- EFI Bayern eV

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Förderung der Medienkompetenz
und Internet-Nutzung von Senioren
durch die Senior-Info-MobilAktionswochen
Abschlussbericht zu den von ISAB 1998-99 durchgeführten
Aktionswochen in 14 Kommunen mit Seniorenbüros
Stefan Bischoff, ISAB-Institut
Michael Schröter, ISAB-Institut
April 2000
ISAB-Schriftenreihe: Berichte aus Forschung und Praxis Nr. 62
Die Aktionswochen wurden 1998/99 im Rahmen des Projektes
„Medienkompetenz für Seniorinnen und Senioren. Heranführung von Menschen
über 50 an die neuen IuK-Technologien“ im Auftrag des Vereins „Seniorinnen
und Senioren in der Wissensgesellschaft“ (VSiW) durchgeführt und
abschließend evaluiert.
Der vorliegende Bericht wurde im Auftrag des Bundesministeriums für
Wirtschaft und Technologie erstellt.
Die Verantwortung für den Inhalt des vorliegenden Berichts liegt beim Institut für
Sozialwissenschaftliche Analyse und Beratung (ISAB).
Mobil ist eine Kampagne des
Vereins „Seniorinnen und Senioren
In der Wissensgesellschaft“
Sitz des Vereins:
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Linder Höhe, 51147 Köln
Tel.: 02203/601-3596 Fax: 02203/601-2700
http://www.iid.de/vsiw, eMail: gabriele.stoecker-decker@dlr.de
Vorgeschlagene Zitierweise:
Bischoff, Stefan/ Schröter, Michael: Förderung der Medienkompetenz und
Internet-Nutzung von Senioren durch die Senior-Info-Mobil-Aktionswochen.
Abschlussbericht zu den von ISAB 1998-99 durchgeführten Aktionswochen in
14 Kommunen mit Seniorenbüros im Auftrag des VSiW. ISAB-Schriftenreihe:
Berichte aus Forschung und Praxis Nr. 62, Köln 2000
ISAB- Institut Gesellschafter:
Overstolzenstr. 15
50677 Köln
Tel.:
0221 - 41 20 94
Fax:
0221 – 41 70 15
Email:
isab@isab-institut.de
Internet:
http://www.isab-institut.de
Prof. Dr. Christian von Ferber
Prof. Dr. Hemut Klages
Dipl. Soz. Joachim Braun
Dr. Berthold Becher
Inhaltsverzeichnis
1
2
2.1
2.2
2.3
3
3.1
3.2
3.3
............................................................................................... Seite
Einleitung ................................................................................... 4
Konzeption der Aktionswochen mit dem Senior-InfoMobil in Kommunen mit Seniorenbüros: ............................... 8
Ziele der Aktionswochen............................................................. 8
Vorbereitung und Durchführung der Aktionswochen in den
Kommunen mit Seniorenbüros.................................................. 12
Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien in den Aktionswochen mit Seniorenbüros ................ 17
Förderung der Medienkompetenz und InternetNutzung für Ältere durch die Aktionswochen ..................... 19
Erwartungen und Probleme von Senioren bei der Nutzung
neuer Informations- und Kommunikationstechnologien .......... 19
Multiplikatorenwirkung und Mobilisierung lokaler Ressourcen durch die Senior-Info-Mobil-Aktionswochen in
Kommunen mit Seniorenbüros.................................................. 30
Erzielte Anstöße durch die Aktionswochen: Nachhaltigkeit
und ausgelöste Entwicklungen .................................................. 34
4
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit der Aktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros ................... 38
4.1 Aktionswochen-Konzeption: ein Modell zur Information
und Weckung der Nachfrage nach Internet-Möglichkeiten
für Senioren... ............................................................................ 38
4.2 Die Internet-interessierten Senioren.......................................... 41
4.3 Kenntnisse der Senioren und gewünschte Angebote im Internet... ....................................................................................... 43
4.3.1 Erwerb von Computer- und Internet-Kenntnissen von Menschen über 50 ............................................................................. 43
4.3.2 Interessen von Senioren an den neuen Informations- und
Kommunikationstechnologien .................................................. 48
4.3.3 Das Interesse der Senioren an Internetcafés.............................. 57
1
4.4
Beispielhafte Maßnahmen und Angebote zur Förderung der
Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren .......... 60
5
Empfehlungen und Ausblick zur Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Menschen ab
50 ............................................................................................... 67
6
6.1
Anlagen ..................................................................................... 74
Ausgewählte
Programme
der
Senior-Info-MobilAktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros ................... 75
Literatur ..................................................................................... 79
Zielsetzung und Konzeption der Informationskampagne
(aus Einleitung zum Erfahrungsbericht 1998/99 der drei Institute: Empirica, ISAB, ZAWIW, unveröffentlichter Bericht der VSiW vom 4/2000)..................................................... 81
6.2
6.2
2
Abbildungen
Abb. 1: An der Senior-Info-Mobil-Kampagne beteiligte Kommunen mit Seniorenbüros.................................................... 16
Abb. 2: Benutzung technischer Geräte von Älteren (I).................... 22
Abb. 3: Benutzung technischer Geräte von Älteren (II) .................. 23
Abb. 4: Probleme älterer Menschen mit IuK-Technologien ............ 25
Abb. 5: Selbständige Lebensführung im Alter................................. 26
Abb. 6: Chancen und Risiken des Internet für Senioren .................. 28
Abb. 7: Informationswege über die Veranstaltung .......................... 31
Abb. 8: Demografie der am Internet interessierten Senioren........... 43
Abb. 9: PC und Internet-Vorkenntnisse der Besucher ..................... 45
Abb. 10: Erwerb der PC und Internet-Vorkenntnisse ........................ 46
Abb. 11: Interessen von Senioren an Internet-Angeboten (I) ............ 50
Abb. 12: Interessen von Senioren an Internet-Angeboten (II)........... 51
Abb. 13: Kennenlernen neuer Technologien und Interessenweckung während der Aktionswochen .................................... 55
Abb. 14: Beurteilung von Internet-Cafés für Senioren ...................... 58
Abb. 15: Angebote der Seniorenbüros zur Förderung der Medienkompetenz von Senioren .............................................. 63
3
ISAB Köln
1
Einleitung
Der vorliegende Bericht evaluiert die Wirkungen von 14 Aktionswochen mit dem
Senior-Info-Mobil in Kommunen mit Seniorenbüros oder vergleichbaren Einrichtungen, die federführend vom ISAB-Institut in Zusammenarbeit mit örtlichen
Partnern im Auftrag des VSiW vorbereitet und durchgeführt wurden. Die Aktionswochen sind Teil der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
(BMWi) und namhaften Sponsoren aus der Wirtschaft unterstützten Kampagne
„Medienkompetenz für Menschen ab 50“des Vereins der Seniorinnen und Senioren in der Wissensgesellschaft (VSiW).
Aufbauend auf den Erfahrungen der Pilotphase in Alfeld wurden 1998 von ISAB
Aktionswochen in Bautzen und Erlangen, 1999 in Bad Ems (Rheinlahn-Kreis),
Hanau, Bernkastel-Kues (Landkreis Bernkastel/Wittlich), Schwerin, Erfurt, Regensburg, St. Wendel, Köln, Speyer, Merseburg und Neubrandenburg durchgeführt.
Die Besucherresonanz und die zahlreichen örtlichen Folgewirkungen der jeweiligen Aktionswochen belegen die Nachhaltigkeit der Kampagne. Die Bereitschaft
und das Interesse älterer Menschen die neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten kennenzulernen, wird von den Medien, der Werbung und der
EDV-Branche oft noch unterschätzt. Die Senior-Info-Mobil-Kampagne hat Anregungen vermittelt, wie die ältere Generation stärker als bislang als eine bedeutsame Zielgruppe für den Internet-Markt erschlossen werden kann.
Die Schaffung kostengünstiger und seniorengerechter Angebote und Zugangsmöglichkeiten zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ist
eine wichtige Voraussetzung, um die gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten
von Senioren gerade im Bereich der Neuen Medien entscheidend zu verbessern
und zu fördern. Hierzu hat die Senior-Info-Mobil-Kampagne wichtige Beiträge
und Impulse gegeben. So konnten wichtige Entscheidungsträger in den Kommunen, aus der Seniorenpolitik sowie aus den Einrichtungen der ErwachsenenBildung davon überzeugt werden, dass die Förderung der Medienkompetenz und
Internet-Nutzung älterer Menschen notwendig ist und von diesen auch gewünscht
wird. Gleichzeitig konnten Strategien und didaktische Konzepte entwickelt und
vorgestellt werden, die zwischenzeitlich von unterschiedlichen Akteuren aufgegriffen wurden. So bietet die Deutsche Telekom, als ein wichtiger Unterstützer
4
Einleitung
der Senior-Info-Mobil-Kampagne, seit 1999 im Pilotversuch in einigen Städten
sebst kostenlose Schnupperseminare für Senioren an.
Im Internationalen Jahr der Senioren 1999, hat die Senior-Info-Mobil-Kampagne
auch die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen und
künftigen Veränderungen der Informations-Gesellschaft für Senioren auf die Tagesordnung gesetzt. Die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien
bieten vielfältige Chancen um Aktivitäten zu entwickeln, die geeignet sind, die
Kontakte und Kommunikation älterer Menschen auf dem Gebiet der Bildung,
Kultur, der Politik, des bürgerschaftlichen Engagements sowie der modernen Informations- und Kommunikationstechnik zu stärken.
Die Senior-Info-Mobil-Kampagne hat wichtige Anregungen zur Förderung der
Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren angestoßen:
• die Vorstellung der Aktivitäten des VSiW und der Senior-Info-MobilAktionswochen im Rahmen des Kongresses „Aktives Alter – Neue Medien
am 25. bis 26. November 1999 in Berlin.
• die Bereitschaft der Bundesregierung, die Förderung der Medienkompetenz
für Senioren auf die politische Tagesordnung zu setzen, z.B. im Rahmen des
„Forum Informationsgesellschaft“, welches mit der Arbeitsgruppe „Senioren“
direkt an die Multi-Media-Initiative „Forum Info 2000“ anknüpft unter dem
Motto „Internet für Alle“(vgl. Bundesdrucksache 14/2474, www.bmwi.de).
• die Forderungen auf dem Bundeskongreß der SPD/AG 60+ im November
1999 in Dortmund nach einer stärkeren Berücksichtigung der Interessen von
Senioren in der Medienförderung.
• die Aufnahme der Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung
von Senioren als ein Ziel der Initiative D21.
Daher ist es zu begrüßen, dass das Bundesministerium für Wirtschaft es ermöglicht hat, die Senior-Info-Mobil-Kampagne im Jahr 2000 in einem Verlängerungsprojekt fortzuführen, die entstandenen Ansätze zur Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung für ältere Menschen weiterzuentwickeln und
bislang nicht berücksichtigte Kommunen in die Senior-Info-Mobil-Kampagne
einzubinden. In der Fortführung der Senior-Info-Mobil-Kampagne kommt zum
Ausdruck, dass die Bewußtseinsvermittlung über die Notwendigkeit der Erschließung von Informations- und Kommunikationstechnologien für Senioren
eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe ist.
5
ISAB Köln
Der vorliegende Bericht stellt wichtige und zentrale Wirkungen und Ergebnisse
der federführend vom ISAB-Institut durchgeführten Aktionswochen mit dem Senior-Info-Mobil in 14 Kommunen mit Senorenbüros oder vergleichbaren Einrichtungen vor. Die Evaluation der Aktionswochen beinhaltet die Darstellung und
Bewertung der Konzeption und Durchführung der Aktionswochen mit dem Senior-Info-Mobil in 14 Kommunen mit Seniorenbüros. Mit der von ISAB während
der Aktionswochen durchgeführten Besucherbefragung liegt eine der wenigen
empirischen Analysen zur Medienkompetenz älterer Menschen in Deutschland
und die erste umfassende Seniorenbefragung zur Nutzung von Informations- und
Kommunikationstechnologien vor.
Der Bericht konzentriert sich auf folgende Themen:
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Aktionswochen in Kommunen mit
Seniorenbüros als Teil der Senior-Info-Mobil-Kampagne des Vereins der Seniorinnen und Senioren (VSiW) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Technologie sowie über den Entstehungszusammenhang der Kampagne.
Kapitel 2 stellt die Ziele und Konzeption der Aktionswochen in den Kommunen
mit Seniorenbüros vor.
Die Ergebnisse der Aktionswochen werden in Kapitel 3 dargestellt. Basierend
auf den Ergebnissen der Besucherbefragung, werden die Erwartungen und Probleme von Senioren bei der Nutzung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien und die durch die Aktionswochen in den Kommunen mit Seniorenbüros ausgelösten Entwicklungen dargestellt.
In Kapitel 4 werden die Wirkungen der Senior-Info-Mobil-Kampagne analysiert.
Gezeigt wird, dass das Aktionswochen-Konzeption als ein Modell zur Information und Weckung der Nachfrage nach Internet-Möglichkeiten für Senioren gewirkt hat. Die Besucherbefragung liefert Erkenntnisse über die Demografie der
am Internet interessierten Senioren, die Kenntnisse der Senioren und gewünschte
Angebote im Internet, die Wege zum Erwerb von Computer- und InternetKenntnissen sowie über die speziellen Interessen von Senioren an den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Das besondere Interesse an Internet-Cafés für Senioren wird erläutert und beispielhafte Angebote der Seniorenbüros zur Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren
dargestellt.
6
Einleitung
Kap. 5 gibt Empfehlungen für die lokale Förderung der Medienkompetenz und
Internet-Nutzung von Senioren und zeigt Perspektiven für die konzeptionelle Gestaltung der Fortsetzung der Senior-Info-Mobil-Kampagne.
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ISAB Köln
2
Konzeption der Aktionswochen mit dem
Senior-Info-Mobil in Kommunen mit
Seniorenbüros
2.1
Ziele der Aktionswochen
Mit den „Aktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros oder vergleichbaren
Initiativen“ knüpft das ISAB-Institut an die Erfahrungen bei der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprogramms Seniorenbüros des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. Die während des Modellprogramms
entwickelten Arbeitsbeziehungen konnten mit der Senior-Info-Mobil-Kampagne
zur Förderung der Medienkompetenz Älterer weiter entwickelt werden. Im Modellprogramm Seniorenbüro wurden von 1992 - 1997 bundesweit 44 Seniorenbüros gefördert, die neue Wege in der offenen Altenarbeit und der Förderung des
freiwilligen Engagements von Senioren erschlossen haben. Heute gibt es in über
150 Kommunen in Deutschland Seniorenbüros.
Eine Aufgabe vieler Seniorenbüros ist die Vermittlung von Medienkompetenz an
Ältere. Videolehrgänge, Fotokurse, Zeitungs-Projekte und Computer- und Internet-Kurse finden großen Anklang. Die Vermittlung von EDV- und InternetKenntnissen kann hier an oft bereits bestehende Medienangebote für Senioren
anknüpfen. In vielen Kommunen sind auf Initiative von Seniorenbüros in den
letzten Jahren Gruppen von Senioren entstanden, die sich auch mit Computer,
Internet und Multimedia beschäftigen und Computer- und Internet-Kurse für Ältere anbieten. Teilweise wurden bereits Internet-Cafés für Ältere eingerichtet.
Das kommunale Interesse am Thema „Medienkompetenz von Senioren“ zeigt
sich an der Resonanz auf die 1998 vom ISAB-Institut durchgeführten Befragung
von 112 Städten und Kreisen mit Seniorenbüros. Um geeignete Aktionsorte für
die Hauptphase zu finden, wurden die Kommunen nach ihrem Interesse zur
Durchführung einer Aktionswoche befragt. Hieraus ergaben sich ernsthafte Interessenbekundungen von 50 Städten, die eine Aktionswoche mit Rahmenprogramm durchführen wollten. Aus diesen Kommunen wurden im Rahmen der Gesamttourenabstimmung 13 Kommunen ausgewählt.
Die Befragung örtlicher Entscheidungsträger machte deutlich, dass ein großer
Informationsbedarf besteht, wie die neuen IuK-Technologien für und von Senio8
Konzeption der Aktionswochen
rinnen und Senioren genutzt werden können. Die Bereitschaft zur Unterstützung
entsprechender Initiativen ist vorhanden. Nicht zuletzt deshalb, weil in vielen
Kommunen Bestrebungen im Gang sind, sich mit den neuen Informations- und
Kommunikationstechnologien wie Internet, Bildtelefon, Datentransfers, E-Mail
etc. vertraut zu machen.
An diesen von Seniorenbüros und von freiwillig engagierten Älteren entwickelten Infrastrukturen setzt die „Aktionswoche in Kommunen mit Seniorenbüros“
an. Durch den Einsatz des Senior-Info-Mobils sollten die bisherigen Aktivitäten
und Infrastrukturen in den Kommunen im Sinn der Projektziele aktiviert und gebündelt werden. Dem Konzept entspricht, ehrenamtliches Engagement zu initiieren, lokale Netze zu mobilisieren und Synergieeffekte zu ermöglichen. Dabei
geht es einmal um die Interessenweckung, Information und Sensibilisierung von
Seniorinnen und Senioren sowie von wichtigen Akteuren und Entscheidungsträgern für das Thema „Alter und Technik“ und „Alter und neue Medien“. Zum anderen geht es um die Verbesserung des Zugangs von Senioren zum Internet.
Interessenweckung, Information und Sensibilisierung
Im Vordergrund der Aktionswochen stand die Interessenweckung, Informierung
und Sensibilisierung von Seniorinnen und Senioren für die neuen IuKTechnologien. Dieses Ziel basiert auf der Erfahrung, dass ältere Menschen ihre
Ängste und Vorbehalte gegenüber den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien inkl. Internet am ehesten dann verlieren, wenn sie sich ein
Bild von den damit verbundenen praktischen und lebensnahen Nutzungsmöglichkeiten machen können. Eine Qualifizierung von Älteren im Rahmen der Aktionswoche wurde nicht in erster Linie angestrebt. Entsprechende Bildungsmaßnahmen sollen über die örtlichen Akteure (VHS, Seniorenbüros etc.) erfolgen, die
deshalb in die Aktionswoche eingebunden wurden.
Das Angebot themenorientierter Programmelemente zur Illustration lebensnaher
und praktikabler Internetnutzungsmöglichkeiten für Menschen ab 50 umfaßt u.a.
folgende Themenfelder:
• Informationen über technikfreundliche Produkte des täglichen Lebens
• Informationen über Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe und zum
freiwilligen Engagement im Alter (durch Seniorenbüros, BaS, BAGSO etc.)
