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Regionalkultur ZO/Av U Donnerstag, 16. Dezember 2010 29 Pfäffikon Der Schauspieler Kristian Trafelet mimt in einem Schweizer Film den jungen Christian Kohlund Nebenrolle als bumsfideler Bräutigam Kristian Trafelet ist ein Jahr nach seinem Ausscheiden bei der A-cappella-Gruppe Zapzarap bereits mehrfach im Fernsehen zu sehen. In zwei Jahren möchte er sich als Schauspieler etabliert haben. meine eigene Stimme zu hören.» Vorarbeit – wenn auch eher innerlich – war zudem bei der Nacktszene vonnöten. Man sieht im Film Trafelet splitternackt von hinten, wie er aus dem See steigt. «Die Crew sah mich natürlich auch von vorne nackt, und das war schon gewöhnungsbedürftig», so der Schauspieler. «Aber die Szene macht dramaturgisch Sinn, und meine Entblössung wird durch die gespielte Figur geschützt.» Der Dreh habe dreimal gemacht werden müssen, was bei einer Wassertemperatur von 16 Grad eine Herausforderung war. «Ich wurde aber mit Wolldecken und einem sofort hingestellten Kübel mit warmem Wasser sehr gut betreut.» Andreas Leisi Kristian Trafelet ist ein Naturbursche. Meist braun gebrannt, mit lockigem Haar, etwas tollpatschig, das Lachen stets zuvorderst – «en glatte Cheib». So gibt sich jedenfalls der Schauspieler Kristian Trafelet in seinen Rollen. In der Oberländer A-cappellaFormation Zapzarap mimte er bis vor einem Jahr diesen Typ und in seiner ersten grösseren Filmrolle genauso. Die Schweizer Produktion heisst «Charlys Comeback» und hat reale Personen als Hintergrund. Margrit Abderhalden, die Eisprinzessin, und Karl «Charly» Bösch, der ewige Slalom-Vierte im legendären Ski-Weltcup-Team um Bernhard Russi und Roland Collombin, galten seinerzeit als «Traumpaar aus dem Toggenburg». Der Film nun zeigt die fiktive Rückkehr von Charly Bösch (gespielt von Christian Kohlund) aus den USA nach Wildhaus, wo er Margrit (Charlotte Schwab) wiedersieht und die alte Liebe – notabene nach diversen Wirrungen und Irrungen – neu entflammt. Unfall und Toiletten-Sex Kristian Trafelet spielt den jungen Charly Bösch und tritt hauptsächlich in zwei Szenen auf: Auf Hochzeitsfahrt mit gelbem VW-Käfer am Klöntalersee und Tanz auf vielen Hochzeiten Kristian Trafelet (rechts) bei den Dreharbeiten zum Schweizer Film «Charlys Comeback» im Klöntal. (ü) bei einem Hüttenfest, an dem er sich zu Toiletten-Sex verführen lässt. Der tollpatschige junge Charly versäumt es, bei der vermeintlichen Fahrt ins Glück bei einem Fotostopp die Handbremse zu ziehen, und das Auto stürzt in den See. Die Hochzeit ist geplatzt, obwohl Charly dem Auto nachspringt. In der zweiten Szene wird Jung-Charly der «Samen gestohlen» – von zwei als Fans getarnten, durchtriebenen deutschen Lesben mit Kinderwunsch. Dies führt im Film dann dazu, dass der alte Charly plötzlich von seiner unbekannten Enkelin besucht wird. Eigene Stimme durchgesetzt «Die Rolle habe ich wohl hauptsächlich wegen meiner Locken bekommen», sagt Trafelet. «Es brauchte primär jemanden, der den jungen Christian Kohlund äusserlich glaubwürdig verkörpern kann.» Auch über die passende Stimme hatte sich Trafelet Gedanken gemacht. «Ich war im Tourismusbüro in Wildhaus und habe dort recherchiert und den Dialekt geübt. Als ich dann Christian Kohlund erstmals vor der Kamera beobachtet habe, sprach er jedoch in einem Mix aus Basler und Zürcher Dialekt – mein Geübe war völlig unnötig.» Hinzu kam, so Trafelet, dass seine Stimme zuerst hätte