Simultanergebnisse mit Multiplex-Tests
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Simultanergebnisse mit Multiplex-Tests
160_185_BIOsp_0208.qxd:160_185 174 11.03.2008 13:06 Uhr Seite 174 MET H ODE N & AN WE N DU NGEN Biochips Simultanergebnisse mit Multiplex-Tests CLAUDINE DONNELLY, AURORA SINCLAIR RANDOX L ABORATORIES LTD., CRUMLIN, CO. ANTRIM, UK Bis zur Einführung der Biochip-Array-Technologie (BAT) im Jahr 2002 sind diagnostische Tests einzeln durchgeführt worden, obwohl Patienten normalerweise mehrere Tests auf einmal benötigen. Randox ist dieses Problem angegangen und hat BAT zur simultanen Durchführung mehrerer Tests auf einem Biochip entwickelt. Dieser Chip benötigt nur eine geringe Menge der zu analysierenden Probe, um mehrere Tests gleichzeitig durchzuführen und ein Patientenprofil zu erstellen. Anwendungsbereiche sind Screening, Diagnose, Stadieneinteilung und Behandlungsüberwachung von Krankheiten. Biochip Array Technology is a revolutionary new technology for the simultaneous testing of multiple parameters on one biochip from one patient sample. Die Technologie ó Die Technologie basiert auf dem Prinzip kompetitiver und Sandwich-Immunoassays. Das Abfangagenz ist normalerweise ein Antikörper, kann aber auch ein Antigen sein. Ein Biochip hat eine Größe von 9 × 9 mm und besitzt 25 diskrete Testregionen. Von daher können bis zu 23 verschiedene Tests auf einem Chip fixiert werden, zwei Testregionen sind für Kontrollen reserviert. Jeder einzelne Test ist einer bestimmten Testregion zugeordnet. Die Antikörper für einen bestimmten Test sind in der entsprechenden Region richtungsorientiert kovalent gebunden. Abbildung 1 zeigt einen Sandwich-Immunoassay mit einem Antikörper als Abfangagenz. Ist der Testanalyt in der Probe vor- ˚ Abb. 1: Sandwich-Immunoassay mit einem Antikörper als Abfangagenz. handen, wird es als Antigen an die spezifischen Antikörper gebunden. Sind zum Beispiel zehn Tests auf einem Chip fixiert, so werden zehn verschiedene Analyte, sofern in der Probe vorhanden, an ihre spezifischen Antikörper in der jeweiligen Testregion gebunden. Je höher die Konzentration eines Analyts in der Probe, desto mehr Antigen wird gebunden. Mit Enzym markierte Antikörper für jeden Test befinden sich im Reagenz und binden an die Antigen-Antikörper-Komplexe. Das Enzym produziert ein chemisches Lichtsignal nach Anbindung an den Komplex. Je mehr Komplexe entstehen, desto stärker ist das Lichtsignal. Die Stärke des Lichtsignals wird dann in Analytkonzentrationen übertragen und ist direkt proportional zur Konzentration. Beim kompetitiven Immunoassay konkurrieren die zu testenden Analyte in der Patientenprobe mit strukturidentischen, enzymbeladenen Analyten im Reagenz um Anbindung an den auf dem Biochip fixierten Antikörper. Je mehr Analyt in der Patientenprobe vorhanden ist, desto weniger enzymbeladenes Reagenzanalyt wird an die Antikörper gebunden. Daher ist hier die Stärke des Lichtsig- nals umgekehrt proportional zur Konzentration des zu bestimmenden Analyts. Analysegeräte Drei Analysegeräte sind für die Technologie entwickelt worden. Das Evidence® Analysegerät