Meine Voreltern Hasenjaeger und Streitz aus Stargard in Pommern
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Meine Voreltern Hasenjaeger und Streitz aus Stargard in Pommern
Martin Hasenjaeger Meine Voreltern Hasenjaeger und Streitz aus Stargard in Pommern Zwei Manuskripte, Benstrup 1948 / 1949 Transkribiert, herausgegeben und mit einer Einleitung und Ergänzungen versehen von Bernhard Pabst Berlin 2007 Schriften zur Geschichte der Familie Pabst Bd. 38 Martin Hasenjaeger. Meine Voreltern Hasenjaeger und Streitz in Stargard in Pommern. Zwei Manuskripte, Benstrup 1948 / 1949. Transkribiert, herausgegeben und mit einer Einleitung und Ergänzungen versehen von Bernhard Pabst. Berlin: Bearbeiter 2007. © für die Neubearbeitung 2007 by Bernhard Pabst, Berlin. Kontakt: Bernhard.Pabst[bei]arcor.de ([bei] durch @ ersetzen). Stand 07.08.2007 2 Inhalt Inhalt......................................................................................................................................3 Einleitung...............................................................................................................................5 Der Autor Martin Hasenjaeger (1880-1961)............................................................................9 Zur Person ..........................................................................................................................9 Veröffentlichungen...........................................................................................................14 Die Originale........................................................................................................................15 Die Neubearbeitung..............................................................................................................15 Teil 1: Übersichtslisten.........................................................................................................16 1.1 Tabellarische Ahnenliste nach Dr. Martin Hasenjaeger ...............................................16 1.2 Stammliste nach Michael Hasenjaeger (um 1640 – um 1695)......................................26 Teil 2: Martin Hasenjaeger, Meine Voreltern 1948 ...............................................................45 0. Die ältesten Namensträger Hasenjaeger in Pommern ....................................................45 1. Michael Hasenjaeger (1630 - um 1695).........................................................................50 2. Tobias Hasenjaeger (1667-1744) ..................................................................................53 3. Michael Hasenjaeger (1710-1747) ................................................................................57 4. Carl Jakob Hasenjaeger (1733-1791) ............................................................................61 5. Christian Friedrich Hasenjaeger (1777-1864)................................................................64 6. Karl Hasenjaeger (1820-1895) ......................................................................................69 7. Unsere Großeltern Streitz (1806-1905) .........................................................................73 8. Theodor Hasenjaeger (1844-1901) ................................................................................81 9. Karl Hasenjaeger 1850-1924.........................................................................................85 10. Michael Hasenjaeger (1644-1719) ..............................................................................88 11. Gustav Karl Wilhelm Hasenjaeger (1874 – 1933) .......................................................90 12. Jochem Maaß (1706-1773)..........................................................................................91 Teil 3: Martin Hasenjaeger, Beiträge zur Familie Streitz.......................................................94 Beiträge zur Geschichte der Familie Streitz in Pommern...................................................94 I. Familienname und frühe Vorkommen von Streitz..........................................................94 II. Der Spitzenahn Daniel Streitz d.Ä., † um 1640 ............................................................95 1. Daniel Streitz [d.J.] – 1666 ...........................................................................................96 III. Die Rauschmühle bei Freienwalde in Pommern ..........................................................97 Joachim Streitz (1655-1718) .............................................................................................97 Daniel Streitz (1688-1752)................................................................................................98 Joachim Streitz (1723-1773) .............................................................................................99 3 Johann Jakob Streitz (1736-1788) .....................................................................................99 Karl Friedrich Streitz (1770-1848)..................................................................................100 Karl August Friedrich Streitz (1808-1875)......................................................................101 Emil Hermann Streitz (1848-1917) .................................................................................101 Geschwister Streitz (1917-1926).....................................................................................101 Louis Streitz (1839-1915) ...............................................................................................102 Walter Streitz (1881-19..) ...............................................................................................103 Teil 4: Ergänzende Materialien aus dem Nachlass ..............................................................106 1. Beiträge zur Sippenforschung der Familie Hasenjaeger 1944 ......................................106 2. Der Familienverband Hasenjaeger von 1899 ...............................................................108 3. Familienblätter und „Lebensbilder“ ............................................................................115 3.1 Lebenslauf (Abschrift) des Pastors August Hasenjaeger (1856-1940)........................115 3.2 Lebensbild des Pastors Paul Hasenjaeger in Kolberg.................................................120 Hinweise für weitere Forschungen......................................................................................126 1. Genealogische Literatur ..............................................................................................126 2. Heimat- und Vertriebenenliteratur...............................................................................126 3. Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger................................................................................126 4. Archive.......................................................................................................................127 Anlage 1: Das Testament von Henning Parcham von 1602 .................................................128 Anlage 2: Kurzgeschichte Stargards ...................................................................................130 Anlage 3: Stadtplan Jacobshagen o.J. (um 1935) ................................................................132 Anlage 4: Deutsch-polnische Ortsliste ................................................................................133 Schriften zur Geschichte der Familie Pabst.........................................................................135 Die Veröffentlichung..........................................................................................................140 Der Autor ...........................................................................................................................140 Der Bearbeiter ....................................................................................................................140 Kontakt ..............................................................................................................................140 4 Einleitung Der Berliner Polizeimajor Karl Wilhelm Gustav Hasenjaeger (1874-1933) heiratete 1903 Elsa Flemming (1878-1951), die Tochter des Posthalters Richard Flemming (1845-1912) aus Dippoldiswalde bei Dresden und seiner Frau Lina Elise geb. von Lippe (1853-1888) aus Cunnersdorf bei Kamenz in der sächsischen Oberlausitz. Letztere war die jüngere Schwester meines Urgroßvaters Bernhard von Lippe, die Flemmings daher die „Vettern“ der Lippe. Die Postmeisterfamilie Flemming habe ich in Band 20 der „Schriften zur Geschichte der Familie Pabst“ vorgestellt (s. Auflistung am Ende). Hieran schließt die vorliegende Veröffentlichung an. Sie ist ein kleiner Auszug aus Teilen des genealogischen Nachlasses von Dr. jur. Martin Hasenjaeger (1880-1961), den Frau Ilse Rüttimann, geb. Hasenjaeger, Steinfurth bei Greifswald, verwahrt und die sie mir freundlicherweise für die Transkription zur Verfügung gestellt hat. Behandelt werden insbesondere die hinterpommersche Schuster-, Bauern- und Brauerfamilie Hasenjaeger und die dortige Müllerfamilie Streitz. Lebensmittelpunkt beider Familien ist Stargard in Pommern, 32 Kilometer östlich von Stettin am Nordrand des fruchtbaren Pyritzer Weizackers am linken Ufer des Flusses Ihna1. Die Kleinstadt, ein Eisenbahnknotenpunkt, wurde beim Vormarsch der Roten Armee im März 1945 stark zerstört. Nach Vertreibung der Deutschen 1945/46 gehört Stargard heute zu Polen. Teil 1 enthält Übersichtslisten. Die Ahnenliste Martin Hasenjaeger beruht im Wesentlichen auf seiner eigenen und der von ihm für seinen jüngeren Bruder Walter Hasenjaeger (* 1883) geschriebenen Ahnentafel. Die Stammliste Michael und Tobias Hasenjaeger (letztgenannter um 1667 – 1744) behandelt die bekannten Nachfahren der pommerschen Hasenjaeger bis auf die Gegenwart. Teil 2 beinhaltet das 1948 von Martin Hasenjaeger in Sütterlin geschriebene Büchlein, „Meine Voreltern“ mit einem Schwerpunkt auf den väterlichen Ahnen Hasenjaeger bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Der Gehalt der Abhandlung schwankt. Einerseits war Hasenjaeger promovierter Jurist, Familien- und Heimatforscher und Gründer des Stargarder Heimatmuseums (1939). Er konnte auf genealogische Vorarbeiten seines Vaters und seines Bruders sowie des Familienverbandes Hasenjaeger von 1899 zurückgreifen. Er verfügte mithin über hervorragenden Zugang zu Quellen und die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten. Dies schlägt sich in präzisen, auf Quellenstudium beruhenden Angaben nieder. Andererseits wurde die Geschichte nach Vertreibung und Flucht unter schwierigsten Nachkriegsbedingungen in einer Notunterkunft auf einem Bauernhof in der Nähe von Oldenburg (Niedersachsen) aufgeschrieben. Das Eltern- und Wohnhaus und die Heimatstadt des 68-Jährigen waren zerbombt, nahezu alle Unterlagen vernichtet oder angesichts des beginnenden Kalten Krieges unzugänglich, die Familie fern, die gesellschaftliche Position des ehemalign Bürgermeisters einer Mittelstadt herabgesunken zu einem „Ostflüchtling“, der Unterschlupf gefunden hatte im umgebauten Stall auf einem Dorf im „Westen“. Bruchstücke und Fragmente wurden von Verwandten erbeten, Lücken aus dem Gedächtnis gefüllt. Dies ist erstaunlich gut gelungen, wie zahlreiche Fälle zeigen, in denen die Rekonstruktion der aus der Erinnerung gemachten Angaben zu Personen und Literatur gelungen ist. Vor diesem Hintergrund war das Niederschreiben des Verlorenen wohl – ebenso wie seine umfangreichen Tagebücher aus diesen Jahren – auch ein Anschreiben gegen das erlittene Trauma eines einsamen alten Mannes, dem aus seinem früheren Leben nicht viel mehr als die Erinnerung und die Gewohnheit des Schreibens geblieben war. Das Verschwimmen von Flüchtlingsgegenwart und Stargarder 1 Neben dem hier behandelten Stargard (slaw. „Altenburg“) in Pommern gab es im Kaiserreich noch ein „Stargard i. Pr[eußen]“ in Westpreußen sowie ein „Stargard i. M[ecklenburg]“ bei Neubrandenburg, heute im Landkreis Mecklenburg-Strelitz im Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. 5 Vergangenheit zeigt sich insbesondere bei den häufigen Zeitangaben „jetzt“ und „heute“, die sich offensichtlich nicht auf 1948, sondern nur auf die Situation vor dem März 1945 beziehen können. Es mag diesen Bedingungen geschuldet sein, dass einige Abschnitte von der Erinnerung geschönt wirken, etwa die Schilderung der Großmutter Streitz, die geradezu als Schablone der klassischen bürgerlichen Vorstellung von der perfekten Oma erscheinen. Dass die Wirklichkeit differenzierter gewesen sein wird, wird offensichtlich, wenn die Harmonie in der Familie betont, wenige Sätze später aber berichtet wird, dass Streitereien zum (vorübergehenden) Auszug in eine eigene Wohnung führten. In besonders warmen Farben erscheint die „gute alte“ Kaiserzeit vor Beginn des ersten Weltkriegs im August 1914. Dies hatte einen realen Hintergrund. Die Reichseinigung 1871 und die lange Friedenszeit von 33 Jahren zwischen dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 und 1914 führte zu einem bis dahin beispiellosen wirtschaftlichem Aufstieg in den „Gründerjahren“ und einer uns heute nur noch schwer nachzuempfindenden Fortschrittsgläubigkeit. Auch in den im Vergleich etwa zum industrialisierten Rheinland oder Berlin relativ wenig entwickelten, agraisch-kleinstädtisch geprägtem Hinterpommern ging es für viele fühlbar und vermeintlich ständig aufwärts, etwa durch Anschluss an das Eisenbahn- und Telefonnetz, Elektrifizierung, Straßenbeleuchtung, verbesserte Möglichkeit zum Besuch höherer Schulen usw. Einigen der beschriebenen Personen, nicht zuletzt Martin Hasenjaeger selbst, gelang es, den sozialen Aufstieg der Elterngeneration fortzusetzen, Hasenjaeger z.B. wurde Akademiker. Für mehrere der beschriebenen Familien war diese Epoche der Chancen aus Sicht Hasenjaegers das „Goldene Zeitalter“. Nach dem verlorenen ersten Weltkrieg, der Abtrennung großer Reichsteile, z.B. auch der Stadt Krotoschin in der Provinz Posen, wo Hasenjaeger seit 1912 Bürgermeister war, der Hyperinflation 1923, der u.a. auch das Vermögen der Familienstiftung zum Opfer viel, und der Weltwirtschaftskrise in der Folge des „Schwarzen Freitags“ konnte bereits die nächste, in der Weimarer Zeit aktive Generation oft den erreichten Standard nicht halten oder war vom Abstieg bedroht. Unter weitgehender Ausblendung nahezu aller politischen und sozialen Rahmenbedingungen deutet Hasenjaeger dies in der Rückschau nur an, etwa wenn er schreibt, dass der mit 70 Jahren (!) 1926 pensionierte Pastor August Hasenjaeger wegen der „damaligen Wohnungsnot“ noch ein eigenes Haus bauen musste, zu dem „hinreichendes Garten- und Kartoffelland“ - also offensichtlich zur Selbstversorgung und zur Aufbesserung der geringen Rente - gehörte. Weder der eigene Einsatz als Soldat im ersten und zweiten Weltkrieg, noch der Wechsel zur Republik 1919 noch die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 werden auch nur erwähnt. Da die Aufzeichnung u.a. auch zum Verschenken in der Verwandtschaft bestimmt waren, werden auch familiäre Negativereignisse nur angedeutet, etwa wenn vom „unerwarteten Tod“ des Pastors Siegfried Hasenjaeger gesprochen wird. Bei dessen Vater August erfährt man immerhin, dass man ihn „aus dem Wasser bei Ziegenort“ (am Stettiner Haff) geborgen hat. Die Vermutung einer Selbsttötung liegt nahe und drängt Fragen nach dem warum auf. Einige wenige Passagen wird der heutige Leser mit Distanz, vielleicht mit Befremden aufnehmen, etwa die Hinweise auf die Militärbegeisterung des Großvaters, Begriffe wie „Überschuss an deutscher Volkskraft“ oder auch die „Erläuterung“ zur Herkunft des „dinarischen Einschlags“ in der Familie. Wie immer bei historischen Texten ist auch vorliegend der Kontext ihrer Entstehung und Zielsetzung zu berücksichtigen. Auch wenn streckenweise zwischen den Zeilen gelesen werden muss, ist in der Gesamtschau und angesichts der Verluste an familien- und ortsbezogenen Quellen zu Hinterpommern die Abhandlung m.E. gleichwohl durchaus lesenswert. Sie vermittelt einen Eindruck von den Lebensumständen der behandelten Personen und damit der dortigen Vergangenheit. Schon deshalb verdient sie es, zugänglich gemacht zu werden. 6 Teil 3 umfasst die „Beiträge zur Geschichte der Familie Streitz“, also zu den Vorfahren der Mutter Mathilde Streitz (1845-1933), die aus einer alten pommerschen Müllerfamilie stammt. Die „Beiträge“ beruhen – wie Hasenjaeger in einer Art Nachwort selbst schreibt – im Wesentlichen auf Auszügen einer (noch vorhandenen) umfangreicheren Arbeit von Dr. med.dent. Clifford Lagois, die in einer Abschrift vor der Besetzung Stargards durch die Rote Armee im März 1945 nach Magdeburg gesandt wurde und deshalb erhalten blieb. Hasenjaeger hat diesbzgl. nur aus der Erinnerung beitragen können. Durch diese Umstände ist die Müllerfamilie Streitz recht präzise behandelt. Einige Überschneidungen, insbesondere mit Kapitel 7 der „Voreltern“ sind unvermeidlich. Teil 4 ergänzt die beiden rund 60 Jahre alten Texte durch weitere Unterlagen aus dem Nachlass. Wichtigstes Einzelstück sind die „Beiträge zur Sippenforschung der Familie Hasenjaeger, Familiengeschichtlichen Beiträge des Verbandes der Familien Hasenjaeger E.V., Heft 1, Stargard i. Pom. 1944“ von Martin Hasenjaeger. Bei dem vorliegenden Exemplar handelt es sich um ein Typoskript von 36 Seiten, das entgegen den Angaben zu Erscheinungsort und –jahr zunächst im Februar 1948 von einer erhalten gebliebenen Kopie des verlorenen Originals abgeschrieben und – soweit ersichtlich - letztmalig 1953 überarbeitet wurde (Einzelheiten s. Teil 4.1). Die dort enthaltenen Ausführungen überschneiden sich teilweise textidentisch mit den „Voreltern“, gehen teilweise aber auch über sie hinaus. Wir haben die interessantesten Abschnitte daher nach dem Sachzusammenhang in die „Voreltern“ eingefügt und die Einfügungen in Fußnoten kenntlich gemacht. Weitere Hinweise zu dieser Quelle finden sich in Teil 4.1. In Teil 4.2 geben wir insbesondere Auszüge aus den Akten des Familienverbandes Hasenjaeger wieder, in Teil 4.3 – beispielhaft – einige Familienblätter. Bereits vor dem 1. Weltkrieg wurden alle Verbandsmitglieder gebeten, wichtige Familienereignisse wie Geburten, Todesfälle, Schulabschlüsse, Auszeichnungen usw. dem Familienverband zu melden und kleine Geschichten der einzelnen Familien einzuliefern. Martin Hasenjaeger hat diese Tradition nach der Vertreibung wieder aufgenommen und bis in sein vorletztes Lebensjahr 1960 fortgesetzt. Er hat auf diese Weise die hauptsächlich über Westdeutschland verteilte Familie wieder aufgespürt und zusammengeführt. Als sich die Lebenssituation in den 1950-iger Jahren besserte, hat er auch wieder aktiv Familienforschung durch Anfragen an Kirchengemeinden und Archive, durch Suchanzeigen in genealogischen Zeitschriften, Korrespondenz mit anderen Familienforschern u.ä. betrieben. Die Ergebnisse und Rekonstruktionen der verlorenen Forschungen vor 1945 wurden jedoch nur noch teilweise in die Büchlein „Meine Voreltern“ und „Beiträge Streitz“ integriert. Der Großteil der noch vorhandenen Unterlagen ist ein mehr oder weniger geordnetes Zettelkonglomerat. Hier ist für künftige Forschungen und Rekonstruktionen noch deutlich mehr vorhanden, als aus Zeitgründen gegenwärtig vorgestellt werden kann. Auch auf die Reproduktion der noch vorhandenen Fotos muss einstweilen verzichtet werden. Eine Lebensskizze des Autors und Hinweise zu weiteren Forschungen runden die vorliegende Veröffentlichung ab. Mein Dank geht zuvörderst an Frau Ilse Rüttimann, Steinfurth, für die leihweise Überlassung der genealogischen Materialien aus dem Nachlass Hasenjaeger. Ohne sie wäre die vorliegende Arbeit nicht angestoßen worden. Herrn Lebender, Wentorf bei Hamburg, danke ich für die Übersendung seiner Familiengeschichte Lebender, Frau Christiane Streitz, Bruchsal, für Hinweise auf die Müllerfamilie Streitz, Frau Ramsow, Köln, für Ergänzungen und Hilfestellungen zur Familie Parcham, Herrn Otto, Berlin, vom Heimatkreis Stargard für Kopien aus den Stargarder Adressbüchern, Herrn Schölzel, Bad Oeynhausen, vom Heimatkreis Kroto- 7 schin für Hinweise auf mögliche weitere Erkenntnisquellen zu Hasenjaegers Zeit in dieser Kleinstadt. Berlin im Mai 2007 8 Bernhard Pabst Der Autor Martin Hasenjaeger (1880-1961) Zur Person Die Pommersche Zeitung zum 80. Geburtstag 1960 Waltraut Liermann ehrte den Autor anlässlich seines 80. Geburtstags in der Pommerschen Zeitung – Pommern-Brief v. 9. Juli 1960, S. 14. Es ist davon auszugehen, dass die Angaben auf einer Selbstauskunft des Autors beruhen. Nachstehend geben wir zunächst den – dem Anlass und dem Veröffentlichungsort entsprechend teilweise anekdotischen und wenig präzisen - Text wieder2: Dr. Hasenjaeger 80 Jahre „Dr. Martin Hasenjaeger vollendet am 9. Juli sein 80. Lebensjahr. Der Jubilar, der sich als Heimat- und Geschichtsforscher über die Grenzen Pommerns hinaus einen Namen gemacht hat, wurde am 8. Juli 1880 zu Stargard i. Pommern als Sohn eines höheren Verwaltungsbeamten geboren. Seine Schulbildung empfing er auf dem Peter-Groening-Gymnasium seiner Vaterstadt, wo auch schon mehrere seiner Vorfahren Schüler gewesen waren und, wie er oft lachend erzählte, wegen unbefugten Tragens von Degen oder wegen nächtlicher Ruhestörung von den Herren Rektoren der Anstalt gelegentlich mit den damals üblichen strengen Vermahnungen bedacht wurden. Den Traditionen der Familie folgend3, widmete sich Dr. Hasenjaeger an verschiedenen Universitäten des In- und Auslands dem Studium der Rechte. In einer Mittelstadt der Provinz Posen wurde er zum Bürgermeister gewählt, und zwar in Krotoschin, der damaligen Residenz der Fürsten von Thurn und Taxis, die freilich in der Stadt und im Lande keine Regierungsgewalt mehr ausübten, wohl aber dort Hof hielten. (Den Hausorden der Fürsten hat unser Jubilar, der äußerem Gepränge stets abhold war, seinerzeit allerdings abgelehnt). Nach dem 1. Weltkrieg, der ihn zeitweilig auch unter den Waffen gesehen hatte, kehrte Dr. Hasenjaeger in seine Vaterstadt Stargard zurück, der er fortan als Justitiar wichtige Dienste leistete und die ihm die Schaffung eines Museums verdankt, das zwei größere mittelalterliche Gebäude füllte und das auch eine kleine, aber wertvolle Bibliothek enthielt. Welche Bedeutung die dort gehorteten Schätze hatten, mag daraus hervorgehen, daß russische Wissenschaftler die Gegenstände, die nach den Bombenangriffen noch erhalten geblieben waren, sorgfältig registrierten und abtransportieren ließen. 2 3 Bereits ein Jahr zuvor, 1959, hatte die Pommersche Zeitung v. 11. Juli, S. 9, ihren „Mitarbeiter“ Hasenjaeger zum vermeintlich 80., tatsächlich aber erst 79. Geburtstag mit einem Beitrag geehrt, der zudem mehrere Fehlangaben enthielt, insbesondere „Oberbürgermeister in Ostrowo (Provinz Posen)“ und „nach 1918 von Ostrowo nach Stargard gekommen, um dort in der Stadtverwaltung tätig zu sein“. Hasenjaeger hat mit Datum v. 26.07.1959 eine Richtigstellung an die Zeitung geschickt (s. im nachfolgenden tabellarischen Lebenslauf 1919). Zutreffen und von Hasenjaeger auch nicht korrigiert, dürfte dagegen: „... Dort [in Stargard] lag ihm besonders die Denkmalspflege und ebenso die Verbreitung der pommerschen Geschichte und Stargarder Ortskunde am Herzen ...“. Es gratuliert „auch die Pommersche Zeitung. Ist er doch seit langem unser Mitarbeiter.“ Das Wort „Mitarbeiter“ setzt Hasenjaeger in seiner Richtigstellung distanzierend in Anführungszeichen. Dies ist – wie die nachfolgende Familiengeschichte zeigt - ganz offensichtlich eine Beschönigung. Weder Vater noch Großvater hatten studiert, der Urgroßvater war Gerbermeister. Es gab keine Juristentradition und auch keine - gar international ausgerichtete - akademische Tradition in der Familie. Ob und ggf. an welcher ausländischen Universität Hasenjaeger studiert hat (in der Schweiz?) ist unbekannt. Im Exemplar seiner Dissertation von 1907 in der StaBi Berlin (Sign. Fi 1020 - 1907,2= H/M) findet sich kein Kurzlebenslauf. Es handelt sich um einen Sammelband „Juristische Dissertationen Greifswald H-M 1907“ in dem 14 Arbeiten zusammengebunden sind, allerdings nur die reinen Fachtexte ohne die üblichen Danksagungen an die akademischen Lehrer und auch ohne die üblichen Kurzlebensläufe. 9 Die dienstliche Bearbeitung alter Urkunden diente nicht bloß der Entwirrung komplizierter Rechtsfragen, sondern brachte manche kulturgeschichtlichen Funde zu Tage, für deren Auswertung alle Heimatfreunde und alle geschichtlich Interessierten Dr. Hasenjaeger von Herzen dankbar sind. Auch jetzt, wo Quellen, die unsere Heimat betreffen, nicht mehr oder nur unter größten Schwierigkeiten erreichbar sind, ruht die Feder unseres Jubilars nicht. Wir wünschen ihm weiterhin beste Gesundheit und Schaffenskraft. – Waltraut Liermann“ Fragmente aus dem Nachlass In der Materialsammlung Hasenjaegers befinden sich Notizzettel, Zeitungsausschnitte, Fotos u.v.a. Ein Ausriss aus der Frankfurter Illustrierten v. 20. August 1955 (43. Jg. Nr. 34) handelt beispielsweise von „100 Jahre Erstbesteigung des Monte Rosa“ bei Zermatt in der Schweiz. Hasenjaeger hat darauf mit Bleistift vermerkt „Im Juni 1900 von mir erstiegen“. Auf Fotos, z.B. von der Kantgedenkstätte in Königsberg i.Pr. hat er vermerkt, wann er vor Ort war, auf einen Ausriss über die Theaterpremiere von „Der Rose Widerspiel“ die Worte „Erinnerung an Paris Grand Opéra“. Aus solchen Fragmenten wurde versucht, den tabellarischen Lebenslauf wie nachfolgend zu rekonstruieren. Datum 1880 – 09.07. ca. 1892 Lebe Ereignis nsalter 0 Geburt in Stargard Besuch des Gröningschen Gymnasiums in Stargard 1899 - Sommer 18 Louis Royer, Arzt in Halifax (England)4, und seine Frau besuchen die Familie Hasenjaeger in ihrem Haus Mühlengasse 10 – Gartenfest5. 1899 – 08/09 18 Abschluss des Gymnasiums mit der mündlichen Abiturprüfung am 01.09. Aufsatzthema für die Abiturprüfung: „Welchen manigfaltigen geistigen Gewinn bringt uns die Beschäftigung mit der vaterländischen Literatur?“ 6. Hasenjaeger vermerkt: „Der Direktor hatte mir zum Abschied eine Prämie aus einer Stiftung des Kaisers verliehen.“ 1900 - 06 19 Aufenthalt in der Schweiz (im Zusammenhang mit dortigem Studium oder einfach eine Urlaubsreise zwischen Abitur und Studium?) und Besteigung des Monte Rosa bei Zermatt im Wallis. 4 Die Stadt Halifax (2001 ca. 82.000 Einwohner) liegt in England am Fluss Hebble in der Grafschaft West Yorkshire. Im 19. Jahrhundert verzeichnete die ein rapides Wachstum als Zentrum für den Handel mit Textilien und Stoffen, vor allem Woll- und Kammgarnstoffe, Maschinen zur Textilherstellung sowie Eisen- und Stahlerzeugnisse. 5 Begleittext Fotoalbum. 6 Programm der Königlichen und Gröningschen Gymnasiums zu Stargard i. Pommern, Ostern 1899 – Ostern 1900, von Dr. S. Schierlitz, Kgl. Gymnasial-Direktor. Stargard 1900. Aufsatzthema S. 23. S. 30: „Die schriftliche Reifeprüfung des Michaelistermins wurde vom 14.-18. August einschl. abgehalten, die mündliche fand unter dem Vorsitz des Herrn Geheimen Regierungsrates Dr. Bonterwek [?] für die Oberprimaner am 1. September, für die 4 hierher überwiesenen Extranier [Auswärtigen] am 5. September statt. Am 23. September wurden die Abiturienten von dem Direktor entlassen ... S. 36.: „1.) Martin Hasenjaeger, 8.7.1880, Stargard i.Pom. 2.) Max Hübner, 7. Febr. 1878, Schivelbein“. Weitere Abschriften, insbes. zu den Schülern des gleichen Jahrgangs, im Nachlass. Die Schulprogramme erschienen von 1868/69 (1869) bis 1887/88 (1888) und 1894/95 (1895) bis 1912/13 (1913) und sind in einer ganzen Reihe öffentlicher Bibliotheken nachgewiesen; der hier interessierende Band 1900 z.B. im Herder-Institut in Marburg/Lahn. 10 ca. 1900 – Herbst (?) 1901 – 03.03. „Auf Zureden des Sekretärs Harrenberg (aus Stettin) diente ich mein Militärjahr beim Fußbatallion Rgt. 2 von Hindersin in Swindemünde ab7. Unser Stargarder Grenadier Rgt. 9 hatte meine Einstellung abgelehnt, weil ich als Student eine Brustkastenentzündung geholt hatte.“ 20 Tod des Vaters8 1907 Referendarzeit. Erste Station Penkun, Kreis Randow9, „beim sog. Kleinen Amtsgericht. Von dort kam ich ans Landgericht nach Stargard i.Pom.“ Abschluss mit dem Titel Assessor juris (sog. Volljurist) am Oberlandesgericht Stettin. 1907 27 Promotion als „Gerichtsreferendar“ zum Dr. jur. an der Universität Greifswald mit dem Thema „Der völkerrechtliche Begriff der ‚Interessensphäre’ und des ‚Hinterlandes’ im System der außereuropäischen Gebietserwerbungen“ (IX + 50 S.). Themenbedingt wertet er Literatur auf Französisch und (entsprechend dem damaligen internationalen Gebrauch nur in geringerem Maße) auf Englisch aus: er konnte also zumindest Fachtexte in diesen Sprachen lesen. Die Arbeit widmet er „Meiner lieben Mutter“. 1912 – 08 32 „Zum Bürgermeister von Krotoschin wurde Assessor Dr. Hasenjaeger aus Stargard in Pommern mit 12 Stimmen gewählt.“10 1914 – 01.08 34 Beginn des Ersten Weltkriegs 1915 34 „Das Schloß [Marienwerder in Westpreußen] besuchten wir von Danzig aus mit Offizieren einer 42 cm Batterie, die bei uns in der Artilleriekaserne einquartiert war. Die Batterie hatte Autos. Sie kam aber im Osten nicht mehr zum Einsatz. Die Batterie wurde noch von Pferden gezogen, aber gewaltige Tiere. – Es kann in der ersten Hälfte 1915 gewesen sein.“ 1915/16 35/36 In Mitau (Kurland, heute Lettland)11: „Mitau war das erste Ziel meiner in Grobin bei Libau12 aufgestellten „9ten Batterie Libau“, später Nr. 145. ... Im Hotel „Kurland“ habe ich öfter übernachtet, wenn ich von der Front in Mitau zu tun hatte. 7 Fußartillerie-Regiment von Hindersin (1. Pommersches) Nr. 2. Fußartillerie war im Deutschen Reich von 1872 bis 1919 die Bezeichnung für die mit schweren Geschützen ausgestattete Artillerie. Die Fußartillerie war zum Teil auch ortsfest als Küsten- oder Festungsartillerie eingesetzt. Der Großteil der Fußartillerie war jedoch aufgrund Bespannungsabteilungen beweglich und dem Feldheer zugeteilt; näher Wikipedia. 8 Das Sterbejahr 1901 so im Stammbaum in den „Voreltern“, S. 182. Nach anderer Quelle „1903“, wohl unzutreffend. 9 Penkun gehört heute zum Landkreis Uecker-Randow im äußersten Südosten Vorpommerns nahe der jetzigen Grenze zu Polen, etwa in der Mitte des Dreiecks Prenzlau, Stettin, Schwedt/Oder (letzte Anschlussstelle der Autobahn A 11 Berlin – Stettin vor der Grenze). Postleitzahl 17328. 10 Berliner Lokal-Anzeiger, 2. Blatt Abendausgabe Nr. 401 v. Donnerstag, 8. August 1912, S. [3]. 11 Mitau (lettisch Jelgava) ist eine Stadt in Zentral-Lettland, im Gebiet Semgallen, 44 km südwestlich der Hauptstadt Riga. Bis 1919 war Mitau die Hauptstadt von Kurland, einer der fünf historischen Landschaften Lettlands südwestlich des Flusses Düna an Ostsee und Lettischem Meerbusen. Bis zur Umsiedlung der Baltendeutschen in die Gegend um Posen in Folge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts (auch sog. Hitler-Stalin-Pakt bzw. Molotow-Ribbentrop-Pakt) 1939 und also im hier interessierenden Zeitraum gab es eine starke deutsche Minderheit in Kurland und Mitau. 11 1917 (?) „Erinnerung an Königsberg [Ostpreußen], wo ich einige Zeit beim Ersatz-Batl. Rgt. in ? war, bevor ich im 1. Weltkrieg nach dem Westen (Verdun) kam13. 1919 – 04.06. 39 Nach Ende des Krieges Rückkehr nach Stargard in das Haus seiner Mutter: Brief v. 26.07.1959 an die Pommersche Zeitung14: „Ich bin auch 1919 nicht nach Stargard gegangen, ‚um dort in der Stadtverwaltung tätig zu sein’, sondern weil [ich] bei dem damaligen Wohnungsmangel im Wohnhaus meiner Mutter Platz zuletzt [?] fand. Der Oberbürgermeister [Albert] Kolbe15 bat mich dann, ich möchte ihn bei den vielen Nachkriegsaufgaben helfen. Ich bekam dann auch Ämter, ohne Geld, auch für Kreis, Regierung und Provinz. Aber ich blieb frei. ...“ 1939 – 04.06. 58 Letzter Familientag in Stargard i. Pom. 1941 61 „Durch Nikolaiken [Ostpreußen] kam ich im 2. Weltkrieg, als wir uns in Allenstein melden mußten zu Anfang des Russenfeldzuges. ...“16 [Der Angriff auf die Sowjetunion, das sog. Unternehmen Barbarossa, begann am 22. Juni 1941]. ca. 1941 61 „In einem Dorf bei Lyck [Ostpreußen]17 waren wir im 2. Weltkrieg einquartiert, bevor wir weiter nach Wilna [Litauen]18 kamen. Ich wohnte beim Lehrer; dessen Frau fragte noch wenige Tage vorm Eindringen der Russen [im Januar 1945] bei mir an, ob sie nicht ihre Möbel etc. zu mir schicken könnte. Meine Karte wird sie wohl nicht mehr erhalten haben, die Russen waren schon eher in Masuren [?].“ 1943 63 Entlassung aus dem Militärdienst als „nicht mehr kriegsverwendungsfähig“: „Neben dem sog. Grauen Schloß [in Stettin] rechts auf der Ecke die Kommandantur am Königsplatz. Dort machte ich bis zur Entlassung 1943 Dienst vom Generalkommando aus (Auskunftei über Einsatzorte von Heer und Marine)“19. 1945 – 18.03. 64 Ankunft in Löningen (Oldenburg) und Zuweisung nach Angelbeck bei Löningen20. 12 Libau (lettisch Liep ja) ist heute die drittgrößte Stadt Lettlands und eine wichtige eisfreie Hafenstadt an der Ostsee im Landesteil Kurland, 223 km westlich der Hauptstad Riga. 13 Nach der von Lenin geführten sog. Oktoberrevolution v. 6. und 7. Nov. 1917 wurde am 15. Dez. 1917 ein Waffenstillstand zwischen den Mittelmächten und Russland vereinbart. Damit bestand die Möglichkeit, Truppen von der bisherigen Ostfront an die noch stark umkämpfte Westfront zu verlegen. 14 Abschrift auf der Rückseite einer Karteikarte. Die Richtigstellung bezieht sich auf den o.g. Artikel in der Pommerschen Zeitung v. 11. Juli 1959, S. 9. Hasenjaeger korrigiert auch die Angabe „Löningen bei Oldenburg“. Die Stadt Ostrowo habe er niemals gesehen. 15 Zu ihm s. „Unser Pommernland“, 1. Jg. 1912/13, Hf. 10, S. 423. 16 Notiz auf der Rückseite eines ausgeschnittenen Fotos vom „gekrönten Fisch“ in Nikolaiken. 17 Lyck in Ostpreußen liegt rund 120 km östlich von Allenstein im östlichen Teil Masurens, nahe der ehemaligen Grenze zu Polen und der Litauischen SSR. 1818–1945 war Lyck Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. 18 Heute Vilnius, Hauptstadt von Litauen. 19 Auf der Rückseite eines Fotos von „Stettin. Blick auf den Königsplatz mit Stadttheater“ (Zeitungsausschnitt) vermerkt. 20 Abschrift „Aus dem Notizbuch für 1945“, wo detailliert die einzelnen Etappen der Flucht beschrieben sind; Briefe Oberbürgermeister Edwin Hasenjaeger an Martin Hasenjaeger v. 07.12.1945 und 23.09.1947, adressiert nach „Angelbeck bei Löningen“ bzw. „Angelbeck über Quakenbrück“. Löningen im heutigen Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen liegt im Dreieck zwischen Oldenburg, Osnabrück und der ca. 40 km entfernten 12 nach 09.1947, vor 06.1948 Umzug nach Benstrup, heute Ortsteil von Löningen21. spätestens 1959 79 Umzug nach Löningen (Oldenburg), Lodbergerstraße22 1961 – 16.03. 80 Verstorben in Löningen. „Jahrgang 1880 und älter“ In den Unterlagen Martin Hasenjaegers befindet sich schließlich auch ein Zeitungsausschnitt ohne Quellenangabe23, der mit diesem Titel vermutlich 1950 von einem Ernst Single geschrieben wurde. Offensichtlich hat sich Hasenjaeger von diesem Beitrag angesprochen gefühlt und ihn deshalb zu den Akten genommen. Vielleicht liegt in ihm der Schlüssel zum Verständnis des Autors Dr. jur. Martin Hasenjaeger, Bürgermeister a.D. in der Provinz Posen, Justiziar a.D. in Hinterpommern, der 1948 „Unterkunft“ gefunden hat im umgebauten Stall des Gehöfts Karl Klur in Benstrup (Oldb.) Nr. 6324. Single schreibt u.a.: „...Das Leben währet siebzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist ... War es köstlich? Es war bewegt. Bewegter, als es gemeinhin einer Generation zuträglich. Und von dieser Bewegtheit ist eine Ratlosigkeit geblieben, eine Ratlosigkeit und eine Scheu, die in den Augen dieser alten Menschen jedem lesbar steht, der zu lesen bereit ist. Diese Generation konnte keine Erfahrung machen. Sie fand sich in keiner Erfahrung bestätigt. Konventionen waren ihr keine Stütze. So oft sie sich einer gerade sicher wähnte, brach sie morsch unter ihr zusammen. Jede Weltanschauung war eine Irrlehre, und für jeden Glauben wurde sie hart gebüßt. ... In einer einzigen Generation waren sie drei Kaisern untertänig, einem Präsidenten [Ebert], einem Feldmarschall [Hindenburg] und einem Gefreiten [Hitler]. Am Ende war ihnen der Begriff der Obrigkeit so oft entwertet als ihr Sparbüchlein. So gehen sie unter uns umher, diese Menschen des Jahrgangs 1880 und älter, ein wenig scheu, ein wenig unsicher; fadenscheinig, aber sauber; hungrig, aber nicht ohne Haltung. Niemand bedarf ihres Rates. Er wäre auch unangebracht, ein wenig lächerlich angesichts des Mißgeschicks, das ihnen erwuchs. Sie fühlen es selbst. Und die Historie, das Erlebnis? Wen interessiert noch, wieviel Menschen beim Wiener Opernbrand ums Leben kamen, wen der Fall Hau und die Olga Molitor aus dem Jahre 1906, wen die Geschwindigkeit des Hochrades? Das Trichtergrammophon machte dem Fernseher Platz, die Zelle dem Atom, und das Gewissen dem Unterbewußtsein. Im Zeitraffertempo spulte sich in dieser einen Generation eine Entwicklung von Aeonen ab. Das Maß aller Dinge ist der Mensch. Ist er es noch, wenn das Maß sich als Vexierspiel erweist? niederländischen Grenze. 2005 hatte die Gemeinde etwas über 13.000 Einwohner. Eingemeindet sind 29 kleinere Ortschaften. 1960 hatte der Landkreis Cloppenburg 89.500 Einwohner, davon 11.300 Vertriebene. 21 6 km im Nordosten von Löningen über die „Alte Heerstraße“. Die Hochzeitsanzeige von Jobst-Jürgen Hasenjaeger mit Poststempel v. 13.06.1948 ist adressiert an „Dr. Martin Hasenjaeger 23 Angelbeck b. Löningen, Oldenbg.“ und verbessert in „Benstrup b. Klur“. 22 Postkarte des „Archivamts der Evang. Kirche in Deutschland, Militärstraße 9, Hannover“ v. 23.03.1959, Az. 846 – Dr. L/Fi an diese Adresse. 23 Vor Pfingsten, vielleicht aus der Welt am Sonntag (?). 24 Die Adresse ergibt sich aus dem Begleittext zu einem Fotoalbum im Nachlass. 13 Wenn wir ihnen begegnen, den Menschen dieser Generation von 1880, auf Straßen und Treppen und Plätzen, sollten wir still zur Seite treten und sie grüßen. Sie haben ein Inferno durchschritten.“ Veröffentlichungen Die wenigen nachstehenden Hinweise erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es wird davon ausgegangen, dass sich noch deutlich mehr Veröffentlichungen, z.B. in den „Baltischen Studien“25, der Pommerschen Zeitung oder anderen einschlägigen Periodika finden lassen. Der völkerrechtliche Begriff der „Interessensphäre“ und des „Hinterlandes“ im System der außereuropäischen Gebietserwerbungen. Inaugural-Dissertation ... / von Martin Hasenjaeger. Greifswald: Kunike 1907, IX, 50 S. [Sign. SBB-PK Fi 1020]. Über Stargarder Straßen- und Flurnamen. In: Unser Pommerland. XII. Jahrgang 1927, Heft 11/12 „Stargard“, S. 498 ff. Eine alte Sitte bei Grenzvermarkungen. In: ebd. 1927, S. 517. Das Stargarder Wappen. In: ebd. 1927, S. 517. Nochmals die Madüe-Maräne26. In: Monatsblätter, hrsg. von der Pommerschen Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde, Bd. 43, 1929, S. 186 ff. Familiengeschichtliche Beiträge des Verbandes der Familien Hasenjaeger E.V. Heft 1 [mehr nicht erschienen] Stargard i. Pom. 1944 [rekonstruiert Benstrup 1948, letzte Bearbeitung 1953 oder später], 36 S. 25 Baltische Studien: pommersche Jahrbücher für Landesgeschichte; zugleich Mitteilungsorgan der Historischen Kommission für Pommern und der Arbeitsgemeinschaft Kirchengeschichte der Pommerschen Evangelischen Kirche e.V. / hrsg. von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst. Kiel: Ludwig 1832 ff. 1. 1832 - 46. 1896; Neue Folge 1. 1897 - 42. 1940; 43. 1955 - 53. 1967; 54=100. 1968. Es gibt eine von der Staatsbibliothek zu Berlin veranlasste Mikrofiche-Ausgabe, nachgewiesen u.a. in der SBBPK. 26 Die Madüsee-Maräne (Coregonus lavaretus maraena), ist eine endogene, also nur im Madüsee vorkommende Form der Maränen, eine Gattung von Fischarten aus der Familie der Forellenfische. Der Madüsee ist der größte See der Stettiner Seeplatte, ca. 25 km südöstlich der Stadt. Neuerdings wird die Madümaräne als Stillwasserform des Ostseeschnäpels angesehen. Weitere Einzelheiten s. Wikipedia. 14 Die Originale Beide Abhandlungen sind mit Tinte in akurater deutscher Schreibschrift in DIN A5-Hefte mit festem Umschlag (Leerbücher) eingetragen. In „Meine Voreltern“ sind ergänzend am Ende mehrerer Kapitel Fotos der behandelten Personen eingeklebt. Die „Voreltern“ hat Hasenjaeger später mit der Schreibmaschine übertragen. Das Typoskript trägt den Vermerk „Am 3. September 1948 eine Abschrift an meinen Bruder Walter zu seinem 65. Geburtstag geschickt“. Es ist jedoch jüngeren Datums, denn auf Blatt [3] heisst es „Nach einer Mitteilung ... vom 29.4.1952 ...“. Typoskript und Manuskript weichen nur geringfügig voneinander ab, Grundlage der verschiedenen Versionen ist jedenfalls das handschriftliche Original Benstrup 1948. Im Zweifelsfall wurde mit diesem abgeglichen und Abweichungen deutlich gemacht. In das Buch sind lose Blätter mit ergänzenden Informationen zu weiteren Personen eingelegt. Die Neubearbeitung Die Neubearbeitung folgt den allgemeinen Regeln der bisherigen Bearbeitungen27. Stil und Orthografie der Zeit wurden beibehalten, z.B. die Schreibweise mit „ß“ statt mit dem heutigen „ss“ („daß“, „Schoß [Abgabe, Steuer]“), „October“, „Nachhülfestunden“ usw., ebenso die „alten“ Regeln des Zusammenschreibens („dahingestellt“ usf.). Die wechselnde Schreibweise der Eigen- und Ortsnamen, z.B. mal „Hasenjaeger“, mal „Hasenjäger“ (Wechsel von „ae“ nach „ä“), Penkun / Pencun, Cammin / Kammin („c“/“k“), Basenthin / Basentin (mit und ohne „h“) wurde buchstabengetreu und unverändert entsprechend dem jeweiligen Vorkommen übernommen. Gleiches gilt für altmodische Wendungen wie z.B. „Dafür, daß der in Penkun 1669 und der in Stargard 1688 genannte Michael Hasenjaeger dieselbe Person sei [!], ...“ oder etwa „der Vater der später in Stargard aufhaltsamen [!] Träger unseres Namens“ usw. Ausnahmsweise wurden Wendungen mit Zahlenangaben wie bspw. „5 Söhne“ in „fünf Söhne“ transskripiert. Offensichtliche Schreibfehler wurden kommentarlos korrigiert (z.B. „viel[l]eicht“, „Grun[d]besitzer“ u.ä.), im Zweifelsfall aber das Original buchstabengetreu beibehalten. Die Zeichensetzung wurde ohne Hinweise dem heute Üblichen angepasst und ggf. ergänzt. Jedoch wurden die durchgehend verwendeten Kommas vor „und“ in einer Aufzählung beibehalten. Daten wurden stillschweigend gemäß dem Beispiel „25.09.1723“ (statt „25.9.1723“ im Original) „digitalisiert“. Erkennbare wörtliche Zitate aus Quellen wurden entgegen dem Typoskript durch kursive Schrift oder (eingerückten) Zitatblock kenntlich gemacht, s. etwa die Einträge aus dem Abgabenregister Stargards bei Michael Hasenjaeger. Ergänzungen in runden Klammern stammen vom Autor, solche in eckigen Klammern vom Bearbeiter (z.B. „ 4 fl [Gulden]“, „Arrendator [Pächter]“ usw.). Gängige Abkürzungen wie „u. s. Ehefrau“ wurden ohne Hinweis aufgelöst in „und seiner Ehefrau“, andere per eckiger Klammer ergänzt, z.B. „Friedr[ich]“, „Rgt. [Regiment]“ usw. Unleserliches (häufig z.B. auf den später eingelegten Blättern) wurde mit „xx“ angedeutet, auf nicht eindeutigen Text (z.B. bei Personen- oder Ortsnamen) mit „[?]“ hingewiesen. Die Seitenzahlen der Originale sind in eckigen Klammern eingefügt, längere Erläuterungen in Fußnoten. Die Kapitelüberschriften wurden ergänzt und mit Ordnungszahlen versehen. 27 S. Liste der Veröffentlichungen am Ende. 15 Teil 1: Übersichtslisten 1.1 Tabellarische Ahnenliste nach Dr. Martin Hasenjaeger Ahnenliste Proband 1 Hasenjaeger Martin Dr. iur., Bürgermeister a.D. * 08.07.1880 Stargard i. Pom. † 16.03.1961 Löningen Generation 1 2 Hasenjaeger Theodor Louis Kanzleirat, Kgl. Kreissekretär in Stargard * 25.11.1844 Basenthin † 03.03.1903 Stargard i. Pom. 3 Streitz Mathilde Auguste Friedericke Mühlenbesitzertochter, Kreissekretärsgattin, * 22.02.1845 Fährmühle † 09.08.1933 Stargard i. Pom. Generation 2 4 Hasenjaeger Karl Ferdinand Lehrer * 10.04.1820 Freienwalde † 02.02.1895 Sonnenmühle b. Gollnow 5 Wilke Johanna Charlotte Albertine Lehrergattin, Ehefrau * 29.01.1819 Groß Sabow † 28.12.1892 Sonnenmühle b. Gollnow 6 Streitz Martin Ferdinand Wilhelm Mühlenbesitzer auf der Fährmühle in Zachan * 19.01.1806 Freienwalde † 11.04.1881 Stargard i. Pom. 7 Sell Marie Wilhelmine Mühlenbesitzergattin, Ehefrau * 02.04.1819 Dahlow Kr. Saatzig † 12.08.1905 Stargard i. Pom. Generation 3 8 Hasenjaeger Christian Friedrich Lohgerber, Ratsherr in Stargard * 09.02.1777 Stargard i. Pom. † 07.01.1864 Freienwalde 9 Haenel Johanna Wilhelmine Gerbersgattin, Ehefrau * 15.03.1783 Freienwalde † 27.12.1849 Stargard i. Pom. 10 Wilke Karl Christian Lehrer * 31.01.1786 Groß Sabow † 06.05.1862 Naugard 11 Maaß Anna Sophie Lehrersgattin, Ehefrau * 03.12.1784 Moitzower Gedde † 09.12.1850 Basenthin 12 Streitz Karl Friedrich Müller * 24.03.1770 Wangeritz Kr. Naugard † 10.06.1848 Rauschmühle 13 Gauger Caroline Maria Müllergattin, Ehefrau * 11.07.1782 Regenwalde † 03.04.1843 Rauschmühle 16 14 Sell David Bauer * 01.09.1789 Dahlow Kr. Saatzig † 26.09.1853 Dahlow Kr. Saatzig 15 Siewert Dorothea Luise Bäuerin, Ehefrau * 05.03.1794 Marienfließ † 21.12.1872 Dahlow Kr. Saatzig Generation 4 16 Hasenjaeger Carl Jacob (1) Brauer und Ackermann in Stargard i.Pom. * 14.07.1733 Stargard i. Pom. † 23.07.1791 Stargard i. Pom. 17 Succow Anna Christine Brauerstochter, Brauers- und Ackermannsgattin, Ehefrau * 03.05.1738 Stargard i. Pom. † 15.12.1789 Stargard i. Pom. 18 Haenel Johann David * 30.06.1737 Stargard i. Pom. † 04.06.1806 Freienwalde 19 Ramm Johanna Dorothea * 07.04.1747 Stargard i. Pom. † 27.01.1810 Freienwalde 20 Wilke Joachim Samuel Küstersohn * 08.11.1745 Carnitz † 02.09.1828 Groß Sabow 21 Müller Anna Katharina Ehefrau * 12.02.1744 Batzwitz Kr. Greifenberg † 13.02.1806 Groß Sabow 22 Maaß Joachim 23 Krüger Dorothea Elisabeth Ehefrau * 06.12.1754 Schwirsen 24 Streitz Johann Jakob Müller * 03.07.1736 Rauschmühle † 29.06.1788 25 Kertzendorff Christina Müllergattin, Ehefrau * 16.09.1745 Wangeritz Kr. Naugard 26 Gauger Martin (4) Mühlenmeister in Regenwalde * 15.10.1758 Regenwalde † 02.09.1842 Regenwalde 27 Kroenicke (Krönke) Christiana Charlotte Ehefrau * 05.09.1758 Glietzig Kr. Regenwalde † 08.11.1836 Regenwalde 28 Sell Christoph Königlicher Amtsbauer und Kirchenvorsteher * 15.07.1759 Falkenberg Kr. Naugard † 24.12.1846 Dahlow Kr. Saatzig 29 Streich Luise Ehefrau * 30.11.1767 Succow Kr. Saatzig † 06.03.1813 Dahlow Kr. Saatzig 30 Siewert Martin Gastwirt * 29.05.1767 Stargard i. Pom. † 04.06.1835 Marienfließ 31 Fischer Maria Elisabeth Gastwirtsgattin * 26.06.1776 Marienfließ † 06.02.1861 Marienfließ Generation 5 32 Hasenjaeger Michael Schumacher, Kaufmann, Brauer und Bürger in Stargard * 30.08.1710 Stargard i. Pom. † 23.01.1747 Stargard i. Pom. 33 Biller Anna Dorothea Kaufmanns- und Bürgergattin, Ehefrau * 07.09.1712 Stargard i. Pom. † 08.11.1735 Stargard i. Pom. 34 Succow Adam Christian Aus Klützow, Bürgereid in Stargard 2.5.1727, Brauer * um.1699 † 23.12.1781 17 35 Hintze Anna Christina Brauersgattin, Ehefrau * 19.09.1706 Stargard i. Pom. † 06.06.1771 36 Haenel Samuel Brauer aus Prenzlau, Bürgereid in Stargard 26.2.1726 * 20.03.1697 Prenzlau ± 20.10.1749 Stargard i. Pom. 37 Brückner Dorothea Elisabeth Brauergattin, Ehefrau * 08.02.1700 Stargard i. Pom. 38 Ramm Martin Brauer aus Schönfließ, Bürgereid in Stargard 10.03.1742 * Schönfließ † 09.05.1770 Stargard i. Pom. 39 Kunde Dorothea Maria Brauergattin, Ehefrau * 08.01.1715 Stargard i. Pom. † 07.11.1756 Stargard i. Pom. 40 Wilke Joachim Küster in Carnitz, seit 1746 in Greifenberg * 29.04.1711 Tonnenbuhr † 11.02.1777 Greifenberg i.Pom. 41 Tank Sophia Küstergattin aus Carnitz * 19.08.1707 Carnitz † 23.02.1768 Greifenberg i.Pom. 42 Müller (Möller) Michael Arrhendator (Verwalter, Pächter) in Batzwitz 43 Lübcke Maria Sophia 44 Maaß Joachim (Jochem) Holzvogt in Knurrbusch bei Gr. Justin * 04.08.1706 Knurrbusch bei Gr. Justin † 24.10.1773 45 Kühl Elisabeth Holzvogtgattin, Ehefrau * 1715 † 19.01.1782 46 Krüger Karl Friedrich Gärtner in Schwirsen * 20.08.1719 † 11.04.1796 47 Pahl Engel Jüngste Tochter des Arrhendators Michael Pahl 48 Streitz Daniel * 20.03.1688 † 30.09.1752 49 Beyersdorff Regina * 1701 Basenthin † 18.02.1771 Wangeritz Kr. Naugard 50 Kertzendorff Daniel Seit 1745 Mühlenbesitzer in Wangeritz * 14.02.1709 Pansin † 02.08.1761 Wangeritz Kr. Naugard 51 Strelow Anna Dorothea Mühlenmeistertochter, Mühlenbesitzergattin * 29.11.1719 † 26.01.1758 52 Gauger Martin (3) Mühlenmeister in Regenwalde * 04.09.1718 Schnalow Kr. Cammin † 01.04.1801 Regenwalde 53 Bliesener Anna Sophie Jüngste Tochter, Mühlenmeistergattin * 18.12.1714 Benstrin bei Schivelbein † 24.04.1779 Regenwalde 54 Kroenicke (Krönke) Daniel Friedrich Erbmüller auf der Glietziger Mühle * 05.12.1723 Neukirchen i.Pom. † 04.03.1796 55 Umlauff Maria Elisabeth * um.1715 † 27.01.1805 Glietzig Kr. Regenwalde 56 Sell Christian Bauer in Falkenberg * 25.08.1721 † 01.02.1800 57 Garbrecht Elisabeth Zwillingskind, Bauersfrau * 11.06.1734 Falkenberg Kr. Naugard † 16.11.1798 Falkenberg Kr. Naugard 58 Streich Christian Königlicher Amtsbauer in Succow an der Ihna * 1746 † 06.03.1822 59 Beckmann Maria Elisabeth Amtsbauergattin * 10.12.1742 † 29.08.1809 60 Siewert Johann Heinrich Verwalter in der Trift † 13.05.1778 Stargard i. Pom. 18 61 Dittmer Eva Sophie Verwaltergattin, genannt „die Krügerwitwe“ * um 1731 † 22.02.1791 Marienfließ 62 Fischer Michael Amtsbauer und Gerichtsmann in Marienfließ * 04.11.1743 Marienfließ † 13.04.1825 Marienfließ 63 Sell Christina Amtsbauersfrau * 09.11.1747 † 29.09.1807 Marienfließ Generation 6 64 Hasenjaeger Tobias Altermann der Schumacher, Bürger 27.10.1690 * um.1667 Penkun Kr. Randow † 15.06.1744 Stargard i. Pom. 65 Bartels Anna Maria Altermanngattin, * 27.03.1676 Stargard i. Pom. † 12.06.1729 Stargard i. Pom. 66 Biller Daniel Brauer, Bürgereid 1705 als Handschuhmacher * 01.03.1680 Stargard i. Pom. † 01.02.1742 Stargard i. Pom. 67 Brunckow Dorothea Sophie Handschuhmacher- und Bürgergattin, * 31.05.1686 Stargard i. Pom. ± 19.07.1759 Stargard i. Pom. 70 Hintze Peter Christian Bürger und Amtsschuster in Stargard 1698 aus Kl. Berlinchen * 1677 ± 15.08.1757 Stargard i. Pom. 71 Ihlenfeld Maria Elisabeth Amtsschustergattin, Ehefrau * 07.02.1684 Stargard i. Pom. ± 21.10.1754 Stargard i. Pom. 72 Haenel Christian Freischlächter in Prenzlau, Bürgereid 12.05.1670, aus Sachsen † 23.05.1700 Prenzlau 73 Kohnow Katharina Hedwig Freischlächtergattin 74 Brückner Johannes Fleischer und Knochenhauer, Ältester, Bürger in Stargard 1698 * 13.07.1674 Großröhrsdorf O/L. † 07.04.1727 Stargard i. Pom. 75 Donath Dorothea Knochenhauerwitwe, Knochenhauergattin, Ehefrau 78 Kunde Heinrich Ältermann der Schuhmacher aus Rügenwalde, Bürger 15.04.1713 * 1686 † 07.09.1757 Stargard i. Pom. 79 Westphal Maria Amtsschäfertochter, Ältermannsgattin, Ehefrau * 09.05.1686 Stargard i. Pom. † 30.09.1761 Stargard i. Pom. 80 Wilke Hans (Johann) 94 Pahl Michael Arrhendator in Schwirsen † 03.02.1749 Schwirsen 95 Lieckfeld Engel Arrhendatorengattin † >.1775 96 Streitz Joachim 1677 Erbmüller auf der Rauschmühle * 31.05.1655 Zachan † 10.11.1718 Rauschmühle 97 Oldenburg Barbara Erbmüllergattin † 25.03.1696 Rauschmühle 98 Beyersdorff Hans Übernimmt 1693 die Mühle Basenthin, 1719 Ältermann † 1729 Basenthin 100 Kertzendorff Michael † 09.10.1734 19 101 Schröder Katharina Elisabeth Seit 1709 in Wangeritz * 14.12.1674 Rehwinkel † 07.12.1738 Wangeritz Kr. Naugard 102 Strelow Jürgen Mühlenmeister in Strelowhagen † 19.03.1743 Strelowhagen 103 Bayersdorff Sabina Juliana Mühlenmeistergattin 104 Gauger Martin (2) Verwalter in Schnalow, später in Trebenow 105 Bliesener Ema Verwaltergattin 106 Bliesener Joachim Mühlenmeister, am 1.5.1726 nach Regenwalde * ca.1685 † 09.01.1757 Regenwalde 107 Bessert Anna Sophie Mühlenmeistergattin † 05.06.1752 Regenwalde 108 Krenicke Daniel Mühlenmeister in Neukirchen † 19.05.1745 Neukirchen i.Pom. 109 N.N. unbekannt weiblich Mühlenmeistergattin, Name nicht genannt † 15.01.1742 Neukirchen i.Pom. 110 Umlauff (Umlob) Martin Müllermeister in Deberitz 111 Breide Benengel Müllermeistergattin 114 Garbrecht Jochim (= Joachim) (2) Gerichtsmann in Falkenberg * 05.12.1686 † 11.08.1766 115 Nötzelmann Maria Elisabeth Aus Daarz, Gerichtsmanngattin ± 22.03.1759 116 Streich David Am 15.12.1742 Bauernhof Hasenjaeger übernommen 117 Hasenjaeger Elisabeth Bauersfrau * 09.06.1708 Schwendt 118 Beckmann Johann Schulze in Schwendt * 22.05.1711 † 24.04.1762 119 Spiegel Sophie Baumannstochter aus Falkenberg, Schulzengattin * 09.09.1717 † 02.1783 120 Siewert Lorenz Krüger [Gastwirt] in Gr. Sabo [sic] * um.1690 † 26.04.1773 Groß Sabow 121 Kieckhövel Elisabeth Aus Heidebröck † 20.09.1733 122 Dittmer Friedrich Schäfer in Sassenhagen * um.1704 ± 12.08.1775 Stargard i. Pom. 123 Podraz Barbara Maria † 15.02.1786 Marienfließ 124 Fischer Erdmann Klosterbäcker in Marienfließ 125 Beyer Sophie Klosterbäckergattin 126 Sell Daniel Aus Falkenberg. * 04.12.1705 127 Schultz Anna Sophia Generation 7 128 Hasenjaeger Michael Ackerbürger in Penkun * um 1640 130 Bartels Hans Bürgersohn, Hausbäcker (?) † 17.11.1704 131 Curt Anna Bäckergattin, Ehefrau † 19.01.1685 20 132 Biller Esaias Brauer und Handschuhmacher, Bürger 1682 * 26.01.1653 Stargard i. Pom. ± 17.06.1708 Stargard i. Pom. 133 Beckmann Dorothea * 22.12.1661 Stargard i. Pom. † 02.10.1730 Stargard i. Pom. 134 Brunckow Friedrich Kupferschmied aus Reetz * um.1646 ± 04.11.1731 Stargard i. Pom. 135 Brüsewitz Elisabeth Kupferschmiedgattin, Ehefrau † 02.03.1690 142 Ihlenfeld Friedrich Amtsschuster in Stargard 1681 aus Schönenfeld b. Arnswalde † 27.08.1728 143 Salomon Anna Amtsschustergattin, ± 17.05.1733 Stargard i. Pom. Ehefrau * 07.10.1655 Stargard i. Pom. 148 Brückner Martin in Groß Röhrsdorf, + vor 16.06.1692 149 N.N. Catharina 158 Westphal Johann Amtsschäfer in Stargard † 03.04.1712 Stargard i. Pom. 159 Klingbeil Maria Amtsschäfergattin, Ehefrau * 1632 † 27.12.1725 Stargard i. Pom. 192 Streitz Daniel (2) Mühlenmeister in Zachan † 1666 193 Schröder Emerantia Mühlenmeistergattin * 04.05.1628 Güntersberg † 1694 194 Oldenburg Peter Verwalter zu Zawelost i. Pom. † 26.02.1676 Welschenburg Kr. Dramburg 195 Kruse unbekannt weiblich Verwaltergattin 196 Beyersdorff Martin Tauscht 1692 nach Basenthin, + ebd. 1693 * Beverdyck † 1693 Basenthin 202 Schröder Peter Seit 1660 Mühlenbesitzer in Rehwinkel * 19.09.1630 † 26.04.1705 Zartzig 203 Schünicke Elisabeth * 17.01.1643 Güntersberg 204 Strelo Paul Mühlenmeister in Strelowhagen ± 21.02.1716 Rotenfier Kr. Naugard 205 Neitzel Katharina Mühlenmeisterwitwe, Mühlenmeistergattin * ca.1642 ± 16.04.1716 Rotenfier Kr. Naugard 206 Beyersdorff Hans Mühler in Basenthin † 1729 208 Gauger Martin (1) Verwalter in Maddelnow * ca.1647 † 13.10.1722 216 Krenicke Christian "des Müllers Vater" † 28.12.1727 Neukirchen i.Pom. 220 Umlauff (Umlob) unbekannt männlich Müller † 27.06.1728 222 Breide unbekannt männlich Müller † 29.11.1733 228 Garbrecht Jochim (1) Michael-Kirchenverweser (??) * 01.03.1658 † 21.03.1700 229 Leu Maria Spiegels Witwe * 14.01.1658 † 15.06.1736 230 Nötzelmann Jochim Schulze in Daarz † <11.1715 231 Bortmann Maria Schulzengattin 232 Streich Jakob In Succow 21 234 Hasenjaeger Christoph Bis 1719 in Schwendt, danach väterlicher Bauernhof in Succow 236 Beckmann Michael † 01.04.1744 237 Köhne Benengel Ehefrau † 30.04.1741 238 Spiegel Martin Baumann ˜ 26.02.1689 † 29.01.1758 239 Buhs Elisabeth Baumannsfrau * 08.09.1689 † 24.11.1762 252 Sell Michael 253 Garbrecht Regina Generation 8 264 Biller Esaias Bürger in Stargard 1654, Handschuhmacher † <.1662 265 Blümike Katharina Handschuhmacher- und Bürgergattin, Ehefrau 266 Beckmann Antonius Garten, Bürger in Stargard 1661 ± 27.04.1684 267 Klebow Anna † <.1678 270 Brüsewitz Erasmus Chirurg aus Greifenberg 271 Wilhelm Judith 286 Salomon (Salemann) Jakob Schuster † 28.12.1680 Stargard i. Pom. 287 Baum Anna Schustergattin * 02.10.1627 318 Klinckebiel Ernst 319 Mölling Katharina 384 Streitz Daniel (1) Mühlenmeister in Klützow, + zwischen 1629-42 386 Schröder Jakob Müller in Güntersberg † 17.08.1661 Güntersberg 387 Wendt Maria Müllertochter aus Goldbeck, Müllergattin † 11.05.1677 Güntersberg 392 Beyersdorff unbekannt männlich Seit 1595 Besitzer der Mühle in Beverdyck 404 Schröder Jakob Müller in Güntersberg † 17.08.1661 Güntersberg 405 Wendt Maria Müllertochter aus Goldbeck, Müllergattin † 11.05.1677 Güntersberg 406 Schünicke Baltzer (= Balthasar) Bürger, Brauer, Kirchenältester in Jakobshagen 407 Schwartz Margarete Bürger- und Brauergattin 410 Neitzel Steffen Schulze in Strelowhagen 412 Beyersdorff Martin Tauscht 1692 nach Basenthin, + ebd. 1693 * Beverdyck † 1693 Basenthin 444 Breide Adam † 1713 456 Garbrecht Andreas † 10.03.1669 457 Cröske Maria 458 Leu Jochim † 16.12.1698 22 468 Hasenjaeger unbekannt männlich Bauer in Succow a/I. † 1719 472 Beckmann David † 13.06.1731 475 N.N. unbekannt weiblich „die alte Köhnsche“, also wohl Witwe † 26.03.1709 476 Spiegel Christoph * 15.10.1649 † 11.06.1714 477 Möller Elisabeth † 26.03.1723 478 Buhs Urban (2) * 10.05.1647 † 04.12.1721 479 Brandenburg Anna ± 07.03.1728 Generation 9 542 Wilhelm Friedrich 543 Polbe Elisabeth 574 Bohm (Baum) Jakob Weißgerber † 09.03.1651 575 Steffen Elisabeth Weißgerbergattin, Ehefrau † 1658 772 Schröder Peter Müller in Güntersberg † 08.11.1617 773 Tetzlaff Anna Müllergattin † 26.11.1622 774 Wendt Jürgen Müller in Goldbeck 784 Beyersdorff Peter Diakon 1595 in Beverdyck 808 Schröder Peter Müller in Güntersberg † 08.11.1617 809 Tetzlaff Anna Müllergattin † 26.11.1622 810 Wendt Jürgen Müller in Goldbeck 814 Schwartz (Niger) Josua Pfarrer in Gr. Jannowitz bei Lauenburg, 50 Jahre im Amt † 1640 824 Beyersdorff unbekannt männlich Seit 1595 Besitzer der Mühle in Beverdyck 952 Spiegel Joachim Freischütz † 09.08.1668 953 Runge Emmerenz † 16.02.1703 956 Buhs Urban (1) † 04.03.1676 958 Brandenburg Urban (1) Generation 10 1086 Polbe Heinrich 1087 Köller von Sophie * 1570 1148 Bohm (Baum) Ambrosius aus dem Frankenlande, in Stargard Weißgerber † 1635 1149 Vogler Anna Weißgerbergattin, Ehefrau † 25.08.1625 1648 Beyersdorff Peter Diakon 1595 in Beverdyck 23 Generation 11 2174 Köller von Peter Herr auf Reckow † 18.01.1588 2175 Parcham Katharina Gutsbesitzergattin, Ehefrau * 1543 † 18.08.1584 Treptow a.R. Generation 12 4348 Köller von Claus 4349 Pritzen von unbekannt weiblich Erwähnt 1526 4350 Parcham Valentin Bürgermeister in Treptow a.R. * 1503 Treptow a.R. † 02.09.1588 Treptow a.R. 4351 Lebbin von Anna Bürgermeistergattin, Ehefrau * 1515 † 28.04.1589 Treptow a.R. Generation 13 8696 Köller von Carsten 8697 Paulsdorff von Cathi 8702 Lebbin Henning Bürgermeister von Treptow a.R. † 1526 8703 Abtshagen von Barbara Bürgermeistergattin, Ehefrau Generation 14 17392 Köller von Claus * 1418 † 1448 17404 Lebbin von Jacob 17405 Weyher von Anna 17406 Abtshagen von Johann Kanzler des Herzogs Bogislaw IX. von Pommern 17407 Horn von Elisabeth Kanzlergattin, Ehefrau Generation 15 34784 Köller von Hinrich der Alde † 1431 Generation 16 69568 Köller von Nicolaus Erwähnt 1366 Generation 17 139136 Köller von Dydrik 24 Generation 18 278272 Colnerus Johann Ridder, des Herzogs Bogislov IV. Rats, 1280 erwähnt 25 1.2 Stammliste nach Michael Hasenjaeger (um 1640 – um 1695) 0.1 HASENJAEGER Michael ev Ackerbürger in Penkun, Krs. Randow, * um 164028, † um 1695; Ehe unbekannt 1. o-o HASENJAEGER Tobias (1) * um 1667 Penkun, † 15.06.1744 Stargard i. Pom. > 1.1 Generation 1 1.1 HASENJAEGER Tobias (1) ev Altermann der Schumacher, Bürger 27.10.1690 < 0.1 * um 1667 Penkun, † 15.06.1744 Stargard i. Pom. Vater: Hasenjaeger Michael Anmerkungen: „Voreltern“: „1.) Johann. 