• Informationen über technische Hilfen zum Erhalt der Selbständigkeit im Alter
(intelligente Haustechniken, Hilfsmittelbedarf, Hausnotrufsystem etc.)
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ISAB Köln
• Informationen über Wohnungsanpassung und Wohnungsberatungsstellen
(KDA, empirica, etc.)
• Informationen über ausgewählte Internetanwendungen: Kommunikation über
E-Mail, Homebanking, Reiseplanungs- und -buchungsmöglichkeiten, Einkaufen (u. a. Fachhandel für Senioren), Homepages von Seniorenorganisationen
und Seniorenbüros etc.
• Informationen über geeignete Wege sich im Internet zurechtzufinden (u.a. gezielt Informationsbeschaffung)
• Einstiegshilfen ins Internet, Buch mit Lerndiskette von ZAWiW.
Insgesamt trug dieses Vorgehen dazu bei, Menschen anzusprechen, die bislang
keine oder unzureichende Zugangsmöglichkeiten zu diesen Technologien hatten.
Bei den Senioren die in den Aktionswochen die neuen Technologien kennenlernen konnten, wurde eine Verbesserung ihres Informationsstandes erreicht. Darüber hinaus wurde das Interesse geweckt, sich näher mit diesen Technologien zu
beschäftigen und sich entsprechende Qualifikationen anzueignen, z.B. durch
Kurse bei der VHS etc.
Impulsfunktion zur Ausbreitung der neuen Medien
Die Aktionswochen sollten eine Impulsfunktion zur Ausbreitung der neuen Medien und zur Verbesserung des Verhältnisses von Alter und Technik bewirken.
Lokalen Entscheidungsträgern sollte aufgezeigt werden, dass durch die Schaffung von Lernorten, z.B. die Einrichtung eines Internet-Cafés für Seniorinnen
und Senioren, diese Impulsfunktion angemessen zur Entfaltung gebracht und eine
dauerhafte und kostengünstige Möglichkeit geschaffen werden kann, damit sich
Seniorinnen und Senioren mit den neuen Technologien vertraut machen können.
Außerdem sollte die Zusammenarbeit bislang eher nebeneinander agierender lokaler Akteure im Sinne der weiteren Vernetzung und der Schaffung von Synergieeffekten angeregt und verbessert werden.
Um dies zu erreichen, wurden gezielt lokale Ressourcen angesprochen und für
die Veranstaltungen mobilisiert. Durch die Einbindung einer großen Zahl lokaler
Akteure aus dem Bereich der Altenhilfe, der Altenarbeit, der Alten- und Erwachsenenbildung, ehrenamtlicher Seniorinnen und Senioren sowie Unternehmen in
die Vorbereitung und Durchführung der Aktionswochen wurden nachhaltige
Multiplikatorenwirkungen ermöglicht.
10
Konzeption der Aktionswochen
Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema „Alter und Technik“
Eine entscheidende Rolle in diesem Sensibilisierungs- und Lernprozess kommt
den Medien (Presse, Funk und Fernsehen) zu. Sie müssen daran mitwirken, für
die Nutzungsmöglichkeiten der neuen Technologien zu sensibilisieren und helfen, Berührungsängste bei Seniorinnen und Senioren abzubauen, indem das Thema „Alter und technische Entwicklungen“ immer stärker in den Blickpunkt des
öffentlichen, allgemeinen Interesses gerückt wird.
Durch gezielte Informierung der Presse und der Medien und durch die Einbindung einer großen Zahl lokaler Akteure und freiwillig Engagierter wurden in der
Vorbereitungsphase der Aktionswoche intensive Diskussionen zum Thema „Alter
und Technik“ geführt. Dieses bereitete den Boden für die Aktionswoche, indem
ein Senioren-internetfreundliches Klima geschaffen und schon vorab eine Sensibilisierung der lokalen Öffentlichkeit erzielt wurde.
Durch weitgehende Beteiligung wichtiger Multiplikatoren und örtlicher Einrichtungen an der Programmgestaltung/-umsetzung wurde eine hohe Identifikation
mit den Inhalten und Zielen der Infokampagne des VSiW geschaffen. Von diesen
Multiplikatoreneffekten profitierten insbesondere auch die beteiligten Sponsoren,
die dadurch eine Wertschätzung und eine Ausweitung ihrer Publizität erfuhren.
11
ISAB Köln
2.2
Vorbereitung und Durchführung der Aktionswochen in
den Kommunen mit Seniorenbüros
Organisationskonzept für die Vorbereitung und Durchführung der Aktionswochen
Zu Beginn der Hauptphase wurde von ISAB ein Organisationskonzept für die
Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Aktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros entwickelt, das die Möglichkeit bot, unterschiedlichen
örtlichen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Noch vor
Eintritt in die Vorbereitungsphase wurden mit allen örtlichen Partnern, in denen
eine Aktionswoche mit Seniorenbüros durchgeführt wurde, Kooperationsvereinbarungen zur Vorbereitung und Durchführung der jeweiligen Aktionswochen
geschlossen. Die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Aktionswochen erfolgte in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen örtlichen Veranstaltern.
Zur Vorbereitung der Aktionswochen wurden mit den jeweiligen örtlichen Veranstaltern Organisationsbesprechungen vor Ort durchgeführt. Hierzu wurden
neben dem örtlichen Organisationsteam wichtige Partner, Unterstützer, Programmitwirkende, Sponsoren, Tutoren etc. eingebunden. Die Treffen dienten der
Klärung des Planungsstandes, das Festlegen von Zuständigkeiten und Ablaufterminen sowie der Abstimmung wesentlicher technisch-organisatorischer Fragen
(Standorte für Bus und mobiles Internet-Café, Anschlüsse etc.). Außerdem wurden die Besprechungen dazu genutzt, potentiellen Partnern, Unterstützern und
Sponsoren einen Überblick über die Ziele der Kampagne sowie die Rahmenbedingungen der Aktionswoche zu vermitteln und sie in den Gesamtablauf einzubinden.
Mit dem Abschluß der Programmentwicklung mußten sämtliche Informationen,
die für die Herstellung von Programmplakaten und Programmen und die Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit notwendig sind, vorliegen. Die Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit wurde von ISAB in enger Kooperation mit den lokalen
Partnern organisiert. Hierbei wurden verschiedene Elemente der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt:
• Gezielte Information und Einladung der Presse und Medien schon im Vorfeld
der Aktion durch die jeweiligen örtlichen Veranstalter und durch ISAB
• Einbindung der Medien in die Tages- und Sonderberichterstattung zu den jeweiligen Aktionswochen
12
Konzeption der Aktionswochen
• Aushängen eines Programmplakates an vielen Stellen der Kommune durch
den örtlichen Partner
• Verschickung von Programmen und Einladungen zur Eröffnung der Aktionswoche an zahlreiche Einrichtungen sowie Seniorinnen und Senioren durch
den örtlichen Partner
• Einladung politischer Entscheidungsträger, Vertreter aus Verwaltung und von
Verbänden und Einrichtungen sowie Presse- und Medienvertreter zur Eröffnungsveranstaltung
Am Tag vor Veranstaltungsbeginn erfolgte die Anreise des Info-Mobils und
des technischen Equipments sowie der Aufbau inkl. Installation der Strom- und
ISDN-Anschlüsse für Bus und mobiles Internet-Café. Anschließend folgte der
Check der Inbetriebnahme. Der Aufbautag wurde ferner dazu genutzt alle Mitwirkenden, Referenten sowie Tutoren und Animateure mit den technischen Gegebenheiten vertraut zu machen und sie auf die jeweiligen Aufgaben vorzubereiten. Als besonders wichtig erwies sich dabei die Instruierung und Anleitung der
Tutoren, die die Aufgabe hatten, Senioren bei der Erprobung der PC- und Internet-Techniken anzuleiten und zu unterstützen.
Die Durchführung der Aktionswochen erfolgte in enger Kooperation mit den
jeweiligen örtlichen Veranstaltern. ISAB übernahm die Informations-, Moderations- und Evaluierungsaufgaben und unterstützte die örtlichen Veranstalter bei
der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Programmkonzeption für die Aktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros
Die jeweils vier- bis fünftägigen Präsentationen in einer Kommune wurden gezielt dazu genutzt, lokale Entscheidungsträger, Multiplikatoren, freiwillig engagierte Seniorinnen und Senioren sowie (Dienstleistungs-)Anbieter in die Programmentwicklung und Umsetzung einzubinden. Dabei konnte auf die vielfältigen Aktivitäten, Kontakte und Zugangswege aufgebaut werden, die Seniorenbüros, Senioreninitiativen, Seniorenorganisationen und sonstige Zusammenschlüsse von Senioren in mehrjähriger Arbeit entwickelt haben.
Auf diese Weise konnte ein Vollprogramm für die gesamte Aktionswoche angeboten werden. Die Internet-Präsentationen und Vorträge wurden jeweils so
angelegt, dass sich die Vermittlung von Nutzung und Nutzen der neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten an lebensnahen, alltagspraktischen
13
ISAB Köln
Anwendungsfeldern für Ältere orientierte. Durch die Einbindung der lokalen Akteure wurden Ressourcen vor Ort mobilisiert, ohne die die Aktionswochen nicht
durchgeführt werden konnten.
Ergänzt wurden die Internet-Präsentationen für Seniorinnen und Senioren durch
Sonderveranstaltungen für örtliche Entscheidungsträger und Multiplikatoren, um über neue Wege in der offenen Altenarbeit und der Engagementförderung zu diskutieren. Hierbei spielten die neuen IuK-Technologien eine bedeutsame Rolle.
Jeweils im Anschluß an die Präsentationen erhielten die Senioren die Gelegenheit, Computer- und Internet-Anwendungen selbst zu probieren. Dabei wurden
sie von Tutoren unterstützt. Als Tutoren wurden Computer-/Internet-erfahrene
Senioren aber auch generationsübergreifend Schüler und Studenten eingesetzt.
Zur Vorbereitung auf die Aktionswoche wurde in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen örtlichen Veranstalter eine Tutorenschulung organisiert.
Um einen geselligen und damit niedrigschwelligen Rahmen zu schaffen, wurden
das zur Verfügung gestellte Roadshow-Equipment und die thematischen Präsentationen der Aktionswochen jeweils in ein Rahmenprogramm mit Eröffnungsund Abschlußveranstaltung, musikalischen Darbietungen, Bewirtung, Preisausschreiben etc. eingebettet. Teilweise wurden sie in den Zusammenhang mit einer
anderen wichtigen Veranstaltung wie Senioren(kultur)tage, Stadtfeste etc. gestellt. Auch zur Gestaltung und Durchführung des Rahmenprogramms waren lokale Ressourcen unabdingbar.
Von besonderer Bedeutung waren die jeweiligen Eröffnungsveranstaltung.
Diese wurden jeweils vom örtlichen Schirmherrn bzw. der örtlichen Schirmherrin, in der Regel eines wichtigen kommunalen Entscheidungsträgers (Bürgermeister, Landrat, Sozialdezernent), eröffnet. Ergänzt wurden dies durch Kurzansprachen des örtlichen Veranstalters und des ISAB. Zu den Eröffnungsveranstaltungen wurden Entscheidungsträger, Multiplikatoren, Seniorinnen und Senioren
und insbesondere auch die Medien (Presse, Funk, Fernsehen) eingeladen. Ein
Rahmenprogramm, eine Einführung von ISAB in die Themen der Aktionswoche
und Pressegespräche waren weitere Bestandteile der Eröffnungsveranstaltung.
Die Evaluation der Resonanz und der Wirkungen der Aktionswochen umfaßte
folgende Instrumente:
14
Konzeption der Aktionswochen
• Besucherstatistik: Erfassung der täglichen Besucher in den Öffnungszeiten
bzw. den Veranstaltungsblöcken;
• Besucherbefragung: Befragung von Älteren durch Interviewer vor Ort (80
bis 100 pro Aktionswoche) mit einem hierzu entwickelten Fragebogen (vgl.
Anhang);
• Teilnehmende Beobachtung an der Vorbereitung und Durchführung der Aktionswoche und darauf basierendes Erfahrungsprotokoll des beauftragten begleitenden Wissenschaftlers;
• Medienauswertung: Erfassung und Auswertung aller im Zusammenhang mit
der Infokampagne entstehenden Materialien, Dokumente, Presseartikel, Rundfunk- und Fernsehbeiträge etc.
Aus der begleitenden Evaluation konnten gehaltvolle Informationen gewonnen
werden, wie technische Produkte gestaltet werden müssen, damit sie von älteren
Menschen akzeptiert und genutzt werden können. Die gewonnenen Informationen sind u.a. für die Technologieforschung sowie für die Hersteller von Informations- und Kommunikationstechnologien, intelligenter Wohntechniken und sonstiger Alltagstechniken wichtig, wenn es um die Frage altersgerechter Technologie- und Produktentwicklung geht.
Eine Übersicht über die von ISAB durchgeführten Aktionswochen in Kommunen
mit Seniorenbüros bietet die folgende Abbildung:
15
ISAB Köln
Abb. 1: An der Senior-Info-Mobil-Kampagne beteiligte Kommunen mit
Seniorenbüros
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Ort
Alfeld
Datum
11.07. bis
19.07.1998
Bautzen
19.09. bis
03.10.1998
Erlangen
14.10. bis
18.10.1998
Rhein-Lahn02.03. bis
Kreis/Bad Ems
06.03.1999
Hanau
23.03. bis
26.03.1999
LK Bernkastel/ Witt- 20.04. bis
lich
24.04.1999
Schwerin
04.05. bis
08.05.1999
Erfurt
18.05. bis
21.05.1999
Regensburg
08.06. bis
12.06.1999
St. Wendel
06.07. bis
10.07.1999
Köln*
20.08. bis
24.08.1999
Speyer
31.08. bis
04.09.1999
Merseburg
14.09. bis
18.09.1999
Neubrandenburg
27.09. bis
30.09.1999
Bundesland
Einwohner
Niedersachsen 22.000
Sachsen
48.000
Bayern
102.000
RheinlandPfalz
Hessen
113.000 (LK)
87.000
Rheinland113.000 (LK)
Pfalz
Mecklenburg- 126.000
Vorpommern
Thüringen
207.000
Bayern
122.000
Saarland
98.000 (LK)
NordrheinWestfalen
RheinlandPfalz
SachsenAnhalt
MecklenburgVorpommern
955.000
47.000
42.000
88.000
*kein SB
©
ISAB Köln 2000. Befragung von Besucher/innen der SIM-Aktionswochen 1998/99
(n = 864).
16
Konzeption der Aktionswochen
2.3
Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien in den Aktionswochen mit Seniorenbüros
Die Senior-Info-Mobil-Kampagne auf der ISAB-Homepage
Zu Beginn der Durchführungsphase der Aktionswochen 1999 wurde von ISAB
ein umfassender Informationsbereich zur Senior-Info-Mobil-Kampagne auf der
ISAB-Homepage bereitgestellt. Die Darstellung umfaßt zahlreiche Informationen
zu den Zielen und der Konzeption der Aktionswochen, der Tourenplanung, Ansprechpartnern, Hintergrundinformationen, Berichte und weiterführende Links zu
den Aktionswochen in den Kommunen mit Seniorenbüros. Mit dem InternetAngebot zur Senior-Info-Mobil-Kampagne sollte zur Bekanntmachung und Dokumentation der Kampagne und der jeweiligen Aktionswochen beigetragen
werden. Während der Aktionswochen konnten die Besucher die lokalen Informations-Seiten als „Start-Seite“ benutzen, um sich von hier aus über die InternetAngebote der lokalen Partner zu informieren.
Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien
während der Vorbereitung und Durchführung der Aktionswochen
Um die komplexe und aufwendige Vorbereitung der Aktionswochen zusammen
mit den örtlichen Seniorenbüros durchzuführen, wurden in umfangreichem Maß
auch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten der elektronischen Post und des
Internets eingesetzt. Der Austausch und die gemeinsame Bearbeitung von Programmentwürfen oder Druckvorlagen und Grafiken für die Flyer und Plakate geschah vielfach per E-Mail.
Viele Mitarbeiter der örtlichen Seniorenbüros und Partnerorganisationen benutzten erstmals in diesem Umfang die neuen Kommunikationsmöglichkeiten.
Besonders die Geschwindigkeit der Informationsvermittlung und die Möglichkeiten der Weiterleitung von Informationen an mehrere Empfänger (bzw. über mehrere Zwischenstationen) wurden von den lokalen Partnern als positiv beurteilt.
Bei der Bereitschaft, die neuen Kommunikationsmöglichkeiten in der praktischen
Arbeit einzusetzen, spielen bei vielen Mitarbeitern Überlegungen zu den einmaligen und laufenden Kosten und dem notwendigen Schulungsaufwand eine erhebliche Rolle. Dabei werden die Kosten und der Lernaufwand zum Erwerb der
wichtigsten Grundkenntnisse oft überschätzt. Alle Seniorenbüros in den 14
Kommunen verfügten über eine PC-Grundausstattung und die professionellen
Mitarbeiter i.d.R. über die wichtigsten Grundkenntnisse, so dass die Erschließung
17
ISAB Köln
des Internets als zusätzliches Arbeitsinstrument oft mit einem minimalen Aufwand realisiert werden konnte.
Der verstärkte Einsatz der neuen Kommunikationsmöglichkeiten während der
Vorbereitung der Aktionswochen belegt, welche (oft noch unerschlossenen) Potentiale der Einsatz dieser Technologien für die professionelle und ehrenamtliche
Altenarbeit und für den gesamten sozialen und kulturellen Engagementbereich
bietet. Für viele der zu klärenden Fragen und Organisationsprobleme im Rahmen
der Vorbereitung der Aktionswochen können z.B. über das Internet allgemeine
Informationsressourcen angeboten werden: Wie finde ich Partner, Sponsoren und
Förderer für geplante Projekte oder Veranstaltungen? Wie finde ich lokale Kontaktmöglichkeiten und Ansprechpartner für die Durchführung von Projekten? Die
direkte Kommunikation über thematische Chaträume, Mailinglists, Newsgroups
sind weitere technologische Möglichkeiten, um neue Perspektiven für die Arbeit
von Seniorenbüros oder vergleichbaren Einrichtungen zu entwickeln.
Elektronisches Preisrätsel
Ein wichtiges Element während der Aktionswochen waren die elektronischen
Preisausschreiben, die in allen Kommunen mit Seniorenbüros durchgeführt wurden. Die Teilnehmer mußten hierbei per E-Mail einige einfache Fragen zu den
Internet-Präsentationen während der Aktionswochen beantworten. Da vielen Senioren, die sich das erstemal mit dem Internet beschäftigen, i.d.R. unmittelbare
Kommunikationspartner zum Austausch von E-Mail-Nachrichten fehlen, boten
die elektronischen Preisrätsel eine gern angenommene Möglichkeit zum praktischen Kennenlernen des Versandes und der Funktionen von E-Mail-Nachrichten.
