Handbuch Glasbogenbau
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Handbuch Glasbogenbau
Handbuch zum Bau eines glaslaminierten Bogens ©s wissb ow © swissbow INHALT VORWORT 4 EINLEITUNG 5 ANFÄNGE IM GLASBOGENBAU 6 ENTWURF/BOGENDESIGN 8 BOGENPROFIL DER GERADE LANGBOGEN ( HILL-STYLE BOGEN ) REFLEX-LANGBOGEN DEFLEX/REFLEX-LANGBOGEN RECURVEBOGEN WURFARME TAPER TIP WEDGES BREITE DER WURFARME BOGENGRIFF LOCATOR-GRIFF DER GERADE GRIFF PISTOLENGRIFF REVERSE GRIP HOLZAUSWAHL FAZIT/ZUSAMMENFASSUNG 8 8 10 11 13 14 14 15 16 17 17 18 18 19 20 22 DEFLEX/REFLEX-LANGBOGEN 23 BESTIMMEN DER LAMINAT - UND G LASDICKE 24 JAGDRECURVE ( EINTEILIG ) 29 BOGENBAU DEFLEX/REFLEX-LANGBOGEN 30 BENÖTIGTE WERKZEUGE MATERIALBESCHAFFUNG FORMENBAU HERSTELLEN VOM GRIFFSTÜCK LAMINATE UND EPOXY VORBEREITEN VERLEIMEN DES BOGENS BEMERKUNGEN ZUR BOGENFORM/ANPRESSMETHODE WURFARME AUSSCHNEIDEN UND SCHLEIFEN TILLERN DES BOGENS GRIFF SCHUSSFENSTER GRIFF 30 31 32 34 38 41 44 46 52 55 55 57 Seite 2 © swissbow OVERLAY TIPS UND SEHNENKERBEN BOGENTUNING/-EINSTELLUNGEN NOCKPUNKT EINSTELLEN PFEILABSTIMMUNG FINISH DER FERTIGE BOGEN 58 61 63 63 64 65 68 BOGENBAU EINTEILIGER RECURVE 70 AUFBAU DES BOGENS WURFARME SCHLEIFEN SEHNENKERBEN BESONDERES DER FERTIGE BOGEN 70 71 72 74 74 PROBLEME UND IHRE BEHEBUNG 76 DAS ZUGGEWICHT IST ZU HOCH ( LANGBOGEN + RECURVE ) DAS ZUGGEWICHT IST ZU NIEDRIG ( LANGBOGEN + RECURVE ) DAS GRIFFSTÜCK PASST NICHT ( LANGBOGEN + RECURVE ) DER BOGEN DELAMINIERT GANZ ODER TEILWEISE ( LANGBOGEN + RECURVE ) UNTER DEM G LAS SIND LUFTBLASEN ZU SEHEN ( LANGBOGEN + RECURVE ) DIE WURFARME VERDREHEN SICH ( RECURVE ) 76 76 77 78 79 79 ANHANG 81 TABELLE ZUR BESTIMMUNG DER LAMINATDICKE FÜR EINEN D/R-LANGBOGEN BAUPLAN FÜR EINEN DEFLEX/REFLEX-LANGBOGEN BAUPLAN LAMINIERFORM FÜR EINEN DEFLEX/REFLEX-LANGBOGEN BAUPLAN FÜR EINEN EINTEILIGEN JAGDRECURVE BAUPLAN LAMINIERFORM FÜR EINEN EINTEILIGEN JAGDRECURVE FOTOS: COPYRIGHTS 82 83 84 85 86 87 Seite 3 © swissbow Deflex/Reflex-Langbogen Welche Auszugslänge ist gewünscht ? Die künftige Besitzerin hat eine Auszugslänge von ca. 27 Zoll. Ich werde den Bogen so bauen, dass er ohne Stacking auch bis 29 Zoll gezogen werden kann. Da die Bogenlänge 64 Zoll beträgt, wird das Griffstück nur 17 Zoll ( anstatt 18 Zoll ) lang sein. So wird die Länge des arbeitenden Wurfarmes nur gerade um ½ Zoll kürzer als bei einer Bogenlänge von 66 Zoll. Welche Holzarten werden verwendet ? Die Wurfarme werden aus Hard Maple ( Ahorn ) für den Kern und zwei dünnen Zierlaminaten aus Cocobolo unter klarem Glas laminiert. Das Griffstück wird aus Cocobolo und Zierstreifen aus karelischer Birke gefertigt. Das Griffoverlay wird ebenfalls aus Cocobolo und karelischer Birke aufgebaut. Da Cocobolo ein sehr dichtes und schweres Holz ist wird der Bogen im Griff etwas mehr Masse haben, was für zusätzliche Stabilität bei der Schussabgabe sorgt und gleichzeitig hilft Handschock zu vermindern. Nachdem die äusseren Abmessungen und das Profil bestimmt sind kann mit der Tabelle auf Seite 26 die Stackdicke bestimmt werden. Dazu markieren wir in der 64 Zoll-Spalte die dem gewünschten Zuggewicht entsprechende Zeile. Weil der Taper etwas stärker und das Griffstück um 1 Zoll kürzer ist, erhöhen wir das theoretische Zuggewicht um ca. 7 lbs ( Siehe Anpassungen auf der Tabelle ). Schliesslich geben wir beim Zuggewicht noch eine Zugabe von ca. 10 lbs. damit beim Tillern genügend Reserve vorhanden ist. Das ergibt ein theoretisches Zuggewicht von 62 lbs. Wir können also in der Zeile