Vollständige Studie
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Vollständige Studie
Gesundheitsmonitor 2014 Der Gesundheitsmonitor analysiert und bewertet das gesundheitliche Versorgungssystem und -geschehen aus der Perspektive der Bürgerinnen und Bürger. Er liefert fundierte Informationen über gesundheitsbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung, Versorgungsprobleme und wahrgenommene Fehlentwicklungen sowie zur Akzeptanz und Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem. Grundlage dafür bilden repräsentative Bevölkerungsbefragungen sowie Versicherten- und Patientenbefragungen. Die diesjährige Ausgabe setzt einen inhaltlichen Schwerpunkt auf aktuelle Themen der Krebsfrüherkennung. Früherkennung – Angebot oder Einberufung? Was hindert und was fördert die Teilnahme an Krebsfrüherkennungsmaßnahmen? Was sind die Vorteile und was sind die Nachteile? Die Liste der Fragen ist lang, viele Antworten stehen aus. Der Gesundheitsmonitor informiert, stellt die gegensätzlichen Positionen gegenüber und gibt einen Überblick zum Wissen und den Einschätzungen der Bevölkerung. Weitere Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit der Qualität der hausärztlichen Versorgung, mit der Einbeziehung von Patienten in die Entscheidungsfindung, der Information und Ergebnisqualität bei Gaumenmandelentfernungen sowie mit einer Heilmethode, die seit mehr als 200 Jahren praktiziert wird: der Homöopathie. Gesundheitsmonitor 2014 Bürgerorientierung im Gesundheitswesen Jan Böcken, Bernard Braun, Rüdiger Meierjürgen (Hrsg.) www.gesundheitsmonitor.de www.barmer-gek.de Halsschmerzen und chronische Mandel entzündungen bei Kindern und Jugendlichen: Operation oder konservative Behandlung? Hans-Dieter Nolting, Julian Rellecke, Guido Schiff horst, Karsten Zich Einleitung Die vollständige Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie mit den OPS-Ziffern 5-281.* beziehungsweise 5-282.*) ist die häu figste im Krankenhaus durchgeführte Operation bei Kindern und Jugendlichen. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland etwa 69.000 Per sonen unter 19 Jahren – entsprechend 48 Operationen pro 10.000 Ein wohner dieser Altersgruppe – und 58.000 Erwachsenen die Gaumen mandeln entfernt. Bei den Jungen ist die Häufigkeit in der Altersgruppe der 1- bis 4-Jährigen mit 81 Operationen pro 10.000 Ein wohner am höchsten, bei den Mädchen in der Altersgruppe der 15bis 19-Jährigen (69/10.000). Der überwiegende Teil der Eingriffe entfällt dabei auf zwei Indi kationen: Bei knapp 57 Prozent der Fälle wurde 2010 eine chronische Entzündung der Gaumenmandeln als Hauptdiagnose verschlüsselt (Chronische Tonsillitis, ICD-10-Code J35.0); an zweiter Stelle standen Vergrößerungen (Hyperplasien) der Gaumen- beziehungsweise Gau men- und Rachenmandeln (J35.1, J35.3), auf die ein Anteil von rund 32 Prozent der Eingriffe entfiel. Der Nutzen der Gaumenmandelentfernung bei der quantitativ wichtigsten Indikation »chronische beziehungsweise wiederkeh rende Tonsillitis« ist nur teilweise beziehungsweise nicht im wün schenswerten Maße durch qualitativ hochwertige Studien belegt. Ein im Jahr 2009 publizierter Cochrane Review konnte akzeptable Stu dien nur für Kinder und begrenzt auf den Zeitraum von einem Jahr nach Operation identifizieren (Burton und Glasziou 2009). Demnach führt die Tonsillektomie im Folgejahr zu einer modera ten Reduktion der Zahl der Episoden beziehungsweise Tage mit Halsschmerzen (sore throat), wobei initial stärker betroffene Kinder 210 eher profitieren. Einen moderaten Effekt konstatieren auch Blakley und Magit (2009), die errechnen, dass bei elf Patienten die Mandeln entfernt werden müssen, um im Jahr nach der Operation eine Hals schmerzepisode pro Monat zu vermeiden (NNT, Blakley und Magit 2009). Eine neuere Studie hat bestätigt, dass Kinder nach einer Tonsil lektomie im Vergleich zu konservativ behandelten Vergleichsgrup pen weniger Beschwerden und damit verbundene Arztbesuche auf weisen, wobei auch hier methodische Mängel der Studie für eine vorsichtige Interpretation sprechen (Lock et al. 2010). Soweit ein Nut zen der Tonsillektomie bei Mandelentzündungen gezeigt werden konnte, sind die Effekte nicht sehr ausgeprägt, was vor allem daran liegt, dass bei vielen jungen Patienten die Beschwerden im Zeitver lauf auch ohne Intervention nachlassen. Die Durchführung des Eingriffs ist zwar im Allgemeinen un kompliziert, es besteht jedoch das Risiko einer Nachblutung, die stets einen Notfall darstellt und unter Umständen auch chirurgisch ver sorgt werden muss. Diese Komplikation ist zwar selten, aber beson ders ernst zu nehmen, da die Blutung auch mit größerem zeitlichem Abstand auftreten kann, also beispielsweise wenn die Patienten das Krankenhaus bereits verlassen haben. Die Indikation zur Tonsillekto mie sollte daher streng gestellt werden, insbesondere je jünger das Kind ist, da bei kleinen Kindern eine gefährliche Nachblutung leich ter unbemerkt bleibt (ÖGHNO 2007; Stuck et al. 2008). Die meisten Autoren und vorhandene Leitlinien (DEGAM 2009; ÖGHNO 2007; SIGN 2010) verweisen zur Indikationsstellung bei Kindern und Jugendlichen auf die »Paradise-Kriterien«. Diese Auto ren konnten einen Nutzen der Tonsillektomie nachweisen bei Kin dern (3 bis 15 Jahre), die entweder innerhalb eines Jahres mindestens sieben Halsinfektionen oder mindestens fünf Infektionen in jedem von zwei aufeinanderfolgenden Jahren oder mindestens drei Hals entzündungen in jedem von drei Jahren aufwiesen (Paradise et al. 1984). Dabei muss es sich um bakterielle Infektionen mit einem be stimmten Erreger (Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A, GAS) handeln. Die deutlich häufigeren viral bedingten Halsent zündungen sind keine Indikation zur Tonsillektomie (Stuck et al. 2008; ÖGHNO 2007). Als ein weiteres Kriterium wird häufig eine erhebliche Beein trächtigung des Kindes durch die Krankheitsepisoden (z. B. durch 211 Fehlzeiten in der