Bildatlas Peeling - KVM
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Bildatlas Peeling - KVM
Bildatlas Peeling Grundlagen | Praxis | Indikationen Inhalt Inhalt Vorwort ......................................................... V 5.4 Patientenauswahl ....................................... 66 Einleitung .................................................... VII 5.5 Kontraindikationen .................................... 67 Abkürzungen und Symbole .......................... XI 5.6 Objektivierung und Behandlungsplanung .. 68 5.7 Aufklärungsgespräch und Einverständniserklärung ............................. 68 5.8 Dokumentation ......................................... 69 6 Behandlungsplanung ....................... 73 6.1 Grundlagen ............................................... 74 6.2 Anforderungen an den Arzt ....................... 74 7 Behandlung ...................................... 79 7.1 Vor der Behandlung ................................... 80 7.2 Lagerung und Beleuchtung ....................... 80 7.3 Ergonomie ................................................. 80 7.4 Arbeitsmaterialien ...................................... 80 7.5 Anästhesieverfahren ................................... 83 7.6 Grundregeln .............................................. 86 7.7 Applikationstechniken ................................ 88 7.8 Gängige Peels ............................................ 90 7.9 Komplikationen und Komplikationsmanagement ..................... 111 8 Peelnavigator ................................. 117 1 Dermatologische Grundlagen .......... 1 1.1 Funktion und Aufbau der Haut ..................... 2 1.2 Hautalterung ............................................... 9 1.3 Hautverletzungen und Regeneration .......... 17 2 Chemische Grundlagen ................... 21 2.1 Wirkungsmechanismen .............................. 22 2.2 Wirkstoffe .................................................. 31 3 Rezepturen ...................................... 39 3.1 Magistralrezepturen ................................... 40 3.2 Prä- und Postpeelrezepturen ...................... 46 3.3 Im Handel erhältliche Peels ........................ 46 4 Fotodokumentation ......................... 51 4.1 Allgemeine Anforderungen an die medizinische Fotografie ............................. 52 4.2 Zentrale Aspekte der fotografischen Dokumentation .................. 52 5 Konsultation ..................................... 57 8.1 Alphahydroxysäuren (AHA) ...................... 120 5.1 Klärung der Erwartungshaltung ................. 58 8.2 Salizylsäure (SA) ....................................... 122 5.2 Anamnese ................................................. 58 8.3 Jessner ..................................................... 124 5.3 Untersuchung der Haut ............................. 59 8.4 TCA (Gesicht) .......................................... 126 IX Inhalt 8.5 TCA (Hals) ............................................... 130 10.2 Rosacea, Nase .......................................... 162 8.6 TCA (Dekolleté) ....................................... 132 10.3 Aktinische Keratosen, Stirn ....................... 164 8.7 TCA (Hand) ............................................. 134 10.4 Aktinische Keratosen, Kapillitium ............. 166 8.8 Phenol ..................................................... 136 10.5 Hyperpigmentierungen, Wange ............... 168 10.6 Melasma .................................................. 170 9 Indikationen ................................... 139 10.7 Aknenarben ............................................. 172 9.1 Acne excoriée .......................................... 140 10.8 Periorale Elastose (beginnend) ................. 174 9.2 Acne papulopustulosa (Fitzpatrick II) ........ 141 10.9 Elastose (fortgeschritten) ......................... 176 9.3 Acne papulopustulosa (Fitzpatrick IV) ...... 142 10.10 Akne ........................................................ 178 9.4 Tiefe Aknenarben (Fitzpatrick I) ................ 143 10.11 Elastose, Hals ........................................... 180 9.5 Aknenarben (Fitzpatrick II) ....................... 144 9.6 Aknenarben (Fitzpatrick IV) ...................... 145 10.12 Elastose, Perioralregion und Wangen ............................................ 182 9.7 Melasma (Fitzpatrick II) ............................ 146 9.8 Melasma (Fitzpatrick V) ........................... 147 9.9 Solare Elastose ......................................... 148 9.10 Solare Elastose und Lentigines ................. 149 9.11 Elastose, Gesicht und Hals ........................ 150 9.12 Elastose, Hals und Dekolleté ..................... 151 9.13 Periorale Elastose (beginnend) ................. 152 9.14 Periorale Elastose (fortgeschritten) ........... 153 9.15 Poikilodermie ........................................... 154 9.16 Präkanzerosen, Stirn ................................ 155 10.13 Elastose und Lentigines, Dekolleté ........... 184 10.14 Lichtschäden, Hals und Dekolleté ............ 186 10.15 Elastose (Langzeitwirkung) ....................... 188 11 Arbeitshilfen .................................. 191 11.1 Fragebogen zur Anamnese (für mitteltiefe Peels) ................................ 192 11.2 Beurteilung der Sonnenempfindlichkeit der Haut .............. 192 11.3 Aufklärungsbogen ................................... 193 11.4 Dokumentationsbogen Chemisches Peel ...................................... 196 9.17 Narben .................................................... 156 9.18 Lentigines, Handrücken ........................... 157 12 Anhang .......................................... 201 10 12.1 12.2 12.3 12.4 12.5 Bezugsquellen chemischer Peels .............. Weitere Internetlinks ................................ Bildquellen .............................................. Referenzliteratur ...................................... Index ....................................................... Falldokumentation ......................... 159 10.1 Rosacea papulopustulosa ......................... 160 X 202 202 202 203 205 Dermatologische Grundlagen 1 Dermatologische Grundlagen Ein chemisches Peel ist eine iatrogen induzierte Verätzung der Haut. In Abhängigkeit von den beeinflussenden Faktoren (s. die „sechs P’s“, s. Einleitung, S. VII f.) werden verschiedene Tiefen erreicht und unterschiedliche Strukturen verändert beziehungsweise geschädigt. In den geschädigten Hautschichten werden Regenerationsmechanismen in Gang gesetzt, die eine objektivierbare Verbesserung der Hautstruktur bewirken sollen. Klinische und histologische Untersuchungen über die Wirkung chemischer Peels sind publiziert, es fehlen hingegen biochemische und molekularbiologische Studien zu den Wirkungsmechanismen. Vor diesem Hintergrund befasst sich das vorliegende Kapitel mit denjenigen dermatologischen Basiskenntnissen, die sich auf die hypothetischen Wirkungsweisen der Peels beziehen: Neben dem Aufbau und der Funktion der Haut werden die Grundlagen der epidermalen Barriereregeneration und der dermalen Wundheilungsmechanismen beschrieben. Auf die Hautalterung als eine wesentliche Indikation chemischer Peels wird eingegangen. 1 Abb. 1.1 Schematischer Aufbau der Kutis. 2 1.1 Funktion und Aufbau der Haut Der Haut kommt als Grenzschicht des Körpers zu seiner Umwelt u. a. die Aufgabe zu, Schutz und Widerstand gegenüber Einwirkungen von außen zu leisten. Der Stoffaustausch wird reguliert, der Thermound Hydrathaushalt des Organismus aufrechterhalten. Über Sinneszellen erfolgt die Kommunikation mit der Umgebung durch die Aufnahme von Reizen und ihre Weiterleitung an das zentrale Nervensystem. Ein so umfangreiches Aufgabenfeld lässt sich nur durch ein komplexes Zusammenspiel differenzierter Strukturen und Aktivitäten bewältigen. Die Voraussetzungen für dieses Zusammenspiel bietet die Hautarchitektur mit ihren spezialisierten Schichten (s. Abb. 1.1). Die Kutis gliedert sich in drei Hauptschichten: Die Epidermis ist ein mehrschichtiges verhorntes Plattenepithel ektodermalen Ursprungs. Den zellulären Hauptvertreter (95 %) stellen die Keratinozyten dar. Diese Zellen differenzieren sich im Laufe der Orthokeratose, die der Haut ihre Schutzfunktion verleiht. Neben Keratinozyten finden sich ba- Funktion und Aufbau der Haut sal auch Melanozyten und die Merkel-Zellen. Epidermal lokalisierte Zellen des Immunsystems sind die Langerhans-Zellen. Hautanhangsgebilde wie Haarwurzeln, Talg- und Schweißdrüsen haben ihren Ursprung in der basalen Epidermis, sind jedoch in der tiefen Dermis lokalisiert. Die Dermis besteht aus einer Bindegewebsschicht mesodermalen Ursprungs. Ihre Verbindung zur Epidermis wird über die Basallamina gewährleistet und durch papilläre Ausläufer (Reteleisten) intensiviert. Extrazelluläre Proteinfasern, Fibrozyten und Fibroblasten sowie einige Immunzellen bestimmen, eingebettet in eine amorphe Grundsubstanz, ihren grundlegenden Aufbau. Auch Blutgefäße, Lymphbahnen und Nervenendigungen sind Bestandteile der Dermis. Die Subkutis (Hypodermis) ist eine adipöse Schicht, die von lockerem Bindegewebe und größeren Blutgefäßen durchzogen wird und primär eine Polsterfunktion übernimmt. 1.1.1 Epidermis Die Epidermis ist ein klassisches Proliferationsgewebe, das sich ständig selbst erneuert. Die Keratinozyten durchlaufen dabei einen zwei- bis dreiwöchigen Differenzierungszyklus, um schließlich als kernlose Korneozyten nach etwa weiteren 2 Wochen an der Oberfläche abgestoßen zu werden (Desquamatio insensibilis). Die unterschiedlichen Zellstadien bilden einen mehrschichtigen Aufbau und leisten durch ihre Eigenschaften einen jeweils spezifischen Beitrag zur Barriere- bzw. Schutzfunktion der Epidermis (s. Abb. 1.2). Aufbau der Epidermis Abb. 1.2 Schematischer Aufbau der Epidermis. Im Stratum basale sind die Keratinozyten einschichtig und von kubischer Gestalt. Entsprechende Stammzellen verfügen über große, mitotisch aktive Zellkerne. Die basal lokalisierten Melanozyten legen intrazellulär Pigmentspeicher, die Melanosomen, an. Über verzweigte Dendriten steht jeder Melanozyt mit ca. 30 Keratinozyten in Kontakt und versorgt sie mit dem Pigmentfarbstoff. So schützen die Melanozyten die Haut vor UV-Strahlung. Die Hemidesmosomen verankern die Basalzellen in der Basallamina. Das Stratum basale steht in Kontakt zur Dermis und somit zum Gefäßsystem (dermoepidermale Junktionszone). Auf die einschichtige basale Zellreihe folgt das vielschichtige Stratum spinosum. Die Gestalt der Keratinozyten wird in diesen Schichten zunehmend polygonal, die Zellkerne werden kleiner und flacher. Die Alternativbezeichnung „Stachelzellen“ für Zellen dieses Differenzierungsstadiums ist auf eine Artefaktbildung infolge histologischer Gewebepräparationen zurückzuführen. Anstelle der mitotischen Aktivität tritt eine erhöhte Syntheseleistung, die zur Zunahme des Zytoplasmas und der Zellorganellen führt. Syntheseprodukte wie Keratine und Lipide werden intrazellulär gespeichert. Für den interzellulären Zusammenhalt sorgen Desmosomen. Im Stratum spinosum finden sich immunologisch aktive Langerhans-Zellen. Ähnlich den Melanozyten weisen sie verzweigte Dendriten auf, wodurch bereits in der Epidermis ein rascher Kontakt mit einem eindringenden Fremdstoff gewährleistet wird. Die Langerhans-Zellen nehmen die Fremdstoffe auf und präsentieren sie als prozessierte Peptidfragmente auf ihrer Oberfläche. Im an das Stratum spinosum anschließende Stratum granulosum (sog. Körnerschicht) ist die metabolische Aktivität der Keratinozyten besonders hoch. Die pyknotischen Zellkerne sind weiter zurückgebildet und deutlich abgeflacht. Die Menge der intrazellulären vesikulären Lipidspeicher (Lamellenkörperchen) nimmt zu; in dieser Schicht werden sie an die Plasmamembran transportiert. Die nicht membranumschlossenen Keratohyalingranula verleihen den Keratinozyten zunehmend Festigkeit und geben den Körnerzellen ihren Namen. Im Übergang vom Stratum granulosum zum Stratum corneum findet die Differenzierung statt. Die Zellen werden enzymatisch in hexagonale Korneozyten transformiert. In ihrem Terminalstadium setzen sie sich zum größten Teil aus Bestandteilen der Keratohyalingranula zusammen und verfügen über eine besondere Schutzhülle (Cornified Envelope), was ihnen eine feste, undurchlässige Struktur verleiht. Eine weitere Abdichtung der Hornschicht erfolgt über den Aufbau einer interzellulären Lipidmatrix, die sich aus den modifizierten Bestandteilen der Lamellenkörperchen zusammensetzt und an der Grenze zwischen Stratum corneum und Stratum granulosum exozytiert wird (s. Abb. 1.3, S. 4). Innerhalb des Stratum corneum sorgen u. a. Corneodesmosomen für den Zellzusammenhalt. Bis zum Erreichen der äußersten Hornschichten werden diese von proteolytischen Enzymen abgebaut, damit die Desquamation erfolgen kann. Aufgrund ihrer bivalenten Funktion lässt sich die Hornschicht in ein unteres Stratum conjunctum und das oberflächliche Stratum disjunctum unterteilen. 1 3 Chemische Grundlagen 2 28 Peel „Endpunkt“ Erscheinung Beabsichtigte Peeltiefe (Ebene) AHA Erythem Sehr oberflächlich bis oberflächlich (A–B) Bläschen Oberflächlich bis mitteltief (C) SA Kristalliner Niederschlag auf erythematösem Grund Oberflächlich (A–B) Jessner „Gesprenkelter Frost“ (Level I) Oberflächlich bis mitteltief (B–C) TCA „Durchsichtiger Frost“ (Level I) Oberflächlich bis mitteltief (B–C) Wirkungsmechanismen Peel „Endpunkt“ Erscheinung Beabsichtigte Peeltiefe (Ebene) TCA „Kompakter, zarter Frost“ (Level II) TCA „Kompakter, porzellanartiger Frost“ (Level III a, b) 02_19_Level3_TCA_porzellan Mitteltief (D) Phenol „Gräulicher Frost mit Peau d’orange“ (Level III c) 02_20_Level3_Phenol_grau Tief (E) Mitteltief (C–D) 2 Tab. 2.2 „Endpunkte“ gängiger Peels und ihre Zuordnung in die vorgestellten Klassifikationen. Die Bezeichnungen sind von den Autorinnen gewählte Begriffe zur Veranschaulichung der ausgelösten Hautreaktionen. Die Klassifikationen in Ebenen und Level dienen als Handreichung, ersetzen aber nicht eine individuelle und differenzierte Beurteilung der Gegebenheiten. Eine detailreiche Veranschaulichung des klinischen Verlaufs während und nach der Anwendung klassischer Peels liefert das Kapitel „Peelnavigator“. Hinweis DieBegriffe„Ebenen“und„Level“sindindiesem Buchnichtgleichzusetzen.MitderBeschreibungvon „Ebenen“differenzierendieAutorinnenmögliche beabsichtigteEindringtiefenbeimchemischenPeel. DieinternationaleKlassifizierungvon„Leveln“beziehtsichstattdessenaufHautreaktionen(„Endpunkte“),diebeiderAnwendungeines„Frost“Peelsauftretenkönnen. nen rein oberflächlicher bis annähernd mitteltiefer Peels (Ebenen A–C). Je nachdem, welche Wirkstoffe und welche Konzentrationen eingesetzt werden, mit welchem Druck das Peelagens appliziert wird und wie tief es dabei auf der individuell beschaffenen Haut ein- Cave AuchwennKlassifikationeneineHandreichungbei derBehandlungbieten,kannderindividuelleVerlaufeineschemischenPeelsimVorfeldnichtvorausgesagtwerden.WiedieHauteinerPatientinauf eineChemikaliereagiert,hängtvonihrerindividuellenBeschaffenheit,derVorbehandlungsowieder Applikationstechnikab.WährendeinesPeelsmuss derArztaufdasUnerwartetereagierenunddieBehandlungzumErfolgführenkönnen. dringt, kann sich ein „Frost“ unterschiedlich ausprägen. International erfolgt eine Klassifizierung von „Frost“-Stufen in die Level 0-III (s. Tab. 2.2). 29 Rezepturen 3.3.2 Dermatica Exclusiv Dermatica Exclusiv stellt Magistralrezepturen für partiell neutralisierte, GA-haltige Peelgele sowie Kombigele mit GA+TCA/SA zur Verfügung. Das Peel erfolgt alle 8–10 Tage. Detaillierte Informationen zu den rezeptpflichtigen Gelen erhalten Sie bei Dermatica Exclusiv. Der- 3 mokosmetische Präparate für die Lokaltherapie sind in Apotheken erhältlich oder für das Institut auch direkt zu beziehen. Vor dem ersten Peel, zwischen allen nachfolgenden und nach der letzten Anwendung sind die verschriebenen Lokaltherapeutika von der Patientin eigenständig aufzutragen. Die Produktauswahl sollte gemäß Indikation und persönlicher Erfahrung des Arztes erfolgen. Behandlungs- schritt Produkt Darreichungsform und Anwendung Wirkstoffe pH-Wert Externe Begleittherapie Zeniac® LP Creme Lösung Gel Mandelsäure 5 % Ammoniumlactat 5 % Salizylsäure 0,5 % 3,8 Zeniac® LP Forte Creme Mandelsäure 5 % Weinsäure 4 % Salizylsäure 1 % Ammoniumlactat 6,3 % 3,2 Alphacid® Alpha KM® Creme Gel Milch AHA (Apfel- und Glykolsäure) 1,3 % Ammoniumlactat 6,7–8 % 4,5 Trio®-Konzept Creme Serum 0,1–0,5 % Süßholzwurzelextrakt mit 40 % Glabridin, Ammoniumlactat 9 % Zitronensäure 1 % Magistralrezeptur Gel für sehr oberflächliches Peel 70 % Glykolsäure partiell neutralisiert 2,1 Magistralrezeptur Gel für oberflächliches Peel 70 % Glykolsäure partiell neutralisiert 1,25 Magistralrezeptur Gel für oberflächliches bis ansatzweise mitteltiefes Peel (Ebene B–C) 70 % Glykolsäure 0,6 Magistralrezeptur: GlykoSal-Peel Gel für oberflächliches Peel 70 % Glykolsäure partiell neutralisiert 2,1 Salizylsäure 15 % 2,43 70 % Glykolsäure partiell neutralisiert 2,1 TCA 15 bis 25 % 0,97–0,03 Peels Magistralrezeptur: GlykoTCA-Peel Gel für ein (Ebene B–C) oberflächliches bis mitteltiefes Peel (Ebene B–C) Tab. 3.12 Zeniac -Produkte und Magistralrezepturen von Dermatica Exclusiv und ihr Einsatz im Behandlungskontext. ® Abb. 3.5 GA-haltige Gele der Firma Dermatica Exclusiv. Abb. 3.6 Neben reinen GA-Rezepturen vertreibt Dermatica Exclusiv auch Kombinationen von SA und TCA in Gelform. Der pH-Wert der Gele (Carbomer Gel und Glycerin+Aqua) wird mit Natriumhydroxid eingestellt. Nach der Reinigung mit Zeniac® Reinigungsgel werden die Gele mit dem Spatel aufgetragen. Zum Beenden des Peels wird mit Natriumbicarbonatlösung 5 % (pH 8,2) neutralisiert. 