Artikel Wirtschaftswoche Nr.5 – 2015
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Artikel Wirtschaftswoche Nr.5 – 2015
Unternehmen&Märkte Schöpferische Neuauflage SPEZIAL WELTMARKTFÜHRER: DIE 100 BESTEN MITTELSTÄNDLER | Nach zehn goldenen Jah- ren, in denen die Champions des deutschen Mittelstands prächtig an der Globalisierung verdienten, brechen für viele härtere Zeiten an. Politische Krisen, verteilte Märkte und neue Konkurrenten verlangen andere Strategien, um auch künftig vorne mitzuspielen. H 40 Lürssen (von Platz 24 auf Platz in Schwäbisch Hall in Baden2) oder den Kofferhersteller RiWürttemberg veranstaltet. Redmowa (von 87 auf 16), Absteiger ner wie Telekom-Chef Tim wiwo.de wie den Vorjahressieger und SiHöttges, Porsche-Vorstand MatAktuelles zum Treffen cherheitsspezialisten Mobotix thias Müller, DM-Gründer Götz der Weltmarktführer in (von 1 auf 3) oder den SanitärWerner oder ArbeitgeberpräsiSchwäbisch Hall lesen fachmann Viega (von 8 auf 18). dent Ingo Kramer versuchen, Sie ab Mittwoch im Oder gar Aussteiger wie der Antworten auf die Frage zu geInternet auf wiwo.de Tunneltechniker Herrenknecht ben: Wie können die Champi– er reißt die Mittelstandsgrenze ons des deutschen Mittelstands nach oben. Der beste von allen ist der Auihre führende Position halten oder sogar ausbauen, wenn das wirtschaftliche Um- tomobilzulieferer Hirschvogel. feld schwieriger wird? Wie da schöpferisch ENDE DER BELLE ÉPOQUE reagieren und weiter vorne mitspielen? Bislang galten die hiesigen Mittelständler Denn Bewegung deutet sich an unter den bisherigen Stars. Das zeigen die aktu- als die großen Gewinner der Globalisieellen Top 100, die die WirtschaftsWoche rung. Nach Finnland, Dänemark und Jazusammen mit dem Münchner Unterneh- pan hat Deutschland in den vergangenen 30 Jahren am stärksten von der Internatiomensberater Bernd Venohr erstellte und in Schwäbisch Hall präsentieren wird. Es gibt nalisierung der Wirtschaft profitiert, sagt Aufsteiger wie die Bremer Werftengruppe das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos. Insgesamt liege der Globalisierungsgewinn der deutschen Volkswirtschaft bei TOP 100 2000 Milliarden Euro. Ihre Unternehmen exportierten erfolgreich in die neuen Märkte, verlegten Produktion oder einzelne Fertigungsschritte dorthin und profitierten Um die Wachstumsstärke der mittelvon neuen Zulieferern. ständischen deutschen WeltmarktfühDoch die Belle Époque neigt sich dem rer zu vergleichen, bedient sich die Ende zu. Allein die wachsende Zahl politiWirtschaftsWoche eines Indexes des scher Brennpunkte von Griechenland, Ökonomen David L. Birch vom MassaRussland und der Ukraine über Nordafrika chusetts Institut of Technology in der und die arabischen Staaten bis Thailand Nähe von Boston. Dieser nach ihm beund Venezuela ruinieren Businesspläne. nannte Index multipliziert den absoluBig Dutchman zum Beispiel, der Weltten Umsatzzuwachs mit dem prozenmarktführer für Schweine- und Geflügeltualen. Das relativiert sowohl das stalleinrichtungen aus Vechta, freute sich prozentuale Wachstum junger Betriebe bis Ende 2012 über die Sonderkonjunktur, als auch das absolute Wachstum bedie die Verordnungen für besseren Tierreits großer Unternehmen. schutz dem Unternehmen brachte. » Wer sind die Besten? Nr. 5 26.1.2015 WirtschaftsWoche © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Hans Beckhoff FOTO: STEFAN KRÖGER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE ans Beckhoff schätzt klare Ansagen. „Ich will eine bis zwei evolutionäre Neuentwicklungen pro Jahr und alle fünf Jahre eine Revolution in meinem Unternehmen“, fordert der Chef von Beckhoff Automation von seinen Mitarbeitern im westfälischen Verl. Und der Spezialist für Automatisierungs- und Steuerungstechnik erklärt auch, warum: „Die nächste Krise erwarte ich spätestens in drei Jahren.