18
Ergebnisse der Aktionswochen
3
Ergebnisse der Aktionswochen zur Förderung der Medienkompetenz und InternetNutzung für Ältere
3.1
Erwartungen und Probleme von Senioren bei der Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien
Momentan leben wir in einer Gesellschaft, die von immer rascher sich vollziehenden Entwicklungen und Veränderungen in jedem Seinsbereich geprägt ist.
Die Geschwindigkeit, mit der Computernetze unser Arbeitsleben und unsere
Freizeit verändern, stellt alle Menschen vor enorme Herausforderungen. Das in
jungen Jahren erworbene Wissen wird in Zukunft nicht mehr ausreichen. Von
jedem, der an sozialem Leben und dem Alltagsgeschehen aktiv teilnehmen will,
wird in Zukunft immer mehr Flexibilität verlangt werden, die Bereitschaft und
Fähigkeit, ein Leben lang zu lernen. Das Internet als Verbund von Menschen,
die per PC Informationen zur Verfügung stellen und kommunizieren bietet eine
relativ einfache, angenehme, anregende, kultur- und staats-übergreifende Zugangsmöglichkeit zum ständig wachsenden Wissen unserer Zeit. Künftig werden
wir das Internet zur Kommunikation und als Fundus von Wissen so selbstverständlich nutzen, wie heute Telefon und Fernsehen, Buch oder Zeitung.
Im Zuge der Erfassung immer größerer gesellschaftlicher Bereiche durch die
neuen IuK-Technologien hängt für die Menschen die „normale“ Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander, also auch an der sozialen und kulturellen Kommunikation und Interaktion außerhalb der Arbeitswelt in immer größerem Maße von
den Verfügungs- und Beherrschungsmöglichkeiten der elektronischen Kommunikationsmedien ab. Deshalb sollte niemand von DEM Medium der Zukunft ausgeschlossen bleiben oder sich selbst ausschließen.
Ziel muß es sein, alle Menschen in die Informationsgesellschaft einzubeziehen
und gruppenspezifische Ausgrenzungs- und Isolationsrisiken zu erkennen und
gegenzusteuern. Die Gefahr der Ausgrenzung Einzelner und von Gruppen ist
insbesondere für jene Ältere groß, die in ihrem Berufsleben wenig oder nichts
mit Informations- und Kommunikationstechnologien zu tun hatten. Insofern ist es
wichtiger Bestandteil eines gesellschaftlichen Lernprozesses, gerade auch Ältere
für den Umgang damit zu sensibilisieren, ihre Berührungsängste abzubauen und
19
ISAB Köln
an Beispielen zu zeigen, wie einfach es gehen kann und welcher persönliche Nutzen dabei zu erzielen ist. Gerade älteren Menschen kann das Internet viel bieten:
weltweite Kommunikation mit Kindern und Freunden, nützliche Informationen
von Senioren für Senioren, Kontaktmöglichkeiten, Gesundheits- und Lebensinformationen etc.
Allerdings nutzen in Deutschland bislang Ältere diese oder ähnliche InternetDienste zurückhaltender als andere Bevölkerungsgruppen. Noch immer gilt bei
vielen älteren Menschen das Internet als ein Medium der Jugend oder professioneller Anwender. So liegt das Durchschnittsalter von geschätzten 6,1 Millionen (vgl. Focus Online InterNet-Statistiken, http://focus.de/). deutschen InternetAnwendern bei 35,5 Jahren. 20- bis 29jährige sowie die Gruppe der 30- bis
39jährigen stellen mit 29 bzw. 34% die größte Online-Nutzergruppe. Dies verwundert nicht, da lediglich 3% der über 55jährigen Deutschen PC-Nutzer sind.
Staaten wie Finnland oder Holland liegen bei 10 bis 15 Prozent und bewegen sich
ständig nach oben. In Deutschland hat sich dagegen die Zahl seit 1996 nur unwesentlich verändert. Ein anderes Bild bietet sich in den USA: dort verfügten nach
einer Befragung 1995 bereits 29% der Erwachsenen über 55 Jahren über einen
eigenen Computer, 65% davon nutzen das Internet. Von denen, die keinen eigenen Computer besaßen, sagten weitere 30%, dass sie mit dem Computer „vertraut
bzw. ziemlich vertraut“ sind (vgl. Salomon, 1999, S.14).
Eine wichtige Ursache für die geringe Verbreitung der Internet-Nutzung bei Älteren ist darin zu sehen, dass Unternehmen wie Provider oder Hard- und Softwarehersteller die Seniorinnen und Senioren nicht als Zielgruppe ins Auge
gefaßt haben. Im Vergleich zu intensiven Internet-Informationskampagnen professioneller Dienstleister z.B. für die Wirtschaft oder für jüngere Zielgruppen, in
denen über die Möglichkeiten des Internet informiert wird, gibt es nur wenige
Veranstaltungen für Ältere. Die Technikoberflächen sind noch geprägt durch die
professionelle Nutzung. Zielgruppen der Industrie sind eher die jungen, dynamischen und ins Berufsleben Strebenden. Insofern verwundert es nicht, dass Seniorinnen und Senioren in der „Internet-Gemeinde“ bislang noch sehr gering vertreten sind.
Die Besucherresonanz während der Aktionswochen in den Kommunen mit Seniorenbüros und die Besucherbefragung zeigen, dass Senioren eine wichtige und
ernstzunehmende Zielgruppe für Computer- und Internet-Nutzung sind. Das Interesse und die Bereitschaft von Senioren, sich mit den neuen Medien auseinander
20
Ergebnisse der Aktionswochen
zusetzen, aber auch die tatsächliche Nutzung der neuen I+K-Technologien durch
Senioren sind groß. Die Befragungsergebnisse sollten von den Entscheidungsträgern in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft als Appell verstanden werden die
größte Bevölkerungsgruppe stärker als bislang bei der Entwicklung von Computer- und Internet-Anwendungen zu berücksichtigen.
Die von den Senioren privat genutzten technischen Geräte belegen die Bereitschaft von Senioren moderne Informations- und Kommunikationstechnologien zu
benutzen (vgl. Abb. 2 und Abb. 3). Nahezu alle Senioren verfügen über einen
Fernseher/TV und Telefon. Die meisten Senioren verfügen auch über ein Radio,
eine Audio-Anlage und einen Video-Recorder. Immerhin fast die Hälfte (49%)
der Senioren gaben an bereits über einen privaten PC zu verfügen. Über Anrufbeantworter (47%), Faxgerät (31%), Mobiltelefon (24%) und VideoKamera/Camcorder (23%) verfügt ebenfalls ein beachtlicher Teil der befragten
Senioren. Dagegen verfügt über ein eigenes Modem (16%) als Voraussetzung
für einen privaten Internet-Zugang erst ein geringer Teil der Senioren.
Bei den männlichen Senioren ist die Bereitschaft zur privaten Anschaffung neuer technischer Geräte insgesamt deutlich ausgeprägter als bei älteren Frauen.
Lediglich Telefon und Radio sind bei den Frauen verbreiteter. Insbesondere die
private Nutzung neuerer technologischer Anwendungen ist bei älteren Männern
ausgeprägter. Am deutlichsten liegen ältere Frauen bei der Nutzung von privaten
PC-Geräten und der Nutzung von privaten Modems, bzw. Internet-Anschlüssen
zurück. Hier ist die Nutzung von PC´s bei den Männern fast doppelt so hoch als
bei den Frauen und die private Verfügbarkeit von Internet-Zugängen sogar mehr
als doppelt so verbreitet.
Die Senioren in den Landkreisen besitzen die meisten PC´s (58%) im Vergleich
zu den Senioren in den Großstädten (54%) und in den Klein- und Mittelstädten (45%). Sie verfügen ebenfalls über die meisten Internet-Anschlüsse (19%) im
Vergleich zur Großstadt (18%) und den Klein- und Mittelstädten (14%).
21
ISAB Köln
Abbildung 2
22
Ergebnisse der Aktionswochen
Abbildung 3
23
ISAB Köln
Die Befragungsergebnisse zur privaten Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien widersprechen dem verbreiteten Bild von Senioren als
multi-medialen Analphabeten. Selbst neuere technische Entwicklungen wie Faxgerät, Mobil-Telefon oder Video-Kamera werden von Senioren zunehmend privat
genutzt.
Bei der überraschend hohen Verbreitung von privaten PC´s ist eine Verzerrung
durch die Besucher-Rekrutierung der Aktionswochen zu berücksichtigen. Es
kann angenommen werden, dass sich durch die Bekanntmachung der Aktionswochen insbesondere Senioren mit einem bereits vorhandenen Interesse an den neuen Medien angesprochen fühlen. Trotzdem deuten die Angaben auf eine erhebliche Nutzung von Computern bei allen Senioren hin. Dagegen sind private Internet-Zugänge noch erheblich weniger verbreitet. Nur 16% der Senioren betreiben
auch einen privaten Internetanschluß (Modem). Da aufgrund der Befragungsergebnisse von einer prinzipiellen Bereitschaft von Senioren zur Nutzung des Internets ausgegangen werden kann, können hier besondere Hemmnisse und Probleme vermutet werden.
41% der Senioren hatten schon einmal mit technischen Geräten Probleme (vgl.
Abb. 4). Die Probleme und Hemmnisse, die ältere Menschen mit den neuen
Medien und Informations- und Kommunikationstechnologien haben, liegen v.a.
in der oft zu komplizierten Bedienung der Technologien, den Kosten für Computer und Internet-Zugang und den Problemen beim Auffinden von Informationen
und Angebote.
Die Notwendigkeit der Entwicklung anwendungsfreundlicher Informationstechnologien zeigt, dass die meisten Senioren bereits einmal auf den Kauf von technischen Geräten aufgrund von Problemen mit der Bedienung verzichtet haben.
77% der Senioren führten zu komplizierte Gebrauchsanleitungen, 71% Probleme
mit der Bedienung, 65% zu teuere Preise als Gründe für eine negative Kaufentscheidung an. Für 65% waren fehlende Beschriftungen der Bedientasten in deutscher Sprache, für 64% zu kleine Bedientasten und für 64% eine zu kleine Beschriftung der Bedientasten ein Grund auf den Kauf eines Gerätes zu verzichten.
Ein spezifisches Interesse an der Nutzung von neuen Technologien für eine
selbständige Lebensführung im Alter (vgl. Abb. 5) gibt im Durchschnitt die
Hälfte aller Befragten an. Die meisten Senioren interessieren sich hierbei für spezielle Dienstleistungen für Ältere wie z.B. Hausnotrufsysteme, Telefonketten und
24
Ergebnisse der Aktionswochen
für den Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien,
wie z.B. Internet und Bildtelefon (53%). Ein Interesse an altengerechten „intelligenten“ Haustechniken, z.B. im Sanitärbereich oder an Haussicherungssystemen
haben 49% und an Maßnahmen zur altersgerechten Gestaltung und Anpassung
der Wohnung 44% der Senioren.
Das Interesse am Einsatz von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien und das Interesse an altengerechten „intelligenten“ Haustechniken
ist bei den älteren Männern deutlich stärker ausgeprägt als bei den Frauen. Von
Frauen werden dagegen stärker Dienstleistungsangebote für Ältere wie z.B.
Hausnotrufsysteme, Telefonketten und Maßnahmen zur altersgerechten Gestaltung und Anpassung der Wohnung gewünscht.
Dem Interesse am Einsatz von modernen Informations- und Kommuniaktionstechnologien für eine selbständige Lebensführung im Alter steht die Informiertheit über die möglichen Erleichterungen durch die neuen Technologien gegenüber. Nur 31% fühlten sich „gut“ über spezielle Dienstleistungen für Ältere informiert, 28% über den Einsatz von modernen Informations- und Kommuniaktionstechnologien, 24% über Wohnanpassungsmaßnahmen und nur noch 21% über
altengerechte „intelligente“ Haustechniken. Die restlichen Senioren äußerten, nur
„mittelmäßig“ oder „schlecht“ über diese Technologien informiert zu sein.
Fast die Hälfte der Senioren waren der Meinung, dass es zu wenig Informationen in ihrer Kommune gibt, wie die selbständige Lebensführung im Alter erleichtert werden kann.
Die Bereitschaft, sich von Werbung, die sich gezielt an ältere Menschen wendet,
z.B. bei technischen Geräten oder Alltagshilfen ansprechen zu lassen, ist hoch.
Die meisten Senioren fühlen sich durch entsprechende Werbung angesprochen
(56%), wobei die älteren Frauen (56%) sich durch solche Werbung tendenziell
eher angesprochen fühlen als Männer (54%).
Die Beurteilung der Chancen in der Anwendung des Internets für ältere Menschen durch die befragten Senioren ist überaus positiv (vgl. Abb. 6), wobei die
möglichen Bedrohungen durch die zunehmende Verbreitung des Internet von den
meisten Senioren auch kritisch beurteilt wird. Fast alle befragten Senioren sehen
25
ISAB Köln
Abbildung 4
26
Ergebnisse der Aktionswochen
Abbildung 5
27
ISAB Köln
im Internet eine Möglichkeit für die persönliche Weiterbildung von zu Hause aus
(94%), zur längeren Erhaltung der eigenen Selbständigkeit (94%), eine Verbesserung der Teilnahmemöglichkeiten von älteren Menschen an der Gesellschaft
(92%) sowie eine bessere Kommunikation mit Menschen in anderen Ländern
(87%).
Trotz der positiven Grundeinstellung gegenüber dem Internet sehen die meisten
Senioren auch Bedrohungen durch die zunehmende Verbreitung des Internet
(vgl. Abb. 6). Am stärksten ist die Angst vor möglichen neuen Kriminalitätsformen über das Internet verbreitet (78%). Es folgen in der kritischen Beurteilung
des Internets für Senioren der zu hohe Aufwand (72%) und die Unübersichtlichkeit bzw. Undurchschaubarkeit der Technik (70%). Der Kommunikationsverlust
mit der natürlichen Umgebung (63%) und die Ausgrenzung derer, denen der Zugang zu diesen Techniken versperrt bleibt (57%), sind weitere Bedrohungen, die
Senioren durch die zunehmende Verbreitung des Internets sehen.
28
Ergebnisse der Aktionswochen
Abbildung 6
29
ISAB Köln
3.2
Multiplikatorenwirkung und Mobilisierung lokaler Ressourcen durch die Senior-Info-Mobil-Aktionswochen in
Kommunen mit Seniorenbüros
Ziel der Aktionswochen in den Kommunen mit Seniorenbüros ist die Stärkung
der lokalen Strukturen zur Vermittlung von Medienkompetenz von Menschen ab
50. Die gemeinsame Programmentwicklung erfolgte daher in intensiver und
ständiger Abstimmung mit den örtlichen Seniorenbüros und lokalen Partnerorganisationen. Auf diese Weise sollten die vorhandenen Ressourcen und
Kompetenzen gebündelt und neue Impulse für die weitere Entwicklung der Arbeit mit den neuen Medien vor Ort gegeben werden.
Erzielte Multiplikatorenwirkung durch die Öffentlichkeitsarbeit
Im Rahmen der Vorbereitungen wurde gemeinsam mit den lokalen Partnern eine
umfassende Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt, um die Aktionswochen in den
Kommunen bekanntzumachen und darüber hinaus zu einer positiven Wahrnehmung der Computer- und Internet-Aktivitäten von Senioren in der Öffentlichkeit
und den Multiplikatoren beizutragen.
Zur Öffentlichkeitsarbeit gehörte die Bereitstellung von Informationen für die
lokale Presse, die Plakatierung vor Ort, die Organisation der überörtlichen Öffentlichkeitsarbeit (Bekanntmachung bei Printmedien, Radio, Fernsehen) sowie
die Internet-Ankündigungen. Die Pressearbeit im engeren Sinne umfaßte die
schriftliche Unterrichtung der Presse vor Beginn der Aktionswochen, die Erstellung ausführlicher Pressemappen, die Vorbereitung und Einladungen zu den
Pressegesprächen und die persönliche Ansprache der Mitarbeiter in den Redaktion.
Über die bereits vor Ort bei den Seniorenbüros vorhandenen Pressekontakte hinaus gelang es mit der Bekanntmachung der Aktionswochen mit dem Senior-InfoMobil vielfach neue Pressekontakte herzustellen und oftmals erstmalig regionale Medien, z.B. Radio- und TV-Redaktionen auf die Medienangebote der Seniorenbüros aufmerksam zu machen. Den Erfolg der Pressearbeit belegt die Besucherbefragung. Fast die Hälfte der Besucher (46,4%) erfuhren durch die lokalen und regionalen Printmedien von der Veranstaltung und 7,5 % über Radio- und
TV-Beiträge (vgl. Abb 7).
30
Ergebnisse der Aktionswochen
Abbildung 7
In allen Kommunen gelang es die wichtigsten lokalen Pressemedien als Unterstützer für die Aktionswochen zu gewinnen und mit eigenen Programmbeiträgen an den Themenpräsentationen während der Aktionswochen zu beteiligen. Die
Besucher der Aktionswochen erhielten so die Gelegenheit sich aus erster Hand
über die Informationsangebote der Presse im Internet zu informieren. Für die Seniorenbüros bedeutete die Zusammenarbeit mit den Pressemedien im Rahmen der
Aktionswochen oft eine öffentliche Aufwertung ihrer Medienarbeit für Senioren.
Neben den durch die Zusammenarbeit entstandenen oder intensivierten Kontakten zur Presse selber bewirkte die ausführliche Berichterstattung über die Aktionswochen eine positive Wahrnehmung der Aktivitäten der Seniorenbüros.
31
ISAB Köln
Rekrutierung und Schulung von Tutoren zur Vermittlung von Computerkenntnissen
Für die Durchführung der Aktionswochen mußten eine Vielzahl von Programmitwirkenden gewonnen werden. Hierzu gehörten die Referenten für die jeweiligen Themenpräsentationen, die Tutoren für die Unterstützung der Besucher
beim freien Surfen in den mobilen Internet-Cafés, und die Mitwirkenden des
Rahmenprogramms.
Um den Besuchern der Aktionswochen die Möglichkeit zu geben das Internet
selber auszuprobieren, wurden in jedem Standort Tutoren angeworben, welche
den Besuchern beim Kennenlernen des Internets die erforderliche Unterstützung
geben sollten. Als notwendige Qualifizierung mußten die Tutoren über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit einem Internet-Browser, dem Empfang und
Versand von elektronischer Post und der Recherche von Internet-Adressen mit
Hilfe von Suchmaschinen verfügen.
