Durmersheim 2004 - Baden
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Durmersheim 2004 - Baden
Indikatoren, Seite 1 Arbeitsgruppe Ortsentwicklung Indikatorenbericht 2004 Ist Durmersheim auf dem Weg einer nachhaltigen Entwicklung? Eine Überprüfung anhand von Indikatoren. Inhalt Seite 1. Warum Indikatoren? 2 2. Übersicht der Nachhaltigkeits-Indikatoren 3 3. Indikatoren zur Ökologie 4 4. Indikatoren zur Ökonomie 9 5. Indikatoren zu Gesellschaft / Soziales 12 6. Indikatoren zu Partizipation 16 7. Information zur Entstehung dieses Berichts 19 und zu seiner Fortschreibung Indikatoren, Seite 2 1. Warum Indikatoren? „Es müssen Indikatoren für nachhaltige Entwicklung entwickelt werden, um eine solide Grundlage für Entscheidungen auf allen Ebenen zu schaffen…“ fordert die Agenda 21 ein weltweites Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert in ihrem Schlusskapitel. Nachhaltigkeitsindikatoren sind Kenngrößen für die Trendbeschreibung zentraler Problemfelder einer nachhaltigen Entwicklung. Zu einer nachhaltigen Entwicklung gehören neben der Bewahrung der Umwelt auch die Stärkung des sozialen Zusammenhalts und wirtschaftlich die Befriedigung materieller Bedürfnisse. Hinzu kommt in der Lokalen Agenda 21 die Beteiligung der Bürger. Für diese vier Bereiche einer nachhaltigen Entwicklung - Ökologie, - Ökonomie, - Gesellschaft / Soziales und - Partizipation werden im Folgenden Indikatoren als Kennzahlen in ihrer zeitlichen Entwicklung für unsere Gemeinde Durmersheim abgebildet. Damit kann unsere Gemeinde die Grundlagen ihrer Politik überprüfen, diskutieren und verbessern. Indikatoren verdeutlichen Defizite, Handlungsbedarf und Verbesserungsmöglichkeiten. Sie zeigen besonders durch die Zeitreihen der Kennzahlen Erfolge und Fortschritte auf. Sie ermöglichen eine Auseinandersetzung mit der örtlichen Entwicklung und Zukunftsgestaltung. Hierzu laden wir die Verwaltung, den Gemeinderat und alle interessierten Bürger unserer Gemeinde ein! Die folgenden Indikatoren bilanzieren die nachhaltige Entwicklung in unserer Gemeinde Durmersheim und schaffen die Entscheidungsgrundlage, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Indikatoren, Seite 3 2. Übersicht der Nachhaltigkeits-Indikatoren Ökologie Geringe Abfallmengen (A1) Siedlungsabfälle in kg pro Einwohner Möglichst schonender Umgang mit nicht erneuerbaren Ressourcen (A3) Bodenfläche nach Nutzungsarten in Prozent der Gesamtfläche Möglichst geringe Entnahme erneuerbarer Ressourcen (A4) Wasserverbrauch der privaten Haushalte in Liter pro Einwohner und Tag Umwelt- und sozialverträgliche Mobilität (A6) Anzahl der Pkw pro 1000 Einwohner Ökonomie Gleichmäßige Verteilung von Arbeit (B1) Arbeitslosenquote differenziert nach Frauen und Männern Ausgeglichene Wirtschaftsstruktur (B3) Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen Gesunde Struktur der öffentlichen Haushalte (B5) Kommunale Schulden je Einwohner in Euro Gesellschaft / Soziales Gerechte Verteilung von Einkommen und Vermögen (C1) Zahl der Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt je 1000 Einwohner Hohes Niveau von Aus- und Weiterbildung (C2) Anteil der Ausbildungsverhältnisse je 1000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Ausgewogene Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur (C3) Zahl der Zu- und Fortzüge pro 1000 Einwohner und Wanderungssaldo Hohes Sicherheitsniveau (C6) Bekannt gewordene Straftaten je 1000 Einwohner Partizipation Hohes demokratisches Engagement (D2) Wahlbeteiligung bei Wahlen zum Kommunalparlament Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben (D4) Anteil der