NIKOAktuell 3-2012

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NIKOAktuell 3-2012
Handy Tech
Barrierefrei
durchstarten!
Den Menschen sehen.
Elektronik GmbH
Wer von der Zukunft träumt, arbeitet hart daran seine Ziele zu verwirklichen.
Damit Ihr Euch auf das Wesentliche konzentrieren könnt - Eure Zukunft - bietet Handy Tech
verschiedenste mobile Hilfsmittel, um die vielen kleinen und großen Stolpersteine, die sich
Schülern und Studenten mit Sehbeeinträchtigung in den Weg stellen, meistern zu können.
Active Braille ist die ideale Braillezeile für den Unterricht.
Sie bietet neben der Notiz- und Buchwurmfunktion auch
einen Taschenrechner und die Möglichkeit Texte vom PC
in die Active Braille in Kurzschrift laden zu können. Mit
MusikBraille gebt ihr den Ton an, denn mit dieser Funktion
wird die Active Braille zum Musikinstrument. Komponiert
Eure eigenen Musikstücke und spielt diese ab.
iRead kann in Sekundenschnelle beliebige gedruckte
Texte mit der Sprachausgabe vorlesen und auf einer
Handy Tech Braillezeile zeitgleich anzeigen.
Mit iRead Now - die Kombination aus iRead und Kamera,
ist es Dank der Stapelverarbeitung möglich, Bücher ganz
schnell einzulesen. Denn iRead erkennt automatisch,
wenn eine Seite umgeblättert wird.
NIKOAktuell 3/2012
Das MagniLink Student ist in Kombination mit einem Laptop die optimale Lösung für sehbeeinträchtigte Schüler.
Dieses Kameralesesystem kann sowohl als Lese- als
auch als Distanzkamera für die Tafel eingesetzt werden.
Das Bild erscheint dann, in Kombination mit dem Vergrößerungsprogramm ZoomText, vergrößert auf dem Monitor.
Das Magazin der Nikolauspflege
Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen
Aus dem Inhalt:
4 Schwerpunkt: Erwachsene
22 Rundblick: Beratung, Hilfsmittel und Schulung.
Handy Tech auf Facebook, Twitter und Google+
28 Rundblick: Fitness für alle!
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www.handytech.de.
Wer Mitreden will, kann das auf unseren Facebook-, Google+ und Twitter-Seiten tun.
Wir freuen uns auf Eure Kommentare.
Handy Tech Elektronik GmbH
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Sichtweise
Inhalt
Foto: Andreas Körner
Die Dinge in die Hand nehmen.
Inhalt
„Worauf wir uns konzentrieren, das wächst.“ Ich beziehe diese Redensart gerne auf die Geschäftsbereiche „Erwachsene Baden“ und „Erwachsene Württemberg“, die diesmal den Schwerpunkt von NIKOAktuell
ausrichten. Und ich beziehe ihn ausdrücklich auf diejenigen, die hier mit
hohem persönlichem Einsatz die konzeptionelle Entwicklung tragen
und für eine positive Dynamik in unseren Einrichtungen für blinde, sehbehinderte und mehrfachbehinderte Erwachsene sorgen. Dafür möchte
ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken.
Schwerpunkt: Erwachsene
Dieter Feser
Vorstandsvorsitzender
der Nikolauspflege
3
Unser Organisationsentwicklungsprojekt „NIKO Offensiv“ hat weitreichende Veränderungen mit sich gebracht, auch bei den Leitungskräften und ihren Teams in Weinheim, Mannheim, Welzheim und
Stuttgart. Überall wird kraftvoll und gewinnbringend für die Klientinnen
und Klienten zu Werke gegangen. An manchen Stellen lassen sich die
Entwicklungen hautnah erleben. Anderes wächst eher im Verborgenen
und braucht Zeit. Ausgewählte Reflexionen und Erfahrungsberichte
laden Sie ein, ein Stück weit an dem Prozess teilzuhaben.
4 „Wenn der Wind des Wandels weht ...“
Rundblick
20 Fachlich versierte und korrekte
Beratung für alle.
5 „Und plötzlich wusste ich, wo es langging!“
22 Beratung, Hilfsmittel und Schulung.
6 Immer wieder gern!
24 Scan2Voice.
7 Sitzt, passt, wackelt und hat Luft.
25 Viel Zuspruch für die Nikolauspflege.
Ihr
8 Erdbeerfest.
10 Denn die Freude, die wir geben,
kommt zu uns zurück.
26 Bringt Offenheit nach außen
und neue Ideen.
28 Fitness für alle!
Dieter Feser
11 Ich schenke Zeit.
12 „Selbst, Sirup!“
13 Umbau legt Potenzial für neue Ideen frei.
Impressum
NIKOAktuell
Das Magazin der
Nikolauspflege
Redaktionsschluss/
Anzeigenschluss
NIKOAktuell 4/2012
ist der 12. Oktober 2012.
www.nikolauspflege.de
Redaktion
Bereich Unternehmenskommunikation
Für namentlich gekennzeichnete Beiträge
sind die VerfasserInnen
verantwortlich.
Gestaltung
SAHARA Werbeagentur
GmbH, Stuttgart,
www.sahara.de
Titelfoto
Archiv Nikolauspflege
NIKOAktuell 3/2012
Druck
Printworks Druckdienstleistungen GmbH
Auflage
3.000 Expl.
Kontakt
Fritz-Elsas-Straße 38
70174 Stuttgart
Telefon (07 11) 65 64-922
stefanie.krug@
nikolauspflege.de
Anzeigen
Telefon (07 11) 65 64-921
katrin.joret@
nikolauspflege.de
Vertrieb
BBW Stuttgart,
Kaufmännische
Ausbildungsabteilung
14 „Schwingungen, Emotionen, Farben
in magischem Rhythmus“.
29 Nachhaltig und ökologisch
wirtschaften.
Spenden
30 Freunde und Förderer.
15 Afrikanisches Trommeln.
16 Berlin! Berlin! Wir waren in Berlin!
18 10 Jahre Förderkreis Limeshof.
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Fotos: Archiv Nikolauspflege
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Schwerpunkt: Erwachsene
Weiterentwicklung der Nikolauspflege GmbH
Mit diesem chinesischen Sprichwort „Wenn der
Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern
und die anderen Windmühlen.“ und dem Zusatz
„Lassen Sie uns zusammen Windmühlen bauen!“
begrüßte ich im Dezember 2010 die Mitarbeitenden als neue Geschäftsführerin der Nikolauspflege GmbH in Weinheim und Mannheim. Und
wie weit sind wir inzwischen gekommen?
Wir haben neue Organisations- und Führungsstrukturen geschaffen und konnten unsere
Leitungsstellen sehr gut besetzen. Wir freuen uns
über viele neue Kolleginnen und Kollegen, die
umsichtig und engagiert arbeiten. In Workshops
erarbeiteten wir neue Konzepte für die Tagesstruktur und den Wohnbereich. An der Sicherung
und Verbesserung der fachlichen Qualität wurde
intensiv gearbeitet. Dazu gehören auch die Überarbeitung von Organisationsabläufen und Regeln
sowie die Weiterqualifizierung unserer Mitarbeitenden in ausgewählten Bereichen.
Neben unseren Mitarbeitenden haben wir die
Mitwirkungsgremien und die Angehörigen in den
Prozess einbezogen. Wir haben bestehende
Kooperationen gepflegt und neue angestoßen. In
der Unternehmenskultur haben wir einen Paradigmenwechsel vorgenommen.
Wir begrüßten viele neue Klientinnen und Klienten
und möchten, dass sie sich bei uns wohlfühlen.
Blinden-, sehbehinderten- und mehrfachbehindertengerechte Einrichtungsgegenstände, Therapie- und Fördermaterial wurden angeschafft.
Die Bandbreite unserer Förderangebote hat zugenommen.
Im Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus war ein
wichtiger Schwerpunkt die Umsetzung des neuen
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Foto: Archiv Nikolauspflege
„Wenn der Wind des Wandels weht ...“
Handläufe und Bodenleitlinien geben Orientierung und Sicherheit.
Blinden- und sehbehindertengerecht fördern und gestalten
„Und plötzlich wusste ich, wo es langging!“
Viele Verbesserungen sind schon umgesetzt,
weitere werden folgen.
Konzepts in der Tagesstruktur. Eine große Aufgabe mit dem Ziel, möglichst allen Klienten
gerecht zu werden und Verunsicherung zu vermeiden. Wir sind überzeugt, dass sich diese
Arbeit gelohnt hat. Die Verbesserung der blindenund sehbehindertengerechten Ausstattung
des Hauses und Renovierungsarbeiten haben
begonnen. Es gibt inzwischen einen frisch renovierten Musikraum mit sehr guter Ausstattung.
Als Highlight hat sich die Band „Quersumme“
formiert. Wir werden uns auch in den nächsten
Jahren weiterentwickeln, orientiert an den
Wünschen, Zielen und Bedürfnissen unserer
Klientinnen und Klienten.