2.-5.). 6. Michael.“ oo 1 19.11.1696 Stargard i. Pom. BARTELS Anna Maria ev Altermanngattin, Ehefrau * 27.03.1676 Stargard i. Pom., † 12.06.1729 Stargard i. Pom. Eltern: Bartels Hans , Curt Anna 1. Hasenjaeger Johann * 19.08.1697, † 19.04.1726 2. Hasenjaeger Michael * 30.08.1710 Stargard i. Pom., † 23.01.1747 ebd. > 2.1 oo 2 1730 LENTZ Rebecca ev 3. Hasenjaeger Samuel Friedrich * 21.11.1730 4. Hasenjaeger Marie Elisabeth * 25.03.1733 > 2.2 5. Hasenjaeger Johann David * 26.06.1735, † 15.02.1789 > 2.3 Generation 2 2.1 HASENJAEGER Michael29 Schumacher, Kaufmann, Brauer und Bürger in Stargard < 1.1 * 30.08.1710 Stargard i. Pom., † 23.01.1747 Stargard i. Pom. Eltern: Hasenjaeger Tobias (1) , Bartels Anna Maria 28 Soweit nicht anders erwähnt sind Quellen aller nachstehenden Angaben die Ahnentafel Walter Hasenjaeger o.D. sowie der Stammbaum in den „Voreltern“, S. 180-181. 29 Ab hier zusätzliche Quelle: Stammbaum der Familie Hasenjaeger (1667-1900), 2 gedruckte S. DIN A4, o.O. [Stargard], o.J. [1900]. 26 oo 24.02.1729 Stargard i. Pom. BILLER Anna Dorothea Kaufmanns- und Bürgergattin, Ehefrau * 07.09.1712 Stargard i. Pom., † 08.11.1735 Stargard i. Pom.30 Eltern: Biller Daniel , Brunckow Dorothea Sophie 1. Hasenjaeger Johann Daniel * 18.01.1730, † 18.01.1733 (in Lohbottisch ertrunken) 2. Hasenjaeger Friedrich Wilhelm * 22.08.1731, † 19.03.1732 3. Hasenjaeger Carl Jacob (1) * 14.07.1733 Stargard i. Pom., † 23.07.1791 ebd. an der „Wassersucht“ > 3.1 4. Hasenjaeger Catharina Charlotte * 15.03.1735, † 05.02.1736 als Säugling oo 2 1736 RETZLAFF Sophie Bäckerstochter, Kaufmanns- und Bürgersgattin, * 25.06.1711, † 30.05.1756 Stargard i. Pom. 5. Hasenjaeger Dorothea Elisabeth * 10.07.1737, † 01.05.1739 6. Hasenjaeger Charlotte Christine * 27.06.1740 > 3.2 7. Hasenjaeger Tobias (2) 3Jhr * . .1743, † 174531 8. Hasenjaeger Johann Friedrich * 08.10.1746, † 02.07.1747 2.2 HASENJAEGER Marie Elisabeth ev 8. Kind < 1.1 * 25.03.1733; Eltern: Hasenjaeger Tobias (1) , Lentz Rebecca oo 1750 ZIEGENHAGEN Caspar ev 2.3 HASENJAEGER Johann David ev 9. Kind < 1.1 * 26.06.1735, † 15.02.1789; Eltern: Hasenjaeger Tobias (1) , Lentz Rebecca oo 1 PALLESKE Dorothea Luise ev Mutter von drei Kindern † 30.06.1767 oo 2 1769 BUTZ32 Anna Sophie ev † 28.06.1808 1. Hasenjaeger Tobias (3) * 29.08.1770, † 09.07.1828 > 3.3 Generation 3 3.1 HASENJAEGER Carl Jacob (1) Brauer und Ackermann in Stargard i.Pom. < 2.1 * 14.07.1733 Stargard i. Pom., Marien-Kirche, † 23.07.1791 ebd. an der „Wassersucht“ Eltern: Hasenjaeger Michael , Biller Anna Dorothea 30 Die Ahnentafel Walter Hasenjaeger hat abweichend „* 7. September 1712 in Stargard, M[arien]-K[irche]. † 1. Februar 1742 [!] in Stargard, M.-K.“, offensichtlich verschiedene Lesart von zwei Strichen als arabisch „11“, also November, bzw. römisch „II“, also Februar. Ohne Original des Kirchenbuchs nicht aufzulösen. 31 Im Stammbaum der Familie Hasenjaeger (1667-1900) Kopierverlust bei den Monaten: „* 5.?.1743“, „† 3.?.1745“. 32 In den „Voreltern“ Namensform „Butzin“, aber -in ist wohl das Suffix für Frauen. 27 oo 07.10.1756 Stargard i. Pom. SUCCOW33 Anna Christine ev Brauerstochter, Brauers- und Ackermannsgattin * 03.05.1738 Stargard i. Pom., † 15.12.1789 ebd. an der „Wassersucht“ Eltern: Succow Adam Christian , Hintze Anna Christina 1. Hasenjaeger Anna Dorothea * 17.11.1757 > 4.1 2. Hasenjaeger Anna Christine * 18.12.1758 > 4.2 3. Hasenjaeger Hanna Luise * 21.05.1761 > 4.3 4. Hasenjaeger Charlotte Rosine * 01.08.1763, † 02.10.1767 als Kleinkind 5. Hasenjaeger Johann Jacob * 05.09.1765 Stargard i. Pom., † 10.03.1846 Arnhausen > 4.4 6. Hasenjaeger Charlotte Sophie * 05.05.1768 > 4.5 7. Hasenjaeger Carl Jacob (2) * 05.07.1770, † 15.12.1774 als Kleinkind 8. Hasenjaeger Samuel Gottlieb * 31.05.1773, † 12.04.1844 > 4.6 9. Hasenjaeger Carl Friedrich * 21.05.1775, † 04.03.1776 als Säugling 10. Hasenjaeger Christian Friedrich * 09.02.1777 Stargard i. Pom., † 07.01.1864 Freienwalde > 4.7 11. Hasenjaeger Georg Lorenz * 26.08.1779 Stargard i. Pom., † 25.04. 12. Hasenjaeger Heinrich Wilhelm * 14.12.1782 Stargard i. Pom., † 06.06.1867 > 4.8 3.2 HASENJAEGER Charlotte Christine Ehefrau < 2.1 * 27.06.1740; Eltern: Hasenjaeger Michael , Retzlaff Sophie oo WEGNER Johann Christoph 1. Wegner unbekannt weiblich 3.3 HASENJAEGER Tobias (3) ev < 2.3 * 29.08.1770, † 09.07.1828; Eltern: Hasenjaeger Johann David , Butz Anna Sophie oo 1796 THIEß Anna Sophie ev † 22.12.1829 Generation 4 4.1 HASENJAEGER Anna Dorothea * 17.11.1757 < 3.1 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine oo 1777 WENDEL Johann Jacob Gerbermeister in Stargard i. Pom. 33 Im Ahnenpass Werner Hasenjaeger „Anna Christina geb. Suckow“ (mit „ck“). 28 4.2 HASENJAEGER Anna Christine * 18.12.1758 < 3.1 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine oo 1783 HAESE Gottlieb Gerbermeister in Stargard i. Pom. 4.3 HASENJAEGER Hanna Luise * 21.05.1761 < 3.1 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine oo 1786 BLOCK Johann Friedrich 4.4 HASENJAEGER Johann Jacob ev Pastor in Grössin, Krs. Schivelbein < 3.1 * 05.09.1765 Stargard i. Pom., † 10.03.1846 Arnhausen bei Groß Rambin, Kreis Belgard; Lebensorte: Stargard i. Pom., Halle a.S., Claushagen, Grössin34 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine Anmerkungen: „Johann Jakob Hasenjäger, * 5. September 1765 Stargard, Sohn des Brauers Karl Jakob Hasenjäger und Anna Succow, [besuchte das Groening-Gymnasium in Stargard], studierte bis 17. August 1788 in Halle, war seit 12. Mai 1797 Pastor in Claushagen, von 1804-1835 [8.] Pastor in Grössin, verheiratet mit Karoline Scheibler.“ Quelle: Moderow, Hans / Müller, Ernst, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil 2: Der Regierungsbezirk Köslin, Stettin 1912. oo 1799 1 SCHEIBLER Elisabeth Sophie Caroline ev Pastorengattin, Ehefrau * 12.03.1773 Stargard i. Pom., † 02.07.1804 Grössin 1. Hasenjaeger Johanne Juliane Caroli * 27.03.1802 Grössin, † 26.04.1860 Arnhausen oo 2 13.12.1804 Cossin KRÜGER Friederike Henriette35 ev Pastorengattin, Ehefrau * 21.07.1777 Stargard i. Pom.; † 10.01.1842 Arnhausen Eltern: Krüger Johann Wilhelm , Schäfer Sophie Elisabeth 2. Hasenjaeger Christiana Jakobina * 07.06.1808 Grössin > 5.1 3. Hasenjaeger Berthold Hermann * 27.07.1816 Grössin, † 24.04.1893 Bulgrin > 5.2 4.5 HASENJAEGER Charlotte Sophie * 05.05.1768 < 3.1 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine 34 Zu ihm und seiner Familie ergänzend die Quellen: Handschriftlicher Stammbaum im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger, Bulgriner Linie Kolberg und Ahnenreihe des Pastors Gustav Paul Hasenjaeger im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger, 1 handschriftl. Bl. o.D. 35 „Friederica Henrietta Crüger, Tochter des Bürgers und Brauers Johan Wilhelm Crüger und der Sophie Elisabeth Schäfer[n]“. 29 oo 1791 STRESEMANN Johann David 4.6 HASENJAEGER Samuel Gottlieb36 Posamentier, Webereibesitzer und Forstexecutor, * 31.05.1773, † 12.04.1844 < 3.1 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine 1. o-o HASENJAEGER Karl August > 5.3 4.7 HASENJAEGER Christian Friedrich ev Lohgerber, Ratsherr in Stargard < 3.1 * 09.02.1777 Stargard i. Pom., † 07.01.1864 Freienwalde Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine oo 29.04.1800 Freienwalde HAENEL Johanna Wilhelmine ev Gerbersgattin, Ehefrau * 15.03.1783 Freienwalde; † 27.12.1849 Stargard i. Pom.37 Eltern: Haenel Johann David , Ramm Johanna Dorothea 1. Hasenjaeger Johanna Dorothea Friederike * 16.03.1803 Stargard i. Pom., † 30.03.1884 ebd. 2. Hasenjaeger August Friedrich * 17.08.1805 Stargard i. Pom., † 15.09.1859 Stralsund > 5.4 3. Hasenjaeger Juliane Wilhelmine Luise * 08.04.1810, † 30.05.1810 4. Hasenjaeger Caroline Helene Sophie * 20.12.1811 Stargard i. Pom., † 04.04.1884 ebd. 5. Hasenjaeger Auguste Wilhelmine * 29.08.1814, † 12.03.1892 6. Hasenjaeger Amalie Christine Luise * 06.03.1817 Stargard i. Pom., † 06.04.1884 Stargard i. Pom. 7. Hasenjaeger Karl Ferdinand * 10.04.1820 Freienwalde, † 02.02.1895 Sonnenmühle b. Gollnow > 5.5 36 Ergänzende Quelle zu ihm: Protokoll über den 2. Familientag des Geschlechts der Hasenjaeger am 5. Juni 1900 in Stargard i.Pom. 37 Nach Ahnentafel Walter Hasenjaeger abweichend „† 27.12.1849 in Freienwalde [?]“. 30 4.8 HASENJAEGER Heinrich Wilhelm ev Gerbereibesitzer, * 14.12.1782 Stargard i. Pom., † 06.06.1867 < 3.1 Eltern: Hasenjaeger Carl Jacob (1) , Succow Anna Christine 1. o-o HASENJAEGER Ludwig Wilhelm > 5.6 Generation 5 5.1 HASENJAEGER Christiana Jakobina ev Pastorentochter, Pastorengattin, * 07.06.1808 Grössin < 4.4 Eltern: Hasenjaeger Johann Jacob38, Krüger Friederike Henriette oo 01.09.1829 Grössin SCHMIDT Johann Gottfried Friedrich ev Pastor in Arnhausen, * 03.03.1805 Köslin Eltern: Schmidt Joachim Gottfried , Knuth Charlotte Sophia 1. Schmidt Albrecht Reinhold Wilhelm Lebrecht * 29.09.1842 Arnhausen † 05.11.1917 Kolberg > 6.1 5.2 HASENJAEGER Berthold Hermann ev Pastor in Bulgrin, Kr. Belgard; 1849-1856, 2. Pfarrer an der Marienkirche in Belgard. < 4.4 * 27.07.1816 Grössin, † 24.04.1893 Bulgrin Eltern: Hasenjaeger Johann Jacob , Krüger Friederike Henriette oo 01.11.1850 Zickerke STEFFENHAGEN Elwine Philippine Luise ev Pastorengattin, Ehefrau * 09.08.1829 Glietzig Kr. Regenwalde, † 05.08.1899 Kolberg Eltern: Steffenhagen Christoph Martin Friedrich , Fischer Wilhelmine Henriette Luise 1. Hasenjaeger Carl Friedrich Albert * 17.09.1851 Belgard, † 11.10.1901 Garrin > 6.2 2. Hasenjaeger Gustav Paul * 19.12.1855 Belgard, † 27.11.1941 Kolberg > 6.3 3. Hasenjaeger Ernst Friedrich * 21.02.1858 Bulgrin, † 08.06.1920 Kolberg > 6.4 4. Hasenjaeger Luise Marie * 25.09.1861 Bulgrin † 07.08.1946 Hamburg > 6.5 5.3 HASENJAEGER Karl August39 ev Kaufmann < 4.6 38 39 6. Kind von Johann Jacob Hasenjaeger, drittes Kind aus zweiter Ehe. Protokoll über den 2. Familientag des Geschlechts der Hasenjaeger am 5. Juni 1900 in Stargard i.Pom. 31 Vater: Hasenjaeger Samuel Gottlieb 1. o-o HASENJAEGER Albert Wilhelm40 5.4 HASENJAEGER August Friedrich ev Soldat, Steuereinnehmer < 4.7 * 17.08.1805 Stargard i. Pom., † 15.09.1859 Stralsund Eltern: Hasenjaeger Christian Friedrich , Haenel Johanna Wilhelmine oo HEINRICH Caroline Wilhelmine ev Steuereinnehmergattin, Ehefrau * 08.12.1809, † 21.01.1858 1. Hasenjaeger Gustav * 16.12.1842, † 18.01.1895 > 6.6 2. Hasenjaeger Marie Wilhelmine Lisette * 28.03.1844, † 25.12.1845 3. Hasenjaeger Bertha Auguste Sophie * 28.02.1845, † 27.07.1857 5.5 HASENJAEGER Karl Ferdinand ev Lehrer < 4.7 * 10.04.1820 Freienwalde, † 02.02.1895 Sonnenmühle b. Gollnow Eltern: Hasenjaeger Christian Friedrich , Haenel Johanna Wilhelmine oo 03.10.1843 Groß Sabow WILKE Johanna Charlotte Albertine Lehrergattin, Ehefrau * 29.01.1819 Groß Sabow, † 28.12.1892 Sonnenmühle b. Gollnow Eltern: Wilke Karl Christian , Maaß Anna Sophie 1. Hasenjaeger Theodor Louis * 25.11.1844 Basenthin, † 03.03.1901 Stargard > 6.7 2. Hasenjaeger Anna Elise * 26.08.1846 Basenthin, † 08.07.1853 Basenthin 3. Hasenjaeger Albert Ferdinand * 06.05.1848 Basenthin, † 02.10.1870 Basenthin am Typhus 4. Hasenjaeger Karl Johann Gustav Bernhard * 04.05.1850 Basenthin, † 15.12.1924 5. Hasenjaeger Paul Johann Helmut * 29.06.1852 Basenthin, † 05.10.1856 Basenthin als Kind 6. Hasenjaeger Maria Theres Emilie * 04.08.1854 Basenthin, † 27.11.1938 > 6.8 7. Hasenjaeger August Conrad Otto * 26.04.1856 Basenthin, † 28.01.1940 > 6.9 8. Hasenjaeger Franz Robert Samuel * 18.04.1859 Basenthin, † 09.1939 5.6 HASENJAEGER Ludwig Wilhelm ev Lederfabrikant in Stargard41 < 4.8 Vater: Hasenjaeger Heinrich Wilhelm 40 Protokoll über den 2. Familientag des Geschlechts der Hasenjaeger am 5. Juni 1900 in Stargard i.Pom.: „... da er keine Nachkommen hat, würde also dieser Zweig mit ihm aussterben.“ 41 Alle Angaben zu ihm und seinen drei Söhnen Protokoll über den 2. Familientag des Geschlechts der Hasenjaeger am 5. Juni 1900 in Stargard i.Pom. Die Mutter wird nicht genannt. 32 1. o-o HASENJAEGER Emil Heinrich Rudolph 2. o-o HASENJAEGER Adolph Gustav Theodor 3. o-o HASENJAEGER Hermann August Johann Generation 6 6.1 SCHMIDT Albrecht Reinhold Wilhelm Lebrecht42 ev Pastorensohn, Pastor in Arnhausen, * 29.09.1842 Arnhausen, † 05.11.1917 Kolberg < 5.1 Eltern: Schmidt Johann Gottfried Friedrich , Hasenjaeger Christiana Jakobina oo 30.08.1870 Labes i.Pom. EBERT Anna Marie ev Pastorengattin, drei Söhne 1. Schmidt Heinrich Gustav Lebrecht * 11.09.1875 Arnhausen † 02.01.1946 Behrenhof b. Greifswald > 7.1 6.2 HASENJAEGER Carl Friedrich Albert ev Pastor in Garrin < 5.2 * 17.09.1851 Belgard, † 11.10.1901 Garrin43 Eltern: Hasenjaeger Berthold Hermann , Steffenhagen Elwine Philippine Luise oo 03.02.1879 Kolberg GEHRKE Emma Wilhelmine Auguste ev Pastorengattin, Ehefrau * 02.10.1847 Neurese, † 08.06.1917 Groß Jestin 6.3 HASENJAEGER Gustav Paul ev Pastor und Archidiaconus am Mariendom in Kolberg * 19.12.1855 Belgard, † 27.11.1941 Kolberg < 5.2 Eltern: Hasenjaeger Berthold Hermann , Steffenhagen Elwine Philippine Luise oo 16.10.1883 Demmin HERRMANN Henriette Luise ev Pfarrersgattin * 26.05.1863 Demmin, † 04.03.1931 Kolberg Eltern: Herrmann Ludwig Ottomar , Taube Ernestine Henriette 1. Hasenjaeger Hermann * 13.11.1884 Kolberg, † 09.04.1945 Büren > 7.2 2. Hasenjaeger Susanne * 07.10.1886 Demmin, † 30.08.1952 Berlin-Frohnau > 7.3 3. Hasenjaeger Dorothea * 27.05.1892 Kolberg 4. Hasenjaeger Ottomar * 12.12.1894 Kolberg, † 03.10.1944 Stettin > 7.4 42 Handschriftlich „Nachkommen der Jakobina Christina Hasenjaeger“ im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger, 1 Bl. o.D. 43 Der Hasenjaegersche Familienverband 1899-1909. Stargard i. Pom. Druck von F. Hendeß G.m.b.H. 1909: „Von den Mitbegründern des Verbandes sind verstorben ... 1901, und am 11. October desselben Jahres der Pastor Karl Hasenjaeger zu Garrin.“ 33 5. Hasenjaeger Katharina Klara Elisabeth * 24.11.1897 Kolberg > 7.5 6. Hasenjaeger Siegfried Karl Jürgen * 29.07.1908 Kolberg † 04.1945 gefallen bei Heilbronn > 7.6 6.4 HASENJAEGER Ernst Friedrich ev * 21.02.1858 Bulgrin, † 08.06.1920 Kolberg Pastor in Drawehn < 5.2 Eltern: Hasenjaeger Berthold Hermann , Steffenhagen Elwine Philippine Luise oo 29.04.1884 Danzig ZELEWSKI VON Klara Mathilde Auguste ev Pastorengattin * 03.02.1860 Zarnowitz, † 05.05.1897 Drawehn 1. Hasenjaeger Erwin * 30.08.1886 2. Hasenjaeger Gerhard * 27.05.1888, † Hamburg > 7.7 3. Hasenjaeger Johannes * 16.12.1894 Drawehn, † 16.04.1917 (vermisst, 1920 Toterklärung)44 6.5 HASENJAEGER Luise Marie ev Pastorentochter < 5.2 * 25.09.1861 Bulgrin, † 07.08.1946 Hamburg Eltern: Hasenjaeger Berthold Hermann , Steffenhagen Elwine Philippine Luise oo 06.07.1887 Belgard SCHMELING Carl ev * 27.08.1849 Wolikow, † 04.04.1903 Maskow 6.6 HASENJAEGER Gustav ev Eisenbahnsekretär in Köln < 5.4 * 16.12.1842, † 18.01.1895 Eltern: Hasenjaeger August Friedrich , Heinrich Caroline Wilhelmine oo BITTSCHIER Anna Marie Eisenbahnsekretärsgattin45 * 27.01.1848 1. Hasenjaeger Bertha * 06.03.1869 2. Hasenjaeger Julius * 18.09.1877 44 Jahresbericht des Gymnasiums Belgard, Belgard 1915. Abiturienten Gymnasium Belgard 6. August 1914: Hasenjaeger, Johannes, geb. 16. Dezember 1894 in Drawehn, Kreis Bublitz; Stand des Vaters: Pastor; Wohnort des Vaters: Drawehn; Religion: evangelisch; Studium oder Beruf: Theologie. 45 Der Hasenjaegersche Familienverband 1899-1909. Stargard i. Pom. Druck von F. Hendeß G.m.b.H. 1909: „Die verwitwete [Eisenbahn-] Sekretär Hasenjaeger zu Köln a/Rh. und deren Tochter Bertha, welche in den ersten Jahren dem Verband auch beigetreten waren, haben in den letzten drei Jahren auf die ihnen zugesandte Einladung nicht mehr geantwortet, so daß es scheint, als wollten sie dem Verband nicht weiter angehören.“ Kinder: „1.) Bertha. 2.)-4). 5. Julius. 6.) – “. 34 6.7 HASENJAEGER Theodor Louis ev 1871 „Kreissekretariats-Assistent“, Kanzleirat, Kgl. Kreissekretär in Stargard * 25.11.1844 Basenthin, † 03.03.1901 Stargard i. Pom. < 5.5 Eltern: Hasenjaeger Karl Ferdinand , Wilke Johanna Charlotte Albertine oo 26.10.1871 Fährmühle46 STREITZ Mathilde Auguste Friedericke ev Mühlenbesitzertochter47, Kreissekretärsgattin * 22.02.1845 Fährmühle, † 09.08.1933 Stargard i. Pom. Eltern: Streitz Martin Ferdinand Wilhelm , Sell Marie Wilhelmine 1. Hasenjaeger Karl Wilhelm Gustav * 13.05.1874 Stettin, † 12.02.1933 Berlin > 7.8 2. Hasenjaeger Margarethe * 20.10.1876, † 05.11.1876 als Säugling 3. Hasenjaeger ungetaufter Sohn * 20.03.1878, † 20.03.1878 bei der Geburt 4. Hasenjaeger Martin * 08.07.1880 Stargard i. Pom, † 16.03.1961 Löningen 5. Hasenjaeger Gertrud * 13.11.1881, † 24.07.1946 Rostock > 7.9 6. Hasenjaeger Walter Paul Johannes * 08.09.1883 Stargard i. Pom. > 7.10 6.8 HASENJAEGER Maria Theres Emilie ev Lehrertochter, Ehefrau < 5.5 * 04.08.1854 Basenthin, † 27.11.1938 Eltern: Hasenjaeger Karl Ferdinand , Wilke Johanna Charlotte Albertine oo PETER48 unbekannt männlich ev 6.9 HASENJAEGER August Conrad Otto ev Pastor in Kladow49 < 5.5 * 26.04.1856 Basenthin, † 28.01.1940; Lebensorte: Basenthin Stettin Brüsewitz Kladow Eltern: Hasenjaeger Karl Ferdinand , Wilke Johanna Charlotte Albertine oo 04.1888 VOß Laura ev Pastorentochter, Pastorengattin * 15.01.1862 Mussow; Lebensorte: Mussow Collin Brüsewitz 1. Hasenjaeger Dorothea Johanna Paulina Elisabeth * 12.03.1889 Brüsewitz Krs. Saatzig in Pommern 2. Hasenjaeger Joachim Karl Otto Konrad * 20.02.1892 Brüsewitz 3. Hasenjaeger Siegfried Paul Gerhard * 30.12.1893 Brüsewitz, † 22.07.1932 46 Hochzeit beurkundet beim Pfarramt Reichenbach. Mathilde stammt aus einer hinterpommerschen Müllerfamilie, deren ältester Vorfahr 1564 erstmals aktenkundig ist. Die Familie hat fast alle Mühlen Hinterpommerns zwischen 1564 und 1945 irgendwann bewirtschaftet und hat in ununterbrochener Folge Müller gestellt. 48 „Voreltern“, S. 183: „† 27.11.1938 oo Peter“. Nicht ganz deutlich, ob Eigenname oder Familienname. 49 Die evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück’schen Manuskripts bearbeitete von Ernst Müller. II. Teil Der Regierungsbezirk Köslin Die reformierten Gemeinden Pommerns Die Generalsuperintendenten Stettin: Verlag von Léon Sauniers Buchhandlung 1912. XII. Synode Rummelsburg. 7. Rohr: „3. Konrad August Otto Hasenjäger, 1885 - 86, geb. am 26. April 1856 in Basentin, des Karl, Lehrers daselbst und der Johanna Wilke Sohn, besuchte das Marienstiftsgymnasium in Stettin, die Universitäten Greifswald und Berlin, wurde am 7. Juni 1885 zum Pastor in Rohr ordiniert und zum Januar 1886 nach Brüsewitz versetzt. Laura Voß, Pastorentochter aus Collin, kop. April 1888. Nach seinem Weggange trat längere Vakanz ein.“ 47 35 4. Hasenjaeger Elisabeth Martha Margaret Maria * 09.01.1900 Kludow Krs. Greifenhagen in Pommern. Sie heiratete den Oberveterinär Dr. Cutzlaff [?]. Generation 7 7.1 SCHMIDT Heinrich Gustav Lebrecht ev Pastorensohn50, Pastor in Altwerder bei Kolberg * 11.09.1875 Arnhausen, † 02.01.1946 Behrenhof b. Greifswald < 6.1 Eltern: Schmidt Albrecht Reinhold Wilhelm Lebrecht , Ebert Anna Marie oo TAUBE Johanna Emilie („Milly“) ev Pastorengattin * 02.10.1884 Storchnest i. Schlesien, † 01.12.1945 Behrenhof b. Greifswald 1. Schmidt Elisabeth Dorothea Lebrechte * 24.04.1908 Altwerder b. Kolberg, † 15.01.1946 Behrenhof b. Greifswald 2. Schmidt Erika Ida Lebrechte * 29.05.1909 Altwerder b. Kolberg 3. Schmidt Waldemar Adalbert Lebrecht * 14.09.1911 Altwerder b. Kolberg > 8.1 7.2 HASENJAEGER Hermann ev Pastor i.R. in Kolberg < 6.3 * 13.11.1884 Kolberg51, † 09.04.1945 Büren Eltern: Hasenjaeger Gustav Paul , Herrmann Henriette Luise oo 12.10.1915 OSTHOFF Elisabeth („Elly“) ev Pastorengattin * 24.03.1890; Lebensorte: Labenz, Kolberg 1. Hasenjaeger Ruth * 21.02.1918 Labenz > 8.2 2. Hasenjaeger Ingeborg * 04.10.1919 Labenz, † 18.08.1945 Bismark / Altmark an Erschöpfung auf der Flucht > 8.3 3. Hasenjaeger Jobst-Jürgen * 10.11.1924 Labenz > 8.4 7.3 HASENJAEGER Susanne ev Pastorentochter, Reichsbankratsgattin, Ehefrau < 6.3 * 07.10.1886 Demmin, † 30.08.1952 Berlin-Frohnau Eltern: Hasenjaeger Gustav Paul , Herrmann Henriette Luise oo 04.03.1919 RHESE Erich ev Reichsbankrat in Berlin * 26.11.1881 Nordhausen, † 14.03.1946 1. Rhese Susanna Luise Hedwiga * 11.04.1920 Berlin-Niederschönhausen > 8.5 2. Rhese Emma Erika Dorothea * 28.05.1923 Kolberg > 8.6 3. Rhese Ilse Käthe Christel * 16.12.1926 Berlin 50 51 2. Sohn. Abweichend wird auch Demmin als Geburtsort genannt. 36 7.4 HASENJAEGER Ottomar ev Hauptmann (E) in Stettin < 6.3 * 12.12.1894 Kolberg, † 03.10.1944 Stettin52 Eltern: Hasenjaeger Gustav Paul , Herrmann Henriette Luise oo 07.02.1923 PAULISCH Ilse ev Hauptmannsgattin * 23.10.1899 Ostrowo Eltern: Paulisch Otto Gustav Adolf Max , Fischer-Treuenfeld von Else Pauline Luise Hertha 1. Hasenjaeger Barbara * 17.04.1924 > 8.7 2. Hasenjaeger Manfred * 01.02.1928 Stettin > 8.8 3. Hasenjaeger Detlef * 15.03.1935 Stettin > 8.9 7.5 HASENJAEGER Katharina Klara Elisabeth ev Pastorentochter, Studienratsgattin, * 24.11.1897 Kolberg < 6.3 Eltern: Hasenjaeger Gustav Paul , Herrmann Henriette Luise oo 23.09.1921 Kolberg (Dom) SCHUBOTZ Friedrich („Fritz“) (1) ev Studienrat in Berlin, Dr. phil. * 13.12.1884 Niemegk 1. Schubotz Wilhelm Paul Ernst * 21.10.1924 > 8.10 2. Schubotz Luise Bertha * 27.07.1922 Berlin-Lichterfelde > 8.11 7.6 HASENJAEGER Siegfried Karl Jürgen ev Pastor < 6.3 * 29.07.1908 Kolberg, † 04.1945 (gefallen bei Heilbronn) Eltern: Hasenjaeger Gustav Paul , Herrmann Henriette Luise53 oo 28.12.1937 BENECKE Elisabeth ev Pastorengattin * 09.06.1912 1. Hasenjaeger Sigrid * 29.01.1939 Züssow 2. Hasenjaeger Klaus Peter * 07.03.1941 Lauenburg 3. Hasenjaeger Hans-Jörg * 25.09.1944 Spechtshagen, † 04.1945 als Kind an Entkräftung auf der Flucht. 7.7 HASENJAEGER Gerhard ev * 27.05.1888, † Hamburg < 6.4 Eltern: Hasenjaeger Ernst Friedrich , Zelewski von Klara Mathilde Auguste oo TENGEN Si Ehefrau * Tandjong Morawa (Indonesien, Sumatra) 52 Das Personenblatt Ottomar Hasenjaeger im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger vermerkt: „Ottomar gestorben am 25. September 1944 [!] in Stettin im Lazarett Deutscher Berg.“ 53 Als sechstes und letztes Kind aufgeführt. 37 1. Hasenjaeger Hans * 16.05.1919 2. Hasenjaeger Fritz 20Jhr * 08.09.1920, † 11.1944 (untergegangen als Schiffsingenieur vor Libau an Bord der Schiffbeck [sic] als 2. Ingenieur). 7.8 HASENJAEGER Karl Wilhelm Gustav ev Polizeimajor, Lt. d. Res. in Berlin < 6.7 * 13.05.1874 Stettin54, † 12.02.1933 Berlin Eltern: Hasenjaeger Theodor Louis , Streitz Mathilde Auguste Friedericke oo 03.04.1903 Dippoldiswalde FLEMMING Elise(a) ev Posthaltertochter, Polizeimajorgattin * 28.07.1878 Dippoldiswalde, † 05.04.1951 Hainsberg b. Dresden Eltern: Flemming Richard , Lippe von Lina Elise 1. Hasenjaeger Werner Tobias * 24.12.1903 Berlin, † 05.06.1943 (gefallen) > 8.12 2. Hasenjaeger Liselotte * 21.12.1904 Berlin, † 17.02.1905 (mit 58 Tagen gestorben) 3. Hasenjaeger Gisela * 18.05.1909 Berlin, † 24.12.1941 Berlin > 8.13 7.9 HASENJAEGER Gertrud ev Kreissekretärstochter, Ehefrau < 6.7 * 13.11.1881, † 24.07.1946 Rostock Eltern: Hasenjaeger Theodor Louis , Streitz Mathilde Auguste Friedericke oo Stargard i. Pom. PLATH Otto ev Buchhändler “ein Sohn“. 7.10 HASENJAEGER Walter Paul Johannes ev Regierungsrat < 6.7 * 08.09.1883 Stargard i. Pom. Eltern: Hasenjaeger Theodor Louis , Streitz Mathilde Auguste Friedericke oo REITEMEYER Martha ev Regierungsratsgattin * 06.07.1883 1. Hasenjaeger Hella * 30.04.1912, † 1967 > 8.14 Generation 8 8.1 SCHMIDT Waldemar Adalbert Lebrecht ev Pastorensohn, aktiver Offizier, gelernter Maurer55, * 14.09.1911 Altwerder b. Kolberg < 7.1 Eltern: Schmidt Heinrich Gustav Lebrecht , Taube Johanna Emilie („Milly“) 54 55 Geburt beurkundet: Schloßgemeinde Stettin. Heirat: StA Dippoldiswalde Nr. 10. Handschriftlich "Nachkommen der Jakobina Christina Hasenjaeger" im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger, 1 Bl. o.D.: „Waldemar, ehemals akt. Offizier lebt in Basinghausen, lernte Maurer u. wollte dann ins Baufach übergehen.“ 38 oo RADMER Ursula Minna Margarete ev Offiziersgattin * 25.07.1916 Groß Jestin b. Kolberg 8.2 HASENJAEGER Ruth ev Pastorentochter, Ingenieursgattin, * 21.02.1918 Labenz < 7.2 Eltern: Hasenjaeger Hermann , Osthoff Elisabeth ("Elly") oo 22.03.1941 Kolberg LABS Peter ev Dipl.Ing. Dr. (?) * 05.05.1915 Berlin, † 30.12.1942 (gefallen am Ladogasee) 1. Labs Hannelore * 14.04.1942 8.3 HASENJAEGER Ingeborg ev Pastorentochter, Pastorengattin < 7.2 * 04.10.1919 Labenz, † 18.08.1945 Bismark / Altmark auf der Flucht56 Eltern: Hasenjaeger Hermann , Osthoff Elisabeth ("Elly") oo 26.02.1943 Kolberg VAHL Joachim ev Pastor in Kölpin, * 09.03.1903 Degow 1. Vahl Götz * 22.10.1943 8.4 HASENJAEGER Jobst-Jürgen ev Landwirt < 7.2 * 10.11.1924 Labenz; Lebensorte: Labenz Meyerich Eltern: Hasenjaeger Hermann , Osthoff Elisabeth („Elly“) oo 1 17.06.1948 HUSTADT Hildegard * 14.12.1923 Neuengeseke b. Soest, † 30.01.1954 Meyerich Eltern: Hustadt Friedrich , Mettner Emma 1. Hasenjaeger Ingeborg * 03.01.1949 Meyerich 2. Hasenjaeger Gerlinde * 29.04.1951 Meyerich oo 2 21.08.1956 WEBER Ursula Ehefrau * 19.07.1927 Iserlohn 8.5 RHESE Susanna Luise Hedwiga ev Ehefrau57 < 7.3 56 Todesanzeige: „Nachdem mir im April d.J. mein lieber Mann genommen wurde, starb nach Gottes heiligem Wille nun auch auf der Flucht in Bismark-Altmark, fern von allen Lieben, am 18. August meine inniggeliebte Tochter, meine treue Frau und aufopfernde Mutti, unsere gute Schwester, Nichte und Enkelin Ingeborg Vahl geb. Hasenjaeger im Alter von 25 Jahren. Ebr. 13.14. In tiefem Weh: Elly Hasenjaeger, geb. Osthoff [Mutter], Pastor Joachim Vahl, Kölpin i. Pommern z.Zt. vermißt [Ehemann], und Söhnchen Gottfried z.Zt. Bismark, Ruth Labs geb. Hasenjaeger, und Hannelore Jobst, Jürgen Hasenjaeger und alle Anverwandten. Recklingsen bei Welver, Hamm-Land, im September 1945“. 57 Quelle: Personenblatt Rhese im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger. 39 * 11.04.1920 Berlin-Niederschönhausen; Eltern: Rhese Erich , Hasenjaeger Susanne oo 18.08.1944 Berlin-Hermsdorf ROTTSAHL Roland Erich Dr. phil. * 16.08.1908 Frankfurt/M Eltern: Rottsahl Johann Ludwig Otto , N.N. (weiblich) 1. Rottsahl Elke * 26.02.1946 Allmus Krs. Fulda 2. Rottsahl Gisela * 13.12.1948 Fulda 8.6 RHESE Emma Erika Dorothea ev * 28.05.1923 Kolberg < 7.3 Eltern: Rhese Erich , Hasenjaeger Susanne oo 10.11.1951 Berlin-Frohnau WALLIS Hans * 18.04.1906 Gäthkenhagen Lebensorte: Gäthkenhagen Berlin Braunschweig 1. Wallis Karin * 06.08.1953 Braunschweig 2. Wallis Gerd ˜ 21.04.1957 Braunschweig 8.7 HASENJAEGER Barbara ev * 17.04.1924 < 7.4 Lebensorte: Hamburg Eltern: Hasenjaeger Ottomar , Paulisch Ilse oo 14.04.1951 Hamburg HAKER Justus 1. Haker Monika * 01.05.1952 8.8 HASENJAEGER Manfred ev Offizierssohn < 7.4 * 01.02.1928 Stettin; Eltern: Hasenjaeger Ottomar , Paulisch Ilse oo 09.02.1951 Hamburg RAASCH Christel * 01.02.1925 Stettin 1. Hasenjaeger Joachim Manfred Ottomar * 28.06.1951 2. Hasenjaeger Jürgen * 06.11.1957 8.9 HASENJAEGER Detlef ev Offizierssohn < 7.4 * 15.03.1935 Stettin; Eltern: Hasenjaeger Ottomar , Paulisch Ilse, als zweites Kind aufgeführt. oo 14.06.1958 Hamburg MEYER Renate * um 1940 40 8.10 SCHUBOTZ Wilhelm Paul Ernst58 Leutnant Ing. der U-Bootwaffe < 7.5 * 21.?1.192? Lebensorte: Flensburg Karlsruhe Eltern: Schubotz Friedrich („Fritz“) (1) , Hasenjaeger Katharina Klara Elisabeth oo GEIßLER Irene 1. Schubotz Peter * 1950 2. Schubotz Lutz Michael * 27.06.1951 3. Schubotz Bettina Ines * 16.10.1960 8.11 SCHUBOTZ Luise Bertha ev Lehrertochter < 7.5 * 27.07.1922 Berlin-Lichterfelde59 Eltern: Schubotz Friedrich („Fritz“) (1) , Hasenjaeger Katharina Klara Elisabeth Anmerkungen: „Abitur. Reichsarb[eitsdienst]. Dienst als Laborantin in Forschungslabor für Fernsehen bei Telefunken. Ostern 1947 verlobt mit Johann Bartolomä, geheiratet 14.5.1948. Mann stammt aus Jugoslawien.“ oo 14.05.1948 BARTHOLOMÄ Johann 1. Bartolomä Hans * 60 8.12 HASENJAEGER Werner Tobias ev Kaufmann in Berlin, Reichsangestellter, Leutnant d. Res. < 7.8 * 24.12.1903 Berlin61, † 05.06.1943 (gefallen) Lebensort: Berlin Eltern: Hasenjaeger Karl Wilhelm Gustav , Flemming Elise(a) oo 08.06.1935 Berlin BERTHOLD Gertrud Emilie Hedwig ev Kaufmannsgattin * 18.04.1912 Berlin, † 26.09.1993 Berlin 1. Hasenjaeger Liselotte * Berlin > 9.1 2. Hasenjaeger Jürgen * Berlin > 9.2 3. Hasenjaeger Gudrun * Berlin > 9.3 4. Hasenjaeger Ilse * Berlin > 9.4 8.13 HASENJAEGER Gisela ev Ehefrau, Kindergärtnerin in Berlin < 7.8 * 18.05.1909 Berlin, † 24.12.1941 Berlin Eltern: Hasenjaeger Karl Wilhelm Gustav , Flemming Elise(a) 58 Handschriftliche Notiz Katharina Hasenjaeger Schubotz DIN A5 („xx“ = unleserlich): „xx. Abitur. Leutnant Ing. der U-Boot-Waffe, 1. Schiff in Flensburg xxfunk. xx Oct. 46 bei xx Abxx in Hamburg. xx in Karlsruhe.“ Dort auch zu den Kindern. 59 Handschriftliche Notiz Katharina Hasenjaeger Schubotz DIN A5, o.D. im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger. 60 = Daten bekannt, aber aus Gründen des Datenschutzes nicht abgedruckt. 61 Geburt: StA Berlin, 10b Nr. 4699. Heirat StA Berlin IVb Nr. 390. 41 oo 02.12.1933 Berlin MARKAU Hans Emil Rudolf ev Dr.jur., Rechtsanwalt am Kammergericht in Berlin * 10.07.1905 Höchst b. Frankfurt 1. Markau Eike * Berlin > 9.5 2. Markau Dieter * Berlin > 9.6 3. Markau Viktoria * Berlin > 9.7 8.14 HASENJAEGER Hella ev * 30.04.1912, † 1967 < 7.10 Eltern: Hasenjaeger Walter Paul Johannes , Reitemeyer Martha oo 14.12.1958 GROH Johann * 23.11.1909 Generation 9 9.1 HASENJAEGER Liselotte Ehefrau * Berlin < 8.12 Eltern: Hasenjaeger Werner Tobias , Berthold Gertrud Emilie Hedwig oo 14.06.1958 Berlin PICKERT Manfred * Berlin 1. Pickert Regina * Berlin 2. Pickert Gisela * Berlin > 10.1 9.2 HASENJAEGER Jürgen ev * Berlin < 8.12 Eltern: Hasenjaeger Werner Tobias , Berthold Gertrud Emilie Hedwig oo Berlin HOPKE Brigitte Ehefrau, * 9.3 HASENJAEGER Gudrun Ehefrau * Berlin < 8.12 Eltern: Hasenjaeger Werner Tobias , Berthold Gertrud Emilie Hedwig oo Berlin BAUER Peter, * Berlin 1. Bauer Carola * Berlin > 10.2 2. Bauer Carsten * Berlin 9.4 HASENJAEGER Ilse ev Ehefrau * Berlin < 8.12 Eltern: Hasenjaeger Werner Tobias , Berthold Gertrud Emilie Hedwig oo Berlin RÜTTIMANN Wilfried, * 1. Rüttimann Frank * 42 Berlin Offenbach/M. > 10.3 9.5 MARKAU Eike * Berlin < 8.13 Eltern: Markau Hans Emil Rudolf , Hasenjaeger Gisela oo Morgat BOULINEAU Marie-Louise * Morgat 1. Markau Beatrice * Frankfurt/M 2. Markau Caroline * Frankfurt/M 3. Markau Valerie * Hannover 9.6 MARKAU Dieter ev * Berlin < 8.13 Eltern: Markau Hans Emil Rudolf , Hasenjaeger Gisela oo POEPRER Gudrun * Travemünde 1. Markau Ulrike * Murten 2. Markau Eckhard * Murten 9.7 MARKAU Viktoria < 8.13 * Berlin, Eltern: Markau Hans Emil Rudolf , Hasenjaeger Gisela oo Mammolshain WEBER Friedemann * 1. Weber Michael * München 2. Weber Karin * München Generation 10 10.1 PICKERT Gisela < 9.1 * Berlin, Eltern: Pickert Manfred , Hasenjaeger Liselotte oo Berlin KANNACHER Jürgen 1. Kannacher Anne * 2. Kannacher Janes * 10.2 BAUER Carola < 9.3 * Berlin Berlin Berlin, Eltern: Bauer Peter, Hasenjaeger Gudrun oo SEIBT Oliver * 1. Seibt Nikolas * Berlin 10.3 RÜTTIMANN Frank < 9.4 * Offenbach/M. Eltern: Rüttimann Wilfried, Hasenjaeger Ilse oo Offenbach/M. FRÜH Sabine * , eine Tochter, 43 44 Teil 2: Martin Hasenjaeger, Meine Voreltern 1948 Martin Hasenjaeger Meine Voreltern Benstrup bei Löningen (Oldenburg) 1948 [Titelblatt, Inhalt - S. 1 (s. nun Gesamtinhaltsverzeichnis der Bearbeitung), Portraitfoto Dr. Martin Hasenjaeger – S. 2. ] 0. Die ältesten Namensträger Hasenjaeger in Pommern62 Mit dem 12. Jahrhundert beginnt das grosse Kulturwerk des deutschen Volkes, das man als „zweite germanische Völkerwanderung“ bezeichnet hat. Aus dem Westen des Reiches mit seinem Überschuss an deutscher Volkskraft strömten die Siedler herbei, vom Niederrhein, aus Westfalen und aus Holland, um in die weiten Ebenen nach Osten vorzudringen. Die Einwanderung nach Pommern vollzog sich im allgemeinen auf zwei Handelsstrassen, einer südlichen durch die Mark Brandenburg, und einer nördlichen durch Mecklenburg. Albrecht der Bär [um 1100 - 1170]63 hatte mit der Besiedlung des rechten Elbufers mit Deutschen aus Südbrabant64, Ostflandern und der Provinz Antwerpen begonnen. Mit fortschreitendem Landerwerb dehnte sich die askanische65 Kolonisation weiter nach Osten aus, bis sie [ab ca. 1300] an der Oder nordwärts nach Pommern den sogenannten „mittelpommerschen Keil“ herausbildete; zu diesem gehört der Kreis Saatzig. Nachdem dann 1260 die Uckermark an Brandenburg abgetreten war, kam auch auf diesem Wege niederländisch-märkische Bevölkerung aus der Magdeburger Gegend und aus der Altmark66 herein. Vordem hatte der Pommernherzog hier niedersächsische Bauern zur wirtschaftlichen Hebung seines Landes angesetzt. Auf der nördlichen Strasse über Lübeck und Mecklenburg wurden vornehmlich Ritter und Bauern vom Niederrhein, aus Westfalen, Braunschweig, Holstein und dem früher als Pommern besiedelten Mecklenburg herangeführt. Im heutigen Kreis Saatzig trafen beide Züge aufeinander und haben sich vielfach gemischt. Nach Pommern sind die Ansiedler grossenteils erst im 62 Dieses Kapitel findet sich nicht in den „Voreltern“. Es wurde den „Beiträgen zur Sippenforschung der Familie Hasenjaeger“ von Martin Hasenjaeger, Stargard 1944, Abschrift und Bearbeitung Benstrup 1948/1953, S. 2129 entnommen und hier nach dem Sachzusammenhang eingefügt, näher s. die Einleitung und Teil 4.1. 63 Albrecht der Bär, auch Albrecht I. von Brandenburg und Albrecht von Ballenstedt (* um 1100; † 18.11.1170 in Stendal?) aus dem Haus der Askanier trieb die deutsche Ostbesiedlung voran und war 1157 Gründer der Mark Brandenburg und erster Markgraf von Brandenburg. Durch Albrecht kam die Nordmark als Mark Brandenburg auch faktisch zum Altreich, dem sog. Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (aufgelöst 1806). 64 Das Herzogtum Brabant ist ein historisches Gebiet, das in etwa aus den heutigen belgischen Provinzen Antwerpen und Brabant (heute geteilt in Flämisch-Brabant, Wallonisch-Brabant und die Hauptstadtregion Brüssel) sowie der im Süden der Niederlande gelegenen Provinz Nordbrabant (Noord-Brabant) besteht. Hasenjaeger meint mit Südbrabant also die heute im niederländisch-sprachigen Flandern in Belgien gelegene Region. Die historischen Niederlande, die bis 1830 auch das heutige Belgien umfassten, lösten sich erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 aus dem Reichsverband. Daher die von Hasenjaeger verwendete Bezeichnung „Deutsche aus Südbrabant“. 65 Die Askanier sind ein schwäbisch-fränkisches Fürstengeschlecht. Der Name leitet sich von Ascharia, der latinisierten Form von Aschersleben ab (heute im Bundesland Sachsen-Anhalt). Sie waren seit dem 11. Jahrhundert im östlichen Sachsen ansässig. 1157 eroberte der Askanier Albrecht der Bär (s. vorstehend) die Mark Brandenburg. 66 Die Altmark ist eine Region im Norden des Landes Sachsen-Anhalt. Sie gehört zu den ältesten Kulturlandschaften Deutschlands und wird als „Wiege Brandenburgs“ - mitunter als „Wiege Preußens“ - bezeichnet. 45 13. Jahrhundert gekommen, und zwar wahrscheinlich nur zum kleineren Teil unmittelbar aus dem fernen Westen, in der Mehrzahl aber aus den näher gelegenen, bereits kolonisierten Gebieten; sie haben dann später aus ihrer alten Heimat neue Kolonisten nachgezogen. Bei dieser allgemeinen Entwicklung der Besiedlung die Heimat kleiner Gruppen oder den Ursprung einzelner Dörfer im Kreise Saatzig ausfindig zu machen, ist nicht möglich. Unsere ältesten Vorfahren wohnten in dem Dorf Wudarge im Amt Saatzig des gleichnamigen Kreises. Dieses Gebiet wird durch die hinterpommersche Hauptsprachscheide durchschnitten. Siedlungsgeschichtlich bezeichnet die südliche Zone die ursprünglich erreichte Nordgrenze des askanisch-märkischen Siedlungsstroms. Sprachgeschichtlich drückt sich aber in dieser Zone, in der sich niedersächsische und niederländische Bevölkerung und Sprache mischen, ein niedersächsisches Übergewicht über das mittel-niederländische Sprachgut aus; östlich der Linie Gollnow-Stargard findet sich ein rein westfälisches Lautbild. Aufschlüsse über die Herkunft der Siedler in Wudarge sind also hieraus nicht zu entnehmen. Wann das Dorf Wudarge gegründet ist und von wem, ist unbekannt. Der Ortsname ist slavisch [sic, mit „v“ auch im Folgenden], wie die Namen verschiedener Nachbardörfer, z.B. Saatzig, Tornow, Moderow, Zachan, so dass deutsche Siedler in älteren Slavendörfern angesetzt sein könnten. Es ist aber auch möglich und sehr wahrscheinlich, dass die deutschen Siedler den Namen mitgebracht und ihre neue Wohnstätte nach der alten Heimat benannt haben, wie deutsche Auswanderer das zu allen Zeiten gern getan haben: so gibt es im Südosten des Demminer Kreises einen Ort Wodarg; unweit davon liegen Treptow, Wulkow, Tornow, Rossow – Orte, die im Saatziger Kreise ebenfalls wiederkehren. Saatzig, Goldbeck, Jakobsdorf kommen auch in der Priegnitz vor, Jakobshagen, Stolzenhagen, Ziegenhagen, Falkenwalde, Zachan u.a. in der Mark und in Mecklenburg, Schwanenbeck und Güntersberg im Harz. Danach muss man annehmen, dass diese Ortsnamen im Kreise auf Neugründungen oder Neubenennungen der deutschen Ansiedler zurückgehen, diese Siedler aber aus bereits früher kolonisierten Gebieten in die neue Heimat abgewandert sind. Teilweise lassen sich dieselben Ortsnamen schon im Westen nachweisen, z.B. Kempendorf von Kempen am Niederrhein (vor 1000), Bäche von Buchen (1218) in Rheinland und Westfalen, Ball von Bale im Kreise Jülich (1220), Goldbeck im Kreise Rinteln (1014). – Als Besitzer der Burg Saatzig und des Fleckens Jakobshagen wird 1336 die Familie von Steglitz genannt, die schon Ende des 12. Jahrhunderts in der Altmark angesessen war, und die märkischen Einfluss im Kreise verbreitete. In der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts werden mehrere Mitglieder der Familie in der Uckermark und in Pommern erwähnt. Dass sie aber Siedler mitgebracht oder neue Niederlassungen gegründet hätten, ist nicht überliefert. Auf welchem Wege unsere Vorfahren nach Pommern gekommen sind, wissen wir also nicht. Da sie ihren Familiennamen mitgebracht haben, müssen sie nach dessen Annahme gekommen sein. Die Einwanderung wird vor 1410 geschehen sein, da nach der Schlacht von Tannenberg die Welle der Siedlungsunternehmen endete. Umsiedlungen in Teilstrecken können jederzeit erfolgt sein. Auf dem Wege von Westen bis Pommern gibt es verschiedene Wohnmittelpunkte, die unsere Namensträger zum Ausgangspunkt weiterer Wanderungen gemacht haben können. – Die beiden ältesten bekannten Vorfahren in Pommern sind zwei Bauern: Matthäus und Hans Hasenjeger [sic] in Wudarge. In den Akten des Staatsarchivs Stettin Rep. 40.II.54 fol. 1 ist ein Pachtregister aus dem Jahre 1509 mit den Hebungen, Abgaben und Pächten enthalten, die vom 1. Mai ab von den Bauern der Dörfer des Saatziger Amts erhoben sind. Es wird angeführt, was von den einzelnen Bauern gezahlt worden ist, welche Pächte noch „nachstellig“ sind, und welche Ausgaben von dem Rentmeister geleistet werden. Von Wodurghe werden 46 17 Bauern und 2 Frauen aufgeführt, unter den Bauern sind Matth. Haasenyeger und Hans Hasenyeger je von 3 Hufen „nachstellig“ in der Pacht. Die nächste Nachricht steht in den Akten P.II. Tit. 19 Nr. 36a vol. 1 Fol. 38 in einem Mühlenregister aus Wodarge vom 21. Februar 556. Als die Bauern der alten Saatziger Amtsdörfer in Zachan Korn mahlen liessen, stellte sich heraus, dass die von ihnen angegebenen Mahlmetzen67 aus Roggen bestanden, „darunter der Kornworm gewesen“. Der Herzog befahl, das schlechte Korn nach Kolbatz zu schaffen, und seine Beamten, der Zöllner Joachim Spon in Stargard (ein früherer Priester, der sich verheiratet hatte) und der Rentmeister Cyriacus68 Gerhardt zu Saatzig führten den Befehl aus. Zu den Bauern aus Wudarge, die schlechtes Korn geliefert hatten, gehört auch der Vollbauer Michel Hasenjeger. Die folgenden Angaben finden sich im Zachaner Schöffenbuch. Danach lebte 1577 in Jakobsdorf, das heute zur Wudarger Kirche gehört, ein Joachim Hasenjeger. Er wird als Bruder einer in Altenwedel69 gebürtigen Ursula Hasenjeger bezeichnet, die mit Tomas [sic] Hardratt verheiratet ist und zwei Töchter hat. 1582 ist ein Kaspar Hasenjeger ohne Angabe seines Wohnorts eingetragen; vielleicht ist dies der 1588 für Wudarge genannte Jaspar. In einem Aktenstück über die Mast in der Saatziger Amtsheide P.I.Tit. IX werden am 25. Januar 1588 drei Namensträger genannt, die Bauern Jaspar und Michel Hasenjaeger in Wudarge sowie ein Kossät70 Teves Hasenjaeger in Saatzig. 1599 gibt es in Wudarge auch einen Kossäten Hasenjaeger, sein Vorname wird nicht genannt. Weitere Nachrichten sind in den Akten Rep. I. tit. 112 Nr. 5 vol. I. Matrikel Wudarge enthalten. Danach gab es 1601 einen Diaconus Caspar Hasenjaeger, also einen Kirchenvorsteher; er muss damals schon im vorgerückten Lebensalter gewesen sein, denn er war schon seit 1581 in seinem Kirchenamt. Weiter heisst es, dass er 5 fl [Gulden] Schulden gehabt habe. Auch Marten und Chim Hasenjaeger sind 2 fl schuldig; Marten ist Pfarrkotze (Pächter des Pfarrlandes). Es waren 1601 also drei Hasenjaeger in Wudarge ansässig. In der Kirchenmatrikel vom 23. November 1601 wird bei der Besoldung des Küsters vermerkt: Der Küster hat zu Wudarge ein Wohnhaus zwischen dem Schulzen und Jochem Hasenjaeger. Diese Hofstelle lässt sich noch feststellen. Der frühere Freischulzenhof nebem dem Pfarrgrundstück ist heute geteilt und besteht nicht mehr in alter Grösse. Dann folgt die Schule. Das Gehöft hinter der Schule gehört dem Bauer Marten. Es ist der alte Hasenjaegerhof, den 1601 Joachim Hasenjaeger besass. Das jetzige Wohnhaus ist ein Neubau, die altertümliche Scheune auf dem Hof trägt die Jahreszahl 1764. Von den anderen beiden Hofstellen liegen keine Nachrichten vor. In der Folgezeit ist in Wudarge keine Familie Hasenjaeger mehr nachzuweisen, weder in den Akten über Einquartierungslasten und sonstige Kriegsdrangsale 1633-1636 (P. II Tit. 9 Nr. 67), noch in den mit 1637 beginnenden Pfarrakten. Wo die drei um 1600 noch vorhan67 Eine Metze ist ein Hohlmaß, meist für Getreide, aber auch zur Abmessung von anderen Feldfrüchten und Flüssigkeiten. Eine Mahlmetze ist eine Metze Getreide von jedem Scheffel als Entgelt für das Mahlen, auch umgewandelt in eine Geldleistung, später auch die Bezeichnung der Verbrauchssteuer auf Getreide, die beim Mahlen in der Mühle erhoben wird und schließlich das geeichte Meßgefäß zur Bestimmung der Mahlmetze. Näher Deutsches Rechtswörterbuch. 68 Cyriacus (griechisch Kyriakos) ist die lateinische Form von Cyriak, dem Namen eines um 300 durch Enthauptung getöteten Heiligen der katholischen und der orthodoxen Kirche, einem Märtyrer aus der Zeit der Christenverfolgung in Rom. 69 Gemeinde im ehem. Kreis Saatzig. 70 Kossät, Kossat oder Kotsasse (und viele weitere regionale Bezeichnungen) waren Dorfbewohner, die einen Kotten bzw. eine Kate besaßen. Ihre Höfe waren meist am Dorfrand angesiedelt oder von alten Höfen abgeteilt. Da der Ertrag häufig nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, verrichteten sie meist zusätzlich handwerkliche Arbeiten oder arbeiteten im Tagesdienst auf Bauern- und Herrenhöfen. Ihr Landbesitz betrug meist eine achtel bis zu einer halben Hufe, sie besaßen wenig Vieh und höchstens ein Pferd. 47 denen Familien geblieben sein mögen, bleibt unbekannt. In benachbarten Dörfern kommen Familien des Namens schon vor dieser Zeit vor, und Nachkommen – wie anzunehmen ist – werden in der Umgegend auch nach dem 30-jährigen Krieg noch erwähnt. Wirtschaftliche Gründe können kaum die Veranlassung zum Verlassen aus Wudarge gegeben haben. Die Lage der Ackerbau treibenden Bevölkerung war im allgemeinen nicht schlecht. Der Grund und Boden der Feldmark ist recht gut; Wudarge gehört zum Saatziger Staubecken, einem kleineren „Weizacker“. Wenn trotzdem schon 1509 die Bauern mit Abgaben im Rest waren, und 1601 nicht anders, so handelt es sich um kleine Beträge, die offenbar noch nicht abgeführt waren. Kriegerische Verwicklungen haben dann Wudarge recht hart betroffen. Der 30-jährige Krieg brach 1627 über diese Gegenden herein, dann aber mit allen Schrecknissen. Zu gleicher Zeit, und fast noch schlimmer, wütete die Pest. 1637 waren in Wudarge nur noch 8 Nachbarn [Haushaltsvorstände, Bürger]. Der Feind hatte den Einwohnern Hab und Gut geraubt. Viele Leute, von denen nur noch einer am Leben, waren mit ihren Abgaben im Rest geblieben. Wie weit die Bevölkerung getötet oder durch Seuchen und Hunger umgekommen ist oder ihre zerstörte Heimat verlassen hat, wird sich heute nicht mehr feststellen lassen. Für den Saatziger Kreis haben wir in den Dörfern Jakobsdorf und Altenwedel schon um 1577 Familien nachgewiesen. Im Kirchenbuch von Güntersberg wird am 10. September 1625 der Tod der Magd Anna Hasenjegers [sic mit End-s] eingetragen, sie und die Mitglieder der Familie, bei der sie war, sind an der Pest gestorben. 1630 starben 59 Personen, davon alle ausser 4, an der Pest, 1636 wurden verschiedene Personen „in abwesen des Pastorn wegen der Kriegs Gefahr“ begraben. 1638 heisst es, es sind 129 Personen begraben und sind „die meisten aus Hungers gestorben, und zwar teils noch im Ausgang 1637“, eine Frau hat sich aus Verzweiflung selbst „abgeleibet“. Im Dezember ist wieder eine Anna Hasenjägers [sic] begraben, also des gleichen Vornamens wie 1625. Überall Not und Tod. Dann folgen Eintragungen aus dem Freienwalder Kirchenbuch: 1634 heiratet eine Anna Hasenjaeger, die Witwe eines Landwirts (rustici) aus Karkow, den lanifex [Tuchmacher] Hans Ropike. Sie stirbt 1652, angeblich 98 Jahre alt; die Altersangabe kann wohl nicht richtig sein, sie müsste dann mit 80 Jahren geheiratet haben. Eine Lucia Hasenjaeger, Ehefrau des rustici Joachim Schulze, stirbt ebenfalls 1652 in Freienwalde. Beide Ehefrauen haben Landwirte zu Männern gehabt und werden daher auch aus Landwirtskreisen gekommen sein, leider ist unbekannt, aus welchen Orten. Um 1675 heiratet ein Michael Hasenjaeger in einen Vollbauernhof in Succow an der Ihna ein; er ist 1644 geboren und muss aus einer Bauernfamilie aus der Umgegend stammen; er gehört zu meinen Ahnen mütterlicherseits. Weitere Namensträger treffen wir im Greifenhagener Kreise, und zwar im Dorfe Jeseritz, das früher zum Kloster Colbatz gehörte und in fürstlicher Zeit aus einem Ackerwerk und einer Mehl- und Schneidemühle bestand. Das Kirchenbuch zu Mühlenbeck enthält folgende Nachrichten: Als der fürstliche Schäfer Matthäus Hubener 1612 eine Tochter taufen liess, werden unter den Paten genannt Peter Hasen Jeger, Fürstl. Hofemeister aus Jeseritz, und ferner des Hofemeisters Magd. Verheiratet hat sich der Fürstl. Hofemeister Peter Hasengeger [sic] mit Catharina Wendes am 7. November 1614. In der Ehe sind 5 Söhne und eine Zwillingstochter zwiwchen 1618 und 1631 geboren. Als Paten werden genannt der fürstl. Rentmeister Zacharias Siefert aus Colbatz und der fürstl. Kornschreiber David Ritter daselbst, Beamte, wie sie nach Ablösung der Mönche um 152371 das Amt zu verwalten hatten; dann der fürstl. Heidereiter und Schulze Peter Vilter zu Buchholz, der Schulze zu Hökendorf, der fürstl. Wein- 71 Also kurz nach Einführung der Reformation, deren Beginn üblicherweise auf die Veröffentlichung der 95 Thesen durch Martin Luther (1483-1546) im September 1517 datiert wird. 48 schenk und Weinhändler zu Alten-Stettin, ein stud. jur. Magnus Ralle, des fürstl. Landreiters zu Damm Tochter, des Pulvermeisters Franz Rossow zu Stettin Tochter u.a. Aber auch die Eheleute Hasenjaeger erscheinen recht häufig als Paten in dem Mühlenbecker und dem Buchholzer Kirchenbuch, so dass man daraus auf einen umfangreichen Bekanntenkreis schliessen muss. Von den Kindern starben drei bald nach der Geburt. Peter, geb. 12. Dezember 1621, Caspar, geb. 27. Februar 1625, und Franz, geb. am 11. Mai 1631, werden herangewachsen sein. Die Schrecken des grossen Krieges treten auch hier in Erscheinung. so heisst es 1625: von August bis Dezember sind viele an der Pest gestorben, oder: alle drei, Mutter und Söhne ohne Sarg gar erbärmlich begraben worden. 