Carus 0215199 Musica Sacra
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Carus 0215199 Musica Sacra
Carus 2.151/99 Musica Sacra Hungarica Sacred choral music from the 20th century Budapesti Monteverdi Kórus Éva Kollár Musica Sacra Hungarica Geistliche Chormusik des 20. Jahrhunderts · Sacred choral music from the 20th century Budapesti Monteverdi Kórus Direction: Éva Kollár 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 László Halmos Nr. 18 * Jubilate Deo (SATB) Ferenc Farkas Nr. 20 Kyrie (SATB) Zoltán Kodály Nr. 30 Pange lingua (SAB) György Orbán Nr. 8 Ave verum corpus (SATB) Lajos Bárdos Nr. 26 O gloriosa virginum (SATB) Lajos Bárdos Nr. 7 Ave maris stella (SATB) György Orbán Nr. 6 Ave Maria (SATB) Zoltán Kodály Nr. 36 Veni, veni Emmanuel (SAB) Gábor Lisznyai Nr. 29 Puer natus in Bethlehem (SSATB) Lajos Bárdos Nr. 39 Karácsonyi bölcsődal (Wiegenlied zu Weihnachten, SATB) László Halmos Nr. 16 Hodie Christus natus est (SATB) 2:07 12 1:50 13 4:50 14 3:04 15 2:26 16 3:07 17 3:01 18 5:18 19 1:53 20 2:50 21 22 3:01 Recorded in a Unitarian chapel (Hőgyes Endre u., Budapest) by the do-lá studio, March 2010, Recording producer: László Dobos Printed music available by Carus: CV 2.151 * Numbers in the printed music. Artúr Harmat Nr. 11 2:24 De profundis (SATB) Ferenc Kersch Nr. 13 2:20 Dextera Domini (SATB) Lajos Bárdos Nr. 23 4:09 Libera me (SSATB) György Orbán Nr. 28 3:28 Pater noster (SAATBB) Zoltán Kodály: Jézus és a kufárok 6:28 (Jesus und die Krämer, SSATTBB, Nr. 17) György Deák-Bárdos Nr. 10 2:05 Crucifigatur (SATB) Zoltán Kodály Nr. 31 3:26 Stabat Mater (SATB) György Deák-Bárdos Nr. 14 3:46 Eli, Eli (SATB) Lajos Bárdos Nr. 32 1:59 Föltámadt Krisztus (Surrexit Christus, SATB) Zoltán Kodály Nr. 1 2:54 Esti dal (Abendlied, SATB) László Halmos Nr. 27 1:46 Minden földek (Omnis terra Deo jubilate) (SATB) Total time: 68:22 Coverbild: József Pituk (1906–1991), Glasgemälde (Rechtenachfolge J. Pituk, Budapest) Photos: p. 11: Éva Kollár (private) p. 12 – 13: Budapest Monteverdi Choir (private) © 2010 by Carus-Verlag, Stuttgart Die in Kodizes überlieferten alten ungarischen Kirchengesänge unterscheiden sich von den übrigen europäischen liturgischen Gesängen grundsätzlich dadurch, dass sie von Pentatonik und nicht von Diatonik geprägt sind. Diese Jahrhunderte alte ungarische Tradition wurde im 17. Jahrhundert durch die vom Konzil von Trient verabschiedete liturgische Ordnung abgelöst. Der gregorianische Gesang beschränkte sich fortan immer mehr auf die Klöster und Abteien bzw. wurde in den protestantischen Kirchen in ungarischer Übersetzung weiter gepflegt. An die Stelle des gregorianischen Chorals trat der geistliche muttersprachliche Volksgesang. Mehrstimmigkeit war ab dem 15. Jahrhundert üblich. Im Laufe des 16. bis 18. Jahrhunderts bildete sich jene geschulte Musikerschicht heraus, die auch die Kirchenmusik belebte. Zur Zeit des Barock wurde der überlieferte strophische Gesang in Ungarn immer mehr vom deutsch-österreichischen Volksgesang der Aufklärung abgelöst. Die größten Kompositionen der Wiener Klassik fanden schnell den Weg nach Ungarn, sie wurden bald auch in Pozsony (Pressburg), Buda und Esztergom (Gran) aufgeführt. Dem Gesang der Gemeinde in den katholischen Kirchen lag bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein die 1855 veröffentlichte Sammlung Katholikus egyházi énektár (Katholische Kirchengesangsammlung) zugrunde. Die Romantik und mit ihr der Historismus haben dafür gesorgt, dass sich die kirchenmusikalische Praxis auch in Ungarn an Reformen zu orientieren begann. Der gläubige Katholik Franz Liszt (1811– 1886) nahm sich der Kirchenmusik ganz besonders an. In seinen Kompositionen bearbeitete er nicht nur gregorianische Motive, er übernahm auch viele Modalelemente der Harmonik der Musik des Mit- telalters und der Renaissance und übte mit seinen zahlreichen Erneuerungen auch sonst eine große Wirkung auf seine Komponistenkollegen aus. Für die Einweihung des Doms zu Esztergom komponierte er eine Missa solemnis, die Graner Festmesse, und anlässlich der Krönung Kaiser Franz Josephs zum ungarischen König die Missa coronationalis, die Ungarische Krönungsmesse. Auch das Oratorium Christus gehören zu den religiösen Meisterwerken der Musikgeschichte. Und Liszt war es, der seine ungarischen Zeitgenossen mit der Cäcilianischen Bewegung bekannt machte. Die Erneuerung der Kirchenmusik stand auch in Ungarn im Zeichen dieser Bewegung. Als Direktor der Budapester Musikakademie hat Liszt 1875 für die Einrichtung einer kirchenmusikalischen Ausbildung gesorgt. Die kirchenmusikalischen Reformbewegungen erlebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund des Apostolischen Schreibens Motu proprio von Papst Pius X. erneut einen Aufschwung. Im Geist dieses Schreibens wirkte nicht nur Ferenc Kersch (1853–1910), der Kantor des Doms zu Esztergom, sondern auch viele andere, aber die Mehrzahl der Komponisten ging auch fortan den Weg der deutschen Romantik aus dem 19. Jahrhundert weiter. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das musikalische Leben der katholischen Kirche in Ungarn von Artúr Harmat (1885–1962) angeführt, der zunächst Kantor der Innerstädtischen Pfarrkirche von Budapest und später bis zu seinem Ableben Musikdirektor am Dom St. Stephan in Budapest (gewöhnlich als St.Stephan-Basilika bezeichnet) war. An der Budapester Musikakademie gründete er die Fachrichtung Kirchenmusik und stellte das katholische Ge3 sangbuch Szent vagy, Uram! (Heilig bist Du, mein Herr!) zusammen, das im musikalischen Leben der Kirche auch heute noch unerlässlich ist. Diese Sammlung erschien 1931 im Musikverlag Magyar Kórus (Ungarischer Chor), zu dessen Gründern u. a. auch Lajos Bárdos (1899 –1986) gehörte. Außer Chorwerken brachte dieser Verlag in separaten Heften auch gregorianische Musik nach den Festen des Kirchenjahres geordnet und ins heutige fünflinige Notensystem transkribiert heraus, sowie 1948 ein Gesangbuch unter dem Titel Hozsanna (Hosianna). Dieser Musikverlag galt als Förderer der neuen ungarischen Musikkultur und des modernen Musikunterrichts im Sinne von Béla Bartók (1881–1945) und Zoltán Kodály (1882–1967). Neben den Gründern des Musikverlags arbeiteten auch andere an der Entwicklung eines neuen ungarischen kirchenmusikalischen Repertoires mit, unter anderen László Halmos (1909 –1997) und György Deák-Bárdos (1905 –1991), der Bruder von Lajos Bárdos. Die Komponisten des 20. Jahrhunderts schrieben gern sowohl für Chöre als auch für größere Ensembles. Zoltán Kodály komponierte zum 250. Jubiläum der Rückeroberung Budas von den Türken ein festliches Te Deum und während der Belagerung der ungarischen Hauptstadt 1944–45 die Missa brevis. Artúr Harmat schrieb Messen zu Ehren des Hl. Gellért (Gerhard) und der Hl. Margarete, Gábor Lisznyai (1913–1981) komponierte die Missa salesiana, und Ferenc Farkas (1905 – 2000) mehrere Messen und zahlreiche kirchenmusikalische Werke. Ende der 1940er Jahre wurden in Ungarn die tragenden Pfeiler des kirchenmusikalischen Lebens zerstört: An der Budapester Musikakademie wurde die Ausbildung zum Chorleiter und an den Lehrer4 seminaren die Ausbildung zum Kantor abgeschafft, dem Musikverlag Magyar Kórus wurde die Lizenz entzogen. Das gesamte musikalische Leben der Kirchen wurde praktisch in den Untergrund gedrängt. Die schöpferische Aktivität der Komponisten konnte jedoch nicht erstickt werden. Harmat, Bárdos, Alajos Werner (1905–1978), Lisznyai und Halmos komponierten weiter, sie schrieben für die unter den erschwerten Bedingungen arbeitenden Chöre leicht singbare Kompositionen, die in handschriftlicher Form verbreitet wurden. Neue Anregungen schöpften die Komponisten aus den Beschlüssen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965), nämlich dass die jeweilige Nationalsprache zur Sprache der Liturgie erklärt wurde und dass sich die Gläubigen an bestimmten liturgischen Handlungen beteiligen durften. Von dieser Zeit an wurden in den Chorwerken mit religiöser Thematik bzw. zu liturgischen Zwecken immer mehr ungarische Texte vertont (auch einige Kompositionen von dieser CD werden meistens ungarisch gesungen). Die ungarische Bischofskonferenz ersuchte Kodály, die feststehenden Teile der katholischen Messe einstimmig zu vertonen (Magyar Mise [Ungarische Messe], 1966). In der Folge haben dann mehrere ungarische Komponisten (u. a. Kilián Szigeti (1913–1981), Alajos Werner und Gábor Lisznyai) Ordinarien vorgelegt. Die ungarische Kirchenmusik aus dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts ist durch unterschiedliche kompositorische Richtungen geprägt. Zu der älteren Generation, die den Traditionen verpflichtet ist und im Geiste Kodálys und Harmats komponierte (Bárdos, Lisznyai, Ferenc Farkas) gesellten sich auch jüngere wie Erzsébet Szőnyi (*1924) und andere. Der Lutheraner Sándor Szokolay (*1931) kombiniert in seiner Missa Pannonica seinen eigenen charakteristischen Kompositionsstil mit den mittelalterlichen musikalischen Traditionen sowie mit der Chortechnik der östlichen orthodoxen Liturgie. In den letzten Jahren haben viele Komponisten die ungarische Kirchenmusik um Messen und Motetten bereichert, unter anderem Miklós Kocsár (*1933), in dessen Œuvre die Vertonung archaischer volkstümlicher religiöser Sprüche eine besondere Rolle spielt, György Orbán (*1947), dessen Oratorien und religiöse Chorwerke in Ungarn und im Ausland gleichermaßen beliebt sind, János Vajda (*1949), Miklós Csemiczky (*1954), Péter Tóth (*1965) und Levente Gyöngyösi (*1975). Zwei Werke von László Halmos bilden den Rahmen der CD. 1 Jubilate Deo (Jauchzet Gott!) – Kanon auf den Anfangsvers des Psalms 66 mit einer für die alte ungarische Musik charakteristischen pentatonischen Melodie. 22 Minden földek (Omnis terra Deo jubilate) – Volksgesang auf einen Text im Geist des gleichen Psalms mit meistens parallel geführten Stimmen (nur in ungarischer Sprache eingespielt), der oft in festlichen Liturgien gesungen wird. phen des Hymnus von Thomas von Aquin auf die Eucharistie, dreistimmig und mit Imitationsstruktur. Eine Komposition zur persönlichen Andacht und Hymnus zur Vesper zum Fronleichnam. 4 Ave verum corpus (Sei gegrüßt, wahrer Leib) – Die Vertonung des Hymnus auf die Eucharistie aus dem 14. Jahrhundert stammt von György Orbán. Die Melodie wird soloartig von einzelnen Chorstimmen gesungen, auf die seufzerartige Akkorde des gesamten Chores antworten. Die Sequenz der Anrufungen nach dem im Forte erklingenden Gipfelpunkt verstummt allmählich, und die Komposition schließt mit einem Dur-Akkord in besonders tiefer Lage. Ungarn wurde von seinem ersten König, dem Hl. Stephan (969–1038), in die Obhut der Jungfrau Maria gegeben, deshalb gilt das Land in der katholischen Tradition als Regnum Marianum. 5 O gloriosa virginum (O Glorreichste der Jungfrauen) – Der Hymnus auf Maria mit einem Text aus dem 8. Jahrhundert ist in der Bearbeitung von Lajos Bárdos eines der bekanntesten religiösen Chorwerke in Ungarn. Kyrie aus der Margarethen-Messe von Ferenc Farkas, die dem Andenken der ungarischen Heiligen aus dem 13. Jahrhundert gewidmet ist. Die Melodien der Messe sind durchweg pentatonisch und von einfacher Konstruktion, die innere Spannung erwächst aus der verschobenen Rhythmik der einzelnen Stimmen. 6 Ave maris stella (Sei gegrüßt, Du Morgenstern!) – Der Hymnus für die Vesper der Jungfrau Maria aus dem 9. Jahrhundert wurde ebenfalls in einer Vertonung von Lajos Bárdos eingespielt. Die Zeilen des Hymnus werden von den einzelnen Chorstimmen soloartig vorgetragen, nur die vierte Zeile der Strophen wird vom gesamten Chor gesungen. 