NIKOAktuell 3-2012
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NIKOAktuell 3-2012
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Handy Tech Elektronik GmbH Brunnenstraße 10 72160 Horb-Nordstetten Telefon: 07451 5546-0 info@handytech.de www.handytech.de Stuttgart: Köln: Marburg: Lüneburg: 0711 2202299-0 0221 921556-0 06421 690012-0 04131 699698-0 2 Sichtweise Inhalt Foto: Andreas Körner Die Dinge in die Hand nehmen. Inhalt „Worauf wir uns konzentrieren, das wächst.“ Ich beziehe diese Redensart gerne auf die Geschäftsbereiche „Erwachsene Baden“ und „Erwachsene Württemberg“, die diesmal den Schwerpunkt von NIKOAktuell ausrichten. Und ich beziehe ihn ausdrücklich auf diejenigen, die hier mit hohem persönlichem Einsatz die konzeptionelle Entwicklung tragen und für eine positive Dynamik in unseren Einrichtungen für blinde, sehbehinderte und mehrfachbehinderte Erwachsene sorgen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken. Schwerpunkt: Erwachsene Dieter Feser Vorstandsvorsitzender der Nikolauspflege 3 Unser Organisationsentwicklungsprojekt „NIKO Offensiv“ hat weitreichende Veränderungen mit sich gebracht, auch bei den Leitungskräften und ihren Teams in Weinheim, Mannheim, Welzheim und Stuttgart. Überall wird kraftvoll und gewinnbringend für die Klientinnen und Klienten zu Werke gegangen. An manchen Stellen lassen sich die Entwicklungen hautnah erleben. Anderes wächst eher im Verborgenen und braucht Zeit. Ausgewählte Reflexionen und Erfahrungsberichte laden Sie ein, ein Stück weit an dem Prozess teilzuhaben. 4 „Wenn der Wind des Wandels weht ...“ Rundblick 20 Fachlich versierte und korrekte Beratung für alle. 5 „Und plötzlich wusste ich, wo es langging!“ 22 Beratung, Hilfsmittel und Schulung. 6 Immer wieder gern! 24 Scan2Voice. 7 Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. 25 Viel Zuspruch für die Nikolauspflege. Ihr 8 Erdbeerfest. 10 Denn die Freude, die wir geben, kommt zu uns zurück. 26 Bringt Offenheit nach außen und neue Ideen. 28 Fitness für alle! Dieter Feser 11 Ich schenke Zeit. 12 „Selbst, Sirup!“ 13 Umbau legt Potenzial für neue Ideen frei. Impressum NIKOAktuell Das Magazin der Nikolauspflege Redaktionsschluss/ Anzeigenschluss NIKOAktuell 4/2012 ist der 12. Oktober 2012. www.nikolauspflege.de Redaktion Bereich Unternehmenskommunikation Für namentlich gekennzeichnete Beiträge sind die VerfasserInnen verantwortlich. Gestaltung SAHARA Werbeagentur GmbH, Stuttgart, www.sahara.de Titelfoto Archiv Nikolauspflege NIKOAktuell 3/2012 Druck Printworks Druckdienstleistungen GmbH Auflage 3.000 Expl. Kontakt Fritz-Elsas-Straße 38 70174 Stuttgart Telefon (07 11) 65 64-922 stefanie.krug@ nikolauspflege.de Anzeigen Telefon (07 11) 65 64-921 katrin.joret@ nikolauspflege.de Vertrieb BBW Stuttgart, Kaufmännische Ausbildungsabteilung 14 „Schwingungen, Emotionen, Farben in magischem Rhythmus“. 29 Nachhaltig und ökologisch wirtschaften. Spenden 30 Freunde und Förderer. 15 Afrikanisches Trommeln. 16 Berlin! Berlin! Wir waren in Berlin! 18 10 Jahre Förderkreis Limeshof. NIKOAktuell 3/2012 Fotos: Archiv Nikolauspflege 4 Schwerpunkt: Erwachsene Weiterentwicklung der Nikolauspflege GmbH Mit diesem chinesischen Sprichwort „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ und dem Zusatz „Lassen Sie uns zusammen Windmühlen bauen!“ begrüßte ich im Dezember 2010 die Mitarbeitenden als neue Geschäftsführerin der Nikolauspflege GmbH in Weinheim und Mannheim. Und wie weit sind wir inzwischen gekommen? Wir haben neue Organisations- und Führungsstrukturen geschaffen und konnten unsere Leitungsstellen sehr gut besetzen. Wir freuen uns über viele neue Kolleginnen und Kollegen, die umsichtig und engagiert arbeiten. In Workshops erarbeiteten wir neue Konzepte für die Tagesstruktur und den Wohnbereich. An der Sicherung und Verbesserung der fachlichen Qualität wurde intensiv gearbeitet. Dazu gehören auch die Überarbeitung von Organisationsabläufen und Regeln sowie die Weiterqualifizierung unserer Mitarbeitenden in ausgewählten Bereichen. Neben unseren Mitarbeitenden haben wir die Mitwirkungsgremien und die Angehörigen in den Prozess einbezogen. Wir haben bestehende Kooperationen gepflegt und neue angestoßen. In der Unternehmenskultur haben wir einen Paradigmenwechsel vorgenommen. Wir begrüßten viele neue Klientinnen und Klienten und möchten, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Blinden-, sehbehinderten- und mehrfachbehindertengerechte Einrichtungsgegenstände, Therapie- und Fördermaterial wurden angeschafft. Die Bandbreite unserer Förderangebote hat zugenommen. Im Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus war ein wichtiger Schwerpunkt die Umsetzung des neuen NIKOAktuell 3/2012 Foto: Archiv Nikolauspflege „Wenn der Wind des Wandels weht ...“ Handläufe und Bodenleitlinien geben Orientierung und Sicherheit. Blinden- und sehbehindertengerecht fördern und gestalten „Und plötzlich wusste ich, wo es langging!“ Viele Verbesserungen sind schon umgesetzt, weitere werden folgen. Konzepts in der Tagesstruktur. Eine große Aufgabe mit dem Ziel, möglichst allen Klienten gerecht zu werden und Verunsicherung zu vermeiden. Wir sind überzeugt, dass sich diese Arbeit gelohnt hat. Die Verbesserung der blindenund sehbehindertengerechten Ausstattung des Hauses und Renovierungsarbeiten haben begonnen. Es gibt inzwischen einen frisch renovierten Musikraum mit sehr guter Ausstattung. Als Highlight hat sich die Band „Quersumme“ formiert. Wir werden uns auch in den nächsten Jahren weiterentwickeln, orientiert an den Wünschen, Zielen und Bedürfnissen unserer Klientinnen und Klienten. Heike Gennat, Geschäftsführerin Nikolauspflege GmbH Die Leitlinien sehe ich als eine Art Symbol für all das, was in den letzten anderthalb Jahren geschaffen wurde. Nicht nur eine feste Tagesstruktur, der Förder-und Betreuungsbereich, sondern auch Wohngruppen auf insgesamt vier Etagen sind entstanden. Auch Therapie- und Förderräume wurden eingerichtet. Hierbei ist das sehbehindertengerechte Tischfußballspiel im Sehförderraum ein außergewöhnlicher Hingucker. Die gut ausgestattete Lightbox sowie die vielen, im Schwarzlicht leuchtenden Hilfsmittel dienen der Sehförderung unserer Klienten. „Wenn ich diesen Raum betrete, freue ich mich schon darauf, dass ein Mitarbeiter mit mir etwas macht und ich mich mit Dingen beschäftigen kann, die ich sonst nicht sehen kann.“ Solche und ähnliche Gedanken teilen sicherlich viele Klienten miteinander. Im Sehförderraum kann sich das Auge auf bestimmte Gegenstände und Farben konzentrieren, was außerhalb dieses Raumes für einige sonst nicht möglich ist, da dort zu viele andere Reize auf das Auge einströmen. Hier werden alle anderen Reize ausgeblendet, und so kann ein Mensch mit starker Sehbeeinträchtigung leichter etwas erkennen und wahrnehmen. In diesem Raum können wir auch genauer feststellen, was von dem Klienten noch gesehen werden kann und was nicht. Ein weiteres Highlight ist der Snoezelen-Raum. Dieser komplett in Weiß gehaltene Raum kann z.B. für „Basale Stimulation“ genutzt werden. Die verschiedenen Lichtquellen dienen auch der Sehförderung. Im Zusammenspiel mit angenehmen, leisen Klängen und Melodien dient der Raum zur Förderung der sensitiven Wahrnehmung und Entspannung. Durch engagierten Einsatz ist ein gemeinsamer Rahmen entstanden, in dem sich jeder wohlfühlen kann, in dem man gerne verweilt und in dem die Arbeit jeden Tag Spaß macht! Ein Zitat einer Angehörigen kann dies nur unterstreichen: „Man merkt richtig, dass sich hier etwas getan hat und alle darauf bedacht sind, dass es den Klienten gutgeht und sie sich wohlfühlen.