Heike Gennat, Geschäftsführerin Nikolauspflege GmbH
Die Leitlinien sehe ich als eine Art Symbol für
all das, was in den letzten anderthalb Jahren
geschaffen wurde. Nicht nur eine feste Tagesstruktur, der Förder-und Betreuungsbereich,
sondern auch Wohngruppen auf insgesamt vier
Etagen sind entstanden. Auch Therapie- und
Förderräume wurden eingerichtet. Hierbei ist
das sehbehindertengerechte Tischfußballspiel
im Sehförderraum ein außergewöhnlicher Hingucker. Die gut ausgestattete Lightbox sowie die
vielen, im Schwarzlicht leuchtenden Hilfsmittel
dienen der Sehförderung unserer Klienten.
„Wenn ich diesen Raum betrete, freue ich mich
schon darauf, dass ein Mitarbeiter mit mir etwas
macht und ich mich mit Dingen beschäftigen
kann, die ich sonst nicht sehen kann.“ Solche und
ähnliche Gedanken teilen sicherlich viele Klienten
miteinander. Im Sehförderraum kann sich das
Auge auf bestimmte Gegenstände und Farben
konzentrieren, was außerhalb dieses Raumes für
einige sonst nicht möglich ist, da dort zu viele
andere Reize auf das Auge einströmen. Hier werden alle anderen Reize ausgeblendet, und so kann
ein Mensch mit starker Sehbeeinträchtigung
leichter etwas erkennen und wahrnehmen. In
diesem Raum können wir auch genauer feststellen, was von dem Klienten noch gesehen
werden kann und was nicht.
Ein weiteres Highlight ist der Snoezelen-Raum.
Dieser komplett in Weiß gehaltene Raum kann
z.B. für „Basale Stimulation“ genutzt werden.
Die verschiedenen Lichtquellen dienen auch
der Sehförderung. Im Zusammenspiel mit angenehmen, leisen Klängen und Melodien dient
der Raum zur Förderung der sensitiven Wahrnehmung und Entspannung.
Durch engagierten Einsatz ist ein gemeinsamer
Rahmen entstanden, in dem sich jeder wohlfühlen kann, in dem man gerne verweilt und in dem
die Arbeit jeden Tag Spaß macht! Ein Zitat einer
Angehörigen kann dies nur unterstreichen:
„Man merkt richtig, dass sich hier etwas getan
hat und alle darauf bedacht sind, dass es den
Klienten gutgeht und sie sich wohlfühlen.“
Daniela Osterndorf, Teamleiterin Wohnbereich 2,
Franz-Mersi-Haus Mannheim
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Fotos: Archiv Nikolauspflege
Schwerpunkt: Erwachsene
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Garten der vier Winde des Paul-und-Charlotte-Kniese-Hauses
feierlich eröffnet
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft.
Das erlebt man nicht alle Tage: mit einem echten VfB-Spieler im Stadion!
Der Limeshof zu Gast beim VfB Stuttgart
Immer wieder gern!
Zum Abschluss der Saison besuchten am
9. Mai zehn Klientinnen und Klienten der Werkstatt des Limeshofs Welzheim die MercedesBenz Arena in Stuttgart. Geführt vom ehemaligen
Spieler Gerhard Wanner, durfte die Gruppe
abseits des Bundesligaspieltages einen Blick
hinter die Kulissen des VfB Stuttgart werfen.
Angefangen beim neu errichteten Carl Benz Center mit seiner Reha- und Fitnessabteilung über
die VIP-Lounges auf der Haupttribüne bis zur
Mixed Zone bot sich unseren Klienten alles, was
das Herz eines echten Fußballfans höher schlagen lässt. Highlight war die Mannschaftskabine
des VfB, in der unser Guide, ganz im Stile von
Labbadia vor dem Spiel, seine Ansprache vor der
Taktiktafel hielt und Fragen rund ums Stadion
und die Spieler beantwortete.
Anschließend ging es getreu dem Motto „furchtlos und treu“ sowie „ Mut und Leidenschaft“
immer dem Heimsieg-Pfeil hinterher, durch den
Spielertunnel in die Arena, in der einen die Größe
und Atmosphäre zum Träumen verleitet, einmal
selbst Spieler zu sein und unter tosendem
NIKOAktuell 3/2012
Wie es wohl wäre, selbst einmal ein großer
Spieler zu sein?
Applaus empfangen zu werden. Im Presseraum
erhielt jeder unserer Klienten noch ein Autogramm von Gerhard Wanner und eine VfB-Fahne.
Nach dem Abschluss im Fanshop zog es uns dann
wieder Richtung Limeshof mit der festen Absicht,
in der kommenden Saison Siege des VfB auf
den Dauerkartenplätzen in der Untertürkheimer
Kurve zu bejubeln.
Simon Egberts, BA-Student, Limeshof Welzheim
WEINHEIM. Wie weit der Weg von der guten
Idee zur erfolgreichen Umsetzung sein kann,
zeigt der neue Sinnesgarten auf dem Dach des
Paul-und-Charlotte-Kniese-Hauses. Acht Jahre
vergingen vom Planungsbeginn bis zur Fertigstellung. Dazwischen mussten viele Hindernisse
aus dem Weg geräumt werden. Jetzt heißt es:
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft! Die Freude
und Erleichterung über den positiven Ausgang
dieses über 260.000 € schweren Spendenprojekts stand am 16. Juni bei der offiziellen Einweihung allen Beteiligten förmlich ins Gesicht
geschrieben.
Immer wieder hörte man Gäste von einer „Zitterpartie“ oder „schweren Geburt“ sprechen, wenn
am Rande des Zeremoniells ausgetauscht wurde,
was der Fertigstellung des Gartens der vier Winde
vorausging. Am schwersten wog ein jahrelanger
Rechtsstreit zwischen einzelnen Anwohnern
und der Stadt. Damit wurde dem Träger Nikolauspflege abschließend das Recht zugesprochen,
auf dem Dach einen Sinnesgarten für die blinden,
sehbehinderten und mehrfachbehinderten
Bewohner anzulegen.
Die Idee dazu hatte der Künstler und Architekt
Wolfgang Zaumseil, der schon eine Reihe ähnlicher Projekte an anderen Standorten der Stiftung
für blinde und sehbehinderte Menschen realisiert
hat. „Das hier war der Höhepunkt“, beschrieb
Zaumseil, wie er den Garten der vier Winde persönlich einordnet.
„Großspender und Großunterstützer“ gaben
den Ausschlag, dass aus seiner Idee Wirklichkeit
werden konnte. Die Aktion Mensch, die 2006
für den Sinnesgarten im engeren Sinne einen
Zuschuss in Höhe von 49.500 € gewährte. „Um
ihn bauen zu können, musste vorab das Dach
saniert und noch einiges mehr gemacht werden“,
zeichnete Feser die Entwicklung nach. Das wiederum wäre nie gegangen, so Feser weiter, „ohne
zwei Personen, die uns hier maßgeblich gestützt,
gefördert und begleitet haben“: Dr. Rolf Rindermann als Vorsitzender des Angehörigenbeirats
und Dr. Ernst Schön in seiner Funktion als Kurator der Stiftung Wohnhilfe. Von dort kamen dann
nochmals mehr als 100.000 € für Dachsanierung
und Schallschutz.
Und dann, strahlte Heike Gennat, zuständige
Geschäftsführerin der Nikolauspflege GmbH, „ist
wirklich explodiert, was hier entstanden ist“.
Von den katholischen Frauen über die ev. Lukasgemeinde bis zum türkisch-islamischen Verein
hätten sich Menschen verschiedener Religionsgemeinschaften und Altersgruppen beim Helfen
und Spenden die Klinke in die Hand gegeben.
Nur wenige können stellvertretend für die vielen
genannt werden, z.B. der über 80-jährige Kurt
Öhlenschläger, der es sich nicht nehmen ließ,
fachkundig mit seiner Hände Arbeit am Projekt
mitzuwirken. Oder Dr. Ditmar Flothmann, der
„unheimlich viele Menschen mobilisiert“ habe.
Eine tragende Rolle spielt zudem der Förderverein Aktion Blindeskind e.V., „der im Hintergrund immer am Wirbeln ist“ und auch in diesem
Jahr das anschließende Erdbeerfest zu einem
vollen Erfolg gemacht hat. „Ich bin glücklich,
dass wir diese Einrichtung in Weinheim haben“,
meinte OB Heiner Bernhard am Ende seines
Grußwortes. Glücklich sei er auch über den
großen Zuspruch der Bevölkerung. „Ich würde
mich freuen, wenn dieser Leuchtturm noch weiter
wächst und strahlt.“
Stefanie Krug, Leiterin Unternehmenskommunikation
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Schwerpunkt: Erwachsene
Schwerpunkt: Erwachsene
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Erdbeerfest.
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Schwerpunkt: Erwachsene
Schwerpunkt: Erwachsene
mehr möglich, bei einer Aktivität dabei zu sein.
