park für
Bosnien-Herzegowina.
das Wahlrecht der Frauen.
1908 19. November. - Großherzogin Maria-Anna
1908 25. Juli. - An den Olympischen Spielen in
übernimmt, wegen der Erkrankung Großherzogs
London
nehmen
erstmals
Frauen
als
Wilhelm, die Regentschaft. Auf Schloss Hohenburg
Bogenschützinnen teil.
leistet sie, vor einer Kammerdelegation, den Eid
1908. - Winston Churchill wird mit erst 33 Jahren auf die Verfassung.
Minister.
1908 10. Dezember. - Der aus Bonneweg
gebürtige Gabriel Lippmann erhält, für seine
1908 31. Juli. - Die erste elektrische Tram in
Forschungen und Verwirklichungen auf dem
Luxemburg fährt vom Limpertsberg durch den
Gebiet der Farbphotographie den Nobelpreis für
Kaiser Joseph-Ring über die neue Brücke auf den
Physik. Gabriel Lippmann hatte Luxemburg schon
Bahnhof zu. Tags darauf, am 1. August, erfolgt
in seiner Kindheit verlassen.
eine Probefahrt mit zwei Wagen über die ganze
1909
1909. - Auf Initiative von Aline Mayrisch – de Saint
Hubert wird das Mädchenlyzeum in Luxemburg
gegründet. Erster Direktor ist N. van Werweke. Die
beigeordnete Direktorin, Dr Marie Speyer war die
erste Frau Luxemburgs die ein Doktorat im
Ausland erhielt. Unter dem Lehrpersonal waren 3
Frauen: Anna Beffort, Irma Thilges und Alice
Thilges.
1909 3. Januar. Radikalen
und
Senatswahlen.
widersprechen. Dadurch wird ihre Einstellung oder
ihr Wechsel auf dem Arbeitsmarkt verhindert.
1909 16. Februar. - Serbien verstärkt seine
Waffenproduktion.
Dies
im
Verlauf
von
Annexionsbestrebungen Österreichs-Ungarns. Der
serbische
Premier
Novakovic
legt
einen„Panserbischen Plan“ vor, der die über den
ganzen Balkan verstreuten Serben von Wien
In Frankreich gewinnen die befreien will. Dabei ist er sich der Unterstützung
Linksrepublikaner
die Russlands gewiss. In Wien wird ein Eingreifen im
Balkan erwogen.
1909 29. Januar. - In Deutschland wird eine
schwarze Liste von Lohnempfängern aufgedeckt.
Sie wird von den Arbeitgebern geführt und auf ihr
sind
„Elemente“
vermerkt,
die
sich
gewerkschaftlich engagieren oder die sonst
1909
15. März. Italien schlägt
internationale Konferenz zur Lösung
Balkankrise vor.
eine
der
1909 18. April. - Im Vatikan wird Jeanne d'Arc von
Papst Pius X. selig gesprochen. 11 Jahre danach,
1901 – 1925
im Jahre 1920, wird sie von Papst Pius XV. Heilig Wanderung gerät der Lehrer Richard Schirrmann
gesprochen.
aus dem Sauerland (BRD) mit seiner Klasse in ein
Unwetter und kann in einer Dorfschule
1909
23. Mai. - In Frankreich wird der erste
übernachten. Dabei kommt ihn die Idee zur
Flugzeugträger eingeweiht.
Gründung von Jugendherbergen.
1909 12.Juni. - Großbritannien organisiert eine
1909
22. Oktober. - Im englischen Mansfield
Parade mit 144 Kriegsschiffen.
schreitet die Armee gegen 80 000 streikende
1909 25. Juli. - Louis Blériot überquert als erster Arbeiter ein.
den Ärmelkanal in 37 Minuten Flugzeit. Die
1909
28. November. - In Frankreich wird ein
benutzte Maschine war ein Eigenbau. Damit setzt
8wöchiger
Mutterschaftsurlaub
mit
er einen Meilenstein in der Geschichte der
Kündigungsschutz eingeführt.
Luftfahrt. Er war um 4.35 Uhr in Frankreich, in 'Les
Baraques' bei Calais abgeflogen und um 5.12 in 1909
2. Dezember. - In Frankreich wird ein
Dover gelandet.
Gesetz
veröffentlicht,
das
Gehälter
und
Zahlungsmodalitäten der Beamten festlegt.
1909
26. August. - Auf einer mehrtägigen
1910
1910 10. März. - China schafft die Sklaverei ab. den eigentlichen Beruf der Krankenschwester. Die
Der Handel mit Menschen wird verboten.
britische
Krankenschwester
organisierte
Militärkrankenhäuser
im
Krimkrieg,
dem
1910 11. Mai. - Der Halleysche Komet, um den
Sezessionskrieg und des französisch-deutschen
es viel Wirbel gab, zieht vorbei. Sein Erscheinen
Krieges. Sie gründete im Jahre 1860, im Londoner
löst in Europa Panik aus. Viele glauben, der
St-Thomas
Hospital,
die
erste
richtige
Kometenschweif würde die Erde in eine Gifthülle
Krankenschwester-Schule, die“The Nightingale
hüllen. „Anti-Kometengift-Pillen“ finden großen
training school for nurses“.
Absatz.
1910 25. August. - Papst Pius X. verbietet das
1910 27. Mai. - In Baden-Baden verstirbt Robert
französische Blatt „Le Sillon“, indem sich Marc
Koch im Alter von 77. Jahren. Durch Forschungen
Sangnier und katholische Gruppierungen für ein
auf dem Gebiet der Immunologie und der
soziales und brüderliches Christentum engagieren.
Bakteriologie hat er Infektionskrankheiten wie
Etwas später eröffnet Marc Sangnier in Paris eine
Tuberkulose und Cholera den Schrecken
Bäckereikooperative,
die
ohne
Nachtarbeit
genommen.
auskommt.
1910 5. -12. Juni. - Erste Flugwoche in
1910 27. August. - Die II. Internationale
Bad/Mondorf. Der Industrielle Charles Bettendorf
Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen
besitzt das erste Flugzeug Luxemburgs. Auf sein
beschließt
die
Einführung
des
jährlichen
Betreiben soll die erste Flugwoche Luxemburgs
Frauentages. Er wird zunächst am 19. März und
stattfinden.
Die
Hotelbesitzer
und
die
ab 1921 weltweite am 8. März gefeiert.
Gemeindeverwaltung waren von der Idee nicht
sehr begeistert. Das änderte sich als Bettendorf 1910 14. September. - Attraktion der Manöver in
einen Preis von 5000 Franken stiftete. Im der Picardie ist die neue Luftwaffeneinheit.
Dezember
1909
gewährte
die
1910 2. Oktober. - In Großbritannien werden
Abgeordnetenkammer ein Subsid von 10 000
allein in Lancastershire 7000 Spinnereien
Franken. Gemeinde und Eisenbahnverwaltung
geschlossen. Sie fallen der Technik zum Opfer und
geben 6000 Franken Um das Schauspiel zum
werfen 150 000 Arbeiter auf die Straße.
Erfolg zu machen wurde auf das Mitwirken
internationaler Piloten gesetzt.
1910 5. Oktober. - In Portugal wird nach dem
Sturz von König Manuel II. die Republik
1910 22. Juni. - Das deutsche Luftschiff „LZ 7“,
ausgerufen. Reformen in der Sozialgesetzgebung,
das erste Passagierluftschiff der Welt, legt bei
der Bildung und in der Beschneidung des starken
einer Probefahrt die 575 Kilometer lange Strecke
Einflusses der katholischen Kirche versprachen
zwischen Friedrichshafen am Bodensee und
erste Schritte auf dem Weg zur Demokratie.
Düsseldorf in neun Stunden zurück.
1910 21. November. - Tod des Staatsarchitekten
1910 15. Juli. - Die Polen verlangen ihre
Charles Arendt. Geboren am 14. März 1925 in
Unabhängigkeit von den Russen und von den
Vianden wurde er im Jahre 1858 zum
Deutschen.
Staatsarchitekten ernannt. Bis zu seiner Pension
1910 13. August. - Florence Nightingale verstirbt im Jahre 1898 bekleidete er diesen Posten.
im Alter von 90 Jahren in London. Sie gründete Während dieser Jahre wurden 78 Kirchen und
1901 – 1925
Kapellen gebaut oder vergrößert. Er hat 130 Gebäude restauriert.
Profanbauten errichtet und 24 historische
1911
1911 21. Januar. - Deutschland erweitert seine Geographie und Kosmographie, Physik und
Armee in Friedenszeiten um 515 000 Mann. Der Chemie, Anatomie und Physiologie der Tiere und
Militärhaushalt von 1911 sieht den Bau von fünf Pflanzen etc.
großen Schlachtschiffen vor.
1911 29. Juli. - Großbritannien verstärkt seine
1911 31. Januar. - In London wird ein Haus Atlantikflotte und Preußen baut Helgoland zur
gesprengt, in dem sich russische Anarchisten Festung aus.
verschanzt
haben
um
die
Revolution
1911 29. Juli. - In Großbritannien erhöhen die
vorzubereiten. Sie kommen in der Explosion um.
Abgeordneten ihre Diäten während 200 000
1911 19. März. - Der internationale Frauentag Arbeiter streiken.
wird zum ersten Mal im Deutschen Reich, in
1911 22. August. - Es beginnen schwierige
Dänemark, in Österreich, in der Schweiz und in
Verhandlungen
zwischen
Frankreich
und
den USA gefeiert.
Deutschland wegen beiderseitigen kolonialen
1911 20. April. - Neue Streitigkeiten zwischen Ansprüchen, besonders wegen der Marokkopolitik.
Frankreich und Deutschland um Einflusszonen in
1911
7. September. In Hamburg wird der
Marokko. Wegen innerer Schwierigkeiten ruft der
426,5 Meter lange Elbtunnel eröffnet. Er verbindet
Sultan Frankreich um Hilfe, welches Truppen
die
St.
Pauli-Landungsbrücken
mit
dem
entsendet. General Moinier marschiert kampflos in
Hafengebiet.
Fez ein und wird vom Sultan empfangen.
1911
30. September. - Das niederländische
1911 8. Mai. - In Island erhalten Männer und
Parlament hebt die Zölibatspflicht für Lehrerinnen
Frauen gleichberechtigt das Stimmrecht.
auf.
1911
31. Mai. - Elsass-Lothringen ist noch
1911 30. Oktober. - Durch die Verschmelzung der
Deutsches Reichsland. Es bekommt eine eigene
Hüttengesellschaft von Luxemburg/Saarbrücken,
Verfassung, der die Deputierten des Landes im
Eich (Le Gallais, Metz & Cie), sowie Düdelingen
Reichstag in Berlin nicht zustimmen. Dennoch
zur ARBED (Société anonyme des aciéries réunies
erhält die Verfassung eine Mehrheit und tritt in
de
Burbach-Eich-Dudelange)
entsteht
ein
Kraft.
gewaltiges Industriewerk. Die einstigen großen
1911 10. Juni. - Frankreich protestiert gegen die Hüttenherren wie Léon Metz sollten nach der
Landung spanischer Truppen in Marokko.
Gründung der ARBED an Einfluss verlieren. Neue
Kräfte, wie Emile Metz, übernahmen einen
1911 1. Juli. - Das Deutsche Schlachtschiff
wesentlichen Anteil am Zustandekommen des
„Panther“ läuft in den Hafen von Agadir ein.
Stahlkartells.
England beschließt, Frankreich in Marokko zu
unterstützen. Spanien begrüßt das deutsche 1911
20. November. - Heftige Proteste der
Eingreifen.
Frauenrechtlerinnen in London und unbefristeter
Streik der Taxifahrer in Paris.
1911 22. Juli. - Gesetz zur Einrichtung eines
Mädchenlyzeums in Luxemburg und Esch/Alzette. 1911
14. Dezember. Der Norweger Roald
Nachdem im Jahre 1909 (Luxbg) und 1910 Amundsen (1872-1928) erreicht als erster Mensch
(Esch/Alzette), auf private, liberale Initiative hin, den Südpol. Sein Konkurrent Robert Scott /1868ein Mädchenlyzeum eröffnet wurden, erkennt der 1912) trifft erst vier Wochen nach ihm dort ein und
Staat diese nun gesetzlich an. Fächer: Religions- findet, auf dem Rückweg, zusammen mit seinen
und Sittenlehre, deutsche französische und Begleitern, den Tod.
englische Sprache und Literatur, Geschichte,
1912
1912
26. Januar. - Streik im Differdinger
Hüttenwerk. Als die Arbeiterbeiträge für die Altersund Invalidenversicherung zum ersten Mal von den
Löhnen abgezogen werden, gibt es in Differdingen
einen Streik der dortigen italienischen Arbeiter und
es kommt zu aufgeregten Diskussionen. Die
italienischen Arbeiter
begeben
sich
zum
Hochofendirektor Freiherr von Schlippenbach. Der
jedoch lässt sie vor die Tür setzen, was das Signal
zu einem allgemeinen Widerstand gegen die
Direktion ist. Als die Italiener durch das Portal
marschieren
alarmiert
die
Direktion
die
1901 – 1925
Gendarmerie, Diese schießt, auf Befehl ihrer 1912 14. Juni. - Großherzogin Marie-Adelheid
Vorgesetzten, in die Menge und es gibt vier Tote leistet in der Abgeordnetenkammer den Eid auf die
unter den Arbeitern.
Verfassung. 4 Tage später, am 18. Juni, nachdem
sie die Großjährigkeit erlangt hat, besteigt sie den
1912 20. Februar. - Im Kanton Zürich müssen
Thron. Als nach der Geburt von sechs Mädchen
heiratswillige Lehrerinnen kündigen.
feststand, dass der großherzoglichen Familie ein
1912 25. Februar. - Tod von Großherzog Wilhelm männlicher Nachkomme verwehrt bleiben würde,
IV. Auf Schloss Berg. Seine Gattin Großherzogin gelang es Wilhelm IV. Im Jahre 1902, seiner
Maria Anna führt die Regentschaft weiter bis zur ältesten Tochter Marie-Adelheid, durch ein neues
Volljährigkeit der nachfolgenden Herrscherin, Familienstatut, die Erbfolge zu sichern.
Großherzogin MarieAdelheid.
1912 25. Juni. - Mit 34 zu 17 Stimmen, bei einer
1912 27. Februar. - In Frankreich wird das Enthaltung, nimmt die Kammer ein neues
Schulgesetz an. Dies Gesetz führt die
Rentenalter für Arbeiter auf 60 Jahre festgesetzt.
Schulgeldfreiheit, die siebenjährige Schulpflichtzeit
1912
4. März. - In Großbritannien werfen und Luxemburgisch als Pflichtfach ein. Darüber
Frauenrechtlerinnen
den
Politikern
die hinaus das Entfallen der Bestimmung, dass der
Fensterscheiben ein.
Lehrer beim Religionsunterricht mitwirken muss,
1912 27. März. - Den britischen Bergleuten wird das Entfallen des Zeugnisses über religiöse
Sittlichkeit des Lehrers bei Brevetexamen und
vom Unterhaus ein Mindestlohn zugestanden.
Ernennung, das Entfallen der rechtlichen
1912
5. April. Die erste Ausgabe der Mitgliedschaft
des
Pfarrers
in
der
russischen Tageszeitung „Prawda“ erscheint.
Schulkommission, das Entfallen der periodischen
des Pfarrers oder dessen
1912
15. April. - Die „Titanic“, das größte Schulbesuche
Ozeanschiff der Welt, versinkt, nach einer Kollision Stellvertreters zur Beaufsichtigung der Erziehung
mit einem Eisberg um 2.20 Uhr bei Neufundland und des sittlich-religiösen Unterrichtes. Am 10. Juli
im Atlantik. Von den 1513 Passagieren konnten 1912 legt Generaldirektor Braun der Regierung
nur 711 gerettet werden. (Es gibt verschiedene das Gesetz zur Unterschrift vor. Nach einigem
Zögern, sie war tief katholisch, unterzeichnet
Zahlen der Opfer)
Marie-Adelheid das Gesetz am 10. August 1912.
1912 16. April. - Erster Ärmelkanal-Überflug einer
Frau. Es handelte sich um die am 11. Mai 1875 1912 23. August. - Die französische Regierung
geborene Harriet Quimby, die schon am 1. Juli löst die Lehrergewerkschaft auf.
1912 bei Boston verstarb. A, 1. August 1911 erhielt 1912 17. Oktober. - Die im Balkanbund vereinten
sie als erste Frau in den USA ihren Flugschein. Mit Länder Griechenland, Bulgarien, Serbien und
einem Flugzeug, von Blériot geliehen, startete sie Montenoegro beginnen den Ersten Balkankrieg
am 16. April von Dover um 5.30 Uhr und landete gegen das Osmanische Reich.
59 Minuten später an einem Strand etwa 40 km
4. Dezember. - Waffenstillstand um
von Calais entfernt. Am 1. Juli 1912 kam sie in 1912
den
alle
Gegner
,
außer
Squantum/Massachussetts bei einem Schauflug Balkankrieg,
Griechenland, unterzeichnen.
ums Leben.
21. Dezember. - Im Falle eines neuen
1912 18. April. - In Russland bricht die Armee den 1912
europäischen
Krieges
erklären
Norwegen,
Streik der Goldminenarbeiter am Ufer der Lena.
Schweden und Dänemark ihre Neutralität.
1913
1913 12. Januar. - Der aus Canach stammende
Bischof Koppes drohte allen Abgeordneten mit der
Exkommunikation, wenn sie eine dem Schulgesetz
günstige Stellung einnähmen und interdizierte 6
Zeitungen, darunter die liberale Luxemburger
Zeitung. Der "Schulkampf" wurde mit so großer
Leidenschaft geführt, weil er zu einem
Weltanschauungskampf geworden war. (Müller)
eröffnet.
1913 8. Februar. - Feministinnen zerstören die
neue Telefonlinie London – Glasgow.
1913
4. März. - Angesichts der deutschen
Rüstung verlängert Frankreich die Militärdienstzeit
auf drei Jahre.
1913
29. März. - Deutschland erhebt neue
1913
15. Januar. - Erste Telefonverbindung Steuern, um seine Rüstung weiter zu treiben.
zwischen New York und Berlin.
1913
6. Mai. - In London verweigert das
1913 2. Februar. - Die „Grand Central Station“ Unterhaus das Frauenstimmrecht.
in New York, der größte Bahnhof der Welt, wird
1913
29. Juni. - Neues Aufflammen des
1901 – 1925
Balkankrieges. u.a. um Serbien zu schwächen Verlagshaus an die freien Gewerkschaften. Er
ermutigt Österreich die Bulgaren. Andere verstarb am 20. April 1939.
Balkanländer sind betroffen.
1913 10. August. - Eine Friedenskonferenz in
1913
30. Juni. - Nach dem Wahlsieg der Bukarest beendet den Balkankrieg. Bulgarien
Konservativen und Pangermanisten in Preußen unterliegt. Serbien verdoppelt sein Territorium. ..
verstärkt Deutschland seine Armee noch weiter.
etc
1913
1. Juli. Paul Schroell gründet in 1913 25. Oktober. - In Deutschland gibt es 443
Esch/Alzette das „Escher Tageblatt“. Im Jahre 000 Arbeitslose.
1927 verkaufte Paul Schroell das Druck- und
1913 13. November. - Hungersnot in Russland.
1914
Januar 1914
1914 12. Januar. - In den Ford-Werken in Amerika im November 1914 mit der neuen Partei in die
wird der 8-Stundentag eingeführt.
Öffentlichkeit zu treten. Der Ausbruch des
Weltkrieges verhindert dies. Die Partei der
1914 16. Januar. - Im Volkshaus in Luxemburg
Rechten
bezweckt,
jedenfalls
in
ihren
Stadt wird die luxemburgische Partei der Rechten
Grundsätzen, die Förderung des allgemeinen
gegründet. Die Gründungsversammlung setzt sich
Volkswohls im Einklang mit den Grundsätzen des
zusammen aus Vertretern der katholischen
christlichen Sittengesetzes und die Freiheit der
Presse, des Volksvereins und einer unter dem
katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen, die
Namen “Katholische Volkspartei“ bekannten losen
Freiheit der übrigen Konfessionen.
Deputiertentruppe. Am 20. Juni wird beschlossen
Februar 1914
1912 25. Februar. - Auf Grund einer geänderten Luxemburg. Bis zu ihrer Volljährigkeit am 15. Juni
Thronfolgeregelung wird die älteste Tochter übernimmt ihre Mutter Maria Anna die
Wilhelms IV. Von Luxemburg, Marie-Adelheid als Regentschaft.
erste Frau regierende Großherzogin von
März 1914
1914
8. März. Frauen fordern mit Einzug
ins
Hohe
Haus.
Doch
Demonstrationen in Deutschland am Frauentag Luxemburgischen blieb weiterhin von
das Wahlrecht.
Kammerdebatten ausgeschlossen.
1914 17. März. - Der sozialistische Abgeordnete
und Mundartschriftsteller C.M. Spoo verstirbt im
Alter von 77 Jahren. Bei der Eidesleistung am 10.
November
1896
bediente
er
sich
der
luxemburgischen Sprache und plädierte für deren
das
den
1914 17. März. - Das russische Heer wird von
460 000 auf 1 700 000 Soldaten heraufgesetzt.
1914
24. März. Militärbudget.
Frankreich erhöht sein
April 1914
1914 1. April. - Im Balkankrieg beschließt Griechenland.
Albanien die allgemeine Mobilisierung und bedroht
Juni 1914
1914 2. Juni. - In einem Londoner Ingenieursclub Militärbudget um 800 Millionen Franken auf. Die
wird der erste „Fernseher“ vorgestellt. Er ist jedoch Anleihe zur Aufstockung übersteigt die angepeilten
zu teuer, um eine Verbreitung zuzulassen.
800 Millionen.
1914 4. Juni. - In Großbritannien streiken zwei Die immer stärker werdenden nationalen Bestrebungen
Millionen Arbeiter. Auch in Italien findet ein der Slawen, die von Russland unterstützt
wurden,drohten den Nationalitätenstreit ÖsterreichGeneralstreik statt.
1914
19. Juni. -
Ungarn zu sprengen. Der Thronfolger Franz Ferdinand
Frankreich stockt sein versuchte mit allen Mitteln, die Donau-Monarchie
1901 – 1925
zusammen zu halten. Um die Slawe n für das
Habsburgerreich zu gewinnen, plante er ihnen die
gleiche Selbständigkeit zu geben, wie sie die Deutschen
und Ungarn ebenfalls hatten. Aus der Doppelmonarchie
sollte eine Dreiermonarchie werden. Die Serben, die die
Südslawen von Österreich-Ungarn abtrennen wollten,
sahen nun aber ihre Absichten durch Franz Ferdinand
gefährdet …
1914 28. Juni. - Ermordung des österreichischen
Thronfolgers Franz Ferdinand sowie seiner
Gemahlin in Sarajewo, durch den serbischen
Nationalisten Gavrilo Princip der das Ende der
Habsburgischen Herrschaft anstrebt. Serbische
und russische Dienststellen wussten davon. Nach
dem Überqueren der Lateinerbrücke über Miljacka
biegt der Wagen mit dem österreichischen
Thronfolgerpaar Franz Ferdinand und Sophie auf
den Kai ab. Der Wagen stoppt direkt vor einem
Café, aus dem der Gymnasiast Gavrilo Princip auf
die Straße springt und zwei Schüsse abfeuert.
Zuerst bricht die Erzherzogin Sophie zusammen.
Während sich der Kronprinz noch über seine Frau
beugt, wird auch er von einer Kugel getroffen.
Beide sterben noch an Ort und Stelle.
Vor Beginn des Ersten Weltkriegs ist das kaiserliche und
königliche (fortan k.u.k. Genannt) Österreich-Ungarn nach
Russland der zweitgrößte Staat Europas, der auch Serbien
besetzt hat, Dort bildet sich eine nationale Befreiungsarmee, für
die auch der noch nicht einmal 20-jährige Gymnasiast Gavrilo
Princip kämpfen will. Doch er wird wegen seiner kleinen Statur
nicht angenommen. Daher sucht Princip Trost in einer Gruppe
Nationalisten. Dort plant er mit einigen Freunden das Attentat
auf den Thronfolger der k.u.k.-Monarchie, Erzgroßherzog Franz
Ferdinand.
Am 28. Juni, als Franz Ferdinand Sarajewo besuchte, soll dort
das Attentat geschehen. Die Attentäter sind von der
Untergrundorganisation mit Pistolen und Handgranaten
ausgerüstet worden. Doch als der erste seine Handgranate
wirft, erkennt der Chauffeur des Erzherzogs die Gefahr und gibt
Vollgas. Die Bombe explodiert hinter dem Wagen. Gavrilo
Princip kann im Tumult fliehen und hält den Anschlag für
gescheitert. Er setzt sich in einem Café nieder. - Derweil
besucht der Erzherzog das Rathaus. Vor der Weiterfahrt
befiehlt er eine andere Route einzuschlagen. Doch der
ortsunkundige Fahrer verpasst eine Abzweigung, stoppt und
wendet – durch Zufall genau vor dem Café in dem Princip sitzt.
Der erkennt seine neue Chance, springt hoch, rennt auf die
Straße und schießt. Mit den bekannten Folgen.
Wenn Österreich sofort von Serbien Sühne verlangt hätte, wäre
dies verstanden worden. Statt dessen zögerte Wien aber so
lange, bis die Entrüstung schon fast abgeklungen war.
Russland und Frankreich vereinbarten, dass sie Serbien gegen
jeden österreichischen Übergriff beschützen wollten. Am 23.
Juli überreichte Österreich in Belgrad ein scharfes Ultimatum,
ohne sich vorher mit Berlin abzusprechen. Serbien nahm die
Wiener Bedingungen an. Nur die Beteiligung von
österreichischen Beamten an den Ermittlungen gegen die
Verschwörer auf serbischem Boden lehnte es ab. Die Welt
atmete auf in der Meinung, dass nun der Krieg verhindert
werden könnte. Doch Österreich machte gegen Serbien mobil
und erklärte ihm am 28. Juli den Krieg.
Juli 1914
Aus dem Tageblatt vom 1. Juli 1914
Zur
Ermordung
Tronfolgerpaares.
des
Die politischen Folgen des Attentats.
Österreich.
(sic.)
Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers
bedeutet eine der schwersten Erschütterungen,
die das Reich an der Donau seit langem erlitten
hat. Nicht als ob der Gang der österreichischen
Politik unmittelbar in ein anderes Geleis gelenkt
oder als ob, die Tat des Sarajewoer Mörders der
Festigkeit des Reiches gefährlich werden könnte.
Das Schwergewicht dieses Staates ist zu groß, als
daß es durch den Tod eines einzelnen Mannes,
und sei es auch eine so ausgeprägte
Persönlichkeit wie Erzherzog Franz Ferdinand,
aus der Bahn geworfen werden könnte.
(Schiefdruck:
Histolux)
Das
politische
Beharrungsvermögen eines Reiches mit einer
solchen Geschichte hat schon mehrere schwerere
Proben überdauert. Man übersieht auch in diesem
Augenblick der allgemeinen Bestürzung nicht,
welche Folgen das furchtbare Ereignis nach sich
ziehen wird. Aber dessen ist jedermann gewiß,
daß die Dinge im Habsburgerreich sich in den
nächsten Jahrzehnten anders gestalten werden,
als man sich seit Zehn Jahren gewöhnt hatte,
anzunehmen.
Man hatte angefangen, sich auf den künftigen
Kaiser und König von Ungarn einzustellen. Die
mehr oder weniger klerikal militärisch gesinnten
1901 – 1925
Kreise des Großösterreichertums rechneten
darauf, daß der friedlichen und nach ihrer Meinung
passiven Politik, die Oesterreich in den letzten
Jahren befolgt hat,' wieder eine Periode folgen
werde, in der Oesterreich, straff zusammengefaßt
zeigen werde, daß es nicht gewillt sei, sich auf die
Seite schieben zu lassen, daß es, wie einst unter
Metternich
und
Schwarzenberg,
wiederbestimmend in die Gestaltung Europas
eingreifen werde. Mit einer gewissen Ungeduld
haben in den kritischen Tagen der Balkanhändel
diese Befürworter einer energievollen Machtpolitik
Oesterreichs dem Zeitpunkt entgegengesehen, da
der Mann, in dem sie den hervorragendsten Träger
solcher Machtgedanken sahen, ihre Hoffnungen
verwirklichen sollte. Aber gerade diese Vorstellung
von einer neuen Zeit österreichischen Weltpolitik
ist es gewesen, die auf der anderen Seite die
südslawischen Feinde der österreichischen Macht
aufs heftigste erregt und in einen fanatischen
Taumel versetzt hat, der vor dem blutigen
Verbrechen um so weniger zurückgeschreckt
ist,als ja der politische Mord von altersher in der
Geschichte der Serben eine nicht geringe Rolle
spielt und nicht in demselben Maße Empfindungen
des Abscheus auslöst, wie sie im allgemeinen den
Mittel- und Westeuropäer bewegen.
Ob diese Vorstellung von dem “Manne der starken
Hand" richtig gewesen ist, läßt sich nach seinem
tragischen Untergang nicht nachprüfen. Ihre
Richtigkeit hätte sich nur erweisen lassen, wenn
der Erzherzog wirklich das Steuer des Staates
ergriffen hätte. Es gab bei seinen Lebzeiten so
manche Personen, die ihn näher kannten, und die
behaupteten, diese Hand sei keineswegs so stark,
wie es nach außen hin manchmal den Anschein
habe und wie von den geflissentlichen Lobrednern
verbreitet werde. Die Stärke bestehe manchmal
nur in einer gewissen energievollen Gebärde und
in einem geistigen Habitus, der dem Erzherzog die
Fähigkeit verlieh, bei bestimmten Anlässen, wenn
es sich um die Erreichung eines ihm
vorschwebenden Zieles handelte, Rücksichten bei
Seite zu stellen und geradeswegs auf das Ziel
loszuschreiten. Es hat ja in Oesterreich und
anderswo schon Zeiten gegeben, in denen eine
solche Politik der starken Hand, die nachher sich
doch nicht als stark genug erwies, viel Unheil
angerichtet hat. Aber es lohnt nicht, Betrachtungen
darüber anzustellen, ob Oesterreich-Ungarn nach
außen hin wieder eine starke Politik versucht
hätte, einige Wahrscheinlichkeit spricht dafür.
Daß im Innern ein Monarch mit sehr bestimmt
ausgesprochenen Meinungen großen Einfluß auf
die Gestaltung des Staatswesens ausüben kann,
begreift sich ohne weiteres, besonders in einem
Staat, in dem so viel von der Person des
Monarchen abhängt, wie in Oesterreich und auch
in Ungarn. In Oesterreich, in dem jetzt, dank der
,von der Regierung des Grafen Stürgkh tückisch
begünstigten
tschechischen
Obstruktion,die
Volksvertretung seit Monaten ausgeschaltet ist
und die wichtigsten Funktionen des Staates
einfach nach den Methoden des Absolutismus
erfüllt werden, kann ein Herrscher, der kein
Gewicht darauf legt, über den Parteien und
Völkern zu stehen und Zurückhaltung zu üben,
seinen persönlichen Willen sehr stark zur Geltung
bringen. Denn er wird immer Minister finden, die
bereit sind, seinem Willen als Instrumente
zu dienen. So ist wohl nicht zu bezweifeln, daß
Oesterreich im Innern noch mehr, als es in den
letzten Jahrzehnten ohnehin der Fall war, im Sinne
enger Konservativer Ideen mit Klerikaler, feudaler
und. slawischer Färbung verwaltet worden wäre.
Die Kreise, die auch heute immer noch meinen,
ohne Rücksicht auf die erwachten Volksstämme
eine Reinkultur des echten Oesterreichertums im
alten vormärzlichen Sinne heranzüchten zu
können, sind unaufhörlich am Werke, und weil sie
von dem ihnen politisch verdächtigen national
gesinnten Deutschtum noch immer befürchten, es
könnte einst einmal von der großen politisch
geeinten Nassen seiner Stammesgenossen
angezogen werden und den österreichischen
Staatsverband entweder sprengen oder in
Abhängigkeit von Deutschland bringen, so
betrachten sie es, wie Graf Taasse als den Gipfel
österreichischer Staatsweisheit, das Deutschtum
durch die von ihnen begünstigten Slawen
möglichst bedrängen zu lassen, um so den Staat
im Gleichgewicht zu halten. Daß sie dabei eine
besondere innere Neigung für Tschechen.
Slowenen oder Polen hätten, ist keineswegs
anzunehmen, sind ihnen doch die Völker
überhaupt Gemeinschaften, die sie nur widerwillig
respektieren und die sie als politische
Individualitäten am liebsten gar nicht anerkennen
würden. Diese feudalreaktionären Gruppen, die
eigentlich Versteinerungen aus der Zeit des
Vormärz sind, glaubten, daß Erzherzog Franz
Ferdinand ihre Gedanken teile, und sie erwarteten,
daß er sie in Taten umsetzen werde. Bis zu einem
gewissen Grade mögen sie Recht gehabt haben,
aber vermutlich irren sie darin, wenn sie glauben,
daß der Erzherzog, der ein Kühler Rechner war.
sich von ihnen hätte führen lassen. Er wäre mit
ihnen soweit gegangen, wie seine dynastischen
Machtzwecke es erforderten und das möchte
freilich ein gutes Stück Weges gewesen sein.
Für die Möglichkeiten politischer Entwicklung, die
im Vorstehenden nur angedeutet werden konnten,
hatte sich in den letzten Jahren eine gewisse
Wahrscheinlichkeit
ergeben.
Diese
Wahrscheinlichkeit ist durch den Tod des
Erzherzogs in Ungewißheit verwandelt. Denn
niemand kann sagen, daß jetzt das Steuer nach
der anderen Seite herumgeworfen werden wird.
Den jungen Thronfolger, der noch gar nicht
hervorgetreten ist und den man dem Anschein
nach auch mit einer gewissen Absicht bisher im
1901 – 1925
Hintergrund hat stehen lassen, Kennen wenige.
Wäre er eine starke Persönlichkeit, so hätte man
wohl mehr von ihm gesehen. Es ist möglich, daß
er andere Bahnen einschlagen will, als sein
Oheim sie einzuschlagen beabsichtigte. Aber auf
der anderen Seite ist anzunehmen, daß jene
geschilderten, nach Einfluß strebenden Kreise aus
Kirche und Gesellschaft versuchen werden, den
jungen Erzherzog, der doch noch wenig Erfahrung
hat. Zu sich heranzuziehen. Und schon, was
Oesterreich in den letzten Jahren erlebt hat. war
schlimm
genug.
Dabei war freilich ein Moment besonders im üblen
Sinne tätig, der Gegensatz, der sich zwischen der
ruhigen, zurückhaltenden Politik des alten Kaisers
und dem unruhigen Drängen des Thronfolgers
bemerkbar machte. Dieser, Gegensatz wird
schwerlich weiterbestehen, denn der neue
Thronfolger wird wenigstens fürs Erste keine
eigene Politik zu verfolgen trachten. Es ist
begreiflich, wenn sich heute bei allen Freunden
Oesterreichs der Wunsch aufdrängt, daß der
greise Kaiser Franz Josef noch recht lange am
Leben bleiben und daß der junge Thronfolger
seinen politischen Gedanken eine Richtung geben
möge, die von dem Wege einer abenteuerlustigen
Expansionspolitik abbiegt und das Heil der Völker
dieser Monarchie in friedlicher und freiheitlicher
Entwickelung
ihrer
moralischen
und
wirtschaftlichen Kräfte und in der Emporführung zu
Eintracht und menschlicher Gesittung sucht.
Die Untersuchung.
Princip und Gabrenovic verhalten sich andauernd
außerordentlich zynisch und zeigen nicht die
geringste Reue. Sie scheinen sich vielmehr
darüber zu freuen, daß die ruchlose Tat gelungen
ist. Auf die meisten Fragen verweigern sie die
Antwort, leugnen aber nicht, die Bomben aus
Belgrad bekommen zu haben, wie sie sagen, von
zwei Komitadschis, Ebenso gestehen sie nunmehr
ein, in Verbindung miteinander gehandelt zu
haben. Die Verabredung sei dahin gegangen, daß,
falls einem der Anschlag mißlinge, der andere das
Werk fortzusetzen hätte.
Die Ueberführung der Leichen nach Wien.
Anläßlich der Ankunft der Leichen des Erzherzogs
Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg
hat die Bevölkerung des dalmatinischen NarentaGebietes Vorbereitungen für eine würdevolle, stille
Trauerfeier
getroffen.
In
der
Stadt Metkowitz sind alle
Häuser schwarz
beflaggt, die Straßenlaternen umflort, die
Fahrzeuge und Dampfer führen die Flaggen auf
Halbmast. Um 6 Uhr langten die Leichen mittelst
Sonderzuges aus Sarajewo an. In dem gleichen
Zuge traf auch der ganze Hofstaat der
Verblichenen ein. Am Bahnhof hatten sich außer
der Ehrenkompagnie und einer Abteilung der
Kriegsmarinemannschaft
eingefunden
der
Statthalter, sämtliche Beamte der Stadtbehörden,
Offiziere, Geistliche beider Konfessionen,höhere
Staatsbeamte, die Vertreter der Gemeinden. Die
Schuljugend und die gesamte Bevölkerung von
Metkowitz bildete Spalier. Die Särge wurden von
Matrosen der Kriegsmarine aufgehoben und von
dem katholischen Geistlichen von Metkowitz unter
dem Geläute aller Kirchenglocken eingesegnet.
Unter dem gedämpften Trommelwirbel der
Ehrenkompagnie wurden sie sodann auf die
Kriegsyacht “Dalmat" getragen. Der Sarg des
Erzherzogs war mit der Kriegsflagge und der
erzherzoglichen Standarte, der Sarg der, Herzogin
mit der Kriegsflagge bedeckt. Statthalter Graf
Attems legte an der Bahre des Erzherzogs einen
Lorbeerkranz nieder mit Palmen, an der Bahre der
Herzogin
ein
prachtvolles
Blumengewinde.
Desgleichen legten die Damen von Metkowitz und
die Offiziere des 16. Armeekorps sowie die
Staatsbeamten
Kränze
nieder.
Zahllose
Blumenspenden wurden aus dem Hofzuge
herübergetragen und die Kriegsyacht mit ihnen
bedeckt.
Unter der Abfeuerung der Generalsalve der
Ehrenkompagnie setzte sich das Schiff langsam in
Bewegung. An Bord der Jacht begab sich außer
dem Hofstaat der Statthalter, der die Leichen
während der Fahrt auf dalmatinischem Gebiet als
Landeschef begleitet. Dem Schiffe fuhr ein
Torpedoboot voraus, dem die Statthalteryacht
folgte. In allen Gemeinden und Ortschaften längs
des Narentaufers, welche reichen Trauerschmuck
trugen, hatte sich die ganze Bevölkerung mit der
Schuljugend und den Gemeindevertretungen
aufgestellt. Die Männer und Frauen hielten
brennende Kerzen und, als das Schiff herannahte,
knieten alle nieder, während die Geistlichkeit unter
dem
Geläute
der
Kirchenglocken
den
vorbeifahrenden
Leichenzug
segneten.
Als die Kriegsyacht vor der Narentamündung
anlangte, leistete das dort verankerte Kriegsschiff
“Viribus Unitis" einen Geschützsalut von 19
Schüssen. Die “Dalmat" legte an der Seite des
Schlachtschiffes an, worauf die beiden Särge an
dessen Bord gebracht wurden. Das Achterdeck
des Kriegsschiffes war in eine Kapelle
umgewandelt und mit Kriegsflaggen und Fahnen
geschmückt. Der Schiffsgeistliche nahm in
Anwesenheit des ganzen Hofstaates, des
Statthalters, der Offiziere und Mannschaften eine
feierliche Einsegnung der Leichen vor. Nach 9 Uhr
lichtete die “Viribus Unitis" die Anker und steuerte,
mit der erzherzoglichen Standarte und der Kriegs
flagge auf Halbmast, nach Norden.
Neue Verhaftungen.
Nach einer Privatmeldung aus Serajewo wurde der
Chefredakteur Radulovic des serbisch-radikalen
Blattes
“Narod"
wegen
Verbrechens
der
Aufreizung der Bevölkerung verhaftet, ebenso der
Führer des gesamten politischen Lebens in
1901 – 1925
Bosnien. Landtagsmitglied Jefanovic-Serajewo, an
der serbischen Grenze bei Visegrad. Das
Bestehen einer Verschwörung der beiden
Verbrecher ist vollkommen erwiesen. Es stehe
fest, daß sich unter der Menge noch Genossen der
Verbrecher
befunden haben, die ebenfalls mit Bomben und
Revolvern ausgerüstet waren. Die von den Tätern
verwendeten
Bomben
waren
sogenannte
serbische Militärbomben.
Die verwaisten Kinder.
“HIas Naroda" meldet aus EhIumetz: Die
Schreckensbotschaft aus Serajewo traf am
Sonntag mittag hier ein. Sie wurde zunächst den
Kindern des Erzherzogs Franz Ferdinand bis zum
Abend verheimlicht. Nachdem die Kinder von der
Gräfin Henriete Khotek schonend vorbereitet
waren, übernahm der Erzieher Stanowski das
schwere Amt, ihnen den Tod der Eltern mitzuteilen.
Als die Kinder die Nachricht erfuhren, brachen sie
in einen Weinkrampf aus. Die Gräfin Khotek fiel
bei
dem
herzzerreißenden
Anblick
der
verzweifelten
Kinder
in
Ohnmacht.
Die
erschütternde Szene ergriff alle Umstehenden auf
das tiefste. Graf Wuthenau und Gemahlin, Fürst zu
Schönburg und Graf Rast bemühten sich den
verwaisten Kindern Trost zuzusprechen.
Die Untersuchung dehnt sich auf Serbien aus.
Nach einer Meldung der “Neuen Freien Presse"
teilte Graf Berchtold dem Kriegsminister mit, daß
die Regierung die Absicht habe, an die serbische
Regierung mit dem Ersuchen heranzutreten, die in
Bosnien gegen die Urheber der Attentate, geführte
Untersuchung im Königreich Serbien fortzusetzen,
da alle Spuren der Verschwörung unzweifelhaft
nach Serbien führten.
Die Lage der Serben nach dem Attentat.
Das Belgrader jungradikale Parteiorgan “Odjek"
meint bei der Besprechung des Attentats auf den
Erzherzog Franz Ferdinand, daß nach diesem
unglücklichen Ereignis die Lage des serbischen
Volksteiles in Bosnien und der Herzegowina noch
schlimmer werden müßte. Mußte der Erzherzog
aber, schreibt das Blatt weiter, gerade an dem
Tage Ovationen in Sarajewo suchen, an dem das
ganze Serbentum seine Gebete zu der NachnitzaKirche auf dem Amselfelde richtete? Bei etwas
mehr Takt und Klugheit wäre das Ereignis nicht
eingetreten. Uns Serben ist der Ausbruch der
entfachten Leidenschaften umso unwillkommener,
als wir unseren geplagten Gesinnungsgenossen
allerwärts Frieden gewünscht hätten, der uns nach
den schweren Kriegstagen ebenso nötig ist wie
der österreichisch-ungarischen Monarchie.
serbischen Gesandtschaft Demonstrationen gegen
Serbien von etwa 200 deutschnationalen
Studenten statt. die in Kleinen Trupps an der
Gesandtschaft vorüberzogen, ihre Stöcke im Arm,
und
ausriefen: “Nieder mit Serbien! Hoch Oesterreich!
Hoch Habsburg!" Die Studenten sangen sodann
die Volkshymne. Nach den letzten Tönen
derselben wurde von einem Studenten eine
serbische Tricolore emporgehoben und in Brand
gesteckt. Die Demonstranten zogen hierauf vor
das Schwarzenbergdenkmal, wo eine Ansprache
gehalten wurde, die in die Rufe ausklang: “Rache
für die Ermordung des Thronfolgers! Krieg gegen
die Serben!" Hierauf gingen die Studenten
auseinander.
Die Trauerkundgebung des Kroatischen Landtages
wurde durch heftige Lärmszenen unterbrochen.
Während der Rede des Präsidenten brachen
sämtliche Mitglieder der Rechtspartei, gegen die
Koalition gewendet, in die Rufe aus: Habt Ihr
Bomben mitgebracht? Nieder mit den Mördern!
Das ist ein Werk von Belgrader Hand!
Die Rechtspartei ist die nationalistisch-kroatische
Partei, die ein Zusammengehen von katholischen
Kroaten mit den orthodoxen Serben mißbilligt. Der
Präsident sah sich genötigt, die
Sitzung zu
unterbrechen.
In Mostar ereignete sich vorgestern wieder
patriotische Kundgebungen der Muselmanen und
der
Katholiken
und
antiserbische
Demonstrationen, wobei an einigen serbischen
Häusern die Fenster eingeschlagen wurden. Auch
aus anderen Orten werden Ausschreitungen
gemeldet.
Bei den vorgestrigen Demonstrationen in Sarajewo
wurde auch am Metropolitanpalais ein Fenster
eingeschlagen und der serbische Metropolit durch
Glassplitter leicht verletzt. Bei einer Kundgebung
gegen
die
serbischen
Geschäftsläden standen die Eigentümer eines
Sarajewoer Geschäftes, drei Brüder Iowitschitsch,
in der Nähe ihres Ladens. Einer von ihnen feuerte
mehrere Schüsse gegen die Demonstranten ab,
von denen einer im Rücken getroffen wurde und
zusammenbrach. Die Menge stürzte sich darauf
auf die Brüder, die flüchteten, einer wurde jedoch
eingeholt und schwer verwundet festgenommen.
Man fand bei ihm mehrere Browning-Patronen.
Amtliche Erklärung Serbiens.
Das serbische Preßbureau veröffentlicht mit
Ermächtigung der Regierung folgende Erklärung:
Serbien ist. gleichwie die ganze übrige Kulturwelt
von Abscheu erfüllt gegen das Attentat und die
Attentäter. Wir wundern uns. wie es möglich ist,
daß deutsche und österreichisch-ungarische
Demonstrationen gegen die Serben.
Blätter
diese
unqualifizierbare
Tat
eines
Am Montag abend fanden vor der Wiener Geisteskranken zum Anlaß nehmen konnte, um
1901 – 1925
Serbien zu beschuldigen und anzugreifen, welches
in jüngster Zeit nichts unterlassen hat um die
Beziehungen zum Nachbarreiche besser und
freundlicher zu gestalten. Die serbische Regierung
ist der Ansicht, daß das traurige Ereignis von
Sarajewo es ihr zum Gebot macht, ihr ganzes
Augenmerk auf die Umtriebe verdächtiger
Elemente zu richten, wenn diese sich auf
serbischem Gebiete befinden, und strengste
Maßregeln zu ergreifen, um ihr Treiben zu
vereiteln, insofern dies bei anormalen und
exaltierten Menschen möglich ist. Der serbischen
Regierung, welche alles tat, um die Beziehungen
zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien auf
eine freundschaftliche Grundlage zu stellen, sind
Ereignisse wie das jüngste in Sarajewo ebenso
unangenehm wie der österreichisch-ungarischen,
und sie wird nichts unterlassen, soweit es in ihrer
Macht steht. Maßnahmen zu treffen, damit die
Geister sich beruhigen und die Beziehungen
normal werden.
Das Testament des ermordeten Erzherzogs.
Gestern wurde in Anwesenheit des Kaisers, des
Erzherzogs Karl Franz Ferdinand und unter
Mitwirkung des Oberhofmarschalls Fürsten von
Montenuevo das Testament des Erzherzogs Franz
Ferdinand eröffnet. Dieses ist älteren Datums und
verfügt, daß das gesamte bewegliche und
unbewegliche Vermögen an die Kinder fällt.
Juli 1914
1914 2. Juli. - Die französische Armee erhält neue,
blaugraue Uniformen. Sie sind unauffälliger im Kampf.
Tageblatt 15. Juli 1914
Die Spannung zwischen Oesterreich-Ungarn und Serbien
Die vorgestrige Panik in Belgrad, die
selbst den Gesandten von Giesl und
andere österreichisch-ungarische und
deutsche Staatsangehörige veranlaßte.
ihre Frauen und Kinder nach Semlin in
Sicherheit zu bringen, zeigt, wie
gefährlich die Spannung zwischen
Oesterreich-Ungarn und Serbien
geworden ist. Diese Spannung wird
noch erhöht durch die Fülle
ungelöster oder ungenügend gelöster
Balkanfragen. die fortwährend wie
drohendes Gewölk am politischen
Himmel stehen.
Die Bulgaren sehen mit täglich
wachsendem Groll die Drangsalierung
ihrer Volksgenossen in Mazedonien.
Die Inselfrage steht noch immer
trennend Zwischen der Türkei und
Griechenland, und die Flucht der
kleinasiatischen Griechen hält die
Gemüter in Griechenland weiter in
Erregung.
Die albanischen Wirren haben ihren
Höhepunkt erreicht und scheinen von
neuem die Begehrung der Serben und
Griechen zu wecken. Wenn es auch, wie
von italienischer Seite versichert
wird, unrichtig ist, die soeben
verfügte Einberufung italienischer
Reservisten darauf zu beziehen, diese
Maßnahme vielmehr als eine Vorkehrung
gegen innere anarchische und
sozialistische Austandsbewegungen
aufzufassen ist. so müssen diese
Wirren doch als ein bedenkliches
Symptom der allgemeinen Lage
verzeichnet werden.
Das
gefährlichste
dieser
Symptome
bleibt
allerdings
der
Gegensatz
zwischen Oesterr.-Ungarn und Serbien,
der durch den physiologisch bald als
bevorstehend erachteten, aber infolge
der
Begleitumstände
in
der
überheizten
Belgrader
Atmosphäre
sensationell
wirkenden
Tod
des
russischen Gesandten v. Hartwig noch
wesentlich gesteigert ist und bereits
wüsteste
Gerüchte
entstehen
läßt.
Demgegenüber
ist
es
Pflicht
der
leitenden Personen, kaltes Blut und
Klaren Blick gu bewahren. Zum Glück
kann
man
den
Staatsmännern
Oesterreich-Ungarns
nachsagen,
daß
sie dieser Pflicht voll genügen:
soweit es an ihnen liegt, wird keine
Übereiltheit
zur
Verschärfung
der
Lage beitragen.
1914 23. Juli. - Österreich-Ungarn schickt ein Ultimatum an Serbien, in dem es die Untersuchung des
Thronfolgermordes durch k.k. Beamte auf serbischem Gebiet verlangt. Deutschland billigt das Vorgehen
Österreichs. Russland bekräftigt, dass es Serbien nicht allein lassen werde.
Tageblatt
desselben
Tages:
Aus die
der
serbischen
Negierung
Budapest wird gemeldet, daß die Note, überreicht werden soll, in höflicher,
1901 – 1925
aber bestimmter Form gehalten sei und
Serbien Gelegenheit geben würde, eine
entsprechende Antwort zu erteilen,
welche
die
Aufrechterhaltung
friedlicher Beziehungen ermögliche.
Es
würde
keine
Frist
für
die
Erteilung
der
Antwort
verlangt
werden. Man müsse daher mit Ruhe den
nächsten
Tagen
entgegensehen
und,
ohne den Ernst der Situation zu
verkennen,
allen
beunruhigenden
Gerüchten über Maßnahmen, die erst in
jenem späteren Zeitpunkt, nach einer
unbefriedigenden Antwort Serbiens, in
Betracht
kämen,
mit
aller
Entschiedenheit als stark verfrühten
Kombinationen
entgegentreten.
Der
österreichisch-ungarische
Gesandte in Belgrad, v. Giesl, hat
dem “Neuen Wiener Tageblatt" zufolge
bei serbischen Regierung eine Note
überreicht, in der Beschwerde darüber
erhoben wird, daß vor einigen Tagen
von
serbischen
Gendarmen
österreichische Untertanen, die auf
einem Kahn am Ufer der Donau landen
wollten, geschossen worden sei. Nach
der Note sind zehn Schüsse gegen die
österreichische
Grenze
abgefeuert
worden, jedoch ohne zu treffen. Die
serbische
Regierung
hat
eine
Untersuchung
eingeleitet
zur
Bestrafung der Täter.