Schule) genannt. Werden diese Kriterien nicht er füllt, ist in der Regel eine Behandlung mit Antibiotika angezeigt. Ein vermeintliches Versagen der medikamentösen Behandlung von Man delentzündungen soll vielfach auf einen unsachgemäßen Gebrauch oder frühzeitigen Abbruch der Antibiotikabehandlung durch die Pa tienten beziehungsweise deren Eltern zurückzuführen sein. Bei der Häufigkeit der Tonsillektomie werden extreme regionale Unterschiede beobachtet. Die erste Publikation des Faktenchecks Ge sundheit der Bertelsmann Stiftung (Nolting et al. 2011) fand für die Bevölkerung unter 19 Jahren auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte eine Variation der über drei Jahre (2007 bis 2009) gemittelten Tonsillektomiehäufigkeit um den Faktor 8,3. Dies wurde zum Anlass genommen, die Gaumenmandel-OP zum Thema eines eigenständi gen Faktenchecks zu machen, der insbesondere den potenziellen Hintergründen für die hochgradigen Häufigkeitsunterschiede nach geht (Nolting, Zich und Deckenbach 2013). Die Ursachen der regionalen Variation lassen sich mit den verfüg baren Daten jedoch nur zu einem geringen Teil aufklären. So zeigen sich zwar gewisse Einflüsse der regionalen Angebotsstrukturen, doch als wichtigster Einflussfaktor sind Unterschiede in Bezug auf die Indikationsstellung beziehungsweise die Entscheidungsfindung zu vermuten (ebd.). Über die Prozesse im Vorfeld der Indikationsstellung beziehungs weise Entscheidung für oder gegen eine operative Entfernung der Gaumenmandeln ist wenig bekannt: •• Wie ausgeprägt waren die Beschwerden vor der OP beziehungs weise entsprach das Beschwerdebild den »Paradise-Kriterien«? •• Welche Informationen haben die Eltern der Patienten über den zu erwartenden Nutzen und die Risiken des Eingriffs erhalten? •• Inwieweit bestehen diesbezüglich Unterschiede zwischen Kin dern beziehungsweise Familien mit Tonsillektomie und vergleich baren Kindern mit häufigen Mandelentzündungen, die bisher nicht operiert wurden? Um diese Fragen näher zu beleuchten, wurde eine Umfrage als Son derbefragung im Rahmen des Gesundheitsmonitors konzipiert. Ne ben Informationen zur Entscheidungsfindung wurden ferner Daten zu Verlauf und Ergebnis der Operation beziehungsweise der konser vativen Behandlung erhoben. 212 Material und Methode Die Untersuchung wurde als eine onlinegestützte schriftliche Befra gung von Versicherten der BARMER GEK beziehungsweise deren Eltern durchgeführt. Die ausgewählten Versicherten erhielten ein Anschreiben der Krankenkasse mit der Bitte um Teilnahme an der Untersuchung. In dem Schreiben war eine Internetadresse genannt, auf der man den Fragebogen aufrufen und beantworten konnte. Befragt wurden als »Interventionsgruppe (IG)« alle Versicherten, die laut Abrechnungsdaten der BARMER GEK im Zeitraum vom 1. Januar 2012 bis 30. Juni 2013 eine Krankenhausbehandlung mit der Hauptdiagnose »Chronische Tonsillitis« (ICD-10-Code J35.0) und ei nem der OPS-Codes 5-281.0 bis 5.281.4 (Entfernung der Gaumen mandeln, ohne 5-281.5 partielle Entfernung) oder 5-282.* (Entfer nung der Gaumen- und Rachenmandeln) hatten sowie zum Zeitpunkt der Befragung (1. November bis 6. Dezember 2013) zwi schen drei und unter 18 Jahre alt waren (Geburtsdatum 1. Januar 1996 bis 31. Oktober 2010). Ferner wurde eine »Vergleichsgruppe (VG)« von Versicherten und Eltern befragt, die mit der Methode des Propensity Score Mat ching (PSM) (Rosenbaum und Rubin 1983) aus der Gesamtheit der Versicherten der BARMER GEK des gleichen Altersspektrums, aber ohne stationäre Behandlung mit Hauptdiagnose J35.0 in dem betref fenden Zeitraum gezogen wurde. Die Vergleichsgruppe sollte doppelt so groß wie die Interventionsgruppe sein, weil in der VG mit einer geringeren Antwortbereitschaft gerechnet werden musste. Beide Po pulationen mussten ab dem 1. Januar 2010 bis zum Zeitpunkt der Stichprobenziehung durchgängig bei der BARMER GEK versichert sein. Das PSM wird eingesetzt, um eine Vergleichsgruppe zu bilden, die der Interventionsgruppe im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit, eine Gaumenmandel-OP zu erhalten, möglichst ähnlich ist. Im ers ten Schritt wird daher mithilfe eines logistischen Regressionsmo dells für die Gesamtgruppe der Versicherten (IG und potenzielle VG) diese Wahrscheinlichkeit modelliert. Dabei wurden im vorliegenden Fall eine Vielzahl möglicher Prädiktorvariablen geprüft – beispiels weise die Zahl der Behandlungsfälle beim HNO-, Kinder- oder Haus arzt mit Diagnosen aus dem Bereich der Atemwegsentzündungen oder die Zahl von Antibiotikaverordnungen. 213 Für das Matching wurde ein Modell mit 44 Variablen eingesetzt, die sich als signifikante Prädiktoren für eine Tonsillektomie in den Jahren 2012 und 2013 erwiesen haben. Im letzten Schritt wurden zu jedem (tatsächlichen) IG-Versicherten aus der Gruppe der nicht ton sillektomierten Versicherten zwei Vergleichspersonen ausgewählt, die ausweislich der Regressionsgleichung eine vergleichbare bedingte Wahrscheinlichkeit für eine Tonsillektomie im Jahr 2012 hatten. Um zu bewerten, ob Kontroll- und Interventionsgruppe nach dem Matching hinsichtlich der berücksichtigten Variablen hinreichend balanciert sind, wird üblicherweise der Test von Hansen und Bowers (2008) verwendet. Er zeigt in diesem Fall eine hervorragende Balan cierung von Interventions- und Vergleichsgruppe (d2 = 0,1628, p > 0,999). Trotzdem wiesen die beiden Gruppen bei einigen Variablen noch geringfügige, aber statistisch signifikante Unterschiede auf. Insbesondere weist die IG eine etwas höhere Zahl von ambulanten Behandlungsfällen mit der Diagnose einer akuten (J03) oder chroni schen Tonsillitis (J35) und eine größere Zahl von Antibiotikaverord nungen auf als die Kontrollgruppe. Im Jahr 2011 hatten beispiels weise 28 Prozent der IG einen oder zwei und rund fünf Prozent mehr als drei ambulante Behandlungsfälle mit der Diagnose J03.9 (akute Tonsillitis, nicht näher bezeichnet). In der KG sind es 21 Prozent be