Frauen im Kommunalparlament Verbesserung der Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen (D5) Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit in Prozent des kommunalen Haushalts Indikatoren, Seite 4 3. Indikatoren zur Ökologie A1, A3, A4 und A6 A1) Siedlungsabfälle in kg pro Einwohner Definition des Indikators: Zu den Siedlungsabfällen gehören Haus- und Sperrmüll einschließlich hausmüllähnlicher Gewerbeabfälle, ferner Grün- und Bioabfälle, Wertstoffe aus kommunalen Wertstoffsammlungen sowie Fäkalien, Rückstände aus der Kanalisation, Wasserreinigungsschlämme aus öffentlichen Anlagen und kommunale Klärschlämme. Produktionsabfälle und Sondermüll zählen ebenso wenig zu den Siedlungsabfällen wie Bodenaushub, Bauschutt oder Straßenaufbruch. Zielsetzung: Eine möglichst niedrige Abfallmenge spricht für eine besonders nachhaltige Wirtschaft. Die Stoffströme sind gering, der mit der Entsorgung der Abfälle verbundene Energieaufwand ist niedrig, der endgültige Verbrauch natürlicher Ressourcen ebenfalls. Abfälle Landkreis RA 1200 Abfälle in kg pro Einwohner 1000 800 Sonstige Problemstoffe 2) Sonstige Abfälle 600 Gewerbe-, Baustellenabfälle 400 Bio- und Grünabfälle Wertstoffe sortenrein erfasst und Wertstoffgemische Haus- und Sperrmüll 200 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Jahr Kommunale Sied- Haus- und Wertstoffe sortenBio- und Gewerbe-, Baustel- Sonstige lungsabfälle ins- Sperrmüll rein erfasst und Grünabfälle lenabfälle Abfälle gesamt Wertstoffgemische 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 988 915 820 863 786 721 640 592 605 508 866 599 538 612 242 220 216 213 196 184 121 105 108 103 112 111 113 109 207 262 226 230 214 183 197 201 220 155 161 159 163 161 24 5 25 94 85 94 154 183 194 193 218 175 187 133 321 258 193 165 125 106 106 76 69 52 46 35 33 31 194 169 160 161 165 155 62 28 14 4 327 117 40 177 Bewertung für Landkreis Rastatt: Wir begrüßen die sortenreine Erfassung von Wertstoffen. Der Landkreis RA liegt im Landesdurchschnitt. Anzustreben ist eine Verringerung des Abfallaufkommens auf 500 kg pro Einwohner pro Jahr. Der Peak bei „Sonstige Abfälle“ im Jahr 2000 entstand durch den Orkan „Lothar“. Indikatoren, Seite 5 A3) Bodenfläche nach Nutzungsarten in Prozent der Gesamtfläche Definition des Indikators: Die laufenden Flächenerhebungen der Statistischen Landesämter weisen unter anderem die folgenden wichtigsten Kategorien aus: Die Siedlungs- und Verkehrsfläche setzt sich zusammen aus Gebäudeflächen und unbebauten Freiflächen, die den Zwecken der Gebäude untergeordnet sind, den Betriebsflächen, die überwiegend gewerblich oder industriell genutzt werden, den Erholungsflächen, etwa Sportplätzen, und den unbebauten, aber versiegelten Flächen, die dem Straßen-, Schienen- und Luftverkehr dienen. Landwirtschaftliche Flächen werden für Ackerbau, Wiesen- oder Weidewirtschaft, Garten- oder Weinbau genutzt. Als natürliche Flächen werden Wasser- und Waldflächen getrennt ausgewiesen. Unter Flächen anderer Nutzung werden Übungsgelände, Lärmschutzwälle, Friedhöfe und das sogenannte Unland Zusammengefasst. Zielsetzung: Dass Menschen zum Wohnen und Arbeiten Häuser brauchen und Straßen, Wege und Plätze, um von einem Ort zum anderen zu kommen, ist unbestritten. Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche einer Region kann nicht unter einen bestimmten Prozentsatz fallen, sonst können die Menschen, die in dieser Region leben, ihre Grundbedürfnisse nicht angemessen befriedigen. Aber wenn dieser Anteil über einen bestimmten Prozentsatz steigt, kommt die Natur immer weniger zu ihrem Recht und das wirkt sich wiederum negativ auf die Lebensqualität aus. Ein steigender Flächenverbrauch ist oft ein Ausdruck dafür, die „Kosten des Fortschritts“ nicht zu bezahlen, und sie kommenden Generationen zu überlassen. Durmersheim 1989 1993 1997 2001 Versiegelt 7,4% 0,6% 0,5% 3,7% 46,3% 40,2% 0,3% 1% 12,2% 8,4% 0,4% 0,6% 3,8% 43,9% 40,2% 1,5% 1,3% 13,2% 8,3% 0,4% 0,7% 3,9% 43,6% 40,2% 1,5% 1,3% 13,3% 8,4% 0,6% 0,7% 4% 43,8% 40,2% 1,5% 0,7% 13,7% Gesamtfläche (100 %) 2616 ha 2615 ha 2615 ha 2615 ha Gebäude und Freiflächen Betriebsflächen Erholungsfläche Verkehrsfläche Landwirtschaftsfläche Waldfläche Wasserfläche andere Nutzung Baden-Württemberg Gebäude und Freiflächen Betriebsflächen Erholungsfläche Verkehrsfläche Landwirtschaftsfläche Waldfläche Wasserfläche andere Nutzung Versiegelt Gesamtfläche (100 %) 1989 1993 1997 2001 6,1% 0,3% 0,5% 5% 49,1% 37% 0,9% 1% 11,9% 6,3% 0,3% 0,6% 5,2% 48,2% 37,6% 0,9% 0,9% 12,4% 6,6% 0,3% 0,6% 5,2% 47,5% 37,8% 1% 0,9% 12,7% 7% 0,3% 0,7% 5,3% 46,8% 38% 1% 0,9% 13,3% 3574153 ha 3574183 ha 3574191 3575130 ha ha Zunahme der Flächenversiegelung 1989 1993 1997 2001 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 114% 67% 120% 103% 95% 100% 500% 130% 108% 112% 67% 140% 105% 94% 100% 500% 130% 109% 114% 100% 140% 108% 95% 100% 500% 70% 112% Zunahme der Flächenversiegelung 1989 1993 1997 2001 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 100% 103% 100% 120% 104% 98% 102% 100% 90% 104% 108% 100% 120% 104% 97% 102% 111% 90% 107% 115% 100% 140% 106% 95% 103% 111% 90% 112% Indikatoren, Seite 6 %-Anteil an der Gesamtfläche Flächennutzung 20 Waldfläche 18 Landwirtschaftsfläche 16 Wasserfläche 14 andere Nutzung 12 Erholungsfläche 10 8 Verkehrsfläche 6 Betriebsflächen 4 Gebäude und Freiflächen 2 0 1989 1993 1997 2001 Bewertung für Durmersheim: Zwischen 1989 und 2001 nahm der Anteil der versiegelten Fläche in Durmersheim von 12,2% auf 13,7 % zu. Das entspricht einer Fläche von 39 Fußballfeldern. Diese Zunahme liegt im Landesdurchschnitt, in dem zwischen 1989 und 2001 die versiegelte Fläche um 12 % zugenommen hat. Nach der nächsten Veröffentlichung der Flächenanteile ist zu überprüfen, inwieweit der Flächenverbrauch in Durmersheim durch die Ausweisung der Neubaugebiete im Tiefgestade zugenommen hat. Wir empfehlen künftig vermehrt Baulücken zu schließen und die jetzt vorhandene Siedlungsfläche so umweltverträglich wie möglich zu nutzen. Der Umweltplan der Landesregierung Baden-Württembergs enthält folgende Zielsetzung für den Flächenverbrauch: Eine dauerhaft umweltgerechte Flächennutzung erfordert, ausreichend Freiflächen im Land zu erhalten. Dazu strebt das Land an, zur langfristigen Sicherung von Entwicklungsmöglichkeiten die Inanspruchnahme bislang unbebauter Flächen für Siedlungsund Verkehrszwecke bis 2010 deutlich zurückzuführen. (Zuwachsrate an Siedlungs- und Verkehrsflächen derzeit 4000 ha/Jahr) Indikatoren, Seite 7 A4) Wasserverbrauch der privaten Haushalte in Liter pro Einwohner und Tag Definition des Indikators: Erfasst wird hier der spezifische Wasserbedarf in Liter je Einwohner und Tag. Inder Statistik ist der Verbrauch von Haushalten, Kleingewerbe und Dienstleistungsunternehmen enthalten, nicht aber der Verbrauch von öffentlichen Einrichtungen und von Industriebetrieben. Wasserverbrauch Wasserverbrauch Liter pro Einwohner und Tag 160 140 120 100 80 60 Land 40 Durmersheim 20 0 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Bewertung für Durmersheim: Der Wasserverbrauch der privaten Haushalte hat in Durmersheim im Vergleich zum Landesdurchschnitt erheblich abgenommen. Es zeigt sich z.B. der Erfolg der