Baltic Newsbox
Transcription
Baltic Newsbox
Baltic Newsbox Nachrichten und Meldungen Unsere Rubrik BALTIC NEWSBOX möchte einen kurzen Überblick zu aktuellen Meldungen der zurückliegenden Monate geben. Die Nachrichtenlage ist inzwischen sehr gut per Internet übersehbar - über Suchmaschinen und spezialisierte Dienste lassen sich insbesondere Zeitungsbeiträge im deutschsprachigen Raum sehr gut einsehen. Die Nachrichten dieser Ausgabe sind zusammengefasst und ggf. übersetzt aus folgenden Quellen: APA, Baltic News Service (BNS), Baltic Times, Deutsche Presseagentur (DPA), Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Frankfurter Rundschau, Kölnische Rundschau, Neue Züricher Zeitung, Reuters. DER SPIEGEL, Der Standard (Wien), Salzburger Nachrichten, Stern, Schwäbische Zeitung, Schweriner Volkszeitung, Stuttgarter Zeitung, sowie Pressemitteilungen der deutschen Botschaften in den baltischen Staaten, der Europäischen Kommission und der baltischen Außenministerien. Europäische Union Großbritannien will Arbeitsmarkt für Estland bereits zwei Jahre nach EUBeitritt öffnen Einer Pressemitteilung des estnischen Außenministeriums zufolge hält der Staatssekratär im britischen Foreign Office, Jack Straw, zwei Jahre Übergangszeit für den britischen Arbeitsmarkt nach Beitritt der neuen EU-Mitglieder für völlig ausreichend. Gleichzeitig äußerte Straw die Hoffnung, dass Estland bei der EU-Erweiterungsrunde bereits 2004 dabei sein kann. Weiter teilte das estnische Außenministerium mit, dass Länder wie Irland, die Niederlande, Schweden und Dänemark ihre Bereitschaft bekundet hätten, ihren Arbeitsmarkt sofort nach einem EU-Beitritt für estnische Arbeitskräfte zu öffnen. Der deutsche Bundeskanzler Schröder hatte im letzten Jahr noch einen Vorschlag von einer Übergangszeit von sieben Jahren vorgebracht. Wunsch nach koordiniertem EU-Referendum im Baltikum Einem Bericht der Neuen Züricher Zeitung zufolge empfiehlt die interparlamentarische Versammlung der drei baltischen Staaten den Parlamenten von Estland, Lettland und Litauen, ihre Volksabstimmungen über einen Beitritt zur EU am gleichen Tag abzuhalten. In dem Aufruf heisst es, dies wäre ein Symbol der baltischen Verbundenheit, welche durch den gleichzeitigen Kampf der drei Länder zur Wiedererreichung der Unabhängigkeit von der damaligen Sowjetunion entstanden sei. Ein gemeinsamer Wahltag hätte aber auch praktische politische Vorteile. Obwohl in allen drei Ländern eine grosse Mehrheit der Bürger für eine feste Verankerung im Westen ist, hat der komplizierte und mit Entbehrungen für viele Menschen verbundene Reformprozess der letzten Jahre in allen drei Ländern die Skepsis gegenüber einer EU-Mitgliedschaft wachsen lassen, so dass nicht sicher ist, ob heute Mehrheiten dafür votieren würden. Die historische Erfahrung von Skandinavien zeigt auch, dass ein Referendum in einem der Länder jeweils die öffentliche Meinung in Nachbarländern stark beeinflussen kann. Lettische Regierungsmitglieder hatten sich schon mehrfach für ein gemeinsames Datum für die baltischen EU-Volksabstimmungen ausgesprochen, wobei als Datum der 23. August 2003 genannt wurde. Mit diesem Datum verbinden sich für die Balten die schmerzlichen historischen Erinnerungen an den Molotow-Ribbentrop-Pakt von 1939, in welchem Nazideutschland und die Sowjetunion die Aufteilung ihrer Interessensphären in Osteuropa vereinbarten. Umwelt & Energie Sorge um möglichen Bau einer Ölplattform vor Kaliningrad Nur 22km seewärts von der unter Naturschutz stehenden Kurischen Nehrung plant die russische „LUKOILKaliningradMor Neft“ die Errichtung