MOTIVE UND DETERMINANTEN DES

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MOTIVE UND DETERMINANTEN DES
MOTIVE UND DETERMINANTEN DES AGRARTOURISMUS –
EINE FALLSTUDIE DER REGION MÜNSTER
Manuela Meraner 1 and Robert Finger1
Contact: mmeraner@ethz.ch
1
Agricultural Economics and Policy Group, ETH Zürich
2016
Poster prepared for presentation at the 56th annual conference of the
GEWISOLA (German Association of Agricultural Economists)
„Agricultural and Food Economy: Regionally Connected and Globally
Successful“
Bonn, Germany, September 28 – 30, 2016
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Motive und Determinanten des Agrartourismus – Eine Fallstudie der
Region Münster
Diversifikation ist ein zentraler Bestandteil landwirtschaftlicher Betriebe und ein treibender
Faktor der ländlichen Entwicklung. Dabei ist besonders der Agrartourismus in den letzten
Jahren vermehrt zur treibenden Kraft in vielen ländlichen Gebieten aufgestiegen. Von
politischer Seite wird dieser Prozess begleitet, um Landwirten zu helfen, neue oder
komplementäre Wege zur Nutzung bestehender Ressourcen zu finden. Dies spiegelt sich zum
Beispiel in der Verordnung des Europäischen Rates zur Förderung der Entwicklung des
ländlichen Raums wider, in der die Diversifikation der ländlichen Wirtschaft eine zentrale
Rolle einnimmt (VERORDNUNG (EG) Nr. 1698/2005). Die Wissenschaftsgemeinschaft
beschäftigt sich schon seit Jahren mit den Determinanten die zur Ausübung von
verschiedenen Einkommenskombinationen führen (ILBERY (1991); MCNALLY (2001);
MERANER, ET AL. (2015)). Die meisten Studien analysieren jedoch aggregierte Daten über
Landwirte und landwirtschaftliche Betriebe. Nur wenige Studien befassen sich mit der Frage
nach den Motiven, hinter der Entscheidungsfindung der landwirtschaftlichen Betriebsleiter,
die nicht in den Statistiken erfasst werden (HANSSON, ET AL. (2013); MCGEHEE AND KIM
(2004)). Diese Studie soll dazu beitragen diese Lücke in der bisherigen Literatur zu
schliessen. Dazu werden eine Vielzahl möglicher Motive zur Entscheidungsfindung
zusammen mit Informationen über die gemeinsame Entscheidungsfindung eines
landwirtschaftlichen Haushalts und Eigenschaften des Betriebes und des Betriebsleiters
untersucht. Eine Verknüpfung all dieser Elemente kombiniert mit einem direkten Vergleich
von Agrartourismus Betrieben und nicht Agrartourismus Betrieben in einer kleinen
Untersuchungsregion ist Einzigartig in diesem Forschungsgebiet. Die Studie zielt
insbesondere darauf ab, Motive hinter der Entscheidung der Landwirte zur Diversifikation im
Bereich Agrartourismus in der Region Münster zu analysieren. Der Fokus auf die
Diversifikation im Bereich des Agrartourismus im Münsterland ist motiviert durch die grosse
Relevanz für die Landwirtschaft in Nordrhein-Westfalen. So ist nach Angaben der
LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NRW bereits „jeder vierte Urlaubshof und jedes vierte Hofcafé
von Nordrhein-Westfalen im Münsterland“(Heinrich, et al., 2008).