“ Dabei ist Beckhoff kein Pessimist, sondern dank Wagemut äußerst erfolgreich. Sein Unternehmen knackte 2014 erstmals die 500-Millionen-Euro-Umsatzgrenze. Der steile Anstieg weckt den Neid der Konkurrenz und bescherte dem Unternehmen eine Platz unter den ersten zehn im neuen WirtschaftsWoche-Ranking der wachstumsstärksten deutschen mittelständischen Weltmarktführer (siehe Seite 46). Der gelernte Physiker ist vielmehr Realist. Deshalb treibt den 60-Jährigen die Frage um, wie er die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens aus den zurückliegenden Jahren weiterschreiben kann. Seine Kinder klopfen schon an die Tür. Der Westfale teilt die Sorgen der deutschen Mittelständler. Immer mehr Absatzmärkte, die eben noch glänzende Geschäfte ermöglichten, vermelden sinkendes Wachstum bis hin zur Stagnation, gelten als politisch instabil oder bringen ernst zu nehmende Mitbewerber mit eigenem Know-how und gut ausgebildeten Mitarbeitern hervor. Das ist eines der Hauptthemen des jährlichen Gipfels der Weltmarktführer, den die WirtschaftsWoche in dieser Woche Sein Traum vom Physiker platzte, als der Vater starb und ihm und den Geschwistern eine Firma mit 25 Mitarbeitern hinterließ. Der Vater wäre wohl stolz auf ihn. Längst setzt Beckhoff junior weltweit Standards in der Elektrotechnik. WirtschaftsWoche 26.1.2015 Nr. 5 41 Unternehmen&Märkte » Doch dann kam die Russland-Krise, die den Niedersachsen einen Einbruch weit über Russland hinaus brachte. „Die Importbeschränkungen Russlands für Agrargüter aus der EU betreffen Landwirte in ganz Westeuropa“, sagt der Vorstandsvorsitzende Bernd Meerpohl. „Ihre EinkomHans Beckhoff, Chef Beckhoff Automation men sinken, also sparen sie sich Investitionen in neue Haltungssysteme.“ Allein der direkte Absatz in Russland brach bei Big Dutchman um 30 Prozent ein. Für viele Unternehmen geht damit ein „Wir werden ab jetzt ein deutlich gerin- Umbau im Innern einher. „Die deutschen geres Wachstum haben“, prognostiziert der Mittelständler müssen ihre OrganisationsMittelständler und kündet einen Strategie- strukturen ändern“, sagt Unternehmensbewechsel an. „Weil die europäischen Märkte rater Venohr. „Sie agieren noch zu oft mit gesättigt und die sehr hohen russischen einem alles beherrschenden starken Umsätze Geschichte sind, gehen wir ver- Stammhaus.“ Den Grund für die schädlistärkt nach Malaysia und China, investie- che Machtkonzentration in der Zentrale sei ren auch kräftig in Amerika.“ ein „Mentalitätsproblem“, meint Venohr, „nämlich Kontrolle abzugeben“. In zehn Der Gegenwind trifft viele Mittelständler trotz der Globalisierungsgewinne der ver- Jahren jedoch würden die Regionen immer gangenen Jahre nicht unbedingt in gestärk- stärker und die Märkte immer dezentraler. Dann ist das Modell der alles beherrschenter Verfassung. Die Finanzkrise von 2008/09 wirkt noch immer nach, das Investitionsni- den Konzernzentrale rund um den Patriarveau von 2008 wurde gerade erst wieder er- chen endgültig überholt. reicht. Und ein Zuwachs ist nicht in Sicht, sagt die soeben veröffentlichte „Diagnose ABSCHIED VON ALTEN SPARTEN Mittelstand 2015“ der Sparkassengruppe. Wohin sich die wachstumsverwöhnten Ihr zufolge wollen nur 16 Prozent deutschen Mittelstandschampider befragten Unternehmen ons in den kommenden Jahren entwickeln müssen, mehr investieren als 2014. Dieter Manz Bei erwarteten sinkenden machen ihnen die GroßUmsatzrenditen würden unternehmen vor. Im Ende der Siebzigerjahre, in ganzen Land organisiesie vor allem das Eigenden Hochzeiten der bundesdeutren sich auch erfolgreikapital stärken. schen Anti-Atomkraft-Bewegung, läuft Manz in rosa che Unternehmen neu, Mancher VorjahresLatzhose und mit langen weil sie für einst schöne Champion aus dem Haaren durch die Gegend. Töchter unter dem eigeWachstums-Ranking gilt Rückblickend ist er darauf deshalb wie Big Dutchnicht besonders man nicht nur der eigenen stolz. Branche als Warnung. »Alle fünf Jahre ist eine Revolution nötig« WACHSTUMSBREMSE POLITIK Ohne verstärkte Hilfe des Staates dürfte es in den kommenden Jahren schwieriger werden für deutsche Weltmarktführer aus dem Mittelstand. „Die deutsche Politik fördert das Wachstum nicht ausreichend“, kritisiert IW-Forscher Lang. „Sie hat es verpasst, die heimische Forschungsinfrastruktur ausreichend zu stärken. Andere Länder fördern die Forschungsaktivitäten ihrer Unternehmen deutlich unbürokratischer und steuerlich viel besser.“ Hinzu komme, dass Berlin und Brüssel den offenen Welthandel nicht ausreichend unterstützten. „So hat die Bundesregierung dem Widerstand gegen das Handelsabkommen TTIP viel zu schnell nachgegeben“, findet Lang. „Deutschland und Europa dürfen sich nicht abschotten, sondern müssen sich im Gegenteil weiter öffnen.