Der Eisenhammer - Warsteiner Weg der Montangeschichte
Transcription
Der Eisenhammer - Warsteiner Weg der Montangeschichte
Der Eisenhammer Chronik über ein Viertel] ahrtausend 1739 bis 1995 Herausgebracht in einer Zeit des völligen Abbruchs der Fertigungsstätte „Eisenhammer" und der Neugestaltung des Platzes in Warstein. Wilhelm Tacke 1995-1996 Die Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da dies in Anbetracht der lückenhaften Unterlagen nicht möglich ist. Die Zusammenstellung stützt sich im wesentlichen auf die eigene Erfahrung, auf die Berichte früherer Mitarbeiter des Betriebes, auf Veröffentlichungen in Zeitungen und ganz besonders auf die mir in Maschinenschrift vorliegende "Geschichte der Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke Aktiengesellschaft Warstein", von Franz Viegener 1938/39 als Manuskript verfaßt. Die Veröffentlichung, war für die 200 Jahrfeier der Warsteiner Eisenwerke im Jahre 1939 vorgesehen, diese unterblieb jedoch wegen des beginnenden 2. Weltkrieges. Wilhelm Tacke © Wilhelm Tacke, Warsteirv^in P. Public 1996, Berlin ". Geschichte des Eisenhammers t Industrielle Eisenerzeugung • Die industrielle Eisenerzeugung beginnt in Warstein-Suttrop mit Beginn 1739 dem Jahre 1739. Am 20. August des Jahres 1739 erteilt der Kurfürst ClemensAugust dem Geheimen Rat Mathias Gerhardus von Hoesch die Konzession an Mathias Konzession, unweit Warstein-Suttrop Eisenschmelzhütten und Gerhard v. Hoesch Eisenhämmer und davon abhängige Eisenfabriken auf eigene :->.- ..;-.* Kosten zu errichten. Ferner wird ihm erlaubt, innerhalb zwei deutscher Meilen nach Eisenerz zu graben, (siehe Abschrift der Konzession) . •• Wer war Baron von Hoesch? Mathias Gerhard Hoesch wurde 1698 als Zweitältester Sohn des 1698 Geburt Heinrich Hoesch in Eschweiler geboren. Dem Vater Heinrich, Reide- und Kupfermeister, gehörte in jener Zeit der "Junkers hammer". . Mathias Gerhard Hoesch studierte Jura und trat im Jahre 1725 Jurist in die Dienste des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. 1725 zu König Fr. W. I. und dann 1733 in die Dienste des Kurfürsten Clemens August 1733 zu Kurfürst Cl. von Köln. • . L :?rü' August 1743 wechselte er zu Kaiser Karl VI nach Wien. Wegen seiner 1743 zu Karl VI.nach großen Verdienste wurde er Kaiserlicher Geheimer Rat und Wien 1744 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Dort war er bis 1744 Reichsfreiherr 1778, also bis zu seinem 80. Lebensjahr, als Diplomat tätig. Baron von Hoesch starb 1784 im Alter von 86 Jahren. 1784 Tod Standort Warstein-Suttrop Warum hat von Hoesch Warstein-Suttrop für seine Eisenerzeugung gewählt? Standort WarsteinSuttrop 1. Im Herzogtum Westfalen lag die ehemals blühende Eisen- , . . . erzeugung seit dem Dreißigjährigen Krieg fast vollkommen , /.. danieder. .»n -.:'•> •' * :'•••..•-><. 2. Es war in Warstein-Suttrop von 1300 bis zum Dreißigjährigen Krieg eine rege Eisenerzeugung betrieben worden. 3. Es gab dort Eisenerz besonders im Bereich des Warsteiner Kalksteinsattels. 4. Es gab viel Wald für die Holzkohlenerzeugung. r "' 5. Es waren zum Teil erfahrene Arbeitskräfte vorhanden. 6. Mathias Gerhard v. Hoesch war durch seine Diplomatentätigkeit sehr vermögend geworden, und so war es ihm möglich, sozusagen als Nebentätigkeit eine Eisenschmelzhütte aufzu-bauen. Erfahrungen und Kenntnisse in der Eisen- und Kupferindustrie hatte er in seiner Jugend im väterlichen Betrieb sammeln können. Kurzer Rückblick auf die Eisenerzeugung im Warsteiner Raum vor 1739 Die ältesten Zeugnisse der Eisenerzeugung im Warsteiner Raum 250 v. Chr. gehen bis in das dritte vorchristliche Jahrhundert zurück. Die. Schmelzöfen im Bereich der Bilsteinhöhle und des Hohlen Steins bei Kallenhardt geben hiervon Zeugnis. Diese Schmelzöfen waren Rennöfen, angelegt an den Windhän- Rennöfen und gen, meist den Nord- oder Nordwestseiten, der Berge. Waldschmitten Gleichzeitig begann wahrscheinlich die Weiterbearbeitung des Eisens in den "Waldschmitten" (Waldschmieden), in denen das Eisen gefrischt und geschmiedet wurde. Bis ins Mittelalter gibt es jedoch keine weiteren sicheren Belege für die lokale Eisenerzeugung. Im Hochmittelalter wanderte die Eisenerzeugung aus den Wal. dem an die Fluß- und Bachläufe. Im Spätmittelalter begann man mit dem Bau von Eisenhämmern, die durch Wasserräder angetrieben wurden. Dies ist im Warsteiner Raum 1348 urkundlich 1348: Abgabe für nachweisbar, da in diesem Jahr die Steuerabgabe für Eisenhäm- Bergwerke und mer und Bergwerke bei Warstein an den Grafen von Arnsberg Eisenhämmer 500 Florin (wohl rheinische Gulden) betrag. Bei einer so großen Summe muß eine beträchtliche Erzabbau- . und Hüttentätigkeit bestanden haben. Im Jahr 1364 belehnte der Graf Gottfried IV. von Arnsberg 1364 Johann von Hückelheim mit dem "Smedewerke tho Wairsteyn" (Schmiedewerk zu Warstein). Dieses Werk hatte vorher der Dienstmann Frederick van Suttorp zu Lehen gehabt Beginn des Eisenhammers Nach dem ersten Hochofenanstich im Werk Wilhelmshütte, wird 1741 auf dem Gelände des heutigen Eisenhammers (siehe Lageplan) der erste Hammer in Betrieb genommen. Zu diesem Hammer (siehe Skizze eines Eisenhammers und Abbildung von Zainhämmern 1698) gehört ein Wasserrad zum Antrieb des Hammers und der Blasebälge für die Frischfeuer. 