“ Daniela Osterndorf, Teamleiterin Wohnbereich 2, Franz-Mersi-Haus Mannheim NIKOAktuell 3/2012 Fotos: Archiv Nikolauspflege Schwerpunkt: Erwachsene 7 Garten der vier Winde des Paul-und-Charlotte-Kniese-Hauses feierlich eröffnet Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Das erlebt man nicht alle Tage: mit einem echten VfB-Spieler im Stadion! Der Limeshof zu Gast beim VfB Stuttgart Immer wieder gern! Zum Abschluss der Saison besuchten am 9. Mai zehn Klientinnen und Klienten der Werkstatt des Limeshofs Welzheim die MercedesBenz Arena in Stuttgart. Geführt vom ehemaligen Spieler Gerhard Wanner, durfte die Gruppe abseits des Bundesligaspieltages einen Blick hinter die Kulissen des VfB Stuttgart werfen. Angefangen beim neu errichteten Carl Benz Center mit seiner Reha- und Fitnessabteilung über die VIP-Lounges auf der Haupttribüne bis zur Mixed Zone bot sich unseren Klienten alles, was das Herz eines echten Fußballfans höher schlagen lässt. Highlight war die Mannschaftskabine des VfB, in der unser Guide, ganz im Stile von Labbadia vor dem Spiel, seine Ansprache vor der Taktiktafel hielt und Fragen rund ums Stadion und die Spieler beantwortete. Anschließend ging es getreu dem Motto „furchtlos und treu“ sowie „ Mut und Leidenschaft“ immer dem Heimsieg-Pfeil hinterher, durch den Spielertunnel in die Arena, in der einen die Größe und Atmosphäre zum Träumen verleitet, einmal selbst Spieler zu sein und unter tosendem NIKOAktuell 3/2012 Wie es wohl wäre, selbst einmal ein großer Spieler zu sein? Applaus empfangen zu werden. Im Presseraum erhielt jeder unserer Klienten noch ein Autogramm von Gerhard Wanner und eine VfB-Fahne. Nach dem Abschluss im Fanshop zog es uns dann wieder Richtung Limeshof mit der festen Absicht, in der kommenden Saison Siege des VfB auf den Dauerkartenplätzen in der Untertürkheimer Kurve zu bejubeln. Simon Egberts, BA-Student, Limeshof Welzheim WEINHEIM. Wie weit der Weg von der guten Idee zur erfolgreichen Umsetzung sein kann, zeigt der neue Sinnesgarten auf dem Dach des Paul-und-Charlotte-Kniese-Hauses. Acht Jahre vergingen vom Planungsbeginn bis zur Fertigstellung. Dazwischen mussten viele Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Jetzt heißt es: Sitzt, passt, wackelt und hat Luft! Die Freude und Erleichterung über den positiven Ausgang dieses über 260.000 € schweren Spendenprojekts stand am 16. Juni bei der offiziellen Einweihung allen Beteiligten förmlich ins Gesicht geschrieben. Immer wieder hörte man Gäste von einer „Zitterpartie“ oder „schweren Geburt“ sprechen, wenn am Rande des Zeremoniells ausgetauscht wurde, was der Fertigstellung des Gartens der vier Winde vorausging. Am schwersten wog ein jahrelanger Rechtsstreit zwischen einzelnen Anwohnern und der Stadt. Damit wurde dem Träger Nikolauspflege abschließend das Recht zugesprochen, auf dem Dach einen Sinnesgarten für die blinden, sehbehinderten und mehrfachbehinderten Bewohner anzulegen. Die Idee dazu hatte der Künstler und Architekt Wolfgang Zaumseil, der schon eine Reihe ähnlicher Projekte an anderen Standorten der Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen realisiert hat. „Das hier war der Höhepunkt“, beschrieb Zaumseil, wie er den Garten der vier Winde persönlich einordnet. „Großspender und Großunterstützer“ gaben den Ausschlag, dass aus seiner Idee Wirklichkeit werden konnte. Die Aktion Mensch, die 2006 für den Sinnesgarten im engeren Sinne einen Zuschuss in Höhe von 49.500 € gewährte. „Um ihn bauen zu können, musste vorab das Dach saniert und noch einiges mehr gemacht werden“, zeichnete Feser die Entwicklung nach. Das wiederum wäre nie gegangen, so Feser weiter, „ohne zwei Personen, die uns hier maßgeblich gestützt, gefördert und begleitet haben“: Dr. Rolf Rindermann als Vorsitzender des Angehörigenbeirats und Dr. Ernst Schön in seiner Funktion als Kurator der Stiftung Wohnhilfe. Von dort kamen dann nochmals mehr als 100.000 € für Dachsanierung und Schallschutz. Und dann, strahlte Heike Gennat, zuständige Geschäftsführerin der Nikolauspflege GmbH, „ist wirklich explodiert, was hier entstanden ist“. Von den katholischen Frauen über die ev. Lukasgemeinde bis zum türkisch-islamischen Verein hätten sich Menschen verschiedener Religionsgemeinschaften und Altersgruppen beim Helfen und Spenden die Klinke in die Hand gegeben. Nur wenige können stellvertretend für die vielen genannt werden, z.B. der über 80-jährige Kurt Öhlenschläger, der es sich nicht nehmen ließ, fachkundig mit seiner Hände Arbeit am Projekt mitzuwirken. Oder Dr. Ditmar Flothmann, der „unheimlich viele Menschen mobilisiert“ habe. Eine tragende Rolle spielt zudem der Förderverein Aktion Blindeskind e.V., „der im Hintergrund immer am Wirbeln ist“ und auch in diesem Jahr das anschließende Erdbeerfest zu einem vollen Erfolg gemacht hat. „Ich bin glücklich, dass wir diese Einrichtung in Weinheim haben“, meinte OB Heiner Bernhard am Ende seines Grußwortes. Glücklich sei er auch über den großen Zuspruch der Bevölkerung. „Ich würde mich freuen, wenn dieser Leuchtturm noch weiter wächst und strahlt.“ Stefanie Krug, Leiterin Unternehmenskommunikation NIKOAktuell 3/2012 8 Schwerpunkt: Erwachsene Schwerpunkt: Erwachsene 9 Erdbeerfest. s , ist da ren, Mmm ee : Erdb r e k c le eren Erdbe al ochm und n eren! Erdbe Funktioniert a uch ohne Nass: die Körperdusc he. Auch der Oberbürg ermeiste Heiner B r ernhard lä sst es sic nehmen, h nicht persönlic h zu gratu lieren. er ehrenamtlich Viele Stunden r vier den Garten de in d n si it e rb A en. Winde gefloss cken, n, Schme e h c ie R , heißt Fühlen umsonst t h ic n – Lauschen . sgarten“ es „Sinne NIKOAktuell 3/2012 Fotos: Archiv Der Vorstandsvorsitzende D ieter Feser dankt d em scheidenden Vorsitzenden des Angehörigenbeirats Dr. Ro lf Rindermann fü r seine treue Unterstützun g. Der n eue V orsi Angeh örigen tzende des b Münc h wird eirats Gerh ard h der G eschä erzlich von ftsf Genna t begr ührerin He ike üßt. Nikolau spflege ist garten h c a D r : De Endlich t! eröffne Bis auf den letzten Platz besetzt. eln: treich S m u nz ene peute etrag Thera namtlich g t. vor Or re h e e v i l e i e d api ether Hund Die neu gegrün dete Ba „Quers nd umme“ stellt s ich vor. NIKOAktuell 3/2012 Schwerpunkt: Erwachsene Schwerpunkt: Erwachsene mehr möglich, bei einer Aktivität dabei zu sein. Beim ersten gemeinsamen Treffen im Mai konnten wir unseren ehrenamtichen Helfern unseren herzlichen Dank aussprechen. Außerdem bekamen wir wertvolle Hinweise, was Ehrenamtlichen hilft, sich in ihrem Einsatz für die Klienten sicher Das Projekt Freizeit und Ehrenamt in der Nikolauspflege GmbH Abwechslung vom Alltag, neue Eindrücke und Erlebnisse, Begegnungen und Geselligkeit, Bewegung und Aktivität, Erholung und Entspannung, öffentliche Freizeitangebote nutzen, gemeinsam oder alleine seinen Hobbys nachgehen. Was Menschen mit komplexen Einschränkungen in ihrer Freizeit gerne tun, unterscheidet sich nicht wesentlich von dem, was Menschen ohne Behinderung machen. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch in den unterschiedlichen Möglichkeiten, seine Freizeit selbst zu gestalten, selbstständig „Orte des Geschehens“ aufsuchen zu können. Hierin liegt für viele Klienten der Nikolauspflege in Weinheim und Mannheim die eigentliche „Behinderung“. Der Rolli kann zur Spaßbremse werden, und so manche Tür zu neuen Erfahrungswelten bliebe verschlossen, wenn sie nicht durch sehende und unterstützende Begleitung geöffnet würde. Spektakuläre Events müssen es oft gar nicht sein. Für Menschen mit komplexen Einschränkungen sind auch selbstverständlich erscheinende Aktivitäten Highlights. Der „Spaziergang“ an der frischen Luft, ein Besuch im Schwimmbad, sonntags der Gottesdienstbesuch, etwas Leckeres kochen – immer an Personen gekoppelt, die sie (häufig 1:1) begleiten. Aus diesem Grund haben wir in diesem Jahr das Projekt „Freizeit & Ehrenamt“ ins Leben gerufen. Von allem und für jeden etwas dabei Ziel ist es, ein hausübergreifendes abwechslungsreiches Freizeitprogramm zu organisieren NIKOAktuell 3/2012 und dabei den individuellen Wünschen der Einzelnen gerecht zu werden. Selbstredend, dass bei der Ideensammlung auch diejenigen Klienten befragt wurden, die ihre Interessen sprachlich artikulieren können. Die gemeinsame Sammlung deckte ein breites Spektrum ab: Indoor (Hausdisko), Outdoor (Waldspaziergang), Kultur (Theater), Sport (Tanzen, Schwimmen), bis hin zu sehr persönlichen Wünschen, wie regelmäßig das Grab des Vaters besuchen zu können. Personelle Kapazitäten zu organisieren, hausund standortübergreifend gemeinsame Aktivitäten zu ermöglichen, mit einer Art Spürnase stets auf die Suche nach Möglichkeiten zu gehen, wo und wie kulturelle, gesellschaftliche, sportliche und sonstige Freizeitangebote für unsere Klienten zugänglich gemacht werden können – das leisten das Projekteam und die neuen Freizeitkoordinatoren. Zeit schenken und Freude bekommen Wenn dann am Schwarzen Brett neben dem Aushang gemeinsamer Aktivitäten möglichst viele Freiwillige stehen, die unsere Aktivitäten begleiten, dann haben wir ein zweites Ziel erreicht. Denn zielgruppenorientierte Ideenentwicklung, die pädagogische Begleitung, ggf. auch pflegerisch-medizinische Hilfestellungen durch unsere Beschäftigten sind das eine. Helfende Hände sind das andere. Hände, die einen Rollstuhl schieben, den Arm zur sehenden Begleitung reichen und ganz praktisch über sonstige Hürden hinweghelfen können. Die Rechnung ist ganz einfach. Jede Begleitperson zusätzlich macht es einem Klienten Foto: Archiv Nikolauspflege Denn die Freude, die wir geben, kommt zu uns zurück. 11 und bestärkt zu fühlen. In einem Punkt waren alle sofort einig: „Man bekommt so viel zurück!“ Jessica Sauer und Andrea Geffert, Projektgruppe Freizeitgestaltung und Koordination ehrenamtlicher Mitarbeiter Kontakt Andrea Geffert (rechts) Koordination Freizeit & Ehrenamt andrea.geffert@nikolauspflege.de Jessica Sauer (links) Freizeitgestaltung & Fachkraft Förderung/Betreuung jessica.sauer@nikolauspflege.de Telefon (0 62 01) 94 59-0 Mobil (01 62) 2 54 71 66 Telefax (0 62 01) 94 59-77 Eine ehrenamtliche Helferin erzählt: Ich schenke Zeit. Meine Mitmenschen waren mir schon immer wichtig. Und mir war klar, dass ich auch als (nach wie vor) aktive Rentnerin mich nicht selbst in den „Ruhestand setzen“ werde. Bei der Entscheidung, wo und für welche Menschen ich mich ehrenamtlich engagieren möchte, machte mich der Stadtseniorenring Weinheim auf die Nikolauspflege aufmerksam. Seit 2011 verbringe ich hier nun regelmäßig Zeit mit den KlientInnen der Nikolauspflege. Ob Spaziergänge, gemeinsame Vorleserunden oder die Begleitung zum Reha-Sport oder anderen Aktionen außer Haus: diese Begegnungen sind für mich etwas sehr, sehr Wertvolles. Man bekommt so viel zurück. Und ich fühle mich wohl und von den MitarbeiterInnen der Nikolauspflege herzlich aufgenommen. Foto: Archiv Nikolauspflege 10 Erika Arta, 57 Jahre alt, Rentnerin NIKOAktuell 3/2012 Fotos: Archiv Nikolauspflege 12 Schwerpunkt: Erwachsene Ein Tag im Leben von Herrn Z. Foto: Archiv Nikolauspflege „Selbst, Sirup!“ Guten Morgen, von mir aus kann's losgehen! Um 9 Uhr kommt Herr Z. mit lautem „Hallo, guten Morgen!“ in den Förder- und Betreuungsbereich des Franz-Mersi-Hauses in Mannheim. Herr Z. ist ein 25-jähriger Mann, der eine halbseitige Lähmung und schwere Epilepsie hat, nur auf dem linken Auge noch ein kleines bisschen sieht und mit Unterstützung kurze Strecken gehen kann. Überwiegend ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Wenn alle angekommen sind, machen wir unseren Morgenkreis. Wir besprechen, ob jemand krank ist oder Urlaub hat, welche Therapeuten heute kommen und was es zu essen gibt. Wir überlegen, was wir heute tun und welches Wetter ist. Dann beginnt die Begrüßungsmusik und alle bekommen etwas zu trinken. Ich begleite Herrn Z. in den Innenhof. Ich sage, wie schön warm sich doch die Sonne auf der Haut anfühlt und ob er den Unterschied zwischen Sonne und Schatten merkt. Wir bestaunen und befühlen unsere Blumen. Ich erzähle ihm, dass man aus manchen einen Saft herstellen kann, der sehr lecker schmeckt, und frage ihn, ob er NIKOAktuell 3/2012 das heute machen möchte. Sein lautes „Ja“ kommt prompt. Wir holen uns eine Tüte, die Herr Z. sichtlich stolz trägt, und verabschieden uns von den anderen. Wir laufen Richtung Neckar, genießen den Wechsel von Sonne und Schatten und den Wind. Wir hören den Autos zu, und Herr Z. kommentiert die Abgase mit: „Pfui, das stinkt!“ Am Neckar angekommen, bitte ich ihn, mir zu helfen und Ausschau nach großen weißen Blüten zu halten. Wir schlendern am Neckar entlang und beobachten Hasen. Herr Z. zeigt auf sie und sagt: „Kuscheln.“ Ich erkläre ihm, dass dies wilde Tiere sind, mit denen man nicht kuscheln kann, dass aber in zwei Tagen ja wieder unsere Hunde zur Therapie kommen. Ich sehe einen Holunderstrauch, und wir legen einen Endspurt ein, bei dem Herr Z. lachend und klatschend im Rollstuhl sitzt. Am Strauch angekommen, schauen wir uns die Blätter an und riechen an den Blüten. Herr Z. dreht den Kopf weg und sagt: „Das stinkt.“ Ich bitte ihn, mir die Tüte aufzuhalten. Das macht er gern. Herr Z. schaut sich seine Hand genau an. Sie ist gelb vom Blütenstaub. Ich erkläre ihm, was das ist. Dann gehen wir Hände waschen. Wir fahren in die Küche und bringen das Wasser mit dem Zucker zum Kochen. Herr Z. rührt fleißig um. Bis das Wasser kocht, schneiden wir die Zitronen mit Hilfe eines Hobels und eines Fingerschutzes in dünne Scheiben. Ich lege Blüten und Zitronen in einen großen Topf, an dem Herr Z. nun mit großer Begeisterung riecht. Als das Zuckerwasser kocht, schütte ich es über das Blüten-Zitronen-Gemisch. Wieder riecht Herr Z. daran und sagt: „Trinken.“ Ich erkläre ihm, dass der Sirup jetzt mehrere Tage stehen muss, er aber gerne etwas anderes trinken kann. Er möchte die Küche nicht verlassen, sagt immer wieder: „Bleiben, Sirup!“ Auch am nächsten Tag fragt er sofort nach dem Sirup und riecht daran. Als wir den Sirup endlich trinken können, strahlt Herr Z. über das ganze Gesicht und sagt: „Selbst, Sirup!