einer Ölförderplattform auf dem Ölfeld Kravtsovkoe D6, das teilten russische und litauische Umweltgruppen im Mai in einer Presseerklärung mit. Solche Pläne, verbunden mit intensiver Förderung und der Verlegung einer Ölpipeline gefährden das im Dezember 2000 in die Liste des Weltnaturerbes der UNESCO aufgenommene Naturgebiet der Nehrung, so die Umweltschützer. Die Betreiberfirma LUKOIL habe bisher keinerlei Pläne zur Vermeidung und Bekämpfung von Ölunfällen vorgelegt, und Umweltexperten halten das Risiko einer nachhaltigen Schädigung und Wertminderung des Naturgebiets für hoch. Russische Umweltschützer rufen inzwischen international dazu auf, Protestbriefe an den Gouverneur des Gebiets Kaliningrad zu schreiben und haben weitere Informationen im Internet unter www.ecodefense.ru bereitgestellt. Größter Windpark des Baltikums entsteht in Kurland Insgesamt 33 Windmühlen werden von der lettisch-deutschen Joint Venture Firma VEJA PARKS in der Nähe von Grobiòa in Lettland aufgebaut werden - alle etwa 78 m hoch und mit einer Kapazität von 22 MW. Die ersten von der lettischen Baufirma CESU BUVNIEKS erstellten Anlagen werden bereits im Juni ihren Betrieb aufnehmen können und dann Strom ins Netz des lettischen Stromversorgers LATVENERGO einspeisen. Die Projektkosten sind auf etwa 20 Millionen US-Dollar kalkuliert. Ruhrgas und E.ON beteiligen sich bei litauischen Gasversorger Am 14. Mai 2002 wurde ein Abkommen des Lithuanian State Property Fund (SPF) einem deutschen Konsortium aus RUHRGAS AG und E.ON über den Kauf von 34 Prozent der Aktien an dem De-Facto-Monopolisten Lietuvos Dujos in Litauen unterzeichnet. Als Kaufpreis wird die Summe von 116 Millionen Litas (33,62 Millionen Euro) genannt. Mitbewerber war die französische „Gaz de France“ gewesen. Weitere 34 Mio. Litas sollen gezahlt werden, sobald die staatliche Kontrollkommission für Energiepreise die Grundlagen zur Regulierung des nationalen Gas-Sektors angepasst hat. Weitere 34 Prozent der Anteile möchte die litauische Regierung demnächst an einen Gaslieferanten verkaufen. INFOBLATT BALTISCHE STAATEN 1/02 S.49 Dafür hat die russische Gazprom bereits Interesse angemeldet. RUHRGAS ist gemeinsam mit Gazprom bereits in den baltischen Nachbarländern Lettland und Estland aktiv. Lietuvos Dujos erreichte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 570 Millionen Litas (ca. 155 Mio Euro). Über den Kaufpreis gibt es bisher keine offiziellen Angaben. Nach Informationen litauischer Medien werden 150 Millionen Litas (43,48 Mio Euro) an die litauische Staatskasse gehen. Sorgen um litauischen Atomstrom Besorgt äußerte sich zu den deutsch-litauischen Kooperationen am 24.5. in München GREENPEACE Deutschland. Die Zusammenarbeit des E.ON-Konzerns mit Litauen können bedeuten, dass es wieder Importe von Atomstrom nach Deutschland geben könne, sagte der Energieexperte von GREENPEACE München, Walter Fuchs. Litauens Präsident Brazauskas dagegen plagen wiederum andere Sorgen: Nur wegen der „psychologische Bedenken“ anderer EU-Mitgliedsstaaten will man das AKW Ignalina schließen. Die Regierung hat sich verpflichtet, einen der beiden Reaktoren bis 2005 abzuschalten, die Entscheidung darüber, ob der 2. Block 2009 geschlossen wird, soll aber erst 2004 fallen. Noch einmal 3 Milliarden Euro soll die Abschaltung kosten, und die EU kann wegen ihrer derzeitigen Finanzstrategie, die nur bis 2006 reicht, noch keine festen Zusagen für eine Unterstützung machen. So geht das Pokerspiel vorerst einmal in die nächste Runde. Das litauische Aussenministerium berichtet von einer Expertengruppe des Europäischen