Der Einzahlschein Vermisst in Griechenland Dienstgradabzeichen

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Der Einzahlschein Vermisst in Griechenland Dienstgradabzeichen
VKSVG INFORMIERT
Vereinszeitschrift des Vereins zur Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener e.V.
Januar 2006
In dieser Ausgabe
Der Einzahlschein
Dienstgradabzeichen der Wehrmacht
und Waffen-SS
Vermisst in Griechenland
Bestattung des Friedrich Kindler
Das Geschäft mit unseren Toten
© by VKSVG e.V Alle Rechte vorbehalten Ausgabe Januar 2006
Seite 2
VKSVG Informiert
Vorwort
Wir möchten Sie heute bei unserer zweiten Ausgabe der Vereinszeitschrift „VKSVG informiert“ begrüßen. Diese soll dem interessierten Leser
und unseren Vereinsmitgliedern einen Überblick über unsere Aktivitäten
geben. Gerne veröffentlichen wir auch Berichte, Erlebnisse, Leserbriefe
von Ihnen in unserer nächsten Ausgabe. Bitte senden Sie uns dafür Ihre
Manuskripte an: info@vermisst-gefallen.net
Auch dieses Jahr haben wir wieder erfolgreich bei der Vermissten- und
Verschollenenaufklärung mitgeholfen. Dank ein paar wenigen fleißigen
Mitgliedern haben wir mehrere Projekte realisieren können, dafür noch
mal besten Dank ! So nun genug der Dinge, viel Spaß beim Lesen und bis
zur nächsten Ausgabe.
Mark
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Seite 3
VKSVG Informiert
Der Einzahlschein
Wieder wurde ein Schicksal durch uns geklärt
Er wollte seinem Bruder etwas Gutes tun. Wahrscheinlich zu
Weihnachten. Aber das war nicht so einfach. Denn er war Soldat.
Noch dazu an einem der Brennpunkte des 2.Weltkrieges. Bei
Stalingrad. Zwar nicht im Kessel, doch was spielt das für eine
Rolle, im Krieg wird überall gestorben. Nein, an der Abwehrfront
am Tschir. Von Oberst Adam, dem Adjutanten von Generalfeldmarschall Paulus notdürftig aufgestellt, hatten zurück kehrende
Urlauber, rückwärtige Einheiten, Ersatzabteilungen die Aufgabe
übernommen, westlich von Stalingrad und des Dons die Front zu
stabilisieren und vor allem die für das Überleben der Kameraden
im Kessel so notwendigen Startflugplätze für die Luftversorgung
und die Bereitstellungsräume für den Entsatzangriff zu sichern.
So auch dieser Soldat. Aber das hinderte ihn nicht, dort auf irgendeiner Poststelle 130,00 RM an seinen Bruder einzuzahlen.
Der Einzahlbeleg wandert in die Brusttasche. Nahe dem Ort
Tschernyschkowski war er eingesetzt. Bei einem kleinen Kolchos
in Verkhne Aksenovskiy. Tagtäglich versuchten die Russen die
Tschir-Front von Norden zu durchbrechen. Eines Tages muss dies
auch bei Verkhne Aksenovskiy geschehen sein. Mit einem Rudel
von rund 20 Panzern fallen sie in das kleine Dorf und den Kolchos ein. Ein Blutbad unter den deutschen Soldaten war das
Ergebnis dieses ungleichen Kampfes. Nachdem die russischen
Panzer weg waren, gingen die Überlebenden daran, ihre gefallenen Kameraden zu bestatten. All das passierte irgendwann Anfang Dezember 1942. Fast genau 60 Jahre später im gleichen
Dorf. Vor einiger Zeit wurde eine Wasserleitung verlegt. Die Einheimischen stoßen auf menschliche Überreste, dass es
„Nemetzkis“ sind, erkennen die Älteren schnell an den Überresten der Ausrüstung. Und sie melden es dem Volksbund, der immer wieder in den russischen Zeitungen entsprechende Aufrufe
platziert. September 2003, wir sind angekommen. Und wollen
den Volksbund eine Woche lang bei Umbettungsarbeiten unterstützen. Die Fahrt nach Verkhne Aksenovskiy führt ins „Nichts“.
Steppe, soweit das Auge reicht. Und nur an den Strommasten
erkennt man, dass da irgendwann eine menschliche Ansiedlung kommen muss. Das Gräberfeld, heute ist es ein Bereich, der
zu 50% mit Ställen und Wirtschaftsgebäuden überbaut ist. Wir
fangen an zu graben, der lehmige Boden lässt uns gehörig
schwitzen und der Gestank der Ställe nimmt uns den Atem.
Teilweise gräbt man regelrecht in der Sch… Doch werden wir relativ schnell „fündig“. Grab an Grab. Mal flach, mal tief. Sicherlich
wurden vorhandene Einschlagtrichter gleich mitbenutzt. An den
Uniformresten erkennt man, wie zusammengewürfelt diese Truppe hier war. Da Panzersoldaten, hier Angehörige der Luftwaffe,
dann wieder Infanterie. Alles ist vertreten. Stunde um Stunde
vergeht und am Ende des Tages sind 26 Umbettungssäcke gefüllt. Doch leider haben nicht alle Geborgenen Erkennungsmarken. Sie müssen nun, da es keine Unterlagen über diesen Friedhof gibt, als Namenlose auf dem Soldatenfriedhof Rossoschka
bei Stalingrad, vorbildlich angelegt und gepflegt vom Volksbund,
eingebettet werden. Doch dann kommen in den Überresten der
Uniform eines Gefallenen Papierfetzen zum Vorschein. Ein Einzahlschein, das ist alles was man erkennen kann, denn die Bleistift-Schrift ist verblasst. Damit kann man doch was anfangen,
vielleicht noch den Namen des Gefallenen ermitteln! Doch Hans,
unser Leiter, ein hauptamtliches Mitglied des Volksbundes, der
fast das ganze Jahr hier arbeitet, winkt ab. Zuviel Mühe für einen
einzelnen, dazu reicht das Geld nicht, dass der Volksbund von
unserer Regierung oder durch Spenden bekommt. Leider ist das
so. Trotzdem werden diese Papier-Überreste sorgsam von uns
eingetütet und Antonius, unser Schweizer, nimmt sie an sich. Er
hat „Beziehungen“, kennt Leute in einem Kriminaltechnischen
Labor in der Schweiz. http://www.prolabor.ch/
Zuhause angekommen, gelingt dem Labor das unfassbare. Durch
spezielles Licht wird die Schrift wieder besser sichtbar. Es ist Sütterlin, doch fast alle Wörter sind durch fehlende Papierstücke
verstümmelt. Doch durch kombinieren, Rätsel raten wird der Name herausgefunden. Auch der Empfansgsort wird entschlüsselt.
