Freispruch für Archäologen
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Freispruch für Archäologen
LEIPZIG Seite 22 Stadtrat CDU will gegen Schulschwänzer durchgreifen Schwänzen ist kein Kavaliersdelikt. Leipzigs Christdemokraten schätzen ein, dass Schulverweigerung mittlerweile zum Problem in Leipzig geworden ist und Handlungsbedarf besteht. „Schulverweigerung ist aber auch eine bewusste Verletzung der gesetzlichen Schulpflicht durch Schüler und Eltern und somit ein Gesetzesverstoß“, betont CDU-Stadtrat Stefan Billig. Gern werde das Schwänzen von Bildungsexperten als „Schulmüdigkeit“ umschrieben, was laut Billig aber „eine unzulässige Beschönigung“ ist. Die CDU-Fraktion bringt nun einen Antrag im Stadtrat ein, der ein konsequenteres Handeln aller zuständigen Behörden und Einrichtungen fordert. Die müssen vor allem schneller reagieren. „Je länger die Verweigerung andauert, desto schwieriger ist die Wiedereingliederung in den Schulbetrieb“, findet Stadtrat Jens Lehmann, Mitglied des zuständigen Fachausschusses. Gefordert seien dabei die Bildungsstätten selbst, aber auch Ordnungsamt und die Schulverwaltungen. Die Stadtverwaltung legt großen Wert auf freiwillige Angebote der Sozialarbeit. Stadtrat Stefan Billig fordert hingegen: „Sozialarbeit für Schulpflichtverweigerer ist strikt an die Schulen anzubinden, die Hauptverantwortung liegt bei den Schulsozialarbeitern. Vereinsgetragene Sozialarbeit soll dies unterstützen.“ Laut CDU muss sich diese Sozialarbeit auch an die Eltern richten, um deren Erziehungskompetenz zu stärken. M. O. Freispruch für Archäologen Landgericht urteilt: Unfalltod bei Ausgrabungen in der City kann 50-jährigem Österreicher nicht angelastet werden Vier Jahre nach dem tödlichen Unfall bei Ausgrabungen mitten in der Leipziger Innenstadt ist der verantwortliche Archäologe Peter H. (50) gestern freigesprochen worden. Er habe den Einsturz einer 200 Jahre alten Mauer, unter der eine Helferin verschüttet wurde, nicht vorhersehen können, urteilte das Landgericht. Es hob damit den Schuldspruch der Vorinstanz auf. „Dass eine Mitarbeiterin ums Leben kam, belastet meinen Mandanten enorm“, sagte gestern zu Beginn des Berufungsprozesses Verteidiger Andrej Klein. Er sprach von einem tragischen Unglücksfall an jenem 4. Mai 2009. Gegen 10.45 Uhr war auf der Baustelle unweit vom Bildermuseum, wo später das Katharinum als sogenannte Winkelbebauung entstand, eine etwa drei Meter hohe und 70 Zentimeter breite Mauer eingestürzt. Erika U. (56) – als ABM-Kraft beim Landesamt für Archäologie beschäftigt – wurde von den Trümmern begraben. Sie erlag um gestern noch einmal viele Zeu13.10 Uhr ihren schweren Vergen zu dem tragischen Ereignis letzungen im Krankenhaus. vor dem Landgericht Rede und „Nicht bei jedem tragischen Antwort stehen. Augenzeuge Unglücksfall muss es aber auch Klaus-Dieter M. (64) befand einen Schuldigen geben“, so der sich damals nur wenige Meter Verteidiger gestern weiter. Wie von dem Unglücksort entfernt berichtet, hatte das Amtsgericht in der Baugrube. „Ich stand alim März 2011 Peter H. wegen lerdings mit dem Rücken zu der fahrlässiger Tötung verurteilt. Mauer. Wie sie fiel, sah ich Es ging aber von einem sehr nicht. Ich hörte plötzlich ein geringen Grad seines VerschulKrachen.“ Er habe einen Schock dens aus und hielt eine Verwarerlitten, als er seine verschüttenung für angemessen. Die Verte Kollegin sah. „In ihrem Hüfthängung einer Geldstrafe von bereich lag ein großer Klotz.