Die Tutoren rekrutierten sich teilweise aus den ehrenamtlichen Mitarbeitern
der Seniorenbüros (v.a. den Mitgliedern der Senioren-Computerclubs). Da der
Anteil von (ehrenamtlich engagierten) Senioren mit ausreichenden PC- und Internet-Kenntnissen i.d.R. jedoch nicht ausreichte, mußten regelmäßig externe
Tutoren hinzugewonnen werden. In diesem Falle wurden zusätzliche Tutoren
durch die Mitarbeiter der lokalen Partnerorganisationen oder durch Schüler und
Studenten gestellt.
Im Durchschnitt unterstützten 51 ehrenamtliche Helfer und Tutoren die Aktionswochen in den jeweiligen Kommunen. Die Anzahl der Tutoren schwankte dabei
in den einzelnen Kommunen. In den Kommunen die bei der Rekrutierung der
32
Ergebnisse der Aktionswochen
Tutoren vorwiegend auf Senioren oder eigene Mitarbeiter mit InternetKenntnissen zurückgreifen konnten (z.B. Merseburg), lag die Zahl der benötigten
Tutoren erheblich geringer als in den Kommunen die auf externe Tutoren, z.B.
Schüler oder Studenten zurückgreifen mußten, da hier bei der Einsatzplanung die
schulischen, beruflichen oder familiären Verpflichtungen berücksichtigt werden
mußten.
In mehreren Standorten konnten nach den Aktionswochen „Tutorenpools“ gebildet werden (Bad Ems, Speyer). Die Mitglieder der Tutorenpools erklärten sich
bereit, auch nach dem Ablauf der Aktionswochen den Seniorenbüros zur Verfügung zu stehen, z.B. für die Unterstützung weiterer EDV-Veranstaltungen und als
Ansprechpartner für die Senioren die mit ihrem eigenen PC technische Probleme
haben. In Speyer gelang es die Mitglieder der Initiative Scram e.V. für den gemeinsamen Aufbau eines Internet-Cafés mit den örtlichen Senioren zu begeistern.
33
ISAB Köln
3.3
Erzielte Anstöße durch die Aktionswochen: Nachhaltigkeit und ausgelöste Entwicklungen
In den meisten der besuchten Kommunen waren die Aktionswochen mit dem Senior-Info-Mobil die bislang größten Veranstaltungen, die von den örtlichen Seniorenbüros durchgeführt wurden. Mit der erfreulich hohen Besucherresonanz gelang es, das überaus große Interesse von Senioren an den neuen Medien zu
demonstrieren - eine Botschaft, die erfolgreich an die Vertreter der kommunalen
Politik und Verwaltung vermittelt werden konnte.
Auf Rückfragen unter den Mitarbeitern der Seniorenbüros nach ihrer Einschätzung der Wirkungen der Aktionswochen wurde als wichtigster Effekt der Aufmerksamkeitsgewinn und die Erzeugung einer positiven Wahrnehmung der
Medienarbeit der Seniorenbüros durch die kommunalen Entscheidungungsträger in Politik, Verwaltung, den lokalen Unternehmen und der Presse genannt.
Besonders das Verständnis der kommunalen Politik und der öffentlichen Verwaltung für die Notwendigkeit der Förderung von Medienkompetenz von
Senioren ist für die Seniorenbüros von entscheidender Bedeutung. Als städtische
Einrichtungen oder in freier Trägerschaft sind sie auf öffentliche Unterstützung
und Finanzmittel angewiesen. In allen Städten erklärten sich die kommunalen
Entscheidungsträger bereit, die Aktivitäten der Seniorenbüros zur Förderung der
Medienkompetenz und der Internet-Nutzung von Senioren zu unterstützen. Die
Einrichtung von Internet-Cafés, die Bereitstellung von zusätzlichen Computern
und Internet-Zubehör, die Unterstützung beim Aufbau eigener Homepages und
Internet-Angebote der Seniorenbüros und die stärkere Berücksichtigung von
Interessen der Senioren in den kommunalen Internet-Informationssystemen
sind konkrete Maßnahmen, die durch die Aktionswochen mit dem Senior-InfoMobil angestoßen worden konnten.
Von ebenfalls großer Bedeutung sind die entstandenen Arbeitsbeziehungen im
Rahmen der Aktionswochen. Durch die gemeinsame Programmgestaltung mit
lokalen Partner aus der Verwaltung, Wirtschaft, der Presse, den Trägern der
Erwachsenenbildung und zahlreichen Organisationen der Altenarbeit konnten
nach dem Ablauf der Aktionswochen gemeinsame Projekte angestoßen oder
intensiviert werden. Beispiele für das Fortwirken der entstandenen Arbeitsbeziehungen sind die gemeinsame Durchführung von Kursangeboten zum Thema
Computer und Internet für Senioren, die Bildung von Tutorenpools oder die Nut34
Ergebnisse der Aktionswochen
zung von externen Schulungseinrichtungen für die Computer- und InternetAngebote der Seniorenbüros.
Ein besonders erfreuliches Beispiel für die nachhaltige Fortführung der in den
Aktionswochen entstandenen Arbeitsbeziehungen sind die Projekte im Rahmen
des generationsübergreifenden Lernes. Im Internationalen Jahr der Senioren
sollten mit den Aktionswochen auch Anregungen gegeben werden, wie Wahrnehmung der Lebenssituation und der Interessen von Senioren von allen Bevölkerungsgruppen verbessert werden kann. So bieten gerade die Vermittlung von
Computerkenntnissen und die Erkundung des Internets hervorragende Voraussetzungen, um die Möglichkeiten des generationenübergreifenden Lernens auch in
der Praxis zu erproben. In vielen Kommunen konnte durch die Gewinnung von
Schülern, Studenten und jugendlichen Berufstätigen die Möglichkeiten zum generationenübergreifenden Lernens praktisch erprobt und nachhaltig ausgeweitet
werden. Als Beispiele für die im Anschluß an die Aktionswochen entstandenen
generationenübergreifende Projekte sollen hier zwei Prokjekte aus Speyer und
Bernkastel-Wittlich vorgestellt werden.
In Speyer soll ein öffentliches Internet-Café aufgebaut werden, um interessierten
älteren und jugendlichen Besuchern die Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung
der neuen Medien zu geben. Unterstützt wird das Seniorenbüro hierbei durch die
Mitglieder von scram! e.V.. Die Initiative wurde 1996 von Jugendlichen aus dem
Rhein-Neckarkreis gegründet und betreibt mehrere Multi-Media-Projekte mit
dem Ziel der Förderung der Medienkompetenz in der Region. Zur Realisierung
des Projektes ist vom Seniorenbüro und scram e.V. eine Arbeitsgruppe aus ehrenamtlichen Jugendlichen und Senioren gebildet worden.
Im Landkreis Bernkastel-Wittlich wurde nach den positiven Erfahrungen mit den
jugendlichen Tutoren ein generationenübergreifendes Projekt aufgebaut. Die Senioren können jetzt die PC-Arbeitsplätze in den Schulen und Jugendeinrichtungen des Landkreises für den Besuch von PC-Kursen und als InternetZugangsmöglichkeit nutzen. Unterrichtet und betreut werden sie hierbei von den
Jugendlichen aus den jeweiligen Einrichtungen. Mit dem Projekt soll auf das
Problem in Landkreisen reagiert werden, für Senioren einen wohnortnahen Zugang zu Nutzungs- und Bildungsmöglichkeiten für Computer- und InternetAnwendungen zu schaffen.
35
ISAB Köln
Eine wichtige Wirkung der Aktionswochen ist die Herstellung einer positiven
Wahrnehmung des Interesses von Senioren an den neuen Medien über den Bereich der Seniorenarbeit und der herkömmlichen Arbeitsfelder der Seniorenbüros hinaus. So konnten im Rahmen der Aktionswochen mehrfach mit Experten
aus dem universitären Bereich über die speziellen Interessen und Bedürfnisse
von Senioren in der Informationsgesellschaft diskutiert werden. Für die Vertreter aus den Fachbereichen Computerdesign (Universität Trier), Medienpädagogik (Universität Erfurt), Geragogik (Universität Regensburg) waren die Veranstaltungen oft der erste direkte Erfahrungsaustausch mit internet-interessierten
Senioren. In den Diskussionen zeigte sich, dass die besonderen Bedürfnisse von
Senioren bei der Gestaltung von Internet-Angeboten oder Bildungsangeboten zu
den neuen Medien oft nur unzureichend berücksichtigt werden, z.B. bei der Gestaltung von Bedienungselementen oder den speziellen Lernbedürfnissen älterer
Menschen.
Mehrere Studenten aus dem Fachbereich Pädagogik der Universität Regensburg
beschäftigten sich in ihren Semesterarbeiten mit ihren Erfahrungen als Tutoren
während der Aktionswoche. Übereinstimmend wurde von allen Studenten die
Wirksamkeit der in der Aktionswoche eingesetzten Methoden zur Vermittlung
von PC- und Internet-Kenntnissen hervorgehoben. Es wurde festgestellt, dass die
meisten Senioren bereits nach kurzer Zeit sich selbständig Informationen aus dem
Internet abrufen können, sofern sie bei den ersten Schritten durch eine Einzelbetreuung der Tutoren begleitet werden. Betont wurde die Notwendigkeit einer
„seniorengerechten“ Wissensvermittlung. Das Lernen des Umgangs mit der
Mouse und die Berücksichtigung der besonderen Lerngeschwindigkeit älterer
Menschen wurden als Beispiele genannt.
Die Aktionswochen zeigen weiterhin, dass die Veranstaltungen der Senior-InfoMobil-Kampagne auch überlokal wahrgenommen werden und zu einer überregionalen Vernetzung von Einrichtungen der Seniorenarbeit führen. So wurde im
Vorfeld oder im Anschluß an die Aktionswochen mehrere Austauschtreffen der
Mitarbeiter aus den örtlichen Seniorenbüros vereinbart, um Anregungen und
praktische Beispiele für den Aufbau von Internet-Cafés bzw. der eigenen Computer- und Internetangebote zu bekommen.
Im Laufe der Aktionswochen entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem niederländischen Seniorweb. In Hanau, Schwerin, St. Wendel und Merseburg
konnten niederländische „Seniorenbotschafter“ als Referenten gewonnen werden.
36
Ergebnisse der Aktionswochen
Die Präsentationen der niederländischen Seniorbotschafter stellten den dortigen
Weg vor, Senioren mit dem Computer und dem Internet vertraut zu machen. In
den Niederlanden organisieren sogenannte Seniorbotschafter in ihren Heimatstädten lokale PC-Kurse für Seniorinnen und Senioren. Ein dichtes Netz von über
500 weiteren Senioren vermittelt auf diese Weise in den Niederlanden Menschen
ab 50 die Grundkenntnisse über moderne Computeranwendungen.
Als konkrete Maßnahme wurde auf der von ISAB durchgeführten Fachtagung
„Engagementförderung von Senioren in Deutschland und den Niederlanden“, im
März 2000, mit den Vertretern des niederländischen Seniorwebs die Durchführung von zwei Pilotprojekten beschlossen, um im Rahmen einer deutschniederländischen Zusammenarbeit für den die Förderung der Medienkompetenz
und Internetnutzung von Senioren beizutragen. Um zu überprüfen, ob das erfolgreiche niederländische Modell der Seniorenbotschafter auf Deutschland übertragen werden kann, sollen in ein oder zwei ausgewählten deutschen Kommunen,
niederländische Seniorenbotschafter beispielhaft Internet- und PC-Schulungen
für Senioren durchführen, um die Mitarbeiter der örtlichen Seniorenbüros mit
dem niederländischen Modell der Wissensvermittlung von Computer- und Internet-Kenntnissen vertraut zu machen. Zusätzlich sollen die deutschen Interessenten die Möglichkeit erhalten an den Schulungen in den Niederlanden teilzunehmen, z.B. in Form von Tutorien.
In einem weiteren Projekt soll ein deutsch-niederländisches Zeitzeugenprojekt im
Internet realisiert werden. Ziel des Projektes ist es, an einem für viele ältere Menschen wichtigen Thema die Nutzungsmöglichkeiten moderner Informations- und
Kommunikationstechnologien für das ehrenamtliche und länderübergreifende
Engagement von Senioren zu erproben.
37
ISAB Köln
4
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit der Aktionswochen in Kommunen mit
Seniorenbüros
4.1
Aktionswochen-Konzeption: ein Modell zur Information
und Weckung der Nachfrage nach InternetMöglichkeiten für Senioren
Einsatz der themenorientierten Programmelemente
In jeder Aktionswoche wurden mindestens 16 Themenpräsentationen angeboten. Für die Themenpräsentationen in den Einzelveranstaltungen wurden von
ISAB jeweils vier bis sechs Themenmodule eigenständig präsentiert. Je nach örtlichem Bedarf wurden von ISAB weitere Themenmodule bereit gestellt. Die Festlegung der Themen erfolgte hierbei in Abstimmung mit den örtlichen Seniorenbüros und Partnerorganisationen. Die örtlichen Partner erstellten in der Regel
mindestens zehn Themenpräsentationen. Das inhaltliche Angebot richtete sich
dabei nach den Wünschen und Möglichkeiten der örtlichen Partner.
Da die Programmentwicklung in den gemeinsamen Vorbereitungsteams mit den
wichtigsten Anbietern der Seniorenarbeit und der Weiterbildung (Volkshochschulen, öffentliche Bibliotheken), den kommunalen Verwaltungen, lokalen Medien und Wirtschaftsunternehmen aus dem EDV-Bereich, erfolgte, konnte in allen Kommunen eine repräsentative Themenauswahl zu den neuen Informationsund Kommunikationstechnologien vorgestellt werden.
Die Erarbeitung von spezifischen Themenangeboten für die einzelnen Kommunen gemeinsam mit den lokalen Partnerorganisationen ermöglichte für die Besucher das Kennenlernen des Internets als ein Medium welches gerade für ihr unmittelbares Lebensumfeld neue und relevante Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten bietet. Ein Schwerpunkt in der Themenauswahl lag daher in
der Präsentation von lokalen bzw. regionalen Internet-Angeboten. So wurden
in jeder Kommune die Internet-Seiten der örtlichen Kommunal- bzw. Landkreisverwaltungen und der lokalen Presse, sowie die Internet- und PCArbeitsmöglichkeiten der örtlichen Bibliotheken und Weiterbildungseinrichtungen vorgestellt.
38
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Einführungsveranstaltungen
In den täglichen Einführungsveranstaltungen wurden die wichtigsten Funktionen
des Internets erklärt, wie z.B. der Empfang und Versand von elektronischer Post
(E-Mail), die Bedienung eines Internet-Browsers zur Navigation im Internet, und
der Gebrauch von Suchmaschinen zur gezielten Informationsbeschaffung im Internet. Für viele Besucher boten die Einführungsveranstaltungen erstmalig die
Chance sich über die Funktionsweisen des Internets zu informieren. Die Gespräche während der Aktionswochen zeigten, dass viele Besucher, die bereits über
PC- und Internet-Erfahrungen verfügten die Einführungsveranstaltungen gerne
besuchten, da sie hier die Gelegenheit erhielten, ihre (oft bruchstückhaften)
Kenntnisse aufzufrischen und zu vertiefen.
Besonders für die Besucher, die vorher noch über keinen Kontakt mit den neuen
Informations- und Kommunikationstechnologien verfügten, waren die Einführungsveranstaltungen oft die erste Möglichkeit, sich einen grundlegenden Überblick zur Beurteilung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien
zu verschaffen. Sowohl die Befragungsergebnisse wie zahlreiche Gespräche mit
den Besuchern ergaben, dass die Entscheidung, sich mit den neuen Medien intensiver zu beschäftigen, z.B. durch den Besuch von Computerkursen oder gar die
Anschaffung eines eigenen PC, bereits grundlegende Vorkenntnisse voraussetzt.
Vorstellung ausgewählter Internet-Anwendungen
Zusätzlich zur Vermittlung der wichtigsten Grundkenntnisse wurden in den Themenpräsentationen der Aktionswochen eine Vielzahl von ausgewählten Internet-Anwendungen vorgestellt, wie z.B. Homebanking, Wareneinkauf über das
Internet, Reiseplanungs- und -buchungsmöglichkeiten, oder Datenbankrecherchen zur Literatursuche. Der Schwerpunkt dieser Präsentationen war die Illustration lebensnaher und praktikabler Internetnutzungsmöglichkeiten für Senioren
und weniger die Vermittlung rein technischer Fähigkeiten.
In mehreren Standorten wurden spezielle PC-Anwendungen und Beispiele für
den Bereich der kreativen Gestaltung mit dem Computer vorgestellt. Das Interesse an Themen wie Videobearbeitung, Zeitschriftenlayout, Musik- und Bildbearbeitung erwies sich als überraschend groß, so dass für einige dieser Präsentationen ein zusätzlicher Raum bereit gestellt werden mußte.
39
ISAB Köln
Reflexionen über das Internet
In vielen Präsentationen entstanden, häufig auf Anregung der Senioren, Diskussionen über das Für und Wider der neuen Technologien sowie zu den Gefahren
und den sozialen Folgen für ältere Menschen. Diskutiert wurden hierbei Aspekte wie die mögliche Zunahme von Kriminalität durch das Internet (Regensburg,
Merseburg), die Schwierigkeiten von Senioren mit dem Web-Design (Bernkastel)
und die gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung und mögliche Isolation von
Senioren durch die zunehmende Verbreitung der Neuen Medien und den Verlust
der direkten Kommunikation (Hanau).
40
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
4.2
Die Internet-interessierten Senioren
Die 13 Aktionswochen, die vom ISAB-Institut zusammen mit den lokalen Partnern veranstaltet wurden, besuchten insgesamt 9000 Senioren, die entweder an
einer der Themenpräsentationen oder beim freien Surfen in den mobilen InternetCafés teilnahmen. Im Durchschnitt kamen knapp 700 Senioren zu jeder Aktionswoche.
Bei einer täglichen durchschnittlichen Besucherzahl von über 140 Senioren waren die räumlichen und personellen Kapazitäten während der jeweiligen Aktionswochen meistens voll ausgelastet. Besonders beim freien Surfen in den Internet-Cafés entstanden Wartezeiten bis ein PC oder ein Tutor frei waren.
Die Aktionswochen wurden zu 49% von Frauen und zu 51% Männern besucht
(vgl. Abb. 8). Damit demonstrieren bereits die Besucherzahlen, dass bei älteren
Frauen und Männern das Interesse am Kennenlernen von Computer und Internet
gleichermaßen vorhanden ist. Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen jedoch in den unterschiedlichen Interessen an den Internet-Angeboten, der Bereitschaft zur Anschaffung neuer technischer Geräte, den Vorkenntnissen oder den
Hemmnissen im Umgang mit den neuen Medien.