3 Pange lingua (Besinge, Zunge) – Zoltán Kodálys Vertonung der drei charakteristischsten Stro- 7 Ave Maria (Sei gegrüßt, Maria) ist eines der wichtigsten katholischen Gebete und der wichtigs- 2 5 te Teil des Rosenkranzgebetes. Der erste Textabschnitt wurde aus verschiedenen Zitaten aus dem Neuen Testament zusammengestellt, den zweiten Teil des Gebets bildet eine von der katholischen Kirche stammende Fürbitte. In György Orbáns Vertonung gleicht der erste Teil einem leisen Brevier, der mittlere Teil ist emotional geladen und wird von flehenden Tönen getragen. Die Komposition schließt mit leisen friedvollen Tönen. Weihnachtsfest 8 Veni, veni Emmanuel (Komm, komm, Emmanuel) – Die gregorianische Melodie einer Antiphon zum Weihnachtsfest aus dem 13. Jahrhundert wurde von Zoltán Kodály dreistimmig bearbeitet. Die Verse werden von den jeweiligen Stimmen abwechselnd gesungen, in den Schlusszeilen „Gaude, gaude“ frohlockt der Chor über das Kommen des Erlösers. 9 Puer natus in Bethlehem (Ein Kind geboren zu Bethlehem) – Der Weihnachtsgesang aus dem 13. Jahrhundert gliedert sich in der Bearbeitung von Gábor Lisznyai in drei Teile. Im ersten Abschnitt und im Schlussteil ertönt die frohe Kunde über dem Ostinato der Basstöne, welche die rhythmische Bewegung des Wiegens nachahmen. Die Forte-Passagen des mittleren Teils sind Ausdruck des Jubels über die Geburt unseres Erlösers. 10 Karácsonyi bölcsődal (Wiegenlied zu Weihnachten) – Die Frauenstimmen beschwören in diesem Wiegenlied von Lajos Bárdos auf einen ungarischen Text die innige Beziehung der Jungfrau Maria zu ihrem Sohn. Als Untermalung dazu summen die Männerstimmen eine wiegende Melodie. 6 11 Hodie Christus natus est (Heute ist Christus geboren) – Die aus dem Mittelalter stammende Antiphon Magnificat wurde von László Halmos im romantischen Stil des 19. Jahrhunderts bearbeitet. Die traditionell homophone Struktur des Stückes wird oft durch einen plötzlichen und scharfen Wechsel in der Dynamik belebt. 12 De profundis clamavi ad te (Aus der Tiefe rufe ich zu dir) – Die Vertonung der Verse 1 und 2 des Psalms 130 durch Artúr Harmat gehört zu den populärsten und effektvollsten ungarischen religiösen Chorwerken. Der Anfangsvers wird von tiefen Männerstimmen intoniert, um in der Reprise von den tiefen Frauenstimmen übernommen zu werden. Das Gebet wird dann von straffen Akkordgängen und herben Kontrasten in der Dynamik getragen. Die Reprise findet erst nach langem Suchen zu einem Ruhepunkt. Die Komposition schließt mit einem strahlenden Akkord der Versöhnung in Dur. 13 Dextera Domini (Die Rechte des Herrn) – Von den eingespielten Kompositionen ist diese am frühesten entstanden. Sie gilt in Ungarn als das schönste Kirchenlied, mit dem die Erlösung unseres Herrn gefeiert wird. Die Verse 16 und 17 des Psalms 118 bilden die Textgrundlage. Die von Ferenc Kersch stammende Bearbeitung trägt in ihrer Dynamik und Chromatik deutlich die Spuren des Einflusses des deutschen Komponisten Johannes Brahms, eines Zeitgenossen des ungarischen Musikers. 14 Libera me, Domine (Befreie mich, Herr) – Der letzte Satz der Totenmesse wurde von Lajos Bárdos als selbständiges Stück vertont, und zwar wie der Untertitel sagt, als Vision des Jüngsten Gerichts. In der Komposition wechseln sich die Teile ab, die bald die zitternde Angst, bald die Schrecknisse des gnadenlosen Richtens darstellen. Die quälende Angst ereilt jeden – darauf und auf die Pein der nach Atem ringenden Ungewissheit deuten die Unisono-Passagen und die mit Glissando gesungenen verminderten Quinten hin. Das abschließende, in hoher Lage erklingende Gebet – gleichsam vom Engelschor gesungen – verspricht Friede. 15 Pater noster (Vater unser) – György Orbáns postmoderne Harmoniewelt gelangt im Gebet des Herrn, das mit einem strahlenden Gloria und einem Amen des Friedens schließt, voll zur Geltung. Osterfest 16 Jézus és a kufárok (Jesus und die Krämer) – Diese Komposition gehört mit Sicherheit zu Zoltán Kodálys bekanntesten Kompositionen. Sie ist die dramatische Vergegenwärtigung der biblischen Geschichte. (Jesus ging in den Tempel und vertrieb dort die Krämer.) Das Chorwerk liegt nicht nur mit einem ungarischen, sondern auch mit einem englischen und deutschen Text vor, dennoch kann man behaupten, dass die dramatische Ausdrucksstärke der Komposition nur voll zur Geltung gelangt, wenn die Komposition in ungarischer Sprache gesungen wird. Nach einer kurzen feierlichen Exposition wird Jesus’ Zorn zunächst mittels einer kleinen Fuge zum Ausdruck gebracht, worauf dann die Peitschenhiebe, das Umwerfen der Tische der Geldwechsler und die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel folgt. Die Geschehnisse werden durch eine immer schneller und entschlossener werdende Fuge vermittelt. Jesus tritt noch verhältnismäßig milde an die Taubenverkäufer heran, aber seine Wut steigert sich immer mehr, und er nennt die Eindringlinge „Räuber“. Diese Worte hallen noch lange in den dramatisch aufge- stauten Akkorden wider. Der sich allmählich entfaltende gewaltige Schlussakkord steht für die feste Zuversicht der Christus lauschenden Masse. 17 Crucifigatur (Kreuzige ihn!) – György DeákBárdos bearbeitet in diesem Chorwerk einen wichtigen Wendepunkt der Leidensgeschichte Christi (Mt 27,22–23). Der milde Ton der kurzen epischen Berichte wird stets von dem die Entscheidung signalisierenden Schreien der Masse unterbrochen, die sich bald gegenseitig imitieren, bald harmonisch verschmelzen. 18 Stabat Mater (Es stand die schmerzensreiche Mutter) – Jacopone da Todis Sequenz aus dem 13. Jh. wurde von Zoltán Kodály zu einem äußerst populären homophonen Chorwerk bearbeitet. (Von den insgesamt 20 Strophen der Komposition wurden nur die beiden ersten und letzten eingespielt.) 19 Eli, Eli (Mein Gott) – Eine dramatisch starke Bearbeitung der allgemein bekannten Szene der Leidensgeschichte Christi (Mt 27,46) von György Deák-Bárdos. Gespannte Akkorde, akzentuierte Dynamikwechsel sowie eine charakteristische Chromatik sollen die letzten Augenblicke Christi am Kreuz nachvollziehbar gestalten. 