Beim ersten gemeinsamen Treffen im Mai konnten wir unseren ehrenamtichen Helfern unseren
herzlichen Dank aussprechen. Außerdem bekamen wir wertvolle Hinweise, was Ehrenamtlichen
hilft, sich in ihrem Einsatz für die Klienten sicher
Das Projekt Freizeit und Ehrenamt in der Nikolauspflege GmbH
Abwechslung vom Alltag, neue Eindrücke
und Erlebnisse, Begegnungen und Geselligkeit,
Bewegung und Aktivität, Erholung und Entspannung, öffentliche Freizeitangebote nutzen,
gemeinsam oder alleine seinen Hobbys nachgehen. Was Menschen mit komplexen Einschränkungen in ihrer Freizeit gerne tun, unterscheidet
sich nicht wesentlich von dem, was Menschen
ohne Behinderung machen.
Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch in
den unterschiedlichen Möglichkeiten, seine Freizeit selbst zu gestalten, selbstständig „Orte des
Geschehens“ aufsuchen zu können. Hierin liegt
für viele Klienten der Nikolauspflege in Weinheim
und Mannheim die eigentliche „Behinderung“.
Der Rolli kann zur Spaßbremse werden, und so
manche Tür zu neuen Erfahrungswelten bliebe
verschlossen, wenn sie nicht durch sehende und
unterstützende Begleitung geöffnet würde.
Spektakuläre Events müssen es oft gar nicht sein.
Für Menschen mit komplexen Einschränkungen
sind auch selbstverständlich erscheinende
Aktivitäten Highlights. Der „Spaziergang“ an der
frischen Luft, ein Besuch im Schwimmbad, sonntags der Gottesdienstbesuch, etwas Leckeres
kochen – immer an Personen gekoppelt, die sie
(häufig 1:1) begleiten. Aus diesem Grund haben
wir in diesem Jahr das Projekt „Freizeit & Ehrenamt“ ins Leben gerufen.
Von allem und für jeden etwas dabei
Ziel ist es, ein hausübergreifendes abwechslungsreiches Freizeitprogramm zu organisieren
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und dabei den individuellen Wünschen der Einzelnen gerecht zu werden. Selbstredend, dass bei
der Ideensammlung auch diejenigen Klienten
befragt wurden, die ihre Interessen sprachlich
artikulieren können. Die gemeinsame Sammlung
deckte ein breites Spektrum ab: Indoor (Hausdisko), Outdoor (Waldspaziergang), Kultur
(Theater), Sport (Tanzen, Schwimmen), bis hin
zu sehr persönlichen Wünschen, wie regelmäßig
das Grab des Vaters besuchen zu können.
Personelle Kapazitäten zu organisieren, hausund standortübergreifend gemeinsame Aktivitäten zu ermöglichen, mit einer Art Spürnase
stets auf die Suche nach Möglichkeiten zu gehen,
wo und wie kulturelle, gesellschaftliche, sportliche und sonstige Freizeitangebote für unsere
Klienten zugänglich gemacht werden können –
das leisten das Projekteam und die neuen Freizeitkoordinatoren.
Zeit schenken und Freude bekommen
Wenn dann am Schwarzen Brett neben dem Aushang gemeinsamer Aktivitäten möglichst viele
Freiwillige stehen, die unsere Aktivitäten begleiten, dann haben wir ein zweites Ziel erreicht.
Denn zielgruppenorientierte Ideenentwicklung,
die pädagogische Begleitung, ggf. auch pflegerisch-medizinische Hilfestellungen durch unsere
Beschäftigten sind das eine. Helfende Hände sind
das andere. Hände, die einen Rollstuhl schieben,
den Arm zur sehenden Begleitung reichen und
ganz praktisch über sonstige Hürden hinweghelfen können. Die Rechnung ist ganz einfach. Jede
Begleitperson zusätzlich macht es einem Klienten
Foto: Archiv Nikolauspflege
Denn die Freude, die wir geben,
kommt zu uns zurück.
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und bestärkt zu fühlen. In einem Punkt waren alle
sofort einig: „Man bekommt so viel zurück!“
Jessica Sauer und Andrea Geffert, Projektgruppe
Freizeitgestaltung und Koordination ehrenamtlicher
Mitarbeiter
Kontakt
Andrea Geffert (rechts)
Koordination Freizeit & Ehrenamt
andrea.geffert@nikolauspflege.de
Jessica Sauer (links)
Freizeitgestaltung & Fachkraft
Förderung/Betreuung
jessica.sauer@nikolauspflege.de
Telefon (0 62 01) 94 59-0
Mobil (01 62) 2 54 71 66
Telefax (0 62 01) 94 59-77
Eine ehrenamtliche Helferin erzählt:
Ich schenke Zeit.
Meine Mitmenschen waren mir schon immer
wichtig. Und mir war klar, dass ich auch als (nach
wie vor) aktive Rentnerin mich nicht selbst in den
„Ruhestand setzen“ werde. Bei der Entscheidung,
wo und für welche Menschen ich mich ehrenamtlich engagieren möchte, machte mich der Stadtseniorenring Weinheim auf die Nikolauspflege
aufmerksam. Seit 2011 verbringe ich hier nun
regelmäßig Zeit mit den KlientInnen der Nikolauspflege. Ob Spaziergänge, gemeinsame Vorleserunden oder die Begleitung zum Reha-Sport
oder anderen Aktionen außer Haus: diese Begegnungen sind für mich etwas sehr, sehr Wertvolles. Man bekommt so viel zurück. Und ich fühle
mich wohl und von den MitarbeiterInnen der
Nikolauspflege herzlich aufgenommen.
Foto: Archiv Nikolauspflege
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Erika Arta, 57 Jahre alt, Rentnerin
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Fotos: Archiv Nikolauspflege
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Schwerpunkt: Erwachsene
Ein Tag im Leben von Herrn Z.
Foto: Archiv Nikolauspflege
„Selbst, Sirup!“
Guten Morgen, von mir aus kann's losgehen!
Um 9 Uhr kommt Herr Z. mit lautem „Hallo,
guten Morgen!“ in den Förder- und Betreuungsbereich des Franz-Mersi-Hauses in Mannheim.
Herr Z. ist ein 25-jähriger Mann, der eine halbseitige Lähmung und schwere Epilepsie hat, nur
auf dem linken Auge noch ein kleines bisschen
sieht und mit Unterstützung kurze Strecken
gehen kann. Überwiegend ist er auf den Rollstuhl
angewiesen.
Wenn alle angekommen sind, machen wir unseren Morgenkreis. Wir besprechen, ob jemand
krank ist oder Urlaub hat, welche Therapeuten
heute kommen und was es zu essen gibt. Wir
überlegen, was wir heute tun und welches Wetter
ist. Dann beginnt die Begrüßungsmusik und alle
bekommen etwas zu trinken.
Ich begleite Herrn Z. in den Innenhof. Ich sage,
wie schön warm sich doch die Sonne auf der Haut
anfühlt und ob er den Unterschied zwischen
Sonne und Schatten merkt. Wir bestaunen und
befühlen unsere Blumen. Ich erzähle ihm, dass
man aus manchen einen Saft herstellen kann,
der sehr lecker schmeckt, und frage ihn, ob er
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das heute machen möchte. Sein lautes „Ja“
kommt prompt. Wir holen uns eine Tüte, die Herr
Z. sichtlich stolz trägt, und verabschieden uns von
den anderen.
Wir laufen Richtung Neckar, genießen den Wechsel von Sonne und Schatten und den Wind. Wir
hören den Autos zu, und Herr Z. kommentiert die
Abgase mit: „Pfui, das stinkt!“ Am Neckar angekommen, bitte ich ihn, mir zu helfen und Ausschau
nach großen weißen Blüten zu halten. Wir schlendern am Neckar entlang und beobachten Hasen.
Herr Z. zeigt auf sie und sagt: „Kuscheln.“ Ich
erkläre ihm, dass dies wilde Tiere sind, mit denen
man nicht kuscheln kann, dass aber in zwei Tagen
ja wieder unsere Hunde zur Therapie kommen.
Ich sehe einen Holunderstrauch, und wir legen
einen Endspurt ein, bei dem Herr Z. lachend und
klatschend im Rollstuhl sitzt. Am Strauch angekommen, schauen wir uns die Blätter an und
riechen an den Blüten. Herr Z. dreht den Kopf
weg und sagt: „Das stinkt.“ Ich bitte ihn, mir die
Tüte aufzuhalten. Das macht er gern. Herr Z.
schaut sich seine Hand genau an. Sie ist gelb vom
Blütenstaub. Ich erkläre ihm, was das ist. Dann
gehen wir Hände waschen. Wir fahren in die
Küche und bringen das Wasser mit dem Zucker
zum Kochen. Herr Z. rührt fleißig um. Bis das
Wasser kocht, schneiden wir die Zitronen mit
Hilfe eines Hobels und eines Fingerschutzes in
dünne Scheiben. Ich lege Blüten und Zitronen in
einen großen Topf, an dem Herr Z. nun mit großer
Begeisterung riecht. Als das Zuckerwasser kocht,
schütte ich es über das Blüten-Zitronen-Gemisch.