Den größten Besucheranteil stellten mit 51% die Senioren im Alter zwischen 60
und 69 Jahren. Die Annahme, daß die jüngeren Alten („gogos“) an einer aktiven
Lebensführung interessiert sind und an den gesellschaftlichen und technischen
Entwicklungen teilhaben wollen wird hier eindeutig belegt.
20% der Besucher waren zwischen 50 und 59 Jahren alt. Die Aktionswochen
konnten somit auch in erheblichem Umfang Vorruheständler und Menschen, die
sich auf ein aktives Leben in „Ruhestand“ vorbereiten wollen, ansprechen. Da
viele Personen in dieser Altersgruppe noch aktiv am Berufsleben teilnehmen und
die Öffnungszeiten der Senior-Info-Mobil-Aktionswochen nicht wahrnehmen
konnten, ist hier ein noch höheres Interesse an den neuen Medien zu erwarten.
Der hohe Anteil der Senioren im Alter von über 70 Jahren belegt ein großes Interesse am Kennenlernen der Möglichkeiten der neuen Medien in einer Altersgruppe, die bisher von den Medienanbietern eher vernachlässigt wurde.
41
ISAB Köln
Abbildung 8
42
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
4.3
Kenntnisse der Senioren und gewünschte Angebote im
Internet
4.3.1
Erwerb von Computer- und Internet-Kenntnissen von
Menschen über 50
66% der Senioren verfügten bereits vor den Aktionswochen über PC- und Internetkenntnisse (Abb. 9). Die Aktionswochen konnten somit in einem erheblichen Umfang Senioren mit PC- und Internet-Kenntnissen ansprechen. Bei den
männlichen Befragten lag der Besucheranteil mit PC- oder InternetVorkenntnissen sogar bei 75%, der Anteil der weiblichen Besucher mit entsprechenden Vorkenntnissen lag bei 57%.
Der Erwerb von Computer- oder Internet-Kenntnissen bei den befragten Senioren (Abb. 10) erfolgte auf verschiedenen Wegen. Mit 48% stellten die Senioren, die ihre Kenntnisse im Berufsleben erwarben die größte Gruppe. Ebensoviele Senioren erwarben ihre Kenntnisse im Selbststudium. Es folgten mit einem
deutlichen Abstand der Erwerb von PC- und Internet-Kenntnissen über Kurse in
Volkshochschulen oder ähnlichen Bildungseinrichtungen (27%), mit Hilfe von
Bekannten und Freunden (26%) und über PC- und Internet-Angebote der Seniorenbüros (26%).
Ein wachsender Teil der Senioren hat in ihrem Berufsleben bereits Computerkenntnisse erwerben können. Der Einzug von EDV-Anwendungen (in breiterem
Umfang) in das Dienstleistungs- und produzierende Gewerbe fand in Deutschland seit Mitte der 60er Jahre statt. Die erste Generation von Informatikern und
EDV-Spezialisten ist somit mittlerweile im Rentenalter. Unter den Senioren die
als Tutoren die Aktionswoche unterstützten und unter den Besuchern waren immer wieder einige dieser „Pioniere“ des EDV-Zeitalters anzutreffen. Als ehemalige Ingenieure in der westdeutschen Luftfahrtindustrie (Speyer) oder in der ostdeutschen EDV-Produktion (Erfurt) verfügen sie über ein professionelles Hintergrundwissen. Ihre Interessen bezogen sich während der Aktionswochen in erster
Linie auf das Kennenlernen von erweiterten Anwendungsmöglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (z.B. Homebanking, Bildbearbeitung) und den gemeinsamen Erfahrungsaustausch.
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ISAB Köln
Abbildung 9
44
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Abbildung 10
45
ISAB Köln
Während der 2. Computerisierungswelle mit der Einführung der Personal Computer seit Anfang der 80er Jahre kamen weitere Berufstätige, jetzt auch in der
mittelständischen Industrie und in kleineren und mittleren Dienstleistungsunternehmen in den Kontakt mit Computern und EDV-Anwendungen. Für viele der
Berufstätigen in dieser Phase fand der erste Kontakt mit dem Computer erst im
fortgeschrittenen Berufsleben statt. Als „erfahrene“ Anwender verfügen sie oft
über ausreichende EDV-Grundkenntnisse (Dateiverwaltung, Textverarbeitung),
haben aber z.B. die modernen Internet-Anwendungen während ihrer Berufszeit
nicht mehr kennengelernt.
Ein Drittel der Senioren mit PC- oder Internet-Vorkenntnissen erwarb ihr Wissen
in Kursen der Volkshochschulen oder vergleichbaren Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie in den EDV- und Internet-Angeboten der Seniorenbüros. Die
Vermittlung von Compter- und Internet-Kenntnissen im Rahmen von Kursangeboten entspricht der Lernweise vieler Senioren. Hier können sie am ehesten einen
roten Faden durch den Dschungel der Installationsroutinen, Anwendungsmöglichkeiten und Programmanweisungen der Compterwelt finden. Ein Viertel der
Senioren nutzte bereits Angebote der Seniorenbüros zum Erwerb ihrer Computer- und Internet-Kenntnisse. Damit leisten die Seniorenbüros bereits heute einen
wichtigen Beitrag zur Vermittlung von Medienkompetenz und Förderung der
Internet-Nutzung von Senioren.
In den neuen Bundesländern verfügten die Besucher der AW in einem höheren
Maße über Computer- und Internet-Kenntnisse (72%) als die Besucher in den
alten Bundesländern (61%). Jeweils etwa der Hälfte der Senioren erwarben in
den alten (51%) und in den neuen Bundesländern (48% ) ihre PC- und InternetKenntnisse im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit. Der berufliche Erwerb von
PC-Kenntnissen ist somit zehn Jahre nach dem Ende des Wirtschaftssystems der
ehemaligen DDR in den neuen Bundesländern kaum geringer als in den alten
Bundesländern. Hier spielen die beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen, z.B. im
Rahmen von Vorruhestandsregelungen für die Beschäftigten der ehemaligen
DDR-Wirtschaftsbetriebe eine wichtige Rolle, da diese vielfach mit EDV-Kursen
verbunden sind.
Der höhere Wissensstand der Senioren aus den neuen Bundesländern während
der Aktionswochen ist zu einem erheblichen Anteil auf die Computer- und Internet-Angebote der Bildungsträger und Seniorenbüros in den besuchten Kommunen zurückzuführen. In den neuen Bundesländern erwarben die Senioren häufiger
46
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
ihre PC- und Internet-Kenntnisse in den Kursangeboten der Volkshochschulen
oder vergleichbarer Einrichtungen und durch die Computer- und InternetAngebote der örtlichen Seniorenbüros als in den alten Bundesländern. Besonders
der vergleichsweise hohe Anteil von Senioren die ihr Computerwissen über die
Angebote der örtlichen Seniorenbüros erwerben konnte belegt, dass altersgerecht aufbereitete Angebote zum Erwerb von Computer- und InternetKenntnissen erfolgreich von den SB durchgeführt werden können.
Mit zunehmenden Alter nehmen die PC- und Internet-Kenntnisse von Senioren
kontinuierlich ab. 77% der 50 bis 59-jährigen, 71% der 60 bis 64-jährigen und
60% der 65 bis 69-jährigen verfügen über entsprechende Kenntnisse. In der Altergruppe der über 70jährigen verfügt aber immer noch die Hälfte (50%) über
PC- und Internet-Kenntnisse.
Der Anteil von Senioren mit PC- und Internet-Vorkenntnissen in den Landkreisen liegt bei 65% und ist damit nur unwesentlich geringer als in den Großstädten (67%) oder in den Klein- und Mittelstädten (65%). Dagegen zeigen sich
erhebliche Unterschiede in den Wegen zum Erwerb von PC- und InternetKenntnissen. Mit weitem Abstand ist das Selbststudium in den Landkreisen der
wichtigste Zugangsweg. 64% der Landkreisbevölkerung mit EDVVorkenntnissen, aber nur 47% der Großstädter und 42% der Klein- und Mittelstädter erwarben ihr Computerwissen auf diesem Weg. Einen überdurchschnittlichen Stellenwert hat in den Landkreisen auch der Erwerb von Computerkenntnissen durch Freunde oder Bekannte. 40% konnten sich in den Landkreisen mit
Hilfe von Freunden oder Bekannten Computerwissen aneignen, während der Anteil in den Großstädten bei 24% und in den Klein- und Mittelstädten bei 22%
liegt.
Durch die Kursangebote der Volkshochschulen erwarben 30% der Klein- und
Mittelstädter, 26,8% der Großstädter und 24% der Senioren in den Landkreisen
ihr EDV-Wissen. Über die Computer- und Internet-Angebote der Seniorenbüros
konnten 22% der Senioren in den Großstädten, 15% in den Klein- und Mittelstädten und nur noch 10% in den Landkreisen ihr Computerwissen erwerben.
47
ISAB Köln
4.3.2
Interessen von Senioren an den neuen Informations- und
Kommunikationstechnologien
Das Internet als Informationsmedium für Senioren
Das Internet wird von den befragten Senioren (z.Z.) als Quelle zur Informationsbeschaffung und weniger als Kommunikations- und Interaktionsmedium begriffen. Das ergibt die Auswertung der Antworten auf die Frage „Welche Angebote im Internet interessieren Sie besonders?“ (Abb. 11 und 12). Die in der Frage
vorgegebenen Antwortmöglichkeiten lassen sich unterscheiden nach den Variablen, bei denen vornehmlich die interaktiven und kommunikationsgerichteten
Möglichkeiten des Internets im Vordergrund stehen und den eher an den Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung im Internet ausgerichteten Variablen.
Zu den kommunikations- und interaktionsgerichteten Internet-Anwendungen gehören der Empfang und Versand von elektronischer Post (E-Mail), die Unterhaltungsmöglichkeiten mit anderen Älteren (Chatten), sowie der Einkauf von Waren
per Internet und das Homebanking. Bei diesen Nutzungsmöglichkeiten steht das
Versenden und Empfangen von Nachrichten (elektronische Briefe) bzw. die Interaktion (Warenbestellung, Kontoführung) im Vordergrund der Nutzungstätigkeit im Internet.
Dagegen steht die Informationsbeschaffung bei den übrigen InternetAnwendungen im Vordergrund. Das ist der z.B. der Fall beim Interesse an Internet-Angeboten zur Bildung und Wissensvermittlung, zu Reiseplanung und Freizeitgestaltung, zu Gesundheit und Medizin, der Informationsbeschaffung zu bestimmten Themen, zu Kultur und zu seniorenspezifischen Angeboten und Diensten in der eigenen Stadt.
Wenn die Antwortmöglichkeiten auf die Frage nach diesem Schema unterteilt
werden, zeigen sich deutliche Präferenzen in den Erwartungen der Senioren an
des Internet.
An erster Stelle des Interesses von Senioren an Angeboten im Internet stehen
Bildung und Wissen. 59% aller Senioren äußerten ein Interesse hieran. Danach
folgt das Interesse an Internet-Angeboten zur Reiseplanung und Freizeitgestaltung mit 57% der Antworten.
48
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Abbildung 11
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Abbildung 12
50
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Die Möglichkeiten des Internets zum Versenden und Empfangen von Elektronischer Post (E-Mail) folgt erst an dritter Stelle mit 47 % aller Interessensangaben. Als weitere vornehmlich an Interaktion und Kommunikation ausgerichteten Variable folgt das Interesse an Homebanking (an siebter Stelle) mit 27% aller Fälle. Die Nutzung des Internets zur Unterhaltung mit anderen Älteren (Chatten) wird an neunter Stelle von 24% aller Senioren gewünscht. 16% der Befragten wollen das Internet zur Warenbestellung nutzen (13. Stelle).
Die Erwartung von Senioren das Internet als Informationsmedium zu nutzen,
sind gegenüber der kommunikativen Nutzung stärker ausgeprägt. 42% wünschen
Informationen zu Gesundheit und Medizin und 38% zu kulturellen Themen.
Für Medien-Angebote von Zeitungen, Radio oder TV-Anbietern interessieren
sich 26% und für Politik 23% der Senioren. Informationen zum Wohnen im Alter wurde von 19% der Senioren nachgefragt.
Das Internet als Medium zur lokalen Information und Kommunikation
für Senioren
34% der Senioren gaben ein starkes Interesse an Informationen zu seniorenspezifischen Angeboten und Diensten in der eigenen Stadt an. Obwohl das Internet
in der öffentlichen Diskussion vor allem als ein grenzüberschreitendendes Medium betrachtet wird, welches einen weltweiten Datenaustausch ermöglicht, erwarten viele der befragten Senioren durch das Internet Informationen über ihren lokalen Lebensbereich.
Das Ergebnis legt die Vermutung nahe, daß dieser Nahbereich durch die etablierten lokalen Medien für Senioren nur unzureichend abgedeckt wird. Obwohl Senioren überdurchschnittlich häufig (lokale) Tageszeitung lesen, lassen diese anscheinend noch einen deutlichen Bedarf an lokalen Informationen für Senioren
offen. Auch die meist lokalen Privatradios und die lokalen Programmfenster der
Öffentlich-Rechtlichen Rundfunksender decken anscheinend das Bedürfnis der
Senioren, nach lokalen Informationen nicht vollständig ab. Die klassischen Informationsmöglichkeiten („aus erster Hand“) durch die lokalen politischen Gremien und kommunalen Verwaltungen (Amtsblatt, Pressemitteilungen) müssen in
der Regel direkt bei den zuständigen Stellen angefordert werde, so daß die Nutzung solcher „behördlicher“ Informationen durch Senioren nur zu einem geringen
Anteil erfolgen dürfte (z.B. bei kommunalpolitisch engagierten Senioren). Für die
Bereitstellung von lokalen Informationen zu seniorenspezifischen Angeboten und
51
ISAB Köln
Diensten in der eigenen Stadt eröffnet daher das Internet zahlreiche neue Perspektiven.
Interessenweckung durch die Senior-Info-Mobil-Aktionswochen
In den Aktionswochen konnte gezeigt werden, dass die zwanglose und kostenfreie Präsentation von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien eine wirksame Möglichkeit ist, zur intensiveren Beschäftigung von Senioren
mit den Neuen Medien beizutragen. Über 68% der Besucher nutzten die Gelegenheit während der Aktionswochen die vorgestellten Technologien einmal selber praktisch auszuprobieren, z.B. beim freien Surfen mit Tutorenunterstützung.
Besonders die verschiedenen Internet-Anwendungen lernten über die Hälfte der
Besucher zum ersten Mal kennen (vgl. Abb.13).
Von den männlichen Senioren erprobten während der Aktionswochen 71% das
„Surfen“ im Internet selber einmal aus, während „nur“ 65% der Frauen diesen
Schritt wagten. Im Vergleich zu der deutlich geringeren Verbreitung von eigenen
PC´s und Internet-Anschlüssen unter älteren Frauen und deren geringeren EDVVorkenntnissen, konnten über die Aktionswochen Frauen in einem wesentlich
stärkerem Maße zur Erprobung der neuen Internet-Anwendungen ermutigt werden, als über die herkömmlichen Zugangswege zum Erwerb von PC- und Internet-Kenntnissen.
Die Annahme, dass über die Aktionswochen insbesondere Frauen zur Erprobung
der neuen Technologien ermutigt werden konnten, belegt der Anteil von Frauen,
die erstmals während der Aktionswochen den Umgang mit einem Computer oder
dem Internets kennengelernt haben. 17% der männlichen Besucher lernten erstmals die Benutzung eines Computers kennen, bei den Besucherinnen war es 26%.
Während der Aktionswochen surften 52% der Männer und 61% der Frauen das
erste Mal im Internet. Im Rahmen der Aktionswochen konnte somit modellhaft
gezeigt werden, daß die Schaffung niedrigschwelliger Möglichkeiten zum Kennenlernen der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien besonders
geeignet ist zur Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von
Frauen.
Die größte Bereitschaft das Internet selbst einmal auszuprobieren zeigte die Altersgruppe der 60-69 jährigen von denen über 70% den Computereinsatz im Internet ausprobierten. Am zurückhaltendsten waren die Senioren über 70 Jahre,
52
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
von denen aber immer noch über 64% im Laufe der AW das Internet einmal selber ausprobierten.
Die Bereitschaft zum Ausprobieren des Computereinsatzes im Internet wächst
kontinuierlich mit der Schulbildung der Besucher. 73% der Besucher mit Abitur
erprobten das Internet während der Aktionswochen, aber nur noch 65% der ehemaligen Hauptschüler.
Die Senioren in den neuen Bundesländern gaben entsprechend ihrem höheren
Stand an PC-Vorkenntnissen weniger häufig an erstmals während der AW Computer oder Internet-Anwendungen kennengelernt zuhaben als in den alten Bundesländern.
Der Anteil von Senioren, die im Rahmen der Aktionswochen erstmals einen
Computer kennengelernt haben fällt mit der Größe der besuchten Kommunen.
Während in den Großstädten nur 19% erstmals PC- und Internet-Anwendungen
kennenlernten, betrug der Anteil in den Klein- und Mittelstädten bereits 27% und
in den Landkreisen sogar 37%.
Die Bereitschaft von Senioren zu einer intensiveren Beschäftigung mit den Informations- und Kommunikationstechnologien nach den durchgeführten Aktionswochen ist groß. 67% der Besucher der Aktionswochen möchten in Zukunft
einmal einen PC- oder Internet-Kurs besuchen, z.B. im Seniorenbüro oder den
Volkshochschulen (Abb. 13).
51% können sich nach den Präsentationen während der Aktionswochen vorstellen, einen Internet-Zugang anzuschaffen und für 45% ist die Anschaffung eines
Computers vorstellbar. Das ergaben auch viele Gespräche während der Aktionswochen, in denen auch die Besucher mit PC- und Internet-Kenntnissen ein
großes Interesse an weiterführenden Informationen und einen Unterstützungsbedarf z.B. bei technischen Problemen mit dem eigenen PC äußerten.