1741 1. Eisenhammer Warum der Eisenhammer so weit entfernt von der Wilhelmshütte errichtet wurde. Die Wassermenge der Treise reichte nur für den Betrieb der Hochöfen der Wilhelmshütte. Der nächste freie Platz mit genügend Wasser war im Bereich des jetzigen Eisenhammers. Die anderen geeigneten Plätze am Wasserlauf der Wäster waren durch andere Wasserrechte belegt u .a. durch Mühlen und den Kupferhammer des Johann Theodor Möller. Zunächst konnte nur auf der Suttroper Seite der Wäster gebaut werden, da der damalige Bürgermeister von Warstein, Pape, er-hebliche Schwierigkeiten machte. Angeblich benötigte man alles Gelände für die Vieh-Hude. In Wirklichkeit befürchtete jedoch die Stadt Warstein Nachteile für die stadteigene Eisenschmelze auf dem Hüttenplatz (Hüttenplatz - Autohaus Busch, jetzt Ker-sting, gegenüber dem Hotel Bergenthal). Die Wäster floß viel weiter westlich als heute und bildete die Grenze zwischen Warstein und Suttrop. (s. Lageplan: Die Mauer zwischen Schmiede und Dreherei steht auf der Grenze.) Lage des Eisenhammers Eisenherstellung aus Roheisenluppen Die vom Hochofen der Wilhelmshütte kommenden Luppen Eisenherstellung (Roheisenstücke) enthielten noch sehr viele Verunreinigungen und, durch den Schmelzprozeß mit Holzkohle, viel zu viel Kohlenstoff. . Durch häufiges Bearbeiten, wie Erwärmen, Schmieden und Ab schrecken, wurden die Schlacke und der überschüssige Kohlen stoff aus den Eisen entfernt, Der Hammerschmied am wasserkraftgetriebenen Hammer stellte nun aus den Luppen Flach-, Vierkanteisen oder Grobblech her. In der Regel hatte das aus Luppen hergestellte Eisen eine Zugfestigkeit zwischen 40-50 kg/mm2. Es wurde Schmiedeeisen (Schweißstahl) hergestellt. Die Eisenstäbe oder-bleche konnten später durch Feuerschweißung verbunden werden (z. B. bei Wagenreifen). In der Hauptsache wurde das Warsteiner Stabeisen an handwerkliche Schmieden, so u. a. an Klein-, Grob- und Nagel schmieden geliefert. Feste Abnehmer waren aber auch einzelne Städte, welche einen gewissen Vorrat an "städtischem Eisen" anlegten. In Warstein wurden im Jahre 1688 sieben "Schmitten" (Schmieden) erwähnt, vier davon lagen in der Altstadt und drei in der Neustadt. Teils waren es kleine Bauern, welche -besonders im Winter- die Nagelherstellung in Handarbeit betrieben. Für die Nagel schmieden wurde zunächst Stabeisen, später -nach Aufstellung einer Eisenschneidmühle um 1758- zugeschnittenes Eisen geliefert. Eine Eisenschneidmühle schneidet das Eisen mittels zwei gegeneinanderlaufender Schneidescheiben. Schon damals versuchte man, durch unreelle Praktiken die Qualität des Eisens Qualität des Eisens zu "beweisen". So wurde z. B. Eisen in möglichst angerostetem Zustand, dem man oftmals durch Übergießen mit Wasser "nachgeholfen" hatte, mit Fuhrwerken zu den Ostseehäfen Danzig oder Stettin gebracht, von wo es als angeblich auf dem Seeweg transportiertes "Schwedisches Senseneisen" ins Inland zurückkam. Obwohl der Baron von Hoesch, bedingt durch seine Diplo- Gutes Gedeihen des matentätigkeit nur selten in Warstein war, sorgte er durch seine Unternehmens Verbindungen und Entscheidungen für ein gutes Gedeihen seiner Unternehmen. Dies zeigte sich schon, bevor der erste Eisenhammer in Betrieb genommen war. So wurden im Jahre 1741 bereits 2000 Zentner gußeiserne Rohre für das' Wasserwerk des kurfürstlichen Schlosses Augustenburg nach Brühl geliefert. Erzgruben Im Jahre 1741 wurde die Grube Rom im Oberhagen bergmännisch in Betrieb genommen. Bei diesem Erzvorkommen handelte es sich um eine Erzbirne mit einem für die hiesige Gegend sehr hohen Eisengehalt von bis zu 50%. Die Grube Rom erhielt später einen Stollen (Rom-Stollen), der knapp oberhalb der Hochöfen in den Oberhagen getrieben wurde (etwa 50m südwestlich der Treise). Die Teufe der Grube Rom reichte bis zum Niveau des Bullerteichs. 1741 Grube Rom Holzkohlenversorgung Der Bedarf an Holzkohle war beträchtlich. Um bei der Holzkohle Holzkohlenlieferung nicht mehr von der Stadt Warstein und anderen Gemeinden und Waldbesitzern abhängig zu sein und auch zu bleiben, schloß v. Hoesch im Jahre 1750 mit dem kurfürstlichen Berghauptmann und Oberjägermeister von Weichs einen über 12 Jahre laufenden Vertrag über die Lieferung von dreißigtausend Fuder Holzkohle ab. (Oberjägermeister von Weichs ließ 1714 Schloß Körtlinghausen für sich neu erbauen.) Fuhrpark für den Absatz der Eisenprodukte Baron von Hoesch legte schon früh einen großen Fuhrpark an. Fuhrpark 50 Pferde mit den entsprechenden Frachtwagen lieferten die Erzeugnisse der Wilhelmshütte und des Eisenhammers z. B. nach Dortmund, Hannover, ja sogar nach Hamburg, Bremen, Lübeck und weiter nach Danzig, Ost- und Westpreußen. Wohn-und Bürohaus Im Jahre 1750 wurde das Wohn- und Bürohaus errichtet. In 1750 Wohn-u. Bürohaus diesem Wohnhaus wohnte v. Hoesch mit seiner Familie, wenn Eisenhammer er in Warstein war. Manchmal wohnte er auch in dem im Jahre 1744 von Wilhelm Kaspar von Luerwaldt erworbenen adeligen Gut Suttrop. Aufstellung weiterer Hämmer Im Jahre 1758 wurde auf dem Gelände des Eisenhammers der 2. Hammer aufgestellt. Bereits im Jahre 1784 folgte dann der 3. Hammer. Die nun vorhandenen 3 Eisenhämmer wurden jeweils von einem Wasserrad angetrieben. Sie wurden nach ihrem Standort am Fluß als der obere, der mittlere und der untere Hammer be zeichnet. 