“ Er wirkt sehr stolz. Jessica Peters, Heilpädagogin Förder- und Betreuungsbereich, Franz-Mersi-Haus Eine verlässliche Grundordnung hilft bei der Orientierung. Werkstattbereich des Limeshofs erhält neues Gesicht Umbau legt Potenzial für neue Ideen frei. Mitarbeiter des Limeshofs haben im vergangenen Jahr ein Konzept entworfen, das die Werkstatträume blinden- und sehbehindertengerechter machen soll. Inzwischen ist die Umsetzung im vollen Gang. Neben der farblichen Markierung der Laufwege mit Leitlinien nimmt nun auch die bauliche Unterteilung eines Arbeitsraums konkrete Formen an. Die Regale dienen künftig nicht nur als Stauraum, sondern unterteilen den ehemals sehr großen und weitläufigen Arbeitsraum in kleine und übersichtliche Einheiten. So gibt es mehr Orientierung und Struktur. Die Zuordnung und Beschriftung aller Stau- und Lagerflächen soll für eine verlässliche Grundordnung sorgen. Begleitend hierzu werden viele Elemente der Werkstatt in eine neue Farbstruktur eingebettet. Der stetig wechselnden Auftragslage geschuldet, wurde auch gleich der ehemalige „Schredderraum“ umgebaut. Durch den Wegfall eines Industrieauftrags wurde die Schredderanlage nicht mehr benötigt und der Raum konnte so einer neuen Nutzung zugeführt werden. Immer wieder durch unsere Schulen und auch die vielen interessierten Praktikanten angeregt, fiel die Entscheidung leicht, die frei gewordene Fläche zum neuen „Kreativraum“ umzugestalten. Die ersten Versuche zur Herstellung eines verkäuflichen Eigenprodukts stimmen uns sehr hoffnungsfroh, dass im Kreativbereich noch einiges an wertvollem Potenzial schlummert. Einen anderen Hintergrund haben die neuen Arbeitsangebote in und um die Werkstatt. So entstanden in diesem Jahr u.a. zwei Arbeitsplätze für Besen- und Bürstenbinder, ein breit gefächertes Tätigkeitsfeld in der Hauswirtschaft und neue Aufgabenfelder im Bereich der Bürotätigkeiten. Wir hoffen, dass die neu entstandenen Angebote gut angenommen werden und zu einer bereichernden Vielfalt am Limeshof beitragen. Als kleine Werkstatt stellen uns solche Aufgaben immer wieder vor große Herausforderungen. Daher gilt unser besonderer Dank vor allem denen, die sich hier unermüdlich beteiligen, einbringen oder neugierig mit uns gehen. Wolfgang Bretschneider, Fachleitung Werkstatt NIKOAktuell 3/2012 Foto: Archiv Nikolauspflege Schwerpunkt: Erwachsene Tischtrommel eine angepasste runde Holzplatte liegt, nimmt man diese zuerst als runden Tisch war. Erst bei genauerem Betrachten fällt auf, dass der Tisch verwandelbar ist. Somit wird die Tischtrommel innerhalb der Gruppe als Tisch und Instrument genutzt. Das Rinderfell sorgt für einen warmen, energiereichen Klang mit einem sehr variablen Klangspektrum – von tiefen Basstönen bis zu höheren obertonreichen Klängen. Es ist ein Instrument mit einem hohen Aufforderungscharakter. Besonders in so heterogenen Gruppen wie im Förderbereich bietet sie die Möglichkeit, alle Teilnehmer auf ihrem Entwicklungsstand anzusprechen und abzuholen. Rollstuhlfahrer können problemlos an der Tischtrommel sitzen und mit anderen zusammen musizieren. Das Instrument regt zu aktivem Handeln und – durch seine Kreisform – zur Kommunikation an. Es kann mit einem 15 Schlägel oder den Händen bespielt werden. Beim Spielen mit der Hand bieten sich vielfältige Möglichkeiten. Rhythmen können beidhändig oder mit einer Hand gespielt werden. Das Arbeiten mit allen Fingern, mit einzelnen Fingern, mit der Faust, der flachen Hand, dem Handrücken, dem Handballen, den Fingerkuppen oder Ellenbogen bietet sich an. Die Rhythmen können sowohl in der Geschwindigkeit als auch in der Stärke variiert und mit Sprache verbunden werden. Rhythmus und Taktgefühl können durch das unmittelbare Erleben am großen Trommeltisch leicht erlernt werden. Rasch entsteht über das Trommeln spielerische Kommunikation und ein Wir-Gefühl. „Schwingungen, Emotionen, Farben in magischem Rhythmus“, das trifft es wirklich sehr gut. Ralf Friton, Heilerziehungspfleger Limeshof Welzheim Was für eine Freude! Wo Sprache aufhört, da fängt Musik an. Arbeitsbegleitende Maßnahmen in der Werkstatt des Limeshofs Afrikanisches Trommeln. „Schwingungen, Emotionen, Farben in magischem Rhythmus.“ „Die Musik ist eine Sprache jenseits der Worte, sie ist universell. Sie ist die schönste Kunst, die es gibt, sie schafft es, den menschlichen Körper leibhaftig in Schwingungen zu versetzen. (…) Das geht im Inneren des Körpers vor sich. Es sind Noten, die anfangen zu tanzen. Wie Kaminfeuer. Das Feuer, das rhythmisch groß, klein, groß, schneller, langsamer wird. (...) Schwingungen, Emotionen, Farben in magischem Rhythmus.“ NIKOAktuell 3/2012 Dieses Zitat von Emanuelle Laborit, einer gehörlos geborenen Schauspielerin, die erst mit sechs Jahren durch die französische Gebärdensprache zu kommunizieren lernte, trifft sehr gut auf das Klangspektrum der Tischtrommel zu. Unsere Tischtrommel steht im „Blauen Raum“ des Förder- und Betreuungsbereichs, einer der sechs Fördergruppen des Limeshofs. Da auf der Foto: Archiv Nikolauspflege Die Tischtrommel als Kommunikationsmittel bei blinden, sehbehinderten und mehrfachbehinderten Menschen Im November 2012 sind wir zu siebt miteinander durchgestartet, um den Arbeitsalltag in unserer Werkstatt mit afrikanischen Rhythmen und afrikanischer Lebensfreude anzureichern. Dabei hat uns am Anfang für einige Einheiten Thomas A. Eyison begleitet. Er ist professioneller Tänzer, Trommler und Sänger aus Ghana/Westafrika. Er hat uns seine Kpanlogos (Trommeln, ähnlich wie Kongas) leihweise zur Verfügung gestellt. Einmal pro Woche klingen unsere Trommelrhythmen durch die Werkstatt und sorgen bei unseren Kolleginnen und Kollegen für Aufhorchen. Mit Spaß und Körpereinsatz sind wir dabei und freuen uns, dass wir nach dem ersten mehrwöchigen Workshop seit Mai 2012 regelmäßig miteinander trommeln können. Erika Gelse, Gruppenleitung im Arbeitsbereich Limeshof NIKOAktuell 3/2012 Fotos: Archiv Nikolauspflege 16 Schwerpunkt: Erwachsene Freizeit in Berlin vom 31.5. bis zum 4.6.2012 Berlin! Berlin! Wir waren in Berlin! Fünf Klienten aus Mannheim und Weinheim und drei Mitarbeiter nahmen das Louis-BrailleFestival der Begegnung zum Anlass, um ein verlängertes Wochenende in Berlin zu verbringen. Von Anfang an herrschte auf der langen Reise nach Berlin ausgezeichnete Stimmung. Wir vertrieben uns die Zeit mit unserem schier unerschöpflichen Repertoire an Liedern. Für jeden Geschmack war etwas dabei von Kinder- über Volkslieder bis zu moderner Musik. Eine längere Pause legten wir nach über 300 km in Weimar ein und besuchten dort das Schillermuseum. Besonders schön war, dass wir eine kleine Box mit Tastmaterialien zur Verfügung gestellt bekamen. Für unser Erinnerungsalbum haben wir sogar ein paar Proben bekommen. Am Freitag erkundeten wir die ersten Sehenswürdigkeiten auf eigene Faust. Wir hatten großes Im Bus singt es sich ganz hervorragend! NIKOAktuell 3/2012 Glück und konnten auch ohne Voranmeldung den Reichstag besuchen. Dort bekamen wir über Kopfhörer die Stadt und den Bundestag erklärt, während wir die Glaskuppel erklommen. In direkter Nachbarschaft des Reichstages befindet sich das Brandenburger Tor, dessen Größe wir am eigenen Körper spürten. Nicht einmal ein Viertel einer Säule konnten wir umfassen! Bevor es zum Festival ging, besuchten wir noch das jüdische Mahnmal, das aus über 2.000 Steinen in Kubusform besteht. Auch hier konnten wir uns unser eigenes Bild machen. Pünktlich zur Ankunft der Tandem-Sternfahrer waren auch wir beim Louis-Braille-Festival und begrüßten die über 100 Gespanne mit donnerndem Applaus. Nach der offiziellen Eröffnung erkundeten wir die Angebote und verweilten bei den Exponaten verschiedener blinder Künstler, die wir im wahrsten Sinne des Wortes erfassen konnten. Der krönende Abschluss