zunehmenden Regenwassernutzung für die Gartenbewässerung. Indikatoren, Seite 8 A6) Anzahl der Pkw pro 1000 Einwohner Definition des Indikators: Erfasst wird der Bestand der Pkw, wobei nicht zwischen angemeldeten und vorübergehend stillgelegten Fahrzeugen unterschieden wird. Zielsetzung: Die Entwicklung im motorisierten Individualverkehr der letzten Jahrzehnte kann nicht als nachhaltig bezeichnet werden. Es gibt kaum ein anderes Techniksystem, das in so vielen Bereichen Schäden anrichtet. Doch ist es auch nicht hilfreich, das Auto pauschal zu verteufeln. Ziele müssen regional und lokal angepasst formuliert werden, da sich geografische Gegebenheiten, die örtliche Infrastruktur und nicht zuletzt die Siedlungsdichte erheblich unterscheiden. Generell kann jedoch eine Zielhierarchie formuliert werden: Überflüssige Fahrten sollten vermieden werden, die restlichen Verkehrsleistungen sollten so weit wie möglich auf den Öffentlichen Personenverkehr, auf Fahrräder oder die eigenen Füße verlagert werden. PKW pro 1000 Kopf der Bevölkerung 750 700 650 600 Land 550 Durmersheim 500 450 400 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Bewertung für Durmersheim: Im Jahr 2003 gibt es pro 1000 Einwohner 615 PKW. Zwischen 1995 und 2003 ist diese Zahl um 2,8 % gestiegen. Ziel ist eine nicht mehr ansteigende PKW-Dichte in Durmersheim. Indikatoren, Seite 9 4. Indikatoren zur Ökonomie B1, B3 und B5 B1) Arbeitslosenquote differenziert nach Frauen und Männern Zielsetzung: Eine hohe Arbeitslosigkeit verändert die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse einer Region entscheidend. Mit Arbeitslosigkeit sind oft auch psychosoziale Probleme verbunden. Während von Mitte der fünfziger bis Ende der sechziger Jahre die Jahr Arbeitslose in Durmersheim Arbeitslosenquote bundesweit deutlich unter 2% lag, hat sie sich seit Mitte der siebziger insgesamt männlich weiblich Jahre kontinuierlich nach oben entwickelt. Als Ziel wäre für eine nachhaltige Gesell176 106 70 1992 schaft anzustreben, dass jeder Erwerbswilli244 145 99 1993 ge Zugang zu einem Arbeitsplatz gemäß 276 181 95 1994 seiner Qualifikation hat. Frauen und Männer 320 197 123 1995 sollten von Arbeitslosigkeit, sofern sie über357 223 134 1996 haupt auftritt, gleichermaßen betroffen sein. 382 235 147 1997 Bewertung für Durmersheim: 355 200 155 1998 Die Arbeitslosenzahl ist eine Größe, die 326 188 138 1999 durch lokale Maßnahmen in Durmersheim 258 135 123 2000 nur sehr wenig beeinflusst werden kann. Die 263 137 126 2001 Zahl entwickelt sich im Landestrend. 287 164 123 2002 2003 2004 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 363 347 209 186 Insgesamt männlich 244 276 320 357 382 355 326 258 263 287 363 347 154 161 59,4% 65,6% 61,6% 62,5% 61,5% 56,3% 57,7% 52,3% 52,1% 57,1% 57,6% 53,6% Langzeitarbeitslose 20,1% 25% 27,2% 24,4% 33,8% 34,6% 34,4% 34,9% 29,7% 21,3% 21,2% 32,3% unter 25jährige 18,9% 16,7% 15,3% 13,2% 8,4% 7% 6,4% 6,2% 9,1% 10,1% 10,2% 10,7% Entwicklung Arbeitslosenzahl seit 1990 240% 220% 1992 = 100% 200% 180% 160% 140% Durmersheim 120% Land 100% 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 Ausländer 17,6% 18,8% 20,6% 22,7% 20,4% 17,2% 15,6% 15,5% 12,2% 12,2% 11,3% 13,8% Indikatoren, Seite 10 B3) Anteil der versicherungspflichtig Beschäftigten nach Wirtschaftsbereichen Zielsetzung: 1998 arbeiteten in Deutschland von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 1,4% im primären Sektor, 38,8% im sekundären Sektor und 59,8% im tertiären Sektor. In einer nachhaltigen Gesellschaft sollte jedoch versucht werden, den tertiären Sektor nicht zu Lasten des primären und