“ Zudem müsse sich die Regierung für Rechtssicherheit im Ausland entlang der gesamten Wertschöpfungskette einsetzen. NEUE MITTELSCHICHTEN BEDIENEN Den Niedergang des globalen Geschäfts müssen Deutschlands Champions nicht befürchten. Wer sich richtig aufstellt, kann von den weltweit entstehenden Mittelschichten in Schwellenländern profitieren. Dort hat „made in Germany“ noch immer einen guten Klang. „Nicht allein in China FOTOS: MANZ AG/MARTIN WAGENHAN, DOMINIK ASBACH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE AUSBAU IM AUSLAND Der Druck, außerhalb Deutschlands zu investieren, wird in den nächsten Jahren steigen. Das gilt auch für den Autozulieferer Hirschvogel im bayrischen Denklingen, dem Sieger des WirtschaftsWoche-Rankings. Dessen Finanzchef Alfons Häscher sieht neben Deutschland in erster Linie in „Polen, China, Indien und den USA für Hirschvogel auch in den nächsten Jahren ein attraktives Wachstum“. Hirschvogel produziere seine Fahrwerksteile und Getriebe „local-for-local“, das heißt dort, wo die Abnehmer sitzen, also die Autokonzerne und deren Kunden. Deren Ansprüche an Präsenz wachsen. „Deshalb konzentrieren wir uns auf den Ausbau unserer vorhandenen Auslandswerke.“ 42 und Indien wachsen für den deutschen Mittelstand Kunden in Millionenstärke nach, die mit den passenden Produkten bedient werden wollen“, sagt Thorsten Lang vom arbeitgebereigenen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Das gelte auch für Afrika und Lateinamerika. Gleichzeitig müssen sich deutsche Mittelständler aber auch darauf einstellen, dass in den neuen Märkten weniger ihre High-Tech-Produkte, sondern Technik gefragt ist, die einfacheren Ansprüchen genügt, sogenannte Good-enough-Technik. nen Dach keine Zukunft mehr sehen. Der Verlag Axel Springer verkaufte jüngst seine Regionalzeitungen, Frauen- und Programmzeitschriften an den Essener Konkurrenten Funke. Der Sportartikelhersteller Adidas will seine Marke Rockport mit ihren Allerweltsschuhen loswerden. Oder Bilfinger verkauft nach und nach das klassische Baugeschäft, um sich auf Dienstleistungen zu konzentrieren. Aussteigen, umsteigen, neu einsteigen – was ist richtig, wenn das Geschäft, eben noch eine Bonanza, plötzlich Geld zu verbrennen droht? Besonders krass bekam dies der Maschinenbauer Manz im schwäbischen Reutlingen zu spüren, der bis vor wenigen Jahren noch die Welt mit seinen Anlagen zur Herstellung von Solarzellen überschwemmte. Doch dann brach wegen Überkapazitäten der Fotovoltaikmarkt ein, und Vorstandschef Dieter Manz sah sich genötigt, seine Firma einer „schöpferischen Zerstörung“ zu unterziehen, wie aus dem Lehrbuch des Ökonomen Josef Schumpeter. Manz erfand sein Unternehmen neu, indem er die Solarsparte radikal beschnitt und an ihre Stelle einen bisherigen Randbereich zum Wachstumsmotor machte (siehe Seite 47). Nr. 5 26.1.2015 WirtschaftsWoche © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. IM FOKUS VON INVESTOREN Dass einige Mittelständler nicht mehr zu den Top 100 der WirtschaftsWoche zählen, liegt nicht nur daran, dass sie wie der Tunnelbohrmaschinenbauer Herrenknecht die Umsatzgrenze von einer Milliarde überschritten haben oder schwächeln. Der Münchner 3-D-Spezialist Realtime Technology, mit rund 81 Millionen Euro Umsatz 2013 auf Platz zehn, fiel aus der Liste, weil er im Dezember vom französischen Rüstungs- und Softwareriesen Dassault Systèmes für 151 Millionen Euro geschluckt wurde und nun als Konzerntochter arbeitet. Berater Venohr sieht darin einen Trend und registriert ein „extrem hohes Kaufinteresse“ von Investoren an erfolgreichen deutschen Mittelständlern. Auch so können Champions aus ihren Reihen enden. anke.henrich@wiwo.de, mario brück, jacqueline goebel, franz hubik, hermann olbermann WirtschaftsWoche 26.1.2015 Nr. 5 Christoph Beumer Der 52-Jährige kennt nur einen Feind: die Erbschaftsteuer, „die größte Bedrohung für den Mittelstand“, sagt er. Deshalb hat er die Firma seinen Kindern überschrieben – obwohl die beiden noch Teenager sind. Der Pausierer Der Förderbandhersteller Beumer will die Internationalisierung absichern. Ein Ziel will Christoph Beumer noch erreichen: die Ausstattung von Flughäfen in den USA mit seinen Förderbändern. Dann reicht es dem 52-jährigen Unternehmer erst mal mit der Globalisierung. Tausende Koffer werden in den Vereinigten Staaten täglich