48 Im Handel erhältliche Peels 3.3.3 Dermasence® (P&M Cosmetics) Unter dem Handelsnamen Dermasence® vertreibt P&M Cosmetics SA- und AHA-haltige Peels und Kosmetika. Der Vertrieb läuft deutschland- und österreichweit über alle Apotheken und ausgewählte dermatologische Institute. Der Homepage des Anbieters können genaue Informationen entnommen werden. Das Peel mit einem Produkt der Dermasence®-Linie (s. u.Tab. 3.13) wird mehrfach in 2- bis 4-wöchigen Abständen durchgeführt. Die Anwendung ist ein standardisierter Prozess, und behandelnde Ärzte werden entsprechend durch den Hersteller geschult. P&M Cosmetics unterscheidet zwischen einem enzymatischen Peel (Peel No. 1), dem AHA-Peel (Peel No. 3 und No. 4) und einem patentierten Kombinationspeel aus AHA und SA (Peel No. 2 und Peel No. 2 deep). Die begleitende Lokaltherapie mit Dermasence®-Kosmetika erfolgt nach ärztlicher Beratung durch die Patientin selbst. Optional kann im Rahmen einer Peelbehandlung auf die von P&M Cosmetics vertriebenen Zusatzangebote für empfindliche Haut zurückgegriffen werden. Behandlungsschritt Produkt Darreichungsform und Anwendung Wirkstoffe pH-Wert Externe Begleittherapie Dermasence Mousse Schaum Glykolsäure, Salizylsäure 4,3 Dermasence Tonic Lösung Milchsäure 4,5 Dermasence AHA Body & Face Lotion 10 % Glykolsäure 3,8 Dermasence AHA Effects Creme 8 % AHA 3,5 Dermasence AHA Effects plus C Creme 8 % Glykolsäure, 2 % Ascorbinsäure 3,2 Peel No. 2 oberflächliches Peel 20 % Glykolsäure + 20 % Salizylsäure 2,25 (± 0,25) 2,35 (± 0,25) Peel No. 2 deep oberflächliches bis mitteltiefes Peel (Ebene B–C) 50 % Glykolsäure + 25 % Salizylsäure 1,25 (± 0,25) 2,10 (± 0,25) Peel No. 3 oberflächliches bis mitteltiefes Peel (Ebene B–C) 30 %/50 %/65 % Glykolsäure 2,0–2,2 Peel No. 4 oberflächliches bis mitteltiefes Peel (Ebene B–C) 50 %/60 %/70 % Glykolsäure 0,6–1,4 Peels 3 Tab. 3.13 Dermasence®-Produkte und ihr Einsatz im Behandlungskontext. Abb. 3.7 Peelpräparate von Dermasence. Abb. 3.8 SA-GA-Kombinationspeel von Dermasence. Das Peel No. 2 wird von P&M Cosmetics für zwei unterschiedliche Wirktiefen in einem Zweikammerbehälter mit getrennten Kartuschen für SA und GA vertrieben. Neutralisiert wird mit einer Neutralisationscreme (Magnesiumhydroxid, pH-Wert ca. 9,5). Vor der Anwendung von Peel No. 2 werden die farbigen Gele gemischt. Der Spenderkopf ermöglicht die Einstellung des richtigen Mischungsverhältnisses SA:GA. 49 Konsultation Klassifikation nach Glogau Glogau-Typ Erscheinungsbild Alter in Jahren Kennzeichen Make-up I 20–35 • kleine Fältchen, abhängig von der Mimik keines oder wenig II 35–50 • von der Mimik abhängige Falten • erste Dyspigmentierungen • beginnende Elastose wenig III 50–60 • • • • regelmäßig IV > 60 • • • • • 5 Tab. 5.1 Beurteilung des Alterungszustands der Haut nach Glogau. 60 persistierende Falten in mimischen Arealen häufiger Pigmentierungsstörungen Elastose abhängig von der Körperhaltung Teleangiektasien persistierende Falten in mimischen und mimikfreien Arealen gelb-grauer Hautton Lentigines seniles Teleangiektasien ggf. aktinische Keratosen mit und ohne Übergänge in invasive Wachstumsformen • ausgeprägte Elastose wird kaum noch verwendet Untersuchung der Haut 5.3.2 Hauttyp und Pigmentierung Die Neigung der Haut zur Pigmentierung ist entscheidend für die Wahl der infrage kommenden Peels und der richtigen Lokaltherapie. Eine schwach pigmentierte Epidermis ist weniger anfällig für postinflammatorische Hyperpigmentierungen und eignet sich auch gut für tiefere Peels. Bei Dunkelhäutigen ist das Risiko einer dauerhaften Pigmentverschiebung oder Depigmentierung wesentlich höher, weswegen selbst oberflächliche Anwendungen eine Lokaltherapie mit Hydrochinon indizieren. Mitteltiefe und tiefe Peels sind bei dunklen Haut- typen zu überdenken, mit der entsprechenden Erfahrung aber prinzipiell möglich. Insbesondere im asiatischen Raum werden TCA- und Phenolpeels an Fitzpatrick Hauttypen III–IV durchgeführt. Der Arzt, der ein mitteltiefes oder tiefes Peel an pigmentierter Haut in Erwägung zieht, sollte in jedem Fall zuvor seine Erfahrungen an helleren Hauttypen (I–II nach Fitzpatrick) vertieft haben. Die Standardklassifizierung nach Fitzpatrick unterscheidet die Hauttypen nach ihrem Pigmentierungsgrad und dem Sonnenbrandpotenzial. Eine ergänzende Möglichkeit zur Berechnung der Sonnenempfindlichkeit kann den Arbeitshilfen entnommen werden (s. Kap. Arbeitshilfen, S. 192) (s. u. Tab. 5.2). Klassifikation nach Fitzpatrick Hauttyp I Erscheinungsbild Häufiges Vorkommen Sonnenbrandpotenzial Bräunung Mögliches Peel z. B. Irland groß nie oberflächlich bis tief 5 II Nordeuropa groß selten oberflächlich bis tief III Südeuropa vorhanden bis gering häufig oberflächlich bis tief 61 Behandlung Regionale Nervenblockaden 3 4 5 2 3 1 2 1 4 5 6 7 7 Schematische Darstellung der Analgesiezonen und Nervenendigungen im Gesicht. Der Innervationsbereich des N. ophthalmicus (V1) wird durch die Blockade seiner distalen Endäste N. supratrochlearis (1), N. supraorbitalis, R. medialis (2) und N. supraorbitalis, R. lateralis (3) ausgeschaltet. Betäubung des Versorgungsgebietes des N. maxillaris (V2) durch Block der Endäste N. zygomaticotemporalis (4), N. zygomaticofacialis (5) und N. infraorbitalis (6). Zur Analgesie der Mandibularregion (V3) wird der distale Anteil des N. mandibularis, der N. mentalis (7), blockiert. Bei der Durchführung der einzelnen Blocks können sich die Analgesiezonen überschneiden. 