mit 55/65 lbs eine Stackdicke von 0.38 - 0.40 Zoll ( 9.65 - 10.16 mm ) ablesen. Mit dem mittleren Wert von 0.39 Zoll, der in der Tabelle einem Zuggewicht von 60 lbs entspricht sollten wir den Bogen mit dem gewünschten Zuggewicht hinbekommen. Wie auf der Tabelle vermerkt, sollte der Glasanteil bei einem Langbogen ca. 2025% betragen. Mit 2 x 0.04-Glas beträgt der Glasanteil 20%, während er mit 2 x 0.05-Glas 25% beträgt. Mit jeweils einem 0.04 und einem 0.05-Glas würden wir genau mittig liegen, aber wir wählen der Einfachheit halber zwei Glaslaminate in 0.05-Stärke aus. Daraus ergibt sich ein Holzanteil am Stack von 0.39 - ( 2 x 0.05 ) = 0.29 Zoll ( 7.36 mm ). Wir bauen den Bogen symmetrisch aus zwei Kernlaminaten, zwei Zierlaminaten und zwei unidirektionalen Glaslaminaten auf. So können wir den Taper gleichmässig auf beide Kernlaminate verteilen. Seite 25 © swissbow Deflex/Reflex-Langbogen Bild 16: Tabelle zur Bestimmung der Stackdicke von einem D/R-Bogen Für die Zierlaminate aus Cocobolo wählen wir eine Dicke von jeweils 0.04 Zoll ( 1 mm ), da sie nur der optischen Erscheinung des Bogen dienen. Daraus ergibt sich für die beiden Kernlaminate eine Dicke von jeweils 0.105 Zoll ( 2.68 mm ). Seite 26 © swissbow Deflex/Reflex-Langbogen Glas auf dem Bogenrücken Zierlaminat am Bogenrücken Kernlaminat am Bogenrücken taper 0.002 Griffstück Kernlaminat am Bogenbauch taper 0.003 Zierlaminat am Bogenbauch Glas am Bogenbauch Bild 17: Der Bogen wird wie ein Sandwich aus den Einzelteilen zusammenlaminiert Den Taper von 0.005 realisieren wir indem wir ein Laminat mit 0.002 und das andere mit 0.003 tapern. Nun müssen wir noch prüfen, ob die Laminate mit der Dicke von 0.105 Zoll überhaupt genügend dick sind für den gewünschten Taper. Das können wir sehr einfach kontrollieren. Bei einem 64 Zoll-Langbogen werden die einzelnen Laminate eine Länge von 32 Zoll aufweisen ( es werden jeweils 2 Laminate in der Mitte zusammengespleisst ). Ein Taper von 0.003 bedeutet, dass die Dicke auf einer Länge von 1 Zoll um 0.003 Zoll abnimmt. Für das ganze Laminat ergibt dass eine Reduktion der Dicke von ΔDicke = 32 x 0.003 = 0.096 Das Laminat wird am Ende vom Wurfarm also noch eine Dicke von D = 0.108 – 0.096 = 0.008 Zoll ( 0.2mm ) aufweisen. Die Laminatdicke von 0.108 ist also ausreichend für einen Taper von 0.003. Daraus ergibt dann für den Stack die folgende Zusammensetzung: Glas unidirektional Cocobolo parallel Ahorn taper 0.002 Ahorn taper 0.003 Cocobolo parallel Glas unidirektional TOTAL Stack 0.050 0.040 0.105 0.105 0.040 0.050 0.390 Zoll Seite 27 © swissbow Deflex/Reflex-Langbogen Ausserdem benötigen wir für das Griffstück ein Stück Cocobolo mit den folgenden Abmessungen: Griffstück L x B x H = 18 x 1.75 x 2 Zoll Sowie einige Leisten karelische Birke und weisses Phenol für Zierstreifen und Overlay am Griff und die Tips. Da ich nicht über die notwendigen Maschinen verfüge um meine Laminate selber herzustellen, kaufe ich sie schon fertig auf’s Mass geschliffen ein. Bild 18: Das Ausgangsmaterial für den Deflex/Reflex - Langbogen Seite 28 © swissbow Bogenbau Deflex/Reflex-Langbogen Danach fixieren wir das ganze ‚Laminat-Sandwich’ mit den Gummibändern, die wir um die Dübelstäbe herum anspannen. Wir beginnen vom Griffstück her nach aussen hin die Laminate zu fixieren und bauen so mit den straff gespannten Gummibändern den Anpressdruck auf. Diese Arbeit lässt sich am einfachsten zu zweit ausführen. Dabei kann eine Person die Laminate ausrichten und in Position