Gleichzeitig mit dem Ultimatum an Serbien hat die österreichisch-ungarische Regierung den Botschaftern der
Großmächte Kenntnis davon gegeben und denselben mitgeteilt, seit 1909 betreibe Serbien die Losreißung der an
Serbien grenzenden Gebiete von Oesterreich. Serbien wurde der Herd einer verbrecherischen Agitation, es bildeten
sich Vereine, zu deren Mitgliedern Generäle und Diplomaten, Staatsbeamte und Richter, Führer der amtlichen u.
nicht amtlichen Welt des Königreiches gehören. Die serbische Presse regt zum Haß und zur Verachtung der
Nachbarmonarchie oder zu Attentaten auf die gegen die Sicherheit und Integrität derselben gerichtet sind. Der
Geist der Verschwörung, der die politisierenden Kreise Serbiens beherrscht und der seine blutigen Spuren in den
Annalen der serbischen Geschichte hinterlassen hat, ist seit der letzten Balkankrise im Wachsen. Mitglieder der
Bande, die bisher in Mazedonien Beschäftigung fanden, haben sich der terroristischen Propaganda gegen
Oesterreich-Ungarn zur Verfügung gestellt. Die von jedem Uebelwollen freie Haltung Oesterreich-Ungarns machte
die bedeutende Vergrößerung Serbiens möglich. Trotzdem setzt Serbien die Umtriebe gegen die Nachbarmonarchie
fort, und am 28. Juni fiel der Thronfolger Oesterreich-Ungarns und dessen Gemahlin einer in Belgrad entstandenen
Verschwörung zum Opfer. Die österreichische Regierung hofft ihr Vorgehen gegen Serbien werde die Billigung
aller zivilisierten Nationen finden, die es nicht zulassen können, daß der Königsmord zur Waffe wird, deren man
sich ungestraft im politischen Kampf bedienen dürfe, und daß der Frieden Europas beständig durch Umtriebe
gestört wird, die von Belgrad ausgehen.
1914 20. Juli. - Das “Wiener K. K. Korr.-Bur."
meldet aus Belgrad: “Tribuna" und “PolitiKa"
vertreten in ihrer Besprechung der Erklärung
Tiszas im Reichstage die Ansicht, daß der Ton
dieser Erklärung offenbar den Zweck verfolge,
Serbien einzuschüchtern. In Wirklichkeit sei die
Bevölkerung Oesterreich-Ungarns nichts weniger
als kriegslustig. Daß die Kriegsdrohung nicht ernst
zu nehmen sei, gehe auch aus dem Umstand
hervor, daß der Kriegsminister, der
Landesverteidigungs-minister und der
Generalstabschef der österreichisch-ungarischen
Armee ihren Urlaub angetreten hätten.
Meinung, dass das Verlangen Rußlands, die Frist
des Ultimatums zu verlängern, nichts weiter
bedeute , als die Verschleppungspolitik des
Zweibundes zugunsten Serbiens anzuwenden. Es
soll zugleich eine grobe Brüskierung OesterreichUngarns sein. Die Folgen dieses russischen
Schrittes könnten sehr ernste sein, und man dèrfe
nur hoffen, daß er noch in letzter Stunde
rückgängig gemacht werden könnte.
1914 24. Juli. - Der österreichisch-ungarische
Bostschafter in Belgrad hat den Auftrag, falls die
serbische Regierung bis Samstag Abend 18.00
Uhr die vorbehaltlose Annahme der Forderungen
des Ultimatums nicht angenommen haben sollte,
mit dem Personal der Botschaft Serbien zu
verlassen. Aus St Petersburg wird gemeldet, daß
Rußland unverzüglich intervenieren und von
Oesterreich-Ungarn verlangen wird, die Frist des
Ultimatums zu verlängern, um der europäischen
Diplomatie Zeit zu geben, ihren Einfluß geltend zu
machen.
In Berlin soll man folgende Auffassung gehabt
haben: Die befristete Note, die Oesterreich-Ungarn
in Belgrad überreicht hat, wird … so ernst
aufgenommen, wie sie es verdient, obwohl man
der bestimmten Hoffnung ist, daß der Konflikt
lokalisiert und eine kriegerische Verwicklung für
Deutschland selbst vermieden bleibt. Es gibt
jedenfalls kaum Politiker, die daran zweifeln, daß
Serbien die vorgestern überreichte Note
zurückweisen und Oesterreich-Ungarn dann
militärisch vorgehen wird. Die überwiegende
Meinung der Staatsmänner geht aber dahin, daß
das Gewicht der realen Gründe, die Rußland vom
Krieg abhalten, so groß sein wird, daß es
wahrscheinlich nach mancherlei Drohungen doch
ruhig bleibt.(Quelle: Tageblatt 25.Juli 1914)
Die 'Deutsche Tageszeitung' – Berlin ist der
Die Londoner “Times" schrieb: Alle, denen der
1901 – 1925
allgemeine Frieden am Herzen liegt, müssen
ernstlich hoffen, daß Oesterreich-Ungarn in der
Note an Serbien nicht das letzte Wort gesprochen
hat. Wenn dies trotzdem der Fall ist, dann stehen
wir am Rande eines Krieges, und zwar eines
Krieges, der für alle Großmächte unberechenbare
Gefahren im Gefolge hat.
Der Pariser 'Intransigeant' veröffentlichte eine
Petersburger Depesche, nach welcher
angekündigt wurde, Rußland und Frankreich
würden gemeinsame Schritte unternehmen mit
dem Ziele, den Frieden Zwischen Oesterreich und
Serbien aufrecht zu erhalten.
Der außerordentliche Eindruck, den die
österreichische Note in Paris hervorgerufen hatte,
ist DAS Thema in der gesamten Presse wo er
durchwegs verurteilt wird. Es wird vielfach darauf
hingewiesen, dass die österreichische Regierung
einen Zeitpunkt für ihr Schreiben gewählt hat, wo
die Ulsterkrise in London ihren Höhepunkt erreicht
hat, wo in Petersburg die Arbeiterfrage einen
akuten Charakter angenommen hat und wo
Präsident Poincaré sich vom Zaren verbschiedet
und zur Heimkehr eingeschifft haben.
Der 'Matin' meint, Rußland werde OesterreichUngarn zweifellos ersuchen, seine Aktion
aufzuschieben, um den Mächten die Prüfung der
Akten zu ermöglichen, die Oesterreich zu ihrer
Verfügung stelle.
Jaurès schreibt in der 'Humanité': Die
österreichische Note ist furchtbar hart. Sie scheint
darauf berechnet, das serbische
Volk aufs tiefste zu demütigen oder zu
zerschmettern. Die Bedingungen, die Oestereich
den Serben auferlegen will, sind derartige, daß
man sich fragen muß. ob die Klerikale und
militaristische Reaktion in Oesterreich nicht den
Krieg wünscht
und ihn nicht unvermeidlich machen will. Das wäre
das ungeheuerlichste Verbrechen.
und Ausgleichungen
bieten.
1914 25. Juli. - Die serbische Antwort auf das
Ultimatum befriedigt Österreich nicht. Es bricht die
diplomatischen Beziehungen zu Serbien ab. Der
deutsche Kaiser schreibt: „Jetzt oder nie … es
muss mit den Serben abgerechnet werden“.
1914 25. Juli. - Der belgische König Albert I.
beschließt die allgemeine Mobilmachung. Auch
Frankreich beschließt die allgemeine
Mobilmachung.
1914 25. Juli. - Serbien bricht mit Bulgarien.
Ausbruch des Ersten Weltkriegs … im Herbst,
wenn die Blätter fallen würden, würde sie wieder
zu Hause sein, rief Wilhelm II. Im August 1914, den
in den Krieg ziehenden deutschen Soldaten zu.
Voller patriotischer Begeisterung meldeten sich die
jungen Männer als Kriegsfreiwillige an die Front.
Ein im Kaiserreich weit verbreiteter Spruch
verhieß: „Dulce et decorum est pro patria mori“, …
es sei süß und ehrenhaft für das Vaterland zu
sterben... … Auf den Güterwaggons stand zu
lesen: „Ausflug nach Paris“ und „Auf Wiedersehen
auf dem Boulevard“ …
1914 26. Juli. - Serbien lehnt das Ultimatum ab.
Der serbische Ministerpräsident Patchitsch erteilte
am Samstag abend in der Botschaft in Belgrad,
wenige Minuten vor 6 Uhr, eine ungenügende
Antwort auf die Note. Daraufhin wurden die
diplomatischen Beziehungen mit ÖsterreichUngarn abgebrochen und Baron Giesl mit dem
gesamten Personal verliessen schon um 18.30
Uhr Belgrad.
Die serbische Regierung hatte schon früher, um 3
Uhr nachmittags, die Mobilmachung der gesamten
Armee angeordnet. Der Hof, die Regierung und die
Truppen räumten Belgrad. Die Regierung soll nach
Kragujewatz verlegt werden.
Die russische Regierung wollte die an Serbien
gestellte Frist verlängert haben. Doch die
österreichisch-ungarische Regierung lehnte ab.
Die radikale 'Aurore' schreibt: Die Kriegserklärung Die Monarchie war von Anfang an entschlossen,
an Serbien wäre das Signal zu einer furchtbaren
diesen Standpunkt unter allen Umständen aufrecht
europäischen Katastrophe.
zu erhalten.
In Österreich wurde nur eine teilweise Mobilisation
Der 'Rappel' sagt: Das von Oesterreich an Serbien
angeordnet, die jedoch eine kriegerische
gerichtete Ultimatum ist von einer unerbittlichen
Auseinandersetzung erahnen ließen. Kommuniqué
Strenge: es stellt solche Bedingungen, daß man
der Regierung: „Wenngleich diese Maßnahmen in
offen von einer regelrechten diplomatischen
mancher Richtung eine tief einschneidende
Herausforderung sprechen kann.
Wirkung auf das normale bürgerliche Leben haben
Der “Figaro" schreibt: Es gibt noch einen,
werden, darf im Hinblick auf die ernste Stunde
allerdings schwachen Hoffnungsschimmer: die
doch mit Sicherheit erwartet werden, daß die
österreichische Regierung präzisiert weder den
schwere Verantwortung, welche zu diesem Schritte
Charakter noch die Grenzen ihrer Intervention bei
bestimmen mußte, von allen Bewohnern des
der Kontvolle und Ausführung der von ihr
gemeinsamen Vaterlandes gewürdigt werde."
geforderten Maßnahmen. Vielleicht wird dieder,
Der Finanzminister hatte mit den Wiener Banken
weitaus wichtigste Punkt Stoff zu Verhandlungen
1901 – 1925
Fühlung genommen, für den Fall, daß die
Gestaltung der politischen Lage ein
ausserordentliches Erfordernis nötig machen
sollte. Auch der ungarische Finanzminister wird
diesbezügliche Fürsorge treffen.
Der den König vertretende Kronprinz von Serbien
wollte zuerst auf die Forderungen des Ultimatums
eingehen, stieß aber auf energischen Widerstand
beim Ministerium und bei der Armee. Der
serbische Kriegsminister erklärte im Ministerrat,
daß die Armee jene Bedingungen, die sich auf die
Verhaftung und Bestrafung der Offiziere beliefen,
in keinem Falle annehmen könnte und, daß für die
Krone die Gefahr bestand, daß die Armee sich
gegen die Dynastie erhob. Die Order für
die Truppen soll dahin gehen, daß sie sich in das
Landesinnere zurückzuziehen hätten. Man erwarte
den vollständig widerstandslosen Einmarsch der
österreichischen Truppen. Die serbische
Regierung hoffe, daß die Intervention der Mächte
in Oesterreich erst dann beginne, wenn die
österreichischen Truppen Belgrad besetzt
hätten. ...
… In Paris war man empört über den verletzenden
Ton des Ultimatums, dem Serbien als zivilisierter
Staat unmöglich nachkommen könne. Die ganze
slavische Rasse wäre in Serbien herausgefordert.
Rußland könne das unmöglich zugeben.
Frankreich ist bereit alles für die Erhaltung des
Friedens zu tun. wird jedoch eventuell Rußland
gegenüber seine Bündnispflicht treu erfüllen. Man
findet es sonderbar, daß mit dem Ultimatum
gewartet wurde, bis Poincaré und der Minister des
Äußern Viviani sich auf der Besuchsreise nach
Rußland, Schweden, Dänemark und Norwegen
befanden und sieht hierin eine Absichtlichkeit. In
politischen Kreisen glaubt man, Oesterreich habe
den Konflikt absichtlich vom
Zaune gebrochen um das emporstrebende
Serbien niederzuhalten. ...
… Nach Bekanntwerden des ablehnenden
Beschlusses Serbiens auf das Ultimatum wurde
unter Vorsitz des Zaren ein Ministerrat einberufen
in dem die Lage erörtert wurde. Der Volksmassen
bemächtigte sich eine große Bewegung, die
Stimmung gegen Oesterreich und Deutschland ist
gereizt. Die streikenden Arbeitermassen haben
aus Patriotismus sofort den Ausstand beendigt um
der Regierung keine Schwierigkeiten zu bereiten.
… Gerüchte über eine teilweise Mobilisierung der
russischen Armee haben bis jetzt keine
Bestätigung gefunden. … Doch die gemässigte
Stimmung in Russland bekanm, nach einer Rede
Suchamnilows im Parlament, einen immer
schärfer werdenden Unterton. … In Petersburg
und Moskau und den dazu gehörigen
Gouvernements ist der Zustand des
außerordentlichen anstelle des verstärkten
Schutzes erklärt worden. …
… Der Kronrat Montenegros beschloß unter dem
Vorsitz des Königs die allgemeine Mobilisation. Es
fanden in einige große Kundgebungen für ein
gemeinsames Vorgehen mit Serbien statt. …
… Der Unterstaatssekretär des englischen
Ministeriums des Aeußern Acland sagte in einer
Rede in Steyring (Grafschaft Sussex), daß die
Lage in Europa weit ernster sei als die Ulsterfrage.
Man könne sich nicht das Elend vorstellen,
welches ein Krieg mit sich bringe, an dem eine
Großmacht beteiligt wäre. Er hoffe, daß man eine
Lösung der gegenwärtigen Lage finden werde,
ähnlich derjenigen aus den Unruhen des
vergangenen Jahres. England werde im Interesse
des Friedens sein Möglichstes tun. ...
In den Pressekommentaren drückt sich immer
deutlicher die italienische Besorgnis aus, daß die
Interessen Italiens am Balkan, besonders an der
Adria, geschädigt werden könnten. …
… Die italienische Regierung ließ der
österreichisch-ungarischen Regierung die
Erklärung zukommen, daß sie in einem
eventuellen bewaffneten Konflikt zwischen
Oesterreich-Ungarn und Serbien eine
freundschaftliche und dem Bundesverhältnisse
entsprechende Haltung einnehmen werde. ...
Über österreich-freundliche Kundgebungen in
Berlin meldet das “Berliner Tageblatt" u. a.:
In der zehnten Stunde zog am Samstag ein
geschlossener Zug von vielen Tausenden vom
Brandenburger Tor nach dem Schloß. 'Die Wacht
am Rhein, ' Deutschland,' 'Deutschland über alles'
und die österreichische Kaiserhymne ertönten.
Der Verkehr geriet völlig ins Stocken, da die
Menschenmenge wie eine Mauer stand. Vom
Schloß ging der Zug zum Bismarckdenkmal am
Königsplatz, wo es zu einer neuen Kundgebung
kam. Inzwischen hatte sich ein zweiter Zug von
Tausenden gebildet, der, die schwarzweißrote
Fahne voran, zum Schloßplatz zog. Aus der
Menge erschollen unaufhörlich Hochrufe auf
Deutschland und Oesterreich. Es herrschte große
Begeisterung. Gegen 11 Uhr löste sich der Zug
auf, doch dauerten die Versammlungen noch bis in
die Nacht hinein fort.
Gegen 11 Uhr abends Kam es in Berlin abermals,
zu begeisterten Kundgebungen. Eine
vieltausendköpfige Menge zog unter begeisterten
Hochrufen auf Oesterreich und Kaiser Franz
Joseph und unter Absingung patriotischer Lieder
und der österreichischen Nationalhymne vor die
österreichisch-ungarische Botschaft. Vor der
Botschaft machte die Menge HM und brachte
begeisterte Hochrufe auf 'den Dreibund und Kaiser
Franz Joseph aus. Dann marschierte eine Menge
zum Bismarckdenkmal. Auch hier wurden
stürmische Hochrufe auf Deutschland und die
übrigen Dreibundmächte ausgebracht. Als die
1901 – 1925
Menge vor die russische Notschuft ziehen wollte,
wurde sie durch die Polizei zerstreut. Es wurden
öffentliche Schmährufe -auf Rußland
ausgebracht. Die Stimmung ist kriegerisch.
Vereine,
4. Mit einer Abänderung des Pressegesetzes,
5. Mit der Verabschiedung solcher Angestellter
der Militär- und Zivilverwaltung, denen die
Teilnahme an der Propaganda gegen
In der Sitzung vom 25. Juli, der Wiener
Oesterreich nachgewiesen wird. Die serbische
Börsenkammer gab der Vertreter der Regierung
Regierung protestiert jedoch gegen die
die Erklärung ab, es sei bisher kein Anlaß zu
Zuziehung österreichischer Beamter zu der
befürchten, daß die Lokalisierung des Krieges
entsprechenden Untersuchung.
nicht gelingen werde.
6. Die serbische Regierung verlangt eine
Eine maßgebende Wiener Stelle erklärte einem
Erklärung darüber, inwieweit österreichischJournalisten: “Ohne die furchtbare Bedeutung
ungarische Beamte zu der Untersuchung über
einer, etwaigen Einmischung zu unterschätzen.
das Komplott von Serajewo herangezogen
sind wir auf alles gefaßt. Jede Einschüchterung,
werden sollen. Sie will, was diesen Punkt
jeder Versuch, die Monarchie an der endgültigen
anbetrifft nur das durch das internationale
Beseitigung der serbischen Gefahr zu verhindern,
Recht und freundnachbarliche Beziehungen
ist aussichtslos und hätte unabsehbare
Gebotene annehmen.
Konsequenzen. Die Monarchie setzt ihre ganze
7. Im Ganzen nimmt die serbische Regierung
Existenz ein; wer ihr in den Weg tritt, muß den
alle Bedingungen und sonstigen Forderungen
gleichen Einsatz bieten."
Oesterreichs an und macht nur Vorbehalte
bezüglich der Tätigkeit österreichischDer deutsche Kaiser hat, sobald er von dem
ungarischer Beamter in Serbien. Und auch in
Konflikt Kenntnis erhielt, seine Nordlandfahrt
diesem Punkt spricht sie keine glatte
unterbrochen und sofort die Heimfahrt angetreten.
Ablehnung aus sondern beschränkt sich
darauf, Aufklärung zu verlangen.
Um Mitternacht zogen mehrere tausend
Sollte die österreichische Regierung diese
Manifestanten vor die serbische Botschaft, wo dem
Erklärungen ungenügend finden, so appelliert
serbischen Botschafter Kundgebungen gebracht
die serbische Negierung an das Haager
wurden. Der Botschafter erschien am Fenster und
Schiedsgericht und an die Mächte, welche die
dankte für die Kundgebungen und die brüderliche
Erklärung von 1909 bezüglich BosnienUnterstützung Serbiens. Darauf zerstreute sich die
Herzegowina unterzeichnet haben.
Menge, ohne daß sich ein Zwischenfall ereignete.
Die französischen Presse spricht fast einmütig ihr
1914 27. Juli. - Wir stehen am Rande eines
Erstaunen darüber aus, daß Oesterreich die
Weltkrieges und kein Mensch weiß, was die
serbische Antwort, welche eine fast vollständige
nächsten Stunden bringen wecken. Indes wollen
Unterwerfung bedeute, als unzureichend
wir hoffen, dass es den vermittelnden Mächten
abgelehnt habe. Der ,Gaulois'meint: Aus dieser
diesmal noch gelingt, die Gefahr abzuwenden,
Haltung Österreichs geht hervor, daß die serbische denn Europa hat den Frieden sehr nötig. Ein
Angelegenheit nur ein Vorwand war. Denn wenn
dauernder Friede wird es schwerlich sein; es ist zu
die österreichisch-ungarische Negierung lediglich
viel Zündstoff vorhanden. Die Spannung und die
ernste Bürgschaften gegen die panserbischen
Rassengegensätze sind zu groß, einmal wird der
Treibereien gesucht hätte, dann hätte sie sich
Sturm ausbrechen, die Flinten gehen von selbst
beeilen müssen, die von dem Belgrader Kabinett
los., Möge dieser Zeitpunkt aber noch in weiter
gemachten Zugeständnisse als genügend zu
Ferne liegen. … Österreich ignorierte das
erklären. Man weiß nicht, was Oesterreich will: das Schiedsgericht: als der Stärkere griff es den
eine nur ist sicher, daß es sich durch seine
Schwächeren mit rauer Faust an. Damit beweist
unbegreifliche Hartnäckigkeit auf einen
die Donaumonarchie, dass die angeblichen
ungünstigen Boden gestellt, Serbien die
“Beweise" gegen Serbien auf schwachen Füßen
Unterstützung Rußlands gesichert und die austro- stehen und gesteht ihr eigenes Unrecht ein. … Die
serbischeAngelegenheit in eine deutsch-slawische serbische Antwortnote, die wir heute
umgewandelt hat.
veröffentlichen, beweist, dass Serbien so viele
Die serbische Antwort auf das österreichische
Konzessionen machte, wie es deren mit seiner
Ultimatum ist, wie sich der 'Temps' aus
Würde als selbständiger Staat in Einklang bringen
Belgrad melden läßt, folgenden Inhalts:
konnte. Die Einmischung der übrigen Mächte
Die serbische Regierung ist einverstanden:
drängte sich daher auf und es wird ihnen
1. Mit der Veröffentlichung der verlangten
hoffentlich gelingen. Österreich zur Vernunft zu
Erklärung im Amtsblatt.
bringen. … Ist Serbien ein militärisch
2. Mit der Mitteilung dieser Erklärung an bis
beachtenswerter Gegner für Österreich?
Armee durch einen Tagesbefehl.
Von militärischer Seite wird geschrieben: Der
3. Mit der Auflösung der einer Aktion gegen
drohende Ausbruch des österreichisch-serbischen
Österreich verdächtigen vaterländischen
Krieges lässt vielfach die Frage auswerfen, ob
1901 – 1925
denn für das mächtige Österreich das kleine
Serbien ein ernsthafter Gegner sei. Immer noch
spukt in zahlreichen Köpfen die irrtümliche
Anschauung, als sei der bewaffnete Konflikt für die
Österreicher ein militärischer Spaziergang nach
Belgrad, obwohl doch die letzten Balkankriege
eines besseren hätten belehren können.
1914 27. Juli. - In dem vom Präsidenten der
Republik von Bord des Panzerschiffes 'France' an
den König von Dänemark (er beabsichtigte
Dänemark zu besuchen) gerichteten Funkspruch
heißt es: 'Der Ernst der Lage legt mir die bindende
Pflicht auf direkt nach Frankreich zurückzukehren,
wohin ich vom Ministerrat, dem Dolmetsch der
öffentlichen Meinung, berufen werde'. Präsident
Poincaré sandte eine ähnliche Depesche an den
König von Norwegen
Das Verhältnis der Luxemburger zu
Deutschland war im Vorfeld des Krieges
ein eher positives, da die Zollunion mit
Deutschland für Wohlstand gesorgt
hatte.
Die
Eisenindustrie
war
hauptsächlich unter deutschem Einfluss
zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor
geworden. Deutsche Direktoren standen
an der Spitze der Eisenbahnverwaltung
und der Zollverwaltung. (Pol Tousch)
==================================
1914 23/28. Juli. - Ultimatum (23.7.) und
Kriegserklärung (28.7.) Österreichs - Ungarns an
Serbien.
Es ist der Beginn des ersten Weltkrieges.
Quellen über den 1. Weltkrieg:
Luxemburg und der erste Weltkrieg –
Literaturgeschichte (Ausstellung im Centre
national de littérature 20.11.2014 – 18.
09.2015)
• Tageblatt
• Luxemburg im Kriege (E. Faber)
• Ardennerzeitung (Entnommen von Pol
Tousch aus Nos Cahiers 1-2 2009 Kanton
Wiltz)
• Text von René und Yvette Flammang (Fry
Video, Kayl)
•
Die Kriegserklärung
Auf Grund Allerhöchster Entscheidung
S. K. H. Apostolischen Majestät vom
28. Juli wurde heute an die serbische
Regierung
eine
in
französischer
Sprache
verfasste
Kriegserklärung
gesandt, die folgenden Wortlaut hat:
Da die Königl., serbische Regierung
am 23. Juli die in Belgrad von dem
österreichischen
Gesandten
überreichte
Note
nicht
in
befriedigender Weise beantwortet hat.
Sieht sich die Kgl. K. Regierung in
die Notwendigkeit versetzt, selbst
für die Wahrung ihrer Rechte und
Interessen Sorge zu tragen und zu
diesem Ende an die Gewalt der Waffen
zu
appellieren.
Oesterreich
betrachtet sich von diesem Tage ab
als im Kriegszustande mit Serbien
befindlich.
Der
österreichisch-ungarische
Minister des Auswärtigen: Berchtold.
Die Bekanntmachung der Nachricht, dass das
Ultimatum von Serbien abgelehnt worden und der
Krieg
zwischen
Österreich
und
Serbien
unvermeidlich geworden ist, rief in Berlin eine
ungeheure
Begeisterung
zugunsten
des
Deutschland verbündeten Österreichs hervor.
Nachdem bereits in der Nacht vom Sonnabend zu
Sonntag große Manifestationen stattgefunden
hatten, wiederholten sich dieselben am Sonntag in
noch größerem Maßstabe. Eine ungeheure
Menschenmenge wogte durch die Straßen.
Mehrere tausend Menschen formierten sich zu
einem großen Zuge und marschierten u. a. zu dem
Gebäude der österreichischen Botschaft, wo es zu
lebhaften
Beifallskundgebungen
kam.
Die Menge sang unaufhörlich die deutsche und
österreichische Nationalhymne und brachte
unausgesetzt Hochs auf den deutschen Kaiser und
den Kaiser von Österreich aus. Das Denkmal
Bismarcks des ersten deutschen Kanzlers, bildete
gleichfalls das Ziel ungezählter Tausender, die
entblößten Hauptes vor demselben patriotische
Lieder sangen.
1914 28. Juli. - Mobilmachung in Russland.
Deutschland
schickt
ein
Ultimatum
nach
Frankreich und nach Russland.
Die Mobilisierung Russlands bestätigt sich. Im
Süden und Südwesten Russlands ist eine teilweise
Mobilisierung angeordnet worden. … Die russische
Mobilisierung beschränkt sich auf die Militärbezirke
von Kiew. Odessa, Moskau und Kasan. In jedem
Bezirk stehen vier Armee-Korps, die nunmehr im
ganzen auf die Stärke von 32 Armeekorps
gebracht werden. … In Berlin hält matt die Lage
für
ernst.
…
Österreich gibt beruhigende Zusicherungen. Der
gut informierte Pariser 'Temps' veröffentlicht eine
Depesche aus Petersburg, die russische
Regierung amtlich informiert wurde, dass
Österreich die Integrität des serbischen Gebietes
achten wird und sogar den Wunsch hegt, sich
einer Besetzung Belgrads zu enthalten. Somit
wäre Aussicht auf Erhaltung des Friedens
vorhanden. … Französische Offiziere haben das
1901 – 1925
Telephon im Hotel Schlucht gesperrt. Frankreich
hat an der italienisch-französischen Grenze mit der
Mobilmachung begonnen. … Der deutsche
Botschafter in Paris, Freiherr v. Schön, hatte mit
dem stellvertretenden Minister des Auswärtigen
Bienvenu Martin eine Unterredung über die
Möglichkeit einer Lokalisierung des österreichischserbischen Konflikts. … Holland sichert seine
Grenzen. Angesichts der internationalen Spannung
hat
die
holländische
Regierung
bereits
verschiedene Maßnahmen, um die Grenze zu
sichern, getroffen. Der Generalstabschef wurde
aus Deutschland zurückgerufen. Eine Reihe
anderer Offiziere kehrten aus eigenem Antriebe
zurück. Die einberufenen Reserven werden
einstweilen unter den Waffen behalten. ...
Sämtliche Schlepper in der Rheinmündung und in
den Häfen von Scheveningen sind von der
Regierung mit Beschlag gelegt worden. Die
Vaalbrücke bei Nimwegen wird von den
Kolonialtruppen
besetzt
gehalten.
Weitere
Detachements der Kolonialtruppen sind nach
Gennep und Mook abgegangen, um die
Maasbrücken zu dewachen. Der Kriegsminister hat
den Bürgermeister von Winterswijk angewiesen,
etwa 80 Mann Landsturm zur Bewachung der
Ysselbrücke einzuberufen. Es wurde bekannt
gegeben, dass die Brücken eventuell in die Luft
gesprengt werden würden. Die Bevölkerung hat
Verhaltungsmaßregeln
erhalten.
Auch
die
Ysselbrücke bei Zutphen wird militärisch bewacht.
Das Fort Imuiden ist mobilisiert worden. …
Erzherzogs geschmiedet und ihm zu diesem
Zwecke aufgelauert zu haben. Tschabrinowitsch ist
geständig, die Bombe geworfen und Gabrilo
Princip das Attentat mit der Browningpistole
ausgeführt zu haben. Beide Täter gaben zu, bei
der Verübung der Attentate die Absicht des Mordes
gehabt
zu
haben.
Aus
dem
weiteren
Zeugenprotokoll ergibt sich, dass ein Angehöriger
der Monarchie einige Tage vor dem Attentat dem
österreichisch-ungarischen Konsulat Meldung von
der Vermutung erstatten wollte, dass ein Plan zur
Verübung des Attentats gegen den Erzherzog
während dessen Anwesenheit in Bosnien besteht.
Dieser Mann soll nun durch Belgrader
Polizeiorgane, die ihn unmittelbar vor Betreten des
Konsulats aus nichtigen Gründen verhafteten,
verhindert
worden
sein.
Weiter geht aus dem Zeugenprotokoll hervor, dass
die betreffenden Polizeiorgane von dem geplanten
Attentat Kenntnis gehabt hatten. . ...
1914
29. Juli. bombardiert Belgrad.
Österreichische Artillerie
1914 29. Juli. - Zar Nikolaus II. Unterschreibt die
allgemeine Mobilmachung der Russischen Armee.
Österreich-Ungarn mobilisiert um Mitternacht.
1914 30. Juli. - Staatsminister Paul Eyschen
unterbricht seinen Urlaub im französischen Evian
und kehrt nach Luxemburg zurück. An diesem Tag
kommt es ebenfalls zu Hamsterkäufen. Der
Mehlpreis steigt um 5 Franken pro Ballen (100 kg).
In Grevenmacher werden die Lebensmittelläden
Erste Kampfhandlungen: Die Serben haben sich regelrecht gestürmt. Die ersten Fremden verlassen
nach kurzem Kampf bei Semlin zurückgezogen. das Land.
Die österreichischen Verluste sind unbedeutend.
Am Dienstag gelang es einer kleinen Abteilung Luxemburg hatte vor 1914 mit politischen,
Pionieren im Verein mit Mannschaften der wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten zu
Finanzwache, zwei serbische Dampfer, die mit kämpfen. Insbesondere galt seine internationale
aufgrund
seiner
Neutralität
als
Munition
und
Minen
beladen
waren, Stellung
ungesichert,
denn
es
wurde
als
Anhängsel
des
wegzunehmen.
Die
Pioniere
und
die
Finanzwachen überwältigten nach kurzem aber Deutschen Reiches gesehen. In puncto Wirtschaft
heftigem Kampf die an Zahl überlegene serbische war die Dominanz Deutschlands übermächtig, war
Schiffsbesatzung, setzten sich in den Besitz des Luxemburg damals doch Mitglied im Zollverein. Die
Schiffes samt der gefährlichen Ladung und ließen Stahlindustrie wurde zu zwei Dritteln von
Unternehmen
beherrscht.
Der
sie mit zwei österreichischen Donaudampfern deutschen
Eisenbahnvertrag
mit
Deutschland
sicherte
wegschleppen. …
letzterem
weitgehenden
Zugriff
auf
des
Eisenbahnnetz und nicht zuletzt stammte sein
Es scheint, die Anklagen Österreichs gegen Herrscherhaus aus Deutschland.
Serbien stützen sich bloß auf Aussagen der in
Serajewo verhafteten Attentäter, die wohl bemerkt Nicolas Pletschette, Grundschullehrer, schrieb in
haben mochten, dass sie mit solchen Anklagen seinem Band 'Kriegswolken über Rümelingen':“Bis
ihre Lage verbessern könnten. Die Beilage zur 1914 unterhielt das Großherzogtum sehr enge
Note Österreichs an die Mächte enthielt einen Beziehungen zu Deutschland. Die Zugehörigkeit
Auszug aus den Akten des Kriegsgerichtes in zum deutschen Zollverein hatte unserm Land
Serajewo über die Untersuchung des Attentats Wohlstand gebracht; unsere Geschäftsleute
gegen den Erzherzog Franz Ferdinand und dessen rühmten die Qualität der deutschen Waren; wir
Gemahlin. Danach sind Prinzip, Tschabrinowitsch, schätzten die deutsche Literatur und die deutsche
Grabesch, Tschupilowitsch und Papowitsch Kunst, wir hatten Vertrauen in ein strebsames,
geständig, in Gemeinschaft mit dem flüchtigen friedliebendes Deutschland. Die deutschen
Mehmed Basitsch ein Komplott zur Ermordung des Handwerker und Arbeiter waren bei uns geschätzt,
1901 – 1925
vorausgesetzt, das sie bescheiden blieben und Serbien sofort zu räumen und bis heute Samstag,
sich
uns
nicht
als
Herrschernaturen 15.00 Uhr Antwort zu geben. Erfolgt keine solche
aufdrängen wollten. (Fettdruck Histolux)
oder ist dieselbe nicht befriedigend, dann ist Krieg.
Doch nicht alle Menschen waren dieser Meinung.
Der Schriftsteller Jean-Pierre Erpelding stellte in
seinen Roman „Anna“ (Luxemburg und der
Weltkrieg) die wirtschaftliche Verbindung mit
Deutschland weitgehend negativ dar: Deutschland
lieferte billige und oft schlechte Ware. Die
Luxemburger prägten deshalb des Wort vom
„preußischen Schwindel“ (preußischen Wind).
1914 31. Juli. - In der Nacht vom 30. auf den 31.
Juli
wurden
die
drei
Moselbrücken
in
Grevenmacher,
Schengen
und
Remich
preußischerseits
abgesperrt,
um
den
Automobilverkehr überwachen zu können. Die
Absperrung wurde durch quer aufgestellte Wagen
hergestellt. Es handelte sich jedoch nur um eine
verstärkte Fahrzeugkontrolle. Heute morgen sind
die Brücken wieder dem Verkehr übergeben.
Luxemburg hatte keine nennenswerte Armee. Die
170 Mann starke Freiwilligen-Kompanie teilte im 1914 31. Juli. - Der Pariser Zug, der um halb
Ersten
Weltkrieg
das
Schicksal
der zwölf Uhr im Bahnhof Luxemburg einlief, war voll
Zivilbevölkerung
mit Landsleuten,
die
nach
der Heimat
zurückkehrten.
Namentlich
viele
1914 31. Juli. - Samstag: England, Frankreich
Luxemburgerinnen, die in Frankreich im Dienst
und Rußland haben an Oesterreich ein Ultimatum
standen, befanden sich darunter.
gestellt, in welchem dasselbe aufgefordert wird,
August 1914
Samstag, 1. August 1914
Noch
keine
vierundzwanzig
Stunden
waren die Deutschen in Luxemburg, da
hatten sie schon das Geissknäppchen
in
eine
Verschanzung
umgewandelt:
Schützengräben,
Drahtverhaue,
Artilleriedeckungen
…
über
Nacht
hatte der Hügel seine Schlachtrüstung
angelegt.
Und
die
Schlacht
bei
Luxemburg hing in der Luft.(Batty Weber
1916)
Die Telefonverbindungen nach Deutschland sind
allesamt unterbrochen und die Züge in Richtung St
Vith verkehren nur bis Wilwerdingen.
1914. 1. August – Mobilmachung in Frankreich
und Deutschland. Tausende Soldaten sind im HabAcht-Stellung entlang der deutsch-französischen
Grenze. Unter ihnen Albert Otto Mayer, Alter 22
Jahre und seit 1912 beim Jäger-Regiment zu
Pferde Nr.5 , stationiert in Mühlhausen im Elsass,
damals Teil des deutschen Reiches. Am 2. August
bekommt er den Befehl, mit 7 weiteren Männern
die französische Grenze hinter Niedersept (heute
Seppois-le-Bas) zu passieren. Ihr Auftrag: Sie
sollten die etwa 10 Kilometer weiter im
Landesinnern zusammengezogenen französischen
Truppen ausspähen. Gegen halb zehn Uhr
morgens nähern sie sich dem Dorf Joncherey,
nachdem sie kurz zuvor ihre Pferde an einem
kleinen Flüsschen getränkt haben. - Um die
gleiche Zeit wäscht sich Korporal Jules André
Peugeot gerade im Bauernhof der Familie Docourt
die Hände, um sich anschließend zum Frühstück
zu setzen. Der 21-jährige Lehrer und Anwärter
einer gehobenen Laufbahn ist dort mit einigen
Kameraden stationiert, um den Grenzabschnitt zu
sichern. Die neunjährige Tochter der Docourts
kommt ins Zimmer mit dem Ruf: Die Preußen
kommen. Peugeot rennt vor das Haus, zieht die
Waffe - und wird von einer Kugel in den Hals
getroffen, abgefeuert von Leutnant Mayer, der an
der Spitze des kleinen Trupps heran reitet.
Korporal Peugeot hat noch die Kraft zurück zu
schießen. Leutnant Mayer wird von der ersten
Kugel im Bauch getroffen, eine zweite, aus der
Waffe eines anderen französischen Soldaten, trifft
ihn im Kopf, eine dritte tötet auch das Pferd unter
ihm. Es ist 9.56 Uhr. Korparal Peugeot schleppt
sich mit letzter Kraft zum Hause zurück. Doch er
stirbt etwa eine halbe Stunde nach Mayer. Beide
Männer gelten als die ersten Toten des Weltkriegs,
der offiziell am nächsten Tag, dem 3. August,
erklärt wird.Für den französischen Korporal wird
1922 in großes Denkmal in Joncherey errichtet.
Mayer liegt auf dem deutschen Soldatenfriedhof in
Illfurth im Elsass begraben.
1914 1. August. - Deutschland erklärt Russland
den Krieg Die Kriegserklärung wurde um 19.10
Uhr in St Petersburg überreicht.
Die französisch-russischen Truppen waren den
deutsch-österreichischen
zahlenmäßig
weit
überlegen, etwa 5:3. Nach dem Plan des früheren
Generalstabschef Graf Schieffen sollten die
deutschen Armeen bei einen Zweifrontenkrieg den
vermutlich langsamen Aufmarsch des russischen
Heeres
im
Osten
zu
einem
raschen
Vernichtungsfeldzug gegen Frankreich ausnutzen.
Dieses Ziel glaubte er durch einen schnellen
Vorstoß durch Belgien erreichen zu können, der
die französischen Befestigungen umging und die
Hauptmacht des Feindes von der Flanke her
1901 – 1925
umfasste. Nach dem Sieg im Westen sollten
Deutschland und Österreich gemeinsam Russland
niederkämpfen. Um sich einen militärischen
Vorsprung zu sichern, erklärte das Reich sofort
den Krieg an Russland und, als Frankreich keine
Neutralitätserklärung abgeben wollte, auch an
Frankreich (3. August). Die Folgen waren
desaströs. Die Gegner konnten Deutschland als
Angreifer darstellen und ihm später die Schuld am
Ausbruch des Krieges geben. Darüber hinaus
fühlte sich Italien nicht mehr an seine
Bündnisverpflichtungen. Vor allem aber stellte der
deutsche Einmarsch in das neutrale Belgien einen
schweren Bruch des Völkerrechts dar, do das
England, bisher neutral, noch am selben Tage (4.
August) Deutschland den Krieg erklärte. Die
Engländer wollten unter keinen Umständen die
Kanalküste in die Hand einer fremden Großmacht
fallen lassen.
mehr in Deutschland verproviantieren. Die
damalige Lebensmittelknappheit ist also
durchaus
politisch,
und
zwar
wegen
Deutschfreundlichkeit, sprich in diesem Falle,
wegen Nichteinhalten der Neutralität, zu
erklären.
Hinzu
kam,
dass
schlechtes
Wetterbedingungen und der Mangel an aus
dem Ausland kommenden Düngern die
Produktion in Luxemburg verschlechterten
und, zwischen 1915 und 1917, Einbussen
teilweise
über
50%
gegenüber
den
Vorkriegsjahren, bei den Ernten von Hafer,
Kartoffeln und Roggen verzeichnet werden
mussten.
Die Luxemburger Regierung musste also während
der gesamten Kriegsdauer immer wieder neue
Maßnahmen ergreifen, um die Bevölkerung zu
versorgen. Staatsminister Eyschen begab sich im
September 1914 nach Den Haag um persönlich
1914 1. August. - In Luxemburg gibt es kein Verhandlungen zur Durchfuhr von Luxemburger
Salz mehr. Die Geschäfte, die noch Vorrat haben, Lebensmittel über einen niederländischen Hafen
verkaufen denselben zu den höchsten Preisen. aufzunehmen.
Das Salz kostet 20, 30 gar 50 Franken pro Pfund.
Nach vielversprechenden ersten Gesprächen
Auch andere Lebensmittel steigen rapide im
wurden
die
Verhandlungen
Mitte
1915,
Preise. Das ist die Solidarität der Geschäftsleute.
wahrscheinlich auf Druck Großbritanniens und aus
Wie so oft profitieren sie von der Not der
der Befürchtung heraus, Deutschland könne sich
arbeitenden Bevölkerung.
für Luxemburg bestimmte Lieferungen aneignen,
Wer war verantwortlich für die
abrupt unterbrochen.Zudem betrachtete das Reich
Versorgungsmisere Luxemburg im ersten
die
Lebensmitteleinkäufe,
die
Luxemburg
Weltkrieg?
selbsttätig abzuwickeln versuchte, zunehmend als
Konkurrenz zu der eigenen. Was zu Beginn des
Die Luxemburger Regierung untersagte bereits an
Krieges die Durchfahrt von Lebensmitteln aus
diesem 1. August 1914 die Ausfuhr von Getreide,
neutralen Ländern durch deutsches Staatsgebiet
Futtermitteln und verschiedenen Gebrauchsgütern.
grundsätzlich erlaubt, musste ab Mitte 1915 für
Aufgrund von Bestim-mungen des Zollvereins
jeden
Einzelfall
eine
Sondergenehmigung
musste dieses Verbot jedoch gegenüber
beantragt werden. Im späteren Verlauf des Jahres
Deutschland wieder aufgehoben werden. Auch
wurde diese immer öfter verweigert. Diese
flossen
die
Rohstoffe
des
lothringischTatsache benutzte Luxemburg wiederum als
luxemburgischen
Eisenerzbeckens
und
die
Argument für die feindliche Haltung des Reiches
Erzeugnisse der Luxemburger Stahlindustrie
und gegen die Anschuldigung der Mitarbeit mit den
nahezu
vollständig
in
die
deutsche
Deutschen. Das Großherzogtum war nun
Kriegswirtschaft. Dies erregte nicht nur das
gezwungen, seine Importe über die deutsche
Misstrauen der Alliierten gegenüber unserem Land.
Zentraleinkaufsgesellschaft abzuwickeln, welche
Großbritannien warf dem Land sogar die
die Lieferungen proportional zur Bevölkerung
Kollaboration vor.
einteilte, die Versorgung der eigenen Bürger als
Aus dem Tagebuch von Michel Welter vom 24. prioritär ansah und die für Luxemburg
Februar 1916: „Le pays est tellement mal noté en vorgesehenen Waren einfach beschlagnahmte....
Angleterre qu'on nous traite comme un pays à la
… Schon kurze Zeit nach Beginn des Konfliktes
dévotion de l'Allemagne. On nous veut à cause des
stiegen
die
Lebensmittelpreise
auf
den
rapports amicaux qui existaient au commencement
Wochenmärkten enorm an. Die Preise konnten nur
entre le Luxembourg et l'Allemagne … C'est
mittels Polizeiverordnungen vorläufig korrigiert
surtout l'accueil qu'a eu l'Empereur ici à
werden.
Luxembourg, qui a froissé les Anglais.“
Zwischendurch hatten einige Züge mit Mehl aus
Großbritannien hatte Luxemburg in das gegen
der Schweiz Luxemburg erreicht. Der ehemalige
Deutschland
verhängte
Embargo
Staatspräsident Vannérus hatte dies arrangiert.
eingeschlossen und dessen (Luxemburgs)
Versorgung in den Zuständigkeitsbereich des Bereits im späten Herbst 1914 setzte die
deutschen Reiches abgetan. Dieses aber gab Regierung, wegen der vielen Hamstereinkäufe, die
bekannt, das Großherzogtum könne sich nicht getätigt wurden, die Höchstpreise für Nahrungs-
1901 – 1925
und Futtermittel, Naturerzeugnisse und Heiz- und
Beleuchtungsmittel festsetzen. Im April 1915
wurde
die
'Staatliche
Einkaufsund
Verteilungszentrale (S.E.V.Z.) gegründet, die im
Verlaufe ihrer Tätigkeit viel Häme und Spott,
wegen
Inkompetenz,
Intransparenz
und
bürokratischer Schwerfälligkeit einheimsen sollte.
Mitglieder des Ulflinger Musikvereins, die gerade,
aus Richtung Clerf, von einem Begräbnis
zurückkommen, stimmten, auf Betreiben des
Bahnhofsvorstehers Jules Thiry, den „Feierwon“
an. Fast zu gleicher Zeit kommt ein Militärwagen
mit dem Bahnhofsvorsteher aus Lengeler an, um
den deutschen Truppen den Befehl zum
unverzüglichen Rückzug hinter die Grenze zu
1914
Samstag, 1. August. - Deutsche Truppen
überbringen. Die befohlene Besetzung sei ein
besetzen am späten Nachmittag den Bahnhof
Versehen, hieß es. Eine Stunde nach dem Überfall
Ulflingen und reißen 150 Meter Gleise bis zur
ist der „Kriegsausbruch“ wieder vorbei.
Grenze auf.
Ein Telegramm des deutschen Botschafters in
Die Brücken von Schengen, Remich und
Großbritannien, in dem dieser ein englisches
Wormeldingen werden gesperrt. Den in Luxemburg
Vermittlungsangebot mit dem Versprechen einer
wohnenden
jungen
Leute
französischer
englischen und französischen Neutralität im
Nationalität geht in der Nacht vom 1. zum 2.
deutsch-russischen Konflikt in Aussicht stellte, ließ
August das Telegramm zu: "Joignez votre corps".
Kaiser Wilhelm, der unbedingt einen Konflikt im
Obwohl in Frankreich und im Kaiserreich die
Westen verhindern wollte, die Patrouillen aus
allgemeine Mobilmachung erfolgt war, hofft Kaiser
Luxemburg zurück beordern. Doch nur drei
Wilhelm II. Immer noch auf eine Neutralität
Stunden später, als England den Deutschen
Großbritanniens und Frankreichs im Falle eines
definitiv keine Neutralität versprach, kehrten sie,
deutschen Kriegseintritts im Osten. Doch laut
am Morgen des 2. August, zurück. In Deutschland
Generalstabschef Helmuth von Moltke war ein
herrschten
zwei
unterschiedliche
Krieg mit den Franzosen unumgänglich und
Lagebeurteilungen. Kaiser Wilhelm II. hoffte bis
schnell siegreich zu beengen, um sich danach mit
zuletzt auf die Neutralität Frankreichs und
geballter Kraft Russland zuwenden zu können.
Großbritanniens. Der Chef des Generalstabs,
Und er handelt: Um 19.00 Uhr erhält eine Helmuth Johannes Ludwig von Moltke, hielt den
Kompanie des Trierer Infanterieregiments Nr. 69 Krieg gegen Frankreich für unvermeidbar. Er wollte
der 16. Division (Es handelte sich um 25 Mann) Frankreich rasch bezwingen um danach mit
den Befehl, den Bahnhofknotenpunkt Ulflingen zu geballter Kraft gegen Russland zu ziehen.
besetzen und die Gleise in Richtung Gouvy
Deutschland setzte den Schlieffen-Plan in Gang,
aufzureißen. Es war dies die Auslösung des so
der eine sofortige Besetzung Luxemburgs vorsah.
genannten Schlieffenplans.
Dieser Plan war ein strategisch-operativer Plan
Wenig später treffen denn auch von Wemperhardt des Großen Generalstabs im Deutschen
her die ersten fünf Militärfahrzeuge mit je 20 (16) Kaiserreich, der auf eine Denkschrift zurückgeht.
bewaffneten Soldaten in Ulflingen ein. Vom Er wurde nach ihrem Autor Alfred von Schlieffen
Bahnhof her verbreitet sich die Meldung: “D'Preise benannt und bildete eine Grundlage der deutschen
sënn do!“ Ein Kohletransportzug in Richtung Operationen zu Beginn des Ersten Weltkrieges.
Düdelingen ist der letzte Zug, den die Deutschen Die 1905 entwickelte Denkschrift sah für den Fall
noch von Norden her passieren lassen. Dann eines möglichen Zweifrontenkrieg vor, zunächst
beginnen sie am Tunnelausgang am Ort die Masse des deutschen Heeres im Westen
gegen Frankreich einzusetzen, mit dem Nordflügel
„Knierchen“, die Schienenstränge zu lösen.
die französischen Befestigungen zu umgehen und
Der Ulflinger Kommandant der Gendarmerie, das französische Heer entscheidend im Rücken zu
Mambourg, informiert sofort Staatsminister Paul fassen. Nach einem Sieg über Frankreich
Eyschen und bevor die Deutschen alle innerhalb weniger Wochen sollten die deutschen
Telegrafenleitungen kappen, gelingt es noch die Truppen nach Osten verlegt werden, um gegen
belgische Grenzstation Gouvy vom Überfall auf Russland vorzugehen.
den Bahnhof Ulflingen zu informieren. Mehrere
Sonntag, 2. August 1914
Der erste Weltkrieg begann für die Luxemburger
am 2. August 1914. Das Land war 4 Jahre lang
besetzt und die luxemburgischen Autoritäten
mussten mit der deutschen Besatzungsmacht
zusammenarbeiten (???). Das Land war, (wie
auch Belgien) neutral und diese Neutralität hätte
von den Nachbarn respektiert werden müssen. Die
Schliefen Plan hatte dies nicht so vorgesehen.
Auch Frankreich half Luxemburg nicht, trotzdem
dass dies im Unabhängigkeitsvertrag festgehalten
worden war.
Die
verschiedenen
nationalen
Regierungen
1901 – 1925
wahrten formal die Neutralität. Große Teile der
Luxemburger Gesellschaft nahmen jedoch
eher eine wohlgesonnene Haltung gegenüber
der Besatzungsmacht ein. Die Schwerindustrie
hatte ihre Absatzmärkte in Deutschland und der
luxemburgische Stahlt war wichtig für die deutsche
Militärindustrie.
Luxemburg
gehörte
dem
deutschen Zollverein seit 1871 an und deutsches
Kapital war in Luxemburg investiert. Teile des
luxemburgischen Großbürgertums machten gute
Geschäfte mit den deutschen Nachbarn, so dass
sowohl der Krieg, dessen Dauer als auch der Sieg
der Deutschen in ihrem Interesse waren. Die
politische Ebene hatte ebenfalls starke Bindungen
zu Deutschland. Die Führer der liberalen Partei,
Brasseur
und
Pescateur,
saßen
in
Aufsichtsräten deutscher Unternehmen oder
verteidigten
als
Rechtsanwälte
deren
Interessen. Die junge Großherzogin MarieAdelheid, reaktionär in ihrer politischen
Ausrichtung, empfing den Kaiser, was ihr nach
dem Krieg angelastet werden sollte und zu
ihrer Abdankung führte. (www.inesglobal.com)
Für die Luxemburger Bevölkerung kamen
Kriegsbeginn und Okkupation des Landes einem
Erdbeben gleich, das ihre friedliche Welt gänzlich
erschütterte.
Joseph Tockert erinnert sich (unveröffentlicht):
„Als wir am Morgen des 1. August erwachten,
war der Krieg da. Es stampfte[...] durch die
Gassen; es trabte, es fauchte, es rasselte. Es
stand vor allen Gebäuden, in allen Stationen.