6 Schematische Darstellung von Injektionsstellen bei der regionalen oberen inneren Gesichtsanalagesie. (1) Block des N. supratrochlearis, Zugang am medialen Supraorbitalrand. (2) Block des N. supraorbitalis, R. medialis, Zugang an der Incisura frontalis. (3) Block des N. supraorbitalis, R.lateralis, Zugang am Foramen supraorbitale. (4) Block des N. zygomaticofacialis, Zugang am Foramen zygomaticofaciale. (5) Infraorbitalis-Block, perkutaner Zugang am Foramen infraorbitale, bei intraoraler Technik wird die Kanüle in der oberen Umschlagsfalte der Mundhöhle über dem Eckzahn in Richtung auf das getastete Foramen infraorbitale bis zum Knochenkontakt eingeführt. (6) Block des N. mentalis, extraoraler Zugang am Foramen mentale. Blockade des N. supratrochlearis. Die Blockade erfolgt durch Eingehen am oberen inneren Orbitawinkel. 84 Anästhesieverfahren Regionale Nervenblockaden Blockade des N. infraorbitalis: Das intraorale Vorgehen (links) ist eleganter und für den Patienten weniger schmerzhaft als die extraorale Technik (rechts). Bei der intraoralen Technik wird die Kanüle in der oberen Umschlagsfalte der Mundhöhle über dem Eckzahn in Richtung auf das getastete Foramen infraorbitale bis zum Knochenkontakt eingeführt. 7 Bei intraoraler Blockade des N. mentalis wird neben dem ersten und zweiten prämolaren in der unteren Umschlagsfalte des Vestibulum oris eingegangen, bei extraoraler Technik wird die Kanüle von schräg lateral auf das getastete Foramen mentale geführt. 7.5.3 Komplikationsmöglichkeiten Die Durchführung einer peripheren, behandlungsfeldnahen Nervenblockade erfordert Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der Lokal- und Regionalanästhesie. Injektionsspezifische Komplikationen äußern sich in erster Linie durch kleine Hämatome und lokale Schwellungen, die für gewöhnlich nach wenigen Tagen abklingen. Auch Nervenirritationen, die durch Nadelpunktion hervorgerufen werden, sind rasch reversibel. Bleibt der erwünschte Betäubungseffekt aus, können mangelnde Injektionstechniken oder eventuell anatomische Varianten des Nervenverlaufs zugrunde liegen. Vor dem Einsatz eines lokalen Anästhetikums muss eine bekannte Unverträglichkeit oder eine Allergie gegenüber dem Wirkstoff sowie gegenüber enthaltenden Konservierungsstoffen im Rahmen der Anamnese ausgeschlos- sen werden. Der Konservierungsstoff Methyl-4-Hydroxybenzoat ist den Mehrfachentnahmeflaschen zugesetzt; Natriumdisulfit findet sich als Konservierungsmittel in Flaschen und Ampullen mit Adrenalinzusatz. Warnzeichen einer allergischen Reaktion sind Rötung der Haut, Unruhezustand, Angst und Luftnot des Patienten. Folgende Symptome können auftreten: Erythem, Urtikaria, Blutdruckabfall, Tachykardie, Übelkeit, Erbrechen, abdominale Schmerzen, Bronchospastik, Atemstillstand mit Hypoxie, Kreislaufstillstand. Das Vollbild dieser allergischen Reaktion wird als anaphylaktischer Schock bezeichnet. Eine Intoxikation kann dann auftreten, wenn das Lokalanästhetikum versehentlich intravasal oder in zu hohen Dosen appliziert wurde. 85 Behandlung Der kardialen Intoxikation gehen subjektive Empfindungen wie Schwindel, metallischer Geschmack im Mund, Ohrensausen und Verwirrtheit, Wortwiederholung, Unruhe und Zittern voraus. Diese Warnzeichen müssen in jedem Fall ernst genommen werden. Die Lokalanästhesieverabreichung muss bei ersten Symptomen sofort beendet werden. Der Erregungszustand des Zentralnervensystems äußert sich mit unregelmäßiger Atmung, Muskelzuckungen, Übelkeit, Erbrechen, generalisierten Krämpfen, Puls- und Blutdruckanstieg. Eine schwere Intoxikation kann zu Bewusstlosigkeit, Atemstillstand, Bradykardie, Blutdruckabfall und schließlich zu Herzstillstand führen. Hinweis ZurTherapiedieserKomplikationenwirdaufdieaktuellenEmpfehlungenderDeutschenGesellschaft fürAnästhesiologieundIntensivmedizin(DGAI, S.204)verwiesen.AußerdemwirdderArztdarauf hingewiesen,seinenNotfallkofferimmerbereitzuhaltenundaufFunktionsfähigkeitzuüberprüfen. 7 7.6 Grundregeln Die verschiedenen Peels unterscheiden sich im Hinblick auf die Applikationstechniken, den postoperativen klinischen Verlauf, die Begleitbehandlung und die Behandlungsziele, für die sie primär angewendet werden. Dennoch gibt es beim chemischen Peel Grundregeln, die dem Arzt gegenwärtig sein müssen, egal ob er oberflächlich, mitteltief oder tief peelt. Grundsätzlich kann eine Peellösung für ein bestimmtes Behandlungsziel eingesetzt werden, eine genaue Peeltiefe (vgl. Abb. 2.10, S. 27) ist ihr jedoch nicht zuzuschreiben. Wie tief ein Peel eindringt und was es klinisch bewirkt, hängt nicht allein von den Wirkstoffen und ihrer Konzentration ab. Je nach Vorbehandlung und Beschaffenheit der Haut und abhängig von der Applikationstechnik kann eine Peellösung ganz unterschiedlich wirken. Auf der anderen Seite kann eine im Rahmen der Befunderhebung als geeignet erkannte Peeltiefe mit unterschiedlichen Peels umgesetzt werden. Wichtig ist, dass der Arzt seine Peelmethoden gut genug beherrscht, um Behandlungsziele individuell umsetzen zu können. Um sicher und effizient zu peelen, muss der Arzt wissen: • Welche Wirkstoffe er appliziert • Welche Invasivität von der Rezeptur ausgeht • Auf welcher Hautoberfläche er peelt (Vorbehandlung und Reinigung der Haut) • Wie sich die Eindringtiefe auf der Haut darstellt • Wie sich die Applikation dahingehend steuern lässt (s. Kap. Applikationstechnik, S. 88) • Welcher klinische Postpeelverlauf zu erwarten ist • Wie die Postpeelbehandlung umzusetzen ist (Patientenunterweisung, Behandlung, Umgang mit Komplikationen) • Mit welchen Ergebnissen wann gerechnet werden kann 86 Im Vorhinein zu planen sind das klinische Behandlungsziel und eine geeignete Herangehensweise. Der Arzt entscheidet, mit welcher Lösung er peelen wird, und unterrichtet die Patientin in puncto Vorund Nachbehandlung. Der weitere Behandlungsablauf ist individuell anzupassen. Das klinische Bild an der Hautoberfläche zeigt dem Arzt an, wie das Peel wirkt und wann die Prozedur beendet werden muss. Dafür ist während des gesamten Peelings eine aufmerksame Beobachtung der Hautreaktion erforderlich. Mark Rubin empfiehlt als wichtigste Peelingregel: „Never leave the room during the peel!