So kommen wir dem damaligen Wohnort des Empfängers immer
näher. Die Adressauskunft schafft dann letzte Klarheit. Es ist ein
gängiger Name in dieser Gegend. Ein paar Telefonate werden
geführt. Und es gelingt! Nach fast 62 Jahren! Wir haben seine
Angehörigen gefunden und somit auch ihn. Ein unbekannter
Soldat, der bald auf einer der Granitplatten auf dem Soldatenfriedhof in Rossoschka seinen Namen wieder erhalten wird. Nun
haben die Angehörigen endlich nach so vielen Jahrzehnten die
Gewissheit über das Schicksal ihres Vermissten.
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Seite 4
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Vermisst in Griechenland
Schicksale im griechischen Freiheitskampf 1941-1944
In der Nacht vom 25. auf den 26. November 2002 jährt sich zum
Sechzigsten Mal die Zerstörung der GorgopotamosEisenbahnbrücke am griechischen Brallos (Thermopylen)-Pass. In
dem von deutschen, bulgarischen und italienischen Truppen
besetzten Griechenland gelang zwölf Angehörigen der Commenwealth-Armee und hundertfünfig griechischen Freischärlern (so
genannten Andarten) diese spektakuläre Aktion. Sie sollte weit
reichende Folgen für den weiteren Kriegsverlauf auf dem Balkan
haben. Noch heute wird die Sprengung der Brücke jedes Jahr in
Griechenland wie ein Nationalfeiertag zelebriert.
Die britischen Kommandos waren von SOE-Kairo, der geheimen
Kommandozentrale für subversive Tätigkeiten, unter Führung
des britischen Oberst E.C.W. (Eddie) Myers im Oktober 1942 per
Fallschirm im unwegsamen Gebiet in Mittelgriechenland abgesetzt worden. Die Aufgabe der "Operation Harling" war die Zerstörung eines der drei Eisenbahnviadukte auf der Strecke zwischen
Thessaloniki und Athen, um damit die "lebenswichtigen" Nachschublieferungen für Rommels Afrika-Truppen nachhaltig zu unterbinden. Vier Wochen später gelang den Kommandos der Anschlag mit Unterstützung der Andarten, die sich aus Verbänden
unter Führung des linksgerichteten ELAS- Kapetanios Aris Velouchiotis und dem rechtsgerichteten ehemaligen Offizer des griechischen Heeres, dem EDES-Kommandeur Napoleon Zervas,
zusammensetzten. Die Meldung über die erfolgreiche Zerstörung
des Viaduktes lief wie ein Fanal durch Griechenland.
Hunderte junge Männer und ehemalige Soldaten und Offiziere
des griechischen Heeres gingen danach spontan in die Berge,
um
sich
den
Andarten
anzuschließen.
Ursprünglich sollten die zwölf Kommandos nach Afrika zurückgeführt werden. Da jedoch alle Fluchtwege abgeschnitten waren,
blieben die Männer auf Weisung ihres Kairoer SOEHauptquartiers als Verbindungsoffiziere in den griechischen Bergen, um die rasant anwachsende Zahl an Andarten im Partisanenkrieg zu schulen und deren Bezahlung als auch Ausrüstung
mit Waffen Verpflegung und zu gewährleisten.
Der Vater des Verfassers gehörte als Oberzahlmeister jener deutschen Pionierheinheit an, die unmittelbar nach dem Anschlag
den Befehl erhielt, den 211 Meter langen Gorgopotamos-Viadukt
Griechische Freischärler
Die gesprengte Gorgopotamos-Eisenbahnbrücke
bereits am 5. Januar 1943 wieder aufgenommen, nachdem die
Metallpfeiler durch provisorische Holzgerüste ersetzt worden
waren. Bisher hatten die ELAS-Andarten in Mittelgriechenland nur
italienische Truppen angegriffen. Durch die Unterstützung der
Briten fühlten sie sich jedoch Ende März 1943 stark genug, auch
deutsche Truppen direkt anzugehen. Am National-Feiertag, dem
25. März, verkündete Velouchiotis' Stellvertreter Tasos Lefterias
in dem Bergdorf Marmara (bei Lamia) diese Entscheidung des ZK
der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) der dort versammelten ELAS-Führerschaft. Vier Tage später wurde der Vater
des Verfassers als einziger Offizier zusammen mit 33 deutschen
und 16 italienischen Soldaten und Zivilisten von ELASFreischärlern gefangengenommen und in Kolokythia, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Marmara, in einem Schulgebäude inhaftiert. Als deutsche und italienische Truppen auf der Suche nach
den Vermißten zur Vergeltung ganze Dörfer im Sperchios-Tal
niederbrannten, die Zivilbevölkerung terrorisierten und über 600
Geiseln festnahmen, entschied die ELAS-Führung unter Aris Velouchiotis, Andreas Tzimas und Tasos Lefterias die Deutschen zu
exekutieren. Zuvor wurde den Gefangenen jedoch freigestellt,
sich den Andarten anzuschließen; sie würden nicht erschossen
werden. Während zwei Deutsche das Angebot annahmen – einer
von ihnen kehrte tatsächlich 1948 nach Deutschland zurück –
wurden alle Italiener freigelassen und die übrigen 32 Deutschen
erschossen. Sie wurden von der Wehrmacht und nach dem Krieg
vom Roten Kreuz Suchdienst
für vermisst erklärt.