Atomforums, die sich vom 22.24.5.02 in Litauen aufhielt und zum Bau eines neue Atomreaktors in Litauen „gedrängt“ habe. Vor einigen Wochen hatte Finnland sich per Parlamentsentscheidung für den Bau eines neuen Atomkraftwerks ausgesprochen. Estland stoppt Privatisierung von Kraftwerken doch noch Am 8. Januar 2002 erklärte die estnische Regierung in einem Statement zur Privatisierung von zwei Kraftwerken im ost- estnischen Narwa die bisherigen Gespräche mit dem USamerikanischen Energiekonzern NRG für beendet und wies das Wirtschaftsministerium an, Alternativvorschläge auszuarbeiten. Ursprünglich wollte der Betreiber EESTI ENERGIA zusammen mit NRG Verträge mit Banken über die Bereitstellung von 285 Millionen Euro an Krediten unterzeichnen und eine Modernisierung der Anlagen anstreben. Zu derartigen Abkommen sei es aber nicht gekommen, hiess es aus dem estnischen Aussenministerium. Im Zuge der Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union (EU) strebt Estland Übergangsfristen beim Energieimport S.50 INFOBLATT BALTISCHE STAATEN 1/02 an. Zwar habe die geplatzte Zusammenarbeit mit NRG lediglich Auswirkungen auf die Frage, wer in der Lage sein könnte, die Umweltsituation bei der Nutzung des Ölschiefervorkommens zu verbessern, so sagte Alar Streimann, Estlands Chef-Unterhändler bei den Beitrittsverhandlungen. Wenn jedoch die estnische Bevölkerung sich dafür entscheide, weiter Ölschiefer zu nutzen, dann müsse Estland in der Lage sein, den Import von Energie zu limitieren. Am 21. März 2002 wies der neue estnische Ministerpräsident Siim Kallas gegenüber Dave Peterson, dem Präsidenten von NRG Energy, Vorschäge nach Wiederaufnahme von Privatisierungsgesprächen zu den beiden Kraftwerken mit den Worten zurück, die ökonomische Situation Estlands habe sich in den sechs Jahren, in denen vorher verhandelt worden sei, sehr geändert. „Auch die Energiepolitik der Europäischen Union muss im Zuge der EU-Beitrittsgespräche Estlands berücksichtigt werden,“ so Kallas. Politik Estland Estland mit neuer Regierung Nachdem die Regierung des estnischen Ministerpräsidenten Mart Laar Anfang Januar zurückgetreten war, wurde der bis dahin amtierende Finanzminister und frühere Chef der Bank von Estland, Siim Kallas (Reformpartei), wenige Wochen später als Regierungschef vereidigt. Einige wichtige Regierungsämter werden in der neuen Regierung von Frauen besetzt: Als Außenministerin folgt die 35-jährige Kristiina Siim Kallas Ojuland (Reformpartei) dem langjährigen Außenminister Ilves nach, und das nun wieder zusammengelegte Wirtschafts- und Verkehrsministerium übernahm Liina Tõnisson (Zentrumspartei), die dieses Amt bereits 1995 schon einmal inne hatte. Ministerin für Kultur wurde die Textildesignerin Signe Kivi (Reformpartei), Bildungsministerin Mailis Rand (Zentrum) und Sozialministerin wurde Siiri Oviir (Zentrum). Als Grund für das Ende der konservativen Regierungskoalition war unter anderem der Rückzug des ehemaligen Koalitionspartners „Reformpartei“ aus dem Stadrat der Hauptstadt Tallinn. Dadurch war die Mitte-Rechts-Koalition nach Ansicht des Regierungschefs auf Staatsebene nicht mehr lebensfähig. Das Kabinett Laar war seit März 1999 im Amt, verfügte über eine knappe Mahrheit von 53 der 101 Sitze, und bestand aus der Pro-Patria-Union Laars, der Moderaten Partei und der Reformpartei. Zentrumspartei und Reformpartei arbeiten auch inzwischen in den Kommunal verwaltungen von Tallinn, Tartu, Viljandi, und Pärnu zusammen. In der Koalitionsvereinbarung der neuen Regierung war eine Beibehaltung des Kurses bei der Steuerpolitik sowie beim EU- und