von einem Gate zum anderen transportiert, und seine gleichnamige Firma im westfälischen Beckum hätte gerne einen Anteil daran. Vor einem Jahr kaufte er deshalb extra einen Konkurrenten auf, den US-Gepäckspezialisten Glidepath. Zehn Jahre lang nahm Beumer alle Chancen mit, die die Globalisierung ihm bot. „Wachstum“, so lautete seine Mission, die er 2003 in einem Strategiepapier festschrieb. Für den Förderbänder- und Sortieranlagen-Champion bedeutete das: Wenn immer mehr Menschen und Waren um die Welt kreisen, müssen auch immer mehr Gepäckstücke, Pakete oder Baustoffe transportiert werden. Also expandierte der Münsterländer. Beumer baute eine Produktion in China auf und drängte in die Schwellenländer vor. Unerschrocken von der aufziehenden Finanz- und Weltwirtschaftskrise kaufte er Konkurrenten in Dänemark, Indien und den USA auf. So wurde das Beckumer Unternehmen König der Transportbänder. Hunderttausende Koffer an den Flughäfen in Frankfurt, München, Kopenhagen oder Singapur wandern täglich über BeumerGepäckanlagen. Tausende Pakete laufen jeden Tag über Beumer-Transportbänder in Paketzentren der Deutschen Post oder des Konkurrenten DPD. Und Zigtausend Tonnen Baumaterial schieben jeden Tag über Beumer-Förderanlagen, zum Beispiel durch Werke von HeidelbergCement. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen 4000 Mitarbeiter und macht 750 Millionen Euro Umsatz im Jahr – rund sieben Mal mehr als 2003. Der Boom des On- » 43 Unternehmen&Märkte trieb. Um zwölf Prozent soll der Einkauf im Der Schiffbauer setzt auf Yachten und Internet in Deutschland in diesem Jahr wachsen, prognostiziert der Handelsver- Marineschiffe – ein Bereich läuft immer. band HDE. Dazu brauchen die Paketdiens- Mit seinen Erfolgen kann Peter Lürßen te größere Sortieranlagen. kaum werben. Dabei hat der Chef der BreDoch Beumer ist Realist: Er weiß, die mer Lürssen-Werft sogar einen Rekord Phase der aggressiven Internationalisie- aufgestellt. Sein Unternehmen hat die rung muss zu Ende gehen. „So ein hohes längste Yacht der Welt gebaut. Die Azzam Wachstum wie in den vergangenen Jahren ist mit 180 Metern fast so lang wie ein Mawerden wir erst mal nicht mehr sehen“, rineschiff der Mistral-Klasse, das 700 Solsagt der studierte Maschinenbauer. Die daten, 16 Hubschrauber und 40 Panzer Einkaufstour ist vorerst beendet. „Wir sind aufnehmen kann. Im April 2013 lief die Azfinanziell gut aufgestellt. Aber wir dürfen zam vom Stapel. Wer sie besitzt, was sie uns nicht übernehmen.“ kostete – das alles darf Lürßen nicht sagen. Außer den Flughäfen in den USA will Nicht einmal über technische Raffinessen Beumer vorerst keine neuen Märkte er- oder die Ausrüstung mag er reden. Der obern. Es ist Zeit für eine Atempause. Das Käufer – vermutlich ein saudischer Prinz Unternehmen müsse nun im Inneren ge- möchte es nicht. stärkt werden, sagt Beumer. Das Problem gehört für Lürßen zum GeEr will die Landesgesellschaften stärker schäft – wie die Fähigkeit, Flauten zu überzusammenschweißen und den Einkauf stehen. Die erlebte die Werft seit ihrer und Vertrieb weltweit vereinheitlichen, Gründung vor 140 Jahren einige Male, zuReibungsverluste und Kosten gleicherma- letzt bei der Pleite der US-Investmentbank ßen senken. Alle zwei bis vier Wochen Lehman Brothers 2008 und der folgenden fliegt der Maschinenbauer bei seinen Mit- Wirtschaftskrise. „Sie hat auch im Bereich arbeitern in China oder Indien ein, um sich Yachten zu erheblichen Einbrüchen vor Ort von deren Fortschritten zu geführt“, erinnert sich Lürßen, überzeugen. der das FamilienunterUm die neue Phase der Glonehmen gemeinsam Peter balisierung einzuläuten, hat mit seinem Vetter Lürßen Beumer ein neues StrateFriedrich Lürßen giepapier verfasst. „Interleitet. „Aber es ist Kein Mitglied des Lürßen-Clans nal Excellence for exteruns immer gelunmuss auf der familieneigenen Werft arbeiten. Jeder darf, wenn er gut nal succes“, heißt der Tigen, schwierige ist und will, sagt Firmenchef Peter tel, „Interne Exzellenz für Zeiten so früh zu erLürßen. Er selbst hat nie einen anexternen Erfolg“. kennen, dass wir zuderen Job gewollt. Nach dem Ingenieurstudium trat er 1987 ins Unternehmen ein. 44 sammen mit den Mitarbeitern kreative Lösungen gefunden haben.