sekundären Sektors zu stärken, sondern auf eine harmonische Entwicklung der drei Sektoren zu achten. Je weniger sich eine Region nur auf den Ausbau von Dienstleistungsbereichen konzentriert und stattdessen ein Gleichgewicht zwischen sekundärem und tertiären Sektor zu erzielen versucht, ohne den primären Sektor zu vernachlässigen, desto geringer ist künftig deren wirtschaftliche Anfälligkeit. Durmersheim Jahr primärer Sektor sekundärer Sektor Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,8% 1% 0,5% 0,5% 0,6% 1999 2000 2001 2002 2003 tertiärer Sektor Verarbeitendes Gewerbe, Handel, Gastgewerbe, Energiewirtschaft, Wasser- Verkehr und Nachrichtenversorgung, Baugewerbe übermittlung, Kreditinstitute, sonstige Dienstleistungen 40,3% 41,7% 41,5% 40,7% 37,6% 58,8% 57,3% 58% 58,8% 61,9% Beschäftigte nach Bereichen 100 90 80 Anteil in % 70 60 primärer Sektor 50 sekundärer Sektor tertiärer Sektor 40 30 20 10 0 1999 2000 2001 2002 2003 Bewertung für Durmersheim: Die Zahl der Beschäftigen im tertiären Sektor nimmt zu. Dieser Trend ist auch im gesamten Bundesland Baden-Württemberg zu beobachten. Die Zahl der Beschäftigten im primären und sekundären Sektor geht zurück. Der Prozentsatz des Beschäftigens im tertiären Sektor ist in Durmersheim um 5% höher als der Landeswert in Baden-Württemberg. Indikatoren, Seite 11 B5) Kommunale Schulden je Einwohner in Euro Zielsetzung: Die kommunalen Schulden werden künftige Generationen belasten. Bei einer steigenden Schuldenbelastung der Einwohner kann dies letztlich dazu führen, dass die Kommunen als Folge der wachsenden Zinszahlungen weniger Handlungsspielräume haben, um beispielsweise Sozialleistungen zu gewähren und umweltpolitische Maßnahmen durchzuführen. Der Abbau bestehender Schulden ist mittelfristig von großer Bedeutung. Bei der Bewertung der Schulden sollte aber auch beachtet werden, wofür die aufgenommenen Kredite in der Vergangenheit verwendet wurden, und ob es sich bei den getätigten Ausgaben um Investitionen im Sinne der Nachhaltigkeit handelt. Schulden je Einwohner in € 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Durmersheim 347 310 345 413 380 348 332 422 383 341 304 266 239 Kommunen in Baden-Würt. 685 693 717 715 714 700 660 618 604 578 608 553 563 Kommunale Schulden 800 € 600 € 500 € Land 400 € Durmersheim 300 € 200 € 100 € 03 20 01 00 02 20 20 20 99 19 97 96 98 19 19 19 94 93 95 19 19 19 92 19 19 91 € 90 - 19 Schulden pro Einwohner in € 700 € Bewertung für Durmersheim: Durmersheim hat eine im Landesvergleich sehr niedrige Pro-Kopf-Verschuldung. In den letzten Jahren hat sie dieser Indikator besser als der Landesdurchschnitt entwickelt. Es gibt Beteiligungen der Gemeinde z.B. am Abwasserzweckverband, die die effektive Schuldenlast erhöhen. Indikatoren, Seite 12 5. Indikatoren zu Gesellschaft / Soziales C1, C2, C3 und C6 C1) Zahl der Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt je 1000 Einwohner Zielsetzung: Durch die Einführung der Pflegeversicherung am 1. April 1995 hat sich die Zahl der Sozialhilfeempfänger zunächst erheblich reduziert. , doch seitdem steigt sie wieder kontinuierlich an. Während 1997 von 1000 Einwohnern in Deutschland 35 Personen Sozialhilfe bekamen, waren es bei den unter 18jährigen mit 68 je 1000 Einwohner fast doppelt so viel. Eine steigende Zahl von Sozialhilfeempfängern, vor allem von Kindern und Jugendlichen, kann nicht nur die soziale Stabilität gefährden, sondern auch den Handlungsspielraum der Kommunen beeinträchtigen. Daneben korreliert die Zahl der Sozialhilfeempfänger häufig mit der Entwicklung und Dauer von