NATO-Beitritt festgeschrieben worden. Die Verwaltungsreform wird dagegen in der bisherigen Form als mißglückt bezeichnet und den Bezirken wird empfohlen, Zusammenschlüsse nach eigenen Maßstäben anzustreben. Weiterhin ist der Bestand der russischen Gymnasien auch nach dem Jahr 2007 vorgesehen, eine Rentenerhöhung noch 2002, und 2006 sollen erstmals Direktwahlen des Präsidenten abgehalten werden. Nachdem die Einwohner der Insel Saaremaa befragt worden sind, soll auch der Bau einer Brücke zwischen der Insel und dem Festland erwogen werden. Die Sommerzeit wurde bereits in Estland wieder eingeführt – ebenfalls ein Punkt der Koalitionsvereinbarung. Regierungschef Siim Kallas erklärte im April im Rahmen einer Presseerklärung, er halte die Zusammenarbeit der Regierungskoalition aus Zentrumspartei und Reformpartei für erfolgreich und könne sich auch nach den in Estland anstehenden Kommunalwahlen (Oktober 2002) und den Parlamentswahlen im März 2003 eine gleichartige Zusammenarbeit vorstellen. Landwirtschaft Baltische Staaten lehnen Vorschläge der EU-Kommission zu Agrarbeihilfen ab Vorschläge der EU.Kommission, für die neuen Mitgliedstaaten ab 2004 zunächst nur 25 Prozent der EU-AgrarHilfen nach derzeitigen Regeln auszuzahlen und das Niveau erst bis 2014 auf 100 Prozent anzuheben, lehnten die baltische Staaten in Form einer gemeinsamen Presseerklärung Anfang des Jahres in Vilnius ab. Zwar zeigte auch der lettische Vizeaußenminister Andris Kesteris Verständnis dafür, dass einige EU-Mitgliedstaaten ihre Bürger offensichtlich in einem Wahljahr beruhigen wollten, die Haltung der baltische Regierungen dazu sei jedoch klar: „Wir wollen nicht, dass die Kandidatenländer Mitglieder zweiter Klasse werden.“ Die drei baltischen Ostseeländer hoffen auf den Abschluss der Beitrittsverhandlungen in diesem Jahr und den Beitritt selbst 2004. Der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt nach eigen Angaben bei sinkender Tendenz in Estland fünf Prozent, in Lettland vier Prozent und in Litauen neun Prozent. EU-Landwirtschaftskommissar Franz Fischler hingegen beeilte sich zu versichern, es werde erhebliche Einkommenssteigerungen für die baltischen Bauern geben. Die EU-Kommission hatte den Agrarministern eine Studie vorgelegt, der zufolge die Bauern aus Mittel- und Osteuropa in jedem Fall von einem Beitritt zur Europäischen Union profitieren - auch wenn sie nur Markstützungsmaßnahmen wie Interventionen, aber keine Direktzahlungen erhielten. Die Landwirte in den Beitrittsländern könnten ihre Einkommen demnach um durchschnittlich 30 Prozent steigern, in Lettland sogar um 59 Prozent und in Estland um 55 Prozent. Wenn die mittel und osteuropäischen Bauern von Beginn des geplanten Beitritts 2004 an Direktzahlungen von 100 Prozent des gegenwärtigen Standards der 15 EU-Staaten erhielten, könnten die Bauern ihre Einkommen gar um mindestens 89 Prozent steigern. Das allerdings, warnt die Fischler-Studie, würde zu Verschiebungen im sozialen Gefüge der EUBeitrittsstaaten führen, zu „Verwerfungen und Ungleichheiten“ zwischen Stadt und Land. Die Studie untermauert den Vorschlag, den die EU-Kommission am 30. Januar vorgelegt hatte. Dieser sieht eine stufenweise Steigerung der Direktbeihilfen an mittel- und osteuropäische Landwirte vor. Demnach würden im Jahr 2004 Direktbeihilfen von 25 Prozent, 2005 bei 30 Prozent, und 2006 bei 35 Prozent des gegenwärtig geltenden EU-Niveaus gezahlt. Bis zum Jahr 2013 sollen die Bauern der neuen EUStaaten Zahlungen auf dem gleichen Niveau erhalten wie ihre Kollegen aus den alten EU-Ländern. Ursprünglich als Ausgleich für die