20 Föltámadt Krisztus (Surrexit Christus) – Die vierstimmige Bearbeitung des volkstümlichen Ostergesangs aus dem 14. Jahrhundert stammt von Lajos Bárdos. Das dynamische Anfangsmotiv ist von der Freude über die Auferstehung Christi geprägt. Das Lied wird in ungarischer Sprache gesungen. 21 Esti dal (Abendlied) – Dieses Chorwerk stellt keine religiöse Komposition dar, es ist aber ein Lied, 7 das auf Gott vertraut, dem eine volksliedähnliche Melodie zugrunde liegt und Vortragende und Zuhörer in eine andachtsvolle Stimmung versetzt. Das Abendlied ist ein weltweit bekanntes Chorwerk von Zoltán Kodály. Ein Wanderer (oder vielleicht einer, der fremd ausgezogen und der Welt abhandengekommen ist) wendet sich an Gott, damit er ihm Friede und Ruhe schenkt, er wünscht mit diesem Lied allen eine gute Nacht. Die drei Strophen werden nur vom Sopran mit Text gesungen, zu denen die anderen Stimmen lediglich begleitende Akkorde summen (lediglich dem persönlichen Gebet der mittleren Strophe schließen sich auch die anderen Chorstimmen an). Text: Béla Reviczky Übersetzung: Péter Zalán The codices of ancient Hungarian church plainsong handed down differ fundamentally from other European liturgical chants in that it is based on pentatonic rather than diatonic scales. This centuries-old Hungarian tradition was dissolved in the 17th century by the Council of Trent. Henceforth Gregorian plainsong was restricted to an ever-increasing extent to monasteries and abbeys, while in Protestant churches it was still used, in Hungarian translation. Elsewhere Gregorian chant gave place to sacred folksong in the vernacular. Part-singing was customary from the 15th century onwards. During the 16th–18th centuries a class of trained musicians developed which revitalized church music. In the baroque age traditional strophic singing gave place increasingly to German-Austrian folksong of the Age of Enlightenment. The greatest Viennese classical compositions quickly found their way to Hungary; they were soon performed at Pozsony (Pressburg), Buda and Esztergom (Gran). Congregational singing in Catholic churches was based until the 1930s on the collection Katholikus egyházi énektár (Catholic church song collection), published in 1855. The romantic movement, together with historicism, made sure that in Hungary church music practice also orientated itself towards the reforms. The devout Catholic Franz Liszt (1811–1886) was strongly drawn to church music. In his compositions he not only developed plainsong motives, he also adopted many modal elements of the harmonies of medieval and Renaissance music, and through his many innovations he also exercised a considerable effect on his fellow composers. For the consecration of Esztergom Cathedral he composed a Missa solemnis the Gran Festive Mass, and 8 for the coronation of the Emperor Franz Joseph as King of Hungary the Missa coronationalis, the Hungarian Coronation Mass. His oratorio Christus is also among the religious masterworks of musical history. It was Liszt, too, who made his Hungarian contemporaries aware of the Cecilian movement. The renewal of church music owed much in Hungary, as elsewhere, to this movement. As director of the Budapest Academy of Music Liszt established church music training in 1875. publisher promoted up-to-date Hungarian musical culture and modern music education as advocated by Béla Bartók (1881–1945) and Zoltán Kodály (1882–1967). Along with the founders of that publishing house others promoted the development of a new Hungarian church music repertoire, including László Halmos (1909–1997) and György DeákBárdos (1905 –1991), the brother of Lajos Bárdos. The process of church music reform was carried forward at the beginning of the 20th century by the Papal Bull Motu proprio of Pope Pius X. Ferenc Kersch (1853–1910), the Kantor of Esztergom Cathedral, and many other musicians worked in accordance with the spirit of the Pope’s directive, although the majority of composers continued along the path of German 19th-century romanticism. 20th-century composers enjoyed writing for choirs, and also for larger ensembles. Zoltán Kodály composed a festive Te Deum for the 250th anniversary of the recapture of Buda from the Turks, and during the siege of the Hungarian capital in 1944–1945 his Missa brevis. Artúr Harmat wrote masses in honor of St. Gellért and St. Margarete, Gábor Lisznyai (1913–1981) composed the Missa salesiana, and Ferenc Farkas (1905–2000) produced several masses and many other church music works. After World War I the musical life of the Catholic Church in Hungary was led by Artúr Harmat (1885 –1962), initially Kantor of the central church in Budapest and later, until his death, director of music at St. Stephen’s Cathedral in Budapest (generally known as St. Stephen’s Basilica). At the Budapest Academy of Music he founded the department of church music, and he compiled the Catholic hymn book Szent vagy, Uram! (Thou art holy, my Lord!), which is still essential to the musical life of the Church. This collection was issued by the music publisher Magyar Kórus, one of whose founders was Lajos Bárdos (1899 –1958). Apart from choral works this publishing house also brought out separate volumes of plainsong for each festival of the Church year, printed on modern five-line staves, and in 1948 a song book entitled Hozsanna. This At the end of the 1940s the supporting pillars of church music life in Hungary were destroyed, at the Budapest Academy of Music the training of choirmasters and at teaching seminars the training of Kantors were abolished, while the music publisher Magyar Kórus had its license withdrawn. The entire