Es starrte von Waffen. Kein Blut war geflossen,
aber es roch nach Blut und Leichen. Es war ein
glitterndes, funkelndes Schauspiel, aber es
hatte Moder und Verwesung in sich. Ein
Machtungetüm, wie de Welt noch keines
gesehen hatte! Aber es tickte ein Holzwurm
drin. Wer da zusah, und alle taten es. War von
lähmenden Staunen gepackt, dass sowas über
Europa kommen konnte. Ein blödes Wundern,
das noch kein Verstehen fand, kroch auf, ein
Entsetzen, das allmählich erst in Mark und
Beine sickerte, aber einstweilen noch durch
die Fülle der Geschichte gehemmt wurde.
Krieg!“
Luxemburger Lande ein. Es waren die Trierer
Infanterie-Regimenter 29 und 69 die als erste die
Grenze passierten.
Früh um 3. Uhr, wurde die Regierung
benachrichtigt, dass deutsche Offiziere und
Soldaten per Auto und Motorrad über die
Wasserbilliger Brücke gedrungen waren. Dort,
wie sonst überall wo im Laufe des Tages deutsche
Truppen die Luxemburger Grenze überschritten,
wurden sie von der Gendarmerie darauf
hingewiesen, dass sie neutralen Boden beträten
und, dass die Luxemburger Regierung dagegen
Protest einlegen würde. Einer der Gendarmen, der
gegen die Grenzüberschreitung protestierte, wurde
festgenommen und in einem der Autos mitgeführt.
Einige Stunden später wurde der Regierung aus
Wasserbillig die Durchfahrt eines Militärzuges in
Richtung Luxemburg gemeldet. Die gepanzerte
Lokomotive befand sich in der Mitte und die
Wagen waren mit Sandsäcken behangen. Auf
Weisung der Regierung wurde in Roodt/Syr dem
Zuge ein Hindernis entgegen gestellt, das jedoch
mit Gewalt entfernt wurde. Der Zug erreichte
Luxemburg gegen 6.00 Uhr früh. Ein Hauptmann
und etwa 150 Soldaten besetzten den Perron und
die
wichtigen
Punkte
der
Bahnanlagen.
Oberleutnant Frank überreicht dem deutschen
Offizier eine Protestnote der Regierung. Dieser
jedoch bemerkt, dass er lediglich den Befehl habe,
den Bahnhof und die Strecke gegen vorrückende
Franzosen zu sichern.
Von Trier aus waren inzwischen zwei weitere
gepanzerte Züge abgefahren, von denen einer bis
zum Kirchhof Hamm fuhr, wo die Mannschaften
ausstiegen und den Bahnkörper besetzten. Der
leere Zug fuhr nach Sandweiler zurück. Der
Einmarsch fand gegen 3 Uhr morgens statt als die
ersten Truppen per Automobil und auf Motorräder
nach
Luxemburg
eindrangen.
Ebenfalls
Einmarsch der Deutschen Truppen in die Stadt
Luxemburg. Etwa um 9.00 Uhr kommen fünf
Automobile, besetzt mit deutschen Militär, von
Clausen her in Richtung Oberstadt.
Major van Dijk, Armeekommandant, wartet, auf
Anordnung Staatsministers Paul Eyschen, auf der
'Schlassbréck', um eine offizielle Protestnote an
1914 Sonntag,
2. August. - Als sich die
den ersten eingetroffenen deutschen Offizier zu
diplomatischen Ergebnisse als ein Missverständnis
überreichen. Der Major erhält die gleiche Antwort
erwiesen,
setzte
sich
die
deutsche
wie Oberleutnant Frank am Bahnhof.
Kriegsmaschinerie erneut in Bewegung und (an
einem Sonntag) die ersten deutschen Truppen Das Protestschreiben war folgenden Inhalts:
dringen über die Wasserbilliger Brücke
im
1901 – 1925
Die Großherzoglich Luxemburgische Regierung legt energisch Protest ein,
gegen die durch das Erscheinen deutscher Offiziere und Soldaten in
Luxemburg stattgefundenen Verletzung der Neutralität des Großherzogtums und
bittet Sie, derjenigen Behörde der Reichsregierung, welche ihnen zu diesem
Schritte Befehl erteilt hat, diesen Protest sofort auf telegraphischen Wege
zu übermitteln.
Die Großherzoglich Luxemburgische Regierung behält sich weitere Schritte
vor.
Die deutschen Militärfahrzeuge fahren in Richtung
Merl weiter. Ein Panzerzug bringt die ersten
Truppen über die Bisserbrücke. Da Luxemburg auf
Grund des Londoner Vertrages unbewaffnet war
fielen Stadt und Land ohne Schwertstreich in die
Hände der Eindringlinge. Zirka 150 Soldaten
besetzten die Bahnsteige und alle wichtigen
Punkte der Bahnanlagen.
Die Großherzogin protestierte beim Kaiser, die
luxemburgische Regierung beim Reichskanzler.
Die Proteste wurden den Signatärmächten des
Londoner Vertrages notifiziert, allerdings ohne
Erfolg. Tülff von Tschepe und Weidenbach,
kommandierender General des Preußischen
Armeekorps, erlässt eine Proklamation, die in
Koblenz gedruckt worden ist, an die Luxemburger
Bevölkerung. Staatsminister Eyschen protestiert
energisch gegen ihren Inhalt, so dass der
deutsche General von ihrer Verbreitung im ganzen
Lande absieht.
Die tiefreligiöse Großherzogin hofierte das
deutsche Kaiserhaus und die katholische
Kirche betete auf Deutsch, während das
Giftgas über den Schützengräben wehte.
Etwa 500 Mann kommen am Morgen, gegen 6
Uhr, über die Remicher Brücke und marschieren
über die Dreikantonsstraße nach Bettemburg und
besetzen den dortigen Bahnhof. - Im Zentrum
besetzen 3 Offiziere mit 30 Mann die Brücken in
Eich. Die Offiziere glaubten, dass sie sämtliche
luxemburgischen Brücken besetzen müssten, da
sie glaubten, dass es die Absicht der Franzosen
sei, alle Brücken zu sprengen. Es sei jedoch nicht
ihre Absicht der Bevölkerung auch nur ein Haar zu
krümmen.
Gegen Mittag passiert Kavallerie die Stadt
Grevenmacher und trifft um 4 Uhr in Luxemburg
ein, wo gleichzeitig ein weiterer Militärzug eintrifft.
In Trintingen trifft eine Abteilung preussischer
Kavallerie ein und zerstört die Apparate der
Die
Luxemburger
Regierung
fordert
die
drahtlosen Telegraphie des Lehrers Robert.
Bevölkerung auf, die Ruhe zu bewahren. Der
Truppendurchmarsch dauerte zwei Wochen im In Differdingen werden für den Abend 800 Mann
ganzen Lande an. Deutschland, das seit 1893 deutscher Truppen und in Fels (Larochette) sind,
aufgerüstet hatte, war an Luxemburg als gegen 11.45 Uhr 100 Mann eingerückt.
Durchmarschgebiet für den Angriff auf Frankreich
und an seiner für die Rüstung wichtigen Um 18.30 Uhr hat das deutsche Militär Diekirch,
Capellen, Windhof und Niederkerschen besetzt.
Schwerindustrie interessiert.
An der belgischen Grenze werden Posten
Zum Zeitpunkt des Überfalls gehörte Luxemburg aufgestellt. Weitere Ortschaften, besonders jedoch
längst zum deutschen Zollverein, deutsches rundum die Stadt Luxemburg, waren ebenfalls
Kapital kontrollierte die Schwerindustrie und das besetzt worden. Staatsminister Eyschen ließ
Eisenbahnnetz. Linksliberale und rechte Minister Staatssekretär von Jagow, am Samstag, dem 1.
regierten während des ganzen Kriegs unter August,
folgenden
schriftlichen
Protest
deutscher Militäraufsicht weiter, als ob nichts zukommen:
geschehen wäre.
Preußische Offiziere und Soldaten haben heute den luxemburgischen Bahnhof
Ulflingen besetzt und oberhalb desselben auf unserm Boden die Bahnschienen
aufgerissen. Sie sollen dem Regiment Trier angehören. Ich kann nur
annehmen, dass hier ein Irrtum vorliegt und erwarte Entschuldigung, muss
aber umso mehr meine, dem Auswärtigen Amt durch den hiesigen deutschen
Gesandten übermittelte Bitte wiederholen, die Reichsregierung möge, ebenso
wie im Jahre 1870, erklären, die Neutralität Luxemburgs zu achten, so lange
dieselbe nicht von einer andern Macht verletzt wird.
Die Regierung ließ, schon am Vormittag des 2. August, folgende Proklamation öffentlich
anschlagen:
1901 – 1925
Bereits gestern Abend war der Bahnhof Ulflingen von preußischem Militär
vorübergehend besetzt und ein Teil des Bahngleises auf diesseitigem Gebiet
angegriffen worden. Herr Staatsminister legte sofort telegraphisch bei dem
Staatssekretär des auswärtigen Amtes in Berlin Verwahrung ein. Heute morgen
früh hat die großherzogliche Regierung in Erfahrung gebracht, deutsche
Offiziere und Soldaten seien auf Autos und Fahrrädern über Wasserbillig in
das Land eingedrungen.
In diesem Augenblicke werden Truppenzüge mit
gepanzerten Eisenbahnwagen über die deutsche Eisenbahnstrecke in der
Richtung Luxemburg befahren. Herr Staatsminister Eyschen hat sofort dem
Deutschen Gesandten v. Buch folgenden Protest überreichen lassen: „Euer
Hochwohlgeboren habe ich telephonisch vor dem Erscheinen deutscher
Offiziere und Mannschaften auf Großherzoglichem Gebiet in Kenntnis gesetzt.
Ich erfahre, dass ein Eisenbahnzug mit Besatzung nach Luxemburg unterwegs
und eine große Anzahl von Automobilen via Wasserbillig nach Luxemburg
durchgefahren seien. Gegen diese flagrante Verletzung der Neutralität des
Landes legt die Großherzogliche Regierung Protest ein, sich alles weitere
vorbehaltend. Ich bitte Sie, sofort der Reichsregierung diesen Protest zu
übermitteln. (gez.)Eyschen.“
Ähnlicher Protest wird dem Führer eines deutschen Truppentransportes überreicht.
Auch das Schöffenkollegium der Stadt Luxemburg wandte sich am selben Vormittag an die Bürger:
Aufruf an die Bürgerschaft – Luxemburg, den 2. August 1914. Mitbürger! Die
großherzogliche Regierung benachrichtigt uns, dass Deutschland unsere
Neutralität verletzt hat, dass diese Nacht deutsche Truppen luxemburgisches
Gebiet betreten haben und auf die Hauptstadt zurücken. Es ist anzunehmen,
dass größere Truppenteile folgen. Wir fordern die Bevölkerung auf, die
größte Ruhe zu bewahren und bitten alle Einwohner der Stadt inständigst,
sich jeder Manifestation zu enthalten, um nicht einen Konflikt
heraufzubeschwören, der uns und unserem teuren Vaterland verhängnisvoll
werden könnte. Das Schöffenkollegium, Alfons München, Bürgermeister,
Stümpfer und Wenger, Schöffen.
Doch der deutsche Gesandte markierte gegenüber Staatsminister Eyschen, der bei ihm Protest
einlegte, den Unwissenden. Erst am Nachmittag ließ er Eyschen folgendes Telegramm zustellen:
„Unsere militärischen Maßnahmen in Luxemburg bedeuten keine feindselige
Handlung gegen Luxemburg, sondern lediglich Maßnahmen zur Sicherung der
sich in unserem Betrieb befindlichen dortigen Eisenbahnen gegen Überfall
der
Franzosen.
Luxemburg
erhält
für
eventuellen
Schaden
volle
Entschädigung. Bitte dortige Regierung benachrichtigen. Bethmann Hollweg.“
„Die militärischen Maßnahmen sind zu unserm größten Bedauern dadurch
unvermeidlich geworden, dass wir zuverlässige Nachrichten haben, wonach
französische Streitkräfte im Vormarsch auf Luxemburg sind (Was nicht der
Fall war. Französisches Militär hat keinen Luxemburgischen Boden betreten).
Wir mussten die Maßnahmen zum Schutz unserer Armee und zur Sicherung der
Eisenbahner treffen. Ein feindlicher Akt gegen das befreundete Luxemburg
ist von uns in keiner Weise beabsichtigt. Zu vorheriger Verständigung mit
luxemburgischer Regierung war bei der drohenden Gefahr leider keine Zeit
mehr. Die kaiserliche Regierung sicher Luxemburg vollen Schadenersatz für
von uns verursachte Schäden zu. Gez.: Jagow“
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in Berlin, der frühere deutsche Gesandte in Luxemburg,
Herrn von Jagow, telegraphierte Eyschen zur Aufklärung der Situation. Um 18.00 Uhr kam folgendes
„Wir bitten die Bevölkerung, volle Ruhe zu bewahren, sich jeder
feindseligen Handlung zu enthalten und durch eine herausfordernde Haltung
dem Lande nicht noch größere Schwierigkeiten zu bereiten. Eine weitere
Invasion deutscher Truppen scheint bevorzustehen. Die Mitglieder der
Regierung Eyschen, Montgenast, de Waha.“
1901 – 1925
Telegramm aus Berlin an:
Großherzogin Marie-Adelheid richtete vormittags um 10 Uhr folgendes
Telegramm an den deutschen Kaiser: „ Das Großherzogtum wird in diesem
Augenblick von deutschen Truppen besetzt. Meine Regierung hat sofort an
zuständiger Stelle Protest eingelegt und Erklärungen der Gründe des
Vorfalls gefordert. Ich bitte Ew. Majestät, diese Erklärungen zu
beschleunigen und in jedem Falle die Rechte des Großherzogtums wahren zu
wollen. “ Maria-Adelheid.
Major von Bärensprung, der Leiter der
Besetzungsoperationen in der Hauptstadt, bekam
gegen halb 11 Uhr im Kabinett des Staatsministers
mitgeteilt, welche diplomatischen Schritte der
Präsident
der
Luxemburger
Regierung
unternommen hatte. Doch dieser behauptete, dass
er keinen Auftrag habe, sich in die Zivilverwaltung
einzumischen und nur damit beauftragt wäre, die
Stadt Luxemburg und deren Umgebung militärisch
zu besetzen. Der Eisenbahnbetrieb sollte aufrecht
erhalten werden.
sollte, da deren Beschaffung schon jetzt schwer
sei. Darüber hinaus seien die Preise hoch. Über
die Einquartierung der Soldaten sein noch nicht
entschieden worden, war eine weitere Bemerkung
Bärensprungs. Das Luxemburger Militär hielt sich
zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung
bereit. Entgegen laufenden Gerüchten war es nicht
entwaffnet worden.
Alle
telefonischen
und
telegraphischen
Beziehungen zum Ausland sind abgebrochen.
Auch der nationale Telefonbetrieb war einige Zeit
Eyschen bemerkte, dass aber auch das für militärische und dienstliche Zwecke reserviert.
Postgebäude besetzt worden sei. Bärensprung …
versprach dies rückgängig zu machen, war auch
… Die Soldaten, die Luxemburg besetzt haben,
geschah.
gehören zum Regiment Nr. 29 von Horn in Trier.
Eine weiter Bemerkung des Staatsministers war
Eyschen schrieb auch an die verschiedenen
die, als dass die Lebensmittel der Besatzung durch
ausländischen Minister:
die deutsche Militärverwaltung selbst geschehen
Eyschen, Ministre d'Etat, aux Ministres des Affaires
Bruxelles, la Haye, Londres, St Petersbourg et Vienne.
étrangères
à
J'ai l'honneur de porter à la connaissance de Votre Excellence les faits
suivants:
Dimanche, 2 août, de grand matin, les troupes allemandes, d'après
informations qui sont parvenues au Gouvernement grand-ducal à l'heure
actuelle, ont pénétré sur le territoire luxembourgeois par les points de
Wasserbillig et der Remich, se dirigeant spécialement vers le sud du pays
et vers la ville de Luxembourg, capitale du Grand-Duché. Un certain nombre
de trains blindés avec des troupes et des munitions ont été acheminés par
la voie des chemins de fer de Wasserbillig à Luxembourg, où l'on s'attend
de les voir arriver d'un instant à l'autre. Ces faits impliquent des actes
manifestement contraires à la neutralité du Grand-Duché, garantie par le
traité de Londres de 1867. Le Gouvernement luxembourgeois n'a pas manqué de
protester énergiquement contre cette agression auprès des Représentants de
sa Majesté l'Empereur d'Allemagne à Luxembourg. Une protestation identique
va être transmise télégraphiquement au Secrétaire d'Etat pour les affaires
étrangères à Berlin.
1914 2. August. Deutschland stellte ein
Ultimatum an Belgien, mit welchem es den freien
Durchzug durch belgische Lande forderte. Sollte
Belgien dies abweisen, werde das Deutsche Reich
das Nachbarland als Feind betrachten. In der
telegrafischen Anweisung an den deutschen
Gesandten vom 2. August 1914 hieß es:
Sollte Belgien den deutschen Truppen feindlich
entgegentreten, insbesondere ihrem Vorgehen
durch Widerstand des Maas-Befestigungen oder
urch Zerstörungen der Eisenbahnen, Straßen,
Tunneln
oder
sonstigen
Kunstbauten
Schwierigkeiten bereiten, so wird Deutschland d
zu seinem Bedauern gezwungen sein, das
Königreich Belgien als Feind zu betrachten.
1901 – 1925
„Der kaiserlichen Regierung liegen zuverlässige Nachrichten über einen
beabsichtigten Aufmarsch französischer Streitkräfte an der Maas in der Strecke
Givet – Namur vor. Sie lassen keinen Zweifel über die Absicht Frankreichs,
durch belgisches Gebiet gegen Deutschland vorzugehen. Die kaiserliche
Regierung kann sich der Besorgnis nicht erwehren, daß Belgien trotz des besten
Willens nicht imstande sein wird, ohne Hilfe den französischen Vormarsch mit
so großer Aussicht auf Erfolg abzuwehren, daß darin eine ausreichende
Sicherheit gegen die Bedrohung Deutschlands gefunden werden kann. Es ist ein
Gebot
der
Selbsterhaltung
für
Deutschland,
einem
feindlichen
Angriff
zuvorzukommen. Mit dem größten Bedauern würde es daher die deutsche Regierung
erfüllen, wenn Belgien einen Akt der Feindschaft gegen sich darin erblicken
würde, daß die Maßnahmen seiner Gegner Deutschland zwingen, zur Gegenwehr
seinerseits belgisches Gebiet zu betreten. Um jede Mißdeutung auszuschließen,
erklärt die kaiserliche Regierung das Folgende:
1. Deutschland beabsichtigt keinerlei Feindseligkeiten gegen Belgien. Ist
Belgien gewillt, in dem bevorstehenden Kriege Deutschland gegenüber eine
wohlwollende Neutralität einzunehmen, so verpflichtet sich die deutsche
Regierung, beim Friedensschluss Besitzstand und Unabhängigkeit des Königreichs
im vollen Umfang zu garantieren.
2. Deutschland verpflichtet sich unter obiger Voraussetzung, das Gebiet des
Königreichs wieder zu räumen, sobald der Friede geschlossen ist.
3. Bei einer freundschaftlichen Haltung Belgiens ist Deutschland bereit, im
Einvernehmen mit den königlich belgischen Behörden alle Bedürfnisse seiner
Truppen gegen Barzahlung anzukaufen und jeden Schaden zu ersetzen, der etwa
durch deutsche Truppen verursacht werden könnte.
1914 2. August. - Die Luxemburger Minen und die Schmelzen aus Düdelingen, Esch-Schifflingen und
Dommeldingen, welche zur Gruppe der „Aciéries Réunies de Burbach-Eich-Düdelingen“ (Arbed)
gehörten, stellen sämtliche Aktivitäten ein.
Montag, 3. August 1914
Tageblatt 3. August 1914
Der Krieg.
Esch. den 3. August 1914. Das Unvermeidliche, Unaussprechliche ist geschehen. Ein Krieg ist
ausgebrochen, der ganz Europa in einen mörderischen Strudel hineingiehen wird. Trotzdem bis zum
letzten Augenblick von den feindlichen Nationen behauptet wird, eine amtliche Kriegserklärung sei noch
nicht erfolgt, wissen wir. was vorgeht. Wir haben es nämlich gestern und heute erlebt. Und dieses
Erleben ist mehr als eine Zeitungsnotiz, in der eine definitive Kriegserklärung mitgeteilt wird.
Durch ein Mißverständnis der leitenden militärischen Kreise Deutschlands steht unser Land seit
vorgestern Nacht im Kriegslärm mitten drinnen. Gewiß, eine beruhigende Nachricht über den Sinn und
den Grund dieser Naturalitätsverletzung traf nach der der andern ein, und wir haben tatsächlich allen
Grund, die Befürchtungen, die uns im ersten Augenblick ergriffen, jedenfalls teilweise aufzugchen. Aber
das bleibt bestehen, daß der zweite August des Jahres 1914 und die Nacht vom zweiten auf den dritten
August für jeden Luxemburger, der sie durchgemacht, ewig denkwürdig bleiben werden. Wir wissen
nicht was kommt, wir leben im Ungewissen, wir hoffen stark und fest, daß unser Land nur ein
Durchmarschspunkt bleibt, aber kein Kriegsschauplatz werde. Denn wir können nur hoffen, eine Tat
hinstellen können wir nicht.
Und eines rufen wir vor allem unsem Mitbürgern zu: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Wie leicht wird es
uns sein Ruhe zu wahren, wenn wir stets daran denken, dass die deutschen Mitmenschen, die unser
Land in diesem Augenblicke durchziehen, in die schwersten Schlachten hineinziehen, die je geschlagen
wurden, daß ein jeder von ihnen möglicherweise binnen wenigen Stunden dem Tode ins unerbittliche
Auge schauen muß, daß alle diese Männer, vom höchstgestellten bis zum einfachen Rekruten, die
schwerste Pflicht erfüllen, die einem Menschen aufgetragen werden Kann. Denken wir ferner daran, daß
das Leid, das wir durchmachen, nur ein ganz geringes Leid ist gegen das, was in Deutschland und
1901 – 1925
Frankreich Millionen uon Herzen erdrückt. Wenn wir daran denken, wird es uns leicht sein, das
Unabwendbare zu ertragen und den deutschen Truppen, die durch unser Land in den furchtbaren
Kampf um Sein oder Nichtsein ziehen, ihre schwere Pflicht nicht noch schwerer zu machen. (!!
Fettdruck – Histolux)
Die beiden Kriegserklärungen.
Gestern Morgen erfolgte die Kriegserklärung von Deutschland an Frankreich. Deutschland hatte
Rußland ein Ultimatum gestellt, betr. dessen Gesamtmobilmachung; da die Antwort ungenügend war,
erklärte Deutschland Rußland den Krieg. Gleichzeitig stellte Deutschland ein Ultimatum an Frankreich
betr. seine Haltung im Falle eines deutsch-russischen Konfliktes. Da auch diese Antwort ungenügend
war, erklärte Deutschland auch Frankreich den Krieg.
Ueber die Haltung Englands und Italiens liegt noch keine glaubwürdige, definitive Meldung vor. Es
zirkulieren Gerüchte, nach denen eine amtliche Kriegserklärung zwischen Frankreich und Deutschland
noch nicht erfolgt sei. Doch wird dadurch die Situation nicht verändert, denn nach der Kriegserklärung
Deutschlands an Rußland ist Frankreich ganz von selbst in den Krieg verwickelt.
Mobilmachung
Am Samstag Nachmittag 5 Uhr ist die volle Mobilisierung der französischen Streitkräfte angeordnet
worden. Die Mobilmachung der in Luxemburg residierenden Deutschen durch die Deutschen geschieht
durch die „Deutsche Gesandtschaft“ mit Sitz auf der Nummer 20, Bäckerstraße in Luxemburg. Dasselbe
geschieht durch das Österreichisch-Ungarische Konsulat in Luxemburg für deren Landsleute.
Keine Neutralitätsverletzung der Franzosen.
Die Gerüchte von einer Verletzung unserer Neutralität durch den Einmarsch französischer Truppen in
das Großhergogtum Luxemburg sind unwahr. Die Franzosen haben sich auf das Plateau von Briey
zurückgezogen, wo sie den Angriff erwarten. Longwy ist von französischen Truppen geräumt.
Die Verkündigung der Mobilmachung in Berlin.
Mir lesen in der “Frankfurter! Zeitung" unterm 1. August: Heute Nachmittag Punkt 5 Uhr fuhr ein
Generalstabsoffizier die Linden entlang, schwang im Vorüberfahren an den wogenden
Menschenmengen das Taschentuch und verkündete die am Nachmittag erfolgte Mobilisation
Deutschlands. Auf Befehl des Kaisers trat kurz nach 5 Uhr aus dem Portal des Schlosses ein
Schutzmann und teilte der harrenden Menge mit, daß die Mobilisation erlassen sei. Die tief ergriffene
Menge stimmte unter den Klängen der Domglocken den Choral an: “Nun danket alle Gott!" … Das
Hauptinteresse des ganzen Tages aber richtete sich auf die Antworten aus Petersburg und Paris, deren
Eintreffen man in politischen Kreisen und im Publikum mit ungeheurer Spannung erwartete.
Ansprache des deutschen Reichskanzlers.
Am Samstag zog in Berlin eine große Schar von Menschen vor das Reichskanzlerpalais und brachte
dem Reichskanzler stürmische Ovationen dar. Die Menge stimmte die Lieder an “Heil dir im
Siegerkranz" und “Lobe den Herrn". Der Reichskanzler erschien an einem Fenster des ersten Stockes
und richtete an die Menge folgende Worte, die politisch dadurch besonders bemerkenswert sind, daß in
ihnen die Möglichkeit zum Ausdruck kommt, es könnte in letzter Stunde vielleicht doch noch der Krieg
vereitelt werden. In Ihrem Liede haben sie unserem Kaiser zugejubelt. Ja, für unsern Kaiser stehen wir
alle ein, wer und, welcher Gesinnung und welchen Glaubens wir sein mögen, für ihn lassen wir Gut und
Blut.
Der Kaiser ist genötigt worden, die Söhne des Volkes zu den Waffen zu rufen. Wenn uns jetzt der Kreg
beschieden sein sollte, so weiß ich, daß alle jungen Männer bereit sind, ihr Blut zu lassen für den Ruhm
und die Größe Deutschlands. Aber wir können nur siegen in dem festen Vertrauen auf den Gott, der die
Heerscharen lenkt und der uns bisher so oft den Sieg gegeben hat. Und sollte Gott in letzter Stunde uns
diesen Krieg ersparen, so wollen wir ihm dafür danken. Wenn es aber anders wird, dann mit Gott für
König und Vaterland." Stürmischer Jubel begleitete diese Rede des Reichskanzlers. …
Die Lage in Belgien.
... Bis dahin ging unserer Regierung noch keine Meldung zu, daß die belgische Neutralität irgendwie
verletzt wurde. In Luxemburg zirkulieren zwar Gerüchte, daß bei Verviers deutsche Truppen von
belgischen zurück-geschlagen wurden, doch hat man allen Grund anzunehmen, daß dieses Gerücht
1901 – 1925
nicht auf Tatsachen beruht.
Der Eisenbahnverkehr mit Belgien ist gänzlich unterbrochen. Telephon und Telegraph mit Belgien sind
ausschließlich für den diplomatischen Verkehr reserviert. Jenseits Kleinbettingen hat das belgische
Militär die Eisenbahnschienen ausgehoben. Wir leben also nunmehr auf einer Kriegsinsel.
Einmarsch deutscher Truppen in Luxemburg.
Am Sonntag morgen 10 Minuten vor acht Uhr lief ein deutscher Militärsonderzug im hiesigen Bahnhof
ein. unter Führung eines Offiziers in Stärke von zirka 150 Mann. Die Leute besetzten den Perron und
alle wichtigen Punkte der Bahnanlagen. Sobald das Eintreffen der deutschen Truppen zur Kenntnis der
Regierung gelangte, ging Oberleutnant Franck im Auftrag des Staatsminister Hrn. Eyschen an den
Bahnhof und überreichte dem Offizier einen Protest der Regierung gegen die Besetzung neutralen
luxemburgischen Gebietes. Der Offizier bescheinigte den Empfang des Protestes und erklärte, die
Besetzung geschehe zu dem ausschließlichen Zweck, die Bahnanlagen gegen feindliche Eingriffe zu
schützen.
Inzwischen waren über Roodt zwei weitere Panzerzüge mit Militär eingelaufen. Einer davon fuhr bis
Hämmersdällchen. Am Hammer Kirchhof stiegen die Mannschaften aus und besetzten den Bahnkörper.
Der leere Zug fuhr nach Sandweiler zurück. Es wird versichert, daß vorderhand die Züge regelmäßig
weiterverkehren, solange ein Vorgehen franzöfischerseits keine weiteren Vorkehrungen nötig macht.
Kurz vor 9 Uhr wurden vom Kuhberg her 41 Automobile mit deutschem Militär gemeldet. Fünf fuhren
durch und kamen durch Clausen über die Schloßbrücke. Hier hielt das große luxemburgische
Gendarmerieautomobil. Als es nicht beiseite fuhr, setzte dem Gendarmen der den Wagen lenkte, ein
Offizier im ersten Automobil den Revolver auf die Brust und rief: Beiseite, oder Se fallen?
Die fünf Wagen fuhren dann weiter durch die Pastorstraße und über den Paradeplatz nach Merl zu,
wahrscheinlich um nach dieser Richtung hin ebenfalls den Bahnkörper zu besetzen.
Ein Zug stieg am Trierer Tor aus und marschierte durch Clausen den Clausener Berg herauf. Eine
Abteilung von zirka 500 Mann, die heute morgen um 6 Uhr über die Remicher Brücke marschierte, hat
die Richtung über die DreiKantonsstraße nach Bettemburg genommen.
Regierung und Stadtverwaltung erlassen eine Proklamation.
Gegen 10 Uhr morgens hat ein Unteroffizier mit drei Mann die Post besetzt und dem Postdirektor
erklärt, es geschehe zur Sicherung des Postgebäudes und der Posteinrichtungen. Später wurden die
Soldaten aus der Post zurückgezogen. Nachmittags kamen noch weitere Truppen, u. a. auch Kavallerie,
Train und Pioniere, in Luxemburg an. Dieselben bewegten sich der belgischen Grenze zu. Die
Umgebung der Stadt wimmelt von deutschen Truppen.
Weitere Truppeneinzüge.
Gestern zog eine deutsche Infanterieabteilung durch Esch. Alle Bahnhöfe von Bettemburg bis Ulflingen,
desgleichen die auf dieser Strecke sich befindenden Brücken und Uebergänge sind von den deutschen
Truppen besetzt.
Zu Eich sagte einer der Offiziere zu Hrn. Bürgermeister Mayrisch: “Wir müssen sämtliche luxemb.
Brücken besetzen, weil wir wissen dass es in den Absichten der französischen Armee liegt, alle Brücken
zu sprengen. Im übrigen verhalten wir uns ruhig. Die Bevölkerung hat von uns durchaus nichts zu
befürchten. Es soll niemanden
ein Haar gekrümmt werden! Da Sie eine Proklamation vorbereiten, so könnten Sie diese Erklärung darin
aufnehmen."
Über die Truppenbewegungen in unserm Lande verlautet weiterhin:
Die Truppen, die augenblicklich durch unser Land gehen, gehören dem VIII. Armeekorps an. Sie werden
von Trier aus über die Grenze geschoben, teils in Militärzügen, teils zu Fuß.
Von Merl aus bis zur belgischen Grenze steht Infanterie und Kavallerie. Artillerie steht gegen 11 ½ Uhr
auf den Höhen um Luxemburg. Heute Nachmittag trifft die Nachhut ein. Dann werden die Truppen, die
augenblicklich im Lande stehen, weiter geschoben.
Das Generalquartier der Division, die augenblicklich unser Land durchzieht, steht auf der Höhe von Roth
bei Vianden. Sie steht unter dem Kommando des Generalleutnants von Fuchs. Um ½ 12 Uhr kam auf
Bahnhof Luxemburg eine Eisenbahnerkompagnie an.
Deutsche Erklärung auf unser Protest.
Der deutsche Gesandte wurde von Seiten des Reichskanzlers gebeten, dem luxemburgischen
1901 – 1925
Staatsminister mitzuteilen, die Luxemburger brauchten sich über den Einmarsch deutscher Truppen
nicht aufzuregen, da derselbe nur geschehen sei, um die luxemburgischen Eisenbahnlinien zu schützen.
Eine Verletzung unserer Neutralität finde nicht statt.
Das Telegramm hat nachstehenden Wortlaut:
I.
K. H. die Großherzogin sandte ein Telegramm an den deutschen Kaiser, in dem sie feierlich
gegen die militärische Besetzung unseres Landes protestiert und um Aufschluß über die Absichten des
Reiches bittet.
In vielen Eifeldörfern war ein gefälschtes Telegramm angeschlagen: „Kommt uns zur Hilfe gegen die
Franzosen, Maria-Adelheid, Großherzogin von Luxemburg“. Auf diese Weise erklärt es sich, dass
sämtliche Truppen überzeugt waren, das Land sei von Franzosen besetzt.
Proklamation der Stadtverwaltung Luxemburg.
Luxemburg, den 2. August 1914.
Mitbürger
Die großherzogliche Regierung benachrichtgt uns, daß Deutschland unsere Neutralität verletzt hat, daß
diese Nacht deutsche Truppen luxemburgisches Gebiet betreten haben und auf die Hauptstadt
zurücken. Es ist anzunehmen, daß größere Truppenteile folgen.
Wir fordern die Bevölkerung auf, die größte Ruhe zu bewahren und bitten alle Einwohner der Stadt
inständigst, sich jeder Manifestation zu enthalten, um nicht leinen Konflikt herauszubeschwören, der uns
und unserm teuern Vaterland verhängnisvoll werden könnte.
Das Schöffenkollegium, Alfons München, Bürgermeister,
Stümper und Wenger, Schöffen.
Eine Proklamation des Kommandierenden Generals des VIII. Armeekorps.
Der Kommandierende General des VIII. Armeekorps erläßt nachstehende Proklamation, die uns zufällig
in die Hände gelangt und die heute wahrscheinlich in Luxemurg angeschlagen wird, sicher aber
bestimmt war, in Luxemburg angeschlagen zu werden:
Alle ernsten Bemühungen Seiner Majestät des Kaisers und Königs, den Frieden zu erhalten, sind
gescheitert. Nachdem Frankreich, die Neutralität Luxemburgs nicht achtend, die Feindseligkeiten -+- wie
zweifelsfrei festgestellt -+- von luxemburgischem Boden aus gegen deutsche Truppen eröffnete, haben
Seine Majestät unter dem bitteren Zwange eiserner Notwendigkeiten Befehl erteilt, daß auch deutsche
Truppen, in erster Linie das VIII. Armeekorps, in Luxemburg einrücken.
Die Besetzung Luxemburgs erfolgt indessen lediglich, um freie Bahn für weiteres Handeln zu gewinnen
und unter der ausdrücklichen Zusicherung:
1) Daß sie nur eine vorübergehende sein soll.
2) Daß persönliche Freiheit und Besitz aller Luxemburger voll gesichert und geachtet bleiben werden.
3) Daß alle deutschen Truppen eiserne Disziplin zu halten gewohnt sind.
4) Daß alle Leistungen bar entschädigt werden.
Ich vertraue auf den Gerechtigkeitssinn des luxemburger Volkes, daß es sich der Einsicht nicht
verschließen wird, daß Seine Majestät nur dem unvermeidlichen Zwange folgend und veranlaßt durch
die Nichtachtung der Neutralität seitens Frankreichs den Einmarsch der Truppen in Luxemburg befohlen
haben und erwarten unter nochmaliger Betonung der oben gegebenen Garantieen. daß das
luxemburger Volk und seine Regierung durch ihre Haltung die den deutschen Truppen gestellte Aufgabe
nicht
erschweren
werden.
Tülff von Tschege und Weidenbach.
Kommandierender General des preußischen VIII. Armeekorps.
1901 – 1925
Aus dieser Proklamation ergibt sich folgendes:
1) Daß man im deutschen Hauptquartier der Meinung war, Frankreich habe Luxemburg besetzt. In der
Hinsicht war man schlecht unterrichtet, denn unsers Wissens hat bis dahin weder vor noch nach der
deutschen Besetzung ein französischer Soldat seinen Fuß auf luxemburgischen Boden gesetzt.
2) Daß man deutscherseits fest entschlossen ist. unser Land so viel als nur möglich zu schonen. Wir
haben keinen Grund an den loyalen Erklärungen der deutschen Regierung und der deutschen
Heerführer zu zweifeln.
3) Daß wir nur dabei gewinnen Können, wenn wir die Okkupation als vollendete Tatsache hinnehmen
und nicht nur persönliche Ruhe wahren, sondern ein jeder in seinem Bereiche sein Bestes tun, um die
Ruhe in vollstem Umfange aufrecht zu erhalten.
Der deutsche Kommandant b. Hrn. Staatsminister Eyschen.
Gestern morgen empfing Hr. Staatsminister Eyschen den Besuch des preußischen Majors v.
Bärensprung, der das Kommando über die am Bahnhof aufgestellten Truppen hat. Ueber die
Unterredung wird folgendes mitgeteilt:
H. Eyschen fragte, welche Befehle der deutsche Major auszuführen habe.
“Die Stadt und die Umgebung von Luxemburg militärisch besetzen."
“Was verstehen Sie darunter und was haben Sie bis jetzt ausgeführt?"
“Ich habe den Bahnhof besetzt und eine Abteilung dort gelassen, eine andere Abteilung bis Merl
vorgeschickt." (Dort ist das sogenannte Goldknäppchen von Preußen besetzt.) .“Meine Leute werden
alle Brücken in der Stadt und Umgebung besetzen, sowie die Zugänge der Stadt."
„Warum haben Sie das Postgebäude besetzt?"
“Das ist in meinen Instruktionen. Wir müssen überall die Post- und Telegraphenämter besetzen."
“WoIlen Sie überhaupt unsere Zivilverwaltungen militärisch besetzen?"
“Absolut nicht. Ich werde sofort die drei Mann an der Post zurückziehen lassen."
“Haben Sie Befehl, sich um die Zivilverwaltungen zu kümmern?"
“Absolut nicht."
“Können Sie mir sagen, welche Wirkungen die Besetzung der Eisenbahnen durch Ihre Leute haben
soll?"
“Ich führe nur die Besetzung durch. Der Betrieb wird dadurch nicht berührt. Kein Zug wird durch uns
beeinträchtigt."
Die Besetzung Ulflingens durch die Deutschen
Die bereits Samstag abend durch unsere zweite Ausgabe mitgeteilte Besetzung Ulflingens durch
deutsche Truppen hat sich bestätigt. Es wird darüber gemeldet: Am Samstag abend fuhren in Ulflingen
gegen 7 Uhr drei Automobile am Bahnhof vor: sie waren mit deutschem Militär besetzt. Der Führer der
Abteilung drang mit den Leuten, die Waffen in der Hand, in das Telegraphenbüro, wo er dem
Bahnhofnoifteher bedeutete, er habe Befehl das Telegraphenbüro zu besetzen. Es kam zu einer
Auseinandersetzung zwischen dem Offizier und dem Bahnhofnorsteher und schließlich warf letzterer
den Telegraphenapparat auf den Boden.(*) Das Militär besetzte das Büro und riß zirka 150 Meter weit
die Eisenbahnschienen auf luxemburgischem Gebiete auf. Ein Gendarm machte den Führer der Truppe
darauf aufmerkfam. daß er auf neutralem Gebiete sei, und erhielt zur Antwort: Das wissen wir:
schweigen Sie oder Sie werden verhaftet. Auch dem Gendarmeriebrigadier sagte der Führer: Wir
wissen, daß wir auf neutralem Boden sind: wir führen die Befehle aus, die wir erhalten. 20 Minuten
später kam von derselben Straße, von Wemperhardt her, ein weiteres Auto, das den Bescheid brachte,
der Führer der ersten Abteilung habe einen Befehl falsch verstanden. Darauf zogen sich die Leute
zurück.
Montag, 3. August 1914
½ 8 Uhr zogen gegen 500 Mann Infanterie ein.
Mersch, 3. Aug. Am Sonntag gegen 5 Uhr
nachmittags sind größere Abteilungen deutscher
Ettelbrück, 3. Aug. Auf der ganzen Nordlinie
Kavallerie hier eingetroffen. Heute Morgen gegen
erwartete die Bevölkerung gestern die Abendzüge,
1901 – 1925
die mit großer Verspätung einliefen. Atemlos, Kopf
an Kopf standen die Leute da in der Meinung es
könnten
jeden
Augenblick
größere
Truppentransporte eintreffen. Sämtliche Bahnhöfe,
Bahnübergänge und Tunnels sind mit Infanteristen
des 29er Regiments besetzt. Um 10 Uhr Abends
wird Polizeistunde geboten. Die Polizeiorgane
suchen die Bevölkerung zu beruhigen, damit
jedwede unangenehme Zwischenfälle vermieden
werden. Aber unsere Bevölkerung ist weit entfernt,
Zwecklofe Scharmützel heraufzubeschwören. Im
Gegenteil man sieht sogar, wie unsere Leute mit
den 29er Bier trinken, und sich dann erzählen
lassen, welche Strapazzen die jungen Soldaten
bereits hinter sich haben.
Diekirch. 3. Aug. Unsere Ortschaft ist gestern um
1 Uhr von einer Abteilung 29ger Infanteristen aus
Trier besetzt worden. Es war eine Radlerabteilung,
die gleichzeitig mehrere Körbe mit Brieftauben mit
sich führte. Der hier ansässige, frühere Trierer
Kaufmann Schmitz unterrichtete den befehlenden
Offizier über die Diekircher Verhältnsse und
geleitete die Soldaten zum Stadthaus. Es fällt auf,
daß die Soldaten erzählen, Frankreich habe
Deutschland den Krieg erklärt: deshalb seien sie
heute ins Luxemburger Land eingerückt. Das war
ja am Sonntag noch nicht der Fall. Offiziell war
gemeldet worden, Deutschland habe Rußland den
Krieg erklärt und gleichzeitig in Frankreich, in Form
eines Ultimatums die Frage gestellt, was die
französische Republik in Anbetracht dieser
Kriegserklärungzu tun gedenke. Von einer Antwort
Frankreichs war bis Sonntag Abend noch nichts
bekannt.
Vianden, 3. Aug. Die Züge der Kantonal-Bahn
nach Diekirch fahren nicht mehr. Die Verwaltung
scheint den Dienst eingestellt zu haben. Bis zur
Stunde hat die Schmalspurbahn aber noch keinen
Truppentransport nach Diekirch befördert.
Wormeldingen, 3. August.
Die Regierung
bestätigt die Mitteilung, dass der Polizeiagent
Rausch aus Wormeldingen, nebst Sohn, von
deutschen Soldaten verhaftet und nach Trier
gebracht wurde, wegen Spionageverdacht.
3. August. Der Viller'sche Förster, Math.
Herber, sowie der Gemeindeförster Val. Bisdorf
aus Berdorf, durch deutsche Soldaten verhaftet
und abgeführt. Niemand kennt den Grund.
In Kautenbach liegen weit über 100 Mann
deutsches Militär. Auf der Schüttburg sind es deren
25.(Ardennerzeitung 5. August)
1914 Montag, 3. August. - Der französische
Gesandte
in
London
hat
wegen
der
Neutralitätsverletzung Luxemburgs Klage erhoben;
es steht jedoch noch aus, ob England als Signatarund Garantiemacht der Neutralität Luxemburgs
diesen Rechtsbruch als Ursache zum Eingreifen
ansehen wird.
Die dementsprechende Antwort Luxemburgs
durch Staatsminister Eyschen:
Luxemburg, le 4 août 1914
A son Excellence, Monsieur Armand Mollard
Envoyé extraordinaire et Ministre plénipotentiaire de France à Luxembourg
Monsieur le Ministre
Par Sa communication verbale d'hier soir, Votre Excellence a eu la haute obligeance de porter à ma
connaissance que,conformément au traité de Londres de 1867, le Gouvernement de la République entendait
respecter la neutalité du Grand-Duché de Luxembourg, comme il avait montré par son attitude. Mais que la
violation de cette neutralité par l'Allemagne était toutefois de nature à obliger la France à s'inspirer désormais à
cet égard du souci de sa défense et de ses intérèts.
Vous me permettez de constater, Monsieur le Ministre, que la décision du Gouvernement de la République est
uniquement basée sur le fait d'une tierce Puissance dont, certes, le Grand-Duché n'est pas responsable.
Les droits du Luxembourg doivent donc rester intacts.
L'empire allemand a formellement déclaré que seule une occupation temporaire du Luxembourg entrait dans
ses intentions.
J'aime à croire, Monsieur le Ministre, que le Gouvernement de la République n'aura pas de peine à constater
avec moi que, de tout temps et entoutes circonstances le Grand-Duché a pleinement et loyalement rempli toutes
les obligations généralement quelconques qui lui incombaient en vertu du traité de 1867. Veuillez ….
Le Ministre d'Etat, Président du Gouvernement
(signé) Eyschen
1914 Montag, 3. August. - Deutschland erklärt,
um 18.40 Uhr, Frankreich den Krieg. Als
Begründung dient ein imaginärer französischer
Luftangriff auf Nürnberg.
1914 3. August. - König Albert I. lehnte das
deutsche Ultimatum ab, das den freien
Durchmarsch der deutschen Truppen durch
Belgien erforderte. In der Nacht vom 3. auf den 4.
August rückten deutsche Truppen ein und brachen
1901 – 1925
damit die seit den 1830er Jahren international
garantierte Neutralität Belgiens. Die belgische
Armee konnte nur kurz Widerstand leisten: am 7.
August fiel Lüttich, am 20 August wurden Brüssel
und Gent und am 23. August wurden Namür und
Mons eingenommen. Antwerpen kapitulierte am
9. Oktober und die Küstenstädte Zeebrügge und
Ostende am 15. Oktober. Der belgische,
heldenhafte Widerstand fand Verehrung in ganz
Europa und damit wurde Deutschland zur Bestie
Europas. Albert I. übernahm den Oberbefehl über
die belgischen Streitmächte und es gelang den
Belgiern, den Vormarsch der Deutschen zu
bremsen und damit Frankreich und Belgien Zeit
zur Vorbereitung der Schlacht an der Marne zu
verschaffen. Der belgische König setzte seinen
Widerstand gegen Deutschland von Frankreich
aus fort und seine Frau Elisabeth diente als
Krankenschwester an der Front. Luxemburg war
damals schon, und nicht nur durch den Empfang
des Kaisers, in Europa isoliert. Die Luxemburger
waren in ihrer Haltung gegenüber den
Nachbarländern gespalten und hingen zu sehr
vom Deutschen Kapital ab.
1914 Montag 3. August. - ↓↓
•
Im
Lande
wurden
Amateurfunktelegraphenstationen
das deutsche Miltär zerstört.
die
durch
•
In Merl wurden, auf Veranlassung des
deutschen Militärs, 7 Häuser, welche in der
Feuerlinie liegen, geräumt. Sämtliche
telefonische
und
telegrafische
Verbindungen mit dem Ausland wurden
unmöglich gemacht.
•
Der Viller'sche Förster, Math Herber und
der Gemeindeförster Val. Bisdorf aus
Berdorf wurden durch due Deutschen
verhaftet und abgeführt. Niemad kennt den
Grund.
•
Der Polizist (Polizeiagent) Rausch aus
Wormeldingen, nebst Sohn wurdevon den
Deutschen veraftet und nach Trier
gebracht: Spionageverdacht.
•
Der französische Gesandte Mollard
teilte Eyschen mit, dass angesichts der
deutschen Besetzung Luxemburgs, die
französiche Regierung in Zukunft nur
an ihre eigenen Interessen bedacht sein
werde. Eyschen antwortete, dass an
den Ereignissen in Luxemburg das
Großherzogtum keine Schuld trage und
jederzeit, in der striktesten Weise,
seinen Verpflichtungen nachgekommen
sei.
Nachstende Meldung einer Trierer Zeitung vom 3. August 1914:
Wilde Gerüchte über Kämpfe im Großherzogtum Luxemburg, wurden gestern in der Stadt verbreitet.
Nach ihnen sollte
Dienstag, 4. August 1914
1914 4. August. - Erster Bombenangriff auf
Luxemburg-Stadt.
Die
Bombardierungen
wiederholten sich. Zu Beginn des Krieges waren
es längere Unterbrechungen, später erfolgten sie
mit kürzeren Pausen. Insgesamt erlitt Luxemburg,
bis zum Ende des Krieges, 22 Angriffe. Ursache für
die
Luftangriffe
waren
die
großen
Eisenbahnknotenpunkte und der Verschiebebahnhof. Dieser wurde von den deutschen
Besatzern für den Durchgangsverkehr für die
Truppen und das Material benutzt. Nein, darüber
hinaus wurde er zur Weiterbeförderung des für die
Rüstungsindustrie unentbehrlichen Eisenerzes
benutzt. Die französischen Flugzeuge, denen sich
später auch englische Piloten anschlossen,
starteten von der Luftbasis Malzéville nahe Nancy,
überflogen die Front, nahmen Nordkurs und
erreichten
ihre Angriffsziel,
den
Bahnhof
Luxemburg. Nach einem Flug von rund 100 km. Es
handelte sich um die Flugzeuge des Typs Breguet
14 B2, mit einem Motor Renault 300 PS mit
zweiköpfiger Besatzung, bewaffnet mit zwei Lewis
Maschinengewehren. Höchstgeschwindigkeit: 160
km/h und einer Bombenlast von 40 Bomben à 8
kg. Französische Staffeln (4-12 Flugzeuge) führten
die Nachtangriffe aus. Die englischen Piloten
waren für die Tagesangriffe zuständig.
1914 4. August. - Reichskanzler von BethmannHollweg erklärt auf der Tribüne des Deutschen
Reichstages,
die
militärische
Besetzung
Luxemburgs widerspreche dem Völkerrecht und
fügt hinzu: "Das Unrecht, das wir tun, werden wir
wieder gut machen". - In der Folge wird immer
wieder von einer „occupation amicale“ die Rede
sein. Eines der ersten Opfer des Krieges auf
französischer Seite war der 1873 in Orléans
geborene Dichter Charles Péguy, der als Leutnant
bei Villeroy fiel. Nach seinem Tode übte er noch
auf die geistige Entwicklung Frankreichs sowie
Belgiens und Luxemburgs einen großen Einfluss
aus. Auszüge aus der Rede: Wir sind in Notwehr
1901 – 1925
und Not kennt kein Gebot. .. Unsere Truppen
haben Luxemburg besetzt und vielleicht schon
belgisches Gebiet betreten. Dies widerspricht den
Geboten des Völkerrechtes. Die französische
Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die
Neutralität Belgiens respektieren zu wollen,
solange der Gegner sie respektiere. Frankreich
konnte warten, wir nicht. Ein französischer Einfall
in unsere Flanke am unteren Rhein hätte
verhängnisvoll werden können. So waren wir
gezwungen uns über den berechtigten Protest
Luxemburgs hinwegzusetzen. Das Unrecht, das
wir damit tun, werden wir wieder gutmachen,
sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. Wer so
bedroht ist wie wir und um sein Höchstes kämpft,
der darf nur daran denken, wie er sich durchhaut
….
1914 4. August. - Belgien lehnt das Deutsche
Ultimatum ab. Nach dem deutschen Einmarsch in
Belgien erklärt England, zum Schutze der
Neutralität Belgiens, Deutschland den Krieg. Die
Befestigungen, welche die Verteidigung von Lüttich
garantieren
verwüstet.
sollen,
kapitulieren.
Visé
wird
1914 4. August. - Deutsche Sozialdemokraten
stimmen im Reichstag für die Kriegskredite.
1914 4. August. - Die „Reichsmark“ ersetzt den
Luxemburger Franken als Zahlungsmittel.
1914
Anfang August. - Der deutsche
Bevollmächtigte Minister von Bruch fordert, auf die
Anweisung des Generals von Fuchs hin, die
Abreise der bevollmächtigten Vertreter von
Frankreich und Belgien. Der deutsche Generalstab
richtet in Luxemburg eine Militärkommandantur
ein, die unabhängig von Großherzogin und
Kammer im Lande waltet. Dieses Militärkommando
ließ die Verhaftung von Luxemburgern vornehmen,
die nach Deutschland gebracht wurden, wo sie
abgeurteilt
wurden.
