Bericht 1 - Hessen

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Bericht 1 - Hessen
University of Wisconsin-Madison
fall semester 2014
Vanessa Linke
Vanessa Linke
Hessen-Wisconsin
Exchange Program
Fall semester 2014
Erfahrungsbericht
Über meine Zeit in den USA vom 09. August 2014 bis 16. Januar
2015 und mein Semester an der University of Wisconsin-Madison
vom 1. September bis 12. Dezember 2014
von der Justus-Liebig-Universität Gießen zur University of Wisconsin-Madison und zurück
Kontakt: Vanessa Linke (Programm: Master of Science Chemie)
vanessainamerika.wordpress.com (Blog)
Vanessa.Linke@chemie.uni-giessen.de
vlinke@wisc.edu
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“Sag niemals
>>Nein<<, wenn
Dich jemand zu
etwas einlädt vielleicht hast
Du nur diese
eine Chance
und Du wirst es
nicht bereuen“
-oft gehörter Tipp, den
man wirklich beherzigen
sollte
Yosemite, Christkindlmarket Chicago
Devil’s Lake in Wisconsin - ein beliebtes Ausflugsziel
1. Wie sind Sie auf das Programm aufmerksam geworden?
Ich wollte gerne meine Zeit im Ausland in Amerika verbringen und habe mich daher auf der
Homepage meiner hessischen Heimathochschule über Möglichkeiten informiert dies im
Rahmen eines Programms/Austausches/einer Partnerschaft der JLU Gießen durchzuführen.
Dabei bin ich auf das Hessen-Wisconsin-Programm gestoßen, welches Austausche zwischen
den hessischen Hochschulen und allen staatlichen Universitäten des UW Systems ermöglicht.
Nachdem ich mich mit den Einzelheiten des Programms auseinandergesetzt hatte, habe ich
mich neben anderen Programmen darauf beworben und meine Wunsch-Uni-Liste erstellt.
Dabei ist zu beachten, dass im Prinzip nur Madison und Milwaukee Kurse im graduate (alles
über Bachelor) Bereich anbieten. Die Wunschkurse kann man sich in den course books
raussuchen (Zu bedenken ist, ob diese auch im fall semester angeboten werden - des Weiteren
sollte man auf jeden Fall die zuständigen Professoren frühzeitig (!) kontaktieren, da man sich speziell für graduate Kurse - normalerweise nicht einfach einschreiben (enroll) kann). Das Auswahlgespräch war im Wesentlichen eine Unterhaltung über meine Ziele und verlief sehr
angenehm. Es war auch eine gute Möglichkeit um noch einmal mögliche Fragen zu klären (zu
meiner besonderen Freude waren sogar zufällig Amerikaner der Partneruniversitäten aus
Wisconsin anwesend).
2. Vorbereitungen
Bei dem Visum, welches man beantragt, handelt es sich nicht um das F1-Studentenvisum
sondern um das J1-Visum, da es sich um ein Austauschprogramm handelt. Sobald man die
Zusage erhält, bereitet die Uni in Wisconsin das so genannte DS-2019 vor, ein Dokument,
welches die Rahmenbedingungen bestätigt und mit welchem man dann das eigentliche Visum
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(im Normalfall beim Konsulat in Frankfurt) beantragen kann. Man selber muss dann noch eine
Gebühr (SEVIS) zahlen und sich zu einem Interviewtermin in Frankfurt anmelden. Nicht
vergessen rechtzeitig einen Reisepass zu beantragen, falls man noch keinen besitzt. Der Tag
des Interviews selber verlief bei mir ebenfalls sehr entspannt, wahrscheinlich unter anderem, da
ich mir den frühestmöglichen Termin geben ließ - und selbst um 6:30 Uhr hatte sich schon eine
kleine Schlange gebildet! Man sollte bedenken, dass man wirklich keine elektronischen Geräte
mitbringen darf und dass es auch keine Stelle gibt, an der man diese für die Dauer des
Interviews lassen kann (außer natürlich man reist per Auto an). Ich selber bin mit dem Zug
gekommen und habe mein Handy einfach mal zuhause gelassen.