musical life of the churches was virtually driven underground. However, the creative activity of composers could not be suppressed. Harmat, Bárdos, Alajos Werner (1905 –1978), Lisznyai and Halmos continued to compose. They wrote works which could be sung easily by choirs working under the difficult conditions of the day, and which were distributed in manuscript. Composers received fresh inspiration from the decisions of the Second Vatican Council (1962–1965), namely that the liturgy should be in the vernacular in each country, and that 9 the congregation should be allowed to participate in certain liturgical functions. From then onwards choral works on religious subjects or which were written for liturgical purposes were set increasingly to Hungarian words (some compositions on this CD are also generally sung in Hungarian). The conference of Hungarian bishops asked Kodály to write a unison setting of the Ordinary of the Catholic Mass (Magyar Mise [Hungarian Mass], 1966). Since then several Hungarian composers (including Kilián Szigeti, Alajos Werner and Gábor Lisznyai) have written settings of the Ordinary of the Mass. Hungarian church music from the last third of the 20th century has proceeded in various different compositional directions. Along with the older generation who followed traditional paths and composed in the spirit of Kodály and Harmat (Bárdos, Lisznyai, Ferenc Farkas) there were younger composers such as Erzsébet Szönyi (b. 1924) and others. In his Missa Pannonica the Lutheran Sándor Szokolay (b. 1931) combines his own characteristic style with medieval musical traditions and with the choral technique of the eastern Orthodox liturgy. During recent years composers have enriched Hungarian church music by writing many masses and motets, among them Miklós Kocsár (b. 1933), in whose oeuvre the setting of archaic traditional religious folk sayings plays an important part, György Orbán (b. 1947), whose oratorios and religious choral works are equally popular in Hungary and in other countries, János Vajda (b. 1949), Miklós Csemiozky (b. 1954), Péter Tóth (b. 1965) and Levente Gyöngyösi (b. 1975) Béla Reviczky Translation (abridged): John Coombs 10 Der Budapesti Monteverdi Kórus (MonteverdiChor Budapest) wurde 1972 gegründet. Neben Acappella-Kompositionen der europäischen Renaissance singt der Chor Chorwerke und Oratorien des Barock, der Wiener Klassik und der Romantik sowie zeitgenössische Kompositionen. Zahlreiche Werke ungarischer und ausländischer Komponisten wurden vom Monteverdi-Chor Budapest uraufgeführt. Der Chor nimmt gern auch Bearbeitungen ungarischer Volkslieder ins Programm. Neben Rundfunk-, Fernseh- und Plattenaufnahmen zeugen auch zahlreiche Auftritte bei internationalen Festivals und Chorwettbewerben vom Erfolg des MonteverdiChors Budapest. Der Chor erzielte seine größten internationalen Erfolge bei Wettbewerben in Arezzo (Grand Prix und 1. Preis), Spittal (1. Preis), Llangollen (2. Preis), Gorizia (2. Preis) und Sligo (1. Preis und Grand Prix). Der Monteverdi-Chor Budapest wird von seiner Gründerin Éva Kollár, Professorin der Franz-LisztMusikakademie Budapest, geleitet. 1994 wurde Éva Kollár mit dem Franz-Liszt-Preis ausgezeichnet. In Ungarn und im Ausland hält sie Vorträge über die Methodik des Musikunterrichts in Ungarn und gestaltet Meisterkurse für Chorleiter in Europa, Kanada und Japan. Sie bekleidet auch das Amt der Präsidentin des Ungarischen Verbandes der Chöre und Orchester (KÓTA) und der Vizepräsidentin der Ungarischen Zoltán-Kodály-Gesellschaft. Sie ist Mitglied des Präsidiums der Organisation Europa Cantat und vertritt Ungarn in der Jury zahlreicher internationaler Chorwettbewerbe. The Monteverdi Choir Budapest was founded in 1972. In addition to a cappella compositions of the European Renaissance, the choir also likes to sing choral works and oratorios from the Baroque era, Viennese Classicism, and the Romantic period, as well as contemporary works. The Monteverdi Choir has sung world premiere performances of works by many Hungarian composers and by composers from abroad. The choir also gladly includes arrangements of Hungarian folk songs on its programs. In addition to radio, television and CD performances, numerous appearances at international festivals and choral competitions attest to the success of the Monteverdi Choir Budapest. The choir has achieved great international success at competitions in Arezzo (Grand Prix and 1st Prize), in Spittal (1st Prize), in Llangollen (2nd Prize), in Gorizia (2nd Prize), and in Sligo (1st Prize and Grand Prix). The Monteverdi Choir Budapest is conducted by its founder, Éva Kollár, Professor at the Franz Liszt Academy of Music, Budapest. In 1994 Éva Kollár was awarded the Franz Liszt Prize. Both in Hungary and abroad she gives lectures on the methodology of music instruction in Hungary and she gives master classes to choral conductors in Europe, Canada and Japan. She also holds the offices of President of the Hungarian Association of Choirs and Orchestras (KÓTA), Vice President of the Hungarian Zoltán Kodály Society, is a member of the Executive Committee of Europa Cantat, and she represents Hungary in the juries of a number of international choral competitions. Éva Kollár Budapesti Monteverdi Kórus László Halmos (1909 – 1997) 1 Jubilate Deo Jubilate Deo, universa terra, psalmum dicite nomini ejus, venite et audite, et narrabo vobis, omnes qui timetis Deum, quanta fecit Dominus animae meae. Alleluja. Ferenc Farkas (1905 – 2000) 2 Kyrie Kyrie eleison, Christe eleison, Kyrie eleison. Ps 66, 1–2.16 Liturgie Jauchzt Gott zu, alle Welt. Singt ein Loblied seinem Namen. Kommt und hört, ich erzähle euch allen, die ihr Gott fürchtet, welch Großes der Herr meiner Seele getan hat. Halleluja. Herr, erbarme dich, Christus, erbarme dich, Herr, erbarme dich. Zoltán Kodály (1882 –1967) 3 Pange lingua Pange lingua gloriosi corporis mysterium, sanguinisque pretiosi, quem in mundi pretium fructus ventris generosi Rex effudit gentium. Preise, Zunge, das Geheimnis dieses Leibs voll Herrlichkeit und des unschätzbaren Blutes, das, zum Heil der Welt geweiht, Jesus Christus hat vergossen, Herr der Völker aller Zeit. Tantum ergo sacramentum veneremur cernui: et antiquum documentum novo cedat ritui: praestet fides supplementum sensuum defectui. Darum lasst uns tief verehren ein so großes Sakrament; dieser Bund soll ewig währen, und der alte hat ein End. Unser Glaube soll uns lehren, was das Auge nicht erkennt. Genitori, genitoque laus et jubilatio, salus, honor, virtus quoque sit et benedictio: Gott, dem Vater und dem Sohne sei Lob, Preis und Herrlichkeit mit dem Geist im höchsten Throne, eine Macht und Wesenheit! 