Keramische Beschichtungsmaterialien für optische
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Keramische Beschichtungsmaterialien für optische
Leitthema: Optische Werkstoffe Keramische Beschichtungsmaterialien für optische Anwendungen Eine Leistungsbewertung Das Verfahren der physikalischen Dampfabscheidung (PVD) hat sich für Anwendungen in der Optik durchsetzen können. Mit der einhergehenden technischen Entwicklung der optischen Datenkommunikation und der Zunahme der Anwendungen im Bereich Lasertechnik wuchsen auch die Forderungen nach einer größeren Auswahl an Beschichtungsmaterialien. Gleichzeitig müssen die Aufdampfmaterialien mit der schnellen Entwicklung der Verfahrenstechnik und mit der Anforderung der steigenden Produktivität der Aufdampfanlagen Schritt halten. Bedingt durch eigene Minen im Firmenverbund und durch mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Aufdampfsubstanzen ist es der GfE gelungen, einer der weltweit führenden Hersteller von hochbrechenden Bedampfungsmaterialien für die PVD-Dünnschichttech- nik zu werden. Anwendung finden die bei GfE hergestellten Oxide z. B. im Bereich der Präzisions- und Brillenoptik sowie beim Abscheiden von Dünnfilmschichtsystemen im optischen Kommunikationsbereich. Dieser Artikel beinhaltet eine Leistungsbewertung von Aufdampfsubstanzen. Die für den Test zur Verfügung gestellten Substanzen sind Standardprodukte, die aus der laufenden Produktion entnommen wurden. Getestet wurden Tantalpentoxid Ta2O5, Zirkondioxid, ZrO2, Hafniumdioxid, HfO2 und Titanoxid 'Tiru 3', Ti3O5. Die Aufdampfsubstanzen lagen wie folgt vor: Ta2O5, ZrO2 und HfO2 in Granulatform, Fraktion 1-4 mm und Ti3O5 in Granulatform, Fraktion 2-4 mm. Die Materialien wurden zum Schmelzen in den Tiegel einer ElektronenstrahlBeschichtungsanlage (Boxcoater) platziert. Mit jedem Material wurden mehrere Beschichtungsvorgänge durchgeführt. Die gewählten Materialparameter entsprechen den Standards für die ▲ Abb. 2a: Ergebnis der Ta2O5 Transmissionsmessung ▲ G etestet wurden Tantalpentoxid Ta2O5, Zirkondioxid, ZrO2, Hafniumdioxid, HfO2 und Titanoxid 'Tiru 3', Ti3O5 Produktion von optischen Beschichtungen. Die Proben wurden auf poliertem plano BK7 Trägermaterial abgeschieden. Nach Abschluss der Beschichtungen wurde die eine Hälfte der Proben zur Fa. J.A. Woollam Co., Inc. USA zur Auswertung per Spektralellipsometrie gesendet. Die andere Hälfte wurde mit einem Perkin Elmer Lambda 900® Messgerät hinsichtlich ▲ Abb. 2b: Ergebnis der TiO2 Transmissionsmessung Magazin Neue Werkstoffe 61 Leitthema: Optische Werkstoffe ▲ A bb. 3a: Ergebnisse aus dem Cauchy Modell für HfO2, ZrO2, Ta2O5 Reflexions- und Transmissionswerten ausgewertet. Das Verdampfungsverhalten der Materialien ist als gut zu bezeichnen. Die Granulate waren leicht zu handhaben, sie spritzten nicht beim Einschmelzen und Aufdampfen. Die Reflexions- und Transmissionswerte für diese Oxide waren typisch und wurden verwendet, um die Ergebnisse der Spektralellipsometrie zu bestätigen. In Abb. 2a ist ein Beispiel einer Transmissionsmessung von Ta2O5 zu sehen, verglichen mit den vorab berechneten Daten der Spektralkurve. Man erkennt die nahezu exakte Übereinstimmung zwischen den beiden unterschiedlichen Bewertungsmethoden. Abb. 2b zeigt das Ergebnis für Ti3O5. Man erkennt die Überlagerung der gemessenen Transmissionsdaten (PE Lambda 900) mit der theoretischen Kurve (unter Verwendung der Indexwerte – Woollam SE): Auch hier ist eine recht genaue Übereinstimmung zwischen gemessener und berechneter Transmission ersichtlich. Die erhaltenen Ergebnisse für Reflexions- und Transmissionsdaten sind typisch für TiO2 und wurden für die nähere Verifizierung der Ergebnisse der Spektralellipsometrie herangezogen. Indexwerte und Streuungscharakteristika haben gezeigt, dass die GfE Materialien hinsichtlich der ermittelten optischen Kennwerte Branchenmarken setzt. Vier Proben wur- 62 Magazin Neue Werkstoffe ▲ Abb. 3b: Ergebnisse aus dem Cauchy Modell für TiO2 (Probe A) den mit einem J.A. Woollam