Englische Sprachkenntnisse sind natürlich unerlässlich – man kann nicht erwarten, dass
einem irgendetwas auf Deutsch zur Verfügung gestellt wird. Dies ist ja nun allerdings wieder ein
Vorteil – die Immersion mit der Sprache ermöglicht es einem auch schnell die Kenntnisse (vor
allem im Hörverstehen) stark zu verbessern. Für die meisten Programme bzw. Stipendien muss
man ja sowieso einen Sprachnachweis erbringen (ich habe den IELTS Test gemacht, welcher
im Gegensatz zum TOEFL nicht computerbasiert ist, aber meiner Erfahrung nach überall
genauso anerkannt wird) – wenn man diesen geschafft hat, sollte man sich auch keine
Gedanken über das „Mitkommen“ an der Uni und noch weniger im Alltag machen. Außerdem
sprechen die Amerikaner in dieser Gegend relativ langsames Englisch und haben eine im
Verhältnis einfach zu verstehende Aussprache, was sicherlich von Vorteil ist. Über den Mittleren
Westen und Wisconsin im Speziellen kann ich noch sagen, dass viele Deutsche dorthin
ausgewandert sind und einem daher von Zeit zu Zeit „Relikte“ wie der Rathskeller in Madison
oder Läden mit importierten Waren begegnen. Man sollte sich von all diesem allerdings nicht
zu viel Authentizität erwarten, mein Tipp ist sich während der Zeit abroad lieber mit der lokalen
Kultur zu umgeben.
“the bean” - Chicagos Wahrzeichen
Zur Anreise ist zunächst einmal zu beachten, dass das Semester bereits am 1. September
beginnt (zur Info: erster Montag im September = labour day und somit Feiertag) und man ein
paar Tage (ich würde sagen wenigstens zwei bis drei) einplanen sollte um sich in der Stadt
zurechtzufinden und zumindest die Kursräume am ersten Tag zu finden (in den allermeisten
Kursen geht es auch schon direkt voll los und man muss sogar teilweise schon was für die
erste Stunde vorbereiten/lesen). Um nach Madison (und auch Milwaukee und evtl. anderen
Orten) zu kommen kann man gut (von Deutschland im Direktflug möglich) nach Chicago (O’
Hare, ORD) fliegen und dann in ein paar Stunden mit dem Bus ankommen (z. B. Coach USA
Van Galder, www.vangalderbus.com). Wenn man Zeit hat, ist es natürlich auch eine gute
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Möglichkeit sich vorher noch einmal eine der größten Städte Amerikas anzuschauen :). Ich
selber (war vorher noch nie in Amerika und) konnte noch einen Urlaub in Kalifornien
einschieben und bin daher dann von Los Angeles in einem Inlandsflug nach Chicago geflogen.
Es gibt in Wisconsin auch einige Regionalflughäfen, z. B. in Madison, die Flüge sind allerdings
oft teurer und eben nicht direkt international zu erreichen. Im Anschluss an mein Semester
habe ich noch Weihnachten bei meinen Lieben in Madison verbracht (beachtet, dass viele
Studentenstädte über die winter break wirklich ausgestorben sind) und bin dann zu Silvester
von Chicago aus an die Ostküste (New York City, Washington D. C., Boston) geflogen, bevor
ich vor Ablauf der 30 Tage grace period des J1-Visums wieder nach Hause geflogen bin.
Eindrücke von der Ostküste: Broadway, White House, Liberty Island
Finanziell sei von vornherein gesagt, dass ein Auslandssemester immer eine Investition ist
(allerdings eine, die sich lohnt). Es ist natürlich jedem selbst überlassen, wie viel der- oder
diejenige ausgibt, ich würde allerdings definitiv mit mehr Ausgaben als zuhause rechnen (plus
evtl. Reisen). Wohnen (noch teurer, wenn man in einem Apartment wohnt und sich erst spät
entscheidet) und Essen in Madison ist relativ teuer (es gibt keine sehr verbilligten Mensaessen,
wie wir es hier gewohnt sind), die günstigste Möglichkeit ist dabei möglicherweise ein Coop (s.
u.). Ich wollte in meinem Auslandssemester möglichst viel unternehmen und erleben und habe
daher bspw. auch des Öfteren auswärts gegessen und zusätzliche Ausflüge gemacht, sowie
bin vor und nach dem Semester innerhalb Amerikas gereist (s. o.). Es ist daher sehr
komfortabel zusätzliche Stipendien zu erhalten, hier sei auf zwei davon verwiesen: Das
monatliche DAAD PROMOS Stipendium (es gibt dabei zwei Bewerbungsrunden, die zweite ca.
im Frühsommer), sowie das Fulbright Reisestipendium - Achtung Bewerbungsfrist schon sehr
früh (Mitte Januar).