14 procedenti ab utroque compar sit laudatio. Amen. Thomas von Aquin, 13. Jh. Singt in lautem Jubeltone: Ehre der Dreieinigkeit! Deutsch: Heinrich Bone (1847) Amen. György Orbán (*1947) 4 Ave verum corpus Ave verum corpus natum de Maria Virgine; vere passum, immolatum, in cruce pro homine: Cujus latus perforatum fluxit aqua et sanguine: esto nobis praegustatum mortis in examine. O Jesu dulcis! O Jesu pie! Liturgie, 14. Jh. O Jesu fili Mariae. Sei gegrüßt, wahrer Leib, geboren aus der Jungfrau Maria, wahrhaft gelitten, geopfert am Kreuz für die Menschen, aus dessen durchbohrter Seite Wasser und Blut floss: sei uns Stärkung in des Todes Prüfung. Oh milder, oh süßer Jesus! Oh du Sohn Mariä! Lajos Bárdos (1899 – 1986) 5 O gloriosa virginum O gloriosa virginum, sublimis inter sidera, qui te creavit parvulum lactente nutris ubere. O Glorreichste der Jungfrauen, erhaben über den Gestirnen. Den, der dich erschuf, nährst du als Kind mit deiner Milch gebenden Brust. Quod Heva tristis abstulit, tu reddis almo germine, intrent ut astra flebiles, coeli recludis cardines. Was die traurige Eva verspielte, hast du mit deinem holden Kind zurückgebracht; damit die Beklagenswerten zu den Gestirnen eintreten können, hast du die Himmelstore geöffnet. Tu regis alti ianua et aula lucis fulgida, vitam datam per virginem, gentes redemptae plaudite. Du Pforte des höchsten Königs und von Licht erstrahlte Halle: Dem Leben, das durch die Jungfrau gegeben ist, erlöste Völker, spendet Beifall. Jesu, tibi sit gloria, qui natus es de Virgine, cum Patre et almo Spiritu, in sempiterna saecula. Amen. Jesus, dir sei Ruhm, der du geboren wurdest aus der Jungfrau, mit dem Vater und dem Segen spendenden Geist durch alle Zeit und Ewigkeit. Amen. 8. Jh. 15 Lajos Bárdos 6 Ave maris stella Ave maris stella Dei Mater alma, atque semper virgo, felix caeli porta. Sei gegrüßt du Morgenstern, Gottes holde Mutter, auf immer Jungfrau, selige Himmelspforte. Sumens illud ave Gabrielis ore, funda nos in pace, mutans Evae nomen. Die du annahmst das Ave aus Gabriels Mund, festige uns im Frieden, indem du Evas Namen wendest. Solve vincla reis, profer lumen caecis; mala nostra pelle, bona cuncta posce. Löse die Fesseln der Angeklagten, bring Licht den Blinden, vertreibe das Böse, fordere alles Gute. Virgo singularis, inter omnes mitis, nos culpis solutos, mites fac et castos. Einzigartige Jungfrau, unter allen die Gütige, mache uns mild und rein, die wir von der Schuld erlöst sind. Vitam praesta puram iter para tuum, ut videntes Jesum, semper collaetemur. Gewähre ein reines Leben, bereite einen sicheren Weg, damit wir uns immer gemeinsam mit Jesus freuen können. Sit laus Deo Patri, summo Christo Deus Spiritui Sancto tribus honor unus. Amen. Sei Lob Gott, dem Vater, Christus, dem höchsten Gott und dem Heiligen Geist, den Dreien eine einzige Ehrerweisung. Amen. György Orbán 7 Ave Maria Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum: 16 Hymnus, St. Gallen 9. Jh. Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, Jesus. Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus nunc et in hora mortis nostrae. Amen. Lk 1,28 Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. Zoltán Kodály 8 Veni, veni Emmanuel / Adventi ének Veni, veni Emmanuel, captivum solve Israel, qui gemit in exilio, privatus Dei Filio. Gaude, gaude, Emmanuel nascetur pro te, Israel. Adventslied Komm, komm Emmanuel, errette das gefangene Israel, das in der Verbannung seufzt, des Gottessohnes beraubt. Freue dich, freue dich! Emmanuel wird für dich, Israel, geboren. Veni o Jesse virgula, ex hostis tuos ungula, de specu tuos tartari, educ, et antro barathri. Gaude, gaude, ... Komm, du Zweig Jesse, führe die Deinen heraus aus der Kralle des Feindes, aus der Höhle des Tartarus und aus dem abgrundtiefen Schlund. Freue dich ... Veni, veni o Oriens solare nos adveniens, noctis depelle nebulas, dirasque noctis tenebras. Gaude, gaude, ... Komm, o komm, du nahender Sonnenaufgang, vertreibe die Nebelschwaden und die schreckliche Finsternis. Freue dich ... Veni clavis Davidica, regna reclude caelica, fac iter tutum superum, et claude vias inferum. Gaude, gaude, ... Komm, du Schlüssel Davids, schließe wieder auf das himmlische Reich, mach sicher den Weg nach oben und schließe die Unterwelt zu. Freue dich ... Veni, veni Adonai, qui populo in Sinai, legem dedisti vertice, in majestate gloriae. Komm, o Adonai, der du dem Volk auf dem Berg Sinai gabst das Gesetz in erhabener Herrlichkeit. 