1631 herrscht wieder die Pest; Taufen (?) finden Tausende „wegen des Kriegswesens“ verspätet statt; der Schulz Michel Langkafel kann nicht Hochzeit halten, „weil er wegen des Kriegswesens fast in 4 Wochen daran verhindert, da ihm die durchmarschierenden Soldaten bald das Bier, bald das Essen ansgesoffen und verzehret“. Anno 1638 sind dann „in der grossen Pest“ fast alle Leute zu Mühlenbeck und Jeseritz gestorben, darunter auch Hasen Jeger, Frau und Kind. Mit dem Kind wird der jüngste Sohn Franz gemeint sein. Von den beiden älteren Söhnen erfahren wir nichts, es sei denn, dass wir sie in zwei späteren Mühlenbesitzern feststellen können. Da die Jeseritzer Mühle mit den umliegenden Zwangsmühlengästen nicht unbedeutend war, so wird die Vermutung nicht abwegig sein, dass der Hofemeister seine Söhne auf der fürstl. Mühle die Müllerei erlernen liess. 1654 ist ein Peter Hasenjaeger, Müller in Wangerin, Mitglied der Stargarder Müllerinnung, und 1665 heisst es im Buchholzer Kirchenbuch: „M. Peter Haseniegerss, gewesenen Müllerss auf dem Hammer (bei Alt-Damm), Töchterlein den 3. Februar gebohren und den 9. ejusdem [des gleichen Monats] getauft: Anna Elisabeth. Comp. [Paten] H[errn] Bürgerm[eisters] Bedahlen in Damm Haussfrau, Jungf[rau] Anna Schachten (1674 Pate als H. Petri Hoppensacks Consulis [Bürgermeister] Damm Eheliebste), Jungf[rau] Elisabeth Schmiedess, dess H[errn] Cap[itän]-Lieut[nants] Tochter, der Fendrich undt Schergeant aufm Damm.“ Ebenso könnte der 1682 in Massow genannte Bergmüller Caspar Hasenjaeger, der 1698 gestorben ist, der andere Sohn sein. Im Lehnsarchiv Rep. 28. I. Nr. 3420 zu Stettin wird vermerkt, dass am 26. Juni 1695 Friedrich Koch, Müller auf der Mühle vor Massow, Confirmation über die von Caspar Hasenjaeger, Bürger zu Massow, daselbst halbe Hufe erhält. Ob es sich um denselben Caspar Hasenjaeger handelt, ist nicht festgestellt, aber doch wahrscheinlich. Nähere Nachforschungen nach beiden Müllern im Staatsarchiv waren z.Zt. nicht durchführbar. Im Kirchenbuch zu Kublank ist am 10. September 1635 ein Tewes Hasenjeger als Pate eingetragen. Sonst ist der Name hier noch nicht festgestellt. (1588 Kossät Tewes H. in Saatzig). Die weiteren Familien unsers Namens in Pommern treten erst im 2. Drittel des 17. Jahrhunderts in Erscheinung und werden durch die Kirchenbücher nachgewiesen. deren Eintragungen nach dem 30-jährigen Kriege beginnen. Beziehungen zu den ersten Namensträgern in Pommern konnten bisher nicht festgestellt werden. Ein Mittelpunkt, auf den viele Familien zurückgehen, liegt in Penkun im Kreise Randow; hier ist der bisher älteste Vorfahre ein Landwirt Michel Hasenjaeger. Ein anderer Mittelpunkt liegt im Regenwalder Kreise; die hierzu gehörigen älteren Familien waren Weber. 49 Nicht mehr in Pommern, aber doch an seiner Grenze liegt Konitz, in dessen Bürgerbuch72 auf Seite 136 eingetragen steht: Hasenjaeger, Karten und Simon, zwei Tuchmacher, Söhne eines Einwohners, 1648 eingebürgert. Sonst nichts bekannt. 1. Michael Hasenjaeger (1630 - um 1695) Der Stammvater aller Stargarder Familien unsers Namens ist Tobias Hasenjaeger [s. nachstehend unter 2.]73. Er hat am 28. Oktober 1696 seinen Bürgereid geleistet und ist dadurch der erste Stargarder Bürger unsers Namens geworden. Tobias ist aus Penkun74 gebürtig. Ältere Urkunden finden wir in diesem Städtchen nicht. 1630 haben die Kaiserlichen die Stadt in Asche gelegt, und in den folgenden Jahrhunderten haben grosse Brände auch Rathaus, Kirche, Pfarre und Schule bis auf den Grund vernichtet75. Die Kirchenbücher beginnen erst 1717, einige ältere Register bringen wenig; die in Stettin aufbewahrten Archivakten sind zur Schwedenzeit76 bei der Verschiffung nach Stockholm mit dem Schiff im Seesturm verloren gegangen. Stadt und Amt Penkun wurden 1480 vom Herzog Bogislav77 dem Hauptmann Werner von der Schulenburg geschenkt; 1615 ging es durch Kauf in den Besitz der Familie Henning von der Osten über. Ob im Ostenschen Familienarchiv noch ältere Akten vorhanden sind, ist nicht nachgeprüft; bei den Streitigkeiten zwischen Stadt und Schloss um den Acker des im 30-jährigen Krieg zerstörten und nicht wieder aufgebauten Dorfes Büssow wäre eine Erwähnung unsers Namens zu erwarten. [3] In dem 1646 beginnenden „Hospitals Register zu Penkun“78 steht 1669 eingetragen, daß von Michael Hasenjaeger ein Scheffel Roggen als Pachtzinseinnahme an das St. JürgenHospital gezahlt sei. Diese kurze Nachricht ist alles, was aus Penkuner Urkunden aus den für uns wichtigen Jahren vor 1700 von unseren Vorfahren bekannt geworden ist. Weitere Nachrichten stehen dann in den Stargarder Kämmereirechnungen, soweit hiervon einzelne Bände erhalten sind: 1688/89 Buten Schoß79: Michael Hasen Jäger von Penkun von 87/88 soll geben 4 fl [Gulden], hat gegeben 4 fl. – 72 Das Bürgerbuch der Stadt Konitz von 1550 - 1850 / hrsg. von Elisabeth Kloss [1897-1970]. Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreussens 13. Danzig: Danziger Verlags- Gesellschaft 1927, 110 S. Nachdruck: Münster: Nicolaus-Copernicus-Verlag 2004. 73 Der erste Absatz zur (schwierigen) Quellenlage in Penkun findet sich nicht in den „Voreltern“. Es wurde den „Beiträgen zur Sippenforschung der Familie Hasenjaeger“ (s.o.), S. 30 entnommen und hier nach dem Sachzusammenhang eingefügt. Der dortige zweite Absatz beginnt wortgleich wie der Kapitelanfang der „Voreltern“. 74 S. zu Penkun die Erläuterung im tabellarischen Lebenslauf von Martin Hasenjaeger. 75 1854 wurden große Teile der Kleinstadt einschließlich der Kirche durch ein Großfeuer vernichtet. Die Kirche wurde zuvor schon sechsmal durch Brände erheblich beschädigt. Dies mag der Grund für das späte Einsetzen der Kirchenbücher sein. Hasenjaeger hat seine Angaben zu Penkun offensichtlich und teilweise wörtlich entnommen: Berghaus, Heinrich Karl Wilhelm (1797-1884): Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen; Theil 2: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; Bd. 2, 1865, S. 1401-1461 [u.a. in der UB Göttingen und der StB Berlin nachgewiesen]. Der Satz „1630 haben die Kaiserlichen die Stadt in Asche gelegt ...“ dort S. 1407 mit vielen weiteren Details zur Stadtgeschichte. 76 Also vor 1815, als der bis dahin unter schwedischer Herrschaft stehende Teil Pommerns im Wiener Kongress an Preußen kam. 77 Gemeint ist Bogislaw X., der Große, (1454-1523), der von 1471 bis 1523 Herzog von Pommern war. Bogislaw übernahm 1474 die Regierung in Hinterpommern. Nach dem Tod seines Onkels, Wartislaw X., fiel ihm 1478 auch Vorpommern mit Penkun zu. Zum ersten Mal seit 200 Jahren war Pommern wieder unter einem Herrscher vereint. Zwei Jahre später fand die im Text genannte Schenkung statt. Der Herzog wollte offensichtlich eine ihn wohl gesonnene Führungsschicht im neu erworbenen Vorpommern etablieren. 78 Zum Schicksal des Registers s. ebenfalls den Abschnitt zu Penkun im o.g. Landbuch von Berghaus: Irrtümlich unter Landkarten „gerutscht“ entging es dem Abtransport und wurde 1827 zufällig wieder entdeckt. 79 Schoß: Abgabe, Steuer. 50 1695/96 Einnahme Güterschoß von Extranëis [Auswärtigen]: Penkun, restieren [verbleiben] vom Vorjahr 2 fl., sollen geben dieses Jahr 2 fl, Michael Hasenjaeger ½ Hufe, haben gegeben 4 fl. – Von Michaelis [29.09.] 1697/98 von Extranëis: Penkun soll 2 fl, Michell Hasenjägers Witbe vor ½ Hufe, haben gegeben 2 fl – . Da in der letzten Rechnung 1697 die Witwe als Schuldnerin aufgeführt ist, muß Michael um 1695 verstorben sein, vielleicht schon 1694/95, da in diesem Jahr ein Rest geblieben war, der mit dem Ableben in [4] Verbindung gestanden haben könnte; sonst ist pünktlich gezahlt worden, was bei diesen Leistungen anerkennend hervorgehoben werden muß; Reste pflegten meist die Regel zu sein. Wenn Michael nach der ersten Rechnung 4 fl gegeben hat, so wird ausdrücklich bemerkt, daß er 4 fl – den Betrag für zwei Jahre – zu zahlen hatte, aber nicht wie sonst üblich, daß er im Rest geblieben sei; es mag der Beginn dieser Güterschoßzahlungen in diese Zeit fallen und die Regelung der Angelegenheit nicht mehr im laufenden Rechnungsjahr 1687/88 stattgefunden haben. Dafür, daß der in Penkun 1669 und der in Stargard 1688 genannte Michael Hasenjaeger dieselbe Person sei, liegt ein Beweis nicht vor. Daß aber zu jener Zeit zwei Personen desselben Vornamens in dem kleinen Städtchen Pekun gelebt haben, ist kaum anzunehmen. Jedenfalls würde der in Stargard in den Kämmereirechnungen erwähnte Michael aus Penkun als der Vater der später in Stargard aufhaltsamen Träger unseres Namens anzusehen sein. Wieweit diese Annahme des Verwandschaftsgrades auch für die weiteren drei bekannten Namensträger in Penkun zutrifft, mag dahingestellt bleiben; dagegen spricht nichts. Es würden dann von Michael Hasenjaeger fünf Söhne in Frage kommen, und zwar: [5] 1. Augustin, Bürger und Baumann, begraben 25.09.1723, 66 Jahre alt, danach also 1657 geboren; 2. Tobias, 1744 in Stargard im Alter von 77 Jahren gestorben, danach also 1667 geboren; 3. Christian, ist in Prenzlau80 am 25.11.1701 begraben worden; 4. Daniel, 1738 am 26. August begraben, 65 Jahre alt, also 1673 geboren; 5. David, etwa 1675/77 geboren, Kollegiast in Stargard. Aus der Reihe der Enkel in Penkun sind zu nennen ein Michael, 1698, und ein Christian, 1706 geboren. Beide sind Baumänner, also Ackerbürger, und könnten von Augustin abstammen. Christian hat einen Sohn Augustin (1745) und Michael einen Sohn Justinus (1750), beide haben Söhne mit Namen Michael, Michel [sic] nennt 1762 sein 15. und vorletztes Kind noch wieder Michael Daniel. Bei der Sitte damaliger Zeit, Kinder nach den Großeltern zu benennen, mögen diese Namen hier erwähnt sein. Auch der Vorname Christian wiederholt sich bei Michels erstem und Christians zweitem Sohn. Dieser Vorname würde auf den unter 3. genannten Vaterbruder hinweisen, der am 17. Oktober 1698 in Prenzlau Bürger geworden, „ein Höker [Krämer], von Penkun bürtig“ gewesen und 1701 verstorben ist. Bei seinem [6] ältesten Sohn Heinrich, der wieder Baumann war, standen 1699 zwei Arrendatoren [Pächter] aus benachbarten Orten Pate. Der Landwirtschaftsberuf ist demnach in allen drei Generationen in erster Reihe vertreten, und man wird ihn als den ursprünglichen Beruf der Penkuner Familien ansehen dürfen. – Bei des Tobias Söhnen in Stargard kehren die Penkuner Vornamen Christian, Michael und David wieder. 80 Heute Kreisstadt des Landkreises Uckermark im Nordosten des Bundeslandes Brandenburg, ca. 100 km nördlich von Berlin und ca. 50 km westlich von Stettin an der Bundesautobahn 11 zwischen diesen Städten. 51 Penkun war eine Ackerbaustadt; es ist daher verständlich, wenn Landwirte sich dort niedergelassen haben. Michel ist um 1695 verstorben, sein vermutlich ältester Sohn Augustin ist um 1657 geboren; danach könnte Michel um 1630 geboren sein. Sein Vater könnte mit ihm aus dem Saatziger Kreise nach Penkun übergesiedelt sein, wie so viele Bewohner damals der Kriegsschrecken wegen nach Vorpommern und Brandenburg ausgewandert sind. Vielleicht spricht für diese Vermutung auch die Tatsache, daß Tobias, unser Stammvater, nach Stargard zurückgegangen ist und David 1693 dort als Collegiast das Groening-Collegium81 besucht hat. Stettin lag näher und gehörte mit Vorpommern zu Schweden, während Stargard die Hauptstadt des brandenburgischen Hinterpommern war. Was über David bekannt ist, habe ich in meinen „Beiträgen“ niedergeschrieben82, [es soll hier wiederholt werden, bevor über [den älteren Bruder] Tobias eine besondere Lebensbeschreibung folgt. Die Eintragung in den Matrikeln des Collegium Groeningianum zu David lautet „1693 den 26. Sept. D. Hasenjäger. Penckhun Pom.“. Die Spalte Relegati et ingrati [von der Schule verwiesene und Undankbare] vermerkt „Ingratissimus nequam“ (ein ganz undankbarer Nichtsnutz). In der Spalte Promoti e. vocati [Vorangekommene und Berufene] heisst es: „miles mortuus“ (als Soldat gestorben). In der Series lectionum [Liste der Lektionen] von Michaelis 1694 bis Ostern 1695 wird unter den Collegiasten David Hasenjäger, Penkun, Pomeranus, nochmals erwähnt. Den Vorwurf der groben Undankbarkeit braucht man nicht so schwer zu bewerten, es sind noch stärkere Ausdrücke in jener Zeit üblich und auch ziemlich häufig. In unserem Fall wird David mit den letzten Gebühren durchgebrannt sein; und das wurde schon damals übelgenommen. Dass er kein ausgesprochener Tunichtgut war, beweist die Eintragung in Band II Seite 237 der Universitätsmatrikel Frankfurt a/O83: „anno 1696 ... in numerum civium recepti sequentes: 25. Juli David Hasenjäger Penkunensis Pomeranus. ...“ Er hat also ordnungsgemäss sein Studium auf der Universität fortgesetzt. Wie weit er damit gekommen ist, wissen wir nicht. Die einzige spätere Nachricht bekundet, er ist als Soldat verstorben. Wann dieser Vermerk gemacht ist und auf Grund welcher Unterlagen, ist nicht ersichtlich. David ist 1693 als Collegiast eingetragen worden, für die halbe Hufe [des Vaters Michael] war aber schon für 1687/88 Güterschoss zu zahlen. Wahrscheinlich hat David schon einige Jahre vorher die Realschule besucht, zu der das Collegium Groeningianum die Fortsetzung war und die Überleitung zur Universität bildete.]84 [7] Nach den wenigen Angaben, die wir über unseren ältensten Vorfahren Michel haben, muß er [also] ein tüchtiger Mann gewesen sein, der es zu einem gewissen Wohlstand gebracht und für die Zukunft seiner Kinder gut vorgesorgt hat. Seine Witwe wird nur das eine Mal im Stargarder Kämmereiregister erwähnt. In den folgenden Jahren erscheint dann Tobias, der 1696 selbständig geworden [ist] und sich verheiratet hatte, als Besitzer der Stargarder halben Hufe, etwa 15 Morgen, sowie später weiterer Ländereien. – 81 Zur Schule vgl. Diewerge, B. [Hrsg.]. 333 Jahre Peter Gröning Gymnasium Stargard. [Essen] [1964], 100 S. Beiträge 1944/1953, S. 33-34. Der Abschnitt wurde nachstehend nach dem Sachzusammenhang in die „Voreltern“ eingefügt. 83 Ältere Universitäts-Matrikeln / unter Mitw. von G. Liebe und E. Theuner. Hrsg. von Ernst Friedländer. 1: Universität Frankfurt a. O. Bd. 2: 1649 – 1811. Publicationen aus den Königlich Preussischen Staatsarchiven 36. Leipzig: Hirzel, 1888, VIII, 689 S. 84 Hier endet der Einschub zu David aus den „Beiträgen“. 82 52 [Im Stockholmer Kriegsarchiv85 befinden sich seit 1630 fortlaufend monatliche Aufstellungen über die schwedische Besetzung in Pommern, in denen jeder Soldat, darunter auch Pommern, mit Namen genannt wir. Nach einer Mitteilung des Königl. Kriegsarchivs v. 29.04.1952 kommt unser Name in den Stammrollen nicht vor. Beim Rückzuge des schwedischen Generals Banér86 ließ der damalige Besitzer der Stadt Penkun, Landrat Heinrich v[on] d[er] Osten87, die Einwohner der Sicherheit wegen nach Vorpommern88 und Rügen ziehen und erst nach drei Jahren 1643 und 164489 besetzten die ehemaligen Bürger die ganz verödete Stadt wieder. Ob Michel oder sein Vater schon um 1640 zu den Einwohnern gehört hat, läßt sich nicht feststellen. Die Nachkommen der Penkuner Familien habe ich nicht festgestellt. Im Stettiner Bürgerbuch werden 1760 zwei Namensträger Hasenjaeger aus Penkun als Bürger eingetragen. Aus meiner Referendarzeit aus Penkun weiß ich, daß im Grundbuch auch auf den Dörfern Familien unseres Namens verzeichnet waren. 1945 sind auch Familien Hasenjaeger aus Stettin geflüchtet.] 2. Tobias Hasenjaeger (1667-1744) [8 - Leerseite] [9] Bei der Eintragung über den Erwerb des Bürgerrechts in das Stargarder Bürgerbuch am 27. Oktober 1696 heißt es, daß Tobias Hasenjaeger aus Penkun gebürtig sei, er also für die Aufnahme als Bürger das übliche Bürgerrechtsgeld – als Sohn eines Nichtbürgers – zu zahlen habe. Da die Penkuner Kirchenbücher erst 1717 beginnen, ist über seinen Geburtstag und über seine Eltern nicht Urkundliches vorhanden. Nach der Altersangabe bei seinem Tode wäre er 1667 geboren. Sein Vater ist Michel Hasenjaeger in Penkun gewesen. In dem Collegiasten David Hasenjaeger, der von 1693 ab das Stargarder Gymnasium besuchte, 85 Der Einschub „Im Stockholmer Kriegsarchiv ...“ bis zum Kapitelende „... aus Stettin geflüchtet.“ nur im Typoskript der „Voreltern“ von 1952 und ähnlich in der letzten Bearbeitung der „Beiträge“ S. 33, nicht im handschriftlichen Original der „Voreltern“. Trotz des Bruchs im Erzählfluss sei der Einschub daher hier beibelassen. 86 Johan Ritter Banér, * 23.06.1596 (nach altem julianischen Kalender des protestantischen Schwedens) in Djursholm bei Stockholm aus einem bekannten schwedischen Adelsgeschlecht, † 10.05.1641 (julianischer Kalender) in Halberstadt, diente unter dem schwedischen König Gustav II. Adolf (1594-1632, gefallen in der Schlacht bei Lützen nahe Leipzig) und brachte es zum Generalleutnant und Feldmarschall und Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Am 04.07.1630 landete er mit den schwedischen Truppen auf Usedom und zog von da nach Süden. In der Schlacht bei Breitenfeld (nördlich von Leipzig) 1631, in der die kaiserlich-katholische Seite eine vernichtende Niederlage erlitt („Rettung des deutschen Protestantismus“) war Banér Befehlshaber des schwedischen rechten Flügels und trug erheblich zum Sieg bei. 1632 führte er das Kommando über die schwedischen Heeresteile in Südwestdeutschland, 1637 belagerte er erfolglos Leipzig. Nach der Einnahme von Torgau an der Elbe wurde er 1637 dort von den Kaiserlichen eingeschlossen. Trotz seiner schwierigen Lage entkam er mit seinen Leuten über die Oder nach Pommern, 1638 wurde er von der schwedischen Krone zum ersten Generalgouverneur des besetzten Pommern ernannt. Diese Phase 1637/38 meint Hasenjaeger offensichtlich mit der Wendung „Rückzuge des schwedischen Generals Banér“. Banér gilt als Meister der militärischen Manövrierkunst und der schnellen, überraschenden Marschbewegungen großer Truppenmassen. 87 Ein Henning (niederdeutsch für Heinrich) von der Osten, Hauptmann zu Stolpe und Verchen, hatte am 2. April 1615 von Joachim von der Schulenburg das Schloss Penkun mit zehn umliegenden Ortschaften gekauft. Er wird als „Landrat“ bezeichnet. Möglicherweise meint Hasenjaeger aber auch einen anderen der zahlreichen Namensträger „Heinrich v.d. Osten“. Zur Familie s. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XVIII, Band 87 der Gesamtreihe. Limburg (Lahn): C. A. Starke 1985 (non vidi). 88 Auch Penkun gehörte seit alters her zu Vorpommern, war Grenzfeste zu Brandenburg. Hasenjaeger meint hier offensichtlich „weiter westlich nach Vorpommern“. 89 Die Zeitangaben sind widersprüchlich. Wie in der vorgehenden Fußnote gezeigt, fand der Rückzug Banérs nach Pommern 1637 statt. Geht man von der Wiederbesiedlung Penkuns 1643 und 1644 aus, lagen zwischen Räumung und Neueinzug sechs, nicht drei Jahre. Falls die Angabe „drei Jahre“ zutrifft, wurde Penkun schon um 1640/41 wieder besiedelt. 53 dürfen wir wohl einen Bruder von Tobias sehen. Tobias war Schuster. Wo er sein Handwerk erlernt und wo er seine Ausbildungsjahre verbracht hat, ist nicht bekannt. Bevor er in das Stargarder Schuhmacheramt aufgenommen wurde, wird er nach damaliger Übung ein Jahr bei einem heimischen Meister gearbeitet haben müssen, die sog. Muthzeit, damit die Innung sich ein Urteil über seine Person und seine Leistungen bilden konnte. Aufnahme in die Innung als Meister und Erwerb des Bürgerrechts fallen gewöhnlich in die gleiche Zeit. Als Drittes pflegt die Heirat hinzuzukommen. So auch hier. [10] Am 19. Nov. 1696 heiratet Tobias die 20jährige Bäckertochter Anna Maria Bartels, geboren am 27.03.1676. Es zeugt von Selbstbewußtsein, daß Tobias sich eine junge Frau wählt, wie sie ihm offenbar gefallen hat, und nicht eine Schuhmacherwitwe oder –tochter, womit dann die Übernahme des Handwerksbetriebes stattzufinden pflegte. Das war der einfachere und von der Innung begünstigte Weg, in eine Brotstelle zu kommen. Muthzeit und Anfertigung eines Meisterstückes fielen dann fort. Tobias hatte das Vertrauen zu sich, daß er mit seinem Können vor der Innung bestehen, und daß er aus eigener Kraft hochkommen würde. Der Vater seiner Frau, Hans Bartels, wird als Hausbäcker und eines Bürgers Sohn bezeichnet, er ist 1704 gestorben. Die Mutter Anna, geb. Curt, war schon 1685 verstorben. Bei der Heirat erhielt Tobias vom Schwiegervater, der die Ecke der Schuh- und Haarstraße besaß, - wenn man von der Freiarche kommt, die rechte Ecke der gegenüberliegenden Straßenseite, ein Budenhaus als Mitgift (jetzt [1942] von einem Schuhmachermeister Hinzmann besessen), neben dem Eckhaus. Das Eckhaus selbst, ein Erbengrundstück, behielt Bartels zunächst selbst, später bekam es eine andere Tochter zugeteilt, die einen Bäcker heiratete. Der Hof beider Grundstücke geht nach der Haarstraße; die heutigen Häuser sind aus späterer Zeit. Buden- und Erbengrundstücke [11] unterscheiden sich weniger durch die Größe, als durch das Hufenland, das zu dem Erbe gehört, bei den Buden aber fehlt (wenn es nicht hinzugekauft ist). Die Schuhstraße war, wie schon der Name andeutet, die Straße, in der die meisten Schuhmacher wohnten, stellenweise Haus bei Haus, und wo auch das Schuhmacher-Amtshaus lag. Es war damals einer der Hauptstraßen, die Verbindung zwischen dem Pyritzer und dem Walltor. In Stargard gab es um diese Zeit recht viele Schuhmacher, und die Innung stand weit und breit in gutem Ansehen. Der Beruf gehörte in früheren Jahrhunderten zu den ersten Handwerken. Große Männer sind aus dem Schuhmacherstande hervorgegangen. Das beweisen Namen wie der des Meistersingers Hans Sachs in Nürnberg (1494-1576) und seine zahlreichen Werke; oder der des Meisters Jakob Böhme aus Altreidenberg bei Görlitz (15751624), der als Theosoph und Vertreter der deutsch-protestantischen Mystik berühmt geworden [ist], und dessen Ideen viele Anhänger gefunden haben. Zahlreich sind die Söhne von Schuhmachern, die studiert und sich rühmlich hervorgetan haben. In Stargard findet sich eine Eintragung, daß andererseits auch der Sohn eines Offiziers das Schuhmacherhandwerk erlernte!90 Freilich beginnt zu Lebzeiten [12] unseres Tobias schon der Niedergang des Handwerks, und es wird überliefert, daß verarmte Schuster häufiger wurden. Die Stargarder Innung arbeitete viel für auswärts und besuchte die Jahrmärkte anderer Städte. Streitigkeiten sind nicht ausgeblieben; aber die Stargarder setzten sich durch und haben guten Verdienst mit nach Hause gebracht. Daß Tobias zu den ersten Meistern gehört hat, beweist seine Stellung in der Innung. Er bekam sehr bald Ehrenämter und wurde häufig zum Ältermann [Vorsteher der Innung] 90 Anmerkung des Autors Martin Hasenjaeger (nur im Typoskript 1952): Außer Hans Sachs und Böhme bekannte Schuhmacher: Joseph Champerlain, gelernter Schuhmacher, wurde Oberbürgermeister von Birmingham und dann allmächtiger Kolonialminister von England. – Premierminister David Lloyd George [wurde] bei seinem Onkel, einem Schuhmacher erzogen. – Der Dichter Knut Hamsun war anfänglich Schuhmacher. – Georg Friedrich Grotefend aus Hann.-Münden, der erste Entzifferer der Keilschriften, geb. 09.06.1775, war ein Schustersohn, Ehrenbürger Hannovers, dort begraben. 54 gewählt. Wie weit Neueinrichtungen in jener Zeit auf ihn zurückzuführen sind, läßt sich nicht mehr feststellen. Das Meisterbuch der Innung beginnt mit Tobias Hasenjaeger und führt ihn als ersten Ältermann auf, ist also zu seiner Zeit angelegt. Auch der Erwerb einer eigenen Lohmühle bei Lübow für die Innung fällt in die ersten Jahrzehnte des Jahrhunderts; vordem wurde die Lohe in der „Kleinen Mühle“ vor dem Walltor gestoßen, und es gab manchen Ärger mit den Gerbern, die ebenfalls auf diese Mühle angewiesen waren. Eine Aufstellung über die Reihenfolge der Berechtigten ist mir leider mit meinen Akten 1945 verloren gegangen. – Wann Tobias seinen Beruf aufgegeben hat, dafür habe ich keinen Anhalt gefunden. Andere Aufgaben und Pflichten scheinen ihn in Anspruch [13] genommen zu haben, sodaß er in den späteren Jahren wohl nur noch ehrenhalber der Innung als Altmeister angehört hat. In seinem ältesten Sohn Johann hatte er bereits einen Nachfolger. Nach den Katasterverzeichnissen über die Verteilung der Ländereien auf der Stadtfeldmark ist Tobias einer der größeren Grundbesitzer gewesen. Für die halbe Hufe, die vom Penkuner Michel Hasenjaeger stammt, steht Tobias unter den Hufenbesitzern eingetragen. In späteren Jahren sind eine ganze Anzahl Äcker, Wiesen und Parzellen für ihn verzeichnet. Wann die Landungen erworben sind, ob durch Heirat, Kauf oder Pacht, geht aus dem Kataster nicht hervor. Meist liegen die Felder im Wall- oder Pyritzer Felde. Um 1725 hat Tobias jedenfalls eine recht umfangreiche Landwirtschaft besessen, sodaß er dazu einen besonderen Wirtschaftshof wie sein Enkel Carl Jakob in der Reepergasse91 gehabt haben muß; denn auf seinem Stadtgrundstück konnte das erforderliche Ackergerät und die Ernte nicht untergebracht werden. Derartige Ackerhöfe lagen vor den Toren und auf dem Werder. Nach dem Landbesitz zu urteilen, hat Tobias in günstigen Verhältnissen gelebt. Bei der gesicherten und einträglichen Stellung, die sich Tobias als Amtsmeister und als Ackerwirt erworben hatte, [14] konnte es nicht ausbleiben, daß er zu öffentlichen Ämtern und Ehrenstellen herangezogen wurde. Die Schuhmacherinnung gehörte in Stargard zu den vier großen Gewerken, die als Vertreter der Bürgerschaft im Collegium Tribunitium Sitz und Stimme hatten. Auch Tobias war Mitglied dieses städtischen Collegiums, das etwa unserer heutigen Stadtverordnetenversammlung entspricht. Bei einzelnen Kommissionen wird er als Abgeordneter genannt. So wirkte er z.B. als Viertelsmeister mit, bei der auf königliche Verordnung vorgenommenen Vermessung der Stadt und ihrer Feldmark durch den Landbaumeister Schwadtke, wohl 1724, für das Markviertel. Es war dies die erste zuverlässige Aufnahme des Stadtgebietes und für ein Jahrhundert die maßgebende Vermessung. Dann wird er in einer – auch gedruckten – Verhandlung in Buslar aufgeführt, und anderweit. Die einzelnen Begebenheiten sind mir heute entfallen, nachdem meine Aufzeichnungen darüber Jahrzehnte zurückliegen. – Ferner war Tobias Provisor des St. Jobst-Hospitals, das damals in der Jobststraße lag – heute en Bäckereigrundstück – gegenüber der Jobstkapelle, auf deren Stelle das Gerichtsgefängnis erbaut worden ist. Das Jobsthospital unterstand damals der Marienkirche; die alljährlichen Abrechnungen mit [15] der Unterschrift von Tobias wurden in der Bücherei der Kirche über der Sakristei aufbewahrt. Auf diese Weise ist die Unterschrift des Tobias erhalten, auch bei der Vermessung durch Schwadtke92. 91 Die Reeper waren die Seilmacher. Sie stellten schweres Seilwerk für die Schifffahrt her. Der Seiler dagegen stellte kurzes dünnes Seilwerk für die Landwirtschaft und Kleinseilerwaren, wie Wäscheleinen, Sackbänder, Bindfäden und auch Netze her. Daher hatten beide in der mittelalterlichen und nachmittelalterlichen Gesellschaft einen unterschiedlichen Stand. Die berühmteste Reepergasse dürfte die Reeperbahn in HamburgSt. Pauli sein. 92 Letzter Halbsatz „auch bei der Vermessung durch Schwadtke“ nur im Typoskript 1952. 55 Über seine Familie bleibt noch folgendes zu berichten. Es geschieht dies nach dem gedruckten Stammbaum, ohne die Zusätze in den Kirchenbüchern, die nicht erhalten sind93. Aus seiner ersten Ehe mit Anna Maria Bartels 1696 hatte Tobias sechs Kinder, von denen zwei Knaben und zwei Mädchen jung verstorben sind. Der älteste Sohn Johann, vielleicht nach dem Großvater Hans Bartels benannt, wurde am 19.08.1697 geboren, lernte das Gewerbe seines Vaters und war wohl Meister, als er am 19.04.1726 zu Grabe getragen wurde. Das jüngste Kind Michael blieb das einzige überlebende, starb auch schon mit 36 Jahren. Die Mutter überlebte ihre fünf ältesten Kinder und wurde nach 33-jähriger Ehe am 12.06.1729 mit allen Ehren, wie sie damals üblich waren, beigesetzt. Schon im nächsten Jahr heiratete Tobias wieder, eine Rebecca Lentz aus Reetz. Welche Beziehungen hier bestanden haben können, habe ich nicht ermittelt; vielleicht hat die Mutter der Schwiegertochter, deren Vater aus Reetz stammte, dabei mitgeholfen. Die Kirchenbücher in Reetz gehen nicht weit [16] genug zurück, um daraus Daten entnehmen zu können. Aus dieser zweiten Ehe sind noch drei Kinder. Von dem ältesten, Samuel Friedrich, 21.11.1730 geboren, finden sich keine weiteren Eintragungen; wahrscheinlich ist er früh gestorben und die Beerdigung zu verzeichnen vergessen. Dann wurde am 25.03.1733 eine Tochter Marie Elisabeth geboren, die sich 1750 mit dem Schuhmacher Caspar Ziegenhagen verheiratete. Sie ist als Witwe in großer Armut verstorben. Am 26.06.1736 wurde Johann David geboren. Er lernte die Schuhmacherei. Der Betrieb scheint aber nicht viel eingebracht zu haben; denn bald richtete Johann David mit seiner Frau einen Schulbetrieb ein. Johann David war zweimal verheiratet, zunächst mit Dorothea Luise Polesken94 (Palleske) – sie wird auch in der vom Studienrat Palleske geschriebenen Geschichte der Familie Palleske95 erwähnt – und nach deren Tode 1767 mit Anna Sophie Butzin96 (1769), die von auswärts gebürtig ist und vielleicht aus der Freundschaft der Mutter Rebecca Lentz war. Sie starb 1808, ihr Mann schon im Februar 1789. Die drei Kinder erster Ehe sind nur wenige Monate alt geworden. Aus der 2. Ehe stammt ein Sohn Tobias, geb. 29.08.1770, gest. 09.07.1828. Er wurde Schlosser, heiratete [1796] eine Witwe [Anna Sophie] Fischer, geb. Thiess, und hinterließ keine Leibeserben97. Sein Hausgrundstück98 lag in der Radestraße, unweit Ecke [17] Holzmarktstraße; das Haus gehörte ein Jahrhundert später dem Uhrmacher Hermann Hasenjaeger99. Johann David besaß zuerst ein Grundstück in der Mauerstraße, auf dem Landusedom100, bei der Abzweigung des Stadtarmes der Ihna, später hatte er das Haus neben der Superintendentur in der Großen Mühlenstraße; heute hat es der Nachbar, Justizrat Dr. Coste, zur Abrundung seines Nachbargrundstücks erworben. Unser Vorfahre Tobias ist am 15.06.1744 im Alter von 77 Jahren verstorben. Er wurde mit großem Trauergefolge, der „ganzen Schule“ und allen üblichen Ehren in der Schusterkapelle in der Marienkirche beigesetzt; das war die Kapelle im Turm, wenn man durch den Westeingang vom Markt kommt, linker Hand. Im Hause und in der Marienkirche wurden die üblichen großen Reden (Parentation[en]) gehalten. 93 Gemeint wohl „Stammbaum der Familie Hasenjaeger (1667-1900)“, 2 gedruckte Bl. DIN A4, o.J. [1900]. Der Stammbaum enthält nur die Namen und Lebensdaten, selbst Standesangaben fehlen. 94 Sic. Vermutlich richtig „Poleske“ ohne das –n am Ende, das den Dativ angibt („verheiratet mit –n“). 95 Gemeint wohl Palleske, Richard. Geschichte des Hauses Palleske 1751-1925: Unter Mitwirkung des Familienverbandes; [Teil 1. 2. Lfg.]; Lfg 1. 2 / hrsg. Richard Palleske. Als Handschrift gedruckt Görlitz: C. A. Starke 1926, X, 292 S. Sign. Deutsche Nationalbibliothek Leipzig 1926 B 2321. 96 Sic; unklar, ob richtige Namensform Butz (ohne das weibliche Suffix –in) oder ob „–in“ zum Wortstamm gehört. So wie hier (Pollesken, Butzin) auch im o.g. gedruckten Stammbaum Hasenjaeger. 97 Laut Stammbaum Anna Sophie Thiess, verh. in 2. Ehe 1796, sie gestorben 22.12.18__ (die beiden letzten Ziffern fehlen auf der vorliegenden Kopie). Unter den Eheleuten ist vermerkt „August Ludwig, 1823 eingesegnet“. Also doch ein Sohn entgegen der Angabe im Text? 98 Im Manuskript von 1948 nur „Grundstück“. 99 Das älteste Adressbuch von Stargard von 1878 vermerkt S. 87: „Hasenjäger, Herm., Uhrmacher, Radestr. 10“. 100 Eine Straße in Stargard, s. z.B. Adressbuch 1909. Im Typoskript 1952 irrig „Landuhndamm“. 56 Tobias Hasenjaeger hat sich in Stargard eine neue Heimat gegründet und es dort zu Ansehen und Wohlstand gebracht; seine Nachkommen müssen auf ihn mit Achtung und Dankbarkeit zurückblicken. 3. Michael Hasenjaeger (1710-1747) [18 – Leerseite] [19] Michael war das jüngste Kind von Tobias aus dessen Ehe mit Anna Maria Bartels. Er ist am 30. August 1710 geboren und in der Marienkirche, zu der die Wohnung der Eltern in der Schuhstraße gehörte, getauft und eingesegnet worden. Über seine Schulausbildung ist nichts bekannt. Dann wurde er in die Lehrlingsrolle der Schuhmacherinnung eingetragen. Lange kann er aber bei dieser Beschäftigung nicht geblieben sein. Denn schon sehr früh, mit 17 Jahren, leistete Michael am 24. Juni 1728 den Bürgereid. Daß er in so jugendlichem Alter in die Bürgerschaft aufgenommen wurde, ist recht auffällig; er war ja noch minderjährig. Es müssen da besondere Umstände vorgelegen haben, die wir heute nicht mehr überschauen können. Und es wird keine unrichtige Vermutung sein, daß der Einfluß des Vaters hierbei mitgesprochen haben wird. Nach meiner Erinnerung101 wurden mit Michael zusammen zwei oder drei junge Bürgersöhne vereidigt, darunter sein späterer Schwager Biller. Der junge Bürger trat dann nach wenigen Monaten in den Ehestand. Mit 18 ½ Jahren heiratete er am 24. Februar 1729 in der Marienkirche die am 7. September 1712 geborene, also erst 16 ½ Jahre alte Anna Dorothea Biller. [20] Wenn nicht die beiderseitigen Eltern in günstigen Vermögensverhältnissen gelebt hätten, wäre die frühzeitige Ehe wohl kaum möglich gewesen. Michael wird jetzt als Kaufmann und Brauer bezeichnet. Was für einen Handel er betrieben hat, wissen wir nicht. Ob er die Brauerei gewerbsmäßig ausübte, oder ob er nur zeitweise braute, wie das bei den Bürgern mit Brauhäusern üblich war, ist unbekannt. Das Bier hatte damals eine andere Bedeutung als heute, es war das tägliche Getränk zu allen Tageszeiten. Friedrich der Große hatte als Kind zu seiner leiblichen Nahrung Biersuppe. Welchen Wert der König Friedrich Wilhelm I. dem Brauwesen beilegte, geht aus einer Anweisung vom 21.08.1731 zur Ausbildung Friedrichs in Küstrin102 hervor. Darin heißt es unter anderem: „Wie ihm denn auch … vom Brauwesen aller nötige Unterricht zu geben, und zugleich zu zeigen, wie das Brauwesen muß tractieret … und überall dabei verfahren, auch das Malz zubereitet werden und beschaffen sein muß, wenn es gut ist.“ – Wegen der Feuergefahr durften nur solche Bürger brauen, die ein Brauhaus hatten, das heißt feuersichere Räume und einen gemauerten Schornstein. Öffentliche Brauhäuser zum Allgemeingebrauch gab es in Stargard nicht. Die Bürger, die selbst brauten, gehörten dann auch zur [21] Brauersgilde, gleichgültig, was sie sonst für ein Gewerbe betrieben. Ähnlich wie die Bürger mit Landwirtschaft zur Gilde der Bauleute, zur Baumannschaft, gehörten, ohne daß damit ihr eigentlicher Beruf mit bezeichnet wurde. Brauer, die das Braugewerbe ausschließlich und als Hauptberuf ausübten, gab es in Stargard nicht viele. Ganz unbedeutend kann Michaels Braubetrieb nicht gewesen sein; denn er hatte von der Stadt den Krugverlag für einige Kämmereidörfer103, Schwendt oder Hausfelde u.a. erhalten. Diese Krugwirtschaften waren dann gezwungen, ihr Bier von den ihnen angewiesenen Brauern zu entnehmen. Die Stadt hatte hierdurch eine Einnahmequelle; denn die Verlagsberechtigten mußten eine Pacht zahlen. Und die Brauer hatten ihre festen Abnehmer und dadurch einen festen Umsatz. Daß die Stadt einem jungen Anfänger solch Verlagsrecht übertragen würde, ist nicht anzunehmen; wir dürfen hierbei wohl wieder die Einwirkung des Vaters als Stadtvertreters vermuten. – 101 So auch im handschriftlichen Exemplar und daher wohl nicht mehr zu ermitteln. Ehemalige brandenburgisch-preußische Festung an der Oder. Nur Küstrin-Kiez liegt westlich der Oder und damit heute im Bundesland Brandenburg, die Kernstadt östlich der Oder und damit heute in Polen. 103 Der Stadt Stargard zinspflichtige Dörfer. 102 57 Michael besaß ein Hausgrundstück in der Schuhstraße, wenn man von der Großen Mühlenstraße kommt, an der rechten Seite hinter der Ihnabrücke das dritte Haus, ein Giebelhaus, das noch erhalten ist. Der Hof und Hinterausgang ging nach dem Landusedom. Das zweite [22] Grundstück gehört jetzt einem Kupferschmied von Nagoschewski. Michaels Frau, Anna Dorothea Biller, war die Tochter des Handschuhmachers und Brauers Daniel Biller und dessen Ehefrau Dorothea Sophie geborene Brunkow, die Tochter eines aus Reetz eingebürgerten Kupferschmiedes. Billers wohnten in der Jöden-, heute Jägerstraße Nr. 14, etwa in der Mitte zwischen Holzmarkt- und Pyritzer Straße, in einem Giebelhaus, das heute noch steht und einer Schlosserfamilie Tiegs gehört. Schon der Großvater und der Urgroßvater, beide hießen Esaias Biller, waren Handschuhmacher; letzterer war 1654 in Stargard Bürger geworden und aus Franken gebürtig. Wenn sich in unserer Familie zuweilen dinarischer Einschlag findet, wie auch beim Schreiber dieser Zeilen, so führe ich das auf Familie Biller zurück. Wie Vetter Heinz Hasenjaeger mitteilte, der als Regierungsrat a.D. in Bildnis Henning Parcham, vom Überlingen am Bodensee wohnte, ist die Familie Abdruck wurde im Hinblick auf die Biller noch heute in dortiger Gegend mehrfach Dateigröße abgesehen verbreitet; die Ergebnisse seiner Nachforschungen habe ich infolge seines Todes 1939 leider nicht mehr erfahren. Durch die Einheirat in die Familie Biller ist unsere Familie anspruchsberechtigt geworden an die [23] Familienstiftung des Senators Henning Parcham [1552-1602] in Lübeck104. Ein Leineweber Peter Biller aus Stargard hat am 20.II.1644 Bürgerrecht in Stettin erworben105. Da der Stifter [verheiratet in Lübeck mit Gesche (Geseke) Baumann] kinderlos war, sind die Nachkommen seines Vaters, des Bürgermeisters Valentin Parcham aus Treptow a/Rega106 und seiner Ehefrau Anna von Lebbin [1515 – Treptow a.d. Rega 28.04.1589] Vermächtnisnehmer geworden. Das Hauptvermögen der Stiftung ist das Gut Paddelügge107 bei Lübeck. Es werden Stipendien an studierende Söhne und Aussteuerbeihilfen für heiratende Töchter gegeben. Den Abstammungsnachweis bearbeitet der Magistrat zu Treptow a/R, die Rechnungsführung und Auszahlung der Gelder besorgt ein vom Senat eingesetztes Kuratorium in Lübeck, das aus einem Juristen und zwei Nachkommen besteht108. Die Ahnen des Bürgermeisters Valentin Parcham hatte ich teilweise bis etwa 1200, auch der Stargarder Bürgermeister Dromas Parcham gehörte dazu109. Auf 104 Näheres s. Anlage 1. Die Parcham’sche Stiftung existiert bis heute, s. http://www.parchamsche-stiftung.de/. Dort auch sein Porträt. 105 Dieser Satz nur im Typoskript 1952. 106 Treptow an der Rega in Hinterpommern wird von drei Seiten vom Fluss Rega eingeschlossen, der nach elf Kilometern in die Ostsee mündet. Die nächstgelegenen größeren Städte sind Stettin (108 km) und Köslin (92 km). In der Stadt kreuzen sich die Fernstraßen Nr. 102 und 109 und die Bahnstrecke Stettin–Danzig führt vorbei. 107 Auch Padelügge (mit einem „d“). Das Landgut Padelügge liegt im Weichbild der Stadt Lübeck vor dem Holstentor am Fluß Trave. Heute liegt das Gutsgelände direkt an der Autobahnabfahrt Lübeck-Moisling. Näher: Hubertus Neuschäffer. Gutshäuser und Herrenhäuser in und um Lübeck. Neumünster 1988 108 Der Stiftungszweck wurde zuletzt im Jahre 2000 erweitert. Einzelheiten s. auf der genannten Website. 109 S. nunmehr ebenfalls die Anlage 1. 58 meine Veranlassung wurde eine neue Straße [in Stargard] Parcham-Weg genannt. Zur Verbreitung der Nachkommenschaft mag erwähnt sein, daß auch die Kinder des Prinzen Oskar von Preußen110, Sohnes Kaisers Willhelm II., durch ihre Mutter Ina von Bassewitz zur Nachkommenschaft des Valentin Parcham gehören. Desgleichen war der Enkel Kaiser Wilhelms, Prinz Wilhelm von Preußen111, durch seine Frau Dorothea von Salviati für seine Kinder anspruchsberechtigt. Die Abstammung der Familie Hasenjaeger von Parcham, wie sie in Treptow festgelegt ist, sei hier mitgeteilt. Berghaus in seinem Landbuch von Pommern erwähnt diese Zugehörigkeit auch: in dem Stargarder Bande112. [24] Michael Hasenjaeger Anna Dorothea Biller [Stargard 07.09.1712 – ebd. 08.11.1735]113 Daniel Biller [01.03.1680 – 01.02.1742] Dorothea Sophie Brunkow [31.05.1686 – 19.07.1759] in Stargard i. Pom. Friedrich Brunkow [um 1646 – Stargard 04.11.1731] Elisabeth Brüsewitz [† 02.03.1690] in Stargard i. Pom. Erasmus Brüsewitz [Chirurg aus Greifenberg] Friedrich Wilhelm Heinrich Polle Judit Wilhelm in Greifenberg i. Pom. Elisabeth Polle in Greifenberg i. Pom. [nach 1602] Sophie von Köller [* 1570, ihre 2. Ehe]114 in Treptow a/R Peter von Köller [Herr auf Reckow115, † 18.01.1588] Katharina Parcham [* 1543, † 18.08.1584]116 auf Re[c]kow 110 Gemeint ist Oskar Karl Gustav Adolf Prinz von Preußen (1888-1958), Generalmajor, war der 35. Herrenmeister des Johanniterordens. Prinz Oskar war der fünfte Sohn von König Wilhelm II. von Preußen, Deutscher Kaiser 1888–1918. Am 31. Juli 1914 heiratete er in Berlin Gräfin Ina Marie (Helene Adele Elise) von Bassewitz (* 27.01.1888 in Bristow, † 17.09.1973 in München). Aus der sehr glücklichen Ehe, einer Liebesheirat, gingen vier Kinder – drei Söhne und eine Tochter – hervor, die aber im Sinne des Hausgesetzes nicht nachfolgeberechtigt im Hause Preußen waren: 1. Oskar Wilhelm Karl Hans Cuno Prinz von Preußen, Oberleutnant d. R. (* 12.07.1915 in Potsdam – gefallen 05.09.1939 in Polen); 2. Burchard Friedrich Max Werner Georg Prinz von Preußen, Major a.D. (* 08.01.1917; † 12.08.1988 in Hof bei Salzburg); 3. Herzeleide Ina Marie Sophie Charlotte Else Prinzessin von Preußen (* 25.12.1918; † 22.03.1989) und 4. Wilhelm Karl Adalbert Erich Detloff Prinz von Preußen (* 30.01.1922; † 09.04.2007). Alle Angaben Wikipedia, dort weitere Details und weiterführende Literatur. 111 Wilhelm Friedrich Franz Joseph Christian Olaf Prinz von Preußen (* 04.07.1906 in Potsdam; † 26.05.1940 in Nivelles [Belgien] an den Folgen einer Kriegsverletzung) war der älteste Sohn von Prinz Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen (1882-1951), und von dessen Gemahlin Cecilie Auguste Marie Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin (1886-1954). Am 03.06.1933 heiratete er Dorothea von Salviati (* 10.09.1907 in Bonn; † 07.05.1972 in Bad Godesberg – heute zu Bonn), eine Ehe, die nach dem hohenzollerschen Hausgesetz als nicht ebenbürtig eingestuft wurde. Wilhelm verzichtete daher auf seine Erstgeborenenrechte, allerdings ohne seinen Thronanspruch aufzugeben. Von 1935 an lebte er mit seiner Frau und den beiden gemeinsamen Töchtern, Felicitas und Christa, auf seinem Gut Klein Obisch in Schlesien. 112 Gemeint ist das oben bereits erwähnte Standardwerk von Berghaus, Heinrich Karl Wilhelm (1797-1884): Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen; Theil 2: Landbuch des Herzogthums Stettin, von Kamin und Hinterpommern ; Bd. 5, Abth.: Die Eigenthums-Ortschaften der Stadt Stargard und vom Naugarder Kreise die erste Hälfte. Anklam: Dietze 1872, 1024 S. [u.a. in der UB Göttingen und der StB Berlin nachgewiesen]. Vgl. auch Paul Christian Nicolaus Lembke. Die Parcham’sche Stiftung zu Lübeck 1602-1844. Lübeck 1844 sowie den „Anschlussband“ Meike Kruse. Die Parcham’sche Stiftung zu Lübeck. Entwicklung und Leistung seit 1844. Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lübeck, Reihe B Band 34. Lübeck: Verlag Schmidt-Römhild 2001. 113 Stammbaum der Familie Hasenjaeger (1667-1900), 2 gedruckte S. DIN A4 o.J. [1900]. 114 Margit Rambow auf http://www.rambow.de/web/liesegang_gesamt/pafg60.htm#2425 hat hier – wie auch im Folgenden durchgängig ohne Quellenangaben - einen anderen, wohl den ersten Ehemann: „Michael Beggerow wurde 1550 geboren. Er starb 1602. Er heiratete Sophia von Koehler 1585. [Diese] wurde 1570 geboren.“ Das Heiratsjahr zur 2. Ehe „nach 1602“ ergibt sich aus dem Todesjahr des ersten Mannes plus Ablauf des Trauerjahrs. 59 Valentin Parcham † 1597 [? 1588]117 Anna von Lebbin118 in Treptow a/R Das Testament von Henning Parcham ist vom 16. Februar 1602119. Er selbst starb 1605 [? 1602]120 und ist in der Marienkirche in Lübeck begraben. Sein Grab, mit einer Bronzeplatte zugedeckt, liegt an einem Kirchenpfeiler, an dem sein Wappen angebracht ist121. Seine Witwe Gesche Baumann war nach seinem Tode mit dem Bürgermeister von Lübeck [Alexander Lüneburg (* in Lübeck, † 15.04.1627 ebenda)122] wieder verheiratet. [Gesche Lüneburg verw. Parcham starb am 28. Juli 1620 und wurde neben ihrem ersten Gatten in der Marienkirche beerdigt.] Von Michaels Familie sei noch folgendes erwähnt. Aus seiner ersten Ehe sind vier Kinder entsprossen, drei Knaben und ein Mädchen. Der älteste Junge, Johann Daniel, geb. am 18.01.1730, ist am 18.01.1733 gestorben; wenn ich nicht irre, ist er in einem Lohbottich ertrunken. Der zweite Junge [Friedrich Wilhelm], 1731 geb., und das Mädchen [Catharina Charlotte], 1735 geb. sind nicht ein Jahr alt geworden123. Das überlebende Kind, Carl Jakob, geb. am 14.07.1733, ist der Stammvater aller späteren Stargarder Familien geworden. [25] Die Mutter, Anna Dorothea [geb. Biller], starb am 8. November 1735 und wurde mit großem Begräbnis in der Marienkirche beigesetzt, bald nach Vollendung ihres 23. Lebensjahres. 115 Heute zu Pollnow im Kreis Köslin. Zu ihm s. auch Gotha, uradl. Taschenbuch 1904, S. 449. DGB Bd. 50, S. 519-531 (528). Dort auch die folgenden Angaben entnommen. 117 DGB a.a.O.: „* Treptow a.d.R. (Estomihi) 1503, † ebd. 02.09.1588 [!]. Bürgermeister ebd.“. Estomihi (Esto mihi, „Sei mir [ein starker Fels und eine Burg, daß du mir helfest!]“, Ps 31,3, oder weniger gebräuchlich Quinquagesimae war in der katholischen Kirche (das Geburtsjahr liegt vor der Reformation) und ist in der evangelischen Kirche noch heute ein Sonntag in der Vorfastenzeit, also in der Zeit vor Aschermittwoch, noch etwa 50 Tage bis zum Ende der Osterwoche. Das Zweite Vatikanische Konzil von 1962-1965 schaffte die Vorfastenzeit für die katholische Kirche ab. Valentin Parcham ist also jedenfalls im ersten Quartal 1503 geboren. 118 DGB a.a.O.: „Anna Lebbin (von Lebbin) * ... 1515, † Treptow a.d.R. 28. April 1589“. Margit Rambow a.a.O. hat – ohne Quellenangabe - weiter: „Sie heiratete Valentin Parcham am 25. Oktober 1532.“ DGB gibt nur an „... [Ort unbekannt] 1532“. 119 Im Manuskript 1948 aus der Erinnerung noch „... ist aus 1601 oder 1602“. Abschrift in der Anlage 1. 120 Laut Parcham’sche Stiftung 03.2007: „An seinem Todestag, dem 16. Februar 1602, setzt der Lübecker Ratsherr Henning Parcham ein Testament auf, in dem er das Gut Padelügge zur Familienstiftung bestimmt. Drei Tage später wird Henning Parcham in der Marienkirche an der Vorderseite der sogenannten HeysedelsTodtenkapelle bestattet. Der Lübecker Rat bestätigt die Gültigkeit des Testaments am 10. März 1602.“ 121 Am ersten Pfeiler im Nordschiff der Marienkirche hing ein hölzernes Wappen-Epitaph für Henning Parcham, und darunter lag eine Grabplatte aus Bronze mit den Symbolen der vier Evangelisten an den Ecken und mit der Umschrift: „Anno 1602 den 16. February Starb der Ehrentues und wolwiser Her Henning Parcham, Rathmann, dem Godt gnade – Anno 1620 den 28. July Starb die Ehrbare und Tugendsame frawe Gesche Parchams, der Godt gnade.“ Das Epitaph verbrannte beim Bombenangriff am Palmsonntag 1942; von der Grabplatte sind Reste erhalten und im südlichen Chorumgang aufgehängt. Ein zweiarmiger Messing-Leuchter mit der Jahreszahl 1605 hängt heute am fünften südlichen Chorpfeiler. Alle Angaben Wikipedia 03.2007. 122 Lüneburg war Sohn des Bertold Lüneburg. Er wurde 1587 Mitglied der einflussreichen Zirkelgesellschaft, 1590 Ratsherr und 1599 Bürgermeister der Stadt, die er bereits 1594 als Gesandter bei der Krönung von König Sigismund von Schweden vertreten hatte. 1603 war er Gesandter der Hanse bei den Verhandlungen mit England in Bremen, nachdem Königin Elisabeth I. 1598 den Stalhof, seit 1475 die Niederlassung der Hansekaufleute in London, geschlossen und beschlagnahmt hatte. Lüneburg ist einer der Begründer der Lübecker Stadtbibliothek und hat dieser durch ein Legat auch die Möglichkeit zur Anschaffung neuer Bestände verschafft. Er war in erster Ehe verheiratet mit einer Tochter des Lübecker Ratsherrn Heinrich Wedemhof, in zweiter Ehe mit Gesche (Geseke) Baumann († 28. Juli 1620), Witwe des Ratsherrn Henning Parcham. Näher Wikipedia (05.05.2007), die sich auf Fehling, Emil Ferdinand. Lübeckische Ratslinie von den Anfängen der Stadt bis auf die Gegenwart. Veröffentlichungen zur Geschichte der Freien und Hansestadt Lübeck Bd. 7, H. 1. Lübeck: M. Schmidt-Römhild 1925, 235 S. beruft. 123 Laut gedrucktem Stammbaum der Familie Hasenjaeger (1667-1900): Friedrich Wilhelm * 22.08.1731, † 19.03.1732 im Alter von 6 Mon. und 4 Wochen, Catharina Charlotte * 15.03.1735, † 15.02.1736 im Alter von 10 Mon. und 3 Wochen. 116 60 Michael heiratete im folgenden Jahr, 1736, die Sophie Retzlaff, geb. am 25. Juni 1711, eine Bäckerstochter. Auch in dieser Ehe wurden vier Kinder geboren, zwei Mädchen und zwei Knaben, von denen drei in frühem Alter verstarben. Die [am 27.06.] 1740 geborene Charlotte Christine heiratete einen Johann Christoph Wegner. Bei einer ihrer Töchter stand Carl Jacobs Frau Anna Christine geb. Succow Pate124; ein erhaltener Patenbrief mit eigenhändiger Unterschrift wurde mir von den Nachkommen zum Geschenk gemacht. Michael starb am 23. Januar 1747. Er wurde vor dem Pyritzer Tor begraben, nicht mehr in der Kirche oder auf dem Friedhof. Der neue Friedhof außerhalb der Stadtmauer sind die jetztigen Anlagen vor dem Roten Meer. Michael ist nur 36 Jahre alt geworden. Seine zweite Frau starb am 30. Mai 1756125. Von Michael wissen wir nur wenig. Gelegenheit, nach außen in Erscheinung zu treten, wird in seinen jungen Jahren wenig gewesen sein. Eine eigenhändige Unterschrift von ihm besaß ich in einem Kaufvertrag, in dem er als Ehemann mitunterzeichnen mußte. Er schrieb seinen Namen mit „ae“, und seitdem alle seine Nachkommen, [26] die zu meinen Vorfahren gehören. Ich hatte alle eigenhändigen Unterschriften zusammenbinden lassen; sie sind wie alle meine Forschungen – auch zur Stadtgeschichte – nach Einnahme der Stadt 1945 verloren gegangen. 4. Carl Jakob Hasenjaeger (1733-1791) [27] Carl Jakob war das dritte der vier Kinder Michaels und der Anna Dorothea Biller; er wurde am 14. Juli 1733 in Stargard i. Pom. geboren und in der Marienkirche getauft. Zur Zeit seiner Geburt waren die beiden älteren Knaben schon wieder verstorben, sodaß er nun das älteste Kind blieb. Seine Mutter starb nach zwei Jahren, nur drei Monate später ihr jüngstes Kind, eine Tochter [Catharina Charlotte126]. Nach einer Überlieferung wurde wurde Carl Jakob bei seinen Großeltern mütterlicherseits127 erzogen. Der Vater heiratete bald wieder, wie das so üblich war, und auch der Großvater Tobias [Hasenjaeger] war 1730 noch eine neue Ehe eingegangen, sodaß die Überlieferung wohl zutreffen mag. Wie aus einem selbstgeschriebenen Antrag wegen einer Aussteuerbeihülfe aus der Parchamstiftung für eine heiratende Tochter ersichtlich ist, hatte Carl Jakob eine sehr gute, sorgfältige Handschrift; in dieser Hinsicht hat er also eine gute Schulausbildung gehabt. Für welchen Beruf er vorbereitet wurde, ist nicht bekannt. Bei seiner Eidesleistung als Bürger und bei seiner Eheschließung wird er als Brauer bezeichnet. Ein weiterer Beruf ist nicht angegeben, sodaß die Brauerei sein alleinges Gewerbsunternehmen gewesen zu sein scheint. Vielleicht macht sich hier das Aufwachsen beim [28] Großvater [Daniel] Biller bemerkbar, der anfänglich noch das Gewerbe seiner Vorfahren ausgeübt hat, dann aber nur als Brauer gezeichnet wird. Dieser Großvater starb schon anfangs 1742. Carl Jakob erbte das Hausgrundstück in der Jägerstraße und bewohnte es späterhin noch lange Jahre. Es ist daher verständlich, wenn er in den Brauereibetrieb von Jugend auf hineingewachsen ist und eben Brauer wurde, wie sein Großvater, und wie es der Vater schließlich auch war. Nachdem Carl Jakob am 1. Juli 1756 als Brauer den Bürgereid geleistet hatte, heiratete er mit 23 Jahren am 7. October [sic] desselben Jahres die 18-jährige Anna Christine Succow; die Trauung fand in der Marienkirche statt, zu der beide Eheleute gehörten. Die Ehefrau war am 3. Mai 1738 als Tochter des Brauers Christian Succow und der Anna Christina Hintze geboren. Der Vater stammte aus Klützow und ist erst 1727 Stargarder Bürger geworden. Seine Vorfahren waren aus dem Kirchenbuch und den eingesehenen Akten nicht zu ermitteln. Auch 124 Also die Ehefrau des Halbbruders aus der ersten Ehe des gemeinsamen Vaters, die „Halbschwägerin“. Hier, auf S. 25 des Manuskripts, bricht das Typoskript ab. 126 Laut Stammbaum * 15.03.1735, † 05.02.1736. 