Ich selber habe kein Urlaubssemester eingelegt und vorher mit einem learning agreement (für
PROMOS auch benötigt) geklärt, inwiefern mir die Kurse anerkannt werden. Ich habe daher
auch meinen Semesterbeitrag in Deutschland bezahlt, somit hatte ich allerdings auch das
Studententicket für Januar bis März. Schließlich habe ich mir ca. 2/3 meines Semesters in
Deutschland anerkennen lassen und konnte den Rest in der Zeit von meiner Rückkehr im
Januar bis zum Beginn des neuen Semesters im April absolvieren. Es gab in meinem Fall keine
Pflichtmodule im Studienverlaufsplan in diesem Semester, sodass die Anerkennung erleichtert
wurde. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre ein Auslandssemester womöglich nicht möglich
gewesen ohne ein Semester länger zu studieren. Ob und wie genau das möglich ist, muss
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natürlich für jeden Studiengang individuell geklärt werden. Dabei sollte man auch bedenken,
dass eine solche Entscheidung für eine eventuelle spätere Stipendienbewerbung relevant sein
kann: Wenn man sich nichts anerkennen lässt, so wird das Auslandssemester oft auch nicht
zur Berechnung zugrunde gelegt, ob man in der Regelstudienzeit studiert hat, was oftmals
Voraussetzung ist. Auf jeden Fall wie immer gilt: frühzeitig mit den zuständigen Stellen in
Verbindung setzen, dann ist fast immer eine optimale individuelle Regelung möglich.
3. Studium
Es gibt in Madison ein sehr großes Angebot an unterschiedlichen Kursen, wobei ich hier nicht
auf Details für jeden Studiengang eingehen kann und will. Wer Interesse speziell an Kursen im
naturwissenschaftlichen Bereich hat, kann mich aber gerne direkt kontaktieren. Grundsätzlich
ist gerade im graduate Bereich zu beachten, dass sich die Amerikaner im Regelfall direkt nach
dem Bachelor für ein Ph. D. Programm einschreiben, welches somit auch schon oft
spezialisierter ist. Sehr gut fand ich, dass es mir (als special student) möglich war Kurse aus
sehr unterschiedlichen Studiengängen zu belegen,
sodass ich mit dem Auslandssemester exakt meine
I n t e re s s e n a b d e c k e n k o n n t e , d i e a n m e i n e r
Heimatuniversität unterrepräsentiert waren. Zusätzlich
konnte ich so genannte lab rotations in drei
unterschiedlichen Laboren machen und so auch einen
Einblick in die Forschung bekommen. Zum Thema Bewerbungsverfahren muss man sich natürlich individuell informieren, die
International Offices der Unis sind jedoch mit Sicherheit oft eine gute erste Anlaufstelle. Dazu
sollte man wissen, dass die Angestellten der Hochschulen in Amerika wirklich gerne und oft
unkompliziert weiterhelfen. Wichtig für alles ist sich frühzeitig (per E-Mail) zu melden und
anzufragen.
Die Betreuung vor Ort habe ich als sehr gut empfunden - die Dozenten waren alle positiv
erfreut über internationals und oft bereit nach der Vorlesung oder in ihren office hours über alles
mögliche von Fachlichem bis Persönlichem zu reden. Wir hatten einen zugeordneten Advisor
ISS im Red Gym, um die Ecke: Essen aus dem Rathskeller auf der Terrace mit Blick auf den See
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des akademischen Auslandsamtes (ISS) vor Ort, der uns per E-Mail und in Sprechzeiten
weitergeholfen hat, sowie auch der Rest der Angestellten dort.
Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in den USA sehr viele unterschiedliche Prüfungen für ein
Modul abzulegen - soweit ich weiß darf eine einzelne Note nicht mehr als 40% zählen, daher
ergeben sich für jeden Kurs mindestens drei Notenanteile, z. B. final exam, midterm exam,
“mündliche Mitarbeit”, homeworks, (pop) quizzes, term paper (research (grant) proposals) etc.
Man braucht aber auch keine Angst davor haben, die Anleitung und Betreuung ist wie bereits
gesagt sehr gut. In meinen Kursen wurden keine Bücher verwendet, allerdings sehr viele paper
hochgeladen, die man als Vorbereitung lesen sollte (Sollte man die wirklich alle ausdrucken?
Nein.). In etwa die Hälfte nutzt Laptop/Netbook/Tablet auch in den Vorlesungen,. Auf dem
ganzen Campus stehen an jeder Ecke viele Computer zur Verfügung und man kann diese wohl
auch ausleihen.
4. Ambassador Funktion / Study Abroad Fairs
Es war in Madison (einzige Ausnahme soweit ich weiß) leider nicht möglich aktiv an der Study
Abroad Fair für Hessen zu werben, da Madison selber leider keine Studenten nach Hessen
sendet (spezielle eigene Programme mit Deutschland). Ich habe die Study Abroad Fair
allerdings besucht und mich zu den anderen “Deutschen” gesellt, was Gelegenheit für einen
interessanten Austausch bot. Außerdem wirbt man natürlich in jedem Gespräch für
Deutschland und Hessen, in welchem man von seiner Universität und der Heimat erzählt. Ich
habe viele Amerikaner als sehr interessiert an Deutschland und speziell der dortigen
Hochschullandschaft erlebt (ein “Totschlag-Argument” sind z. B. Studiengebühren).
5. Stadt
Es gab einen Newsletter für ausländische
Studierende und Gäste, der verschickt
wurde und in dem auf viele
Veranstaltungen, teilweise speziell für
ausländische Studierende, hingewiesen
wurde. Es gibt in Madison auch mehrere
(halb-) universitäre Organisationen, die
sich der Betreuung inter nationaler
Studenten verschrieben haben und die
exzellente Arbeit leisten, wie bspw. MFIS
(Madison Friends of International Students,
http://www.iss.wisc.edu/mfis/index.html)
Das Capitol in Washington D. C. und das Capitol in
Madison - ist es nicht mindestens genauso schön?
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oder das BRIDGE Programm (http://iss.wisc.edu/bridge), bei welchem man einen
amerikanischen Partnerstudenten zugeordnet bekommt. Durch die vielen Angebote habe ich
mich sehr willkommen und sehr gut aufgehoben gefühlt. Zu Anfang des Semesters findet eine
Student Org Fair statt, auf welcher ihr euch über die ganzen Clubs informieren könnt - ich habe
mich zum Beispiel für amnesty international, den German club und den running club
interessiert, es gibt aber alles was das Herz begehrt (https://win.wisc.edu/organizations).
Die Stadt besteht quasi zur Hälfte aus Campus und zur anderen aus Downtown/Rund ums
Capitol, wobei vor allem zweiterer von den beiden Seen Monona und Mendota umgeben ist
(Isthmus). Herum kommt man sehr gut mit dem Fahrrad (kostenloses direkt am Anfang des
Semesters beim Red Bike Project http://redbikes.org holen!) auf den vielen ausgezeichneten
Fahrradspuren und mit den Bussen, wobei Bus 80 um den kompletten Campus fährt und sogar
kostenlos ist (ihr habt zwar eh einen bus pass aber es ist super für Gäste).