Arbeitslosigkeit: Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit des Bezugs von Sozialhilfe. Empfänger laufd. Hilfe zum Lebensunterhalt 30 Zahl pro 1000 Einwohner 25 20 Durmersheim 15 Land BW 10 5 0 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Bewertung für Durmersheim: Durmersheim hat im Vergleich zum Landesdurchschnitt einen geringen Anteil von Sozialhilfeempfängern. Indikatoren, Seite 13 C2) Anteil der Ausbildungsverhältnisse je 1000 versicherungspflichtig Beschäftigte Zielsetzung: Durch die ständig steigenden und sich stetig wandelnden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt wird die Bedeutung der beruflichen Qualifikation in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Gerade Jugendliche ohne eine entsprechende schulische und berufliche Ausbildung werden dann wesentlich größere Schwierigkeiten haben, sich auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen. Eine gute berufliche Ausbildung wird mit Blick auf diese Entwicklung immer wichtiger, denn in Zukunft werden die Erwerbstätigen mehr und mehr lebenslang lernen müssen, um die sich ständig ändernden Anforderungen der Erwerbsgesellschaft erfüllen zu können. In Deutschland kamen 1997 auf 1000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 60 Auszubildende. Auszubildende Auszubildende je 1000 Beschäftigte 80 70 60 50 40 Land Durmersheim 30 20 10 19 90 19 91 19 92 19 93 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 0 Bewertung für Durmersheim: Die Zahl der Auszubildenden in Durmersheim pendelt um den Landesdurchschnitt. Anzustreben ist ein Wert über dem Landesdurchschnitt. Dies kann erreicht werden durch 1) Mehr Betriebe (Handwerk etc), 2) Eine höhere Bereitschaft der Betriebe Ausbildungsplätze zu schaffen. Indikatoren, Seite 14 C3) Zahl der Zu- und Fortzüge pro 1000 Einwohner und Wanderungssaldo Definition des Indikators: Erfasst werden die Anzahl der Menschen, die im Bezugsjahr durch Umzug in die Kommune zuziehen sowie die Zahl der Menschen, die die Kommune durch Umzug verlassen. Die Differenz ergibt den Wanderungssaldo. Zielsetzung: Eine hohe Zahl von Fortzügen spricht für eine abnehmende Attraktivität der Region im Vergleich zu anderen Regionen. Umgekehrt bedeutet eine hohe Zahl von Zuzügen auf eine zunehmende Attraktivität der Region im Vergleich zu anderen hin. Ein bestimmter Wanderungssaldo kann sich dabei sowohl als Ergebnis einer hohen wie einer niedrigen Fluktuation ergeben. Eine Beurteilung des Wanderungssaldos hängt daher von den jeweiligen regionalen Gegebenheiten ab. Sehr hohe Salden – positiv oder negativ – können dagegen als Indikator für Problemkonstellationen gewertet werden. Jahr Zuzüge 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 73 68 97 70 66 63 66 80 80 77 71 60 67 64 Fortzüge Wanderungssaldo pro 1.000 Einwohner 60 13,2 54 14,6 72 25 83 -13 75 -9,5 65 -2,9 64 1,8 78 2,1 64 16 63 14,2 66 5,2 60 -0,4 62 4,7 62 1,3 30 Wanderungssaldo je 1000 Einwohner 25 Durmersheim Land 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Bewertung für Durmersheim: In der überwiegenden Zahl der Jahre ist der Wanderungssaldo von Durmersheim positiv. Dies hängt mit der guten Schulsituation und der Erschließung von Baugebieten zusammen. Indikatoren, Seite 15 C6) Bekannt gewordene Straftaten je 1000 Einwohner Definition des Indikators: Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) registriert alle von der Polizei bearbeiteten rechtswidrigen Taten einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche, die im Zuständigkeitsbereich der Polizei begangen werden. In der PKS sind jedoch Staatsschutz-, Steuer- und reine Verkehrsdelikte nicht