“ 7.6.1 Reinigung und Entfettung Ein Peel, oberflächlich oder tief, wirkt besser auf einer gut gereinigten und entfetteten Grundlage. Die Patientin sollte sich abschminken, ehe eine ärztlich delegierte Reinigung und gegebenenfalls Entfettung als erster Behandlungsschritt erfolgt. Diese sollte im Idealfall über mindestens zwei Minuten dauern und wird an topografische und individuelle Gegebenheiten sowie an das geplante Peel angepasst. Bei Seborrhoe oder zuvor verwendeter Camouflage kann die „chemische“ Reinigung sehr zeitaufwendig sein. Ihre Bedeutung ist nicht zu unterschätzen. Ein oberflächliches AHA-Peel, appliziert auf schlecht vorbereiteter Haut, wirkt gar nicht oder nur wenig. Ein mitteltiefes Peel kann bei unzureichender Entfettung der Haut zu einem ungleichmäßigen und nicht zufriedenstellenden Ergebnis führen. 7.6.2 Vor- und Nachbehandlung Die tägliche Lokaltherapie mit eigens dafür konzipierten Externa wird spätestens zwei Wochen vor dem (ersten) Peel begonnen und zu einem angemessenen Zeitpunkt nach der Behandlung fortgeführt (s. Kap. Gängige Peelings, S. 90 ff.). Bei oberflächlichen Peels ist sie maßgeblich für den klinisch sichtbaren Effekt und die Umsetzung der kosmetischen Ziele. Bei mitteltiefen und tiefen Peels dienen die Cremes dazu, die Haut auf das Peel vorzubereiten, die Wundheilung zu beschleunigen und das Ergebnis zu optimieren. Halbseitenversuche haben gezeigt, dass mitteltiefe TCA-Peels auf einer schlecht vorbereiteten Haut ungleichmäßiger wirken und die Reparaturphase verzögert abläuft. Die Auswahl an externen Produkten ist vielfältig und an die Notwendigkeit anzupassen, die von • dem Peel • dem Hauttyp • der Hautverträglichkeit • und der Indikation abhängt. Die Vorbehandlung sollte nicht irritierend sein. Gegebenenfalls ist die Dosierung von Tretinoin zu reduzieren oder die Anwendung der Externa nur jeden dritten Tag durchzuführen. Gleiches gilt für die Nachbehandlung nach dem mitteltiefen oder tiefen Peel. Mit einer depigmentierenden und tretinoinhaltigen Therapie darf erst wieder begonnen werden, wenn die Reepithelisierung abgeschlossen ist. Für hellhäutige Patienten mit öliger Haut eignen sich fettarme Cremes, Lotionen und Lösungen. Ist die Haut der Patientin eher trocken und besonders empfindlich, sollten rückfettende und eventuell gluconolacton- oder polyhydroxysäurehaltige Externa verwen- Grundregeln Bedeutung der Vorbehandlung beim TCA-Peel Ausgangspunkt eines Halbseitenversuches zur Bedeutung der Salbengrundlage für den Verlauf eines Peels. Links eine schwer aufzutragende Grundlage, mit der Grundlage rechts gelingt eine gleichmäßigere Applikation am Dekolleté. Endpunkt Jessner-Peel, frühstens zwei Wochen nach Beginn der Vorbehandlung. Nach übereinstimmender Applikationstechnik zeigen sich auf der linken Hälfte deutlich mehr weiße Einsprengungen als auf der rechten. Frost-Level I–II nach der Applikation von 20 % TCA. Auf der linken Körperhälfte bildet sich fast über dem gesamten Dekolleté ein einheitlicher Frost aus. Rechts äußern sich dagegen eher vereinzelte weiße Frostherde auf erythematösem Grund. Reparaturphase, drei Tage nach dem Peel. Links hat die Haut vom Hals bis zur Brust eine einheitliche braune Verfärbung und scheint gleichmäßig und komplikationsfrei abzuheilen. Rechts ist die gewünschte Verfärbung nur partiell zu erkennen, an der rechten Halsseite bis infraclaviculär hat das Peel kaum Wirkung gezeigt, es findet keine Exfoliation statt. Der Halbseitenversuch hat gezeigt, dass oberflächliche TCA-Peels auf einer schlecht vorbereiteten Haut ungleichmäßiger wirken. det werden. Für einen keratolytischen Effekt werden salizylsäurehaltige Rezepturen angewendet. Optional sollte auch bei der Begleitbehandlung von oberflächlichen Peels die Anwendung von topischen Arzneimitteln überdacht werden. Die Haut von Patientinnen ab Fitzpatrick III muss vor und nach den Peels mit Hydrochinon behandelt werden, um postinflammatorischen Hyperpigmentierungen vorzubeugen. Gleiches gilt, wenn die oberflächlichen Peels für die Therapie von Dys- und Hyperpigmentierungen gedacht sind. Eine rezeptfreie Alternative sind z. B. kojisäurehaltige Externa, die vergleichsweise nur leicht depigmentierend wirken. 7 87 Peelnavigator 8.1 Alphahydroxysäuren (AHA) 8 8.1.1 Indikationen und Optionen Ein primär oberflächliches AHA-Peel (Ebene A–C), repetitiv durchgeführt und in die entsprechende Lokaltherapie eingebettet, eignet sich für die Behandlung von oberflächlichen Hautveränderungen wie Dyspigmentierungen und/oder Acne comedonica et papulopustulosa. Langzeitig angewendet können diese Peels und ihre Begleittherapie zu einem hautverjüngenden Effekt führen und gegebenenfalls sehr flache Aknenarben glätten. Für gewöhnlich erfolgt eine Se- 120 rie von bis zu fünf Peels in zwei- bis vierwöchigen Abständen. Je nach Bedarf kann die Behandlung anschließend in bis zu sechswöchigen Abständen fortgesetzt oder beendet werden. Dabei wird mit einem möglichst leichten Peel (z. B. 20 % GA) begonnen. In den nachfolgenden Anwendungen werden die Konzentrationen je nach Verträglichkeit und Indikation auf bis zu 70 % GA gesteigert. Die Hautreaktion beim ersten Peel ist dabei richtungsweisend für die Konzentration und Applikationsweise bei den nachfolgenden Anwendungen. Alphahydroxysäuren (AHA) 8.1.2 Peeling Um mit einer AHA-Lösung ein rein oberflächliches Peel zu erreichen, sollte sie bis zu einem Erythem appliziert werden, das sich durch die Gefäßweitstellung erklären lässt. Häufig bildet sich das Erythem selbst auf gründlich gereinigter Haut makulös (s. Abb. 8.1) und seltener flächig (s. Abb. 8.2) aus. Wird die Haut so lange mit AHA benetzt, bis sich auf dem erythematösen Grund beerenartig erste Bläs- chen (s. Abb. 8.3) manifestieren, ist von einer Peelebene C auszugehen. Die konfluierenden Bläschen können nach kürzester Zeit oder erst nach einigen Minuten auftreten und signalisieren den Beginn einer Epidermolyse. Spätestens an diesem „Endpunkt“ muss das AHA-Peel neutralisiert werden. Wenn ein ganz minimaler Schäleffekt (Ebene A) erwüscht ist, kann das Peeling auch beendet werden, bevor ein Erythem sichtbar wird. 8 Abb. 8.1 Makulöses Erythem nach 35 % GA am Kinn einer Aknepatientin. Abb. 8.2 Flächiges Erythem an der Wange nach 20 % GA. Abb. 8.3 Bläschen beim AHA-Peel. Abb. 8.4 24 h nach dem Peel mit 50 % GA bis zum Auftreten von Bläschen. Unter Umständen können sich kleine Krusten bilden. 