synchronisiert werden sollen. «Ich habe beim Dreh dann meinem Stimmausdruck viel Bedeutung beigemessen, und das hat sich gelohnt. Im Film ist Kristian Trafelet steht erstmals als Schauspieler vor der Kamera einer grösseren Produktion. Der 32-Jährige verfolgt nach dem Ausscheiden bei Zapzarap verschiedene Berufsrichtungen. «Als Schauspieler gebe ich mir zwei Jahre, dann muss ich im Filmgeschäft Fuss gefasst haben», so Trafelet. Geld verdient er damit bereits ordentlich, hat er doch neben der Rolle in «Charlys Comeback» auch im Schweizer Film «Käserei Goldingen» gespielt. Dazu wirkt er aktuell in einer Mediamarkt-Werbung neben dem Schauspieler Walter Andreas Müller. «Für den Charly-Film gabs insgesamt ungefähr 4000 Franken, für die Werbung 5000 Franken pauschal.» Daneben arbeitet Kristian Trafelet an einem Drehbuch für einen Spielfilm, amtet als Regisseur für zwei Schultheateraufführungen in der Wetziker RudolfSteiner-Schule und hat ein fertiges Bühnenstück im Kopf. «Ich quelle fast über mit Kreativität. Das muss ich nutzen.» Der Film «Charlys Comeback» wird am Sonntag, 19. Dezember, um 20.05 Uhr auf SF 1 ausgestrahlt. Uster Tim Krohn las in der «Ménage à trois»-Reihe im Café zum Hut Seegräben Vollmondkonzerte in der Kirche Mit Sprache, Saxofon und Cello Musik für Mondfühlige Die Lesung mit musikalischer Begleitung verdichtete sich im Café zum Hut mit zunehmender Dauer zu einem Gesamtkunstwerk. Der Komponist Hanspeter Krüsi spielt bei vollem Mond New-Age-, Rock- und House-Musik. Die Klänge auf der Gitarre und dem Piano folgen dabei den sieben Grundfarben. Renato Bagattini War das jetzt Poesie und Musik? Oder nur Musik? Oder gar nur Poesie. Es ist alleine eine Frage des Standpunkts, wie jemand den Auftritt von Tim Krohn und den beiden Musikern Ekkehard Sassenhausen (diverse Saxofone) und Bernhard Göttert (Cello) am letzten Dienstag einstufen will. Krohn, der bekannte Schreiber, 1965 im deutschen Wiedenbrück zur Welt gekommen und seit 1966 in der Schweiz lebend, hatte für die Ustermer Lesung seinen ersten Roman «Der Schwan in Stücken», erschienen 1994 im AmmannVerlag, mitgenommen. Diese Erzählung ist eine Ansammlung von kleinen Geschichten, von Ansichten, die mit viel Fantasie angereichert werden und somit eine bisweilen absurde oder groteske Note enthalten. Zubereitung eines Wals Erzählt wird beispielsweise, wie Kommissare in ihrem Wesen sind oder Köche oder das Servierpersonal. Beschrieben wird andernorts eine frische Niere, oder der Autor umreisst, wie ein Walfisch fachgerecht zubereitet wird, was so endet: «Schliesslich sollten Sie darauf achten, dass die Platte, auf der der Wal serviert wird, nicht zu stark geschmückt ist. Ein kleines Meer von Petersilie, einige kleinere, bunt schillernde Fische und, in zwangloser Anordnung, einige wie zufällig verstreute Kirchengesangsbücher tun dem ästhetischen Auge des gebildeten Betrachters Genüge.» ZO/AvU Seite: 29 Autor und Sprachakrobat Tim Krohn im Café zum Hut. (bag) In den siebziger Jahren zeigte der Musiker René Bardet, wie sich Texte und Musik so verweben lassen, dass Ersterer eine ganz neue Aura bekommt. Bardets Aufnahmen mit Texten von Heinrich Heine, Pablo Neruda oder François Villon sind kulturelle Meilensteine. Die «Hut»-Kapelle Sassenhausen/ Göttert versteht sich eben in diesem Geist und gibt Krohns Sprachgewalt den rhythmischen Nährboden. Mit mal filigranen Figuren, dann wieder bodenlosen Exzessen, führten die beiden Musiker