127 Also bei Daniel Biller und seiner Frau Dorothea Sophie geb. Brunkow. 125 61 die Familie Hintz[e] war erst 1698 aus Klein-Berlinchen in Stargard zugezogen, anscheinend über Pyritz. Ein Bruder der jungen Ehefrau war später Pastor an der Heiligen-Geist-Kirche, wenn ich nicht irre 46 Jahre lang, vielleicht bis 1809; [29] er ist der einzige Pfarrer, dessen in Lebensgröße gemaltes Ölbild in dieser Kirche aufgehängt ist128. In der Ehe wurden 12 Kinder zwischen 1757 und 1782 geboren, zuerst vier Mädchen, zum Schluß sechs Knaben; drei Kinder sind jung gestorben. Es scheint also ein gesundes Ehepaar gewesen zu sein, eine zweite Ehe wurde nicht notwendig. Die vier Töchter haben sich der Reihe nach mit 20 bis 25 Jahren verheiratet. Ob irgendwelche Vorzüge sie begehrenswert gemacht haben, ist nicht überliefert. Es heißt nur, der Vater sei der reichste Mann im Orte gewesen, also wohl richtiger, er sei nicht unvermögend gewesen. Sie heirateten Geschäftsleute, die ältesten beiden Gerber im Beruf, der damals ähnlich bevorzugt war, wie 100 Jahre vorher noch die Schuhmacherei. Auch die Söhne mit einer Ausnahme wählten praktische Berufe, zwei, Christian Friedrich und Heinrich Wilhelm, wurden Gerber; Georg Lorenz, der ebenfalls in die Lehrlingsrolle eingetragen war, hat den Beruf nie ausgeübt. Das Gewerbe wurde bei den Schwägern erlernt. Der älteste Sohn, Johann Jakob, nahm sich seinen Onkel Succo[w] zum Vorbild und wurde Pastor. Er ist der einzige Sohn, der in der Matrikeln des GroeningGymnasiums verzeichnet ist. Welche Schulen die andern Söhne besucht haben, war nicht festzustellen. Es liegt [30] die Vermutung nahe, daß sie bei Carl Jakobs Oheim Johann David [Hasenjaeger129] unterrichtet wurden, der eine Winkelschule unterhielt, heute würde man sagen: eine Privatschule. Als etwa anfangs der [17]80er Jahre ein russischer Großfürst mit seiner jungen Frau durch unsere Stadt nach Rußland zurückkehrte und ein großartiger Empfang stattfand, wird unter den Gymnasiasten auch Johann Jakob und unter den Mädels eine Schwester genannt, die an den Schäferspielen und Aufführungen teilnahmen. Zahlreiche Vivatbänder in allen Farben wurden überreicht und viele schlechte Verse gedruckt, die dann auch in Heften zusammengestellt zu kaufen waren. An Fürstenbesuchen fehlte es in Stargard in jenen Jahrzehnten eigentlich niemals. Prinz Moritz von Dessau war der Chef des Stargarder Regiments und hatte seine neu erbauten Häuser in der Königstraße, etwa in gleicher Lage, wie Carl Jakob sein Haus in der Pyritzer Straße. 1761 waren die Russen in der Stadt130. Später – nach Friedensschluß [1763] – hielt Friedrich der Große [1712-1786] seine Truppenbesichtigungen seit 1764 alljährlich, mit Ausnahme von 1769, in Stargard ab. Er wohnte, je nach der Ackerbestellung, in einem Jahr in dem Erbkrug neben der Heil.-Geist-Kirche – es ist dort eine Gedenktafel angebracht –, in [31] andern Jahren vor dem Walltor in dem Gasthof linker Hand hinter der Ravensburg. Manche wichtige Entscheidungen sind damals in Stargard getroffen worden. Bekannt ist die Gründung der Landschaft [Ständeordnung]131 und die Ansprache Friedrichs des Großen an seine Pommern. 128 Die Angabe konnte noch nicht überprüft werden anhand von Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Auf Grund des Steinbrück’schen Manuskriptes bearbeitet von Hans Moderow. I. Teil: Der Regierungsbezirk Stettin. Stettin 1903; zur Heilig-Geist-Kirche s. S. 426-427. 129 Der jüngste Halbbruder aus der zweiten Ehe von Michaels Vater Tobias, Johann David Hasenjaeger, lebte laut Stammbaum vom 26.06.1736 bis zum 15.02.1789. Er war somit knapp 16 Jahre jünger wie sein Halbbruder Michael und nur etwas über drei Jahre älter als dessen Sohn Carl Jacob. Obwohl genealogisch unterschiedlichen Generationen zugehörig, hatten im praktischen Leben Onkel und Neffe nahezu dieselbe Altersstufe. 130 Gemeint ist der sog. Siebenjährige Krieg von 1756-1763. 131 Landschaft meint hier gemäß der ursprünglichen Bedeutung die Gesamtheit der Landstände im frühneuzeitlichen Staat (Ständeordnung). Deren Versammlungen wurden Landtag genannt, Landschaft meint dagegen eher die Institution. Der Begriff bedeutete im Mittelalter ursprünglich die gesamte Bevölkerung eines Gebiets, engte sich dann aber auf die politisch handlungsfähigen Bewohner und schließlich auf deren ständische Ver- 62 Wenn man nach dem Verkehr [Umgang] der Familie und ihrer Stellung in der Stadt fragt, so dürfte sich die Antwort aus dem Hinweis auf die zahlreiche Verwandschaft ergeben. Nach den Eintragungen der Paten hat ein reger Familienverkehr bestanden. Von einer Familie Wegner aus Breslau wurde mir, wie bereits erwähnt, noch ein Patenbrief der Frau Anna Christina zum Geschenk gemacht; Carl Jakobs einzige Schwester – aus 2. Ehe – [Charlotte Christine132] hatte einen [Johann Christoph] Wegner geheiratet. Durch den Pastor Succo[w], oder vielmehr durch dessen Tochter, wurde eine Verwandtschaft mit der Familie Spalding – später von Spalding – hergestellt, nach der das Dorf Spaldingsfelde benannt ist, eine Wortgründung infolge der Tieferlegung des Madüsees133, wie Moritzfelde134, Brenkenhofswalde u.a. Spalding gehörte zu den Finanzräten, die bei diesen Meliorationsarbeiten beteiligt waren, und nach denen dann vielfach die auf den neu gewonnenen Landungen angelegten Dörfer benannt wurden. – Durch Verheiratung Johann Jakobs mit einer Tochter des Professors der Studien am [32] Groening-Collegium, Dr. Scheibler, wurde Johann Jakob der Schwager von einem der Kammergerichtsräte in dem Müller-Arnold-Prozeß in Sanssouci. Da das Urteil nicht nach Wunsch des Königs ausfiel, d.h. nicht gegen den König, wurden die Richter bestraft, Scheibler z.B. an die Ostgrenze, wohl nach Thorn (oder Culm?)135, strafversetzt. In Wirklichkeit war der Müller gar nicht Eigentümer der Mühle, sondern der König, nur das Urteil war sachlich begründet und gerecht. Es ist leider nicht das einzige Urteil dieser Art, das der König durch seine Privatjustiz zum Unrecht gemacht hat. Daß Carl Jakob auch auf äußere Form sah, beweist das erhaltene Petschaft mit seinem Namen: der Stifter auf dem ?nere und dem Stern am Himmel mit der [französischen] Umschrift : Si je la perd, je suis perdu [wenn ich sie verliere, bin ich verloren]. Aber auch die beiden in Wappenform erhaltenen und von Carl Jakobs Söhnen vererbten Siegelstücke sind auf ihn als den ursprünglichen Besitzer zurückzuführen. Ob Carl Jakob städtische Ehrenämter bekleidet hat, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Als Vormund wird er öfter genannt. Wenn von ihm in der Stadt der Ruf einer gewissen Wohlhabenheit verbreitet war, so würde das darauf hinweisen, daß er ein umsichtiger Geschäftsmann [33] gewesen ist. Das müßte er wohl sein, wenn er seine neun Kinder erziehen und in eine gute Nahrung einsetzen wollte. Einen Fürsprecher, wie sein Vatern in dem Großvater Tobias, hatte er nicht. Er war auf sich allein gestellt. Er hat das ererbte Gut treulich verwaltet und neues hinzuerworben, zum Besten seiner Familie und seiner Nachkommen. Die Grundlage zu seinem Vermögen hat Carl Jakob ererbt. Er war das einzige Kind seines Vaters mit dessen ersten Frau. Er teilte die Hinterlassenschaft vom Vater nur mit seiner Stiefschwester. Von den Großeltern Biller erbte er aber den ganzen Nachlaß, da andere Erben nicht mehr da waren. So übernahm Carl Jakob zunächst das Wohnhaus Jägerstraße 14, ein Giebelhaus mit Erkervorbau. Dazu gehörten Ländereien. Billers hatten vor dem Pyritzer Tor, noch diesseits der Ihnabrücke, eine Ackerwirtschaft; vielleicht war diese nicht groß. Dann war Biller mitbeteiligt an dem Schützenhaus, das damals neben dem Pyritzer Tor lag und bis zum Durchbruch zu den Anlagen als „Stadtpark“ eine gern besuchte Speisewirtschaft war; im Sommer fanden im Garten allwöchentlich Militärkonzerte statt. Die Schießbahn der Schützen tretung ein. Die heute gängige Bedeutung von Landschaft ist unter dem Einfluss der Malerei erst seit Ende des 18. Jahrhunderts in Gebrauch. 132 * 27.06.1740. 133 Ein See im Westen der Pommerschen Seenplatte bei Stargard, etwa 25 km südöstlich von Stettin. Der See beherbergt neben vielen anderen Fischarten die Madüsee-Maräne (Coregonus lavaretus maraena) als endemische Unterart sowie zwei Arten von Kleinkrebsen als Eiszeitrelikte. Die Ufer (39 km lang) umfassen wertvolle Moorgebiete. 134 Dorf, sieben Kilometer nordwestlich von Stargard am Nordufer des Madüsee. 135 Beides Städte an der Weichsel, damals an der östlichen Grenze Preußens zu Russland, heute in Mittelpolen. 63 war neben der Stadtmauer nach dem „Roten Meer“ zu in dem sog. Balgrund [?]. Der Billersche Anteil am Schützenhaus [34] wurde an die Gilde verkauft. Carl Jakob136 erwarb durch Kauf ein Grundstück in der Pyritzerstraße, das in dem heute als Wilhelm Woltersches Geschäft und Destillation zur „Goldenen Kugel“, Nr. 13, enthalten ist. Hier hat er mit seiner Familie bis zu seinem Lebensende gewohnt. In der Reepergasse, jetzt Wilhelmstraße, besaß er einen Ackerhof. Sein Name findet sich auch auf Badestraße Nr. 2 vermerkt, einem später Succo[w]schen Grundstück; es ist fraglich, ob dies sein Eigentum war, oder nur vormundschaftlich von ihm verwaltet wurde. Weitere Grundstücke sind mir aus der Erinnerung nicht mehr bekannt, ebensowenig die Zahl und Lage der Ländereien. Letztere müssen nicht unbeträchtlich gewesen sein. Denn die Äcker und Wiesen vom Vater und vom Großvater Tobias müssen doch auch vererbt sein. In der Baumannsgilde, deren Mitglied er war, wird Carl Jakob häufiger genannt. Neben seinem Brauereibetrieb ist also die Landwirtschaft eine ergiebige Einnahmequelle gewesen. Daß die Stargarder Ackerwirte hier tüchtig voran waren, beweist ein Zeugnis von Joachim Nettelberk, der zu seiner angenehmen Verwunderung in Stargard die ersten Kartoffeln im freien Felde ausgesetzt gefunden hat. Die Bevölkerung machte vielfach Schwierigkeiten, diese heute so unentbehrliche Frucht [35] anzubauen. Carl Jakob ist neun Tage nach seinem 58. Geburtstage am 23. Juli 1791 verstorben, nachdem ihm seine Frau am 15. December 1789 [sic] im Alter von 51 Jahren im Tod vorangegangen war. Beide sind an Wassersucht gestorben137. Dieses Ehepaar sind die gemeinsamen Stammeltern, von denen sich alle Stargarder Familien unseres Stammes herleiten. [36] 5. Christian Friedrich Hasenjaeger (1777-1864) Christian Friedrich wurde am 9. Februar 1777 als 10. Kind seiner Eltern Carl Jakob und Anna Christina in Stargard geboren. Er wuchs unter der Zahl der Geschwister heran. Seinen Schulunterricht scheint er bei seinem Großonkel Johann David , der eine der damaligen Privatschulen unterhielt, gehabt zu haben. Dieser Großonkel besaß das Haus zwischen der Superintendentur und dem Haus des Landrats von der Marwitz (heute Justizrat Dr. Coste [?]) in der Großen Mühlenstraße. An letzterem Hause erinnert eine Marmortafel daran, daß hier einst König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise138 auf ihrer Rückkehr aus Ostpreußen nach Berlin übernachteten und von der jubelnden Volksmenge aus Stadt und Land begrüßt wurden. Als sein Vater 1791 starb, war Christian 14 Jahre alt. Die Mutter hatte er schon zwei Jahre vorher verloren. Der jüngste Bruder Heinrich Wilhelm war erst 8 ½, Georg Lorenz 12 Jahre. Die jüngeren Brüder sind dann anscheinend bei ihren verheirateten Schwestern untergebracht worden. Das war ja das nächstliegende. Dafür spricht ferner, daß diese drei Brüder Gerber lernten und in der Lehrlingsrolle der Innung für die [38] Schwäger als ihre Lehrherren eingetragen waren: die älteste Schwester [Anna Dorothea, * 17.11.1757] hatte 1777 den Gerber136 Ab hier im handschriftlichen Original „Karl Jakob“. In der Transskription wird einheitlich die Schreibweise mit „C“ entsprechend der Kapitelüberschrift und der Mehrzahl der Vorkommen am Kapitelanfang verwendet. 137 Wassersucht ist eine allgemeine Bezeichnung für eine abnorme Ansammlung von Körperflüssigkeit. Unterschieden wird zwischen Ödem (Einlagerung von Flüssigkeit aus dem Gefäßsystem im Gewebe), Anasarka (nicht-entzündliches Ödem der Unterhaut) und Hydrops (Ansammlung von Flüssigkeit in Körperhöhlen). 138 Friedrich Wilhelm III. (1770 - 1840) war seit 1797 König von Preußen. 1793 heiratete er seine erste Frau Luise Auguste Wilhelmine Amalie, Herzogin zu Mecklenburg [-Strelitz] (1776 - 1810). Nach der verlorenen Schlacht gegen die napoleonischen Truppen bei Jena und Auerstedt floh das Regentenpaar im November 1806 nach Königsberg in Ostpreußen. Im Juli 1807 fand Luises berühmter Bittgang zu Kaiser Napoleon I. während der Friedensverhandlungen von Tilsit (Ostpreußen) statt. Die im Text erwähnte Gedenktafel wird sich auf die Rückkehr von dieser Reise bezogen haben, in deren Verlauf Luise an Typhus erkrankte. Nach ihrem hierdurch bedingten frühen Tod wurde sie zur weiblichen Leitfigur Preußens, zum Schutzgeist der Deutschen und „preußischer Madonna“ verklärt, eine Tradition, die bis in die Weimarer Zeit im Bildungskanon präsent war, inbesondere in konservativen Kreisen. 64 meister Johann Jakob Wendel geheiratet, und die zweite [Anna Christine, * 18.12.1758] 1783 den Gerbermeister Gottlieb Haese. Wenn der Gerberberuf damals auch sehr in Aufnahme gekommen war, so wird es doch der Einwirkung der Verwandten beizumessen sein, daß alle drei Brüder Gerber lernen mußten, und nicht einer übernahm die Brauerei oder den Betrieb des Vaters. Georg Lorenz hat den Beruf auch nie ausgeübt. Er hat wohl bei seinem ältesten Bruder [dem Pastor] Johann Jakob Zuflucht gesucht und ist auf dessen Pfarracker Landwirt gewesen. Wann die beiden anderen Brüder ausgelernt haben und wann sie Meister geworden sind, ist mir nicht mehr in Erinnerung. Lange Wanderschaften kann Christian nicht unternommen haben; denn verhältnismäßig früh, am 29. April 1800 verheiratet er sich in Freienwalde i.Pom. mit der 17-jährigen Johanna Wilhelmine Haenel, die am 15. März 1783 geboren war. Ihre Eltern stammten beide aus Stargard und haben dort am 07.04.1766 in der Marienkirche die Ehe geschlossen. Aus Christians Ehe sind sieben Kinder, zwei Knaben und fünf Mädchen hervorgegangen. Die fast 50-jährige Ehe [39] war nicht sehr glücklich. Der Ehemann verstand es wohl, den Menschen das Leben schwer zu machen. Die beiden Söhne verließen früh das Elternhaus, der ältere [August Friedrich, * 17.08.1805, † 15.09.1859], um Soldat zu werden und dann später zur Steuer überzugehen, der jüngere [Karl Ferdinand, * 10.04.1820, † 02.02.1895], um sich in Stettin zum Lehrer ausbilden zu lassen. Aber die Frau und ihre Töchter hatten im Haushalt alle Unbilden zu ertragen. Die Töchter schlossen sich nach außen ab. Die Lust zu heiraten war ihnen vergangen, und sie blieben nur für sich. Dafür gestaltete sich der Zusammenhalt mit der Mutter und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Geschwister untereinander um so inniger und herzlicher. Als dann im Frühjahr 1884 eine der Schwestern starb, hatten die andern keinen anderen Wunsch, als mit der verstorbenen Schwester weiter vereint zu sein, und tatsächlich starben innerhalb einer Woche noch zwei weitere Schwestern139. Die Tochter Caroline führte lange Jahre dem Mühlenbesitzer Streitz auf der Rauschmühle die Wirtschaft. Dadurch bildete sich eine gewisse Freundschaft dieser beiden Familien heraus, die dann später der Anlaß zu einer Eheschließung wurde (vgl. später, Seite [offen gelassen]). Ich entsinne mich, daß meine Mutter [Mathilde Auguste Friederike geb. Streitz, 1845-1933] einmal in Freienwalde zu Besuch war, und sie erzählte, [40] daß die kleinen Männer auf sie den Eindruck von Zwergen gemacht hätten. In der Familie lebte nämlich noch ein Schwager, der unverheiratet und im Gewerbebetrieb mit tätig war. Beide Männer hätten Samtkäppchen getragen, und der Schwager Haenel sei sehr beweglich gewesen, um auf seinen drei Fußschemel heraufzukommen. Jedenfalls trifft es bei Christian nicht zu, daß die Männer der Familie Hasenjaeger alle große Personen geworden sind. Das Grundstück, welches Christian in Freienwalde besaß, lag am See neben dem Pfarrgrundstück. Auf dem Hof befanden sich Räume für die Gerberei. Ob das Grundstück von den Schwiegereltern übernommen oder neu erworben wurde, ist mir nicht bekannt. Zu der Hausstelle gehörte auch eine Landwirtschaft. Über die Größe der Betriebe kann ich nichts sagen. Der Freienwalder Gerbereibetrieb kann nicht bedeutend gewesen sein; das liegt zum Teil schon in den örtlichen und zeitlichen Verhältnissen begründet. Aus einem Brief Christians an seinen ältesten Bruder [den Pfarrer Johann Jakob] ergibt sich, daß Christian in einer Geldverlegenheit war und ein Darlehen aufzunehmen suchte. Aus diesem Brief, den mir Onkel Paul in Kolberg140 schenkte, ging ferner hervor, daß Johann Jakob bei seinem Schwager 139 Die älteste Johanna Dorothea Friederike, * 16.03.1803 starb am 30.03.1884, Caroline Helene Sophie, * 20.12.1811, am 04.04.1884 und Amalie Luise Christine, * 06.03.1817 und damit die jüngste Tochter, am 06.04.1884. Sieht man von Juliane Wilhelmine Luise, die schon als Säugling nach rund sieben Wochen starb (08.04.1810-30.05.1810) ab, überlebte nur die zweitjüngste Tochter Auguste Wilhelmine, * 29.08.1814, † 12.03.1892, die drei erwachsenen Schwestern um rund acht Jahre. Alle Lebensdaten nach Stammbaum. 140 Gustav Paul Hasenjaeger (1855-1941), zuletzt Pastor an der Marienkirche in Kolberg. 65 (Gerber) in Stargard [41] noch Geld zu stehen hatte141, das ihm dieser aber noch nicht zurückgezahlt hatte. Schließlich hatten die Töchter Christians, nachdem sie das Hausgrundstück verkauft hatten, nur noch einen geringen Kapitalbetrag erübrigt. In Stargard entwickelte sich die Gerberei des Bruders Heinrich Wilhelm zu einer der größten und einträglichsten. Eine anschauliche Schilderung der Stargarder Gerbereiverhältnisse haben Oberbaurat Benoit und seine Ehefrau in ihrem Buch über die Familie Herrlinger gegeben; das Buch kann etwa um 1905 in Karlsruhe gedruckt sein, war aber nicht im Buchhandel erhältlich (die Verfasser hatten mir freundlicherweise ein Exemplar geschenkt142). – Eine Erinnerung an die Freienwalder Landwirtschaft bildete in der Rauschmühle ein eingebauter Balken mit dem Namen „Hasenjaeger“; dieser stammte von einer nach der Rauschmühle verkauften Scheune. – Als Grundstücksnachbar konnte Christian recht grob sein. Eines Morgens sah er aus der Dachluke seines Hauses, wo ihn der in seinem Garten weilende Pfarrer erblickte. Nach freundlichem Morgengruß fragte dieser dann: „Herr Nachbar, woher kommt der Wind?“ Die Antwort darauf: „ut em ...“ mag landläufig üblich sein, war aber in diesem Fall etwas unflätig und hat sicher das Nachbarverhältnis nicht freundlicher gestaltet. [42] Christian muß sich in der Stadt immerhin eines gewissen Ansehens erfreut haben. Denn er sowohl wie sein Schwager Haenel gehörten zu den Ratsherren. Über seine sonstige Betätigung und sein Verhalten gegenüber den Collegen habe ich keine Überlieferungen. Aber unter den Magistratsakten fand ich ein Aktenstück mit einem Schreiben unseres Christian, in dem er sich über einige Kollegen beschwerte, nur daß er ehrliche und getreue Ratmänner verlangte. Die Tonart des Schreibens war deutlich und unmißverständlich, sodaß Bürgermeister und Rat darüber eingehend berieten mit dem Erfolg, daß unser Vorfahr für seine Leistung ins Bürgergewahrsam wandern mußte. Ob es gefruchtet hat, weiß ich nicht. Mein Vater [Theodor Louis Hasenjaeger, 1844-1903] besuchte gern seine Verwandten, auch wenn kein Verkehr mehr unterhalten wurde. So wurde ich auch mal in das Haus seiner Großeltern [Christian Friedrich und Johanna Haenel] mitgenommen. Ich weiß nur, daß ich nach dem zurückgelegten Wege sehr müde war, aber daß über unsern Besuch große Freude herrschte und ich sehr freundlich behandelt wurde. Von den alten Tanten143 wurde eine von ihrem ältesten Bruder August Friedrich (1805-1859) geschnitzte Weihnachtskrippe sorglich aufbewahrt, die ich mir in späteren Jahren von den damaligen [43] Hausbesitzern einmal mitnahm. Es war kein Kunstwerk, zeugte aber von Geschick. Der einzige Sohn Gustav in Köln 141 „noch Geld zu stehen hatte“: Das auffällige (und überflüssige) „zu“ ist eine sprachliche Besonderheit des deutschen Nordostens, mit dem der Autor Hasenjaeger seine regionale Herkunft verrät. 142 Gemeint ist „Geschichte der Familie Herrlinger von 1695-1905“ von Wilhelm Benoit und Emma Benoit geb. Schultz [s. l.]: [s. n.] (Karlsruhe i. B.: Macklot’sche Druckerei) 1906, V, 132 S. mit Abb., 5 [1 farb.] Taf., 2 Stammtafeln [Sign. Deutsche Nationalbibliothek Leipzig 1926 A 10574]. 1909 veröffentlichte das Ehepaar in der gleichen Druckerei die „Geschichte der Familie Benoit von 1621 bis 1909“, IV, 368 S. [Staatsbibliotek Berlin S 2583]. Eduard Wilhelm Franz Benoit war Sohn des Johann Karl Ludwig Benoit (* 15.01.1792, Regenwalde; † 04.04.1850 Märkisch-Friedland) und der Henriette Herrlinger (* 09.07.1795, Stargard i.Pom.; † 19.09.1855 ebd.). Geboren am 12.8.1826 in Märkisch-Friedland heiratete Benoit am 6.6.1867 in Wesel seine erste Frau Emma Luyken (* 14.1.1837 in Wesel, † 20.4.1868 ebd. im Alter v. 31 Jahren), am 2.3.1877 seine zweite Frau Emma Schultz (1848 - nach 1909), die die Koautorin des Buches über die Familie ihrer Schwiegermutter ist. 1867 arbeitete Benoit als Kreisbaumeister in Wesel, 1870 in Siegen als Bauinspektor, 1872 in Swinemünde als Hafenbauinspektor, 1875 in Köslin als Regierungs- und Baurat; 1891 wohnte er in Berlin-Charlottenburg, 1903 arbeitete er schließlich als Bauingenieur in Karlsruhe, wo das Buch gedruckt wurde. Benoit starb 1914 in Karlsruhe im Alter von ca. 87 Jahren. Alle Angaben Familienverband Luyken, http://familieluyken.de/index.htm (04.2007). 143 Gemeint sind die vier unverheirateten Töchter Christian Friedrichs. Da drei von ihnen im März/April 1884 starben (s.o.) und der Autor im Juli 1880 geboren wurde, muss es sich um eine sehr frühe Kindheitserinnerung handeln. 66 (1842-1895)144 hatte diese Kunstfertigkeit geerbt, und er arbeitete in seinen Mußestunden für seine Tochter Berta145 recht wertvolle Schnitzereien, für die hohe Geldsummen geboten wurden. Die Urgroßmutter [Johanna] Haenel hatte noch mehrere Geschwister. Von einer Schwester stammte der Bürgermeister Albert Schwartz in Freienwalde ab. Zwischen ihm und meinen Eltern bestand große Freundschaft, schon von Stettin her, als beide Ehepaare noch dort wohnten. Onkel Schwartz besaß von 1870 das Eiserne Kreuz am weißen Bande, was in damaliger Zeit etwas Besonderes war; er hatte als Zahlmeister seine Colonne gegen einen feindlichen Überfall erfolgreich verteidigt146. Seine Tochter Clara hatte viel Verständnis für Kinderherzen und wußte immer neue Anregungen für uns; sie war uns stets ein lieber Besuch, bis sie nach ihrer Eltern Tode zu einer Cusine nach Güstrow verzog. Onkels einziger Sohn Paul war in Breslau verheiratet. Gedenken muß ich auch noch des Wendt-Pascha. Ein Wendt aus Freienwalde [richtig: aus Königsberg in der Neumark] war zu Helmut von Moltkes Zeit etwa 1835-39 [1838] nach der Türkei kommandiert und dort gestorben. Er hatte es bis zum Rang eines Pascha gebracht [44] und besuchte später, vielleicht gegen 1880, einmal seine Heimatstadt [gemeint Freienwalde]. Es hieß, er sei auch ein Verwandter der Haenels. Ich habe nicht festgestellt, ob diese Angabe den Tatsachen entsprach. Jedenfalls wurde dieses Türkengenerals in meiner Kindheit öfter gedacht und seine Person zu Freienwalder Verwandten in Beziehung gebracht. [Martin Hasenjaeger spricht hier von Karl Friedrich Wendt, geb. 28.01.1812 in Königsberg in der Neumark, † 07.10.1890 in Konstantinopel147. Er trat am 26.03.1829 bei der 7. Fußkompanie der Garde-Artillerie-Brigade in Berlin ein und kam 1838 in die Türkei. Bereits seit 1836 wirkte der damalige Hauptmann im preußischen Generalstab Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke, genannt Moltke d.Ä. (1800-1891), der später als Chef des Generalstabs entscheidend zu den preußischen Siegen in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 beitrug, dort als Instrukteur der türkischen Truppen. Auf Wunsch des Sultans sollte in Konstantinopel (heute Istanbul) ein Lehr-Bataillon und eine Lehr-Eskadron nach preußischem Vorbild aufgestellt und in französischer Sprache unterrichtet werden. Konkurrierend war zeitgleich Großbritannien mit einem ähnlichen Modernisierungsauftrag für die Artillerie im Osmanischen Reich tätig. In diesem Rahmen ging 1838 ging der Premierleutnant von Kuczkowski der 6. Artillerie-Brigade in Begleitung von vier Unteroffizieren in die Türkei. Einer von ihnen war der 26-jährige „Feuerwerker“ (Artillerist) Wendt. Nach Berichten Kuczkowskis soll er ein fähiger 144 August Friedrich Hasenjaeger, * 17.08.1805, † 15.09.1859, hat Caroline Wilhelmine Heinrich, * 08.12.1809, † 21.01.1858, geheiratet. Das Paar hatte drei Kinder, den hier erwähnten Sohn Gustav, * 16.12.1842, † 18.01.1895 sowie die Töchter Marie Wilhelmine Lisette, die als Kleinkind starb (28.03.1844 – 25.12.1845) und die jüngste Bertha Auguste Sophie, die mit 12 Jahren starb (28.02.1845 – 27.07.1857). 145 Gustav Hasenjaeger hat Anna Marie Bittschier (* 27.01.1848) geheiratet und mit ihr sechs Kinder gehabt. Die hier erwähnte Tochter Berta war das erste Kind, geb. 06.03.1869. Vier weitere Kinder sind sämtlich im Kleinkind- oder Säuglingsalter gestorben, vom fünften Kind Julius ist nur das Geburtsdatum 18.09.1877 bekannt. 146 Das Eiserne Kreuz (EK) ist eine deutsche Kriegsauszeichnung, die erstmals vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) in den Befreiungskriegen gegen Napoleon I. 1813 gestiftet wurde. Zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 wurde die Stiftung durch den preußischen König Wilhelm I. (17971888, den späteren Kaiser Wilhelm I.) am 19. Juli 1870 erneuert. Für Nicht-Kombattanten, wie den hier erwähnten Albert Schwarz, der als Zahlmeister diente, gab es 1813, 1870 und 1914 das EK am weißen Bande mit schwarzer Einfassung. Für die kämpfende Truppe unterschied man von 1813 bis zum Ende des ersten Weltkriegs 1918 aufsteigend drei Stufen: EK II mit schwarz-weißem Band, EK I mit Steckkreuz und als höchste Auszeichnung das Großkreuz des Eisernen Kreuzes. 147 Alle Angaben zu Wendt nach Mosbach, Otto. Unteroffiziere in ausländischen Diensten. 1. Fortsetzung. In: Soldat im Volk – Organ des Verbandes Deutscher Soldaten e.V. Bonn: Förderungsverein Deutscher Soldatenverbände, Nr. 1 Januar 1960, S. 4. 67 und temperamentvoller Mann gewesen sein. 1843 bekam er den Nischan-Iftichar-Orden148 mit Brillianten, nachdem er fünf Jahre für die Türkei gearbeitet hatte. Gleichwohl musste er nach „langer, ehrenvoller“ Tätigkeit abgelöst werden, weil seine abfälligen kritischen Äußerungen über die Türken bekannt geworden waren. Spätestens im Sommer 1849, als das Kommando Kuczowski aufgelöst wurde, verließ er die Türkei, kehrte aber bald darauf, nunmehr in türkischen Diensten, zurück. In einem Gesandschaftsbrief vom 19.07.1851 an den preußischen Ministerpräsidenten heißt es u.a.: „Die unbestreitbar wichtigen Festungen der Dardanellen149 waren bis zur Ankunft eines jetzt im türkischen Dienste befindlichen früheren Oberfeuerwerkers Wendt aufs gewissenloseste vernachlässigt und dem Verderben preisgegeben. Die noch vom Eroberer Konstantinopels [1453], Sultan Muhammes, erbauten Mauern drohten von dem andringenden Meeressande verschüttet zu werden oder allmählich einzustürzen und jene berühmten Kanonen der Dardanellen zu begraben, die unbewacht gelassen waren. Erst dem p. Wendt ist es gelungen, die alten Werke zu verbessern, neue zu bauen, die Geschütze, welche bisher nicht transportabel waren, beweglich zu machen und eine 4000 Mann starke Besatzung zu erlangen.“ Die Bedeutung der Arbeiten Wendts zeigten sich nur zwei Jahre später mit Beginn des Krimkriegs (1853-1856, Neunter russisch-türkischer Krieg). Einmal mehr versuchte Russland durch Gebietsgewinn auf Kosten des „kranken Mann am Bosporus“ seinen Einfluss in Europa zu stärken und insbesondere die Kontrolle über den Zugang zu Mittelmeer und Balkan zu gewinnen. Am 3. Juli 1853 besetzten russische Truppen die Fürstentümer Walachei und Moldau an der Mündung der Donau ins Schwarze Meer, das Osmanische Reich erklärte nach mehreren diplomatischen Versuchen der Beilegung am 16. Oktober 1853 Russland den Krieg. Es wurde seit Mai 1854 von Frankreich und Großbritannien und ab 1855 auch von PiemontSardinien, einem Vorläuferstaat Italiens, unterstützt, die den Status quo erhalten und damit die Ausdehnung des russischen Einflusses verhindern wollten. Preußen blieb neutral. Der König von Preußen hatte Wendt das „Allgemeine Ehrenzeichen“ und am 31.05.1853 – also nur fünf Wochen vor Kriegsbeginn - den „Charakter als Sekondeleutnant“ verliehen. 1854 machte Wendt allein in einem Boot eine schwierige Erkundungsfahrt durchs Schwarze Meer zum Donaudelta und weiter nach Batum. Für diese hervorragende militärische Leistung verlieh ihm der Sultan den Ehrennamen „Nadir“, d.h. seltener Offizier. Später wurde er türkischer Divisionsgeneral und erhielt den Titel der höchsten Beamten und Militärs „Pascha“, der dem Namen nachgestellt wurde, daher – wie Hasenjaeger richtig vermerkt – „Wendt-Pascha“ oder in der türkischen Geschichte „Nadir-Pascha“. Im Alter von 77 Jahren feierte Wendt 1889 sein 60-jähriges Dienstjubiläum. Der deutsche Kaiser ehrte (aus diesem Anlass?) den türkischen Divisionsgeneral aus der Neumark durch Verleihung des Kronenordens II. Klasse mit dem Stern. Möglicherweise ist Wendt zu diesem Anlass nach Berlin gereist und hat dabei die Orte seiner Jugend besucht (?), vielleicht war er auch bereits zehn Jahre früher, um 1880 wie Hasenjaeger vermutet, in Deutschland. Wendt starb am 07.10.1890 in Konstantinopel. - Doch damit zurück zu Hasenjaegers Erzählung.] Es bleiben noch einige Daten nachzutragen. Zuerst starb die Ehefrau, am 27 December 1849, im Alter von 66 Jahren. Ihr Mann überlebte sie um 15 Jahre; als er am 7. Januar 1864 starb, war er fast 87 Jahre alt. Beide sind in Freienwalde begraben. – Der älteste Sohn starb mit 54 Jahren, die drei Töchter 1884 waren 81, 73 und 67 Jahre, die überlebende 1892 verstor148 Geschrieben auch „Nischan Iftikhar“. Die strategisch wichtige 65 km lange, aber nur 1,6 bis 6 km breite Meerenge zwischen Mittelmeer und Marmarameer, das durch den Bosporus, eine weitere Meerenge, mit dem Schwarzem Meer verbunden ist. Mit der Kontrolle über die Dardanellen ist daher die Kontrolle über den Schiffsverkehr von Russland ins Mittelmeer verbunden. 149 68 bene Auguste Wilhelmine 78 Jahre und des jüngere Bruder bei seinem Tode fast 75 Jahre. Nur ein Kind war jung, im 2. Monat, verstorben. Die Haenels sind über Prenzlau nach Stargard gekommen und stammen aus Sachsen. Ob und wodurch meine Ansicht begründet sein kann, daß sich durch die Haenels dinarischer Einschlag in unsere Familie vererbt hat, weiß ich nicht mehr. Außer den Billers und Böhms (Succow) sind bisher keine Vorfahren aus dem Frankenlande nachzuweisen, auf die der mehrfach verhandene dinarische Einschlag zurückgeführt werden könnte; die [45] Herkunft dieser Familie liegt aber schon erheblich zurück. Der Haupttyp in der Familie Hasenjaeger ist fälisch. [46] 6. Karl Hasenjaeger (1820-1895) [47] Karl Ferdinand Hasenjaeger war als jüngstes Kind und zweiter Sohn von Christian Hasenjaeger und seiner Ehefrau Johanna Haenel am 10. April 1820 in Freienwalde i. Pom. geboren. Daß er oder seine Kinder jemals über seine Jugendjahre gesprochen hätten, ist mir nicht erinnerlich. Er wird im Kreis der Geschwister, von denen die älteste Schwester [Johanna Dorothea Friederike, geb. 16.03.1803] 17 Jahre älter als er war, herangewachsen sein und die Freienwalder Stadtschule besucht haben. Er hat dann zur Vorbereitung für das Seminar noch weiteren Unterricht genossen. Da er sich dem Lehrerberuf widmen wollte, ging er auf das Stettiner Seminar, das in späteren Jahren nach Pölitz150 verlegt wurde. Hier hat Karl eine sehr gründliche Ausbildung erhalten. Seminarleiter war der Schulrat Professor Dr. Graßmann151, ein tüchtiger Erzieher von sehr gutem Ruf. Als Lehrer für Musik und Gesang war der Balladenkomponist Carl Loewe am Seminar tätig, der hauptamtlich am Marienstiftergymnasium angestellt und Organist an St. Jakobi war152. Unter den Seminaristen lernte Karl einen Namensvetter August Hasenjaeger aus Regenwalde153 kennen. Beide schlossen miteinander Freundschaft für ihr Leben; ihre [48] verwandtschaftlichen Beziehungen festzustellen, gelang ihnen aber nicht, wie ja auch früher noch nicht die Zusammengehörigkeit der Penkuner und 150 Pölitz, ca. 20 km nördlich von Stettin, wird Meyers Konversations-Lexikon, 1885-1892 mit Stand 1885 folgendermaßen beschrieben: „Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Randow, an der Larpe, welche sich nicht weit von hier mit einem Oderarm, der Pölitzer Fahrt, vereinigt, hat eine evang. Pfarrkirche, ein Schullehrerseminar, ein Amtsgericht, Töpferei, Bierbrauerei, Hopfenbau, Schiffahrt und 3905 fast nur evang. Einwohner“; näher, Hervorhebung v. Bearb. 151 Gemeint wohl der Mathematiker und Sanskritist Justus Günther Graßmann (gest. 1852 in Stettin), ggf. auch dessen Sohn, der Mathematiker Hermann Günther Graßmann, Mathematiker, geb. 15. April 1809 in Stettin, gest. ebd. 26. Sept. 1877, der Nachfolger seines Vaters als Professor der Mathematik am Stettiner Gymnasium wurde, näher Meyers Konversations-Lexikon, 1885-1892. Da Karl Hasenjaeger 1820 geboren wurde, muss er Ende der 1830iger Jahre das Seminar besucht haben, so dass als Lehrer Vater und Sohn Graßmann in Betracht kommen. 152 Johann Carl Gottfried Loewe wurde am 30.11.1796 in Löbejün im Saalkreis als zwölftes Kind eines Schullehrers geboren, der früh starb. Die Schule besuchte er in Halle an den Franckeschen Stiftungen, wo er ein Stipendium erhielt. Nach dem Studium der Theologie und Kompositionsunterricht bei Daniel Gottlieb Türk und Johann Friedrich Reichardt ließ er sich 1820 in Berlin von Carl Friedrich Zelter hinsichtlich seiner Befähigung zum Kirchen- und Schulmusiker prüfen. Er bestand mit Auszeichnung und wurde in Stettin Kantor und Organist. Hier war Loewe zugleich als Gymnasiallehrer und städtischer Musikdirektor 46 Jahre lang tätig. Er gründete einen Pommerschen Chorverband und veranstaltete in dessen Namen zahlreiche Musikfeste. Loewe hatte in seiner Zeit einen guten Ruf als Dirigent, Pianist und auch als Konzertsänger. Er wurde Ehrendoktor der Universität Greifswald und 1837 Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 1857 legte er die Leitung der Musikfeste nieder. Loewe heiratete eine Tochter des Universitätskanzlers von Jacobi. Diese starb nach der Geburt des Sohnes Julian. Carl Loewe verheiratete sich wieder, in dieser Ehezeit wurde er Vater von 4 Töchtern. Die älteste Tochter Julie - eine Verheiratete von Bothwell - bemühte sich, die Werke ihres Vaters der Nachwelt zu erhalten. 153 Regenwalde liegt im Westen Hinterpommerns am rechten Ufer des Flusses Rega, unweit des Regastausees. Die nächsten größeren Städte sind Naugard im Westen und Schivelbein im Osten, beide etwa 20 Kilometer entfernt. Der Ort ist nur über Nebenstraßen zu erreichen, von Stettin aus über die Fernstraße 6, die 10 km westlich vorbeiführt. 69 der Regenwalder Familien nachgewiesen ist. August ist der Vater von Professor Robert Hasenjaeger in Eldena154, der wieder mit unserm Vater Theodor Hasenjaeger befreundet war; Theodor war in Gollnow155 bei August in Pension [lebte als Schüler in dessen Haushalt]. Die beiden Seminaristen, Karl und August, machten an demselben Tage ihr Schlußexamen, und sie kamen auch beide zugleich an die Gollnower Schule. Das Examen muß anfangs der [18]40er Jahre gewesen sein, denn im October 1843 heiratete Karl bereits156. Nach einer Überlieferung blieben die jungen Eheleute nur ein Jahr in Gollnow. Da beide aus Haushalten mit eigener Landwirtschaft stammten, gefiel ihnen das Stadtleben nicht. Ihr Wunsch, eine Lehrerstelle auf dem Lande zu erhalten, erfüllte sich bald. Karl wurde nach Basenthin im Kreise Kammin157 versetzt, und er ist dort bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand verblieben. Karl Hasenjaeger verheiratete sich mit Johanna Charlotte Albertina Wilke, der Tochter des Lehrers Karl Christian Wilke in Groß-Sabow, geb. 31. Januar 1786, gest. 6. Mai 1862 in Naugard, und dessen Ehefrau Anna Sophie [49] Maaß, geb. in Moitzower Gedde158 am 3. December 1784, gest. am 9. December 1850 in Basenthin. Wilkes Vater und Großvater waren ebenfalls schon Lehrer und Küster, letzterer in Carnitz und Greifenberg. Sonst sind die Wilkes in jener Gegend eine verbreitete Landwirtsfamilie, zum Teil heute noch. Ortsnamen wie Wilkenfelde und Wilksfreude, südwestlich und südlich von Plathe weisen ebenfalls darauf hin. Von einem Lehrersohn aus Gr. Sabow (Krüger?), der in Greifswald studierte, ist ein Buch – wohl ursprünglich Dissertationsschrift – über Gr. Sabow geschrieben, in dem auch die Schulverhältnisse und die Familie Wilke eingehend erwähnt werden; vielleicht anfangs der 1930er Jahre erschienen159. Johanna Wilke war am 29. Januar 1819 in Gr. Sabow geboren. Nach ihrer Schulzeit war sie einige Jahre zur Erlernung der Wirtschaft und der Kochkunst auf einem der Nachbargüter. Dorthin kam auch mehrfach der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck. Einmal brachte er Karpfen mit, die er gleich in der Küche abgab. Er fragte die Großmutter, ob sie die Fische auch ordnungsmäßig zu bereiten verstehe, und zeigte ihr dann, wie man zur Karpfentunke auch den Fischbrägen [Fischgehirn] nehmen müsse. – Wie und wo das spätere Ehepaar sich gefunden hat, weiß ich nicht; es muß wohl bei einer Vertretung gewesen sein. Die [50] Heirat fand am 3. October 1843 in Gr. Sabow statt. Im folgenden Jahr wohnten die jungen Eheleute schon in Basenthin. Hier wurden ihnen im Lauf der Jahre 1844-1859 acht Kinder geboren, sechs Knaben und zwei Mädchen. Davon starben ein Mädchen [Anna Elise, 26.08.1846 – 08071853] und ein Knabe [Paul Johann Helmut, 29.06.1852 – 05.10.1856] im Kindesalter, ein Bruder Albert [Ferdinand, 06.05.1848 – 02.10.1870] mit 22 Jahren an Typhus, nachdem ihn noch sein ältester Bruder [Theodor Louis, geb. 1844] in schwerkrankem 154 Heute ein Stadtteil von Greifswald in Vorpommern. Nicht gemeint ist Eldena im Amt Grabow im Landkreis Ludwigslust. 155 Gollnow liegt in der Gollnower Heide am Fluss Ihna, ca. 20 km nördlich von Stettin am heutigen Stettiner Flughafen und ebenfalls ca. 20 km flussabwärts von Stargard im ehemaligen Landkreis Naugard. In Gollnow gabeln sich die Bahnlinien 370/372 (Stettin / Kammin) und 375 (Stettin – Kolberg). Die Ostseebäder auf der Insel Wollin und an der Küste sind zwischen 50 und 80 km entfernt. 156 Genauer laut Stammbaum am 03.10.1843. 157 Auch Cammin. Der Ort liegt am Kamminer Bodden, einer Ausbuchtung der zur Ostsee gehörenden Dievenow, ein Meeresarm, der die Insel Wollin vom Festland trennt. Bis zur Ostsee und dem Badeort Klein Berg sind es zehn Kilometer, nach Stettin etwa 70 Kilometer. Basenthin hatte nach dem Gemeindeverzeichnis Deutschlands von 1900 100 Einwohner, der Gutsbezirk Basenthin 209 (Stand 01.12.1910). 158 Kreis Greifenberg i. Pom. 159 Gemeint ist Heinz Krüger, Geschichte des Dorfes Groß-Sabow: das Schicksal eines ostdeutschen Kolonisationsdorfes, Greifswald: Bamberg 1938, 390 S. Schriftenreihe „Pommern einst und jetzt“; zugl.: Greifswald, Univ., Diss., 1937. Drei Exemplare an der Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. 570/Ob 443:11m(2) u.a. 70 Zustande von Stettin nach Basenthin gebracht hatte. Die Knaben besuchten das Marienstiftsgymnasium [in Stettin]. Bei der großen Familie und der geringen Besoldung wäre das nicht möglich gewesen, wenn die Söhne nicht durch großen Fleiß un eigenen Verdienst sich den Unterhalt größtenteils selbst erworben hätten. Von Hause war außer Lebensmitteln ein Geldfluß nicht zu erwarten. Onkel Karl [Johann Gustav Bernhard, geb. 1850] erzählte in späteren Jahren gern, wie sein Vater [Karl Ferdinand] ihn mit einem ganzen Taler Bargeld nach Stettin entlassen habe. Die Geschwister untereinander unterstützten sich, soweit und wo es ihnen möglich war. Jedenfalls hatte die Eltern die Freude, alle ihre Kinder wohl versorgt und in guten Stellungen zu sehen. In Basenthin bot sich den Großeltern die erwünschte Gelegenheit, etwas Landwirtschaft zu betreiben. Sie hatten Land, um Kartoffeln und Korn anzubauen, [51] auch Wiesen zu Heu. Sie besaßen einge Kühe, mehrere Schweine, Hühner, Gänse, Bienen, auch wohl Schafe oder Ziegen und Tauben. An der Giebelseite des neuen, wohl in den [18]70er Jahren erbauten Schulhauses rankten üppige Weinreben, die herrliche Trauben trugen, der große Garten brachte reichlich Obst und Gemüse. So konnten die Lebensmittel aus der eigenen Wirtschaft genommen werden, und das Bargehalt blieb zur Verwendung für andere Zwecke. Großmutter konnte gut kochen und backen, und uns Kindern sind die herrlichen Pflaumenkuchen noch sehr in Erinnerung, die bei sonnigem Wetter in der Gartenlaube an der Kirchhofmauer zum Kaffee in großen Mengen verzehrt wurden, oder die tellerrunden Kuchen, die bei Besuchen uns mitgebracht wurden. Sehr wichtig war für uns der Backofen, in dem die Bleche und auch das Brot gebacken wurden; er lag hinter dem Pastorgarten. Mit dem Großvater gingen wir in die Kirche, wenn er dort Vorbereitungen zu treffen hatte, oder wenn im Turm zum Feierabend „gebeiert“ wurde; es war damals noch ein Holzturm, wie nur noch wenige in der Provinz vorhanden waren, und der heute durch einen massigen Steinturm ersetzt ist. Der Vater [Theodor Louis, geb. 1844] zeigte uns auf dem Kirchhof die Gräber seiner Geschwister und seiner Großmutter, auch die Erbbegräbnisse [52] der Familie von Flemming160, der Basenthin gehörte. In dem großelterlichen Haushalt war damals noch die „Tante Minna“, Großmutters letzte Schwester. Sie starb im Frühjahr 1892, eine stille, bescheidene Person mit scharfen Augengläsern. Ein Hausmädchen Lisbeth habe ich auch noch kennen gelernt, weiß aber nicht, wie lange diese da war; es sollte eine entfernte Verwandte aus Naugard sein. Basenthin lag weit von der Bahnhaltestelle entfernt, und im Walde, durch den man gehen mußte, gab es viel Kreuzottern; ich erinnere mich, daß der Vater [Theodor] einmal eine mit einer langen Rute totgeschlagen hat und uns zeigte, wohin man die Giftschlange treffen müsse. Als wir Kinder einmal im Herbst bei den Großeltern waren, schickten die Eltern uns von Stargard einen Planwagen, mit dem wir nach Hause geholt wurden, und auf dem wir einen großen Waschkorb voll schöner Weintrauben mitbrachten, auch wohl noch andere Früchte, wie wir sie in der Stadt nicht hatten. Es sind freundliche Erinnerungen, die uns Kinder mit dem Haus der Großeltern und der Heimat unseres Vaters verbinden. 160 Der erste urkundlich erwähnte Angehöriger der wohl aus Flandern stammenden Familie ist ein Adam Flemming („Flame“), der 1281 und 1302 als Besitzer von Stepnitz am rechten Oderufer, an der Südspitze des Oderhaff, auftritt. Von seinem Sohn Konrad lässt sich aus dem Jahr 1319 erstmalig das Wappen nachweisen. In der Folgezeit breiteten sich Adams Nachkommen namentlich im Kamminer und Wolliner Gebiet aus und erwarben dort so viele Güter, dass später der Kamminer Kreis auch Flemmingscher Kreis hieß. Auch die soziale Stellung wurde sehr ansehnlich. Seit dem 16. Jahrhundert gehörten die Flemming der gehobenen Adelsgruppe, den sogenannten Schlossgesellen, an. Außerdem übte schon seit 1395 ein Flemming das Amt eines Marschalls des Herzogs von Pommern-Stettin aus und seit 1406 ist das Amt an ihn und 29 seiner Nachkommen als Erbmarschallamt für Hinterpommern verliehen worden. Das Geschlecht teilte sich vom 14. Jahrhundert an in zwei große Hauptlinien. Zwei Häuser der Martentiner Linie waren Reichsgrafen, Buckow von 1700 bis 1777 und Iven von 1721 bis 1900. Das Haus Benz-Basenthin der Matzdorfer Zweiglinie besaß seit 1888 die preußische Grafenwürde in der Primogenitur. 71 Der Großvater war ein großer, stattlicher Mann. Seine Nase war leicht gebogen. Seine Sohne Karl und Franz kamen hierin nach ihm; bei meinem Bruder Walter und [53] mir schlug diese Form wieder durch, wenn auch etwas schwächer. Im Alter war die Gestalt gebeugt, und Großvater mußte an zwei Krücken gehen, um sich aufrecht zu halten. Als mein Bruder Walter und Vater ihn mal in Sonnenmühle besuchten und Walter ihn bei einem Spaziergang am Mühlenteich bei seinem Gehen betrachtete, richtete er sich plötzlich gerade in die Höhe und sagte: „Ja, Junge, so ging ich auch einmal, aber wenn man alt wird, geht das nicht mehr so, dann muß man Krücken zu Hülfe nehmen.“ Großvater trug damals ein ein schwarzes Samtkäppchen, wohl mehr der Mode wegen, als weil es notwendig war; denn er hatte noch reichlich Haare, die nach meiner Erinnerung noch hellblond schimmerten. Großvater war sehr ernst, und ich kann mich nicht entsinnen, daß er je gelacht hätte, im Gegensatz zu Großmutter. In seinem Amt war er angesehen und von den Collegen wegen seines Wissens sehr geachtet. Es mögen nicht viele eine so gute Ausbildung gehabt haben, wie sie Großvater auf dem Seminar zuteil geworden. Auch sein Namensvetter in Gollnow stand deswegen in gutem Ruf, und er bereitete junge Leute für den Lehrerberuf vor; s. auch Berghaus in seinem „Landbuch von Pommern“161. Wenn Großvater bei seinen Söhnen zu Besuch war, und es wurde dort mit andern Pastoren über religiöse Fragen gesprochen, war Großvater immer im Bilde, und [54] wenn es sich um Sprüche aus der Bibel oder dem Katechismus handelte, wußte er womöglich besser Bescheid und konnte über die Auslegungen sachkundig mitreden. Uns Kindern wollte der Großvater immer gern das Singen beibringen; wir waren darin alle Vier etwas minderbegabt. Die Stimmgabel hatte er stets bei der Hand, und es war sein großer Kummer, wenn wir nicht den richtigen a-Ton treffen konnten. Diese Übungen machten uns wenig Freude, und sie nutzten stets zu beiderseitigem Verdruß. Nun gar das Lied: O wunderbares, tiefes Schwingen – lernten wir nie, angeblich unser[e]s Vaters Lieblingslied in seiner Jugend. Aber unserm Vater ist es mit seinem Klavierspiel ähnlich ergangen: auch er verlor die Lust, denn der Großvater wiederholte dauernd und wollte fehlerfreie Leistungen; und dabei verging die Lust am Lernen. Unser Vater konnte nur „theoretisch“ Klavier spielen. In seiner Schulstube übte Großvater das Lied: Er ist bestimmt in Gottes Rat. Da die letzten Worte nicht zur Zufriedenheit ausfielen, wurde andauernd „in Gottes Rat“ wiederholt, von Großvater immer mit seiner Fiedel begleitet. Als ich einmal morgens aus dem Schlafzimmer von oben herunterkam und während des Unterrichts an der Schulstube anklopfte, bekam ich eine ernstliche Vermahnung wegen [55] solch unerhörter Störung; ich habe es nicht wiedergetan. Mal hatten wir Kinder eine Sau aus dem Stall gelassen, und da das Tier sich seiner Freiheit freute, folgte eine regelrechteSauhatz, die damit endete, daß die Sau wieder in ihren Stall kam und wir Bösewichter zur Strafe in die dunkle Stube wanderten und keine Suppe bekommen sollten. Ja, die neue Erziehung war doch recht mangelhaft; als der Vater noch klein war, kam so etwas nicht vor. Die Großmutter war klein und rundlich und in ihrerVeranlagung das Gegenteil vom Großvater. Sie war gern vergnügt und zu Scherz aufgelegt. So erinnere ich mich, daß unsere Mutter den Großeltern einmal Kakao mitgenommen hatte; es war damals noch etwas Neues. Die Großmutter sagte uns drei Kindern, es sei Chokolade, wir sollten uns in einer Reihe aufstellen und den Mund aufmachen. Dann schüttete sie jedem mit dem Teelöffel Kakao in den Mund. Der war bitter und das trockene Pulver kam uns in die unrechte Kehle; wir verschluckten uns, erstickten fast und unsere Mutter brachte Wasser, damit wir ausspülen konnten. 161 Gemeint ist Berghaus, Heinrich Karl Wilhelm (Bearb.) [1797-1884]. Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen, enthaltend Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 9 Bände, Anklam: Dietze, 1865 ff (1. Th. nicht erschienen Bd. 5, 7-9 im Verlag Riemschneider, Berlin erschienen). Da Gollnow zum ehem. Landkreis Naugard gehört, bezieht sich Hasenjaeger vermutlich auf Bd. 5, der diesen Kreis in zwei Teilen beschreibt. Nachgewiesen z.B. an der UB Greifswald. 72 Hierfür hatte nun wieder unsere Mutter kein Verständnis. Aber die Großmutter hatte ihre Freude an ihrem Scherz und lachte, daß ihr Bäuchlein wackelte – bis sie merkte, daß die Sache garnicht so harmlos war. In solchen übermütigen Scherzen hatte ihr Sohn [56] Karl viel Ähnlichkeit mit ihr. Das war sehr gegen die Art des Großvaters. Großmutter wußte etwas in der Homöopathie Bescheid, nur sie konnte auch Besprechen. Aber letzteres durfte der Großvater nicht wissen, dann wurde er sehr böse. Großmutter soll mit ihrer Heilkunde aber manchem geholfen haben, und der Sinn für Homöopathie hat sich auf Kind und Kindeskinder vererbt. Großvater ist etwa 50 Jahre im Dienst gewesen, als er wegen Gebrechlichkeit in den Ruhestand trat. Zum Abschied erhielt er den Hohenzollernorden mit der Zahl 50. 49 Jahre haben die Großeltern im Ehestand gelebt. Auch die Großmutter hatte ihre Kräfte aufgebraucht, als sie beide zu ihrer einzigen Tochter Maria auf Sonnenmühle bei Gollnow zogen. Die Großmutter starb hier am 28. December 1892 am Darmkrebs. Großvater überlebte sie einige Jahre, seine Kräfte ließen immer mehr nach, bis er am 2. Februar 1895 sanft hinüberschlummerte. Beide haben auf dem Gollnower Friedhof ihre gemeinschaftliche Grabstätte gefunden, die aber in den 1930er Jahren schon eingeebnet war. [57] [Zwei Fotos mit den Porträts der Großeltern, hier nicht reproduziert.] [58] [Leerseite]. 7. Unsere Großeltern Streitz (1806-1905) [59] Großvater Martin Ferdinand Wilhelm Streitz wurde am 19. Januar 1806 in der Rauschmühle bei Freienwalde i. Pom. als ältester Sohn von Karl Friedrich Streitz und Karoline Maria Gauger geboren. Die Gaugers saßen seit Mitte des 18. Jahrjunderts auf der Regenwalder Mühle, Streitzens seit 1677 auf der Rauschmühle. Es entsprach also der Ordnung, daß der Stammhalter auch wieder Müller wurde. Großvater besuchte die Stadtschule in Freienwalde, der jüngere Bruder Carl aber kam nach Stargard auf die höhere Schule und wurde später Besitzer der Rauschmühle. Es wiederholt sich in der Familie öfter, daß nicht der älteste Sohn die väterliche Mühle erbt, sondern der jüngste. Auch Großvaters jüngster Sohn Emil wurde wieder Nachfolger des unverheirateten Onkels auf der Rauschmühle. Wenn die älteren Söhne heirateten und selbständig werden wollten, waren die Eltern noch in einem Alter, daß eine Besitzübergabe nicht in Frage kam; sie mußten daher eine andere Mühle zu erwerben suchen. So war es auch beim Großvater, der die Fährmühle bei Zachan kaufte, die aber schon jenseits der Ihna im Kreis Pyritz liegt. In die Mühle gehört eine Müllerin. Diese fand der Großvater in einer Sievertschen Tochter aus Marienfließ, [60] von der ihm zwei Kinder geboren wurden. Dann starb seine Frau. Der zweite Sohn starb einen Tag später. Durch ihren frühzeitigen Tod wurde der Mann mit dem kleinen Kind in eine traurige Lage versetzt. Es mußte möglichst bald nach einer Nachfolgerin Ausschau gehalten werden. Die Verwandten fanden diese in der Nichte der Verstorbenen, der 17-jährigen Wilhelmine Maria Sell. Sie war am 2. April 1819 in Dahlow bei Stargard geboren. Ihre Eltern waren der Bauer David Sell in Dahlow und Dorothea Luise Sievert aus Marienfließ, aus der dortigen Krugwirtschaft, eine Schwester von Großvaters verstorbener Frau. Die Sells stammen aus Falkenberg, Kreis Naugard, wo sie in mehreren Generationen bis zum 30-jährigen Krieg nachweisbar sind, auch als Amtsbauern und Kirchenvorsteher bezeichnet werden. Die Heirat wurde von den Verwandten mit den Eltern vereinbart, das kleine „Mienchen“ wurde nicht viel gefragt. Es war eine gut erzogene Tochter, die aus Ehrfurcht vor den Eltern, die mit „Sie“ angeredet wurden, keine eigene Meinung zu äußern wagte und zu gehorchen hatte. Die Hochzeit fand am 27. October 1836 (nicht 28. October, wie fälschlich im Kirchenbuch eingetragen ist) in Reichenbach, Kreis Pyritz, dem Kirchhof für die Fährmühle, statt. [61] Mienchen war also gleich in ihrem neuen Wirkungskreis und hatte außer der Wirtschaft auch die Pflege des Kindes zu übernehmen. Wenn sie als älteste Tochter zu Hause 73 auch die kleineren Geschwister zu betreuen hatte, so war die verantwortliche Aufgabe der jungen Hausfrau doch ungleich schwieriger, zumal bei deren peinlichem Pflichtbewußtsein. Wenig erstaunlich war auch die Einstellung der Marienfließer Verwandtschaft, die bei den Auseinandersetzungsverhandlungen möglichst viel für sich zurückzuerhalten suchten und die neue Ehefrau mit einem gewissen Argwohn ansahen, obschon es die eigene Nichte war. Aber alle solche Erscheinungen waren nur vorübergehend, und die ruhige und verständige Art der Großmutter setzte sich durch und gewann die Achtung für sich, die ihr in ihrer Stellung zukam. Gewiß, es war nicht immer leicht, all ihren Pflichten nachzukommen. Und als dann die eigenen Kinder hinzukamen und damit vemehrte Arbeit und neue Sorgen, da mag es öfter schwer gewesen sein, an einem kurzen Tag alles nach Wunsch zu erledigen. Zwei Kinder starben früh, 1840 und 1842. Der Körper will auch seine Ruhe und Pflege, um allen Anforderungen gewachsen zu sein. Aus manchen gelegentlichen Bemerkungen im Alter [62] konnte man heraushören, daß nicht alles so einfach abgelaufen ist, wie es in späteren Jahren wohl den Anschein hatte. Der Ehemann kümmerte sich um den Haushalt weniger, er betätigte sich lieber außerhalb. Da lebten die Eltern auf der Rauschmühle, ein Bruder Ludwig, der ebenfalls Müller war und eine jüngereSchwester seiner Frau geheiratet hatte, mußte seine erste Mühle in Wugarten [??] 