Einige
wurden
zu
Zwangsarbeit und zum Tode verurteilt. Auf die
Intervention der Großherzogin hin wurden die
Todesurteile
in
Festungshaft umgewandelt.
(Müller)
Mittwoch, 5. August 1914
1914
5. August. - Die erste elektrische
Lichtsignalanlage der Welt wurde an der Kreuzung
zwischen der Euclid Avenue und der East 105th
Street in Cleveland (USA) in Betrieb genommen.
Acht rote und grüne Lampen signalisierten dort
zum ersten Mal Fußgängern und Autofahrern
abwechselnd „Stopp & Go“. In Luxemburg dauert
es bis zum Jahre 1951 als beim damaligen „Pole
Nord“ die erste Verkehrsampel in Betrieb
genommen wurde. Die erste Ampel überhaupt gab
es im Jahr 1868 in London. Tagsüber regelten
Signalflügel den Verkehr, nachts eine Gaslaterne,
die rot oder grün leuchtete. Nach drei Wochen
explodierte sie und verletzte den Polizisten, der sie
bediente, schwer. Die dreifarbigen Ampeln kamen
im Jahr 1924 nach Europa. Erst ab den 1950
Jahren zeigten die Ampeln auch Fußgängern an,
wann sie warten mussten und wann sie gehen
durften. Das Bild zeigt die erste Ampel aus dem
Jahr 1868 in London. Sie regelte den Verkehr, 18
Jahre bevor das erste moderne Auto fuhr.
1914 5. August. - In Clerf passieren um 9.00 Uhr
die
Vorposten
des
18.
sächsischen
Ulanenregiments. Das Regiment selbst folgt gleich
darauf und begibt sich in Richtung belgische
Grenze über Helzingen und Trotten. Sie kamen mit
der Eisenbahn von Leipzig nach Gerolstein und
marschierten von dort durch die Eifel, über
Dasburg nach Clerf.
Donnerstag, 6. August 1914
1914 6. August. - Die österreichisch-ungarische erfolgt die Kriegserklärung Serbiens an das
Regierung erklärt Russland den Krieg. Gleichzeitig Deutsche Reich.
Freitag, 7. August 1914
1914 7. - 11. August. - Kämpfe im Elsass.
Samstag, 8. August 1914
1914 8. August. - Anmarschierende Truppen,
Infanterie und Kavallerie sowie Artillerie, Radfahrer
konnte man den ganzen Tag über Luxemburg
Stadt sehen. Ein französisches Flugzeug, nicht zu
hoch, wurde sofort von den Deutschen
beschossen. Der Eindecker erhob sich, schon
nach dem ersten Beschuss, in die Höhe. Er wurde
jedoch weiterhin von den Deutschen verfolgt.
Etwas später konnte man auch einige deutsche
Flugzeuge sehen, die den Himmel nach
Feindfliegern absuchten.
1901 – 1925
1914
8. August. - Die Gesellschaft des
Luxemburger Roten Kreuzes wird gegründet. In
den größeren Ortschaften werden Ortsausschüsse
dieser Gesellschaft gebildet. Im Hofmarschballamt
lässt die Großherzogin ein ganzes Lazarett
einrichten, wo sie, ihre Mutter und ihre Schwestern
deutsche und französische Verwundete pflegen.
Luxemburg war nicht auf den Ernstfall vorbereitet,
als der Krieg ausbrach. Als einziges Land verfügte
es nicht einmal über eine eigenständige
Rotkreuzgesellschaft. Stattdessen war überall
Improvisation angesagt. Der Staat verabschiedete
am 8.8.1914 offiziell die Gründungscharta des
Luxemburger
Roten
Kreuzes.
Der
Parlamentspräsident. Der Staatsratsvorsitzende
und Würdenträger aus Politik, Wirtschaft und
Religion gaben den Ton an.
1914 8./9. August. In diesen Tagen beginnt
Italien, das bis dahin noch neutral ist, mit der
Einberufung seiner Landsleute zu den Fahnen.
Daraufhin verlassen viele Italiener, die in
Luxemburg arbeiten, das Luxemburger Land und
kehren nach Italien zurück.
Sonntag, 9. August 1914
1914 9. August. - Angesichts der Preisexplosion
bei Lebensmitteln unterbreitet die Regierung dem
Staatsrat eine provisorische Verordnung, welche
Maximalpreise für Essen, Futter und Rohstoffe
zum Heizen und Beleuchten festlegt.Das Gesetz
tritt am 28. November in Kraft. Die Fleischpreise
sind infolge der fehlenden Fütterungsmöglichkeiten
gefallen. 5 Mark wurden auf den Monatsmarkt für
kleine Ferkel gezahlt, für ausgewachsene 10 Mark.
In normalen Zeiten wären es 25 respektive 40
Mark gewesen. Das dementsprechende Gesetz
tritt am 28. November 1914 in Kraft.
Montag, 10. August 1914
1914
10. August. - Frankreich erklärt den tropischen Hitze in den letzten Tagen voraus, von
Kriegszustand.
Hitzschlägen getroffen waren. Das Luxemburger
Rote Kreuz ist gegründet. Überall im Lande
1914 10. August. - Die weiße Fahne mit dem
schließen sich lokale Vereinigungen zusammen.
Roten Kreuz weht über vielen Gebäuden in
Großherzogin Marie-Adelhaïd richtet im Lokal des
Luxemburg. Auch über dem bischöflichen Konvikt.
„Hofmarschallamts“ ein Militärhospital ein, wo sie,
Es war das Zeichen, dass dort Verwundete
zusammen
mit
ihrer
Mutter
und
ihren
aufgenommen wurden. Bei den 25 Patienten, die
Geschwistern, deutsche und französischen
an diesem Tage aufgenommen wurden, handelt es
Verwundete pflegt.
sich hauptsächlich um solche, die infolge der
Mittwoch, 12. August 1914
1914 August. - Die Molkerei in Enscheringen
muss den Betrieb einstellen, da kein Versand nach
Lothringen mehr stattfinden kann.
1914 12. August. - England erklärt ÖsterreichUngarn den Krieg. Frankreich und Großbritannien
erklären Österreich Ungarn den Krieg.
handelt es sich um, durch die langen Märsche
bedingt, Fußkranke. 50 Mann sind darüber hinaus
im Pensionat untergebracht. Weitere Soldaten sind
im so genannten Volkshaus und bei Privaten
untergebracht.
Um dieselbe Zeit fliegen Flugzeuge über die Stadt
Wiltz hinweg. Die feindlichen Flieger werden vom
Im Wiltzer Spital sind um den 12. August 1914
deutschen Militär beschossen.
über 100 Soldaten untergebracht. Meistens
Donnerstag, 13. August 1914
1914 13. August. - Vier französische Gefangene 1914 13. August. - Die Internationale Bank gibt
werden nach Wiltz gebracht. Tags darauf wurden neue 5-Mark Banknoten heraus, um den plötzlich
sie nach Diekirch überführt.
aufgetretenen
Mangel
an
Münzgeld
zu
kompensieren.
Wie war die Luxemburger Bevölkerung den deutschen Besatzern gesinnt?
1914
15. August. - Aufruf des Staatsministers Paul Eyschen:
1901 – 1925
Aufruf!
Es ist behauptet worden, es sei in unserem Lande auf deutsche Soldaten geschossen worden.
Eine solche Tat begründet das Verbrechen des Mordversuchs und wird unerbittlich bestraft
werden.Wegen der Neutralität des Landes, und der korrekten Haltung, welche Regierung und Land
gewahrt, ist in mehreren offiziellen deutschen Schriftstücken Luxemburg als befreundetes Land
bezeichnet worden.
Ich bitte und beschwöre die Behörden und die ganze Bevölkerung des Landes um jeden Preis, alles zu
tun, um solchje Vorkommnisse zu verhüten.
Das Beispiel der in unserer Nähe in Frankreich und Belgien niedergebrannten Ortschaften zeigt die
Folgen solch unsinniger Tat.
Luxemburg, den 15. August 1914
Am Beginn der deutschen Invasion war der
Großteil der Bevölkerung Luxemburgs von
Resignation gezeichnet. Es fehlte ebenfalls am
nötigen Mut der Besatzungsmacht entgegen zu
treten. Sie fühlten sich angesichts der gewaltigen
deutschen Stärke wehrlos, ja viele Luxemburger
hassten die Deutschen, die sich hier im Lande
als Herren aufspielten und hätten sie am
liebsten, wenn es ihnen dann möglich gewesen
wäre, mit Prügel nach Hause geschickt, wenn
nicht noch schlimmer. Lucien Koenig (de Siggy):
„Am schwe'erste fällt et de Leitt ower, datt se de
Mond zo'halen an d'Fauscht an der Täsch mâche
mussen.“ - Frantz Clément schrieb: „Nicht wahr,
meine Lieben, es war im August 1914 bequemer,
das Maul zu halten und Handel mit dem „Boche“
zu treiben, als ein paat luxemburgische
Wahrheiten niederzuschreiben, trotzdem oder weil
sie den feldgrauen Rowdies nicht gefielen.“
Staatsminister Eyschen
wären. Als sich das Waffenglück nach Westen
wandte, schien auch unser politisches Geschick
nach derselben Windrichtung überkippen zu
wollen. Und es fehlte nicht an Auchluxemburgern,
die schon pränumerando die Umkehrung der
Farbenstreifen an unserer Landesfahne aus der
horizontalen in die vertikale Richtung feierten.
Draußen auf dem Lande aber fragten einen die
Leute angstvoll und sorgenerfüllt immer wieder:
„Was soll aus uns werden?“ - Ich biss immer stark
den Zuversichtlichen heraus und sagte: „Was wir
werden sollen? Wir bleiben, was wir sind. Was will
denn der Preuß oder der Franzos mit einer
Handvoll unbotmäßiger Kostgänger anfangen?
Und wer will sich heute im Herzen von
Mitteleuropa noch das Odium einer solchen
Vergewaltigung aufladen, nachdem das Beispiel
von Elsaß-Lothringen gezeigt hat, dass heute auch
der beste Magen nicht mehr stark genug ist, solche
Ernest Faber schrieb: „Das Benehmen der Bissen zu verdauen? Ihr werdet sehen, es geht
Offiziere und Unteroffiziere war, besonders besser, als wir meinen!“
kleinen Leuten gegenüber, meist herrisch und
Fast wäre ich zu glauben versucht, dass
arrogant. In ihren Augen stand zu lesen: 'Ich bin
felsenfestes Hoffen und Wünschen sich an die
groß und du Bist klein und folgst du nicht willig, so
Ereignisse hängt, wie Kork an ein versunkenes
brauch ich Gewalt.' - In ohnmächtiger Wut ballte
Schiff, und ein Glück an die Sonne heben kann,
der unterjochte „freie Luxemburger“ die Faust in
das schon am Untergehen war.
der Tasch und viele Luxemburger murmelten:
„Fluch den Vertragsbrüchigen.“ War die Entrüstung Mit dem Einzug der Ententetruppen in Luxemburg
bereits groß, so wurde sie bei Herausforderungen waren die Würfel gefallen und wir hatten
wie: 2von heute an habt ihr aufgehört gewonnen. Von da an wussten wir: Wenn wir
Luxemburger zu sein,“ noch erheblich gesteigert.
Luxemburger bleiben wollen, werden wir es
bleiben.
Batty Weber schrieb in seinem Artikel:
„Luxemburgertum“ am 26, Juni 1920: … In den Manche, wie gesagt, wollten es nicht. Um uns
Jahrzehnten vor dem Weltkrieg war es herum war jahrelang so Gewaltiges geschehen
Glaubensartikel,
dass
bei
der
nächsten und wir hatten uns davon so klein und ärmlich
Auseinandersetzung mit den Waffen unsere abgehoben,
dass
sich
viele
ihres
Selbständigkeit in die Brüche gehen würde. Die Luxemburgertums zu schämen begonnen hatten.
gewiegtesten Staatsmänner des Landes sahen Die warfen sich inbrünstig an die Brust des
nach dem 2. August 1914 die Zukunft sehr trübe. Auslandes, in dem sie alles Große, Schöne, Gute,
Das wahrscheinlich schon vergessene Kaiserwort, Reiche, Heldenhafte verkörpert sahen.
dass ein siegreiches Deutschland es nicht auf eine
Annexion unseres Ländchens angesehen hätte, Erst allmählich haben wir uns wiedergefunden …
konnte uns nicht trösten, da wir am Eintritt in den …
deutschen Staatenbund nicht vorbeigekommen In seinem Tagebuch von 3. August 1914 war zu
1901 – 1925
lesen: „Montags in der Kammer. Eyschen sichtlich
physisch herunter, aber auf dem Damm, wo es gilt,
unsere Rechte zu wahren, wenigstens in der
Theorie. (In der Praxis hatten wir zu parieren und
M. Zu halten.) Polizeikommissar Ettinger und
Bürgermeister Daubenfeld von Hollerich waren in
der Kammer und erzählten, vom Schlachthof bis
zum Geissknäppchen seien Schanzgräben
aufgeworfen und Kanonen eingegraben, Offiziere
hätten ihnen gesagt, für Merl und die Häuser, die
in der Feuerlinie liegen, werde die Sache
brenzlich, wenn es zu einem Artilleriekampf
komme. Im Hause Lakaff an der Windmühle, das
durch Matratzen und Sandsäcke verbarrikadiert
sei, habe sich der Stab des kommandierenden
Generals (?) festgesetzt, man erwarte für nächsten
Morgen ein Treffen.“...
Die Scham, sich nicht gegen den Angreifer
gewehrt zu haben, war weit verbreitet. Die
Schwäche der Luxemburger wurde als nationale
Schande wahrgenommen. Dazu gesellt sich die
Tatsache, dass ein Teil der Luxemburger sich
während des Krieges in moralischer Hinsicht
zweifelhaft benommen hat und vor den Deutschen,
vor allem vor ihrem Gelde kroch. Manche
Landsleute waren bereit „um ein Stück Geld das
Land und die eigene Seele zu verkaufen. Lucien
Koenig schrieb: „Et sin der vill, besonnesch dèr
Decker, de' mat de Preisen halen.“
Sonntag, 16. August 1914
1914 16. August. - Große Aufregung in Troine,
als am Abend ein sich auf Patrouille befindlicher
deutscher Soldat in die Hand geschossen wurde.
Alle Wohnungen wurden nach Waffen durchsucht.
Eine
Wagenladung
davon
wurde
zum
Divisionsstab nach Heisdorf gebracht. Es stellte
sich jedoch heraus, dass ein Belgier, der über die
Grenze gekommen war, geschossen hatte.
In Troine (Tratten), nahe an der belgischen
Grenze, war, während zwei Wochen zu Beginn des
Monats August, eine Anzahl deutscher Soldaten
einquartiert. Sie zehrten sämtliche Lebensmitel
auf.
Montag, 17. August 1914
1914 17. August. - In Bastnach wurde versucht, Offiziere konnten sich retten während das Hotel
ein Hotel am Bahnhof in dem deutsche Offiziere verbrannte.
logierten, nachts in Brand zu stecken. Sämtliche
Dienstag, 18. August 1914
1914 18. August. - Schlacht um Sarrebourg und informierte die Bäcker, sie bräuchten kein Mehl
Lothringen im heutigen Lothringen.
ans Militär zu liefern.
1914 18. August. Die Regierung hat eine 1914 18. August. - 50 Arbeiter aus Niederwiltz
Sendung Mehl nach Wiltz geschickt um diese, ließen sich Pässe ausstellen, um in Deutschland
sollte es nötig sein, an die Bedürftigen zu verteilen. bei Erntearbeiten Beschäftigung zu finden.
Der Generalkommissar des deutschen Militärs
Donnerstag, 20. August 1914
1914
20. August. Empfehlung der
Ackerbauverwaltung:
Alle besetzt gewesenen
Räumlichkeiten, in welchen Pferde einquartiert
wafren, sollen gründlich desinfektiert werden.
Empfehlungen: Chlormilch oder Chlorkalk oder
dreiprozentiges Kreolin oder aber Karbolsäure.
1914 20. August. - Gründung eines "Comité de
Secours aux Français et Belges victimes de la
Guerre" in der rue Chimay, in einem Hause von
Marcel Noppeney, woraus sich die "Oeuvre
Centrale de Secours" der luxemburgischen
Regierung entwickelte, deren Generalsekretär Herr
Noppeney bis zu seiner Verhaftung durch die
Deutschen am 7. Juni 1915 war. (Müller) (siehe
26. August)
1914 20. August. In Ulflingen wird die
Zivilbevölkerung durch das Militär entwaffnet.
Staatsminister Eyschen legt, wieder einmal,
Protest ein.
1914
20. August. Die Elektrischen Werke
teilen der Bevölkerung der Stadt Wiltz mit, dass
mangels Kohlen der Betrieb für Motoren nur am
Morgen zwischen 7 und 9 Uhr und Abends
zwischen 17 und 20 möglich ist.
1914 20. August. - Tod von Papst Pius X.
1901 – 1925
1914 20. August. - Fall von Brüssel.
Maas. Die deutschen Kräfte schlagen die Alliierten
Truppen bei den Kämpfen um Mons, der Sambre
1914 20. - 25. August. - Kriegsoperationen in den
und den Ardennen. Die Befestigungen von Namur
belgischen Ardennen sowie zwischen Sambre
erleiden dasselbe Schicksal wie diejenigen von
(größter linker Nebenfluss der Maas) und der
Lüttich: sie kapitulieren.
Freitag, 21. August 1914
1914
21. August. - Im Konvikt und in den angesehen zu werden.
Kliniken werden ebenfalls Lazarette eingerichtet.
Die neuen Legionäre durchliefen eine etwa
(Müller)
zweimonatige Ausbildung. Anfang Dezember
1914 21. August. - Ein Dekret des französischen 1914, als der Stellungskrieg begann, waren alle
Kriegsministers fordert die in Frankreich lebenden vier Regimente der Fremdenlegion kampfbereit.
Ausländer zum Eintritt in die Fremdenlegion auf. Sie mussten erst, während der langen
Die Luxemburger Freiwilligen wurden auf den Winternächte,
bei
Regen
und
Schnee,
Exerzierplätzen von Lyon, Avignon, Toulon, Blois Schützengräben und Unterkünfte ausheben.
usw. ausgebildet und dann an die Front gebracht. Ausruhen tat man tagsüber auf feuchtem Schnee.
Gegen 3000(*) wurden angenommen, davon 4/5
1914
21. - 23. August. - Schlacht in den
bei den Franzosen. Prozentual stand Luxemburg
Ardennen und um Charleroi.
an der Spitze der freiwilligen ausländischen
Kämpfer, vor der Schweiz und Spanien. (Müller)
In den ersten Kriegswochen spielten sich große
Tragödien unmittelbar hinter den luxemburgischen
(*) Die Zahl 3000 wurde oft genannt, manchmal
Grenzen ab. Dazu gehörten zunächst die
auch 5000. Diese Diskrepanzen erklären sich z.T.
Zerstörungen in den belgischen Grenzgebieten,
durch den politischen Charakter. Im Krieg ging es
aus denen „schreckenerregende Einzelheiten …
dem Land darum, keinen Zweifel an seiner
über die unglaublichen Gräueltaten der deutschen
Neutralität aufkommen zu lassen. Im Juni
Soldateska“ nach Luxemburg drangen (Nicolas
verkündeten deutsche Zeitungen, dass nicht
Pletschette). Nicolas Welter
berichtet von
weniger als 8678 Luxemburger sich als Freiwillige
zerschossenen und verbrannten Dörfern, von
in die französische Armee gemeldet hätten, was
Kriegsgefangenen „mit hungernden Augen und
Deutschland von der Verpflichtung entbinden
zerfallenen Mienen“, von Toten und Invaliden aber
würde,
die
Neutralität
Luxemburgs
noch
auch vom Elend der Zivilbevölkerung. (Über den
anzuerkennen. Die Luxemburger Regierung
Kämpfen – N.W.)
widersprach. Diese Zahl würde in keinster Weise
im Verhältnis zur Wirklichkeit stehen. Auch würden Wenngleich im Verlauf des Konflikts beide
die Freiwilligen fast alle der Luxemburger Kolonie Kriegsparteien Unheil angerichtet Hätten, könnten
in Frankreich entstammen. In der Nachkriegszeit doch „die unnützen Gräuel, die in den ersten
dagegen wurde gerade die hohe Zahl der Kriegstagen
an
der
unschuldigen
Freiwilligen unterstrichen. Die wirkliche Zahl (?) Kriegsbevölkerung
der
überrannten
Dörfer
der Freiwilligen wird heute auf etwa 1000 Frankreichs und Belgiens begangen wurden“, den
geschätzt.
Deutschen nicht verziehen werden. Was man
ihnen wirklich nachträgt und was kein Franzose je
Ausländer wurden nicht in reguläre Einheiten,
vergessen wird, das sind die Unmenschlichkeiten,
sondern in speziell zu diesem Anlass gegründete
die sie in der ersten Zeit ihres Einbruches in den
'régiments de marche' der 'Division Marocaine,
Ortschaften verübt haben (Batty Weber 1919)
einer Division der Fremdenlegion, eingezogen.
Luxemburger Freiwillige dienten in den meisten 1914 21. August. - In Galizien findet die letzte
der aus zahlreichen Nationalitäten zusammen Reiterschlacht der europäischen Geschichte
gesetzten Regimenter, die um Verlauf des Krieges zwischen Russen und Dragonern der österreichzu einem einzigen 'régiment de marche' ungarischen Armee statt.
zusammen gelegt wurden, einer der am höchsten
ausgezeichneten Einheiten der französischen In Anbetracht der wachsenden Bedeutung des
Armee während des Krieges. Sie kämpften vor Luxemburger Eisenbahnnetzes für die Zufuhr der
allem an der Westfront, in Einzelfällen an den deutschen Truppen überrascht es nicht, dass vor
allem die Verkehrsknotenpunkte Luxemburg,
Dardanellen und auf dem Balkan.
Bettemburg und Petingen zu bevorzugten Zielen
Als Motive der Freiwilligen wurden spontaner der alliierten Militärfliegerei wurden. Im weiteren
Enthusiasmus und eine idealistische Motivation Verlauf des Krieges richteten noch weiter Angriffe
hervorgehoben. In manchen Fällen gab es jedoch gegen
den
Hauptbahnhof
und
die
auch andere Beweggründe wie, äußerer Druck, Bahnhofsgegend
sowie
die
südlichen
Not oder die Angst in Frankreich als „boche“ Industriezentren des Landes.
1901 – 1925
Samstag, 22. August 1914
1914 22./23. August. - Kurz nach Mitternacht
hatte ein französischer Flieger in der Nähe des
Bahnhofes 3 Bomben abgeworfen. Eine davon war
auf die Bahngleise gefallen. Bei der Explosion
wurden Boden und Gleise auf einer Dimension von
3 auf 150 x 1 Meter Tiefe aufgerissen. Eine zweite
Bombe durchschlug das Dach, die Decke und
Böden des Hotel Schimberg bis in den Keller. Sie
explodierte jedoch nicht. Eine andere hatte das
Dach und die Decke des Café Zentrum an der
Bonneweger Brücke zerschlagen und lag im Keller.
Auch sie explodierte nicht. Die Schäden waren
nicht allzu groß, doch war die psychologische
Wirkung umso größer. Die Schaulustigen kamen
solchermaßen zahlreich, dass die damalige Presse
von einer „Völkerwanderung sprach“.
Sonntag 23. August 1914
1914 23. August. - Japan erklärt Deutschland In den meisten Gemeinden fehlt es an Mehl, Salz
den Krieg.
und Hefe. Die Internationale Bank gibt die dritte
und letzte Sorte neuer Kassenscheine heraus: Es
1914 23. - 26. August. - Kämpfe an der Maas.
sind Zweimarkscheine.
Montag, 24. August 1914
1914 24. August – 11. September. - Kämpfe in jedoch waren auch Franzosen darunter. Am Abend
den Vogesen und an der Maas.
kommen abernals 2 Züge an, einer mit
Verwundeten und einer mit französischen
1914 24. August. An diesem Montag
Gefangenen. Während der Nacht kommen noch
kommen 3 Eisenbahnzüge mit Verwundeten vom
weitere Züge an. Mehrere Verwundete kommen
Kriegsschauplatz Libramont (Belgien) in Wiltz an.
ins hiesige Spital.
Es handelt sich hauptsächlich um Deutsche,
Mittwoch, 26. August 1914
1914 26. August. Um 3 ½ Uhr Longwy ist
gefallen. Die Besatzung von Longwy war 3500
Mann stark. Diese hielt 6 ½ Tage de Deutschen in
Schach.
Trotz Verminderung der Anbaufläche infolge der
expandierenden Viehzucht verfügte Luxemburg
über bedeutende Lebensmittelvorräte. Diese
stammten jedoch aus Importen. Man hielt diese für
ausreichend, denn die „Fédération des sociétés
agricoles locales“ schenkte, nach Beginn der
Feindseligkeiten mit den Deutschen, 93 194 kg
landwirtschaftliche Produkte an die Hunger
leidende Bevölkerung der lothringischen und
wallonischen Grenzregionen. Unmittelbar nach
den Kämpfen um die Festung Longwy (21.-25August 1914) begaben sich Bürger der Stadt
Esch/Alzette mit Lebensmitteln in die gefallene
Stadt.Erwähnenswert im selben Kontext ist
ebenfalls das von Marcel Noppeney präsidierte
'Comité de secours pour les Français et les Belges
victimes de la guerre', das Geldmittel und
Verbrauchsgüter zugunsten der Opfer sammelte.
1914
26. - 30. August. Schlacht bei
Tannenberg. Sie war eine Schlacht des ersten
Weltkriegs und fand in der Gegend südlich von
Allenstein in Ostpreußen
zwischen deutschen
und russischen Armeen statt. Die deutsche Seite
stellte hierbei 153.000 Mann, die russische Seite
191.000 Soldaten ins Feld. Sie endete mit einem
Sieg der deutschen Truppen und der Zerschlagung
der ins südliche Ostpreußen eingedrungenen
russischen Kräfte. Diese Schlacht, sowie die an
den Masurischen Seen markieren den Beginn der
deutschen Offensive im Osten.
Donnerstag, 27. August 1914
1914
27. August. - Das große deutsche
Hauptquartier wird nach Luxemburg verlegt. Es hat
seinen Sitz im Schulgebäude gegenüber der
Hauptpost. Von Luxemburg aus wird die erste
Marneschlacht, die zwischen dem 5. und dem 9.
September stattfand, und die den Ausgang des 1.
Weltkriegs entscheidend beeinflusst hat, geleitet
und für Deutschland verloren. (Müller)
Kaiser Wilhelm II. war in Begleitung seiner
Söhne, Kronprinz Wilhelm und Prinz Oskar sowie
vieler anderer prominenten deutschen Politikern,
hohen Beamten und Militärs.
1901 – 1925
In Luxemburg war also zu Beginn des Krieges die
Kommandozentrale für die Westfront und durch
Luxemburg lief ein Teil des deutschen
Nachschubs, was dem Statut der Neutralität
widersprach. Die Proteste der Luxemburger
Regierung hielten sich in Grenzen, was vielleicht
auch einem gewissen Opportunismus geschuldet
war.(u.a. www.inesglobal.com)
Trotz höchster
Geheimhaltung sprach es sich überall in
Luxemburg
herum,
dass
etwas
Außergewöhnliches sich abspiele. Alle Zimmer
des Hotels Brasseur waren reserviert. Für die
kaiserliche Garde waren im Volkshaus Büros
eingerichtet worden. Auf dem Plateau Bourbon
waren große Baracken und Zelte für die
kaiserlichen Pferdeställe (Marställe) aufgestellt
worden.
Welter. Laut seinem Tagebucheintrag vom 29.
Februar 1916 zeigte er sich zu Beginn seiner
Amtszeit sehr zuversichtlich die vorhandenen
Schwierigkeiten zu meistern. Doch mit der Zeit
musste er seine Vorgehensweise in der
Lebensmittelbeschaffung
immer
heftiger
verteidigen. Ein unüberwindlicher Bruch zwischen
ihm und dem regierenden Linksblock zeichnete
sich ab. Seine Versorgungspolitik, vor allem die
missglückte Einfuhr von Ziegen aus der Schweiz
(1916/1917) gaben ihn der Lächerlichkeit der
Karikaturisten preis. Er erhielt den Spottnamen
„Geessemisch“. In der Kammersitzung vom 22.
Dezember 1916 wurde schlussendlich sein
Rücktritt veranlasst. Die Abstimmung gegen ihn
ergab das Resultat von 42 zu 2 Stimmen und
einige
Enthaltungen.
Die
vier
anderen
Regierungsmitglieder erklärten sich solidarisch.
Die
deutsche
Invasion
hatte
Luxemburg
Luxemburg
stand
wieder
vor
einer
versorgungspolitische in eine paradoxe Lage
Regierungskrise.
versetzt: Das Land konnte einerseits seine
Institutionen beibehalten kam aber andererseits, 1914 27. August. In Wiltz war der Markt
zumindest aus der Sicht der Entente-Mächte, gleich null. Kramladen waren überhaupt keine
seinen Neutralitätspflichten nicht unbedingt nach. aufgeschlagen. Auf dem Viehmarkt waren nur ein
Ein
eklatanter
Verstoß
gegen
den paar Ochsen, einige Kühe und Schweine zu
Neutralitätsstatus wurde in diplomatischen sehen. Die Preise, besonders die für Ferkel, waren
Kreisen vor allem der Empfang des deutschen sehr niedrig. Anfangs wurde sie gar zu fünf Mark
Kaisers Wilhelm II. Im großherzoglichen Palais pro Stück verkauft.
angesehen. Dies auch noch zu einem
1914 27. August. - Französisch-britische Truppen
Zeitpunkt, als das in Luxemburg stationierte
besetzen die deutsche Kolonie Togo.
deutsche Hauptquartier den Krieg an der
Westfront organisierte. - Die Mitgliedschaft Die Ardennerzeitung bittet um Lieferung von
Luxemburgs in Deutschen Zollverein und die entbehrlichen Hemden, altem Leinen und
daraus resultierenden ökonomischen Bindungen ähnlichen Sachen Junge Leute werden zur
zum
Reich
sorgten
schon
für
genug Krankenpflege
aufgerufen
und
für
Zweideutigkeit. …
„Handreichungen“ am Bahnhof begehrt.
… Der öffentlichen Kritik jedoch noch weiter
ausgesetzter als die Einkaufszentrale war Michel
Freitag, 28. August 1914
1914 28. August. - In Arlon wurden Zivilisten,
„Francs-Tireurs“ die aus Häusern etc auf deutsche
Soldaten geschossen hatten, erschossen. Sie
stammten aus Ste Marie bei Etalle, aus Rossignol
und Virton. Sie waren an der Place du
Gouvernement und der Sesslicher Brücke von den
Deutschen erschossen worden. Dies war nicht das
erste Mal, dass solches geschah.
1914 28. August. - Erste Kämpfe in der Region
der Somme. Etwa 3000 junge Luxemburger
meldeten sich freiwillig zur Französischen
Fremdenlegion und viele davon kamen in den
Schützengräben an der Somme um.
Sonntag, 30. August 1914
1914 30. August. - Im Rathaussaal von Wiltz 1914
30. August. - In der Schlacht von
wird eine Sektion des Roten Kreuzes gegründet.
Tannenberg in Ostpreußen besiegt die deutsche
Armee mit Oberbefehlshaber Paul von Hindenburg
Einer der Kriegsverletzten ist im Wiltzer
die russischen Verbände.
Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Am
Begräbnis nehmen fast alle noch hier stationierten Am 30. August 1914 erreichte der Zug mit Kaiser
Soldaten teil. Bis dato haben etwa 5000 Wilhelm den hauptstädtischen Bahnhof. Begleitet
gefangene Franzosen Wiltz passiert.
war er von Reichskanzler Theobald von Bethmann
Hollweg, Generalstabschef Helmuth von Moltke,
1901 – 1925
Kriegsminister Erich von Falkenhayn und
Außenminister Gottlieb von Jagow (letzterer war
von 1907 bis 1909 Botschafter in Luxemburg).
Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft stattete der
Kaiser der Großherzogin einen Besuch ab, der
anderthalb Stunden in Anspruch nahm, Er wurde
auch zu einem Déjeuner gebeten, bei dem nur
deutsche Würdenträger und Hofdamen präsent
waren; Staatsminister Eyschen war nicht
eingeladen worden.
sich auf das, was die deutsche Presseagentur
Wolff den Zeitungen an Informationen lieferte.
Auch die (vorher zensierten) deutsche Zeitungen
und die (auch zensierte) Neue Zürcher Zeitung
waren erlaubt.
Das Escher Tageblatt stand hauptsächlich unter
Beobachtung der Deutschen. Zeitungsbesitzer
Paul Schroell und der Redakteur Frantz Clément
waren im August 1914 festgenommen worden und
ab Februar 1915 wurde die Redaktion von einem
Frantz Clément (1882 – 1942, u.a. kurzzeitig deutschen Offizier und Soldaten kontrolliert. Die
Lehrer in Kaundorf) schrieb damals: “Dieser Töchter Paul Schroells berichteten:
Pathosfritze von Kaiser, dieser auf Paris
„Faire publier le „Escher Tageblatt“ devenait de
hinlümmelnde Kronprinz, dieser zittrige Kanzler
plus en plus difficile et dangereux. Papa nous a
[…], diese Art, die Kriegsgenesis zuzustutzen wie
raconté plus tard que la journée du 17 février
in einen schlechten Film: all das löste ein 'rotes
1915, il avai tété convoqué par deux fois en la
Lachen' aus. Und immer, auch bei uns, blieben sie
journée chez le Gouverneur militaire allemand
im Stil, wie man in der Schauspielersprache sagt.
TESSMAR. En redoutant une nouvelle arrestation,
Die verfrühte Eroberung des Bahnhofs Ulflingen,
il prit la décision de se refugier en Suisse“.
der dann wieder aufgegeben und schnelle noch
einmal erobert wurde, die Bärensprungiade auf Neben dem Tageblatt gerieten der „Diekircher
Bahnhof Luxemburg, die Jagd nach Franzosen: Fortschritt“, das „Clerfer Echo“ und die
hatte man das nicht schon als Bube im Karl May „Ettelbrücker Zeitung, alle drei geleitet von Pierre
gelesen?“ (Luxemburg und der erste Weltkrieg Carier, in den Fokus der deutschen Pressezensur.
Literaturgeschichten 2014)
Am 9. Mai 1917 wurde die Redaktion des
„Fortschritt“ gar wegen „gehässiger Artikel“ von
Briefkorrespondenz, Presse sowie Buchdruck im
den Deutschen geschlossen. Die Stadt Diekirch
Großherzogtum unterstanden der Kontrolle der
wurde von den Deutschen als „verfluchtes
Trierer Zensurstelle. Die Zensur wurde streng
Franzosennest“ bezeichnet. Weitere (Buch-)
gehandhabt. Bereits im August 1914 war es in
Veröffentlichungen, u.a. ein Gedichtband von Paul
Luxemburg verboten, französische Zeitungen
Palgen, durften nicht veröffentlicht werden. Palgen
einzuführen. Trotz Protesten seitens der Regierung
war sogar am 19. März 1918 kurzfristig verhaftet
blieb diese Maßnahme während des ganzen
worden.
Krieges bestehen. Die Nachrichten beschränkten
Montag, 31. August 1914
1914 31.
August. - Die
Eisenbahnstrecke
Kautenbach-WiltzSchimpach bleibt
weiterhin
geschlossen.
Menschen als Chance, aus der Enge ihrer Epoche
auszubrechen. „Mir selbst kamen die damaligen
Stunden wie eine Erlösung aus der ärgerlichen
Empfindung der Jugend vor“, schreibt ein 25jähriger Augenzeuge aus München: Adolf Hitler,
ein junger Mann, ohne Beruf, ohne Perspektive...
(Foto: Bahnhof Schimpach)
1914
August. Feldpostbriefe und
Tagebucheintragungen legen Zeugnis davon ab,
mit welchen Pathos das große Sterben beginnt –
Als im August 1914 die Glocken den Krieg in
Europa einläuten, verstehen dies viele junge
September 1914
Mittwoch, den 2. September 1914
1914 2. September. - Die französische Regierung man die Mobilmachung.
zieht nach Bordeaux um. In der Türkei beschließt
Donnerstag, 3. September 19141914 3. September. - Es kursiert ein Gerücht, dass die Gutscheine
1901 – 1925
der Heeresverwaltung nur mit Stempel gültig sein sollen. Dies ist jedoch falsch, denn auch ohne
Stempel haben sie Gültigkeit. Fremde Händler wollen diese ungestempelten Gutscheine billig abkaufen.
Anmeldungen zum Bezug von Benzin und Petroleum werden ausschließlich durch die
Gemeindeverwaltungen angenommen. Sie dürfen nur zum Ausdreschen der Saatfrucht und der im Feld
stehenden Getreideschober sowie zum Mahlen von Getreide von Getreide oder Futtermitteln gebraucht
werden. Kleinbetriebe mit Motoren und Besitzer von Lastautos bekommen eine Genehmigung für
Benzin. Es gibt kein Benzin für Autobesitzer, es sei denn, dass dieses ausschließlich zu
Geschäftsreisen verwendet wird.
Freitag, 4. September 1914
1914 5 – 10. September. - Erste Schlacht an der Reservisten an die Flanken des Feindes zu
Marne. Auf Befehl des General Gallieni werden die transportieren.
Pariser Autotaxen beschlagnahmt um 4000
Sonntag, 6. September 1914
1914 6. - 14. September. - Kampfgeschehen in Botschafters von Buch im Eicherberg. Der
den Argonnen.
Generalstab im Schulgebäude, gegenüber des
Postamtes. Generalstabschef von Moltke wohnte
1914
6. September. - Der deutsche Kaiser
im „Kölnischen Hof“, der Reichskanzler und der
Wilhelm II. von Hohenzollern kommt nach
Minister des Äusseren im Hause Dutreux und die
Luxemburg. Er ließ im Palais mitteilen, er wünsche
weiteren Begleiter des Kaisers im Hotel Staar. Der
der Großherzogin eine Besuch abzustatten. Es
Kaiser wollte von der Großherzogin Mariewar zum zweiten Mal in weniger als einem halben
Adelheid auf Schloss Berg empfangen werden. Auf
Jahrhundert, dass die Hohenzollern sich an einem
Anraten von Staatsminister Paul Eyschen hin,
Lande der Nassauer vergingen. Staatsminister
empfingen Marie-Adelheid und ihre Mutter
Eyschen riet der jungen Herrscherin gute Miene
Großherzogin
Maria-Anna
Wilhelm
II.,
zum bösen Spiel zu machen und den damals
Reichskanzler
von
Bethmann-Hollweg
und
sozusagen allmächtigen Mann zu empfangen, was
Großadmiral Alfred von Tirpitz eine Woche später,
diese dann auch im Großherzoglichen Palais tat.
am 6. September, im hauptstädtischen Palais.
… Die Eröffnung der Kammersession bot der
Damit stand Marie-Adelheid definitiv in der Kritik,
Großherzogin die Gelegenheit, feierlich ihre
den Deutschen zu sehr verbunden zu sein. (u.a.
Proteste gegen die Verletzung unserer Neutralität
Müller)
zu erneuern. Der Kaiser war bereits am 30. August
1914 mit dem Zug über Koblenz nach Luxemburg J.P. Flohr schrieb: Am 6. September 1914 fuhr der
angereist. Er hatte sein militärisches Hauptquartier Kaiser mit dem großen Hauptquartier in schnellen
von Koblenz nach Luxemburg verlegt, dies trotz Automobilen vom Bahnhof zur deutschen
der Neutralität des Landes. Es ist nicht bekannt, Gesandtschaft im Eicherberg. Der Kaiser wohnte
dass Großherzogin noch die Regierung sich im Gesandtschaftsgebäude. Der Gesandte von
dagegen widersetzt haben. Bei der Durchfahrt Buch nahm deshalb im „Grand Hotel Brasseur“
des kaiserlichen Autos standen Landstürmer vom Wohnung.
Auf
dem
Dach
des
Bahnhof bis zur deutschen Gesandtschaft Spalier. Gesandtschaftsgebäudes wurde eine Wache mit
Der Kaiser wer begleitet von u.a Reichskanzler Maschinengewehr aufgestellt. Ein
Teil des
von Bethmann-Hollweg, Generalstabsschaf von Eicherberges wurde gesperrt. Bereits gegen halb
Moltke, Kriegsminister von Falkenhayn, dem drei Uhr am selben Tage, also sofort nach seiner
früheren
Gesandten
von
Luxemburg, Ankunft, stattete der Kaiser den Großherzoginnen
Staatssekretär von Jagow und Großadmiral von Marie-Adelheid und Maria-Anna im Palais einen
Tirpitz. Der Kaiser nahm Quartier im Hause des Besuch ab.
Montag, 7. September 1914
1914 7. September. - Der Wildschweinbestand
hat sich merklich vermehrt. Aus französischen und
belgischen Wäldern, wo Schlachten stattfanden,
wurden
die
Wildschweine
durch
den
Geschützdonner
verscheucht
und
herüber
getrieben. An eine Eröffnung der Jagd ist, wegen
der Ereignisse, trotzdem nicht zu denken.
1914 7. September. - In Paris werden sämtliche
Renault-Taxis
zum
Truppentransport
beschlagnahmt.
1901 – 1925
1914
7. September. - Die Frankfurter Zeitung konfisziert, Tatsache war, dass Regierung und
schrieb, die Russen seien nur noch 100 Kilometer Reichsbank schon eine Woche zuvor nach
von Berlin entfernt. Darauf hin wurde sie Frankfurt resp. nach Köln verlegt worden waren.
Sonntag, 13. September 1914
1914 13. September. - Die Deutschen ziehen sich 1914 13. September – 26. November. - Erste
bis auf die Linie Noyon - Verdun zurück.
Schlacht an der Aisne. Deutsche Offensive im
Argonnerwald und Einnahme von Varennes.
Dienstag, 15. September 1914
1914 15. September. - Hindenburg vertreibt die der
Deutschen
an
der
Marne.
Russen aus dem östlichen Preußen. Niederlage Generalfeldmarschall von Moltke wird entlassen.
Mittwoch, 16. September 1914
1914 16. September. - Wiltz. - Vor den Wirren Am folgenden Tag kostet sie 2,5 - 3 Franken, da
kostete eine Bürde Lohe 38 Sous, jetzt 2 bis 2,2
kein Quebrachogerstoff mehr von Amerika nach
Franken.
Deutschland geliefert wird.
Montag, 21. September 1914
1914 21. September. - Die Brachtenbacher
Einwohner hatten sich im Schulsaal versammelt.
Bei einer Abstimmung war man dafür, dass keine
Kirmes gefeiert wird. Sie wird sich in diesem Jahr
auf den Gottesdienst beschränken. Auch in
Kautenbach will man keine Kirmes feiern. (Am
27.9.1914 wird in der Ardennerzeitung trotzdem zu
der Kirmes eingeladen.)
1914 21. September – 9. Oktober. - Erste
Kämpfe in der Picardie und im Artois.
Donnerstag, 24. September 1914
1914 24. September. - Eine Viehzählung war
am Samstag, um zu erfahren, ob die Bestände
nicht zu sehr durch die Ereignisse vermindert
wurden. Es besteht anscheinend kein Grund zur
Aufregung.(Ardennerzeitung)
Montag, 28. September 1914
1914 28. September. - Das deutsche
Hauptquartier wird von Luxemburg nach
Charleville-Mézières verlegt. Der deutsche Kaiser
verlässt Luxemburg.
Ende September 1914 werden in Düdelingen 4 und in Esch-Schifflingen 1 Hochofen wieder unter
Feuer gesetzt. Om darauffolgenden Oktober wird ein weiterer in Dommeldingen wiederum unter Feuer
gesetzt. Die Düdelinger Stahl- und Walzwerke nehmen ihre Arbeit wieder auf. Im November nehmen
auch die Stahlwerke Martin und die Elektrizitätswerke Dommeldingen die Arbeit wieder auf.
Oktober 1914
1914 Oktober – November. - Schwere Kämpfe in Flandern. Erste Schlacht um Ypern (30. Oktober –
24. November). Die Briten verschließen die Häfen des Ärmelkanals für die Deutschen.
Sonntag, 4. Oktober 1914
1914 4. Oktober. - Deutsche und österreichische eingenommen. - Deutscher Angriff an der Yser.
Truppen stehen an der Weser. - Antwerpen wird
1901 – 1925
Montag, 5. Oktober 1914
1914 5. Oktober. - Etwa 40 Arbeiter der
Lederfabrik Lambert aus Wiltz haben während des
Krieges einen Verdienst in Straßburg in der
Lederfabrik Adler und Oppenheimer erhalten.
1914 5. Oktober. - Die Verrechnung der
Flurschäden, die durch den Durchzug der
deutschen Truppen im Lande verursacht wurde, ist
erledigt.
1914 5. Oktober. - Falschmeldung in der 'La
Stampa' (Turin): … Deutschland bemächtigte sich
der Großherzogin, eines Mädchens von 20 Jahren
und setzten sie in einem Schloss bei Nürnberg
gefangen. Das luxemburgische Heer hatte einen
Bestand von 250 Freiwilligen. Das Heer des
Kaisers unterdrückte diese Leute, und der
Befehlshaber Major Vandyk mit einem Dutzend
Offizieren wurde erschossen. Zahlreiche Dörfer
wurden dem Erdboden gleichgemacht ...
Montag, 12. Oktober 1914
1914 12. Oktober. - In Wiltz hört man starken
Kanonendonner. Es handelte sich um das
Entladen von Blindgängern in Longwy und
Übungsschießen an drei französischen
Belagerungskanonen.
1914 12. Oktober. - In Belgien sind die
Lebensmittel knapp. Fast täglich sind in Wiltz
belgische Fuhrwerke, die dann, schwer beladen
mit eingekauften Waren, zurückkehren
(zurückfahren? - Histolux) (Ardennerzeitung)
1914 12. Oktober. - Rauchschwaden an den
Öslinger Bergen in weitem Umkreis signalisieren
die brennenden abgerindeten Lohhecken, wo dann
in Kürze Korn gesät wird. Die einquartierten
deutschen Truppen, die dies nicht kannten,
dachten anfangs an Signalfeuer.
Donnerstag, 15. Oktober 1914
1914
15. Oktober. Der Verkehr mit deutsche
Verwaltung
abgeliefert.
Automobilen und Fahrrädern ohne besondere (Ardennerzeitung)
Fahrerlaubnis ist untersagt. - Das Telofon
1914 15. Oktober. - Von der Arbeiterschaft wird
funktioniert wieder im Ortsverkehr.
begrüßt, dass der Gebrauch gewöhnlicher
1914 15. Oktober. - Seit einigen Tagen ist die Sprengstoffe wieder frei gegeben ist. Das ist vor
belgische Zollgrenze wiederhergestellt. Der Dienst allem wichtig für die Minette Galerien, die
wird von den früheren belgischen Beamten Steinbrüche und die Schiefergruben.
versehen. Die Einnahmen werden jeden Tag an die
1914 22. Oktober. - Die Wiltzer Gemeindeverwaltung hat einen Waggon Korn vom Pächter Herrn
Hüel aus Rullingen erstanden. Das Korn wird später an die Einwohner der Gemeinde verkauft werden.
Dienstag, 27. Oktober 1914
1914
27. Oktober. - In Polen werden die Oktober-November zu einer Flüchtlingswelle, die
Deutschen von den Russen zurückgedrängt. Die auch auf Luxemburg übergriff. Es gab in unserem
Türkei greift russische Häfen an.
Lande auch rückläufige Bewegungen aus den
Kampfgebieten. (Quelle: Luxemburg und der erste
Infolge der Kämpfe in der Grenzregion kam es ab
Weltkrieg 2014/15)
1914 29. Oktober. - (Quelle: Pol Tousch → Ardennerzeitung): Wiltz – Unser Wiltzer Landsmann und
Rennfahrer François ist auf dem Schlachtfeld gefallen … Bekanntlich war er als Freiwilliger in die
französische Armee eingetreten … (Später erscheint ein Dementi.) François Faber starb im Alter von
nur 28 Jahren im Ersten Weltkrieg als Soldat des 2. Marsch-Regiments der Fremdenlegion. Sein
Todesdatum ist der 9. Mai 1915.
November 1914
1901 – 1925
Montag, 2. November 1914
1914 2. November. Am Allerseelentag Krieges, während aus der Ferne beständig
umstanden Landwehrmänner, die mit Blumen und Kanonendonner vom westlichen Kriegsschauplatz
brennenden Kerzen versehenen Erdhügel und im Wiltztal widerhallte.
beteten laut den Rosenkranz für die Opfer des
Donnerstag, 5. November 1914
1914 5. November. - Großbritannien, Frankreich seiner Heimatstadt Darmstadt transportiert.
und Russland erklären der Türkei den Krieg.
1914 5. November. In Wiltz durfte jeder
(siehe auch 24./25. April 1915)
Haushalt 4 Liter Petroleum zu 7 Sous pro Liter von
1914 5. November. - Im Wiltzer Krankenhaus der
Gemeindeverwaltung
besorgen.
Ein
waren vorübergehend 220 verwundete und kranke sparsames Mittel: In 4 Liter Wasser 1 Liter Soda
Soldaten in Behandlung. 58 davon waren schwer gießen und nach Erkalten 1 Liter Petroleum
verwundet, 5 davon sind gestorben, 1 Franzose zugießen. Die Mischung brennt gut in der
und 4 Deutsche. 2 andere starben in Niederwiltz. - Petroleumlampe. Um die Leuchtkraft zu erhöhen,
Ihre Ruhestätten sind mit einfachen Holzkreuzen, kann man ein Kügelchen Naphthalin, wie man es
mit dem Namen, versehen. Einer von ihnen wurde, zur Mottenvertreibung in den Apotheken erhält,
auf Verlangen der Familie, exhumiert und nach hinzufügen.
1914 7. November. - Japan nimmt den deutschen Stützpunkt Tsingtau in China ein und besetzt die
deutsche Kolonie Kiautschou.
1914 11. November. - In Clerf ging eine Waggonladung mit 336 Paketen Kleider und anderes, ab.
Diese sind für dasbelgische Provizial-Hilfskomitee bestimmt. Am 24. November gibt es eine zweite
Sendung.
1914 13. November. - Die deutsche Regierung ruft die Bevölkerung auf, alle Goldsachen gegen
Papiergeld einzutauschen.
1914 14. November. - In Frankreich beginnt der Stellungskrieg in den Schützengräben.
1914 14. November. - Die russische Armee greift Polen und Schlesien an.
1914 17. November. - Die Front stabilisiert sich. Die Truppen beginnen damit sich einzugraben.
Mittwoch, 18. November 1914
1914 18. November. - „Wir können diesen Krieg
nicht mehr gewinnen. Werden nicht bald
Verhandlungen geführt, stehen dem Land düstere
Aussichten bevor.“ So sprach an diesem Tag der
Preußische Kriegsminister Erich von Falkenhayn
zum Reichskanzler Theobald von Bethmann. Ende
1914 ist der Krieg schon an einem toten Punkt
angelangt. Die Deutschen haben sich in
Frankreich eingegraben. An weitere Eroberungen
ist jedoch nicht zu denken. Beide Seiten sind
gleich stark. Falkenhayn erwog zuerst Russland
ein Friedensangebot zu machen. Doch sein
Vorschlag wird nicht gehört. Mit den bekannten
Folgen.
Montag, 23. November 1914
1914 23. November. - In Lellingen werden die das viel hier angebaut wird,
Erbsen zu Kriegspreisen bezahlt: Runde 15 bedeutend teurer geworden.
Franken pro Sester. Das Heidekorn (Buchweizen),
ist
ebenfalls
Samstag 28. November 1914
1914 28. November. - Das Gesetz über die Maximalpreise besagt, dass jede Person, die einen über
diesem Maximum liegenden Preis verlangt, eine Strafe von 26 – 30 000 Franken und eine
Gefängnisstrafe bis zu 3 Jahren riskiert.
1901 – 1925
Dezember 1914
1914 Dezember. - Die Deutschen werfen entlang der gesamten Westfront Gräben aus. Sie reichen
von Nieuport bis an die Schweizer Grenze.