Zwanzig Jahre nach der Vermisstenmeldung reiste der Verfasser
zum ersten Mal nach Griechenland, um nach dem Schicksal seines Vaters zu forschen. In jahrelanger Arbeit – basierend auf
Recherchen in deutschen, italienischen, griechischen und britischen Archiven und unter Heranziehung von rund zwei Dutzend
Büchern, die in England, Neuseeland und Griechenland zu diesen Ereignissen erschienen sind – gelang ihm die vollkommene
Rekonstruktion des damaligen Geschehens. Er interviewte darüber hinaus die verantwortlichen Briten, Neuseeländer, Deutschen und Griechen – darunter jenen Mann, der seinen Vater
erschoss.
Zum fünfzigsten Jubiläum der Zerstörung der GorgopotamosBrücke erschien H. F. Meyers Buch Vermißt in Griechenland.
Schicksale im griechischen Freiheitskampf 1941-1944. Das
Buch enthält zahlreiche Faksimiles und einmalige Fotos.
Obwohl es vergriffen ist, kann der Verfasser noch Belegexemplare liefern (e-mail: hfmeyer@compuserve.com)
wiederaufzubauen. Mittlerweile hatte Rommel die Schlacht bei
El-Alamein verloren. Aber es galt auch die in Südgriechenland
liegenden Truppen zu versorgen. Ihr Nachschub verlief nun
hauptsächlich über See und mühselig auf engen Passstraßen
mittels LKW oder Maultierkolonnen. Der Eisenbahnverkehr wurde
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Seite 5
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Beisetzung des Gefreiten Friedrich Kindler
Von M. Hermann 01.05.2005
Der Gefreite Friedrich Kindler fiel am 16. Dezember 1944
in den ersten Stunden der so genannten
„Ardennenoffensive“ in einem Waldstück nahe Hollerath.
Nach nun 60 Jahren wurden die sterblichen Überreste
Friedrich Kindlers im Rahmen einer militärischen Zeremonie auf dem Soldatenfriedhof in Oberreifferdscheid beigesetzt. Zuvor fand im belgischen Rocherath der Trauergottesdienst statt.
Bereits am 19. Dezember 2003 fand der belgische Militariasammler
Jean-Michel-Roth in
einem belgischen Waldstück, nahe des deutschen Wanderparkplatzes Hollerather Knie,
die Gebeine des Friedrich Kindler zusammen
Fundstelle Kindlers
mit den Resten eines amerikanischen Soldaten. Die Gebeine lagen in nur ca. 40 cm Tiefe unter der Grabenböschung
eines Waldweges.
Die Gebeine wurden dem zuständigen belgischen Förster
Erich Hönen aus Rocherath übergeben. Der Tote trug noch
seinen Helm, seinen Ehering und die zur Identifizierung
wichtige Erkennungsmarke. Bis zur endgültigen Klärung
verblieben die sterblichen Überreste Kindlers bei dem
Förster. Die ehemalige Wehrmachts-Auskunftstelle, heute
die Deutsche Dienststelle in Berlin (WAST) konnte die Erkennungsmarke entschlüsseln und teile mit, dass es sich
um Friedrich Kindler aus Wien handelte. Der als Angehöriger der 6. Kompanie des Volksgrenadierregiment 991 bei
der 277. Volksgrenadierdivision seit dem 16. Dezember
1944 als vermisst galt. Ein in Wien lebender Veteran dieser Division, Professor Machata, schrieb über dieses Ereignis in der „Kronen Zeitung“ einen Leserbrief, in dem er
nach Angehörigen Friedrich Kindlers suchte.
Ursula Neuhold aus der Steiermark, Vereinsmitglied des
Vereins zur Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener e.V. (VKSVG) las diesen Leserbrief und nahm Kontakt
mit Professor Machata auf. Nachdem die Einzelheiten geklärt waren, begann Frau Neuhold mit Ihrer Suche.
Nach aufwendigen Recherchen mit diversen Behörden und
Ämtern glückte Frau Neuhold das fast Unmögliche. Sie
fand als einzige Angehörige Kindlers dessen Tochter Gerlinde Seidenschwann. Frau Seidenschwann lebt noch heute in Wien, gerade mal zwei Häuserblocks von Professor
Machata entfernt.
Die Nachricht vom Auffinden Ihres Vaters nach fast sechzig Jahre nach seinem Tod erschütterte die Tochter erheblich. Längst verheilte Wunden wurden wieder aufgerissen.
Eine Überführung Kindlers auf den Friedhof in Wien scheiterte an der Bürokratie sowie an den erheblichen Kosten
die hierfür Veranschlagt wurden. So wurde beschlossen,
Kindler auf dem Soldatenfriedhof in Oberreifferscheid zu
bestatten. Frau Neuhold erklärte sich bereit mit Frau Seidenschwann nach Deutschland zu reisen und organisierte
den Flug, Erich Hönen kümmerte sich um die Unterkunft.
Die Trauerfeier begann am 29. April 2005 um 14.30 Uhr
mit einer Kranzniederlegung in Rocherath am Ehrenmal.
Im Anschluss fand die Trauerfeier in der Kirche statt. Nach
Ansprachen des Bürgermeisters Gerhard Palm, Erich Hönen, Jean-Michel-Roth und des österreichischen Militärattaches Oberst Fritzlehner segnete Pfarrer Heck den Sarg
von Friedrich Kindler. Danach wurden die Bergungsprotokolle von dem Hellenthaler Bürgermeister Manfred Ernst
an Gerlinde Seidenschwann übergeben. Danach ging es im
Konvoi nach Oberreifferscheid zum Soldatenfriedhof.
Dort angekommen überreichte Bürgermeister Manfred
Ernst, der gleichzeitig Ortsvorsitzender des Volksbundes
Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist, die Erinnerungsurkunde des Volksbundes und die Silbermedaille „Madonna von
Stalingrad“ an Frau Seidenschwann. Danach wurde die
Beisetzung durch Soldaten der Bundeswehr und des belgischen Militärs vorgenommen. Nach der Einsegnung und
Gebet wurden Gestecke niedergelegt. Frau Seidenschwann hatte aus Wien Heimaterde mitgebracht, die
sie in das Grab Ihres Vaters verbrachte. Danach blies ein
Trompeter die Melodie „Ich hatt einen Kameraden“.