ziehungsweise rund vier Prozent. Grundsätzlich ist anzumerken, dass auch durch das PSM-Verfah ren vielfach keine absolute Vergleichbarkeit hergestellt werden kann zwischen einer Patientengruppe, die eine bestimmte Behandlung er halten hat, und einer Vergleichsgruppe. Das liegt vor allem daran, dass etwa bei der ärztlichen Entscheidung für oder gegen eine Opera tion möglicherweise auch Gesichtspunkte eine Rolle spielen, die sich in den für ein PSM verfügbaren Daten gar nicht oder unzureichend abbilden (Freemantle et al. 2013). In die Fragebögen für IG und VG wurden – soweit sinnvoll mög lich – identische oder analog formulierte Items aufgenommen: Beide Gruppen wurden zu tonsillitisbezogenen Merkmalen in den zwölf Monaten vor der Mandel-OP (IG) beziehungsweise den zurückliegen den zwölf Monaten (VG) und im Jahr 2011 (IG/VG) befragt. Die IG wurde nach der Relevanz verschiedener möglicher Gründe für die Entscheidung zur Operation, Aufklärung und Beratung durch den behandelnden Arzt, zu dem Auftreten von Blutungen nach der Ope ration und zu den Ergebnissen des Eingriffs befragt. Die VG wurde 214 nach der bisherigen ärztlichen Beratung und Information über die Möglichkeit einer Mandeloperation, die eigenen Kenntnisse und Ein stellungen zu der Option einer Operation sowie zu den Ergebnissen der bisherigen (konservativen) Behandlung der Halsschmerzen/-ent zündungen befragt. Beide Teilgruppen wurden ferner nach der Fach gruppe des Arztes gefragt, der die Halsschmerzproblematik primär behandelt. Die entsprechenden Versicherten wurden von der BARMER GEK angeschrieben und um Mitarbeit an einer wissenschaftlichen Studie zur medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen gebe ten, die gehäuft unter Halsschmerzen und Mandelentzündungen lei den oder die eine Mandeloperation hatten. Bei IG-Versicherten wurde auf die Mandeloperation als Grund für die Kontaktaufnahme verwie sen, bei den VG-Versicherten wurde darauf verwiesen, dass das Kind nach den Unterlagen der Krankenkasse wegen entsprechender Be schwerden in ärztlicher Behandlung gewesen ist. Die Teilnahmeauf forderung erfolgte nur einmalig, es wurde keine Erinnerung versandt. In der IG wurden 2.370 Versicherte (54 % weiblich) angeschrie ben, in der VG waren es 4.820 Versicherte (51 % weiblich). An der Umfrage beteiligten sich 433 Versicherte der IG (18 % Response quote) und 410 der VG (9 % Responsequote). Die Responsequoten sind sehr niedrig und liegen deutlich unter den in anderen Umfragen des Gesundheitsmonitors erzielten Rückläufen. Ursache für die ge ringe Beteiligung könnte das gewählte Erhebungsverfahren sein, das von den Befragten verlangte, eine Website aufzusuchen, um den Fra gebogen zu beantworten. Die im Folgenden dargestellten Ergebnisse der Untersuchung müssen angesichts der niedrigen Rücklaufquote daher mit der gebotenen Vorsicht interpretiert werden. In der IG wurden 30 Befragte von der Auswertung ausgeschlos sen, weil sie in einer Freitextangabe erklärten, dass sie nicht unter Mandelentzündungen gelitten haben, sondern die Tonsillektomie wegen einer Vergrößerung der Gaumenmandeln durchgeführt wor den sei. Die VG wurde um 67 Befragte bereinigt, die angaben, dass bei ihnen in der Zeit vor dem Jahr 2012 eine vollständige Entfernung der Gaumenmandeln erfolgt ist oder dass eine ambulante Tonsilloto mie vorgenommen wurde (beide Sachverhalte konnten durch das Verfahren der Stichprobenziehung nicht ausgeschlossen werden). Für die Auswertung stehen somit 403 IG- und 343 VG-Versicherte zur Verfügung. Diese sind zum Befragungszeitpunkt (Herbst 2013) 215 durchschnittlich 10,0 (Interventionsgruppe: Standardabweichung 4,4) beziehungsweise 10,1 (Vergleichsgruppe: Standardabweichung 4,3; t-Test: nicht signifikant) Jahre alt. Damit unterscheiden sich die Antwortenden nicht von den angeschriebenen Grundgesamtheiten, die Ende 2013 ein Durchschnittsalter von 10,2 Jahren (IG) bezie hungsweise 10,1 Jahren (VG) aufwiesen. Bei den Antwortenden der IG bildet sich ferner der für die Tonsil lektomie typische geschlechtsspezifische Altersgang ab: Bei den Jun gen ist der Häufigkeitsgipfel der Tonsillektomien im Alter zwischen fünf und sieben Jahren, bei den Mädchen dagegen erst zwischen 15 und 18 Jahren (Nolting, Zich und Deckenbach 2013). Abbildung 1 zeigt die Altersverteilungen von Grundgesamtheit und Antworten den aus der Interventions- und Vergleichsgruppe. Insbesondere für die IG lässt sich bezüglich der Alters- und Geschlechtsverteilung konstatieren, dass die Antworterstichprobe die Grundgesamtheit gut repräsentiert; in der Vergleichsgruppe sind die Abweichungen stär ker. Ergebnisse Die Fragebögen wurden von den Eltern der Patienten beantwortet, und zwar in beiden Gruppen zu etwa 85 Prozent von den Müttern. Das Durchschnittsalter des antwortenden Elternteils liegt in der Ver gleichsgruppe etwas höher als in der Interventionsgruppe (VG: 42 Jahre; IG: 40 Jahre; p < 0,05). Unter den Antwortenden der Vergleichs gruppe sind Personen mit Abitur beziehungsweise Fachoberschulab schluss geringfügig stärker vertreten als in der IG (41 % vs. 40 %), auch der Anteil Berufstätiger in Voll- oder Teilzeit ist etwas höher (78 % vs. 72 %). Die Familien sind in der VG mit durchschnittlich 4,0 (plus/minus 0,9; IG: 3,7, plus/minus 1,0) im Haushalt lebenden Per sonen signifikant größer (p < 0,001). Die IG-Versicherten sollten an geben, in welchem Quartal die Mandeloperation durchgeführt wurde. Bei den meisten (21 %) ist die Operation bereits im ersten Quartal des Jahres 2012 – dem ersten in die Studie einbezogenen Quartal – erfolgt. Der geringste Anteil der IG-Befragten (12 %) hatte die Operation im jüngsten einbezogenen Quartal (3/2013). 