1914 1. Dezember. - Belgien erhält eine deutsche Verfassung.
1914 3. Dezember. - Der erste Luxemburger Fremdenlegionär, François Schmidt, wurde getötet.
1914 8. Dezember. - Bei den Falkland Inseln versenkt die britische Flotte die deutschen Kriegsschiffe
von Admiral von Spee, das deutsche Ostasiengeschwader. Damit sind alliierte Transporte weniger
bedroht. Nur 1 Kreuzer entkommt.
Mittwoch, 9. Dezember 1914
1914 9. Dezember. - Eine große Anzahl von
Wildschweinen und Füchsen sind aus den
belgischen Ardennen in den Wahlbezirk geflohen,
der sich westlich von Insenborn ausdehnt. Unter
diesen Flüchtlingen befindet sich auch ein
stattlicher Wolff, der sich in der Nähe der Höfe
Neuhof und Burgfried aufhält. Er wagt sich oft auf
das freie Feld, ja sogar bis in die Nähe der beiden
Wohnhäuser, deren Bewohner schon mehrmals
auf ihn geschossen haben, allerdings ohne ihn zu
treffen.
Wenn dieser Text aus der Ardennerzeitung wahr
wäre, wäre die Geschichte des letzten Wolfs, der
im Jahre 1892 in Olingen erlegt wurde, nicht mehr
gültig. Der Wolf von Olingen wäre zwar noch der
letzte getötete Wolf hierzulande, doch der letzte
gesehene Wolff wäre derjenige aus Insenborn
gewesen. Wenn es sich dann um einen Wolf
gehandelt hat …. .
Dienstag, 15. Dezember 1914
1914
15. Dezember. Der Viehschmuggel jetzt strenger bewacht werden. So wurden 12
wurde in letzter Zeit besonders stark aus Belgien Landsturmsoldaten nach Allerborn versetzt, 7 nach
betrieben, so dass deutscherseits die Grenzen Syr und so weiter.
Sylvester, Donnerstag, 24. Dezember 1914
1914 24. Dezember. - Auszug aus dem Tagebuch
von Friedrich Link, der bei Hirzbach im Elsass
stationiert war: Abends 6 Uhr ist die KompanieWeihnachtsfeier, sehr ergreifend. Ein DoppelQuartett singt drei Lieder. Leutnant Baum hält eine
schöne Rede. Jeder bekommt ein Geschenk. Das
meinige:
Ein
Feldpost-Notizbuch,
Seife,
Schokolade, schöne Handschuhe, Mundharmonika
…
1914 24. Dezember. - Soldaten der verfeindeten
Armeen im Ersten Weltkrieg treffen sich im
Niemandsland an der Westfront und feiern
gemeinsam
Weihnachten.
Zwischen
Schützengräben stehen deutsche, französische
und britische Soldaten, im Ersten Weltkrieg
erbitterte Gegner, und singen gemeinsam
Weihnachtslieder. Eine unerwartete, spontane
Waffenruhe
überschattet
das
erste
Kriegsweihnachten. Der bayrische Soldat Josef
Wenzl schreibt am 28. Dezember 1914 seinen
Eltern: Es klingt kaum glaubhaft, was ich euch jetzt
berichte, ist aber pure Wahrheit. Kaum fing es an
Tag zu werden, erschienen schon die Engländer
und winkten uns zu, was unsere Leute erwiderten.
Allmählich gingen sie ganz heraus aus den
Gräben,
unsere
Leute
zündeten
einen
mitgebrachten Christbaum an, stellten ihn auf den
Wall und läuteten mit Glocken. Alles bewegte sich
frei aus den Gräben und es wäre nicht einem in
den Sinn gekommen zu schießen.“ Nach den
Weihnachtsliedern traf man sich zwischen den
Fronten zu Gesprächen, tauschte Souvenirs und
Lebensmittel, Zigaretten, Wein, Corned-BeafDosen etc aus und spielte dann im Niemandsland
Fußball... Doch der Weihnachtsfrieden hielt nicht
lange. Dafür sorgten die Heeresleitungen mit
strengen Strafbestimmungen. So etwas durfte sich
nicht wiederholen.
Weihnachten, Freitag 25. Dezember 1914
1914 25. Dezember. - An der Westfront feiern Weihnachten, tauschen Zigarette und Marmelade
Soldaten
beider
Kriegsgegner
gemeinsam aus und sollen sogar Fußball miteinander gespielt
1901 – 1925
haben.
Montag, 28. Dezember 1914
1914
28. Dezember. - Ein junger Mann aus
Selscheid hatte in einer Wirtschaft in Drauffelt die
dort stationierten Landsturmmänner durch allerlei
Redensarten beleidigt. Er wurde, trotz seines
angeheiterten Zustands verhafte und nach
Wilwerwiltz zur Untersuchung abgeführt. Am
Morgen des folgenden Tages wurde, auf
Fürsprechen einer bekannten Persönlichkeit, der
junge Mann, der sich nun reuig benahm, wieder
auf freien Fuß gesetzt.
1914 29. Dezember. - In Belgien ruft Kardinal Mercier die Bevölkerung zu passiver Resistenz auf.
1914. Sven Hedin, der schwedische
Forschungsreisende, der vom Kaiser als Journalist
empfangen wurde, berichtete in seinem Buch "Ein
Volk in Waffen": Hinter Wasserbillig kreuzten wir
den kleinen Fluss Sauer. Das Volk mustert uns mit
gleichgültigen Blicken. Es ist vorbei mit dem
Grüßen und freundlichen Winken und niemand
verrät seine Gedanken … freundliche werden es
gerade nicht sein … " Weiter schrieb er 1914,
über die Einquartierung der kaiserlichen Garde:
„ Wenn sich so ein Apparat in einer kleinen Stadt
wie Luxemburg niederlässt, werden alle Hotels,
Schulen, Kasernen, alle öffentlichen Gebäude und
viele Privathäuser für die Einquartierung in
Anspruch genommen. Das Land, das Gegenstand
der Invasion ist, kann nichts tun, als sich in sein
Schicksal zu finden.“ (u.a.Müller)
1915
Januar 1915
1915 Januar – Februar. - Die Offensive der Alliierten an der Westfront werden zurückgeschlagen.
1915 7. Januar. - Kardinal Mercier wird von den Deutschen festgenommen.
Freitag, 8. Januar 1915
1915 8. Januar. - In Kaundorf erschienen am
Freitag einige deutsche Soldaten mit einem Wagen
und verhafteten beim Wirte Holtz einen, seit dem
August bei ihm beschäftigten Russen. Der
Verhaftete, Johann Andreas Maximann, war in der
russischen Armee als Feldarzt tätig und danach
fahnenflüchtig. Er wurde mit der Kutsche weg- und
nach Trier gebracht.
1915 15. Januar. - In Frankreich werden deutsche Kriegsgefangene zur Feldarbeit eingesetzt.
Sonntag, 24. Januar 1915
1915 24. Januar. - Nach dem Untergang der
„Blücher“ (Der schwere Kreuzer "Blücher" gehörte
zur "Admiral Hipper"- Klasse-7. Er wurde nach
dem preußischen Generalfeldmarschall Gebhard
Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt
benannt. Seiner offensiven Truppenführung
verdankte er den populären Beinamen "Marschall
Vorwärts")
in
der
deutsch-britischen
Nordseeschlacht wird Helgoland evakuiert und die
Insel ein Seestützpunkt (– siehe auch 29.7.1911).
Gegen Ende des Jahres 1914 war das Kampfgeschehen aus dem Luxemburger Grenzgebiet
verschwunden. Doch von den weiter entfernten Schlachtfeldern war immer noch der Geschützdonner
wahrzunehmen.
Dienstag, 26. Januar 1915
1915
26. Januar. Junge, kräftige Anschein geben, als seien sie kriegsgeschädigte
Weibspersonen hier aus dem Lande, die sich den Belgier, gehen von Haus zu Haus betteln. Wenn
1901 – 1925
man an ihrer belgischen Nationalität zu zweifeln 1915 26. Januar. - Am 26. Januar 1915 wurde
sucht, wird man auf gut Luxemburgisch ungezogen im deutschen Reich ein Staatsmonopol für
beschimpft.
Getreide und Mehl eingeführt.
Februar 1915
1915 4. Februar. - In Serbien werden die Schuldigen des Attentats von Sarajevo hingerichtet.
1915 8. Februar. - Die Luxemburger Regierung lässt eine erste Lebensmittelbestandsaufnahme
machen: Man zählt das Äquivalent von 1407 Wagen Mehl.
1915
9. Februar. - Die Lebensmittel in
Deutschland werden streng verteilt. Zwei Dritte
gehen ans Heer. Die Zivilbevölkerung erhält den
Rest. In Berlin gibt es Brit ab Februar 1915 nur
noch auf „Karte“. Ab Juni gilt das für das ganze
Reich. In Deutschland wird das Brot auf 225
Gramm pro Tag und pro Einwohner rationiert.
Immer mehr minderwertige
Ersatzprodukte
kommen auf den Markt: Gefärbter Quark ersetzt
die Butter und billige Gelatine die Marmelade. Auf
den Märkten Berlins hängen Krähen und Elstern
zum Verkauf. Es wird. Amtlicherseits, empfohlen
30 Bissen in 30 Minuten 2500 Mal zu kauen, um
die Nahrung besser zu verwerten. Am Ende des
Krieges sind rund 700.000 Deutsche an
Unterernährung gestorben.
1915 9. Februar. - Die Landwirte klagen, dass,
wegen des Ausfuhrverbots, ihr Vieh unverkäuflich
ist.
1915 16. Februar. - Erste Kämpfe in der Champagne.
1915 18. Februar. - Die kriegskritische Politikerin Rosa Luxemburg muss in Berlin eine einjährige
Haftstrafe antreten, zu der sie im Vorjahr ein Gericht verurteilt hat.
1915 22. Februar. - Deutschland beginnt einen massiven U-Boot-Krieg, schränkt ihn nach Versenkung
des britischen Passagierschiffes „Lusitania“ mit 1198 Todesopfern aber wieder ein.
Montag, 22. Februar 1915
1915 22. Februar. - Bis zum 22. Februar 1915
sind 86 Personen im Großherzogtum und 27
Luxemburger im Ausland mit unterschiedlichen
Begründungen eingesperrt worden. Das ging von
Komplotten gegen die Sicherheit der Armee,
Telegrafieren ohne Draht, Beleidigung des
deutschen Heeres bzw. des Kaisers, frankophilen
Äußerungen, Beschäftigung von französischen
Soldaten, Veröffentlichung von antideutschen
Schriften, Transport von Briefen, unerlaubtes
Überschreiten der Grenze, Lebensmitteldiebstahl,
Aufruf zum Aufstand, Sabotage von Maschinen bis
hin
zu
Kriegsverrat,
Spionage
und
Zusammenarbeit mit der Entente.
1915
22. Februar. Um 10 Uhr morgens
bewegte sich ein riesiges Luftschiff über Wiltz und
lockte fast die ganze Einwohnerschaft auf die
Straße.
März 1915
1915 3. März. - Angesichts des vorherrschenden Brotmangels rationiert die Gemeinde Luxemburg die
Brotvergabe. Jeder Einwohner hat Anrecht auf 250 Gramm Brot und 200 Gramm Mehl.
Donnerstag, 4. März 1915
1915 4. März. - Auf der Suche nach einem
eisfreien Seeweg meldet Russland seine
territorialen Ansprüche auf die Dardanellen und auf
Istanbul an. Es wird von Frankreich und
Großbritannien unterstützt.
von der Regierung festgesetzten Höchstpreise
abzugeben, weil sie eine Steigerung der
Getreidepreise erhoffen, Andererseits kaufen die
Bauern seit einiger Zeit bei den hiesigen Bäckern
Mehl und sogar Brot, um ihre Vorräte
aufzuspeichern.
1915
4. März. In Echternach kommen die
Bäcker, durch Mehlmangel, in eine missliche Lage. Die Bäcker hatten an der Grenze ihren Brotvorrat
Die Landwirte weigern sich, das Getreide zu dem ausverkauft. Es hieß der Bäcker Bene habe noch
1901 – 1925
Brot. Etwa 100, dem Arbeiterstande angehörige wolle sein Brot verheimlichen, worauf sie Skandal
Männer, Frauen und Kinder eilten dahin. Da Bene machten und Türen und Fenster einschlugen.
aber ausverkauft hatte, glaubten die Leute, er
Freitag, 5. März 1915
1915 5. März. - Ardennerzeitung: Merkholtz –
Die Uniform eines Landsturmmannes musste zur
Inszenierung einer tragikomischen Köpenikade
herhalten. Der in aller Eile improvisierte
Marsjünger wollte die Zugkraft seiner neuen Tracht
erproben und kündigte von Haus zu Haus
deutsche Einquartierung an, da die deutschen
Truppen vor der französischen Übermacht den
Rückzug antreten mussten. Bei Bettingen sind
bereits mehrere Dörfer eingeäschert. Es ist schon
schlimm, aber es wird noch schlimmer kommen.
Unsagbare Angst erfasste die friedlichen
Bewohner. Sofort stürzte sich alles, was sich vom
Platze rühren konnte, auf die Lebensmittelvorräte,
um gegebenenfalls damit in die Wälder zu
flüchten. Bei einem kranken Mann hatte der erste
Schrecken eine solche Wirkung hervorgerufen,
dass man auf der Stelle den Arzt requirieren
musste. Der neu gebackene Krieger wurde dorthin
spediert, wo er weniger Unheil anrichten kann.
1915 8. März. - Die Gemeinde Esch/Alzette führt, unter ihrem Bürgermeister Jean-Pierre Michels, die
Rationierung des Brotes ein. Ab diesem Tage gibt es „Brotkarten“ für die Einheimischen in Esch.
1915 10. März. - Erste Kämpfe um Neuve-Chapelle mit Sperrfeuer der Artillerie zwecks Vorbereitung
der britischen Artillerie.
1915
15. März. Angesichts der alimentairen Notlage, sieht sich die Luxemburger Regierung
gezwungen, die „notwendigen Maßnahmen“ zu ergreifen um die „ökonomischen Interessen des Landes
während des Krieges zu wahren“. Es ist das Gesetz der „Diktatorischen Machtbefugnisse“ (pouvoirs
dictatoriaux). Im klaren: Die damals aktuelle, sowie alle Nachfolgenden Regierungen behalten sich das
Recht vor, im ökonomischen Bereich zu intervenieren, was mit der bisher verfolgten liberalen
ökonomischen Politik, wie sie bis dahin gemacht wurde, bricht.
1915 16. März. - In Deutschland müssen Kriegsgefangene über 10 Stunden pro Tag in den Bergwerken
arbeiten.
1915 16. März. In Clerf werden französische Bücher für die französischen Kriegsgefangenen
gesammelt. Die Clerfer Bäcker haben sich geweigert, den hier stationierten Landsturmmännern noch
weiter Brot zu verkaufen. Der Bürgermeister ist bei der Landsturmkompanie vorstellig geworden und hat
beantragt, dass diese für ihre Leute Mehl aus Deutschland einführen lassen sollten.
1915 18. März. - In Luxemburg wird erstmals ein Gesetz über die Beschlagnahmung des Getreides
und des Mehls erlassen:
Kapitel I. — Beschlagnahme. Art. 1. Mit dem Beginn des 23. März 1915 sind die im Großherzogtum vorhandenen
oder auf dem Transport befindlichen Vorräte von Weizen (Dinkel und Spelz), Roggen, Hafer, Gerste, allein oder mit
anderer Frucht gemischt, auch ungedroschen, sowie die Vorräte von Weizen-, Roggen-, Hafer- und Gerstenmehl
allein oder gemischt, für den Staat beschlagnahmt. Art. 2. Von der Beschlagnahme werden nicht betroffen Vorräte
an gedroschenem Getreide und an Mehl, insoweit sie zusammen einen Doppelzentner nicht übersteigen. Art. 3. An
den beschlagnahmten Gegenständen dürfen Veränderungen nicht vorgenommen werden und rechtsgeschäftliche
Verfügungen über sie sind nichtig, soweit nicht in dem Art. 4 etwas anderes bestimmt ist. Insbesondere ist auch das
Verfüttern verboten. Den rechtsgeschäftlichen Verfügungen stehen Verfügungen gleich, die im Wege der
Zwangsvollstreckung oder Arrestvollziehung erfolgen. Art. 4. Die Besitzer von beschlagnahmten Vorräten sind
berechtigt und verpflichtet, die zur Erhaltung der Vorräte erforderlichen Handlungen vorzunehmen. Angefangene
Transporte dürfen zu Ende geführt werden. Trotz der Beschlagnahme dürfen: a) Unternehmer landwirtschaftlicher
Betriebe zur Ernährung der Angehörigen ihrer Wirtschaft einschließlich des Gesindes, der Taglöhner und Arbeiter,
auf den Kopf und Monat vorläufig 9 Kilogramm Brotgetreide und zur Frühjahrsbestellung das erforderliche Saatgut
verwenden ...
1915 19. März. - In Wiltz wurde zum dritten Mal ein zeppelinartiges Luftschiff gesichtet das, aus dem
Süden kommend, den „Kischpelt“ überflog und über Knaphoscheid-Eschweiler wahrscheinlich auf die
belgische Grenze zusteuerte.
Dienstag, 23. März 1915
1901 – 1925
1915 23. März. - Die Brotkarten werden in der
Stadt Luxemburg eingeführt. Auf den Kopf
kommen täglich 250 Gramm Brot oder 200 Gramm
Mehl. Wäre die Luxemburger Agrarproduktion, die
für die ganze Bevölkerung ausgereicht hätte, nicht
von der deutschen Armee beschlagnahmt worden,
so wäre hierzulande kein Lebensmittelmangel
ausgebrochen.
(siehe
8.
Mai)
(Regierungsbeschluss vom 9. April 1915). Einige
Monate später wurde sie, nach Protesten der
Bevölkerung, zugunsten von Schwerarbeitern und
ihren Familienmitgliedern auf 300 g erhöht.
(Mémorial 06.07.1915)
Mittwoch, 31. März
1915 31. März. - Die Gemeinde Kayl beklagt sich darüber, dass Menschen aus den benachbarten
Ortschaften sich in die ortsansässigen Bäckereien mit Brot eindecken kämen, indem sie ihre Brotkarten
eintauschen würden. Das Brot der Bäckereien aus Kayl sei zuerst den Einwohnern aus Kayl
vorbehalten.
April 1915
1915 2. April. In Luxemburg gebietet ein zweites Gesetz die Beschlagnahme des
Getreidebestands das nicht ausgeliefert wurde.
1915 5. April. - Nach der Niederlage in der Champagne beginnen die Franzosen einen Großangriff an
der Maas und an der Mosel.
1915 9. April. - Im Frühjahr 1915 erwirbt die Luxemburger Regierung die vorhandenen Reserven an
Brotgetreide zum vorgeschriebenen Höchstpreis und ergreift Rationalisierungsmaßnahmen. In
Luxemburg wird die tägliche Brotration pro Einwohner (265 000 Menschen) auf 250 Gramm festgelegt.
Kartoffeln mit Schale sind auf 1000 Gramm und Fleisch auf 100 Gramm rationiert. Nach Protesten wird
die Brotration später für Schwerarbeiter auf 300 Gramm erhöht.
1915 Mitte April. - Im März 1915 gibt es eine prinzipielle Einigung mit der Schweiz, um von dort aus
einige Waggons Getreide und Mehl nach Luxemburg angeliefert zu bekommen. Mitte April erreichen
zehn Waggons mit Mehl das Luxemburger Land. Staatsminister Eyschen erhält in Bern die Zusage,
dass die Schweiz monatlich 90 Waggons, in zwei Zügen von jeweils 45 Waggons, alle 15 Tage nach
Luxemburg schickt, wenn Deutschland dafür die Durchreise gewährt. An den 11. und 24. Juni kommen,
in zwei Zügen, 45 Waggons nach Luxemburg. Als Gegenleistung zu den Lebensmittelkäufen schafft es
Luxemburg Produkte seiner Eisenindustrie in die Schweiz zu verkaufen.
1915 22. April. - Die Deutsche Armee setzt im ersten Weltkrieg bei Kämpfen an der Front von Ypern
(Belgien), erstmals Giftgas ein. Bilanz: 15 000 französische Soldaten werden außer Gefecht gesetzt,
davon sterben deren 5000. Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der Massenvernichtungswaffen. Der
flächendeckende Einsatz von 112 000 Tonnen Giftgas kostete unzählige Menschen das Leben. Als
Beginn des Gaskrieges während des Ersten Weltkriegs gilt der Einsatz von Chlorgas durch deutsche
Truppen. Das von der Pariser Polizei für zivilen Einsatz entwickelte Tränengas
Bromessigsäureethylester zeigte in seiner Anwendung durch französische Truppen im August 1914
kaum Wirkung. Es war im Gegensatz zu Chlorgas nicht tödlich. Auslöser für den Gaskrieg war somit der
von Deutschland gut vorbereitete Einsatz. In den folgenden Kriegsjahren brachten die Mittelmächte und
die gegnerische Entente in der sich gegenseitig hochschaukelnden Eskalationen immer wirksamere
chemische Waffen zum Einsatz. Die Haager Landkriegsordnung von 1907 war noch vor Ausbruch des
Ersten Weltkriegs sowohl von den Mittelmächten als auch von den Staaten der Entente und den USA
ratifiziert worden und daher für diese Staaten bereits zu Kriegsbeginn bindend. Dass die Haager
Landkriegsordnung den Einsatz von chemischen Kampfstoffen ausnahmslos verbietet, bestritten jedoch
einige Juristen. Nach deren Auslegung untersage der Artikel 23 im Abschnitt a) „Gift oder vergiftete
Waffen“ lediglich das Vergiften von Gegenständen, wie Wasser, Lebensmittel und Boden, und das
Verschießen vergifteter Pfeile, nicht aber das von Geschossen, die Gift freisetzen. Und Abschnitt e)
„Unnötige Leiden“ erlaube den Einsatz chemischer Waffen dann, wenn dies für einen militärischen
Vorteil „nötig“ sei. Ferner fielen Reizstoffe nicht in diese Kategorie, seien demnach ohne Einschränkung
erlaubt und wurden allein oder im Rahmen des Buntschießens mit potentiell tödlich wirkenden
Kampfstoffen kombiniert.
1915 22. April. - Italien verlangt Südtirol und Triest mit Istrien. Österreich lehnt ab. Die Alliierten
versprechen territorialen Ausgleich, falls Italien Österreich den Krieg erklärt.
1915 24./25. April. - In dieser Nacht werden 2000 armenischen Intellektuelle, Journalisten und
Mitglieder des Klerus in Konstantinopel verhaftet und hingerichtet.
1901 – 1925
Die Situation der Armenier hatte sich mit dem Machtantritt der so genannten Jungtürken, ab dem Jahr
1909, noch weiter verschlechtert. Diese hatten anfangs versucht, im Osmanischen Reich ein
parlamentarisch-konstitutionelles Regierungssystem, gegen die Amtsführung des Sultans, einzurichten.
Ihre Partei radikalisierte sich jedoch schnell und herrschte, ab 1913, diktatorisch über das Osmanische
Reich. Den Armeniern wurde Illoyalität gegenüber der osmanischen Regierung vorgeworfen. Sie wurden
die Sündenböcke für die militärischen Niederlagen des Reiches.
Das Osmanische Reich trat im November 1914, auf der Seite Deutschlands und Österreich-Ungarns, in
den 1. Weltkrieg ein.Es entbrannten heftige Kämpfe an der mit Russland gemeinsamen Grenze im
Kaukasusgebirge. Die osmanischen Truppen wurden, unter erheblichen Verlusten, zurückgeschlagen,
womit unter den Jungtürken das Zerrbild einer armenischen Sabotageaktion entstand. Die Armenier
wurden als Volk für die osmanischen Niederlagen verantwortlich gemacht. In der Folge wurden, im
Februar 1915, alle armenischen Soldaten unter den osmanischen Truppen entwaffnet und, entweder
gleich exekutiert oder Arbeitsbataillons zugeteilt wo sie unterernährt die schwersten Arbeiten verrichten
mussten und oft an Erschöpfung starben. Auch die armenische Zivilbevölkerung wurde entwaffnet. Am
April 1915 wurde dann die intellektuelle und politische Elite der Armenier eliminiert.Des Weiteren wurde
der Entschluss gefasst, die Armenier umzusiedeln. Das Ziel war weniger, die Menschen in ein neues
Gebiet umzusiedeln, sondern sollten, auf den langen Fußmärschen durch die Wüste, möglichst viele
von ihnen zu Tode kommen. Ein Deportationsgesetz ermöglichte es die Armenier, mit der Hilfe des
Militärs, zu enteignen, sie in größeren Ortschaften zusammen zu treiben. Hier kam es zu Folterungen
und Massakern durch türkische Polizisten und Militärs sowie durch kurdische Hilfstruppen. Die
Überlebenden wurden zu Fuß durch die Wüsten geschickt, wo sie dann von Banditen, kurdischen und
türkischen Dorfbewohnern und oft auch von den Gendarmen, die sie eigentlich beschützen sollten,
vergewaltigt und brutal ermordet wurden. Wer zu schwach war um weiter zu gehen wurde mit Schlägen
vorangetrieben oder erschossen. In den größeren Städten blieben einige Armenier verschont, was
daran lag, dass sich hier viele Ausländische Beobachter aufhielten.
Das Ausmaß des Massenmordes ist nicht genau bekannt. Schätzungen zufolge sterben bei diesem
Völkermord von den etwa zwei Millionen Armeniern zwischen 300 000 (türkische Schätzung) und 1,5
Millionen (armenische Schätzung) Menschen. Eine halbe Million Armenier flüchtete ins Ausland. Das
Osmanische Reich entledigte sich jedenfalls fast vollständig der armenischen Bevölkerung.
1915 26. April. - In den Vogesen nehmen französische Jäger den Gipfel des Hartmannsweilerkopf
wieder ein.
Mai 1915
1915 2. Mai. - Österreich und Deutschland greifen die Russen in Galizien an.
1915 7. Mai. - Bereits wenige Wochen nach Kriegsausbruch hatte des deutsche U-Boot U9 das
Zerstörungspotential dieser neuen Waffengattung unter Beweis gestellt, als es an einem einzigen Tag
drei englische Panzerkreuzer torpedierte. Am 6./7. Mai 1915 versenkte man den britischen PassagierTransatlantikdampfer "Lusitania" vor der Südküste Irlands. Damals war dies eines der größten Schiffe
der Welt. 1198 Menschen kommen ums Leben, denn, entgegen der bisherigen Seekriegspraxis, wurde
auf die Sicherheit der Passagiere keine Rücksicht genommen. Der Tod all dieser Menschen (davon 128
US-Bürger) sorgte in der amerikanischen Öffentlichkeit für viel Entrüstung.
1915 8. Mai. - Ein ministerieller Beschluss bestimmt, dass das Brot nur noch aus Mehl mit einem
Zusatz von 10 Prozent Hafermehl, Kartoffelflocken, Kartoffelmehl oder 20 Prozent Tapioca
(Maniokwurzel) resp. Gerstenmehl hergestellt werden dürfte. Die Qualität hatte sich also verschlechtert.
Vom März 1917 an verblieb die Kleie im Mehl und das Getreide musste bis zu 94 % ausgemahlen
werden. 1918 hatten wir Brot, das den Namen nicht mehr verdiente. Es war eine lehmige, klebrige
Masse, die aus Feldbohnen und irgendwelchen Stoffen hergestellt war. Es roch mehr als übel und lag
als unverdaulicher Klumpen im Magen.
Den immer wieder wiederholten Klagen der Bevölkerung, begegneten die Behörden mit dem Hinweis
auf die Nachlässigkeit oder/und dem schlechten Willen der betreffenden Bäcker. Die SEVZ(Staatliche
Einkaufs- und Verteilungszentrale)hatte diese jedoch angeordnet (1918), die Lehrgänge für die Bäcker
mit dem Ziel zu organisieren, die Ergiebigkeit des Backvorgangs zu steigern und die Mehlzuwendungen
dementsprechend zu kürzen.
Um der wachsenden Verelendung des städtischen Proletariats entgegen zu wirken wurden in der
Hauptstadt und in den urbanen Zentren des Südens Volksküchen eingerichtet.Auch wurde das schon
1901 – 1925
seit einigen Jahren bestehende System der Schulspeisung, den Kindern bedürftiger Familien täglich ein
aus Milchkaffee und Brot bestehendes Frühstück zu verabreichen, auf das Mittagessen
ausgeweitet(1916).
1915 9. Mai. - Offensive der Franco-britischen Truppen im Artois (deutsch auch Artesien - historische
Provinz im Norden Frankreichs. Artois liegt im Inneren des Département Pas-de-Calais, dessen
westlicher Teil das frühere Boulonnais bildete). Die Offensive bleibt jedoch ohne Resultat. Sie dauert bis
zum 18. Juni.
Mit dieser Offensive, einer der verlustreichsten Episoden des 1. Weltkrieges, begann der erste richtige
kriegerische Einsatz der Legionäre. Einen großen Anteil an der Offensive hatte die Division marocaine,
in deren Reihen die Luxemburger kämpften. Abends waren von 3 600 Soldaten nur mehr 800 am
Lebend und als nach einigen Tagen 1800 tote Legionäre in einem Massengrab bei Berthonval (nördlich
von Arras)beerdigt wurden, waren darunter eine ganze Reihe Luxemburger.
Am Vorabend der Offensive wurde den Wirten in der Gegend verboten, den Soldaten Wein in ihre
Quartiere mitzugeben. Die ersten Phasen des Angriffs werden folgendermaßen geschildert:
„Kurz nach Mitternacht werden wir geweckt, aber nicht durch Trompetensignale, sondern so
geräuschlos wie möglich. Weshalb musst du müder Kerl jetzt dein gutes Strohlager verlassen, und in
das Gemetzel gehen. Warum musst du deine gesunden Glieder, die dir noch viele Dienste leisten
könnten, in Stücke hauen lassen. Oh ihr Zivilisten in euren warmen Betten, was habt ihr es gut. … Es
wird Tag. … Nun geht’s plötzlich an allen Ecken und Enden los. Die ganze Masse der Artillerie, die
hinter uns aufgestellt ist, fängt mit einem Male an zu speien. … . Während der Schießerei wird in allen
Gräbern [ sic] der Befehl erteilt, um 10 Uhr fertig zum Angriff zu stehen. … [Dann] blasen die Clairons
„La charge à la bayonette“. Welch ein Bild, so weit der Blick reicht, nur stürmende, brüllende Soldaten,
mit blitzenden Bayonetten. … Die erste feindliche Linie. O jemineh, wie sieht die aus? Alles kaputt. Da
braucht man also nur hindurch zu laufen. … In der zweiten Linie sind noch Verteidiger, ein
Maschinengewehr versucht den Weg zu sperren, rechts von uns fallen viele (darunter soll auch
François Faber gewesen sein) und schon sind wir an der zweiten Linie. Jetzt ist einen Moment lang
ekelhaft. Es dauert zwar nur eine halbe Sekunde, aber in dieser halben Sekunde sind die da unten
kaputt gemacht. … Dort steht ein Haferfeld oder so etwas ähnliches. Also, zuerst tüchtig hinein
geschossen und dann vorwärts.“ (9. Mai 1925)
1915 22. Mai. - Italien tritt auf Seiten der Entente-Mächte in den Krieg ein. Die Mobilisation der Truppen
läuft an.
1915 23. Mai. - Kriegserklärung Italiens an Österreich-Ungarn. Italien tritt damit aus der Dreierallianz
Österreich-Deutschland-Italien aus.
1915 28. Mai. - In Berlin demonstrieren die Frauen gegen den Krieg und die Preiserhöhungen.
1915 31. Mai. - Deutsche Luftschiffe bombardieren Werft- und Hafenanlagen in London.
Juni 1915
1915 1. Juni. - Der italienische Gesandte Graf della Torre di Lavagna verlässt mit dem italienischen
Vizekonsul Claude, einem Luxemburger, infolge der Kriegserklärung Italiens, unsere Stadt mit dem
Trierer Zug. (Müller)
1915 6. Juni. - Deutsche Truppen setzen über den Dnjestr.
1915 10. Juni. - Bei einem Massaker türkischer Truppen in der Kemach-Schlucht werden etwa 25.000
Armenier getötet. Der Massenmord ist Teil eines systematischen Vernichtungsfeldzugs gegen die
christliche armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich.
1915 11. Juni. - Großbritannien erobert die deutsche Kolonie Kamerun. Serbien fällt in Albanien ein und
besetzt Tirana.
1915 17. Juni. - Die französischen Soldaten werden mit einem Metallenen Helm ausgestattet. Ursache:
Die vielen Kopfverletzungen.
1915 23. Juni. - Die deutsche Rüstungsindustrie schlägt der Regierung vor, Polen, die baltischen
Staaten und die Ukraine zu annektieren.
1915 29. Juni. - Italienische Offensive am Isonzo.
1901 – 1925
1915 29. Juni. - Der Gemeinderat der Stadt Luxemburg ruft die wohlhabenden Bürger der Stadt
Luxemburg dazu auf mehr Brot an der Gemeindekontrollstelle abzuliefern, das dann an weniger
bemittelte Arbeiterfamilien weiterverteilt werden könnte.
1915 Sommer. - Die Preise für Lebensmittel ziehen weiter an. Der Preis für ein fünfpfündiges Brot
steigt binnen einem Jahr von 20 auf 30 Sous. Der Verkaufspreis für andere Lebensmittel, wie Kartoffel,
Bohnen, Erbsen und Linsen steigt drastisch. Die Kartoffel z.B. steigen von 18, auf 20 und 22 Franken.
Der Preis der Bohnen, Erbsen und Linsen verdreifacht sich.
1915 28. Juni. - Die Deutschen starten eine Offensive in den Argonnen.
1915 30. Juni. - Der Seekrieg unterbricht den Salpeterhandel mit Chile. Deutschland stellt selbst
künstlichen Salpeter her.
Juli 1915
1915 9. Juli. - Die deutschen Schutztruppen in Deutsch-Südwestafrika kapitulieren.
1915 20. Juli. - Deutsche Truppen besetzen Radom (Polen).
1915 20. Juli – 16. Oktober. - Verlustreiche Kämpfe auf dem Schlachtfeld des „Linge“ im Elsass. Es
gab um die 17 000 Tote. Der darauffolgende Stellungskrieg dauerte bis zum 11. November 1918.
1915 25. Juli. - An der irischen Küste versenken deutsche U-Boote zwei amerikanische Handelsschiffe.
August 1915
1915 3. August. - Ein weiteres amerikanisches Handelsschiff wird von deutschen U-Booten gekapert
und nach Cuxhafen verschleppt.
1915 21. August. - Italien erklärt den Ottomanen den Krieg.
1915 22./23. August. - In dieser Nacht warf das französische Luftschiff „Fleurus 1.“, auf seinem Flug
in das deutsche Grenzgebiet, auch Bomben über dem Bahnhof Luxemburg ab.
1915 31. August. - Nach mehreren Schlachten in Polen teilen Österreich und Deutschland sich das
Land: Warschau für Deutschland, Kielce für Österreich.
1915 31. August. - Frankreich produziert ebenfalls Giftgas in mobilen Laboratorien hinter der Front.
September 1915
1915 September-Oktober. - Die Alliierten treten erneut zur Offensive an der Westfront an. Jedoch
erneut mit wenig Erfolg. Die Verluste an Menschen erreichen die 75%-Grenze.
1915 9. September. - Deutscher Luftangriff auf London.
1915 14. September. - Deutschland, Österreich, das Ottomanische Reich und Bulgarien schließen sich
zusammen. Falls Bulgarien in den Krieg eingreift, soll es den griechischen und serbischen Teil
Mazedoniens erhalten.
1915 24. September. - Bulgarien mobilisiert seine Truppen gegen Serbien.
1915 24. September. - Die amerikanischen Banken garantieren Großbritannien und Frankreich einen
Kredit von 500 Milliarden Dollar.
1915 24. September. - Nach einer vier Tage in Anspruch nehmenden Verhandlung wird Marcel
Noppeney wegen Kriegsverrats zweimal zum Tode und wegen Beleidigung des deutschen Heeres zu
einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
Durch seine offensichtliche Frankophilie misstrauten die Deutsche Noppeney. Am 8. Juni 1915 wurde
er in seiner Wohnung verhaftet. 16 schwerbewaffnete Soldaten unter der Führung des Polizeileutnants
Amelung sperrten die Straße ab, drangen in sein Haus und verhafteten ihn. Sein Prozess begann am
21. September unter dem Vorsitz von Wolfgang Mettgenberg, einen Mann „der hinter Säbelgerassel
seine Nichtigkeit zu verbergen versuchte, aus Angst zur Front verpflichtet zu werden“(Marcel
1901 – 1925
Noppeney).
Nachdem Regierung sowie Großherzogin Marie-Adelheid beim deutschen Kaiser interveniert hatten,
wurde das Urteil ausgesetzt um am 2. Dezember 1915 in eine lebenslange Zuchthausstrafe
umgewandelt zu werden. Am 11. Januar 1916 wurde er ein weiteres Mal wegen Kriegsverrats zu Tode
verurteilt um ein weiteres Mal, nach erneuter Intervention der vorhin Genannten sowie seiner Familie, in
lebenslange Haft umgewandelt zu werden.
Am 6. März 1916 kam Noppeney in das Zuchthaus Dietz an der Lahn wo er bis zum 21.November 1918
inhaftiert war. Noppeney bestritt im seinem weiteren Lebensverlauf ein Spion gewesen zu sein. Am 22.
November 1918 kehrte er nach Luxemburg zurück, wo er begeistert gefeiert wurde.
1915 25. September – 6.Oktober. - Zweite Schlacht in der Champagne.
1915 25. September – 14. Oktober. - Dritte Schlacht im Artois.
Oktober 1915
1915 3. Oktober. - Zweiter Fliegerangriff auf Luxemburg. 24 Bomben, darunter 9 Blindgänger, fallen in
der Umgebung der St. Michaelskirche nieder. Vier Personen, alle Passanten, wurden verletzt.Es handelt
sich um einen Angriff der Franzosen. Ziel ist es u.a. den feindlichen Nachschub zu zerstören, so u.a. die
wichtigen Eisenbahnviadukte, die jedoch nicht getroffen wurden. Auch Bahnhof und Gleise wurden
nicht getroffen. Die Flugzeuge erreichten gegen 8.15 Uhr den Westen der Stadt Luxemburg. Der Angriff
dauerte eine gute Viertelstunde.
Aus dem damaligen Polizeibericht: Am Haus Dr. Pauly an der Ecke Sankt Nikolausstraße und der
Regierungsstraße (heute rue de la Reine) schluig eine Bombe ein Loch ins Dach. Splitter zerstörten dabei das
Ladenfenster des Färbermeisters Schmit und beschädigten ferner ein hölzernes Pult. - Schaden erlitt auch das
Haus der Sankt-Paulus-Gesellschaft am Theaterplatz. Dort wurden mehrere Löcher in das Dach geschlagen.- An
der Ecke Theaterplatz und Kasinostraße wurde Schaden an Papierwaren in dem Erdgeschoss befindlichen
Papierladen Paul Becker angerichtet. Verletzt wurde hier Fräulein Kina Hornung, 32 Jahre alt, aus Heidelberg,
Angestellte des Modehauses Knaff-Kremer. Sie wurde im Sankt-Josef-Krankehaus am Fischmarkt behandelt.
Eine Granate fiel ferner in den Hof des Handschuhfabrikanten Albert Reinhard am Königsring. Im Verbindungsweg
zwischen St. Michaelsstrasse und dem „Breedewee“ wurden die Fensterscheiben im Pfarrhaus Sankt Michel
zerstört. Drei Personen, die an der Kreuzung Clausener Berg und Schlossbrücke den vorüberziehenden
Flugzeugen zuschauten, wurden leicht verletzt. Sie kamen in die Klinik der barmherzigen Schwestern am
Fischmarkt. - Hinter der Normalschule im Stadtgrund wurde eine mehrere Meter hohe Baumkrone von einer
Fliegerbombe niedergerissen. - In der Peterstrasse, Haus Funck-Burggraff und Prof. Petry, entstand Schaden am
Hause des Untersuchungsrichters Funck. -Auf Limpertsberg fiel ein Sprengkörper in das Kleestück von Eugen
Welter hinter der Handwerkerschule, zwischen Rosenstraße und „Kischtewee“. Dort landete eine weitere Bombe im
Hinterhof der Handwerkerschule. - In Clausen fand man eine Bombe in einer Wiese, die der Witwe Bastian gehörte.
In diesem Stadtviertel wurden auch Fenster der Blumengärtnerei Backes zersplittert.- In der Krautmarktstrasse, in
der Nähe des Hauses Mersch-Berweiler, wurden die Schaufenster des Geschäftes Belot beschädigt; diese Bombe
drang in das Straßenpflaster ein und blieb, ohne zu platzen, dort stecken. Gegen 14.30 Uhr wurde sie von einem
Militärfeuerwerker unter Leitung des Befehlshabers der deutschen Truppen in Luxemburg herausgegraben und
gegen 17 Uhr auf dem Banne von Merl zur Entladung gebracht. ...
1915 6. Oktober. - Französische und britische Truppen landen bei Saloniki.
1915 9. Oktober. - Deutsche und Österreichische Truppen nehmen Belgrad ein.
1915 11. Oktober. - Staatsminister Eyschen erliegt in Luxemburg einem Herzinfarkt. Mathias
Montgenast wird mit der Formierung einer neuen Regierung beauftragt. Vom selben Tag bis zum 6.
November ist Montgenast neuer Premierminister. Weiter Regierungsmitglieder sind Victor Thorn und
Ernest Leclère. Die Regierung demissioniert bereits nach 25 Tagen wegen Unstimmigkeiten mit
Großherzogin Maria-Adelheid.
1915 14. Oktober. - Rumänien und Griechenland erklären ihre Neutralität im bulgarisch-serbischen
Konflikt.
1915 28. Oktober. - In Brüssel wird Edith Cavell von den Deutschen erschossen. Die Engländerin
leitete eine Krankenschwesternschule in Brüssel und pflegte alle Verwundeten, einerlei welcher
Nationalität. Sie half ebenfalls Verwundeten, die feindlichen Linien zu passieren, um sie in ihrem
Hospital zu pflegen.
1901 – 1925
November 1915
1915 November. - In einem Hotel in Bagdad teilen die beiden Diplomaten François Georges-Picot
und der Brite Mark Sykes, mitdem Lineal das Osmanische Reich auf und brechen ein Versprechen. Als
Verbündete gegen die türkischen und die deutschen Truppen hat man den Arabern nach Ende des
Ersten Weltkriegs einen eigenen, unabhängigen arabischen Staat versprochen. Durch das
Nichteinhaltens dieses Versprechens werden in der Folge, und das dauert bis heute, unzählige Kriege
ausgelöst. Die ganze Region wird destabilisiert und die Saat für den modernen Terrorismus wird gesät.
(Sieh auch 16. Mai 1916)
1915 3. November. - Wichtiges Kriegsziel für Aristide Briand (franz Politiker) ist nur noch die
Rückeroberung von Elsass-Lothringen.
1915 6. November. - Der neue Regierungschef Mathias Montgenast tritt nach einer Amtszeit von nicht
einmal einem Monat wegen Meinungsverschiedenheiten mit Großherzogin Marie-Adelheid über die
Nominierung eines Schuldirektors, zurück. Sein Nachfolger im Amt des Staatsministers wird Hubert
Loutsch, der einer Regierung vorsteht, die nur aus Vertretern der Rechtspartei besteht.
1915 9. November. - Die Regierung Loutsch tritt vor die Abgeordneten. Großherzogin Marie-Adelheid
war die erste Katholikin auf dem Luxemburger Thron. Die kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs
gegründete Rechtspartei wollte hieraus Nutzen ziehen. Sie weigerte sich z. B. Verschiedene wichtige
Ernennungen zu unterzeichnen, die ihr von der Regierung vorgeschlagen waren (siehe 6. November).
Dies geschah zu einem Zeitpunkt, in welchem die nationale Einigkeit mehr denn je gefordert war. Nach
dem Tode von Paul Eyschen verschlimmerte sich die Situation. Die Regierung demissionierte und
Marie-Adelheid ernannte eine neue Regierung, die ausschließlich aus Leuten der Rechtspartei
zusammengesetzt war. Dies obschon der Linksblock mit 32 Sitzen die Mehrheit in der Kammer hatte.
Das Ministerium Loutsch fand logischerweise keine Mehrheit im Parlament. Aber anstatt sich der
Mehrheit anzupassen, erklärte die Großherzogin die Kammer für aufgelöst und schrieb Neuwahlen aus.
Dies wurde als eine Art Staatsstreich empfunden, denn seit 1856 hatte kein Monarch die Kammer gegen
deren Willen aufgelöst.
1915 18. November. - „Ich werde niemals mehr irgendetwas mit Politik oder Politikern zu tun haben,
sondern, wenn dieser Krieg vorbei ist, mich ganz auf Schreiben und Malen begrenzen,“ so Winston
Churchill der gerade aus seinem Amt gejagt wurde. Der geschasste Marineminister gilt, nach seinem
kometenhaften Aufstieg nun als Verlierer. Doch 25 Jahre später wird er die Weltpolitik entscheidend
mitbestimmen. 1908 war Churchill Handelsminister und 1911 Marineminister geworden. Als
Marineminister begeht er einen strategischen Fehler, der ihn das Amt kostet: Für das Scheitern des
Angriffs auf die türkische Halbinsel Gallipoli wird er zum Sündenbock gemacht. 100 000 Menschen
sterben, 250 000 werden verletzt.
Doch der politische Wind dreht sich, als Lloyd George Ende 1916 Premierminister wird. Er holt seinen
alten Weggefährten zurück. Doch 1922 verliert er sein Amt wieder, als die Konservativen die Liberalen in
der Regierung ablösen. Churchill wechselt erneut die Partei und kehrt zu den Konservativen zurück. Die
Zeiten der Freundschaft zu den Arbeitern sind vorbei. Zu sehr fürchtet er sich vor den Kommunisten, die
sich von Russland her ausbreiten. Bei den Wahlen 1929 triumphiert die Labour-Partei. Chruchills
Karriere scheint nach 1915 und 1922 nun zum dritten Mal am Ende. Als Deutschland am 1. September
1939 Polen überfällt erklärt England den Krieg. Churchill wird als Marineminister in die
Regierungsverantwortung zurück geholt. Er ist fast 65 Jahre alt. Im Mai 1940 wird Churchill
Premierminister. Sein großer Verdienst ist es, dass er die Alliierten zusammengeführt hat. Doch die
Zerstörung Dresdens u.a. hinterlässt einige Zweifel an der Art und Weise des alliierten Bombenkrieges.
Auf der Potsdamer Konferenz 1945 werden die neuen Grenzen in Europa abgewählt. Und mittendrin
wird Churchill abgewählt. Doch noch einmal erweist er sich als Kämpfer und wird 1951 erneut zum
Premier gewählt, im Alter von 77 Jahren. 1955 tritt er zurück. Er stirbt am 24. Januar 1965 in London.
1915 24. November. - Während des ersten Weltkrieges schlagen Truppen der Mittelmächte
Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien das serbische Heer im Kosowo.
1915 27. November. - Niederlage der serbischen Armee. König Peter flieht nach Korfu.
1915. - Vor den deutschen Feldgerichten wurden die ersten Luxemburger, unter ihnen Marcel
Noppeney, zum Tode verurteilt. Interventionen der Großherzogin retteten ihnen das Leben. Marcel
Noppeney datierte 1917 aus dem "Bagne de Dietz", "Poèmes de la guerre et du bagne". (Müller)
Dezember 1915
1901 – 1925
1915 04. Dezember. - In Atlanta (Georgia) wird der Ku-Klux-Klan neu gegründet. Der rassistische
Geheimbund richtet sich gegen Farbige, Juden, Katholiken und Gewerkschaften.
1915 12. Dezember. - Hugo Junkers stellt das erste Flugzeug ganz aus Metall her.
1915 21. Dezember. - Nikolaus I., König des besiegten Montenegro, schickt Kaiser Franz Joseph ein
Friedensangebot.
1915 11. Dezember. - Kammerwahlen in Luxemburg. Die Rechte erzielte einen Gewinn von 5 Sitzen.
Die Majorität der liberal-sozialistischen Koalition war verloren gegangen. Die Regierung Loutsch
unterlag mit 26 zu 25 Stimmen und reichte ihre Demission ein. - Als am 11. Januar 1916 die Kammer
wieder eröffnet wird, sperrt die Gendarmerie die Zugangsstraßen. Escher Deputierte werfen die
Ministersessel zum Fenster hinaus. Drei Versuche ein Geschäftsministerium zu Bilden, schlagen fehl.
Erst am 24. Februar 1916 bildet sich das Dreiparteienministerium Victor Thorn. Michel Welter nimmt, als
Vertreter der Sozialisten, das Lebensmittelressort. Diese Aufgabe sollte sich, zur damaligen Zeit, jedoch
als unlösbar erweisen. Michel Welter verlässt die Regierung Ende 1916.
Januar 1916
1916 6. Januar. - An der New Yorker Börse verliert die Mark 20% in zwei Monaten.
1916 8. Januar. - Niederlage der Alliierten an den Dardanellen.
1916 12. Januar. - Die Sozialdemokraten unter Friedrich Ebert, schließen Karl Liebknecht, mit 60 zu
25 Stimmen, aus SPD-Fraktion aus.
1916 17. Januar. - Im Kaukasus starten die Russen eine Großoffensive gegen die Türkei.
1916 28. Januar. - In Kamerun marschieren belgische und französische Truppen in Yaoundé ein.
Februar 1916
1916 Februar. - Butterkarten werden eingeführt. (Müller)
1916 3. Februar. - In Deutschland beschlagnahmt die Regierung die Textilfabriken.
1916 21. Februar. - Beginn der Belagerung Verduns um 7.15 Uhr nach massivem Artilleriebeschuss
durch die Deutschen. Sie setzen 1400 Haubitzen ein. Die Franzosen haben nur 270 Kanonen zur
Verfügung. Jede fünfte Minute stirbt ein französischer Soldat. Von Februar bis Dezember 1916 starteten
die Deutschen eine neue Offensive an der Westfront, bei Verdun. Diese Schlacht wird zum Synonym für
das Grauen des Ersten Weltkrieges. 6000 Menschen sterben jeden Tag. Rund 10 000 Granaten und
Minen explodieren pro Stunde. Nach der Schlacht war der Frontverlauf völlig unverändert. Frankreich
zählte bei Verdun binnen 10 Monaten 167 000 Gefallene; Deutschland 150 000.
Verdun mit seinen vorgelagerten Forts galt als stärkste Festung Frankreichs. Der deutsche
Generalstabschef Eric von Falkenhaydn hoffte mit dem Angriff auf die nordöstliche Stadt den Krieg an
der Westfront auf diese Weise entscheiden zu können. Die Einnahme der Festung könnte das letzte Tor
vor Paris eröffnen. Doch nach den deutschen Angriffen baute sich eine starke französische Verteidigung
auf. Über die „Voie sacrée“ , der einzigen Zufahrtsstraße nach Verdun, schleusten die Franzosen
durchgängig neue Soldaten, Waffen, Munition und Verpflegung an die Front.
1916 24. Februar. - Die Regierung Victor Thorn tritt an. Eine ihrer ersten Handlungen ist die Einführung
von Höchstpreisen zur Bekämpfung der Inflation.
1916 25. Februar. - Das Fort Vaux, in der Nähe von Verdun, wird von den Deutschen eingenommen.
Der französische General Pétain übernimmt daraufhin das Kommando an der Kampffront. Um schneller
Soldaten, Munition und Verpflegung an die Front in Verdun zu verlegen, lässt Pétain die „route de Barle-Duc“ vergrößern. Sie verbindet Bar-le-Duc mit Verdun. Nach dem Krieg bezeichnet man die Straße
als „Voie Sacrée“.
1916 24. Februar bis 19. Juni 1917. - Schwerer Geschützdonner ist in Luxemburg von Verdun her
hörbar. - Fort Douaumont wird von den Deutschen eingenommen. (Müller)
1901 – 1925
Luxemburg war nicht richtig auf den Krieg vorbereitet. Insbesondere konnte die eigene
Agrarwirtschaft die Menschen nicht ernähren. Man hatte wohl in den Jahren vor dem Krieg große
Reserven an Lebensmittel angehäuft, doch diese wurden in den ersten Wochen nach dem
Ausbruch des Krieges an das Nahe Lothringen verkauft. Später lieferten dann die USA über die
Schweiz Grundnahrungsmittel, doch diese kamen nicht bei der bedürftigen Bevölkerung an.