1758 2. Eisenhammer 1784 3. Eisenhammer Zur Produktion nach Inbetriebnahme des 2. Hammers teilte von Hoesch um 1760 in einem Schreiben mit: "Auf meiner Schmeltze in Westphalen werden täglich 3600 Pfund rohen Eysen verfertigt. Und von zweyen Hämmern bekomme ich monathlich selten (mehr als) 2400 pfund Eysen, also daß (ich), wohe ich in Erbawung einer zweyten Schmeltzhütte begriffen bin, das darab kommende rohes Eisen auff diebeisherige Art mit zehen Eysenhammer nicht wurde verarbeiten können..." Es wird erwähnt, daß während des siebenjährigen Krieges (17561763) die Franzosen erhebliche Sachschäden am oberen Hammer anrichteten. Es heißt in einer protokolarisehen Feststellung aus dem Jahre 1758 des Notars Schwarze "aufm oberen Hammer seien auch die Dielen abgerissen und verbrannt, die Schlafkammer darin ganz vernichtet...". 3 Hochöfen auf der Wilhelmhütte Mit der Zeit auf der Wilhelmshütte 3 Hochöfen errichtet, 3 Hochöfen auf der Hütte einer für die Gießerei, einer für den Eisenhammer und einer als Resrve. Weitere Erzgruben Zur Grube Rom kamen später noch ca. 2o Gruben, bzw. Grubenfelder hinzu, welche teilweise nur im Tagebau betrieben wurden. Die bekanntesten waren u.a. Rothland (später David), Hirschfeld, Südbruch, Martinus und Unverzagt (s. Anhang). weitere Gruben Aufstauen der Wäster Ab 1800 wurde das Wasser der Wäster aufgestaut. Die alten unterschlächtigen Wasserräder konnten daher durch oberschlächtige Wasserräder ersetzt werden. 1800 Wäster aufgestaut Oberschlächtige Wasserräder Achsenfertigung Ab 1830 wurden die ersten Achsen für eisenbereifte Fahrzeuge ab 1830 Achsenfertigung im Werk Eisenhammer gefertigt. Am Büro- und Wohnhaus befand sich ein Wasserrad zum Antrieb der Dreherei. Wahrscheinlich wurden die ersten Achsen in einem Teil des Erdgeschoßes gefertigt. Die Hauptprodukte blieben aber bis etwa 1860 Flacheisen und Grobbleche. Dreherei im alten Hammergebäude Im Jahre 1844 wurden im alten Hammergebäude eine 1844 Dreherei im Achsendreherei und eine Schleiferei eingerichtet. Hammergebäude Die Wasserturbine Die erste Wasserturbine mit etwa 35 PS wurde im Jahre 1849 zum Antrieb eines Puddel- und eines Reckhammers, sowie der Gebläse für die im Jahr 1850 errichteten vier Puddelöfen in Betrieb genommen. 1849 erste Wasserturbine Die Konkurrenz in Warstein Die Firma Gabriel und Bergenmal in Warstein errichtete im Konkurrenz in Warstein Jahre 1834 in Warstein den Puddelhammer, später den Reck hammer, und 1849 kaufte W. Bergenthal den Kupferhammer des Herrn von Möller. Da Holzkohle kaum noch zu beschaffen war, setzte W. Bergen- Holzkohlemangel thal von Anfang an Steinkohle ein. Im hiesigen Raum hatte die mangelnde Aufsicht der Kurkölnisch Arnsberger Regierung es zugelassen, daß von der Mohne bis zur Ruhr, von Warstein bis Brilon und Arnsberg kaum noch Hochwald vorhanden war. Die Landschaft war zum Teil nur mehr mit Heide und Buschwald bedeckt, da die hohen Stämme zur Holzkohlegewinnung oder zu anderen Zwecken ver braucht worden waren, Ab 1803 sorgte die Großherzoglich-Hessische Regierung, die nach Auflösung des Kurstaates das Herzogtum Westfalen er worben hatte, für eine Einstellung des Raubbaues am Wald und eine geordnete Wiederaufforstung, z.T. mit Fichten. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Fichten hier nicht angepflanzt. Mit der Übernahme Westfalens durch Preußen 1816 setzte dann die preußische Regierung diese neue Waldbewirtschaftung fort. Die Wilhelmshütte und der Eisenhammer blieben zunächst bei der Holzkohle. Es war eine Frage der hohen Transportkosten für die Steinkohle. Bis zum Jahre 1853 hatte die Wilhelmshütte einen Waldbesitz von etwa 8000 Morgen erworben, um bei der Holzkohlenbeschaffung nicht nur von anderen Waldbesitzern abhängig zu sein. Dieser Waldbesitz lag größtenteils bei Körbecke und Allagen. Nach der Stillegung des letzten Hochofens um 1883 wurde der meiste Waldbesitz wieder verkauft. Steinkohlenutzung auf dem Eisenhammer Nach dem Bau der Köln Mindener- Eisenbahn 1843 setzte auch der Eisenhammer zunehmend auf Steinkohle. 1850 wurden auf dem Eisenhammer 4 Puddelöfen in Betrieb genommen und mit Steinkohle befeuert. Es ergab sich so eine bedeutende Leistungssteigerung gegenüber dem alten Verfahren. Es wurden Walzstraßen eingerichtet. Das Puddeleisen wurde nur noch vorgereckt und dann auf 3 Walzstraßen zu Flacheisen ausgewalzt. Die Kosten für die Anlieferung der benötigte Steinkohle und die Transportkosten des Flacheisens zum Verkauf waren jedoch so hoch, daß gegen die neu aufkommende Konkurrenz im Ruhrgebiet auf Dauer keine Chance mehr bestand. Die Walzstraßen wurden daher bereits 1862 abgebaut und in Dortmund-Barop wieder aufgestellt. Auch W. Bergenthal baute seine beiden Walzstraßen ab und ließ sie in Soest und Lippstadt an der Bahnlinie wieder aufstellen. 1843 Eisenbahn KölnMinden 1850 4 Puddelöfen und 3 Walzstraßen auf dem Eisenhammer Hauptfertigung Achsen Von 1862 an forcierte der Eisenhammer aufgrund der Konkur- ab 1862 hauptsächlich renz in den anderen Bereichen die Fertigung von Achsen. Achsenfertigung Dampfkessel 1864 wurde im Werk Eisenhammer ein erster Dampfkessel mit 1864 1. Dampfkessel 5 Atm in Betrieb genommen. Dieser diente zum Antrieb von einigen Hämmern und wurde mit den Abgasen der Puddelöfen . befeuert. 