Besondere Orte die es in und um die Stadt zu sehen und erleben gibt sind unter anderem:
natürlich Memorial Union mit Terrace, Raths- und Stiftskeller und Union South (die
Unions sind Unigebäude, wo man Zeit außerhalb der Vorlesungen verbringt),
der Farmers’ Market rund um das Capitol (Ende August müsste dort auch wieder das
Festival Taste of Madison sein und auch ansonsten gibt es immer mal wieder Konzerte), State Street (wo auch das berühmte Freak Fest zu Halloween stattfindet)
Camp Randall, das Football Stadium (s. u., ihr findet auch weitere Sportarten so wie
Hockey, Basketball, Soccer, Volleyball - wenn ihr außerhalb von Collegemannschaften ein
Baseball- und oder Football-Spiel sehen wollt, geht am besten nach Chicago, Milwaukee und
oder Green Bay - achtet dabei auf die Saisonzeiten!)
die - je nach Quelle - zwei bis fünf Seen von Madison (Schwimmen, Segeln etc.), das Arboretum, quasi ein riesiger Naturpark mitten in der Stadt,
Picnic Point mit einmaligem Blick auf die Stadt,
Monroe und Willy Street für Restaurants und Bars eindeutig die schönsten Gegenden,
Middleton, quasi ein Vorort, unter anderem mit Clasen’s European Bakery (http://
www.clasensbakery.com) und Senfmuseum (http://mustardmuseum.com),
das verrückte House on the Rock (http://www.thehouseontherock.com),
usw. usw. - also keine Angst, es wird nie langweilig - ich will euch ja auch nicht zu viel
verraten - viel Spaß beim Entdecken!
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6. Wohnen und Essen
Zur Vorbereitung auf meinen Aufenthalt habe ich in den
Erfahrungsberichten auf der Homepage des Hessen-Wisconsin
Austausches nachgelesen. Dort wurde das Wohnen in einem Coop
(cooperative housing, Suchbegriff Madison Community
Cooperative, MCC) besonders positiv hervorgehoben. Daraufhin
habe ich mich im Internet darüber informiert und mich im Frühjahr
(tut das rechtzeitig und bei mehr als einem - die allermeisten
Häuser nehmen internationals auf - nicht nur das “International”
Coop) per E-Mail und Skype (keine Angst - alle sind superlieb!)
dafür beworben. Diese Art des Wohnens hat in Madison Tradition,
stellt aber im Vergleich zu Deutschland eine Besonderheit dar, die
man allerdings auch nur in wenigen anderen amerikanischen
Städten findet. Die Coop-Häuser sind in der ganzen Stadt verteilt,
wobei ich Glück hatte in sehr guter Lage zwischen Campus und
Stadtzentrum wohnen zu können (mein geliebtes Friends’ Coop - ihr könnt für eine Bewerbung
gerne auf mich verweisen), und werden über eine Organisation von den Mitgliedern/Bewohnern
selbst besessen. Dadurch und durch geschickte Arbeitsteilung innerhalb der Häuser (Jobs für
Einkaufen, Putzen, Hausmeistertätigkeiten etc.) kann günstiges Wohnen garantiert werden, was
somit auch Personengruppen mit niedrigem Einkommen ein Wohnen in der Stadt ermöglicht.
Der Zustand der Häuser hängt somit individuell von den jeweiligen Bewohnern (also auch von
einem selber) ab, wobei jeder sein eigenes
Zimmer hat, für welches man dann
natürlich selbst verantwortlich ist. Mir hat
diese Art des Wohnens sehr gut gefallen,
vor allem da man durch das Leben mit 12
bunt gemischten Mitbewohnern das Land
mit viel mehr Facetten kennenlernt und
wirkliche Freundschaften schließen kann.
Zusätzlich ler nt man viele weitere
Fähigkeiten fürs Leben/soft skills, wie z. B.
Organisation, Eigenständigkeit,
Te a m f ä h i g k e i t , R e s p e k t , Z u h ö re n ,
Verantwortung, Kochen, Haushaltstätigkeiten etc. Ich könnte ewig weiter über das Leben im
Coop schwärmen, hier ist allerdings kein Platz dafür - eine ausführlichere Beschreibung findet
ihr aber auf meinem Blog. Zusätzlich zur Miete zahlt im Coop jeder Bewohner einen weiteren
Betrag für Essen, welches geteilt wird, was definitiv die mit Abstand günstigste (und
womöglich auch gesündeste) Variante zu essen darstellt. In unserem Fall wurde an vier von
sieben Tagen ein gemeinsames Dinner angeboten, welches im Übrigen auch meist vegan aber
immer vegetarisch war. Man kann in einem Coop auch food member werden, selbst wenn man
nicht dort wohnt und dann dort für grob 100$ im Monat mitessen. Ansonsten findet man
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wirklich auch einfach viele Burger im Angebot (selbst
wenn sie Sandwich genannt werden) - und auch das
Essen an der Uni wiederholt sich doch mit der Zeit.