1855 verkaufen und erwarb dann die Lübower Mühle, eine Schwester heiratete einen Landwirt Tiede, eine andere [Louise Henriette Christiane Streitz (* 20.02.1814, † 11.8.1890)] den Brauereibesitzer [Johann Ernst David] Lebender in Stargard [* 1799 in Gollnow]162, eine weitere den mit seiner ganzen Familie nach Amerika ausgewanderten [Louis] Royer, dann die unverheiratete Schwester Auguste163, die später dem jüngsten Bruder Karl auf der Rauschmühle wirtschaftete – das waren alles Gelegenheiten, die das Interesse des Wilhelm Streitz sehr in Anspruch nahmen, auch wenn die eigenen Angelegenheiten dadurch zurückgedrängt wurden und manchmal zu kurz kamen. Dann wuchsen die Kinder heran. Der älteste Sohn Gustav kam nach Stargard auf die Höhere Bürgerschule, die spätere Oberrealschule. Die Söhne aus zweiter Ehe Louis und Emil, besuchten die Zachaner Stadtschule und mußten täglich ihren Weg hin und zurück durch den Wald machen. Die beiden Töchter Marie und Mathilde fanden in der [63] Zachaner Pensionatschule [? Text unvollständig] mit Pensionat Aufnahme, bei „Frau Conducteur“, wie sie allgemein genannt wurde; den Familiennamen habe ich kaum einmal gehört. Diese Schule hatte ihre Unterkunft im Amtsvorwerk. Als die Kinder dann aus der Schule waren, entwickelte sich in Fährmühle ein lebhafter Verkehr. Sehr freundschaftliche Beziehungen bestanden zu der jung verstorbenen Tochter des Mühlenbesitzers Bandt in Schlagenthin. Auf dem Fährzoll saß der Nachbar Barth. Ein häufiger Gast mit seiner Familie war der Zachaner Arzt Dr. Bolzenthal, und seine Frau blieb Großmutters Anna Freundin auch noch in Stargard, bis zu ihrem Tode um 1890 herum. Dann kamen die Verwandten. Max Lebender, der spätere 162 Betonung auf der zweiten Silbe „Lebénder“. Zur Familie Lebender liegt nunmehr die auf umfangreichen Archivstudien beruhende und die Familiengeschichte geschickt in den Zusammenhang von Lokal-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte stellende Arbeit vor: Lebender, Eberhard. Bürger und Brauer in Gollnow und Stargard: die Familie Lebender in Pommern. Wentorf [bei Hamburg] 2004, 85 S. Sign. UB Greifswald 510/NZ 47812 L442. Eine Kurzfassung in Vortragsform „Pommern als Chance und Schicksal oder Wie Georg Wolfgang aus Nürnberg im Jahre 1747 in Gollnow als Brauer sein Glück machte und wie es seinen Nachkommen später in Stargard erging“, Wentorf 2003, 33 S., wurde vom Autor dem Bearb. freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Sämtliche Ergänzungen zur Familie Lebender beruhen hierauf. Für J.E.D. Lebender war es die dritte Ehe. Er war bereits 47 Jahre alt, als er am 14.05.1846 auf der Rauschmühle bei Freienwalde die 15 Jahre jüngere Louise Henriette Christiane Streitz heiratete, die ihrerseits bereits 32 Jahre alt war. Aus der Verbindung wurde am 31.05.1847 Johann Ernsts dritter Sohn, Emil Ernst Karl Lebender geboren († 08.11.1875), dem am 27.02.1848 noch eine Tochter, Emma Maria Theresa Lebender († unbekannt) folgte. 163 Das älteste Stargarder Adressbuch von 1878 vermerkt S. 127: „Streitz, Aug., Frl., Louisenstr. 15“. 74 Stargarder Stadtrat164, sorgte für Theateraufführungen, Louis Royer brachte seine Flöte mit, und es wurde getanzt und man war vergnügt. Mathilde spielte Klavier; nach der Pensionszeit bekam sie ein gutes neues Instrument, auf dem noch ihre Kinder bis in ihr Alter spielten. Der Bruder Emil hatte eine Geige, und ich habe ihn mehrfach in Rauschmühle noch in seiner Familie spielen hören. Aus Zachan kam gern der für Musik begabte Student theol. von Unruh, der Sohn des dortigen Stadtmusikus; er wurde später Superintendent auf Rügen. Unter Mathildens Noten befanden sich [64] viele vierhändige Stücke, die aus dieser Zeit stammten. Auch die Töchter des Amtsrates von Wedel165 fanden sich gern, besonders auf Schlittenpartien, in Fährmühle ein, um dort einige fröhliche Stunden zu verleben. Der Großvater war für solche Sachen immer zu haben. Und wenn in Stettin Königsparade war, dann wurde „der alte Jakob“ angespannt und musste den weiten Weg dorthin machen, damit das militärische Schauspiel mitangesehen werden konnte. Für solche Reisen war „der alte Jakob“ wohl besonders geeignet, und auch als Reitpferd bewährte er sich als ein verständiges Tier. Es waren wohl glückliche Pferde, die die Jugend in Fährmühle verlebte. Daß daneben auch Sorgen und unerquickliche Angelegenheiten anstanden, braucht nicht hervorgehoben zu werden; aber diese waren nicht derart, daß sie die Oberhand gewannen, und die Bewohner der Fährmühle ließen sich von ihnen nicht unterbringen. Daß für die Fährmühle zuständige Kirch- und Schuldorf war Reichenbach166. Der Großvater war ein Freigeist und seine religiösen Anschauungen stimmten nicht immer mit den althergebrachten Vorurteilen überein. Ich hatte von ihm noch selbst abgeschriebene Gedichte und Ansichten, wie sie wohl nach seinem Sinn waren. In der Kirche, die er häufiger besuchte, war er ein [65] aufmerksamer Zuhörer. Und es war ihm ein Bedürfnis, hinterher mit dem Pastor über die Predigt sprechen und seine Meinung äußern zu können. Er erzählte seinem geistlichen Hirten dann auch offenherzig, daß er vor zwei Jahren schon einmal dieselbe Pfingstpredigt gehalten habe – und dadurch machte er sich weniger beliebt. Die Großmutter war darin anders. Sie war fromm und gottesfürchtig, wie sie es von Jugend auf gelernt hatte, aber ohne alle Frömmelei und ohne ihren Glauben zum Gesprächsstoff zu machen. – Wenn die Familie zur Kirche ging, kehrte sie wohl meist bei dem Kantor Retzow ein, der selbst musikbegabt war, und vor allem sein einer Sohn, der spätere Organist an der Heil. Geistkirche in Stargard. Ich glaube, Mathilde hatte beim alten Retzow ihre Musikstunden und Emil seinen Geigenunterricht. 164 Erdmann Leonhard Julius Max Lebender (* Stargard 06.11.1840, † ebd. 10.4.1907) war das zweite Kind aus der zweiten, vermutlich 1833 geschlossenen Ehe von Johann Ernst David Lebender mit Laura Theresia Plath († Stargard 11.02.1843; der erste Sohn Sohn, Johann Philipp Emil, * 06.03.1834, † 30.1.1840, starb mit noch nicht sechs Jahren). 1866, also mit 26 Jahren, in Berlin-Moabit, wo er die Tochter Ottilie Maria Alma († 02.03.1899) des wohlhabenden Brotfabrik-Besitzers und Bezirksvorstehers Wilhelm Friedrich Matthäs heiratet und in Alt Moabit 17 ein Geschäft betreibt. Von etwa 1869 bis 1875 in Körlin bei Kolberg, ggf. zum Erlernen des Brauereiwesens (?). 1878 gründete er in Stargard die Firma „BÖHMISCH BRAUHAUS M. LEBENDER, GROSSE MÜHLENSTRASSE 2O“, die zwei Brauereien umfasste: die „WEISS-, BITTERUND MALZBIER-BRAUEREI“, gegründet 1838 und die „DAMPF-BRAUEREI FÜR BAIRISCHES [und später] UND EXPORT-BIER“, gegründet 1878. Offensichtlich ist das Unternehmen von 1838 die bereits vom Vater Johann Ernst gegründete Stargarder Stammfirma. Im Stargarder Adressbuch 1899 ist er mit dem Titel „Stadtrat“ verzeichnet. Zu dieser Zeit ist er tätig in der Verwaltung des Armenwesens und in der Verwaltungsdeputation für die großen Hospitäler. In einem Schreiben vom 30. Januar 1901 wird er als Mitglied des Ökonomieausschusses geführt. 1906 war er in der Promenaden-Deputation. Seit 1876 ist Lebender Mitglied der Freimaurer-Loge „JULIUS ZUR EINTRACHT“ in Stargard. Im Verzeichnis der Mitglieder von 1890/91 wird er als „Ceremonienmeister“ geführt. 1906/07 wird er Ehrenmitglied der „GROSSEN NATIONAL-MUTTERLOGE“ in den preußischen Staaten in Berlin. Ein Ölgemälde von ihm und seiner Frau aus dem Atelier des Münchner Malers Franz (von) Lenbach (1836-1904) sind erhalten. 165 Ggf. gemeint http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_von_Wedel ?? 166 Synode Jakobshagen. 75 Die Fährmühle lag an einem Bach, der aus dem Brandenburgischen über die Schlagenthiner Mühle und über Reichenbach herkam und unterhalb der Mühle, etwas oberhalb der Brücke, in die Ihna mündete. Der Bach trocknete nicht aus und hatte den ganzen Sommer Wasser. Dadurch war die Fährmühle andern gleichartigen Mühlen gegenüber in gutem Vorteil; denn es kamen viele Mahlgäste von andern [66] Mühlen, um nun für ihr Korn abmahlen zu lassen. Unter dem Großvater war noch die alte Art üblich, daß jeder mit seinem Korn wartete, bis er an der Reihe war, um sein eigenes Korn gemahlen zu bekommen. Da lagen dann viele Mahlgäste umher, und mit jedem wurde eine große Erzählung angefangen. Das brachte nicht viel ein. Das wurde anders, als der jüngste Sohn Emil nach Hause kam (1866-69 als Bescheider167). Er richtete einen Mahlkasten ein, in den auf Vorrat gemahlen wurde, und wenn dann Gäste kamen, wurde das Korn gegen Mahl eingetauscht, - und die Angelegenheit war schnell erledigt. Es konnten nun viele Kunden abgefertigt werden, und es brachte mehr Einnahmen. Seit dieser Zeit sammelte sich auch Geld an, und Großvaters Vermögen entstand erst seit diesen Jahren. In dem Betrieb war jetzt ein anderer Zug und andere Ordnung, zum Vorteil aller Beteiligten. - Daß auch eine ausreichende Landwirtschaft und ein schöner großer Garten zur Mühle gehörten, mag nicht unerwähnt bleiben; auch die Erträge hieraus mehrten die allgemeinen Einnahmen. – Unter hohen Laubbäumen gelegen war die Fährmühle ein idyllisches Anwesen. Dann kam die Zeit, als die Kinder das Elternhaus verließen, um sich selbst ein Heim einzurichten und [67] eine Familie zu gründen. Mathilde heiratete 1871 nach Stettin. Der Sohn erster Ehe, Gustav, wollte gern auf der väterlichen Mühle bleiben. Er heiratete 1876 eine Lehrerin aus der Zachaner Privatschule, Franziska Leydel, die Tochter eines Arztes aus Schmolzin168. Onkel Louis hatte auf einer Zwangsversteigerung die Jakobshagener169 Wassermühle170 im Mai 1871 gekauft und arbeitete mit seinem Bruder Emil von morgends bis abends, um den heruntergewirtschafteten Betrieb wieder hoch zu bringen; was auch sehr bald gelang, sodaß Louis Streitz später als der erste Mann in der Stadt angesehen werden konnte; als Stadtverordnetenvorsteher war er dies in gewisser Hinsicht ohnehin. Louis heiratete Pauline Mielitz am 02.06.1877 von der Zachaner Mühle, auch eine ehemalige Besucherin der Privatschule. Und als nach der Hochzeit das junge Ehepaar nach Jakobshagen abfahren wollte, da saß die ältere Schwester Julchen schon vorn neben dem Kutscher und siedelte mit über, um bis zu ihrem Tode auf der Jakobshagener Mühle zu bleiben; bei ihrem Schwager fühlte sie sich am besten aufgehoben, und der hatte gleich zwei Frauen bekommen. Der jüngste Sohn Emil erstand nach des Onkels Karl Tode 1875 von den Erben die Rauschmühle171, die er ganz nach seinen Plänen zu einer der leistungsfähigsten Mühlen in der Provinz [68] ausbaute. Den ersten Dampfkessel in der Provinz hatte schon der Onkel einbauen lassen. Zur Rauschmühle gehört eine Landwirtschaft von über 400 Morgen, die ebenfalls in 167 „Bescheider“ im Rechtssinne meint ursprünglich einen Schlichter oder Erblasser. Hier offensichtlich im Sinne von Verwalter, einer der entscheidet bzw. jemanden zu etwas bestimmt; s. Deutsches Rechtswörterbuch (DRW) „Bescheider“ und „bescheiden“ auf http://www.deutsches-rechtswoerterbuch.de/ (05.2007). 168 http://www.stolp.de/Stolp-Kreis/Orte/schmolsin.htm. 169 Jacobshagen (auch Jakobshagen) liegt – nur über Nebenstraßen zu erreichen - am Nordufer des Saatziger Sees, 25 km östlich von Stargard im Kreis Saatzig. Erst 1896 wurde es an die Kleinbahnstrecke Kashagen – Klein Spiegel und damit an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1900 hatte es laut Gemeindeverzeichnis 1.855 Einwohner, 2004 knapp 2.500. Am 2. März 1945 eroberte die Rote Armee den Ort, der dabei zu sechzig Prozent, die Innenstadt völlig zerstört wurde. Nach Übernahme durch die polnische Verwaltung erfolgte die Umbenennung in Dobrzany. 170 Die Wassermühle lag im Südosten der Kleinstadt am Mühlenteich und dem Bach Mahlbeek, der parallel zum Schneidemühlenbeek den Mühlenteich mit dem Saatziger See verbindet (Beek, niederdeutsch für Bach), s. im Stadtplan vor 1945 „Nr. 17 Getreidemühle“. Daneben ist noch ein „Windmühlenberg“ eingezeichnet, allerdings in den 1930iger Jahren keine Windmühle mehr. 171 Hier Fußnote Hasenjaegers: „Heirat 27.4.1876“. 76 mustergültigem Zustande war, und auf der der Besitzer jagdberechtigt war. Die ältere Tochter Marie hatte nicht geheiratet, sie wirtschaftete ihrem Bruder Louis, bis dieser auch heiratete. Dann kam Marie zu ihren Eltern, die inzwischen nach Stargard zu ihrer andern Tochter gezogen waren. So waren alle Kinder untergebracht und die Großeltern konnten sich nun zur Ruhe setzen. Nach der Übergabe der Fährmühle an den Sohn Gustav kamen sie nach Stargard zu ihrer Tochter Mathilde in der Karlstraße 3 (jetzt Kaltenburgstraße 1). Großvater war über 70 Jahre alt. Das Stadtleben war etwas Neues, und in Stargard und Umgegend fand er Verwandte und Bekannte. Drei Schwestern wohnten jetzt dort, Frau Tiede, Frau Lebender und Auguste Streitz; auf der nahen Lübower Mühle saß der Bruder Ludwig. Da gab es Gelegenheit zu Besuchen. Dann übte auf den alten Soldaten das Militär seine Anziehungskraft aus. Auf dem Markt lag die Hauptwache und das Kommando des 9. Grenadier-Regiments, Colberg 1808172, dessen Chef jetzt der Generalfeldmarschall Graf [Helmuth] Moltke173 war. Und dann die einzelnen Übungsplätze, auf denen [69] die Abteilungen exerzierten. Da war immer allerlei zu sehen. Ja, hatte der Großvater seiner Zeit doch selbst als Führer gegen „den Polen“ zu Felde ziehen müssen! Damals als die Bevölkerung voller Angst und Aufregung war und es überall hieß: der Pole kommt, da kamen die Bewohner aus der Umgegend von Fährmühle auch zum Großvater und erwählten ihn zu ihrem Führer, er solle das Kommando übernehmen. Man erwartete den bösen Feind hinter jeder Anhöhe, hinter jedem Wäldchen. Vernünftige Vorstellungen fanden kein Verständnis. Wenn der Großvater von der erregten Menge nicht verprügelt oder gar totgeschlagen werden wollte, musste er schon mitmachen. Er band sich seinen großen Säbel um, setzte sich zu Pferde und marschierte mit seiner mit geradegeklappten Sensen und mit Morgensternen ausgerüsteten Garde gegen den Polen. Großvater marschierte über einige Berge nach Schwanenbeck zu, von wo der Feind gemeldet war. Der Tag wurde heiß, und einige Runden unterwegs wirkten beruhigend auf die Gemüter, sodaß man froh war, als Kehrt gemacht wurde und es wieder heimwärts zu Muttern ging. Ein glorreicher Feldzug ohne Verluste war damit beendet, eine Wiederholung wurde nicht geprüft; denn der Feind ließ sich nicht wieder [70] blicken. – Außer dem Militär war dann die Eisenbahn mit ihren Werkstätten174 sehenswert, die Fabriken, neue Bauwerke, Konzerte und – auch – so vielerlei, was 172 Im Original „Colberg 1807 [!]“ Das Kolbergsche Grenadier-Regiment (2. Pommersches) Nr. 9 wurde am 07.06.1808 gestiftet und am 01.10.1919 als Colbergsches Gren. Reg. Gr[af] Gneisenau (2. Pomm.) Nr. 9 aufgelöst. Ursprünglich (1808-1812) befand sich die Garnison in Kolberg und an anderen Standorten, seit der Rückkehr vom Feldzug gegen Napoleon I. aus Frankreich 1817 u.a. in Stettin, seit 1849 mit Unterbrechung von 1860-1863 (auch) in Stargard, das auch seine letzte Friedensgarnison war. Chef des Regiments war ab 1866 Feldmarschall Graf Moltke. Näher Lyncker, Die Preußische Armee 1807-1867, S. 45. Bei Petermann, Hptm., Geschichte des Colbergischen Grenadier-Regiments Graf Gneisenau (2. Pommersches) Nr. 9, Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn 1889 findet sich der Eintrag „Hasenjäger, Füs[ilier, d.h. Schütze, niedrigster Dienstgrad] 1870/71 EK 2 [Eisernes Kreuz, 2. Klasse], 11. Kp [Kompanie]“ (Vorname und Herkunftsort fehlen). 173 Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke, genannt Moltke d. Ä. (* 26.10.1800 in Parchim; † 24.04.1891 in Berlin), bekannt auch als „der große Schweiger“ und Onkel von Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (18481916), genannt Moltke d. J., war preußischer Generalfeldmarschall und hatte als Chef des Generalstabs wesentlichen Anteil an den preußisch/deutschen Siegen im Deutsch-Dänischen Krieg 1864, im PreußischÖsterreichischen Krieg 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Er und Bismarck gelten als Schmiede der Reichseinigung von 1871, Moltke aus militärischer, Bismarck aus politischer Sicht. Moltke war seit 1867 als Angehöriger der Konservativen Partei Mitglied des Norddeutschen bzw. Deutschen Reichstag und seit 1881 dessen Alterspräsident. Seit 1872 war er auch Mitglied des Preußischen Herrenhauses. In der hier beschriebenen Zeit nach 1875 war sein Ruf bereits legendär. 174 Die Eisenbahnlinie Stettin – Stargard war am 1. Mai 1846 eröffnet worden. 1842 war die Verbindung Berlin – Eberswalde – Angermünde, 1843 Angermünde – Stettin fertiggestellt worden; Joachim Evers, Hans Nadler. Die Eisenbahnbrücke Karnin. Stralendorf: Radke o.J. [2000], S. 2, 5. Da sich zudem später die Strecken Stargard – Posen (Teilstück bis Arnswalde 1847) und Stargard – Köslin (1859) hier kreuzten, entwickelte sich 77 die Stadt Neues bot, dass der Großvater alle Tage seine reichliche Beschäftigung fand. Schließlich lag die „Große Mühle“ nebenan, die der Müller [Gustav] Karow in Pacht hatte, später als Eigentümer und Kommerzienrat175. Von den Hinterfenstern der Wohnung schaute man auf den Hof des Mühlengutes, das ein Mecklenburger als Pächter bewirtschaftete; auch da bot sich Abwechslung. Felder und Wiesen wollten besichtigt werden – es gab ja so viele Dinge, für die der Großvater Interesse hatte. Allmählich wurde sein ältester Enkel Gustav sein treuer Begleiter. In der Westentasche steckten einige lose Biergroschen, eine Cigarre in der andern Tasche, und Mancher wurde damit erfreut; denn Großvater spendierte gern, besonders wenn einer gut erzählen konnte. Und so wurde Großvater bald bekannt und hatte viele Freunde. Aber auch andere Gedanken kamen mit den zunehmenden Jahren. Großvater war immer für seine Geschwister eingetreten. Als seines Bruders Ludwig Mühle verkauft wurde, nahm er den Bruder bei sich auf und half ihm, in Lübow wieder einen neuen Betrieb aufzumachen. [71] Er war nicht nur persönlich dabei mittätig, sondern er gab auch sein eigenes Geld dazu176. „Ehe er seinen Bruder untergehen lasse, müsse seine eigene Familie vor die Hunde gehen!“, sagte er. Nun mit den Jahren war der Lübower Bruder mit seiner größeren Mühle wohlhabend geworden, und er selbst kam da nicht mit. Seinen eigenen fünf Kindern hatte er entzogen, was nun den zwei Söhnen Ludwigs zu Gute kam. Da verlangte er von seinem Bruder, dass ihm dieser zurückerstatte, was er zum Erwerb der Lübower Mühle erhalten habe. Das wurde abgelehnt mit der Begründung, dass das Geld nicht als Darlehen, sondern geschenkweise hingegeben sei. Es kam gegen den Willen seiner Familie zur Klage. Zuerst gewann der Großvater, dann vorm Reichsgericht der Lübower Bruder, indem er über seine Behauptung zum fide verstattet wurde [zur Aussage unter Eid zugelassen wurde]177. An sich ist es wenig wahrscheinlich, daß ein Bruder mit mehreren Kindern einem andern Bruder mit weniger Kindern größere Geldsummen einfach schenkt. Andererseits hat meine Mutter stets betont, dass ihr Vater für seinen Bruder alles hingab und dabei sicher nicht an eine Rückerstattung gedacht oder solche gar ausbedungen hat; bei der Art und den Reden ihres Vaters werde der Eid des Onkels schon der Rechtslage gerecht geworden sein. Ein gewisser moralischer Ausgleich [72] ist nach Jahrzehnten insofern eingetreten, als Ludwigs jüngster Sohn Julius Streitz, der krankheitshalber als Rentner unverheiratet von seinem Gelde lebte, von seinem Vermögen eine Streitz-Stiftung errichtete, deren Erträge auch Großvaters Nachdie Stadt zu einem der bedeutendsten Eisenbahnknoten in Hinterpommern. Das Eisenbahnausbesserungswerk nahm 1856 seinen Betrieb auf. 175 Durch ein Gesetz von 2. März 1850 wurde die Mühle freies Eigentum des früheren Pächters von Geibler. 1879 wurde die „Große Mühle“ - schon im Besitz Gustav Karows - zu einer Walzenmühle umgebaut. Im frühen 20. Jahrhundert wurde neben den Wasserturbinen auch ein Dampfkesselbetrieb eingerichtet. So wurde die Stargarder Große Mühle zu Pommerns größtem und auch modernstem Mühlenwerk damaliger Zeit mit eigenem Gleisanschluss. Gustav Karow, der Gründer der Großen Mühle, war unter dem Stargarder Oberbürgermeister Pehlemann als Magistratsmitglied ehrenamtlicher Stadtrat (Ratsherr) und führte den Titel Kommerzienrat. Er engagierte sich im sozialen Bereich und gründete den „Verein für Armenpflege“ der Stadt, dessen 1. Vorsitzender er war. Er rief das „Karow-Hospital“ in der Friedrichstraße als Altenstift ins Leben, das auch von der nachfolgenden Familie Erich Karow weiterhin finanziell gefördert wurde. Zur Wiedereinweihung der Marienkirche im Jahre 1911 stiftete Erich Karow ein großes Chorfenster - die Bilbelübersetzung von 1521-34, mit Martin Luther und dem pommerschen Kirchenmann Johannes Bugenhagen. Der Wohnsitz der Familie Karow war wohl die größte und schönste Villa in Stargard in der Kalkenbergstraße Nr. 2, gegenüber dem großen Mühlenteich und dem Mühlenwerk Karow, mit großem Park, Teichanlage und einem dichten Fichtenbestand, der im Westen zum Gerichtsplatz am jüdischen Friedhof begann, zum Stadtinnern an die Wallanlage, dem Nachtigallensteig grenzte und im Norden zur Jobstvorstadt durch den Kalkenberg begrenzt wurde. Zit. nach Heinz-Jürgen Torff auf http://www.heimatkreis-stargard.de/Betriebe/Karowsche%20Muehle.htm. 176 Hier Fußnote Hasenjaegers: „Die Hauptsumme gab der Bruder Carl aus Rauschmühle“. 177 Der Prozess ging durch drei Instanzen: Oberlandesgericht Stettin als Berufungsgericht und schließlich das Reichsgericht in Leipzig. Kopie von dessen Urteil bei den Unterlagen Christiane Streitz (05.2007). 78 kommen zuflossen, soweit sie den Namen Streitz tragen, sodaß verheiratete Töchter also ausscheiden. Im Frühjahr 1881 kränkelte der Großvater und er bekam schließlich eine Lungenentzündung, die am 11. April 1881 zum Tode führte. Er wurde auf dem Stargarder Friedhof in einem Erbbegräbnis beigesetzt, an demselben Hauptwege, an dem auch seine drei Stargarder Schwestern ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Noch bis in die letzten Tage beunruhigte ihn sein unerquicklicher Rechtsstreit mit dem Bruder. Eine Ablenkung für ihn war sein jüngster Enkel, der nach ihm seinen Vornamen Martin erhalten hatte und dessen Pate er war. Mit rührender Sorge war er um das Kind bemüht und wiegte es noch auf seinem Krankenlager178. Die beiden älteren Geschwister waren früh verstorben, nun musste für das Wohl dieses Kleinen um so ängstlicher gesorgt werden179. – Nach seinem sonstigen Gesundheitszustand hätte der Großvater noch eine längere Lebenszeit haben können180. [73] Die Großmutter war bei der Übersiedlung nach Stargard erst 58 Jahre. Nach den arbeitsreichen Jahren in Fährmühle mochte sie die Tätigkeit wohl nicht mit dem Nichtstun vertauschen. In dem vereinigten Haushalt bot sich auch genug Gelegenheit zur Beschäftigung. Zu einer großen Wohnung kamen dann die kleinen Enkelkinder, die ihre Pflege verlangten, die Mahlzeiten mußten rechtzeitig fertiggestellt, Einkäufe in der Stadt besorgt werden, und was ein doppelter Haushalt alles mit sich bringt. Als dann die Tante Marie noch hinzukam, da war auch für drei weibliche Personen außer dem Hausmädchen noch genug zu tun. Die Großmutter übernahm bis in ihr hohes Alter die Küche; vom frühen Morgen bis zu den Abendmahlzeiten kochte sie; hier lag ihre Regierung. Die Kinder wollten rechtzeitig ihr Frühstück vor der Schule, das Mittag[essen] musste pünktlich zwischen den Schulstunden bereitet sein, nachmittags der Kaffee, und abends die tägliche Milchsuppe: Hafer-, Gerste-, Griessuppe – das war so der gewöhnliche Wechsel, und es wurden täglich 5 Liter Milch verbraucht, die wir von unten vom Mühlengut heraufholten. Sonntags war Schokolade oder Thee üblich, letzterer für uns Kinder aber erst, als wir größer waren. Was nicht gekauft wurde, [74] gehörte nicht zu Großmutters Dezernat, oder doch nicht regelmäßig. Nur wenn wir Kinder zwischendurch Hunger hatten – und den hatten wir immer-; dann gingen wir zur Großmutter; da hatten wir am ehesten Aussicht auf Erfüllung unserer Wünsche. Und kam dann die Schummerstunde, wenn wir nicht mehr draußen sein konnten, dann konnte niemand so schön Märchen erzählen wie die Großmutter. Sie saß dann in ihrem „Großvaterstuhl“ neben dem warmen Ofen, und wir Kinder hockten auf Rutschen und Kinderstühlen um sie herum. „Dann fängt sie an: „Es war einmal“und die Kinder, sie lauschten und lauschten; ... sie sitzen und horchen mit Mund und Ohr, versenkt in Träumen und Sinnen. Großmutter weiß der Geschichten viel aus fernen, vergangenen Tagen, von Riesen und Zwergen, von Burgen und Seen, 178 Hier spricht Martin Hasenjaeger von sich selbst. Da er beim Tod seines Großvaters mütterlicherseits aber noch keine 1 ½ Jahre alt war, kann er keine eigene Erinnerung, sondern nur Erzählungen der 1880/81 bereits Erwachsenen (der Eltern?) wiedergeben. 179 „Die beiden älteren Geschwister ...“: Margarethe 20.10.1876 – 05.11.1876 und ein ungetaufter Säugling, der in der Geburt am 20.03.1878 starb. Dagegen erreichte das erste Kind Karl Wilhelm Gustav, geb. 13.05.1874, das Erwachsenenalter (gest. 12.02.1933 mit 58 Jahren). 180 Auch diese Einschätzung kann Hasenjaeger offensichtlich nicht aus eigener Anschauung abgeben. Auch insoweit gibt er lediglich Familienerzählungen wieder. 79 seltsame Märchen und Sagen; von Nixen und Elfen, von Rübezahl, Musikanten und Lumpengesindel und wie Dornröschen im Schloß versank, gestochen von giftiger Spindel. Großmutter weiß der Geschichten so viel, [75] als Blätter auf Büschen und Bäumen, die Kinder lauschen mit Ohr und Mund, versenkt in Sinnen und Träumen ...“ Die Jahre vergingen. Großmutter und Tante Marie zogen mit um in die Villa im Park und dann nach dem Verkauf der von Geiblerschen Besitzungen nach der Mühlengasse 10, im Tausche mit dem neuen Eigentümer181. Es war eine große Familie und ein herzliches Zusammenhalten. Und Großmutters Verwandte und Bekannte kamen und besuchten sie, und sie hatte es gern, wenn ihr erzählt wurde von alten und neuen Zeiten. Es lebten noch ihre jüngeren Schwestern, Frau Streitz in Lübow und Frau Hell in Damerow. Aus Lenz kam die Familie Timm mit verschiedenen Neffen und Nichten, von denen Frau Albrecht ein häufiger Gast und beim Halmaspiel mit Tante Marie unermüdlich war. Louis Royer kam aus Amerika und später aus England noch häufiger, nachdem er sich dort in Halifax als Arzt niedergelassen und verheiratet hatte. Ende der neunziger Jahre brachte er seinen älteren Bruder Franz, der in New Orleans Apothekenbesitzer war, mit sowie seine Frau und sein Töchterchen Eveline. Und frohe Stunden glücklicher Erinnerung zogen vorüber. Daß die eigenen Kinder und Enkelkinder die häufigsten Gäste waren, versteht sich von selbst. Besonders die Jakobshagener [76] kamen regelmäßig mit ihrem Landauer182, wenn sie die Kinder zur Schule brachten oder in die Ferien zurückholten. An Großmutters Geburtstag versammelte sich die ganze Verwandtschaft, und Großmutter war glücklich, wenn sie alle ihre Kinder und Kindeskinder um sich haben konnte. Sie zog sich gern ihre guten Kleider an und war durchaus dafür, wenn alles festlich hergerichtet wurde, so bescheiden und einfach sie sonst für ihre Person sein mochte. Großmutter selbst redete nicht viel, sie war zurückhaltend und beachtete stets eine vornehme Ruhe. Sie war darin ganz verschieden von ihren beiden Schwestern, und es war interessant, die drei Schwestern in ihren Eigenarten zu vergleichen. Das Zusammenleben mit der Großmutter war selten einmütig. Es war so gar nicht ihre Art, ihre Person hervorzuheben. Sie verwaltete ihre Angelegenheiten mit größter Gewissenhaftigkeit und verlangte dasselbe auch von andern. Aber hörte man nie ein Schimpfwort. Auch bei und Kindern musste eine kurze Zurechtweisung genügen. Und die Ehrerbietung, die ihr allseits entgegengebracht wurde, bewirkte, dass möglichst kein Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben wurde. Anders war ihre Tochter Marie, die sich gern in Sachen mischte, die sie nichts angingen, und wo [77] sie bestimmen wollte. Als wir Kinder größer wurden, kam durchaus öfter Ärger, sodaß 1898 oder 99 die Tante in die Jobststraße 11 zog und ihre Mutter mitnahm. Aber bald war das alte Einvernehmen wieder hergestellt und Beide kamen regelmäßig des Sonntags und bei andern Gelegenheiten zu Besuch. Großmütterchen war im allgemeinen recht gesund. Eine böse Lungenentzündung im Winter 1894 überstand sie glücklich. In den letzten Jahren klagte sie über ihre Augen, dass sie nicht 181 Das „Adress-Buch für Stargard in Pommern 1915“ enthält S. 33 den Eintrag „Hasenjäger [sic], geb. Streitz, Ww. [Witwe], Mühlengasse 10“. Daneben „Hasenjäger, Florentine, Bettfedern-Reinigungs-Anstalt, Kl. Mühlenstraße 4“ und „Hasenjäger, geb. Lange, Jobststr. 68“. 182 Eine viersitzige und vierrädrige Kutsche mit einem meist in der Mitte geteilten, klappbaren Verdeck, die sich von einem offenen in einen vollständig geschlossenen Wagen umwandeln lässt. 80 mehr so lesen konnte wie früher und wie sie es gern tat. Sonst war sie mit ihren 86 Jahren noch immer rüstig, und der Spaziergang von der Jobststraße nach der Mühlengasse und abends zurück bedeutete für sie keine besondere Anstrengung. Auf einem dieser Besuche im Sommer erkrankte die Großmutter an einer Diarrehöe [sic, Durchfall] sodaß wir sie abends in der Mühlen-gasse zurückbehielten. Der Arzt erklärte, daß bei dem Alter alles davon abhänge, ob das Herz es durchhalte. Das war nicht der Fall. Unser Großmütterchen ist dann am 12. August 1905 infolge der Herzschwäche sanft eingeschlafen. Wir haben sie von der Mühlengasse aus in dem Erbbegräbnis neben dem Großvater, den sie um 24 Jahre überlebt hat, zu ewigen Ruhe beigesetzt. [78] Später, als wir Kinder aus dem Hause waren, zog Tante Marie wieder zu ihrer Schwester und hat bis zu ihrem Tode in der Mühlengasse gewohnt und ihre Pflege gehabt. Sie starb mit 96 Jahren am 17. Juli 1939 als zweitälteste Einwohnerin der Stadt infolge eines Schlaganfalls und wurde in dem Erbbegräbnis ihrer Schwester beigesetzt. Eine „Erbtante“ war sie schon lange nicht mehr. Nach dem Weltkrieg war ihr Vermögen infolge der Inflation wertlos geworden, zum Teil auch durch den unzeitgemäßen Verkauf ihres Hauses in der Lehmannstraße und durch unrichtige Anlage der Gelder selbst verschuldet, im Vertrauen auf ihre Beratung durch den Sparkassendirektor. In den letzten Jahren war Tante Marie infolge mehrerer Schlaganfälle ziemlich gelähmt und fast taub; aber sie konnte immer noch gut sehen und erkannte von ihrem Sitzplatz am Fenster noch Personen, die beim Mühlentor aus der Stadt kamen. Tante hat wohl manche Eigenschaften von ihrem Vater geerbt, während die Schwester in ihrem Charakter mehr nach der Mutter kam. Tante schenkte gern und gut. Sie war eine stattliche Person, die durch ihren Gang und ihre stets gute Kleidung noch im vorgerückten Alter die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Warum sie nicht geheiratet hat, habe ich nie erfahren können; [79] daß sie dazu Gelegenheit gehabt hätte, habe ich noch wiederholt miterlebt. Der Kriegsverhältnisse wegen konnte über ihrer Grabstelle keine Tafel mehr angebracht werden; das Grabgitter war von der damals herrschenden Parteiführung schandbar abgebrochen und die Grabstätte dadurch verwüstet, wie die meisten Gräber mit Metalleinfassung. Eine Instandsetzung war wegen der Kriegsfolgen nicht möglich. Unsere Heimat ist bisher noch vom Feind besetzt. (niedergeschrieben im Sommer 1948. M. Hjr.). [80 – Leerseite]. [81 – Fotos der Großeltern]. [82 – Leerseite]. 8. Theodor Hasenjaeger (1844-1901) [83] Theodor Louis Hasenjaeger wurde am 25. November 1844 in Basenthin, Kreis Kammin, als ältestes Kind des Lehrers Carl Hasenjaeger und seiner Ehefrau Johanna geb. Wilke geboren. Er wuchs im Elternhause heran mit 7 Geschwistern, die dem Erstgeborenen bald gefolgt waren. Nach Beendigung der Schulzeit und nach der Einsegnung nahte die Entscheidung über die Berufswahl: Der Vater erteilte weitern Unterricht und wollte seinen Sohn für den Lehrerberuf vorbereiten; der Sohn aber hatte hierzu gar keine Neigung und hätte gern Theologie studiert. Da wurde in Gollnow die Höhere Bürgerschule weiter ausgebaut, und der damalige Rektor reiste auf dem Lande umher, um begabte Schüler für seine Aufbauanstalt zu werben. Trotz anfänglichen Widerstrebens des Vaters, der meinte, mit Rücksicht auf die jüngeren Kinder nicht die Mittel dafür hergeben zu können, wurde vereinbart, daß der Sohn zunächst versuchsweise ein Jahr die Gollnower Schule besuchen, und daß von dem Erfolg das weitere Verbleiben in Gollnow abhängig sein solle. Theodor fand bei dem Lehrer August Hasenjaeger, einem Studienfreund des Vaters aus der Stettiner Seminarzeit, Aufnahme und wurde dort mit dem einige Jahre jüngeren Sohn [84] Robert bekannt; diese Jugendfreundschaft führte 1899 zur Gründung unsers Familienverbandes183. Der Aufenthalt in Gollnow 183 S. das Kapitel am Ende. 81 dauerte fort, bis zur weiteren Ausbildung das Marienstiftsgymnasium in Stettin besucht werden mußte. Mit seinem Mitschüler [Friedrich] Lenz [1846-1930] zusammen, dem späteren als „Eisenbahnkönig“ bezeichneten Geheimen Kommerzienrat184, mietete Vater ein Zimmer, erwarb seinen Unterhalt größtenteils durch Erteilung von Nachhülfestunden, und arbeitete fleißig bis spät in die Nächte, um den erhöhten Anforderungen des Gymnasiums zu genügen. Sein Freund Lenz brachte ihn eines Tages in große Verlegenheit. Lenz hatte ein Theater besucht und war von der Aufführung so hingerissen, daß er Schauspieler werden wollte. Das kostete Geld, nur das hatte Lenz nicht. So versetzte er alle Sachen, darunter auch Vaters guten schwarzen Sonntagsanzug. Den konnte der Vater nicht missen. Er schrieb daher an die Lenzschen Eltern, die eiligst nach Stettin kamen, um alle Sachen wieder einzulösen und ihrem Sohn wieder auf die rechte Bahn zu bringen. Wenn Lenz in den [18]90er Jahren nach Stargard zu den Aufsichtsratssitzungen der Saatziger Eisenbahn185 kam, verabsäumte er nie, unsern Vater aufzusuchen und mit ihm eine Runde zu plaudern. Das Marienstiftsgymnasium hatte damals seine [85] Glanzzeit186. Den deutschen Unterricht erteilte der als Schriftsteller und Dichter bekannte [Ludwig] Giesebrecht [1792-1873]187 - ein 184 Friedrich Lenz (* 09.11.1846 in Pflugrade, Landkreis Naugard, † 19.08.1930 ebd.) stammte aus einer Bauernfamilie und besuchte die Provinzial-Gewerbeschule in Stettin. Mit 20 Jahren kam er in das Büro der BerlinStettiner Eisenbahn. 1876 gründete er sein eigenes Tiefbauunternehmen und war im Eisenbahnbau tätig. Die 1882 fertiggestellte Altdamm-Colberger Eisenbahn-Gesellschaft baute er als Generalunternehmer. Im Anschluss erstellte er mehrere Bahnen in Mecklenburg-Schwerin, für die er nicht nur einen Teil der Baukosten aufbringen, sondern auch das Betriebsrisiko für die ersten Jahre übernehmen musste. 1892 gründete er die Lenz & Co. GmbH in Stettin, und war deren Geschäftsführer. Bis 1914 baute diese Firma rund 100 Bahnen in ganz Preußen. Lenz legte auf eine möglichst kostengünstige Bauweise Wert. Fahrzeuge und Bauten wurden nach möglichst gleichen Plänen erstellt, die später Lenz’sche Normalien genannt wurden. Nach 1918 wendete sich die Firma vorwiegend dem Betrieb von Kleinbahnen zu. Dafür waren verschiedene Betriebe gegründet worden. Friedrich Lenz war auch Stadtverordneter in Stettin und setzte sich unter anderem für den Bau eines Freihafens ein. Der Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg Schwerin ernannte ihn zum Geheimen Comercienrath. Biographie in Wolfram Bäumer, Wolf-Dietger Machel. Friedrich Lenz: Ein Pionier der Regionalisierung, in: Die Museums-Eisenbahn; Heft 2/1987 und 3/1987, S. 24-33. 185 Die Eisenbahnbau- und Betriebsunternehmung Lenz & Co GmbH in Stettin wurde am 30. Juli 1892 gegründet, also nur zwei Tage nach der Verkündung des Preußischen Kleinbahngesetzes. Sie wuchs mit ihren Tochterbetrieben rasch zum bedeutendsten Neben- und Kleinbahn-Konzern in Deutschland heran und spielte bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts eine große Rolle auf diesem Sektor des Verkehrswesens. Die Aktiengesellschaft Saatziger Kleinbahnen ergänzte im Landkreis Saatzig das Eisenbahnnetz, dessen Entwicklung 1846 mit dem Bau der Strecke Stettin – Stargard durch die Berlin-Stettiner-Eisenbahn-Gesellschaft begonnen hatte. Den Betrieb führte anfangs die Firma Lenz & Co GmbH, dann die Kleinbahnabteilung des Provinzialverbandes Pommern in Stettin sowie deren Nachfolger. Ausgangspunkt der meterspurigen Strecken war der Kleinbahnhof in der kreisfreien Stadt Stargard, die auch Sitz des Landratsamtes für den Kreis Saatzig war. Der Verbindung zwischen dem Staatsbahnhof und dem Kleinbahnhof in Stargard diente eine 2 km lange Anschlussbahn, die (auch) in Normalspur angelegt war. Die am 14. Januar 1895 eröffnete erste Teilstrecke wendete sich nach Norden und dann nach Osten über Alt Damerow nach Trampke, dem Kreuzungspunkt mit der Staatsbahn in Richtung Köslin, bis sie Zamzow im Osten des Kreises erreichte. In Alt Damerow zweigte seit dem 12. Mai 1895 eine Strecke nach Kannenberg ab, die am 1. November 1895 in den Nachbarkreis Naugard bis Daber (24 km) verlängert wurde. Dort fand sie 1896 Anschluss an die Regenwalder Kleinbahnen und 1902 an die Naugarder Kleinbahnen. Zur weiteren Entwicklung s. Wikipedia (08.05.2007). 186 Kurzgeschichte auf www.bkge.de. Die Archivalien lagern heute im Staatsarchiv Stettin. 187 Heinrich Ludwig Theodor Giesebrecht (* 05.07.1792 in Mirow; † 18.03.1873 in Jasenitz), Dichter und Schulmann, war Sohn eines Pfarrers, studierte in Berlin und Greifswald, nahm im mecklenburgischen Husarenregiment 1813-15 an den Freiheitskriegen teil und war seit 1816 als Professor am Marienstiftsgymnasium in Stettin tätig. 1848 vertrat er Stettin in der Frankfurter Nationalversammlung. Werke: Zur Ottenfeier, ein Gedicht (Greifswald 1824); Epische Dichtungen (Stettin 1827); Wendische Geschichten (Berlin 1843, 3 Bde.); die Zeitschrift Damaris (Stettin 1860-65, 5 Bde.) u. a. Eine Sammlung seiner Gedichte erschien in Leipzig 1836 (2. Ausg., Stettin. 1867, 2 Bde.). Biographie: Kern. Ludwig Giesebrecht als Dichter, Gelehrter und Schulmann. Stettin 1875; dieses Buch enthält auch Giesebrechts Schrift Ferdinand Calos Leben. Nach Meyers-Konversations-Lexikon, 4. Auflage 1888–1890. 82 Aufsatzheft aus seiner Zeit wurde noch aufbewahrt. Gesangunterricht gab Carl Loewe, bei dem schon der Großvater auf dem Lehrerseminar in Stettin Musikunterricht gehabt hatte. Wenn wir Kinder später auf dem Klavier eine Loewesche Ballade spielten, dann glänzten Vaters Augen und in glückseliger Erinnerung summte er den Text mit. Eine bekannte Persönlichkeit war Professor [Ferdinand Friedrich] Calo, der nebenbei noch in Englisch, Spanisch und Portugiesisch Stunden gab, die nicht versäumt werden konnten. Dann mußte zur Vorbereitung für das Theologiestudium Hebräisch gelernt werden. Auch der spätere Provinzialkonservator Geheimrat [Hugo] Lemcke [1835-1925]188 gehörte zu Vaters Lehrern, und als dieser einmal in Stargard war und mein Vater ihn fragte, ob er sich seiner noch als seines früheren Schülers erinnere, antwortete Lemcke, daß man einen so fleißigen und strebsamen Schüler nicht vergesse. Vaters Kenntnisse waren derart, daß er seinen Söhnen noch in Secunda189 lateinische und griechische Arbeiten nachsah, und daß er in Schellin190 einmal noch Hebräisch uns vorübersetzte. Der Vater erkannte ja doch, daß er auf dem Gymnasium zuviel auf sich genommen hatte, und so beabsichtigte er, bei seinem [86] Alter auf das Studium zu verzichten und einen andern Beruf zu ergreifen. Er ging aus der Prima ab und wurde Zivilsupernumerar [Beamtenanwärter] bei der Regierung in Stettin. Er arbeitete teils bei der Regierung, teils beim Randower Landratsamt191 in Stettin. Ein Kommissarium [Abordnung] nach Zachan, Kreis Saatzig, zur Verwaltung der dortigen Bürgermeisterstelle gab Gelegenheit, einen Besuch auf der Fährmühle bei der Familie Streitz zu machen, die mit der Freienwalder Familie Hasenjaeger gut bekannt war. Dieser Besuch führte dann zur Verlobung mit der jüngeren Tochter. 1876 kam die Ernennung zum königlichen Kreissekretär des Kreises Saatzig heraus und damit erfolgte die Übersiedlung von Stettin nach Stargard i. Pom. Die Eheschließung hatte in Reichenbach am 26. October 1871 stattgefunden mit Mathilde Auguste Streitz, der jüngeren Tochter des Mühlenbesitzers Wilhelm Streitz und dessen Ehefrau Wilhelmine geb. Sell in Fährmühle, Kreis Pyritz. Mathilde war am 22. Februar 1845 in Fährmühle geboren. Ihren Schulunterricht erhielt sie in einem Pensionat in Zachan, das im dortigen Amtsvorwerk untergebracht war. Mit den Kindern des damaligen Amtsrats von Wedel bestand große Freundschaft, die sich in gemeinsamen Tanzkränzchen, Schlittenfahrten [87] und gegenseitigen Besuchen jahrelang hinzog. Mathilde hatte viel Interesse für Musik, sie spielte gut Klavier, ihr Bruder Emil die Geige, und in Fährmühle wurde gern und oft musiziert. In den Ferienzeiten war ein häufiger, gern gesehener Gast der stud. theol. von Unruh aus Zachan, später Superintendent auf Rügen, mit [dem] viel vierhändige Stücke gespielt wurden. Von Verwandten kamen die Vettern Royer – Royer hatte eine Schwester des Großvaters zur Frau – aus dem Dramburger Kreis herüber. Louis Royer spielte die Flöte; er hat den Zusammenhang mit der Familie Streitz von Amerika her und später von England – er war dort Arzt [in Halifax192] – bis zu seinem Tode im Weltkrieg aufrecht erhalten; er war häufig, alle 2-3 Jahre, unser Gast in der Mühlengasse, auch mit Frau und Tochter, und erinnerte sich gern der vergangenen Zeiten und einer gemeinsam verlebten glücklichen Jugend. – Bekanntschaften 188 Lemcke war Professor und Direktor des Stadtgymnasiums in Stettin, Historiker und Provinzialkonservator. Eine Vielzahl von Biographien auch aus neuerer Zeit beschreiben sein Wirken, etwa im Pommernlexikon, s. www.gbv.de. In seiner Funktion als Provinzialkonservator inventarisierte er die Bau- und Kunstdenkmäler Pommerns von 1894 bis 1924 und wirkte als praktischer Denkmalpfleger. Er organisierte die Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde neu, deren Vorsitzender er von 1873 bis 1923 war und veröffentlichte zahlreiche historische und kunsthistorische Arbeiten, insbes. die „Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin“. Sein Spitzname war „der Mann mit dem Schlapphut“. 189 Im vorletzten Schuljahr vor der Reifeprüfung, wenn der Stoff also schon recht anspruchsvoll war. Sogleich im Text „Er ging aus der Prima ab ...“: verließ das Gymnasium im letzten Schuljahr. 190 Dorf bei Stargard, in dem der jüngere Bruder Karl (1850-1924) bis 1924 Pastor war, s. das nachstehende Kapitel. 191 Der 1939 aufgelöste Kreis Randow war der östlich an Stettin angrenzende Landkreis. 192 Näher s. die nachstehenden Beiträge zur Geschichte der Familie Streitz. 83 und Besuche in der Nachbarschaft sorgten für Abwechslung, und „Mutter Boltzenthal“, die Witwe des Zachaner Arztes, war bis zu ihrem Lebensende eine treue Freundin der Großmutter und ein lieber Gast bei uns in Stargard. In Stargard wohnten die Eltern kurze Zeit beim Gärtnereibesitzer Burg in der Heiligen-GeistStraße, an der Ecke zum „Alten Kirchhof“, heute Goethepark, wo jetzt [88] das Finanzamt steht. Da auch die Großeltern nach Übergabe der Fährmühle an den ältesten Sohn nach Stargard ziehen wollten, war die Wohnung zu eng. Es bot sich eine gute Lösung, als der Landrat von Nickisch-Rosenegk das Anerbieten machte, die Oberwohnung in seinem Hause Karlstraße 3 (jetzt Kaltenbergstraße 1) zu mieten193. Außer den Großeltern zog nach Verheiratung des Bruders Louis Streitz in Jakobshagen auch die ältere Tochter „Tante Marie“ zu ihrer Schwester. Das Zusammenleben mit der Familie des Landrats gestaltete sich sehr erfreulich. Auch in dienstlicher Hinsicht bestand ein gutes Verhältnis, das sich in erster Linie wohl auf beiderseitige treue Pflichterfüllung gründete, und bis zu Vaters Tod durch gelegentliche Briefe bestätigt und aufrecht erhalten blieb. Schwer waren für Vater die Zeiten der Erkrankung des Landrats [Nickisch-Rosenegk] an den Folgen seiner Kriegsverwundung und der dadurch bedingten Vertretung. Doch brachten die Vertretungen auch erfreuliche Erscheinungen mit sich, wie z.B. die wiederholte Begrüßung Bismarcks und seiner Familie auf dem Bahnhof bei Durchfahrten nach und von Varzin; bei einer solchen Gelegenheit wurde auch einmal der Schreiber dieses auf Anfrage der Fürstin, ob ich der Sohn sei, vorgestellt. Als die Villa in dem Park freiwurde (Karlstraße 3a), übernahm mein Vater diese, und er hatte damit wohl die schönste Wohnung in der Stadt erhalten. Leider dauerte es nicht lange, denn nach der Versetzung des Landrats wurde das sog. von Geiblersche Besitztum an den Mühlenpächter Karow194 verkauft, und wir tauschten auf dessen Wunsch mit ihm die Wohnung. Seit 1890 wohnte die Familie Hasenjaeger in der Mühlengasse 10 bis zur Zerstörung durch russische Bomber am 19. Februar 1945. Glück und Leid der Familie spielte sich hier ab. Es blieb der Mittelpunkt der Familie bis zum unglückseligen Ende. Wir hatten dort wie in unserm eigenen Hause gelebt. Der Vater hatte stets ein lebhaftes Interesse für Familienforschung und er liebte es, die Kinder zu entfernten Verwandten oder alten Erinnerungsstätten mitzunehmen. Einen Hinweis zu den Vorfahren bot die Parchamsche Familienstiftung, die die Vorfahren bis Michael Hasenjaeger nachweist (vgl. auch Berghaus, Landbuch von Pommern, Band Stargard). Der Vater ging mit mir zu den Geistlichen, um Kirchenbücher zu entleihen (Pastor Redlin war ein Studienfreund von Onkel Karl und schon von Basenthin her bekannt), zum Magistrat, zu den Innungen und wo sonst Rufklärungen über Vorfahren zu erwarten waren. [90] So waren schon viele Forschungen durchgeführt, als der Vorschlag zur Gründung eines Familienverbandes an ihn herantrat. Der Vater erklärte sich sogleich damit einverstanden und traf weitere Vorbereitungen für die erste Zusammenkunft. Den ihm angetragenen Vorsitz im Verbande lehnte er ab, übernahm aber die Kassengeschäfte und die sonstigen Aufgaben, die sich aus der Wahl Stargards zum Mittelpunkt ergaben. – Auch die Familie Streitz läßt sich weit in die Vergangenheit verfolgen. Der älteste Namensträger ist ein Magister Jakob Streze 1431 in Greifswald (Pyl, Geschichte der Greifswalder Kirchen etc. Teil 2 Seite 833). Dann kommen Vorfahren 1564 in Gollnow und von 1629 in Klützow vor, und seit 1677 war die Rauschmühle bei Freienwalde i. Pom. der Mittelpunkt der Familie bis nach dem Ende des Weltkrieges. Die letzten Lebensjahre von Theodor Hasenjaeger waren durch Krankheit getrübt, einen organischen Herzfehler, der erst in den letzten Monaten einwandfrei erkannt wurde. Vor seinem 193 Das älteste Stargarder Adressbuch aus dem Jahre 1878 verzeichnet S. 87: „Hasenjäger, Theod., Kr.-Secr., Carlstr. 3“. Spätestens 1878 muss die Familie also in die Karlstraße 3 gezogen sein. 194 S. zu ihm die Anmerkungen in den Beiträgen zur Familie Streitz. 84 Tode hatte der Vater noch die Freude, seine Ernennung zum Kanzleirat nach dem Kaisermanöver 1899 zu erhalten. Er starb am 3. März 1901 und wurde mit großen Ehrungen von der Wohnung aus beerdigt. Im Hause sprach Onkel Karl, die Rede am Grab hielt Pastor Redlin, der Geistliche von St. Johann, ein Studienfreund von Onkel Karl und ein alter Bekannter von Basenthin her. Seine Geschwister liebten ihn wie einen zweiten Vater; für alle hatte er jederzeit treu [91] gesorgt und ihnen die Wege für ihre späteren Berufe geebnet. Im Kreise war er bekannt und beliebt als ein uneigennütziger Beamter mit rechtlichem Sinn, zu dem man voller Vertrauen kam und sich Rat holte, und noch nach Jahrzehnten erinnerte man sich seiner gern und mit Hochachtung, wie ich wiederholt bei dienstlicher Anwesenheit im Kreise erfahren durfte. – Unsere Mutter überlebte den Vater um über drei Jahrzehnte. Sie starb am 9. August 1933 in der Wohnung ihrer einzigen Tochter Gertrud Plath, bei der sie sich in den letzten Jahren meist aufhielt. Der Text der Leichenreden für beide Eltern war: Sei getreu bis in den Tod. Beide haben in seltener Treue sich und ihren Kindern gelebt, nichts für sich selbst begehrend. An dem gemeinsamen Marmorkranz aber lautet die Inschrift aus Titus, wie bei Vaters Eltern: Wir warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des Großen Gottes. – In dem ausgemauerten Erbbegräbnis fand 1939 auch, 96-jährig, die Tante Marie Streitz ihre letzte Ruhestätte. Aus der Ehe stammen vier erwachsene Kinder: Gustav, geb. 13. Mai 1874 in Stettin, Martin [der Autor], geb. 8. Juli 1880, Gertrud, geb. 13. November 1881, und Walter, geb. 8. September 1883. Diese drei sind in Stargard, [92] Karlstraße 3, geboren. Alle vier waren Mitglieder des Familienverbandes (siehe Seiten 37, ..., 40, ...). (Abschrift aus dem Album des Familienverbandes.195) M. Hjr. [93 – Porträtfotos der Eltern] 9. Karl Hasenjaeger 1850-1924 Karl Johann Gustav Bernhard Hasenjaeger wurde am 4. Mai 1850 in Basenthin als jüngerer Bruder von Theodor [s. vorstehend] geboren196. Zwei Geschwister zwischen beiden waren früh verstorben. Nach des ersten Schulausbildung in Basenthin kam Karl mit 14 Jahren nach Stettin auf das Marienstiftsgymnasium. Er hatte hier Glück insofern er in das Jagetenschel’sche / Jogetenschelsche [?] Kolleg aufgenommen wurde und die Vorteile dieser Stiftung genoß. Denn von Hause waren keine großen Zuschüsse zu erwarten. Onkel Karl erzählte früher gern, daß sein Vater ihn mit einem ganzen Taler [1864]197 nach Stettin entlassen habe. Die Ferienreisen von und nach Stettin wurden zusammen mit den Brüdern zu Fuß zurückgelegt. Freitische198 halfen weiter und durch zahlreiche Nachhülfestunden wurde Geld verdient. Karl war ein guter Sänger, er gehörte daher zum sog. Paterverein des Kollegiums, einem Gesangverein; auch hierdurch boten sich Vorteile. Es war eine arbeitsreiche Schulzeit, die durch eisernen Fleiß ermöglicht wurde, aber es waren auch Jahre, auf die Onkel mit stolzer Freude zurückblickte. 195 S. zum Familienverband und dem (1945 verloren gegangenen) Album den nachstehenden Abschnitt „Der Familienverband Hasenjaeger“. 196 Dieses Kapitel über den jüngeren Bruder Karl des Vaters Theodor befindet sich nicht in der Erzählung „Meine Voreltern“, sondern getrennt auf einem roten DIN A4-Blatt, das durch Mittelfaltung zu vier DIN A5Seiten wurde und in winziger, schlecht lesbarer Schrift verfasst ist. Wir haben es hier auf Grund des Sachzusammenhangs eingefügt. (Relativ viele) unlesbare Stellen sind mit „xx“ gekennzeichnet. 197 Die Mark-Währung wurde erst nach der Reichsgründung 1871 eingeführt. 1864 galt in Preußen noch der Taler. 198 Kostenlose Verpflegung für die Schüler. 85 Nach Abschluß der Gymnasialzeit bezog der Student die Universität Greifswald, um Theologie zu studieren. Er trat bei der Verbindung Wingolf199 ein und war dort mehrfach Chorxxter [?]. Sein 1. theol[ogisches] Examen legte er 18.. [Angabe fehlt im Original] in Stettin ab und nahm dann eine Hauslehrerstelle bei einer Familie v. Schröder in Niendorf an, nicht weit von Sternberg [Mecklenburg]200, um sich hier gleichzeitig zum 2. Examen vorzubereiten. Während dieser Zeit lernte er auf einer Hochzeit seine Braut kennen; er verlobte sich am 30.04.1878. Nach bestandenem 2. Examen wurde er am 04.06.1879 zum Provinzialvikar201 ordiniert; er war dann in Kronnin / Kremmin [?] (xx) tätig. Zum October 1880 wurde er Diakonus in Gütskow (Greifswald-Land)202. Damit war die Möglichkeit gegeben, seine Braut heimzuführen. Er heiratete am 12. November 1880 Frl. Johanna Sophie Sabine Christina Crenow aus Sternberg in Meckl[enburg], geb. daselbst am 16. Oct. 1860, die älteste Tochter des Kaufmanns Friedr[ich] Georg David Crenow203 und seiner Ehefrau Friederike Henriette Maria Sophie geb. Schröder. Johanna oder Anna, wie sie später stets genannt wurde, hatte die Sternberger Privatschule besucht und dann bei einer Försterfamilie in Kremmin204 die Wirtschaft erlernt. Bei der Verlobung war sie erst 17 Jahre alt. Es wurde eine sehr glückliche Ehe, der leider die Kinder versagt blieben. Das Ehepaar adoptierte 1909 die schon als kleines Kind ins Haus aufgenommene Berta Marx aus Schellin. In Gützkow stand das Ehepaar in sehr freundschaftlichem Verkehr mit dem Superint[endenten] Dankwart, dessen Tochter Helene bis ins sehr hohe Alter eine treue Freundin der jungen Frau blieb. Ein Zeichen der Gastlichkeit des jungen Hausstandes ist es, daß die Verwandten beider Seiten zu Besuch kommen und das häusliche Glück sehen mußten, es mag aber auch ein Zeichen dafür sein, daß die Brüder mit großer Zuneigung aneinander hingen und das Wohlergehen des Einen auch die Mitfreude der Andern war. – 1885 wurde Karl nach Schellin bei Stargard berufen, wo er an seinem Geburtstag einzog, und wo er bis ans Ende seiner Amtszeit 1924 verblieb. Zu Schellin gehörte das Dorf Verchland205, wo der Patron v. Wietzlow war, der ein Frl. von Roux aus Stettin geheiratet hatte; beide Familien waren bekannt aus der Stettiner Gymnasialzeit. Gleich am ersten Sonntag besuchte mein Vater und einige Geschwister den Onkel in seinem neuen Wirkungskreis, ein Spaziergang, den mein Vater in der Folgezeit mit uns Kindern oft und gern wiederholt hat. 199 Die Wingolf war und ist eine an christlichen Werten orientierte, farbentragende, nicht schlagende Studentenverbindung, s. näher www.wingolf.org. 200 Seit 1994 im Norden des neugebildeten Landkreises Parchim in Mecklenburg-Vorpommern an der Bundesstraße 104 Schwerin-Güstrow und an der B 192 Wismar-Neubrandenburg. Im hier interessierenden Zeitraum vor 1918 gehörte es zum Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. 