Senkung der Stützungspreise eingeführt, werden den Landwirten der 15 EU-Staaten für bestimmte Sektoren, vor allem Ackerpflanzen, Tierzucht, Reis und Milch, direkte Zahlungen gewährt. Zunehmend haben die Zahlungen ihren Ausgleichscharakter verloren und sind zu Einkommensbeihilfen geworden. Immer öfter wird eine schrittweise Senkung der Direktbeihilfen gefordert. Politik Lettland Lettisches Parlament ändert Wahlgesetz In der 2.Lesung stimmte das lettische Parlament (SAEIMA) mit ¾-Mehrheit am 9. Mai für eine Änderung des Wahlgesetzes und damit für geänderte Bedingungen für gewählte Volksvertreter. Danach werden fehlende Kenntnisse der lettischen Sprache nun kein Ausschlußkriterium mehr sein für die Wahl in die Saeima oder ein Kommunalparlament; das ändert allerdings nichts daran, dass sämtliche Debatten weiterhin in Lettisch gehalten werden. Sowohl die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSCE) als auch die US-Regierung begrüßte die Entscheidung, die vielfach als Voraussetzung für den Erhalt der Chancen Lettlands als NATO-Beitrittskandidat gesehen wurden. NATO-Generalsekretär George Robertson hatte anlässlich einer Rede im lettischen Parlament im Februar die Frage der Wahlrechtsänderung in Verbindung mit den Beitrittschancen zur NATO dargestellt. Dementsprechend hatte es auch Reaktionen in der lettischen Öffentlichkeit gegeben, die negativ auf den erneuten Druck aus dem Ausland auf die lettischen Entscheidungsträger reagierten. Umfragen zeigen, dass die uneingeschränkte Unterstützung für einen EU-Beitritt teilweise auf nur noch 40% gefallen war. Der Europäische Gerichtshof hatte kürzlich einer Klägerin aus Lettland Recht gegeben, die dagegen protestiert hatte, dass ihr bereits 1995 kurz vor der Wahl wegen fehlendem Nachweis der Sprachprüfung eine Kandidatur verweigert worden war. Die nächsten Parlamentswahlen finden in Lettland im Oktober diesen Jahres statt. Militär NATO-Treffen in Riga soll gemeinsame Positionen der Kandidatenländer stärken Am 5./6. Juli 2002 werden sich in Riga die Vertreter jener Länder treffen, die im Mai 2000 bereits anlässlich einer Konferenz in der litauischen Hauptstadt ein gemeinsames „VILNIUS STATEMENT“ verabschiedet hatten (daher auch VILNIUS GRUPPE genannt). Die Erklärung der Vertreter Bulgariens, Estlands, INFOBLATT BALTISCHE STAATEN 1/02 S.51 Lettlands, Litauens, Mazedoniens, Rumäniens, der Slowakei, Sloweniens und Albaniens beinhaltet eine Willenserklärung, sich den „EuroAtlantischen Werten“ (individuelle Freiheit, freie Marktwirtschaft, gemeinsame Rechte) verpflichtet zu fühlen (Kroatien schloss sich 2001 an). Die teilnehmenden Staaten erklären sich zur Mitarbeit in der NATO bereit und wollen bereits jetzt sich den NATO-Standards anpassen. Plakat von NATO-Befürwortern in Litauen: Wer will welches Stück von welchem Kuchen? Die VILNIUS GRUPPE will in Riga ihre gemeinsamen Positionen vor dem im Herbst 2002 in Prag anstehenden NATO-Gipfel noch einmal stärken. Als realistisch gelten inzwischen die Beitrittschancen von sieben Kandidaten: Estland, Lettland und Litauen, Slowenien und die Slowakei, ferner Rumänien und Bulgarien. Es gilt ebenfalls als wahrscheinlich, dass es nach dieser Erweiterungsrunde in absehbarer Zeit keine weitere mehr geben wird. Wirtschaft Anzahl der Autobesitzer in Estland gestiegen Bereits 319 Autos pro 1.000 Einwohner wurden in Estland im Jahr 2000 registriert, so ein Bericht des estnischen Verkehrsministeriums von Anfang diesen Jahres. Damit sei diese Zahl bereits mit Ländern wie Dänemark vergleichbar (329 Autos pro 1.000 Einwohner). 