17 Gaude, gaude, ... Amen. nach dem O-Antiphonen, 13. Jh. Gábor Lisznyai (1913 –1981) 9 Puer natus in Bethlehem Puer natus in Bethlehem, unde gaudet Jerusalem. In cordis jubilo Christum natum adoremus cum novo cantico. Alleluja. Geistlich, 14. Jh. Freue dich ... Amen. Ein Kind geboren zu Bethlehem, des freuet sich Jerusalem. Jubelnden Herzens beten wir an den neugeborenen Christus mit einem neuen Lied. Halleluja. Lajos Bárdos 10 Karácsonyi bölcsődal Szûz Mária várja, várja, aludjon el Jézuskája. Átöleli szűz karjával, melengeti szép arcával. Wiegenlied zu Weihnachten Still senkt sich die Nacht hernieder, hört, es klingen Abendlieder. Jeder Mensch soll Frieden finden, jeder Mensch soll Frieden finden. Aludj, aludj, én szentségem, csillag jön a széles égen. Fényes útját bölcsek járják, áldásodat várva várják. Menschenwachen kann nichts nützen, Gott muss wachen, Gott muss schützen. Herr, durch deine Macht und Güte uns in dieser Nacht behüte. Aludj, aludj, boldogságom, harmat csillog minden ágon, piciny tested gyönge, mégis tied lesz a föld is, ég is. Holder Jesus, auserkoren, warst du einst für uns geboren. Du kannst allen Frieden bringen, du kannst allen Frieden bringen. László Halmos 11 Hodie Christus natus est Hodie Christus natus est, hodie Salvator apparuit, hodie in terra canunt Angeli, laetentur Archangeli, hodie exsultant justi dicentes: Gloria in excelsis Deo. Alleluja. Heute ist Christus geboren, heute ist der Retter erschienen, heute singen die Engel auf Erden, es jauchzen die Erzengel; heute jubeln die Gerechten und singen: Ehre sei Gott in der Höhe. Halleluja. 18 Tui sunt caeli, et tua est terra, orbem terrarum, et plenitudinem ejus tu fundasti, justitia et judicium praeparatio sedis tuae. Dein sind die Himmel und dein ist die Erde. Du hast den Erdkreis und seine Fülle gegründet. Gerechtigkeit und Recht sind die Säulen deines Thrones. Liturgie Artúr Harmat (1885 – 1962) 12 De produndis De profundis clamavi ad te, Domine, Domine exaudi orationem meam. Ferenc Kersch (1853 – 1910) 13 Dextera Domini Dextera Domini fecit virtutem, dextera Domini exaltavit me, non moriar, sed vivam, et narrabo opera Domini. Ps 130,1–2 Ps 118,16–27 Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: Herr, höre meine Stimme! Die Rechte des Herrn hat Macht geübt, die Rechte des Herrn ist erhoben: Ich werde nicht sterben, sondern leben, und erzählen werde ich die Werke des Herrn. Lajos Bárdos 14 Libera me Libera me, Domine, de morte aeterna in die illa tremenda: Quando caeli movendi sunt et terra: Dum veneris judicare saeculum per ignem. Tremens factus sum ego, et timeo, dum discussio venerit, atque ventura ira. Dies irae, dies illa, calamitatis et miseriae, dies magna et amara valde. Requiem aeternam dona eis, Domine: Liturgie et lux perpetua luceat eis. Befreie mich, Herr, vom ewigen Tod an jenem schrecklichen Tag, wenn Himmel und Erde erschüttert werden, wenn du kommen wirst, die Welt zu richten durch Feuer. Ich zittere und bin voll Angst vor dem kommenden Gericht und dem nahenden Zorn. Jener Tag, der Tag des Zornes, des Jammers und der Not, dieser große und so bittere Tag! Die ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und das ewige Licht leuchte ihnen. György Orbán 15 Pater noster Pater noster, qui es in caelis, sanctificetur nomen tuum. Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. 19 Panem nostrum quotidianum da nobis hodie, et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem. Sed libera nos a malo, quia tuum est regnum et potestas, Mt 6,9–13 et gloria in saecula. Amen. Zoltán Kodály 16 Jézus és a kufárok Elközelge húsvét, és felméne Jézus Jeruzsálembe, a templomba. És ott találá ökrök, juhok, galambok árusait, És ott terpeszkedtek a pénzváltók! És kötélből ostort fonván kihajtá őket a templomból. Kavarog a barom, szalad a sok juh, szalad a sok árus. És a pénzváltók pénzét szerte szórá, asztalaikat feldönté. És a galambok árusinak mondá: Vigyétek el ezeket innét! Ne tegyétek atyám házát kereskedés házává. Amazoknak mondá: Írva vagyon: az én házam imádságnak háza minden népek közt. Ti pedig mivé tettétek? Rablók barlangjává. Rablók! Rablók! Hallván ezt a főpapok és írástudók, el akarák őt veszteni, mert félnek vala tőle. Mivelhogy az egész sokaság (nép) rajta csügg vala, úgy hallgatá őt! Joh 2,13 · Mk 11,17 · Lk 19,47 Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Jesus und die Krämer Da das Pascha nahte, zog Jesus hinauf zu der heilgen Tempelstadt Jerusalem. Und fand den Tempelhof mit Rind- und Schaf- und Taubenhändlern voll; und Geldwechsler hatten sich breit gemacht. Er hob eine Peitsche auf und fort jagt er alle vom Tempelhof. Trieb die Ochsen fort, trieb die Schafe fort aus dem Tempel. Schnell dränget sich alles Vieh angstvoll und hastig zum Tor hinaus. Wie da tritt und trampelt alles Rind und Schaf! Eilig flieht die Menge. Mensch und Vieh in Haufen drängen durcheinander wild zum Tor hinaus! Angstvoll und hastig drängen Mensch und Vieh, und durcheinander die Menge flüchtet. Und der Geldwechsler Münzen schüttet er aus und stieß ihre Geldbank wütend um. Er hob eine Peitsche auf und fort jagt er alle vom Tempelhof. Und zu den Geld- und Taubenhändlern sprach er: Schafft diese weg von hier, alle! Nicht sollt ihr entweihen meines Vaters Haus durch Krämerei! Und zu jenen sprach er: Steht nicht geschrieben: Dies mein Haus ist Stätte des Gebetes, allem Volk zu Teil. Ihr jedoch, was macht ihr daraus? Gottlos! Räuberhöhle! Da dies kam vor Schriftgelehrte und Hohenpriester, planten sie, ihn zu töten, denn Angst befiel sie alle, weil die große Menge kam, alles Volk Jesus nur anhing und folgte ihm nach. Deutsch: B. Szabolcsi / rev. Klaus Kreuser (2006) 20 György Deák-Bárdos (1905 –1991) 17 Crucifigatur Dicunt omnes: Crucifigatur! Ait illis praeses: „Quid enim mali fecit?“ At illi magis clamabant, dicentes: Crucifigatur! Alle schrien: „Kreuzige ihn!“ Der Richter fragte jene: „Was hat er Böses getan?“ Jene schrien mit lauter Stimme: „Kreuzige ihn!