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Seite 6
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Traditionsgemeinschaft ehem. Jäger-Regiment 49:
Kompetente Antworten auf Fragen bei der Klärung von Schicksalen Vermisster und Gefallener des zweiten Weltkrieges geben
auch Traditionsgemeinschaften ehemaliger militärischer Verbände. In einer Ausgabe der VDK-Zeitschrift „Stimme und Weg“ las
ich, dass eine „Traditionsgemeinschaft ehemaliges JägerRegiment 49 Breslau“ eine beträchtliche Summe für den Wiederaufbau der orthodoxen Kirche in Solugubowka (Nordrussland)
gespendet hatte. Jäger-Regiment 49?
Endlich wusste ich, wo genau (Chojny Stare) und unter welchen
Umständen mein Großvater gefallen war. Nun kannte ich auch
die Namen der beiden mit ihm in einem Feldgrab beigesetzten
Kameraden.
Unzweifelhaft jetzt auch, dass mein Großvater nach der Umstrukturierung der Sturzkampfgeschwader von einer FlughafenBetriebskompanie (FBK) in die 1. Luftwaffenfelddivision versetzt
und als einer der wenigen Überlebenden bei den Kämpfen um
Nowgorod im April 1944 ins FEB 28 und danach zur 1. Kompanie
im Jägerregiment 49 eingegliedert wurde. Fast ein Wunder allerdings, dass es möglich war, seinen letzten Kompanieführer kennen zu lernen. Nach fast 60 Jahren hielt er wieder den Brief in
den Händen, den er meiner Großmutter nach der Beerdigung
ihres Mannes geschrieben hatte.
Aus den informellen Kontakten zur Gemeinschaft ist eine enge
Verbundenheit entstanden. Die alljährlich stattfindenden Regimentstreffen der 49’er mit ihren zahlreichen Veranstaltungen
möchte ich als jüngstes Vereinsmitglied nicht mehr missen.
Reimar Tiehl
Rückseite der Benachrichtigungskarte der WAST aus dem Jahre 1946
Das war doch die Einheit innerhalb der 28. Jägerdivision (bis
Nov.1941 28. Infanteriedivision) - zur 28. Jägerdivision gehörten
noch das Jäger-Regiment 83 und das Artillerie-Regiment 28 - der
mein Großvater angehörte, als er am 11.09.1944 in den Kämpfen um die Narew-Brückenköpfe bei Lomza und Ostrolenka in
Polen fiel!
Ein Anruf in der Redaktion und Adresse und Telefonnummer des
Gemeinschaftsvorsitzenden waren mir bekannt.
Auf meine Kontaktaufnahme reagierte der Vorsitzende sehr erfreut. Schon nach wenigen Tagen hatte er für mich wichtige Informationen meinen Großvater betreffend aus dem Gedenkbuch
und der mehrteiligen Regimentschronik zusammengestellt.
Nach dem Sieg im KK-Schiessen beim
Regimentstreffen 2004 darf ich den
Wanderpreis - einen Ehrenhirschfänger für ein Jahr in Besitz nehmen.
Erinnerungen
Von Inge Döring
Einen Tag nach der „Machtübernahme“ wurde ich 8 Jahre alt.
An diesem Tag, dem 30.1.1933, konnte ich nicht einschlafen,
weil die Erwachsenen so erregt und laut diskutierten. Von diesem Tag an hatte meine Mutter Angst um meinen Vater. Er sagte
was er dachte und konnte den neuen
„Führer“ überhaupt nicht leiden. Gespräche über dieses Thema fanden
nie in meiner Gegenwart statt, weil
meine Eltern Befürchtungen hatten,
dass ich ungewollt etwas ausplaudern könnte. Denunzianten gab’s
reichlich. Mit 10 Jahren war die Hitlerjugend Pflicht und ich gehörte zu den
„Jungmädeln“. Dafür durften monatlich auch 30 Pfennig Beitrag gezahlt
werden. Am Sonnabend war schulfrei,
weil „Dienst“ angesagt war für Sport
oder Wochenendfahrten in die Jugendherbergen der näheren Umgebung. Politisch wurde mittwochs geFrau Döring als Jungmädel schult.
Toll war es nicht, weil unsere Schaftsführerin (niedrigster Rang),
die uns schulen sollte, sich selbst mit dem „System“ nicht gut
auskannte. So hatten wir für die restlichen 2-3 Stunden Zeit, um
Volkstänze zu üben oder Spielzeug für den Weihnachtsmarkt auf
dem Rathausmarkt zu basteln. Den Erlös der verkauften Sachen
bekam das Winterhilfswerk. Mit der Zeit brach der
„Germanenwahn“ aus. Schlank, groß, blond und blauäugig hatte man zu sein Einzig die Schlankheit konnte ich vorweisen. Etwa
mit zwölf Jahren bekam ich Komplexe, ob ich überhaupt
„deutsch“ bin. Meine Eltern merkten meine seelische Veränderung und halfen mir diese Vorstellung zu überwinden. So zornig
hatte ich meinen Vater noch niemals erlebt, was der „Führer“ mit
seinen Wahnsinnsparolen bei den Kindern anrichtet.. Ich war
bestimmt nicht die Einzige, die sich mit solchen Gedanken beschäftigte. Hitler wollte sich „seine“ Jugend“ erziehen, sie sollten
zäh wie Leder, hart wie Stahl und schnell wie Windhunde sein.
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Seite 7
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Dienstgradabzeichen der Wehrmacht und der Waffen-SS
Kragenspiegel
Schulterklappe
Ärmelabzeichen
Dienstgrad
Kragenspiegel
Schulterklappe
Schütze
Schütze
Oberschütze
Oberschütze
Gefreiter
Sturmann
Obergefreiter
Rottenführer
Hauptgefreiter
Stabsgefreiter
Unteroffizier
Unterscharführer
Unterfeldwebel
Scharführer
Feldwebel
Oberscharführer
Hauptfeldwebel
Hauptscharführer
Stabsfeldwebel
Sturmscharführer
Leutnant
Untersturmführer
Oberleutnant
Obersturmführer
Hauptmann
Hauptsturmführer
Major
Sturmbannführer
Oberstleutnant
Obersturmbannführer
Oberst
Standartenführer
Generalmajor
Oberführer
Generalleutnant
Brigadeführer
General der Armee
Gruppenführer
General
Obergruppenführer
Generalfeldmarschall
Oberstgruppenführer
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Ärmelabzeichen
Seite 8
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Information für Suchende
Deutsche Dienststelle (WASt) für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht
Die Abkürzung WASt bedeutet Wehrmachts Auskunft Stelle. Sie ist kein Bundesarchiv - sondern eine Behörde des Landes Berlin.