8.1.3 Nach dem Peel Nach dem AHA-Peel kann die Haut noch einige Stunden gerötet sein, ist in der Regel aber spätestens am nächsten Tag wieder im Ausgangszustand. Haben sich am Endpunkt Bläschen angezeigt, ist mit einer heftigeren Hautreaktion und gegebenenfalls kleinen oberflächlichen Krusten über wenige Tage zu rechnen. Hinweis EinPeelmit50%PAsollzueinerähnlichenWirkung führenwie70%GA.HäufigwirdPAadditivzuGA eingesetzt. 121 Peelnavigator 8.2 Salizylsäure (SA) 8 8.2.1 Indikationen und Optionen Wiederholte oberflächliche Peels mit SA (Ebene A–C), begleitet von einer entsprechenden Vor- und Nachbehandlung durch die Patientin, werden häufig als Begleitbehandlung bei Acne comedonica et papulopustulosa und zur Verbesserung des Hautbildes angewendet. Reine alkoholische SA-Lösungen können im Gesicht irritieren und eignen sich besonders gut für ein Peel des Rückens. Allerdings sollte we- 122 gen der perkutanen Absorption von SA der prozentuale Anteil an Körperoberfläche ermittelt werden, der gepeelt werden soll. Vor einem großflächigen SA-Peel zur Aknebehandlung am Rücken ist die Patientin darauf hinzuweisen, etwa einen Liter Wasser zu trinken. Für das Gesicht bieten viele der herstellenden Firmen kombinierte SAund GA-Lösungen an, die gut verträglich sind. Salizylsäure (SA) 8.2.2 Peeling Reine SA-Peels sollen für gewöhnlich oberflächlich (Ebene B) wirken. Dafür werden die Lösungen bis zu einem leichten oder gegebenenfalls starken Erythem aufgetragen (vgl. Abb. 8.7 u. Abb. 8.8, rechte Gesichtshälfte). SA ist in Alkohol gelöst, der beim Kontakt mit der warmen Hautoberfläche verdunstet. Dadurch kristallisiert die SA während der Applikation entlang der Pinselstriche aus. Der Endpunkt beim oberflächlichen SA-Peel lässt sich daher als weißer Niederschlag auf erythematösem Grund (s. Abb. 8.5) beschreiben, der nicht mit dem Frost verwechselt werden darf. Da für ein Peel am Rücken breitere Pinsel verwendet werden, führt die Applikation der SA-Lösung zu einem groben Muster weißer Kristalle (s. Abb. 8.6). Der Endpunkt des Peelings ist erreicht, wenn sich unter den Kristallen ein Erythem ausbildet. Dabei ist das Erythem in der Regel weniger stark als bei einem vergleichbaren Gesichtspeel. 8 Abb. 8.5 Kristalliner Niederschlag beim Peel mit SA. Die Erscheinung ähnelt zwar dem Frost, ist aber nicht auf eine Denaturierung von Proteinen, sondern auf eine Auskristallisation der SA auf der Hautoberfläche zurückzuführen. Abb. 8.7 Halbseitenvergleich. Rechts: Hautreaktion am Endpunkt eines Peels mit 15 % SA. Links: Hautreaktion nach entsprechender Applikation von 20 % GA. Abb. 8.6 Peel mit 15 % SA am Rücken. Abb. 8.8 Halbseitenvergleich. Rechts: Hautreaktion nach einem Peel mit 30 % SA. Links: Entsprechende Reaktion nach Anwendung von 35 % GA. Abb. 8.9 Halbseitenvergleich 60 min nach dem Peel. Die mit 15 % SA behandelte Gesichtshälfte (rechts) ist stärker gerötet als die mit 20 % GA behandelte. Das klinische Endresultat war in beiden Gesichtshälften vergleichbar. 8.2.3 Nach dem Peel Die SA-Kristalle können von der Patientin einige Stunden nach dem Peel mit Wasser abgespült werden. Im Vergleich zu einem AHA-Peel kann das Erythem im Gesicht länger persistieren (s. Abb. 8.9). 24 Stunden nach dem SA-Peel befindet sich die Haut in der Regel kli- nisch wieder im Ausgangszustand. Gegebenenfalls ist sie dort noch leicht irritiert, wo die SA-Lösung tiefer eindringen konnte (Akneeffloreszenzen). 123 Peelnavigator 8.3 Jessner 8 8.3.1 Indikationen und Optionen Das Jessner-Peel allein wirkt oberflächlich (Ebene B–C). Am häufigsten kommt es im Rahmen von Kombinationspeels mit TCA zum Einsatz. Beim „Weekend-Peel“ mit Jessner + 15–25 % TCA kann gegen Akne und oberflächliche Hautveränderungen wie Pigmentstörungen und erste Kennzeichen von Hautalterung behandelt werden. Diese Peels sind auch für eine mitteltiefe Behandlung an adnexärmeren Re- 124 gionen des Integuments wie Hals oder Dekolleté geeignet, in denen mit einer verlangsamten Reepithelisierung zu rechnen ist. Im Gesicht führt ein „Weekend-Peel“ zu einer „erfrischten“ Erscheinung. Als Kombinationspeel mit 35 % TCA kann Jessner für ein mitteltiefes (Ebene D) Gesichtspeel gegen flache Aknenarben und moderate Hautalterung mit aktinischen Keratosen und Elastose eingesetzt werden. Jessner 8.3.2 Peeling Die Jessner-Lösung ist eine Mixtur aus unterschiedlichen Wirkstoffen, unter denen allein Resorcin eine Koagulation und Weißfärbung bewirkt. Die Applikation der Lösung führt zu einem Erythem und anschließend zu einem ganz charakteristischen, meistens gesprenkel- ten Frost auf erythematösem Grund (Level I). Je nach Beschaffenheit der Haut, Vorbehandlung und Applikationstechnik kann sich der Endpunkt des Jessner-Peels jedoch ganz unterschiedlich darstellen (vgl. Abb. 8.11, 8.12 u. 8.13), selten kommt es auch zu einer gleichmäßigen durchsichtigen Weißfärbung. Abb. 8.10 Unmittelbar nach Applikation der Jessner-Lösung, hier am Hals, manifestiert sich zunächst ein Erythem. Abb. 8.11 Wenn sich auf dem erythematösen Hintergrund vereinzelte weißliche Einsprenkelungen darstellen, ist der Endpunkt des Jessner-Peels erreicht (Frost-Level I). Abb. 8.12 Charakteristischer, gesprenkelter Jessner-Frost (Level I) am Dekolleté. Abb. 8.13 Geringe Anzahl von weißlichen Frostherden auf erythematösem Grund am Endpunkt eines Jessner-Peels am Dekolleté. Bedingt durch die Applikationstechnik, die Vorbehandlung und die individuelle Hautbeschaffenheit kann sich der Endpunkt eines Jessner-Peels auf unterschiedliche Weise darstellen. 