Hunger und Wucherpreise bestimmten den Alltag insbesondere der Arbeiter und der kleinen
Beamten. Die Regale in den Geschäften waren leer, doch wer Wertgegenstände besaß konnte
sich auf dem Schwarzmarkt alles kaufen.
Es gab in diesen Jahren nicht das solidarische, geeinte luxemburgische Volk, sondern einzelne
Gruppen, die auf ihre eigenen Interessen bedacht waren. Die Regierungen, insbesondere die
rechte, griffen nie richtig ein oder sie besaß nicht die nötige Autorität, um sich durchzusetzen. Dr
Michel Welter, Gründer der Sozialdemokratischen Partei, gehörte als Minister für die Versorgung,
einer rechten Regierung an und unterstützte durch seine „laisser-faire“ Politik, die Bauern und
Händler, die ihre Waren an die Meistbietenden, also an die Deutschen und an die Reichen,
verkauften. Dieser offene Streit zwischen den sozialen Gruppen und die Not des Krieges
bestimmt später das kollektive Gedächtnis. Umso mehr beschwören die regierungsnahen
Historiker heute die Solidarität, den Widerstand der „ganzen“ luxemburgischen Gemeinschaft
gegen die Besetzung durch die Nationalsozialisten. (www.inesglobal.com)
Das Luxemburger Land sah sich, ab 1915, mit immer größeren Schwierigkeiten im Bereich der
Verproviantierung konfrontiert. Einerseits reichte die inländische Produktion nicht aus um die
Bedürfnisse zu decken. Andererseits verhinderten politische Vorgaben die Lebensmitteleinkäufe
im Ausland. Die Regierung traf eine Vielzahl von Maßnahmen um die Ernährung der Bevölkerung
zu garantieren, so unter anderem die Reglementierung des Umgangs mit Brot und Kartoffeln. Die
vorhandenen Erträge wurden erfasst, die Höchstpreise vorgeschrieben und die wöchentlichen
Rationen festgesetzt. Den Produzenten (Bauern) waren diese Höchstpreise jedoch zu niedrig und
so manche von ihnen gaben ihre Teile der Ernte nicht vorschriftsmäßig ab. Darüber hinaus bot
der Verkauf auf dem Schwarzmarkt weitaus bessere Gewinne. Ein Hamstertourismus aus dem
Süden in den ländlichen Norden prägte den Alltag.
Die Kartoffel. Wichtiges Grundnahrungsmittel, war seit Beginn des Krieges immer knapper und
teurer geworden. Aufgrund der schlechten Ernte des Jahres 1916 hatte sich der Preis verdoppelt.
44 Franken das Malter wurden bezahlt. Im Jahre 1918 waren es sogar 75 Franken pro 100 kg
und war für weite Kreise der Bevölkerung unerschwinglich geworden.Ersetzt wurde sie u.a. durch
Feldbohnen und Kohlrabi. Auch Tabak wurde selbst angebaut, allerdings mit geringem Erfolg.
Man benutzte häufig Linden-, Ahorn-, Platanen- und andere Blätter als Tabakersatz, ein wenig
schmackhafter Ersatz.
Ein Stadtrat aus Esch/Alzette bei einer öffentlichen Versammlung in Esch/Alzette: „Fälle kommen
vor, wo die Mutter, wenn sie das Mittagessen für den in der Grube oder im Hüttenwerke
beschäftigten Vater zubereitet, die Kinder aus dem Hause treiben muss, damit sie heimlich das
Stückchen Fleisch, über welches sie verfügt, dem Vater in den Esstopf tun kann. Nebenbei rinnt
ihr manchmal eine Träne herunter, welche dann als Zutat beziehungsweise als Fett gelten muss.“
Das Luxemburger Volk beginnt 1916 aufzumurren gegen die Lebensmittelknappheit und die
Rationierung im ersten Weltkrieg.
Im Jahre 1917 lösten Ernteeinbussen eine Ernährungskrise aus.
Aus dem Tagebuch des sonst nicht genannten Heimes aus Diekirch oder Umgebung vom 1. April
1917:
„... Dir wesst dass am Jor 1917 d'Rege'rong, fir der gre'sster No't vum Volléck opzehellefen,
Kommissio'nen ernannt huet, de' vu Keller zu Keller gang si fir d'Gromperen bei Bauer a Birger ze
mossen, an de' de' zevill woren, fir de' Arem ze konfiske'ren. Dobei sin natirlecher Weis de'
bossechst Sâchen zum Virschein kommt. […] Mé den dommsten, den éfellegsten dén ech
bege'nt hun an der Fouhrener Geméng dat wor de Bûrgermeschter N. Kellen vu Longsdorf. Mit
haten d'Grompre gem'ess an haten 180 kg font. […] D'Sach wor an der Rei, bis iwer acht Dég, du
ko'm ech op Longsdorf mat engem Kommissionär fir d'Gromperen ofzehuelen.
'Bonjour Här Burgermeschter, hei as bei mer de Kommissionär den d'Grompere fortfe'ert hur der
se schon an d'Säck gemâcht?' , 'Ech, ech liwere kéng Gromperen of.' - Mé, dir hut dach vir acht
Dég er Ennerschreft gi fir 200 kilo ofzeliweren.? […] 'Nén, ech liwere se net of!' - 'Ech fanen', sot
ech 'dass die als Burgermeschter e sche'nt Beispill get, andem dass der d'Gromperen net
1901 – 1925
ofliwere wëllt, fir de' der ér Ennerschreft gin hut.' […]
Zwe'n Dég derno gong de Friedensrichter mat op Longsdorf, a wie' seng Grëmpercher gené
esrausgo'w dat wor de Burgermeschter.“ (Quelle u.a.: Die Warte 12.2.2015)
März 1916
1916 6. März. - Deutsche Soldaten erstürmen den Hügel namens „Le Mort Homme“. Es ist einer der
wenigen Geländegewinne während des gesamten Stellungskrieges im Westen.
1916 9. März. - Deutschland erklärt Portugal den Krieg.
1916 14. März. eingenommen.
In der Schlacht um Verdun wird der Gipfel „Toter Mann“ von den Deutschen
1916 19. März. - Russische Truppen besetzen Ispahan in Persien.
1916 20. März. - In der Nacht vom 20. März fallen die ersten Bomben der Alliierten auf Differdingen.
Es geht ihnen darum die ‚Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hüttengesellschaft‘, die ja für die
Deutschen kriegswichtig war, zu beschädigen. Die nächtlichen Bombardierungen dauern bis zum 23.
Oktober 1918, also fast bis Kriegsende, an. In Differdingen kommen 10 Menschen ums Leben, darunter
acht Hüttenarbeiter und zwei Militärangehörige. Es gab 44 zum Teil schwer Verletzte, hauptsächlich
Hüttenarbeiter, jedoch auch Zivilpersonen.
1916 20. März. - In Berlin werden die Lebensmittelkarten eingeführt.
1916 24. März. - In Deutschland wird die kommunistische Liga Spartacus gegründet. Leiter ist Karl
Liebknecht.
1916 31. März. - Fort Douaumont wird ebenfalls von den Deutschen eingenommen.
April 1916
1916 8. April. - In Norwegen erhalten die Frauen das Stimmrecht.
1916 8. April. - Karl Liebknecht hält im deutschen Reichstag eine Rede gegen den Krieg. Etliche
Abgeordnete erstürmen jedoch das Rednerpult und entrissen ihm sei Manuskript. Anstatt die Angreifer
zu rügen, verweist der Präsident Karl Lienknecht „wegen gröblicher Verletzung der Ordnung“ des
Hauses. Liebknecht sah nur noch die Option der ausserparlamentarischen Opposition.
1916 17. April. - In Ostafrika marschieren britische und portugiesische Truppen in die deutschen
Besitzungen ein.
1916 29. April. - Im Irak ergibt sich das britische Expeditionskorps unter General Townsend den
Türken.
1916 29. April. - Der Osteraufstand irischer Nationalisten ist ein Fehlschlag. Der Anführer James
Connolly wird von den Briten hingerichtet. (Siehe 21.5.1916)
Mai 1916
1916 Mai. - Die Lebensmittel werden ständig teurer. Schweinefleisch kostet 2,80 bis 3,00 Fr. das Pfund,
das Rindfleisch 2,50 Fr., Salatöl 10 Fr./Liter. (Müller)
Der Erste Weltkrieg ist zu einem Kampf um die Märkte und die Ressourcen geworden. Die britische
Flotte schneidet den Feind und seine Rüstungsindustrie von allen Ressourcen ab und hungert das
deutsche Volk nach und nach aus.
Die Entente-Mächte verlangen, dass sich Luxemburg mit Lebensmitteln in Deutschland versorgt.
Luxemburg will aber auf keinen Fall Waren aus dem Reich einführen. Seit dem Jahr 1842 ist
Luxemburg Mitglied des deutschen Zollvereins. Die Produkte der Luxemburger Eisenindustrie fließen
hauptsächlich in die deutsche Munitions- und Waffenindustrie. Doch Staatsminister Eyschen beharrt
darauf Lebensmittel aus anderen Ländern zu importieren. Darüber hinaus gibt es in Deutschland,
bedingt durch die britische Blockade, nur einen beschränkten Zugang für die Luxemburger. Am 26.
Januar 1915 wurde im deutschen Reich ein Staatsmonopol für Getreide und Mehl eingeführt.
1901 – 1925
1916 1. Mai. - In Berlin strömen Sozialdemokraten und Sozialisten auf den Potsdamer Platz. Sie
wollen gegen Kaiser und Regierung protestieren; eine verbotene Demonstration. Die Demonstranten
wollen die eine Redi Karl Liebknechts hören: Brot, Freiheit, Frieden, lautet seine Parole. Es ist gefährlich
an der Versammlung am Potsdamer Platz teilzunehmen. Die Polizei soll jede Versammlung unterbinden
und schlägt die Versammlung mit Gewalt brutal nieder. Freie Meinungsäusserung gibt es in dem
wilhelminischen Deutschland nicht. Aber noch bevor die Polizei den Platz mit Gewalt räumt, ruft Karl
Liebknecht: „Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!“ Jedoch, noch bevor er weiter reden kann,
wird er von der Polizei festgenommen.
1916 3. Mai. - Heftige Kämpfe an beiden Maas-Ufern.
1916 12. Mai. - Der Gewerkschafter James Connolly ist einer der letzten, die als Anführer des
Osteraufstandes in Irland im Kilmainham Gaol in Dublin hingerichtet werden. Die Erschießungen enden
am Folgetag aufgrund des großen internationalen Drucks.
1916 15. Mai. - In Tirol greifen die Österreicher Italien an.
1916 16. Mai. - Schreiben des Gründungsmitglieds und späteren Präsidenten der ARBED, Gaston
Barbanson, an die belgische Exilregierung. In diesem Schreiben argumentiert der belgische
Staatsbürger vehement gegen die Bombardierung der ARBED durch französische Geschwader, da sich
die Gesellschaft konsequent weigere, Kriegsmaterial nach Deutschland zu liefern. Stattdessen empfiehlt
er die in deutschen Besitz befindlichen Betriebe als Zielobjekte der Luftangriffe: die Rothe Erde und die
Adolf-Emil-Hütte in Esch sowie die Werke von Differdingen, Rümelingen und Steinfort. Tatsächlich
schildert der Differdinger Lucien Marc mehrere Bombenangriffe auf seine Heimatstadt, darunter
denjenigen vom 5. Mai 1917. Inwiefern Barbanson mit seinem Brief auch missliebige Konkurrenten auf
den Stahlmarkt ausschalten wollte, bleibt dahingestellt.
1916
16. Mai. - (Siehe auch November 1915) Das Sykes-Picot-Abkommen tritt in Kraft. Dessen
Grenzziehungen bilden die Grundlage für die Gründung des Irak. Doch die Grenzziehungen haben
nichts mehr mit der versprochenen Unabhängigkeit für die arabischen Stämme zu tun. Ethnisch
zusammenhängende Gebiete werden gespalten. - Der Irak wird zwar 1920 gegründet, wird jedoch kein
souveräner Staat. Mehrfach stürzen die Briten dort Regierungen und marschieren ein, bis 1963 Saddam
Hussein an die Macht kommt. Es folgen Tyrannei, drei Golfkriege und der Sturz Husseins im Jahre
2003. Die Grenzziehungen von Sykes und Picot werden zur Grundlage von fast 100 Jahren Krieg,
Vertreibung und Massakern im nahen Osten. Durch sie entstanden dutzende Terrororganisationen.
1916 20. Mai. - Englische Kohle für die französische Industrie. Die meisten französischen Bergwerke
werden von den Deutschen besetzt.
1916 31. Mai. - Die einzige große Seeschlacht des Ersten Weltkrieges an Skagerrak zwischen
Deutschland und Großbritannien bringt keine Wende. Mehr als 8600 Seeleute starben. Die Oberste
Heeresleitung (OHL) glaubte durch den uneingeschränkten U-Boot-Krieg Großbritannien besiegen zu
können. Tausende Schiffe wurden versenkt. Doc die Eskalation des Seekrieges konnte die
Kriegssituation nicht zugunsten des Deutschen Reichs verändern. Im Gegenteil: Sie führte zum
Kriegseintritt der wirtschaftlich übermächtigen USA gegen das deutsche Kaiserreich.
Im Laufe des Krieges verstärkte sich die negative Einstellung der Luxemburger Bevölkerung gegenüber
der deutschen Besatzung. Etliche offene Proteste gaben diesen antideutschen Gefühle Ausdruck.
Bereits im Jahr 1916 sagte ein deutscher Offizier: „Der Groll unter der luxemburgischen Bevölkerung
gegen die deutschen Heeresangehörigen ist stark genug und wir wollen vermeiden, dass irgendwie
durch die Presse dieser Groll noch gesteigert werden könnte ...“ …
… Kriegsgerichtsrat Wolfgang Mettgenberg, der am Feldgericht Trier viele Luxemburger zu hohen
Starfen verurteilte, gab zu, dass sich gegen Ende des Krieges die Stimmung der Luxemburger gegen
die Besatzer 'merkbar' verschlechterte und, dass eine große Mehrheit der Bevölkerung den Deutschen
feindlich gegenüberstand.
Juni 1916
1916 2. Juni. - Schlacht an der Somme. Niederlage der Alliierten.
1916 4. Juni. - Russischer Angriff auf die österreichische Armee.
1916 7. Juni. - Deutsche Truppen nehmen die Festung Vaux (Fort Vaux) bei Verdun ein. Sie verlieren
1901 – 1925
dabei 2700 Soldaten.
1916 15. Juni. - Der Mangel an Lebensmittel im Großherzogtum steigt weiter an. Die Alliierten weigern
sich ein Land zu versorgen, das den Abfluss nach Deutschland nicht unterbinden kann. Die Deutschen
beschlagnahmen in neutralen Ländern gekaufte Waren am Grenzübergang. Ernährungsminister Dr.
Michel Welter weist zwar auf den Beschluss vom 9. April 1915 (siehe auch 23. März 1915) hin, der 200
Gramm Mehl oder 250 Gramm Brot täglich hinweist, doch der Handel kann oder will diese Lebensmittel
nicht ausliefern.
1916 18. Juni. - Nächtlicher Fliegerangriff auf Luxemburg; auf dem Cercle wird eine Warnsirene
aufgestellt. Weitere Angriffe gibt es auf die Hüttenwerke von Esch, Differdingen und Düdelingen. (Müller)
1916 24. Juni. - Erneuter deutscher Sturm auf Verdun und Vordringen russischer Truppen in die
Bukowina.
1916 28. Juni. - Ein Gericht in Berlin verhandelt gegen den „Anti-Kriegs-Anheizer“ Karl Liebknecht.
Der Staatsanwalt wirft ihm Landes- und Kriegsverrat vor. Urteil: Zwei Jahre und sechs Monate
Zuchthaus. In Berlin legen daraufhin mehr als 50000 Arbeiter aus Protest die Arbeit nieder. Liebknecht
kommt am 23. Oktober frei. Der Krieg ist verloren. Nur wenige Wochen später ist Liebknecht tot.
Ermordet von rechtsradikalen Freikorpsmitgliedern, ehemaligen Soldaten.
1916 24. Juni. - Beginn der ersten Schlacht an der Somme. Sie dauert bis November. Die Briten sitzen
erstmals Panzer ein.
Juli 1916
1916 1. Juli. - Französisch-Englische Offensive an der Somme. Um die geschwächten französischen
Soldaten in den Schützengräben zu entlasten, starten die britischen und französischen Streitkräfte eine
Orffensive an der Somme. Daraufhin müssen die Deutschen von der Front in Verdun Truppen abziehen,
um sie an die Somme zu verlegen.
1916 11. Juli. Wegen pazifistischer Aufrufe zur Kriegsdienstverweigerung verliert der britische
Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell seinen Lehrstuhl an der Universität Cambridge.
August 1916
Sommer 1916. - Berlin: Lazarettzüge bringen immer weitere Verwundete von der Front. Die dänische
Stummfilmschauspelerin Asta Nielsen: „Durch die Straßen wankten Kriegsblinde zwischen jungen
verkrüppelten Männern auf Krücken oder ohne Arme, ohne Unterkiefer, nur mit einem großen
gähnenden Loch oder das ganze Gesicht zu einer verzerrten Maske verunstaltet.“ Und die Zeitungen
bringen bunte Themen. Wa sie berichten dürfen, entscheidet die Zensur.
1916 11. August. - Durch das Urteil vom 28. Juni bedingt, erreichen die Parolen Liebknechts immer
mehr Menschen. In Hamburg richten Frauen einen Appell an den Senat:“Wir wollen unsere Männer und
Söhne aus dem Krieg wieder haben und wollen nicht länger hungern – es muss Frieden gemacht
werden. Der hihe Senat muss uns darin beistehen, sonst machen wir was anderes.“
1916 16. August. - Die auf Korfu erneuerte Armee der Serben greift die Deutschen an.
1916 17. August. - Die Italiener erobern Gorizia am Isonzo und greifen Saloniki an.
1916 27. August. - Arbeiter protestieren in Esch/Alzette gegen die Maßnahmen der Regierung zur
Bekämpfung von Inflation und Nahrungsmittelknappheit.
1916 28. August. - Rumänien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg. Deutschland erklärt Rumänien den
Krieg. Italien erklärt Deutschland den Krieg.
September 1916
1916 1. September. - Die Fleischkarten werden eingeführt. Die Ration beträgt 100 Gramm pro Tag und
Person. (Müller)
1916 1. September. - Bulgarien erklärt Rumänien den Krieg.
1916 12. September. - Der gesetzliche Höchstpreis für Kartoffeln wird auf 44. - Fr. pro Malter à 4
Zentner festgesetzt. (Müller)
1901 – 1925
1916 15. September. - Erster Einsatz des englischen Panzers Mark I. in der Endphase der Schlacht an
der Somme.
1916 20. September. - Der Gegenangriff der Deutschen an der Somme stoppt den Vorwärtsdrang der
Alliierten.
1916 22. September. - Russen und Rumänen schlagen die deutschen Truppen in der Ebene von
Dobrudja.
1916 22. September. - In Rumänien besetzen deutsche Truppen Hermannstadt.
Oktober 1916
1916 9. Oktober. - Flugzeugangriff auf Stuttgart.
1916 16. Oktober. - Deportation vieler Belgier zur Zwangsarbeit nach Deutschland.
1916 16. Oktober. - Kardinal Mercier protestiert vor aller Öffentlichkeit.
1916 24. Oktober. - Fort Douaumont wird von den Franzosen zurück genommen.
1916 24. Oktober. - Bei einem Nachtangriff auf die Escher Eisenhütten fiel eine Fliegerbombe in der
Edisonstraße nieder und explodierte. Dabei wurden die deutsche Kriegswitwe Karoline Bettinger und
zwei ihrer Kinder, davon der sechsjährige Franz, getötet. Eine Todesanzeige, aufgegeben von den
Klassenkameraden des kleinen Franz in der „Zeitung für kleine Leute“ vom Dezember 1917 besagte:
“Heute (27.Oktober 1917) haben wir den kleinen Franz begraben. Am Mittwoch war er noch bei uns in
der Schule. Abends kamen die bösen Flieger. Eine Bombe fiel in ihr Haus. Franz Bettinger war tot.
Seine Mutter und seine kleine Schwester auch. Das tut uns sehr leid. Wir haben schöne Blumen auf sei
Grab gelegt.“
November 1916
1916 2. November. - Fort Vaux wird von den Franzosen zurück genommen.
1916 November. - Die gewaltige Offensive an der Somme gescheitert. Nivelle ersetzt Joffre als
Generalissimus. (Müller)
1916 5. November. - Die Kaiser von Deutschland und Österreich proklamieren einen neuen,
autonomen polnischen Staat, das Königreich Polen, das unter ihrer Kontrolle steht.
1916 21. November. - Kaiser Franz Joseph I. von Österreich stirbt in Schönbrunn. Sein Nachfolger wird
Karl I.Er will alles dran setzen, um den Krieg möglichst schnell zu beenden.
1916 21. November. - Das britische Lazarettschiff HMHS Britannic, ein Schwesterschiff der Titanic,
sinkt im Ersten Weltkrieg, vermutlich aufgrund einer Minenexplosion.
1916 23. November. - Deutsche Truppen marschieren nach Bukarest.
1916 23. November. - Aufgrund der Lebensmittelknappheit taucht tiefgefrorenes Fleisch auf den
Märkten der Städte auf.
Dezember 1916
1916 12. Dezember. - Die Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Türkei und Bulgarien)
unterbreiten den Alliierten ein Friedensangebot, das diese aber am 30. Dezember zurückweisen.
1916 15. Dezember. - Die französische Offensive auf Verdun ist von Erfolg gekrönt. Sie wird am 20.
Dezember eingestellt.
1916 18. Dezember. - Mit einem letzten französischen Großangriff auf dem rechten Maas-Ufer endet
im ersten Weltkrieg die Stellungsschlacht um die Stadt Verdun. Zehn Monate hatten französische und
deutsche Soldaten erbittert um jeden Meter gekämpft. In der Schlacht kämpften auf französischer Seite
1 100 000 Soldaten. Auf deutscher Seite kämpften deren 1 200 000. Die französische Seite verfügte
zwischenzeitlich über 1700 Kanonen. Die deutsche Seite verfügte zu Beginn der Schlacht über 1250
Kanonen. Später wuchs die Zahl auf mehr als 2200. Es gab auf französischer Seite: 215 000 Verletzte;
163 000 Tote oder Vermisste. Auf deutscher Seite waren es 143 000 Tote oder Vermisste und 196 000
1901 – 1925
Verletzte.
1916 22. Dezember. - Generaldirektor (Minister) Dr. Michel Welter wird mit 42 gegen 2 Stimmen wegen
seiner Lebensmittelpolitik gestürzt. Er wird durch den früheren Generaldirektor Ernest Leclère ersetzt.
1917
Januar 1917
Angesichts der ungenügenden Lieferungen der Grundnahrungsmittel aus Deutschland fordert die
Luxemburger Regierung eine Lieferung von weiteren 400 Waggons. Die Deutschen fordern ihrerseits,
dass die Luxemburger Regierung Restriktionen in der Sozialen Gesetzgebung unternimmt, wie z.B. die
Herabsetzung der Dauer der wöchentlichen Ruhezeit.
1917 19. Januar. - Der französische Pilot Georges Guynemer schießt sein 30. deutsches Flugzeug ab.
Gegenstück zu Guynemer auf deutscher Seite ist der „rote Baron“, Manfred von Richthofen. Beide
überleben den Krieg nicht.
1917 14. Januar. - In Polen wird ein provisorisches Parlament installiert.
Februar 1917
1917 Februar – April. - Die Deutschen ziehen sich auf eine stark verteidigte Linie, die HindenburgLiene (Die Siegfriedstellung oder Siegfriedlinie war eine Defensivstellung der deutschen Truppen an der
Westfront im Ersten Weltkrieg von März 1917 bis Oktober 1918. Sie wurde erst kurz vor dem
Waffenstillstand von Compiègne durchbrochen und erstreckte sich in Nordfrankreich von Arras über St.
Quentin bis Soissons. Von den Alliierten wurde sie auch in Anspielung auf den Oberbefehlshaber Paul
von Hindenburg Hindenburglinie genannt. Der Name Siegfriedstellung hatte auch symbolischen
Charakter (Siegfried aus der Nibelungensage, mit der Anlehnung an die gleichnamige Oper von Richard
Wagner) zurück.
1917 1. Februar. - Nachdem die Alliierten Friedensvorschläge zurückgewiesen haben, erklärt
Deutschland den totalen Seekrieg. 150 deutsche U-Boote werden in den Kampf geschickt.
Nachdem die großen Landschlachten allesamt ergebnislos verlaufen waren, gelangte die deutsche
Führung zu der Überzeugung, dass der Krieg nicht mehr mit herkömmlichen Mitteln zu gewinnen war.
Jetzt müsse zu Wasser und aus der Luft gegen wirtschaftliche Strukturen des Gegners vorgegangen
werden, um ihn zu besiegen. So beschloss man zum 1. Februar 1917 den so genannten
uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen alle die britischen Inseln anlaufenden Schiffe wieder
aufzunehmen und das Land binnen sechs Monaten zu einem Kompromissfrieden zu zwingen.
Deutschland sah hierin seine letzte Chance und nahm die Gefahr in Kauf, dass die Vereinigten Staaten
in den Krieg mit eintraten.
Die Nachricht von der Verschärfung des U-Boot-Krieges führte in den USA zu einem radikalen
Umdenken in der bis dahin an der Neutralität festhaltenden öffentlichen Meinung. Präsident Woodrow
Wilson ebenfalls war nun von der Notwendigkeit eines Kriegseinsatzes der Amerikaner überzeugt und
erklärten am 6. April 1917 dem Deutschen Reich den Krieg. Wilson: „... nicht nur ein Kreuzzug für
Demokratie … und eine allgemeine Herrschaft des Rechts.. „ … „sondern auch für die Rechte und
Freiheiten der kleinen Nationen“.
Zur selben Zeit wird in Deutschland die Kohle rationiert. Nachdem ein amerikanisches Handelsschiff
torpediert wurde, bricht Präsident Wilson die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland und, zwei
Tage später, zu Österreich-Ungarn, ab.
Als besonders unzureichend galten die landwirtschaftlichen Erträge des Jahres 1917. Der Rückgang der
Anbaufläche und die Verminderung der Erntequalität durch ungünstige Witterungsverhältnisse führten
nicht nur zu Versorgungsschwierigkeiten, nein, die anhaltende Unter- bzw. Mangelernährung
verursachte gravierende Gesundheitsschäden.
Im Luxemburger Wort vom 17. November 1917 war folgendes zu lesen:
„Im Berichtsjahre trat eine bisher unbekannte Krankheit aus, und zwar die infolge Unterernährung sich
1901 – 1925
einstellende Hungerkrankheit, welche in früheren Zeiten mit dem Namen „Hungertyphus" bezeichnet
wurde. Zweckmäßiger wird dieselbe heute Oedemkrankheit genannt, weil ausser allgemeiner Blutarmut
als erstes objektives Symptom Oedeme. d. h. Wassersucht, an den Beinen und selbst Bauch und
Gesicht sich einstellen, ohne wesentliche anatomische Störungen an Lungen, Herz und Nieren. Die
Frequenz dieser Oedemkrankheit steigerte sich im Spätherbst unter den Arbeitern zu einer förmlichen
Epidemie; mehrere dieser Unglücklichen, sind derselben erlegen, sind also buchstäblich den Hungertod
gestorben.“
Hamsterkäufe, besonders der städtischen Bevölkerung, nahmen zu.Anfangs wurden diese von
den Behörden genehmigt, doch wurden sie 1917 untersagt. Um das Verbot durchzusetzen,
wurden mobile Kontrollen eingesetzt, „fliegende Brigaden“.
Sie kontrollierten vor allen
Verkehrsknotenpunkte, wie den Bahnhof Ettelbrück, das Tor zum Ösling. Joseph Tockert schrieb:
„Leidvolle Karawanen, welche die Dörfer überfluteten, und die Abendzüge mit Säcken und müden
Menschen füllten … . Schon der Morgenzug war überfüllt, meist mit Leuten aus dem Escher
Bassin, die mit Rucksäcken, Körben, Kinderwägelchen, Bettziechen und anderen Transportmitteln
versehen waren.“
Beschämend, in jenen hilfsbedürftigen Zeiten, war die profitgierige Rolle der Bauern, zumal sie
die Lebensader des bedürftigen Menschen betraf. Flohr beschrieb die Bauern in mehreren 1917
verfassten Tagebucheinträgen: „Angeheiterte Bauern sitzen Zigarre schmauchend in den
Wirtshäusern am Paradeplatz. Gutgenährte Bäuerinnen, mit Kindern und Gevatterinnen füllen die
Warenhäuser und ziehen mit Paketen, mit Schachteln und Schächtelchen beladen durch die
Straßen der Stadt.“
Ein anderer, der alte Bärend in seiner Erzählung 'de Mätt': „ … Eis déck Bauern, déi sin et, an
d'Mëllren, déi dat wäisst Miel eraussiften, sou Näischnotzen, déi hunn hiirt Kuchbrout a kréien ni
Geld genuch, sou Drecksäck¨“
Zu Animositäten kam es ebenfalls gegenüber 'Kettenhändlern', die große Warenvolumen
aufkauften und auf dem Schwarzmarkt wieder verkauften.Sie schreckten selbst nicht davor
zurück, als Mitglieder der fliegenden Brigade aufzutreten und manchen Bauern um seine Vorräte
zu bringen.
Doch auch die so genannten 'Galizier', d.h. Osteuropäische, aus dem gleichnamigen polnischukrainischen Grenzgebiet stammenden Juden, die infolge von Vertreibungsmaßnahmen sich
zunächst in Elsass-Lothringen niedergelassen, nach Kriegsausbruch jedoch aus dem Reichsland
ausgewiesen und sich im angrenzenden Luxemburg niedergelassen hatten, waren im Visier der
Kritiker. Viele von ihnen hatten sich dem Einzelhandel angeschlossen, wo sie rasch mit dem
Vorwurf der Spekulation, besonders im Fetthandel, konfrontiert sahen und für die Verteuerung
bestimmter Produkte, z.B.wie Seife.
Es ist nicht verwunderlich, dass Lucien Koenig, u.a. Literaturpräis vum Lëtzebuerger
Nationalinstitut (1926) und Mitbegründer der Nationalunioun (*), wo nur Luxemburger
Mitglied sein durften, schrieb: „Laesteg Auslaenner helt e mamm Weckel a spede'ert sie
iwer d'Grenz; das ass de' enzeg Mane'er, fir demegene Vollek eso' en Ongeziwer vum Pelz
ze schafen … Deitschland huet vrun enger gewesser Zeit e puer Honnert galizesch Juden,
de' sech aus dem Steps gemat, fir net breichen ze dengen, kurzerhand ausgewisen. Lucien Koenig,
Natirlech as de' ganz Band an d'Lëtzeburger Land erageschneit … An d'Letzeburger Land de Siggy
ower duerf jidfer Vagabund ongeste'ert eran,,,“
(*) Si hu sech staark um Maurice Barrès an der Action française, méi spéit zum Deel och um Benito
Mussolini sengem Faschismus inspiréiert. D'Statute vun 1911 hu virgesinn, datt nëmme Lëtzebuerger
Member kéinte ginn (1911 waren et der eng 110), hir Sprooch eleng déi Lëtzebuergesch wier, de Sproch
"Letzeburg de Letzeburger" hiert Motto wier an de roude Léiw op blo-wäissem Grond hire Fändel.
Allgemeng war se géint déi parlamentaresch Demokratie. Parteie wieren an esou engem klenge Land
net néideg, si géife just d'Land onnéideg splécken an et den auslännesche Kräften ausliwweren.
D'Nationalunio'n war antisemitesch (an hirer Zeitung 'D'Natioun' déi zanter 1915 erauskoum, gouf et
1920 eleng 3 Nummeren iwwer d'Juddefro") an an auslännerfeindlech; déi 30.000 bis 40.000 Auslänner,
déi ëm 1916 zu Lëtzebuerg gelieft hunn, huet si als "national Gefor" definéiert. D'Lëtzebuerger
missten déi auslännesch Butteker boykottéieren a sollten nëmme bei Lëtzebuerger Geschäftsleit
akafen. Si war, an derselwechter Logik, géint Naturalisatiounen, déi se e "Verbrieche ge'nt d'Natio'n"
genannt hunn. Geopolitesch hu si gefuerdert; e "Gro'ssletzeburg" (Grousslëtzebuerg) ze schafen, dat
déi "geklauten" Territoiren, déi 1659, 1815 an 1839 vum Herzogtum, resp. Groussherzogtum Lëtzebuerg
1901 – 1925
ofgespléckt gi waren, mat abegräife géif.
1922 huet d'Nationalunio'n sech gespléckt, just nach en haarde Kär wollt déi "nationalistesch Prinzipien
reng an onverfälscht duerchsetzen" (D'Natio'n (1923)). An de spéiden 1920er uganks 1930er Joren war
vun der Nationalunio'n net méi vill ze héieren. 1937 wéi d'politesch Zeen duerch d'Diskussiounen em
dat sougenanntent Maulkuerfgesetz polariséiert war, an och wirtschaftlech d'Land manner gutt dru war,
goufen déi al Thesen a Parolen nees opgewiermt.
Nom Zweete Weltkrich ass d'Letzeburger Nationalunio'n weiderhi mat hiren albekannten Thesen
opgetrueden; just d'Hetz géint Judde war net méi dobäi. Si huet bedauert, datt d'Parteien sech nees
reconstituéiert hun a weiderhin un hirer Thes festgehalen, e Méiparteiesystem wir fir Lëtzebuerg
schiedlech. 1947 huet si vu sech schwätze gedoen, wéi s'e Bréif un d'Ausseministere vun de
Vereenegte Staaten, Groussbritannien, Frankraich an der Sowjetunioun geschéckt huet, woura se
gefuerdert huet, déi Territoiren, déi 1815 nom Wiener Kongress preisesch goufen, ze "desannexéieren".
Dës Revendicatioune sinn awer op daf Ouere gestouss; och d'Lëtzebuerger Regierung huet se net
opgegraff.
Duerno huet een näischt méi vun der Letzeburger Natinalunio'n héieren. De Lucien Koenig ass an
d'Politik gaangen, an de Groupement démocratique, dee spéider d'DP gouf, war Schäffen an der Stad
Lëtzebuerg an tëscht 1951 an 1961 Deputéierten an der Chamber.
1917 3. Februar. - Die Vereinigten Staaten brechen die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland
ab, nachdem deutsche U-Boote erneut neutrale Schiffe versenkt hatten.
1917 5. Februar. - Die Lebensmittelpreise steigen dauernd. Ein Pfund Speck kostet 10 Fr., Eier 5-6 Fr.
das Dutzend. Um der Hungersnot zu entkommen, gehen Hunderte von städtischen Hausfrauen aufs
Land hamstern.
Durch die englische Blockade bedingt, und den dadurch hungrigen „Kohlrübenwinter“ wurde die
Unzufriedenheit innerhalb der Bevölkerung, u.a. in Deutschland, immer größer. Ellen Klatt schrieb in
ihrem Buch „Die deutsche Frau im Weltkrieg“: Am schwersten lastete der Krieg auf den Frauen und
Müttern. Sie wurden herangezogen um auf den Arbeitsplätzen die einberufenen Männer zu ersetzen.
Die Bauernfrauen gingen hinter dem Pflug und bargen die Ernte. Aber sie hatten es noch gut; denn sie
und ihre Kinder bekamen satt zu essen. Viel schlimmer war es in der Stadt. Die eine stand den ganzen
Tag als Schaffnerin auf der Straßenbahn oder in den kalten Zügen. Andere verrichteten schwere
Männerarbeit in den Fabriken. Mittags sättigten sie sich notdürftig von der dünnen Suppe in der
Fabrikkantine. Immer lebten sie in Angst um den Mann an der Front und die hungernden Kinder zu
Hause. In langen Reihen stellten diese sich schon vor dem Morgengrauen vor den Läden an, um die
wenigen Lebensmittel zu bekommen. „Die Nacht liegt schwer über dem Land, mit eisigem
Mitwintersturm und stechendem Winterschnee. Ein ganzer Haufen kleiner Kinder, ausgehungert, ihren
mageren Körper notdürftig mit Lumpen und Papierstoffen bedeckt, zerbrochene Holzschuhe an den
Füssen, standen sie dort und warteten und froren.“
1917 10./11. Februar. - In der Nacht vom 10. auf den 11. wird zwischen Esch und Differdingen ein
Flugzeug mit 2 französischen Fliegern von der deutschen Flak abgeschossen. Die beiden Insassen,
Marius Lautiron und Alfred Fou(r)gerot kommen ums Leben. An ihrer Bestattungsfeierlichkeit nehmen
auch Vertreter der deutschen Besatzung teil. Tag und Nacht heulen die Sirenen im Escher Bassin.
Weiter gab es in Differdingen gab es 5 Tote bei einem neuen Bombenabwurf.
Auch in Befort gab es im Laufe des Jahres 1917 einen Flugzeugabsturz.
Die Not- und Bruchlandungen alliierter Piloten auf Luxemburger Gebiet hatten oft Kraftstoffmangel
oder technische Defekte als Ursache. Gelegentlich gerieten sie jedoch auch in die aus
Luftsperren, Scheinwerfern und Flakartillerie bestehende deutsche Fliegerabwehr, die ab 1917
besonders im Industriegebiet systematisch erweitert wurden. Zum Schutz der Zivilbevölkerung
funktionierten örtliche Warnsysteme aus Werksirenen und bombensichere Unterstände.
1917 17. Februar. - Die französischen Soldaten in den Schützengräben erhalten einen Franc
Taschengeld pro Tag.
1917 21. Februar. - In drei Wochen zerstören deutsche U-Boote 134 Schiffe der Alliierten. Diese Schiffe
nahmen nicht am Kampf teil (siehe 1.2.1917.
1917 24. Februar. - Die Amerikaner entschlüsseln ein Telegramm von Arthur Zimmermann, dem
deutschen Außenminister, das Mexiko auffordert, den USA den Krieg zu erklären.
1901 – 1925
März 1917
1917 3. März. - Streik der Arbeiter der Putilow-Werke in Petrograd.
1917 8. März. - Kundgebung der Frauen für Brot und Frieden (Petrograd))
1917 10. März. - Beginn des bewaffneten Aufstands in Petrograd. Die Bevölkerung schließt sich den
Demonstrationen der Arbeiter gegen Krieg und Hunger an. Nach russischem Kalender ist dies der
Beginn der Februar-Revolution.
1917 10. März. - Britische Truppen nehmen Bagdad ein. Amerika bewaffnet seine Handelsflotte.
1917 11. März. - Die Truppen der Garnison von Petrograd schließen sich dem Aufstand an.
1917 12. März. - Sieg der Revolution – Bildung von Sowjets der Arbeiter- und Bauern-Deputierten.
1917 15. März. - Bildung einer provisorischen Regierung unter Prinz Lwow durch bürgerliche
Oppositionsparteien. Abdankung des Zaren unter dem Druck der Militärführung. Die russische
Zarenfamilie wird inhaftiert.
1917 21. März. - Revolution in Russland. (Müller)
April 1917
1917 2. April. - Amerika beschließt, auf Seiten der Alliierten in den ersten Weltkrieg einzugreifen.
1917 6. April. - Die Vereinigten Staaten treten auf der Seite der Verbündeten, nach der Ankündigung
des unbeschränkten U-Boot-Krieges durch Deutschland, gegen Deutschland in den Krieg.
1917 6. - 15. April. - Schlacht um Arras. Zur Vorbereitung der Offensive Nivelle (Die Schlacht an der
Aisne an der Westfront des Ersten Weltkrieges begann am 16. April 1917. Frankreichs Armee startete
nach den vergeblichen Durchbruchsversuchen des Jahres 1915 erneut eine, diesmal minutiös
vorbereitete Großoffensive gegen den als uneinnehmbar geltenden Höhenzug des Chemin des Dames.
Die nach dem französischen Oberbefehlshaber benannte Nivelle-Offensive brachte den Franzosen
wenig Geländegewinne und schwere Verluste. Nachdem es bei den Angriffstruppen zu Meutereien kam,
musste der Angriff Ende Mai abgebrochen werden. ) greifen die Engländer an.
1917 8. April. - Krieg zwischen Panama und Deutschland.
1917 10. April. - Etwa 30 (32) Sozialistenführer, die in der Schweiz Asyl erhalten hatten, fahren in
einem verplombten Zug, mit deutschem Einverständnis, nach Russland zurück genau von Zürich nach
St. Petersburg. Chef ist Wladimir Iljitsch Ulianow, genannt Lenin. Leo Trotzki kehrt aus Amerika nach
Russland zurück. Lenin und seine Familie waren keine armen Proletarier und hatten niemals Hunger
und Elend erleiden müssen. Nach der Abdankung des Zaren Nikolaus II. Im März 1917 verhandelte
Lenin in seinem Züricher Exil mit dem deutschen Botschafter in der Schweiz. Er wollte in einem
versiegelten Zug mit exterritorialem Status Deutschland, das sich ja mit Russland im Kriegszustand
befand, durchqueren und auf diese Weise nach Russland zurückkehren. Berlin stimmte diesen Plänen
zu, da das deutsche Kaiserreich an einer weiteren Destabilisierung Russlands durchaus interessiert war.
Im April 1917 bestieg eine Gruppe von 32 Exilrussen den Zug am Züricher Hauptbahnhof, darunter
Lenin und seine Gattin, und erreichte, unbehelligt, den finnischen Bahnhof von St. Petersburg.
1917 11. April. - Die Engländer machen Fortschritte im Artois und nehmen Vimy ein.
1917 16. April. - Erste Benutzung von französischen Panzerwagen des Typs Schneider in Berry-auLac.
1917 16 – 20. April. - Desaströse Offensive von Nivelle in der Schlacht an der Aisne am Chemin des
Dames. 1 200 000 französische Soldaten erstürmen die deutschen Gräben mit desaströsem Erfolg.
1917 16. April. - Wladimir Iljitsch Lenin kehrt aus dem Schweizer Exil nach Russland zurück.
Massendemonstration bei seiner Ankunft am Finnländischen Bahnhof.
1917 17. April. - Lenin verkündet seine April-Thesen und verlangt den Übergang zur Sozialistischen
Revolution. In diesen April Thesen verlangt er die gesamte Macht für die Sowjets (Sowjet =
Delegiertenrat der Arbeiter, Bauern und Soldaten)
1917 31. April. - Zweite Großoffensive der Franzosen am Chemin des Dames. Erneut war es ein
1901 – 1925
Desaster.
Mai 1917
1917 1. Mai. - Erste Meutereien von Soldaten, verbittert durch die wiederholten Offensiven die vom
Kommandanten Nivelle angeordnet wurden und die zu wahren Massakern führten. General Pétain
bändigt die Revolte und nimmt neue Entscheidungen um die Ruhe wieder herzustellen.
1917 4. Mai. - An der Yser-Front in Belgien werden die Militärzeitungen zensuriert.
1917 5. Mai. - Fliegerangriff auf Differdingen.
1917 12. Mai. - Griechenland erklärt Deutschland, Österreich, Bulgarien und der Türkei den Krieg.
1917 15. Mai. - Französischer Misserfolg in der Offensive am Chemin des Dames. General Nivelle wird
durch General Philippe Pétain ersetzt. Dieser stellt die Offensiven ein.
1917 18. Mai. - Amerika zieht drei Millionen Soldaten zwischen 18 und 45 Jahren ein.
1917 26. Mai. - Die ersten amerikanischen Truppen erreichen den Hafen von St. Nazaire.
1917 30. Mai – 7. Juni. - Wegen der Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen und der Ablehnung
der Gehaltserhöhungen streiken die Metallarbeiter. Die deutsche Besatzung unter General Richard Karl
von Tessmar schlägt den Streik nieder. Die Arbeiter müssen ihre Arbeit wieder aufnehmen, ohne dass
ihre Forderungen umgesetzt wurden. Die Streikanführer werden bestraft.
Juni 1917
1917 5. Juni. - Ein allgemeiner Streik bricht auf den Hüttenwerken und in den Erzgruppen aus. Es
streiken 10 000 Mann. Die Arbeiter beziehen 10 - 15. - Lohn pro Tag und fordern Lohnerhöhung um die
notwenigen Lebensmittel kaufen zu können. Deutsche Infanterie im Stahlhelm und deutsche Husaren
sind in Esch/Alzette und Differdingen eingezogen. Die Hüttenwerke sind von deutschen Soldaten
besetzt. Maschinengewehre werden an den Toren aufgestellt. Unsere Regierung protestiert in Berlin
gegen diese Einmischung. Wegen der Veröffentlichung von Nachrichten über den Streik wird das
"Luxemburger Wort" durch den deutschen Befehlshaber Tessmar am Erscheinen gehindert. (Müller)
1917 9. Juni. - Der französische Ministerpräsident Ribot erklärt dem belgischen Gesandten Baron de
Gaiffier, eine Annexion Luxemburgs liege nicht in den Kriegszielen Frankreichs. (Müller)
1917 18. Juni. - Die Regierung Thorn demissioniert und wird durch die Regierung Leon Kauffmann
ersetzt. Es handelt sich um eine Koalition aus Rechtspartei und Liberalen.
1917 26. Juni. - Die erste Division des amerikanischen Expeditionskorps geht in Saint-Nazaire an
Land. Zu Beginn des Jahres 1918 waren über eine Million Angehörige der 'American Expeditionary
Forces (AEF)' an der Westfront, wo sie vor allem in Elsass-Lothringen operierten.
Juli 1917
1917 Juli – November. - Dritte Ypernschlacht (Paschendaele)
1917 Juli. - Auf den Feldern werden kleine weiße, von alliierten Fliegern abgeworfene Zettel gefunden
mit folgender Aufschrift: "Deutsche Soldaten! Wie ihr wisst, sind die Vereinigten Staaten von Amerika in
den Kriegszustand eingetreten. Nicht dem deutschen Volke hat diese Republik den Krieg erklärt, nein,
Eurer Regierung, Eurer Militärkaste, Eurem Junkertum … Wollt ihr euch weiter aufopfern lassen für die
Fehler und Grausamkeiten Eurer Ausbeuter und Kriegsschmarotzer?" (Müller)
1917 17. Juli. - Der bislang deutsche Name des britischen Königshauses Sachsen-Coburg-Gotha wird
in „Haus Windsor“ geändert. König Georg V. will keine Verwandtschaft mit dem Kriegsgegner
Deutschland dokumentieren.
1917 19. Juli. - Deutsche Offensive auf dem Plateau von Craonne (Picardie).
1917
21. Juli. - In Russland löst eine neue provisorische Regierung unter Kerenski das
Exekutivkomitee der Duma ab. Die Bolschewiken um Lenin werden beschuldigt, die Revolution gegen
die provisorische Regierung zu schüren. Sie werden verhaftet. Lenin ergreift die Flucht und versteckt
sich in Finnland.
1901 – 1925
1917 22. Juli. - Französisch – britische Offensive in Flandern.
August 1917
1917 14. August. - Nach der Absetzung des 11jährigen letzten Kaisers von China erklärt die neue
Republk Deutschland und Österreich-Ungarn den Krieg.
1917 18. August. - Die Franzosen ergreifen die Offensive bei Verdun. Da enorm schwere Artillerie
massiv eingesetzt wurde, war das Trommelfeuer noch in Luxemburg-Stadt zu hören. Etliche
Luxemburger nahmen an diesen Kämpfen teil. Nicht alle kehrten nach Hause zurück.
Zu gleicher Zeit greifen die Italiener am Isonzo an. Wilson erlässt eine Botschaft, die besagt: "Wir wollen
den Frieden, dieser aber ist nur möglich, wenn Volk zu Volk sprechen kann. Wir wollen nichts mit den
Regierenden Deutschlands zu tun haben." (Müller)
1917
20. August. - Montag. - Verdun. -
Gewaltig, überwältigend war gestern Sonntag und die ganze Nacht das Toben des Artilleriefeuers. Das
ununterbrochene dumpfe Rollen tat den Boden erzittern. Die Scheiben in den Wohnungen klirrten. Bis
jetzt hatte der Krieg noch nicht so mächtig herübergetost. In herrlichen Farben erfolgte gestern Abend
der Sonnenuntergang. Viele pilgerten hinaus vor die Stadt und blieben oft wie gebannt ob des
mächtigen Kanonendonners stehen. An der Ecke beim Konvikt standen ganze Scharen stundenlang,
erschüttert durch das gewaltige Geschehen in Frankreichs Grenzlanden. … Im Laufe des Vormittags
hat der Kanonendonner allmählich nachgelassen um am Nachmittage fast ganz zu verstummen. Die
Infanterieschlacht wird nun wohl eingesetzt haben. (Flohr 1921)
1917 21. August. - Französischer Sieg am Mort-Homme, etwa 10 km von Verdun. Sieg ebenfalls im
Bois de Chaume.
September 1917
1917
3. September. - Die 8. Deutsche Armee nimmt Riga ein.
1917 20. September. - Kämpfe in Flandern.
1917 21. September. In Petrograd, dem heutigen St Petersburg, der damaligen Hauptstadt
Russlands, wählt der Arbeiter- und Soldatenrat ein bolschewistisches Präsidium unter Leitung von Leo
Trotzki.
Oktober 1917
1917 21. Oktober. - Verkleidet und geschminkt kehrt Lenin nach Russland zurück. Es gelingt ihm, den
Einfluss der Bolschwiken zu vergrößern und die Armee für den Aufstand zu gewinnen.
1917 26. Oktober. - Behördlicherseits werden die Preise für Schuhe festgesetzt. Es herrscht großer
Ledermangel. (Müller)
1917
ein.
27. Oktober. -
Die Regierung führt Einkaufsgutscheine im sämtlichen Gemeinden des Landes
November 1917
1917
2. November. Der britische Außenminister Arthur James Balfour stellt der jüdischen
Bevölkerung im britisch verwalteten Palästina einen eigenen Staat in Aussicht.
1917 6-7. November. - Sturm auf den Winterpalast, Sturz der Provisorischen Regierung. In Russland
übernehmen die Bolschewiken die Macht. Die Sowjetunion entsteht.
1917 8. November. - Zweiter Gesamtrussischer Sowjetkongress beschließt Bildung des Rates der
Volkskommissare und Dekrete über den Frieden ohne Annexionen und über Grund und Boden.
1917 8. November. - Meuterei der deutschen Soldaten, die im Bahnhof Luxemburg darauf warten an
die Front weiter zu fahren. Sie wollen nicht weiterfahren wenn man ihnen nichts zu essen gibt.
1917 14. und 15. November. - Dekrete über Arbeiterkontrolle in den Betrieben und über Rechte der
1901 – 1925
Völker Russlands.
1917 16. November. - Nach 10 Kampftagen übernehmen Lenin, Trotzki und ihre Leute die Macht in
Russland. Sie verlangen Friedensverhandlungen von den Kriegsparteien.
1917 20. November. - Massenhafter Einsatz von britischen Panzern in der Schlacht von Cambrai in
Nordfrankreich. Ziel war es die Hindenburg-Linie zu durchdringen.
Dezember 1917
1917 6. Dezember. - In Helsinki erklärt das Parlament die Unabhängigkeit Finnlands von Russland.
1917 7. Dezember. - Die USA erklären Österreich-Ungarn den Krieg.
1917 9. Dezember. - Britische Soldaten nehmen das von den Türken verlassene Jerusalem ein.
1917 15. Dezember. - An der Ostfront wird ein längerer Waffenstillstand vereinbart. Deutsche und
russische Truppen fraternisieren.
1918
Januar 1918
1918 Anfang 1918. - Im Kayltal erleidet ein englisches Flugzeug eine Bruchlandung.
1918 8. Januar. - US-Präsident Woodrow Wilson präsentiert sein 14-Punkte-Programm in dem die
Grundzüge einer Friedensordnung in Europa aufgezeichnet sind.
1918 15. Januar. - In Österreich-Ungarn dehnt ein Generalstreik sich auf Prag und Budapest aus.
1918 28. Januar. - In Russland wird die Rote Armee unter dem Kommando von Leo Trotzki gebildet.