Zur Analyse des Entscheidungsprozesses für eine Agrartourismusaktivität wenden wir das
Akzeptanzmodell nach ESSER (1999) und PRAGER (2002) an. Diesem Ansatz folgend, ist
Akzeptanz das Resultat eines zusammenhängenden Prozesses der Entscheidungsfindung
zwischen dem akzeptierenden Individuum (Akzeptanzsubjekt) und der akzeptierenden
Maßnahme (Akzeptanzobjekt). Die gegebenen Rahmenbedingungen bilden den Kontext des
Prozesses. In unserer Anwendung ist die Akzeptanz von Agrartourismusaktivitäten im
landwirtschaftlichen Kontext (d.h. die Entscheidung für Agrartourismus) daher abhängig vom
Landwirt (Subjekt), der Diversifikationsaktivität (Objekt) und den Rahmenbedingungen der
Entscheidung. Daher werden in dieser Untersuchung sowohl Eigenschaften des Landwirts
(Alter, Ausbildung etc.) als auch die wahrgenommenen Eigenschaften der
Agrartourismusaktivität (relativer Vorteil, Kompatibilität mit bestehenden Aktivitäten,
Komplexität etc.) und der Kontext der Entscheidungsfindung, sowie die Motive für
Agrartourismus, analysiert. Wir gliedern diese Motive dabei in vier Kategorien (BARBIERI
AND MAHONEY (2009); MEDHURST AND SEGRAVE (2007)): i) ökonomische Motive. ii)
intrinsische Motive, iii) familiäre Motive, und iv) externe Motive. Zudem können Motive
nach Hansson, et al. (2013) in Push- und Pull- Faktoren eingeteilt werden. Wobei PushFaktoren eine Notwendigkeit der Aufnahme zusätzlicher Einkommenskombination
voraussetzt und Pull- Faktoren sich durch eine Wahrnehmung neuer, attraktiver
Möglichkeiten auszeichnen. Diese Studie zielt, zum einen auf eine Untersuchung der
verschiedenen Motive die zur Entscheidung für Agrartourismus führen, dabei wird besonders
auf die Rolle der Ehefrau und anderen Einflussnehmenden Personen geachtet, ausserdem
vergleichen wir beobachtbare Charakteristika von Landwirten mit und ohne Agrotourismus.
Diese Charakteristika beziehen sich zum einen auf den landwirtschaftlichen Betrieb
(verfügbare Arbeitskräfte etc.) und zum anderen auf den Betriebsleiter (Alter, Jahr der
Betriebsübernahme, außerlandwirtschaftliche Tätigkeit). Ein wichtiges Element der
persönlichen Merkmale des Landwirtes ist ausserdem die persönliche Präferenz Risiken
einzugehen. Die vorliegende Studie basiert auf 33 persönlichen Interviews welche im Januar
2016 in der Stadt Münster und den vier östlich angrenzenden Städten Telgte, Everswinkel,
und Sendenhorst durchgeführt wurden. Die Interviews wurden mit 17 Agrartourismus
Betrieben und 16 Betrieben ohne Aktivitäten in diesem Bereich durchgeführt.
Unsere Resultate zeigen, dass die Entscheidung Agrotourismus anzubieten hauptsächlich
durch ökonomische Motive geleitet wurde. Als wichtigste Motive wurden dabei die Rolle des
Agrotourismus als zusätzliche Einkommensquelle, sowie die Risikominimierung angegeben.
Ausserdem konnten wir feststellen, dass der Einstieg in den Agrartourismus stärker von Pullals von Push-Faktoren zum beeinflusst wurde. Dies spiegelt die stadtnahe
Untersuchungsregion mit einer stark wachsenden Nachfrage wider. Der Einstieg in den
Agrartourismus wird als Nutzung zusätzlicher Möglichkeiten und Chancen gesehen, und
weniger stark eine „Vertreibung“ aus der ursprünglichen Landwirtschaft wahrgenommen.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei der Initialisierung und Planung die Eheleute, die den
landwirtschaftlichen Betrieb bewirtschaften, meist gemeinschaftlich involviert sind. Die
Umsetzung hingegen liegt tendenziell eher beim Ehepartner des Betriebsleiters. Dies bestätigt
Resultate von BENJAMIN AND KIMHI (2006), die feststellen dass die Ressourcenallokation der
Ehepartner auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gemeinschaftlich geschieht und die
Arbeitskraft substituierbar ist.