Wieder riecht Herr Z. daran und sagt: „Trinken.“
Ich erkläre ihm, dass der Sirup jetzt mehrere
Tage stehen muss, er aber gerne etwas anderes
trinken kann. Er möchte die Küche nicht verlassen, sagt immer wieder: „Bleiben, Sirup!“
Auch am nächsten Tag fragt er sofort nach dem
Sirup und riecht daran. Als wir den Sirup endlich
trinken können, strahlt Herr Z. über das ganze
Gesicht und sagt: „Selbst, Sirup!“ Er wirkt sehr
stolz.
Jessica Peters, Heilpädagogin Förder- und Betreuungsbereich, Franz-Mersi-Haus
Eine verlässliche Grundordnung hilft bei der Orientierung.
Werkstattbereich des Limeshofs erhält neues Gesicht
Umbau legt Potenzial für neue Ideen frei.
Mitarbeiter des Limeshofs haben im vergangenen Jahr ein Konzept entworfen, das
die Werkstatträume blinden- und sehbehindertengerechter machen soll. Inzwischen ist die
Umsetzung im vollen Gang. Neben der farblichen
Markierung der Laufwege mit Leitlinien nimmt
nun auch die bauliche Unterteilung eines Arbeitsraums konkrete Formen an.
Die Regale dienen künftig nicht nur als Stauraum,
sondern unterteilen den ehemals sehr großen
und weitläufigen Arbeitsraum in kleine und übersichtliche Einheiten. So gibt es mehr Orientierung
und Struktur. Die Zuordnung und Beschriftung
aller Stau- und Lagerflächen soll für eine verlässliche Grundordnung sorgen. Begleitend hierzu
werden viele Elemente der Werkstatt in eine neue
Farbstruktur eingebettet.
Der stetig wechselnden Auftragslage geschuldet,
wurde auch gleich der ehemalige „Schredderraum“ umgebaut. Durch den Wegfall eines
Industrieauftrags wurde die Schredderanlage
nicht mehr benötigt und der Raum konnte so
einer neuen Nutzung zugeführt werden. Immer
wieder durch unsere Schulen und auch die vielen
interessierten Praktikanten angeregt, fiel die
Entscheidung leicht, die frei gewordene Fläche
zum neuen „Kreativraum“ umzugestalten. Die
ersten Versuche zur Herstellung eines verkäuflichen Eigenprodukts stimmen uns sehr hoffnungsfroh, dass im Kreativbereich noch einiges
an wertvollem Potenzial schlummert.
Einen anderen Hintergrund haben die neuen
Arbeitsangebote in und um die Werkstatt. So
entstanden in diesem Jahr u.a. zwei Arbeitsplätze
für Besen- und Bürstenbinder, ein breit gefächertes Tätigkeitsfeld in der Hauswirtschaft
und neue Aufgabenfelder im Bereich der Bürotätigkeiten. Wir hoffen, dass die neu entstandenen
Angebote gut angenommen werden und zu einer
bereichernden Vielfalt am Limeshof beitragen.
Als kleine Werkstatt stellen uns solche Aufgaben
immer wieder vor große Herausforderungen.
Daher gilt unser besonderer Dank vor allem
denen, die sich hier unermüdlich beteiligen, einbringen oder neugierig mit uns gehen.
Wolfgang Bretschneider, Fachleitung Werkstatt
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Foto: Archiv Nikolauspflege
Schwerpunkt: Erwachsene
Tischtrommel eine angepasste runde Holzplatte
liegt, nimmt man diese zuerst als runden Tisch
war. Erst bei genauerem Betrachten fällt auf,
dass der Tisch verwandelbar ist. Somit wird die
Tischtrommel innerhalb der Gruppe als Tisch
und Instrument genutzt. Das Rinderfell sorgt für
einen warmen, energiereichen Klang mit einem
sehr variablen Klangspektrum – von tiefen Basstönen bis zu höheren obertonreichen Klängen.
Es ist ein Instrument mit einem hohen Aufforderungscharakter.
Besonders in so heterogenen Gruppen wie im
Förderbereich bietet sie die Möglichkeit, alle
Teilnehmer auf ihrem Entwicklungsstand anzusprechen und abzuholen. Rollstuhlfahrer können
problemlos an der Tischtrommel sitzen und mit
anderen zusammen musizieren. Das Instrument
regt zu aktivem Handeln und – durch seine Kreisform – zur Kommunikation an. Es kann mit einem
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Schlägel oder den Händen bespielt werden.
Beim Spielen mit der Hand bieten sich vielfältige
Möglichkeiten. Rhythmen können beidhändig
oder mit einer Hand gespielt werden. Das Arbeiten mit allen Fingern, mit einzelnen Fingern, mit
der Faust, der flachen Hand, dem Handrücken,
dem Handballen, den Fingerkuppen oder Ellenbogen bietet sich an. Die Rhythmen können
sowohl in der Geschwindigkeit als auch in der
Stärke variiert und mit Sprache verbunden werden. Rhythmus und Taktgefühl können durch das
unmittelbare Erleben am großen Trommeltisch
leicht erlernt werden. Rasch entsteht über das
Trommeln spielerische Kommunikation und
ein Wir-Gefühl. „Schwingungen, Emotionen,
Farben in magischem Rhythmus“, das trifft es
wirklich sehr gut.
Ralf Friton, Heilerziehungspfleger Limeshof Welzheim
Was für eine Freude! Wo Sprache aufhört, da fängt Musik an.
Arbeitsbegleitende Maßnahmen in der Werkstatt des Limeshofs
Afrikanisches Trommeln.
„Schwingungen, Emotionen, Farben in
magischem Rhythmus.“
„Die Musik ist eine Sprache jenseits der Worte,
sie ist universell. Sie ist die schönste Kunst, die
es gibt, sie schafft es, den menschlichen Körper
leibhaftig in Schwingungen zu versetzen. (…)
Das geht im Inneren des Körpers vor sich. Es sind
Noten, die anfangen zu tanzen. Wie Kaminfeuer.
Das Feuer, das rhythmisch groß, klein, groß,
schneller, langsamer wird. (...) Schwingungen,
Emotionen, Farben in magischem Rhythmus.“
NIKOAktuell 3/2012
Dieses Zitat von Emanuelle Laborit, einer
gehörlos geborenen Schauspielerin, die erst mit
sechs Jahren durch die französische Gebärdensprache zu kommunizieren lernte, trifft sehr gut
auf das Klangspektrum der Tischtrommel zu.
Unsere Tischtrommel steht im „Blauen Raum“
des Förder- und Betreuungsbereichs, einer der
sechs Fördergruppen des Limeshofs. Da auf der
Foto: Archiv Nikolauspflege
Die Tischtrommel als Kommunikationsmittel bei blinden,
sehbehinderten und mehrfachbehinderten Menschen
Im November 2012 sind wir zu siebt miteinander
durchgestartet, um den Arbeitsalltag in unserer
Werkstatt mit afrikanischen Rhythmen und afrikanischer Lebensfreude anzureichern.
Dabei hat uns am Anfang für einige Einheiten
Thomas A. Eyison begleitet. Er ist professioneller
Tänzer, Trommler und Sänger aus Ghana/Westafrika. Er hat uns seine Kpanlogos (Trommeln,
ähnlich wie Kongas) leihweise zur Verfügung
gestellt.
Einmal pro Woche klingen unsere Trommelrhythmen durch die Werkstatt und sorgen bei unseren
Kolleginnen und Kollegen für Aufhorchen. Mit
Spaß und Körpereinsatz sind wir dabei und freuen
uns, dass wir nach dem ersten mehrwöchigen
Workshop seit Mai 2012 regelmäßig miteinander
trommeln können.
Erika Gelse, Gruppenleitung im Arbeitsbereich Limeshof
NIKOAktuell 3/2012
Fotos: Archiv Nikolauspflege
16
Schwerpunkt: Erwachsene
Freizeit in Berlin vom 31.5. bis zum 4.6.2012
Berlin! Berlin! Wir waren in Berlin!
Fünf Klienten aus Mannheim und Weinheim
und drei Mitarbeiter nahmen das Louis-BrailleFestival der Begegnung zum Anlass, um ein verlängertes Wochenende in Berlin zu verbringen.
Von Anfang an herrschte auf der langen Reise
nach Berlin ausgezeichnete Stimmung. Wir vertrieben uns die Zeit mit unserem schier unerschöpflichen Repertoire an Liedern. Für jeden
Geschmack war etwas dabei von Kinder- über
Volkslieder bis zu moderner Musik. Eine längere
Pause legten wir nach über 300 km in Weimar
ein und besuchten dort das Schillermuseum.
Besonders schön war, dass wir eine kleine Box
mit Tastmaterialien zur Verfügung gestellt
bekamen. Für unser Erinnerungsalbum haben
wir sogar ein paar Proben bekommen.