Sie hat folgenden Bestände und Unterlagen: Personalunterlagen, Karteien und
Sammelunterlagen (1. und 2. Weltkrieg) über Angehörige des Heeres, Luftwaffe
und Marine, eine Zentralkartei, Erkennungsmarkenverzeichnisse (EKM), Lazarettmeldungen, Truppenverlustmeldungen, Gräberlisten, Versorgungsakten,
Nachlässe und 1,5 Mill. Wehrstammbücher.
Bei Anfragen sind genaue Angaben zu dem Gesuchten notwendig: vollständiger
Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Geburtsort. Vergessen Sie nicht Ihren Verwandtschaftsgrad und Ihren Absender anzugeben.
Internetanfragen sind möglich.
Suchdienst München des Deutschen Roten Kreuzes
Die Aufgaben des Suchdienstes München sind u.a. Nachforschungen nach
Kriegs- und Zivilgefangenen und nach Wehrmachtsvermißten und Zivilverschleppten des 2. Weltkrieges einschließlich der Insassen der ehemaligen sowjetischen Sonderlager in der früheren SBZ bzw. DDR. Bei Anfragen an den Suchdienst ist der vollständige Vor- und Nachname, Geburtsdatum, Geburtsort, Zugehörigkeit zu militärischen Verbänden oder Kampfeinheiten, Dienstrang der Person anzugeben. Vergessen Sie nicht Ihren Verwandtschaftsgrad und Ihren Absender anzugeben.
Internetanfragen sind möglich.
Krankenbuchlager
Das Krankenbuchlager ist kein Bundesarchiv. Da dort aber Informationen über
Personen aus ganz Deutschland vorhanden sind, wurde das Archiv hier mit eingeordnet.
Im Krankenbuchlager sind unter anderem Aufzeichnungen über den Militärdienst im 2. Weltkrieg, vorwiegend über Verwundungen, Lazarett-Aufenthalte der
Wehrmachtsangehörigen archiviert.
Die Voraussetzung für eine Erfolg versprechende Ermittlung ist, dass die gesuchte Person Soldat im 2. Weltkrieg oder mind. Angehöriger des Wehrmachtsanhanges war. Für die Ermittlungsarbeit werden grundsätzlich die folgenden Personenangaben benötigt: Vor- und Nachname, Geburtsdatum und -ort. Vergessen
Sie nicht Ihren Verwandtschaftsgrad und Ihren Absender anzugeben.
Anfrage schriftlich und bei positivem Entscheid wird eine Gebühr erhoben.
Krankenbuchlager Berlin, Wattstraße 11-13, D-13355 Berlin
Fortsetzung folgt
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Seite 9
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Vereinstreffen des VKSVG e.V in der Niederschlesischen Oberlausitz
Von Rene Gottschling
Am 23.09.2005 ab 15 Uhr begrüßten Sven und René die
ankommenden Mitglieder des Vereins zur Klärung von
Schicksalen Vermisster und Gefallener e.V (VKSVG) im
Gasthaus "Am Markt" in Diesha/Waldhufen zum Vereinstreffen, welches zweimal jährlich an unterschiedlichen
Orten stattfindet. Anbei wird nicht nur getagt, sondern
auch die Geschichte vor Ort aufgearbeitet.
Da die Mitglieder aus verschiedenen Ländern kamen und
am Freitagabend noch nicht alle Teilnehmer anreisen
konnten, nutzte man diesen zum gemütlichen Beisammensein und privaten Gesprächen.
Am Freitag waren angereist: Paul und Emil aus den Niederlanden, Inge, Ursula, Reimar, Mark, Patrick, Antonius, Ingo
mit Frau, Manfred, Sven und René. Am Samstag stand
eine organisierte Führung in Richtung östlicher Neiße an.
Normalerweise sollten wir um 9 Uhr an der Grenze sein,
verspäteten uns jedoch, da Reimar noch nicht richtig in
Schwung war und Manfred
uns kurzfristig aus dem
Zimmer absagte, so dass
wir verspätet ankamen. An
der Grenze wartete schon
Herr Detert und Benny auf
uns. Jetzt fehlte nur noch
Sascha der noch Forst erkundete. Herr Detert versetzte uns dann um über
60 Jahre zurück und zeigte
ein gigantisches Bunkerwerk von 1939. Diese Anlage wurde zur Herstellung
von Sprengstoff errichtet.
Die Waldfläche ist ca. 600
ha groß und es ziehen sich
72 km Betonstraßen, 38
km Eisenbahngleise sowie 60 km Wasser- und Kanalisationsleitungen durch das Werk!
Nach über 4 Stunden Führung ging es zum Schloß Pförten,
wo eine ausgiebige Mahlzeit anstand. Im Anschluss fuhren
wir an den damaligen
Ver teidigungslinien
der Neiße entlang
und Benny erläuterte
die Situation im April
1945. Um noch einen
besseren Einblick in
die Geschehnisse von
damals zu erhalten,
wurde ein Zeitzeuge
befragt. Herr Radisch
brachte die menschlichen Schicksale, Nöte und Ereignisse vom April/Mai 1945
mit eindrücklichen Worten sehr nahe. Als Abschluss der
Exkursion wurde der Soldatenfriedhof in Sproitz besucht.
Bei einer Gedenkminute wurde eine Kerze entzündet. Jetzt
ging es zum Abendessen. Nach dem reichlichen und
schmackhaften Essen besprachen wir Vereinsthemen, wie
z.B. anstehende Bergungsfahrten usw. Danach ging es
zum gemütlichen Teil über und es wurden private Gespräche entfacht und das ein oder andere Glas getrunken. Zwischendurch organisierte René kurzerhand ein Modell, um
die einheitliche VKSVG e.V - Kleidung zu präsentieren. Hier
noch einmal Dank an unser Modell Reimar, den wir als
Verein auch ausleihen können, um die Anzüge usw. zu finanzieren! Gegen 4.30 Uhr war allgemeine Aufbruchstimmung und ein schöner Tag
neigte sich dem Ende.
