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Regionalkultur
ZO/Av U Donnerstag, 16. Dezember 2010
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Pfäffikon Der Schauspieler Kristian Trafelet mimt in einem Schweizer Film den jungen Christian Kohlund
Nebenrolle als bumsfideler Bräutigam
Kristian Trafelet ist ein Jahr
nach seinem Ausscheiden
bei der A-cappella-Gruppe
Zapzarap bereits mehrfach im
Fernsehen zu sehen. In zwei
Jahren möchte er sich als
Schauspieler etabliert haben.
meine eigene Stimme zu hören.» Vorarbeit – wenn auch eher innerlich – war
zudem bei der Nacktszene vonnöten.
Man sieht im Film Trafelet splitternackt
von hinten, wie er aus dem See steigt.
«Die Crew sah mich natürlich auch von
vorne nackt, und das war schon gewöhnungsbedürftig», so der Schauspieler.
«Aber die Szene macht dramaturgisch
Sinn, und meine Entblössung wird
durch die gespielte Figur geschützt.»
Der Dreh habe dreimal gemacht werden
müssen, was bei einer Wassertemperatur von 16 Grad eine Herausforderung
war. «Ich wurde aber mit Wolldecken
und einem sofort hingestellten Kübel
mit warmem Wasser sehr gut betreut.»
Andreas Leisi
Kristian Trafelet ist ein Naturbursche. Meist braun gebrannt, mit lockigem Haar, etwas tollpatschig, das Lachen stets zuvorderst – «en glatte
Cheib». So gibt sich jedenfalls der
Schauspieler Kristian Trafelet in seinen
Rollen. In der Oberländer A-cappellaFormation Zapzarap mimte er bis vor
einem Jahr diesen Typ und in seiner ersten grösseren Filmrolle genauso.
Die Schweizer Produktion heisst
«Charlys Comeback» und hat reale Personen als Hintergrund. Margrit Abderhalden, die Eisprinzessin, und Karl
«Charly» Bösch, der ewige Slalom-Vierte
im legendären Ski-Weltcup-Team um
Bernhard Russi und Roland Collombin,
galten seinerzeit als «Traumpaar aus
dem Toggenburg». Der Film nun zeigt
die fiktive Rückkehr von Charly Bösch
(gespielt von Christian Kohlund) aus
den USA nach Wildhaus, wo er Margrit
(Charlotte Schwab) wiedersieht und die
alte Liebe – notabene nach diversen
Wirrungen und Irrungen – neu entflammt.
Unfall und Toiletten-Sex
Kristian Trafelet spielt den jungen
Charly Bösch und tritt hauptsächlich in
zwei Szenen auf: Auf Hochzeitsfahrt mit
gelbem VW-Käfer am Klöntalersee und
Tanz auf vielen Hochzeiten
Kristian Trafelet (rechts) bei den Dreharbeiten zum Schweizer Film «Charlys Comeback» im Klöntal. (ü)
bei einem Hüttenfest, an dem er sich zu
Toiletten-Sex verführen lässt. Der tollpatschige junge Charly versäumt es, bei
der vermeintlichen Fahrt ins Glück bei
einem Fotostopp die Handbremse zu
ziehen, und das Auto stürzt in den See.
Die Hochzeit ist geplatzt, obwohl Charly
dem Auto nachspringt. In der zweiten
Szene wird Jung-Charly der «Samen gestohlen» – von zwei als Fans getarnten,
durchtriebenen deutschen Lesben mit
Kinderwunsch. Dies führt im Film dann
dazu, dass der alte Charly plötzlich von
seiner unbekannten Enkelin besucht
wird.
Eigene Stimme durchgesetzt
«Die Rolle habe ich wohl hauptsächlich wegen meiner Locken bekommen»,
sagt Trafelet. «Es brauchte primär jemanden, der den jungen Christian Kohlund äusserlich glaubwürdig verkörpern
kann.» Auch über die passende Stimme
hatte sich Trafelet Gedanken gemacht.