216 Abbildung 1: A ltersverteilung nach Geschlecht in den Grundgesamtheiten und bei den Antwortenden Interventionsgruppe 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 12 13 14 15 16 17 Vergleichsgruppe 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 3 4 5 6 Grundgesamtheit männlich Antwortende männlich 7 8 9 10 11 Grundgesamtheit weiblich Antwortende weiblich Interventionsgruppe: Grundgesamtheit n = 2.370, Antwortende n = 403; Vergleichsgruppe: Grundgesamtheit n = 4.820, Antwortende n = 343 Angaben in Prozent 217 Häufigkeit und Schweregrad der Krankheitsepisoden Die Versicherten der IG sollten für den Zeitraum der zwölf Monate unmittelbar vor der Mandeloperation sechs Fragen zur Gesundheit des Kindes beziehungsweise zu Folgeerscheinungen (Fehltage in der Schule bzw. Fehlzeiten der Eltern am Arbeitsplatz) beantworten. Zum Vergleich wurden die VG-Versicherten um analoge Angaben mit Bezug auf die zwölf Monate unmittelbar vor dem Befragungs zeitpunkt gebeten. Die Ergebnisse in Tabelle 1 zeigen, dass die Ver sicherten der Interventionsgruppe vor der Operation erheblich häufiger und mit deutlich stärker ausgeprägten Konsequenzen (Anti biotikaeinnahme, Fehlzeiten) unter Halsschmerzen und Mandelent zündungen gelitten haben als die VG zum Zeitpunkt der Erhebung. Bei allen sechs erfragten Indikatoren sind die Unterschiede signifi kant. Tabelle 1: Häufigkeit und Dauer von Halsschmerzen und Halsentzündungen, Antibiotikaeinnahmen und Fehlzeiten Interventionsgruppe (n = 403) (in Prozent) Häufigkeit Halsschmerzen/ -entzündungen*** Dauer Halsschmerzen/ -entzündungen*** 218 Vergleichsgruppe (n = 343) (in Prozent) keinmal 1,5 12,2 ein- bis zweimal 4,2 46,1 drei- bis viermal 18,6 24,2 fünf- bis sechsmal 28,8 9,3 siebenmal oder öfter 41,4 5,5 weiß nicht 5,5 2,6 an keinem Tag 1,2 9,9 1 bis 5 Tage 5,2 35,9 6 bis 10 Tage 8,7 22,4 11 bis 20 Tage 17,9 16,3 21 bis 50 Tage 35,7 7,6 öfter als 50 Tage 17,9 0,6 weiß nicht 13,4 7,3 Fortsetzung Tabelle 1 Interventionsgruppe (n = 403) (in Prozent) Häufigkeit Antibiotika keine Verordnung verschrieben*** ein- bis zweimal Tage Antibiotika eingenommen*** Fehlen in der Schule usw.*** 7,9 53,6 17,6 30,6 drei- bis viermal 32,8 9,9 fünf- bis sechsmal 21,3 1,5 siebenmal oder öfter 15,9 0,9 weiß nicht 4,5 3,5 an keinem Tag 7,2 53,9 1 bis 5 Tage 10,9 18,7 6 bis 10 Tage 17,4 13,1 11 bis 20 Tage 22,3 7,6 öfter als 20 Tage 31,3 2,9 weiß nicht 10,9 3,8 3,7 38,8 1 bis 5 Tage 13,2 34,7 6 bis 10 Tage 19,9 12,5 11 bis 20 Tage 26,1 8,2 öfter als 20 Tage 32,0 3,8 5,2 2,0 an keinem Tag 42,9 72,0 1 bis 5 Tage 20,3 16,0 6 bis 10 Tage 11,7 4,1 11 bis 20 Tage 9,9 3,5 öfter als 20 Tage 7,7 1,5 weiß nicht 7,4 2,9 an keinem Tag weiß nicht Fehlzeiten Eltern*** Vergleichsgruppe (n = 343) (in Prozent) Angaben beziehen sich auf die zwölf Monate vor der Tonsillektomie (Interventionsgruppe) beziehungsweise vor dem Befragungszeitpunkt (Vergleichsgruppe); Spaltenprozent; Chi2-Tests; Signifikanzniveau: *** p < 0,001. 219 Wie oben dargelegt, wird hinsichtlich der Indikation zur Tonsil lektomie vielfach auf die »Paradise-Kriterien« verwiesen. Im Rahmen einer Umfrage lassen sich diese Kriterien nicht vollständig prüfen, da nicht ermittelt werden kann, ob es sich bei den Halsentzündun gen um den oben genannten bakteriellen Erreger handelt. Als An haltspunkt können die Antworten auf die Frage nach der Häufigkeit von Halsschmerzen/-entzündungen als Indikator im Sinne dieser Kriterien ausgewertet werden. Demnach erfüllen 41 Prozent der In terventionsgruppe das Kriterium »sieben und mehr Episoden von Halsschmerzen/-entzündungen im Laufe eines Jahres«; in der Ver gleichsgruppe trifft dies nur auf rund sechs Prozent zu (Tabelle 1). Die Fragen aus Tabelle 1 wurden auch in Bezug auf das Jahr 2011 gestellt. Wegen zeitlicher Überschneidungen lassen sich diese Ant worten nur für 170 Befragte der Interventionsgruppe auswerten. Be schränkt man die Analyse auf diese 170 Befragten der IG, für die sich die Antworten zum Jahr 2011 als Angaben zu einem zweiten Jahres zeitraum interpretieren lassen, ergibt sich folgendes Bild: 82 Befragte (48 %) geben sieben oder mehr Episoden für den Zwölfmonatszeit raum unmittelbar vor der Operation an. Weitere 44 Befragte geben fünf bis sechs Episoden an, davon 14, die auch für den vorangehen den Jahreszeitraum (2011) eine Häufigkeit von mindestens fünf Epi soden angeben. Demnach würden 57 Prozent (n = 82 plus 14 = 96) in Bezug auf die Häufigkeit von Krankheitsepisoden eines der Häufig keitskriterien von Paradise et al. (1984) erfüllen, wobei die dritte Möglichkeit, das Häufigkeitskriterium zu erfüllen (mindestens drei Episoden in drei Jahren), nicht geprüft wurde. Ärztliche Behandlung der Halsschmerzen Die Befragten der Interventionsgruppe geben zu über 80 Prozent an, dass sie vor der Mandeloperation bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt in Behandlung waren. In der VG sind nur etwa 27 Prozent in HNOBehandlung; dagegen ist der Anteil, bei denen die Behandlung der Halsschmerzen vor allem in den Händen eines Kinderarztes liegt, mit knapp 68 Prozent (IG: 58 %) etwas höher (Abbildung 2). Die Mandeloperation wurde bei 36 Prozent der IG (n = 145) von dem HNO-Arzt durchgeführt, der das Kind auch im Vorfeld bereits ambulant behandelt hat. Weitere 16 Prozent (n = 64) nannten als Ope 220 Abbildung 2: F achgruppenzugehörigkeit des Arztes, bei dem der Patient wegen der Halsschmerzen in Behandlung war (IG) beziehungsweise ist (KG) 57,6 Kinderarzt** 67,6 81,4 HNO-Arzt*** 27,1 32 Allgemein-/Hausarzt (n. s.) 33,8 3 anderer Arzt (n. s.) 2,6 0 10 Interventionsgruppe (n = 403) Chi-2-Tests; 20 30 40 50 60 70 80 90 Kontrollgruppe (n = 343) Signifikanzniveau: ** p < 0,01; *** p < 0,001; (n. s.) = nicht signifikant Angaben in Prozent (Mehrfachangaben möglich) rateur »einen anderen HNO-Arzt, der auch eine ambulante Praxis hat, aber zusätzlich im Krankenhaus Operationen durchführt (Ope ration als Belegarzt)«; bei 47 Prozent war ein Krankenhausarzt zu ständig (keine Angabe bei drei Befragten). Demnach wurden mehr als die Hälfte der IG (etwa 52 %) belegärztlich operiert, was einen plausiblen Wert darstellt. Nach der Untersuchung von Nolting, Zich und Deckenbach (2013) wurden im