In einem nächsten Schritt, vergleichen wir Betreibe mit und ohne Agrartourismusaktivitäten.
Unsere Analyse zeigt, dass Betriebe mit Agrartourismusaktivitäten durchschnittlich
risikoscheuer sind als jene ohne. Dieses Ergebnis geht einher mit dem oben genannten stark
ausgeprägten Motiv der Risikominimierung durch den Agrartourismus. Ausserdem sind
Betriebsleiter mit Agrartourismus in unserer Umfrage durchschnittlich etwas älter, aber haben
durchschnittlich vor weniger Jahren den Betrieb übernommen und haben einen niedrigeren
Ausbildungsgrad. In den Agrartourismusbetrieben leben durchschnittlich weniger Personen,
weshalb hier auch weniger Familienarbeitskräfte jedoch bedeutend mehr Fremdarbeitskräfte
beschäftigt sind. Die Betriebe mit Agrartourismus weisen zudem einen stärkeren Grad der
Diversifizierung auf, d.h. es werden meist mehrere Diversifikationsstrategien miteinander
kombiniert. Es zeigt sich zudem, dass die Betriebsleiter häufiger auch ausserhalb des
Betriebes im nicht landwirtschaftlichen Sektor tätig sind.
Abschliessend können wir festhalten, dass die Motive hinter der Entscheidung für den Einstig
in den Agrartourismus vielfältig sein können. Die meisten Landwirte sehen darin eine Chance
zusätzliches Einkommen zu generieren und das landwirtschaftliche Risiko zu reduzieren.
Besonders für risikoscheue Landwirte scheint der Einstieg in den Agrartourismus ein guter
Weg der Diversifikation zu sein. Ausserdem konnten wir feststellen, dass vor allem die
Umsetzung der Agrartourismusaktivität eher in der Verantwortung der Ehepartner liegt und
damit eine Möglichkeit der gemeinsamen Arbeit auf dem Hof bietet.
Literatur
Barbieri, C., and E. Mahoney. 2009. "Why is diversification an attractive farm adjustment
strategy? Insights from Texas farmers and ranchers." Journal of Rural Studies:58–66.
Benjamin, C., and A. Kimhi. 2006. "Farm work, off-farm work, and hired farm
labour: estimating a discrete-choice model of French farm couples´ labour decisions."
Eur. Rev. Agric. Econ. 33:149–171.
Esser, P. (1999) "Akzeptanz - was steckt dahinter? Überlegungen zur Akzeptanzdebatte in
Naturschutz und Landschaftsplanung." In
Diplomarbeit am Institut für
Landschaftsentwicklung, TU Berlin.
Hansson, H., R. Ferguson, C. Olofsson, and L. Rantamäki-Lahtinen. 2013. "Farmers' motives
for diversifying their farm business – The influence of family." Journal of Rural
Studies 32:240–250.
Heinrich, H., H. Chistoph, and B. Andreas. "Landwirtschaftlicher Fachbeitrag zum
Regionalplan Münsterland."
Ilbery, B.W. 1991. "Farm diversification as an adjustment strategy on the urban fringe of the
West Midlands." Journal of Rural Studies 7:207-218.
McGehee, N.G., and K. Kim. 2004. "Motivation for agri-tourism entrepreneurship." Journal
of Travel Research 43:161-170.
McNally, S. 2001. "Farm diversification in England and Wales — what can we learn from the
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Medhurst, A., and R. Segrave. 2007. "Why Do Farming Families Diversify?" Rural Industries
Research and Development Corporation:36.
Meraner, M., W. Heijman, T. Kuhlman, and R. Finger. 2015. "Determinants of farm
diversification in the Netherlands." Land Use Policy 42:767-780.
Prager, K. 2002. Akzeptanz von Maßnahmen zur Umsetzung einer umweltschonenden
Landbewirtschaftung bei Landwirten und Beratern in Brandenburg: Margraf.