Am Freitag erkundeten wir die ersten Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust. Wir hatten großes
Im Bus singt es sich ganz hervorragend!
NIKOAktuell 3/2012
Glück und konnten auch ohne Voranmeldung
den Reichstag besuchen. Dort bekamen wir über
Kopfhörer die Stadt und den Bundestag erklärt,
während wir die Glaskuppel erklommen. In direkter Nachbarschaft des Reichstages befindet sich
das Brandenburger Tor, dessen Größe wir am
eigenen Körper spürten. Nicht einmal ein Viertel
einer Säule konnten wir umfassen! Bevor es zum
Festival ging, besuchten wir noch das jüdische
Mahnmal, das aus über 2.000 Steinen in Kubusform besteht. Auch hier konnten wir uns unser
eigenes Bild machen.
Pünktlich zur Ankunft der Tandem-Sternfahrer
waren auch wir beim Louis-Braille-Festival und
begrüßten die über 100 Gespanne mit donnerndem Applaus. Nach der offiziellen Eröffnung
erkundeten wir die Angebote und verweilten bei
den Exponaten verschiedener blinder Künstler,
die wir im wahrsten Sinne des Wortes erfassen
konnten. Der krönende Abschluss des Tages war
ein Comedy-Abend im Tempodrom, der uns sehr
zum Lachen brachte!
Am Samstag starteten wir erst etwas später in
den Tag. Von dem reichhaltigen Musikprogramm
auf dem Festival ließen wir uns mitreißen. Dann
folgte auch schon das nächste Highlight: das
Länderspiel im Blindenfußball Deutschland
gegen die Türkei. Auch hier bekamen wir die
Kommentare auf die Ohren. Die Besucher waren
von der Dynamik des Spiels beeindruckt. Die
blinden Musiker aus München spielten die beiden
Nationalhymnen. Da unsere Klientin Frau
Sabrina Giessen eine Musikerin kannte, ermöglichten wir ihr einen kleinen Plausch unter alten
Freunden.
Kieck ma, det muss ick erst ma ableuchten, wa?
Auch am Samstag erkundeten wir Berlin. Auf dem
Programm standen die neue Wache, der Berliner
Dom und das alte Museum mit verschiedenen
Plastiken in einem wunderschön angelegten Garten, die wir uns „anschauten“. Ausklingen ließen
wir den Tag bei einem gemütlichen Restaurantbesuch.
Danach besuchten wir auf Wunsch von Martin
Weiher den Checkpoint Charly. Dort machten wir
ein sehr teures Foto! Wir liefen an ein Stück der
Berliner Mauer, kauften ein paar Mitbringsel für
die Daheimgebliebenen und einige Andenken für
uns. Martin Weiher freute sich sehr, auch noch
einige Trabanten anfassen zu dürfen!
Am Montag hieß es Abschied nehmen von Berlin
und ab in den Bus auf die lange Heimreise. Alle
waren sich am Ende einig, dass es zwar anstrengend, aber vor allem ereignisreich und sehr schön
gewesen war. Es war bestimmt nicht unser letzter
Besuch in Berlin – das nächste Mal möglichst mit
besserem Wetter!
Maike Ghalami, Leiterin Tagesstruktur Paul-undCharlotte-Kniese-Haus
Auch ein Eindruck vom jüdischen Mahnmal
gehört zum Programm.
Christian Laier, Leiter Tagesstruktur, Franz-Mersi-Haus
Anne Scheler, FSJ, Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus
NIKOAktuell 3/2012
18
Schwerpunkt: Erwachsene
Schon viel erreicht und weiterhin viel vor:
Anfang 2002 wurde der Förderverein Limeshof gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde
Günther Kunzi gewählt. Die inhaltlichen Ziele
wurden zunächst vorsichtig gesteckt. Schließlich
war gerade in der Anfangsphase nicht absehbar,
wie viele Mittel der Förderverein einnehmen
würde. Zu Beginn wurden deshalb Ferienfreizeiten mit begrenzter Teilnehmerzahl so unterstützt, dass ein besonderer Ausflug oder ein
schönes Essen für die Teilnehmer vom Förderverein übernommen wurde. Bald kamen Anfragen für Anschaffungen hinzu. Ob dies ein Beitrag
zum Grillplatz, zu Sportgeräten oder die Rollstuhlwaage waren: Mit steigenden Einnahmen
konnte der Förderverein immer besser helfen.
Die Mitgliederzahl stieg, vor allem durch die
vielen Kontakte und Aktivitäten von Günther
Kunzi, schnell an. Im Lauf der Jahre wurden es
100 Mitgliedschaften. Hinzu kamen Einzelspenden und Erlöse aus einzelnen Veranstaltungen.
Die Vorstandsmitglieder und weitere Angehörige
unterstützen die Arbeit des Limeshofs auch tatkräftig bei Veranstaltungen wie dem Welzheimer
Sommerfest.
Nach der Gründung des Cafés „Limo“ am Limeshof unterstützte der Förderverein verstärkt laufende Freizeitaktivitäten. Die Leiterinnen des
Limo entwickelten zusammen mit Frau HofmannPfeiffer vom Förderverein Ideen für vielfältige
Abwechslungen unter der Woche. Das Angebot
umfasste Kochen, Walking, Selbstverteidigung,
den Besuch von Hunden, Kino- und Stadionbesuchen und vieles mehr, immer begleitet von
Betreuern. Der Förderverein übernahm hierfür
wesentliche Teile der Kosten.
Leider haben personelle Engpässe dazu geführt,
dass dieses Angebot so nicht aufrechterhalten
werden konnte. Der Förderkreis Limeshof, wie
NIKOAktuell 3/2012
Foto: Archiv Nikolauspflege
10 Jahre Förderkreis Limeshof.
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Nikolauspflege werden!
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„Hallo, ich finde Eure neue Seite total klasse.
Weiter so!“
Information – Vorträge – Hilfsmittel
10.00 – 17.00 Uhr, Treffpunkt Rotebühlplatz
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Simone Alt (17. Mai)
Der Förderverein unterstützt, wo er kann.
er jetzt heißt, möchte hier wieder anknüpfen
und rennt damit beim Limeshof offene Türen ein.
Aktivitäten, die den Klienten Freude machen,
finden sich schnell, doch Betreuer werden noch
gesucht. Des Weiteren wurden auch in jüngerer
Zeit Anschaffungen wie das bekannte rote Sofa
im Eingangsbereich, ein wichtiger Treffpunkt für
alle Bewohner, übernommen. Weitere Ideen und
Projekte, die bis hin zu Umbaumaßnahmen gehen
können, werden mit der Leitung des Limeshofs
diskutiert. Wenn sie für die Klienten eine Bereicherung darstellen, wird versucht, sie zu realisieren. Gerne will der Förderkreis hierfür Firmen
zur Unterstützung gewinnen.
Wichtig ist dem Förderkreis, dass jeder Klient
ein persönliches Weihnachtsgeschenk erhält – in
der Summe ein großer Ausgabenposten für den
Förderkreis und ein guter Anknüpfungspunkt für
Firmen. Aber auch die Unterstützung von Projekten ist denkbar. Schließlich wünschen sich die
Mitglieder des Förderkreises eine noch breitere
Unterstützung durch Angehörige. Gewinner sind
am Ende die Klienten.
Hans Allmandinger, Vorsitzender des Fördervereins
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Fotos: Archiv Nikolauspflege
Rundblick
Gerd Weimer übt sein neues Amt als Landesbehindertenbeauftragter unabhängig vom Regierungsauftrag und als ehrenamtlicher Mittler
zwischen allen Fronten aus. Das unterscheidet
ihn von seinen Vorgängern. Das macht ihn landauf, landab zum gefragten Gast bei Trägern wie
der Nikolauspflege. Und das weckt Hoffnung,
dass hier einer ins Spiel kommt, der seinen Auftrag mehr über einen Vormarsch der Fachlichkeit
als über den Rückzug auf Sachzwänge definiert.
In diesem Sinne ist er gekommen, um sich über
die Arbeit der Nikolauspflege zu informieren.
Seine wichtigste Informationsquelle: Mit denen
sprechen, um die es geht. Hören, was sie selbst
zu sagen haben. Verstehen, wie sich die Situation
für sie persönlich darstellt.
Gerd Weimer im Gespräch mit Kindern der Betty-Hirsch-Schule.
Landesbehindertenbeauftragter Gerd Weimer besucht die
Nikolauspflege
Fachlich versierte und korrekte
Beratung für alle.
„Für Leute, die nicht sehen können, ist
Radio wie Fernsehen“, erklärt der kleine Till
dem seit September 2011 amtierenden Landesbehindertenbeauftragten bei seinem Besuch
in der Betty-Hirsch-Schule. Sein Berufswunsch
steht auch schon fest: Radiosprecher will er werden. Mit flinken Fingern zeigt er Gerd Weimer,
wie er die Elotype bedient. Mit diesem Gerät
überträgt er in Punktschrift, was sehende Kinder
in Schwarzschrift festhalten. „Wolltest du nicht
lieber daheim in die Grundschule gehen?“,
will Weimer von ihm wissen. „Nein“, antwortet
Till. „Ich will das hier machen, das ist besser
NIKOAktuell 3/2012
für mich.“ Wer hat das entschieden? Läuft das
nicht dem Inklusionsgedanken zuwider?