1873 kam ein Röhrendampfkessel für eine Dampfmaschine von 1873 Röhrendampfkessel 35 PS zum Antrieb der Transmission für die Drehereimaschinen hinzu. Belegschaft Die Belegschaft des Eisenhammers stieg sprunghaft an. Belegschaft steigt 1847 waren auf dem Eisenhammer 35 Personen beschäftigt. 1864 " " 108 " • " 1865 " " 168 " 1868 " " 257 " 1870 " * 261 " Größer war die Belegschaft nur im 2. Weltkrieg. Der Höchst stand betrug 650 Personen in den Jahren 1942-1945. Ende der Holzkohle Im Jahre 1883 wurde der letzte mit Holzkohle beschickte Hoch- 1883 Ende der Holzkohle ofen der Wilhelmshütte stillgelegt. Bahnanschluß Im Jahre 1883 bekam Warstein durch die WLE, "Warstein- 1883 Warstein bekommt Lippstädter Eisenbahn", einen Bahnanschluß. Als 1898 die den Bahnanschluß Strecken Soest-Brilon und Lippstadt-Beckum in Betrieb genommen wurden, blieben die Initialen WLE bestehen, aber der Name änderte sich in "Westfälische Landeseisenbahn". Viele der stillgelegten Gruben wurden wieder in Betrieb genommen und lieferten ihr Erz zu den Hochöfen ins Ruhrgebiet. 12 . Beche Lufthammer 1898 wurde der erste Lufthammer der Firma Beche im Werk 1898 1. Lufthammer Eisenhammer in Betrieb genommen. Von diesen Lufthämmern folgten im Laufe der Jahre noch eine ganze Reihe. Sie werden noch heute nach dem damaligen Grundprinzip gebaut, (s. Anh.) Mit diesen Lufthämmern wurden zigtausende von Achsen freiformgeschmiedet, der Eisenhammer entwickelte sich so zur "Größten Achsenfabrik Deutschlands" (siehe Foto). Das Foto, etwa um 1906 auf genommen, zeigt einen Teil der Belegschaft mit dem damaligen Betriebsleiter Mengeringhausen. Von der am Gebäude angebrachten Beschriftung ist auf diesem Bild nur die Mitte zu sehen. Neue Wasserturbinen , Um 1900 wurden auf dem Eisenhammer 2 Voith - Wasserturbi nen von je 100 PS Leistung in Betrieb genommen. Die Turbine für die Dreherei wurde mit einem Stromgenerator ausgerüstet. Von diesem Generator wurde Strom für die Beleuchtung und für einige kleinere Antriebs-Motoren erzeugt. Die Hammerturbine war bis in die 50er Jahre dieses Jahr hunderts als Antrieb der Lufthämmer in Betrieb. Mit der Drehereiturbine wurde bis 1942/43 ein großer Teil der Maschinen der Dreherei angetrieben und zwar über Transmis sionen. Im 2. Weltkrieg wurde unter dem Stillenberg ein Not stromkabel zur Wilhelmshütte verlegt, um im Falle eines Stromausfalls dort die unterbrechungsfreie Energieversorgung für die Gebläse der Kupolöfen und der Notbeleuchtung sicherzu stellen. 13 1900 2 Voith-Wasserturbinen Anschluß an das Gas- und Stromnetz Der Eisenhammer erhielt im Jahr 1900 Anschluß an das Gasnetz 1900 Gasanschluß der Stadt Warstein. Die Anbindung an das Stromnetz erfolgte 1913. 1913 Stromanschluß Warsteiner Achsen mit der "Herz" Marke Die Warsteiner Achsen mit der "Herz"- Marke wurden in alle Erdteile, in alle wichtigen Länder exportiert. Zu diesen Achsen gehörten u. a. Manila-, Sulky-, Buren- und Panjeachsen. In den 30er Jahre wurde mit der Herstellung von Kegelrollen- Kegelrollenlagerachsen lagerachsen für LKW-Anhänger begonnen. Die Achsen für eisenbereifte Fahrzeuge, auch Lastachsen genannt, machten aber immer noch den Hauptteil der Produktion aus. In das Fertigungsprogramm wurden nun auch Steckachsen für PKW und LKW aufgenommen. Bis zum Beginn des 2. Weltkrieges wurden Lastachsen in großen Mengen weltweit exportiert. Deutscher Achsenverband mit Sitz in Hagen Nach Gründung des Deutschen Achsenverbandes mit Sitz in Deutscher . Hagen wurden die Lastachsen (nur für das Inland) und die Achsenverband Kegelrollenlagerachsen (z.B. Typen 01, 02, 03, 04 und 0,5) genormt. Der nächste Schritt des Deutschen Achsenverbandes war die Aufteilung des Produktionsprogrammes unter den Achsenherstellern: Kegelrollenlagerachsen durften nur von der Firma Wolff in . Rosswein und der Bergischen Achsenfabrik in Wiehl gefertigt werden, 14 Lastachsen für eisenbereifte Fahrzeuge wurden nur von den Firmen Busch, Bestwig, Dittmann-Neuhaus & GabrielBergenthal, Warstein, und der Firma Warstein-Heeag, Abt. Eisenhammer, Warstein, hergestellt. Der volle Name der letzt genannten Firma war zu diesem Zeitpunkt: Warsteiner und Herzoglich Schleswig-Holsteinische Eisenwerke AG, Warstein. Neue Schmiedehämmer Im Jahre 1939 wurde ein Beche-Gegenschlaghammer mit einer 1939 Beche-GegenschlagSchlagkraft von 8000 mkg aufgestellt. Außer Freiformschmiedehammer stücken wurden nun auch Gesenkschmiedeteile hergestellt. 1943 kam ein Fallhammer mit einem Bärgewicht von 1200 kg 1943 Fallhammer 1200kg und 1953 ein Fallhammer mit einem Bärgewicht von 1500 kg hinzu. 1953 Fallhammer 1500kg Kriegszeit 1939-1945 Während des Krieges stellte der Eisenhammer bis zu 90% Rüstungsgüter her. Den größten Teil machten Granatwerfergranaten vom Kaliber 5, 8 und 10 cm aus. Der Guß der Rohlinge erfolgte im Werk Wilhelmhütte. Bis auf die Sprengladung und den Zünder wurden diese komplett gefertigt. Außer verschiedenen Kartuschenböden und Granatköpfen wurden ab 1943 als moderne Waffe komplett bearbeitete Turbinenböden einschließlich der Düsenbohrungen hergestellt, für die sogenannten Nebelwerfer (aus einem Rohrbündel bestehendes Geschütz zum Verschießen von Raketengeschossen, zunächst Nebel-, später auch Sprenggranaten, dem deutschen Gegenstück zur russischen Stalinorgel). 