201 In der evangelischen Kirche ist ein Vikar heute ein Theologe in der praktischen Ausbildung nach dem 1. theologischen Examen; die Stellung entspricht einem Referendar bei Juristen. Nach dem 2. theologischen Examen folgt die Ordination in den Pfarrdienst. Hier ist der Begriff offensichtlich in einem weiteren Sinne gemeint. 202 Südlich von Greifswald im heutigen Landkreis Ostvorpommern nahe des Flusses Peene. Anschluss an die neue „Ostseeautobahn“ A 20, zwei Kilometer westlich. 203 Anmerkung von Martin Hasenjaeger: „Ein Ratsverwandter [Ratsherr] Crenow wird schon in der Gesch[ichte] der Stadt Sternberg von A.F. Bard erwähnt; dessen Haus war bei dem großen Stadtbrand von 1741 mit abgebrannt.“ Gemeint ist Bard, August Friedrich [1861-1961]. Die Geschichte der Stadt Sternberg. Von den Anfängen bis zur Gegenwart / Auf Grund alter Überlieferungen zusammengestellt und ergänzt: A. F. Bard. Sternberg i[n] Meckl[enburg]: Albert Rohloff [1927], 224 S. Sign. DNB Leipzig 1932 A 2627 sowie an den UB Frankfurt/M., Marburg/Lahn, Rostock u.a. 204 Zirka vier Kilometer südöstlich der Stadt Grabow im Kreis Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) an der B 5 und der heutigen Landesgrenze zu Brandenburg. 205 Verchland, Kreis Pyritz. Der Gutsbezirk hatte 1905 117 Einwohner. 86 Onkel Karl war ein guter Kanzelredner und von seinen Amtsbrüdern sehr geachtet. Er gehörte der orthodoxen Richtung an und hielt auf strenge Kirchenzucht206. Es wird von ihm manches Beispiel erzählt, wonach er recht rigoros sein konnte. Andererseits war er um seine Gemeindeglieder auch wieder sehr besorgt. Er besuchte sie bei Krankheiten, kurierte sie homöopathisch und war stolz, wenn der Gesundheitszustand gut war und nur Leute über 90 Jahre starben; was dann in der/das xx vermerkt wurde. Vielfach bestand ein recht patriarchaliches Verhältnis zum Pfarrer. In der Synode (Werben207) wollte man ihn gern zum Superint[endenten] haben. Er lehnte es wiederholt ab; ihm genügte seine Arbeit in den beiden Gemeinden. Mit großem Fleiß wurde alle Predigten ausgearbeitet, und er konnte von seinen ersten bis zur letzten Amtsrede alle geordnet und gebündelt vorzeigen. – Zu Verchland wurde in den [18]90er Jahren eine neue Kirche erbaut, und 1912 fand die Neuweihung der alten und baulich recht interessanten Schelliner Kirche nach einer gründlichen Erneuerung statt; Onkel erhielt damals den Roten Adlerorden208. Er besaß außerdem die Rote Kreuz-Medaille I. und II. Klasse für seine Tätigkeit als Schriftführer des Vaterländischen Frauenvereins209. So ernst Karl in religiösen Sachen war, so vergnügt und hoch gelaunt konnte er im Familienkreise sein. Als Gesellschafter, der lateinische Glückwunschtelegramme und Verse verfaßte, übermütige Scherze machte, xx Rätsel aufgab und Wilh[elm] Busch gern zitierte, war er beliebt und bekannt. Eine besondere Freude war es Onkel Karl, wenn er Unterricht erteilen konnte, sei es, daß er Besitzersöhne der Umgebung für das Stargarder Gymnasium vorbereitete, oder sei es, daß er seinen Neffen [also offensichtlich auch dem Autor] Musikstunden erteilte. Im Sommer war er gern im Garten tätig, den er in guter Ordnung hielt und der reichlich und gutes Obst brachte. Von den Johannisbeeren bereitete er alljährlich Wein, und er freute sich, wenn sog. Weinkenner die Herkunft seines 20-30-jähr[igen] Joh[annesbeer-] Weins nicht feststellen konnten. Er selbst trank gern ein gutes Glas und zum Abend regelmäßig seine Flasche Bier. [Textverlust durch Wasserfleck] … ging wegen xx bis zum Abend nicht aus und die Gardinen in seiner Studierkammer waren xx der Gattin stets stark durchxx. Für die Güte und Nachhaltigkeit der Speisekammer sorgte [seine Frau] Tante Anna. In guter Gesundheit lebte das Ehepaar ohne große Sorgen dahin, häufig von Gästen besucht, bis in sein hohes Alter. Dann kam der Verfall ziemlich plötzlich. Zum Herbst 1924 legte Onkel sein Amt nieder, 74 Jahre alt und verzog am 29. November nach Stettin-Kükenmühle. Aber schon nach zwei Wochen, am 15.12.24 ereilte ihn morgends beim Aufstehen ein Schlaganfall, so daß er niederstürzte und der Tod bald eintrat. Er ist in Kükenmühle begraben. Seine Gattin überlebte ihn um 12 Jahre, bis sie ihm nach einer Lungenentzündung am 25.I.1937 in den Tod folgte. 206 Zuständig war die seit 1922 sog. Evangelische Kirche der altpreußischen Union, Kirchenprovinz Pommern. Das heute zuständige Archiv ist das Landeskirchliche Archiv der Pommerschen Evangelischen Kirche, Bahnhofstr. 35/36 Besucheradresse: Karl-Marx-Platz 15, 17489 Greifswald, Tel. (03834) 77261. 207 Schellin gehörte zur Synode Werben; die Stadt liegt am Südostufer des Madüsees, näher s. Moderow, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, Stettin 1903, S. 620 f, 653 f. 208 Der Rote Adlerorden wurde 1705 durch Erbprinz Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth gestiftet und 1792 vom Königreich Preußen übernommen. Er wurde in vier Klassen, seit 1861 auch als Großkreuz verliehen und kannte eine große Anzahl von teilweise kombinierbaren Ergänzungen zu den einzelnen Stufen. Seine Devise lautete: Sincere et constanter (ehrlich und beständig). 209 Der Vaterländische Frauenverein (Langform: Deutscher Frauenverein zur Pflege und Hilfe für Verwundete im Kriege) wurde von der deutschen Königin (späteren Kaiserin) Augusta 1864 gegründet. Aus dieser Gründung gingen schon bald die ersten Kreisvereine hervor, die in der Folgezeit in den verschiedenen Regionen des Kaiserreiches die Vorläufer der Frauenvereine des Roten Kreuzes bildeten. Die Vereine sahen ihre Aufgabe nicht nur in der Kriegsopfer- und Katastrophenhilfe, sondern auch in der Förderung der Krankenpflege, Gründung neuer oder Verbesserung existierender Krankenhäuser, Arbeitslosenhilfe, Gründung und Förderung von Waisenhäusern. Für die Arbeit warb man bereits ausgebildete Krankenschwestern. 87 In unserm Familienverband waren beide Eheleute seit der Gründungssitzung [1899] ständige Besucher des Familientages. 1901 wurde Onkel Schriftführer, 1914 Vorsitzender. Er war sehr um den Ausbau des Verbandes bemüht. Von ihm sind die Satzungen des Verbandes und der Stiftung großenteils entworfen, er hat auch den Überblick über die 10-jährige Entwicklung bis 1909 zusammengestellt, die nach Drucklegung allen Mitgliedern zugesandt worden ist. In den Familien seiner Geschwister hat er großenteils die kirchlichen Handlungen durchgeführt, wozu er immer gern bereit war. Als Erbin hinterließen Onkel Karl und Tante Anna ihre Adoptivtochter Berta-Helena geb. Marx, geb. am 19.09.1895 in Letzin [? wegen Überschreibung unleserlich]. Diese besuchte von 1908-13 die Königin Luise Schule in Stargard, machte 1927 das staatliche Fürsorgerinnen-Examen und war bis 1931 Gefängnis- und Gerichtsfürsorgerin bei der Staatsanwaltschaft in Stettin, heiratete dann am 03.08.1931 in Stettin den am 28.06.1895 in Stettin-Güstow geborenen Ernst Meyer, der im 1. Weltkrieg Offizier im Inf[anterie] Reg[imen]t 66 in Magdeburg war, nach der Entlassung Theologie studierte und seit 1931 in Pakulent im Kreise Greifenhagen Pastor war. Im 2. Weltkrieg wurde er wieder als Offizier eingezogen und ist leider verschollen. Drei Kinder entstammen der Ehe: Renate, geb. 06.04.1933, Karl-Jürgen geb. 30.01.1936 und Hubertus, geb. 16.10.1939, alle drei in Pakulent geboren. Am 02.02.1945 mußten Frau und Kinder aus Pakulent fliehen. Zur Zeit wohnen sie in Beiseförth210, Bez. Kassel, Luisenstr. 38.211 10. Michael Hasenjaeger (1644-1719) Bei einer Darstellung der Voreltern dürfen wir nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß nach der Ahnentafel unsere Familie noch ein zweites Mal ihre Abstammung von einer Familie Hasenjaeger herleiten kann. Die älteren Urkunden fehlen auch hier, aber der Nachweis geht doch bis zum 30-jährigen Krieg zurück, und diese Familie hat vor der Penkuner Linie voraus, daß sie im Saatziger Kreise lebte, also in der Gegend, wo wir die ersten Träger unsers Familiennamens in Pommern antreffen. Unser Großvater Wilhelm Streitz hatte zur Frau eine Wilhelmine Sell, deren Großvater Christoph Sell in Dahlow 1788 eine Luise Streitz aus Surrow a.d. Ihna heiratete. Luises Großvater David Streitz hatte seinen Bauernhof 1742 infolge der Heirat mit Elisabeth Hasenjaeger übernommen. Über diese Familie Hasenjaeger erfahren wir aus den Akten des Stettiner Staatsarchivs folgendes: Nach Rep. 71 Jakobshagen Nr. 235 wohnte in Surrow 1699 ein Wollbauer Michael Hasenjaeger. Er besaß einen Bauernhof von 2 Hufen und war damals [96] 25 Jahre auf seinem Hof. Pacht zahlte er an von Zastrow; später wird der Hofbesitzer als königlicher Amtbauer bezeichnet. Es werden 1700 zwei Söhne im Alter von 24 und von 14 Jahren erwähnt, aber keine Töchter. Aus den Akten Rep. 71 Marienfließ Act. 95/39 Nr. 185 Succow 1703 – und Rep. 12b Tit. 7 H.P. Amt Saatzig Nr. 41 – geht dann weiter hervor: Der alte Michael Hasenjaeger ist nach seinem Schreiben vom 18. Januar 1717 73 Jahre alt; also wäre er 1644 geboren. Er besaß den Hof damals 43 Jahre und hat danach die Maria Laue, die Witwe des Vorbesitzers Joachim Höft, um 1674 geheiratet. Aus dieser Ehe stammen die bereits erwähnten zwei Söhne, von denen der ältere Christoph etwa 1676 geboren und der andere 10 Jahre jünger ist. Der jüngere Sohn heißt offenbar Michel; denn der Vater wird mehrfach als Michel senior oder als der alte Michel bezeichnet; wenn auch der Vorname Christian vorkommt, so dürfte dies ein Schreib210 Heute Teil der Gemeinde Malsfeld im Schwalm-Eder-Kreis in Hessen an der Fulda. Hier endet das eingeschobene Kapitel (drei Seiten DIN A5). Der folgende Text so wieder im Buch „Meine Voreltern“. 211 88 fehler sein. Die Mutter Maria Laue ist am 16. Juli 1716 gestorben. Sie hinterläßt aus erster Ehe zwei Kinder, den Jakob und die Maria Höft [Nöft ?]. Als nun der alte Hasenjaeger nach dem Tode seiner Frau den Hof seinem Sohn Michel, der bei ihm als Knecht gearbeitet [97] hat, übergeben will, beschwer sich Jakob Höft [Nöft?] und versucht, den Hof an sich zu bringen: der junge Michel habe Schaden am Gehirn und sei zu Zeiten blöden Verstandes. Der alte Michel weist nach, daß er seine Stiefkinder ordnungsgemäß abgefunden habe, sodaß diese kein Ansprüche mehr hätten; der Jakob habe ein Gewerk erlernt und ernähre sich davon auswärts. Es soll nun der ältere Sohn Christoph den Hof bekommen. Nachdem noch der Pastor des Ortes, Andreas Schön in Succow, am 28. Mai 1718 zur Sache gehört worden und bestätigt hat, daß Christoph in Succow geboren und erzogen sei, überläßt Michael am 12. Juli 1718 seinen Hof an Christoph Hasenjaeger. 1719 zeigt Jakob Höft noch an, daß sein Stiefvater mit Tode abgegangen sei. Dieser ist also 75 Jahre alt geworden. Christoph Hasenjaeger hatte 1706 in Schwendt bei Stargard einen Koxxhof gekauft, der 1689 von David Berkmann neu aufgebaut war, bis dahin also noch wüst gelegen hatte. Um 1700, anscheinend in Succow, hat Christoph die am 27.06.1673 in Schwanenbeck geborene Anne Rehbock geheiratet. Ihre Eltern waren der Bauer Christoph Rehbock [98] in Schwanenbeck und die Christie Bartrams aus Petznick, die einander am 04.10.1652 in Schwanenbeck geheiratet hatten, aber beide schon am 16.03.1677 und am 06.10.1676 verstorben waren. In Schwendt wurden in Christophs Ehe von 1702 ab verschiedene Kinder geboren. Da nun der Vater in Succow seinen Bauernhof an Christoph wietergeben wollte, verzog dieser, wie er dem Rat in Stargard mitteilte - Schwendt ist Kämmereidorf – nach Succow. Den Schendter Besitz erhielt die älteste Tochter Christine, die am 26. October 1719 einen Freimann Christian Splinter aus Crenzow heiratet, als Brautschatz. Im Frühjahr 1742 ist Christoph Hasenjaeger verstorben und seine Frau setzt sich mit den Kindern auseinander. Von den in Schwendt geborenen beiden Söhnen Michael und Christoph war keiner mehr am Leben. Die drei Töchter sind verheiratet. Den väterlichen Bauernhof erhält die am 9. Juni 1708 geborene Elisabeth, die mit David Streich in Succow verheiratet ist. Dieser übernimmt den Hof am 15.12.1742. Die älteste Tochter, verehel. Splinter, ist schon zu Lebzeiten abgefunden, soll aber nochmal erhalten; Mariens Erbteil, verehel. Berndt, bleibt stehen, erhält [99] 27 Taler, ebenfalls Elisabeth. Die Mutter, Anna Rehbock, scheint noch 1754 gelebt zu haben. – Wenn Michel Hasenjaeger in einen Wollbauernhof in Succow eingeheiratet hat, so muß er aus einer Bauernfamilie aus der Umgegend herstammen. Er ist nach seiner eigenen Altersangabe 1644 geboren, also noch vor dem Ende des 30-jährigen Krieges [1648]. Um diese Zeit haben in Wudarge212 zwar keine Familien Hasenjaeger mehr gewohnt, aber wie schon vor 1600, so auch nachher finden wir Familien in andern Orten des Saatziger Kreises und der Nachbarschaft. Im Zachaner Schöffenbuch werden Familien Hasenjaeger schon 1577 in Jakobsdorf und Altenwedel genannt, 1588 ist ein Landwirt in Saatzig an der Schweinemast in der Saatziger Amtsheide beteiligt. 1614 geht der fürstliche Hofmeister zu Jeseritz [??], Peter Hasenjaeger, eine Ehe ein. 1625 taucht der Name in Güntersberg, 1635 in Kublank, 1634 und 1652 in Freienwalde und Karkow, teils wiederholt, auf und gibt Kunde, daß die Hasenjaegers noch in der alten Heimat vertreten sind. Es sind alles Landwirte, die uns begegnen. Ihre Herkunft von den ältesten für Wudarge bekannt gewordenen Trägern unseres Namens liegt nahe. Die Bodenständigkeit [100] unserer Familie durch die Jahrhunderte – seit vor 1509 wäre damit erwiesen. 212 Ort im ehemaligen Landkreis Saatzig, Pommern. 89 11. Gustav Karl Wilhelm Hasenjaeger (1874 – 1933) [101] Gustav Hasenjaeger, das älteste Kind von Theodor Louis Hasenjaeger und dessen Ehefrau Mathilde geb. Streitz, wurde am 13. Mai 1874 in Stettin-Grünhof geboren und in der Schloßkirche getauft. [Er starb am 12.02.1933.] [102-179 – Leerseiten] [180-181 – Stammbaum nach Michael Hasenjaeger, † um 1695, s. nun vorstehend im Teil 1] [182-183 – Fortsetzung des Stammbaums] [184 – Leerseite] [185-189 – Personen- und Ortsverzeichnis, nicht übertragen] 90 12. Jochem Maaß (1706-1773) [1] In unserer Ahnentafel kommt auf Tafel 7 unter Nr. 13 ein Jochem Maaß vor, 1706-1773, Holzvogt in Knurrbusek213. Der Ort gehörte zu den von Brockhusenschen Besitzungen und liegt, wenn man vom Bahnhof kommt, rechts von dem Dorf Groß Justin. Die Bezeichnung Holzvogt ist heute in unserer Gegend nicht mehr üblich, und die damit verbundene Stellung hat sich im Laufe der Jahrhunderte geändert. Für unsere Altvorderen war der Forst das Revier der Jäger. Die Waldwirtschaft kam erst später auf und gehörte zur Güterverwaltung; Waldhege und –pflege war Aufgabe der Förster, die damals keine Jäger waren. Eine schon im Mittelalter häufig gebrauchte Bezeichnung für Aufsichtspersonen war der „Vogt“. Wie es Land-, Fron-, Kirchen- u.a., so gab es auch Holzvögte. Die mit diesem Amt verbundenen Befugnisse waren zu den verschiedenen Zeiten und je nach der Art der Anstellung verschieden. Ursprünglich und in der Hauptsache werden die Holzvögte Waldaufseher gewesen sein. Als zu ihren Aufgaben gehörig zählte z.B. das Rügische Landrecht214 Cap. XXXIII, Ziff. 4 und 5 auf: „Roden, latten, kleimstaken, tünpäle und ander junkholt moste nimand hauwen, noch adel edder buren, darup gaf de vaget achtunge und vorbot it bei 60 mark. – Item, dat moste ok niemand kalen edder raden, noch radeholt höuwen, ane etlike, so vele dat land nottruft halven bedörvet, nit willen der voigede ...“ Auch als Holzhändler erscheinen die Vögte. Wenn 1754 der dänische Statthalter Graf Lynar215 gelegentlich einer Brunnenkur im Mecklenburgischen auf einer Sonntagstour bei dem Holzvogt Petershagen einkehrte und dort Kaffee trank, so muß dieser immerhin eine entsprechende Stellung eingenommen haben. Nach III § 11 der Bauer- und Schäferordnung von 1670216 erhielt ein Vogt, der den Ackerbau wohl versteht, auch die Löhung mit wartet, daneben auf den Notfall in der Saatzeit und fortan mit arbeiten hilft, 20 Fl, dazu 2 xx Schafe, 2 xx, u. da dig Ackerwerk weitxx, 1 Paar Stiefeln, wenn er viel reiten muß.“ Hier ist die 213 Das Kapitel zu Jochem Maaß ist auf einem beidseitig klein beschriebenen und schlecht lesbaren DIN A5Blatt in das Buch „Meine Voreltern“ eingelegt. Unlesbares wird wiederum mit „xx“ angedeutet. 214 Hasenjaeger zitiert vermutlich aus der von Georg Frommhold bearbeiteten Ausgabe Das Rügische Landrecht des Matthaeus Normann [† 1569] / nach den kürzeren Handschriften. Quellen zur pommerschen Geschichte 3. Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde. Stettin: Saunier 1896, XII, 200 S., nachgewiesen u.a. in den UB von Greifswald, Berlin, Hamburg u.a. Das Zitat wurde vom Bearb. nicht überprüft). 215 Gemeint ist Rochus Friedrich, Graf zu Lynar (* 16.12.1708 in Lübbenau; † 13.11.1783 ebd.) Graf Rochus Friedrich stammt aus einer alten dänischen Adelsfamilie. Verheiratet war er mit Sophie Marie Helene, Gräfin Reuß zu Köstritz, mit der er 12 Kinder hatte. Er galt als weltmännisch, musisch veranlagt und gelehrt. Als Gesandter war er in Sankt Petersburg und Stockholm tätig. Die bereits sicher gewähnte Karriere zum Staatsminister in Kopenhagen wurde jedoch gestoppt als er 1752 vom dänischen König Friedrich V. (1723-1766) nach Oldenburg strafversetzt wurde. Die Grafschaft Oldenburg war seit 1667 unter der Regentschaft der dänischen Krone. Rochus Friedrich war 13 Jahre (von 1752 bis 1765) Statthalter in Oldenburg und Delmenhorst. Die im Text gemachte Angabe zum Jahr 1754 ist also zutreffend. In dieser Zeit widmete er sich literarischen Studien und dem Verfassen von theologischen Abhandlungen. Die Interessen der Oldenburger Bürger vernachlässigte er dabei. Durch die Erhebung ständig neuer Steuern belastete er das verständnislose Volk immer mehr. Unter fragwürdigen Umständen kaufte er Grundstücke von Bauern aus Rastede (nördlich von Oldenburg) und ließ sich andere Grundstücke, die noch im Besitz der Regierung waren, in seinen Privatbesitz überschreiben. Dieses dubiose Bereicherung und anderes unehrenhaftes Verhalten reichte im Jahr 1765 für einige Anklagen der Rentkammer (die Behörde, die die direkten Einkünfte des Landesherren verwaltete), seine Amtsenthebung und die Streichung seiner Pensionsbezüge. Ungerechtfertigt erhobene Geldbeträge musste er wieder zurückzahlen. Einige Zeit später verkaufte er den Rasteder Besitz samt Schloss Rastede. Angaben nach Wikipedia 05.05.2007. 216 Gemeint ist die Churfürstliche Brandenburgische Gesinde- Und in etzlichen Puncten revidirte Bauer- Und Schäffer-Ordnung/ Im Hertzogthumb Hinter-Pommern/ Und Fürstenthumb Cammin. Colberg [Kolberg] 1670, [27] Bl. (Sign. SBB-PK Gr 18042), die von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) erlassen wurde. Es gibt zahlreiche ähnliche frühere und spätere Fassungen, auch für andere Landesteile. 91 Aufsicht über die Höhung nur nebensächlich; es wird sich um kleinere xxbestände gehandelt haben, für die auch heute die Gutsbetriebe kein Forstpersonal haben. Als der Große Kurfürst 1668 die kurpommersche Kreise durch seine Truppen hatte besetzen lassen, mußten seine Schützen Waldwärterdienste mit versehen. [2] Dem Jochen Maaß wurde am 19.02.1744 in Dorphagen ein Sohn Joachim geboren, der 1774 in Zoldekow eine Dorothea Elisabeth Krüger aus Schwirsen heiratete. Dieser Joachim Maaß wurde Schaf- und Kuhpächter. Auch von den damaligen Schäfern hat man heute keinen rechten Begriff mehr, zumal der Schafbestand um die Hälfte abgenommen hat. Daß es keine unxxlichen Leute waren, ergibt sich aus den vielen Vorschriften der Bauern- und Schäferordnung von 1616 und 1670. Und wenn man bedenkt, daß größere Schäfereien mit 1000 bis 2000 Schafen keine Seltenheit waren, die Schafe gemolken und Schafkäse gemacht wurden, so wird ersichtlich, daß solche Schäfereien einen umfangreichen Betrieb erforderten und beachtliche Werte darstellten. Ursprünglich werden die Schäfer gegen Dienstvertrag angestellt worden sein. Dann aber wurden Kühe und Schafe an Pächter zur Nutzung übergeben. Das eigene, oft recht zahlreiche Vieh (100-200 Schafe) brachten diese mit ein. Neben den eigentlichen Gutsbetrieben, xx deren Schxx ein Hofmeister stand, den heutigen Gutsverwaltern vergleichbar, gab es vielfach besondern Kuhpächtereien und Schäfereien; häufig galten auch die Hofmeister zugleich als Kuhpächter. Als unser Joachim Maaß auf der Moitzower Gedde – auch Neue Gedde genannt – wohnte, wird dies die Kuh- und Schafpächterei von Moitzow (Kreis Greifenberg) gewesen sein; sie hatte damals zwei Feuerstellen. Diese Pächter pflegten häufig ihre Stellung zu wechseln; deshalb hat sich auch Joachims Sterbeort nicht ermitteln lassen. Aus den Mietpächtern gingen oft die Arrendatoren [Pächter] der Gutsbetriebe hervor. Viele Freileute hatten dann den Gutsbetrieb als Ganzes gepachtet wie unsere heutigen Gutspächter. Seite 21 Nr. 31 der Ahnentafel wird Michael Pahl als Arrendator von Sihwirsen [?] genannt, gest. 1749 und Seite 16 Nr. 11 Michael Müller, Arrendator von Batzwitz. Ob Peter Adenburg, Verwalter in Zawelost i. Pom., † 1676 zu Welsihenburg [?], Kreis Dramburg, Seite 22 Nr. 67, hierher zu rechnen ist, mag zweifelhaft sein; dasselbe gilt von den beiden Martin Gauger in Muddelmow und in Schnatow und Tebenow (S. 26 Nr. 81 und Nr. 41). – Bauernfamilien gehören mehrfach zu unsern Vorfahren. M.H. 92 93 Teil 3: Martin Hasenjaeger, Beiträge zur Familie Streitz Martin Hasenjaeger Beiträge zur Geschichte der Familie Streitz in Pommern Benstrup über Löningen (Oldenburg) 1949 I. Familienname und frühe Vorkommen von Streitz 1.) Bei dem Fehlen von Urkunden über die Entstehung eines Familiennamens ist man vielfach auf Vermutungen angewiesen, wie dieser Name zum Familiennamen geworden sein kann. Das gilt auch für den Namen Streitz. Es gibt verschiedene Möglichkeiten den Namen zu deuten. Da Streitz auch ein Ortsname ist – Groß-Streitz liegt etwa 12 km nordwestlich von Köslin-, wird die Familie ihren Namen nach dem früheren Wohnort erhalten haben, von dem sie einmal zugezogen ist; die Art dieser Entstehung hat immer am meisten Wahrscheinlichkeit für sich. Aber dann entsteht die weitere Frage, was dieser Ortsname bedeutet. Er ist slawischer Herkunft und bezeichnet einen Grenzposten, eine Wache, aus der dann später die Ansiedlung entstanden ist. Für den Familiennamen kommen verschiedene Schreibweisen vor, z.B. Streitz, Streetz, Streze, Strietz, Strietze, Streytz u.a. Manche Familien haben die [2] niederdeutsche Aussprache Strehtz beibehalten. 2.) Zuerst wird der Familienname Streitz – nach dem Ergebnis der bisherigen Forschungen – im Jahre 1431 erwähnt, und zwar in Greifswald (s. Geschichte der Greifswalder Kirchen etc. Teil 2 Cler. Camm. D. Supplik, April 12.1431 Seite 833217). Am 12. April 1431 wird dem Vikar Jakob Streze vom Papst eine Provision von 3 M. vom Altar der Katharina in Wolgast bewilligt. 1441 kaufte der Magister Jakob Streze ein Haus in der Pferdestraße. 1456 wird er immatrikuliert, wohl aus Anlaß der Gründung der Universität. Am 12. Juni 1457 erhält er eine Dompräbende [?]. – Das sind die Nachrichten von dem ersten bekannten Träger des Namens. Woher er stammte, ist leider nicht gesagt. 3.) Dann hören wir über ein Jahrhundert nichts von der Familie. Erst in dem im Stettiner Staatsarchiv aufbewahrten218 Akten der Stadt Gollnow – Rep. 38b [3] H.S. Gollnow Nr. 1 Blatt 74 – findet sich eine Eintragung vom 12. Dezember 1564: der Müller von Schönhagen Michael Streytz pachtet Land von der Otto Roloffschen [der Frau des Otto Roloff]. – Es folgen dann weitere Eintragungen: 1577 kauft er nochmals ½ Kamp Landes. Zu welchem Zweck dieser Landerwerb stattfand, ist nicht ersichtlich. Man sollte meinen, daß Michel Streitz nach Gollnow habe verziehen und dort Bürger werden wollen. Es ist auch möglich, daß der Ankauf für einen Hofe erfolgte. Denn am 13. Mai 1584 wird ein Jochim Streitz Bürger in Gollnow. Wer das ist und woher er stammt, ist nicht bekannt. Am 27. Februar 1594 war ein Daniel 217 Gemeint ist Pyl, Theodor. Geschichte der Greifswalder Geistlichkeit und Schule bis zur Reformation, Chronologische Übersicht der Geistlichen bis zur Gegenwart, und alphabetisches Personen-Verzeichnis. Greifswald, 1886, S. 665-1072. Gesamttitel: Geschichte der Greifswalder Kirchen und Klöster, sowie ihrer Denkmäler, nebst einer Einleitung vom Ursprunge der Stadt Greifswald / Theodor Pyl ; Theil 2; nachgewiesen z.B. in der SBB-PK. 218 Möglicherweise heute (2007) dort oder im Landesarchiv Greifswald, vgl. die wenigen Hinweise zu Stargard in Anlage 2 a.E. 94 Möller von Schönhagen (in der Mitte zwischen Gollnow und Naugard) Gollnower Bürger geworden. Er interessiert uns insofern, als aus [dem Jahre] 1601 ein Testament von Daniel Möller, Mitbürger in Gollnow, und seiner Ehefrau Anna Streitzis vorliegt. Leider sind über diese Träger des Namens Streitz keine Verwandtschaftsverhältnisse überliefert. Es ist noch möglich, daß Michel [4] Streitz als der Ahnherr einer weitverzweigten Müllerfamilie anzusehen ist, die wir später auf vielen Mühlen antreffen. 4.) Die nächste Nachricht steht wieder im Gollnower Bürgerbuch219: am 19. XII. 1615 wird ein Daniel Streitz genannt, dessen Name auch im Stadtbuch am 13. IV. 1646 vorkommt. 1656 ist ein David Streitz in Gollnow Bürger und am 20. October 1656 wird ein Daniel Streitz als Schwingmüller bezeichnet (die Schwingmühle liegt 4 km von Naugard). Am 28. II. 1651 steht ein Jochim Streitz aus Baumgarten Pate in Klötzin, wie aus dem Gültzower Bürgerbuch ersichtlich ist. 5.) Im Staatsarchiv Rep. 24 Litt. B Nr. 1226 ist eine Klage von Michael Strietzen contra Joachim Degner und Henning Borke Witwe Vormund zu Rosenfelde wegen Mühlendamm u.s.w. [enthalten]. Streitz schreibt von der Rosenfeldischen Korn- und Schneidemühle. Er hat Weib und Kinder und unterschreibt Michel Streitzen, [5] Müller auf der Lessenthinschen Wassermühle, Januar 1624. – In den Akten Nr. 1269 Michel Stritze zu Lessenthin contra die Borken 1628 heißt es: der Müller Strietze hat sich ca. 1628 heimlich davongemacht; Pacht scheint er schon seit 1610 nicht gezahlt zu haben. 6.) Es mögen hier noch folgende nicht unterzubringende Mitteilungen erwähnt sein. Aus Rep. 71 Jacobshagen Nr. 112 Rehwinkel 17. März 1653 Mühlenbesitzer Jürgen Streitz durch seine Hausfrau Theodor Kempen seel[ige] Nachgelassene Wittib Erbauseinandersetzung im Juni 1640. – Denselben Jürgen Streitz scheint eine Nachricht in Rep. 12b Tit. 6 H.P. Sect. 2 Saatzig Ii zu betreffen, wonach ein Jürgen Streitz 1648 oder 1650 Jacobshagen besessen hat; es ist aber nicht festzustellen, ob es vor oder nach Rehwinkel der Fall war; - Schließlich wird in Altenwedel im Amt Saatzig 1687 ein Jürgen Streitz als Zweihufer genannt. – II. Der Spitzenahn Daniel Streitz d.Ä., † um 1640 [6] Sind bis hierhin keinerlei Zusammenhänge unter den verschiedenen Namensträgern nachweisbar, so kommen wir durch ein Aktenstück des Stargarder Heimatmuseums Trede von der Zinne 1409-1632 (Nr. 1341, jetzt im Staatsarchiv) auf die ersten Personen, von denen unsere Vorfahren einwandfrei hergeleitet werden können. Um 1609 wird auf der Mühle in Klützow bei Stargard noch die Witwe des vorigen Besitzers erwähnt. Wann ein Streitz dorthin gekommen ist, ob vielleicht durch Einheirat, ist aus den Vorgängen nicht ersichtlich. Vom Jahr 1625 liegt dann aber eine Beschwerde über Daniel Streitz vor, die durch ein eigenhändiges Antwortschreiben vom 7. April 1625 beantwortet wird. Auffällig ist, daß der Vorname erst Michel lautet und dann in Daniel geändert ist. War der erste Besitzer ein [7] Michel Streitz, oder war es der Vater des Daniel, der auswärts wohnte und beim Mühlenerwerb beteiligt gewesen war? 1629 heißt es dann: der „gewesene“ Müller Daniel Strietze hat die Klützowsche Mühle verkauft und ist nach Polen verzogen. Wo dieses Polen gelegen hat, mag recht zweifelhaft sein. Jedenfalls folgt eine Klage: In Sachen Daniel Streitzen Schl., Mühlenmeister zu Klützow, hinterlassene Söhne, benamentlich Daniel, Paul und Gabriel, Klägern, gegen Jakob Welsow, den Nachfolger in Klützow. Der Streit der Erben schließt mit einem Vergleich vom 1. Juli 1642. 219 Das Bürgerbuch Gollnow (ungedruckt) soll sich 1998 im Landesarchiv, M.-Andersen-Nexö-Platz 1, 17489 Greifswald befunden haben, s. Gunthard Stübs auf http://hinterpommern.de/Wegweiser/node9.html (05.2007). 95 Der ehemalige Besitzer der Klüstrower Mühle, Daniel Streitz, hat also die Mühle verkauft, ist verzogen, zwischen 1638 und 1640 verstorben, und hat drei Söhne hinterlassen. Von diesen hören wir dann in den Akten der Stargarder Müllerinnung und aus Kirchenbüchern. Der älteste Sohn Daniel wird Mühlenbesitzer in Zachan und ist unser Ahnherr. – Gabriel ist Müller in Dölitz und 1647 in Güntersberg als Pate [8] genannt. Da er 1653 nicht mehr an die Stargarder Innung Beitrag zahlt, scheint er verstorben zu sein. – Paul Streitzens Frau Bexxengel Tribbensee steht am 26.09.1648 Pate in Güntersberg, er selbst wird als Müller aus Reetz bezeichnet. Als er 1657 Pate bei Daniels Sohn Friedrich ist, heißt es, er sei Mühlenmeister in Regenwalde. Da die Kirchenbücher in Regenwalde erst 1666 beginnen, scheint er vorher gestorben zu sein, wenn er nicht wieder – unbekannt wohin – verzogen ist. 1. Daniel Streitz [d.J.] – 1666 Wir kommen nun zu Daniel Streitz, dem Mühlenmeister in Zachan. Sein Vater war der Müller gleichen Namens in Klützow, wie aus vorstehend erwähnter Klage hervorgeht. Wo Daniel geboren ist, läßt sich nicht nachweisen. Klützow wird es kaum sein, vielleicht kommt Schönhagen in Betracht. Die im dort gelegene Schönhagensche Mühle gehörte den [von] Flemmings und den Petersdorffen (Rep. 12b Tit. 2H.P. Amt [9] Naugard Nr. 1a, ca. 1580). Nach Berghaus, Landbuch von Pommern, bestand ein Zusammenhang zwischen Klützow und Schönhagen. Letzteres gehörte früher zum Saatziger Kreis. Die Hälfte von Schönhagen gehört dem Flemming Kreis, die andere Hälfte zu Klützow. Es liegt daher nahe, daß der ältere Daniel Streitz aus Schönhagen nach Klützow gekommen ist. War der Michel Streitz in Schönhagen sein Vater? Warum steht in dem Schreiben von 1625 zunächst der Name Michel unterzeichnet? Ohne Grund, aus reiner Gedankenlosigkeit, kann Daniel nicht statt seines Vornamens einen andern unterschrieben haben. Es mögen da sehr wohl noch Beziehungen nach Schönhagen bestanden haben, für die der Grundherrschaft gegenüber immer noch der alte Michel Streitz als der Verantwortliche seinen Namen hergab. Geheiratet hat der Zachaner Daniel Streitz am 13. Mai 1644 in Güntersberg und zwar die dortige Müllertochter Emerentia Schröder. Aus dieser Ehe sind acht Kinder hervorgegangen: 1.) Maria * 19.10.1645, † 12.08.1646 2.) Gabriel [10] * 09.10.1647 3.) Daniel * 19.08.1649, † 29.12.1686, war Müller in Zachan, 4.) Paul * 30.05.1652, später in Wudarge, 5.) Jochim * 31.05.1655, später auf der Rauschmühle, 6.) Friedrich * 02.08.1657; Pate war der Müllermeister Paul Streitz aus Regenwalde. Friedrich war später in Goldbeck 1714. 7.) Christian * 07.08.1660, wohl bald verstorben; dann 8.) wieder ein Christian * 27.05.1662, war 1691 in Schönebeck. Daniel Streitz hat auch Schönebeck bewirtschaftet, da ein Pachtvertrag von 1650 vorliegt. Nach den Akten Rep. 12b Tit. 6 H.P. Sect. Döhlitz Nr. 4i klagt 01.03.1655 Daniel Streitz wegen Holz und Mahlgästen-Gerechtigkeiten. 1644 wird bei ihm in Zachan ein Lehrling losgesprochen. 1666 wird Daniel als der älteste Beisitzer im Mühlenamt als aus Schönebeck benannt. Nach einer Kirchenrechnung aus 1666 werden die Kosten für sein Begräbnis eingefordert, sodaß er also in diesem Jahr gestorben ist. Die Schönebecker Mühle scheint also seine Hauptniederlassung geworden zu sein. Bei seinem Tode [11] waren alle seine Kinder noch minderjährig. Seine am 4. Mai 1628 in Güntersberg geborene Ehefrau ist wohl 1694 in Schönebeck gestorben. – 96 Die sechs Söhne aus dieser Ehe sind alle Müller geworden und haben alle sechs ihre Mühlen. Gabriel hat bis 1694 Schönebeck bewirtschaftet. Ob er dann verstorben ist, darüber fehlen die Aufzeichnungen; der zweite Sohn Daniel ist Nachfolger in Zachan geworden. Nach seinem frühen Tode 1686 hat die Witwe wieder geheiratet; die Mühle ist dann an eine andere Familie (Mahlkuck, zweiter Ehemann) übergegangen. – Paul wurde Besitzer in Wudarge. – Der vierte Sohn Joachim erwirbt die Rauschmühle, die dann bis 1926 im Familienbesitz geblieben ist. – Friedrich wird als Besitzer der Mühle in Goldbeck genannt. Seine Großmutter Maria Schröder in Güntersberg war eine Tochter des Müller Jürgen Wendt in Goldbeck. – Der jüngste Sohn Christian wird im Kirchenrechnungsbuch von 1695 ab als Müller von Schönebeck bezeichnet; [12] also ist sein ältester Bruder Gabriel seit der Zeit fortgefallen. Ein Sohn von Christian ist später Kaufmann in Stargard. Er wird als solcher genannt, als eine Pulverexplosion auf seinem Grundstück entstanden war, und er scheint auch Gymnasiasten durch Gewährung von Mittagstische und dgl. unterstützt zu haben. In einer Testamentsunterschrift hat er folgendes Siegel beigedrückt: [Abbildung]. III. Die Rauschmühle bei Freienwalde in Pommern Ein Viertel-Jahrtausend hat die Familie Streitz die Rauschmühle bei Freienwalde i. Pom. besessen. Die Mühlenwerke sind den Zeiten entsprechend ausgebaut und gehörten zu den leistungsfähigsten in Pommern. Der dazu gehörige [13] Landbesitz wurde nach und nach vergrößert – zuletzt waren es etwa 420 Morgen – und gut bewirtschaftet. Es war ein schönes Besitztum, und die Familie Streitz hatte hier eine sichere Heimstätte. Die Rauschmühle gehört zur Stadt Freienwalde, und diese war Eigentum derer von Wedel auf Uchtenhagen, Freienwalde und Mellen erbsassen. 1638 war die Pest in Freienwalde. Am 31. Dezember starb der Rauschmüller Peter Jung und dessen Bruder. Er hinterließ Söhne, zu denen wohl Peter Jung gehörte, der 1645 Pacht zahlte. Im Jahr 1639 wurde die Mühle auf 504 Taler taxiert, da sehr baufällig, und für nur 4 Sch[ock] an den neuen Müller verpachtet. An der Mühle stand Geld von Michel Havemeister, Peter Jungs sel[iger] Witwe, u.a. 1653 wird ein Havemeister als Mühlenmeister genannt. Im Kirchenbuch wird unterm 24. Juli 1672 die Geburt eines Adam Kempe eingetragen, als dessen Eltern Hans Kempe, molitor [Müller] in der Rauschmühle, und Maria Haupt verzeichnet sind. Bei der Geburt [14] einer Katharina Kempe am 14. Sept. 1677 heißen die Eltern Christian Kempe und Maria Schultz; als Pate wird noch ein Christian Kempe genannt, der Müller in Basenthin war. Es treten immr gleich ganze Müllerfamilien in Erscheinung. Um diese Zeit ist die Rauschmühle dann an Joachim Streitz übergegangen. Joachim Streitz (1655-1718) Joachim Streitz wurde am 31. Mai 1655 in Zachan als fünftes Kind des Mühlenmeisters Daniel Streitz und der Emerantia Schröder geboren. Er heiratete mit 22 Jahren eine Barbara Oldenburg, Tochter des Verwalters Peter Oldenburg zu Zawelost i. Pom. und einer geborenen Kruse. Oldenburg war am 26.02.1676 in Welsihenburg, Kreis Dramburg, verstorben. Wo Joachims Hochzeit stattfand, ist nicht bekannt. Am 17.12.1677 wird Barbara noch als seine verlobte Braut bezeichnet. Die Eheschließung wird nach dem Weihnachtsfest stattgefunden haben. Mit der Heirat [15] wird auch die Übernahme der Rauschmühle zusammenfallen. Bei der Taufe des ersten Kindes Ende September 1678 stand noch Hans Kempe Pate; er wird aber als „Malzmüller“, nicht mehr als Rauschmüller, bezeichnet, ist auch bald darauf verstorben. Aus der Ehe mit Barbara Oldenburg stammen sechs Kinder, vier Mädchen und zwei Knaben. Barbara starb am 25. März 1696 und ist am 29.03. begraben. Joachim heiratete dann eine Katharina Schwerin, die schon nach drei Wochen verstarb. Seine dritte Frau war Maria Köller, von der er noch Mädchen und drei Knaben hatte, sodaß die ganze Nachkommenschaft 97 aus 14 Kindern bestand. Joachim Streitz ist am 10. Nov. 1718 im Alter von 66 Jahren (? 63 ½)220 als Erbmüller auf der Rauschmühle verstorben. Seine Witwe überlebte ihn und starb am 26. Januar 1732. Daniel Streitz (1688-1752) Joachims Nachfolger ist der am 20. März 1688 geborene Daniel Streitz, der einzig überlebende Sohn aus erster Ehe. Er heiratete eine Regina [16] Beyersdorff, die wahrscheinlcih 1701 in Basenthin geboren ist; die Kirchenbücher aus dieser Zeit sind vernichtet. Daher ist auch die Eheschließung nicht bekannt, die vor 1721 stattgefunden hat. Daniel ist am 30. September 1752 im Alter von 64 Jahren gestorben, seine Witwe am 18. Februar 1771 bei ihrem Sohn Johann Jakob in Wangeritz, 70 Jahre alt, aber in Freienwalde am 25. Februar begraben. Aus der Ehe sind acht Knaben und drei Mädchen hervorgegangen: 1.) Anna Dorothea * 27.05.1721, verh. 06.12.1753 mit Balthasar Friedrich König, Pistor viduns [verwitweter Bäcker]. 2.) Joachim, der spätere Besitzer der Rauschmühle. 3.) Johann Daniel * 22.01.1726. Er studierte Theologie. Später war er Rektor und dann Oberpfarrer in Massow. – Von ihm wird erzählt, daß, als er seine erste Predigt in Freienwalde hielt, ohne die Eltern davon vorher in Kenntnis zu setzen, ihm seine Mutter nach der Kirche eine schallende Ohrfeige gab, weil er sie überrascht [17] und in Aufregung versetzt habe. (Ein Johann Strehtz, geboren zu Freienwalde i. Pom., übernahm 1713 als candidatus medicinae die Funktionen eines an der Pest verstorbenen Hamburger Armenarztes und promovierte 1716 in Halle zum Dr. med. Wo er nach 1716 geblieben, ist unbekannt. Aus dem Freienwalder Kirchenbuch ist seine Geburt nicht festzustellen. Er ist zuweilen mit dem vorstehenden Johann Daniel verwechselt.) – 4.) Martin Daniel * 08.03.1728, später Besitzer der Massower Mühle, verheiratet mit Sophia Severin aus Massow. – 5.) Johann Christian * 15.05.1730, † 20.02.1781, molitor [Müller] caelebs [? Vermutlich Lesefehler von Hasenjaeger? Gemeint wohl aetate, im Alter von] 50 annos [Jahren]. 6.) Anna Christlieb * 10.03.1732, † 06.02.1739. – 7.) Johann Friedrich * 05.04.1734. – 8.) Johann Jakob, später in Wangeritz und dann in Rauschmühle. – 9.) Daniel Wilhelm * 12.05.1738. – 10.) Dorothea Marie * 23.07.1740. – 11.) Johann Gottlieb * 23.07.1741, bei seiner Heirat 1762 mit Dorothea Marie Rabe noch juvenis [Junggeselle], dann operarius [Arbeiter], später als Müller bezeichnet; [18] ein Sohn von ihm wird um 1800 in Stargard als Frachtfuhrknecht des Müllermeisters Gottlieb Streitz in Freienwalde genannt. Von Daniel Streitz hat sich in der Rauschmühle ein Schnitzwerk erhalten. Auf einer über 2 m langen Tafel war auf der einen Seite ein Müller abgebildet, der einen Mehlsack trägt, und gegenüber ein Storch mit einem Stechkissenkind im Schnabel. Dazwischen der Spruch: Ich aber will zu Gott rufen, und der Herr wird mir helfen. Das Ganze von Eichenblättern umgeben. 220 98 Klammerzusatz so vom Autor Martin Hasenjaeger. Auf dem untern Ende der Tafel war eine kreisförmige Umrahmung mit einer Anzahl großer Buchstaben, deren Bedeutung nicht zu erklären ist. Die Arbeit war ein schönes Zeichen guter Volkskunst und beweißt die Fertigkeit von Daniel Streitz in der Holzbearbeitung. Als Verfertiger ist sein Name und die Jahreszahl 1726 [19] angegeben. Vielleicht war die Geburt des Sohnes Johann Daniel im Januar 1726 der Anlaß zu dieser Schnitzerei. Joachim Streitz (1723-1773) Joachim, gleichen Namens wie der Großvater, war der älteste Sohn seiner Eltern, am 26. September 1723 geboren. Nach dem Tode des Vaters 1752 bewirtschaftete er die Mühle. Die jüngeren Brüder, besonders der ledige Johann Christian, werden ihn hierbei unterstützt haben. Auch Joachim hat erst spät geheiratet, eine Johanna Charlotte Wentzel, die noch vor ihm, am 1. April 1773, im Alter von 28 Jahren verstorben ist. Über dem Lebensende dieses Joachim Streitz waltet ein böses Geschick. Bei Massow war eine russische Kriegsxxe beraubt und die Begleitung ermordet worden. Da der preußische König damals mit dem Russenherrscher im Frieden und [20] Freundschaft lebte, mußten die Übeltäter ermittelt und bestraft werden. Täter sollte der Warsower Müller sein, wohl der jüngere Bruder Martin Daniel. Joachim wurde ebenfalls verdächtigt, und beide wurden am 22.09.1773 hingerichtet. Die Akten sind später nachgeprüft und die Unschuld der angeblichen Täter ist erwiesen. Leider ist es nicht das einzige Urteil damaliger Kabinettsjustiz. Da die Ehe von Joachim kinderlos geblieben war, haben die Erben des verstorbenen Besitzers die Rauschmühle laut Kontrakt vom 9. September 1780 für das höchste Gebot bei der Liquidation [?] von 3365 Rthlr. Preuß. Silber Courant an den Mühlenmeister Johann Jakob Streitz erb- und eigentümlich verkauft. Johann Jakob Streitz (1736-1788) Er war als sechster Sohn am 3. Juli 1736 geboren und wurde, wie üblich, Müller. Welche Wege [21] ihn nach Wangeritz bei Pflugrade im Kreise Naugard gewiesen haben, läßt sich nicht mehr feststellen. Er heiratete dort im October 1764 die daselbst am 16. Sept. 1745 geborene elternlose Christina Kertzendorff und wurde dadurch Besitzer der Wangeritzer Mühle. In der Ehe wurden neun Kinder geboren, die ersten in Wangeritz, die drei letzten in Rauschmühle. 1.) Johann Christian, * 23.- 1765. 2.) Sophie Charlotte, * 15.04.1767, † 07.05. – 3.) Marie Charlotte * 14.11.1768, † 26.11. – 4.) Karl Friedrich * 24.03.1770. – 5.) Christine Louise * 07.11.1772. – 6.) Johann Daniel * 20.04.1775, † auf Rauschmühle 12.12.1785. – 7.) Ernst Wilhelm * 14.12.1779 in Rauschmühle – 8.) Christian Friedrich * 29.11.1781. – 9.) Johanna Friederike † 05.04.1783. Durch den Tod des älteren Bruders Joachim war die Rauschmühle seit 1773 ohne Eigentümer. Johann Jakob kaufte sie von den Erben am 9. Sept. 1780. Er scheint aber schon früher [22] übergesiedelt zu sein, denn sein 1779 geborener Sohn wurde schon in Rauschmühle geboren. 99 Johann Jakob ist am 29. Juni 1788 gestorben. Der Todestag seiner Ehefrau ist unbekannt und in Freienwalde oder Wangeritz nicht eingetragen; vielleicht ist sie bei einem ihrer Kinder verstorben. Karl Friedrich Streitz (1770-1848) Der Nachfolger auf der Rauschmühle wurde der am 24. März 1770 in Wangeritz geborene Karl Friedrich Streitz. Er heiratete am 13. Januar 1802 in Regenwalde die Tochter des dortigen Mühlenbesitzers, Karoline Marie Gauger, geboren am 11.07.1782 in Regenwalde und gestorben am 3. April 1843 in Rauschmühle. In erster Ehe war Karl Friedrich am 24.11.1795 mit Dorothea Christina Behm verheiratet, geb. am 7. Sept. 1766, Freischützentochter aus Goldbeck. [23] Der Vater [war] Johann Christian Behm, geb. 1739, verheiratet mit Maria Elisabeth Marquard am 23.10.1760. Eine Tochter aus dieser ersten Ehe, Anna Christine Karoline, geb. 16.07.1801, starb am 12. Juli 1802; die Mutter war schon am 21.07.1801 in Rauschmühle verstorben. Aus der zweiten Ehe mit der Gauger sind folgende Kinder: 1.) Charlotte Marie Magdalene, geb. April 1803, † Januar 1804. 2.) Charlotte Karoline Wilhelmine, * 23.07.1804, verh. mit Mühlenbesitzer Samuel Friedrich Tiede in Uchtenhagen; sie starb am 21.07.1878 in Stargard. 3.) Martin Ferdinand Wilhelm, * 19.01.1806; verh. in erster Ehe mit Emilie Wilhelmine Sievert, † 29.04.1836; in zweiter Ehe mit Marie Wilhelmine Sell am 27.10.1836. 4.) Karl August Friedrich, * 11.02.1808, † 15.04.1875. 5.) Sanna ?? Friederike Magdalene, geb. 11.03.1810, verh. 1831 mit Albert Theodor Royer, † 08.10.1858 in Galveston (Texas)221. Der Mann † 22.07.1855 [24] in NeuBraunsfeld (Texas)222. 6.) Johann Ludwig Theodor, * 18.11.1811, verh 14.05.1857 mit Luise Henriette Sell (Lübower Linie). – 7.) Luise Henriette Christine, * 20.02.1814, heiratet 1846 den Johann Ernst David Lebender in Stargard. – 8.) Augustine Sophie Albertine, * 18.12.1815, † 30.11.1885 unverheiratet in Stargard. – 221 Galveston ist die Kreisstadt des Galveston County auf einer der Küste vorgelagerten, lang gestreckten schmalen Insel, etwa 80 km südöstlich von Houston, Texas, am Golf von Mexiko. Die Insel bildet zugleich die südliche Grenze der Galveston Bay. 1836 erwarb eine Gruppe von Geschäftsleuten Land, um eine Stadt zu gründen. Nach Weiterverkauf der Flächen wurde 1839 eine Stadtsatzung angenommen und die Neugründung vom Kongress der Republik Texas anerkannt. Im 19. Jahrhundert kamen viele deutsche Einwanderer nach Galveston und stellten schließlich ein Drittel der Einwohner. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Galveston eine prosperierende Stadt und wichtigster Hafen (dritter in den USA, erster für Baumwolle) und Handelszentrum Texas’ mit einer Bevölkerung von 38.000 Einwohnern. Der rasche wirtschaftliche Aufschwung der Stadt wurde 1900 durch einen Hurrikan, der über 8000 Todesopfer forderte, beendet. Das im Binnenland gelegene und geschütztere Houston entwickelte sich in der Folge zum wirtschaftlichen Zentrum der Region und überflügelte Galveston, das heute vor allem Naherholungsgebiet für die Metropole Houston ist. Die Stadt hatte im Jahre 2000 57.247 Einwohner. 222 Im Guadaloupe-Tal, ca. 50 km nördlich von San Antonio, der ältesten und heute nach Houston zweitgrößten Stadt in Texas. Wie Galveston gab es auch in und um San Antonio eine bedeutende Minderheit deutscher Einwanderer. Das Wohngebiet König-Wilhelm-Viertel (King William District) wurde von deutschen Kaufleuten im späten 19. Jahrhundert zu Ehren von König Wilhelm I. von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm I.) benannt. New Braunsfeld ist heute in der Region für sein Oktoberfest bekannt. Eine Vorstadt von Stettin heißt Braunsfelde. 100 9.) Ernestine Juliana Maria, * 10.05.1819, † 1840. – Karl Friedrich Streitz ist am 10. Juni 1848 verstorben. Die vier Geschwister: [Charlotte Karoline Wilhelmine] Tiede, Wilhelm Streitz, [Luise Henriette Christine] Lebender und Auguste Streitz liegen auf dem Stargarder Friedhof an dem gleichen Wege, rechter Hauptweg rechts von der Schellener Straße, die beiden ersteren an der linken, die andern beiden an der rechten Seite. Karl August Friedrich Streitz (1808-1875) Er wurde am 11. Februar 1808 geboren und [25] besuchte die höhere Schule in Stargard. Der ältere Bruder Wilhelm hatte die Fährmühle gekauft, da blieb für Karl, als sich die Eltern zur Ruhe setzten, die Rauschmühle. Durch Vertrag vom 25. September 1840 hat er die Mühle für 9500 Taler gekauft. Karl Streitz hat auf der Rauschmühle einen Dampfkessel eingebaut; es war dies der erste in Pommern. Dieser Kessel ist bis in die letzte Zeit noch in Betrieb gewesen. In den letzten Lebensjahren half Karl sein Neffe Emil, der dann sein Nachfolger wurde. Karl Streitz ist unverheiratet geblieben. Man erzählte, es habe eine Liebschaft mit der einen Tochter des Landrats von Waldow in Steinhöfel bestanden. Karl ist am 15. April 1875 gestorben und auf dem Freienwalder Kirchhof begraben. Emil Hermann Streitz (1848-1917) [26] Emil Streitz wurde am 27. Februar 1848 als jüngstes Kind von Wilhelm Streitz und Wilhelmine, geb. Sell in Fährmühle geboren. Er besuchte die Schule in Zachan und erlernte dann die Müllerei bei seinem Vater. 1866-69 war er als Bescheider tätig. Nachdem sein Bruder Louis die Jacobshagener Mühle 1871 gekauft hatte, war er diesem behülflich, die Mühle neu aufzubauen. Von etwa 1873 ab wirtschaftete er bei seinem Onkel in Rauschmühle bis zu dessen Tode. Darauf kaufte er von den Erben, d.h. also von den Geschwistern des xx, die Rauschmühle und heiratete am 27.04.1876 die Hilda Auguste Louise Jaenke aus Ravenstein, geb. 30.06.1857, gestorben 30. Juli 1917 in Würzburg. Emil Streitz starb am 11. Februar 1917. Beide sind in Rauschmühle begraben in dem sog. Espenholz, das der Mühle gehörte und unter Naturschutz gestellt ist. Noch vorhandene Grabmäler [27] älterer Familienmitglieder hatte Emil Streitz schon vordem hierher schaffen und aufstellen lassen, sodaß hier eine besondere Friedhofsanlage der Familie Streitz geschaffen war. Nach dem Tode von Emil Streitz wurde die Witwe die Besitzerin der Mühle. Unter Emil Streitz war die Mühle in mustergültiger Weise ausgebaut worden. Die Tagesleistung betrug etwa 40 Tonnen; es konnte auch mehr abgemahlen werden. Schmiede, Tischlerei, eigene elektrische Anlagen und dgl. Waren ebenfalls vorhanden. Zum Landbesitz gehörten 420 Morgen, die um die Mühle herum lagen und einen eigenen Jagdbezirk bildeten. Das Wohnhaus war zeitgemäß ausgebaut und vergrößert. Emil Streitz hinterließ ein ansehnliches Besitztum in gutem Zustande. In Stadt und Kreis war er ein angesehener Mann, der viele Ehrenämter bekleidete. Aus der Ehe stammen 13 Kinder, von denen neun verheiratet waren, vier starben in jüngeren Jahren. Geschwister Streitz (1917-1926) [28] Nach dem Tode von Hilda Streitz 1917 gehörte die Mühle Alfred Streitz, Grete Richter und Kaete Lagris. Den andern Geschwistern wurde ihr Erbteil ausgezahlt. Käte Lagris trat 1924 aus der Firma aus und erhielt als Sicherheit 300 Morgen Land für ihren Besitzteil. Im Mühlenbetrieb fehlte die sachkundige Leitung, erforderliche Erneuerungen und zeitgemäße Verbesserungen wurden nicht ausgeführt. Xxseits waren für die großen Ausgaben, die 101 gemacht wurden, keine Dxxtungen vorhanden. Die Folgen dieser Wirtschaft blieben nicht aus, um 1926 kam die Mühle in Konkurs. Das jahrhundertealte, schöne Besitztum der Familie Streitz war leichtfertig verloren. Zunächst erstand der Stargarder Ein- und Verkaufsgewinn die Mühle, dann ein Kollmann, dann der Müller Mahlkuch aus Klützow, der den Mühlenbetrieb ausschlachtete, und schließlich [29] kaufte den Rest ein Fuhrunternehmer Stange aus Nörenberg. – Von den beiden Söhnen von Emil Streitz war Georg kinderlos 1926 in Erfurt verstorben; er war Opernsänger geworden. Alfred, geb. 12.06.1897, heiratete am 28.09.1923 Erika Marie Liman, geb. 15.03.1889. Aus der Ehe ist nur eine Tochter hervorgegangen. Damit stirbt die männliche Nachkommenschaft von Emil Streitz aus. Alfred lebt in Berlin und verdient seinen Unterhalt durch Klavierspiel in Gastwirtschaften. Über Wilhelm Streitz und Wilhelmine geb. Sell und die Kinder steht ein Aufsatz in dem Büchel über unsere Hasenjaeger-Vorfahren; es ist daher hier nicht wiederholt. Louis Streitz (1839-1915) [30] Albert Louis Streitz wurde in Fährmühle, Kreis Pyritz, a 19. Februar 1839 als zweites Kind seiner Eltern Wilhelm und Wilhelmine Streitz geboren. Da der 1837 geborene Bruder früher starb, war er also der älteste der überlebenden Kinder aus dieser Ehe. Er besuchte die Schule in Reichenbach, dem Kirchdorf, zu dem die Fährmühle gehörte. Dann wurde er, wie es sich für einen Streitz gehörte, Müller. Die Lehrjahre verbrachte er bei seinem Vater. Als Geselle war er in Lübow bei dem Onkel Ludwig, der Mitter der fünfziger Jahre diese Mühle von einer Tante Voelker gekauft hatte. Mit 20 Jahren wurde Louis Soldat 1859-61, zunächst beim Infanterie-Regiment Nr. 9 und dann – als Auszeichnung – beim Lehrbattalion in Potsdam. Den Krieg mit Frankreich [1870/71] machte er schon als Landwehrmann mit, beim InfanterieRegiment 42; zunächst, 1870, war er in Glogau in einem Gefangenenlager, 1871 kam er nach Frankreich zur Verwendung in der Etappe. Seine Entlassung fand aber so frühzeitig statt, daß er schon im Mai 1871 die [31] Mühle in Jacobshagen auf der Zwangsversteigerung kaufen konnte. Die Mühle war völlig heruntergewirtschaftet und mußte von Grund auf neu gebaut werden. Hierbei half der Bruder Emil. Und wenn die Jakobshagener223 Einwohner zuerst den Kopf schüttelten und sich nicht viel von der Erneuerung versprachen, so wurden sie bald eines andern belehrt und erklärten: die beiden Brüder arbeiteten ja nicht wie Menschen, sondern wie Pferde. Die Hauswirtschaft besorgte die Schwester Marie, und auch sie hat ihr Teil beigetragen, die Wirtschaft in guten Gang zu bringen. – Aus der Wasserkraft wurden 40 Pferdekräfte genommen, sodaß täglich 4 to [Tonnen] abgemahlen werden konnten. Ein neues, stattliches Wohnhaus erstand, desgleichen neue Stallungen für die Landwirtschaft. An Acker war zuletzt (1945) 247 Morgen vorhanden. Eine Sägemühle ergänzte den Mahlbetrieb224. In wenigen Jahren war die Jakobshagener Mühle zu einem ansehnlichen [32] Besitztum aufgebaut, und sie stand weit und breit in gutem Ruf. Nachdem Louis die Grundlagen für einen gesicherten Betrieb geschaffen, dachte er auch an die Heirat. Er brauchte nicht in der Ferne zu suchen: in der Zachaner Wassermühle fand er in Elise Pauline Nielitz seine Ehefrau, die am 31. October 1848 in Zachan geboren war, und mit der er am 11. Juni 1877 die Ehe schloß. Drei Kinder wuchsen heran: Helene, geb. 4. Sept. 1878, gestorben im Januar 1923, Walter, geb. 1. August 1881, und Charlotte, geb. 22.12.1887, 223 Der Wechsel von Jacobshagen (mit „c“) zu Jakobshagen (mit „k“) so im Original und auch im Folgenden. Die jeweilige ursprüngliche Schreibweise wurde buchstabengetreu übertragen. 