ist ein freistehender Automat für hohe Biochip-Durchsatzraten. Dieser Automat ist 2003 mit dem McRobert-Preis der Royal Academy of Engineering (Großbritannien) ausgezeichnet worden und hat dabei im Finale gegen Rolls Royce gewonnen. Diese Auszeichnung ist eine Anerkennung bedeutender technischer Entwicklungen zum Wohl der Gesellschaft. Die Royal Academy of Engineering schätzt diese technische Innovation als „eine signifikante Bereicherung für die Menschheit“. Zwei weitere Analysatoren stehen für die Technologie zur Verfügung. Der Evidence Investigator™ ist ein halbautomatisches Tischanalysegerät für geringere Durchsatzraten und der Evidence MultiStat ist für patientennahe Einzeltests entwickelt worden. Die eigentliche Analyse erfolgt mithilfe einer speziellen Kamera, die mit einem Hochauflösungssensor die Stärke der chemisch produzierten Lichtsignale genau bestimmt. Die Lichtstärke wird mithilfe einer Kalibrationskurve in relative Lichteinheiten (relative light units – RLUs) umgewandelt. Für kompetitive Immuntests sind die RLUs umgekehrt proportional und für Sandwich-Assays direkt proportional. Biochip-Herstellung Die Herstellung der Biochips unterliegt multidisziplinären Verfahren und einem strengen Qualitätskontrollverfahren. Die Produktion der Biochips findet in einem Reinraum unter striktesten Konditionen statt. Der Biochip hat eine Keramikoberfläche, die sowohl die Stabilität als auch die analytische Sensitivität der Tests bestimmt. Durch Spektroskopie wird die Oberfläche präpariert, dann durch verschiedene chemische Prozesse aktiviert, bis eine einheitliche hydrophobe Fläche entsteht. Die Abfangagenzien für die jeweiligen Tests werden genau positioniert BIOspektrum | 02.08 | 14. Jahrgang 160_185_BIOsp_0208.qxd:160_185 11.03.2008 13:06 Uhr Seite 175 175 und es werden exakt 10 nl als Tropfen auf die Oberfläche aufgetragen. Die hydrophobe Oberfläche verhindert das Ausbreiten der Flüssigkeit. Dadurch entstehen die Testregionen, von denen jede genau 0,3 nm im Durchmesser misst. Im Dispenser eingebaute Kameras kontrollieren diesen Vorgang und zeigen jegliche eventuellen Abweichungsfehler automatisch an. A B C ˚ Abb. 2: A, Analysefoto mit Lichtsignalen von elf verschiedenen Testanalyten und zwei Kontrollstellen; B, einzelner Biochip; C, Auftragen von Antikörpern auf die Biochipplatte. Herstellung der Testanalyten Ein Team von knapp 200 Wissenschaftlern arbeitet an der Herstellung der für die Tests benötigten Antigene, Antikörper und Konjugate. Die Antigene werden als rekombinante Proteine, die Antikörper monoklonal, polyklonal oder rekombinant hergestellt. Sowohl Antikörper als auch Proteine unterliegen strengsten Kontrollen und entsprechen dem internationalen Standard ISO 13485. Arrays Die Arrays sind zusammengestellt, um auf bestimmte Krankheiten hin zu testen, oder in Gruppen verwandter Analyte bei Forschungszwecken und Screenings Verwendung zu finden. Die folgenden Biochip-Arrays sind momentan verfügbar: Adhäsionsmoleküle: E-Selektin, L-Selektin, P-Selektin, ICAM-1, VCAM-1 Die Adhäsionsmoleküle können in vier Gruppen eingeteilt werden: die Selektine, die Familie der