des Tages war ein Comedy-Abend im Tempodrom, der uns sehr zum Lachen brachte! Am Samstag starteten wir erst etwas später in den Tag. Von dem reichhaltigen Musikprogramm auf dem Festival ließen wir uns mitreißen. Dann folgte auch schon das nächste Highlight: das Länderspiel im Blindenfußball Deutschland gegen die Türkei. Auch hier bekamen wir die Kommentare auf die Ohren. Die Besucher waren von der Dynamik des Spiels beeindruckt. Die blinden Musiker aus München spielten die beiden Nationalhymnen. Da unsere Klientin Frau Sabrina Giessen eine Musikerin kannte, ermöglichten wir ihr einen kleinen Plausch unter alten Freunden. Kieck ma, det muss ick erst ma ableuchten, wa? Auch am Samstag erkundeten wir Berlin. Auf dem Programm standen die neue Wache, der Berliner Dom und das alte Museum mit verschiedenen Plastiken in einem wunderschön angelegten Garten, die wir uns „anschauten“. Ausklingen ließen wir den Tag bei einem gemütlichen Restaurantbesuch. Danach besuchten wir auf Wunsch von Martin Weiher den Checkpoint Charly. Dort machten wir ein sehr teures Foto! Wir liefen an ein Stück der Berliner Mauer, kauften ein paar Mitbringsel für die Daheimgebliebenen und einige Andenken für uns. Martin Weiher freute sich sehr, auch noch einige Trabanten anfassen zu dürfen! Am Montag hieß es Abschied nehmen von Berlin und ab in den Bus auf die lange Heimreise. Alle waren sich am Ende einig, dass es zwar anstrengend, aber vor allem ereignisreich und sehr schön gewesen war. Es war bestimmt nicht unser letzter Besuch in Berlin – das nächste Mal möglichst mit besserem Wetter! Maike Ghalami, Leiterin Tagesstruktur Paul-undCharlotte-Kniese-Haus Auch ein Eindruck vom jüdischen Mahnmal gehört zum Programm. Christian Laier, Leiter Tagesstruktur, Franz-Mersi-Haus Anne Scheler, FSJ, Paul-und-Charlotte-Kniese-Haus NIKOAktuell 3/2012 18 Schwerpunkt: Erwachsene Schon viel erreicht und weiterhin viel vor: Anfang 2002 wurde der Förderverein Limeshof gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wurde Günther Kunzi gewählt. Die inhaltlichen Ziele wurden zunächst vorsichtig gesteckt. Schließlich war gerade in der Anfangsphase nicht absehbar, wie viele Mittel der Förderverein einnehmen würde. Zu Beginn wurden deshalb Ferienfreizeiten mit begrenzter Teilnehmerzahl so unterstützt, dass ein besonderer Ausflug oder ein schönes Essen für die Teilnehmer vom Förderverein übernommen wurde. Bald kamen Anfragen für Anschaffungen hinzu. Ob dies ein Beitrag zum Grillplatz, zu Sportgeräten oder die Rollstuhlwaage waren: Mit steigenden Einnahmen konnte der Förderverein immer besser helfen. Die Mitgliederzahl stieg, vor allem durch die vielen Kontakte und Aktivitäten von Günther Kunzi, schnell an. Im Lauf der Jahre wurden es 100 Mitgliedschaften. Hinzu kamen Einzelspenden und Erlöse aus einzelnen Veranstaltungen. Die Vorstandsmitglieder und weitere Angehörige unterstützen die Arbeit des Limeshofs auch tatkräftig bei Veranstaltungen wie dem Welzheimer Sommerfest. Nach der Gründung des Cafés „Limo“ am Limeshof unterstützte der Förderverein verstärkt laufende Freizeitaktivitäten. Die Leiterinnen des Limo entwickelten zusammen mit Frau HofmannPfeiffer vom Förderverein Ideen für vielfältige Abwechslungen unter der Woche. Das Angebot umfasste Kochen, Walking, Selbstverteidigung, den Besuch von Hunden, Kino- und Stadionbesuchen und vieles mehr, immer begleitet von Betreuern. Der Förderverein übernahm hierfür wesentliche Teile der Kosten. Leider haben personelle Engpässe dazu geführt, dass dieses Angebot so nicht aufrechterhalten werden konnte. Der Förderkreis Limeshof, wie NIKOAktuell 3/2012 Foto: Archiv Nikolauspflege 10 Jahre Förderkreis Limeshof. Jetzt Facebook-Fan der Nikolauspflege werden! http://www.facebook.com/#!/Nikolauspflege „Hallo, ich finde Eure neue Seite total klasse. Weiter so!“ Information – Vorträge – Hilfsmittel 10.00 – 17.00 Uhr, Treffpunkt Rotebühlplatz www.fachmesse-besser-sehen.de Simone Alt (17. Mai) Der Förderverein unterstützt, wo er kann. er jetzt heißt, möchte hier wieder anknüpfen und rennt damit beim Limeshof offene Türen ein. Aktivitäten, die den Klienten Freude machen, finden sich schnell, doch Betreuer werden noch gesucht. Des Weiteren wurden auch in jüngerer Zeit Anschaffungen wie das bekannte rote Sofa im Eingangsbereich, ein wichtiger Treffpunkt für alle Bewohner, übernommen. Weitere Ideen und Projekte, die bis hin zu Umbaumaßnahmen gehen können, werden mit der Leitung des Limeshofs diskutiert. Wenn sie für die Klienten eine Bereicherung darstellen, wird versucht, sie zu realisieren. Gerne will der Förderkreis hierfür Firmen zur Unterstützung gewinnen. Wichtig ist dem Förderkreis, dass jeder Klient ein persönliches Weihnachtsgeschenk erhält – in der Summe ein großer Ausgabenposten für den Förderkreis und ein guter Anknüpfungspunkt für Firmen. Aber auch die Unterstützung von Projekten ist denkbar. Schließlich wünschen sich die Mitglieder des Förderkreises eine noch breitere Unterstützung durch Angehörige. Gewinner sind am Ende die Klienten. Hans Allmandinger, Vorsitzender des Fördervereins Fotos: Archiv Nikolauspflege Rundblick Gerd Weimer übt sein neues Amt als Landesbehindertenbeauftragter unabhängig vom Regierungsauftrag und als ehrenamtlicher Mittler zwischen allen Fronten aus. Das unterscheidet ihn von seinen Vorgängern. Das macht ihn landauf, landab zum gefragten Gast bei Trägern wie der Nikolauspflege. Und das weckt Hoffnung, dass hier einer ins Spiel kommt, der seinen Auftrag mehr über einen Vormarsch der Fachlichkeit als über den Rückzug auf Sachzwänge definiert. In diesem Sinne ist er gekommen, um sich über die Arbeit der Nikolauspflege zu informieren. Seine wichtigste Informationsquelle: Mit denen sprechen, um die es geht. Hören, was sie selbst zu sagen haben. Verstehen, wie sich die Situation für sie persönlich darstellt. Gerd Weimer im Gespräch mit Kindern der Betty-Hirsch-Schule. Landesbehindertenbeauftragter Gerd Weimer besucht die Nikolauspflege Fachlich versierte und korrekte Beratung für alle. „Für Leute, die nicht sehen können, ist Radio wie Fernsehen“, erklärt der kleine Till dem seit September 2011 amtierenden Landesbehindertenbeauftragten bei seinem Besuch in der Betty-Hirsch-Schule. Sein Berufswunsch steht auch schon fest: Radiosprecher will er werden. Mit flinken Fingern zeigt er Gerd Weimer, wie er die Elotype bedient. Mit diesem Gerät überträgt er in Punktschrift, was sehende Kinder in Schwarzschrift festhalten. „Wolltest du nicht lieber daheim in die Grundschule gehen?“, will Weimer von ihm wissen. „Nein“, antwortet Till. „Ich will das hier machen, das ist besser NIKOAktuell 3/2012 für mich.“ Wer hat das entschieden? Läuft das nicht dem Inklusionsgedanken zuwider? Sollte man da nicht andere Zukunftsszenarien erarbeiten, die wohnortnah in der Regelschule liegen? Ja und nein, antwortet Dieter Feser, der Vorstandsvorsitzende der Nikolauspflege. Und je mehr Gerd Weimer bei seinem Besuch der Nikolauspflege am Kräherwald mit den Schülern, Azubis, Lehr- und Betreuungskräften in Kontakt kommt, umso deutlicher wird, warum eindimensionale Lösungen sicher nicht im Interesse der Betroffenen liegen. „Inklusiv heißt: Alle im Blick haben.