1991 hatte es in Estland noch 174 private PKWs auf 1.000 Einwohner gegeben Norddeutsche Landesbank erwirbt Anteile in Litauen 76% der Anteile an der litauischen ZEMES UKIO BANK (LZUB / Landwirtschaftsbank), die sich bisher in staatlicher Hand befanden, wurden im Februar 2002 von der Norddeutschen Landesbank (NORD LB) erworben. 71 Millionen Litas (20,58 Mill. Euro) zahlte die Bank dafür und versprach, weitere 65 Millionen Litas investieren zu wollen. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung hält gegenwärtig noch etwa 11% der Anteile, weitere 11% gehören der VILNIAUS BANK und 1,2% privaten Investoren. Die LZUB war die letzte litauische Bank, die sich mehrheitlich in staatS.52 INFOBLATT BALTISCHE STAATEN 1/02 lichem Besitz befunden hatte. Damit sei der Anteil ausländischer Anteile im litauischen Bankensektor auf 89% angewachsen, gegenüber nur 58% im Jahr 2000. Die ist nur halb so groß wie die litauische Hansa LTB, die 2001 an die in schwedischem Besitz befindliche Hansabank verkauft wurde. Die Einlagen der LZUB machen 13% des litauischen Marktes aus, gleich nach der VILNIAUS BANKAS und der HANSA LTB (beide in schwedischem Besitz). Die Niederlassung der NORD LB in Vilnius, die 1999 eröffnet wurde, soll nun mit der entsprechenden Filiale der ZEMES UKIO Bank zusammengelegt werden. Auch bei der lettischen PIRMA BANKA ist die NORD LB inzwischen Anteilseigner und eröffnete inzwischen auch ein Büro in Tallinn. Litauen erhofft sich von dem Engagement der NORD LB auch einen stärkeres Interesse deutscher Investoren. Verkehr Bahn-Schnellstrecke RAIL-BALTICA soll Warschau mit Tallinn verbinden Der für Fragen der Eisenbahn im lettischen Verkehrsministeriums zuständige Direktor Janis Veidmanis teilte Reportern des Baltic News Service im April diesen Jahres mit, dass die Planung zur Entwicklung eines neuen Schnellzug-Angebots mit dem Namen RAIL BALTICA beinahe abgeschlossen seien. Die Fahrtroute soll von Warschau nach Tallinn gehen. Eine Machbarkeitsstudie dazu soll Anfang 2003 abgeschlossen werden. Bereits im November 2001 hatten die baltischen Verkehrsminister im estnischen Pärnu eine Vereinbarung zur Entwicklung des gemeinsamen Bahnverkehrs unterzeichnet. Kuldar Vaarsi, Sprecher des estnsichen Verkehrsministeriums, hatte damals die Voraussetzungen für das Projekt in Estland bereits als geklärt bezeichnet. Wie die POSTIMEES am 20.Mai 2002 schrieb, kursieren aber inzwischen sehr verschiedene Kostenschätzungen für das Projekt. Oleg Epner, Chef der estnischen Eisenbahnverwaltung, bezifferte die Kosten für den estnischen Teil der Strecke auf 15 - 16 Millionen Euro. Das estnische Verkehrsministeriums listet in der im Februar 2002 neu herausgegebenen Langzeitplanungsstrategie für die Verkehrsplanung 21 Millionen Euro an Finanzierungsbedarf auf; die Planung ist für 2004 und die Durchführung für 2006 projektiert. Ago Vilu wiederum, Vorstandsmitglied bei der Planungsgesellschaft EURORAIL, bezeichnete gegenüber BNS aus seiner Sicht die Strecke über Tartu wenig lohnend, da der Weg über Pärnu 136 km kürzer sei. Die Machbarkeitsstudie wird gegenwärtig in Zusammenarbeit mit dem deutschen Verkehrsministerium durchgeführt. Das lettische Verkehrsministerium sagte dazu, Deutschland sei sehr interessiert an einem steigenden Bahnverkehr Richtung Osten und plane daher, das Projekt in EU-Programme INTERREG und PHARE zurKofinanzierung zuintegrieren, fallsdie Machbarkeitsstudie positiv ausfalle. Es ist allerdings noch nicht entschieden, ob die osteuropäische breite Spur behalten werden soll, oder eine schmale Spur gebaut werden soll. Eine Planungskonferenz für