“ Die Krise der Frachtschifffahrt, die jetzt ins siebte Jahr geht, trifft Lürßen nicht. Die Familie gab den Bau von Frachtern schon in den Siebzigerjahren auf, als die Reeder solche Aufträge aus Kostengründen zunehmend nach Asien vergaben. Fortan konzipierte die Werft Spezialschiffe. Zudem arbeiten die Lürßens seit den Fünfzigerjahren wieder für die Marine, ein Geschäftsfeld, das Ende der Siebzigerjahre so stark wuchs, dass den Eignern die Abhängigkeit von den Kanonenbooten unheimlich wurde. In manchen Jahren erwirtschaftete der Bereich bis zu 90 Prozent des Umsatzes. Um sich den Militärs nicht total auszuliefern, zogen die beiden Cousins Ende der Achtzigerjahre eine neue Sparte hoch: den Bau großer Luxusyachten. Das erwies sich als weitsichtige Entscheidung. Denn mit dem Fall des Eisernen Vorhangs schrumpften die Militäraufträge, gleichzeitig orderten immer mehr Reiche Luxusyachten – bis zur Wirtschaftskrise 2008. Jetzt half Lürßen die Militärsparte. „Generell sind die Beschaffungsprogramme für Marinefahrzeuge und Küstenwachtboote sehr viel langfristiger“, sagt Peter Lürßen. „Wir tauschen die Beschäftigten je nach Auslastung zwischen Marine und Yachten aus.“ Trotz Globalisierung besitzt Lürßen nur Werften in Deutschland. „Deren Leistungen machen aber heute nur 25 Prozent der Wertschöpfung aus“, sagt er. Die meisten Teile eines Schiffes kommen von Zulieferern, meist aus Deutschland. „Wir versuchen kleinere Betriebe in der Nähe an uns zu binden“, erklärt der Werftchef. Rund 1400 Mitarbeiter beschäftigt er derzeit, 600 bis 700 Millionen Euro setzt die LürssenGruppe seit 2010 im Schnitt jährlich um. Zukäufe plant Lürßen nicht. „Wir sind über die Jahrzehnte eher organisch gewachsen“, sagt er. Übernahmen ergaben sich meist, wenn ein Kooperationspartner oder Zulieferer in Not geriet. Aber „wir haben stets darauf geachtet, die neuen Standorte auslasten und die Mitarbeiter beschäftigen zu können“. Bisher geht Lürßens Konzept der zwei Sparten auf. Doch was tun, wenn in beiden Bereichen gleichzeitig das Geschäft abflaut, bei Marine und bei Yachten? „Diese Situation gab es noch nicht“, sagt Schiffbauer Lürßen, schiebt aber hinterher: „Dann müssen wir uns ganz schnell was einfallen lassen.“ » Nr. 5 26.1.2015 WirtschaftsWoche © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Sie f in Oss i l i FOTO: BLOOMBERG/BALINT PORNECZI » line-Handels verleiht zusätzlichen Auf- Der Jongleur a. Unternehmen&Märkte Der Reservist Die 100 Besten des deutschen Mittelstands (Teil I) Die wachstumsstärksten Unternehmen mit 50 Millionen bis eine Milliarde Euro Jahresumsatz, die in ihrer Nische eine führende Stellung im Weltmarkt einnehmen1 Rang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 1 Rang Unternehmen Vorjahr 5 24 1 9 11 6 32 13 19 87 23 8 28 17 15 25 34 14 38 36 26 50 57 33 49 88 Hirschvogel Holding Lürssen Mobotix Big Dutchman Beumer Maschinenfabrik Beckhoff Automation JF Hillebrand Group Realtime Technology Sirona Dental Systems Brückner Technology Holding Rosenberger Sick Rimowa KWS Saat Schenck Process Norma Group Manz Viega Maschinenfabrik Reinhausen Mapal Dr. Kress Pöschl Tabak Bitzer Emka Beschlagteile Hansgrohe igus Pfeiffer Vacuum Technology Schottel Adva Optical Networking Sennheiser electronic Ensinger Kontron Hengst Recaro Aircraft Seating Weber-Hydraulik Wago Kontakttechnik Haver & Boecker MHM Holding (hubergroup) ifm stiftung Otto Bock Holding Jowat Samson SQS Software Quality Systems BrainLAB Technoform Caprano + Brunnhofer Siempelkamp Biotronik Rational OBO Bettermann Arnold & Richter Cine Technik (Arri) Zwilling J.A. Henckels Branche Automobilzulieferer Schiffbau Sicherheitskameras Agrartechnik Maschinenbau Automatisierungstechnik Logistik IT/Software Dentalindustrie Maschinenbau Hochfrequenztechnik Sensortechnik Koffer Saatgut Mess- und Regeltechnik Verbindungstechnik Display- und Solarindustrie Heizung, Sanitär Maschinenbau Maschinenbau Tabakwaren Kältemaschinen Verschlusstechnik Armaturen Kunststoff-Energieketten Vakuumlösungen Schiffsmaschinenbau, Antriebstechnik Telekommunikation Audiotechnik Kunststoffe Rechnertechnologie Automobilzulieferer Flugzeugsitze Antriebs- und Steuerungstechnik Verbindungs- u. Automatisierungstechnik Maschinenbau Druckfarben Automatisierungstechnik Medizintechnik, Kunststoffe Klebstoffe Mess- und Regeltechnik Software Medizintechnik Kunststoffe Maschinenbau