“ „Ich habe den Eindruck, dass Sie sich ganz bewusst für diesen Ort entschieden haben, weil Sie sich hier wohlfühlen und weil Sie hier gut betreut werden“, eröffnet Weimer das Gespräch mit einer Gruppe von älteren Schülern und Auszubildenden. Aber: Ist das nicht sehr exklusiv? Was halten die jungen Leute von Inklusion? Und dann erfährt er der Reihe nach, was diejenigen erlebt haben, die Erfahrungen an Regelschulen Der kleine Till erklärt, wie er an der Elotype mit der Punktschrift arbeitet. 21 Geschichten, die das Leben schrieb. Weimer lässt sie sich am liebsten direkt von den Betroffenen erzählen. gemacht oder versucht haben, auf eigene Faust einen Ausbildungsplatz zu finden. Dabei wird deutlich: Es gibt viele Möglichkeiten und sehr unterschiedliche Wege. Aber keinen ohne Unterstützung. Wenn die spezifische Kompetenz in Sachen Blindheit und Sehbehinderung fehlt, vom Fundament des Lesens und Schreibens bis hin zu den lebenspraktischen Fähigkeiten, ist die Gefahr des Scheiterns groß. Weimer ist ein Befürworter des uneingeschränkten Wunsch- und Wahlrechts für Eltern, welchen Weg sie mit ihrem Kind gehen wollen. Dann findet er die Einbindung in den Regelbetrieb sehr erstrebenswert. Allerdings: „Nur mit intensivster Beratung. Das muss Voraussetzung sein: fachlich versierte, saubere und korrekte Beratung schon vor der Entscheidung für einen Lernort.“ Genau da hakt es im Moment noch ziemlich oft. Vor allem bei Menschen mit Sehbehinderung wird leicht unterschätzt, dass es mit Hilfsmitteln allein nicht getan ist. „Was ich da heute gesehen habe, hat mich sehr überzeugt“, meint Weimer abschließend, angefüllt mit lebendigen Eindrücken für die politische Gremienarbeit. Stefanie Krug, Leiterin Unternehmenskommunikation NIKOAktuell 3/2012 22 Rundblick Interdisziplinäres Know-how Arbeitsplatzberater Das NIKOSehzentrum LowVisionBerater Beratung, Hilfsmittel und Schulung. Was die Ratsuchenden besonders beeindruckt, ist die Kompetenz der Mitarbeitenden und die Zeit, die wir für ihre Sorgen und Nöte aufbringen. Immer wieder werden wir Zeugen von tiefer Freude, wenn ein Mensch mit einem Hilfsmittel wieder etwas mehr wahrnehmen kann, vielleicht wieder einem Hobby nachgegangen werden kann oder das Lesen eines Textes gelingt. Dazu ist manchmal mehr nötig als eine Lupe: Im NIKOSehzentrum haben wir die ganze Vielfalt der Hilfsmittel einschließlich verschiedener Arbeitsplatzausstattungen herstellerunabhängig in vielen Varianten direkt nebeneinander zum Test bereitgestellt. Manchmal gibt die passende Beleuchtung noch den Kick zur Verbesserung des Leseflusses oder eine Lupenbrille zeigt sich als das derzeit richtige Mittel der Wahl. Neben der Hilfsmittelberatung, -versorgung und -schulung bieten wir auch das Training zum Langstock an. Ob zuhause oder am Arbeitsplatz – im eigenen Umfeld werden die Stocktechniken gelernt und dabei gleich die wichtigen Wege eingeübt, um sich weiterhin selbstständig im öffentlichen Raum bewegen zu können. Ergänzen können wir dieses Angebot, das von den Krankenkassen finanziert werden kann, auch durch weitere Hilfen in der häuslichen Lebensführung. Umfassende Qualität aus einer Hand Von der Beratung über die Abstimmung mit den Ärzten, Krankenkassen und anderen Leistungsträgern können die Ratsuchenden sich beim NIKOSehzentrum bis zur Versorgung mit den passenden Hilfsmitteln oder der Arbeitsplatzausstattung gut begleitet wissen. Zum Jahresbeginn konnte das NIKOSehzentrum das Präqualifizierungsverfahren der Krankenkassen positiv abschließen und ist somit anerkannter Hilfsmittellieferant mit einem Gütesiegel. Außerdem bieten wir Informationsveranstaltungen zu Augenerkrankungen und Hilfsmitteln an und schulen Fachkräfte anderer sozialer Dienste und Beratungsstellen. Sozialpädagogen Wie groß die Freude sein kann, wenn man etwas bereits verloren Geglaubtes wiederbekommt! NIKOAktuell 3/2012 EDVDozent Augenoptikmeisterin und Senioren. Manche sind gerade mal 55 plus, andere rüstige Rentnerinnen und Rentner, die zuhause einen Arbeitsplatz haben und passende Vergrößerungssoftware benötigen. Menschen jenseits von 80 werden ebenfalls immer wieder im NIKOSehzentrum angetroffen. Neue Lösungen zur Finanzierung gefragt Im Rahmen des Projektes „Sehen im Alter“ gehen wir aktuell der Frage nach, wie bestehende und neue Angebote der Nikolauspflege gut und sinnvoll anzulegen sind. Dabei ist unsere langjährige Erfahrung in der Senioren-Beratung eine wichtige Grundlage. Von zentraler Bedeutung sind auch die Kooperation mit anderen Anbietern und die Vernetzung im sozialen und kommunalen Das Markenzeichen des NIKOSehzentrums: Guter Service. Intensive Beratung. Zeit fürs Gespräch. Rehabilitationskräfte Bereich. Ein gutes Beispiel dafür ist die diesjährige Fachmesse Besser Sehen. Gruppe der Älteren wird immer größer Großes Kundenspektrum Wir beraten Schülerinnen und Schüler mit Eltern oder Lehrkräften, Menschen, die ganz normal ihrer Arbeit nachgehen, aber aufgrund ihrer Augenprobleme manchmal nur noch mühsam ihr Arbeitstempo halten können, Auszubildende und Teilnehmende von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen und vor allem Seniorinnen Hilfsmittel beraterinnen Selbstbetroffene Fotos: Archiv Nikolauspflege Im vergangenen Jahr haben mehr als 2.000 Menschen die fachkundige Beratung des NIKOSehzentrums in Stuttgart in Anspruch genommen. Manche kommen nur einmal zur Beratung, andere mehrmals, bis sie das Passende gefunden haben. Viele sind schon lange im Kontakt mit dem NIKOSehzentrum und werden im Rahmen einer altersbedingten fortschreitenden Augenerkrankung über Jahre hinweg begleitet. Bereich Hilfsmittel Die Nikolauspflege leistet mit dem NIKOSehzentrum einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Menschen mit Sehproblemen im Gesundheitsund Reha-Bereich. „Den Menschen sehen“ ist dabei der Leitsatz. Dies ist Anspruch und Herausforderung zugleich. Notwendige Voraussetzung ist Zeit für gründliche und umfassende Beratung und Diagnostik – dafür gibt es jedoch keine finanziellen Mittel und jeder erwartet diese Leistung kostenfrei! Kein normales Optiker-Fachgeschäft hält aus Kostengründen ein solch interdisziplinäres Team vor. Auch soziale Dienstleister wie die Nikolauspflege prüfen und entscheiden immer wieder neu, ob und was wir betroffenen Menschen an Leistungen anbieten können. Die Beratung gerade für ältere Menschen und ihre Angehörigen wird immer stärker nachgefragt. Um dies auch zukünftig leisten zu können, braucht es neue Wege der Refinanzierung. Hier sind wir in einem Feld, das es weiter zu sichern gilt, auch mit Hilfe von Freunden und Förderern, die dieses wichtige Angebot durch private Spenden oder institutionelle Zuwendungen mit unterstützen. Brigitte Jegler, Leiterin NIKOSehzentrum Rundblick Rundblick 25 Tag des Sehens am Städtischen Klinikum in Karlsruhe Viel Zuspruch für die Nikolauspflege. Foto: Archiv Nikolauspflege Foto: Archiv Nikolauspflege 24 Neue Hilfsmitteltechnologien im NIKOSehzentrum Scan2Voice. Im Bereich der Textvorlesesysteme für sehbehinderte und blinde Menschen hat sich seit letztem Jahr einiges getan. Die Hersteller gehen mehr und mehr weg von der klassischen Scanner-Einbindung zum Erfassen von gedrucktem Lesegut wie Briefe, Zeitungen, Bücher oder Magazine. Dank immer höher auflösender Digitalkameras wird sicher schon bald überwiegend von schnellen, sehr portablen speziellen Digicams abfotografiert und dann in vorlesbaren Text umgewandelt. Die USB-Digitalkamera wird üblicherweise an ein Notebook oder einen PC angeschlossen, auf welchem dann die Steuerungs- und