«Ich war im Tourismusbüro in Wildhaus
und habe dort recherchiert und den Dialekt geübt. Als ich dann Christian Kohlund erstmals vor der Kamera beobachtet habe, sprach er jedoch in einem Mix
aus Basler und Zürcher Dialekt – mein
Geübe war völlig unnötig.» Hinzu kam,
so Trafelet, dass seine Stimme zuerst
hätte synchronisiert werden sollen. «Ich
habe beim Dreh dann meinem Stimmausdruck viel Bedeutung beigemessen,
und das hat sich gelohnt. Im Film ist
Kristian Trafelet steht erstmals als
Schauspieler vor der Kamera einer grösseren Produktion. Der 32-Jährige verfolgt nach dem Ausscheiden bei Zapzarap verschiedene Berufsrichtungen. «Als
Schauspieler gebe ich mir zwei Jahre,
dann muss ich im Filmgeschäft Fuss gefasst haben», so Trafelet. Geld verdient
er damit bereits ordentlich, hat er doch
neben der Rolle in «Charlys Comeback»
auch im Schweizer Film «Käserei Goldingen» gespielt. Dazu wirkt er aktuell
in einer Mediamarkt-Werbung neben
dem Schauspieler Walter Andreas Müller. «Für den Charly-Film gabs insgesamt ungefähr 4000 Franken, für die
Werbung 5000 Franken pauschal.»
Daneben arbeitet Kristian Trafelet an
einem Drehbuch für einen Spielfilm,
amtet als Regisseur für zwei Schultheateraufführungen in der Wetziker RudolfSteiner-Schule und hat ein fertiges Bühnenstück im Kopf. «Ich quelle fast über
mit Kreativität. Das muss ich nutzen.»
Der Film «Charlys Comeback» wird am Sonntag,
19. Dezember, um 20.05 Uhr auf SF 1 ausgestrahlt.
Uster Tim Krohn las in der «Ménage à trois»-Reihe im Café zum Hut
Seegräben Vollmondkonzerte in der Kirche
Mit Sprache, Saxofon und Cello
Musik für Mondfühlige
Die Lesung mit musikalischer
Begleitung verdichtete sich
im Café zum Hut
mit zunehmender Dauer
zu einem Gesamtkunstwerk.
Der Komponist Hanspeter
Krüsi spielt bei vollem Mond
New-Age-, Rock- und
House-Musik. Die Klänge
auf der Gitarre und
dem Piano folgen dabei
den sieben Grundfarben.
Renato Bagattini
War das jetzt Poesie und Musik?
Oder nur Musik? Oder gar nur Poesie. Es
ist alleine eine Frage des Standpunkts,
wie jemand den Auftritt von Tim Krohn
und den beiden Musikern Ekkehard
Sassenhausen (diverse Saxofone) und
Bernhard Göttert (Cello) am letzten
Dienstag einstufen will.
Krohn, der bekannte Schreiber, 1965
im deutschen Wiedenbrück zur Welt gekommen und seit 1966 in der Schweiz
lebend, hatte für die Ustermer Lesung
seinen ersten Roman «Der Schwan in
Stücken», erschienen 1994 im AmmannVerlag, mitgenommen. Diese Erzählung
ist eine Ansammlung von kleinen Geschichten, von Ansichten, die mit viel
Fantasie angereichert werden und somit
eine bisweilen absurde oder groteske
Note enthalten.
Zubereitung eines Wals
Erzählt wird beispielsweise, wie
Kommissare in ihrem Wesen sind oder
Köche oder das Servierpersonal. Beschrieben wird andernorts eine frische
Niere, oder der Autor umreisst, wie ein
Walfisch fachgerecht zubereitet wird,
was so endet: «Schliesslich sollten Sie
darauf achten, dass die Platte, auf der
der Wal serviert wird, nicht zu stark
geschmückt ist. Ein kleines Meer von
Petersilie, einige kleinere, bunt schillernde Fische und, in zwangloser Anordnung, einige wie zufällig verstreute
Kirchengesangsbücher tun dem ästhetischen Auge des gebildeten Betrachters
Genüge.»
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Autor und Sprachakrobat Tim Krohn im Café zum Hut. (bag)
In den siebziger Jahren zeigte der
Musiker René Bardet, wie sich Texte und
Musik so verweben lassen, dass Ersterer
eine ganz neue Aura bekommt. Bardets
Aufnahmen mit Texten von Heinrich
Heine, Pablo Neruda oder François Villon sind kulturelle Meilensteine.