“ Mt 27,22b–23 Zoltán Kodály 18 Stabat Mater Stabat mater dolorosa, juxta crucem lacrimosa, dum pendebat Filius. Es stand die schmerzensreiche Mutter bei dem Kreuz voll Tränen, während dort ihr Sohn hing. Cujus animam gementem, contristatam et dolentem, pertransivit gladius. Ihre Seele seufzend, trauernd und schmerzerfüllt durchschnitt ein Schwert. Christe, cum sit hinc exire, da per Matrem me venire ad palmam victoriae. Christus, wenn es an der Zeit ist, von hier wegzugehen, gib, dass ich durch deine Mutter komme zum Siegeszweig. Quando corpus morietur, fac ut animae donetur Paradisi gloria. Wenn der Leib sterben wird, gewähre, dass der Seele geschenkt wird die Glorie des Paradieses. Jacopone da Todi, 14. Jh. György Deák-Bárdos 19 Eli, Eli Et circa horam nonam clamavit Jesus voce magna, dicens: „Eli, Eli, lamma sabactháni?“ Mt 27,46 Lajos Bárdos 20 Föltámadt Krisztus (Surrexit Christus) Föltámadt Krisztus e napon! Refr.: Alleluja, hála légyen az Istennek! Hogy minden ember vigadjon! Refr. Und um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Auferstanden ist heut Christus. Refr.: Halleluja. Gelobt sei Gott, unser Gott. Zum Trost der Menschen. Refr. 21 Értünk halált ki szenvedett, Refr. S megváltott minden lelkeket. Refr. Der tags zuvor den Tod erlitten hat, Refr. für den armseligen Menschen. Refr. Húsvéti boldog lélekkel, Refr. Dicsérjük Istent énekkel! Refr. 14. Jh. In dieser österlichen Freude, Refr. lasst uns dem Herrn ein Loblied anstimmen. Refr. Zoltán Kodály 21 Esti dal Erdő mellett estvélledtem, Subám fejem alá tettem. Összetettem két kezemet, Úgy kértem jó Istenemet. Abendlied Dunkelheit umfängt uns wieder und wir singen Abendlieder, singen dir, Gott, voller Freude, denn du liebst uns stets, auch heute. Én Istenem, adjál szállást, Már meguntam a járkálást. A járkálást, a bujdosást, Az idegen földön lakást. Gott, für vieles wir dir danken. Und wir bitten: Halt in Schranken das, was widrig ist und böse. Aus der Nacht, Gott, uns erlöse. Adjon Isten jó éjszakát, Küldje hozzám szent angyalát! Bátorítsa szívünk álmát, Adjon Isten jó éjszakát! Wir, an dieses Tages Ende, geben uns in deine Hände. Bei dir, Gott, sind wir geborgen. Wir erwarten deinen Morgen. Ungar. Volkslied Lajos Bárdos 22 Minden földek Istent dicsérjétek (Omnis terra Deo jubilate) Minden földek Istent dicsérjétek! Ujjongjatok és énekeljetek! Daloljatok az Úrnak citerával! Citerával és zengő muzsikával, Citerával és zengő muzsikával, Harsona zengje s búgó kürtök őt! Ujjongjatok az Úr s Király előtt! freie Textzusammenstellung 22 Deutsch: Kurt Rommel Alle Welt jubelt dem Herrn zu, jauchzt in fröhlich gemeinsamem Gesang. Singt dem Herrn, angefacht durch die Lyra, singt Gott ein Lied mit der Leier, mit widerhallendem Zitherspiel. Die klangvolle Posaune preist die Ehre. Ehre sei Gott auf dem höchsten Thron. Die Komponisten Lajos Bárdos (* 1899 Budapest, † 1986 Budapest) 1920 –25 Studium an der Franz-Liszt-Musikakademie Budapest, Schüler von Albert Siklós und Zoltán Kodály. 1928–67 Professor an der Musikakademie Budapest, Chorleiter und Dirigent an Budapester Pfarrkirchen, Gründer und Leiter des Verlages „Magyar Kórus“ und der gleichnamigen Zeitschrift. (Tracks 5, 6, 10, 14, 20) György Deák-Bárdos (* 1905 Budapest, † 1991 Budapest) – Bruder von Lajos Bárdos. Professor an der Musikakademie Budapest, Chorleiter an der Jesuitenkirche in Budapest, Musikwissenschaftler. (Tracks 17, 19) Ferenc Farkas (* 1905 Nagykanizsa, † 2000 Budapest) Studium an der Musikakademie Budapest sowie an der Accademia di Santa Cecilia in Rom bei Ottorino Respighi, danach Komponist für Filmstudios in Wien und Kopenhagen, 1936 Rückkehr nach Ungarn. 1941– 44 Professor und Leiter des Konservatoriums in Klausenburg, 1949–75 Professor an der Musikakademie Budapest. Zu seinen Schülern zählen einige der wichtigsten ungarischen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (u.a. György Kurtág und György Ligeti). (Track 2) László Halmos (* 1909 Nagyvárad, heute Rumänien, † 1997 Győr) – 1928 –31 Studium der Fächer Komposition, Kirchenmusik, Orgel und Dirigieren an der Musikakademie Budapest. Von 1931 an lebte und wirkte er in Győr (Raab) als Professor an der Theologischen Hochschule und am Staatlichen Konservatorium sowie als Domkapellmeister und Gymnasiallehrer. (Tracks 1, 11, 22) Artúr Harmat (* 1885 Nyitrabajna, heute Bojna/Slowakei; † 1962 Budapest) – Studium in Buda- pest, Berlin, Prag und Beuron. Professor an der Musikakademie Budapest, 1926 Gründung einer kirchenmusikalischen Fakultät, ab 1938 Musikdirektor an der St.Stephans-Kathedrale in Budapest. (Track 12) Ferenc Kersch (* 1853 Bácsalmás, † 1910 Esztergom) Schüler von Franz Liszt, Kapellmeister, Musikschriftsteller, ab 1897 im Dom von Esztergom (Gran) tätig. (Track 13) Zoltán Kodály (* 1882 Kecskemét, † 1967 Budapest) Kompositionsstudium an der Musikakademie Budapest; ab 1905 wissenschaftliche Untersuchungen zur ungarischen Volksmusik. 1906/07 Aufenthalte in Berlin und Paris. 1907– 42 Professor für Theorie und Komposition an der Musikakademie Budapest; zahlreiche Bücher und Aufsätze zur Musikausbildung; entwickelte die sogenannte Kodály-Methode (relative Solmisation), die nicht nur in zahlreichen ungarischen Schulen im Musikunterricht Anwendung findet. 1946 –49 Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. (Tracks 3, 8, 16, 18, 21) Gábor Lisznyai (* 1913 Budapest, † 1981 Budapest) 1931–37 Studium der Fächer Liturgie, Komposition, Dirigieren und Orgel an der Musikakademie Budapest, Anstellung in München. Ab 1947 Professor an der Musikakademie Budapest, 1950–71 Organist an der jüdischen Synagoge in Budapest. (Track 9) György Orbán (* 1947 Marosvásárhely, heute Tîrgu Ș Rumänien) – Kompositionsstudium bei SigisMures, mund Toduta und János Jagamas an der Musikakademie von Cluj Napoca/Kolozsvár/Clausenburg, wo er ab 1973 Musiktheorie unterrichtete. Seit 1979 lebt er in Ungarn und lehrt Komposition an der Musikakademie Budapest. 2002 Auszeichnung mit dem ErkelPreis. (Tracks 4, 7, 15) 23 Contemporary Choral Music Carus Carus 83.459 Carus 83.454 Carus 83.159 Carus 83.400 Carus 83.176 Carus 83.416 www.carus-verlag.com