Vorlesesoftware installiert wird. Seit letztem Sommer haben wir im NIKOSehzentrum das offene Textvorlesesystem Scan2Voice (sprich „Scan to Voice“) zur Ansicht und zum Testen dauerhaft in der Beratung. Es ist nicht das einzige System seiner Art am Markt, aber das einzige mit einer wirklich interessanten Möglichkeit für Menschen, die ein Restsehvermögen haben: Mit Hilfe der Maus können z.B. bei einer NIKOAktuell 3/2012 Tageszeitung einzelne Artikel umrahmt werden. Damit wird nur dieser gewählte Ausschnitt erfasst und vorgelesen. Und dies geschieht nach Start des Vorgangs innerhalb von drei Sekunden! Vergleichbare Systeme erfassen bislang lediglich das gesamte Lesegut unter der Kamera und machen so gerade das gezielte Lesen einzelner Artikel unmöglich, da immer auch andere Artikel mit erfasst werden. Die Kamera wiegt inklusive dem klappbaren Stativ ein Kilo, das macht sie sehr geeignet als mobile Lösung. Ansgar Andert, Hilsmittelberater, NIKOSehzentrum Gerne kann man im Reha-Fachgeschäft einen Termin für eine ausführliche Beratung dieses innovativen Hilfsmittels vereinbaren. Telefon (07 11) 65 64-860 Das bereichsübergreifende Team der Nikolauspflege vor Ort. Orientierungs- und Mobilitätstrainer Michael Dietz, Manuel und Hatice Bucher beim Bürsten- und Besenverkauf sowie Axel Hilfenhaus, Leiter des BBW Stuttgart. Für die meisten Menschen ist es völlig selbstverständlich, die Welt vorwiegend visuell wahrzunehmen. Nicht so für blinde und sehbehinderte Menschen. Was aber trotz Erblindung oder Sehbehinderung alles möglich ist, wenn die richtigen Hilfsmittel zum Einsatz kommen und berufliche Qualifizierungen greifen, konnten die zahlreichen Besucher am „Tag des Sehens“, am 2. Juni bei unserer gemeinsamen Öffentlichkeitsveranstaltung im Städtischen Klinikum Karlsruhe erfahren. Stark besucht waren die medizinischen Fachbeiträge, die Prof. Dr. Augustin und seine Kollegen auch für blinde Menschen anschaulich vortrugen und für regen Austausch sorgten. Beim Ertasten von Gegenständen, Riechen von Gewürzen sowie beim Hör-Memory und Tischballspiel unter der Augenbinde erlebten Sehende für eine kurze Zeit, dass man mit geschlossenen Augen sehr wach sein kann. Große Resonanz erfuhr das Haus des Blindenhandwerks mit seinen hochwertigen und langlebigen Bürsten. „Die kann man auch für empfindliche Böden verwenden“, stellte ein Besucher beim Anfassen überzeugt fest. Tamara Niemes, Regionalstelle Rheinland-Pfalz NIKOAktuell 3/2012 26 Rundblick Neue stellvertretende Schulleiterin an der Königin-Olga-Schule Foto: Jennifer Räpple Bringt Offenheit nach außen und neue Ideen. Am Samstag, den 23. Juni, setzte die Königin-Olga-Schule für blinde, sehbehinderte und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche ihre neue stellvertretende Schulleiterin offiziell ins Amt ein. Zum Stehempfang waren im Vorfeld des alljährlichen Schulfestes das Kollegium, Eltern und Freunde des Hauses zusammengekommen. Dass Tanja Simone Pillmann sehr bewusst ihrer Wege geht, hat sie bereits 2005 beim ersten Kontakt mit der Schule bewiesen. Damals bewarb sich die ausgebildete Grundschullehrerin bei der Königin-Olga-Schule um einen Praktikumsplatz, obwohl sie auch sofort in den Schuldienst hätte eintreten können. Das Praktikum sei offensichtlich so eindrucksvoll gewesen, dass sie sich zu einem zweijährigen Studium der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik entschloss, zeichnete Schulleiter Winfried Bendig den Weg der letzten Jahre nach. Den Kontakt zur Schule habe sie gehalten, bis sie 2008 eine feste Stelle bekam, und gleich noch ein Erweiterungsstudium Frühförderung draufgesetzt. So viel theoretische Fundierung ist bei der Nikolauspflege sehr willkommen. Vor allem, wenn jemand dann auch noch die Fähigkeit zur praktischen Umsetzung besitzt. „Sie hat immer neue Impulse ins Haus gebracht, von den Kleintieren bis zur Schülerzeitung mit Hörbuchausgabe, die bislang jedes Jahr einen Sonderpreis bekommen hat“, so Bendig. „Ich finde das richtig super, freute sich Elternvertreterin Hoffmann über den Zuwachs in der Leitung. Sie habe Tanja Pillmann „als sehr kreativ und sehr engagiert kennengelernt“ und sei zuversichtlich, „dass sie diese Kreativität auch bei den neuen Aufgaben im Verwaltungsbereich behalten kann“. Als Leiterin des Geschäftsbereichs Schulische Bildung unterstrich Anne Reichmann mit den besten Wünschen: „Sie übernehmen damit auch große Verantwortung fürs Ganze und die Weiterentwicklung unserer Fachlichkeit.“ Nebenbei fiel hier noch ein großes Lob für den langjährigen Schulleiter ab: „Eine solche Schulgemeinschaft wie an der Königin-Olga-Schule muss man erst einmal hinkriegen“, so Reichmann. Tanja Pillmann ließ keinen Zweifel daran, dass sie sich diesen Schritt genauso gut überlegt hat wie seinerzeit den ersten. Sie gehe mit viel Motivation an ihre neuen Aufgaben heran und wolle diese auch in Zukunft mit viel Freude erfüllen. „Das gewachsene Wissen und das gewachsene Vertrauen lassen mich auf eine gute Zukunft hoffen“, meinte sie in ihrer kurzen Dankesrede, bevor sich die Gesellschaft im bunten Treiben des gemeinsam von Lehrern und Eltern ausgerichteten Schulfestes auflöste. Alle Vorzüge eines Bildschirmlesegerätes genießen – wo auch immer Sie gerade sind Die neue Generation der Bildschirmlesegeräte. Das mobile VisioBook Bildschirmlesegerät ist klein wie ein Notebook und leistungsstark wie ein herkömmliches Bildschirmlesegerät. Dank ausgeklügeltem Klappmechanismus lässt es sich sekundenschnell auf- und wieder abbauen. Es vergrößert überall und stromunabhängig für 5 Stunden die Bücher, Magazine und Zeitschriften, die Sie interessieren. Danach verstauen Sie es und es steht nicht mehr im Weg. BAUM Retec AG In der Au 22 D-69257 Wiesenbach Telefon: 0 62 23 / 49 09 - 0 Fax: 0 62 23 / 49 09 - 399 neue Klasse tragbarer Lesegeräte sehr leicht, daher tragbar und mobil 5 Stunden Akkulaufzeit in wenigen Sekunden betriebsbereit und verstaut einfache und intuitive Bedienung sehr modernes und zeitloses Design HD-Kamera für Fern- und Nahbereich E-Mail: info@baum.de Internet: www.baum.de Stefanie Krug, Leiterin Unternehmenskommunikation Produkte und Dienstleistungen für Blinde und Sehbehinderte NIKOAktuell 3/2012 28 Rundblick Rundblick Zum wiederholten Male wertvolle Hilfe von STAR CARE e.V. : Fitness für alle! Ab sofort können Schülerinnen und Schüler des Hauses am Dornbuschweg und der Betty-HirschSchule unter Anleitung Muskeln und Bewegungsabläufe trainieren, Geräte ausprobieren und natürlich Spaß haben. Das ist alles andere als selbstverständlich, wenn man nur schlecht oder gar nicht sehen kann und zudem in seinen Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt ist. In den letzten beiden Schuljahren besuchte Claudia Steigleder, Fachlehrerin im K-Gebäude Haus am Dornbuschweg, mit einer kleinen Schülergruppe ein öffentliches Fitnessstudio. Schnell war sichtbar, welche Vorteile die Bewegung auf den verschiedenen Geräten für die Jugendlichen bringt. Ebenso sichtbar waren Fortschritte in Ausdauer, Beweglichkeit und Wahrnehmung des eigenen Körpers. So entstand der Wunsch, einen eigenen Fitnessraum einzurichten, damit öfter trainiert werden kann und wertvolle Zeit nicht mit Autofahren verbracht wird. Zudem wird beim Besuch eines Studios mehr Personal zur Begleitung benötigt als in den eigenen und vertrauten Räumen. Es wurden Geräte ausgesucht, die den Anforderungen Weitere Infos über die Initiative STAR CARE e.V. finden Sie hier: http://www.starcare.de/stuttgart/ NIKOAktuell 3/2012 Fotos: Archiv Nikolauspflege Dank einer großzügigen Spende über 15.000 Euro von STAR CARE e.V. konnte am 20.06. der Fitnessraum für blinde, sehbehinderte und mehrfachbehinderte Schülerinnen und Schüler bei der Nikolauspflege am Kräherwald eingeweiht werden. 