Sollte man da nicht andere Zukunftsszenarien
erarbeiten, die wohnortnah in der Regelschule
liegen? Ja und nein, antwortet Dieter Feser,
der Vorstandsvorsitzende der Nikolauspflege.
Und je mehr Gerd Weimer bei seinem Besuch
der Nikolauspflege am Kräherwald mit den
Schülern, Azubis, Lehr- und Betreuungskräften
in Kontakt kommt, umso deutlicher wird, warum
eindimensionale Lösungen sicher nicht im
Interesse der Betroffenen liegen.
„Inklusiv heißt: Alle im Blick haben.“
„Ich habe den Eindruck, dass Sie sich ganz
bewusst für diesen Ort entschieden haben, weil
Sie sich hier wohlfühlen und weil Sie hier gut
betreut werden“, eröffnet Weimer das Gespräch
mit einer Gruppe von älteren Schülern und Auszubildenden. Aber: Ist das nicht sehr exklusiv?
Was halten die jungen Leute von Inklusion? Und
dann erfährt er der Reihe nach, was diejenigen
erlebt haben, die Erfahrungen an Regelschulen
Der kleine Till erklärt, wie er an der Elotype mit
der Punktschrift arbeitet.
21
Geschichten, die das Leben schrieb. Weimer lässt
sie sich am liebsten direkt von den Betroffenen
erzählen.
gemacht oder versucht haben, auf eigene Faust
einen Ausbildungsplatz zu finden. Dabei wird
deutlich: Es gibt viele Möglichkeiten und sehr
unterschiedliche Wege. Aber keinen ohne Unterstützung. Wenn die spezifische Kompetenz in
Sachen Blindheit und Sehbehinderung fehlt, vom
Fundament des Lesens und Schreibens bis hin
zu den lebenspraktischen Fähigkeiten, ist die
Gefahr des Scheiterns groß.
Weimer ist ein Befürworter des uneingeschränkten Wunsch- und Wahlrechts für Eltern, welchen
Weg sie mit ihrem Kind gehen wollen. Dann findet
er die Einbindung in den Regelbetrieb sehr
erstrebenswert. Allerdings: „Nur mit intensivster
Beratung. Das muss Voraussetzung sein: fachlich versierte, saubere und korrekte Beratung
schon vor der Entscheidung für einen Lernort.“
Genau da hakt es im Moment noch ziemlich oft.
Vor allem bei Menschen mit Sehbehinderung
wird leicht unterschätzt, dass es mit Hilfsmitteln
allein nicht getan ist. „Was ich da heute gesehen
habe, hat mich sehr überzeugt“, meint Weimer
abschließend, angefüllt mit lebendigen
Eindrücken für die politische Gremienarbeit.
Stefanie Krug, Leiterin Unternehmenskommunikation
NIKOAktuell 3/2012
22
Rundblick
Interdisziplinäres Know-how
Arbeitsplatzberater
Das NIKOSehzentrum
LowVisionBerater
Beratung, Hilfsmittel und Schulung.
Was die Ratsuchenden besonders beeindruckt,
ist die Kompetenz der Mitarbeitenden und die
Zeit, die wir für ihre Sorgen und Nöte aufbringen.
Immer wieder werden wir Zeugen von tiefer
Freude, wenn ein Mensch mit einem Hilfsmittel
wieder etwas mehr wahrnehmen kann, vielleicht
wieder einem Hobby nachgegangen werden kann
oder das Lesen eines Textes gelingt. Dazu ist
manchmal mehr nötig als eine Lupe: Im NIKOSehzentrum haben wir die ganze Vielfalt der
Hilfsmittel einschließlich verschiedener Arbeitsplatzausstattungen herstellerunabhängig in
vielen Varianten direkt nebeneinander zum Test
bereitgestellt. Manchmal gibt die passende
Beleuchtung noch den Kick zur Verbesserung
des Leseflusses oder eine Lupenbrille zeigt sich
als das derzeit richtige Mittel der Wahl.
Neben der Hilfsmittelberatung, -versorgung und
-schulung bieten wir auch das Training zum
Langstock an. Ob zuhause oder am Arbeitsplatz
– im eigenen Umfeld werden die Stocktechniken
gelernt und dabei gleich die wichtigen Wege
eingeübt, um sich weiterhin selbstständig im
öffentlichen Raum bewegen zu können. Ergänzen können wir dieses Angebot, das von den
Krankenkassen finanziert werden kann, auch
durch weitere Hilfen in der häuslichen Lebensführung.
Umfassende Qualität aus einer Hand
Von der Beratung über die Abstimmung mit den
Ärzten, Krankenkassen und anderen Leistungsträgern können die Ratsuchenden sich beim
NIKOSehzentrum bis zur Versorgung mit den
passenden Hilfsmitteln oder der Arbeitsplatzausstattung gut begleitet wissen. Zum Jahresbeginn
konnte das NIKOSehzentrum das Präqualifizierungsverfahren der Krankenkassen positiv
abschließen und ist somit anerkannter Hilfsmittellieferant mit einem Gütesiegel. Außerdem
bieten wir Informationsveranstaltungen zu
Augenerkrankungen und Hilfsmitteln an und
schulen Fachkräfte anderer sozialer Dienste
und Beratungsstellen.
Sozialpädagogen
Wie groß die Freude sein kann, wenn man etwas
bereits verloren Geglaubtes wiederbekommt!
NIKOAktuell 3/2012
EDVDozent
Augenoptikmeisterin
und Senioren. Manche sind gerade mal 55 plus,
andere rüstige Rentnerinnen und Rentner, die
zuhause einen Arbeitsplatz haben und passende
Vergrößerungssoftware benötigen. Menschen
jenseits von 80 werden ebenfalls immer wieder
im NIKOSehzentrum angetroffen.
Neue Lösungen zur Finanzierung gefragt
Im Rahmen des Projektes „Sehen im Alter“ gehen
wir aktuell der Frage nach, wie bestehende und
neue Angebote der Nikolauspflege gut und sinnvoll anzulegen sind. Dabei ist unsere langjährige
Erfahrung in der Senioren-Beratung eine wichtige
Grundlage. Von zentraler Bedeutung sind auch
die Kooperation mit anderen Anbietern und die
Vernetzung im sozialen und kommunalen
Das Markenzeichen des NIKOSehzentrums: Guter
Service. Intensive Beratung. Zeit fürs Gespräch.
Rehabilitationskräfte
Bereich. Ein gutes Beispiel dafür ist die diesjährige Fachmesse Besser Sehen.
Gruppe der Älteren wird immer größer
Großes Kundenspektrum
Wir beraten Schülerinnen und Schüler mit Eltern
oder Lehrkräften, Menschen, die ganz normal
ihrer Arbeit nachgehen, aber aufgrund ihrer
Augenprobleme manchmal nur noch mühsam
ihr Arbeitstempo halten können, Auszubildende
und Teilnehmende von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen und vor allem Seniorinnen
Hilfsmittel
beraterinnen
Selbstbetroffene
Fotos: Archiv Nikolauspflege
Im vergangenen Jahr haben mehr als
2.000 Menschen die fachkundige Beratung des
NIKOSehzentrums in Stuttgart in Anspruch
genommen. Manche kommen nur einmal zur
Beratung, andere mehrmals, bis sie das Passende gefunden haben. Viele sind schon lange
im Kontakt mit dem NIKOSehzentrum und
werden im Rahmen einer altersbedingten fortschreitenden Augenerkrankung über Jahre
hinweg begleitet.
Bereich Hilfsmittel
Die Nikolauspflege leistet mit dem NIKOSehzentrum einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von
Menschen mit Sehproblemen im Gesundheitsund Reha-Bereich. „Den Menschen sehen“ ist
dabei der Leitsatz. Dies ist Anspruch und Herausforderung zugleich. Notwendige Voraussetzung
ist Zeit für gründliche und umfassende Beratung
und Diagnostik – dafür gibt es jedoch keine finanziellen Mittel und jeder erwartet diese Leistung
kostenfrei!
Kein normales Optiker-Fachgeschäft hält aus
Kostengründen ein solch interdisziplinäres Team
vor. Auch soziale Dienstleister wie die Nikolauspflege prüfen und entscheiden immer wieder
neu, ob und was wir betroffenen Menschen an
Leistungen anbieten können. Die Beratung gerade für ältere Menschen und ihre Angehörigen
wird immer stärker nachgefragt. Um dies auch
zukünftig leisten zu können, braucht es neue
Wege der Refinanzierung. Hier sind wir in einem
Feld, das es weiter zu sichern gilt, auch mit Hilfe
von Freunden und Förderern, die dieses wichtige
Angebot durch private Spenden oder institutionelle Zuwendungen mit unterstützen.