Jahr 2010 etwa 45 Prozent aller Tonsillektomien von belegärztlichen Abteilungen durchgeführt. Von den 93 Befragten der Vergleichsgruppe, die bei einem HNOArzt in Behandlung sind, gab etwa die Hälfte an (51 %, n = 47), dass dieser Arzt selbst auch Mandeloperationen als Belegarzt durchführt. Entscheidungsfindung, Beratung und Aufklärung zur Tonsillektomie Interventionsgruppe Als wichtigsten Grund für die Entscheidung zur Mandeloperation ge ben die Befragten der IG die Erwartung an, dass die Operation das 221 gesundheitliche Problem »ein für alle Mal« löst. Rund 88 Prozent be zeichnen diesen Grund als »sehr wichtig« für ihre Entscheidung. Der Rat des behandelnden Arztes folgt zwar an zweiter Stelle, wird jedoch nur von etwa zwei Dritteln als »sehr wichtig« eingestuft (Ab bildung 4 weiter unten). Sehr bedeutsam sind ferner die Erfahrun gen, dass andere Behandlungsoptionen – in der Frage explizit ge nannt wurde die Behandlung mit Antibiotika – nicht den erwünschten Effekt hatten. Die Entscheidung zur Operation ist in fast allen Fällen im Kon sens zwischen Eltern und behandelndem Arzt gefallen: Nur zwölf Befragte (3 %) antworteten, dass der Arzt des Kindes zur Operation geraten habe, die Eltern aber »eigentlich lieber noch abgewartet« hät ten. 18 Befragte (5 %) geben die umgekehrte Situation an, dass sie selbst für die Operation waren, aber der Arzt des Kindes »eher noch abwarten« wollte. 93 Prozent waren sich dagegen »mit dem Arzt ei nig, dass die Operation zu diesem Zeitpunkt durchgeführt werden soll«. Diese Charakteristik der Entscheidungssituation weist keine nennenswerte Variation nach der Fachgruppe des behandelnden Arztes auf. Der Anteil mit Entscheidungen im Konsens liegt eher noch etwas höher, wenn der behandelnde ein HNO-Arzt ist, der die Operation auch selbst durchgeführt hat (98 %). Die Aufklärung über die möglichen Risiken und Komplikationen einer Mandeloperation (etwa das Auftreten von Nachblutungen) be zeichnen fast 78 Prozent als »sehr gut« und weitere 20 Prozent als »gut«. Nur neun Befragte (2 %) beurteilen die Aufklärung als »mit telmäßig«, die Bewertungen »schlecht« und »sehr schlecht« wurden gar nicht gewählt. Der höchste Anteil von »sehr gut«-Antworten fin det sich bei Befragten, die mit den Halsschmerzen (auch) in Behand lung eines Hausarztes sind (83 % von n = 129), der niedrigste Anteil in der Gruppe, die (auch) in Behandlung eines HNO-Arztes ist (77 % von 328); die Unterschiede sind jedoch gering. Im Hinblick auf die Beratung und Aufklärung der Patienten wurde konkret zu vier Themen gefragt, ob die Ärzte vor der Opera tion mit den Eltern darüber gesprochen haben (Abbildung 3). Dem nach wurde vor allem darüber aufgeklärt, dass sehr häufige Halsent zündungen eine Indikation darstellen können. 90 Prozent bestätigen dies, etwa 72 Prozent geben sogar an, dass über die Häufigkeiten der »Paradise-Kriterien« mit ihnen gesprochen wurde. 222 Weniger als die Hälfte kann sich allerdings daran erinnern, dass mit ihnen über die Möglichkeit einer Abnahme der Halsentzündun gen mit zunehmendem Alter des Kindes gesprochen wurde. Bei die sem Thema zeigt sich ein signifikanter Effekt des Alters des Kindes: Bei Patienten, die Mitte des Jahres 2012 bereits älter als zehn Jahre waren, bestätigen nur 35 Prozent, dass mit ihnen darüber gespro chen wurde; bei den jüngeren Patienten sind es etwa 54 Prozent (Chi2-Test: p < 0,01). Abbildung 3: H aben die Ärzte vor der Operation das Thema mit Ihnen besprochen? (Interventionsgruppe, Spaltenprozent) Eine Mandeloperation wird vor allem empfohlen, wenn Halsentzündungen sehr häufig auftreten. 90 5 5 Wenn Halsentzündungen mindestens siebenmal in einem Jahr oder in zwei Jahren hintereinander jeweils fünfmal auftreten, dann wird eine Mandeloperation empfohlen. 71,5 11,4 17,1 Eine Mandeloperation wird vor allem empfohlen, wenn die Kinder durch die Halsentzündungen stark beeinträchtigt sind, zum Beispiel durch viele Fehltage in der Schule. 59,8 22,3 17,9 Bei vielen Kindern nimmt die Zahl der Halsentzündungen auch ohne Operation ab, wenn sie älter werden. 46,9 28 25,1 0 wurde besprochen 10 20 wurde nicht besprochen 30 40 50 60 70 80 90 100 weiß nicht n = 423 Angaben in Prozent Vergleichsgruppe Den Versicherten der Vergleichsgruppe wurden mehrere Fragen im Hinblick auf die denkbare Option einer Mandeloperation gestellt. Die Auswertung erfolgt differenziert nach der Häufigkeit des Auftretens 223 von Halsschmerzen beziehungsweise -entzündungen in den zwölf Monaten vor der Befragung, die dichotomisiert wird in Befragte, die keinmal oder höchstens ein- bis zweimal (n = 200, 58 %) beziehungs weise mindestens dreimal (n = 134, 42 %) Halsschmerzen hatten. Die neun Befragten, die sich nicht erinnern konnten, wie häufig Hals schmerzen aufgetreten sind, sind von dieser Analyse ausgeschlossen. Von den Befragten mit häufigeren Halsproblemen haben rund 31 Prozent mit dem Arzt schon einmal über die Möglichkeit einer Mandeloperation gesprochen, in der Gruppe ohne beziehungsweise mit wenigen Episoden in den vorigen zwölf Monaten sind es nur rund zwölf Prozent, die das Thema bereits erörtert haben. In der stär ker betroffenen Gruppe haben jedoch nur rund acht Prozent von ih rem Arzt eine Empfehlung zu einer Mandeloperation erhalten. Noch geringer (7 %) ist der Anteil von Eltern, die selbst der Auffassung sind, dass eine Operation erfolgen sollte. Insgesamt entsprechen die Ergebnisse dem Bild, das bereits die Daten zur Symptombelastung der Vergleichsgruppe gezeigt haben: Die VG-Befragten sind ganz überwiegend nur in einem vergleichsweise geringen Maße von Hals entzündungen betroffen, sodass die Option einer Mandeloperation in den meisten Fällen noch nicht einmal mit dem Arzt besprochen wurde. Die VG wurde in identischer Weise wie die IG gefragt, ob der behandelnde Arzt mit ihnen über vier für die Tonsillektomie-Indi kation relevante Themen gesprochen hat. Die Auswertung erfolgt erneut differenziert nach der zuvor angegebenen Häufigkeit von Halsproblemen in den vorangehenden zwölf Monaten. In der höher belasteten Gruppe liegt der Anteil zwischen 28 Prozent (Operation wird empfohlen bei starker Beeinträchtigung, z. B. durch Fehltage in der Schule) und 46 Prozent (Operation bei sehr häufigen Halsent zündungen). Auffällig ist, dass die Anteilswerte in der Teilgruppe mit sehr geringer Beschwerdebelastung ebenfalls relativ hoch sind (zwischen 19 % und 35 %). Ferner konzentrieren sich die Gespräche wie zu erwarten auf die Personen, mit denen der Arzt die Möglich keit einer Mandeloperation schon einmal erörtert hat: Von den 64 VG-Befragten, mit denen bereits über eine Mandel-OP gespro chen wurde, geben beispielsweise 83 Prozent an, dass ihnen gesagt wurde, eine Mandel-OP sei nur bei sehr häufigen Entzündungen sinnvoll, und 54 Prozent bestätigen eine Erörterung der »ParadiseKriterien«. 