Das Finanzlexikon
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Promotion Das Finanzlexikon - Teil 5 Mit der sogenannten „moral suasion“ steht Zentralbanken ein subtiles Instrument zur Verfügung. Was hat man sich nun unter diesem Begriff vorzustellen? Z entralbanken verfügen neben der Steuerung der Leitzinsen, der Höhe der Mindestreserve oder den sogenannten „unkonventionellen Maßnahmen“ noch über ein weiteres sanfteres, wenngleich nicht minder wirksames zusätzliches Instrument, nämlich die sogenannte „moral suasion“. Unter der englischen Bezeichnung „moral suasion“ versteht man beispielsweise die Mahnungen einer Notenbank an die Parteien bei Tarifverhandlungen „maßvolle“, also stabilitätsgerechte Lohntarifabschlüsse vorzulegen um zu signalisieren, dass die Zentralbank auf Zweitrundeneffekte mittels Zinserhöhung reagieren könnte um allfälligen inflationären Tendenzen vorzubeugen. Des Weiteren wird dieses „gütliche Zureden“ dazu Aufgaben der OeNB: - Mitwirkung/operative Umsetzung der Geldpolitik - Finanzmarktstabilität und Bankenaufsicht in Österreich - Bargeldversorgung - Reservenmanagement - Erstellung von Statistiken und ökonomischen Analysen - Mitwirkung in internationalen Organisationen - Zahlungsverkehr © Oesterreichische Nationalbank Das Direktorium der Nationalbank: Andreas Ittner, Wolfgang Duchatczek, Ewald Nowotny und Peter Zöllner. verwendet um die Einsichtsfähigkeit der verantwortlichen Akteure der Kreditwirtschaft bzw. der Fiskalpolitik im Sinne einer stabilitätsorientierten volkswirtschaftlichen Gesamtsicht zu beeinflussen. Ohne den Einsatz härterer Instrumente kann durch medial getätigte Aussagen ein entsprechender Druck aufgebaut werden der zu konformen Verhalten motiviert und so zu einem größerer Gesamtnutzen führt. Zentralbanken sind aufgrund ihrer anerkannten Expertise, Glaubwürdigkeit und Autorität in viele Facetten der wirtschaftpolitischen Diskussion miteinbezogen. Statements von No- tenbanken werden mit großer Sorgfalt und unter Berücksichtigung auf die mögliche Reaktion der Märkte getroffen. Äußerungen, die beispielweise von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Zuge zinspolitischer Entscheidungen getätigt werden, ziehen sofortige Marktreaktionen beispielsweise auf den Devisen-, Aktien- und Rohstoffmärkten nach sich. Gerade deshalb wird sowohl seitens der medialen Öffentlichkeit als auch seitens der Finanzmärkte großes Gewicht auf wirtschafts- und geldpolitische Äußerungen von Zentralbankern gelegt. Kommentare von Direktoriumsmitgliedern der Zentralbanken sind also auch immer vor dem Hintergrund von „moral suasion“ zu sehen und unter diesem Aspekt zu beurteilen. Es ist somit immanent, dass dieses Instrument auch semantische Facetten beinhaltet, je nach Situation können die Kommentare des entsprechenden ZentralbankGouverneurs bzw. –Präsidenten verschieden stark dosiert werden. Kontakt: Oesterreichische Nationalbank Hotline: Tel: 01 404 20 6666 oenb.info@oenb.at www.oenb.at