Am Sonntag wurde noch
gemütlich gefrühstückt,
nach dem einige Mitglieder
wieder ihre Heimreise antraten, mußte unser Modell
Reimar zum Rapport auf
Zimmer 1, da war plötzlich
eine defekte Stehleuchte
aufgetaucht, die etwas verbogen war. In diesem Moment machte es sich bezahlbar, das es unseren
Logopäden erwischt hat,
denn nach einigem Wortwechsel, war die Lampe
wieder "in Ordnung".
Wir hoffen, es werden noch viele weitere schöne Treffen
folgen!
Auf ein Wiedersehen im Frühjahr 2006
in der Pfalz
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Seite 10
VKSVG Informiert
Das Geschäft mit unseren Toten
Von M.Hermann
I. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Auch 60 Jahren nach Beendigung des zweiten Weltkrieges
sind hunderttausende Vermisstenschicksale ungeklärt.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. kümmert sich um die Gefallenen, der DRK-Suchdienst um die
Vermissten. Die Fronten sind klar geregelt, andere haben
da keinen Platz. Seit Jahren sind wir um eine Zusammenarbeit mit dem Volksbund bemüht – vergebens! Es wird
keine „Konkurrenz“ geduldet, könnten ja wichtige Spenden in andere Kanäle fließen, die der Volksbund ja so dringend braucht. Nicht nur, dass dieser finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung bekommt, nein man sollte
am Besten auch gleich sein Erbe dem Volksbund vermachen. Wie man das anstellt, wird auf der eigenen Internetseite ausführlich erklärt.
Das es den Volksbund gibt, dafür sind wir dankbar. Er
kümmert sich um Umbettungen, die Pflege der Gräber und
vieles mehr. Vorwiegend werden in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Gräberfelder umgebetet. Für Einzelgräber fehlt die Zeit oder das Geld. Wir waren immer bemüht, uns um diese Einzelgräber zu kümmern, die man
unberücksichtig bei den Grabungen lässt. Aber auch dies
wird uns nicht gewährt, es wird geblockt und alles wie ein
Staatsgeheimnis gehütet. Wem aber „gehören“ denn die
Toten? Woher nimmt der Volkbund sich das Recht über
unsere Angehörigen zu verfügen? Eine Sache, die man
einmal einer juristischen Prüfung unterziehen sollte.
Natürlich sollte es nicht angehen, dass nun jeder mit einer
Schaufel losgeht und sich der Bergung der Gefallenen annimmt. Unseren Mitgliedern, die ihre Freizeit und Geld für
diese Sache opfern, die einen gemeinnützigen Verein mit
klar definierten Zielen haben, sollte es doch möglich sein,
diese Tätigkeiten auszuführen. Aber wie bereits erwähnt,
wir stellen eine Konkurrenz dar – und was haben wir gelernt? - Wie immer geht es nur ums Geld, schon lange
nicht mehr um die Sache, für die der Volksbund eins
stand.
Berichten wir zum Beispiel über die Bestattung des Friedrich Kindler (Seite 5 dieser Ausgabe). Professor Machata
hatte den Bürgermeister von Hellenthal, der zugleich Ortsvorsitzender beim Volksbund ist, nach der Berichterstattung kontaktiert um ihn darauf hinzuweisen, dass nicht er
die Angehörige ausfindig machte, sondern der VKSVG e.V.
dies tat und die Reise nach Deutschland organisierte. Es
wurde ihm mitgeteilt, dass es aus „politischen“ Gründen
nicht möglich sei uns zu erwähnen. Hierzu gibt es wohl
nichts hinzuzufügen.
Man könnte genügend dieser Beispiele anführen, über
Projekte die Millionen kosten (Rossoska) obwohl der Volksbund das Gelände von Russland zur Verfügung gestellt
bekommen hat. Das Würfel mit Namen der hier Bestatteten Millionen von Euros kosten, sollte eigentlich auch den
letzten Zweifler zum Überdenken anregen.
II. Der DRK-Suchdienst
Beim Besuch des DRK Suchdienstes wurde uns durch die
Blume mitgeteilt, dass unserer Verein nicht in der Lage
sei Schicksale aufzuklären, da wir keine „Profis“ wären.
Unsere geklärten Fälle sprechen da aber eine andere
Sprache. Wer sich ein DRK-Gutachten aus den sechziger
und siebziger Jahren anschaut wird feststellen, dass es
sich hierbei um einen Serienbrief handelt, wo lediglich die
persönlichen Daten eingefügt wurden. Wie heißt es doch
so schön in den Gutachten: Zur Begründung wird ausgefügt: Dann folgt der Werdegang der Division, den Sie heute
noch genauer in diversen Büchern nachlesen können. Anschließend folgt eine Vermutung, dass der Gesuchte weder
im Kriegsgefangenenlager gesehen wurde und mit hoher
Wahrscheinlichkeiten bei den Kämpfen gefallen ist. Soviel
zu den Profis.
Der einzige Vorteil wären dann wohl die Heimkehrerlisten,
die da sanft im Archiv schlummern. Diese kann man auf
Anfrage erhalten, aber viele wissen gar nichts von deren
Existenz. Hätte der Suchdienst vor 10 Jahren oder früher
begonnen, den Angehörigen die Heimkehrerlisten der gesuchten Einheit, in der der Vermisste gedient hatte mitzuteilen, wären auch noch Zeitzeugen am Leben gewesen,
die eventuelle Erinnerungen oder Auskünfte zum Gesuchten hätten geben können.
Unsere Mitglieder haben ein sehr großes Wissen in Militärgeschichte. Was der eine nicht weiß, kann der andere beantworten. Auf jeden Fall mehr, als so mancher Arbeitnehmer bei diversen Profit-Organisationen. Aber auch hier wurde argumentiert, dass die jungen Leute nicht einmal wüssten, in welchem Jahr der zweite Weltkrieg stattgefunden
hätte. Eine fatale Einschätzung, wenn man sieht wie intensiv die Suchenden sich mit dem Thema beschäftigen.