224 Abbildung 4: W ichtigkeit unterschiedlicher Gründe für die Entscheidung zur Mandeloperation (Interventionsgruppe, Spaltenprozent) Von der Operation erhoffen wir uns, dass das Problem damit ein für alle Mal gelöst ist. 1 1 Der Arzt des Kindes hat zur Mandeloperation geraten. 87,6 10,4 Andere Behandlungsmöglichkeiten – zum Beispiel Antibiotika – haben wir lange genug probiert, aber sie haben nicht geholfen. 6,8 16,6 Wir kennen andere Kinder, bei denen die Mandeloperation sehr gut geholfen hat. 53,3 23,3 24,3 20,1 29 26,6 0 sehr wichtig 64,3 24,3 7,4 4 Wir wollen nicht, dass unser Kind Antibiotika einnehmen muss. 64,8 18,9 9,7 6,6 Unser Kind war durch die Halsschmerzen sehr stark beeinträchtigt, beispielsweise im Kindergarten, in der Schule, in der Freizeit, beim Sport. 65,5 28 4 2,5 eher wichtig 10 20 30 40 eher unwichtig 50 60 70 80 90 100 gar nicht wichtig n = 403 Angaben in Prozent Die IG-Stichprobe ist nach der Wichtigkeit verschiedener Entschei dungsgründe für eine Mandeloperation gefragt worden (Abbil dung 4). Die VG wurde in analoger Weise gefragt, welche Ausprä gung diese potenziellen Entscheidungsgründe aktuell bei ihrem Kind haben. Die Auswertung erfolgt wieder differenziert nach der Häufigkeit von Halsschmerzepisoden (keine/ein- bis zweimal bzw. 225 dreimal und öfter in den letzten zwölf Monaten). Im Vergleich zur IG zeigt sich, dass die wichtigsten Gründe, sich zu einer Mandelopera tion zu entschließen, in der VG nur in der schwerer betroffenen Teil gruppe eine gewisse Rolle spielen. Hier geben etwa 16 Prozent (stimme stark zu, stimme eher zu) an, dass alternative Behandlungs möglichkeiten (z. B. Antibiotika) ohne Erfolg ausprobiert wurden, und knapp 15 Prozent sind der Auffassung, dass eine Mandelopera tion das Problem nachhaltig lösen würde. Immerhin fast 30 Prozent erachten ihr Kind allerdings als stark beeinträchtigt in Kindergarten oder Schule. Von 64 VG-Befragten, die mit dem Arzt des Kindes schon einmal über die Möglichkeit einer Mandeloperation gesprochen haben, ge ben rund 51 Prozent an, dass der Arzt sie auch bereits »sehr gut« über mögliche Risiken und Komplikationen einer solchen Operation informiert hat; weitere 14 Prozent wurden »aber nicht ausreichend« informiert und 35 Prozent haben bisher keine Informationen erhal ten. Von den 278 VG-Befragten, die mit ihrem Arzt noch nicht über die Möglichkeit einer Mandeloperation gesprochen haben, haben 14 Prozent grundsätzlich Informationen erhalten, von denen sich zwölf Prozent »sehr gut informiert« fühlen. Behandlungsergebnisse Von den 403 Befragten der Interventionsgruppe gaben 17 Prozent (n = 69) an, dass es nach der Mandeloperation zu Blutungen gekom men sei: 42 Befragte (10 %) antworteten, dass deshalb »nochmals operiert werden musste«, bei 27 Befragten (7 %) war keine erneute Operation erforderlich. Ansonsten zeichnen die IG-Befragten ein sehr positives Bild der Behandlungsergebnisse: 95 Prozent (n = 384) geben an, dass das Kind weniger Halsschmerzen hat als vor der Operation; bei 95 Pro zent treten weniger Fehltage in Kindergarten, Schule oder am Ausbil dungsplatz auf und zum gleichen Anteil werden weniger Medika mente genommen. Die Zufriedenheit mit dem Ergebnis der Mandeloperation ist dementsprechend sehr hoch – weniger als vier Prozent äußern sich skeptisch beziehungsweise negativ. Nur zwölf Befragte (3 %) erken nen keine Verbesserung der Lebensqualität; die große Mehrheit von 226 Abbildung 5: Z ufriedenheit mit dem Ergebnis der Operation und Einfluss auf die Lebensqualität des Kindes (Interventionsgruppe) Alles in allem betrachtet: Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis der Operation? 3,5 0,5 0,5 0 sehr zufrieden eher nicht zufrieden 10 20 30 40 50 60 70 80 90 eher zufrieden teils, teils überhaupt nicht zufrieden Hat das Ergebnis der Operation die Lebensqualität Ihres Kindes verbessert oder verschlechtert? 2,5 0,5 0 stark verbessert 82 13,5 82 15 10 etwas verbessert 20 30 40 50 keine Veränderung 60 70 80 90 etwas verschlechtert n = 403 Angaben in Prozent 82 Prozent sieht eine starke Verbesserung der Lebensqualität des Kindes durch die Tonsillektomie. In der Vergleichsgruppe sind insgesamt 54 Prozent mit der »bis herigen Behandlung der Halsschmerzen« des Kindes »sehr zufrie den«, weitere 30 Prozent sind »eher zufrieden«. 14 Prozent antworten »teils, teils« und drei Prozent sind »eher nicht« beziehungsweise »überhaupt nicht zufrieden«. Auf die Frage, ob die »bisherige Be handlung der Halsschmerzen die Lebensqualität Ihres Kindes ver bessert oder verschlechtert« hat, antworten die VG-Befragten zu 37 Prozent »stark verbessert«, 19 Prozent »etwas verbessert«, 43 Pro zent »keine Veränderung« und ein Prozent stellt eine Verschlechte rung fest. Bei beiden Fragen zeigen sich deutliche Unterschiede zwi schen den Teilgruppen mit geringer beziehungsweise stärkerer Ausprägung der Halsschmerzen oder Halsentzündungen. Das be deutet, die Befragten mit häufigeren Halsschmerzepisoden sind sig nifikant weniger zufrieden. 