Medizintechnik Maschinenbau Elektrotechnik Filmkameras Schneidwarenindustrie Mitarbeiter 2012 4000 1400 336 2432 3700 2200 2000 689 2979 1676 5000 6302 1300 3851 3400 4485 2000 3500 2850 4157 800 3046 1400 2178 2175 2270 1100 1378 2100 2181 2208 k. A. 1600 2100 5800 2700 3600 43 7000 790 4000 2100 1059 1000 3155 k. A. 1320 2300 k. A. k. A. Umsatz (in Millionen Euro) 2002 2012 durchsch. jährliches Wachstum über zehn Jahre (in Prozent) 179,90 300,00 3,00 250,00 104,04 78,00 335,24 3,35 284,00 225,20 126,50 420,40 25,00 433,70 240,00 197,60 24,00 395,00 218,0 120,00 109,6 231,58 42,99 360,50 117,00 150,90 80,00 88,06 229,10 100,00 215,00 119,12 84,69 92,30 238,00 141,00 452,16 260,00 423,98 60,02 260,00 50,95 55,05 58,00 441,76 234,65 177,30 174,34 102,00 201,00 780,00 984,90 81,60 858,00 511,70 408,00 934,70 73,70 814,56 682,40 483,00 971,31 206,00 986,30 680,00 604,60 184,11 915,36 630,00 440,00 416,01 639,00 230,00 805,00 399,00 461,30 313,00 330,10 584,40 350,20 547,00 381,50 309,00 320,00 570,00 402,00 840,00 579,70 795,00 235,00 571,00 210,10 219,50 225,97 797,91 522,60 434,98 430,00 307,87 467,00 15,80 12,6 39, 14 13,12 17,27 17,95 10,8 36,22 11,11 11, 72 14, 34 8, 73 22,54 8,56 10,98 11,83 22,60 8,77 11,20 13,88 14,27 10,67 18,26 8,37 13,05 11,82 14,62 14,13 9,82 13,35 9,79 12,34 13,81 13,31 9,13 11,04 6,39 8,35 6,49 14,62 8,19 15,22 14,83 14,57 6,09 8,34 9,39 9,45 11,68 8,80 Birch-Index2 (prozentuales mal absolutes Wachstum) 2601,9 2248,5 2137,9 2083,9 1996,3 1712,0 1671,4 1547,7 1521,7 1385,4 1361,2 1272,8 1266,0 1256,7 1246,7 1245,3 1228,2 1205,9 1190,6 1173,3 1163,0 1120,5 1000,5 992,6 961,7 948,9 911,6 907,3 906,3 876,2 844,7 840,3 817,7 801,3 795,1 744,1 720,5 712,8 698,6 685,1 683,0 656,3 655,7 654,4 643,3 641,3 632,2 630,6 621,4 618,0 Der Reutlinger Maschinenbauer Manz hat Geschäftsfelder in petto, die er mit Firmenübernahmen ausbaut. Was bleibt einem Unternehmer, wenn in einer Branche, die ihm mehr als 75 Prozent seiner Erlöse einbrachte und eine weltweite Spitzenposition bescherte, binnen weniger Jahre fast der komplette Umsatz wegbricht? Die Brocken hinwerfen? Oder etwas anderes anfangen? Dieter Manz, Chef und Großaktionär des börsennotierten Maschinenbauers Manz im schwäbischen Reutlingen, hat sich entschieden, sein Unternehmen neu zu erfinden. Nur noch vier Prozent des Umsatzes von 266 Millionen Euro entfallen auf Anlagen zur Produktion von Solarzellen- und Modulen, mit denen es Manz um die Jahrtausendwende zu einem der weltweit wichtigsten Ausrüster von Solarfabriken brachte. Alles Geschichte. Heute macht der 53-jährige Schwabe das dicke Geschäft – mehr als 170 Millionen Euro Umsatz – mit Produzenten von Displays für Smartphones, Notebooks und Tablets. Für sie stellt er Maschinen und Anlagen für Laserprozesstechnologie, Vakuumbeschichtung, Messtechnik und Siebdruck her. Selbst das dritte Geschäftsfeld, Maschinen zur Batterieproduktion, bringt Manz mit einem Anteil von fünf Prozent mehr Umsatz als die traditionsreiche Solarsparte. Auch dieser Bereich solle wachsen, so Manz. In den Büchern stünden Rekordaufträge im Wert von 40 Millionen Euro. Es sind die Keime, die Manz vor Jahren pflanzte und die nun sprießen. So liefen die Maschinen für Displays und Batterien lange Zeit nur nebenher und sind heute die Rettung. Die Strategie, Reserve zu haben, funktioniert so gut, dass Manz für 2014 mit rund 300 Millionen Euro Umsatz rechnet. Dies wäre ein Rekord – und ein Paradebeispiel, wie Champions aus dem Mittelstand ihre Spitzenposition halten können, wenn die Zeiten schwerer werden. Als Unternehmer angefangen hatte Manz 1987. Damals gerade mal 26 Jahre alt, gründete der ehemalige Ingenieur beim Es sind Keime, die Manz pflanzte und die nun sprießen US-Computerkonzern IBM mit zwei Studienkollegen in einer Garage die Firma Manz Automatisierungstechnik. Früher als andere baute er auf Maschinen für die Herstellung von Solarmodulen, die dank Einspeisevergütung für Sonnenstrom einen weltweiten Boom erlebten. Doch irgendwann, um 2008, gibt es zu viele Solarfabriken, niemand braucht mehr Maschinen von Manz, das Unternehmen macht hohe Verluste, entlässt Mitarbeiter und fliegt 2011 aus dem Börsensegment TecDax. Manz vollzog eine komplette Wende und setzte auf die Maschinen für die Displaytechnik. Dabei half dem Schwaben, dass