durch Kohns Perlenkette aus unendlich vielen Buchstaben. Sassenhausen zeigte sich als Meister der präzis angeordneten Töne, die schnarrend, grunzend, kurz und präzis sein können. Göttert ist der Gegenpart, einer, der Akrobatik auf seinem Instrument als etwas Normales betrachtet. Die schweiss- treibende Schwerstarbeit kam mit Leichtigkeit daher und nahm den Faden des Autors immer wieder auf und spann ihn weiter. Es gebe Leute, sagt Hanspeter Krüsi – und dazu gehöre er selbst auch –, die seien bei Vollmond emotionaler. Diesen Effekt will der Oberländer Komponist nutzen und plant daher jeweils in der Vollmondnacht eine siebenteilige Konzertreihe in der Kirche Seegräben. Ihn fasziniert die zyklische Wiederholung. Und vielleicht reagieren einige Leute bei Vollmond tatsächlich emotionaler und stellen eher die Verbindung zwischen Farben, Tönen und Melodien her als an einem ganz normalen Abend. Zum besseren Verständnis wird Hanspeter Krüsi einführend ein paar Worte zu seinen Kompositionen an den Konzertabenden sagen. Sieben Farben des Regenbogens Sieben Konzerte veranstaltet Hanspeter Krüsi, weil er in den vergangenen sieben Jahren sieben CDs rausgebracht Sprachliche Haftbarkeit hat. Sieben CDs sind entstanden, weil Die Spannung, die das Trio zu der Regenbogen sieben Grundfarben erzeugen vermochte, verdichtete sich, hat. Diese Verbindung zwischen Musik je länger die Lesung dauerte. In den - und Farbe habe er persönlich schon fulminanten Höhepunkten war Krohns immer hergestellt, sagt der 42-Jährige. Stimme nur noch fragmentarisch zu Schliesslich habe er begonnen, Stücke hören, als rhythmisches Chiffriergerät, zu den jeweiligen Farben zu schreiben, das einen unentzifferbaren Buchstaben- wobei er dabei noch tiefer geht und salat ausspuckte. Dann wieder waren Hellgrün oder beispielsweise Dunkelrot Sassenhausen/Göttert wie ein leiser unterscheidet. Wind, der den Text Krohns in die Weiten Rot sei natürlich etwas aggressiver, dieser Welt trug. So etwas bleibt haften, so Komponist Krüsi, Gelb eher in sich ohne Zweifel, ähnlich wie Krohns gekehrt. Blau wirke andererseits sehr sprachakrobatischer Roman «Quatem- ausgeglichen. Entstanden ist eine Art berkinder», dessen Sprache ein Mix aus Klangformel, die sich mittlerweile auch Hochdeutsch und Mundart ist. Psychologen, Kinesiologen oder Mas- Hanspeter Krüsi. (Archiv) seure für therapeutische Zwecke zunutze machen. Musiker auf vielen Ebenen Eine Zuteilung zu einer Musikrichtung ist mit den Kompositionen des ausgebildeten Pianisten und Gitarristen nicht möglich. «Bei den Kompositionen gibt die Farbe den Stil an, nicht das übliche Genre», sagt Krüsi. Klassik ist nicht das, was Zuhörer bei seiner Musik erwarten dürfen. Seine Kompositionen bewegten sich eher in die Richtung New Age, Rock oder House, aber klassische Elemente fänden sich auch, so Krüsi. Sein Geld verdient sich der Oberländer als Gitarrist und Pianist, den man über seine Website (www.pianist.ch) buchen kann. Ein weiteres Standbein ist seine Tätigkeit als Online-Gitarrenlehrer. Sein Ziel ist es allerdings, mehr Geld mit seinen Kompositionen – er ist in einem Komponisten-Pool einer renommierten Musikproduktionsfirma im amerikanischen Hollywood – zu verdienen. (kim) Erste Konzertdaten in der Kirche Seegräben am 21. Dezember und am 19. Januar 2011, jeweils um 20 Uhr. Alle weiteren Konzerttermine finden sich unter www.pianist.ch. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte wird erhoben.