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ISAB Köln
Abbildung 13
54
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
29% der Senioren lernte in den Aktionswochen erstmals die Anwendungsmöglichkeiten des Bildtelefons kennen. Etwa 1/3 der Besucher konnte sich anschließend die Anschaffung eines Bildtelefons vorstellen. Da lediglich 2% der Besucher ein privates Bildtelefon bereits benutzen, kann durch eine verbesserte Information über die Nutzungsmöglichkeiten von Bildtelefonen
Neben den PC- und Internet-Technologien steht das Bildtelefon für einen weiteren Bereich der I+K-Technologien, der für Senioren neue Kommunikationschancen eröffnet. Die Entwicklung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien ist nicht auf den PC-Bereich beschränkt. Trendanalysen gehen von einer
wachsenden Bedeutung von „Embedded Systems“ aus. Weitere Beispiele für
solche „eingebetten“ Systeme finden sich in den Bereichen der Telemedizin
(z.B. Ferndiagnose- und Notrufsysteme), der „intelligenten Haustechnologien
(z.B. Überwachungs- und Fernsteuerungsmöglichkeiten von Haushaltsgeräten)
Voraussetzungen für die Bildtelefonie sind ein ISDN-Anschluß und ein Bildtelefon. Die Benutzung der Endgeräte entspricht in der Grundfunktionen weitgehend
dem Gebrauch eines herkömmlichen analogen Telefons. So erfolgt die Gesprächsaufnahme für die Benutzer entsprechend der analogen Telefonie. Die Eingabe der Telefonnummer der gewünschten Bildtelefonteilnehmers ist bereits ausreichend für die Gesprächsaufnahme.
Die eingebettete EDV-Technik arbeitet für die Nutzer gewissermaßen im Hintergrund in Form der digitalen ISDN-/Übertragungs-Protokolle und der in den Bildtelefon-Geräten befindlichen Computertechnik. Für die Nutzung der zusätzlichen
Funktionen ist jedoch auch in der Bildtelefonie eine Programmierung der integrierten Programmanwendungen durch die Nutzer oder Service-Fachleute notwendig (Konferenzschaltungen, erweiteren Empfangsfunktionmen etc.).
Die einfache Bedienung machen das Bildtelefon besonders für Senioren interessant, welche die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten der bildgestützten
Fernkommunikation nutzen wollen oder müssen, ohne sich mit den Anwendung
von PC-Techniken beschäftigen zu müssen. Das Erlernen der wichtigsten Grundfunktionen ist z.B. auch für Hochbetagte möglich. Der Anblick von Vertrauenspersonen (Arzt, Familienangehörige, Verwandte) schafft Vertrauen. Viele Sachverhalte z.B. medizinischer Art lassen sich oft leichter zeigen als sprachlich beschreiben. In einer Pilotstudie des Johanneswerk Bielefeld konnte gezeigt werden, das die erweiterten Kommunikationsmöglichkeiten des Bildtelefons (Notruf55
ISAB Köln
system, Konferenzschaltungen, Überspielung von audio-visuellen Nachrichtenund Informationsbeiträgen) auch von Hochbetagten erfolgreich in angenommen
werden.
56
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
4.3.3
Das Interesse der Senioren an Internetcafés
Im Rahmen der Aktionswochen wurde die Idee von Internet-Cafés für Senioren
vorgestellt. Internet-Cafés können ein Lernort sein, um gemeinsam mit anderen
neue Medien zu erschließen. Für Senioren, die nicht über die Möglichkeit zur
Anschaffung eines eigenen PC´s verfügen sind sie eine der wenigen Möglichkeiten das Internet zu nutzen.
64,1% der Besucher würden die Einrichtung von Internet-Cafés für Ältere sehr
begrüßen und ggf. eine solche Einrichtung selber nutzen (vgl. Abb. 14). 30,5%
halten Internet-Cafés für Ältere für sinnvoll, würden sie aber nicht unbedingt selber nutzen wollen. Nur 5,4% erachten eine solche Einrichtung für nicht sinnvoll.
41,2% wären bereit für die Benutzung eines Internet-Cafés zu bezahlen. 23,2%
würden einen Förderkreis unterstützen. Die Bereitschaft in einem Internet-Café
ehrenamtlich mitzuarbeiten äußerten 27,1% der Besucher.
Die Bereitschaft, sich für ein lokales Internet-Café selber zu engagieren, ist bei
den Männern ausgeprägter als bei den Frauen.
Das Interesse der über 70-jährigen selber ein Internet-Café zu nutzen ist nur unwesentlich geringer als in den übrigen Altersgruppen. Lediglich die Bereitschaft
zur ehrenamtlichen Mitarbeit in einem Internet-Café ist deutlich geringer. Dafür
würden sie am häufigsten einen Förderkreis unterstützen.
Die Einkommenssituation der Senioren spielt bei dem Wunsch nach der Nutzungsmöglichkeit eines Internet-Cafés für Senioren, der Bereitschaft ein Benutzungsentgeld hierfür zu zahlen oder durch eine ehrenamtliche Mitarbeit zu unterstützen keine Rolle. Das zur Verfügung stehende Einkommen wirkt sich aber positiv in der Bereitschaft aus, einen Förderkreis finanziell zu unterstützen.
Das Interesse an der Nutzung von Internet-Cafés für Senioren und die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Mitarbeit ist in den neuen Bundesländern kaum geringer als in den alten Bundesländern. Die Bereitschaft ein Benutzungsentgeld oder
einen Förderkreis zu unterstützen ist in den neuen Bundesländern jedoch geringer.
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ISAB Köln
Die große Nachfrage nach Internet-Cafés für Senioren und die Bereitschaft vieler
Senioren zu deren ehrenamtlichen oder finanziellen Unterstützung belegen den
hohen Stellenwert den Internet-Cafés bei der Vermittlung von Computer- und
Internetkenntnissen übernehmen können.
58
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Abbildung 14
59
ISAB Köln
4.4
Beispielhafte Maßnahmen und Angebote zur
Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren
Das PC-Kabinett
Das Angebot an Computerkursen, Internet-Cafés und Computerclubs für Seniorinnen und Senioren war in allen untersuchten Senioreneinrichtungen und -büros
an das Vorhandensein eines PC-Kabinetts geknüpft. Das PC-Kabinett bietet für
die Durchführung von PC-Angeboten (für Senioren) besonders günstige Voraussetzungen. PC-Kabinette sind daher im gesamten Bildungsbereich verbreitet. Mit
der Entwicklung der Personal-Computer hat sich im Weiterbildungsbereich das
PC-Kabinett als die klassische Form der schulischen Vermittlung von EDVKenntnissen etabliert.
Im PC-Kabinett werden mehrere Computer-Arbeitsplätze (PC´s) in einem Raum
installiert. Die Rechner können über ein Netzwerk verbunden sein, aber auch einzeln betrieben werden. Die räumliche Zusammenfassung von mehreren Arbeitsplätzen ermöglicht unterschiedliche Formen der Vermittlung von Lerninhalten (Medienkompetenz):
• Frontalunterricht: Die Kursteilnehmer werden durch eine Lehrkraft unterrichtet.
• Bildung von Arbeitsgruppen oder gemeinsamen Projektgruppen, z.B. zur
Homepageerstellung
• (zeitweilige) Nutzung als Internet-Café zum freien Surfen
• Bildung von Freizeitgruppen (Computerclubs)
Der Kostenaufwand für den Betrieb eines PC-Kabinetts schwankt nach Ausstattung und Nutzung. In mehreren Seniorenbüros konnten durch Sponsoren gebrauchte PC´s für den Aufbau eines PC-Kabinetts bereitgestellt werden (Regensburg, Schwerin). Die Nutzung externer Einrichtungen, z.B. von (Weiter-) Bildungsträgern oder lokalen Unternehmen (Telekom in Schwerin) ist eine verbreitete Alternative zum Betrieb eines eigenen PC-Kabinetts durch die Seniorenbüros
(St. Wendel, Schwerin). Oft werden die externen PC-Schulungsmöglichkeiten als
Ergänzung zu den eigenen Ressourcen in Anspruch genommen, z.B. um zusätzliche Schulungsangebote durchzuführen. Die zeitlichen und inhaltlichen Möglichkeiten bei der Gestaltung des PC-Angebotes hängen jedoch hierbei von der Bereitschaft und den Ressourcen der externen Kooperationspartner ab.
60
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Computerkurse für Senioren
In vielen Städten werden bereits spezielle Einführungs-Veranstaltungen für Senioren angeboten. Die didaktisch geführte und systematische Einführung in die PCTechnik entspricht den Lernerfahrungen und Lernbedürfnissen der älteren
Generation. In meist mehrtägigen Kursen werden den Senioren PCGrundkenntnisse und zum Teil auch Internet-Kenntnisse vermittelt. Anbieter sind
in der Regel die örtlichen Volkshochschulen oder vergleichbare Einrichtungen
der Erwachsenenbildung oder die Seniorenbüros selber. In mehreren Städten haben auch die privaten Weiterbildungsanbieter Senioren als Zielgruppe für Computerschulungen entdeckt (Hanau, Speyer, Schwerin).
Die Reaktionen während der Aktionswochen zeigen das große Interesse von Senioren an solchen Angeboten. Dabei wurde jedoch immer wieder die Möglichkeit, die neuen Medienangebote vorab einmal auszuprobieren als besonders
hilfreich für die Entscheidung zum Besuch eines Computer-Kurses erachtet. Viele Senioren müssen erst eine gewisse Hemmschwelle überwinden, bevor sie sich
zur Teilnahme an weiterführenden Kursen entschließen. Die Kursgebühren, der
(zeitliche) Verpflichtungscharakter und die fehlenden Vorkenntnisse bereits bei
der Kursauswahl sind eine Hemmschwellen. Die Schaffung von Erkundungs- und
Erprobungsmöglichkeiten der Neuen Medien ohne formale oder zeitliche Verpflichtungen, wie sie modellhaft während der Aktionswochen mit dem SeniorInfo-Mobil demonstriert wurden, kann eine große Orientierungshilfe für die interessierten Senioren sein.
Der Computerclub
In vielen Seniorenbüros und anderen Einrichtungen der Altenarbeit haben sich
Computerclubs gebildet. In den Clubs können die Teilnehmer gemeinsam die
Möglichkeiten der Neuen Medien erkunden, auch ohne einen eigenen Computer
zu besitzen. Die Computerclubs treffen sich in der Regel in den bereits vorhandenen Einrichtungen der Seniorenbüros. Oft haben die Mitglieder selber gebrauchte Geräte akquiriert und betreuen die technischen Geräte selber.
Viele Mitglieder der Computerclubs besitzen auch zu Hause einen eigenen privaten Computer. Das läßt die Annahme zu, dass der gemeinsame Erfahrungsaustausch und gemeinsames Erarbeiten und Ausprobieren der neuen technischen
Möglichkeiten der neuen Medien einen hohen Stellenwert haben. Die Gefahr der
61
ISAB Köln
sozialen Isolation von Senioren durch die Computerisierung kann für die Mitglieder der Computerclubs nicht bestätigt werden. Der Computerclub erscheint
als eine Fortsetzung des traditionellen Foto-/Film- oder Videoclubs, die in vielen
Seniorenbüros bereits seit längerem aktiv sind. Die Mitglieder der Computerclubs
sind meistens männlich und haben eine prinzipiell technikfreundliche Einstellung. Häufig haben sie als Facharbeiter oder Ingenieure in einem technischen Beruf gearbeitet.
Senioren-Homepage
Zahlreiche Seniorenbüros und Seniorenorganisationen betreiben in Deutschland
eigene Homepages. Feste inhaltliche Elemente sind Selbstdarstellungen der
betreibenden Einrichtungen und ein E-Mail-Kontakt zu den Betreibern. Terminankündigungen (zumindest der eigenen Veranstaltungen), Linksammlungen und
z.T. Chatrooms sind weitere häufige Angebote der Senioren-Homepages. Einige
Seniorenorganisationen stellen Ausgaben ihrer Seniorenzeitschriften vollständig
oder auszugsweise in das Internet. Wesentlich weniger häufig finden sich Beratungsangebote oder grundlegende Informationen zur Seniorenarbeit auf den jeweiligen Internet-Seiten.
Die redaktionelle und technische Bereitstellung der Homepages von lokalen
Seniorenbüros erfolgt meistens durch ehrenamtliche Senioren, z.B. durch die
Mitglieder der Senioren-Computerclubs oder häufig durch einzelne engagierte
Senioren. Für den benötigten Webspace, bzw. die technische Bereitstellung der
Seiten im Internet konnten oft kostenfreie Provider-/Server gewonnen werden.
Die laufenden Kosten sind somit in der Regel gering für die Bereitstellung einer
eigenen Homepage.
Internet-Cafés für Senioren
Neben der Schaffung von Kursangeboten müssen Gelegenheiten geschaffen werden, um dem Wunsch vieler Senioren, die Technologien gemeinsam mit anderen
zu erschließen, Rechnung zu tragen. Gelegenheit hierfür bieten die Einrichtung
von Internet-Cafés und die Aktivitäten von Computerclubs.
Durch die Entwicklung des World-Wide-Web-Protokolls konnte erstmals eine
anwendungsfreundliche Bedienungsoberfläche für die Online-Kommunikation
geschaffen werden, die das Internet für einen breiten Nutzerkreis erschloß. Mit
der Öffnung des Internets für die neuen Adressaten etablierten sich auch die ersten Internet-Cafés als ein öffentlicher Ort, in dem private Nutzer in einer zwang62
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
losen Atmosphäre, alleine oder auch zusammen mit anderen das Internet erschließen können.
Das Internet-Café stellt heute das erfolgreichste Modell des öffentlichen InternetZugangs. In der minimalsten Version genügt bereits ein öffentlich zugänglicher
PC, um für einen begrenzten Nutzerkreis einen Internet-Zugang bereitzustellen.
Bei einer entsprechenden Ausstattung können Internet-Cafés aber auch für die
Durchführung von Kursangebote oder Projektgruppen genutzt werden.
Die Ausstattung von Internet-Cafés für Senioren unterscheidet sich kaum von
herkömmlichen Internet-Cafés. Für die Anfangsausstattung reichen oft gebrauchte Geräte aus, die z.B. durch Sponsoring von lokalen Firmen bereitgestellt werden können. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von multimedialen Internet-Inhalten (animierte Bilder, Sounds, „Flash“-Grafiken) sind ältere PentiumRechner als Mindestausstattung zu empfehlen, die bei Bedarf durch zusätzlichen
Arbeitsspeicher, Grafikkarten oder eine größere Festplattenkapazität nachgerüstet
werden können. Obwohl die Darstellungsgröße von Internet-Seiten über das Betriebssystem bzw. die installierten Browser eingestellt werden kann, sind 17´´
Zoll-Monitore für Computerarbeit mit Senioren empfehlenswert. Zur Demonstration der für Senioren oft „gewöhnungsbedürftigen“ Maus-Bedienung sollten die
einzelnen Rechner nach Möglichkeit jeweils mit unterschiedlichen Maus-Typen
ausgestattet sein (Standard-Maus, Trackball, Mouse-Pad, Infrarotmaus).
Die Kosten für eine komplette Neu-Einrichtung eines PC-Kabinetts, das optional
als Internet-Café genutzt werden kann (mit 4 Rechnern für insgesamt 4-8 Personen) beträgt ca. 10.000 DM. Bei einer monatlichen Grundgebühr von ca. 10 DM
(5-10 E-Mail-Konten, Homepage 5-10 MB) und zusätzlichen Telefonkosten von
ca. 4Pf/Min betragen die Kosten für die einzelne Nutzungs-/Unterrichtsstunde ca.
3,60 DM. Die monatlichen Kosten für den Internetzugang können bei einer fünftägigen Nutzungsdauer von jeweils fünf Stunden auf ca. 370 DM veranschlagt
werden.
Genauso wichtig wie die technische Ausstattung ist die Schaffung eines angenehmen Ambientes, welches Senioren animiert, die Möglichkeiten des InternetCafés auch gerne zu nutzen. Hierzu gehören die Möglichkeit zu einem „Schwatz“
bei einer Tasse Kaffee, regelmäßge Öffnungszeiten, Ansprechpartner bei Fragen
oder Problemen, eine kleine Auswahl von EDV-Zeitschriften oder Computerliteratur.
63
ISAB Köln
Bürgerkioske und Infocounter
Die Schaffung öffentlicher Internet-Zugänge in Form von Bürgerkiosken oder
Infocountern steckt in Deutschland noch in den Anfängen. Eine Ursache ist der
damit verbundene technische Aufwand für solche Terminals. Die Geräte stehen
in der Regel frei zugänglich in stark frequentierten öffentlichen Einrichtungen.
Eine permanente Betreuung, Überwachung und Wartung vor Ort ist nur sehr eingeschränkt möglich. Die Terminals müssen daher neben stabilen Bedienelementen auch eine intuitive Benutzerführung aufweisen.
Für eine intensive Datenrecherche sind diese Geräte oft nicht geeignet. Sie dienen
vornehmlich der Kurzinformation (Wegweiserfunktion, Touristische Informationen, Projektinformationen) und einer zielgerichteten Kommunikation/Interaktion mit den jeweiligen Betreibern/Auftraggebern (z.B. bei der KFZAnmeldungen, Meldung des Wohnungswechsels). Der inhaltlich eingeschränkte
Umfang der Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten und die fehlenden
individuellen Speichermöglichkeiten der abgerufenen Informationen lassen Bürgerterminals und Info-Counter als eine sinnvolle Ergänzung z.B. in der Kommunikation mit Behörden erscheinen. Einen Ersatz für einen vollständig ausgerüsteten Computer-Arbeitsplatz oder Internet-Zugang können sie nicht bieten.
Eine Übersicht über die Angebote der Seniorenbüros zur Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren gibt die folgende Abbildung
(Abb. 15).
64
Internet-Interessen Älterer und Nachhaltigkeit
Abb. 15:
Angebote der Seniorenbüros zur Förderung der Medienkompetenz
von Senioren
Angebote zur Förderung der Medienkompetenz von Senioren
•
Alfeld
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungsträger; eigenes Internet-Café für Senioren des Seniorenbüros; Computerclub
für
Senioren;
Tutorenpool;
Lokale
Seniorenzeitschrif-
ten/Seniorenredaktion, Video-, Film-, Fotogruppen
•
Bautzen
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro/externe Bildungsträger;
Computerclub
für
Senioren;
Lokale
Seniorenzeitschrif-
ten/Seniorenredaktion; Video-, Film-, Fotogruppen
•
Erlangen
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungsträger; eigenes Internet-Café für Senioren des Seniorenbüro/bei externen Anbieter; Computerclub für Senioren; eigene Homepage des Seniorenbüros (http://www.fen.baynet.de/sne);
•
Rhein-Lahn-
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungs-
Kreis/ Bad Ems
träger; Internet-Café für Senioren angekündigt; eigene Homepage des
Seniorenbüros (http://www.rhein-lahn-info.de/die-bruecke); generationsübergreifender Tutorenpool; Video-, Film-, Fotogruppen
•
Hanau
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungsträger; Computerclub für Senioren; Tutorenpool; Video-, Film-, Fotogruppen
•
LK Bernkastel/ Computerkurse für Senioren durch Seniorenakademie und externe BilWittlich
dungsträger; Internet-Café für Senioren in Seniorenakademie und Nutzung externer PC-Arbeitsplätze in Jugendeinrichtungen und Schulen
des Landkreises; generationsübergreifender Tutorenpool; lokale Seniorenzeitschriften/Seniorenredaktion
•
Schwerin
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungsträger; Computerclub für Senioren; Video-, Film-, Fotogruppen
•
Erfurt
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungsträger; Internet-Café für Senioren bei externen Anbieter; Lokale Seniorenzeitschriften/Seniorenredaktion; Video-, Film-, Fotogruppen
*kein SB
©
ISAB Köln 2000. Befragung von Besucher/innen der SIM-Aktionswochen 1998/99
(n = 864).