29 Gemeinsam wurde die neue „Mucki-Bude“ am 20.06. offiziell in Betrieb genommen. Auch der Vorstandsvorsitzende Dieter Feser ließ es sich nicht nehmen, den beiden Vertretern von STAR CARE e.V. persönlich zu danken. Viele Schüler waren gekommen, um ebenfalls Danke zu sagen und zu demonstrieren, was sie an den Geräten bereits leisten können. Gabi und Volker Stauch zeigten sich begeistert und packten gleich selbst mit an beim Einweisen, Festgurten und Hilfestellung-Geben. Wir sagen nochmals herzlich Danke! Sabine Lebherz, Referentin der Geschäftsbereichsleitung Schulische Bildung Danke, wir freuen uns so! Erneuerung der Heiz- und Warmwasseranlage am Standort Kräherwald Nachhaltig und ökologisch wirtschaften. Jetzt kann auch in den eigenen Räumen trainiert werden. unserer Schüler am besten gerecht werden und so auch für Kinder und Jugendliche mit körperlichen Einschränkungen nutzbar sind. Besonders freuen wir uns deshalb über die großzügige Spende, ohne die dieses Angebot nicht zu realisieren gewesen wäre. STAR CARE e.V. unterstützt die Nikolauspflege schon seit Jahren, insbesondere das Haus am Dornbuschweg und die Betty-Hirsch-Schule. So zählen mittlerweile Gabi und Volker Stauch, Vorstand von STAR CARE e.V. , zu den guten Freunden des Hauses, denen das Wohlergehen und die Förderung von Menschen mit Einschränkungen persönlich sehr am Herzen liegen. Seit 2010 wird die Heizanlage am Kräherwald in mehreren Bauabschnitten grundlegend saniert. Die zentrale Heizanlage stammt aus den 1970er-Jahren und versorgte zehn Gebäude am Standort mit Wärme und warmem Wasser. Sie war in die Jahre gekommen und aus heutiger Sicht unwirtschaftlich worden. Die große Anlage lief das ganze Jahr hindurch, um warmes Wasser zu erzeugen, das durch lange Strecken transportiert wird und damit zusätzlich Energie kostet. Deshalb musste ein neues modernes Energie- und Versorgungskonzept entwickelt werden. Das neue Konzept sieht vor, die Warmwasserversorgung außerhalb der Heizperiode zu dezentralisieren und auf die einzelnen Gebäude zu verlagern, um den großen Heizkessel in dieser Zeit abschalten zu können. Durch diese Investition werden mittel- und längerfristig deutliche Energie-Einsparungen erwartet. Durch den Einbau einer Solaranlage zur Erzeugung des warmen Trinkwassers auf dem Dach des I-Gebäudes wird der Einstieg in umweltschonende Energiegewinnung vollzogen. Die Nikolauspflege übernimmt damit auch gesellschaftliche Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft. Leider sind die einsetzbaren Mittel begrenzt und es können nicht alle Gebäude auf die gleiche Weise ausgestattet werden. Die Anlagen wurden aber so vorgesehen, dass Solaranlagen bei vorhandenen Mitteln leicht nachgerüstet werden können. Vielleicht finden wir ja auch Spender, die das Bestreben der Nikolauspflege hinsichtlich der guten Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen in Verbindung mit nachhaltigem und ökologischem Wirtschaften unterstützen. Winfried Rullof, Leiter Immobilienmanagement NIKOAktuell 3/2012 30 Spenden Spenden Danke Freunde und Förderer. Tastbare Hilfsmittel sind oft teuer. Umso größer ist die Freude über das Geschenk. Mit den Fingern einmal um die Welt. Blindengloben für die Betty-Hirsch-Schule Am 16. Februar war nochmal Weihnachten für die Schülerinnen und Schüler der Betty-HirschSchule. Genau passend, als alle Schüler zur Präsentation ihrer Schulprojekte versammelt waren, gab es nachträgliche Bescherung. Zwei lang erwünschte Blindengloben im Wert von je 900 Euro! Diese wurden anstelle von Weihnachtspräsenten für die Kundschaft von den Firmen Printworks und Bitsteps den Kindern und Jugendlichen der Betty-Hirsch-Schule überreicht. Dafür gab’s dann für die Geschäftsführer der beiden Firmen eine abwechslungsreiche Vorführung aus der Kreativwerkstatt der Schule. Ganz herzlichen Dank für diese tolle Spende! PS: Achtung, Achtung, schon dran gedacht? Auch dieses Jahr kommt Weihnachten wieder ganz überraschend am 24.12. Also nicht vergessen ... NIKOAktuell 3/2012 31 für Ihre Hilfe. Lauter grüne Daumen Dank Futurino Azubis helfen Azubis In New York hat’s ihn schon gegeben, in London und Berlin. Ende April hat der erste Tweed Run in Stuttgart stattgefunden. Dabei fahren die Teilnehmer, in edlem Tweed gekleidet, eine anspruchsvolle Fahrradtour vom Marktplatz bis zum Schloss Solitude. Organisiert wird der Stuttgarter Tweed Run von dem Verein Stuttgart Charity Society, der sich in diesem Jahr gegründet hat. Und das Beste: Ein Teil des Erlöses geht an die Nikolauspflege! Auch ihre erste Verschnaufpause haben die fröhlichen Radfahrer im Schwarzmarkt bei der Nikolauspflege eingelegt. Hier gab es kühle Getränke, Eis und köstlichen Kaffee der Kaffeerösterei Fröhlich. Vielen Dank, dass wir Gastgeber sein durften! Nicht nur der Scheck von Futurino ist groß, sondern auch die Spende. Im EnergyLädle der EnBW hat man auch Power für dauerhafte Unterstützung der Nikolauspflege. Um das Verständnis für Natur und Umwelt zu fördern, stellt die Initiative „Projekt Futurino“ von Persil der Betty-Hirsch-Schule in Stuttgart 7.400 Euro zur Verfügung: Dank der Förderung kann das Projekt „Natur mit allen Sinnen“ realisiert und Material für den Bewegungsgarten angeschafft werden. Am Mittwoch, den 28. März, gratulierte Henkel-Mitarbeiter Thomas Eng um 10:30 Uhr der Betty-Hirsch-Schule offiziell und überreichte einen symbolischen Scheck. Dank der Förderung durch Persil kann die BettyHirsch-Schule, den Bewegungsgarten auch als „Klassenzimmer im Grünen“ nutzen. So kann sich die Gartengruppe nun mit richtigen Gartengeräten, Pflanzen und ihren vielen grünen Daumen daran machen, den Bewegungsgarten erblühen zu lassen. In einem weiteren Schritt soll auch der Gartenteich wieder zu neuem Leben erweckt werden. Vielen Dank Futurino! Auch in diesem Jahr haben die Auszubildenden des EnergyLädle der EnBW dem Berufsbildungswerk der Nikolauspflege eine großzügige Spende in Höhe von 1.000 Euro zukommen lassen. Bei einem Besuch im BBW konnten sie einen Einblick in den Ausbildungsalltag der blinden und sehbehinderten Auszubildenden in der Nikolauspflege bekommen. Ihre Spende wird für ein Bildschirmlesegerät eingesetzt, das für viele Auszubildenden ein unverzichtbares Hilfsmittel im Alltag ist. Ganz herzlichen Dank für die großzügige Spende und den schönen gemeinsamen Tag! Lass die Sonne rein – Fensterputzaktion zugunsten der Nikolauspflege Pünktlich zum schwäbischen Frühjahrsputz veranstaltete die Gebäudereinigungsfirma Issos GmbH eine Benefizaktion zugunsten der Nikolauspflege. Eigenen Kunden und Geschäften in der Umgebung der Nikolauspflege ging das Angebot zu: „Wir putzen Ihre Fenster und spenden den gesamten Nettoerlös der Nikolauspflege!“ Ein ganz herzlicher Dank geht an dieser Stelle an Herrn Uezer, Geschäftsführer der Issos GmbH, für die tolle Idee und die großzügige Unterstützung unserer Arbeit! Fotos: Archiv Nikolauspflege Tweed Run – Fahrradtour mit Stil für den guten Zweck! NIKOAktuell 3/2012