Die «Hut»-Kapelle Sassenhausen/
Göttert versteht sich eben in diesem
Geist und gibt Krohns Sprachgewalt den
rhythmischen Nährboden. Mit mal filigranen Figuren, dann wieder bodenlosen Exzessen, führten die beiden
Musiker durch Kohns Perlenkette aus
unendlich vielen Buchstaben. Sassenhausen zeigte sich als Meister der präzis
angeordneten Töne, die schnarrend,
grunzend, kurz und präzis sein können.
Göttert ist der Gegenpart, einer, der
Akrobatik auf seinem Instrument als etwas Normales betrachtet. Die schweiss-
treibende Schwerstarbeit kam mit Leichtigkeit daher und nahm den Faden des
Autors immer wieder auf und spann ihn
weiter.
Es gebe Leute, sagt Hanspeter Krüsi
– und dazu gehöre er selbst auch –, die
seien bei Vollmond emotionaler. Diesen
Effekt will der Oberländer Komponist
nutzen und plant daher jeweils in der
Vollmondnacht eine siebenteilige Konzertreihe in der Kirche Seegräben.
Ihn fasziniert die zyklische Wiederholung. Und vielleicht reagieren einige
Leute bei Vollmond tatsächlich emotionaler und stellen eher die Verbindung
zwischen Farben, Tönen und Melodien
her als an einem ganz normalen Abend.
Zum besseren Verständnis wird Hanspeter Krüsi einführend ein paar Worte
zu seinen Kompositionen an den Konzertabenden sagen.
Sieben Farben des Regenbogens
Sieben Konzerte veranstaltet Hanspeter Krüsi, weil er in den vergangenen
sieben Jahren sieben CDs rausgebracht
Sprachliche Haftbarkeit
hat. Sieben CDs sind entstanden, weil
Die Spannung, die das Trio zu der Regenbogen sieben Grundfarben
erzeugen vermochte, verdichtete sich, hat. Diese Verbindung zwischen Musik
je länger die Lesung dauerte. In den - und Farbe habe er persönlich schon
fulminanten Höhepunkten war Krohns immer hergestellt, sagt der 42-Jährige.
Stimme nur noch fragmentarisch zu Schliesslich habe er begonnen, Stücke
hören, als rhythmisches Chiffriergerät, zu den jeweiligen Farben zu schreiben,
das einen unentzifferbaren Buchstaben- wobei er dabei noch tiefer geht und
salat ausspuckte. Dann wieder waren Hellgrün oder beispielsweise Dunkelrot
Sassenhausen/Göttert wie ein leiser unterscheidet.
Wind, der den Text Krohns in die Weiten
Rot sei natürlich etwas aggressiver,
dieser Welt trug. So etwas bleibt haften, so Komponist Krüsi, Gelb eher in sich
ohne Zweifel, ähnlich wie Krohns gekehrt. Blau wirke andererseits sehr
sprachakrobatischer Roman «Quatem- ausgeglichen. Entstanden ist eine Art
berkinder», dessen Sprache ein Mix aus Klangformel, die sich mittlerweile auch
Hochdeutsch und Mundart ist.
Psychologen, Kinesiologen oder Mas-
Hanspeter Krüsi. (Archiv)
seure für therapeutische Zwecke zunutze machen.
Musiker auf vielen Ebenen
Eine Zuteilung zu einer Musikrichtung ist mit den Kompositionen des ausgebildeten Pianisten und Gitarristen
nicht möglich. «Bei den Kompositionen
gibt die Farbe den Stil an, nicht das übliche Genre», sagt Krüsi. Klassik ist nicht
das, was Zuhörer bei seiner Musik erwarten dürfen. Seine Kompositionen bewegten sich eher in die Richtung New
Age, Rock oder House, aber klassische
Elemente fänden sich auch, so Krüsi.
Sein Geld verdient sich der Oberländer als Gitarrist und Pianist, den man
über seine Website (www.pianist.ch)
buchen kann. Ein weiteres Standbein ist
seine Tätigkeit als Online-Gitarrenlehrer.
Sein Ziel ist es allerdings, mehr Geld mit
seinen Kompositionen – er ist in einem
Komponisten-Pool einer renommierten
Musikproduktionsfirma im amerikanischen Hollywood – zu verdienen. (kim)
Erste Konzertdaten in der Kirche Seegräben am
21. Dezember und am 19. Januar 2011, jeweils um
20 Uhr. Alle weiteren Konzerttermine finden
sich unter www.pianist.ch. Der Eintritt ist frei,
eine Kollekte wird erhoben.