65
ISAB Köln
Abb. 15:
•
Angebote der Seniorenbüros zur Förderung der Medienkompetenz
von Senioren (Fortsetzung)
Regensburg
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro/externe Bildungsträger; Internet-Café für Senioren angekündigt; Computerclub für Senioren; Lokale Seniorenzeitschriften/ Seniorenredaktion
•
St. Wendel
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro und externe Bildungsträger; Internet-Café für Senioren bei externen Anbieter; Eigene Homepage des Seniorenbüro
•
Köln*
Computerkurse für Senioren durch externe Bildungsträger; InternetCafé für Senioren bei externen Anbieter; Computerclub für Senioren;
diverse Seniorenprojekte im Offenen Kanal/Bürgerradio; lokale Seniorenzeitschriften/ Seniorenredaktion, diverse Video-, Film-, Fotogruppen
•
Speyer
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro/externe Bildungsträger; generationen übergreifendes Internet-Café im Aufbau; Computerclub
für
Senioren;
eigene
Homepage
des
Seniorenbüros
(http://www.speyer.de); generationsübergreifender Tutorenpool; lokale
Seniorenzeitschriften/Seniorenredaktion
•
Merseburg
Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro; Internet-Café für
Senioren des Seniorenbüro; Computerclub für Senioren; Seniorenprojekte im Offenen Kanal/Bürgerradio; Lokale Seniorenzeitschriften/Seniorenredaktion; Video-, Film-, Fotogruppen
•
Neubrandenburg Computerkurse für Senioren durch Seniorenbüro; eigene Homepage des
Seniorenbüros (http://www.senioren-buero.de); Seniorenprojekte im
Offenen Kanal/Bürgerradio; lokale Seniorenzeitschriften/ Seniorenredaktion; Video-, Film-, Fotogruppen
©
ISAB Köln 2000. Befragung von Besucher/innen der SIM-Aktionswochen 1998/99
(n = 864).
66
Empfehlungen und Ausblick
5
Empfehlungen und Ausblick zur Förderung
der Medienkompetenz und Internet-Nutzung
von Menschen ab 50
Förderung von Medienkompetenz als gesellschaftliche Aufgabe
Der Schwerpunkt der Förderung von Informationstechnologien in Deutschland
liegt im Bereich der Hardware-Entwicklung. In diesen Bereich fließt ca. 1/3 der
Fördermittel. Mit dem Regierungswechsel 1998 kündigte die neue SPDBundesregierung als neuen Schwerpunkt ihrer IT-Förderung die SoftwareEntwicklung an. Dieser wird von der Bundesregierung neben der Entwicklung
von „Embeded Systems“, d.h. integrierten Computersystemen wie sie z.B. in der
Verkehrstechnik oder den intelligenten Haustechniken eingesetzt werden eine
„neue Schlüsselfunktion“ beigemessen (Schulzki-Haddouti, 1998 u. 1999).
Kennzeichnend für den gesamten Bereich der öffentlichen Medienförderung ist
das nahezu undurchsichtige Geflecht von verschiedenen Zuständigkeiten und
Einzelprogrammen. Einzelprogramme zur Förderung von Informations- und
Kommunikationstechnologien werden von der Europäischen Kommission, der
Bundesregierung und den einzelnen Bundesministerien, den Landesregierungen
und den jeweiligen Landesministerien, den Landesmedienanstalten, den Kommunen, sowie von verschiedenen öffentlich-rechtlichen Einrichtungen durchgeführt
(vgl. Heyer 1999).
Im Vergleich zur Förderung von technischen Hard- und Software-Entwicklungen
ist die öffentliche Förderung der Medienkompetenz im Umgang mit den neuen
I+K-Technologien in Deutschland zwar bislang eher marginal geblieben, trotzdem konnten auch hier wichtige Programme auf den Weg gebracht werden. Aktuell knüpft die Bundesregierung z.B. mit dem „Forum Informationsgesellschaft“
an die Multi-Media-Initiative „Forum Info 2000“ an. Schwerpunktmäßig sollen
hier „Gruppierungen“ erreicht werden, „die mit der allgemeinen Entwicklung
nicht mithalten können, sowie gesellschaftlich bedeutsame Anwendungen im
nicht-kommerziellen Bereich“ gefördert werden. Mit der Arbeitsgruppe Senioren
im Rahmen des „Forum Informationsgesellschaft“ ist hier das einzige Gremium
auf der bundespolitischen Ebene gebildet worden, welches speziell die Rolle von
Senioren in der Informationsgesellschaft behandelt (vgl. Forum Informationsgesellschaft, 2000, http://www.bmwi.de)
67
ISAB Köln
Die Bedeutung des Internets für die politische Willensbildung wächst. Allein
die Homepages der beiden großen Volksparteien CDU und SPD verzeichnen derzeit monatlich bereits über eine Mill. Zugriffe. Schätzung gehen davon aus, daß
potentiell ca. 5% der Wähler über das Internet erreichbar sind. Wegweisende
Modelle für politische Internet-Projekte, die über die bloße Selbstdarstellung der
Parteien hinaus gehen, finden sich in z.B. Großbritannien wo öffentliche Diskussionsforen über aktuelle Gesetzgebungsverfahren im Internet erfolgreich praktiziert werden. (Schulzki-Haddouti 1998)
Der gesellschaftliche Wandel durch den Einsatz der neuen Iinformations- und
Kommunikationstechnologien greift tief in die politischen Beteiligungsverfahren ein. Die Chancen auf einen Wandel von einer „Zuschauerdemokratie zur Beteiligungsdemokratie“ (Claus Leggewie) basieren dabei entscheidend auf den
gleichen Teilhabemöglichkeiten für alle Bürger an den technologischen Entwicklungen. Es droht sonst die Bildung einer „Zweiklassengesellschaft“ (Johannes Rau) zwischen denen die in der Lage sind die neuen Technologien zu nutzen
und denen die über keinen Zugang zu den neuen Medien verfügen.
In der politischen Diskussion wird daher mittlerweile auf verschiedenen Ebenen
über das Recht für alle Bürger auf eine erschwingliche Nutzung der neuen
I+K-Technologien und einen freien Zugang zu den Informationen von öffentlichen und staatlichen Stellen nachgedacht. Auf bundespolitischer Ebene wird
von Die Bündnis90/Grünen die Verabschiedung eines Informationsgesetzes gefordert, um einen Zugang zu bezahlbaren Informationen für alle Bürger sicherzustellen. Auch die SPD fordert als medienpolitische Aufgabe „gesellschaftlich relevante Informationen jedem zugänglich“ zu machen, steht einem Informationsgesetz aber eher zurückhaltend gegenüber (Schulzki-Haddouti 1998). Auf der
europäischen Ebene sind im „Grünbuch“ der Europäischen Kommission ein umfangreicher Katalog von Strategien zur Verbesserung des Zugangs von Bürgern
zu Informationen des öffentlichen und staatlichen Sektors in der Informationsgesellschaft aufgelistet zu denen auch ein „erschwinglicher Zugang für alle“ gehört.
(vgl. Grünbuch über die Informationen des öffentlichen Sektors in der Informationsgesellschaft, 2000, http://www.eu.lu/public/e/greenbook/)
Das Virtuelle Rathaus
Die kommunalen Informations- und Kommunikationsangebote für Bürger
im Internet sind in vielen Städten noch im Aufbau begriffen (vgl. Floeting 1999;
68
Empfehlungen und Ausblick
Franke 1999, Grabow 1999). Oft beschränken sich die Angebote auf touristische
Angebote und einige knappe Wirtschaftsinformationen. Nur wenige Kommunen
nutzen das Internet um umfassende Informationsangebote für die Bürger bereit
zustellen, wie z.B. detaillierte Behördenverzeichnisse, regelmäßige Veröffentlichungen von Pressemitteilungen, Archivfunktionen oder Möglichkeiten zur Erledigung von Behördenangelegenheiten über das Internet. Gerade die Interaktionsmöglichkeiten beschränken sich nur zu oft auf ein bloßes E-Mail-Formular.
Bei der Zurückhaltung der Kommunen gegenüber einer verstärkten Bereitstellung
von Bürger-Informationssystemen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
• Höhe der Investitions- und Folgekosten: Der Aufbau und die Bereitstellung
von umfassenden Bürgerinformationssystemen ist mit erheblichen Kosten
verbunden, die in den knappen öffentlichen Haushalten freigemacht werden
müssen. Den Investitions- und Unterhaltungskosten stehen jedoch erhebliche
Einsparungen durch den Einsatz neuer I+K-Technologien gegenüber. Ein
Beispiel aus dem Gesundheitsbereich verdeutlicht die enormen Kosteneinsparungen durch die neuen Technologien. Alleine für den Bereich der Ausstellung von ärztlichen Rezepten und Untersuchungsberichten könnte nach
Schätzungen der Krankenkassen eine jährliche Einsparung von nur einem
Prozent durch den Einsatz von modernen Informationstechniken eine Kostenersparnis von 2,3 Milliarden DM bewirken (vgl. Handelsblatt Nr. 130/1999).
• Informationen über Anwendungsmöglichkeiten und Nutzergruppen: Der
Einsatz von modernen I+K-Technologien kann auf eine sehr praktische Weise
zu mehr Bürgernähe der Kommunen beitragen, z.B. durch die Verminderung
von Behördengängen, den Wegfall von Wartezeiten oder Bindungen an Öffnungszeiten und die Möglichkeit der Bürger Verwaltungsvorgänge direkt anzustoßen.
• Gesetzliche Rahmenbedingungen: Das Erledigen von Behördenangelegenheiten über das Internet ist vielfach durch gesetzlicher Regelungen und Verordnungen beschränkt. Neben den zahlreichen Gesetzen und Rechtsverordnungen zur Regelung der Telekommunikation, des Medienrechts und zum Datenschutz sind bei der Bereitstellung von bürgerorientierten Informations- und
Kommunikationssystemen eine Vielzahl von allgemeine gesetzliche Bestimmungen zu beachten. Die „Kommunale Informationsverabeitung in Hessen
(KIV) schätzt, dass ca. 3800 Gesetze und Rechtsverordnungen geändert werden müssen, um umfassend die Möglichkeiten von „Virtuellen Rathäusern“
im Internet realisieren zu können (vgl. Horst Herbold, 1999).
69
ISAB Köln
Schaffung von öffentlichen Zugangs- und Informationsmöglichkeiten
zum Internet in den Kommunen
Neben der Bereitstellung von kommunalen Bürger-Informationssystemen im Internet ist die Schaffung von öffentlichen Zugangsmöglichkeiten zum Internet
die zweite wichtige kommunalpolitische Aufgabe. Es müssen daher verstärkt öffentliche Internet-Zugänge wie Internet-Cafés oder Bürgerkioske eingerichtet
werden, um allen interessierten Bürgern die Nutzung der Informations- und
Kommunikationsmöglichkeiten zu gewähren. Parallel hierzu ist die Vermittlung
von Medienkompetenz und von Fähigkeiten zur Nutzung von InternetAnwendungen für alle Bevölkerungsgruppen notwendig.
Ältere Frauen, Senioren die über 70 Jahre alt sind, die zurückgezogen oder in
ländlichen Regionen leben gehören zu den Bevölkerungsgruppen, denen der Zugang zu den neuen Medien und der Erwerb von Kenntnissen hierüber schwerer
fällt. Die Kommunen und die Träger der Erwachsenenbildung in den Volkshochschulen, den städtischen Bibliotheken oder den Seniorenbüros aber auch die freien Bildungseinrichtungen, Organisationen in der Seniorenarbeit und die privaten
Unternehmen der IuK-Branche sind hier gefordert, auf der lokalen Ebene Zugangs- und Informationsmöglichkeiten anzubieten. Am Beispiel der Seniorenbüros sollen daher im folgenden die wichtigsten Empfehlungen für die Förderung
der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren in den Kommunen
erörtert werden.
Medienkompetenzförderung durch Seniorenbüros
Die Aktivitäten der Seniorenbüros sind bereits heute ein wichtiger Faktor in
der Vermittlung von Medienkompetenz. Der hohe Wissensstand der Senioren
in den besuchten ostdeutschen Kommunen ist z.B. zu einem erheblichen Teil auf
die Bildungs- und Kursangebote der dortigen Seniorenbüros zurückzuführen. Die
Seniorenbüros sollten daher ermutigt und befähigt werden ihre Stellung in der
Vermittlung von Medienkompetenz für Senioren nachhaltig auszubauen. Die Erfahrungen aus den Aktionswochen können hier Perspektiven aufzeigen für die
Förderung des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien für
Senioren.
Das gemeinsame Erkunden der neuen Technologien mit anderen Senioren
nimmt eine hohen Stellenwert ein. Mit dem Aufbau von Internet-Cafés und
Computerclubs können Lernorte geschaffen werden, in denen die gemeinsame
70
Empfehlungen und Ausblick
Beschäftigung mit den neuen Medien in vielfältigen Formen durchgeführt werden kann. Beispiele für die Nutzung von Internet-Cafés und Aktivitäten von
Computerclubs sind die Durchführung von Kursangeboten, die Bildung von Arbeitsgruppen oder die Möglichkeit zum freien Surfen.
Der hohe Anteil von Senioren mit Computer-Vorkenntnissen und die Bereitschaft
vieler Senioren zum freiwilligen Engagement in einem Internet-Café sollte
gefördert werden und für die EDV-Aktivitäten der Seniorenbüros genutzt werden. Möglichkeiten hierfür bieten der Einsatz als Tutoren, die technische Betreuung oder die Durchführung von Kursangeboten und Projekten durch Senioren.
Ein wichtiger Schritt für die Vermittlung von Medienkompetenz für Senioren ist
die Integration von Computer- und Internet-Anwendungen in die allgemeinen Kursangebote der Seniorenbüros und den Einrichtungen der Altenarbeit.
Neben den speziellen PC-Kursangeboten für Anfänger und Fortgeschrittene bieten die Projekte und Kursangebote der Seniorenbüros zu kreativen oder sozialen
Themen ein noch fast unerschlossenes Feld um die Möglichkeiten des Einsatzes
neuer I+K-Technologien sinnvoll zu demonstrieren. Solche Einsatzfelder in denen PC und Internet zu einer sinnvollen Erweiterung der Kurs- oder Gruppenaktivitäten beitragen können sind z.B. Foto-/Film- und Videogruppen, Offener Kanal- und Bürgerfunkprojekte, Seniorenzeitschriften, Zeitzeugenprojekte, Erzählcafés, Literaturgruppen, Lesekreise und themenzentrierte Workshops und Arbeitskreise wie z.B. Sprachkurse, Ahnenforschungsprojekte und Reisegruppen im
Rahmen von Städtepartnerschaften oder internationalen Seniorenprojekten.
Im Rahmen der Förderung der Medienkompetenz und Internet-Nutzung von Senioren erscheint eine Differenzierung der Angebote für die verschiedenen Adressaten notwendig. Hier muß unterschieden weiterhin unterschieden werden
zwischen den Senioren mit vorhandenen PC-und Internet-Kenntnissen und den
Senioren ohne Vorkenntnisse, welche die Neuen Medien erst einmal kennenlernen möchten. Für Interessenten und Neueinsteiger sollten die bereits vielfach
bestehenden Kursangebote der Volkshochschulen, Seniorenbüros oder ähnlicher
Bildungsträger ergänzt werden durch niedrigschwellige „Schnupperangebote“
und Möglichkeiten zum ersten Kennenlernen der neuen Technologien. Die Senior-Info-Mobil-Aktionswochen liefern ein Modell zur zwanglosen und praktischen Erkunden der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.
71
ISAB Köln
Für den wachsenden Teil der Senioren mit PC- und Internet-Kenntnissen gilt
es weiterführende und vertiefende Angebote zur Nutzung von I+K-Technologien
und Internet-Anwendungen bereit zustellen. In den Kursangeboten für Senioren
sollten Themen wie HTML-Einführungen zur Gestaltung von Internet-Seiten oder die kreative Bearbeitung von Bild-, Video- oder Tondokumenten eine wachsende Berücksichtigung finden.
Noch fehlen in vielen Kommunen gehaltvolle regionale und lokale Informationsangebote für Senioren im Internet. Mit eigenen Informationsangeboten können gerade die Seniorenbüros eine erhebliche Nachfragelücke schließen und so
zu einem aktiven und selbstbestimmten Leben von Senioren beitragen. Die Nähe
zu den Adressaten vor Ort, sowie die gebündelte Kompetenz der professionellen
und ehrenamtlichen Mitarbeiter befähigen die Seniorenbüros wie kaum eine andere Einrichtung „seniorengerechte“ Internet-Angebote zu entwickeln. Der engagementfördende Ansatz der Seniorenbüros eröffnet hier Perspektiven für die Gestaltung von Homepages für und von Senioren.
Das Themenspektrum solcher „Senioren-Sites“ sollte mehr als die bloße Selbstdarstellung der Seniorenbüros, deren Programmangebote und Ansprechpartner
beinhalten. Als Ergänzung zu den kommunalen Bürgernetzen und Stadtinformationssystemen können internetbasierte Seniorenwegweiser sinnvolle Ergänzung
anbieten wie die Veröffentlichung von regionalen und lokalen Veranstaltungskalendern, Freizeitangeboten und Engagementmöglichkeiten für Senioren; Angebote für Behinderte, zu Gesundheitsthemen und zum Wohnen im Alter in den jeweiligen Kommunen; aber auch allgemeine Serviceangebote und Ratgeberseiten zu
Seniorenreisen, den Leistungsvoraussetzungen der Kranken- und Pflegekassen,
Informationen zur Rentendiskussion und Vorruhestandsmaßnahmen.