224 Sie lag am Einfluss des Schneidemühlenbeek in den Mühlenteich an der Breiten Straße, schräg gegeüber der Getreidemühle, im Stadtplan „Nr. 18 Sägewerk“. 102 verehelichte Dapke in Naugard, lebt [1948] bei ihrem Sohn Walter in Burfelden (Odenwald)225. Es war eine glückliche Ehe; der Mann versah den Außenbetrieb, die Frau waltete im Hause und hielt hier auf musterhafte Ordnung. Als die Kinder heranwuchsen, kamen sie nach Stargard auf die Schulen, Walter auf das Königliche und Gröningsche Gymnasium, die beiden Mädel auf die Höhere Mädchenschule, die spätere [33] Königin-Luisen-Schule (Lyzeum). Daneben hatten sie Klavierunterricht. Sport – Helene war Vorsitzende des Damen-RadfahrClubs -, schöne Reisen, und was sonst die Jugend erfreut, verschönten die Jugendjahre. Zur Familie gehörte auch „Tante Julchen“, die ältere Schwester der Hausfrau, die gleich von der Hochzeit mit nach Jakobshagen übergesiedelt war und nach ihren Kräften im Haushalt mithalf. Louis Streitz gewann sich schnell die Achtung der Einwohnerschaft. Er wurde nicht nur Gemeindevertreter, sondern auch bis zu seinem Tode Stadtverordnetenvorsteher, und er war – wie es hieß – der erste Mann in der Stadt. Es mag nicht oft vorkommen, daß ein Bürger der Stadt in solchem Umfang das Vertrauen seiner Mitbürger besaß. Andere Ehrenämter kamen hinzu, im Kriegerverein, in der Schützengilde, und auch im Kreise. Wenn Louis Streitz für eine Sache war, dann lag sie in guten [34] Händen. Und wenn er beim Abendschoppen mitmachte, dann war er sicher der Letzte, der nach Hause ging und wohl noch die Jüngern der Tafelrunde erst in ihren Wohnungen ablieferte. Aber mit den Jahren ließen auch die Körperkräfte nach und die Sorgen um seinen einzigen Sohn, der als Offizier im [Ersten] Weltkrieg [1914-1918] eine Pionierkompanie führte, mögen ein Weiteres hinzugetan haben. Louis Streitz starb an Altersschwäche am 10. October 1915 im Alter von 76 Jahren, geehrt und geachtet von den Einwohnern der ganzen Stadt und aus dem Kreis. Die Außengeschäfte übernahm die älteste Tochter Helene. Der Krieg zog sich in die Jahre hin, und die Lebensmittelversorgung stellte große Anforderungen; es war nicht leicht, allen Vorschriften nachzukommen. Aber Leniken war auf dem Posten, und ihre Arbeit fand öffentlich Anerkennung, indem ihr [35] vom Landrat der Kriegsverdienstkranz überreicht wurde. Es ist möglich, daß die Anstrengungen und Aufregungen der Zeit auf ihre Gesundheit eingewirkt haben. Sie bekam ein Herzleiden, das wohl zu spät richtig erkannt wurde, als keine Hilfe mehr möglich war. Helene starb an Leukämie im Januar 1923. – Die Mutter fühlte sich nun vereinsamt, zumal der Sohn inzwischen aus der Gefangenschaft zurückgekehrt und geheiratet hatte. Sie siedelte zu ihrer jüngeren Tochter Lotte nach Naugard über, wo sie am 26. November 1930 verstarb, aber in Jacobshagen im Erbbegräbnis der Familie beigesetzt wurde. Sie war eine tüchtige Hausfrau und eine treue Mutter, die ihre Pflichten erfüllte, ohne viel zu reden. Ein dankbares Gedenken folgte ihr nach. Walter Streitz (1881-19..) [36] Walter Louis Streitz wurde am 1. August 1881 in Jacobshagen geboren, als einziger überlebender Sohn seiner Eltern. Nach den ersten Schuljahren in Jacobshagen kam er nach Stargard auf das Gymnasium, das er mit dem Berechtigungsschein verließ. Dann bereitete er sich vor, Nachfolger seines Vaters in Mühle und Landwirtschaft zu werden. Seiner Militärpflicht genügte er 1901/02 beim Pionier-Bataillon Nr. 2 in Stettin. In den folgenden Jahren machte er die erforderlichen Übungen und wurde Reserveoffizier. Als solcher machte er den Weltkrieg als Führer einer Pionier-Kompagnie mit. 1918 wurde er südlich Soissons gefangen genommen und auf der Insel Seron ?? nördlich von Bordeaux interniert. Am 12. Febr. 1920 225 Der ursprüngliche, später durchgestrichene Text lautete „gest. auf der Flucht 1945“. Offensichtlich konnte Martin Hasenjaeger später den Aufenthaltsort der Verwandten ermitteln. 103 kam er aus der Gefangenschaft zurück. Er ist Inhaber des Eisernen Kreuzes I. und II., sowie des Ritterkreuzes des Hohenzollernschen Hausordens. Walter, der bereits verlobt war, heiratete am [37] 16. März 1920 Charlotte Anne Gentz, die Tochter des Windmühlenbesitzers Gentz in Jacobshagen; sie war am 15. Juni 1894 geboren und ist nach längerer Krankheit am 2. August 1846 [sic! 1946?] in Pritzwald226 verstorben. Aus der Ehe stammen drei Kinder: 1.) Luise, geb. 10.03.1924. Sie verheiratete sich am 23.01.1946 mit dem Landwirt Hans Jürgens in Pritzwald. Bisher sind zwei Kinder geboren: Brigitte am 06.11.1946 und Karl, geb. 14.01.1948. 2.) Dorothea, geb. 06.08.1925. Sie besuchte die Königin-Luise-Schule in Stargard und machte ihr Abitur, um Medizin zu studieren, lebt aber jetzt auch als Flüchtling in Pritzwald und hat Pfingsten 1949 ihren Schwager Karl Jürgens geheiratet. 3.) Gustav, geb. 20.X.1928. Er war im Kriege Soldat, ist aber nach seiner Entlassung im Mühlenfach tätig und zwar in Eisdorf bei Osterode im Harz. Walter übernahm nach seiner Rückkehr [38] aus dem Weltkriege das väterliche Erbe. Auch in der Stadtverwaltung hatte man für ihn die Stelle des Stadtverordnetenvorstehers freigelassen. Haus und Hof mußte 1945 infolge des Vordringens der Russen im 2. Weltkrieg verlassen werden. Die Familie flüchtete nach Vorpommern und wurde nach Pritzwald, GreifswaldLand, überwiesen. Dort lebt Walter mit seinen beiden Töchtern. Auch hier hat er kein Bleiben gefunden. Der Hof wurde Ende Dezember 1948 enteignet und die 480 Morgen große Wirtschaft in 12 Siedlungen aufgeteilt. Die beiden Söhne erhielten zunächst auch je eine Siedlung. Aber dann wurde angeordnet, daß sie zum 1. Juli 1949 räumen müßten. Sie können sich eine andere Siedlung suchen. Der jüngere Sohn Hans Jürgens hat eine solche bereits gefunden. Walter Streitz ist mit seiner andern Tochter Dorothea am 4. VIII. nach Lubmin, Friedrich-Engel-Straße 3, verzogen. [39] Meine umfangreichen Forschungen zur Geschichte der Familie Streitz sind, wie alle meine Forschungen, bei Besetzung der Heimat durch die Russen verloren gegangen. Eine sehr erhebliche Erweiterung der Forschungen konnte Herr Dr. med.dent. Clifford Lagois227 noch im Kriege durch seine Arbeiten im Stettiner Staatsarchiv herbeiführen, als er nach Stettin eingezogen worden war. Auch seine Forschungen sind in Stargard vernichtet, aber die an seinen Bruder nach Magdeburg geschickten Abschriften sind erhalten. Meine Daten sind Abschriften hiervon, die mir Dr. Lagois freundlicherweise auszugsweise angefertigt hat228. Von meiner Seite habe ich also nur aus der Erinnerung berichten können. Eine zweite Zusammenstellung wie diese hat Walter Streitz zu seinem Geburtstag 1949 erhalten. Benstrup über Löningen (Oldb.), im Juli 1949 Dr. Martin Hasenjaeger. 226 Heute Ortsteil von Wusterhusen im Landkreis Ostvorpommern, ca. 16 km östlich von Greifswald an der Straße nach Wolgast (westlicher Übergang auf die Insel Usedom), also 1946 im Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). 227 Clifford Lagois wurde 1932 in Berlin mit dem Thema „Über die Akromegalie in der Zahnheilkunde“, o.O. 1932, 32 S. promoviert. 228 Die vollständigen Forschungen von Clifford Lagois, aus denen Martin Hasenjaeger hier auszugsweise berichtet, befinden sich heute bei dessen Sohn, Herrn Lagois jun., eine Kopie bei Frau Christiane verh. HansJürgen Streitz in Bruchsal. 104 105 Teil 4: Ergänzende Materialien aus dem Nachlass 1. Beiträge zur Sippenforschung der Familie Hasenjaeger 1944 Im Nachlass von Martin Hasenjaeger befindet sich ein mit Schreibmaschine geschriebenes Heft von 36 Seiten mit dem o.g. Titel. Es handelt sich um eine Rekonstruktion des verloren gegangenen Originals, unterzeichnet mit „Februar 1948“. Wie die „Voreltern“ und die „Familie Streitz“, von denen mehrere Varianten existieren, ohne dass deutlich würde, welche die aktuellste ist, hat Hasenjaeger auch diesen Text immer weiter fortgeschrieben. Tatsächlich muss das vorliegende Exemplar 1953 oder später verfasst worden sein, denn auf S. 19 heißt es: „Lange Jahre war unbekannt, von woher die Familie Hasenjäger in das Balticum [sic] ausgewandert sei. Anfangs [sic] 1953 sandte nun der Student der Architektur Robert Hasenjäger in Braunschweig einen ausführlichen Stammbaum nach den Ermittlungen seines Vaters, des Dr. med. Ernst Hasenjäger in Reval [heute Tallinn] (Estland), wonach der erste Baltikumer 1726 in Bielefeld geboren ist. ...“ (der Stammbaum der Revaler Hasenjäger liegt dem Bearbeiter nicht vor, im Nachlass konnte er erstaunlicherweise nicht aufgefunden werden). Wie in der Einleitung vermerkt, haben wir Ausschnitte aus den „Beiträgen“ nach dem Sachzusammenhang in die „Voreltern“ eingestellt, insbesondere aus den Kapiteln „Die ältesten Namensträger in Pommern“ und „Von Penkun nach Stargard“. Nachfolgend geben wir Inhaltsverzeichnis und Einleitung wieder. Das Kapitel III. „Erstes Vorkommen des Namens Hasenjaeger“ befasst sich insbesondere mit Personen im Rheinland und in Westfalen, ohne dass es Martin Hasenjaeger gelungen wäre, die Herkunft der pommerschen Hasenjaeger aus diesen Regionen nachzuweisen. [Inhaltsverzeichnis] [Inhaltsverzeichnis] 2 [Einleitung] 4 I. Unser Familienname 5 II. Das Familienwappen 12 III. Erstes Vorkommen des Namens Hasenjaeger 16 IV. Die ältesten Namensträger in Pommern 21 V. Von Penkun nach Stargard 30 VI. Kreis Regenwalde 36 [Einleitung] Auf dem letzten Familientag unseres Verbandes am 4. Juni 1939 in Stargard i. Pom. wurde erneut dem Wunsch Ausdruck gegeben, zur Bekanntgabe der Familienforschungen und der Ereignisse in den einzelnen Familien in zwangloser Folge Familienblätter herauszugeben. Nachdem ich 1943 [im Alter von 63 Jahren] als nicht mehr kriegsverwendungsfähig aus dem Militärdienst entlassen worden, fing ich dann an, Beiträge über allgemeinere Fragen niederzuschreiben. Base Dorothea Hasenjaeger in Kolberg, der ich einen Durchdruck sandte, vervielfältigte die Aufsätze für ihre Geschwister. Auf diese Weise sind die nachstehenden Beiträge erhalten geblieben, während sonst meine ganzen Forschungen während eines halben Jahrhunderts – auch zur Stadt- und Kreisgeschichte – vernichtet sind. Einzelne Drucksachen aus früheren Jahren hat freundlicherweise unsere Base Frau Grete Preuss in Jena aus ihrem 106 Bestande abgegeben. Meine Ahnentafel hat mein Bruder Walter herübergerettet. Das sind die wenigen erhaltenen Bestände. Mit der Mehrzahl der Verbandsmitglieder konnte ich wieder Verbindung aufnehmen, und von allen Seiten wurde es begrüsst, dass der Familienverband wieder erstehen möge. Neue, jüngere Mitglieder haben sich angemeldet. Und so will ich trotz aller heutigen Schwierigkeiten versuchen, dieses Heft der Familienblätter vervielfältigen zu lassen. ... [betrifft die Satzungsbestimmung über die Voraussetzungen einer Mitgliedschaft im Familienverband]. Der Vorstand besteht zur Zeit ausser dem Unterzeichneten aus Oberbürgermeister a.D. Edwin Hasenjaeger in (22a)229 Mülheim a.d. Ruhr, Wallstr. 6, und aus Regierungsrat a.D. Walter Hasenjaeger in (20a) Salzhemmendorf über Elze (Hann.). (23) Benstrup über Löningen (Oldb.), im Februar 1948. Dr. Martin Hasenjaeger Bürgermeister a.D. 229 Die Angaben „(20)“, „(22a)“, „(23)“ usw. bezeichnen die damaligen Postzustellungsbezirke und sind damit Vorläufer unserer heutigen Postleitzahlen. 107 2. Der Familienverband Hasenjaeger von 1899 Im Nachlass von Martin Hasenjaeger befindet sich weiter ein kariertes Schulheft aus schlechtem Papier der Nachkriegszeit im Format DIN A4 mit dem Titel „Abschriften von Protokollen über die Familientage“. Das Heft ist mit Karton verstärkt, Zettel und Dokumente sind eingeklebt oder eingelegt. Je nach der verwendeten Tinte ist es unterschiedlich gut lesbar. Nachstehend geben wir Auszüge aus dem Konglomerat wieder. In Wasmansdorff, Erich: Verzeichnis deutscher Familienforscher und Familienverbände. 3. Aufl. Görlitz: Starke 1938 findet sich folgender Eintrag: „Hasenjaeger: Familienverband der Familien Hasenjaeger e.V. Sitz: Stargard (Pommern). Anschrift: Bürgermeister a.D. Dr. Martin Hasenjaeger, Stargard (Pommern)“. Die Aufnahme in das Verzeichnis wurde nach einem Vermerk von Martin Hasenjaeger vom Familienverband veranlasst. Zuvor war danach Pastor Paul Hasenjaeger in Kolberg als Anschrift angegeben. Wir beginnen mit S. 1 der Aufzeichnungen von Martin Hasenjaeger, die Hinweise auf den Verbleib der Familiendokumente gibt. Verband der Familien Hasenjaeger E.V. Als mein Bruder Gustav Hjr. aus Stargard seine erste Übung als Reseveroffizier in Stettin ableistete, schickte er dem Oberlehrer und Hauptmann der Landwehr Robert Hasenjaeger in Edena als dem in der Rangliste verzeichneten ältesten Offizier unsers Namens von einem Liebesmahl eine Postkarte, mit der er sich als jüngster Offizier des Namens bei ihm meldete. Diese Karte nahm Robert Hjr. zum Anlaß an meinen Vater, der ihm von Jugend auf bekannt und befreundet war, einen Brief zu senden, da er in Gustav Hjr. einen Sohm meines Vaters Theodor Hjr. vermutete, und an die gemeinsam verlebte Jugendzeit zu erinnern, gleichzeitig aber auch anzuregen, da er ganz allein dastände und keine Verwandten hätte, ob sich nicht ein Zusammenschluß der Familien Hasenjaeger ermöglichen lasse. Er unterließ nicht, auf die Vorteile hinzuweisen, die ein solcher Zusammenschluß bringen könne. In der Familie von Theodor Hjr. wurde bereits eifrig Ahnenforschung getrieben und mein Vater forschte gern in der Vergangenheit und hatte regen Familiensinn für alle Verwandtschaften. Stargard als Mittelpunkt war hier besonders geeignet, da die Vorfahren seit zwei Jahrhunderten dort ansässig waren. Auf eine zusagende Antwort und entsprechende Vorbereitungen und Rückfragen bei andern Familien wurde dann beschlossen, einen Familientag der Familien Hjr. nach Stargard im Hotel Prinz von Preussen einzuberufen. Über die Familientage wurden Niederschriften gemacht und in ein für diese Zwecke angefertigtes ledernes Album eingetragen. Das Album, das ich ebenso wie das Album der Lebensbeschreibungen mit in mein Sommerhaus nach Baldebus genommen hatte, nachdem meine Wohnung in Stargard, Mühlengasse 10, durch russische Bomben am 19. Februar 1945 zerstört war, ist verloren gegangen, wie alle meine auf verschiedene Stellen verteilten Forschungen und Sammlungen. Ich habe daher versucht, nachstehend alle Protokolle, soweit ich sie bei Mitgliedern des Verbandes noch auftreiben konnte, nachstehend abzuschreiben. 1899. Abschrift (Urschrift [um 1950] bei Frau Professor Preuß in Jena) Stargard i. Pom. den 23. Mai 1899 1.) Oberlehrer und Hauptmann d.L. Robert Hasenjaeger nebst Frau Gemahlin und Fräulein Tochter 108 2.) Pastor Hasenjaeger aus Garrin230 nebst Frau Gemahlin. 3.) Kreissekretär Theodor Hasenjaeger und Familie von hier. 4.) Pastor Paul Hasenjaeger aus Kolberg. 5.) Pastor Friedrich Hasenjaeger aus Drawehn. 6.) Pastor Karl Hasenjaeger aus Stettin nebst Frau Gemahlin. Infolge der am 8. d.Mts. von drei – unter 1-3 – Genannten ergangenen Einladung zu einem Familientage der Familie Hasenjaeger waren die nebenseitig [s. nunmehr vorstehend] Bezeichneten erschienen. Nachdem der Oberlehrer Hasenjaeger die Anwesenden begrüßt und denselben für ihr Erscheinen gedankt hatte, wurden über folgende Punkte verhandelt: [1. jährliche Versammlung am dritten Pfingsttage. 2. ... Alle Vorkommnisse der Familie sind bis spätestens vierzehn Tage vor Pfingsten an eine Centrale (Stargard i. Pom.) zu richten. 3. Bearbeitung einer Familiengeschichte. Zur Zusammenstellung einer solchen erklärt sich Oberlehrer Hasenjaeger – Eldena bereit. Nachdem hierauf die vom Leutnant d.R. G[ustav] Hasenjaeger ermittelten Daten, soweit sie für die Familienchronik von Interesse sind, von demselben vorgetragen, als Beitrag der Betrag von 3 Mark festgesetzt und an den zum Kassenführer bestellten Kreis-Sekretär Hasenjaeger hierselbst abgeführt worden, wurde die Beratung geschlossen. Karl Hjr. – Garrin. Emma Hjr. Paul Hjr. – Kolberg. Robert Hjr. aus Eldena i. Pom. Berta Hjr. geb. Selle. Klara Hjr. Karl Hjr. – Schellin. Anna Hjr. geb. Crenow. Friedrich Hjr. – Drawehn. Theodor Hjr. – Stargard i. Pom. Mathilde Hjr. geb. Streitz. Gustav Hjr. Leutnant d. R. Martin Hjr. Gertrud Hjr. Walter Hjr. Die Einladung zum 1. Familientag lautet (Besitz Frau Professor Preuss in Jena). [nicht übertragen] 1900. Der 2. Familientag fand am 5. Juni 1900 in Stargard i. Pom statt. Das Protokoll wurde gedruckt [ist dem Konglomerat beigeheftet] und mit dem Stammbaum der Stargarder Familien an die Mitglieder versandt [ebenfalls im Nachlass]. Die Erforschung und Zusammenstellung dieses Stammbaums war das Ergebnis meiner bisherigen Stargarder Forschungen. Ein Protokoll- und Stammbaumabdruck wurde mir freundlicherweise von Frau Professor Preuß und deren Frl. Tochter zur Verfügung gestellt, da der Sohn noch ein weiteres Exemplar besitzt. „... Dem Berichte liegt ein Familienstammbaum bei, welcher die Verwandtschaft zwischen der Bulgriner, Freienwalder und Stargarder Linie völlig aufklärt. Hierauf teilte Vetter R[obert] Hasenjaeger – Eldena mit, er habe im vorigen Jahre (1899) einen Pastor Hasenjaeger aus Petersburg gesprochen. Derselbe erzählte ihm [2] Folgendes: Er stamme von einem Fahnenjunker ab, welcher im siebenjährigen Kriege [1756-1763] mit einem Major v. Bähr in russische Gefangenschaft geraten sei. Dieser sei dort geblieben zuerst als Hauslehrer, dann als Pastor. Er selbst, der jetzige Petersburger, sei auch ein Pastorsohn; außer ihm gebe es in Riga [heute Lettland] einen Arzt, dr. Hasenjaeger, der auch von dem Fahnenjunker abstamme. Studiert habe er, sowie der Arzt, in Dorpat. 230 Die Landgemeinde Garrin im Kreis Kolberg-Körlin hatte 1905 973 Einwohner. 109 Dem Petersburger Vetter stellte sich vor einigen Jahren ein Schiffsbaumeister Hasenjaeger aus Kopenhagen vor, der aber inzwischen verstorben ist. Dieser erklärte seiner Zeit, nach der Tradition in seiner Familie stammten seine Vorväter aus dem Harz und seien von dort nach Dänemark ausgewandert. Aus der Pfarr-Chronik zu Collin wurde mitgetheilt, daß im Jahre 1792 ein Candidat Hasenjaeger am dortigen Orte als Vikar beschäftigt war. Zur Erklärung des Stammbaumes mögen folgende Notizen dienen: Mit Tobias (I) wanderte 1696 die Familie Hasenjaeger von Pencun [sic, Penkun] her in Stargard ein. Von ihm, der Aeltermann der hieseigen Schuhmachergilde war, stammen zwei Söhne, die ihn überlebten. Der jüngere, Johann David (III), betrieb erst das Handwerk seines Vaters und wurde dann Schulhalter; mit seinem Sohm Tobias, der Schlosser war, starb 1829 diese Linie aus. Der ältere Sohn Michael (II) wurde Kaufmann und Brauer. Dessen einziger männlicher Nachkomme Carl Jacob (IV) war Brauer allhier; er ist der gemeinsame Vorfahre aller der Familien, von denen der Verwandtschaftsgrad bis jetzt nachgewiesen werden konnte. Carl Jacobs ältester Sohn Johann Jacob (V) war Pastor in Claushagen und später in Groessin bei Schivelbein; von diesem stammt ein Sohn Berthold Hermann (IX), Pastor in Bulgarin und Vater der Pastoren Carl Friedrich Albert (XIV) in Garrin, Gustav Paul (XV) in Kolberg und Ernst Friedrich (XVI) in Drawehn. – Ein anderer Sohn Carl Jacobs ist Samuel Gottlieb (VI), der als Posamentier, Webereibesitzer und Forstexecutor aufgeführt wird; sein einziger Sohn Karl August (X) war Kaufmann. Dessen Sohn Albert Wilhelm ist [1900] Locomotivführer in Rummelsburg; da er keine Nachkommen hat, würde also dieser Zweig mit ihm aussterben. – Der Stammvater der [3] dritten Linie ist Christian Friedrich (VII), Gerbereibesitzer und Ackerbürger in Freienwalde i.P. [in Preußen]. Von seinen beiden Söhnen starb der eine, August Friedrich (XI), als Steuerbeamter in Stralsund, sein Sohn ist der verstorbene Eisenbahnsekretär Gustav (XVII) in Köln; der andere, Karl Ferdinand ( XII), war Lehrer in Basentin. Dessen männliche Nachkommen sind der Kanzleirath Theodor Louis (XVIII) in Stargard, Karl Johann Gustav Bernhard (XIX), Pastor in Schellin, Pastor August Conrad Otto (XX) in Cladow [Kladow]231 und Franz Robert Samuel (XXI), Gutsadministrator in Harmelsdorf i. Westpreußen. – Endlich der jüngste Sohn Carl Jacobs war der hiesige Gerbereibesitzer Heinrich Wilhelm (VIII). Sein Sohn Ludwig Wilhelm (XIII) war ebenfalls Lederfabrikant. Dessen männliche Nachkommen sind Emil Heinrich Rudolph Regierungs- und Geheimer Baurath in Düsseldorf (XXII), Adolph Gustav Theodor (XXIII), der das Geschäft seines Vaters übernahm und jetzt als Rentier lebt, und schließlich Hermann August Johann (XXIV), früher Uhrmacher und jetzt ebenfalls Rentier; die beiden letzteren wohnen in Stargard. [S. 4 leer].“ Der Hasenjaegersche Familienverband 1899-1909 Stargard i. Pom. Druck von F. Hendeß G.m.b.H. 1909 (Druck bei Frau Prof. Dr. Preuss vorhanden)232 Am 23. Mai d.Js. [1909] waren 10 Jahre vergangen seit dem Tage, an welchem auf eine an die damals bekannten Träger des Namens Hasenjaeger ergangene Einladung der Oberlehrer 231 Zu ihm s. die nachstehende Lebensbeschreibung. Ein Druckexemplar konnte in öffentlichen Bibliotheken nicht nachgewiesen werden, befindet sich aber im Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger. 232 110 Robert Hasenjaeger – Eldena, der Pastor Karl Hasenjaeger – Garrin und der Königliche Kreissekretär Theodor Hasenjaeger – Stargard im ganzen 15 Träger dieses Namens sich im Hotel „Prinz von Preußen“ in der Poststraße zu Stargard versammelt hatten, um an erster Stelle über die Frage zu verhandeln, ob die vertretenen Familien alle Jahre am 3. Pfingsttage wieder zusammenkommen wollten. Nach kurzer Besprechung wurde dies einstimmig beschlossen, und damit war der Hasenjaegersche Familienverband gegründet. Als Versammlungstag ist zwar bald statt des 3. Pfingsttages der erste Dienstag in den großen Ferien festgesetzt worden, aber mit Ausnahme des Jahres 1901 hat seitdem alle Jahre der Familientag stattgefunden, und er hat in diesem ersten Jahrzehnt seines Daseins den Beweis geliefert, dass er lebensfähig ist. Der Mittelpunkt des Verbandes ist und bleibt Stargard, da die sämtlichen Glieder der einen Linie von dem i.J. 1696 von Penkun her hier eingewanderte Tobias Hasenjaeger abstammen und seit der Zeit der Name Hasenjaeger in Stargard stets vertreten gewesen ist. So sind denn auch von den neun Familientagen sieben in Stargard abgehalten worden, nur der 5. im Jahre 1904 im Hotel Hohenzollern zu Kolberg und der 7. im Jahre 1906 im Logenhaus zu Greifswald. Nach § 3 der am 6. Juli 1903 festgestellten Satzung sind zum Eintritt in den Familienverband berechtigt alle diejenigen Personen,welche den Familiennamen Hasenjaeger tragen oder getragen haben, über 21 Jahre alt sind und einen jährlichen Beitrag von 1 M. zur Verbandskasse zahlen, desgleichen die Ehemänner und Kinder der Ehefrauen, welche den Vaternamen „Hasenjaeger“ tragen. Mehrere Personen, welche hiernach zum Eintritt in den Familienverband berechtigt waren, haben nach demselben § dieses Recht verloren, da sie nach Zusendung der Satzung auf die in drei hintereinander folgenden Jahren erfolgte Einladung zum Familientage in keiner Weise reagiert haben. Dies Recht kann ihnen auf ihr Ansuchen nur durch einen besonderen Beschluß der Mitgliederversammlung wieder beigelegt werden. Es sind dies die Rentiers Wolf und Hermann Hasenjaeger und Werner in Stargard sowie der Pastor Schmidt in Arnhausen. Die verwitwete [Eisenbahn-] Sekretär Hasenjaeger zu Köln a/Rh. und deren Tochter Bertha, welche in den ersten Jahren dem Verband auch beigetreten waren, haben in den letzten drei Jahren auf die ihnen zugesandte Einladung nicht mehr geantwortet, so daß es scheint, als wollten sie dem Verband nicht weiter angehören. Von den Mitbegründern des Verbandes sind verstorben der Königliche Kreissekretär Kanzleirat Theodor Hasenjaeger zu Stargard am 3. März 1901, und am 11. October desselben Jahres der Pastor Karl Hasenjaeger zu Garrin. Gegenwärtig gehören dem Verbande an: ... Die sämtlichen Mitglieder, die verstorbenen wie die gegenwärtigen, werden in ein vor Kurzem angeschafftes Album eingetragen werden. Nach § 2 der Satzung hat der Verband den Zweck, das Band der Gemeinschaft und Freundschaft zwischen den Familien und Personen zu erhalten und zu pflegen, welche den Namen Hasenjaeger tragen oder getragen haben oder unmittelbar von solchen abstammen. ... Nicht wenig hat dazu beigetragen die Satzung (siehe hinten), durch welche die Zugehörigkeit zum Verbande und die Leitung desselben geordnet ist; und um den Verband mit den Rechten einer juristischen Person auszurüsten, ist er am 12. Juli 1905 unter Nr. 5 in das Vereinsregister bei dem Königlichen Amtsgericht zu Stargard i. Pom. eingetragen worden. Ein goldenes Band ist um den Verband geschlungen worden durch die Stiftung, mit welcher die Witwe des am 11. October 1901 zu Garrin verstorbenen Pastors Karl Hjr., Emma geb. 111 Gehrke zu Gr.-Jestin, den Verband bedacht hat zum Andenken an ihren Mann, der ein großer Freund des Familientages gewesen ist. Aus dieser Stiftung, die in einem Stammkapital von 3000 M. Nominalwert besteht (das Nähere sowie die Satzung über Zweck und Verwaltung siehe hinten) ist seit dem Jahre 1902 jährlich ein Stipendium von 75 M. verliehen worden. Dieses Stipendium haben bisher erhalten: stud. jur. Martin Hasenjaeger aus Stargard i.J. 1902, stud. theol. Hermann Hasenjaeger aus Kolberg i.J. 1903, 1905 und 1906, stud. jur. Walter Hasenjaeger aus Stargard 1904, Frl. Clara Hasenjaeger aus Eldena i.J. 1908. ... Ein Stammbaum, der mit dem schon erwähnten Tobias Hasenjaeger beginnt, ist von dem jetzigen Referendar Dr. Martin Hasenjaeger mit großem Fleiß und vieler Mühe aufgestellt und seiner Zeit an sämtliche Mitglieder des Verbandes versandt worden. Dieser Stammbaum klärt die Verwandtschaft zwischen der Bulgriner, Freienwalder und Stargarder Linie vollständig auf; hingegen ist es dem Professor Robert Hasenjaeger in Eldena, der im Kirchenbuche zu Regenwalde seine Vorfahren bis zum Jahre 1666 verfolgt hat, noch nicht gelungen, seine Verwandtschaft mit den Nachkommen des Tobias Hasenjaeger festzustellen. Ein Familienwappen, welches teils aus einem von dem Pastor Hasenjaeger – Schellin und einem von dem Pastor Hasenjaeger – Kolberg aufbewahrten Petschaft zusammengestellt, teils anderweitig ergänzt und vervollständigt ist, und um dessen Herstellung gleichfalls der Referendar Dr. Martin Hasenjaeger sich besonders verdient gemacht hat, ist im vorigen Jahre [1908] an sämtliche Mitglieder des Verbandes versandt worden. Zur Pflege der Freundschaft und Gemeinschaft und des größeren Interesses für einander dient auch der gleich auf dem ersten Familientage gefasste Beschluß, alle besonderen und die Gesamtheit interessierenden Vorkomnisse und Ereignisse in den einzelnen Familien wie Geburten, Verlobungen, Eheschließungen, Beförderungen, Auszeichnungen, Todesfälle u.a. bis spätestens 14 Tage vor dem jährlichen Familientage einer Zentrale anzuzeigen zur Mitteilung auf dem Familientage. Leider ist diese Anzeige bisher vielfach unterblieben. Der Schriftführer, Pastor [Karl] Hasenjaeger in Schellin bei Kunow a.d. Straße, der nach dem Tode des Kanzleirats [Theodor] Hasenjaeger mit der Annahme derartiger Anzeigen und Familiennachrichen beauftragt ist, bittet daher alle Mitglieder des Verbandes, diesen sehr wichtigen Beschluß in Zukunft besser zu beachten. ... K. Hasenjaeger – Schellin. 1928. (Urschrift bei Frau Studienrat Schubotz in Berlin (Käthe geb. Hasenjaeger)) Auf schriftliche Einladung des Vorstandes fand der 18. Familientag der Familien Hjr. am 15. April 1928 im xxonzerhause zu Stettin statt. ... 1939 – 22. Familientag am 4. Juni 1939 in Stargard i.Pom. Der Familientag fand im Gasthof „Deutsches Haus“ statt. Aus dem Protokoll: „… I. … 112 II. … Aus dem Mitgliederkreise sind folgende Nachrichten dem Verbande mitgeteilt: Verstorben sind Frau Pastor Anna H., geb. Crenow am 25.01.1937, Frau Marie Peter, geb. H., am 27.11.1938 und Frau Pastor Elisabeth H., geb. Voss, am 30.04.1939. Die Anwesenden erheben sich. Geboren sind den Ehepaaren Werner H., Berlin, eine Tochter, P[astor] Siegfried Hasenjaeger in Züssow eine Tochter und Dr. Hans Markau, Berlin, zwei Söhne und eine Tochter (1935, 1936 und 1938). Ihre goldene Hochzeit konnten im Vorjahr [1938] unser Vorstand August H. [Pastor i.R., Hökendorf i.Pom.] und Frau Elisabeth begehen. Verlobt haben sich Ostern 1939 beide Töchter Ruth und Ingeborg des P[astors] Hermann H. in Kolberg. Das 80. Lebensjahr vollendeten der Vorsitzende [Paul H., Pastor i.R., Kolberg] und der Schriftführer [August H. Pastor i.R., Hökendorf i. Pom.] unsers Verbandes, ferner Franz H. in Finkenwalde. Oberbürgermeister Edwin H. ist nach Mühlheim a.d. Ruhr gewählt; seine beiden Söhne sind z.Zt. der eine Soldat, der andere Arbeitsmann [beim Reichsarbeitsdienst, RAD]. Dr. Siegfried H. ist von Bremen als Regierungs- und Oberbaurat nach Potsdam-Babelsberg, P[astor] Siegfried H. nach Bärwalde versetzt worden. Walter Hs. Tochter Hella in Berlin hat nach der Reifeprüfung das Studium der Volkswirtschaft begonnen. Neu aufgenommen in den Verband wurden Dr. med. Thea H. und ihre Eltern Dentist Ernst H. und Frau Lilly in Mettmann bei Düsseldorf. Die Niederschrift über den Familientag in Kolberg am 4. August 1935 [in den drei Jahren 1936 bis 1938 fanden keine Familientage statt] wurde verlesen und von den Anwesenden durch Unterzeichnung anerkannt. III. Der Kassenführer [Dr. Martin H., Bürgermeister a.D., Stargard] berichtet über die Einnahmen und Ausgaben. … Von 1937 an sollen die Beiträge [RM 1,-] von allen Mitgliedern nachgefordert werden. … IV. Das durch die Inflation [1923] entwertete Stiftungsvermögen ist in Wertpapieren angelegt und hatte am 1. Januar 1939 einen Bestand von nur RM 1.550,-. Die Aufgaben der Stiftung [Stipendienvergabe an studierende Familienmitglieder] können daher noch nicht wieder erfüllt werden. Die Rechnung wurde nachgeprüft und von der Versammlung entlastet. V. … [Die] Vorstandsmitglieder Pastor Paul H. in Kolberg und Pastor August H. in Hökendorf [legen] infolge der durch ihr Alter bedingten beschränkten Reisefähigkeit ihre Ämter nieder. Als Vorstandsmitglieder werden von der Mitgliederversammlung auf fünf Jahre gewählt: Bürgermeister a.D. Dr. Martin H. in Stargard, Oberbürgermeister Edwin Hasenjaeger in Mühlheim a.d. Ruhr und Hauptmann Ottomar H. in Stettin. … VI. [Ausgabe von Beitrittserklärungen] VII. Die Versammlung beschliesst, allen Mitgliedern eine Abschrift dieser Niederschrift zu übersenden. Ferner soll aus Anlass des 40-jährigen Bestehens des Familienverbandes wieder eine Zusammenstellung über die wichtigsten Vorgänge gedruckt werden. In Aussicht genommen wird das Erscheinen von Familienblättern, die in zwangloser Folge über die Familien oder einzelne Teile unterrichten. VIII. Der Vorsitzende erinnert daran, dass vom Verband vor Jahrzehnten ein Album angeschafft sei, in das die Lebensbeschreibungen233 der einzelnen Mitglieder eingetragen werden sollten. … In dankenswerter Weise hat Vetter Paul in Kolberg sein und seiner Geschwister Leben vom Elternhause an niedergeschrieben und für die Eintragung ins Album vorbereitet. 233 Ein Beispiel einer solchen Lebensbeschreibung aus den Stiftungsakten s. nachfolgend. 113 … Ein von Anna Christian H. geb. Succow 1771 geschriebener Patenbrief ist erworben und wurde vorgezeigt. IX. [Kaffeetafel]. … Die jüngeren Mitglieder machten einen Rundgang um die alten Stadtwälle nach dem neuen Heimatmuseum234, an dessen Errichtung Vetter Martin erheblichen Anteil hat. In dem Biedermeierzimmer des Museums hängen eine Anzahl Schattenbilder einer Familie Hasenjaeger, die hier auf dem Grossen Wall wohnte, aber jetzt ausgestorben ist. gez. Dr. Martin Hasenjaeger. gez. Ottomar Hasenjaeger.“ Brief Werner Hasenjaeger, Leutnant d. Res. z.Z. Brandenburg/Havel 2./Inf.Rgt. 68 am 3. Juni 1939 „An den Familienverband … Ich danke für die Einladung zum 22. Familientag. Zu meinem Bedauern kann ich ihr nicht folgen, da ich zurzeit eine Pflichtübung als Reserveoffizier abzuleisten habe. …“ 234 Das Museum wurde 1939 eröffnet. Seine Bestände sind seit Kriegsende verschollen. Laut der Würdigung im Pommernblatt aus Anlass des 80. Geburtstags von Martin Hasenjaeger 1960 (s. den Abschnitt „Der Autor“), sollen sie als Beutekunst von den sowjetischen Truppen inventarisiert und abtransportiert worden sein. Der Verbleib konnte bisher nicht ermittelt werden. Im Jahre 1960 richteten die polnischen Behörden ein neues Museum ein, das allerdings nur Exponate der (slawischen) Frühgeschichte und der (polnischen) Zeit nach 1945 enthielt. Dazwischen klaffte eine Lücke von über 700 Jahren deutscher Geschichte Stargards. 114 3. Familienblätter und „Lebensbilder“ 3.1 Lebenslauf (Abschrift) des Pastors August Hasenjaeger (1856-1940) In den wenigen verbliebenen Unterlagen des Familienverbandes befindet sich die Abschrift des Lebenslaufes des Pastors August Hasenjaeger, die das Datum „12./4.47“ trägt. Dieser Text wurde wiederum – offensichtlich von Martin Hasenjaeger - auf einem roten, quergefalteten, undatierten DIN A-Blatt in winziger Schrift mit Tinte abgeschrieben, sprachlich verbessert und um weitere Angaben ergänzt, deren Quellen nicht ersichtlich sind. Später wurden mit Bleistift weitere Streichungen, Ergänzungen und Bearbeitungen vorgenommen. Diese Mehrfachversionen finden sich zahlreich im Nachlass. Wir geben hier eine konsolidierte Abschrift als Beispiel für die vom Familienverband erbetenen „Lebensbeschreibungen“, aber auch für die redaktionelle Bearbeitung durch Martin Hasenjaeger wieder. Vergleichbare Angaben liegen zu zahlreichen weiteren Personen vor, bedürften aber noch einigen, derzeit nicht zu leistendem Bearbeitungsaufwand. Lebenslauf (Abschrift) des Pastors August Hasenjaeger (1856-1940) Am 26. April 1856 wurde ich, August Otto Konrad Hasenjaeger als Sohn des Lehrers Hasenjaeger und dessen Ehefrau Johanna geb. Wilke aus Groß-Sabow bei Naugard, in Basenthin [Basentin] im Kreise Kammin geboren. Vom sechsten Jahr an besuchte ich die Schule meines Vaters, und war es mein Wunsch, zwei älteren Brüdern auf das Marienstiftsgymnasium in Stettin zu folgen. Der damalige Ortspfarrer [Heinrich?] Kypke235 unterrichtete mich in Latein und etwas Französisch, so daß ich bei Beginn des Sommerhalbjahres 1868 in die Quinta [6. Schuljahr] des genannten Gymnasiums aufgenommen wurde. Die Mittel für den Unterhalt erwarb ich mir neben den Schularbeiten durch Betätigung zum Teil selbst. Michaelis [am 29.09., Tag des Heiligen Michael] 1876 erhielt ich mit andern Schülern das Reifezeugnis. Bei der Entlassungsfeier, zu der die Angehörigen der zu entlassenden Schüler zugegen waren, hatte ich in lateinischer Sprache eine Rede über Platos Kardinaltugenden zu halten. ([Zusatz vermutlich von Siegfried Hasenjaeger:] In meines Vaters Abgangszeugnis als Primus schrieb man „er hat eine schwere Jugend gehabt.“ – Den Weg von Basentin [sic] über Gollnow z.B. machte er mit den Brüdern, wenn keine andere Gelegenheit war, zu Fuß mit Gepäck am Ende der Ferien.) Für mein Studium besuchte ich die Universitäten Greifswald und Berlin, und lernte die damals hervorragenden Professoren kennen. Am 1. April 1880 ging ich in das Haus des Rittergutsbesitzers von Zastrow in Naseband bei Belgard und bereitete seinen ältesten Sohn zum Besuch des Gymnasiums vor. Anschließend bestand ich die erste theologische Prüfung in Stettin, wie auch die zweite, nachdem ich ein Jahr lang die Stadtschule in Daber236 geleitet hatte. Nach meiner Ordination [am 07.06.1885]237 und nach kurzer Tätigkeit in der [2] Kir- 235 Die Akten „Die Pfarrei in Basenthin [Landratsamt Cammin] 1827-1913“ befinden sich im Staatsarchiv Stettin (Szczecin - Archiwum Pa stwowe), 70-410 Szczecin, ul. w. Wojciecha 13, Sign. 349, näher http://www.dhi.waw.pl/s.htm (05.2007). Der International Genealogical Index (IGI) der Mormonen führt ohne Nennung einer Standesangabe einen Heinrich Kypke verh. mit Clara Lenz auf, denen folgende vier Kinder in Basenthin im hier einschlägigen Zeitraum geboren und die in Basenthin getauft wurden: 1. Clara Maria Elisabeth Kypke * 20.11.1865, getauft 24.11.1865; 2. Georg Hermann Conrad, * 28.04.1869, getauft 10.05.1869, † 14.08.1869; 3. Heinrich Carl Gustav J[ohannes], * 06.12.1864, getauft 28.12.1864, † 19.04.1865; 4. Ernst Georg Johannes, * 03.09.1867, getauft 18.09.1867. Es ist nicht fernliegend, dass Heinich Kypke der hier in Bezug genommene Ortspfarrer ist. 236 Ca. 60 km östlich von Stettin am Daberbach, seit 1818 im ehemaligen Kreis Naugard; näher s. Wikipedia. 237 Das Datum ergibt sich aus einem maschinebeschriebenen Zettel im Karteikartenformat datiert „Januar 48“ im Nachlass Martin Hasenjaeger sowie aus dem nachstehenden Steinbrück/Müller 1912. 115 chengemeinde Rohr [zweite Hälfte 1885], Kirchenkreis Rummelsburg, wurde ich [zum Januar 1886] in die Pfarre Brüsewitz238, Kirchenkreis Jakobshagen, berufen239. Dort holte ich aus Kollin meine Lebensgefährtin Elisabeth [Laura Marie] geb. Voß, am 15. Januar 1862 in Massow geboren, Tochter des Pastors Otto Voß aus Kollin [* 13.11.1832 in Wollin) und seiner Ehefrau Pauline geb. Ehrich, in Wollin am 28.5.1837 geboren, beide in Stargard gestorben). Pastor Voß, erst Pastor in Massow, dann Pastor in Hindenburg [in Pommern240] und später in Kollin, war einer der Lieblingsschüler des Komponisten Loewe in Stettin gewesen. Er bearbeitete das Stargarder Gesangsbuch241, hat auch ein Choralbuch und einzelne Sänge komponiert. Den Schulunterricht und Musikstunden erteilte er seinen Töchtern selbst. Nach der Schulzeit machte Elisabeth Reisen zu den Geschwistern der Eltern in die Oberförsterei Reikersdorf und zum Kaufmann Ehrich in Stettin, der dann die Nichte mit an die Ostsee nahm, nach Misdroy und Heringsdorf242. Gern weilte sie bei dem Oberst v. Wolf in Stuckow, wo eine Verwandte Erzieherin gewesen – sie war vordem als Lehrerin in England und die dann die Leitung des Hauswesens übernommen hatte; Elisabeth wurde mehrfach von dem alten Ehepaar eingeladen. Die jungen Brautleute hatten sich im Sommer 1887 auf einem Missionsfest in Succow a.d. Ihna kennen gelernt, verlobten sich im Herbst und heirateten] in Kollin am 12. April 1888 statt. [Zu Brüsewitz wurden bis 1897 drei Kinder geboren, denen in Kladow 1900 noch eine kleine Schwester folgte. Die Erziehung der Kinder, der Betrieb der Landwirtschaft und die vielfachen Verpflichtungen, die der Beruf mit sich brachte, verlangten reichlich Arbeit, die namentlich für die zarte Gesundheit der Hausfrau nicht immer leicht war. Den ersten Unterricht gab der Vater, zeitweise wurde auch eine Erzieherin oder eine Lehrmutter ins Haus genommen.] Im April 1897 siedelten wir von Brüsewitz nach Kladow [Kreis Greifenhagen bei Kehrberg] über, von wo aus die Söhne Joachim und Siegfried die Schule in Königsberg N/M [Neumark] bis zur Reifeprüfung besuchten, [die jüngste Tochter Elisabeth das Stargarder Lyceum. Klassenkameraden kamen häufig über Sonntag mit nach Kladow. Frohe Geselligkeit liebten beide Eheleute und Gäste waren nicht selten. Für Musik bestand von den Elternhäuser her Verständnis, und sie wurde gern ausgeübt. Die Mutter spielte Klavier, „aber fröhliche Musik – das Leben ist ernst genug“. Es war ein harmonisches Familienleben, das über ein halbes Jahrhundert Eltern und Kinder in Freud und Leid vereinte. Onkel August gehörte wie sein älterer Bruder Karl der rechtgläubigen Richtung an. Aber sein Berliner Studium scheint doch nicht ganz ohne Einfluß geblieben zu sein, und er ließ es auch gelten, wenn man andere Ansichten vertrat. Er war ein gewandter Redner, dem Gedanken und Worte leicht zuflossen. eine besondere Begabung hatte er wohl für die wirtschaftliche Seite der pfarramtlichen Aufgaben, wie er auch im eigenen Haushalt ein guter Rechner war. Seine 238 Brüsewitz ist ein 3 km langes Bauerndorf, 15 km östlich von Stargard. Amtsverwaltung und Standesamt befanden sich in Suckow a.d. Ihna, das Amtsgericht in Stargard. 1910 und 1939 hatte der Ort etwas über 500 Einwohner. Näher Schulz, Paul (Hrsg.). Der Kreis Saatzig und die kreisfreie Stadt Stargard. Ein pommersches Heimatbuch. Leer: Rautenberg 1984. 239 Der genannte Zettel gibt an: „... seit Januar 1886 Pastor in Brüsewitz (Jakobshagen). Von der Gemeinde gewählt.“ Danach hat die Zeit in Rohr nur ein knappes halbes Jahr gedauert. 240 Nicht die gleichnamigen Orte in Oberschlesien oder der Altmark. 241 Das Stargarder Gesangbuch wurde 1723 eingeführt und war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch in Gebrauch, s. P. Laasch. Aus vergangenen Tagen - Mitgeteilt aus dem Abtshagener Kirchenbuche. In: Bote vom Pommernstrand – Sonntagsblatt der Synode Rügenwalde, 1911, S. 13-14. 242 Seebäder, Misdroy auf der Insel Wollin und damit heute in Polen, Heringsdorf mit dem Ortsteil Ahlbeck auf Usedom in Vorpommern, zwei der drei berühmten „Kaiserbäder“ an der Grenze zu Swinemünde, letzteres heute ebenfalls in Polen. 116 Berufung nach Kladow – die Übersiedlung fand im April 1897 statt – mag mit eine Anerkennung seiner Erfolge auf diesem Gebiet gewesen sein. – Neben seinen sonstigen Aufgaben beschäftigte sich Onkel gern mit Orts- und Familiengeschichte. Schon von Brüswitz aus besuchte er häufiger das Stettiner Staatsarchiv, um hier Studien für eine Brüsewitzer Pfarrchronik zu machen. Zu einer Veröffentlichung seiner Forschungen konnte er sich leider trotz der Aufforderung des Archivdirektors nicht entschließen und für Kladow machte er dann dieselbe Arbeit und vielleicht noch gründlicher. Auch im Ruhestande arbeitete er noch gern an Forschungen für die Gemeinde Hökendorf, die teilweise in dem Altdamm243-Hökendorfer Gemeindeblatt244 veröffentlicht wurden. Bei Ahnenforschungen war er den Familien, die sich an ihn wandten, behilflich, und auch die eigenen Vorfahren suchte er zu ermitteln. Besonders waren es hier die mütterlichen Vorfahren der Familie Wilke, über die er umfangreiche Ergebnisse gesammelt hatte. Diese Arbeiten sind 1945 verloren gegangen. Zum Familienverband hat er von Anfang gehört, und er war, nachdem sein Bruder Karl 1914 Vorsitzender geworden, dessen Nachfolger als Schriftführer, bis er 1939, mit Onkel Paul in Kolberg zugleich, sein Amt altershalber niederlegte; beide wurden einstimmig zu Ehrenvorsitzenden des Verbandes ernannt. Mit 70 Jahren, am 1. October 1926, trat August Hasenjaeger aus der Pfarre zu Kladow in den Ruhestand nach Stettin Hökendorf bei Altdamm. Die damalige Wohnungsnot gab Anlaß, ein eigenes Haus in Hökendorf zu erbauen, zu dem hinreichendes Garten- und Kartoffelland gehörte (Kleine Gartenstraße 1). Die Familie war sehr glücklich über das Eigenheim, in dem das Ehepaar am 12. April 1938 in Gemeinschaft von Kindern und Enkeln, von Verwandten und Bekannten den Goldenen Hochzeitstag begehen konnte. Aber die letzten Lebensjahre brachten auch manches Leid mit sich. Die Mutter erlitt 1931 einen Schlaganfall, dessen Folgen sie am Gebrauch der rechten Hand und des rechten Fußes behinderten. Schwer lasteten auf der Familie der unerwartete Tod des Sohnes Siegfried [am 22. Juli 1932, s. nachstehend] und die Ungewißheit über das Schicksal von Joachim in Argentinien. Am 30. April 1939 ging die Mutter dann nach einem Herzanfall an einem Sonntagabend heim, und wir geleiteten sie an einem blühenden Frühlingstage zur Reise auf dem Friedhof Hökendorf. Bald folgte ihr der Vater nach. Am Abend des Beerdigungstages seines Bruders Franz in Finkenwalde hatte er mit einem Schwächeanfall zu kämpfen. Im Januar 1940 stellten sich weitere Altersgebrechen ein, von denen er am 28. Januar 1940, ebenfalls einem Sonntagabend erlöst wurde. Er ruht neben seiner Gattin. Die vier Kinder aus der Ehe sind]: 1. Dorothea Johanna Paulina Elisabeth Hasenjaeger geb. in Brüsewitz bei Pansin [?], Krs. Saatzig in Pommern, am 12. März 1889. 2. Joachim Karl Otto Konrad Hasenjaeger geb. in Brüsewitz am 20. Februar 1892. Er wurde Kaufmann in Hamburg und Bremen und ging [1922] nach Argentinien – verschollen. [Hasenjaeger ergänzt: Joachim verließ das Königsberger [? Textverlust durch Lochung] Gymnasium als Primaner, um überseeischer Kaufmann zu werden. Er lernte in Hamburg und Bremen. Bei Kriegsbeginn 1914 meldete er sich zum Heeresdienst. Da ihm die Möglichkeit geboten war, das Abitur nachzumachen, tat er dies zu243 Etwa acht Kilometer östlich der Stettiner Altstadt auf dem Ostufer der Oder an der Mündung des Flüßchens Plöne in den Dammschen See, seit 1939 nach Stettin eingemeindet, vorher seit 1826 Landkreis Randow. Die Oderbrücken zwischen Stettin-Innenstadt und Altdamm sind die letzten festen Oderquerungen vor der Mündung in die Ostsee; näher s. Wikipedia. 244 Gemeint ist vermutlich das Gemeindeblatt für die Kirchengemeinde Altdamm, Stettin: Evangelische Presseverband 1928-1941 (danach Erscheinen eingestellt?), nachgewiesen in der UB Greifswald, Sign. 570/Fk 41:11sa 4°. 117 nächst. Dann trat er bei den Ulanen245 in Insterburg [Ostpreußen246] ein, kam aber aus den Lazaretten nicht heraus und wurde wieder entlassen. Er kehrte in seinen kaufmännischen Beruf nach Bremen zurück; denn seine ganze Sehnsucht galt den Kolonien. Ein anscheinend günstiges Angebot führte ihn dann 1922 nach Argentinien ins Farmerleben. Seine Körperkraft reichte aber für das Unternehmen des xxes nicht aus. Seine Farm gab er wieder auf, nachdem er dort überfallen worden [war]. Seines Gesamtzustandes wegen mußte er ein Krankenhaus aufsuchen. Die für notwendig erachtete Magenoperation ließ er jetzt nicht ausführen. Nach seinem letzten Nachrichten 1936 ging es ihm gesundheitlich nicht gut, so daß er wohl verstorben sein wird. Das deutsche Konsulat hat seinen Verbleib nicht feststellen können. 3. Siegfried Paul Gerhard Gustav247 Hasenjaeger geb. in Brüsewitz in Pommern am 30. Dezember 1893. Gestorben am 22. Juli 1932. [Nach der Reifeprüfung248 studierte er in Tübingen [? Textverlust durch Lochung249] 1913 Theologie. Bei Kriegsausbruch kehrte er aus Tübingen [?] heim, um sich in Stettin beim Regiment Königin Victoria von Schweden250 zu melden, wurde Offizier und erhielt das E.K. [Eiserne Kreuz]. Während des Krieges erkrankte er an Masern und Diphteritis. Nach der Entlassung vom Militär bezog er die Universität Berlin und Greifswald [?] und bestand beide theologischen Prüfungen. Er war beim Pfarramt in Stettin-Frauendorf [?] und vertretungsweise in Glowick [?] bei Stolp und in Gieschitz. Er war Pastor geworden und lebte in Hindenburg [Pommern]. Er wurde in Finkenwalde bei Stettin251 begraben (am 3. Aug. 1932), nachdem man ihn aus dem Wasser bei Ziegenort252 bei Pagenwasser [?] geborgen hatte. 4. Elisabeth, Martha, Margarete, Maria Hasenjaeger geb. in Kludow, Krs. Greifenhagen in Pommern am 9.1.1900. Sie heiratete den Oberveterinär Dr. [med. vet. Richard] Butzlaff. Im Steinbrück/Müller 1912253 findet sich folgender Eintrag zur Gemeinde Rohr: „Konrad August Otto Hasenjäger, 1885 – 86254, geb. am 26. April 1856 in Basentin, des Karl, Lehrers daselbst und der Johanna Wilke Sohn, besuchte das Marienstiftsgymnasium in 245 Die Ulanen waren ursprünglich Lanzenreiter und galten als leichte Kavallerie. In Preußen und später im Deutschen Kaiserreich wurden sie jedoch zur schweren Kavallerie gezählt. 1884 erneuerte man die Bewaffnung, indem man die Lanzen durch Karabiner (leichtes Militärgewehr mit verkürztem Lauf) als Hauptbewaffnung ersetzte. 246 Insterburg liegt 88 Kilometer östlich von Königsberg im nördlichen Ostpreußen am Fluss Inster, der sich bei der Stadt mit dem Fluss Angerapp zum größten Fluss Ostpreußens vereinigt. Heute liegt die Stadt im Zentrum der russischen Exklave Kaliningrad und heißt offiziell Tschernjachowsk. 247 Martin Hasenjaeger hat statt Gustav als vierten Namen „Theodor“ wie der seines eigenen Vaters. 248 Hier folgte ursprünglich „auf dem Gymnasium in Königsberg i.N.“, später durchgestrichen. 249 Nicht Greifswald oder Berlin. 250 Das Füsilier-Regiment Königin Viktoria von Schweden (Pommersches) Nr. 34 in Stettin und Swinemünde war Teil der 6. Infantrie-Brigade, diese wiederum Teil der 3. Division als Teil des II. Armeekorps, sämtlich mit Standort Stettin; näher s. Wikipedia. 251 Seit 1948 ein südöstlicher Vorort von Stettin am Ostarm der unteren Oder im Stettiner Landschaftsschutzpark Buchheide. Der Sohn Siegfried wurde also ganz in der Nähe des Alterssitzes seiner Eltern in Hökendorf beerdigt. 252 Etwa 20 km nördlich von Stettin, nördlich von Pölitz, zu dem der Ort heute gehört, am Westufer der Oder, wo der Odertrichter ins Stettiner Haffs mündet. 253 „Die evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart“ Auf Grund des Steinbrück’schen Manuskripts bearbeitete von Ernst Müller II. Teil Der Regierungsbezirk Köslin. Die reformierten Gemeinden Pommerns. Die Generalsuperintendenten. Stettin: Verlag von Léon Sauniers Buchhandlung 1912. XII. Synode Rummelsburg. 7. Rohr. 118 Stettin, die Universitäten Greifswald und Berlin, wurde am 7. Juni 1885 zum Pastor in Rohr ordiniert und zum Januar 1886 nach Brüsewitz versetzt. Laura Voß, Pastorentochter aus Collin [Kollin], kop[uliert (verheiratet) Kollin 12.] April 1888. Nach seinem Weggange trat längere Vakanz ein.“ 254 Zweifelhaft, s.o. Vermutlich nur in der zweiten Hälfte 1885 in Rohr, ab Januar 1886 bereits in Brüsewitz. 119 3.2 Lebensbild des Pastors Paul Hasenjaeger in Kolberg Nachstehend folgt die Teilabschrift eines weiteren „Lebensbildes“, die Martin Hasenjaeger von seiner (recht entfernten) Verwandten Dorothea Hasenjaeger erbeten hatte. Es ist in blauer Tinte auf 8 DIN A4-Seiten (zwei gefaltete DIN A3-Bögen) geschrieben. Der Begleitbrief trägt das Datum „Stotel, 4.4.1947“. Lebensbild meines lieben Vaters, des Pastors Gustav Paul Hasenjaeger – Kolberg und seiner Familie gezeichnet von Dorothea Hasenjaeger, z.Z. Stotel, Frühjahr 1947 Das Schriftstück „Kurzes Lebensbild des früh vollendeten Mitbegründers des Hasenjaegerschen Familienverbandes Karl Hasenjaeger“ ist das einzige Dokument, das ich von den fleißigen Aufzeichnungen meines Vaters aus seinem Leben gerettet habe. Nur die Zusammenstellung der Nachkommenschaft seines Ahnherrn mütterlicherseits Christoph Martin Steffenhagen habe ich in meinem Handköfferchen mit hinausnehmen können. Durch die großen Umwälzungen und inneren Erschütterungen, die der unglückliche Ausgang unseres Zusammenbruchs besonders für uns Ostflüchtlinge mit sich gebracht hat, sehe ich mich außerstande, ein umfassendes Einzellebensbild unserer Eltern und meines Geschwisterkreises zu entrollen, will aber doch den mehrfachen Aufforderungen unseres Verbandsvorsitzenden und Familienforschers Vetter Martin nachkommen und ein kurzes Bild unseres Elternhauses und unserer Lebensschicksale zeichnen. Mein Vater Gustav Paul Hasenjaeger, geb. 19.12.1855 in Belgard, verbrachte, wie er im Lebensbild seines Bruders Karl erwähnte, seine ersten Amtsjahre von Oktober 1882 bis Mai 1891 als Provinzialvikar (1881) und später als Diakonus von St. Bartholomäe in Demmin (1882-91). Hier verheiratete er sich am 16.10.1883 mit unserer lieben Mutter Henriette Luise geb. Herrmann. Sie war die älteste Tochter ds am 10.06.1882 verstorbenen Pastors Ludwig Ottomar Hermann aus Wotenick bei Demmin. Mein Vater hatte unsere Mutter bei seinen Vertretungen während der Vakanzzeit in Wotenick kennen gelernt und hat mit ihr ein glückliches Familienleben geführt, das uns Kindern und der Gemeinde ein leuchtendes Vorbild war. In Demmin wurden den Eltern vier Kinder geboren: 1.) Johannes Hermann am 13.11.1884; 2.) Susanna Luise Elwine am 07.10.1886; 3.) Elwine Hermine Elisabeth, geboren, getauft und verstorben am 04.11.1885; 4.) ein Mädchen geb. und verst. 