“ 90 Tagessätzen à 50 Euro wurDer Einsturz sei für ihn nicht de vorbehalten. Das Gericht war vorhersehbar gewesen. „Sonst der Auffassung, dass das Umhätte ich doch dort nicht gearkippen der Mauer vorhersehbar und vermeidbar gewesen sei Gestern im Leipziger Landgericht: Archäologe Peter H. (links) mit beitet“, sagte der 64-Jährige. Keiner der Zeugen, resümierund der Archäologe geeignete seinem Verteidiger Andrej Klein. Foto: Wolfgang Zeyen te gestern der Vorsitzende RichSicherheitsmaßnahmen hätte ter Klaus Kühlborn, habe Anhaltspunkte ergreifen müssen. Es stützte sich dabei Berufung ein. Das Ziel: Freispruch. Und für eine Gefahrensituation geschildert. auf das Gutachten eines Statikers. auch die Staatsanwaltschaft war nicht Nach den Erkenntnissen eines weiteren Gegen die Entscheidung legte der einverstanden, weil sie die Verwarnung Gutachters – das Landgericht hatte Österreicher Peter H., der in Leipzig lebt, für „nicht ausreichend“ hielt. So mussten Letzte Chance für Gipfelschau Mit einem Festkonzert feiert der Mädchenchor Schola Cantorum heute ab 19 Uhr in der Peterskirche Geburtstag. Chordirektor Marcus Friedrich hat ein Musikprogramm zusammengestellt, das die 50-jährige Geschichte des Leipziger Kinder- und Jugendchores prägte. Das Ensemble pflegt in besonderem Maße die für gleiche Stimmen komponierte A-cappella-Musik von der Renaissance bis zur Gegenwart, ist aber auch bei der Aufführung größerer chorsinfonischer Werke beteiligt. Während des Konzerts erklingen unter anderem Werke von Reinhardt Syhre, Johannes Brahms, Josef Gabriel Rheinberger und Felix Mendelssohn Bartholdy. Zum Jubiläum des Chores, dem etwa 30 Sängerinnen im Alter zwischen 13 und 25 Jahren angehören, ist eine Festschrift mit mehr als 60 Seiten erschienen. Der Eintritt kostet 12 Euro, ermäßigt acht Euro. M. O. Studentisches Erfolgstrio der Uni: Gabriel Berger, Anna Berger und Andreas Montag (von links) bei der Preisverleihung. Foto: Markus Maier kurses“, bei dem das hiesige Firmen-Gründernetzwerk Smile sekundiert. Auf dem Weg zum Ost-Meister des Prime Cups hatte das Trio drei Hürden genommen. Erst einen Ausscheid an der hiesigen Uni, dann eine Wettbewerbsrunde in Jena und schließlich eine Management- Truppenbewegungen vom 16. bis 18. Oktober werden gezeigt Äthiopische Gäste laufen mit Abschied vom Everest: Am Sonntag geht die spektakuläre Schau mit dem höchsten Berg der Welt im Panometer, Richard-Lehmann-Straße 114, zu Ende. Zugleich feiert der ungewöhnliche Ausstellungsort in einem alten Gasometer sein zehnjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gibt es morgen noch einmal ein buntes Programm. Ab 14 Uhr gibt Yngo Gutmann ein Trommelkonzert zum Mitmachen. Ein Runder Tisch – unter anderem mit Panometer-Vater Yadegar Asisi – wird sich ab 15 Uhr dem Thema „Wahrheit und Panorama“ widmen. Geöffnet ist von 10 bis 18 Uhr, Infos gibt es auch unter www.asisi.de. Foto: Volkmar Heinz Vor 200 Jahren tobte vor den Toren Leipzigs eine der blutigsten Schlachten der Menschheitsgeschichte. Über die Völkerschlacht sind viele Bücher geschrieben worden – aus den unterschiedlichsten Perspektiven. Passend zum Gedenken an die Schlacht, an die Leipzig im Oktober 2013 auch mit internationalen Gästen erinnern wird, hat der Verlag Rockstuhl aus Bad Langensalza jetzt die Historische Landkarte „Leipziger Völkerschlacht am 16. und 18. Oktober 1813“ als Nachdruck herausgegeben. Diese zeigt die Schlachtstellungen der feindlichen Heere am 16. und 18. Oktober in der Region um Leipzig und als extra Karte auch, wie die Stadt Leipzig damals ausgesehen hat. Die Alliierten aus Schweden, Österreich, Russland und Preußen kämpften gegen die napoleonischen Soldaten und deren Verbündete. Auf der Karte werden dargestellt: verbündete Truppen, Französische Truppen, Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Plänkler der Verbündeten, Plänkler der Franzosen, Stellung der französischen Armee am 16. Oktober nach der Schlacht sowie die Pfeilrichtungen des Vordringens. Der Nachdruck ist eine Reprint-Auflage aus dem Jahr 1905, teilte der Verlag mit, und wurde im Vergleich zum Original auf 260 Prozent vergrößert. Die