er schon 2003 einen taiwanesischen Spezialisten für Laserprozesstechnik, die er dazu benötigte, übernommen hatte. Auch beim Einstieg ins Geschäft mit Maschinen für Batterien vor zwei Jahren half ihm eine Akquisition – des italienischen Spezialisten Arcotronics. Immer wieder übernimmt Manz kleinere Unternehmen, um neue Geschäftsfelder zu entwickeln. So holt er sich das nötige Wissen und ihm fehlende Kontakte ins Haus. Bei Manz scheint alles im Fluss. Im März 2014 kehrte das Unternehmen in den TecDax zurück. Selbst ein Plus bei Maschinen für Solarzellen sieht der Anfangfünfziger wieder am Horizont. » ARBEITSEFFIZIENZ Individualität effizient produzieren Werben Sie in Deutschlands entscheidendem Wirtschaftsmagazin. Weitere Informationen: Telefon 0211 887-3355 Anforderungen an die industrielle Produktion: • Individuelle Kundenwünsche • Steigende Komplexität • Mehr Modelle und Varianten • Planungsvorlauf reduzieren • Reihenfolge optimieren Erfolgreiche Hersteller setzen auf Optimierungssoftware der PSI. » www.iqm.de/wiwo Stichjahr 2012; 2 Birch-Index basiert auf Umsatzzuwachs von 2002 bis 2012; Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer Software für Versorger und Industrie 46 Nr. 5 26.1.2015 WirtschaftsWoche © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. MATERIALEFFIZIENZ www.psi.de Unternehmen&Märkte Demokratischer Diktator Die 100 Besten des deutschen Mittelstands (Teil II) Die wachstumsstärksten Unternehmen mit 50 Millionen bis eine Milliarde Euro Jahresumsatz, die in ihrer Nische eine führende Stellung im Weltmarkt einnehmen1 Rang 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 1 Rang Unternehmen Vorjahr 40 65 45 54 18 35 75 64 39 83 97 85 51 82 46 16 81 56 78 52 71 80 48 Duravit Hawe Hydraulik Chemetall Von Ardenne Windmöller & Hölscher Admedes Schuessler Geobra Brandstätter Konrad Hornschuch Karl Mayer Vector Informatik Fritzmeier Witte Automotive Maschinenfabrik Berthold Hermle Scherdel Bartec Wittenstein Fuchs Gewürze Krohne Harting Hugo Kern und Liebers Hama Pepperl + Fuchs Wanzl Metallwarenfabrik Grimme Landmaschinenfabrik Mast - Jägermeister W.E.T. Automotive Systems IMO Holding Armacell International Holding Blickle Swoboda Renk LPKF Laser & Electronics August Rüggeberg Schwanhäußer Industrie Holding Arburg Kapp (Kapp und Niles) Becker Mining Systems Reifenhäuser Maschinenfabrik Pilz Felix Böttcher Dieffenbacher Hübner Dürr Dental Eckert & Ziegler Netzsch Gruppe Balluff Weidenhammer Packungen Schmidt + Clemens Dr. Hönle Brita Branche Badkeramik Maschinenbau Metallbearbeitung Anlagentechnik Maschinenbau Medizintechnik Spielwaren (Playmobil) Kunstleder Textilmaschinen Software Automobilindustrie Automobilzulieferer Maschinenbau Maschinen- und Anlagenbau Sicherheitstechnik Antriebstechnik Gewürze Messtechnik Verbindungstechnik Maschinenbau Konsumelektronik Automatisierungstechnik Ladenbau und Logistik Landmaschinen Spirituosen Automobilzulieferer Maschinenbau Chemie Räder und Rollen Metall-Kunststoff-Verbundteile Antriebstechnik Lasertechnik Werkzeuge Schreibgeräte und Kosmetikprodukte Maschinenbau Maschinenbau Bergbauzulieferer Maschinenbau Automatisierungstechnik Maschinenbau Maschinenbau Industrie Medizintechnik Medizintechnik Maschinenbau Sensoren Verpackungen Maschinenbau UV-Technologie Trinkwasserfilter Mitarbeiter 2012 5700 2100 2000 650 2100 500 3700 900 1500 1070 550 1500 927 3800 1600 1400 3500 3092 4000 6050 2500 5200 3500 2000 600 6270 500 k. A. 700 2300 2245 690 1750 4280 2200 348 1800 1200 1684 1800 1750 2100 400 611 3000 2200 1100 1000 473 1182 Umsatz (in Millionen Euro) 2002 2012 durchsch. jährliches Wachstum über zehn Jahre (in Prozent) 144,40 110,00 266,60 82,29 290,00 11,50 304,30 118,22 252,45 44,00 233,00 206,08 117,10 274,00 116,00 77,67 298,00 220,00 244,08 300,00 263,55 250,00 266,00 97,00 222,04 146,37 14,15 218,00 60,00 64,80 255,37 25,30 89,60 280,70 269,90 45,27 105,00 243,30 85,00 100,00 210,00 136,90 75,00 31,20 210,00 143,75 105,00 126,50 13,28 162,10 377,95 320,00 551,00 260,00 572,96 86,00 591,00 322,10 510,05 174,86 480,00 439,34 302,70 524,00 300,00 233,00 550,00 448,00 479,00 551,00 503,10 485,00 500,00 260,00 440,50 335,45 85,45 430,00 119,0 200,00 476,00 115,10 240,00 503,00 488,00 157,17 260,50 450,00 227,00 250,00 400,00 300,00 205,00 