Februar 1918
1918 5. Februar. - Die russische Regierung proklamiert die Trennung von Kirche und Staat.
1918 6. Februar. - In Großbritannien wird ein Gesetz verabschiedet, nach dem Frauen, die über 30
Jahre alt sind, das Wahlrecht erhalten (Representation of the People Act).
1918 20. Februar. - Die Rote Armee nimmt Kiew in der Ukraine ein. Österreichische und deutsche
Truppen helfen den Ukrainern, ihre Stadt wieder zu erobern.
1918 24. Februar. - Estland ruft seine Unabhängigkeit aus.
März 1918
1918 März. - Frühlingsoffensive geführt von Ludendorff an der westlichen Front.
1918 März. - Sieg der Revolution auf dem ganzen Gebiet Russlands.
1918 3. März. - Russland schließt mit Deutschland und Österreich den Frieden von Brest-Litowsk
(heute Brest in Weißrussland) und beendet damit den ersten Weltkrieg im Osten Europas. Die
bolschewistische Partei heißt fortan „kommunistische Partei Russlands“.
1918 5. März. - Rumänien unterzeichnet einen Friedensvertrag mit den zentralen Mächten.
1918 9. März. - Moskau wird wieder Hauptstadt Russlands.
1918 9. März. - Die Engländer nehmen Murmansk ein.
1918 21. März. - Deutsche Offensive in der Picardie, der Oise und der Scarpe (Fluss im Nord Pas de
Calais). Ludendorff warf 192 alliierte Divisionen in den Endkampf im Westen und war dem französischen
Gegner jetzt überlegen. An diesem 21. März 1918 gelang ihm bei St Quentin der Durchbruch. Doch die
Offensive kam rasch zum Stehen. Mitte Juli war der deutsche Angriff erlahmt und die ersten
amerikanischen Truppen griffen in den Kampf ein.
1918 23. März. - Lettland erklärt seine Unabhängigkeit.
1901 – 1925
1918
24. März. Die Franzosen warfen nicht weniger als einundsiebzig Bomben mit einem
Gesamtgewicht von 3390 kg auf den Bahnhof Luxemburg. Nur ein geringer Teil davon fiel tatsächlich
auf das Bahngelände. Nur 12 Bomben richteten einen so geringfügigen Schaden an, dass der
Bahnbetrieb ohne Unterbrechung weiterlaufen konnte.
Die Präzisionsabwürfe aus großer Höhe, die Flugzeuge einhalten mussten um die verschiedenen
Flugabwehrmaßnahmen zu umgehen, waren nur schwer durchführbar. So trafen die Geschosse
häufig die bahnhofsnahen Viertel Bonneweg und Hollerich. Insbesondere das sogenannte
„Gründonnerstag-Bombardement“ vom 28. März 1918, das die Einwohner von Bonneweg in der
Mittagsstunde überraschte und zehn Todesopfer forderte, unter ihnen Stadtrat Pierre Hentges, ist
heute noch (2015) durch ein Denkmal am Eingang des Bonneweger Friedhofs zu sehen.
Am 5. April war ein weiterer Angriff, bei dem 5 Menschen ums Leben kamen, angesagt.
1918 25. März. - Nach dem Friedensschluss im Osten verstärken die Deutschen die Westfront.
1918 25. März. - Nachdem deutsche Truppen in Minsk einmarschiert sind, erklärt der I. Weißrussische
Volkskongress die Loslösung von Sowjetrussland und ruft die „Freie und unabhängige Weißrussische
Volksrepublik“ aus, die jedoch weder vom Deutschen Reich noch von den Westmächten anerkannt wird.
1918 26. März. - Die Deutschen nehmen die Städte Péronne und Noyen ein.
1918 27. März. - Infolge des Friedens mit Russland waren die Deutschen im Westen zum ersten Mal
zahlenmäßig fast ebenso stark wie die Gegner. Ludendorff glaubte jetzt, durch eine große Offensive
noch vor dem Eingreifen der Amerikaner die Entscheidung des Krieges herbeiführen zu können.
Anfangs brachte der Angriff noch einmal große Erfolge. Am 27. März meldeten die Franzosen: „Es
besteht zwischen den beiden Heeren ein Loch von 15 km Breite.“ Marschall Pétain äußerte die Absicht,
bei weiterem Vordringen der Deutschen auf Paris zurückzuweichen, um die Hauptstadt zu decken. Da
erhielt der französische Marschall Foch den Oberbefehl über die gesamten Streitkräfte der Westmächte.
ER raffte alle Reserven zusammen und hielt die Front. Noch viermal versuchten die Deutschen einen
Durchbruch und immer wieder errangen sie erhebliche Geländegewinne. Der entscheidende Erfolg blieb
ihnen aber versagt, weil die nötigen Reserven nicht mehr vorhanden waren.
April 1918
1918 3. April. - Die britische Armee überschreitet den Jordan und dringt in Palästina ein, das zum
ottomanischen Reich gehört. Die Briten suchen nämlich einen Weg in ihre indischen Kolonien und damit
die Vorherrschaft im Vorderen Orient.
1918 8. April. - Die „Dicke Bertha“ beschießt Paris.
1918 9. - 17- April. - Zweite Offensive von Ludendorff in Luys in Flandern.
1918 9. April. - Großbritannien gründet eine Luftwaffe um die Deutschen zu schlagen.
1918 21. April. - Der deutsche Jagdflieder Manfred Freiherr von Richthofen (Der Rote Baron) wird
über dem Schlachtfeld von Vaux-sur-Somme abgeschossen.
Mai 1918
1918 1. Mai. - Unfalltod von Jean Schortgen in der Mine Walert in Rümelingen. Geboren war er am 17.
Februar 1880 in Tetingen. Nachdem Streik von 1917 trat er dem radikaleren Flügel der Partei
(Linksblock) bei. Er war gegen den Kapitalismus und wehrte sich gegen den Einfluss der Kirche in den
Schulen. Auch die Bauern, die seiner Ansicht nach lebensnotwendige Produkte zu überteuerten Preisen
verkauften, waren ihm ein Dorn im Auge. Er forderte eine Krankenkasse für Arbeiter, eine Unfallrente
sowie eine Erbschaftssteuer. Jhang Schortgen war von 1914 bis zu seinem Tode Abgeordneter. Auch
wenn er wusste, dass es seine wirtschaftliche Situation nicht verbessern wurde, trat Schortgen sein
Mandat in der Abgeordnetenkammer ein. Es gab damals bekanntlich keine Diäten. Er war der erste
Arbeiter, der zu diesem Amt zugelassen war.
1918 2. Mai. - Die Deutschen helfen den Finnen, die Roten Garden aus dem Süden des Landes zu
vertreiben.
1918 7. Mai. - Nicaragua erklärt Deutschland den Krieg.
1901 – 1925
1918 11. Mai. - Die deutschen Besatzungstruppen stellen Flugabwehrgeschütze auf Fetschenhof auf.
1918 19. Mai. - Deutscher Luftangriff auf London.
1918 26. Mai. - General Mangin stoppt den deutschen Vormarsch 70 km vor Paris.
1918 27. Mai. - Dritte Ludendorff-Offensive im Aisne zwischen Coucy-le-château und Reims. Sie dauert
bis Mitte Juni. Ebenfalls Offensive am Chemin des Dames.( Der Chemin des Dames ist ein markanter
Höhenzug im Dreieck der Städte Laon, Soissons und Reims im Norden Frankreichs. Er verläuft in OstWest Richtung nördlich des Aisnetals.).
1918 28. Mai. - Erste Offensive der amerikanischen Truppen in Cantigny.
1918 30. Mai. - Kampf um Chateau-Thierry und um Bois-Belleau. Die deutsche Offensive erreicht, wie
1914, die Marne.
Juni 1918
1918 4. Juni. - Beginn der Kämpfe von Villers-Cotterêts.
1918 11. Juni. - Siegreicher Gegenangriff der Amerikaner in Bois-Bellau (Die Schlacht im Wald von
Belleau war ein Gefecht, das im Ersten Weltkrieg zwischen deutschen und US-amerikanischen Truppen
im Bois de Belleau, etwa acht Kilometer nordwestlich der französischen Stadt Château-Thierry,
stattfand.)
Im Sommer 1918 standen eine Million ausgeruhter und gut ausgerüsteter amerikanischer Truppen in
Frankreich zum Kampf bereit. Am 8. August griffen Franzosen, Engländer und Amerikaner von Amiens
aus die Deutschen Stellungen an und überrannten sie mit ihren Tankgeschwadern. Angesichts dieser
bewaffneten Panzerwagen versagten ganze Divisionen.
1918 9. - 13. Juni. - Vierte Ludendorff-Offensive bei Noyen-Montdidier. ( 1918 Sommer. - Drei Viertel
Russlands ist in den Händen der Konterrevolution. Einführung des Kriegskommunismus zur Sicherung
von Produkten und Ernährung.
1918 24. Juni. - Die Riesenkanone, die „Dicke Bertha“ beginnt das Beschießen von Paris.
Juli 1918
1918 4. Juli. - Russland erhält eine sozialistische Verfassung.
1918 8. Juli. - Bombardement von Clausen.
1918 5. - 19. Juli. - Fünfte Offensive von Ludendorff in der Champagne-Meuse. Die Alliierten beginnen
eine Gegenoffensive an der Aisne-Marne-Front.
1918 8. Juli. - Im Exil – Hauptquartier der deutschen Regierung in Spa bekennt Wilhelm II.: „Wir sind
am Ende unserer Kräfte.“
1918 15. Juli. - Zweite Schlacht an der Marne. Die deutsche Armee beginnt mit dem Rückzug, der bis
zum Waffenstillstand andauert.
1918 17. Juli. - In einem Hagel von 70 Pistolenkugeln endet die 300-jährige Dynastie der Romanows,
der reichste Familie der Welt. Ein Erschießungskommando richtet, auf Befehl der Bolschewiken,
Nikolaus II., Russlands letzten Zaren, seine Frau und seine Kinder hin. Jahrhundertelang herrschten
Zaren in Russland und machten es zu einem der mächtigen Staaten der Erde - auf Kosten der
Untertanen. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts begehrt das Volk auf. Mit der Februarrevolution von
1917 endet die Zeit der Zaren.
1918 18. Juli. - Beginn der alliierten Offensive unter Maréchal Foch.Die 10. französische Armee greift in
Villers-Cotterêts mit 300 Panzerwagen an.
1918 21. Juli. - Die Engländer schlagen die Deutschen in Arras zurück.
1918 21. Juli. - Französischer Luftangriff auf Karlsruhe.
1918 30. Juli. - Amerikanische und französische Truppen besiegen die Deutschen an der Marne und
schreiten nach Norden vor.
1901 – 1925
August 1918
1918 4. August. - In Luxemburg geht das Kriegsgeschehen samt Bombardement und Hungersnot
weiter. Trotzdem finden Parlamentswahlen statt. Die Regierung kündigt die Einführung des allgemeine
Wahlrechts an.
1918 8. August. - „Schwarzer Tag“ für die deutsche Armee. Französisch-Amerikanischer Angriff an der
Somme. Die Alliierten rücken in 9 Stunden 11 Kilometer im Kampf um Amiens vor. Englische Tanks
ermöglichten diesen Erfolg.
„In der Frühe des Tages, um 4 Uhr 30 Minuten, brach die Feuerwalze über die deutschen Linien herein und setzte
sich schon wenige Minuten später zermalmend nach Osten in Bewegung. Hunderte von Tanks stampften hinter der
Walze im Sprengbereich der Granaten über das Angriffsfeld. Ehe der Deutsche die Lage überblicken konnte
stürmten die Panzerwagen auf ihn herein. Die Kettenbänder zerfetzten die Drahthindernisse und ihre
Geschütztürme schoben sich feuernd über die Grabenränder. Ganze Geschwader brachen durch die deutschen
Linien und griffen sofort die Artilleriestellungen an. - Als die Deutschen sich von der furchtbaren Überraschung
erholten, stand der Feind schon mit allen Waffen tief im Gefüge ihrer Front. Der Durchbruch war geglückt,
Verwirrung gestiftet, Unsicherheit gesät und die Befehlsgebung zerrissen. Der Verteidiger war so geschwächt,
dass die Bande der Ordnung sich zu lösen begannen. Der Massenangriff der Tanks hatte sich als unwiderstehlich
erwiesen. Der Eindruck der in Massen anrückenden, durch Flaggensignale geleiteten, gewandt manövrierenden
Ungetüme auf die allein fechtende deutsche Infanterie war so groß, das Gefühl der Wehrlosigkeit trotz des
opfermutigen Eingreifens der Feldartillerie so stark, dass mancher müde, abgehetzte Mann die Waffen sinken ließ.“
(Stegemann, Geschichte des Krieges)
1918 13. August. - Hindenburg und Ludendorff mussten einsehen, dass der Krieg verloren war. Sie
forderten die Regierung auf, Friedensverhandlungen einzuleiten. Der Kaiser gab seine Zustimmung. Die
Verbündeten Deutschlands brachen alle zusammen. Ende September kam der Waffenstillstand mit
Bulgarien (29. September) zustande. Vier Wochen später schied die Türkei aus und in den ersten
Novembertagen schloss Österreich einen Waffenstillstand unter besonders harten Bedingungen. Es
musste der Entente das Durchgangsrecht nach Deutschland zugestehen. (siehe weiter am 29. September)
1918 16. August. - Staatsminister Leon Kauffmann nimmt an einem privaten Besuch des deutschen
Reichskanzlers Georg Graf von Hertling bei Großherzogin Marie-Adelheid teil. Daraufhin wird die
Regierung umgebildet und er muss am 28. September abdanken.
1918 21. August. - Franzosen und Briten beginnen einen neue siegreiche Offensive in der Picardie.
Die Deutschen müssen an mehreren Fronten zurückweichen.
1918 27. August. - Der Kurs der D-Mark sinkt weiter.
1918
28. August. - Staatsminister Kauffmann erlaubt den Tabakproduzenten Birn-, Apfel- und
Nussbaumblätter sowie das Laub der Topinambur als Ersatzmittel bei der Tabakherstellung einzusetzen.
September 1918
1918 September. - Die Diebstähle in den Wohnhäusern und auf den Feldern vermehren sich in
Luxemburg. Es gibt auch immer mehr Zwangsverkäufe von Immobilien. Durch großherzoglichen
Beschluss wird die Schaffung einer Bürgerwehr möglich gemacht.
1918 12. - 16. September. - Die Truppen der 1. amerikanischen Armee des General Pershing jagen die
Deutschen aus dem „Bogen von Saint-Mihiel“.
1918 16. September. - Französischer Durchbruch am Chemin des Dames und in Lothringen.
1918 16. September. - Ein englisches Flugzeug geht in Küntzig nieder. Es hatte drei Insassen, den
Argentinier R.L. Cobham, den Engländer E.E.Taylor und den Kanadier E.G. Gallagher. Alle drei
überlebten. Ein Landwirt hatte die drei entdeckt und begab sich nach Luxemburg. Er wurde durch
Vermittlung Leclères zu Staatsminister Léon Kauffmann vorgelassen, der die Internierung der Drei in der
Heilig-Geist-Kaserne veranlasste und deren Auslieferung an die deutsche Militärbehörde verweigerte.
1918 26. September. - Die Amerikaner beginnen ihre Offensive von der Maas an die Argonnen.
1918 27. September. - Die Engländer greifen die Hindenburg-Linie an.
1918 28. September. - Die Regierung Kauffmann muss zurück treten, weil Staatsminister Kauffman
sich durch ein Treffen mit dem deutschen Kanzler von Hertling in den Augen der Öffentlichkeit
diskreditierte. Emile Reuter wird mit der Formierung einer neuen Regierungskoalition beauftragt, in
1901 – 1925
welcher Politiker der vier großen Parteien vertreten sind.
1918 28. September. - Alliierte Offensive in Flandern.
1918 29. September. - Bulgarien unterzeichnet ein Waffenstillstandsabkommen mit den Alliierten.
1918
29. September. Hindenburg verlangt sofortige Friedensverhandlungen. In einem
Telegramm an die Reichsregierung hieß es: „Infolge der Unmöglichkeit, die in den Schlachten der
letzten Tage eingetretenen Verluste zu ergänzen, besteht nach menschlichem Ermessen keine Aussicht
mehr, den Feinden den Frieden aufzuzwingen. Unter diesen Umständen ist es geboten, den Kampf
abzubrechen, um dem deutschen Volke und seinen Verbündeten nutzlose Opfer zu ersparen. Jeder
versäumte Tag kostet Tausenden von tapferen Soldaten das Leben.“ - Es kam zur Bildung einer neuen
Reichsregierung unter Reichskanzler Prinz Max von Baden, der demokratische Ansichten vertrat. In
Preußen sollte das Dreiklassenwahlrecht abgeschafft werden. Doch all diese Maßnahmen kamen zu
spät. Mit der Kampfkraft war auch der Kampfeswille erloschen.
Die Heeresleitung zwang Prinz Max von Baden sofort Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen
einzuleiten. (weiter am 4. Oktober)
1918 30. September. - Die deutsche Front fällt hinter Cambrai zurück.
1918 30. September. - Bulgarien ergibt sich und unterzeichnet einen Friedensvertrag mit Frankreich
und Großbritannien.
Gegen Ende des Krieges, als die Alliierten die Front zu durchbrechen begannen, fluteten die deutschen
Truppen in die nahen Grenzorte Luxemburgs zurück. Das immer näher zurückkehrende Artilleriefeuer
erregte das Land ungeheuer. Die Angst, im letzten Augenblick doch noch in die Kampfhandlungen
hineingezogen zu werden, war spürbar.
Im Oktober 1918 wurden die Luxemburger auf eine Evakuierung des Landes vorbereitet. Sie begannen
ihre Häuser zu räumen. Maréchal Foch hatte für den 14. November einen großen Angriff gegen die
Deutschen geplant, der sich auch auf Luxemburg ausgedehnt hätte. Doch soweit sollte es nicht
kommen.
Oktober 1918
1918 4. Oktober. - Der Reichskanzler bat die USA um Verhandlungen auf Grund der „14 Punkte“ des
Präsidenten Wilson, welcher diese Punkte im Januar 1918 dem amerikanischen Kongress unterbreitet
hatte. Darin wurde gefordert: Räumung aller besetzten Gebiete, Rückgabe Elsass-Lothringens,
Selbstbestimmung der Nationalitäten in Deutschland,Österreich und der Türkei und der Kolonialvölker,
Wiedererrichtung Polens mit einem Zugang zum Meer, Wiedergutmachung aller Kriegsschäden,
Allgemeine Abrüstung, Schaffung eines Völkerbundes und Abschaffung der Geheimdiplomatie. Als
Voraussetzung für die Eröffnung der Verhandlungen forderte Wilson von Deutschland die Einstellung
des U-Boot-Krieges, die Räumung der besetzten Gebiete und die Abschaffung der Monarchie. Als
Ludendorff zum Widerstand gegen diese Forderungen drängte, wurde er entlassen. (siehe 4. November)
1918 5. Oktober. - Die Alliierten führen ihre Vorstoß an der ganzen Westfront fort.
1918 6. Oktober. - Die Deutschen fragen zum ersten Mal nach einem Waffenstillstand.
1918 12. Oktober. - Die Stadt Lille wird den Deutschen wieder weggenommen. Auch Douai und
Ostende werden von den Alliierten wiedererobert.
1918 14. Oktober. - Die Spanische Grippe bricht in Luxemburg aus. Grund und Mittelschulen werden
geschlossen. Es herrscht Lebensmittelknappheit. Das Brot ist von ausgesprochen schlechter Qualität.
1918 15. Oktober. - Der amerikanische Präsident Wilson lehnt das deutsche Friedensabkommen vom
12. Oktober ab, was die Gefahr für einen Krieg auf Luxemburger Boden erhöht. Großherzogin MariaAdelheid wendet sich an Papst Benedikt XV., damit dieser die Kriegsländer aufruft, die Neutralität
Luxemburgs zu respektieren. (?)
1918
16. Oktober. Durch die Veröffentlichung des sogenannten Völkermanifests bricht die
österreichisch-ungarische Monarchie auseinander.
1918 19. Oktober. - Französisch-Amerikanische Fortschritte in den Ardennen.
1918 21. Oktober. - Deutschland stellt den U-Boot-Krieg ein.
1901 – 1925
1918 23. Oktober. - Karl Liebknecht wird aus der Gefangenschaft entlassen.
1918 25. Oktober. - Präsident Wilson verlangt die Kapitulation Deutschlands.
1918 27. Oktober. - Ludendorff demissioniert. Österreich-Ungarn will einen Waffenstillstand.
1918 28. Oktober. - Die Tschechoslowakei erklärt ihre Unabhängigkeit.
1918 29. Oktober. - Die Besatzung der Hochseeflotte in Wilhelmshaven weigert sich, zu einer
aussichtslosen letzten Schlacht auszulaufen. Die Meuterei löst die November-Revolution aus, die zur
Ausrufung der Republik führt.
1918 28. Oktober. - In der Heiliggeistkaserne sind ein Argentinier, ein Amerikaner und ein Kanadier
inhaftiert, die in Luxemburg, da sie keinen Treibstoff mehr hatten, notlanden mussten.
1918 30. Oktober. - In Syrien ergeben sich die Türken den Engländern.
1918 31. Oktober. - Kaiser Karl I. flieht vor der ausbrechenden Revolution in Österreich-Ungarn.
Bereits vor der Unterzeichnung des Waffenstillstandes begannen die deutschen Truppen den Rückzug
von der Front, er, genauso wie der Aufmarsch, wiederum durch Luxemburg führte. Doch „Welch
verändertes Bild! Damals frische, singende Fußtruppen, prachtvolle Reiterei, blitzblanke Artillerie,
sauberer Train. Heute müde, schweigsame Fußtruppen, zum großen Teil ohne Waffen … abgerackerte
Reiterei, abgenützte Artillerie, heruntergekommener Train … (Flohr 1921)
Doch mussten die Menschen in Luxemburg wiederum. Genau wie 1914, Einquartierungen erdulden.
Ununterbrochen kamen Truppen aller Gattungen, Feldartillerie, Feldküchen unter Dampf, Gespanne
aller Art, sogar russische Troikas, Ochsengespanne und Droschken vorbei. Tausende Luxemburger
sahen sich das Spektakel an. Sie ließen sich den deutschen Rückzug nicht entgehen.
November 1918
1918 4. November. - Die alte Ordnung löste sich im deutschen Reich auf. In Kiel meuterten die
Matrosen der großen Schiffe, als die Flotte zu einem sinnlosen Entlastungsangriff auslaufen sollte. An
diesem 4. November wurde, nach russischem Muster, ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Schnell
dehnte sich die Bewegung über das ganze Reich aus. Wo die Revolutionäre auftauchten, räumten die
alten Gewalten kampflos das Feld. In der Nacht zum 8. November wurde in München und Braunschweig
die Monarchie gestürzt und die Republik wurde ausgerufen. Der Kaiser widersetzte sich dem Vorschlag
des Reichskanzlers, zugunsten seines Enkels abzudanken und dadurch die Monarchie zu retten. Da rief
der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann am 9. November in Berlin die Republik aus.
1918 7. November. - Ankunft der deutschen Delegation an der Front.
1918 8. November. - In Bayern wird die 700 Jahre alte Monarchie gestürzt. Der Sozialist Kurt Eisner
ruft in München den „Freistaat Bayern“ aus.
1918 9. November. - Der deutsche Kaiser Wilhelm II. kapituliert und geht nach Holland ins Exil. In
Berlin wird im Zuge der Novemberrevolution die Republik ausgerufen. Es ist Philipp Scheidemann
(SPD), der von einem Balkon des Berliner Reichstages die Republik ausruft.
„Am 9. November 1918 glich der Reichstag einem großen Heerlager. Da stürmte ein Haufen von Arbeitern und
Soldaten in den Saal, gerade auf unseren Tisch zu. Fünfzig Menschen schrien zugleich: ´Philipp, du musst
herauskommen und reden!´ Ich wehrte an: ´Du musst! Du musst, wenn Unheil verhütet werden soll! Vom
Schlossbalkon aus redet Liebknecht! Liebknecht will die Sowjetunion ausrufen!´ Deutschland also eine russische
Provinz? Tausendmal nein! Schon stand ich am Fenster. Ich sprach nur wenige Sätze: ´Das Alte und Morsche, die
Monarchie ist zusammen gebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die deutsche Republik!´Schier endloser Jubel
ertönte.“ (Scheidemann, Memoiren eines Sozialdemokraten)
Es bildet sich ein Rat der Volksbeauftragten, dem der Vertreter der SPD und der USPD (Die USPD, die
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands war eine sozialistische Partei
im
Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Von Sozialdemokraten in der zweiten Hälfte
des Ersten Weltkrieges gegründet, war sie eine Abspaltung der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands(SPD) (die sich dann MSDP nannte). Die USPD bestand nach massiven
Parteieintritten von SPD-Mitgliedern, Gründungen von parteiinternen Organisationen und deren
Abspaltung sowie zahlreichen Aus- bzw. Übertritten in andere Parteien l etztlich bis 1931.) Den
Vorsitz übernahm Friedrich Ebert, der Vorsitzende der SPD. Ebert bat Hindenburg, die deutschen Heere
1901 – 1925
in die Heimat zurück zu führen. Wilhelm II. dankte ab und ging nach Holland.
1918 10. November. - Gründung der Ligue Française.
1918 10./11. November. - Nach dem Vorbild der russischen Revolution gründet sich ein Arbeiter- und
Bauernrat, der die sozialistische Republik ausruft. Im Parlament versuchen Sozialisten und Linksliberale
das Ende der Monarchie per Gesetz durchzusetzen. Beide Unternehmen scheitern.
Am Vorabend des Waffenstillstandes war die Republik Luxemburg ausgerufen worden, Der Ingenieur
Emile Servais wurde zu ihrem Präsidenten ernannt.
Die Republik dauerte zwar nur 48 Stunden und die revolutionären Bestrebungen wurden durch den
Eingriff des französischen Militärs beendet. Die Franzosen forderten, wohl auf Druck Belgiens hin, die
Abdankung Marie-Adelheids. Der luxemburgischen Regierung, die im Dezember 1918 Paris aufsuchte,
antwortete Außenminister Stephen Pichon „.. le Gouvernement français ne croit pas possible d'avoir
des rapports ou des négociations avec le Gouvernement de la grand-duchesse de Luxembourg qu'il
considère comme s'étant gravement compromise avec les ennemis de la France ...“ (Trausch 2005)
1918 11. November. - 1561. Kriegstag. Um 11 Uhr Vormittags ruhten die Waffen. In Rethondes
(Compiègnes) wird, in einem Eisenbahnwaggon, der Waffenstillstand zwischen den Alliierten und
Deutschland unterzeichnet. Die deutsche Delegation besteht aus sozialdemokratischen, katholische und
liberalen Zivilisten. Es sei wohl „das erste Mal in der Weltgeschichte, dass nicht Militärs den
Waffenstillstand beschließen, sondern die Politiker“, bemerkt Hindenburg. Elsass-Lothringen fällt an
Frankreich zurück. Der österreichische Kanzler dankt ab. Die Deutschen evakuieren Brüssel und ziehen
sich nach Belgien zurück. Britische Besatzungstruppen bleiben in Köln. Amerikaner in Trier und
Koblenz, Franzosen in Mainz und an der Saar. Dreitausend Luxemburger Freiwillige hatten in alliierten
Armeen gekämpft. Zweitausend davon ließen ihr Leben.
Die Bedingungen für den Waffenstillstand waren sehr schwer: Außer den besetzten Gebieten musste
auch das linke Rheinufer mit Brückenköpfen gegenüber Köln, Koblenz, Mainz und Straßburg geräumt
werden. Die im Osten abgeschlossenen Friedensverträge wurden aufgehoben. Waffen und Geräte
waren abzugeben, die Kriegsflotte auszuliefern. Während Deutschland die Kriegsgefangenen sogleich
entlassen musste, blieben die deutschen Soldaten noch weiter in der Gefangenschaft. Auch die
Hungerblockade gegen das deutsche Volk wurde fortgesetzt. Weil der Friede lange auf sich warten
liess, musste der Waffenstillstand mehrere Mal verlängert werden. Jede dieser Verlängerungen kostete
neue, schwere Opfer, zu denen auch die ganze deutsche Handelsflotte gehörte.
1918 12. November. - Eine Hundertschaft französischer und belgischer Kriegsgefangene, welche von
den deutschen Behörden freigelassen wurde, kommt im Bahnhof Luxemburg an. Sie werden herzlich
von einer jubelnden Menge empfangen. Die Gemeindeverwaltung Luxemburg sorgt für Wohnung und
Ernährung.
1918 13. November. - An die 2000 russische Kriegsgefangenen kommen in Esch/Alzette an wo sie
von der Gemeinde und den Einwohnern betreut werden.
1918 17. November. - Rückmarsch der deutschen Truppen. In allen Teilen des Landes wimmelt es auf
den Straßen von Soldaten, Pferden, Karren und Autos, russischen Steppenpferden, Reitpferde,
Maulesel und geklauten, abgemagertem Kühen, Fuhrwerken mit Kaninchen und Hühnerställen … Die
vereinten Truppen werden von den Einheimischen sehnsüchtig erwartet.
Die Verkündung des Waffenstillstandes a, 11.11. um 11.11 Uhr wurde von der Luxemburger
Bevölkerung mit großer Erleichterung aufgenommen. Zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren war es
still; der Boden bebte nicht mehr. Doch nicht nur der Hass zwischen Frankreich und Deutschland
bestand weiter. In Luxemburg selbst war die Zeit nach dem Waffenstillstand vim ideologischen „Kampf
um die Heimat“ (Welter 1926), vom „Sturm um Luxemburgs Thron“ (Collart 1959). Zwischen November
1918 und Januar 1919 erlebten die Einwohner tiefgreifende Umwälzungen, die sich teilweise mit der
internationalen Lage, teilweise mit der innenpolitischen Verfassung des Landes erklären lassen.
Zwischen November 1918 und Januar 1919 erlebten die Einwohner tiefgreifende Umwälzungen, die
sich einerseits mit der internationalen Lage und andererseits mit der innenpolitischen Verfassung des
Landes erklären lassen. National bildeten sich luxemburgische Arbeiter- und Bauernräte, die sowohl
soziale Forderungen wie den Achtstundentag als auch politische Ansprüche, wie die der Absetzung der
Großherzogin und die Einführung der Republik forderten. In Düdelingen wird das Werk provisorisch
geschlossen. Die Schließung des Werkes Esch-Schifflingen dauert bis zum April 1919 an.
1918 18. November. - Die letztem deutschen Truppen verlassen Esch/Alzette.
1901 – 1925
1918 20. November. - Auf den Rückzug der Deutschen folgte der Einmarsch der Amerikaner unter
unbeschreiblichem Jubel der Einwohnerschaft. Sie veränderten das Leben in Luxemburg in puncto
Mentalität und den Lebensstil. Am selben Tag erging eine Proklamation des Generals John J. Pershing
an das Luxemburger Volk, in der die Aufgaben der Besatzungsarmee, für die Luxemburg Etappengebiet
war, umrissen wurden.
1918 21. November. - Ein Kontingent von 1500 amerikanischen Soldaten, unter General John
Joseph
Pershing, zieht, an der Spitze seiner Truppen, in die Hauptstadt ein. Ein zweites
amerikanisches Kontingent zieht, am selben Tag, in Esch/Alzette ein.
1918
22. November. Einzug der Franzosen in Luxemburg. Es handelt sich um das 109.
Infanterieregiment unter dem Kommando von Leutnat-Kolonel Randier, der am 23. November von
Großherzogin Marie-Adelhaid im Schloss Berg empfangen wird. An sie, als eigentliche Sieger des
Krieges, knüpften sich viele Hoffnungen, das politische System in Luxemburg betreffend. Am 25.
November begab sich Maréchal Ferdinand Foch zur Besichtigung seines Hauptquartiers nach
Luxemburg, wo er von Bürgermeister Luc Housse empfangen wird.
Es erhoben sich Stimmen, die für einen Anschluss Luxemburgs an Frankreich bzw. Belgien eintraten.
Insbesondere die Ligue française (Gründung am 10. November 1918), unterstützt von 'Tageblatt', der
Zeitschrift 'La Voix des Jeunes' und vielen linksliberalen Schriftstellern (Frantz Clément, Paul Palgen,
Pol Michels …) forderte ein Aufgehen Luxemburgs in der französischen Republik (Mannes 2007),
während weite Kreise der Schwerindustrie einen Anschluss an Belgien wollten (Calmes 1976). Viele
andere, unter anderem die heimatverbundenen Autoren unter der Leitung von Lucien Koenig, wollten
selbstständige Luxemburger bleiben. Nicolas Welter schrieb im Jahre 1926: „Rundum tobt der Kampf
um Luxemburgs Zukunft und Bestand. In unserem eigenen Lande trommeln die Franzosen und
trompeten die Belgier. Grüne Jungen, kecke Schreier prahlen als Heilande des Volkes. … Dazwischen
gebärden sich die Ultranationalisten wie tollpatschige Pudel. …
Die Franzosen, unter Foch, wollten in Luxemburg das Status Quo behalten bis eine nationale bzw.
internationale Lösung für das Land gefunden sei. Es verhinderte die Einführung der Republik, die im
Januar 1919 durch linksgerichtete Kräfte, mit Unterstützung eines Teils der Armee, proklamiert wurde.
1918 25. November. - Abrüstung der Jahrgänge 1890 und 1891.
Wenige Tage nach der Ankunft der Alliierten, am 27. November, ereignete sich in Esch ein tumultartige
Zwischenfall. Escher Geschäftsleute verkauftem den Amerikanern Lebensmittel zu
Wucherpreisen. Das Escher Tageblatt hatte mehrfach die Übervorteilung der Soldaten „denen wir noch
gestern begeistert zujubelten“ beim Warenverkauf und dem Umtausch von Devisen scharf angeprangert
und sie als kompromittierend für das Ansehen des Landes dargestellt: „Es darf nicht geschehen, dass
draußen unser ganzes Volk mit einer ekelhaften Clique von Dieben und Räubern identifiziert wird
und dass wir vor der ganzen Welt bloß gestellt werden. Es handelt sich um unsere guten
Namen!“ (Tageblatt 26.11.1918) - Neben den Bauern waren es also auch die Geschäftsleute die
vom Elend anderer zu profitieren versuchten!! - Am Abend des 27. November versammelte sich eine
gewaltbereite Menge in der Alzette-Straße und zertrümmerte kurzerhand eine Epicerie (Gerson), in dem
einige US-Soldaten betrogen worden waren. Rasch war die Menge auf 5000 – 6000 Menschen
angewachsen, die sich darauf gegen Geschäfte und Lokale der umliegenden Straßen wandte. Polizei
und Gendarmerie konnten sie nicht unter Kontrolle bringen. Dies brachte erst das Militär aus den
Nachbargemeinden und der Hauptstadt sowie die Amerikaner selbst, fertig.
1918 26. November. Frankreich.
Die „Ligue Française“ fordert die ökonomische Angliederung Luxemburgs an
Dezember 1918
1918 1. Dezember. - Die alliierten Truppen ziehen in Deutschland ein.
1918 1. Dezember. - Armenien trennt sich vom ottomanischen Reich. Ausrufung des Königreiches der
Serben, Kroaten und Slowenen, dem späteren Jugoslawien.
Seit dem 4. Dezember flutet der amerikanische Heeresstrom durch unser Land … Dampfende
Militärküchen ziehen vorbei. Diese haben vier Kessel, während die deutschen Fahrküchen nur einen
großen Kessel hatten. Ein amerikanischen Militärmenü: Beefsteaks mit pommes frites, eingemachte
Bohnen, Weißbrot mit Butteraufstrich, als Dessert Apfelkompott mit Biskuits. Wohlgenährt sehen sie
aus, die dough-boys. (Flohr) Auch waren sie bereit ihre Lebens- und Genussmittel mit der
1901 – 1925
einheimischen Bevölkerung zu teilen.
1918 6. Dezember. - Die deutschen Kommunisten rufen zum Aufstand auf.
1918 11. Dezember. - Großherzoglicher der den Umtausch der deutschen Mark gegen Luxemburger
Kassenbons regelt. Wert 1 : 1,25 Franken. Die riesigen Verluste werden von den Luxemburger Banken
getragen.
1918 12. Dezember. - Erneuter Blitzbesuch von Maréchal Foch in Luxemburg, von wo aus er nach
Trier weiter fährt um an der Verlängerung der Waffenstillstandsverhandlungen mit den Deutschen teil zu
nehmen.
1918 14. Dezember. - Das „Luxemburger Wort“ dieses Tages berichtet, dass Marschall Philippe
Tainan sich in Luxemburg aufhält und im Hotel Neyens logiert.
1918 14. Dezember. - Um das angespannte Sozialklima zu entschärfen, führt die Regierung Reuter
den Acht-Stunden-Arbeitstag ohne Lohneinbussen ein.
1918 15. Dezember. - Marschall Foch wird von Großherzogin Marie-Adelhäid empfangen. Er schlägt
sein Generalquartier im Gebäude des Konservatoriums auf. Tags darauf ernennt er den General „de la
Tour“ zum Luxemburger Kommandanten. Dieser nimmt sein Büro im „Cercle“ in Luxemburg.
1918 19. Dezember. - Die Regierung Reuter kündigt die Mitgliedschaft im Zollverein auf. Reuter, Liesch
und Welter treffen sich mit dem französischen Außenminister Stephen Pichon. Das Land wird von
alliierten Truppen besetzt.
1918 26. Dezember. - Offizielle festgestellte französische Verluste zum 1. November: 1 071 300 Tote,
314 000 Verschollene, 446 300 Gefangene. - Der erste Weltkrieg forderte, von 1914 – 1918, 17
Millionen Tote.
1918 27. Dezember. - In Frankreich wollte man den Luxemburger Regierungsdelegation, unter
Emile Reuter, nicht empfangen. Der französische Außenminister Poincaré wirft Luxemburg vor,
seine Aufgaben im Ersten Weltkrieg nicht erfüllt zu haben. Es sei nicht möglich mit der
großherzoglichen Regierung Beziehungen zu pflegen oder zu verhandeln. Es gelingt Reuter
jedoch, durch sein diplomatisches Geschick, Luxemburg in seiner Unabhängigkeit zu bewahren. Nach
der Rückkehr aus Paris teilen die Minister der Großherzogin Maria Adelheid mit, dass Frankreich sie
möglichst schnell abdanken sehen will. Marie-Adelheid wird für schuldig befunden, den Kaiser
empfangen zu haben. Darüber hinaus hätte sie eine Auszeichnung angenommen und mit ihren Vettern
und Bekannten aus der Familie auf der österreichischen und und deutschen Front telegraphiert zu
haben etc. In Luxemburg wusste man nicht, dass Frankreich und Belgien es auf das Luxemburger Land
abgesehen hatten und, dass diese Länder die Abdankung der Großherzogin wünschten. Das
Beibehalten der Monarchie war ein Hindernis für diese Pläne.
Nach dem Ende des Krieges musste, schon in Versailles, Deutschland sich verpflichten, den Alliierten
alle Personen zu übergeben, die als Kriegsverbrecher bezeichnet würden. Kurz nach dem Kriege wurde
die Auslieferung von über 800 deutschen Staatsbürgern verlangt. Sie sollen von alliierten Richtern
abgeurteilt werden. Holland weigert sich, Wilhelm II. auszuliefern. Die Entente gab nach.Auch die
deutsche Regierung lehnte diese Forderung ab. Die Alliierten übertrugen schließlich die Untersuchung
und Urteilsfindung den deutschen Gerichten. Hindenburg und Ludendorff und viele andere Angeklagte
wurden frei gesprochen. Etlich aber wurden auch verurteilt.
Die Forderung der Alliierten nach Wiedergutmachung der Kriegsschäden war von besonderer
Bedeutung. Sie wurde mit der Behauptung der deutschen Kriegsschuld begründet:
„Die Verbündeten und assoziierten Regierungen erklären und Deutschland erkennt an, dass Deutschland und seine
Verbündeten als Urheber aller Verluste und aller Schäden verantwortlich sind, welche die Verbündeten und
assoziierten Regierungen und ihre Angehörigen infolge des ihnen durch den Angriff Deutschlands und seiner
Verbündeten aufgezwungenen Krieges erlitten haben.“
Über die Höhe der Reparationen wurde in Versailles nichts bestimmt. Wohl aber wurde klar, dass sie
weit über die Forderungen der Alliierten beim Waffenstillstand hinausgehen sollten. Zu den
Geldzahlungen kamen sofortige und laufende Sachlieferungen, die das völlig verarmte und
ausgehungerte Deutschland besonders belasteten. Monatlich sollten zwei Millionen Tonnen Kohle
geliefert werden. Das deutsche Privatvermögen im feindlichen Ausland wurde eingezogen.
Weil die Alliierten nach dem Kriege zunächst die Blockade aufrecht erhielten, stieg das Elend der
Massen immer weiter an. Das unkluge Vorgehen der Siegermächte rief nationalistischen Bewegungen
hervor. Im März 1920 brach der Kapp-Putsch aus. Kapp, der schon im Kriege die Vaterlandspartei
1901 – 1925
gegründet hatte, versuchte die „nationale Rechte“ wieder an die Macht zu bringen. Er schloss sich mit
einem Freikorps zusammen und machte sich zum Herrn von Berlin. Die Gewerkschaften riefen einen
Generalstreik aus und der Putsch brach zusammen. Der Generalstreik weckte an mehreren Stellen
kommunistische Aufstände. Mit Hilfe der Truppen wurde die Regierung überall schnell Herr der Lage.
Es waren aber noch weitere Krisen zu bestehen. So entwickelten sich zwischen dem Reich und Bayern
erhebliche Spannungen. (siehe weiter am 8. November 1923)
1919
Januar 1919
1919 1. Januar. – In Berlin wird die Spartakus-Liga offiziell zur deutschen kommunistischen Partei.
Führer sind Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Die Parteibildung wird von einem Aufstand begleitet,
der von Regierungstruppen blutig niedergeschlagen wird. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden
festgenommen und am 15. Januar auf dem Weg zu den Gerichtsverhandlungen hinterhältig ermordet.
1919 9. Januar. - Die innenpolitischen Konflikte treten offen zutage. An diesem 9. Januar ruft eine
Gruppe von Sozialisten und Liberalen in der Hauptstadt die Republik aus. Eine Demonstration wird vom
französischen Militär gewaltsam aufgelöst. Großherzogin Maria-Adelheid dankt zugunsten ihrer
Schwester Charlotte ab. Das Volk spricht sich jedoch, in einem Referendum, für den Erhalt der
Monarchie aus. Die Regierung entscheidet auch nach dem Krieg weiterhin neutral zu bleiben.
1919 15. Januar. - Großherzogin Charlotte legt den offiziellen Eid ab. Sie schließt mit den Worten:“Ich
fasse meinen Eid in dem Sinne auf, dass ich die Interessen des Luxemburger Volkes über alles stelle,
dass ich sein Leben leben und an seinen Freuden und Leiden teilnehmen will. (In wieweit dieser
Schwur mit ihrer Flucht 1940 im Einklang steht, sei dahin gestellt. (D.Verf.) )
1919 15. Januar. - Ermordung Karl Liebknechts. Seine Mörder wurden kurz darauf frei gesprochen.
Am selben Tag wurde Rosa Luxemburg ermordet. Am 15. Januar 1919 nahm eine „Bürgerwehr“, die
über genaue Steckbriefe verfügte, sie und Karl Liebknecht in einer Wohnung der Mannheimer Straße 27
in Wilmersdorf fest und brachte sie in das Eden-Hotel. Dort residierte der Stab der Garde-KavallerieSchützen-Division, der die Verfolgung von Spartakisten in Berlin organisierte. Die Gefangenen wurden
nacheinander verhört und dabei schwer misshandelt. Kommandant Waldemar Pabst beschloss mit
seinen Offizieren, sie zu ermorden; der Mord sollte nach einer spontanen Tat Unbekannter aussehen.
Der am Haupteingang bereitstehende Jäger Otto Wilhelm Runge schlug Rosa Luxemburg beim
Verlassen des Hotels mit einem Gewehrkolben zweimal, bis sie bewusstlos war. Sie wurde in einen
bereitstehenden Wagen geworfen. Der Freikorps-Leutnant Hermann Souchon sprang bei ihrem
Abtransport auf das Trittbrett des Wagens auf und erschoss sie mit einem aufgesetzten Schläfenschuss
etwa an der Ecke Nürnberger Straße/Kurfürstendamm (heute Budapester Straße. Kurt Vogel ließ ihre
Leiche in den Berliner Landwehrkanal in der Nähe der heutigen Lichtensteinbrücke werfen.
1919 19. Januar. - In Deutschland haben die Frauen das Stimmrecht erreicht. Mit 82 Prozent gingen
unerwartet viele der 18 Millionen erstmals stimmberechtigten deutschen Frauen zur Wahl. Die höchsten
Stimmenanteile unter den Frauen erzielten die konservativen Parteien, darunter die DNVP, die den
Bund zur Bekämpfung der Frauenemanzipation gegründet hatte. Weniger Anklang fanden die
Sozialdemokraten, die als erste deutsche Partei 1891 die Stimmrechtsforderung der Frauen in ihr
Programm aufgenommen und es 1918 in der Regierung durchgesetzt hatte.
1919 22. Januar. - Abrüstung der Jahrgänge 1898 bis 1906.
1919 25. Januar. - Die Alliierten nehmen den Plan des amerikanischen Präsidenten Wilson an, den
Völkerbund zu gründen. Am 8. April wird Genf zu seinem Sitz erklärt. - In der Versammlung waren alle
Mitglieder vertreten. Zum Völkerbundsrat gehörten fünf ständige Mitglieder aus der Reihe der
Siegermächte und neun nichtständige, die von der Versammlung gewählt wurden. Als Sitz des
Völkerbundes wählte man Genf. In den Bestimmungen hieß es u.a.:
Art. 12. - Alle Bundesmitlieder kommen überein, eine etwa zwischen ihnen entstehende Streitfrage, die zu einem
Bruch führen könnte, entweder der Schiedsgerichtsbarkeit oder dem gerichtlichen Verfahren oder der Prüfung
durch den Rat zu unterbreiten.
Art. 16.: Schreitet ein Bundesmitglied zum Kriege, so wird es ohne weiteres so angesehen, als hätte es eine
Kriegshandlung gegen alle anderen Bundesmitlieder begangen. Diese verpflichten sich, unverzüglich alle Handelsund Finanzverbindungen mit ihm abzubrechen. In diesem Falle ist der Rat verpflichtet vorzuschlagen, mit welchen
Land-, See- und Luftstreitkräften jedes Bundesmitglied zu der bewaffneten Macht beizutragen hat.
1901 – 1925
Mitglieder des Völkerbundes sollten, außer den Siegerstaaten, auch die Neutralen werden. Der
amerikanische Kongress lehnte jedoch den Beitritt ab, und Russland wurde nicht aufgefordert.
1919 28. Januar. - Großherzogin Maria-Adelheid verlässt das Großherzogtum Luxemburg in aller Stille
und kehrte niemals zurück.
Februar 1919
In der 'Voix des Jeunes' vom Februar 1919 unterzeichnete Gust van Werveke (1896-1976) folgenden
Beitrag, betreffend Marie-Adelheid:
„Auch ich habe sie bekämpft … Ich bin auch heute noch überzeugt, dass sie verschwinden musste. Ich
huldige, wie man so sagt, republikanischen Anschauungen, und wenn ich es nicht täte: Für die Fürstin
der Rechtspartei, für die princesse boche, war kein Platz auf dem Throne von Luxemburg …!
Schulgesetz, Loutschaffaire, Krieg, republikanische Bewegung. Pfaffen und viel Preußen, Preußen und
Pfaffen kneteten ihr weiches Hirn nach ihrem Willen … !
Ich habe sie bekämpft, so lange sie herrschte … Ich bin aber so geartet, dass ich mich tragischen Adel
beuge wo ich ihm begegnete ...“
1919 9. Februar. - Erster kommerzieller Flug zwischen Paris und London.
1919 17. Februar. - In Belgien verbietet ein Gesetz Frauen und Kindern, in Gaststätten zu arbeiten.
1919 19. Februar. - Erstmals in der Geschichte Deutschlands spricht eine Frau vor einem Parlament.
Die SPD-Abgeordnete Marie Juchacz redet vor der Weimarer Nationalversammlung.
1919 März. - Gründung der Kommunistischen Internationale (III. Internationale).
1919 10. März. - Die Alliierten sprechen Belgien Eupen und Malmédy zu.
1919 16. März. - Die Luxemburger Freiwilligen, die in der französischen Fremdenlegion gekämpft
hatten, defilieren in Luxemburg. Dreihundert Legionäre marschierten in Reih und Glied vom Bahnhof bis
zum Wilhelmsplatz, wo ein offizieller Empfang und ein Festessen statt fanden. Jeder Soldat erhielt
darüber hinaus 100 Franken. Am nächsten Tag gab es eine Audienz bei der Großherzogin Charlotte. Im
Jahr 1922 wurde auf dem Bonneweger Friedhof ein Denkmal für die Opfer des Krieges und die
Legionäre aus Bonneweg errichtet.
1919 18. März. - Die Abgeordnetenkammer stimmt mit 30 Ja- und 20 Neinstimmen für ein Abhalten
einer menschlichen Bilanz des ersten Weltkrieges: In 1561 Kriegstagen wurden nicht weniger als 65 418
801 Soldaten mobilisiert. Davon wurden deren 8 574 831 getötet und 20 518 154 verletzt und
kriegsversehrt. 7 750 919 wurden gefangen genommen. Frankreich mobilisierte 8 410 000 Soldaten. 1
357 800 wurden getötet, davon 252 900 vermisst und 18 222 in Gefangenschaft umgekommen.
Großbritannien mobilisierte 8 904 467 Soldaten. 908 371 wurden getötet und 2 090 212 verletzt.
Deutschland mobilisierte 11 000 000 Soldaten. 1 773 700 wurden getötet und 4 216 058 verletzt. Die
Vereinigten Staaten mobilisierten 4 734 991 Soldaten. 116 516 wurden getötet und 204 002
verletzt.Referendums über die Monarchie.
1919 22. März. - Die erste internationale Flugverbindung wird zwischen Paris und Brüssel eröffnet.
1919 23. März. - Die Stadt Luxemburg feierte jene Legionäre, die aus ihr stammten. Eine Woche zuvor
waren sie, mit anderen Luxemburger Freiwilligen die im ersten Weltkrieg auf der Seite der Alliierten
gekämpft hatten, in die Stadt eingezogen. Ihrem Aufmarsch voraus zog eine Abteilung französischer
Soldaten. Zusammen mit dem französischen betrat eine Delegation, bestehend aus zwei Soldaten, zwei
Korporälen und zwei Sergeanten das großherzogliche Palais, wo sie von der, von jungen und neuen,
Großherzogin Charlotte empfangen wurden und als Geschenk ein unterschriebenes großherzogliches
Portrait, dem auch ein Schreiben des damaligen Regierungschefs Emile Reuter beigefügt war.
1919
23. März. - In Italien gründet Benito Mussolini die faschistische Bewegung (Fasci di
combattimento)
1919 31. März. - In Frankreich werden die Kriegsrenten gesetzlich festgelegt.
1919
7. April. - In München rufen der Zentralrat der bayrischen Republik und der revolutionäre
Arbeiterrat München die Räterepublik aus.
1919 17. April. - In Frankreich wird der 8. Stundentag gesetzlich festgeschrieben.
1919
28. April. - Auf der Versailler Friedenskonferenz wird die Satzung des Völkerbundes als
1901 – 1925
Organisation zur Erhaltung des Weltfriedens einstimmig angenommen.
1919
4. Mai. Chinesische Studenten demonstrieren in Peking gegen Klauseln des Versailler
Friedensvertrages, deutsche Gebiete in Shangdong an Japan abzutreten.
1919 7. Mai. - Clemenceau übergibt der deutschen Delegation in Versailles die Friedensbedingungen
der Alliierten, welche die Regierung in Berlin aber als zu hart zurückweist. Die Franzosen treten
ebenfalls für eine Trennung der Pfalz von Deutschland ein.