14.01.1890. Meine Eltern zogen im Mai 1891 nach Kolberg, weil mein Vater als Archidiakonus an St. Marien, als Klosterpfarrer und Pastor von St. Johann in Altstadt bei Kolberg in die Stadt seiner Gymnasialausbildung versetzt war. Hier wurden unseren Eltern noch folgende Kinder geschenkt: 5.) Dorothea Maria Elisabeth, geb. 27.05.1892 6.) Ottomar Johannes Friedrich, geb. 12.12.1894, † [<1947] 7.) Katharina Klara Elisabeth, geb. 24.11.1897, † 08.11.1959 120 8.) Siegfried Karl Jürgen, geb. 29.07.1908, † [<1947] Wir Geschwister verbrachten in dem schönen Kolberg eine sonnige Jugendzeit, genossen sorglos das herrliche Strand- und Badeleben im Sommer, soweit unsere Schul- und kleineren häuslichen Pflichten uns Zeit dazu ließen. Oft zogen unsere Eltern mit ihren Sprößlingen mittags getrennt zur See. Die Mutter strebte mit ihren Mädeln dem östlich von der Mole gelegenen Damenbade zu, das durch Bretterwände, die in den Sand herabhingen, vor der Sicht der allzu neugierigen Männerwelt geschützt war. Welch ein Gegensatz zu dem zwanglosen Baden beider Geschlechter von den einfachen Strandburgen und Strandkörben aus in späterer Zeit! – Mein Vater stürzte sich mit den Jungen im östlich vom Seesteg gelegenen Herrenbad in die Fluten. Eine große Freude war es für uns Kinder, wenn wir in den Sommerferien bei schönem Wetter nicht nur nachmittags am Strande sein konnten, sondern wenn unsere Hausmädchen mit einem Berg von belegten Schnitten nachkommen durften und auch mein vielbeschäftigter Vater sich zum Abendbrot in zusammengestellten Strandkörben bei uns einstellte. Als Kinde tollten wir dann wohl gern noch zwischen den Strandkörben herum; später genossen wir mit den Erwachsenen die Stille des Abends, den herrlichen Sonnenuntergang und die Glut der Abendröte am weiten Himmel und auf der unendlichen Fläche des Meeres, Schönheiten, die wir von unserer Stadtwohnung aus zwischen all den hohen Häusermauern nicht beobachten konnten. Meines Vaters Urlaub verlebten die Eltern gern außerhalb bei den Geschwistern meiner Mutter oder auf schönen Reisen. Gern erzählten sie und dann von all dem Schönen, was sie in Gottes herrlicher Welt draußen gesehen und erlebt hatten und fanden in uns Kindern begeisterte Zuhörer. Sie durchreisten die sächsische Schweiz, führen ins Salzkammergut und in die Tiroler Berge, nach Norwegen in die Welt der Fjorde oder sie besuchten die Verwandten in Limburg, Münster und später in München, Cottbus und Breslau. Als 2. Geistlicher am Dom hatte unser lieber Vater gemeinsam mit D. Dr. August Matthes und einem zeitweiligen Hilfsprediger den Dienst zu versehen an unserer über 12.000 Seelen großen Domgemeinde. Der ehrgeizige Matthes überließ meinem Vater allzugern im [2] Sommer die weniger besuchten Frühgottesdienste und die winterlichen Abendandachten im Dom und übernahm selbst die gut besuchten Hauptgottesdienste. An den Morgengottesdienst anschließend hielt unser Vater gewöhnlich Andachten im Gefängnis und ging dann weiter zum Gottesdienst in der Klosterkirche. Hatte mein Vater den Hauptgottesdienst im Dom oder zu Festzeiten in Altstadt Gottesdienst, so fielen die übrigen Predigtdienste an diesen Sonntagen für ihn fort. Um 2 Uhr hatte er allsonntäglich die Taufen im Dom. Während seiner 36-jährigen Wirksamkeit als Geistlicher und später gelegentlich der Vertretung seiner Nachfolger am Dom hat unser liebes Vatting mehr als 10.000 Kinder in Kolberg getauft, fast alle unter dem alten Bronzeguß-Taufkessel von 1355, der nach seiner Inschrift von Johann Alart stammte, einem vermutlichen Schüler des Johann Apengeter, der auch den berühmten siebenarmigen Leuchter schuf. Alle, alle reichen Schätze mittelalterlicher Kunst, die schönen Kronen, darünter die einzigartige hölzerne Schlieffenkrone, der monumentale vielfarbige Ehrenpfeiler für die Gefallenen des Weltkrieges aus der Dom- und Militärgemeinde Kolbergs sind mit unserm herrlichen Dom am 9./11.März 1945 ein Opfer der Flammen geworden oder sonst mit dem Einbruch der Russen verlorengegangen. Am Sonntagnachmittag gingen unsere Eltern gern mit uns Kindern spazieren. Oft führte uns unser Weg in die schöne, von hohen Eichen und Buchen geschmückte Maikuhle und auf die hohen Dünenwege am Maikuhlenstrand, die teilweise mit hohen Kiefern bestanden waren, welche von Sturm und Salzluft arg verwitterte und zerfetzte Äste in die Luft reckten. Ging es dann heimwärts, so mußten wir Kinder und oft auch die Mutter vor manchem Hause im Siederland warten, weil mein Vater dort Krankenbesuche machte. Durch seine reiche seel- 121 sorgerische Tätigkeit und seine vielen Besuche bei den Armen und Kranken hat sich unser liebes Vatting überhaupt im besonderen Maße die Liebe und das Vertrauen der großen Domgemeinde erworben. So wurde er auch Leiter des Armen- und Kranken-Besuchvereins, der wohl bis zum Umbruch 1933 m.E. bestanden hat und vielen Armen der Dom- und Georgengemeinde regelmäßige Unterstützung, besonders in den Wintermonaten, an Brot, Geld, Kleidung und Wäsche gewährte. Die Verteilungssitzungen fanden dabei immer in Vattings Zimmer statt, wo sich die ehrenamtlich in den einzelnen Bezirken arbeitenden Damen versammelten und zu Weihnachten reiche Gaben an bettbezügen, Laken und Kleidungsstücken für ihre Armen hinweg nahmen. Unser Vater arbeitete dabei in guter Harmonie mit den städtischen Armenpflegern und ihrem Dezernenten, dem 2. Bürgermeister der Stadt und den Gemeindeschwestern. Auch unsere liebe Mutter half dem Vater viel bei der Gemeindepflege, im Armen- und Kranken-Besuchsverein und im Vaterländischen Frauenverein, dessen 2. Vorsitzende sie zeitweilig war und der in der schweren Zeit des 1. Völkerringens mit seinen großen sanitären Aufgaben von unserer lieben Tante, Frau Commerzienrat Hindenberg geleitet wurde. Da die Einnahmen unseres Vaters bei seiner reichen Kinderschar nicht sehr hoch waren, nahmen die Eltern, als wir 3 älteren Geschwister schon halb erwachsen waren, zeitweise 2-3 Pensionäre ins Haus, die mit meinen Brüdern das Gymnasium besuchten und uns liebe Kameraden waren. Hermann hatte sein theologisches Studium schon fast beendet, als uns unser jüngster Bruder Siegfried geschenkt wurde, der bei der Silberhochzeit unserer Eltern die heilige Taufe empfing, bei der wir 3 älteren Geschwister Pate standen. Er war in jungen Jahren gewiß der Verzug seiner vielen Muttis. Meine Schwester Suse blieb zunächst zur Hilfe unserer Mutter als Haustochter daheim, dem Wunsche der Eltern folgend. Ich wurde im Anschluß an die Schulzeit auf das Kolberger Lehrerinnenseminar geschickt, um anschließend später vielleicht studieren zu können. Nachdem ich Ostern 1911 die Prüfung für höhere und mittlere Mädchenschulen bestanden hatte, war ich 2 Jahre als Erzieherin tätig und konnte mit meiner Schülerin und deren Mutter und kleineren Schwester 1913 schöne Frühlingsmonate in Rapallo und 1914 desgleichen in Arco/Tirol verleben. Unsere Eltern pflegten viel geselligen Verkehr und übten große Gastfreundschaft, wozu neben eigener Freude und Neigung ihre Stellung und das Vereinsleben damaliger Zeit reichliche Veranlassung boten. So veranstaltete unser Vater alljährlich vom Missionsnähverein ein Missionsfest, bei dem Missionsinspektoren und Missionare neben Missionsmännern unter den Geistlichen der Heimat und des Ostens, vor allem auch aus der Diaspora der Provinz Posen, gern gesehene Gäste waren. Auch die Herren, die zu den [3] Gustav-Adolf-Vereinsfesten nach Kolberg kamen, waren meistens unsere Hausgäste, da unserm Vater als Schriftführer dieses Vereins die Inszenierung dieser Jahresfeiern oblag. Mit großer Freude betrachteten wir die vielen fremdsprachigen Eintragungen der Missionare in unserm dicken Freundenbuch, in dem der vom Mohamedismus [Islam] zum evgl. Christenglauben übergetretene Johannes Avetarania mit seiner Übertragung von „Gott ist Liebe“ in 13 verschiedene Sprachen und Schriftzeichen – persisch, kasgarisch, armenisch, arabisch, türkisch, ägyptisch u.a. – den Anfang machte. Als Leiter des Missionsnähvereins hielt mein Vater bei den allwöchentlichen Zusammenkünften der für die Mission mit ihren Näh- und Stickkünsten fleißig tätigen Frauen und Jungfrauen seine gern gehörten Andachten noch lange Jahre nach seiner Pensionierung weiter. Auch die Geschwister beider Eltern waren gern gesehene Gäste unseres Hauses, wenn sie für einige Wochen bei uns einkehrten. Besondere Veranlassung dazu war auch dadurch gegeben, daß unsere Großmutter mütterlicherseits, die früh verwitwete Frau P. Herrmann, meinen 122 Eltern nach Kolberg gefolgt war und von 1907 an einige Zimmer in unserer großen Wohnung in der Kummerstraße – insgesamt 12 Zimmer und 2 Bodenstuben – inne hatte. An meine Großmutter väterlicherseits und die vielen Kusinen, die mein Vater in seiner Schrift über Onkel Karl erwähnt, erinnere ich mich nur teilweise. Aus Vaters Familie konnten wir nur noch mit Commerzienrat Hindenbergs, Justiarrat Richters und Tante Pretzel – Dübzow und den „Kusinchen“ Schmidts verkehren; die alle mit uns in Freud und Leid jederzeit herzlich verbunden waren. Bis zum Tode meiner Großmutter am 03.10.1921 hielt unsere Großmutter regen schriftlichen Verkehr mit den eigenen Geschwistern und den Familien ihrer Kinder aufrecht, soweit sie nicht selbst bei diesen zu Besuch weilte. Später nahm unsere Mutter diese Gewohnheit auf. Trotz ihrer vielen Arbeit versorgte unser liebes Mutting ihre flügge gewordenen Ältesten regelmäßig mit Post voll großer Treue und Liebe. Als auch sie uns genommen wurde, schrieben und erhielten mein Vater und ich regelmäßig zum Sonntag Nachricht an alle und von allen Kindern. Da mußte ich dann alle Freitag meine Schreibmaschine fleißig laufen lassen. Für Familienforschung hatte unser Vatting großes Interesse. Da Vetter Martin in Stargard die Erforschung der Familie Hasenjaeger mit viel Eifer und großer Sachkenntnis betrieb, wandte er sein besonderes Interesse der Erforschung der Familie seiner Mutter Elwine geb. Steffenhagen zu und manch reger Briefwechsel mit Nachkommen dieses Stammes war bis ins hohe Alter hinein die Folge. An den Familientagen des Hasenjaegerschen Familientages nahm mein Vater stets mit großer Freude teil. Ostern 1914 erhielt Hermann die schöne Pfarre Labenz, Kreis Schivelbein. Ich begleitete ihn zunächst dorthin als seine Haushälterin, nachdem gerade mein 2 jhr. Erzieherinnendienst bei der Familie Bolle – Berlin beendet war. Als unsere ganze Familie uns für die großen Ferien in Labenz besuchte, brach der Weltkrieg aus und ich reiste mit den Eltern und Brüdern nach Kolberg zurück, während Großmutter Herrmann und Käthe, die Ostern 1914 mit der Schule fertig geworden war, im Labenzer Haushalt zurückblieben. Ottomar ward zu seiner großen Freude als Kriegsfreiwilliger bei Res. Feldart. Rgt. Nr. 45 angenommen. Ich machte sofort einen Samariterkursus mit, um als Hilfsschwester Verwendung zu finden, wurde dann aber gar bald, nachdem ich gerade im Monopol-Lazarett als Helferin vom RK [Roten Kreuz] eingestellt war, auch als Hilfslehrerin an der Knabenschule eingezogen, sodaß ich ¼ Jahr lang beide Posten zu versehen hatte. Unsere Schwester Suse, die sich in den Jahren 1911-14 als Turn-, Gesang- und Haushaltslehrerin hatte ausbilden lassen, wurde mit Kriegsausbruch als Hospitantin nach Berlin berufen. Durch Generalarzt Saltzwedel, einen Jugendfreund unseres Vaters, bekam sie gar bald den Posten einer RK-Helferin. Sie konnte in der Kaiser-Wilhelms-Akademie bei ihren Patienten wohnen und hat alle vier Kriegsjahre überneben schweren Schuldienst ihren Pflegedienst in der großen KWA als Hilfsschwester und später als RK-Schwester ausgeführt und erhielt die RK Med[aille] II. Kl[asse]. Unterdessen fand Ottomars Ausbildung in Kolberg ihren Abschluß. Er absolvierte sein Abiturium, das regulär 1915 steigen sollte, schon im Sept. 1914 im bunten Rock und kam, soviel ich mich erinnere, noch vor Weihnachten 1914 nach dem Westen ins Feld. Später als Fähnrich ins aktive Feldart. Rgt. 45 übernommen, kämpfte er in Belgien und in der Champagne, wurde am 10.11.1917 schwer verwundet – Oberschenkelschuß – komplizierter Bruch – kehrte nachdem er in Hamburg und Kolberg seine schwere Verwundung ausgeheilt hatte, in ein Rekrutendepot [4] im Westen zurück, mit dem er am Revolutionstage 1918 in Köln eintraf. 123 Nach Kolberg ins Elternhaus zurückgekehrt, konnte er beim Hindenburgkorps bis 1919 als Oberleutnant Dienst tun. Dann wurde er, schon als Freiwilliger mit dem EK [Eisernen Kreuz] II und I geschmückt, entlassen und wandte sich dem kaufmännischen Berufe zu. er handelte mit Schreibwaren und Bürobedarf. Bruder Herrmann führte am 12.10.1915 seine Braut Elly Osthoff, Tochter des verstorbenen Gutsbesitzers Wilhelm Osthoff aus Recklingsen bei Soest heim. Sie zogen noch im Oktober desselben Jahres in Labenz ein, und Großmutter Herrmann und Schwester Käthe kamen nach Kolberg zurück. Suse vermählte sich am 04.03.1919 mit einem ihrer Pfleglinge, dem späteren Reichsbankrat Erich Rehse – Berlin, der sein schweres Geschick – er hatte 2 Handprothesen un ein künstliches Auge infolge einer schweren Verwundung – mit edler, entsagungsvoller Geduld jederzeit getragen hat. Käthe vermählte sich am 23.09.1921 mit Studienrat Dr. Friedrich August Schabotz – Lichterfelde [Berlin] und Ottomar am 14.04.1923 – standesamtlich am 07.02.1923 – in Stettin mit Ilse Helene Ludovike Paulisch, geb. am 23.10.1899 in Ostrowo, Provinz Posen, getauft 26.12.1899 ebenda. Alle Geschwister blieben auch nach ihrer Verheiratung eng mit dem Elternhaus verbunden und kehrten zur Sommerzeit gern mit ihren Kindern meist in der Wohnung der Eltern ein, um Strand- und Badeleben der Heimat zu genießen und sich an Strand und See zu erholen. Sie waren hier außer mit den Eltern mit mir und mit unserm noch das Gymnasium besuchenden Bruder Siegfried zusammen. Ich war im Februar 1915 zur Vertretung eingezogener Lehrer auf Land verschickt, kam in den Schivelbeiner Kreis und konnte über Sonntag oftmals bei den Geschwistern in Labenz zu Gast sein. Ostern 1916 kam ich als Hilfslehrerin an das Lyzeum unserer Heimatstadt, wo ich bis Ostern 19?7 [Textverlust durch Lochung 1917 oder 1927?] im Kreise meiner einstigen Lehrer und Lehrerinnen und jetzigen Kollegen Arbeit und Verdienst fand. Dann wurde ich als Volksschullehrerin in den Kolberger Schulverband übernommen und kam bis 1935 an die Münderschule und dann bis zu unserer Flucht an die Siederlandschule unserer Heimatstadt. Am 1. Oktober 1927 trat unser Vater, fast 72 jährig, in den wohlverdienten Ruhestand, blieb aber weiterhin Vorsitzender mehrerer kirchlicher und Wohlfahrtsvereine und hat bis zu seinem 80. Lebensjahr mancherlei Amtshandlungen, auch Gottesdienste in Vertretung seines Nachfolgers und anderer Pastoren oder dem Wunsche einzelner Gemeindeglieder folgend, verrichtet. Bereits am 1. Juli 1927, also schon vor unserm Vater, wurde Bruder Hermann krankheitshalber in den Ruhestand versetzt, ein schwerer Schlag für meine Eltern und die ganze Familie. Er zog mit seiner Frau und seinen 3 Kindern (alle geboren in Labenz), 1. Ruth Ernestine Elisabeth Luise, geb. 21.02.1918 2. Ingeborg, geboren 04.10.1919 3. Jobst Jürgen, geb. 10.11.1924 nach Kolberg. In den letzten Jahren ihres Lebens litt unsere Mutter an schwerer Arterienverkalkung und grünem Star, sodaß sie oft recht elend war. Im Januar 1930 erlitt sie dann einen Gehirnschlag, der sie gelähmt darniederstreckte. Sie, die immer rege und tatenfrohe Frau, hat mir rührender Geduld und Stille ihr 14-monatiges Krankenlager getragen. Am 04.03.1931 ging unsere gute Mutter, umgeben von unserm tiefgebeugten Vater und allen Kindern, still zur ewigen Ruhe ein. Da sie während der Amtszeit meines Vaters so eifrig mit für die Gemeinde tätig gewesen 124 war, wurde ihr eine Trauerfeier vom Hauptaltar des St. Mariendoms aus zutel, und groß war die Beteiligung der Gemeinde im Dom und am Grabe. Ein solches Begräbnis vom Hauptaltar aus erhielt zu meinen Zeitennur noch die langjährige Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, die schon vorher erwähnte Tante Frau Kommerzienrat Hindenberg und dann unser Vater. Nach unserer Mutter Heimgang führte ich meinem Vater, der schwer um seine geliebte Lebensgefährtin trauerte, neben meinem Schuldienst mit Hilfe einer Hausangestellten die Wirtschaft im alten Heim in der Kummertstraße, das im Laufe der Jahre natürlich auf fast die Hälfte der Räume reduziert war. Pfingsten 1931 nahmen wir beide mit großem Interesse am gut besuchten Familientag auf dem Tempelhofer Feld in Berlin teil. Zu unserer großen Genugtuung wurde Ottomar, dr sich in den schweren Jahren nach der Inflation nur kümmerlich mit seiner Familie von seinem Kaufmannskram [-laden] hatte ernähren können, 1935 reaktiviert und stellte sich unserm Vater glückstrahlend als Hauptmann vor. Ihm und seiner Frau wurden drei Kinder geschenkt. 1. Barbara Else-Luise Katharina, geb. 17.04.1924 in Stettin 2. Manfred Heinz Ottomar, geb. 01.02.1928 in Stettin 3. Detlef Horst Michael, geb. 15.03.1935 in Stettin Des Letzteren Taufe in Stettin war wohl die letzte Amtshandlung unseres lieben Vaters. Ich möchte hier gleich die Kinderzahl unserer beiden Schwestern einfügen. Rehses wurden geboren: 1. Susanna Luise Hadwiga, geb. 11.04.1920 in Niederschönhausen 2. Emma Erika Dorothea, geb. 28.05.1923 in Kolberg 3. Ilse Käthe Christel, geb. 16.12.1926 in Berlin. Schwester Käthe heiratete mit Friedrich Schubotz einen Witwer, er brachte einen Sohn mit in die Ehe mit Namen Herrmann Friedrich Wilhelm Karl, geb. 23.11.1915 in Berlin. Käthe und ihrem Mann wurden geboren: 1. Luise Berta, am 27.07.1922 in Lichterfelde [Berlin] 2. Wilhelm Paul Ernst am 21.10.1924 in Lichterfelde [Berlin]. [Rest nicht übertragen]. 125 Hinweise für weitere Forschungen Bereits in den Fußnoten wurden Hinweise auf weiterführende Quellen zur Geschichte der Familien Hasenjaeger und Streitz gegeben, die bisher aus Zeitgründen noch nicht ausgewertet werden konnten. Es ist davon auszugehen, dass noch erheblich mehr in Erfahrung zu bringen ist. Nachstehend folgen einige ergänzende diesbezügliche Bemerkungen. 1. Genealogische Literatur Namensträger Hasenjäger werde im Deutschen Geschlechterbuch (DGB) an nachstehenden Stellen erwähnt. Eine Überprüfung, ob sie die hier beschriebene Stargarder Familie betreffen, ist noch zu leisten. Aus einem Brief Martin Hasenjaegers geht hervor, dass ihm nahezu 600 Namensträger bekannt waren, ohne dass es ihm gelang, sie alle einem Urahn zuzuordnen: Band 67, Seite 188; 74, 606; 145, 415; 158, 217; 187, 397 und 198, 592255. Den Familiennamen Parcham verzeichnet das DGB an folgenden Stellen: Band 18, Seite 101; 30, 448; 31, 339; 40, 477 562; 50, 532; 67, 288; 90, 644; 115, 400; 136, 159 542; 137, 379 550 563; 145, 220 223 395 397 399 400 402 439; 155, 87 88 89 91 92 418 419 420 422; 165, 411 413 414; 168, 93; 180, 125 126 und 191; 290. In einem Brief v. 08.07.1928 an seinen Bruder (vermutlich Walter, der Name wird nicht genannt), in dem sich Martin Hasenjaeger für die Glückwünsche zu seinem Geburtstag bedankt, erwähnt er, dass sich „der Abdruck des Parchambildes“ in den Baltischen Studien 1922 befände (s. hierzu bereits das Kapitel „Der Autor“, Veröffentlichungen; Microfiche-Ausgabe z.B. in der SBB-PK). Die Martin-Opitz-Bibliothek, Berliner Platz 5, 44623 Herne, verwahrt als Depositum der Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Familienforscher (AGoFF) die handschriftliche „AhnenTafel Hasenjaeger / von Martin Hasenjaeger. s.l. - [ca. 1935]. - 37 S. + Beil.“, Sign. Agoff/N/Hasenjaeger T 4°. Am 29.07.1960 dankte der „Kurator für Genealogie“ der Gesellschaft für pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst e.V. Martin Hasenjaeger „für die Übersendung eines Heftes Ihrer Ahnentafel und des Buches Familiengeschichtliche Beiträge des Verbandes der Familien Hasenjaeger e.V.“. Die Bibliothek der Gesellschaft wurde 1977 als Dauerleihgabe dem Herder-Institut Marburg e. V., Gisonenweg 5-7, 35037 Marburg übergeben. Die genannten Schriften sind jedoch im Online-Katalog (OPAC) nicht nachweisbar. 2. Heimat- und Vertriebenenliteratur Aus der zeitgenössischen Heimatliteratur zu Stargard ist insbesondere die Zeitschrift „Unser Pommernland“ 1912/13 ff noch auszuwerten. Zum Sonderheft zu Stargard, 12. Jg. 1927, Hf. 11/12 hat Martin Hasenjaeger drei Artikel beigesteuert. Inhaltsverzeichnisse auf www.pommerscher-greif.de. 3. Nachlass Dr. Martin Hasenjaeger Die noch vorhandenen Reste des Nachlasses sind noch bei weitem nicht ausgeschöpft und ausgewertet. Nachstehend einige Beispiele: Ahnenpass Werner Hasenjaeger, Berlin SW 29, Fontane-Promenade 9 [2007: 10967 BerlinKreuzberg] 255 Bearb. dankt Frau Margit Rambow, Köln, für diese und die folgenden Hinweise zur Familiennamen Parcham. 126 Ahnenpass Martha Hasenjaeger, geb. Reitemeyer [ohne Anschrift] mit Ergänzungsheft A (Ahnenziffern 32-63). Ahnenpass Walter Hasenjaeger [ohne Anschrift] Bestätigungskarte des „Archivamts der Evang. Kirche in Deutschland, Militärstraße 9, Hannover“ v. 23.03.1959, Az. 846 – Dr. L/Fi.: „Für die uns durch Ihr Schreiben v. 20.02.1959 übersandte Urkunde sagen wir unseren besten Dank.“ Worum es sich handelt, wird nicht deutlich. 4. Archive Krotoschin 08.1912 – ca. Ende 1914: Bei der Heimatkreisgemeinschaft Krotoschin liegen keine Erkenntnisse zu Martin Hasenjaegers Wirken als Bürgermeister in dieser Kleinstadt in der Provinz Posen vor. Anfragen können gerichtet werden an256: Stadt Krotoszyn: Urz d Miejski w Krotoszynie ul. Kołł taja 7, 63-700 Krotoszyn tel. 062 725 42 01, fax 062 725 34 36 Archiv Kalisz: ARCHIWUM PA STWOWE w Kaliszu ul. Pozna ska 207, 62-800 Kalisz tel./fax +48 062 767 10 22 e-mail: sekretariat@kalisz.ap.gov.pl 256 Bearb. dankt Herrn Schölzel, Bad Oeynhausen, vom Heimatkreis für diese Hinweise. 127 Anlage 1: Das Testament von Henning Parcham von 1602 Berghaus, Landbuch Pommern Theil II, Band IV, S. 729 [Orthografie beibehalten] „Das Parcham’sche Familien-Legat zu Lübek [sic]. – Extract des von dem seel. Rathsverwandten Herrn Henning Parcham sub dato Lübeck den 16. Februar 1602 errichteten und den 10. März ejusd. anni [desselben Jahres] zu Rathe confirmierten Testamenti, also lautend: ‚Min dorp Paddeluche sollen myne Testamentarien thom düresten, alß se köne, verhüren und wath jharlich es bauen, de Unkosten darvon kamen werth, solches sol an vehr [4] Studenten und an vehr [4] arme Juchkfruwen jharlich gewendet werden. Jedoch allein densulven, so von myner Frunscop, so von seel. Vallin Parchim und myner Moder Anna Lebbins gebharen sin und sollen ock desulve , wehn ehre Oldern verstorven, sich negest tügen to laten schuldig sin. Dar ock myner Fründe keyne vorhanden, so sol datjenige beth up de Tide, dat eyniche vorhanden, so studeren und wehr se es nodigh, dartho angewendet werden. Solde ist ock na Gades Willen tho dragen, dat keyne Fründe von myner Linie, als vorgemeldt, gebharen vorhanden sin würden, so sol solckes glickwol an andere Fremde, no voriger Disposition, Studenten und armen Junckfruwen na Rade myner Testamentarien uth gedelet werden.’257 “ [Freie Übersetzung: „Mein Dorf Padelluche sollen meine Testamentsvollstrecker so teuer wie sie können vermieten [verpachten] und der jährliche Ertrag abzüglich der Unkosten soll an vier Studenten und vier arme unverheiratete Frauen ausgekehrt werden. S. 730: „Der hiesige [Stargarder] Bürger und Brauer Carl Jakob Hasenjäger [sic] bewarb sich unterm 11. December 1777 beim Magistrate von Stargard um eine Bescheinigung, daß er, bei seiner aus 7 Kindern bestehenden Familie, des Parcham’schen Legats zur Aussteüer [sic] seiner jüngsthin verheiratethen ältesten Tochter bedürftig sei, indem er nachwies, daß er sich zu dem Legate als ein „consanguineus in octavu gradu [Blutsverwandter im achten Grad] vollkommen qualificire“. Dieser Nachweis wurde durch ein Attst des Magistrats zu Treptow a.R. vom 10. August 1734 geführt. Aus diesem Attest geht nun hervor, daß des Testators Heimath die Stadt Treptow a.R. war, wo sein Vater, Valentin Parchams [sic], „wohlverdienter 257 Der Text ist in einer späten Form des Mittelniederdeutschen geschrieben, das bis Anfang des 17. Jahrhunderts lingua franca im Nord- und Ostseeraum von Flandern bis ins Baltikum war. Niederdeutsch ist kein Dialekt des Oberdeutschen, aus dem sich unser heutiges Hochdeutsch entwickelt hat, sondern eine eigene Sprache, die ihrerseits verschiedene Ausprägungen und Dialekte hat. Am verbreitesten ist heute das Niederländisch als Variante des Niederdeutschen. Mittelniederdeutsch hat eigene im Oberdeutschen ungebräuchliche Wörter und steht mit diesen Lexemen dem Niederländischen, Friesischen, Englischen, Dänischen und anderen west- und nordgermanischen Sprachen (z.B. Schwedisch, Afrikaans) näher als dem Oberdeutschen, vgl. im Text „verhüren“, ndl. te huur (gesprochen hü:r), engl. to hire, oberdeutsch mieten. Dagegen wird der etymologische Zusammenhang zu oberdeutsch „Hure“ („Mietfrau“) üblicherweise nicht mehr spontan verstanden. Typisch niederdeutsch sind „p“ statt „f“ (dorp / Dorf, dagegen Afrikaans dorp), „t(h)“ statt „s“ (wath / was, laten / lassen), einfache statt Doppelvokale (frunscop / wörtlich Freundschaft, hier Verwandte; dür / teuer, dagegen ethymologisch verwandt das engl. dear; Fründe / Freunde, dagegen kölsch als südliche Variante des Niederdeutschen Fründe) und andere Erscheinungen. Typisch oberdeutsch neuzeitlich und im frühen Mittelniederdeutsch ungebräuchlich ist jedoch das Präfix ge- für das Partizip Perfekt Passiv: gebharen / geboren, dagegen engl. born, schwedisch barn / Kind, wörtlich „das Geborene“; gedelet / geteilt; dagegen frühes Mittelniederdeutsch slecht / Geschlecht, Familie. Ein gängiges und auch im Internet auf dem Server der Univ. Heidelberg zugängliches Wörterbuch ist Mittelniederdeutsches Wörterbuch / von Karl Schiller und August Lübben. Bremen: Kühtmann [u.a.]. 1 (1875) - 6 (1881). Näher zum Ganzen s. die Einleitung zum „Slechtbok“, Bd. 9 der Veröffentlichungen zur Geschichte der Familie Pabst. 128 Bürgermeister dieser Stadt“ gewesen, und aus seiner Ehe mit Anna v. Lebbink, außer einem Sohne – eben jenen Henning Parcham, der in jungen Jahren, muthmaßlich durch kaufmännische Geschäfte nach Lübek, gleichsam verschlagen und dort angesessener Bürger und Rathsherr geworden, - eine Tochter, Namens Catharina, hinterließ, welche an Peter [v.] Köller, auf Re[c]kow erbgesessen und Ratsverwandter in Treptow a.R., verheiratet wurde. Die Familie Parcham ist in männlicher Linie durch Henning in Lübek erloschen und nur in weiblicher Linie durch seine Schwester Catharina, verehelichte v. Köller, fortgepflanzt worden. Das Attest des Treptower Magistrats gibt nun eine Linealfolge der Nachkommen bis auf Jungfer Anna Dorothea Biller zu Stargard, die am 24. Februar 1729 mit Michael Hasenjäger, Bürger, Brauer und Kaufmann daselbst durch priesterliche Copulation ehelich verbunden wurde, und auf eine vom Stargarder Magistrat unterm 27. September 1736 ertheilte Bescheinigung von den Vollstreckern des Parchamschen Legats 100 Dänische Kronen ausbezahlt erhielt. Michael Hasenjäger war der Vater des Eingangs erwähnten Carl Jakob H., geb. den 14. Juli 1733. In den Acten folgt nun in Bezug auf den Antrag des H. ein langer Schriftwechsel zwischen dem Magistrat von Stargard und dem der Kaiserl. freien Reichsstadt Lübek, der durch einen, dem letztern erstatteten Bericht der Parchamschen Testamentarier erläutert bis ins Jahr 1780 fortgesetzt wird. Ein weiterer Antrag auf Verleihung des Legats erfolgt im Jahre 1800 durch den Bürger und Lohgerber Tobias Gottlieb Haase, der Anna Christine, zweite Tochter de[s] Carl Jakob Hasenjäger zur Ehegenossin hat. Hasenjäger’s [sic] vierte Tochter, die jüngste, ist an den Bäckermeister Johann Daniel Stresemann verheirathet; dieser meldet seine Ansprüche an das Legat im Jahr 1805 an, gleichzeitig aber auch der Bürger und Lohgerber Johann Jakob Wendel für seine älteste Tochter, Enkelin des Carl Jakob Hasenjäger von mütterlicher Seite, die sich mit dem Lohgerber Samuel Kleidene verheirathen will. Aus diesen Anträgen geht die Höhe des Legats hervor. Es beträgt für jeden einzelnen Fall 50 Mark. Ob dieser Satz nun für die weiblichen Legatberechtigten, als Beisteüer zu ihrer Ausstattung in der Verheirathung, gilt, ist z.Z. nicht bekannt. Das Stipendium für Studirende ist ansehnlicher. …“ Im Deutschen Geschlechterbuch (DGB) Bd. 50, S. 519-531 (528) finden sich folgende wietere Vorfahren der Anna von Lebbin(k) (1515-1589): 2/3 Henning Lebbin, Bürgermeister von Treptow a.R., † 1526 < 1 > 4 hagen, (3) > 6 4/5 Jacob von Lebbin < 2 Barbara von Abts- Anna von Weyher rk (5) 6/7 Johann von Abtshagen rk, Kanzler des Herzogs Bogislaw IX. von Pommern-Stolp (dieser * ca. 1407/1410, † 07.12.1446, residierte in Stargard i.Pom. wurde 1436 als Thronerbe abgewählt und reiste mit seinem ganzen Vermögen nach Gotland.) < 3 Elisabeth von Horn, rk (7) 129 Anlage 2: Kurzgeschichte Stargards Die Geschichte von Stargard258 geht bis in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts zurück, als an der Stelle eines Übergangs über die Ihna eine starke Wachburg errichtet wurde. Mit der Zeit entstand im Schatten der Stargarder Befestigungen eine Handwerkersiedlung (11.–12 Jahrhundert). 1124 wurde die Bevölkerung vom Bamberger Bischof Otto getauft. Seit 1185 war Stargard bereits eine eigene territoriale Einheit (Provincia Starogardensis). Zur formellen Lokation kam es hier 1253 durch Herzog Barnim I., der der Stadt das Magdeburger Recht und bedeutende wirtschaftliche Rechte verlieh, darunter sogar die Möglichkeit zum Seehandel (Ihnaschiffahrt und Hafen in Ihnamünde). 1278 stand an der Spitze der Stadt ein Schulze gemeinsam mit einem achtköpfigen Schöffengericht. Abgesehen von diesen gab es seinerzeit zwölf Ratsherren, die aber erst im 14. Jahrhundert größere Befugnisse erhielten. Die Entwicklung des Warenaustauschs und die Beteiligung am Ostseehandel waren (neben politischen Faktoren) dafür ausschlaggebend, daß Stargard 1292 das lübische Stadtrecht erhielt, das den Kaufleuten stärker entgegenkam. Die Beteiligung der Stadt am Ostseehandel und insbesondere die Kontakte mit Skandinavien verursachten einen erheblichen Wirtschaftsaufschwung. Der Wohlstand der Einwohner zeigte sich nicht nur in den stattlichen Sakralund Wehrbauten, sondern auch im ausgedehnten Landbesitz der Stadt. Im Laufe des 14. Jahrhunderts bildete sich in Stargard endgültig eine städtische Selbstverwaltung heraus. An der Spitze des Gemeinwesens standen damals drei Bürgermeister und ein einundzwanzigköpfiger Rat, dem drei Schaffner angehörten, die den städtischen Besitz überwachten. Im Laufe eines Jahres wurde das eigentliche Amt von zwei Bürgermeistern und zwei Dritteln der Ratsmitglieder ausgeübt, das heißt von zwölf Ratsherren und zwei Schaffnern (amtierender Rat). Gleichzeitig wurde jedes Jahr ein Drittel der Ratsmitglieder ausgetauscht; die einzelnen Ratsherren waren ausschließlich Mitglieder der Kaufmannsgilde. Die wirtschaftliche Lage Stargards wurde zum Anlaß eines offenen Kriegs gegen Stettin (1454–1464), das um seine führende Rolle in diesem Teil Pommerns fürchtete. Der Konflikt endete mit der Niederlage Stargards, was die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt deutlich hemmte. Dennoch gab es hier zu Beginn des 17. Jahrhunderts 25 Zünfte sowie vier Gilden (der Kaufleute, Tuchmacher, Seeleute und Brauer). In dieser Zeit belief sich die Einwohnerzahl auf rund fünf- bis sechstausend. Eine wahre Katastrophe bedeutete für Stargard der Dreißigjährige Krieg. Die Einquartierungen der kaiserlichen und schwedischen Truppen sowie ein Stadtbrand (1635) stürzten die Einwohnerschaft in den Ruin. Die Situation verkomplizierte sich durch das Aussterben des Greifengeschlechts und den Niedergang des pommerschen Staates noch weiter. Durch den Westfälischen Frieden, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, sowie den Grenzrezeß (1653), kraft dessen Pommern zwischen Schweden und Brandenburg aufgeteilt wurde, gelangte Stargard zum Staat Brandenburg-Preußen. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts sowie die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts hindurch war es Hauptstadt des brandenburgisch-preußischen Teils von Pommern. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts setzten die Provinzialbehörden Reformen durch, welche das Übergewicht des Stadtrats brachen. Von nun an wurde Stargard von einem Magistrat regiert, der aus drei Bürgermeistern, einem Syndikus, einem Schaffner, vier Senatoren und einem Sekretär bestand. Der erste Bürgermeister überwachte die Arbeit des gesamten Magistrats und nahm an den Landtagen teil. Der zweite führte die Gerichtssachen und der dritte war für die öffentliche Ordnung zuständig. Die Tätigkeit des Magistrats wurde wiederum von einer vierzigköpfigen Bürgervertretung kontrolliert (Collegium Tribunitium). In den 1720er Jahren waren die städtischen Behörden bereits völlig von der Provinzialverwaltung abhängig (Pommersche Kriegs- und Domänen258 Quelle: Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, www.bkge.de (05.2007). 130 kammer). Zudem wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch das örtliche Handwerk reformiert. Die Zunftordnungen wurden geändert und die alten Privilegien eingeschränkt; außerdem wurde der Zugang zu einzelnen genossenschaftlichen Vereinigungen erleichtert und wurden gemeinsame Zünfte gebildet. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden in Stargard erste Manufakturen; die Einwohnerzahl betrug seinerzeit rund 5500 Menschen. Am Anfang Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Preußen grundlegende Reformen durchgeführt (nach der Niederlage im Krieg gegen Napoleon), darunter an vorderer Stele die Reform der städtischen Selbstverwaltung (1808). Das Gesetz von 1808 veränderte die städtische Verfassung von Grund auf. Die Unterteilung in staatliche und private Städte wurde aufgehoben. Alle Ortschaften wurden rechtlich gleichgestellt und in Abhängigkeit von ihrer Einwohnerzahl in drei Kategorien unterschieden: große (über 10 000 Einwohner), mittlere (3500 bis 10 000) und kleine (unter 3500). Von der Einwohnerzahl hing die Mitgliederzahl der städtischen Organe ab, der gewählten Stadtverordnetenversammlung und des von ihr bestimmten Magistrats. In Stargard gehörten der Stadtverordnetenversammlung 54 Personen an, während der Magistrat aus drei besoldeten Mitgliedern (Bürgermeister, Syndikus und Kämmerer) und zehn unbesoldeten, ehrenamtlichen Mitgliedern bestand. Die Städteordnung von 1853 stärkte die Magistratsverfassung mit ihrer Unterscheidung von zwei kommunalen Gremien. Von nun an war die Stadtverordnetenversammlung das alleinige beschlußfassende Organ (in Stargard nunmehr 30 Mitglieder), während das Magistratskollegium die Exekutive bildete. Es bestand seinerzeit teilweise aus Berufsbeamten (Bürgermeister, Syndikus, Kämmerer, Schulrat), teilweise aus Ehrenamtlichen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist in Stargard ein deutliches Wirtschaftswachstum zu verzeichnen. Der Ort erhielt nun zahlreiche moderne kommunale Einrichtungen: Gaswerk (1856), städtisches Krankenhaus (1879), Wasserleitungen (1897) sowie Kanalisation und Stromversorgung (1899). In der Umgebung wurde ein ganzes Straßennetz gebaut; außerdem entstanden Bahnverbindungen mit Stettin (1846), Posen (1847/48), Köslin (1859), Pyritz (1882), Schneidemühl (1895) sowie eine Schmalspurbahn nach Nörenberg (1895). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Stargard zu einem bedeutenden Industriezentrum. Es gab hier u. a. ein großes Eisenbahnausbesserungswerk (seit 1859), eine Landmaschinenfabrik, Fabriken für Seife und Textilien, eine Brennerei, einige Brauereien sowie zahlreiche handwerkliche Betriebe. Die wirtschaftliche Entwicklung des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte zu einem bedeutenden demographischen Aufschwung. Die Bevölkerungszahl betrug 1816: 8042 Menschen, 1857: 13 060, 1900: 26 858, 1925: 32 545 und 1939: 39 780. Die 1853 eingeführte Städteordnung blieb in Stargard bis in die Weimarer Republik bestehen, als 1923 das Kommunalwahlrecht geändert wurde. Dies hatte einen großen Anstieg der Wahlberechtigten zur Folge. 1933 führten weitere Änderungen der nationalsozialistischen Regierung zu einer Konzentration der Exekutive und Legislative in den Händen des Bürgermeisters, der vom Innenminister berufen wurde. Die Akten der Stadt Stargard gelangten 1921 auf der Grundlage eines Vertrags zwischen den städtischen Behörden und dem Archiv nach Stettin. Weitere Partien wurden vom Stargarder Magistrat in den Jahren 1923, 1927, 1931, 1936 und 1938 nach Stettin abgegeben. 1942 wurden die Stargarder Akten in die Schlösser Pansin und Ralswick ausgelagert, wo sie den Krieg überstanden. Während die Pansiner Akten in den Jahren 1946 und 1947 nach Stettin zurückkehrten, gelangten jene aus Ralswick zunächst nach Greifswald, von wo sie 1962 im Rahmen des Archivaustauschs teilweise nach Stettin zurückkehrten. Im Landesarchiv Greifswald, M.Andersen-Nexö-Platz 1, 17489 Greifswald: Rep. 38b, 38bU Stargard, 406 AE, aus den Jahren 1366–1945. 131 Anlage 3: Stadtplan Jacobshagen o.J. (um 1935) Der Stadtplan muss zwischen 1933 und 1945 entstanden sein, da unter Nr. 22 ein „Arbeitsdienst-Lager“ des Reichsarbeitsdienst (RAD) verzeichnet ist, dieser aber nur unter der national-sozialistischen Herrschaft bestand. 132 Anlage 4: Deutsch-polnische Ortsliste Zum Auffinden in modernen Straßenkarten werden nachfolgend die polnischen Namen der im Text am häufigsten erwähnten Orts- und Flußnamen aufgelistet. Fehlende Orte können beispielsweise in der Wikipedia ermittelt werden. deutsch Reckow Altdamm (zu Stettin) Brenkenhofswalde Bromberg Brüsewitz Cammin Carnitz, Karnitz Culm (1940–1945 Kulm) an der Weichsel Daber, Kreis Naugard Finkenwalde (seit 1948 zu Stettin) Freienwalde Garrin, Kreis Kolberg-Körlin Gollnow Greifenberg in Pommern Groß Sabow Jacobshagen, auch Jakobshagen Karnitz, s. Carnitz Kammin Klein Berg Körlin Köslin Madüsee Marienfließ Massow Misdroy (auf der Insel Wollin) Moritzfelde Naugard Plathe Pölitz (Oder) Pollnow Rega (Fluss) Regenwalde Schellin bei Stargard Schivelbein Schmolzin Stargard in Pommern Stettin Stettin-Altdamm Stettin-Finkenwalde Thorn an der Weichsel Treptow an der Rega Verschland, Kreis Pyritz Wilkenfelde, Landkreis Naugard polnisch Rekowo D bie Błotnica Bydgoszcz Brudzewice s. Kammin Karnice Chełmno Dobra Nowogardzka Zdroje Chociwel Goleniów Gryfice abowo Dobrzany Kamie Pomorski Dziwno Karlino Koszalin Jezioro Miedwie Marianowo Maszewo Morzyczyn Nowogard Płoty Police Polanów Rega Resko Skalin Swidwin Smołdzino Stargard Szczeci ski Szczecin s. Altdamm s. Finkenwalde Toru Trzebiatów Wierzchl d ? 133 Wilksfreude Ziegenort 134 Wilczyniec Trzebie Schriften zur Geschichte der Familie Pabst Die Reihe fasst Ergebnisse und Materialien der genealogischen Forschung zu den Vorfahren von Bernhard Pabst zusammen. Soweit die Veröffentlichungen nicht Familienmitgliedern vorbehalten sind, werden sie dem Archiv der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung (AMF) im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig sowie der dortigen Deutschen Zentralstelle für Genealogie, Schongauerstr. 1, 04329 Leipzig zur Verfügung gestellt und können dort eingesehen werden. Da immer nur Kleinstauflagen hergestellt werden, ist nicht immer alles sofort lieferbar. Der Unkostenersatz deckt Kopier-, Binde-, Verpackungs- und Portokosten und ist freibleibend. Ein Gewinn wird weder angestrebt noch erzielt. Gerne gebe ich die Broschüren auch im Austausch gegen die Forschungsergebnisse anderer Hobby-Familienforscher ab. Bisher erschienen folgende Veröffentlichungen im Broschürendruck: Bd. 1 Hermann Pabst. Dr. Otto-Hermann Leander Pabst. [Bildserie mit Erläuterungen]. [Darmstadt] 1997, 8 Seiten [nur für Familienmitglieder]. Bd. 2 [O.] Fleischer. Denkschrift über die Entwicklung der Postverhältnisse in Neustadt i. Sa. Nach Quellen des Hauptstaatsarchivs Dresden sowie des Rats- und Pfarrarchivs in Neustadt aus Anlaß der 600-Jahrfeier der Stadtgemeinde Neustadt verfaßt von Oberpostmeister Fleischer in Neustadt (Sachsen) 1933. In Auszügen aus dem Sütterlin übertragen und mit Einleitung und Erläuterungen versehen von Bernhard Pabst. Beigebunden ist Georg Rennert. Die kurfürstlich und königlich sächsische Postmeister-Familie Lippe. 2. erweiterte Aufl. Hennef 2001 [1. Aufl. 1998; 13,Euro Unkostenersatz]. Bd. 3 Bernhard Pabst, Hermann Pabst. Pabst, Lippe, Hauf, Fiebig. Ahnen aus Franken, Sachsen, Hessen und Schlesien. Hennef 1998, xvii † 224 Seiten [vergriffen]. Bd. 4 Gustav Pabst. 65 Jahre unter Pferden. Lebenserinnerungen. Aus dem Sütterlin übertragen, geordnet, mit Erläuterungen versehen und herausgegeben von Hermann Pabst. 2. vermehrte Aufl. Darmstadt 2000, 91 Seiten [1. Aufl. 1998; nur für Familienmitglieder]. Bd. 5 [Gottfried von Lippe] Werden des Cunnersdorfer Bahnhofes und der Cunnersdorfer Post. Mit handschriftlichen Ergänzungen und Korrekturen von Bernhard von Lippe. Aus dem Sütterlin übertragen, mit Erläuterungen versehen und herausgegeben von Hermann Pabst und Bernhard Pabst. Hennef 1999 [vergriffen]. Bd. 6 Bernhard Pabst. Die Familie Ernst in Nußloch / Baden im 18. und 19. Jahrhundert. 1. Auflage 1999; [10,50 Euro Unkostenersatz]. Bd. 7 Bernhard Pabst. Die Familie Anckelmann in Hamburg und Leipzig. Gelehrte, Ratsund Handelsherren. Hennef 1999, 80 † [69] Seiten [16,- Euro Unkostenersatz] [Signatur Staatsarchiv Leipzig A 918/2000]. Bd. 8 Hermann Pabst. Mein Leben. Lebenserinnerungen aus der Sicht eines über 70 Jahre alten Mannes. Darmstadt 2000, 283 Seiten [nur für Familienmitglieder]. 135 Bd. 9 Joachim Moller. Dat Slechtbok. Geschlechtsregister der Hamburgischen Familie Moller (vom Hirsch). Eingeleitet und erläutert von Otto Beneke. Neu herausgegeben und ergänzt von Bernhard Pabst. Hennef 2000, 29* † XIV † 122 Seiten [18,- Euro Unkostenersatz] [Signatur Staatsarchiv Leipzig A 2001/21]. Bd. 10 Bernhard Pabst. Archivalien zur Geschichte des Ritterguts Cunnersdorf bei Kamenz (1806-1936). Materialien zur Geschichte der Familie von Lippe. Hennef 2001, 36 Seiten [vergriffen]. Bd. 11 Theodor Anckelmann, Johann Albert Fabricius. Inscriptiones Antiqvißimæ & celeberrimæ Urbis Patriæ Hamburgensis. 1663 / 1706. Eingeleitet, erläutert und neu herausgegeben von Bernhard Pabst. Bonn 2001 [13,- Euro Unkostenersatz] [Signatur Staatsarchiv Leipzig A 2001/286]. Bd. 12 Ruprecht Ziemssen. Die protestantischen Pastorenfamilien Theune und Reimmann in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Vorfahrenliste nach Friedrich Heinrich Theune 1691-1745. Mit einer Einleitung und Ergänzungen von Bernhard Pabst. Bonn: Bernhard Pabst 2001 [10,- Euro Unkostenersatz]. Bd. 13 Bernhard Pabst (Hrsg.). Schatzkästelein Heiterer und Ernster Zitate auch verborum allatorum / welchselbige aus den besten Schriften, documentis und / tabulis mit großem Fleiß gesammelt / und Freunden, Gönnern und Verwandten zu Erbauung und amusement / ehrerbietigst unterbreitet. 6. erweiterte und korrigierte Aufl. Bonn: Bernhard Pabst 2006, 66 S. [1. Aufl. 2002]. Bd. 14 Armin Tille. Leipziger Leichenpredigten [16. und 17. Jh.]. Nachdruck der Ausgabe 1906 mit einer Einleitung von Bernhard Pabst. Bonn: Bernhard Pabst 2002, 4* † 64 Seiten [12,50 Euro Unkostenersatz]. Bd. 15 Augustus Qvirinus Rivinus. Lectiones Therapevticæ. Facultatis Medicæ Lipsiensis Decani. [Die Dekane der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig 14151719]. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1719 mit einer Einleitung, Namensverzeichnis und Erläuterungen von Bernhard Pabst. Bonn: Bearbeiter 2003. Bd. 16 Hermann Pabst. Unser kleiner Rabauke. Eine aufregende und wahre Kurzlektüre in Bild und Schrift. Darmstadt 2003, 21 S. [nur für Familienmitglieder] Bd. 17 Bernhard Pabst. Liste meiner Veröffentlichungen. Listo de miaj publikiga oj. Stand Dezember 2003. Stato Decembro 2003. Bonn: Bernhard Pabst 2003, 25 S. [nur für Familienmitglieder] Bd. 18 Bernhard Pabst. Personenindex zu „Königsbrück in alten Ansichten“ von Irene Kubasch. Zaltbommel (NL): Europäische Bibliothek 1992. Bonn: Autor 2004, 10 S.. 136 Veröffentlichungen nur in elektronischer Form: Zu den nachfolgenden Themen liegen (unterschiedlich weit gediehene) Vorarbeiten vor, in einigen Fällen komplette Computer-Dateien, aber noch kein Broschürenausdruck. Auszüge finden sich auf meiner Internetpräsentation (Adresse s.u.). Beiträge und Unterstützung von Seiten anderer Familienforscher sind jederzeit willkommen. Die Reihenfolge des geplanten Erscheinens ist provisorisch. Bd. 7 Die Familie Anckelmann. Erweiterte Neuauflage mit zahlreichen Ergänzungen. Bd. 19 Bernhard Pabst. Die Gelehrtenfamilie Carpzov in Brandenburg und Leipzig. Theologen und Juristen der lutheranischen Orthodoxie. Bd. 20 Bernhard Pabst. Die Posthalterfamilie Flemming in Dippoldiswalde vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. 2. korrigierte und erw. Aufl. Bonn: Autor 2004, 18 S. (1. Aufl. Bonn 2001). Bd. 21 Bernhard Pabst. Die Familie Weisse in Marienberg (Sachsen) im 16. und 17 Jahrhundert. Bonn: Autor 2001. Bd. 22 Theodor Günther. Jacob Friedrich Reimmann (1668-1743). Mühsal und Frucht. Nachdruck der Ausgabe Köln 1974. Mit einer Einleitung und Ergänzungen von Bernhard Pabst. Bonn: Bernhard Pabst 2001. Bd. 23 Bernhard Pabst. Die Vorfahren der Catharina Volckmar (Leipzig 1596-1642). Bonn: Autor 2002. Bd. 24 C[ipriano] F[rancisco] Gaedechens. Albert Wulhases Testament von Ostern 1459 bis Ostern 1860. Neuauflage der Ausgabe Hamburg 1860 eingeleitet und ergänzt von Bernhard Pabst. Bonn 2001 [voraussichtlich 13,- Euro Unkostenersatz]. Bd. 25 Georg Bernhard von Lippe. Geschichte des Rittergutes Cunnersdorf bei Kamenz in Sachsen. Zusammengestellt nach den Akten des Rittergutes. Typoskript. Cunnersdorf 1936 [unveröffentlicht]. Bd. 26 Constantin Robert von Lippe d.Ä. gegen Kloster Marienstern. Der Lausitzer Entschuldungsprozess des Jahres 1835. Bd. 27 Gottfried Welsch (1618-1690). Ein Leipziger Arzt am Vorabend der Aufklärung, seine Familie und Nachkommen. Bd. 28 Ignaz Tobias Böttinger (1675-1730). Ein bürgerlicher Beamter des Barock aus Bamberg und seine Nachkommen. [Ergänzungen zur Dissertation von Christine Freise-Wonka, s. nachfolgend]. Bd. 29 Bernhard Pabst. Constantin Robert von Lippe d.J. (1844-1924) und seine Nachfahren. Bd. 30 Ulrich Philipp Moller. Die Hamburgische Familie Moller [vom Baum]. Neuauflage der Ausgabe Hamburg 1856 Bd. 31 Bernhard Pabst. „... daß man an solchen schönen Gemählden und Bildern gleichsam eine kleine Biebel habe ...“. Die barocke Dorfkirche zu Brumby im Kreis Schönebeck / Elbe und die Pfarrfamilie Hävecker - eine historische Beschreibung. Bonn: Bernhard Pabst 2004. 137 Bd. 32 Bernhard Pabst. Personenindex zu Wilhelm Koch, Chronik von Brumby, Brumby: Gemeindebüro 1938. Bonn: Bernhard Pabst 2004. Bd. 33 Bernhard Pabst. Zeissig, Hensel, Böhmer aus Zittau und den umliegenden Dörfern. Die Vorfahren der Emilia Auguste Zeißig (1822-1888). Bonn: Autor 2002. Bd. 34 Bernhard Pabst. Einleitung und Personenindex zum Nachdruck der Geschichte des Fleckens Hirschfelde von Hermann Friedrich Knothe, Dresden 1851 / Ostritz 2003. Bonn: Autor 2006, 22 S. Bd. 35 Siegfried May. Einleitung und Namensindex zur Chronik "Die Geschichte des Dorfes Briesnitz" von Friedrich Wilhelm Böttcher, [Dresden] 1933/1995. Bonn: Bernhard Pabst 2006, 6 S. Bd. 36 Konrad Händel. Die Vorfahren der Geschwister Paul, Elisabeth, Margarete und Johanna Händel. Nach dem Forschungsstande vom 1. Mai 1939. Als Manuskript gedruckt. Straubing: Autor 1939. In Auszügen neu herausgegeben und mit einer Einleitung und Ergänzungen versehen von Bernhard Pabst. Berlin: Bearbeiter 2006. Bd. 37 Martin Hasenjaeger. Meine Voreltern Hasenjaeger und Streitz in Stargard in Pommern. Zwei Manuskripte, Benstrup 1948 / 1949. Transkribiert, herausgegeben und mit einer Einleitung und Ergänzungen versehen von Bernhard Pabst. Berlin: Bearbeiter 2007, 139 S. Sonstige Monographien zu Vorfahren von Bernhard Pabst 1893 - Ernst Arthur Becker. Stammbaum Becker-Glauch. Dresden: Autor 1893.1. Nachtrag. 1932 Becker, Ernst Arthur. Dresden 1900. 2. Nachtrag. Jahn, Rudolf (Bearbeiter). Dresden 1912. Ergänzungstafeln Korselt, Theodor (Bearbeiter). Dresden: Becker’scher Familienverband 1932. Umfangreiche, großformatige und kommentierte Stammbaumsammlung, in keiner öffentlichen Bibliothek in Deutschland mehr komplett vorhanden, enthält u.a. die Vorfahren von Bernhard von Lippe (Kekulenummer 10) bis zur Familie Anckelmann in Leipzig und Hamburg. 1928 138 Samuel Benedikt Carsted. Atzendorfer Chronik, bearb. von Eduard Stegmann. Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt, Neue Reihe Bd. 6. Magdeburg: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt 1928. Der scharfzüngige, polemische Carstedt war Amtsnachfolger von Friedrich Heinrich Theune (1691-1745) (Kekulenummer 334) im Pfarrhaus in Atzendorf südlich von Magdeburg. Er hat noch dessen Witwe Anna Helene Reimmann (1697-1763) (Kekulenummer 335) persönlich kennen gelernt und schildert anschaulich, drastisch und sarkastisch die Lebensumstände in Atzendorf im 18. Jh. Bis hinauf zum König bleibt kaum einer von Carsteds beißendem Spott verschont. Verständlich, dass die Chronik 'in obscuro' gehalten werden sollte. Theunes Beschreibung des 'Zeremonienstreits' der Jahre 1737-1738, wie sie von Carsted berichtet werden, finden sich hier. Näher zu Theune siehe Bd. 12, zu seiner Frau geb. Reimmann auch Bd. 22 der Schriften zur Geschichte der Familie Pabst. 1938 Stammtafel Alemann. In: Sippenverband Ziering-Moritz-Alemann Hf. 3, Berlin 1938, S. 156 ff. Umfangreiche, detaillierte und quellenkritische Darstellung mit Urkundenauszügen zu den frühen Magdeburger Vorfahren, gesichert bis Heyne Alemann [I.] (um 1325 ca. 1390; Kekulenummer 1.365.572, 20. Vorfahrensgeneration), vier weitere Generationen vermutet, aber nicht mehr belegbar. Das Heft ist ebenso wie Nr. 1 und 2 auf der Internetseite des Verbandes veröffentlicht, eine Kurzfassung in Bd. 23 der Schriften zur Geschichte der Familie Pabst. 1939 Konrad Händel. Die Vorfahren der Geschwister Paul, Elisabeth, Margarete und Johanna Händel. Nach dem Forschungsstande vom 1. Mai 1939. Als Manuskript gedruckt. Straubing: Autor 1939, 334 S. Sorgfältig recherchierte alfabetische Ahnenliste, die u.a. die Vorfahren von Caspar Anckelmann [I.] (Kekulenummer 5332) und Catharina Moller [vom Hirsch] (Kekulenummer 5333) behandelt. 1974 Theodor Günther. Jacob Friedrich Reimmann (1668-1743). Mühsal und Frucht. Köln: Autor [1974], 272 Seiten (DIN A4). Detailreiche, hervorragend recherchierte und belegte Biographie über den Theologen, Pädagogen und Aufklärer Reimmann (Kekulénummer 670), u.a. Begründer der modernen Literaturwissenschaft und Genealogie, in Form eines vervielfältigten Typoskripts. Die Arbeit von Günther vertieft und ergänzt Reimmanns Autobiographie von 1735 (posthum herausgegeben 1745) durch umfangreiche eigene Forschungen und enthält neben einem Werkverzeichnis und Auszügen aus seiner Korrespondenz mit dem Philosophen Leibniz u.a. zahlreiche Angaben zu den Familien Reimmann und Theune aus dem heutigen Sachsen-Anhalt und östlichen Niedersachsen. Ein Nachdruck ist in Vorbereitung. 1986 Christine Freise-Wonka. Ignaz Tobias Bötticher (1675-1730) und seine Bauten. Ein bürgerlicher Beamter des Absolutismus, sein Leben und seine Bautätigkeiten. Bamberger Studien zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege Bd. 4. Bamberg: Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Aufbaustudium Denkmalpflege an der Universität Bamberg 1986, 267 † [108] Seiten mit 177 † 2 Abb. ISBN 3-925009-03-5. Ausführliche kunsthistorische Analyse der Bautätigkeiten Böttingers (Kekulenummer 632) unter Herausarbeitung des soziokulturellen Kontext seiner Biographie. Enthält u.a. Stammtafel der Familie Böttinger und Memento Mori von Ignaz Tobias Böttinger. 1986 / Erich Pröwig. Die Zeißige in Zittau und Olbersdorf bei Zittau und ihre Nachkommen. Eine Stammtafel-Ausarbeitung, beginnend mit urkundlichen Nachweisen 2002 vom Jahre 1391 und fortgesetzt bis zum Jahre 1980. Eckardtsberg bei Zittau: Verfasser 1986, Typoskript veröffentlicht als Bd. 120 der Schriftenreihe der AMF in der Bearbeitung von Günter Renger, Tilo Böhmer und Horst Hesse 2002. Detaillierte Beschreibung der Vorfahren von Emilia Auguste Zeißig (1822-1888; Kekulenummer 41) mit Wiedergabe der urkundlichen Nachweise im vollen Wortlaut. Auszug in Bd. 33. 139 Die Veröffentlichung Die Veröffentlichung macht einen kleinen Teil des genealogischen Nachlasses von Dr. Martin Hasenjaeger (1880-1961) zugänglich. Im Mittelpunkt stehen die beiden Erzählungen „Meine Voreltern“ und „Beiträge zu Geschichte der [Müller-] Familie Streitz“. Sie werden ergänzt durch eine Ahnenliste bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, ausnahmsweise auch darüber hinausgehend und eine Stammliste, die zahlreiche Hasenjaeger-Nachfahren bis in die Gegenwart ausweist. Materialien aus dem Familienverband Hasenjaeger von 1899 beleuchten insbesondere das 19. Jahrhundert bis zur Vertreibung 1945 in Stargard in Pommern, Kolberg, im Kreis Saatzig, Belgard und anderen hinterpommerschen Orten. Hinweise zum Autor und auf den neuesten Forschungsstand runden die Veröffentlichung ab. Der Autor Dr. Martin Hasenjaeger (1880-1961) war Jurist, Familien- und Heimatforscher in Stargard in Pommern. Bereits am Ende seiner Schulzeit hat er sich seit ca. 1900 mit Genealogie befasst und ist dieser Leidenschaft bis kurz vor seinem Tode treu geblieben. Der Bearbeiter Der Bearbeiter, Jahrgang 1960, hat Jura, Geschichte und allgemeine Sprachwissenschaft studiert. Er arbeitet als Jurist im Europarecht und lebt mit seiner Familie in Berlin. Angeregt durch den Mauerfall beschäftigt er sich seit Anfang der neunziger Jahr mit der Erforschung zunächst seiner sächsischen, später auch hamburgischen, fränkischen, hessischen und schlesischen Vorfahren. Teile der Forschungsergebnisse sind in den „Schriften zur Geschichte der Familie Pabst“ (siehe die inseitige Liste) veröffentlicht, Teile in der Aktion „Forscherkontakte“ (FOKO) der deutschen genealogischen Verbände. Der Bearbeiter ist Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung“ (www.amf-verein.de). Kontakt E-Mail: Bernhard.Pabst[bei]arcor.de Website: www.familienforschung-pabst.de www.genealogie-pabst.de 140