120,00 391,30 300,90 245,00 274,00 72,09 322,30 10,10 11,27 7,53 12,19 7,05 22,29 6,87 10,54 7,30 14,79 7,5 7,86 9,96 6,7 9,97 11,61 6,32 7,37 6,98 6,27 6,68 6,85 6,51 10,36 7,09 8,65 19,7 7,03 7,08 11,93 6,42 16,36 10,36 6,01 6,10 13,25 9,51 6,34 10,32 9,60 6,66 8,16 10,58 14,42 6,42 7,67 8,84 8,04 18,43 7,11 Birch-Index2 (prozentuales mal absolutes Wachstum) 611,3 610,9 587,8 561,5 559,1 557,1 556,8 555,5 520,5 520,1 508,8 497,3 479,8 478,1 475,9 466,0 465,1 464,3 461,0 461,0 457,3 455,9 439,9 436,9 433,4 433,3 430,6 418,2 417,7 417,3 411,3 408,5 402,9 398,4 394,3 388,5 385,8 382,3 379,2 375,0 361,9 357,4 355,3 341,5 337,8 329,0 326,7 319,5 319,3 318,5 Dank vier Regeln will Hans Beckhoff mit seinen Steuerungen auch künftig seine Konkurrenten überholen. Beckhoff Automation wächst und wächst und wächst. So geht das seit 1980. Damals starb der Vater von Hans Beckhoff und hinterließ ihm und den drei Geschwistern einen kleinen Elektrobetrieb in Verl nahe Gütersloh. Da war Hans, der Älteste, gerade 26 Jahre alt, liebte die Kernphysik und hatte ganz andere Pläne. Heute ist der Westfale Geschäftsführer des Familienunternehmens und hat im Rückblick vieles richtig gemacht. Beckhoff Automation erreichte 2014 erstmals 500 Millionen Euro Umsatz und spielt mit seinen Automatisierungs- und Steuerungssystemen auf PC-Basis ganz vorne mit im Zukunftsgeschäft Industrie 4.0, der mit ihren Produkten kommunizierenden Fabrik. Den Aufstieg verdankt das Unternehmen nach Beckhoffs Meinung auch seiner überschaubaren Größe. „Mit einer kleinen Firma hatte ich es viel leichter als in einem Konzern“, sagt der Chef. „Hier haben neue Technologien gute Chancen, denn Ent- scheidungen fallen nicht so langatmig wie in Konzernen. Zudem arbeiten wir gern mit mittelständischen Kunden zusammen und sind mit deren Bedürfnissen und Wünschen gewachsen.“ Eine Fremdfinanzierung habe er dafür nicht gebraucht. So wurde Beckhoff Automation über die Jahre selber zu einem kleinen Konzern, mit 2700 Mitarbeitern in 60 Ländern. Davon kann auch der Blick aus der Chefetage über weite Felder, auf denen die Fasane spazieren, nicht ablenken. Beckhoff lebt eine Mischung aus Knowhow, Bauchgefühl und Strategie. Vier Punkte hält er für entscheidend, damit sein Unternehmen auch in Zukunft schneller als die Konkurrenz wächst: n Die Konzentration auf Querschnittsbranchen wie zum Beispiel Energieerzeugung, Maschinenbau oder Building Automation. „So können wir mit einer Technik überall Wachstum mitnehmen“, sagt Beckhoff. Mit seinen Steuerungen verdient er so bei Windrädern, Fertigungsstraßen und Privathäusern mit. n Sei Innovationsführer und nicht Nachahmer auf dem jeweiligen Geschäftsfeld und fessele die Kunden nicht an geschlos- sene Systeme: „Unsere offene Systemarchitektur gewährleistet, dass unsere Anlagen kompatibel mit Wettbewerbsprodukten sind“, sagt Beckhoff. Seine Kunden bleiben freiwillig. n Ein technisch kompetenter weltweiter Vertrieb: „Ein Drittel unserer Mitarbeiter arbeitet vertriebsorientiert, und wir investieren dort genauso viel Geld wie in die Technik“, sagt Beckhoff. Dabei gewähre er den Töchtern im Ausland zugleich „große Freiheit“, alle Niederlassungen würden bis zum Chef ausschließlich mit Einheimischen besetzt. n Loyale langjährige Mitarbeiter: „Wir begleiten Kunden über Generationen von Maschinen. Dafür müssen sie über viele Jahre denselben Ansprechpartner haben. Also strengen wir uns an, unseren Mitarbeitern beruflich und finanziell so gute Perspektiven zu bieten, dass sie bei uns bleiben“, sagt Beckhoff. „Auch Loyalität ist ein großer Wachstumstreiber.“ Im Alltag pflegt Beckhoff, heiter im Ton, hart in der Sache, einen Führungsstil, den er so beschreibt: „Frei spinnen, demokratisch diskutieren, diktatorisch entscheiden. Sonst wird das nichts.“ n When heart meets business. Dann werden aus Kontakten vor Ort Beziehungen in alle Welt. Dann ist die Erfüllung Ihrer Wünsche nur eine Messehalle entfernt. Dann kommt nach dem Neugeschäft das Altbier. Und Sie sind, wo Sie sein wollen: www.messe-duesseldorf.de Stichjahr 2012; 2 Birch-Index basiert auf Umsatzzuwachs von 2002 bis 2012; Quellen: Bundesanzeiger, eigene Schätzungen, Datenbank Weltmarktführer 48 Nr. 5 26.1.2015 WirtschaftsWoche © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de. Basis for Business