Brigitte Jegler, Leiterin NIKOSehzentrum
Rundblick
Rundblick
25
Tag des Sehens am Städtischen Klinikum in Karlsruhe
Viel Zuspruch für die Nikolauspflege.
Foto: Archiv Nikolauspflege
Foto: Archiv Nikolauspflege
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Neue Hilfsmitteltechnologien
im NIKOSehzentrum
Scan2Voice.
Im Bereich der Textvorlesesysteme für
sehbehinderte und blinde Menschen hat sich
seit letztem Jahr einiges getan. Die Hersteller
gehen mehr und mehr weg von der klassischen
Scanner-Einbindung zum Erfassen von gedrucktem Lesegut wie Briefe, Zeitungen, Bücher
oder Magazine.
Dank immer höher auflösender Digitalkameras
wird sicher schon bald überwiegend von schnellen, sehr portablen speziellen Digicams abfotografiert und dann in vorlesbaren Text umgewandelt. Die USB-Digitalkamera wird üblicherweise
an ein Notebook oder einen PC angeschlossen,
auf welchem dann die Steuerungs- und Vorlesesoftware installiert wird.
Seit letztem Sommer haben wir im NIKOSehzentrum das offene Textvorlesesystem Scan2Voice
(sprich „Scan to Voice“) zur Ansicht und zum
Testen dauerhaft in der Beratung. Es ist nicht das
einzige System seiner Art am Markt, aber das
einzige mit einer wirklich interessanten Möglichkeit für Menschen, die ein Restsehvermögen
haben: Mit Hilfe der Maus können z.B. bei einer
NIKOAktuell 3/2012
Tageszeitung einzelne Artikel umrahmt werden.
Damit wird nur dieser gewählte Ausschnitt
erfasst und vorgelesen. Und dies geschieht nach
Start des Vorgangs innerhalb von drei Sekunden!
Vergleichbare Systeme erfassen bislang lediglich das gesamte Lesegut unter der Kamera
und machen so gerade das gezielte Lesen einzelner Artikel unmöglich, da immer auch andere
Artikel mit erfasst werden. Die Kamera wiegt
inklusive dem klappbaren Stativ ein Kilo, das
macht sie sehr geeignet als mobile Lösung.
Ansgar Andert, Hilsmittelberater, NIKOSehzentrum
Gerne kann man im Reha-Fachgeschäft
einen Termin für eine ausführliche
Beratung dieses innovativen Hilfsmittels
vereinbaren.
Telefon (07 11) 65 64-860
Das bereichsübergreifende Team der Nikolauspflege vor Ort. Orientierungs- und Mobilitätstrainer
Michael Dietz, Manuel und Hatice Bucher beim Bürsten- und Besenverkauf sowie Axel Hilfenhaus,
Leiter des BBW Stuttgart.
Für die meisten Menschen ist es völlig selbstverständlich, die Welt vorwiegend visuell wahrzunehmen. Nicht so für blinde und sehbehinderte
Menschen. Was aber trotz Erblindung oder Sehbehinderung alles möglich ist, wenn die richtigen
Hilfsmittel zum Einsatz kommen und berufliche
Qualifizierungen greifen, konnten die zahlreichen
Besucher am „Tag des Sehens“, am 2. Juni bei
unserer gemeinsamen Öffentlichkeitsveranstaltung im Städtischen Klinikum Karlsruhe erfahren.
Stark besucht waren die medizinischen Fachbeiträge, die Prof. Dr. Augustin und seine Kollegen
auch für blinde Menschen anschaulich vortrugen
und für regen Austausch sorgten. Beim Ertasten
von Gegenständen, Riechen von Gewürzen sowie
beim Hör-Memory und Tischballspiel unter der
Augenbinde erlebten Sehende für eine kurze Zeit,
dass man mit geschlossenen Augen sehr wach
sein kann. Große Resonanz erfuhr das Haus
des Blindenhandwerks mit seinen hochwertigen
und langlebigen Bürsten. „Die kann man auch
für empfindliche Böden verwenden“, stellte ein
Besucher beim Anfassen überzeugt fest.
Tamara Niemes, Regionalstelle Rheinland-Pfalz
NIKOAktuell 3/2012
26
Rundblick
Neue stellvertretende Schulleiterin an der Königin-Olga-Schule
Foto: Jennifer Räpple
Bringt Offenheit nach außen und
neue Ideen.
Am Samstag, den 23. Juni, setzte die Königin-Olga-Schule für blinde, sehbehinderte und
mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche
ihre neue stellvertretende Schulleiterin offiziell
ins Amt ein. Zum Stehempfang waren im Vorfeld
des alljährlichen Schulfestes das Kollegium,
Eltern und Freunde des Hauses zusammengekommen.
Dass Tanja Simone Pillmann sehr bewusst ihrer
Wege geht, hat sie bereits 2005 beim ersten Kontakt mit der Schule bewiesen. Damals bewarb
sich die ausgebildete Grundschullehrerin bei der
Königin-Olga-Schule um einen Praktikumsplatz,
obwohl sie auch sofort in den Schuldienst hätte
eintreten können.
Das Praktikum sei offensichtlich so eindrucksvoll
gewesen, dass sie sich zu einem zweijährigen
Studium der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik entschloss, zeichnete Schulleiter Winfried
Bendig den Weg der letzten Jahre nach. Den Kontakt zur Schule habe sie gehalten, bis sie 2008
eine feste Stelle bekam, und gleich noch ein Erweiterungsstudium Frühförderung draufgesetzt.
So viel theoretische Fundierung ist bei der Nikolauspflege sehr willkommen. Vor allem, wenn
jemand dann auch noch die Fähigkeit zur praktischen Umsetzung besitzt. „Sie hat immer neue
Impulse ins Haus gebracht, von den Kleintieren
bis zur Schülerzeitung mit Hörbuchausgabe, die
bislang jedes Jahr einen Sonderpreis bekommen
hat“, so Bendig.
„Ich finde das richtig super, freute sich Elternvertreterin Hoffmann über den Zuwachs in der
Leitung. Sie habe Tanja Pillmann „als sehr kreativ
und sehr engagiert kennengelernt“ und sei zuversichtlich, „dass sie diese Kreativität auch bei den
neuen Aufgaben im Verwaltungsbereich behalten
kann“.
Als Leiterin des Geschäftsbereichs Schulische
Bildung unterstrich Anne Reichmann mit den
besten Wünschen: „Sie übernehmen damit auch
große Verantwortung fürs Ganze und die Weiterentwicklung unserer Fachlichkeit.“ Nebenbei
fiel hier noch ein großes Lob für den langjährigen
Schulleiter ab: „Eine solche Schulgemeinschaft
wie an der Königin-Olga-Schule muss man erst
einmal hinkriegen“, so Reichmann.
Tanja Pillmann ließ keinen Zweifel daran, dass sie
sich diesen Schritt genauso gut überlegt hat wie
seinerzeit den ersten. Sie gehe mit viel Motivation
an ihre neuen Aufgaben heran und wolle diese
auch in Zukunft mit viel Freude erfüllen. „Das gewachsene Wissen und das gewachsene Vertrauen
lassen mich auf eine gute Zukunft hoffen“, meinte
sie in ihrer kurzen Dankesrede, bevor sich die
Gesellschaft im bunten Treiben des gemeinsam
von Lehrern und Eltern ausgerichteten Schulfestes auflöste.
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Produkte und Dienstleistungen für Blinde und Sehbehinderte
NIKOAktuell 3/2012
28
Rundblick
Rundblick
Zum wiederholten Male wertvolle Hilfe von STAR CARE e.V. :
Fitness für alle!
Ab sofort können Schülerinnen und Schüler des
Hauses am Dornbuschweg und der Betty-HirschSchule unter Anleitung Muskeln und Bewegungsabläufe trainieren, Geräte ausprobieren und
natürlich Spaß haben. Das ist alles andere als
selbstverständlich, wenn man nur schlecht
oder gar nicht sehen kann und zudem in seinen
Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt ist.
In den letzten beiden Schuljahren besuchte
Claudia Steigleder, Fachlehrerin im K-Gebäude
Haus am Dornbuschweg, mit einer kleinen Schülergruppe ein öffentliches Fitnessstudio. Schnell
war sichtbar, welche Vorteile die Bewegung auf
den verschiedenen Geräten für die Jugendlichen
bringt. Ebenso sichtbar waren Fortschritte in
Ausdauer, Beweglichkeit und Wahrnehmung des
eigenen Körpers.