enthalten. Zielsetzung: Häufig beruhen Straftaten auf sozialen Problemen, die wiederum ihre Ursache in wirtschaftlichen Veränderungen haben können. Wachsende Armut und negative Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sind hier ebenso zu nennen wie mangelnde Zukunftsperspektiven bei Jugendlichen. Natürlich sollte das Ziel sein, die Zahl der Straftaten möglichst gering zu halten. Die Angabe eines bestimmten Zielwertes erscheint jedoch wegen der vielen Einflussfaktoren nicht sinnvoll. Eine erste Orientierung können aber die Vergleichszahlen für die Landesebene sein. Bekannt gewordene Straftaten: In Durmersheim Jahr Absolut Einwohner Je 1000 Einwohner 2000 599 11512 52,0 2001 568 11543 49,2 2002 614 11617 52,9 2003 636 11645 54,6 In Baden-Württemberg Je 1000 Einwohner 54,9 Straftaten je 1000 Einwohner 56,0 55,0 54,0 53,0 52,0 Durmersheim 51,0 50,0 49,0 48,0 47,0 46,0 2000 2001 2002 2003 Bewertung für Durmersheim: Seit dem Jahr 2000 nimmt die Zahl der Straftaten zu. Im Jahr 2003 liegen die Straftaten pro 1000 Einwohner nahe beim Landesdurchschnitt. Indikatoren, Seite 16 6. Indikatoren zu Partizipation D2, D4 und D5 D2) Wahlbeteiligung bei Wahlen zum Kommunalparlament Zielsetzung: Wenn es gelänge, Kommunalpolitik mit den Inhalten der Nachhaltigkeit und der Lokalen Agenda 21 für die Bürger so interessant zu machen, dass sich mindestens so viele Bürgerinnen und Bürger wie bei Bundestagswahlen daran beteiligen, wäre dies ein beachtlicher Erfolg und eine gute Grundlage für eine nachhaltige Kommunalpolitik. An der Bundestagswahl 1998 beteiligten sich 82,2%. Jahr 1975 1980 1984 1989 1994 1999 2004 Kommunalwahl in Durmersheim 63,1% 50,4% 54,1% 56,4% 63,7% 47,7% 48,6% Kommunalwahl in Baden-Württemberg 67,3% 62,6% 61,8% 61,4% 66,7% 53% 52% Wahlbeteiligung Kommunalwahlen 80 Wahlbeteiligung in % 70 60 50 Durmersheim 40 Land 30 20 10 0 1975 1980 1984 1989 1994 1999 2004 Bewertung für Durmersheim: Weniger als 50 % der Wahlbeteiligten haben an der letzten Gemeinderatswahl teilgenommen. Im langjährigen Vergleich folgt Durmersheim dem Landestrend bei Kommunalwahlen; jedoch ist die Wahlbeteiligung immer geringer als der Landesdurchschnitt bei Kommunalwahlen. Indikatoren, Seite 17 D4) Anteil der Frauen im Kommunalparlament Zielsetzung: Die Festlegung eines festen Zielwertes erscheint nicht sinnvoll. Unbestritten ist jedoch, dass Frauen häufig eine andere Sicht in politische Diskussionen einbringen und vor allem auch unterschiedlich von politischen Entscheidungen betroffen sind. Es ist weiterhin davon auszugehen, dass die Berücksichtigung dieser spezifischen Interessen eher sichergestellt werden kann, wenn der Anteil der Frauen in den politischen Entscheidungsgremien nicht allzu weit von ihrem Anteil an der Bevölkerung entfernt ist. Trotz steigender Tendenz sind Frauen bislang auf allen politischen Ebenen deutlich unterrepräsentiert. Bei der Wahl von 1998 wurden 207 Frauen in den Bundestag gewählt; bei einer Gesamtzahl von 669 Abgeordneten entspricht dies 31 %. BadenWürttemberg Durmersheim Sitze 1989 1994 1999 2004 Frauen Männer Sitze Frauen Anzahl Anzahl in % Anzahl in % Anzahl Anzahl in % 22 23 23 22 3 4 3 2 13,6 17,4 13 9,1 19 19 20 20 86,4 82,6 87 90,9 20156 19972 19739 19353 2667 3503 3672 4067 13,2 17,5 18,6 21 Anteil Frauen im Gemeinderat 25 Anteil in % 20 15 Durmersheim Land 10 5 0 1989 1994 1999 2004 Bewertung für Durmersheim: Der Anteil der Frauen im Gemeinderat geht zurück und liegt mittlerweile weit unter dem Landesdurchschnitt. Hier sind die Parteien gefordert, ein Engagement von Frauen im Gemeinderat zu fördern und Wahllisten entsprechend