Die Leistungen des DRK-Suchdienst nach dem Krieg waren enorm, da wurden Vermisstenbildlisten erstellt, alles
säuberlich in Karteikarten festgehalten und im Laufe der
Jahre tausende von Schicksalen geklärt. Nur heute sieht
es leider anders aus. Es wird nur noch agiert wenn schriftlich nachgefragt wird. Von selbst wird keine Vermisstensuche mehr durchgeführt. Lediglich die Kriegsgefangenenunterlagen, die mittlerweile zögerlich aus den ehemaligen
Sowjetrepubliken kommen, werden noch bearbeitet.
Zu guter letzt noch einen Rat von mir: Spenden Sie fleißig
an die Profit-Organisationen, damit die Verwaltung pünktlich die Gehälter bezahlen kann.
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Seite 11
VKSVG Informiert
Vermisstendatenbank online
Seit einiger Zeit sind wir mit der Erfassung der Kriegsverschollenen beschäftigt. Zuerst musste eine Datenbank nach unseren Vorstellungen erstellt werden, die in der Lager ist rund 800.000 Datensätze zu verwalten. Als Grundlage der Daten
dienen die DRK-Vermisstenbildlisten und direkte Anfragen von Angehörigen.
Im Moment sind in der Datenbank unter
www.elektronikservice.de
über 22.000 Datensätze online. Jeden Tag folgen weitere hundert, die unsere Mitglieder in Ihrer Freizeit in die Datenbank
eingeben. Der Arbeitsaufwand ist enorm, zuerst müssen die Daten abgetippt werden, danach werden die Bilder eingescannt, diese mit einem Bildberabeitungs-Programm verbessert, die Größe angepasst und letztlich in die Datenbank eingefügt. Dafür nochmals mein herzlicher Dank an alle fleißigen Mithelfer bei diesem Projekt! Der Versuch vom DRKSuchdienst die Vermisstenbildlisten leihweise zur Eingabe zu bekommen, scheiterte leider an der Voraussetzung die Daten
nicht online zu stellen. Wir aber sind der Meinung, dass im Zeitalter der modernen Technik es sehr wohl sinnvoll ist die
Daten den Suchenden kurzfristig zur Verfügung zu stellen. Leider müssen wir nun mühselig jeden Vermisstenband über
andere Wege beschaffen, was mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand verbunden ist. Für eine finanzielle Unterstützung bei unserem Projekt wären wir äußerst dankbar. Zu den Daten aus den Vermisstenbildlisten werden von uns noch
weitere Daten, wie Angehörige und weiterführende Infos zur Einheiten erfasst. Des weiteren werden fehlende Bilder ergänzt und mit der Online-Datenbank des VDK abgeglichen
Einheitsliste
Details des Vermissten
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Seite 12
VKSVG Informiert
Belgien 2005
Ausschlaggebend für die Reise nach Belgien war der Gästebucheintrag von Paul Carton aus Holland auf der
Internetseite des österreichischen schwarzen Kreuzes. Er war auf der Suche nach Angehörigen von Heinrich
Mudroch aus Wien, dessen sterbliche
Überreste er vor sieben Jahren in Wahlerscheidt, Belgien fand. Auf seinen Gästebucheintrag meldete sich Ursula, worauf
ihr Paul mitteilte, dass er seinerzeit die
Gebeine sowie ein paar persönliche Gegenstände des Gefallenen barg und bei
sich zu Hause aufbewahrte, bis er 3 Jahre später von der Existenz der deutschen
Dienststelle WASt in Berlin erfuhr und
seinen Fund meldete. Die WASt leitete
diese Informationen nun an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge weiter, welcher die Abholung der Gebeine
organisierte. Für Paul war diese AngelePaul Carton vor dem Grab von Mudroch
genheit noch lange nicht abgeschlossen.
Die Erkennungsmarke wurde von der
WASt identifiziert und so erfuhr Paul,
dass es sich um den seit 16.12.1944
Paul Carton am Grab von Mudroch
und bis heute vermissten Heinrich
Mudroch, geb. am 18.12.1926 aus Wien
handelte. Er wollte nun gerne wissen, wer er war, wie er aussah und was er für ein Mensch war. Ursula ist es
gelungen, innerhalb von 10 Tagen die Angehörigen in Wien ausfindig zu machen. Heinrich Mudroch hat seine
letzte Ruhestätte auf der Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn in Holland gefunden.
Da sich die Fundstelle in unmittelbarer Nähe des Fundortes von Friedrich Kindler befand, beschlossen Ursula,
Antonius und Mark kurzfristig, den Ort in Belgien aufzusuchen, um nach weiteren Gefallenen zu suchen. Von
der zuständigen Forstaufsichtsbehörde wurde umgehend eine Genehmigung erteilt und der Termin wurde für
das Wochenende von .... bis .... 2005 fixiert. Am Nachmittag des Anreisetages fuhren wir zu Herrn Hönen in Belgien, um mit ihm die genaue Lage des Fundortes von Heinrich Mudroch zu besprechen.
Herr Hönen ist der für dieses Gebiet zuständige Forstbeamte und daher ortskundig. Er
erklärte sich bereit, uns am nächsten Morgen zur vermeintlichen Stelle zu begleiten.
Trotz topographischer Karte von Paul mit
Kennzeichnung der Fundstelle waren wir uns
nicht sicher, ob es sich tatsächlich um den
richtigen Ort handelte. Obwohl wir in der unmittelbaren Umgebung sorgfältig suchten,
konnten wir keine Spuren, die auf weitere
Gefallene hinweisen, entdecken. Den restlichen Tag suchten wir auch im angrenzenden
Wald intensiv, konnten aber auch hier keine
weiteren Hinweise auf Gefallene finden. Am
Sonntag fanden wir Reste von amerikanischen Zeltplanen, Mänteln und Knöpfen. Wir
Emil Carton
vermuteten, dass es sich um einen Verbandsplatz od. ähnliches handeln könnte,
jedenfalls sah es so aus, dass an dieser Stelle noch niemand gesucht hatte. Da wir jedoch zeitlich begrenzt waren, mussten wir die weitere Suche abbrechen. Es wurde beschlossen, im nächsten Jahr mit Paul, der inzwischen Vereinsmitglied geworden ist, noch einmal nach Wahlerscheid zu fahren. Die Genehmigung für eine
Suchfahrt in Belgien wird auch im nächsten Jahr erteilt werden.