Co., Inc. M-2000® Spektralellipsometer untersucht. Die Proben waren auf BK7 Glassubstraten abgeschiedene Einfachschichten bestehend aus HfO2, Ta2O5, ZrO2 und TiO2. Jede Probe wurde mittels Cauchy Modell analysiert. Aufgetragen ist der Brechungsindex gegen die Wellenlänge. Die am besten angepassten optischen Konstanten der vier Dünnfilme zeigen die Abb. 3a und b. In Abb. 3b sind die optimal angepassten optischen Konstanten für TiO2 zu sehen: Die Analyse der spektralen Ellipsometriedaten zeigten eine gute Anpassung der Parameter von Probe A im Vergleich zum Indexmodell. Eine zweite Probe B wurde mit höherer Abscheiderate und einem höheren Sauerstofffluss aufgedampft und war etwas schwieriger einzustellen. In Summe waren die Unterschiede zwischen Probe A + B beim TiO2 sehr gering. TiO2 Materialien haben generell eine signifikante Absorption unterhalb einer Wellenlänge von 380 nm, deswegen wird empfohlen, Daten die unterhalb dieser Wellenlänge ermittelt wurden, nicht zu verwenden (siehe Abb. 3b). Die präsentierten Ergebnisse zeigen, dass die Aufdampfsubstanzen der GfE alle relevanten Tests mit Bravour bestanden haben. Optische PVDSchichtsysteme werden unter anderem zur Herstellung von Multilayer- Schichtsystemen für Laserspiegel, Farb- und Spezialfilter, Strahlenteiler, Kaltlichtspiegel, Hitzereflektoren und für hochwertige Schichtsysteme in der Ophthalmik und Datenkommunikation eingesetzt. Alle getesteten Materialien sind Aufdampfsubstanzen zur Herstellung von transparenten optischen Dünnfilmen mit hohem Brechungsindex. Sie können in Form von Granulaten, Slugs, Tabletten und Targets (auf Anfrage) geliefert werden. Der jeweilige materialbedingt zu erreichende Brechungsindex ist abhängig von Substrattemperatur und Wellenlänge. Alle genannten Oxide verdampfen unter Zersetzung in Suboxide und Sauerstoff. Stöchiometrische Oxidschichten erhält man meist nur durch Zusatz von Sauerstoff zur Restgasatmosphäre. Die Absorption wird durch Sauerstoffdruck, Rate und Substrattemperatur beeinflusst. Der Brechungsindex von im Vakuum konventionell aufgedampften Schichten ist fast immer niedriger als der Brechungsindex der jeweiligen Substanz im Einkristall. Bei Oxiden kann man durch ionengestützte Verdampfung (Ion Assisted Deposition IAD, Ion Beam Assisted Deposition IBAD und andere Prozesse) wesentliche Verbesserungen in den optischen und mechanischen Eigenschaften erzielen. Verdampft werden die Materialien mithilfe der Elek- Leitthema: Optische Werkstoffe tronenstrahlverdampfung. Alle Materialien bilden dielektrische Schichten aus. Zusätzlich gilt: ■ HfO2 ist sehr verschleißresistent, mit guter Anhaftung am Substrat, bildet keine Mischphasenbildung, schmilzt nicht vollständig vor der Verdampfung und hat einen Brechungsindex von 1,9 bei 500 nm: 1,9. Der Transmissionsbereich liegt zwischen 2307000 nm. ■ ZrO2 ist hart und abriebfest, kombiniert mit einer guten Oxidationsresistenz. Es sind jedoch allotrope Umwandlungen möglich (inhomogener Schichtaufbau), wenn nicht stabilisiert wird. Es schmilzt nicht vollständig vor der Verdampfung. Der Brechungsindex bei 500 nm ist 2,05; der Transmissionsbereich liegt bei 320-7.000 nm. ■ Ta2O5 ist abriebfest, thermisch, chemisch und mechanisch sehr stabil und hat gute Hafteigenschaften, der Brechungsindex bei 500 nm beträgt 2,1. Der Transmissionsbereich liegt zwischen 350-7.000 nm. ■ TiO2 ermöglicht einen sehr hohen Brechungsindex für die sichtbare Region, ist hart und beständig in Kombination mit anderen Oxiden. Der Brechungsindex bei 500 nm beträgt 2,4. Der Transmissionsbereich liegt zwischen 400-12.000 nm. ■ INFO Autoren: Sven Reiner, K-U. van Osten Kontakt: Sven Reiner Technology Coating Materials GfE Metalle & Materialien GmbH Höfener Strasse 45 90431 Nürnberg Tel.: 0911 9315-656 Fax: 0911 9315-1656 E-Mail: sven.reiner@gfe.com www.gfe.com Quellen: ■ Arbeitskreis 'Optische Dünne Schichten’ der DGM, 1996 ■ The Optics Encyclopedia, Volume 5, 2004 ■ Optical Coatings, Hans JK. Pulker, Februar 1999 Magazin Neue Werkstoffe 63