historische Landkarte kann ab sofort für 9,95 Euro in vielen Buchhandlungen oder direkt beim Verlag Rockstuhl in der Langen Brüdergasse 12 in 99947 Bad erworben Die Völkerschlacht – dargestellt im Jahr Langensalza M. O. 1905 auf einer Karte – ist jetzt als Re- werden. print erschienen. Foto: Verlag Rockstroh www.verlag-rockstuhl.de Nach Einbruch: Top-Gastronom rüstet auf Beutezug im Gohliser „Münsters“: Täter umgehen Alarmanlage und Bewegungsmelder des Restaurants Foto: Christian Nitsche Gäste im Grundbuchamt Planspielrunde in Berlin, wo die Leipziger die Konkurrenz überflügelten und dafür gestern Pokal und Urkunden in Empfang nahmen. „Das motiviert uns fürs Bundesfinale, aber vor allem sammeln wir bei dem Wettbewerb viele praktische Erfahrungen“, meinte Anna Berger. mabe Verlag druckt historische Karte zur Völkerschlacht nach Wilhelm-Ostwald-Gymnasium Auch einen Blick auf historische Technik gönnten sich Gäste aus Aserbaidschan bei ihrem Rundgang im Leipziger Grundbuchamt. Ihr Interesse galt aber vornehmlich dem elektronischen Grundbuch. Noch bis zum morgigen Sonntag dauert die einwöchige Fach-Informationsreise der Gruppe unter anderem aus der Hauptstadt Baku und der Stadt Sumqayit am Kaspischen Meer in Deutschland an. Studenten-Trio auf Erfolgskurs bei bundesweitem Wettstreit Siegerzeremonie im kleinen Kreis und mit großem Pokal an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Leipziger Uni: Geehrt wurde gestern ein Studenten-Trio, das beim bundesweit ausgerichteten Prime Cup als bestes Team der neuen Bundesländer und Berlin eingekommen ist. Bei dem Wettstreit geht es um die Entwicklung möglichst erfolgreicher Geschäftsmodelle für Unternehmen und deren attraktive Präsentation vor einer Jury. Auch Sonderaufgaben werden bepunktet. Anna Berger, Gabriel Berger und Andreas Montag, die Wirtschaftswissenschaften an der Alma mater studieren, konnten sich dabei gegenüber rund 3000 Mitbewerbern durchsetzen und ziehen nun als Ost-Gewinner ins Deutschland-Finale ein, das demnächst in Hamburg über die Bühne geht. Uni-Prorektor Professor Thomas Lenk drückte gestern die Daumen, wünschte den Kommilitonen „die Fortsetzung ihres Erfolgs- Schola Cantorum feiert 50. Geburtstag www.ostwaldportal.de schließlich den Bausachverständigen Udo Böttiger eingeschaltet – war ein ganzes Bündel an Ursachen verantwortlich für den Einsturz der Mauer. Unter anderem die Schwächung der Wand, deren mangelnde Einbindung, massiver Regen. Böttiger zufolge wäre einem Bautechniker die Gefahrenquelle sicher rasch aufgefallen, einem Archäologen allerdings nicht. Der sei in solchen Dingen weder ausgebildet noch habe er Erfahrungen damit. Nach dem Gutachten Böttigers rückte auch Oberstaatsanwalt Lutz Lehmann vom Anklagevorwurf ab und plädierte auf Freispruch. „Die konkrete Situation war für den Angeklagten nicht bedenklich, um den Rat eines Statikers einzuholen.“ Aus dem Unglücksfall müssten jedoch dringend Schlussfolgerungen unter anderem für die Ausbildung von Archäologen gezogen werden, forderte er. Dieser Ansicht folgte das Gericht in jeder Hinsicht. „Es war ein Unglücksfall, für den niemand strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen ist“, so der Richter. Sabine Kreuz Ehrung an der Uni für Ost-Sieger des Management-Prime-Cups Festkonzert Am Montag findet der 3. Spendenlauf des Wilhelm-Ostwald-Gymnasiums statt – dieses Jahr mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm. „Mit dem Lauf unterstützen wir gleichermaßen unser Gymnasium und unsere Partnerschule in Äthiopien“, sagt Schulleiter Joachim Brucherseifer. Gelaufen wird wieder auf dem Sportplatz an der Bernhard-Kellermann-Straße. Bereits ab 8 Uhr werden Technik, Stationen des Rahmenprogramms und das Organisationsbüro aufgebaut, wozu sich viele Schüler als Helfer eingetragen