Meine Favoriten dort waren der Mediterranean Salad
in den kleinen Café-ähnlichen Badger Markets und
die Krankenhaus Cafeteria, wo es sogar eine Salatbar
gibt. Beliebte Ziele in der Stadt waren - um nur einige
zu nennen - Ian’s Pizza mit gleich mehreren Filialen,
Pizza Brutta mit echtem Steinofen oder Einstein
Brothers, wo es Bagel aller Art gibt. Probieren müsst
ihr in Madison/Wisconsin unbedingt Milchprodukte
(die die Uni auch selber herstellt) darunter auf jeden
Fall cheese curds und das Babcock Eis. Wer nach
zum deutschen vergleichbarem Bier sucht, dem sei
Ol’ reliable ans Herz gelegt.
Ich war im Coop food coordinator, bin also für alle Einkaufen gegangen. Im Stadtinneren sind
die Preise dabei oft etwas teurer, dafür kann man alles fußläufig oder mit dem Bus erreichen (z.
B. Fresh Market, Capitol Market, Walgreens, Trader Joe's). Grundsätzlich haben sehr viele
Geschäfte sehr lange Öffnungszeiten, teilweise auch 24/7. Wenn man an ein Auto rankommen
kann oder mit jemandem mitfahren kann, dann kann man außerhalb auch günstiger einkaufen,
mehr Auswahl bekommen und größere Mengen (Woodman’s, Target, Casgo). Bei Target oder
ähnlichem kann man sich auch so etwas wie eine Ersteinrichtung an Bettwäsche usw. kaufen,
wenn man das für sein Zimmer braucht. Es gibt in Amerika übrigens auch Aldi, der einige
“Deutsche Küche” Produkte im Angebot hat. Zusätzlich gibt es Läden mit (teuren) importieren
Waren (Bavarian Market), Spezialitätenläden, “Öko-Supermärkte” (Whole Foods, Willy Street
Coop) und natürlich den Farmer’s Market für die spezielleren Wünsche :) Bei einigen Stellen wie
z. B. The Crossing auf der University Ave. kann man auch im Winter frische “Gemüsekörbe”
bestellen.
7. Wetter
Das Wetter in Madison bietet etwas für jeden Geschmack: Im Sommer sind heiße
Temperaturen bis zu +35 °C möglich, dafür geben die Seen dazu das richtige Urlaubsfeeling
und im Winter (ab November kann es richtig kalt werden) bis -25 °C, dafür bekommt ihr
wunderschönen Schnee, Wintersport und besonders wenn ihr bis ins neue Jahr bleibt
zugefrorene Seen. Wisconsin hat einen sehr schönen, bunten Herbst und das Beste ist, dass
wirklich das ganze Jahr über die Sonne scheint und gute Laune macht. Ich habe mir (schon
alleine aus Platz- und Gewichtsgründen) nur Sommerkleidung und eine Jacke mitgenommen
und dort meine Winterkleidung und -schuhe gekauft (-> fahrt zur ShoeBox!).
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Schwitzen im Sommer vor dem Badgers Football Spiel in Madison und Frieren im Winter in Boston
8. Gesundheit
Wenn ihr das PROMOS Stipendium des DAAD bekommt könnt ihr euch dort über eine
Gruppenversicherung mitversichern, welches die einzige Möglichkeit ist die ansonsten
verpflichtende Campus-Versicherung SHIP zu waiven. Soweit ich das beurteilen kann ist die
ärztliche Versorgung und das Krankenhaus in Madison sehr gut und ich glaube es gibt sogar
Stellen auf dem Campus, bei welchen jeder Student kostenlose ärztliche Beratung bekommt.
Bei der Einführungsveranstaltung am Beginn des Semesters wird euch dies alles genau erzählt
und ihr habt Gelegenheit Fragen zu stellen.