Immunglobuline, Integrine und Kadherine. Adhäsionsmoleküle spielen eine Rolle in der Entwicklung und bei Immunprozessen. Dieser Array ist für Forschungszwecke konzipiert. Antimikrobiell: Sulphisoxazol, Sulphatjiazol, Sulphaquinoxalin, Sulphapyridin, Sulphamethoxypyridazin, Sulphamethizol, Sulphamethazin, Sulphadoxin, Sulphadimethoxin, Sulphadiazin, Sulphachlorpyridazin Dieser Array testet Sulphonamidrückstände in Nutztieren, Fleisch und Honig. Anwendung in der Lebensmittelforschung und -Testung. Herz: CK-MB, Troponin I, GPBB, Myoglobin, CA III, FABP Dieser Array bietet eine Möglichkeit der Herzinfarktdiagnose und findet Anwendung speziell in Notaufnahmen. Für Ergebnisse in 20 Minuten wird er mit dem Evidence MultiStat kombiniert. Zerebral I: BDNF, h-FABP, GFAP, IL-6 BIOspektrum | 02.08 | 14. Jahrgang Zerebral II: NSE, NGAL, sTNFR1, vWF, Ddimer, TM, CRP Die Zerebral-Arrays wurden für Forschungszwecke entwickelt. Die Analyte sind assoziiert mit neurologischen Funktionsstörungen wie zum Beispiel Alzheimer, MS und zerebrovaskuläre Erkrankungen. Kolorektal-Ca Ranplex: Der CRC-Array ist ein DNA-Chip, der 28 mit Kolorektal-Ca assoziierte Mutationen aufdeckt und dadurch eine non-invasive CRCScreening-Methode bietet. Zytokine I: EGF, IFN-γ, IL-1α, IL-1β, IL-2, IL-4, IL-6, IL-8, IL-10, MCP-1, TNF-α, VEGF Zytokine II: Eotaxin, IGF1-frei, IL-1Ra, IL12 p40, IP-10, PDGF-AA, PDGF-BB, RANTES Zytokine III: GMCSF, IL-5, IL-15, MIP-1α, TNF-β Zytokine IV: MMP-9, sIL-2Rα, sIL-6R, sTNFR I, sTNFR II Zytokine V: IL-3, IL-7, IL-12p70, IL-13, IL-23 Zytokine sind Signalstoffe und involviert in Immun-, Entzündungs- und Infektionsprozesse. Zytokinrezeptoren sind zum Forschungsschwerpunkt geworden, da ihre Abwesenheit einen direkten Einfluss auf Immunsuppression hat. Alle fünf Arrays sind für Forschungszwecke entwickelt. Missbrauchsdrogen I: Amphetamine, Methamphetamine, Barbiturate, Benzodiazepine 1, Benzodiazepine 2, Cannabinoide, Benzoylecgonine, Methadone, Opiate, Phencyclidine Missbrauchsdrogen II: Buprenorphine, Fentanyl, Hydromorphone, Ketamine, Methaquolone, MDMA (Ecstasy), LSD, Oxicodone, Propoxyphene Diese Arrays ermöglichen das Screening für Missbrauchsdrogen für forensische Zwecke. Weibliche Hormone: FSH, LH, Östradiol, Progesteron, Testosteron, Prolaktin Das Simultantesten dieser Hormone kann ein Profil erstellen, das wertvolle Aufschlüsse auf Probleme im weiblichen Hormonzyklus zulässt. Wachstumsfördernde Drogen: Zeranol, Trenbolon, Stilben, Stanozolol, Ractopamin, Nandrolon, Boldenon, Kortokosteroide, Beta-Agonisten Dieser Array ermittelt Rückstände dieser wachstumsfördernden Drogen und findet Anwendung im Sportund Lebensmittelbereich. Thyroid frei: TSH, T3-frei, T4-frei Thyroid total: TSH, T3 total, T4 total Das Simultanmessen dieser Hormone lässt Rückschlüsse auf Schilddrüsenstörungen zu. Prostata-Tumor: CEA, TPSA, FPSA Array für Prostata-Ca-Screening. ó 1 2 Korrespondenzadresse: Claudine Donnelly1 Aurora Sinclair2 Randox Laboratories Ltd. 55 Diamond Road Crumlin Co. Antrim UK-BT29 4QY Tel.: +44-(0) 28 9442 2413 Fax: +44-(0) 28 9445 2912 Claudine.Donnelly@randox.com www.randox.com