haben. „Zur Zeit haben wir auch vier äthiopische Gäste an unserer Schule, von denen sich zwei am Spendenlauf beteiligen werden: Sileshi Simegnew Girum, Jahrgang 1995, und der zwei Jahre ältere Enchalew Adamu Wondimagegn aus Yetmen“, berichtet Brucherseifer. Das Ende der Veranstaltung sei für alle Läufer, Gäste und begleitende Lehrer um 14 Uhr; für alle Organisatoren und Helfer, wenn der ordnungsgemäße Zustand des Platzes wieder hergestellt ist. A. Rau. Sonnabend / Sonntag, 6./7. Juli 2013 Sie umgingen die Alarmanlage und lösten nicht einmal den Bewegungsmelder aus: Nachdem gewiefte Einbrecher das Restaurant „Münsters“ in der Platnerstraße in Gohlis heimgesucht haben, zog Wirt André Münster (44) jetzt Konsequenzen. Umgehend rüstete er die Sicherheitstechnik in dem Gebäude komplett nach. Es war in der Nacht zum Montag, als die Täter in das Lokal einstiegen. Und zwar durch das Küchenfenster. „Es war das einzige Fenster, das nicht mit der Alarmanlage verbunden war“, so Münster. „Das waren ganz sicher TopProfis.“ Der Bewegungsmelder schlug nicht an, weil die Täter wohl extrem vorsichtig zu Werke gingen. Nach Angaben der Polizei hielten sie sich ausschließlich in der Küche und im Thekenbereich der Gaststätte auf, klauten dort unter anderem Bargeld, zwei Beamer, Wein, Ausweise und Führerschein des Inhabers sowie dessen Fahrzeugschlüssel – und damit auch Münsters grauen Ford Fiesta (L-AX 1969). „Ich hatte das Auto an dem Abend extra Begehrt nicht nur bei Feinschmeckern: Das „Münsters“ in Gohlis ist in das Visier von Einbrechern geraten. Foto: Wolfgang Zeyen stehen lassen, weil ich was trinken wollte“, sagt der Wirt. Zwölf Jahre lang betrieb er die le- gendäre „Drogerie“, zog vor einem Jahr mit seiner Mannschaft in die sanierte Gohliser Mühle. Die Deutsch- landausgabe 2013 des einflussreichen französischen Gourmet-Führers „Gault Millau“ honorierte das „Münsters“ mit 14 von 20 möglichen Punkten – damit gehört das Restaurant zu den Top 5 in der Messestadt. Doch ausgerechnet jetzt, zum einjährigen Bestehen seines neuen Lokals, wurde der Gastronom zum ersten Mal überhaupt in seiner Karriere Opfer von Einbrechern. Münster ist sicher, dass die Täter seine Gaststätte zuvor gründlich ausbaldowert haben. „Garantiert haben die sich hier überall umgesehen“, sagt er. „Die wussten ganz genau, wo sie hin wollten und wonach sie suchen mussten.“ Noch einmal will er sich das aber nicht bieten lassen. Deshalb hat er im „Münsters“ umgehend seine Sicherheitstechnik in vollem Umfang erweitert und auch das einzige bislang ungeschützte Fenster ebenfalls an die Alarmanlage anschließen lassen. Künftige Beutezüge dürften damit selbst für die Leistungsträger des Einbruchsgewerbes zu einer Art Mission Impossible geraten. Frank Döring Jugendbewegung Jugendliche denken über Europa nach Warum das Völkerschlachtdenkmal errichtet wurde, welche Beziehungen die Gegner und Verbündeten von damals heute zueinander haben und wie junge Leute aus diesen Ländern auf ihre Zukunft blicken – das wollen die Teilnehmer des Internationalen SommerCamps herausfinden, das vom 7. bis 16. Juli in Leipzig stattfindet. Angemeldet haben sich zu dem Projekt unter dem Motto „Europa: gestern – heute – morgen“ rund 80 Teilnehmer aus zehn Ländern; aus Deutschland, Österreich, Polen, Tschechien, Frankreich, Italien, Großbritannien, Schweden, der Ukraine und Russland. Sie werden bei Foren, in Diskussionscafés, in Workshops und bei verschiedenen Freizeitangeboten Gedanken und Ideen zusammentragen, die sich rund um das Thema 200 Jahre Völkerschlacht und 100 Jahre Denkmal drehen. Organisiert wird die Jugendbewegung vom Amt für Jugend, Familie und Bildung in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Völkerschlachtdenkmal. Unterstützung erfährt das Projekt vom EU-Programm „Jugend in Aktion“. r.