So entstand der Wunsch, einen eigenen Fitnessraum einzurichten, damit öfter trainiert werden
kann und wertvolle Zeit nicht mit Autofahren verbracht wird. Zudem wird beim Besuch eines Studios mehr Personal zur Begleitung benötigt als
in den eigenen und vertrauten Räumen. Es wurden Geräte ausgesucht, die den Anforderungen
Weitere Infos über die Initiative STAR CARE
e.V. finden Sie hier:
http://www.starcare.de/stuttgart/
NIKOAktuell 3/2012
Fotos: Archiv Nikolauspflege
Dank einer großzügigen Spende über
15.000 Euro von STAR CARE e.V. konnte am 20.06.
der Fitnessraum für blinde, sehbehinderte und
mehrfachbehinderte Schülerinnen und Schüler
bei der Nikolauspflege am Kräherwald eingeweiht werden.
29
Gemeinsam wurde die neue „Mucki-Bude“ am
20.06. offiziell in Betrieb genommen. Auch der
Vorstandsvorsitzende Dieter Feser ließ es sich
nicht nehmen, den beiden Vertretern von STAR
CARE e.V. persönlich zu danken. Viele Schüler
waren gekommen, um ebenfalls Danke zu sagen
und zu demonstrieren, was sie an den Geräten
bereits leisten können. Gabi und Volker Stauch
zeigten sich begeistert und packten gleich selbst
mit an beim Einweisen, Festgurten und Hilfestellung-Geben. Wir sagen nochmals herzlich Danke!
Sabine Lebherz, Referentin der Geschäftsbereichsleitung
Schulische Bildung
Danke, wir freuen uns so!
Erneuerung der Heiz- und Warmwasseranlage am Standort
Kräherwald
Nachhaltig und ökologisch wirtschaften.
Jetzt kann auch in den eigenen Räumen
trainiert werden.
unserer Schüler am besten gerecht werden und
so auch für Kinder und Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen nutzbar sind.
Besonders freuen wir uns deshalb über die großzügige Spende, ohne die dieses Angebot nicht zu
realisieren gewesen wäre. STAR CARE e.V. unterstützt die Nikolauspflege schon seit Jahren, insbesondere das Haus am Dornbuschweg und die
Betty-Hirsch-Schule. So zählen mittlerweile Gabi
und Volker Stauch, Vorstand von STAR CARE e.V. ,
zu den guten Freunden des Hauses, denen das
Wohlergehen und die Förderung von Menschen
mit Einschränkungen persönlich sehr am Herzen
liegen.
Seit 2010 wird die Heizanlage am Kräherwald in mehreren Bauabschnitten grundlegend
saniert. Die zentrale Heizanlage stammt aus
den 1970er-Jahren und versorgte zehn Gebäude
am Standort mit Wärme und warmem Wasser.
Sie war in die Jahre gekommen und aus heutiger
Sicht unwirtschaftlich worden. Die große Anlage lief das ganze Jahr hindurch, um warmes
Wasser zu erzeugen, das durch lange Strecken
transportiert wird und damit zusätzlich Energie
kostet. Deshalb musste ein neues modernes
Energie- und Versorgungskonzept entwickelt
werden.
Das neue Konzept sieht vor, die Warmwasserversorgung außerhalb der Heizperiode zu dezentralisieren und auf die einzelnen Gebäude zu
verlagern, um den großen Heizkessel in dieser
Zeit abschalten zu können. Durch diese Investition werden mittel- und längerfristig deutliche
Energie-Einsparungen erwartet. Durch den Einbau einer Solaranlage zur Erzeugung des warmen Trinkwassers auf dem Dach des I-Gebäudes
wird der Einstieg in umweltschonende Energiegewinnung vollzogen.
Die Nikolauspflege übernimmt damit auch gesellschaftliche Verantwortung für eine nachhaltige
Zukunft. Leider sind die einsetzbaren Mittel
begrenzt und es können nicht alle Gebäude auf
die gleiche Weise ausgestattet werden. Die Anlagen wurden aber so vorgesehen, dass Solaranlagen bei vorhandenen Mitteln leicht nachgerüstet werden können.
Vielleicht finden wir ja auch Spender, die das
Bestreben der Nikolauspflege hinsichtlich der
guten Unterstützung blinder und sehbehinderter
Menschen in Verbindung mit nachhaltigem und
ökologischem Wirtschaften unterstützen.
Winfried Rullof, Leiter Immobilienmanagement
NIKOAktuell 3/2012
30
Spenden
Spenden
Danke
Freunde und Förderer.
Tastbare Hilfsmittel sind oft teuer. Umso größer
ist die Freude über das Geschenk.
Mit den Fingern einmal um
die Welt. Blindengloben für die
Betty-Hirsch-Schule
Am 16. Februar war nochmal Weihnachten für
die Schülerinnen und Schüler der Betty-HirschSchule. Genau passend, als alle Schüler zur
Präsentation ihrer Schulprojekte versammelt
waren, gab es nachträgliche Bescherung. Zwei
lang erwünschte Blindengloben im Wert von je
900 Euro! Diese wurden anstelle von Weihnachtspräsenten für die Kundschaft von den Firmen
Printworks und Bitsteps den Kindern und
Jugendlichen der Betty-Hirsch-Schule überreicht. Dafür gab’s dann für die Geschäftsführer
der beiden Firmen eine abwechslungsreiche
Vorführung aus der Kreativwerkstatt der Schule.
Ganz herzlichen Dank für diese tolle Spende!
PS: Achtung, Achtung, schon dran gedacht? Auch
dieses Jahr kommt Weihnachten wieder ganz
überraschend am 24.12. Also nicht vergessen ...
NIKOAktuell 3/2012
31
für Ihre
Hilfe.
Lauter grüne Daumen
Dank Futurino
Azubis helfen Azubis
In New York hat’s ihn schon gegeben, in London
und Berlin. Ende April hat der erste Tweed
Run in Stuttgart stattgefunden. Dabei fahren die
Teilnehmer, in edlem Tweed gekleidet, eine
anspruchsvolle Fahrradtour vom Marktplatz
bis zum Schloss Solitude. Organisiert wird der
Stuttgarter Tweed Run von dem Verein Stuttgart
Charity Society, der sich in diesem Jahr gegründet hat. Und das Beste: Ein Teil des Erlöses
geht an die Nikolauspflege! Auch ihre erste
Verschnaufpause haben die fröhlichen Radfahrer
im Schwarzmarkt bei der Nikolauspflege eingelegt. Hier gab es kühle Getränke, Eis und köstlichen Kaffee der Kaffeerösterei Fröhlich. Vielen
Dank, dass wir Gastgeber sein durften!
Nicht nur der Scheck von Futurino ist groß,
sondern auch die Spende.
Im EnergyLädle der EnBW hat man auch Power
für dauerhafte Unterstützung der Nikolauspflege.
Um das Verständnis für Natur und Umwelt zu
fördern, stellt die Initiative „Projekt Futurino“
von Persil der Betty-Hirsch-Schule in Stuttgart
7.400 Euro zur Verfügung: Dank der Förderung
kann das Projekt „Natur mit allen Sinnen“ realisiert und Material für den Bewegungsgarten
angeschafft werden. Am Mittwoch, den 28. März,
gratulierte Henkel-Mitarbeiter Thomas Eng
um 10:30 Uhr der Betty-Hirsch-Schule offiziell
und überreichte einen symbolischen Scheck.
Dank der Förderung durch Persil kann die BettyHirsch-Schule, den Bewegungsgarten auch als
„Klassenzimmer im Grünen“ nutzen. So kann
sich die Gartengruppe nun mit richtigen Gartengeräten, Pflanzen und ihren vielen grünen
Daumen daran machen, den Bewegungsgarten
erblühen zu lassen. In einem weiteren Schritt
soll auch der Gartenteich wieder zu neuem Leben
erweckt werden. Vielen Dank Futurino!
Auch in diesem Jahr haben die Auszubildenden
des EnergyLädle der EnBW dem Berufsbildungswerk der Nikolauspflege eine großzügige Spende
in Höhe von 1.000 Euro zukommen lassen. Bei
einem Besuch im BBW konnten sie einen Einblick
in den Ausbildungsalltag der blinden und sehbehinderten Auszubildenden in der Nikolauspflege
bekommen. Ihre Spende wird für ein Bildschirmlesegerät eingesetzt, das für viele Auszubildenden ein unverzichtbares Hilfsmittel im Alltag ist.
Ganz herzlichen Dank für die großzügige Spende
und den schönen gemeinsamen Tag!
Lass die Sonne rein –
Fensterputzaktion zugunsten
der Nikolauspflege
Pünktlich zum schwäbischen Frühjahrsputz
veranstaltete die Gebäudereinigungsfirma Issos
GmbH eine Benefizaktion zugunsten der Nikolauspflege. Eigenen Kunden und Geschäften in
der Umgebung der Nikolauspflege ging das
Angebot zu: „Wir putzen Ihre Fenster und spenden den gesamten Nettoerlös der Nikolauspflege!“ Ein ganz herzlicher Dank geht an dieser
Stelle an Herrn Uezer, Geschäftsführer der Issos
GmbH, für die tolle Idee und die großzügige
Unterstützung unserer Arbeit!
Fotos: Archiv Nikolauspflege
Tweed Run – Fahrradtour
mit Stil für den guten Zweck!
NIKOAktuell 3/2012