8.3.3 Nach dem Peel ein geringes Ödem. Am Folgetag hat sich die oberflächlich denaturierte Haut bräunlich verfärbt und besitzt eine pergamentartige Konsistenz (s. Kap. TCA, S. 126 ff.). Mit Rückgang des Ödems nimmt das Spannungsgefühl zu. Die Desquamation der denaturierten Hautschichten dauert zwei bis vier Tage. Einige Minuten nach der Applikation fängt der Jessner-Frost an zu verblassen. Das Erythem kann noch über zwei bis drei Tage persistieren. Abhängig vom Behandlungsareal entwickelt sich nach dem Peel 8 125 Peelnavigator 8.4 TCA (Gesicht) 8 8.4.1 Indikationen und Optionen Abhängig von der Konzentration und Applikationsweise kann mit TCA oberflächlich (Ebene A–B), mitteltief bis gerade unter das Stratum basale (Ebene C) oder mitteltief bis in das untere Stratum papillare (Ebene D) gepeelt werden (s. Kap. TCA-Peel, S. 97). Auf diese Weise kann ganz unterschiedlichen Bedürfnissen der Patientin nachgegangen werden: Verhornungsstörungen, oberflächliche Pigmentstörungen und ein „fahler Teint“ können ein TCA-Peel ebenso indi- 126 zieren wie beginnendes Fotoaging mit Falten und Elastose, Lichtschäden oder flache Aknenarben. Gerade im Rahmen von Kombinationspeels lässt sich die Einwirktiefe von TCA-Lösungen während der Prozedur gut steuern und variieren. Entscheidend ist dabei eine aufmerksame Beobachtung der Hautoberfläche. Der Frost-Level zeigt dem Arzt an, welche Tiefe das Peel voraussichtlich erreicht hat und wann der Endpunkt einer Prozedur erreicht ist. Eine Besonderheit beim TCA-Gesichtspeel sind die „Weekend-Peels“ (Frost-Level II), die eine klinische Symptomatik von nur wenigen Ta- TCA (Gesicht) gen mit sich ziehen und binnen kürzester Zeit zu einem sichtbar verbesserten Teint führen, ohne dabei das Alltagsleben der Patientin einzuschränken. Für ein oberflächliches Peel oder, im Rahmen von Kombinationspeels, für ein „Weekend-Peel“ (Frost-Level I–II) können 10–25%ige TCA-Lösungen eingesetzt werden. Mit 35 % TCA alleine wird die Wirkung eines „Weekend-Peels“ beabsichtigt, das Kombinationspeel Jessner + 35 % TCA ist hingegen die gängige Option für ein mitteltiefes Peel bis in das untere Stratum papillare (Frost-Level III b). 8.4.2 Peeling Wird die TCA-Lösung nach einem vorangegangenen oberflächlichen Peel appliziert, ist die Haut bereits gerötet. Andernfalls zeigen sich zunächst ein Erythem und dann eine hauchdünne Weißfärbung an. Abhängig davon, wie die hydrophile TCA-Lösung die epidermale Lipidbarriere durchdringt, kann sich der Frost von Anfang an gleichmä- ßig oder zunächst punktuell ausbilden. Häufig gleicht die Hautreaktion unmittelbar nach der Applikation einer TCA-Lösung der Erscheinung von „Raureif“ (s. Abb. 8.14 u. 8.15). Ist eine oberflächliche Wirkung beabsichtigt, wird kurz und, abhängig von der Hautdicke, mit wenig Druck aufgetragen. Je nachdem, wie die Haut reagiert, kann der Applikationsdruck angepasst werden. Das oberflächliche Peel sollte beendet werden, wenn sich ein durchsichtiger, rosa Frost auf erythematösem Hintergrund (Level I) anzeigt (s. Abb. 8.16). Für ein Peel bis in die Ebene C–D („Weekend-Peel“) sollten die Applikationen innerhalb einer Region so häufig wiederholt und der Druck so eingestellt werden, dass sich ein kompakter, aber noch leicht transparenter Frost (Level II, s. Abb. 8.17 u. 8.18) einstellt. Für ein mitteltiefes Peel wird bis zu einem kompakten weißen „porzellanartigen“ Frost appliziert, unter dem das Erythem nicht mehr durchscheint (Level III, s. Abb. 8.19). Abhängig davon, ob eine 35%ige TCA-Lösung alleine oder nach Jessner aufgetragen wird, werden die Level III a (35 % TCA-Peel) und III b (Jessner + 35 % TCA-Peel) unterschieden. 8 Abb. 8.14 „Raureif“ (25 % TCA-Frost-Level I), unmittelbar nach Jessner. Abb. 8.15 15 % TCA-Frost-Level I nach Jessner. Die Erscheinung der Haut direkt nach der Applikation von TCA hängt von der Vorbehandlung, vorliegenden Hautunreinheiten und der Applikationstechnik ab und ist sehr variabel. Abb. 8.16 Gleichmäßiger Level-I-Frost auf erythematösem Grund bei einem oberflächlichen (20 %) TCA-Peel. Der Frost breitet sich von medial über die Wange aus, am oberen Rand ist das Erythem noch sichtbar. Abb. 8.17 Kompakter, zarter Frost auf erythematösem Grund (Level II) am Endpunkt eines Kombinationspeels Jessner + 25% TCA „WeekendPeels“ auf unvorbehandelter Haut. Abb. 8.18 Kompakter Level-II-Frost auf erythematösem Grund nach Kombinationpeel Jessner + 15 % TCA auf vorbehandelter Haut. Abb. 8.19 Am Endpunkt eines mitteltiefen Kombinationspeels Jessner + 35 % TCA zeigt der Frost eine kompakte, porzellanartige Weißfärbung (Level III b). 127 Indikationen 9.13 Periorale Elastose (beginnend) 9 Befund Fitzpatrick III Glogau perioral Wangen III II Indikation Beginnende Elastose Epheliden Vorangegangene Eingriffe Augmentation (nasolabial) Behandlung 152 Behandlungsregion perioral Vorbehandlung 2 % Hydrochinon und 0,1 % Tretinoin (s. S. 46) Peel Mitteltiefes Kombinationspeel Jessner + 35 % TCA oder tiefes Phenolpeel Nachbehandlung Siehe Vorbehandlung Wangen Kombinationspeel Jessner + 20 % TCA Periorale Elastose (fortgeschritten) 9.14 Periorale Elastose (fortgeschritten) 9 Befund Fitzpatrick I–II Glogau Perioral: IV Indikation Fortgeschrittene Elastose mit tiefen Falten Behandlung Behandlungsregion Perioral Vorbehandlung 4 % Hydrochinon und 0,1 % Tretinoin (s. S. 46) Peel Tiefes Phenolpeel Nachbehandlung Siehe Vorbehandlung 153