15 1939-1945 In der Kriegszeit wurden daneben nur Lastachsen für den deutschen Markt und nach Beginn des Rußlandfeldzuges, Achsen für sogenannte Panjewagen gefertigt. Ebenso fertigte man für die Reichsbahn auf einer neuaufgestellten Stumpf seh weiß- Stumpfschweißmaschine maschine, Bremsdreiecke für Eisenbahnwaggons. Ende des Krieges Nach Beendigung des Krieges kamen zu den Lastachsen und Ende des Krieges 1945 Schmiedestücken wieder Kegelrollenlagerachsen für Gespannwagen und LKW-Anhänger hinzu. Gummierung Ende der 50er Jahre Gegen Ende der 50er Jahre wurde als neuer Fabrikationszweig Gummierung eine Gummierungswerkstatt mit 2 Vulkanisierungskesseln im Werk Eisenhammer aufgebaut. Nach dem Erwerb des Reckhammers in Warstein wurde die Gummierung 1964/65 dorthin verlegt. Armaturen aus Guß Eine kleine Fertigung für die Bearbeitung und Montage von 60er Jahre Armaturen aus Guß wurde in den 60er Jahren eingerichtet. Der Vergleich- Konkurs 1967 Der Konkurs der Warsteiner Eisenwerke AG im Jahre 1967 Konkurs 1967 schien auch für die Achsenfertigung und den Eisenhammer das Ende zu bedeuten. Doch auch unter dem Konkursverwalter lief die Achsenproduktion, wenn auch verringert, weiter, bis sich am 27. September 1967 zunächst ein Pächter und ab 1. April 1968 ein Käufer in Heinrich Steinbrecher für den Eisenhammer fand. Die Pacht und der Verkauf des Eisenhammers trugen zum großen Teil zur Befriedigung der Ansprüche der Gläubiger mit 100% innerhalb von 2 Jahren bei. 16 Warsteiner Achsenfabrik Heinrich Steinbrecher Die neue Firma firmierte unter dem Namen Warsteiner Achsen- l .4.1968 Warsteiner fabrik Heinrich Steinbrecher, Warstein. Die Entwicklung dieser Achsenfabrik Firma verlief so günstig, daß schon 1969 große Teile der Wil- Heinrich Steinbrecher helmshütte vom Konkurs-Verwalter erworben werden konnten. 1969 Kauf der Wilhelms-Die Warsteiner Achsenfabrik bestand 1980 aus den Werken hütte Eisenhammer, Wilhelmshütte und Buren. Für das nächste Jahrzehnt setzte sich der Aufschwung fort. Besonders nach Afrika und Nahost wurden große Mengen von Kegelrollenlagerachsen und Achsaggregaten für LKWAnhänger exportiert. Achsenfabrik Firma AAMC, in Dammam, Saudi-Arabien Anfang der 80er Jahre wurde von einigen großen Kunden in Nahost eine Lizenzfabrikation für LKW-Anhängerachsen und Achsaggregaten gewünscht. Im Jahre 1983 wurde mit der von diesen Kunden gegründeten Firma AAMC, ein Vertrag zur Planung der Gebäude und Einrichtungen für eine Achsenfabrik abgeschlossen. Der Bau dieser Firma und die Ausrüstung mit fast ausschließlich deutschen Maschinen erfolgte 1985/86. 1980er Jahre Achsenfabrik in Saudi-Arabien ARABIAN AXLES MANUFACTURING COMPANY Verlegung der Warsteiner Achsenfabrik nach Buren 1985 Verlegung nach Die Maschinen, Einrichtungen und die Verwaltung der War- Buren steiner Achsenfabrik wurden vom Werk Wilhelmshütte nach Buren verlegt. Bis auf die Schmiede erfolgte im Jahre 1988 der Umzug vom 1988 Werk Eisenhammer nach Buren. 17 Verkauf des Eisenhammers Die Firma Könne aus Drewer kaufte 1988 das Werk Eisenhammer. Die Schmiede wurde weitergeführt, und das Werk firmierte unter Warsteiner Eisenhammer GmbH und Co KG, Warstein. 1995 Ende der Fertigungsstätte Eisenhammer Im Herbst 1995 zog diese Firma unter Beibehaltung des Firmennames Warsteiner Eisenhammer GmbH und Co KG nach Ruthen in das Industriegebiet "Menzeler Haar" in neu errichtete Werkshallen. Der Warsteiner Eisenhammer wurde verkauft, die Gebäude im Herbst 1995 abgerissen. Auf diesem geschichtsträchtigen Gelände wird nun ein Autohaus mit Werkstatt und ein Baumarkt mit Gartencenter entstehen. 18 1988 Verkauf neuer Name Warsteiner Eisenhammer GmbH u. Co KG Anhang Name und Besitzverhältnisse des Eisenhammers (und der Wilhelmshütte) Der Name der Fertigungsstätte "Eisenhammer" hat sich seit der Gründung nicht geändert, lediglich der Firmenname änderte sich oft. Zeit _____Besitzer______________________Name des Unternehmens 1739 1784 28.8.1835 1840 2.2.1873 30.4.1885 Mathias Gerhard von Hoesch Baron von Hoesch hatte keine männlichen Erben. Seine Tochter Henriette Helena Magaretha heiratete den Reichsgrafen Heinrich Theodor von Hallberg. An die drei Kinder dieser Ehe, Graf Constatin August von Hallberg, Graf Mathias Gerhard von Hallberg urtd Gräfin Lucia Pauline von Wickenburg vererbte sich der Besitz des Barons von Hoesch. Die Erben konnten den Besitz nicht halten. In einer öffentlichen Versteigerung wurden laut Adjudikation (richterliche Zuerkennung) des Kgl. Preußischen Berggerichts zu Eslohe am 28.8.1835 der Eisenhammer und die Wilhelmshütte an Johannn Kremer zu Dortmund verkauft. In diesem Jahre sind als Gesellschafter verzeichnet: Wilhelm Kammacher, Johann Philipp Luyken, Johann Kremer, Christian Anton Koch und W. Clerck. Es sind verschiedene Aktionäre beteiligt. Die Firma wird an eine neue AG gleichen Namens verkauft. Eisenhütte bei Suttrop St. Wilhelmshütte Kremer,Koch und Clerk Gewerkschaft der St. Wilhelmshütte Aktiengesellschaft Warsteiner Gruben-und Hüttenverein dto. ^\ Anhang Besitzverhältnisse des Eisenhammers von 1739 bis 1995 Skizze eines Eisenhammers Abbildung von Zainhämmern Beche Lufthammer Eisenervorkommen im Warstein-Suttroper Raum Auszug aus der Mutungsübersichtskarte 1.7.69 Lageplan Irlooo etwa 1950 Teil der Belegschaft einer Schicht um 1906 Luftaufhahne des Eisenhammers 1975 Obergraben (Hammerteich) Aufnahme 1953 Blick von der gegenüberliegenden Straßenseite aus 1953 Werkseinfahrt 1953 Blick vom Hof aus Ansicht 1953 von den Bahnschienen der WLE aus gesehen Wortlaut der Urkunde aus dem Jahre 1739 Das Lied der Hammerschmiede um 1850 Zeit 24.9.1885 Besitzer Zahlreiche Aktionäre 1925 Fusion mit der Herzoglich SchleswigHolsteinischen Eisen- und Emmaillierwerke AG Primkenau/Oberschlesien. Verlegung der Hauptverwaltung nach Primkenau/Oberschlesien. Verlust vieler Werke der Aktiengesellschaft durch Kriegseinwirkungen, so u.a.: Primkenau/Oberschlesien und Augustenfehn/ Oldenburg. Neubeginn als Aktiengesellschaft, Werke Wilhelmshütte, Eisenhammer und Holzhausen. "Konkursvergleich" der Weag etwa 1940 1945 1945 1967 27.9.1967 1.4.1968 1969 1988 1988 1995 Pacht des Eisenhammers durch Heinrich Steinbrecher. Kauf des Eisenhammers durch Heinrich Steinbrecher. Verlegung der Achsenfabrik zum Teil zur Wilhelmshütte. Verlegung der gesamten Achsenfabrik nach Buren. Kauf des Eisenhammers durch Josef Köhne. Verkauf des Eisenhammers zum völligen Abriß und zur Neugestaltung des Platzes. Name des Unternehmens Warsteiner Gruben und Hüttenwerke AG Sitz in Warstein Warsteiner und Herzoglich Schleswig-Hol steinische Eisenwerke AG Warstein Warsteiner Eisenwerke AG (kurz Weag) Warstein Warsteiner Eisenwerke AG in Liquidation Warsteiner Achsenwerk Heinrich Steinbrecher Warsteiner Achsenfabrik Heinrich Steinbrecher, Warstein Warsteiner Eisenhammer GmbH u. Co KG Lufthämmer wurden von den Warsteiner Achsenschmieden (Kupferhammer, Reckhammer und Eisenhammer) seit Ende des 19. Jahrhunderts zum Freiformschmieden von Achsen eingesetzt. Im Werk Eisenhammer wurden ab 1900 in der Regel 4 Lufthämmer in zwei Schichten betrieben. Funktion eines Lufthammers Der Lufthammer besteht aus einem Bär- und einem Verdichterzylinder. Der Bär des Hammers wird durch Druckluft, die im Verdichterzylinder erzeugt wird, beschleunigt. Der Kolben des Verdichters wird durch einen Kurbeltrieb über eine Kolbenstange auf und ab bewegt. Wird der Verdichterkolben nach unten gezogen, verdichtet er die Luft unter dem Kolben, während über ihm ein Vakuum ensteht. Die verdichtete Luft strömt bei geöffneten Ventilen durch den unteren Kanal in den Bärzylinder und hebt den Bär an. Die Luft über dem Bärkolben wird gleichzeitig in den Verdichterzylinder übergeführt und strömt beim Abwärtsgang des Verdichterkolbens nach. Wird der Verdichterkolben nach oben gedrückt, verdichtet er die Luft über dem Kolben. Die verdichtete Luft strömt nun bei geöffneten Ventilen durch den oberen Kanal in den Bärzylinder und beschleunigt den Bär beim Herabfallen. Dadurch pendelt die Luftsäule zwischen beiden Zylindern ständig hin und her, und der Bärkolben wird auf und ab bewegt. Mit dem Lufthammer können Einzelschläge und Dauerschläge abgegeben werden. Die Schlagstärke wird durch größeres oder geringeres Öffnen der Ventile reguliert. Die beiden Drehschieber (Ventile) sind durch ein Gestänge miteinander verbunden. Bei Betätigung des Steuerhebels werden also beide Drehschieber bewegt. Die Schnittzeichnung zeigt einen Lufthammer neuerer Bauart, vorgesehen für Motorantrieb. Die Lufthämmer der Freiformschmiede des Eisenhammers wurden nicht durch Motoren, sondern von der Transmission der Hammerturbine über Treibriemen angetrieben. Auf der längeren Kurbelwelle saßen direkt die Riemenscheiben. Sämtliche Lagerstellen waren nicht, wie hier dargestellt, mit Kugel-und Rollenlagern, sondern mit Gleitlager ausgerüstet. Im Bereich des Städtischen Museums Haus Kupferhammer soll einer der letzten Beche1 Lufthämmer des Eisenhammers (Baujahr etwa 1920 oder früher) aufgestellt werden. Eisenerzvorkommen im Warstein-Suttroper Raum Die Vorkommen im Warstein-Suttroper Raum bestehen aus Rasen-, Braun-, Ton- und Roteisenerzen. Ihre Lagerstätten sind unterschiedlich mächig, der Eisengehalt schwankt zwischen 20 und maximal 50%. Die Vorkommen traten an vielen Stellen offen zu Tage, daher wurden hier jahrhundertelang die Erze nur im Tagebau gewonnen. Besonders Bauern der Umgebung schürften das Eisenerz und verkauften es an die Eisenschmelzen. Diese Erzbeschaffung reichte für die vorindustrielle Eisenerzeugung aus, nicht jedoch für die von Baron von Hoesch betriebene Eisenschmelzhütte. Aus diesem Grund begann man mit dem bergmännischen Abbau. 