An den Personalrat
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An den Personalrat
Als „Mahnung, innerhalb wie außerhalb der Medien Eigenverantwortung zu stärken und Zukunftsperspektiven für Jugendliche zu fördern“, hat der Direktor der LMS, Dr. Gerd Bauer, den jüngsten Amoklauf eines 18-jährigen an seiner ehemaligen Schule in Emsdetten eingestuft. „Die LMS ist nach dem System des deutschen Jugendschutzes nicht für Computerspiele zuständig. Dennoch erlaube ich mir die Frage, ob Anbieter solcher Spiele der Verantwortung, die ihnen mit Blick auf Jugendliche zukommt, angemessen Rechnung tragen. Gewalthaltige und militaristische Spiele wie „Counter Strike“ gehören aus meiner Sicht nicht nur auf den Index, sie gehören nicht hergestellt. Der Hinweis auf Umgehungsmöglichkeiten für freiwillige Selbstbeschränkungen oder gesetzliche Verbote im Bereich des Jugendschutzes bei Computerspielen oder im Internet greift meines Erachtens zu kurz: Die Antwort auf solche Risiken kann nicht die Kapitulation vor globalen Marktmechanismen sein – sie muss die Bereitschaft zur jugendschutzverträglichen Gestaltung der Globalisierung sein.“ Es sei wenig überzeugend, so Bauer, wenn Fernsehsender im Zusammenhang mit dem Amoklauf ein Verbot bestimmter gewalthaltiger Computerspiele einfordern, gleichzeitig allerdings – gelegentlich zur besten Sendezeit – extreme Kampfsportarten oder Serien präsentieren, in denen Lynchjustiz augenzwinkernd als Ausweg aus Beweisschwierigkeiten dargestellt wird. Fragwürdig sei auch, dass Fernsehsender über die Ausweglosigkeit mancher Jugendlichen jammern, zugleich allerdings mit dem Menschenbild, das in manchen Formaten wie z. B. Nachmittagstalkshows vermittelt wird, einen Beitrag dazu leisten, den Weg Jugendlicher ins gesellschaftliche Abseits zu befördern. Ebenso unglaubwürdig sei, wenn Medien auf die Klage des Täters von Emsdetten über Konsumterror mit Verständnis reagieren, diesen Konsumterror aber, zum Teil auch in Form von Schleichwerbung, befördern. „Die Politik hat auf das Erfurter Blutbad vom April 2002 mit einer Reform des Jugendmedienschutzes reagiert, die stark auf die Selbstkontrolle der Medienmacher setzt. Emsdetten sollte für Medienmacher Anreiz sein, stärker noch als bislang der Verantwortung, die diese Selbstkontrolle mit sich bringen sollte, gerecht zu werden“, betonte Dr. Gerd Bauer abschließend. Pressemitteilung 30/2006 Amoklauf von Emsdetten: LMS-Direktor Dr. Gerd Bauer befürwortet ganzheitlichen Ansatz zur Verbesserung des Jugendschutzes Saarbrücken, 23. November 2006 Viola Betz Pressesprecherin / Leiterin des Büros des Direktors LANDESMEDIENANSTALT SAARLAND Anstalt des Öffentlichen Rechts Medienzentrum Nell-Breuning-Allee 6 D-66115 Saarbrücken Fon +49 681 3 89 88-11 Fax +49 681 3 89 88-20 presse@LMSaar.de www.LMSaar.de