zu besetzen. Indikatoren, Seite 18 D5) Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit in Prozent des kommunalen Haushalts Definition des Indikators: Für die Berechnungen können aus dem Einzelplan 4 des Verwaltungshaushalts die Unterabschnitte 45 und 46 herangezogen werden – und soweit sinnvoll, die relevanten Posten aus dem Unterabschnitt 47. Prinzipiell nicht erfasst werden sollten Ausgaben für die Verwaltung und für Investitionen. Zielsetzung: Die Befriedigung der Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Gemeinwesen muss von der Kommune aktiv gefördert werden. Auch das Ziel, soziale Probleme und Spannungen zu vermeiden, gebietet es, diese wichtige Aufgabe angemessen und dauerhaft wahrzunehmen. Der Umfang der erforderlichen Leistungen lässt sich per se nicht als konkrete langfristige Zielvorgabe bestimmen, sondern kann über die Jahre durchaus gewissen Schwankungen unterliegen. Diese sollten sich in erster Linie an den sozialpolitischen Notwendigkeiten orientieren. Die Ausgaben auf Bundes- und Landesebene können hierbei wegen der unterschiedlichen Aufgaben keine Orientierung bieten. Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit, ohne Schulen, Verwaltung und Investitionen Jahr Kindergärten 1995 1998 2001 2003 2004 664.359 € 806.725 € 959.982 € 978.750 € 1.322.850 € Sonstiges Summe Gesamthaushalt Anteil 180.430 € 256.152 € 453.353 € 390.630 € 352.400 € 844.789 € 1.062.877 € 1.413.335 € 1.369.380 € 1.675.250 € 17.180.972 € 19.699.295 € 19.558.340 € 17.999.735 € 19.281.340 € 4,92% 5,40% 7,23% 7,61% 8,69% Ausgaben für Kindergärten und Sonstiges (Jugendzentrum etc) 10,0% % vom Gesamthaushalt 9,0% 8,0% 7,0% 6,0% 5,0% 4,0% 3,0% 2,0% 1,0% 0,0% 1995 1998 2001 2003 2004 Bewertung für Durmersheim: Im Diagramm sind die Ausgaben für die Kindergärten und das Jugendzentrum als Prozentanteil des Gesamthaushalts dargestellt. Die Zeitreihe zeigt eine gute Entwicklung für die Kinderund Jugendarbeit. Indikatoren, Seite 19 7. Information zur Entstehung dieses Berichts und zu seiner Fortschreibung Der vorliegende Indikatorenbericht basiert auf den Vorgaben des „Leitfadens zu Indikatoren im Rahmen einer Lokalen Agenda 21“. Aus diesem Leitfaden stammt auch die Nummerierung der Indikatoren. Die Mehrzahl der Indikatoren-Datenwerte für Durmersheim, den Landkreis Rastatt und für Baden-Württemberg insgesamt wurde aus dem Internet-Datenservice des Statistischen Landesamtes gewonnen. Unter der Adresse www.statisik-bw.de konnten die Daten der folgenden Indikatoren heruntergeladen werden: A1, A3, A4, A6, B1, B3, B5, C1, C2, C3 und D2. Der Indikator C6 über die Straftaten in Durmersheim wurde von der Polizeistation Durmersheim erfragt. Die Daten für die Indikatoren D4 und D5 wurden von der Gemeindeverwaltung erfragt. Dieser Indikatorenbericht 2004 wurde im Rahmen der Agenda-21-Arbeiten von Dr. Dieter Kühn und Wolfgang Stahl erstellt. Die Datenwerte der Indikatoren wurden auf der Klausurtagung der Agenda-Gruppen in Herrenalb am 1. und 2. April 2005 vorgestellt und diskutiert. Der Bericht enthält Zeitreihen über viele Jahre bis 2004 und ermöglicht so zeitliche Fortschritte und Rückschritte zu erkennen. Durch die normierte Definition der Indikatoren können auch Vergleiche mit allen Städten und Gemeinden durchgeführt werden, die solche Berichte schon vorgelegt haben. Der Indikatorenbericht für Durmersheim soll in regelmäßigen Zeitabständen aktualisiert werden. Ein Zeitabstand von 3 Jahren erscheint uns angemessen. Ist Durmersheim auf dem Weg einer nachhaltigen Entwicklung? Das Ergebnis der Überprüfung ist im vorliegenden Bericht dokumentiert.