Viele Seniorenbüros veröffentlichen solche Informationsangebote bereits oft in
Printform als gedruckte Seniorenwegweiser, Prospekte oder in den lokalen Senio
renzeitschriften. Die damit geleisteten redaktionellen Vorarbeiten können (auch
kurzfristig) digitalisiert und im Internet veröffentlicht werden.
Die Realisierung einfacher internetbasierter Seniorenwegweiser kann durch die
professionellen oder ehrenamtlichen Mitarbeiter der Seniorenbüros erfolgen.
Notwendig ist hierfür aber die Schaffung von Schulungsangeboten und die
Vermittlung der wichtigsten Grundkenntnisse für die Gestaltung und Bereitstellung von Internet-Seiten. Solche Schulungen können auf lokaler Ebene durch die
72
Empfehlungen und Ausblick
Mitarbeiter von Volkshochschulen, lokale Internet-Anbieter oder bereits interneterfahrene ehrenamtliche Senioren aus den Computerclubs der Seniorenbüros
erfolgen. Auf überlokaler Ebene können im Rahmen der Senior-Info-MobilKampagne, den Aktivitäten des VSiW, der EURAG oder der BaS entsprechende
Maßnahmen angeboten werden. Um die unterschiedlichen Interessen und dem
Wissensstand der Mitarbeiter Rechnung zu tragen sollten, die Schulungsmaßnahmen verschiedene Angabotsformen umfassen, z.B. ein- oder mehrtägige
Kursangebote, Workshops, Wochenendseminare oder gemeinsame Projektwochen.
Die lokalen und regionalen Seniorenwegweiser können ergänzt werden durch die
Bildung von überlokalen Netzwerken der einzelnen Internet-Angebote der Seniorenbüros oder den Anschluß an bereits bestehende Netzwerke, Bürgerinformationsdienste, Datenbanksysteme im Bereich der Seniorenabreit, der Selbsthilfe oder des bürgerschaftlichen Engagements. Solche Netzwerke ermöglichen z.B. den
Aufbau und die Nutzung gemeinsamer Ressourcen, z.B. bei der Bereitstellung
von datenbankgestützten Kontaktadressen, Redaktionsystemen, Veranstaltungskalendern oder der Bereitstellung von Arbeitshilfen für Aktivitäten in den Seniorenbüros und der Medienarbeit mit Senioren.
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6
74
Anlagen
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6.1
Ausgewählte Programme der Senior-Info-MobilAktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros
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6.2
Literatur
Bundesdrucksache 14/2474 (2000): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine
Anfrage der Abgeordneten Angela Marquardt, Monika Balt, Ilja Seifert, Maritta
Böttcher, Heinrich Fink, Gregor Gysi und der Fraktion der PDS - Drucksache
14/2199, Drucksache 14/2474, 04.01.2000.
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg., 1997): Das
Alter in den Medien. Muß es ein Zerrbild sein? Dokumentation der Fachtagung
für Journalistinnen und Journalisten vom 20. bis 22. Mai 1996 in der Evangelischen Akademie Tutzing.
Horst Herbold (1999): Das virtuelle Rathaus. Kommunale Dienstleistungen im
Internet alias E-Kommunal. Kommunale Informationsverarbeitung in Hessen
(KIV). Power-Pointpräsentation.
Erkert, Thomas; Salomon, Jürgen (Hrsg., 1998):Seniorinnen und Senioren in der
Wissensgesellschaft. Bielefeld 1998
Floeting, Holger (1999): Elektronische Stadt- und Wirtschaftsinformationssysteme in deutschen Städten. Difu-Berichte 2/1999.
Floeting, Holger (1999): Stadtquartiere des Informationszeitalters. Difu-Berichte
2/1999.
Franke, Thomas (1999): Internetforum „EU-Aktivitäten deutscher Städte und
Gemeinden“ Difu-Berichte 2/1999.
Grabow, Busso (1999): Städtewettbewerb Multimedia MEDIA@Komm. DifuBerichte 2/1999.
Handelsblatt Nr. 130/1999: Ein digitaler Ruck soll durch Deutschland gehen. ITUnternehmen stellen eine übergreifende Strategie für den Übergang ins Informationszeitalter vor. Düsseldorf, 1999.
Heyer, Axel (1999): Europa vor der Wahl. Streifzug durch den Richtliniendschungel der Europäischen Union. c‘t 1999, Heft 12.
Salomon, Jürgen (Hrsg.): PC-Computerspiele für Senioren. Ergebnisse einer Erkundungsstudie mit Leipziger Seniorinnen und Senioren, Leipzig 1999
Schulzki-Haddouti, Christiane (1999): Fortschrittsförderung. Über die Pläne der
Bundesregierung zur IT-Forschungspolitik. c‘t 1999, Heft 8.
Schulzki-Haddouti, Christiane (1998): Politiker-Check. Wie geht‘s weiter mit
Internet und Multimedia? c‘t 1998, Heft 19.
Schulzki-Haddouti, Christiane (1998): Wahlkampf digital. Infos, Smalltalk und
bayerische Bierkrüge – politische Willensbildung im Web. c‘t 1998, Heft 19.
79
ISAB Köln
Stadelhofer, Carmen; Wecker, Angelika (Hrsg.): Internet – Eine kleine Einstiegshilfe. Materialien zur Weiterbildung von Menschen im dritten Lebensalter, Bielefeld 1998
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ISAB Köln
6.3
Zielsetzung und Konzeption der
Informationskampagne
Wissen und die Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien und Informationswegen ist nicht bei allen Bevölkerungsgruppen in gleichem Maße vorhanden. Insbesondere das Wissen älterer Menschen bezüglich neuer IuK-Medien
beschränkt sich in d& Regel auf das, was Rundfunk und Presse vermitteln. Vor
diesem Hintergrund ist es das Hauptziel des Vereins ,,Seniorinnen und Senioren
in der Wissensgesellschaft" VSiW) im Rahmen der bundesweiten Informationskampagne „Senior-lnfo-Mobil“, ältere Menschen über den Nutzen und sinnvolle
Anwendungsmöglichkeiten neuer Informations- und Kommunikationstechnologien zu informieren und bestehende Hemmschwellen gegenüber Produkten der
Informationswirtschaft abzubauen. Die Kampagne wird mit Unterstützung Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) sowie namhafter Sponsoren aus der Wirtschaft (z.B. IBM, Deutsche Telekom, Vobis und Microsoft) durchgeführt.
Jeweils durchschnittlich eine Woche macht das Senior-Info-Mobil an ausgewählten Standorten halt. Dabei stehen insgesamt drei Präsentationsmodule Module zur
Verfügung:
•
•
•
einen Doppeldecker-Info-Bus mit 6 Internetplätzen, einem Computer für
Sehbehinderte und Bildtelefone,
ein mobiles Netzwerk mit 7 PCs als elektronisches Klassenzimmer oder
Internetcafe, sowie einem Beamer für begleitende einführende oder themenspezifische Vorträge,
sowie ein Ausstellungsmodul ,,Intelligentes Haus, in dem die Anwendungen technischer Geräte, die den Erhalt von Selbständigkeit im eigenen
Haushalt bei abnehmender physischer und psychischer Mobilität unterstützen, demonstriert werden.
Mit der Durchführung der bundesweiten Kampagne sind drei Institute betraut das Zentrum für allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität Ulm, die Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung
mbH empirica, und das Institut für sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung Köln - Leipzig, ISAB. Jedes Institut führt mit jeweils unterschiedlichen
Schwerpunkten seine Einsätze durch. Das ZAWiW führt konzertierte Aktionen
v.a. in Großstädten durch Veranstaltungstyp 1), ISAB arbeitet jeweils eng mit den
Seniorenbüros vor Ort zusammen (Veranstaltungstyp III) , empirica hat sich auf
81
ISAB Köln
Einsätze im Rahmen von Großveranstaltungen und Messen spezialisiert (Veranstaltungstyp II)
Abb.: Gesamtkonzept der Informationskampagne „Senior-Info-Mobil – Internet
und Wohntechnik für Senioren“
82
ISAB Köln
Veranstaltungstyp I: Regional ausgerichtete konzertierte Maßnahme
(ZAWIW)
Der Schwerpunkt der Aktionen des ZAWiW liegt in der Durchführung konzertierter Aktionen in ausgewählten Städten. Das ZAWiW hat hierzu ein eigenes
pädagogisches Konzept mit spezifischen Aktionsformen und didaktischem Begleitmaterial entwickelt, das in der Kampagne sehr erfolgreich eingesetzt wird.
Unter einer konzertierten Aktion wird das Zusammenwirken verschiedener Gruppen und/oder Einzelpersonen zur Erreichung eines gemeinsamen Ziels verstanden. Oberstes Ziel der konzertierten Aktionen im Rahmen der Informationskampagne Senior-Info-MobiI (SIM) ist die Zusammenführung von relevanten Einrichtungen der Altenarbeit und Altenbildung, Weiterbildungseinrichtungen, Verbänden und Organisationen sowie einzelnen älteren Menschen zu einem themenbezogenen Netzwerk vor Ort zur Erschließung der neuen Medien für ältere Menschen, Ziel ist die Bereitstellung von Infrastruktur vor Ort auf breiter Ebene, gezielte Zusammenarbeit mit dem ZAWiW bei der Vorbereitung und Durchführung
der SIM-Aktion in Bezug auf Organisation und Öffentlichkeitsarbeit sowie die
Gewährleistung von Nachhaltigkeit der jeweiligen lokalen SIM-Aktion. Dadurch
soll eine möglichst große Zahl von älteren Menschen erreicht werden, insbesondere solche, die sonst keine Gelegenheit zum Kennenlernen der neuen Technologien hätten, um sie über deren Nutzungsmöglichkeiten zu informieren.
Veranstaltungstyp II: Großveranstaltungen (empirica)
Der konzeptionelle Ansatz, der für Großveranstaltungen entwickelt wurde, ging
davon aus, daß der Einsatz des Senior-Info-Mobils in erster Linie der Interessenweckung auf Seiten der Zielgruppe dient. In diesem Sinne sollte eine erste, aber
möglichst nachhaltige Begegnung mit den Themen Internet und intelligente
Haustechnik ermöglicht werden. Insbesondere galt es, der Zielgruppe einen
,,Erfahrungsraum" zur Verfügung zu stellen, der es erlaubte, konkrete Vorstellungen über den Nutzen und die Nutzung der präsentierten Technologien zu gewinnen und auf diese Weise Zugangshemmnisse abzubauen und entsprechende
Medienkompetenz zu vermitteln. Der Ereignischarakter der jeweils besuchten
Rahmenveranstaltung sollten dazu beitragen, bestehende Hemmschwellen auf
Seiten der Zielgruppe zu überwinden. Im Gegensatz zu lokalen Aktionen, die auf
kommunaler Ebene durchgeführt wurden, galt es bei Großveranstaltungen zu berücksichtigen, daß die Besucher der Veranstaltung durch ein spezifisches Besuchsinteresse geleitet sind, das sich in der Regel nicht in erster Linie auf den
Besuch des Senior-Info-Mobils bezieht,
83
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•
•
•
sich die Besucher zwischen zahlreichen Exponaten, Angeboten und Ereignissen entscheiden müssen, so daß das Senior-Info-Mobil zu anderen
,,Attraktionen" in Konkurrenz steht,
es sich bei den Besuchern zu einem erheblichen Teil um Einzelpersonen
handelt, die das Senior-Info-Mobil (bzw. dessen Botschaft) am Veranstaltungsort zum ersten Mal wahrnehmen und in dieser unmittelbaren Situation zu einem Besuch animiert werden müssen,
die Besucher vor diesem Hintergrund eher wenig Zeit für einen Besuch
des Senior-Info-Mobils mitbringen und zum längeren Verweilen entsprechend animiert werden müssen.
Neben der unmittelbaren Ansprache der Besucher vor Ort lag eine weitere Zielsetzung darin, durch die Publizität der jeweils besuchten Großveranstaltung, eine
breitere Öffentlichkeit für das Thema „Alter und neue IuK-Technologien" zu sensibilisieren und auf die Informationskampagne aufmerksam zu machen. Es wurde
daher angestrebt, das Medieninteresse, das Großveranstaltungen in aller Regel
auf sich ziehen, im Sinne der Informationskampagne zu instrumentalisieren und
eine entsprechende Berichterstattung zu initiieren.
Darüber hinaus beruhte das Konzept auf dem Grundsatz, sowohl mit den jeweiligen Veranstaltern als auch mit lokalen Akteuren zu kooperieren, wo immer dies
sinnvoll und möglich ist. Auf diese Weise wurden lokale Initiativen stimuliert
und gefördert, die zu einer weitergehenden Beschäftigung mit den Themen der
Informationskampagne anregten und somit mittelbar wie unmittelbar zur Nachhaltigkeit der Aktion beitrugen.
Da die besuchten Veranstaltungen hinsichtlich ihres Charakters und der jeweils
gegebenen Rahmenbedingungen (Besucherzahl, Zielgruppe, Möglichkeiten der
inhaltlichen Mitwirkung usw.) zum Teil erhebliche Unterschiede aufwiesen, war
dieses Konzept von Fall zu Fall neu anzupassen.
Veranstaltungstyp III: Kooperation mit einem Seniorenbüro (ISAB)
Mit den ,,Aktionswochen in Kommunen mit Seniorenbüros oder vergleichbaren
Initiativen" knüpft das ISAB-Institut an die Erfahrungen bei der wissenschaftli84
ISAB Köln
chen Begleitung des Modellprogramms Seniorenbüros des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen und Jugend an. Die während des Modellprogramms
entwickelten Arbeitsbeziehungen konnten mit der Senior-Info-Mobil-Kampagne
zur Förderung der Medienkompetenz Älterer weiter entwickelt werden.
Eine Aufgabe vieler Seniorenbüros ist die Vermittlung von Medienkompetenz an
Ältere. Videolehrgänge, Fotokurse, Zeitungs-Projekte und Computer- und Internet-Kurse finden großen Anklang. Die Vermittlung von EDV- und InternetKenntnissen kann hier an oft bereits bestehende Medienangebote für Senioren
anknüpfen. In vielen Kommunen sind auf Initiative von Seniorenbüros in den
letzten Jahren Gruppen von Senioren entstanden, die sich auch mit Computer,
Internet und Multimedia beschäftigen und Computer- und Internet-Kurse für Ältere anbieten. Teilweise wurden bereits Internetcafés für Ältere eingerichtet
An diesen von Seniorenbüros und von freiwillig engagierten Älteren entwickelten
Infrastrukturen setzt die ,,Aktionswoche in Kommunen mit Seniorenbüros" an.
Durch den Einsatz des Senior-Info-Mobils sollten die bisherigen Aktivitäten und
Infrastrukturen in den Kommunen im Sinn der Projektziele aktiviert und gebündelt werden. Dem Konzept entspricht, ehrenamtliches Engagement zu initiieren,
lokale Netze zu mobilisieren und Synergieeffekte zu ermöglichen. Dabei geht es
einmal um die Interessenweckung, Information und Sensibilisierung von Seniorinnen und Senioren sowie von wichtigen Akteuren und Entscheidungsträgern für
das Thema ,,Alter und Technik" und ,,Alter und neue Medien". Zum anderen geht
es um die Verbesserung des Zugangs von Senioren zum Internet.
Im Vordergrund der Aktionswochen steht die Interessenweckung, Information
und Sensibilisierung von Seniorinnen und Senioren für die neuen IuKTechnologien. Dieses Ziel basiert auf der Erfahrung, daß ältere Menschen ihre
Ängste und Vorbehalte gegenüber den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien inkl. Internet am ehesten dann verlieren, wenn sie sich ein Bild
von den damit verbundenen praktischen und lebensnahen Nutzungsmöglichkeiten
machen können. Eine Qualifizierung von Älteren im Rahmen der Aktionswoche
wurde nicht in erster Linie angestrebt. Entsprechende Bildungsmaßnahmen sollen
über die örtlichen Akteure (VHS' Seniorenbüros etc.) erfolgen, die deshalb in die
Aktionswoche eingebunden wurde.
Um einen geselligen und damit niedrigschwelligen Rahmen zu schaffen, wird die
Aktionswoche in ein Rahmenprogramm eingebettet (u.a. Eröffnungs85
ISAB Köln
/Abschlußveranstaltung, musikalische Darbietungen, Bewirtung, Preisausschreiben etc.), oder ggf. in den Zusammenhang einer anderen örtlichen Veranstaltung
(Seniorentage, Stadtfeste etc.) gestellt.
Ein im Sinne der Nachhaltigkeit besonders wichtiges Ziel der Aktionswoche besteht darin, daß von der Aktionswoche eine Impulsfunktion zur Ausbreitung der
neuen Medien und zur Verbesserung des Verhältnisses von Alter und Technik
bewirkt werden soll. Lokalen Entscheidungsträgern sollte aufgezeigt werden, daß
durch die Schaffung von Lernorten, z.B. die Einrichtung eines Internetcafés für
Seniorinnen und Senioren, diese Impulsfunktion angemessen zur Entfaltung gebracht und eine dauerhafte und kostengünstige Möglichkeit geschaffen werden
kann, damit sich Seniorinnen und Senioren mit den neuen Technologien vertraut
machen können. Außerdem sollte die Zusammenarbeit bislang eher nebeneinander agierender lokaler Akteure im Sinne der weiteren Vernetzung und der Schaffung von Synergieeffekten angeregt und verbessert werden.
Um dies zu erreichen, wurden gezielt lokale Ressourcen angesprochen und für
die Veranstaltungen mobilisiert. Durch die Einbindung einer großen Zahl lokaler
Akteure aus dem Bereich der Altenhilfe, der Altenarbeit, der Alten- und Erwachsenenbildung, ehrenamtlicher Seniorinnen und Senioren sowie Unternehmen in
die Vorbereitung und Durchführung der Aktionswochen wurden nachhaltige
Multiplikatorenwirkungen ermöglicht.
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ISAB Köln
Der vorliegende Bericht wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung
Wissenschaft, Forschung und Technologie erstellt Für dessen Inhalt sind die folgenden Institute verantwortlich:
empirica
Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung mbH
Oxfordstraße 2
D-53111 Bonn
Tel: +49.228.9853~0 Fax: +49~228~98530-12
info@empirica.com
http://www.empirica.com
ZAWIW
Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung
Universität Ulm
89069 Ulm
Tel: 0731/50-23193
Fax: 0731/5~23197
Carmen.stadelhofer@zawiw.uni.ulm.de
http://www.uni.ulm.de/uni/fak/zawiw
ISAB
Institut für Sozialwissenschaftliche Analysen und Beratung
Overstolzenstr. 15 50677 Köln
Tel: 0221 1 4-20 94
Fax: 0221 1 41-70 15
isab@isab-institut.de
http://www.isab-institut.de
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