1741 wurde zunächst die Grube Rom auf Suttroper Gebiet im Oberhagen in Betrieb genommen, der zahlreiche weitere Gruben und Schächte folgten. Viele der Gruben sind auch später noch nur im Tagebau betrieben worden. Heute erinnern in den Suttroper und Warsteiner Fluren und Wäldern noch einige Namen an die früheren Erzgruben und ihre Beilesen, die zeitweise in Besitz der Warstein Gruben- und Hüttenwerke waren. Aus diesem Grund sollen die Namen der Hauptgruben, ihre ungefähre Lage und die Namen der zugehörigen Nebenlager erwähnt werden. Südbruch, südlich von Suttrop, mit den Erzlagern Südbruch, Wilhelm, Karl, Philemon, Knick, Leander, Elisabeth und Aloysia. Das bedeutendste Lager ist das dem gesamten Komplex den Namen gebende Vorkommen Südbruch mit 6-7 Meter Mächtigkeit. Gewonnen wurde Rot- und Brauneisenstein mit 30-47% Eisengehalt. David, früher Rothland, ungefähr 3 km südwestlich von Warstein, mit den Vorkommen David, Eugen und Flora. Die Grube David ist 50 m mächtig, die Nebenlager haben hingegen eine weit geringere Mächtigkeit. Abgebaut wurden Ton- und Brauneisenstein mit 28-42% Eisengehalt. Diese Gruben wurden zunächst im Tagebau, dann durch Stollen und schließlich mit einem Förderschacht betrieben. Hirschfeld, unmittelbar in Warstein zwischen Alter Kirche und Mühlenbruch, gelegen. Gefördert wurde Roteisenstein von 45 % Eisengehalt. (Die Grube Hirschfeld ist vielen Warsteinern nur als Katzenteich bekannt. Da der Katzenteich durch den Stadtberg beschattet wurde, hielt sich seine Eisdecke zum Schlittschuhfahren länger.) Martinus, 1,5 km nordöstlich von Warstein, ihr Lager ist 30 m mächtig und wurde im Tagebau betrieben. Georg, am "Grünen Ufer", war ein Toneisenvorkommen. St.Christoph, im Steinrücken und Hanscheidt, mit der östlichen Beilese Gabriel. Unverzagt, im Steinrücken und Hanscheidt, mit der westlichen Beilese Zacharias. St. Christoph und Unverzagt wurden im Jahre 1843 zusammengelegt. Weitere im Bergebuch zu Siegen 1852 und folgende Jahre (nach "Geschichte der Warsteiner Gruben- und Hüttenwerke Aktiengesellschaft Warstein") genannte Gruben sind: Hoffarth bei Suttrop Rom bei Suttrop Kobosow bei Suttrop Holofen und Siebenstern am Muckenschling bei Warstein Ida bei Warstein Alfred und Jordan bei Warstein Jonathan bei Warstein Massena und Moreau bei Warstein Adolfme. Caroline. Mißgunst. Nicodemus. Silverus. Zuversicht. Josephine. Volmar, Philipp l Durch den Besitz so vieler Gruben wollte man den Bedarf an Eisenerz für das Hüttenwerk auf längere Zeit sichern. Für den Betrieb der Hochöfen war die Förderung von 3 oder 4 Gruben ausreichend. Dies zeigt z.B. der Eisenerzverbrauch der Hütte im Jahre 1883 mit 4983t. Gefördert wurden in diesem Jahr von den vier in Betrieb stehenden Gruben Rothland, Christoph, Südbruch und Knick 8221t (Rothland 404t, Christoph 3425t, Südbruch und Knick 4392t). Es wurden also 164% des Bedarfs gefördert. Sonst wurde, um keine zu großen Vorräte anzuhäufen, in der Regel nicht viel mehr Erz als erforderlich gefördert. Für die Hochofenbeschickung brachte die Auswahl zwischen Erzen verschiedener Zusammensetzung und unterschiedlichen Eisengehalts auch Vorteile. Der Hochofen für den Eisenhammer und der Hochofen für den Gießereibetrieb konnten so unterschiedlich, je nach der geforderten Qualität des Roheisens, beschickt werden. Grubenfelder heute Der Auszug aus der Mutungsübersichtskarte des Oberbergamtes Bonn vom l .7.1969 zeigt die verschiedenartigen Vorkommen in Warstein und der näheren Umgebung (siehe umseitig). Die dunkel angelegten Grubenfelder Helene I und Formkasten waren 1967 noch im Besitz der Warsteiner Eisenwerke und gingen, mit dem Kauf der östlichen Hälfte der Wilhelmshütte, in den Besitz der Warsteiner Achsenfabrik über. Teil der Belegschafft einer Schicht 1906 Namen von links nach rechts 1. Reihe 2. Reihe 1 Josef Heuke _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 2 ______Struff_ _ _ _ _ _ _ l _ _ _ _ _ _ _ Severin _ _ _ _ 2_______________ 3 Anton Albers_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 3 Anton Schmidt 4 Anton Schulte _ _ _ _ _ _ _ _ _ 4_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 5 Josef Hesse _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 5 Clemens Frisse_ _ _ _ _ _ _ _ 6 Mengeringhausen (Betriebsleiter) 6 Josef Gerlach _ _ _ _ _ _ _ _ 7 Wilhelm Schnurbus _ _ _ _ _ _ _ 7 Heinrich Stockhausen 8 Wilhelm Kaitner _ _ _ _ _ _ _ _ 8_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 9_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 9 Josef Schaff stein _ _ _ _ _ _ 10 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 10 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 11 H._ _ _ _ _ Feldmann_ _ _ _ _ _ 3. Reihe 4. Reihe 1_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ l_______________ 2________________ 2 Friederich Rüther _ _ _ _ _ _ 3________________ 3 _ _ _ _ _ _Sauerwald_ _ _ _ _ 4 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 4_ _ _ _ _ _ H o p p c _ _ _ _ _ _ _ 5 August Knülle _ _ _ _ _ _ _ _ _ 5 Heinrich Stracke_ _ _ _ _ _ _ 6________________ 6 Josef Albers_ _ _ _ _ _ _ _ _ 7 Wilhelm Hohmann _ _ _ _ _ _ _ 7 Ferdinand Schnurbus _ _ _ _ _ 8 Franz Nübel _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Für die Richtigkeit aller zugeordneten Namen kann keine Gewähr gegeben werden. Luftaufnahme des Eisenhammers aus dem Jahre 1975 Im Vordergrund die Bundesstraße B 55. An der Bundesstraße von links: Das Wohnhaus (1898), die Einfahrt zum Werk, das Büro- und Wohnhaus (1750), das neue (1923) und das alte Hammergebäude (1825), (beide Hammergebäude wurden etwa 1970 zur Straße hin mit einer Klinkermauer verkleidet) und der schon mit Bäumen bewachsene Obergraben (1800) Bildmitte ebenfalls von links: Das Magazin (1860) mit Lagerhaus (1860), davor das Transformatorenhaus (1923), die offene und die überdachte Kranbahn des Materiallagerplatzes, (durch die Überdachung verdeckt) Sägenhaus und Schlosserei (1860), die alte Dreherei (Sheddach) (1875), die neue Dreherei (Sheddach etwas höher) (1885) und das Verladegebäude (Satteldach) (1940) Obergraben (Hammerteich), Aufnahme 1953 Obergraben (angelegt um 1800): Hinter der Mauer das alte Hammergebäude (1825), rechts etwas tiefer die Dreherei (1875 u. 1885) mit dem unteren Schornsstein-Rest. Im Obergraben sind die Einlaufschächte für die Hammerturbine und für die Drehereiturbine zu sehen. Blick von der gegenüberliegenden Straßenseite aus, 1953 Von links: Werkseinfahrt und Wohnhaus (1898), Büround Wohnhaus (1750), neues Hammergebäude (1923), altes Hammergebäude (1825) und die Mauer des Obergrabens (1800). Werkseinfahrt, Aufnahme 1953 Links das Wohnhaus (1898) mit anschließendem Lagergebäude (1860) und hinter dem Radfahrer das Trafohaus (1923). Blick vom Hof aus, 1953 Rechts der Eingang zur neuen Schmiede (1923), links davon Sägerei und Schlosserei in dem 1860 ererbauten ehemaligen Kesselhaus für die Dampfmaschine zum Antrieb der Drehmaschinen. Ansicht 1953 von den Bahnschienen der WLE aus gesehen Im Vordergrund verdeckt fließt die Wäster unter dem Verladegebäude (1940) durch vor der hier sichtbaren Außenwand. Daneben links die 1885 erbaute "neue" Dreherei Hinten links ist noch die Mauer des Obergrabens zu sehen Anhang Wortlaut der Urkunde aus dem Jahre 1739 "Von Gottes Gnaden Wir Clemens August, Erzbischof zu Cöln des Heiligen römischen Reiches durch Italien Erzkanzler und Churfürst, Legatus Natus des Heiligen Apostolischen Stuhles zu Rom, Administrator des Hochmeistertums in Preußen, Meister Teutschen Ordens in Teutsch- und Welschen Landen, Bischof zu Hildesheim, Paderborn, Münster und Osnabrück, in Ober- und Niederbayern, auch in der Oberen Pfalz, in Westfalen und zu Engern Herzog, Pfalzgraf bey Rhein, Landgraf zu Leuchtenberg, Burggraf zu Stromberg, Graf zu Pyrmont, Herr zu Brokelohn, Werth, Freudenthal und Eulenberg ect., Thuen kund und fügen hiermit zu wissen, männiglichen, daß nachdemahlen Unser geheimer Rath Mathias Gerhardus von Hoesch unterthänigst in Vorschlag gebracht hat, wie er vorhabend seye, in Unserem Herzogtume Westfalen ohnweit Warstein und Suttrop zum kundbare Vorteil Unserer dasigen Unterthanen und angehofften seinem selbst eigenen Nutzen eine und andere Eisenschmelzhütten, Eisenhämmer und befindlichen Dingen nach anderen davon abhängenden Eisenfabriquen auf seine selbst eigenen Kosten und Gefahr auferbauen und einrichten zu lassen. Wir in Gnaden bewogen worden seynd gedachten, Unserem geheimen Rath darüber Unsern landesherrlichen Consens nicht allein zu ertheilen, sondern auch zu mehreren Beförderung dieses zum Besten des Publici abzielenden heylsamen Vorhabens ins Besonder hiermit und kraft dieses zu verstatten, daß er 1. in besagter Gegend Warstein und Suttrop auf der Wester, Glinge, Mörne und anderen der Orten befindlichen Wässern so viele Eisenschmelzhütten, Eisenhämmern, forthandern davon dependierenden Mühlengewerbe als er selbsten nach dem Ertrag dasiger Waldungen und erfindlichen Erzes dienlich erachten wird auch erbauen und einrichten möge mit dem l ausdrücklichen ihm geheimen Rath Hoesch, seinen Erben und Nachfolgern zugleich. Pro secunda recht dieses erteilten Privilegio, dem niemanden, wer es auch seyn möge, unter einigem Vorwand erlaubt seyn sollte, innerhalb zweyen teutscher Meilen, wie selbige in der im Jahre 1706 herausgegebenen Landkarten des Herzogtums Westfalen verzeignet seynd, einiges Eisenerz zu graben, oder Eisenhütten und Wasserwerke anzulegen. Pro tertio erteilen wir ihm, von Hoesch, a dato gegenwärtig gegebenen Briefes fünf nacheinander folgende Freyjahre, dergestalten, daß er von demjenigen Erz, welches während der Zeit gefördert wird, keinen Zehnten und von den angelegten Mühlgewerben keine Wassererkenntnis zu entrichten oder zu zahlen brauche, nach verflossenen jetzt erwähnten Freyjahren aber den Zehnten Erzes entweder in naturalibus in Unserem Bergambt zur Disposition zu überlassen, oder sich des Falles gegen eine gewisse jährliche Geldpräposition abzufinden, von jedem Mühlengewerbe aber ebenfalls jährlich für den Wasserlauf Unserer churfürstlichen Hofkammer einen Thaler Cölnisch zu zahlen gehalten seyn solle. Würde nach 4. mehrbesagter Unser geheimer Rath eine Wohnbehausung in gedachter Gegend für sich oder die zur Aufsicht dieser neu einzurichtenden Manufakturen erförderte Buchhalters und dergleichen erbauen lassen, so wollen Wir selbst und dessen Einwohner, hiemit und kraft dieses von allen Ordinair und Extraordinair Real- und Personallasten gänzlich befreyet haben, auch 5. bey unserem würdigen Domkapitel beforderlich seyn, daß über obige, in specie, den 2. Punkt die Kapitularbestätigung ihnen, von Hoesch, mitgeteilt werde. Urkundt Unseres gnädigsten Handzeichens und angehängten geheimen Kanzleysiegels. Gegeben Clemenswerth, den 20. August 1739 gez. Clemens August Churfürst Das Lied der Warsteiner Hammerschmiede 1850 "Der Hammerschmied ist der Mann der Stärke. Er schwingt den Eisenklotz, obgleich der Funke sprüht. Nie verzagt bei seinem schweren Werke. Und schmiedet das Eisen, solange es glüht."