das Projekt ist für September 2002 vorgesehen. Kultur Filmpreis für estnisch-lettische Koproduktion Auf den 52. Internationalen Filmfestspielen Berlin wurde der einzige diesjährige Beitrag aus dem Baltikum, die estnischlettische Koproduktion „Gute Hände“ (Head Käed/Labas Rokas), mit dem Manfred-Salzgeber-Preis ausgezeichnet. Der Streifen des estnischen Regisseurs Peeter Simm durfte sich den mit 25.000 Euro dotierten Preis, der zum dritten Mal an innovative Spielfilme des Wettbewerbs und Panoramas vergeben wurde, mit dem slowenischen Beitrag „Varuh meje“ von Maja Weiss teilen. Der Film erzählt die Geschichte einer gewieften Diebin aus Riga (gespielt von Rezija Kalnina), vor deren geschickten Händen nichts sicher ist. Auf der Flucht vor der Polizei landet sie in einem estnischen Kaff, in dem die Zeit trotz fortschreitender Computerisierung mehr als stehengeblieben zu sein scheint. Die Welt seiner skurrilen (vor allem männlichen) Bewohner wird durch die plötzlich auftauchende schöne Unbekannte tüchtig durcheinandergewirbelt. In der Laudatio lobt die Jury die „erfrischende Komödie“ über „eine Art Anti-Amélie“, die „von einem phantastischen Quartett unvergeßlicher Charaktere kuriert wird, die in ihr nur das Beste sehen“. Mit der Preisvergabe zollt die Jury dem originellen Stil der Drehbuchautoren Toomas Raudam und Peeter Simm und der kunstvollen Regieführung von Peeter Simm ihre Anerkennung, dank derer das Publikum bis zum Schluß des Films in Spannung gehalten wird. Herder-Preis an lettischen Dichter verliehen Mâris Èaklais, einer der angesehensten Dichter lettischer Sprache, erhielt in diesem Jahr den HERDER-PREIS der in Hamburg angesiedelten Alfred-Töpfer Stiftung. Der Preis wurde am 3. Mai 2002 an der Universität Wien verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Mit dem HERDER-PREIS werden Persönlichkeiten aus Osteuropa ausgezeichnet, „deren wissenschaftliches und künstlerisches Werk für ganz Europa von Bedeutung ist“ (Ausschreibung der Stiftung). Auf Vorschlag jeder Preisträgerin und jedes Preisträgers erhält eine begabte wissenschaftliche Nachwuchskraft aus dem glei- chen Land ein monatliches Stipendium in der Höhe von 920,— Euro monatlich für ein Studienjahr an einer Wiener Hochschule. Kurzfilmpreis für Lettland Anlässlich der 48.Oberhausener Kurzfilmtage ist im Mai 2002 der 10-minütige Dokumentarfilm „Papa Gena“ der lettischen Filmemacherin Laila Pakalniòa mit dem Preis der Jury in Höhe von 500 Euro ausgezeichnet worden. Aus der Begründung der Jury: „Für das feinfühlige, verständnisvolle Portrait nicht nur der Menschen, sondern eines Landes, für den unauffälligen Glauben an eine Idee und die schöne Form diesen zu verbreiten und für die tiefe Menschlichkeit.“ Sport Eishockey-WM in Lettland noch unklar Eine Million Schweizer Franken hinterlegte die lettische Regierung beim Internationalen Eishockeyverband als Voraussetzung, um das Recht zur Ausrichtung der Weltmeisterschaften im Jahre 2006 zugesprochen zu bekommen. Bisher ist aber der Bau neuer Hallen, die zur Durchführung des Turniers nötig sein werden, noch unklar. Der Termin mit der US Firma „IMS Studio 6“, bis zum 20.Mai 2002 einen Projektvorschlag für eine Multifunktionshalle auf dem Tisch zu haben, konnte nicht eingehalten werden. Falls sich Lettland nicht in der Lage zeigt, bis 2005 eine Halle mit 6.000 Plätzen und eine weitere mit 12.000 Plätzen zu bauen, würde die WM an andere Interessenten vergeben werden müssen. Spätestens anlässlich der WM 2003 wird mit einer definitiven Entscheidung in dieser Sache gerechnet. INFOBLATT BALTISCHE STAATEN 1/02 S.53