227 Tabelle 2: Zufriedenheit und Einfluss der bisherigen Behandlung der Halsschmerzen auf die Lebensqualität des Kindes – Vergleichsgruppe Alles in allem betrachtet: Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Behandlung der Halsschmerzen Ihres Kindes?*** Hat die bisherige Behandlung der Halsschmerzen die Lebensqualität Ihres Kindes verbessert oder verschlechtert?*** keine/ein- bis zweimal Halsschmerzen in den letzten zwölf Monaten (n = 200) dreimal und öfter Halsschmerzen in den letzten zwölf Monaten (n = 134) Prozent Prozent sehr zufrieden 66,5 35,8 eher zufrieden 26,5 35,8 7,0 22,4 eher nicht zufrieden 0 5,2 überhaupt nicht zufrieden 0 0,7 teils, teils stark verbessert 48,5 20,9 etwas verbessert 13,0 28,4 keine Veränderung 38,5 49,3 etwas verschlechtert 0 0,7 stark verschlechtert 0 0,7 Chi2-Tests; *** p < 0,001 Diskussion Primäres Ziel der Untersuchung war es, die Krankheitsvorgeschichte und den Prozess der Entscheidung zur Tonsillektomie bei Patienten im Kindes- und Jugendalter zu rekonstruieren und im Vergleich zu einer Vergleichsgruppe ohne Tonsillektomie, aber mit ähnlicher Krankheitsvorgeschichte zu analysieren. Die Interventionsgruppe wurde definiert über einen stationären Aufenthalt mit einer der entsprechenden Prozedurenziffern für die Tonsillektomie beziehungsweise Adeno-Tonsillektomie und der Hauptdiagnose »Chronische Tonsillitis« (J35.0). Bei einigen Befrag ten der Interventionsgruppe ergaben sich Hinweise, dass sie nicht unter Tonsillitiden gelitten hatten, sondern unter einer Tonsillen-Hy perplasie. Sofern entsprechend eindeutige Freitextangaben gemacht wurden, sind diese Befragten von der Analyse ausgeschlossen wor den. 228 Die mit dem Propensity Score Matching gebildete Vergleichs gruppe unterscheidet sich a priori von der Interventionsgruppe hin sichtlich der in den Abrechnungsdaten der Krankenkasse dokumen tierten relevanten Diagnosen und Arzneimittelverordnungen nur in geringem Maße. Allerdings ist der Anteil Befragter mit ambulanten Behandlungsfällen mit Diagnose einer (akuten oder chronischen) Tonsillitis etwas niedriger als in der operierten Gruppe und auch hin sichtlich der Zahl der Antibiotikaverordnungen konnte keine per fekte Balancierung erzielt werden. Das bedeutet, dass sich unter den nicht tonsillektomierten Versi cherten nicht in ausreichender Zahl Personen mit einer vergleich baren Häufigkeit von Behandlungsfällen mit diesen Diagnosen beziehungsweise Antibiotikaverordnungen finden lassen. Die Häu figkeitsverteilungen dieser Variablen in der Interventionsgruppe und der Restgruppe aller potenziellen Kontrollversicherten überschnei den sich nicht in ausreichendem Maße. Die Befragungsergebnisse bestätigen diesen Befund: In der Vergleichsgruppe finden sich nur wenige Personen mit einer vergleichbaren Krankheitsausprägung wie in der Interventionsgruppe. Die gravierendste Schwäche der Untersuchung ist der sehr ge ringe Rücklauf der Befragung von nur 18 Prozent in der Interventi onsgruppe und neun Prozent in der Vergleichsgruppe. Die Rückläufe bei den schriftlich-postalisch durchgeführten Befragungen von BAR MER GEK-Versicherten im Rahmen des Gesundheitsmonitors liegen eher in der Größenordnung von 30 bis 40 Prozent. Möglicherweise hat sich das Verfahren einer rein onlinegestützten Erhebung negativ auf die Antwortbereitschaft ausgewirkt. Ferner wurde auf eine Erin nerung der Zielgruppe nach dem ersten Anschreiben verzichtet. In wieweit die Ergebnisse der Untersuchung durch die geringe Rück laufquote verzerrt sind (dies wäre vor allem der Fall, wenn die Beteiligung an der Umfrage etwa mit der Krankheitsschwere oder dem Ergebnis der medizinischen Behandlung korreliert wäre), lässt sich nicht beurteilen. Da sich eine Verfälschung (non-response bias) jedoch nicht ausschließen lässt, sollten die Ergebnisse grundsätzlich zurückhaltend interpretiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die drei- bis unter 18-jährigen Versi cherten der BARMER GEK, bei denen im Jahr 2012 beziehungsweise im ersten Halbjahr 2013 eine Mandeloperation durchgeführt wurde, von ihren Eltern (die den Fragebogen bearbeitet haben) überwiegend 229 als zuvor schwer betroffen – gemessen etwa an der Zahl der Episoden von Halsschmerzen und Halsentzündungen oder der Tage mit Anti biotikaeinnahme – und stark beeinträchtigt – gemessen an der Zahl der Fehltage in der Schule – beschrieben werden. Die Entscheidung für die Operation ist dabei nach Angaben von über 90 Prozent der Eltern im Konsens zwischen ihnen und dem be handelnden Arzt gefallen. Als wichtigster Entscheidungsgrund wurde von fast 90 Prozent die Erwartung genannt, dass die Opera tion das Problem der Halsentzündungen »ein für alle Mal« löst. Etwa zwei Drittel nannten als weitere wichtige Gründe den ärztlichen Rat, die starke Beeinträchtigung des Kindes und die Erfahrung, dass an dere Behandlungsmöglichkeiten nicht geholfen haben. Vor der Ope ration sind nahezu alle Eltern nach eigenen Angaben »sehr gut« oder »gut« über mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt worden. Auch wichtige Kriterien für die Indikationsstellung zur Tonsillek tomie werden nach den Ergebnissen dieser Studie von den behan delnden Ärzten vielfach mit den Eltern besprochen. Mit nur 47 Pro zent am seltensten wird allerdings erörtert, dass die Zahl der Halsentzündungen bei vielen Patienten mit zunehmendem Alter auch ohne Operation abnimmt. Mit dem Ergebnis der Operation sind die Befragten zu 82 Prozent »sehr« und zu 14 Prozent »eher zufrie den«. Dementsprechend urteilen auch 82 Prozent, dass die Operation die Lebensqualität des Kindes »stark« und weitere 15 Prozent »etwas verbessert« hat. Über 17 Prozent der Befragten geben an, dass es nach der Man deloperation zu Blutungen gekommen sei, darunter zehn Prozent, dass deshalb erneut operiert werden musste. Ein Review aus dem Jahr 2009 fand durch Analyse von 63 Veröffentlichungen eine mitt lere Rate von Nachblutungen von rund fünf Prozent. Die Autoren schlagen vor, zu Qualitätssicherungszwecken ein Intervall von zwei Standardabweichungen als Obergrenze für die maximal erwartbare Häufigkeit anzusetzen, was zu einem Wert von rund 14 Prozent füh ren würde. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass in drei Veröf fentlichungen Raten von 18 bis 20 Prozent berichtet werden (Blakley 2009). Das Konsensuspapier der österreichischen Gesellschaften für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und für Kinder- und Jugendheilkunde gibt an, dass »nach unseren Erfahrungen« bei acht bis 14 Prozent der tonsillektomierten Patienten »leichte Nachblutungen« auftre 230 ten; operative Eingriffe in Narkose zur Blutstillung seien bei ein bis vier Prozent der Patienten erforderlich (ÖGHNO 2007). Möglicher weise handelt es sich bei den hier erhobenen Angaben zu Blutungen mit erforderlicher Operation nicht in allen Fällen um Operationen unter Narkose. Gleichwohl unterstreichen die Ergebnisse dieser Stu die, dass das Risiko von Nachblutungen nicht unterschätzt werden darf. Die Befragten der Vergleichsgruppe sind im Vergleich zur Inter ventionsgruppe deutlich weniger von Halsschmerzen und Hals entzündungen beziehungsweise deren Folgen betroffen. Nur etwa 30 Prozent haben mit dem behandelnden Arzt des Kindes schon ein mal über die Möglichkeit einer Mandeloperation gesprochen, eine Empfehlung des Arztes zur Tonsillektomie haben nur knapp acht Prozent erhalten. Die Teilgruppe, die mit dem Arzt bereits über eine Tonsillektomie gesprochen hat, gibt auch zu relativ hohen Anteilen an, dass die wichtigsten Indikationskriterien mit ihnen besprochen wurden. Gut die Hälfte wurde von ihrem Arzt auch bereits über mög liche R isiken und Komplikationen »sehr gut informiert«. Die Ver gleichsgruppe ist zu etwa 54 Prozent mit der bisherigen medizini schen Behandlung der Halsschmerzproblematik »sehr zufrieden«. Die Teilgruppe, deren Kinder häufiger unter Halsschmerzen und Halsentzündungen leiden (dreimal und öfter in den vorangehenden zwölf Monaten), ist nur zu 36 Prozent »sehr zufrieden«. Wegen des geringen Rücklaufs der Befragung müssen die Ergeb nisse hinsichtlich der Verallgemeinerungsfähigkeit sehr vorsichtig interpretiert werden. Ansonsten wäre aufgrund der gewonnenen Da ten zu konstatieren, dass die Indikation zur Tonsillektomie offenbar in den meisten Fällen sorgfältig, das bedeutet beschränkt auf Patien ten mit stark ausgeprägtem Krankheitsbild und erheblichen Beein trächtigungen, gestellt wird. Auch die ärztliche Beratung und Auf klärung über Indikationskriterien und Risiken des Eingriffs stellt sich ganz überwiegend positiv dar. Die hochgradige Zufriedenheit der Eltern der Patienten mit dem Behandlungsergebnis unterstreicht diese Befunde. In der deutlich geringer mit Halsentzündungen belasteten Ver gleichsgruppe haben sich keine Hinweise gefunden, dass die Man deloperation verfrüht oder unzureichend begründet empfohlen wird. Obwohl die Frage einer Tonsillektomie nur für eine kleine Zahl von Versicherten aus dieser Gruppe in Betracht kommen dürfte, be 231 schreibt sich ein relativ großer Teil der Befragten als durch ihre Ärzte gut informiert und aufgeklärt. Die starke Diskrepanz zwischen der oft beobachteten hohen elter lichen Zufriedenheit mit der Tonsillektomie und den in wissen schaftlichen Studien festgestellten, allenfalls moderaten Effekten des Eingriffs ist kürzlich im Rahmen eines Reviewartikels explizit the matisiert worden (Barraclough und Anari 2014). Die Autoren stellen fest, dass die große Mehrzahl der wissenschaftlichen Studien die Zahl der Halsentzündungsepisoden als zentrales Kriterium der Ef fektivität heranzieht, und geben zu bedenken, dass die Eltern bei ih rer eigenen Bewertung unter Umständen andere beziehungsweise eine größere Zahl von unterschiedlichen Kriterien zugrunde legen, die in den wissenschaftlichen Mess- und Evaluationsinstrumenten unzureichend abgebildet sind. Sie fordern daher für künftige Unter suchungen, die Messkonzepte grundlegend zu überarbeiten. Das be deutet im ersten Schritt, durch qualitative Forschung mit Kindern und deren Eltern die tatsächlich für Patienten relevanten Bewer tungskriterien zu ermitteln. Auch die vorliegende Studie liefert Hinweise, die die These von Barraclough und Anari (2014) stützen. Die folgenden Anmerkungen mögen dies illustrieren: •• »Mein Sohn hat seit der Mandeloperation kein Untergewicht mehr.« •• »Mein Sohn ist seit der OP sehr gewachsen und macht körperlich einen sehr gesunden Eindruck. Er isst sehr gut.« •• »Die OP hat meine Tochter gut überstanden. Heute hat sie leider immer noch Probleme mit dem Hals. Es betrifft jetzt aber eher die Stimmbänder. Da die Fehlzeiten in der Schule weniger geworden sind, würde ich aber immer wieder die OP als richtiges Mittel wählen.« •• »Da P. starke Nachblutungen hatte und ich um sein Leben bangte, hätte ich große Angst, noch mal eine solche OP durchführen zu lassen. Allerdings geht es ihm sooo viel besser seitdem. Wir sind froh, dass wir es gemacht haben.« 232 Literatur Barraclough, J., und S. Anari. »Tonsillectomy for recurrent sore throats in children: indications, outcomes, and efficacy«. Otolaryngol Head Neck Surg (150) 5 2014. 722–729. Blakley, B. W. »Post-tonsillectomy bleeding: how much is too much?«. Otolaryngol Head Neck Surg (140) 3 2009. 288–290. Blakley, B. W., und A. E. Magit. »The role of tonsillectomy in reducing recurrent pharyngitis: A systematic review«. Otolaryngol Head Neck Surg (140) 3 2009. 291–297. Burton, M. J., und P. P. Glasziou. »Tonsillectomy or adeno-tonsillec tomy versus non-surgical treatment for chronic/recurrent acute tonsillitis«. Cochrane Database of Systematic Reviews 1 2009. doi: 10.1002/14651858.CD001802.pub2. DEGAM – Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familien medizin. DEGAM-Leitlinie Nr. 14 Halsschmerzen. Düsseldorf 2009. Freemantle, N., L. Marston, K. Walters, J. Wood, M. R. Reynolds und I. 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