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Seite 13
VKSVG Informiert
Österreich 2005
Gerade von der „Expedition Belgien“ zurück erhielt Ursula von einem Bekannten die Nachricht von der Grablage eines Rotarmisten,
gerade einmal 50 Autominuten von ihrem Wohnort entfernt. Sie erklärte sich bereit, am 16. Juli mit ihrem Bekannten zur vermeintlichen
Grablage zu fahren. Tatsächlich handelte es sich um die sterblichen Überreste eines Russen. Die Gebeine waren nur oberflächlich vergraben und es konnten auch persönliche Gegenstände wie das Essbesteck, Taschenmesser, Schaufel, Handgranaten sowie das Koppelschloss eines deutschen Wehrmachtsangehörigen, vom Russen bereits entnazifiziert, gefunden werden. Die Fundstelle wurde sorgfältig
abgesucht, auch der gesamte Umkreis. Die Gebeine wurde vorerst in einer deutschen Stellung versteckt, weil man sich über die weitere
Vorgehensweise noch nicht ganz klar war. Bereits am 22. Juli erhielt sie Nachricht, dass die Grablage eines weiteren Russen entdeckt
wurde. Als auch noch ein Landwirt mit der Bitte an sie herantrat, auch von seinem Grundstück einen gefallenen Rotarmisten zu bergen,
und er darum bat, dies möglichst schnell zu machen, konnten sich
Antonius, Mark und Manfred kurzfristig die Zeit nehmen, um Ursula
in Österreich bei der Bergung der Russen zu unterstützen. Anreisetag
war der 01.08.2005. Gleich am nächsten Tag begannen wir in Begleitung von Wolfgang, so heißt der Bekannte von Ursula – er besitzt
sehr gute Ortskenntnisse, die Fundstelle des zweiten Gefallenen
abzusuchen. Während sich Antonius und Wolfgang um die Bergung
des Russen kümmerten, wurde die nähere Umgebung von Mark und
Ursula sorgfältig abgesucht. Man konnte genau erkennen, was sich
in diesem Gebiet in den letzten Wochen des Krieges abgespielt haben musste. Es war Hauptkampflinie, überall Schützenlöcher und bei
jedem konnten Patronenhülsen gefunden werden, jedoch kein Hinweis auf weitere Gefallene. Am späten Nachmittag brachen wir die
Suche ab und ließen den Tag gemütlich ausklingen. Abends traf auch
Manfred ein, der aus beruflichen Gründen nicht von Anfang an dabei
sein konnte.
Am nächsten Morgen wurden wir bereits beim Frühstück von Wolfgang in Begleitung des Bauern überrascht, auf dessen Grundstück
sich der dritte Russe befinden sollte. Gestärkt und frisch motiviert
Bei der Bergung
fuhren wir los. Der Bauer zeigte uns die Stelle und teilte uns mit,
dass er unmittelbar nach dem Krieg den Kopf irgendwo in der Nähe
bei einem Baum vergraben habe, die genaue Stelle aber nicht mehr wisse. Wir begannen
mit der Suche. Schnell wurden wir fündig, denn auch dieser Gefallene war nur oberflächlich vergraben. Die Sache war jedoch nicht ganz ungefährlich, denn dieser Rotarmist
hatte noch zwei scharfe Handgranaten am Gürtel, gleich daneben fand Manfred ein Tellermagazin für ein russisches Maschinengewehr, teilweise noch geladen. Wolfgang kümmerte sich um die gefährlichen Fundstücke. Nachdem die Überreste freigelegt waren,
galt es nun den Kopf zu suchen. Trotz intensiver Suche konnte dieser jedoch nicht gefunden werden.
Am 4. Tag machten wir uns auf die Suche nach
einem Ort, an welchem im Herbst des Vorjahres
eine ungebrochene Erkennungsmarke gefunden
und bei Ursula abgegeben wurde. Auch hier bot
sich uns das selbe Bild wie bei den Fundstellen
der Gefallenen. Der ganze Wald übersät mit
Schützenlöchern, überall Munitionsreste, eingestürzte Bunker. Auf Grund der Patronenhülsen
konnte man hier jedoch eindeutig erkennen, dass es sich um Stellungen der deutschen Wehrmacht handelte. Auch hier leisteten wir genaueste Arbeit, konnten jedoch keinen Hinweis auf
weitere Gefallene finden.
Russiches Magazin
Den letzten Tag nutzten wir dazu, Soldatenfriedhöfe in der unmittelbaren Umgebung zu besuchen. Zum Abschluss fuhren wir zum Denkmal des Generalmajor Eduard Dietl, welches sich
direkt an der Absturzstelle befindet. Am 23. Juni 1944 startete er in einer Ju 52 vom Flugplatz Graz Thalerhof. Keine halbe Stunde später raste das Flugzeug, das nicht schnell genug Höhe gewinnen konnte gegen den Hochwechsel und zerschellte. Viele unbestätigte Gerüchte ranken sich bis heute um Dietls Tod.
Am Tag der Abreise machten wir noch einen Abstecher nach Gloggnitz in Niederösterreich. Hier besuchten wir eine Ausstellung über
Gefallenenbergungen im Semmeringgebiet nach Kriegsende. Die Gelegenheit wurde auch genutzt, nach einer weiteren Grablage, welche Ursula aus diesem Gebiet gemeldet wurde, zu recherchieren. Leider war auch an dieser Stelle Hauptkampflinie, und so wird es wohl
sehr schwierig werden, die Grablage des gefallenen Wehrmachtsangehörigen zu finden.
Zum Abschluss wurden die sterblichen Überreste der Russen von Antonius sorgfältig protokolliert und von Ursula in Verwahrung genommen. Man war sich einig, dass in dieser Gegend auch noch in den nächsten Jahren sehr viel Arbeit zu erledigen sein wird.
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