halten, während die zweite Person die Gummibänder darüber spannt. Bild 34: Die straff angezogenen Gummibänder üben einen festen und gleichmässigen Druck auf die Laminate aus, ohne aber das Glas oder die Laminate zu beschädigen Die Gummibänder müssen sehr straff angezogen werden, damit auch genügend Anpressdruck entsteht. Nun lassen wir den Bogen während 24 Std. bei mindestens 20 °C aushärten. Durch tempern bei ca. 120 °C während 4 - 6 Std. kann die Festigkeit noch etwas gesteigert werden. Bitte die Angaben im Datenblatt des Herstellers beachten, da die Temperatur und die Dauer beim tempern je nach Epoxy variieren können. Seite 43 © swissbow Bogenbau Deflex/Reflex-Langbogen Bemerkungen zur Bogenform/Anpressmethode Ausser der hier beschriebenen Methode mit Gummibänder/Fahrradschläuchen, gibt es noch andere Möglichkeiten um die Laminate in der Form zusammen zu pressen. Ich habe allerdings bei meinen Bögen bisher nur die oben beschriebene Methode benutzt und habe damit immer sehr gute Klebefugen erhalten. Meiner Meinung nach bietet diese Möglichkeit einige Vorteile. Zum einen kann die Bogenform sehr einfach gebaut werden, andererseits wird der Druck durch die Gummibänder sehr gleichmässig aufgebaut und es gibt keine Druckstellen. Die Form vom Griffstück muss perfekt passen, da punktuell der Druck vielleicht nicht so hoch ist wie bei Schraubzwingen. Aber wenn man sehr gute Ergebnisse erreichen will, dann ist perfekte Passform kein Nachteil sondern eine Bedingung. Alternativ können die Laminate auch mit Schraubzwingen in die Form gepresst werden. Auch mit dieser Methode lassen sich sehr gute Ergebnisse erzielen. Diese Form ist ebenfalls recht einfach zu bauen, es werden aber eine grosse Anzahl Schraubzwingen benötigt. Bild 35: Entlang der Bogenform werden D-förmige Löcher ausgeschnitten in welche beim Laminieren die Zwingen eingehängt werden. Zudem sollten alle Schraubzwingen möglichst gleich stark angezogen werden, damit sie alle auch den gleichen Druck ausüben. Die komfortabelste Variante stellt sicher diese zweiteilige Form dar. Zum zusammenpressen des Bogens wird die obere Hälfte mit Metallbeschlägen in einem Abstand von ca. 3 cm über der untern Hälfte fixiert. Schliesslich wird ein Feuerwehrschlauch mit Druckluft aufgepumt und presst so die Laminate in die Form. Seite 44 © swissbow Bogenbau Deflex/Reflex-Langbogen Bild 36: Zweiteilige Form mit aufgeblasenem Druckschlauch Auch diese Form liefert sehr gute Ergebnisse, zumal der Anpressdruck durch den Schlauch sehr gleichmässig über den gesamten Bogen verteilt ist. Diese zweiteilige Form hat eigentlich nur einen Nachteil und zwar ist die Herstellung sehr aufwändig. Seite 45 © swissbow Bogenbau Deflex/Reflex-Langbogen Bild 58: Der fertig lackierte Bogen wird zum trocknen an einem möglichst staubfreien Ort aufgehängt Nach dem Signieren des Bogens tragen wir noch 1 – 2 Lackschichten in der oben beschriebenen Art auf. Durch leichtes Abreiben des Bogens mit feiner Stahlwatte oder mit einem Scotch Brite Fliess kann dem Finish der Glanz genommen und eine matte Erscheinung verleiht werden. Seite 66 © swissbow Bogenbau Deflex/Reflex-Langbogen Bild 59: Signatur und Zuggewicht werden auf dem Bogenbauch vom unteren Wurfarm aufgeschrieben Zum Schluss kleben wir im Schussfenster noch ein Stück Leder oder Fell als Pfeilauflage hinein. Bild 60: Damit die Pfeilauflage exakt in die Ecke hinein geklebt werden kann, schneiden wir das Leder in zwei Teile und kleben sie einzeln in das Fenster Seite 67