1919 8. Mai. - In Luxemburg tritt das Gesetz des allgemeinen Stimmrechts in Kraft. Zuvor durften nur
diejenigen ihrer Vertreter ins Parlament schicken, die auch (finanzielle) Abgaben entrichteten. Im Jahr
1892 war diese Abgabe, der Wahlzensus, auf 15 Franken festgesetzt. Es war die bis dahin ewig
minoritäre Rechtspartei, die, wohlverstanden im Eigeninteresse, das allgemeine Wahlrecht im Anschluss
an die revolutionären Ereignisse von 1918/1919 durchsetzte. Mit dem Frauenstimmrecht als Zugabe.
Bei den ersten Wahlen nach dem neuen System im Oktober 1919, Proporz nach Listen, aktives
Wahlalter von 211 Jahren, passives Alter 25 Jahre, errang die Rechtspartei mit 27 Sitzen die absolute
Mehrheit. Bereits ein Jahr zuvor war den schaffenden Menschen der 8-Stundentag zuerkannt worden.
1919 21. Mai. - Das amerikanische Repräsentantenhaus billigt das Stimmrecht für Frauen. Am 4. Juni
wird der 19. Verfassungssatz auch vom Senat verabschiedet.
1919 28. Mai. - In Paris empfängt der „Rat der Vier“, Wilson, Clémenceau, Lloyd George und
Orlando, eine Luxemburger Delegation die von Staatsminister Emile Reuter angeführt wird.
1919
21. Juni. - Die am Ende des Ersten Weltkrieges von den Briten festgesetzte deutsche
Kriegsflotte versenkt sich auf dem Flottenstützpunkt Scapa Flow auf den Orkney Islands selbst.
1919 23. Juni. - Auf Druck der Alliierten hin ist Deutschland bereit, den Friedensvertrag von Versailles
bedingungslos zu unterschreiben. Dabei verliert es alle Kolonien sowie Territorien in Europa und muss
schwere Abgaben an Mineralien und Lebensmitteln leisten. Das Heer darf die 100 000-Mann-Grenze
nicht überschreiten. Der Kaiser und die „anderen Kriegsverbrecher“ müssen ausgeliefert werden. Der
Text wird im Spiegelsaal von Versailles unterschrieben.
1919 25. Juni. - Das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt, die „Junkers F13“ absolviert in
Dessau seinen Erstflug.
1919 28. Juni. - Der Versailler (Friedens-)Vertrag zwischen den Alliierten Kräften und Deutschland wird
unterzeichnet.
Juli
1919 2. Juli. - Die USA und Deutschland nehmen ihre Handelsbeziehungen wieder auf.
1919 5. Juli. - In Nürnberg wird der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) als
Spitzenorganisation der freien Gewerkschaften gegründet.
1919 9. Juli. - Die letzten US-Truppen verlassen das Luxemburger Land in Richtung Heimat.
1919 12. Juli. - Die alliierten Siegermächte des Ersten Weltkrieges heben die 1914 begonnene
Wirtschaftsblockade gegen das Deutsche Reich auf.
1919 31. Juli. - Die Weimarer Nationalversammlung nimmt in dritter Lesung die neue Reichsverfassung
an. Sie tritt am 14. August in Kraft.
1919 6. August. - Die USA und Russland nehmen ihre Handelsbeziehungen wieder auf.
1919 11. August. - Reichspräsident Friedrich Ebert unterzeichnet die Weimarer Verfassung. Am 14.
August tritt sie in Kraft.
1919 13. August. - Telegramm Staatsminister Reuter an Marschall Foch: Faits de bolchevisme d'une
gravité extrême obligent Gouvernement luxembourgeois solliciter urgence renforts garnison pour
capitale et villes bassin minier.
1919 13. August. - Die Versorgungsprobleme in Luxemburg dauern an. Die Abgeordnetenkammer
diskutiert über einen „Zuschuss wegen Lebensverteuerung“, welcher den Arbeitern zugute kommen soll.
Eine Gruppe aufgebrachter Arbeiter aus dem Minettebassin begibt sich nach Luxemburg. Auf dem
Marktplatz zwingt man die Händler dazu ihre Butter zum legalen Preis von 4 Franken zu verkaufen
anstatt zu 6,25 Franken, wie von den Händlern gefragt.
1919 20. August. - Eine neue Militärverordnung für den Kriegsverlierer Deutschland beschränkt die
1901 – 1925
Truppenstärke des Heeres auf 100 000 Mann.
1919 22. August. - In der neuen Republik Ukraine bringt das Heer mehr als 5000 Juden um.
1919 28. August. - In Oberschlesien dämmen deutsche Truppen eine von Polen geschürte Revolution
ein.
1919
10. September. - Im Frieden von Saint-Germain-en-Laye muss Österreich alle nicht
deutschsprachigen Gebiete abtreten und verliert seine Stellung als europäische Großmacht. Ein
Zusammenschluss mit dem Deutschen Reich wird verboten.
1919 12. September. - Adolf Hitler tritt der von Karl Hasser und Anton Drexler gegründeten DAP
(Deutsche Arbeiterpartei)
bei.
Diese
war
1919/1920
eine
Vorläuferorganisation
der
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Die DAP wurde am 5. Januar 1919 in
München im Fürstenfelder Hof (Fürstenfelder Straße 14) durch den Werkzeugschlosser Anton Drexler
und den Sportjournalisten Karl Harrer sowie 22 weitere Anwesende gegründet. Sie ging aus dem
Münchner Freien Arbeiterausschuss für einen guten Frieden hervor, der 1918 ebenfalls von Drexler
gegründet worden war. Als Vorsitzender der neuen Partei wurde Drexler gewählt. Zu den ersten
Mitgliedern der DAP zählten fast ausschließlich Arbeitskollegen Drexlers aus den Münchner
Eisenbahnwerken. Weitere frühe Mitglieder waren der Wirtschaftsideologe Gottfried Feder und der
baltendeutsche Flüchtling Alfred Rosenberg. Die ersten Parteiversammlungen der DAP fanden in
Hinterräumen kleiner Bierlokale in München statt. Der wenig begeisternde Redner Drexler hielt zumeist
kaum motivierende Reden, die oft in der Geräuschkulisse des Lokals untergingen. Im Oktober 1919
richtete man in einem Nebenraum des Sterneckerbräus im Tal die erste Geschäftsstelle der DAP ein. Im
Januar 1920 wurde die Parteizentrale in das Gasthaus Cornelius in der Corneliusstraße 12 verlegt. Adolf
Hitler kam erstmals am 12. September 1919 in Kontakt mit der DAP. Er hatte als VMann der Reichswehr
den Auftrag, eine Versammlung der neuen Partei, welche der völkischen Bewegung angehörte, im
Sterneckerbräu zu besuchen und Informationen zu sammeln. Gottfried Feder referierte im Leiberzimmer
über das Thema: "Wie und mit welchen Mitteln beseitigt man den Kapitalismus?". Als am Ende der
Diskussion ein Teilnehmer bemerkte, dass sich Bayern vom Reich lösen sollte, schritt Hitler ein. Noch
am gleichen Abend bot Drexler ihm den Parteieintritt an. Wenige Tage später trat er der Partei bei und
erlangte in ihr sehr schnell die Führerschaft. Entgegen der bisher eher sektiererischen Ausrichtung der
Splitterpartei setzte Hitler auf eine Aktivierung der Volksmassen und trat ab November 1919
entsprechend als Redner in Erscheinung. Hitler fungierte in den nächsten Monaten und Jahren als
Propagandabeauftragter der Partei, war allerdings nicht im Vorstand vertreten. Trotzdem erhielt er bald
wachsende Bedeutung für die Partei, auch indem gewichtige Entscheidungen eigenmächtig an sich riss.
So unterschrieb er z. B. den Mietvertrag für die erste feste Geschäftsstelle der Partei im Auftrag des
Parteivorsitzenden. Außerdem war er für die Organisation sämtlicher Veranstaltungen und für die
Öffentlichkeitsarbeit der Partei zuständig. Indes empfand er den demokratischen Aufbau der Partei als
belastend. In seinen Augen war ein Führer mit diktatorischen Befugnissen notwendig. Mit dieser
Einstellung legte Hitler sich mit der gesamten Führung der DAP, vor allem aber mit Drexler und Harrer,
an. Im Übrigen verbrachte er seine Zeit mit Kundgebungen und Versammlungen jeglicher Art, die
langsam aber stetig immer mehr Münchner Publikum anlockten. Somit kam auch Geld in die Kassen der
Partei (Mitgliedsbeiträge, Spenden und Eintrittsgeld). Für den 24. Februar 1920 setzte Hitler gegen
Bedenken von Drexler die erste „Massenversammlung“ der DAP unter dem Motto „Was uns Not tut!“ an.
Als Ankündigungsmittel wurden rote Plakate geklebt, um die linken Arbeiterparteien zu provozieren.
Veranstaltungsort war der Festsaal des Hofbräuhauses am Platzl. Am besagten Abend erschienen dann
2000 Menschen. Zusätzlich zum Redner Hitler erlebten sie erstmals auch eine vollkommen neue Art der
Versammlung. Es galt, strikte Disziplin zu wahren, die Abläufe waren klar vorgezeichnet und erstmals
schützten junge Parteimitglieder und -sympathisanten den Saal vor Störungen. Aus diesem Saalschutz
sollte schon wenig später die SA hervorgehen. An diesem Abend wurde die Bezeichnung NSDAP von
Hitler etabliert (das Kürzel „NS“ sollte die Besonderheit der Partei hervorheben und wurde von Hitler,
Eckart,Esser, Heß, Röhm und Feder an der Parteiführung vorbei eingeführt). Die offizielle Ummeldung
in NSDAP war bereits am 20. Februar 1920 vollzogen worden.
1919 28. September. - Das Volk wurde aufgerufen über zwei Grundsatzfragen abzustimmen. Es ging
um die wirtschaftliche Orientierung des Landes: Den wirtschaftlichen Anschluss an Belgien oder
Frankreich. Doch diese Alternative war durch die Luxemburger Außenpolitik und die ökonomischen
Interessen vorprogrammiert. Das Ergebnis war eindeutig: 73% waren für die Wirtschaftsunion mit
Frankreich und 27% für eine solche mit Belgien.
Zum ersten Mal war die ganze Bevölkerung, d.h. Männer und Frauen über 21 Jahre, wahlberechtigt.
Schlussendlich kam es jedoch nicht zu einer Union mit Frankreich, da Frankreich einen solchen
1901 – 1925
Anschluss nicht wollte. Stattdessen kam es, fast zwei Jahre später, zu einer Union mit Belgien, der
„Union économique belgo-luxembourgeoise“, also dem Minderheitswunsch vom 28. September 1919.
Die zweite Frage war diejenige betreffend die Monarchie! „Monarchie oder Republik?“. Es gab in den
Monaten zuvor Bestrebungen der Sozialisten und Linksliberalen, die Monarchie in Luxemburg
abzuschaffen und die Luxemburger Republik abzuschaffen. Der Versuch misslang. Doch, auch die
Gegner der Abschaffung der Monarchie waren der Meinung, dass eine drastische Reform des
politischen Systems kommen musste. Deshalb die Einführung des allgemeinen Wahlsrechts mit 21
Jahren und das Referendum.
Für die Beibehaltung der Monarchie unter der Großherzogin Charlotte stimmten 78% der Bevölkerung.
Bei beiden Abstimmungen war die Stimmenthaltung bedeutend: runde 30% gaben aus diversen
Gründen keine Stimme ab.
1919 17. Oktober. - Spaniens König Alfons XIII. eröffnet die erste Linie der Metro Madrid.
1919 21. Oktober. - Die von Leo Trotzki befehligte Rote Armee besiegt die Regierungstruppen nach
und nach in ganz Russland. 1919 1. November. - In Frankreich wird mit der CFTC eine christliche
Gewerkschaft gegründet.
1919 26. Oktober. große Gewinner.
Erste allgemeine demokratische Wahlen in Luxemburg. Die Rechtspartei ist der
1919 31. Oktober. - Die Regierung bewilligt den Privatbeamten etliche Vorteile, die sie von den
Arbeitern unterscheidet: unterschiedliche Delegationen, Arbeitszeiten auf acht Stunden täglich
herabgesetzt, bezahlter Urlaub von 10 – 20 Tagen, je nach Dienstalter und gewisse Sicherheiten den
Dienst betreffend.
1919 11. November. - Amerika unterzeichnet den Friedensvertrag mit Deutschland nicht.
1919 18. November. - Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg formuliert die sogenannte
„Dolchstoßlegende“ zur Erklärung der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg. Die Dolchstoßlegende
(auch: Dolchstoßlüge) war eine von der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) in die Welt gesetzte
Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage des
Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie und andere demokratische
Politiker abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg „im Felde unbesiegt“
geblieben und habe erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat einen
„Dolchstoß von hinten“ erhalten. Antisemiten verknüpften „innere“ und „äußere Reichsfeinde“ dabei
zusätzlich mit dem Trugbild vom „internationalen Judentum“. Diese Legende diente deutschnationalen,
völkischen und anderen rechtsextremen Gruppen und Parteien zur Propaganda gegen die Ziele der
Novemberrevolution, die Auflagen des Versailler Vertrags, die Linksparteien, die ersten
Regierungskoalitionen der Weimarer Republik und die Weimarer Verfassung. Sie gilt in der
Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der
militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs. Sie lieferte dem Nationalsozialismus
wesentliche Argumente und begünstigte seinen Aufstieg entscheidend.
1919 17. Dezember. - Die österreichische Nationalversammlung verabschiedet die Gesetzesvorlage
über die Einführung des Acht-Stunden-Tags in allen gewerblichen Betrieben des Landes.
1919. - Die deutschen Werke, die in Luxemburg angesiedelt sind, werden unter Zwangsverwaltung
gestellt. Die „Gelsenkirchener AG“ in Esch/Alzette wird von der „Société Métallurgique des Terres
Rouges“ gekauft, einer französisch-belgischen Gruppe die unter Emile Mayrisch, dem Generaldirektor
der Arbed, geschaffen wurde. Die Minen der „Gelsenkirchener AG“ in der Lorraine werden von einer
Schwesterfirma, der „Société minières des Terres Rouges“ gekauft. Eine andere franko-belgische
Gruppe, unter dem französischen Industriellen Théodore Laurent, Generaldirektor der „Compagnie des
Forges et aciéries de la Marine et d'Homécourt“, kauft die „Deutsch-Luxemburgische AG (Differdingen)
und gründet die HADIR (S.A, des Hauts fourneaux de Differdange, St Ingbert et Rumelange).
1920
Im Jahre 1920 wurden noch Hunderttausende von deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen in
Russland zurückbehalten. Die Revolution (Die Novemberrevolution von 1918/19 führte in der Endphase des Ersten
Weltkrieges zum Sturz der Monarchie im Deutschen Reich und zu dessen Umwandlung in eine parlamentarische Demokratie, die
1901 – 1925
Weimarer Republik.) hatte
jeglichen Verkehr nach der Heimat unterbrochen, es gan keinen Weg mehr nach
Westen. Hunderttausende von deutschen Soldaten waren in Sibirien schon während des Krieges und
durch die Wirren während der Revolution zugrunde gegangen. Da wandte sich das Internationale Rote
Kreuz an den Völkerbund um Hilfe. Es suchte einen Mann mit solchem Ansehen, dass die russischen
Regierung ihn nicht abweisen konnte. Die Wahl fiel auf Fridtjof Nansen, den großen norwegischen
Polarforscher. Es gelang ihm das Misstrauen der Russen zu überwinden und den Gefangenen zu Hilfe
zu kommen. Nach einem Jahr konnte Nansen berichten, dass durch seine Bemühungen 450 000
Kriegsgefangene zu ihren Angehörigen zurückgefunden hatten.
1920 19. Januar. - Inkrafttreten des Vertrages von Versailles: Das Deutsche Reich verliert 70 000 km²
Land.5,5 Millionen Bürger wechseln die Staatszugehörigkeit, wie z.B. Elsass-Lothringen, Ostbelgien, ein
Teil Schlesiens, Posen, Westpreußen). Ein Teil seiner Gebiete steht unter internationaler militärischer
Aufsicht. Maréchal Foch wird Chef des Aussichtsrates. Eine Konferenz der Gesandten soll noch unklare
Details des Versailler Vertrages klären. Deutschland muss außerdem hohe Kriegsschäden zahlen und
empfindet den Vertrag als demütigend.
Deutschland sollte weitgehend abrüsten „um „die Einleitung zu einer allgemeinen
Rüstungsbeschränkung zu ermöglichen.“ Das deutsche Heer wurde auf 100 000 Mann, die Marine auf
15 000 Mann beschränkt. Damit Deutschland keine Reserven ausbilden konnte, mussten sich die
Mannschaften für 12 Jahre und die Offiziere für 25 Jahre verpflichten. Verboten wurden schwere
Geschütze, Panzer, Flugzeuge und Luftschiffe, U-Boote und Kriegsschiffe über 10 000 Tonnen, sowie
Festungsanlagen und ein militärischer Luftschutz. Im Westen des Reiches wurde eine entmilitarisierte
Zone geschaffen, in der Deutschland keine Truppen unterhalten und keine Befestigungen anlegen
durfte. Sie umfasste das linksrheinische Gebiet und einen 50 km breiten Streifen östlich des Rheins. Auf
Helgoland und bei Kiel mussten die Küstenbefestigungen zerstört werden.
1920 23. Januar. - Die Niederlande weigern sich, der Forderung der Alliierten nach der Auslieferung
Kaiser Wilhelms II. nachzukommen, der im Exil in Holland lebt.
1920 2. Februar. - Russland erkennt die Unabhängigkeit Estlands an.
1920 10. Februar. - Drei Viertel der Bevölkerung Nordschlesiens stimmen in einer Volksbefragung
für den Anschluss an Dänemark.
1920 24. Februar. - In München legt Adolf Hitler das 25-Punkte-Programm der deutschen Arbeiterpartei
vor. Das von ihm und Drexler ausgearbeitete Programm ist stark nationalistisch, antisemitisch,
antikapitalistisch. Seit September 1919 ist Hitler Propagandaoffizier der Reichsarmee. Am 24. Februar
ist es ihm gelungen, 2000 Personen im Münchener Hofbräuhaus zu versammeln.
1920 29. Februar. - Der „Berg- und Hüttenarbeiterverband“ und der „Metallindustriearbeiter-Verband“
fusionieren und nennen sich „Berg- und Metallindustriearbeiter-Verband“. Dieser Verband ist der
Vorläufer von LAV und OGBL.
1920 1. März. - Aus der Deutschen Arbeiterpartei wird die nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
(NSDAP). Symbol der neuen Partei wird das germanische Zeichen der Sonnenwende, das Hakenkreuz.
1920 4. März. - In Jerusalem stoßen Juden und Araber erstmals ernsthaft aufeinander.
1920 13. März. - Mit einem Staatsstreich unter der Führung von Wolfgang Kapp und des Generals
Walther von Lüttwitz versuchen Rechtsnationale die Regierungsgewalt in der Weimarer Republik zu
übernehmen (Kapp-Putsch).
1920 14. März. - 81 Prozent der Südschleswiger entscheiden sich in einer Volksabstimmung für den
Verbleib im Deutschen Reich.
1920 17. März. - Ein Generalstreik in Deutschland bringt einen gegen die Republik gerichteten
Militärputsch zum Scheitern.
1920 26. März. - Der „Octroi“, der unter verschiedenen Formen fast 600 Jahre bestand, wird in der
Stadt Luxemburg abgeschafft. Der Staat zahlt jährlich, und dies während 10 Jahren, die Sdummervon
150 000 Franken. Hollerich, Rollingergrund, Bonneweg und Hamm werden in die Stadt Luxemburg
eingemeindet. Am 30 Juni kommt Eich hinzu. Die Gemeinden zusammen bilden Groß-Luxemburg. (7.
Erweiterung der Hauptstadt)
1920 2. April. - Die Reichswehr marschiert in das Ruhrgebiet ein und schlägt einen Aufstand der
kommunistischen „Roten Ruhrarmee“ nieder.
1920 5. April. - Der Bettemburger Dechant Petrus Nommesch wird dritter Bischof von Luxemburg. Der
1901 – 1925
seit 1912 in die Pfarreien verlegte Religionsunterricht wird wieder im öffentlichen Unterricht gelehrt.
1920 12. Mai. - In Amsterdam wird die Internationale der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend
gegründet.
1920 16. Mai. - Jeanne d'Arc (1412-1431) wird von Papst Benedikt XV. heilig gesprochen und zur
zweiten Patronin Frankreichs erklärt.
1920 31. Mai. - In seiner Enzyklika „Pax Dei“ ruft Papst Benedikt XV. Alle Völker zur Versöhnung auf.
1920 1. Juni. - In Spanien wird eine kommunistische Partei gegründet. Ursprung der Gründung der
Kommunistischen Partei Spaniens waren die Auseinandersetzungen innerhalb der PSOE, der
Sozialistischen Arbeiterpartei, um den Beitritt in die Kommunistische Internationale. Enttäuscht über das
Versagen der Sozialistischen Zweiten Internationale im 1.Weltkrieg (der die Spanier seit ihrer Gründung
1889 angehört hatten) und begeistert von der Russischen Revolution, und unter dem Eindruck eigener
revolutionärer Bewegungen im gleichen Jahr in Spanien, drängten viele Parteimitglieder der PSOE auf
den Anschluss an die Komintern. Julian Besteiro, Ordinarius für Logik an der Universität Madrid, der an
die Ideen des Gründungsvaters der PSOE, Pablo Iglesias, anknüpfte, erreichte 1919 einen Aufschub
dieser anstehenden Entscheidung. Daraufhin brach die Mehrheit der Sozialistischen Jugend mit der
Mutterpartei und konstituierte sich im Dezember 1919 als "Partido Communista Espanol" (PCE) mit dem
Ziel, "ein Sowjetregime auf den Ruinen des parlamentarischen Regimes und der bürgerlichen
Demokratie" zu errichten. Die PCE erstrebte die Diktatur des Proletariats und lehnte deshalb jegliche
Kompromisse mit der Mutterpartei ab. Schon vorher hatte es Divergenzen zwischen der Sozialistischen
Partei und ihrer Jugendorganisation gegeben. Diese erste kommunistische Partei Spaniens zog etwa
die Hälfte der Sozialistischen Jugend auf ihre Seite, rund 1000 Personen. Organ der PCE war die
Wochenzeitung "El Communista", die ab Mai 1920 erschien.
1920 4. Juni. - In Versailles wird ein Friedensvertrag zwischen Ungarn und den Siegermächten
unterschrieben. Dabei gehen Transsylvanien an Rumänien, das Burgenland an Österreich, die Slowakei
an die Tschechoslowakei, das Banat an Jugoslawien und an Rumänien, Kroatien und Slowenien an
Jugoslawien. Der ungarischen Armee steht keine schwere Bewaffnung zu. Die Siegermächte
entschlossen sich zu diesen Maßnahmen, weil Ungarn zusammen mit Österreich für den Krieg
verantwortlich war. Mit diesem Vertrag ist die Donaumonarchie endgültig aufgelöst. Restungarn wird ein
unabhängiger Staat.
1920 12. Juni. - Russische Truppen erobern Kiew von den Polen zurück.
1920
15. Juni. - Die neue Grenze zwischen Deutschland und Dänemark wird abgesteckt.
Nordschleswig fällt an Dänemark.
1920 22. Juli. - Zwischen Polen und Russland gibt es immer noch Krieg wegen der Grenzen des neuen
polnischen Staates. Polen erbittet einen Waffenstillstand, und der britische Außenminister schlägt eine
Demarkationslinie vor.
1920
22. Juli. Auf dem zweiten Deutschen Studententag in Göttigen fordern Delegierte des
Deutschen Hochschulrings den Ausschluss jüdischer Studenten.
1920 24. Juli. - Malmédy und Eupen stimmen einer Zugehörigkeit zu Belgien zu.
1920 1. August. - Der amerikanische Kongress verankert das Frauenstimmrecht in der Verfassung.
1920 2. August. - In Den Haag wird der internationale Gerichtshof gegründet.
1920 10. August. - In Sèvres wird ein Friedensvertrag zwischen den Siegermächten und der Türkei
abgeschlossen. Thrakien, die Ägäischen Inseln fallen an Griechenland. Syrien und Silikien werden unter
französische Herrschaft gestellt. Großbritannien erhält Palästina und den Irak, Italien den Dodekanes
und Rhodos. Die Türkei behält die Gegend um Istanbul, während die Meerengen unter internationales
Recht fallen. Gegen diesen Vertrag erheben sich die türkischen Nationalisten unter Mustafa Kemal auf.
1920 12. August. - Erst ökumenische Konferenz der Kirchen Amerikas, Europas und des Orients. Die
katholische Kirche ist in der Bewegung nicht vertreten.
Im unmittelbaren Anschluss an die Vorkonferenz der Bewegung für Praktisches Christentum In Genf
1920 kam auch eine Vorkonferenz der Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung vom 11. - 20August 1920 in Genf zusammen. Die örtliche und zeitliche Verbindung ermöglichte wichtige
Personalunionen.Mit 133 Abgeordneten von über 80 Ländern waren zum ersten Mal seit den
Spaltungen im 16. Jahrhundert Vertreter von fast allen aus der Reformation hervor gegangenen Kirchen
und der Großteil der orthodoxen Kirchen zusammengekommen. Die Absage der römisch-katholischen
1901 – 1925
Kirche und die Verhinderung der russisch-orthodoxen Kirche überschattete das sonst ökumenischen
Gepräge der Konferenz.
1920 14. August. - Russische Truppen belagern Warschau. Die Franzosen schlichten Unruhen in
Katowitz. Polen hatte Frankreich zu Hilfe gerufen. Am 6. Oktober wird der Waffenstillstand zwischen
Polen und Russland unterzeichnet.
1920 26. August. - Mit der Ratifikation des 19. Verfassungszusatzes wird in den USA das allgemeine
Frauenwahlrecht eingeführt.
1920 14. Oktober. - Sowjetrussland erkennt die Unabhängigkeit Finnlands an.
1920 14. Oktober. - Die Faschisten legen Feuer in den Büros der Sozialisten von Triest.
1920 18. Oktober. - In Großbritannien streikt eine Million Bergarbeiter für eine Gehaltserhöhung von 2
Shilling pro Tag.
1920 19. Oktober. - Die „Hadir“ wird gegründet.
1920 12. November. - Im Grenzvertrag von Rapallo regeln Italien und das neu gegründete Königreich
der Serben, Kroaten und Slowenen die durch den Ersten Weltkrieg entstandenen Grenzfragen.
1920 15. November. - In Genf hat der Völkerbund seine erste Versammlung. 42 Nationen sind
vertreten. Deutschland und Russland gehören nicht dazu, die USA auch nicht, obwohl die Idee von
Präsident Wilsin ausging. Der Völkerbund (französisch Société des Nations, englisch League of Nations,
spanisch Sociedad de Naciones) war eine Internationale Organisation mit Sitz in Genf (Schweiz). Er
nahm am 10. Januar 1920, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, seine Arbeit auf, um den Frieden
dauerhaft zu sichern, und wurde am 18. April 1946 in Paris, kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges,
aufgelöst. Der Völkerbund gilt als indirekter, zeitgeschichtlicher Vorläufer der Vereinten Nationen (UNO).
1920 16. November. - Beginn der Gegenrevolution in Russland.
1920 17. November. - Der Völkerbund gestattet die Schaffung des Freistaates Danzig.
1920 16. Dezember. - Luxemburg tritt dem Völkerbund bei. Die in der Satzung des Völkerbundes
vorgesehenen Verpflichtungen stehen jedoch im Widerspruch zur Neutralität Luxemburgs. Die
Mitgliedschaft Hätte somit eine Verfassungsänderung nach sich ziehen müssen, ein Schritt, den die
Regierung jedoch nicht vollzog. (Forum 257) (*) Der Völkerbund (französisch Société des Nations,
englisch League of Nations, spanisch Sociedad de Naciones) war eine Internationale Organisation mit
Sitz in Genf (Schweiz). Er nahm am 10. Januar 1920, kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges, seine
Arbeit auf, um den Frieden dauerhaft zu sichern, und wurde am 18. April 1946 in Paris, kurz nach Ende
des Zweiten Weltkrieges, aufgelöst. Der Völkerbund gilt als indirekter, zeitgeschichtlicher Vorläufer der
Vereinten Nationen (UNO).
1920 25. Dezember. - Beim Kongress der Sozialisten in Tours spaltet sich die Partei und aus ihr gehen
die französischen Kommunisten hervor. Dasselbe geschieht am 15. Januar 1921 im italienischen
Livorno als die sozialistische Partei sich spaltet und dabei die kommunistische Partei Italiens hervorgeht.
1921
1921 Januar. - Die Arbeitslosenzahl Großbritanniens beträgt 927 000 Menschen. In Deutschland ist sie
seit Beginn des Krieges um etwa 357 000 gestiegen.
1921 5. Januar. Berg.
Geburt des Prinzen Jean, des späteren Großherzogs von Luxemburg, auf Schloss
1921 23. Januar. - Gründung des LCGB.
1921 21. Februar. - In Petrograd und in Moskau erheben sich die Arbeiter gegen den Kommunismus.
1921 1. - 23. März. - Generalstreik der Berg und Hüttenarbeiter wegen Massenentlassungen und
Lohnabbau. Der Generalstreik, an dem auch die Frauen teilnehmen, von vereinten luxemburgischen
und französischen Truppen niedergeschlagen. Die französischen und belgischen Gesandten verlangen
von der Regierung die Abschaffung des Gesetzes über die Betriebsräte. Die Luxemburger Regierung
gibt diesen Forderungen nach.
1921 8. März. - Angesichts der Weigerung Deutschlands, Kriegsschäden zu zahlen, besetzen die
Alliierten die Ruhr, Düsseldorf und Duisburg.
1921 12. März. - Wegen der katastrophalen Wirtschaftslage, die zum Teil auf das kommunistische
1901 – 1925
System zurückgeht, kehrt Lenin teilweise zum kapitalistischen System zurück.
1921 April. - Ein Streik der Berg- und Transportarbeiter legt ganz Großbritannien lahm.
1921 20. Mai. - Das Deutsche Reich und China schließen einen Friedensvertrag und nehmen
wieder diplomatische Beziehungen auf.
1921
31. Mai. - Gründung einer kommunistischen Partei in Belgien.
1921 11. Juni. - Die Alliierten entsenden britische Einheiten zur Beilegung der Kämpfe zwischen
Polen und Deutschen in Oberschlesien.
1921 1. Juli. - Gründung einer kommunistischen Partei in China. Mao Tsetung ist Gründungsmitglied.
1921 27. Juli. - An der Universität von Toronto isolieren Branting und Best erstmals das
Pankreashormon, das sie Insulin nennen. Damit wird die Diabetestherapie ermöglicht.
1921 29. Juli. - Adolf Hitler wird Vorsitzender der NSDAP.
1921 2. August. - Angesichts der katastrophalen Lage in Russland bittet Lenin das Ausland um Hilfe.
Diese werden jedoch verweigert. Die derzeitige Hungersnot, so heißt es in der Begründung, gehe auf
die alleinige Schuld der Führung zurück.
1921 25. August. - Reichsaußenminister Friedrich Rosen und der amerikanische Geschäftsträger in
Berlin, Ellis L. Dresel, unterzeichnenen den Friedensvertrag zwischen den USA und dem Deutschen
Reich.
1921 30. August. - Kongress über die Menschenrechte in Den Haag.
1921 30. September. - Frankreich hebt die Wirtschaftssanktionen gegen Deutschland auf.
1921 5. Oktober. - In London wird der Internationale Verband für Schriftsteller und Dichter „PEN“
(Poets, Essayists, Novellists) gegründet.
1921 20. Oktober. - Die Alliierten beschließen die Teilung Oberschlesiens .
1921 21. Oktober. - In Ungarn versucht der frühere österreichische Kaiser Karl I. die Macht zurück zu
gewinnen. Zusammen mit Kaiserin Zita wird er vorübergehend inhaftiert und verzichtet auf jegliche
Machtansprüche.
1921 7. November. - In Ungarn wird die Habsburger-Dynastie durch eine gesetzliche Verordnung
endgültig abgesetzt.
1921 7. November. - In Italien wird Benito Mussolini der „Duce“ der neuen nationalistischen,
faschistischen Partei.
1921 14. Dezember. - Deutschland bittet um Aufschub für die Zahlung der Kriegsentschädigungen, da
es keine Kredite mehr erhält.
1921 22. Dezember. - Belgien und Luxemburg beschließen die Zollunion.
1922
1922 1. Januar. - In Russland schätzt man, dass 33 Millionen Menschen hungern. Der US-Kongress
hatte im Dezember 1921 20 Millionen Dollar für die hungernde Bevölkerung frei gegeben.
1922 1. Januar. - Mit dem Einverständnis Moskaus ruft die Krimhalbinsel ihre Unabhängigkeit aus.
1922 22. Januar. - Die erst direkte Kabelverbindung zwischen Berlin und New York geht in Betrieb.
1922 22. Januar. - In Rom stirbt Papst Benedikt XV. Im Alter von 68 Jahren. Sein Nachfolger wird am 6.
Februar der Mailänder Kardinal Achille Ratti. Der 257 Papst nennt sich Pius XI.
1922 März. - Luxemburg beschließt eine Wirtschaftsunion mit Belgien. Beim Referendum von 1919
hatte Luxemburg zwar für eine Wirtschaftsunion mit Frankreich gestimmt. Die Franzosen aber waren an
einer solchen Union nicht interessiert.
1922 30. März. - Die Deutschen übergeben den Briten ihr größtes Kriegsschiff, die Bismarck, die in
„Majestic“ umgetauft wird.
1922 3. April. - Josef Stalin wird Generalsekretär der Kommunistischen Partei Sowjetrusslands. Lenin
1901 – 1925
hatte ihn empfohlen, weil er dem Posten wenig Bedeutung zumaß.
1922 16. April. Im italienischen Rapallo schließen die deutsche und die sowjetrussische
Delegation einen Vertrag, der unter anderen den Verzicht auf Reparationszahlungen und die
Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen beinhaltet. (Rapallo-Vertrag)
1922 15. Mai. - In Genf legen Deutschland und Polen die Grenzen Oberschlesiens fest.
1922 2. Juni. - Unter der Leitung von Benito Mussolini zwingen 50 000 Faschisten den Präfekten von
Bologna zur Demission.
1922
14. Juli. - In Paris scheitert das Attentat eines Anarchisten auf den französischen
Staatspräsidenten Alexandre Millerand.
1922 27. Juli. - In der Abgeordnetenkammer wird über die Wohnungsnot in Luxemburg diskutiert.
Infolge von überhöhten Baupreisen lassen sich Häuser schlecht vermieten. Die Anzahl der Neubauten
geht logischerweise zurück und die bestehenden Wohnungen verfallen.
1922 19. September. - Zwischen Griechenland und der Türkei war der Krieg bis dahin noch nicht
beendet. Mit der Besetzung von Smyrna durch die Türken geben sich die Griechen geschlagen und
versuchen einen Waffenstillstand zu erreichen. König Konstantin I. dankt zugunsten seines Sohnes ab.
Griechenland räumt alle kleinasiatischen Kolonien, die es seit dem Altertum besaß.
1922 4. Oktober. - Österreich unterwirft sich den Bestimmungen des Völkerbundes und erhält
internationale Kredite zu seiner wirtschaftlichen Wiederbelebung.
1922 28. Oktober. - Da Mussolini die Macht nicht durch Verhandlungen erlangen konnte, marschiert er
mit seinen „Schwarzhemden“ von Neapel nach Rom. König Vittorio Emmanuele III. Beauftragt Mussolini
mit der Regierungsbildung. Viele sehen in diesem ein Bollwerk gegen den drohenden Kommunismus.
1922 25. November. - In Italien erhält Mussolini ein Jahr lang jegliche Vollmachten.
1922 27. November. - Frankreich kündigt die Besetzung des Ruhrgebiets an, um ausstehende
deutsche Reparationszahlungen durchzusetzen.
1922 9. Dezember. - Einweihung des Verwaltungsgebäudes der ARBED auf dem Plateau Bourbon in
Luxemburg.
1922 9. Dezember. - In London weisen die Alliierten ein Gesuch Deutschlands zum Erhalt eines
Moratoriums für die Kriegsentschädigungen und zum Erlangen von Krediten ab.
1923
1923 2. Januar. - Ein Dollar ist 7260 deutsche Mark Wert. Am 1. Februar sind es schon 47500 DM. Am
22 Juni 136000.
1923 9. Januar. - Die Kommission für Kriegsentschädigungen stellt die verspätete Lieferung deutscher
Kohle fest. Belgisch-französische Truppen besetzen die Ruhr. Diese Besetzung bringt Deutschland um
ein Viertel seiner Kohle. Die Weimarer Republik war durch den Versailler Vertrag von 1919 verpflichtet,
Reparationen an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs zu leisten. Vor allem der französische
Ministerpräsident und Außenminister Poincaré bestand, im wirtschafts- und sicherheitspolitischen
Interesse Frankreichs, auf einer kompromisslosen Erfüllung der Bestimmungen des Versailler Vertrages.
Aufgrund von Verzögerungen der Lieferungen rückte mehrfach französisches Militär in unbesetztes
Gebiet ein. Am 8. März 1921 besetzten französische und belgische Truppen die Städte Duisburg und
Düsseldorf in der entmilitarisierten Zone . Mit der Besetzung dieses Gebietes sicherte sich Frankreich
eine Ausgangsbasis für eine mögliche Besetzung des gesamten rheinisch-westfälischen
Industriegebiets. Außerdem ermöglichte die Kontrolle der Duisburg-Ruhrorter Häfen die genaue
Registrierung des gesamten Exports von Kohle, Stahl und Fertigprodukten des Ruhrgebiets. Das
Londoner Ultimatum vom 5. Mai 1921, mit dem die alliierten Siegermächte ihren Zahlungsplan für die
deutschen Reparationen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark gegenüber Deutschland durchsetzten,
wurde mit der Drohung verbunden, im Weigerungsfall das Ruhrgebiet zu besetzen. Wegen der immer
größeren wirtschaftlichen Probleme des Deutschen Reiches verzichteten die Alliierten 1922 auf
Reparationszahlungen in Form von Geld und forderten stattdessen Sachleistungen (Stahl, Holz, Kohle)
ein. Am 26. Dezember stellte die alliierte Reparationskommission einstimmig fest, dass Deutschland mit
den Reparationslieferungen im Rückstand war. Als am 9. Januar 1923 die Reparationskommission
behauptete, die Weimarer Republik halte absichtlich Lieferungen zurück (unter anderem seien 1922
1901 – 1925
statt geforderter 13,8 Millionen Tonnen Kohle nur 11,7 Millionen und statt 200.000 Telegraphenmasten
nur 65.000 geliefert worden), nahm Frankreich dies als Anlass zum Einmarsch in das Ruhrgebiet.
1923 27. - 29. Januar. - Erster nationalsozialistischer Kongress in München. Auf der Tribüne fordert
Hitler die Annullierung des Friedensvertrages, während Tausende in den beflaggten Straßen defilieren.
1923 1. Februar. - Um einen erneuten Krieg zu verhindern, empfiehlt Pius XI. öffentliche Gebete.
(??!!!??)
1923 5. Februar. - In Rom lässt die Regierung Mussolinis Hunderte von militanten Sozialisten
verhaften.
1923 12. Februar. - In Dortmund beschlagnahmen die Franzosen sämtliche deutsche Autos und
Lastwagen.
1923 16. Februar. - Die Botschafterkonferenz der alliierten Staaten stimmt der Übergabe des bisher
deutschen Memelgebietes an Litauen zu.
1923 18. Februar. - In Borinage in Belgien flammen wilde Streiks in den Kohlenbergwerken auf. Auch
die Bauern manifestieren.
1923 9. März. - Krankheitshalber zieht Lenin sich endgültig zurück.
1923 10. März. - In Deutschland wird Alfred Rosenberg Chefredakteur des NSDAP-Blattes „Völkischer
Beobachter“.
1923 10. März. - In mehreren deutschen Städten werden die NSDAP-Sektionen verboten. Der Oberste
Gerichtshof sieht in ihnen eine Bedrohung der Staatssicherheit.
1923 4. April. - Die deutschen Gewerkschaften rufen die Arbeiter der Welt zum Protest gegen die
Besetzung der Ruhr auf.
1923 11. April. - In Deutschland wird das Verbot, einen Rundfunkempfänger zu besitzen, aufgehoben.
1923 23. April. - In Italien treten die zur katholischen Volkspartei gehörenden Minister aus der
Regierung Mussolini aus.
1923 1. Mai. - In München beginnen die paramilitärischen Aufmärsche der Anhänger Adolph Hitlers.
1923 26. - 27. Mai. - In der Stadt Luxemburg wird das „Monument du Souvenir“ , die „Gëlle Fra“
eingeweiht. Es soll zur Erinnerung an jene Luxemburger Freiwilligen in der „Légion étrangère“ und der
belgischen Armee beitragen. Es wurde nach einem Entwurf des Luxemburger Künstlers Claus Cito
geschaffen. Am 20. Dezember 1922 wurde die Friedensstatue von einem Kran auf die Spitze des
Obelisken gesetzt.
1923 13. Juni. - Die Franzosen grenzen die Ruhr durch eine Zollschranke vom übrigen Deutschland
ab.
1923 27. Juni. - Pius XI. Setzt sich für eine „gerechte, christliche Lösung“ der Ruhrfrage ein. Er wird
deswegen von Belgien und Frankreich scharf kritisiert. Er appelliert an die Gläubigermächte des
Deutschen Reichs, die Reparationsfrage im Geist des Christentums noch einmal zu prüfen. Gleichzeitig
schlägt er vor, die Besetzung des Ruhrgebiets durch weniger "gehässige Sicherungen" zu ersetzen. Am
29. Juni 1923 rechtfertigt Ministerpräsident Raymond Poincaré vor dem französischen Senat im Hinblick
auf den Appell des Papstes Pius XI. erneut die Ruhrbesetzung. Frankreich werde ein so kostbares
Pfand wie das Ruhrgebiet nicht aufgeben, ehe das Deutsche Reich seine Reparationsschuld gezahlt
habe. Am 2. Juli werden, in einer Meldung der britischen Zeitung "The Observer", die britischfranzösischen Beziehungen als gespannt bezeichnet. Die britische Regierung verurteile die französische
Ruhrpolitik und sei an Verhandlungen mit dem Deutschen Reich interessiert. Am selben Tag verurteilt
Papst Pius XI. , in einem Schreiben an den päpstlichen Nuntius in Berlin, Eugenio Pacelli, deutsche
Sabotageakte im besetzten Ruhrgebiet.
1923 2. Juli. - In Deutschland kostet ein Liter Milch 4000 Mark. Aufmarsch völkischer Verbände am 1.
Mai 1923, darunter der Bund Oberland. (Bayerische Staatsbibliothek)
1923 18. Juli. - Italien annektiert Südtirol und betreibt eine strenge Italianisierung.
1923 23. Juli. - In Luxemburg gibt es, in der Person von Margot Welter, die erste Rechtsanwältin.
1923 24. Juli. - In Preußen werden öffentliche Versammlungen verboten.
1923 7. August. - Ein Dollar ist 3,3 Milliarden Mark wert. Am 16. August entspricht eine Goldmark einer
1901 – 1925
Million Markscheinen.
1923 17. August. - Präsident Coolidge schlägt eine US-Vermittlung bei der Suche nach Lösungen für
die deutschen Kriegsentschädigungen vor.
1923
1. September. - Eines der schwersten Erdbebeb des Jahrhunderts erschüttert in Japan die
Region Tokio. Bis zu 200 000 Menschen kommen ums Leben und über 500 000 Häuser werden
zerstört.
1923 26. September. - Notstand in Bayern. Reichspräsident Friedrich Ebert ruft den Notstand auch für
den Rest Deutschlands auf.
1923
2. Oktober. - Pius XI. bittet die amerikanischen Bischöfe um Hilfe angesichts der Europa
bedrohenden Hungersnot.
1923 2. November. - Die sozialdemokratischen Minister verlassen die deutsche Regierung. Adolf Hitler
und General von Ludendorff versuchen einen Putsch, der allerdings fehl schlägt. Hitler wird
festgenommen.
1923 8. November. - Es kommt zu einer Verschwörung der bayrischen Partikularisten und der
Nationalsozialisten. Adolf Hitler trat zum erstmals in Erscheinung. Er wollte sich Bayern bemächtigen,
um dann nach Berlin zu marschieren und die Republik zu stürzen. Aber in der folgenden Nacht zerfiel
die Verschwörung schon wieder. Als Hitler mit seinen Anhängern einen Marsch durch München
veranstaltete, machten einige Salven der bayrischen Landespolizei dem Vorhaben ein schnelles Ende.
Hitler wurde verhaftet und zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, von denen er aber nur einige Monate
auf der Festung Landsberg verbüsste.
1923 11. November. - Zwei Tage nach der Niederschlagung seines missglückten Putschversuchs in
München wird Adolf Hitler von der Polizei verhaftet.
1923 17. November. - Die Deutsche Bank nimmt keine Einzahlungen mehr an und der Wechselkurs
wird festgefroren. Eine Goldmark ist 2 Billionen Papiermark wert. Die wöchentliche Arbeitszeit wird auf
54 Stunden für die Beamten und 59 für die Industriearbeiter festgelegt. Wer sich diesen Bedingungen
nicht beugt, wird entlassen. Die Bezüge der Beamten werden um die Hälfte gekürzt.
1924
1924 1. Januar. - Die USA verbieten die japanische Einwanderung.
1924 21. Januar. - Im Alter von 54 Jahren stirbt Wladimir Iljitsch Lenin in Gorkau an Schwindsucht. Die
Troika G. Zinoview, L. Kamenew und Joseph Stalin tritt die Nachfolge an. St. Petersburg oder Petrograd
heißt von nun an Leningrad.
1924 20. März. - Die Ablehnung der von der Regierung Reuter eingebrachten Eisenbahnvorlage durch
die Kammer der Abgeordneten mit 24 gegen 24 stimmen hat die Auflösung der Kammer zur Folge. Der
neu gebildeten Regierung Prüm, mit Pierre Prüm als Staatsminister, spricht die Kammer mit 24 gegen
22 Stimmen der Rechtspartei ihr Vertrauen aus.
1924 24. März. - Das amerikanische Repräsentantenhaus stimmt einen Kredit von 10 Millionen Dollar
zum Kauf von Lebensmitteln für die deutschen Frauen und Kinder.
1924 1. April. - Wegen des Staatsstreiches vom 9. November 1923 wird Hitler zu 5 Jahren Festung
verurteilt. Erich Ludendorff wird frei gesprochen.
1924 25. Januar. - 294 Sportler aus 13 Ländern trafen sich im französischen Chamonix zu einer
11tägigen Internationalen Wintersportwoche. Noch ahnte niemand, dass damit die ersten Olympischen
Winterspiele begonnen hatten. Erst im Mai 1925 einigte sich das Internationale Olympische Komitee
(IOC) darauf, die Veranstaltung offiziell anzuerkennen. 1924
4. April. Durch Gesetz wurden Aufgaben und Rechte der Landwirtschaftskammer, der
Handelskammer, der Privatbeamtenkammer, der Handwerkskammer und der Arbeiterkammer
festgeschrieben.
1924 6. April. - Wahlsieger in Italien sind die Faschisten.
1924 4. Mai. - Bei den Reichstagswahlen erleiden die Konservativen und die SPD schwere Verluste,
während die extremen Parteien starke Gewinne verbuchen.
1901 – 1925
1924 19. Mai. - Amerika gewährt Deutschland eine Anleihe von 100 Millionen Dollar.
1924 2. Juni. - Die in den USA lebenden Indianer erhalten per Gesetz die vollen Bürgerrechte (Indian
Citizenship Act)
1924 5. Juli. - Die VII. Olympischen Spiele werden in Paris eröffnet. Deutschland ist von der Teilnahme
ausgenommen.
1924 15. August. - Zum Andenken an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Luxemburgischen Tour-deFrance- Sieger François Faber wurde eine Gedenktafel an der damaligen Radrennbahn in Belair
enthüllt.
1924 16. August. - Die Londoner Konferenz nimmt den Dawes-Plan an. Damit werden die deutschen
Reparationsleistungen nach dem ersten Weltkrieg auf eine neue Grundlage gestellt.
1924 17. August. - Die belgischen Truppen räumen die Ruhr. 1924 1. September. - Deutschland hat
bisher 20 Millionen Mark an Kriegsentschädigungen bezahlt.
1924 17. November. - Auf dem Friedhof Notre-Dame auf Limpertsberg wurde ein Mausoleum für die
in Luxemburg gefallenen französischen Soldaten eingeweiht, in welches das Grab des luxemburgischen
Unbekannten Legionärs integriert wurde, der schon am 18. April 1923 feierlich beigesetzt worden war.
1924 1. Dezember. - Deutschland und England unterzeichnen wieder ein Handelsabkommen.
1924 1. Dezember. - Die englischen Besatzungstruppen verlassen Köln.
1924 20. Dezember. - Nach neunmonatiger Haft auf Burg Landsberg wird Adolf Hitler in die Freiheit
entlassen. Mit ihm kommen alle Verantwortlichen für den Militärputsch vom November 1923 frei.
1925
1925 1. Januar. - In der Welt gibt es, laut Statistik, 22 768 006 Automobile. „In einem Jahr wird man,
wegen des Verkehrschaos, nicht mehr fahren können“, weissagt der „Petit Parisien“. Die Ärzte warnen:
„Der Lärm wird euch töten“.
1925 3. Januar. - In Italien wird die faschistische Partei Einheitspartei und Benito Mussolini erhält
absolute Vollmacht. Der neue Regierungschef Mussolini übernimmt in einer Rede vor dem Parlament
die Verantwortung für den Mord an dem Sozialisten Giacomo Matteotti. Dies gilt als Auftakt zur
faschistischen Diktatur.
1925 15. Januar. - In Deutschland bildet Hans Luther eine neue Regierung, an der zum ersten Mal die
Nationalsozialisten teilnehmen. Hans Luther war ein deutscher Politiker und Finanzfachmann und vom
20. Januar 1925 bis zum 18. Mai 1926 Reichskanzler der Weimarer Republik.
1925 17. Januar. - Im Kampf um die Nachfolge Lenins wird Trotzki erstes Opfer. Er muss als
Kriegsminister abdanken.
1925 14. Februar. - In München wird das Verbot für die NSDAP aufgehoben. Am 27. Februar erscheint
Adolf Hitler zum ersten Mal wieder in der Öffentlichkeit. Die NSDAP wird eine öffentliche Organisation.
1925 5. April. - In Berlin streiken 250 000 Menschen.
1925 26. April. - In Deutschland wird der 77jährige Paul von Hindenburg Reichspräsidenten der
Weimarer Republik. In ihm haben sich die Deutschen eine Symbolfigur für das Deutschtum gegeben.
1925 16. Juni. - Frankreich und Deutschland schließen einen Sicherheitspakt. Am 14. Juli räumen die
französischen Truppen die Ruhr.
1925 18. Juli. - Hitler gibt sein Buch „Mein Kampf“ heraus. Er hatte es während seiner Festungshaft
zusammen mit seinem Sekretär Rudolf Hess geschrieben. Er legt darin ein rassistisches Programm vor,
möchte Europa von den Juden befreien und bezichtigt Frankreich, den Alten Kontinent zu „verniggern“.
Dabei droht er, Frankreich und England zu unterwerfen.
1925 4. August. - In Washington kommen die Mitglieder der Geheimorganisation Ku-Klux-Klan zu
ihrem ersten Nationalkongress zusammen.
1925
19. August. Der schwedische König Gustav V. Adolf eröffnet in Stockholm die erste
Weltkirchenkonferenz für praktisches Christentum.
1925
5. November. - In Italien verbieten die machthabenden Faschisten die linken Parteien. Die
1901 – 1925
Liberalen schließen sich den Faschisten an.
1925 9. November. - In Deutschland werden die ersten Schutzstaffeln (SS) geschaffen. Am 28.
November nimmt Deutschland die Bedingungen des Vertrages von Locarno an und soll in den
Völkerbund aufgenommen werden. In Locarno wird die Rheingrenze von 1919 endgültige besiegelt. Im
Fall von Zwistigkeiten wird eine Schiedsstelle angerufen.
1925
1. Dezember. Der Locarno-Pakt wird in London von Vertretern Belgiens, Frankreichs,
Deutschlands, der Tschechoslowakei, Italiens, Großbritanniens und Polens unterzeichnet.
1925 24. Dezember. - Mussolini braucht nur noch dem König Rechenschaft abzulegen.