9. Fazit
Ich habe mich, ermutigt durch die amerikanischen Professoren, für das Ph. D. Programm an
meiner Gasthochschule beworben. Vor meinem Aufenthalt hatte ich nie geplant einmal für
längere Zeit ins Ausland zu gehen, jetzt überlege ich jedoch ganz stark zumindest für den Rest
meines Studiums zurückzugehen. Ich möchte daher heute für die Zukunft nichts mehr
ausschließen. Ich denke definitiv, dass jeglicher Auslandsaufenthalt auch für die berufliche
Karriere sehr positiv angesehen wird, ich habe bspw. bereits des Öfteren gehört, dass
Auslandsaufenthalte bei Bewerbungen mittlerweile im Prinzip gefordert werden. Zusätzlich ist
der sprachliche Aspekt des Englischen im Berufsleben heutzutage oft entscheidend,
besonders auch in der naturwissenschaftlichen Forschung. Zum Zeitpunkt meines
Auslandssemesters (3. Mastersemester) hatte ich bereits eine Vorstellung davon, welche
Themen mich fachlich besonders interessieren, sodass ich die Universität, die Arbeitsgruppen
und die Module persönlich auswählen konnte und nicht „nur“ Einführungsveranstaltungen
besucht habe, die überall mehr oder weniger ähnlich ablaufen. Für mich war der Zeitpunkt
perfekt, da ich (noch) einen Einblick in das amerikanische Hochschulsystem für Studenten mit
Vorlesungen, Klausuren usw. bekommen konnte und zusätzlich (schon) an der Forschung in
Arbeitsgruppen beteiligt sein konnte. Gleichzeitig ist es auch privat früh genug, um noch nicht
an eine eigene Familie gebunden zu sein.
Besonders gut gefallen hat mir, wie bereits oben erwähnt, das Leben im Coop mit allem was
damit einherging. Speziell die Freundschaften, die ich dabei mit „richtigen“ Amerikanern
schließen konnte haben meinen Aufenthalt erst zu dem gemacht, was er war. Ich hatte vor
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Beginn meines Aufenthaltes etwas Respekt vor der oft als oberflächlich bezeichneten
amerikanischen Freundlichkeit, musste jedoch zu meiner Freude feststellen, dass mir diese
offene Art und positive Mentalität sehr ähnlich ist. Im Besonderen, wenn man alleine in die
Fremde kommt, ist es unheimlich angenehm so ermutigend und freundlich aufgenommen zu
werden und ich denke wenn man es so betrachten will, kann dies eine Vorbildfunktion für jeden
von uns darstellen. Ich war besonders am amerikanischen Hochschulsystem interessiert und
wie sich die pädagogischen Ansätze in der Praxis zu ihren europäischen Entsprechungen
verhalten. Ohne jetzt genauer darauf eingehen zu können, konnte ich für mich viele
interessante Ansätze und Ideen mitnehmen. Dieses Gefühl der multiplen und facettenreichen
Eindrücke zog sich durch meinen ganzen Aufenthalt. Für mich waren diese oft der Anstoß zu
überdenken, umzudenken und auch neu zu denken. Durch die internationale Attraktivität der
US-amerikanischen Hochschulen war es alltäglich mit vielen verschiedenen Kulturen und
Sprachen zusammenzutreffen und ich fühle mich nun weit mehr als Weltbürger als zuvor. Ich
würde keine zu großen sozialen und kulturellen Probleme erwarten, für mich hat sich Amerika
weit weniger entfernt angefühlt, als es in Wahrheit ist. Dabei muss man jedoch bedenken, dass
die USA allein aufgrund ihrer Größe und da sie ein Einwanderungsland ist, sehr divers sein
kann - aber dies ist ja auch genau ein Vorteil eines Auslandsaufenthaltes – Kennenlernen der
spezifischen Kultur, daher sollte man sich meines Erachtens nach auf diese neuen Erfahrungen
und auch manche Überraschung eher freuen. Durch die weltoffene Ausrichtung, die
Möglichkeiten, die einem offenbar werden und auch die Verantwortung, die Amerikaner
(versuchen) für andere zu übernehmen (Stichwort donating) fühlt man sich von dem
Freiheitsgefühl und der Weltlichkeit Amerikas angesteckt – alles ist möglich und (über Amerika
hinausgehend) die ganze Welt steht einem (jedem?) offen. On, Wisconsin!
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